Grundlagen SAP XI Strukturierung von Kommunikationswegen Heutige IT-Landschaften sind zunehmend komplex und daher schwierig zu integrieren. Zur Bewältigung dieser Herausforderung muß eine Vernetzung zwischen allen Systemen und Anwendungen innerhalb des Unternehmens und in der gesamten Wertschöpfungskette möglich sein. Dabei geht es nicht nur darum, heterogene Systemumgebungen zusammen zu führen, sondern auch darum, bestehende Investitionen weiter zu nutzen. Denn oftmals ist es nicht wirtschaftlich Altsysteme komplett zu ersetzten. Werden in ein bestehendes System neue Komponenten hinzugefügt, so stellt sich aber die Frage wie dies zu geschehen hat. Eine Punkt-zu-Punkt-Integration wird mit der Anzahl der Komponenten quadratisch komplexer. Eine Integration auf der Grundlage eines Standard-Protokolls wird mit der Anzahl der Komponenten lediglich linear komplexer und bietet den Vorteil der Standardisierung. Die Standardisierte Integration firmeninterner und firmenübergreifender Prozesse und Datenformate senkt somit die Gesamtbetriebskosten erheblich. Abbildung 1: Vergleich: Punkt-zu-Punkt-Integration vs. Integration mit Standard-Protokoll Ziel der SAP XI Initiative Mit der Exchange Infrastructure können Geschäftsprozesse realisiert werden, die eine systemübergreifende Implementation erfordern, sog. kollaborative Prozesse. Ziel der Exchange Infrastructure ist es, Systeme unterschiedlicher Hersteller (nicht-SAP und SAP) in unterschiedlichen Versionen und implementiert auf unterschiedlichen Plattformen (Java, ABAP, usw.) miteinander verbinden zu können. Die Exchange Infrastructure beruht auf einer offenen Architektur, bedient sich vornehmlich offener Standards (besonders aus der XML- und Java-Welt) und bietet Dienste an, die in einer heterogenen und komplexen Systemlandschaft unentbehrlich sind1: Laufzeit-Infrastruktur zum Austausch von Nachrichten. Konfigurationsmöglichkeiten zur Steuerung der kollaborativen Prozesse und des Nachrichtenflusses. Möglichkeiten zur Transformation von Nachrichteninhalten zwischen Sender und Empfänger. 1 Vgl. SAP-Help, 2004, Site: SAP Exchange Infrastructure (BC-XI) SAP XI Arbeitsweise Die Infrastruktur orientiert sich an allgemein anerkannten Standards, um auch für die Integration von Fremdsystemen offen zu bleiben. So steht im Mittelpunkt eine nachrichtenorientierte Kommunikation über HTTP. Die anwendungsspezifischen Inhalte werden über Messages in einem frei definierbaren XML-Schema vom Sender an den Empfänger über die sogenannte Integration Engine übertragen. Der Aufbau einer Message wird dabei von den verwendeten Datenstrukturen eines Interface bestimmt. Abbildung 2: Funktionsweise SAP XI Ein zentrales Konzept ist dabei, dass in der Design-Phase alle benötigten Schnittstellen zunächst plattform-unabhängig entwickelt und in WSDL-Form zur Verfügung gestellt werden. Ausgehend von dieser Beschreibung können zum Beispiel Mappings zwischen Interfaces definiert werden, ohne dass dies bereits Auswirkungen auf eine bestehende Systemlandschaft hätte. Alle Daten-Objekte die in der Design-Phase erstellt werden, werden im sogenannten Integration Repository abgelegt, um später in einer konkreten Systemlandschaft eingesetzt zu werden. In einer zweiten Phase, der Konfigurations-Phase, können die dort abgelegten Komponenten, Interfaces und Mappings gemäß Ihrer Systemlandschaft und Ihres kollaborativen Prozesses ausgewählt und beim logischen Routing einander zuordnen werden. Das Ergebnis dieser Konfiguration wird im Integration Directory abgespeichert und kann während der Laufzeit der Exchange Infrastructure abgerufen und ausgewertet werden. Das Integrationswissen eines kollaborativen Prozesses wird also zentral abgelegt: Im Integration Repository zur Design-Zeit und im Integration Directory zur Konfigurations-Zeit. Die Exchange Infrastructure folgt damit dem Prinzip des sogenannten Shared Collaboration Knowledge: Informationen über einen kollaborativen Prozess müssen nicht mehr in den beteiligten Systemen zusammengesucht werden, sondern können zentral abgerufen werden. Diese Vorgehensweise reduziert erheblich die Kosten für die Entwicklung und die Wartung von verteilten Anwendungen.2 Abbildung 3: Shared Collaboration Knowledge 2 Vgl. SAP-Help, 2004, Site: SAP Exchange Infrastructure (BC-XI) Funktionsumfang des SAP XI Entwicklung systemübergreifender Anwendungen SAP XI bietet die Möglichkeit systemübergreifende Anwendungen zu entwickeln, die über die Laufzeit-Infrastruktur mit einer Vielzahl von Systemen Nachrichten über synchrone oder asynchrone Kommunikation austauschen. Dazu kann man sowohl plattformunabhängige Schnittstellen entwickeln oder bereits vorhandene Schnittstellen über Adapter an die Laufzeit anbinden.3 Beschreibung kollaborativer Prozesse· Mit Hilfe von Business Scenarios kann man den kollaborativen Prozess aus der „Vogelperspektive“ beschreiben und daraus die nötigen Interfaces und Mappings ableiten.4 Nachrichten-Mapping Mit Hilfe von Mappings können Werte und Strukturen der Nachricht für den Empfänger angepaßt werden.5 Logisches und technisches Routing Das logische Routing dient dazu den Nachrichtenfluß zwischen den logischen Systemen der Systemlandschaft zentral zu pflegen. Mit Hilfe von definierten Endpunkten kann der logische Empfänger an ein technisches System angebunden werden, das Dank dieser Abstraktionsebene einfacher ausgetauscht werden kann (technisches Routing) .6 Kontrolle des Systemzugriffs Das SAP XI verfügt über eine Systemzugriffskontrolle die mit Hilfe von Anmeldedaten den Systemzugriff steuert. Verwaltung der Komponenten der Systemlandschaft Mit dem „System Landscape Directory“ verfügt das SAP XI über ein zentrales Repository zur Verwaltung der Komponenten beliebiger Systemlandschaften. Das System Landscape Directory enthält einerseits Daten über alle Verfügbaren Komponenten der betreffenden Systemlandschaft, andererseits werden über die Systemlandschaftsbeschreibung alle installierten Systeme in der betreffenden Systemlandschaft dargestellt.7 Über die Verwendung des System Landscape Directories kann die Systemlandschaft als Grundlage für die Beschreibung von kollaborativen Prozessen benutzt werden.8 Vgl. SAP-Help, 2004, Site: „SAP Exchange Infrastructure (BC-XI)“ Vgl. SAP-Help, 2004, Site: „SAP Exchange Infrastructure (BC-XI)“ 5 Vgl. SAP-Help, 2004, Site: „SAP Exchange Infrastructure (BC-XI)“ 6 Vgl. SAP-Help, 2004, Site: „SAP Exchange Infrastructure (BC-XI)“ 7 Vgl. SAP-Help, 2004, Site: „System Landscape Directory in der Exchange Infrastructure“ 8 Vgl. SAP-Help, 2004, Site: „SAP Exchange Infrastructure (BC-XI)“ 3 4 Vorteile des SAP XI Gemeinsame Infrastruktur/niedrigere Kosten Das SAP XI bietet eine gemeinsame Infrastruktur für interne und externe Integration und somit einen einheitlichen Ansatz für alle Integrationsaufgaben.9 Es existieren gemeinsame Integrationsinformationen über Systeme und Unternehmensgrenzen hinweg. D.h. eine Punkt-zu-Punkt-Integration der einzelnen Komponenten entfällt, was die Komplexität der Systemlandschaft reduziert. Das hat den Vorteil das bereits getätigte Investitionen weiter genutzt werden können und die neue Integrationslandschaft sich Schritt für Schritt „entwickeln“ kann. Außerdem können neue Services und Prozesse einfach und ohne Unterbrechung des Systembetriebs hinzugefügt werden.10 Dies führt zu niedrigeren Gesamtbetriebskosten.11 Ein weiterer Aspekt ist der Anschaffungspreis. Für die XI Engine fallen nur dann Kosten an, wenn man SAP mit Non-SAP-Systemen verknüpfen will. Bei einer Integration zwischen zwei SAP-Instanzen ist die XI Engine kostenfrei.12 Betriebswirtschaftliche Semantik abbilden Die Fähigkeit von SAP XI, gemeinsame betriebswirtschaftliche Semantik, wie Integrationsszenarien, Mappings und Schnittstellen zu erfassen, zu speichern und anzuzeigen, vereinfacht die Zusammenführung interner und externer Komponenten13 Einfache Zusammenstellung neuer Prozesse bzw. Integration bestehender Prozesse SAP Exchange Infrastructure stellt die erforderlichen Messaging-Schnittstellen, Mappings und Routing-Regeln bereit, um Anwendungskomponenten miteinander zu verbinden oder anwendungsübergreifende Prozesse zu erstellen. So kann bestehende Software zur Unterstützung neuer Geschäftsprozesse neu zusammengestellt werden.14 Gute Mapping-Tools Gute Mapping-Tools Vollkommene Offenheit – Basiert auf offenen Standards(XML, Java, WSDL, UDDI, SOAP, ...) SAP Exchange Infrastructure baut auf branchenüblichen Technologien auf, wie z. B. WebServices, XML Messaging sowie Java- und J2EE-Standards (Java 2 Enterprise Edition). Auf diese Weise werden Flexibilität und Erweiterbarkeit für die Zukunft gesichert.15 Logischer Aufbau/Life Cycle Management für die Lösung SAP Exchange Infrastructure deckt den gesamten Lebenszyklus der Software ab, einschließlich Design, Entwicklung, Inbetriebnahme und Modifikation. Sie hält vordefiniertes SAP-Integrationswissen bereit. Durch Unterstützung von Collaboration-Inhalten und Implementierungswissen von Drittanbietern ermöglicht es das SAP-XI ein Partnernetzwerk aufzubauen.16 Effektive Verwaltung, Automatisierung und Ausführung von Prozessen Vgl. SAP AG 2004, Site: „.../solutions/netweaver/businessbenefits “ Vgl. Fetzer Kai 2004, Seite 8 11 Vgl. SAP AG 2004, Site: „.../solutions/netweaver/exchangeinfrastructure/Index.asp“ 12 Vgl. Shai Agassi, Walldorf 2004, Site: „ShowBlog.asp“ 13 Vgl. SAP AG, SAP Customer Success Story: Mennekes Elektrotechnik, Seite 2 14 Vgl. SAP AG 2004, Site: „.../solutions/netweaver/businessbenefits “ 15 Vgl. SAP AG 2004, Site: „.../solutions/netweaver/exchangeinfrastructure/Index.asp“ 16 Vgl. SAP AG 2004, Site: „.../solutions/netweaver/exchangeinfrastructure/Index.asp“ 9 10 SAP Exchange Infrastructure kann den Nachrichtenfluss für jeden Geschäftsprozess individuell steuern. Somit können Prozesse entsprechend den besonderen Anforderungen über heterogene Systeme und Unternehmensgrenzen hinweg automatisiert werden.17 Leichte Bedienbarkeit durch vorkonfigurierter Integrations-Content Die SAP-Lösungen enthalten Metadaten für die Integration (CRM, SRM, SCM, xApps wie xRPM, etc.) Diese Metadaten werden mit dem Integration Repository des SAP XI ausgeliefert Das bietet den Vorteil der einfachen Integration und Aktualisierung von SAP-Lösungen. Somit hat man eine komfortable Versionssteuerung und Modifikationsverwaltung von Integrations-Metadaten.18 Skalierbare IT-Infrastruktur SAP Exchange Infrastructure trennt integrationsbezogenes Wissen vom zugrunde liegenden Anwendungscode. Dadurch wird eine zuverlässige, skalierbare IT-Infrastruktur geschaffen, die sowohl SAP- als auch Nicht-SAP-Komponenten integriert. Dies führt zu niedrigeren Gesamtbetriebskosten.19 Nachteile/Schwachstellen des SAP XI Adapter-Transformation nicht für alle Formate Viele Anwendungen können zwar über das SAP XI angeschlossen werden, aber es wird vorausgesetzt, daß die Messages für den jeweiligen Adapter bereits in XML-Format vorliegen. Das heißt, eine Anwendung die an ein SAP-Backend angeschlossen ist und IDocs oder ein anderes Nicht-XML-Format verwendet, kann nicht ohne weiteres den von SAP XI vorgeschlagenen Adapter verwenden (z.B. JMS-Adapter / MQSeries).20 XI-Engine kann sich schnell zum Flaschenhals entwickeln Garantierte Ausfallsicherheit muss gewährleistet sein Langsame Verarbeitung aufgrund von XSLT (und JAVA) Hoher Installations- und Customizingaufwand.21 Keine Migration von Business Connector zu SAP XI Der SAP Business Connector und SAP XI sind komplett unterschiedliche Technologien. Es gibt kein Migrations-Pfad von SAP Business Connector zu SAP XI. D.h. Daten-Mappings müssen neu geschrieben werden (BC FLow Language) bzw. portabel gemacht werden(Java Code). XSL-Daten-Mappings können hingegen einfach migriert werden, weil beide Plattformen XSL-Processoren unterstützen. Es kann also nur XSLT und Java Code migriert werden. Alles andere muß von Hand neu erstellt werden.22 Hoher Verbrauch an Speicherplatz Damit SAP XI zufriedenstellen läuft muß ein Server mit viel Speicher zur Verfügung stehen. 4Gb RAM und 80Gb Hard Disk sind schon nötig.23 Vgl. SAP AG 2004, Site: „.../solutions/netweaver/businessbenefits“ Vgl. Fetzer Kai 2004, Seite 10 19 Vgl. SAP AG 2004, Site: „.../solutions/netweaver/exchangeinfrastructure/Index.asp“ 20 SAP-Community 2004, Thread: „Connectivity between XI and WebSphere“ 21 SAP-Community 2004, Thread: „Any one implemented SAp XI 3.0“ 22 SAP-Community 2004, Thread: „Migration from Business Connector to XI“ 23 SAP-Community 2004, Thread: „Any one implemented SAp XI 3.0“ 17 18 Literatur Fetzer K., Präsentation: Integration und Interaktion in heterogenen Systemlandschaften, SAP Deutschland AG & Co. KG, Walldorf 2004 SAP AG, http://www.sap.com/germany/solutions/netweaver/businessbenefits/index.aspx Menu: SAP.de Home Lösungen SAP NetWeaver SAP Exchange Infrastructure Nutzen, Walldorf 2004 (http://www11.sap.com/germany/solutions/netweaver/exchangeinfrastructure/index.aspx) SAP AG, SAP Customer Success Story: Mennekes Elektrotechnik - Firmenübergreifender Austausch von Produktkatalogdaten mit SAP NetWeaver™, Walldorf 2003 SAP Community, http://www11.sap.com/community/, Menu: Discussion Forums SAP NetWeaver Openness & Interoperability, Walldorf 2004 (http://www.sap.com/community/int/forums/ShowForum.aspx?ForumID=122) SAP-Help, http://help.sap.com/, Menu: Documentation SAP NetWeaver SAP Exchange Infrastructure 2.0 deutsche Version, Walldorf 2004 (http://help.sap.com/saphelp_xi20sr1/helpdata/de/14/80243b4a66ae0ce10000000a11402f/frameset.htm) Shai Agassi, Why SAP NetWeaver Can Change the IT World, Walldorf 2004, in: SAP Community, http://www11.sap.com/community/, Menu: Executive Blogs, Walldorf 2004 (http://www.sap.com/community/int/blog/ShowBlog.aspx?PostID=112219)