Interstellare Materie Gas- und Staubwolken um Rho- (rechts) und Sigma Ophiuchi (unten) und Antares (links oben). Bei den blauen Nebel um Rho Ophiuchi und den gelben Nebel um Antares handelt es sich um Reflexions-Nebel, bei den roten Nebel um Sigma Ophiuchi um einen EmissionsNebel Das Universum erscheint - in großen Maßstab gesehen - fast leer. Es gibt in unserer Galaxie, dem Milchstrassensystem, riesige Gebiete nahezu materiefreien Raumes zwischen den Sternen, und offensichtlich trifft dies in ähnlicher Weise auch für die anderen Galaxien zu. Wir nennen dies den interstellaren Raum. Die Entfernungen zwischen den Galaxien sind gewaltig, dennoch ist das Weltall nirgends völlig leer. Zumindest eine geringe Spur von Materie ist überall im Weltraum vorhanden, auch wenn die Dichte meist weitaus geringer ist als im besten Laborvakuum. Im ganzen Universum sind die Hauptbestandteile der interstellaren Materie überall die gleichen - vorzugsweise Wasserstoff mit etwas Helium - aber die Elementhäufigkeit der geringen Anteile variieren stark zwischen den verschiedenen Regionen. Die Gesamtdichte und andere Eigenschaften der interstellaren Materie sind ebenfalls sehr verschieden von Ort zu Ort. Meist ist die Materie gasförmig, ein kleiner Anteil in Form von winzigen festen Staubpartikeln vor, dem interstellaren Staub. Im Durchschnitt gibt es ungefähr nur ein Atom pro 100000 Kubikmeter im Weltraum. Wenn auch die Dichte der interstellaren Materie extrem gering ist, ist doch das Volumen der Zwischenräume in einer Galaxie so groß, dass die Gesamtmenge interstellarer Materie sehr beträchtlich ist. Unsere eigene Galaxie enthält ca. 1010 Sonnenmassen Materie zwischen den Sternen, das sind etwa 10% ihrer Gesamtmasse. Der größte Anteil dieser Materie ist auf die Spiralarme verteilt und auf eine Schicht von nur wenigen hundert Parsec Dicke beschränkt. Die Sterne und die interstellare Materie in der galaktischen Scheibe tauschen ununterbrochen Materie aus. Zunächst kondensieren Sterne aus der Urmaterie, die sich schließlich zu Galaxien zusammenballt. Allerdings ist noch nicht klar, wann im früheren Leben einer Galaxie dies geschieht. Die masseärmsten Sterne leben viele Milliarden Jahre und "sterben" relativ ruhig. Andere Sterne hingegen stoßen einen Teil ihrer Masse ab, bevor sie erlöschen. Einige können zum Beispiel sichtbare Hüllen bilden, wie die planetarischen Nebel, deren Ausdehnung man auf photographischen Aufnahmen, die über mehrere Jahre hinweg erhalten wurden, verfolgen kann. Im Extremfall brennen die sehr massereichen Sterne (mit vielfacher Sonnenmasse) nach nur wenigen Millionen Jahren aus und beenden ihr Leben in einer spektakulären Supernova-Explosion. Auf diese Weise geben massive Sterne einen großen Teil des Wasserstoffs und Heliums an das interstellare Medium zurück, aus dem sie entstanden sind. Wichtiger aber ist in diesem Zusammenhang, dass dann schwerere Elemente im "Urgas" vorhanden sind, die durch Kernfusion im Inneren der Sterne entstanden sind. Auch sie wurden bei der Explosion in großen Mengen ausgestoßen. Eine weitere Konsequenz einer SupernovaExplosion ist die Bildung schwerer Atomkerne von Eisen und anderen Elementen einschließlich sehr schwerer Elemente bis über das Uran hinaus, die ebenfalls an dem Ereignis teilnehmen. All diese Materie dehnt sich - mit enormer Geschwindigkeit ausgestoßen - in den interstellaren Raum aus und mischt sich mehr oder weniger mit dem dort bereits vorhandenen Gas. Die neuen schweren Elemente können entweder in Form von Gas existieren oder in irgendeiner Weise zu Staubkönnern auskondensieren. Später, wenn die Dichte einer kühlen interstellaren Wolke einen kritischen Wert übersteigt und sie durch ihre eigene Gravitation kontrahiert, können sich neue Sterne aus diesem angereicherten interstellaren Material bilden, und diese enthalten dann prozentual mehr schwere Elemente als die ursprüngliche Sternpopulation. Dieser Prozess der Sternentstehung - Synthese schwerer Elemente, Ausstoß von mit diesen angereichertem Material zurück in den interstellaren Raum, wiederum gefolgt von Sternentstehung - ist ein immer wiederkehrender Kreislauf der Ereignisse in der ganzen Galaxie. Der Stoff, aus dem die Sonne und die Planeten kondensierten und aus dem wir selber sind, hat diesen Kreislauf schon mehr als einmal durchlaufen. Der Orion-Nebel ist der bekannteste Emissions-Nebel. ©AAO Das auffallendste Erscheinungsbild interstellarer Materie sind Nebel. Sie wurden in verschiedene Typenklassen unterteilt: Reflexionsnebel, Gebiete ionisierten Wasserstoffs (HII-Regionen), planetarische Nebel, Supernova-Überreste und Dunkelwolken. Die Unterschiede zwischen ihnen bestehen hauptsächlich in der Art und Weise, wie das Material leuchtet oder beleuchtet wird, das Licht von anderen Strahlungsquellen verdeckt wird, sowie in ihrer Dichte und ihrer jüngsten Geschichte. In einem Reflexionsnebel reflektieren und streuen die Staubpartikel in erster Linie Licht von in der Nähe stehenden Sternen. Dunkelwolken andererseits sind dichte Gas- und Staubwolken ohne Sterne, die sie beleuchten könnten, und sie sind so undurchsichtig, dass sie das Licht von Sternen oder hellen Nebeln im Hintergrund absorbieren; sie erscheinen als Silhouette gegen den helleren Hintergrund wie ein "Loch" im Himmel. Das Licht von HII-Regionen und planetarischen Nebeln wird als Folge der Ionisation von Gas durch die UltraviolettStrahlung sehr heißer umliegender Sterne (O-Sterne, B-Sterne, OB- Assoziationen) erzeugt. Sichtbares Licht entsteht hauptsächlich, wenn Elektronen wiederholt von Wasserstoff(Proton) oder Helium-Ionen eingefangen werden (Rekombination), oder durch Stöße von Elektronen mit einfach oder mehrfach ionisierten Sauerstoff-, Neon- oder Stickstoff-Atomen. Komplexere Anregungsprozesse finden in Supernova-Überresten statt, einschließlich der Entstehung von durch Elektronen, die von dem übriggebliebenden Pulsar ausgesandt wurden, und durch Stoßanregung des interstellaren Der Hantel-Nebel ist ein Gases durch hochenergetische Teilchen in der durch die planetarischer Nebel Explosion herausgeschleuderten Materie. Andere Typen von Nebeln, die nicht auf optischen Photographien erscheinen, sind dichte Molekülwolken, die eher aufgrund ihrer Emission und Apsorption von Radio-, Mikrowellen- und Infrarotstrahlung nachweisbar sind als durch ihre Emission im sichtbaren Wellenlängenbereich. Wie wir noch sehen werden, haben mehrere dieser Nebeltypen miteinander zu tun. Die Existenz von Gas zwischen den Sternen wurde 1904 von J. F. Hartmann entdeckt durch die Beobachtung, dass einige wenige der Absorptionslinien, die er im Spektrum des Doppelsterns Delta Orionis (Mintaka) fand, ihre Wellenlänge während des Umlaufs nicht änderten (wie aufgrund des Doppler-Effekts zu erwarten wäre). Dem ging die Beobachtung von (1874) von W. Huggins voraus, dass gewisse Nebel ein Spektrum aufweisen, das für verdüntes Gas charakteristisch ist. Seitdem werden in den Spektren vieler Hintergrundsterne interstellare Absorptionslinien gemessen. Im optischen Bereich gibt es nur wenige dieser Linien, und sie sind gewöhnlich viel schmaler als die stellaren Linien selbst. Häufig haben sie mehrfach Doppler-verschobene Komponenten, verursacht durch Wolken verschiedener Radialgeschwindigkeiten. Die stärksten optischen Linien entsprechen neutralen Natrium- und einfach ionisierten Calcium-Atomen. Neutrale Kalium-, Calcium- und Eisen-Atome sowie einfach ionisierte Titan-Atome sind ebenfalls durch ihre Absorptionslinien im sichtbaren Spektrum nachweisbar, darüber hinaus wurden einige einfache Moleküle gefunden. Viele Atome in verschiedenen Ionisationsgraden haben ihre Absorptionslinien im ultravioletten Wellenlängenbereich. Sie wurden mit Hilfe von speziellen Teleskopen mit Ballonen, Raketen oder Satelliten untersucht. Der Lyman-Alpha-Übergang des neutralen Wassertoffs, der bei 121,6 nm liegt, ruft bei weitem die stärkste aller beobachteten Absorptionslinien hervor. Während interstellarer Wasserstoff zum größten Teil neutral ist, gibt es einige Elemente im interstellarem Medium, die hauptsächlich im ionisierten Zustand vorkommen. Die Ionisation solcher Elemente rührt meistens von hochenergetischen Photonen des ganzen Raum erfüllenden galaktischen Sternenlichts her. Die geringe Dichte des interstellaren Mediums stellt sicher, dass ein Atom im ionisierten Zustand (Ion) relativ lange warten muss, bevor es mit einem freien Elektron rekombinieren kann, das ihm nahe genug kommt. In dichteren Gebieten wird Wasserstoff in Form von H2-Molekülen im fernen Ultraviolett deutlich nachgewiesen, wenn ein entsprechend heißer Stern im Hintergrund steht. Die gesamte Anzahl von Atomen oder Molekülen jeder Sorte zwischen uns und dem Hintergrundstern lässt sich aus der Form und Stärke seiner charakteristischen Absorptionslinien bestimmen. In einigen gut untersuchten Fällen scheint das interstellare Gas zum Beispiel nur ein Hundertstel von Eisen und ein Tausendstel von Calcium zu enthalten, verglichen mit der Häufigkeit in Sternatmosphären. Der Grund hiefür ist leicht zu erkennen: die fehlenden Anteile stecken in den interstellaren Staubteilchen. Wenn Licht auf ein interstellares Staubteilchen trifft, wird es zum Teil absorbiert und zum Teil in den Raum zurückgestreut. Im Sichtbaren werden etwa gleiche Anteile absorbiert und gestreut. Tatsächlich ist etwa ein Viertel des diffusen Lichtes, das wir in der Milchstrasse sehen, an Staub gestreutes Sternlicht. Reflexionsnebel sieht man, wenn ein heller Stern nahe genug an einer dichten Wolke oder Schwaden von Gas und Staub steht, um diese zu beleuchten. Diese Nebel erscheinen blauer als die entsprechenden Sterne, da die Staubteilchen in der Dunkelwolke blaues Licht effektiver streuen als rotes. Ansonten ähnelt aber der generelle spektrale Verlauf des Lichtes von solchen Nebeln dem des beleuchtenden Sterns mit seinen typischen Absorptionslinien - im Gegensatz zu HII-Regionen, deren meist rote Farbe aus dem Gas selber Der Pferdekopf-Nebel ist eine stammt. Absorption und Streuung trüben auch unseren dunkle Staubwolke, die in die HIIBlick auf die Sterne, ein Effekt, der als interstellare Region IC434 hineinragt. ©AAO Extinktion bekannt ist. Die Extinktion ist je nach Region sehr unterschiedlich. In der extragalaktischen Ebene wird das Licht im sichtbaren Spektralbereich um etwa zwei Größenklassen je Kiloparsec geschwächt. In einigen sehr dichten interstellaren Wolken kann die visuelle Extinktion hingegen mehrere hundert Größenklassen pro Parsec betragen. Der Betrag der Extinktion hängt relativ stark von der Wellenlänge ab. Rotes Licht wird weniger geschwächt als blaues. Das führt dazu, dass die scheinbare Farbe von Sternen davon abhängt, wie stark das Licht von seinem Weg zur Erde durch Extinktion verändert wurde. Dieser Farbeffekt wird als interstellare Rötung bezeichnet. Ähnlich wird auch das Licht in der Atmosphäre gerötet, wodurch die scheinbare Änderung der Sonnenfarbe bei Auf- und Untergang zu erklären ist. Zu kürzeren Wellenlängen hin steigt die Extinktion noch weiter an, und im fernen Ultraviolett ist sie mehrfach so groß wie im Visuellen. Entsprechend fällt die Extinktion zu größeren Wellenlängen hin schnell ab, und bei 2 &mircom beträgt sie nur noch ein Zehntel der optischen Extinktion. Diese hohe Verbesserung der Transparenz des interstellarem Mediums zu längeren Wellenlängen hin erlaubt es den Astronomen mit den Methoden der Infrarotastronomie, tief in extreme Staubgebiete und in ferne Regionen in der galaktischen Ebene hineinzusehen, was bei kürzeren Wellenlängen unmöglich wäre. Die Kurve, die die Abhängikeit des Extinktion von der Wellenlänge beschreibt, ist nicht völlig glatt. Sie zeigt mehrere Spitzen, einen im Ultravioletten bei der Maximumwellenlänge von ca. 220nm und zwei im Infrarotem bei 3 &mircom und 10 &mircom. Vieles, war wir über die Natur der interstellaren Staubteilchen wissen, ist aus dieser Extinktionskurve abgeleitet. Eine Schlussfolgerung ist, dass die meisten Staubteilchen, die die visiuelle Extinktion verursachen, etwa 0,1 &mircom groß sind - kleiner als die Wellenlänge des Lichtes -, auch wenn wir über ihre Form sehr wenig wissen. Einen Hinweis auf die Form erhält man aus der Tatsache, dass das direkte Licht von den Sternen ein wenig polarisiert ist. Dies weist darauf hin, dass zumindest einige Staubteilchen eine längliche Form haben, was ihnen die Tendenz verleiht, sich längs der Magnetfeldlinien auszurichten, die es im interstellaren Raum in der ganzen Galaxie gibt. Noch kleiner Staubteilchen benötigt man, um die Extinktion im Ultravioletten erklären zu können. Die Spitze im ultravioletten Teil der Extinktionskurve deutet darauf hin, dass Graphitteilchen vorhanden sind, und jene im infraroten Teil weisen auf Eiskristalle und eine gewisse Sorte von Silicat-Material hin. In einem Staubteilchen können verschiedene Substanzen vorhanden sein.. Wo bilden sich diese Staubteilchen? Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass ein Teil von ihnen aus dem Gas der äußeren Atmosphäre später Sterne kondensiert. Man beobachtet bei vielen solcher Sterne große Mengen Staub in ihrer unmittelbaren Umgebung. Der so entstandene Staub lässt sich aufgrund seiner Wiederabstrahlung im infrarotem Wellenlängenbereich nachweisen. Einige dieser Staubkörner werden in den interstellarem Raum hinausgetrieben und machen so Platz für die Entstehung neuer Staubteilchen aus neuem Sternenmaterial. Staubpartikel können auch noch während des Kollapes bei der Geburt neuer Sterne aus Gaswolken kondensieren. Wenn sie einmal entstanden sind, können die Staubkörner durch fortwährende Akkretion von weiteren Atomen und Molekülen aus dem interstellaren Raum wachsen. Anderseits kann interstellarer Staub dadurch Helle Gasnebel (rot) und dunkle "zersetzt" werden, dass er durch Kollisionen von Gaswolken Staubwolken im Band der aufgeheizt wird, durch die Einwirkung interstellarer Strahlung Milchstrasse oder dadurch, dass er in neue Sterne eingebaut wird. Wie effektiv jedoch auch immer die Prozesse der Entstehung und Zersetzung sein mögen - man erwartet nicht, dass der mittlere Massenanteil von Staub an der interstellaren Materie mehr als ein Prozent beträgt. Der einfache Grund dafür ist, dass Staub vorzugsweise aus schweren Elementen besteht, die zusammengenommen weniger als ein Prozent des galaktischen Materials ausmachen. Obwohl die mittlere Stärke des interstellaren Magentfeldes nur einige 10-10 Tesla beträgt, beinflusst es doch stark die Bewegung geladener Teilchen im interstellaren Medium. Daher beobachtet man überall in unserer Galaxie Synchrotronstrahlung, die dadurch entsteht, dass hochenergetische Elektronen der kosmischen Strahlung im Magnetfeld auf gekrümmte Bahnen gezwungen werden. Der andere Anteil der kosmischen Strahlung sind Atomkerne und Elementarteilchen, deren kinetische Energie 1021 eV (Elektronenvolt) erreichen kann. Die Materie, die für die kosmische Strahlung verantwortlicht ist, hat eine verschwindend geringe Dichte im Vergleich zu anderen interstellaren Teilchen, macht aber einen beträchtlichen energetischen Anteil aus. Man vermutet, dass Supernovae eine dominierende Rolle bei ihrer Entstehung spielen.Den größten Teil unseres Wissens über die großräumige Verteilung des interstellaren Gases in unserer Galaxie ziehen wir aus der Untersuchung der Emission und Absorption der 21-cm-Linie des neutralen Wasserstoffs im Radiobereich. Diese Wellenlänge entsteht beim Wechsel der relativen Spin-Ausrichtung von Proton und Elektron beim Übergang von einem Zustand mit paralleler Ausrichtung zu einem mit entgegengesetzter Ausrichtung. Im interstellaren Raum befinden sich etwa Dreiviertel der Wasserstoffatome im Zustand der parallelen Spinausrichtung, der energetisch etwas höher liegt als der andere Zustand; der Energieunterschied entspricht einem Photon der Frequenz 1420,4 Mhz bzw. der Wellenlänge 21 cm. Der Stoß mit einem anderen Teilchen induziert einen Übergang zwischen diesen Zuständen, aber infolge der geringen mittleren Dichte der Materie im interstellaren Medium geschiet die bei einem individuellen Teilchen nur etwa alle paar hundert Jahre. Dennoch kann Strahlung der 21-cm-Linie leicht aus nahezu allen Richtungen in unsere Galaxie empfangen werden, da die Anzahl der interstellaren Wasserstoffatome so groß ist. Aus der Doppler-Verschiebung können Gaswolken verschiedener Geschwindigkeiten im selben Sehstrahl unterschieden werden. Dies ist vom großen Nutzen, da es uns erlaubt, die Verteilung und Bewegung neutralen Gases zu studieren. Solche Beobachtungen zeigen, dass neutrale Wasserstoffwolken in Haufen hauptsächlich entlang der Spiralarme vorkommen. Mit der Entdeckung interstellarer Moleküle erkannte man, dass die auffälligen HII-Gebiete relativ kleine Hohlräume am Rande oder inmitten weit massereicherer Molekülwolken sind, aus denen sich die heißen Sterne gebildet haben. Molekülwolken sind die kälteste Materieform in unserer Galaxie - mit Temperaturen von wenigen Kelvin bis hinauf zu mehreren hundert Kelvin in Gebieten aktiver Sternentstehung. Die meisten Strahlung, die aus diesen Wolken empfangen wird, ist thermische Ferninfrarot-Strahlung des Staubes und Strahlung aus Rotationsübergängen der Moleküle sowohl im Infraroten als auch im Radiobereich. Über 60 verschiedene Moleküe und Radikale wurden bisher nachgewiesen. Das häufigste Molekül ist der molekulare Wasserstoff, obwohl er selber keine Strahlung emittiert, solange er kälter als etwa 500 K ist. Ein zum Nachweis von Molekülwolken oft benutztes Molekül ist das Kohlenmonoxid (CO), das sehr stark strahlt. Man weiß heute, dass strahlendes CO-Molekülgas in unserer Galaxie weit verbreitet ist. Diese Strahlung stammt hauptsächlich aus Wolken, die sich in ihrer Position auf eine Schicht von nur ungefähr 150 Parsec Dicke nahe der galaktischen Scheibe beschränken. Aus unserer Sicht erscheint unsere Galaxie im Licht solcher Molekülstrahlung auf ein schmales, nur etwa 2 Grad breites Band entlang der galaktischen Ebene beschränkt. Nur die uns nächsten Wolken sieht man in hohen galaktischen Breiten. Das Molekülgas ist hauptsächlich in den Spiralarmen konzentriert, mit der höchsten Dichte in einem Ring mit etwa 5 Kiloparsec Radius, ein Teil ist jedoch weiter über die Scheibe verteilt, und im galaktischen Zentrum ist es sehr häufig. Molekülwoklen gibt es in verschiedensten Größen mit den unterschiedlichsten Massen und Zusammensetzungen. In der Milchstrasse ist das meiste Molekülgas in riesigen Wolken von bis zu 1 Millionen Sonnenmassen und mit etwa 40 pc Durchmesser konzentriert. Die Zentraldichten sind bisweilen höher als 10000 Teilchen pro cm³. Diese Riesen-Molekülwolken sind die größten der Eigengravitation unterliegenden Gebilde in der galaktischen Scheibe und sind die Stellen, in denen gegenwärtig die meisten Sterne geboren werden. Die kleinsten Wolken, die sogenannten Bok-Globulen, haben Massen von nur wenigen bis einigen hundert Sonnenmassen. In manchen dieser Globulen haben sich Sterne mit geringer Masse gebildet, und andere sind vielleicht noch dabei, in sich zusammenzustürzen, um dann später Sterne zu bilden. Auch im Bereich mittlerer Massen gibt es verschiedenste Molekülwolken und Wolkenkomplexe. Wahrscheinlicht ist der Anteil molekularen Gases im interstellaren Medium größer als der atomare Anteil. Molekülwolken und neutrale Wasserstoffwolken füllen selbst zusammengenommen bei weitem nicht das Volumen des interstellaren Raumes aus. Auch wenn dies noch im Bereich der Spekulation liegt, vermutet man heute, dass das Gas zwischen den Wolken sehr heiß und extrem verdünnt ist bei Temperaturen von etwa 1 Million Kelvin und Dichten weniger 10-3 Teilchen pro cm³ - als direkte Folge der Ausdehnung von Supernova-Überresten, die in unserer Milchstrasse recht häufig sind. Man weiß, dass sich in einer Galaxie wie der unsrigen etwa alle paar Dutzend Jahre eine Supernova-Explosion erreignet. Der gasreiche Überrest dehnt sich dann mit hoher Geschwindigkeit bis einen Radius von ca. hundert pc aus. Infolge dessen ist nach nur wenigen Millionen Jahren das Gas an jedem beliebigen Ort der ganzen galaktischen Scheibe mindestens einmal der Druckwelle des heißen Gases einer Supernova ausgesetzt. Die Struktur des interstellaren Mediums ist in Kiloparsec-Maßstab wahrscheinlich durch eine schaumartige Struktur dünner, heißer, zusammenwachsender Supernova-Überreste verschiedenen Alters bestimmt. Die Front eines Supernova-Überrests der sich im interstellaren Medium ausbreitet, wird dichtere Wolken einhüllen, und er versucht alle Materie geringerer Dichte wegzuschwemmen, um selber den Raum einzunehmen. Die weggeschwemmte Materie wird zu dichteren Schichten oder Filamenten in einer Hülle um den Überrest kompremiert. Nach einer gewissen Zeit kühlt sich diese Schicht ab, zerteilt sich und bildet eine zusätzliche Population kalter, dichter Wolken. Dieses allgegenwärtige heiße Gas lässt sich anhand des weitverbreiteten fünffach ionisierten Sauerstoffatoms nachweisen, erkennbar an seinen interstellaren Absorptionslinien im UV-Bereich oder aufgrund der weichen Röntgenstrahlung, die man aus den meisten Himmelsregionen empfängt. Dieses heiße Gas dürfte sich weit über die galaktische Ebene hinaus ausdehnen in Form einer sogenannten galaktischen Korona. Im allemeinen nimmt man an, dass die Wolken, die in dieser heißen Korona überleben, eine zusammengesetzte Struktrur haben: ein relativ kalter innerer Kern mit einen Radius bis zu wenigen pc, und einer Temperatur unter 100 K und einer Dichte von wenigen Dutzend Teilchen pro cm³, ist umgeben von einer warmen, neutralen Schicht mit einer hundertstel Kerndichte und Temperaturen um 10000 K, welche wiederum von einer warmen, ionisierten Hülle der gleichen Temperatur wie die mittlere Schicht umgeben ist, aber von etwas geringerer Dichte. Die äußere Hülle wird nicht von der galaktischen Korona aufgeheizt und ionisiert, sondern von der UV-Strahlung heißer Sterne in der weiteren Umgebung. Die mittlere Schicht wird dagegen von Röntgenstrahlen erhitzt - weniger ionisiert - ,die tatsächlich aus der Korona kommt. Der Kern selbst wird im allgemeinen auch von Sternstrahlung aufgeheizt, allerdings nur schwach. Sehr dichte Kerne schützen sich selbst vor der Strahlung und entwickeln sich zu kalten Molekülwolken. Die verschiedenen Wolken bewegen sich mit einer mittleren Geschwindigkeit von ca. 10km/s. Zusammenstöße führen manchmal zu Vereinigung von Wolken, gelegentlich auch zur Bildung mehrerer voneinander unabhängiger Bruchstücke. Wolken können auch von vorbeifliegenden Supernova-Resten auseinandergerissen werden, andere wiederum bilden sich neu. Neue Generationen von Sternen werden geboren, aus denen wiederum neue Supernovae ausbrechen. Der insterstellare Raum ist also alles andere als eine ruhige und leere Region im Universum. Vom Erscheinungsbild anderer naher Galaxien wissen wir, dass auch sie aktive intertstellare Medien haben. Der Gasanteil varriert allerdings von Typ zu Typ. Spiralgalaxien enthalten am meisten Gas, und Sternentstehung ist bei ihnen sehr deutlich ausgeprägt. Elliptische Galaxien enthalten viel weniger Gas und zeigen weniger Anzeichen von Sternentstehungsaktivitäten. Die optischen Spektren stark rotverschobener Quasare weisen eine große Anzahl scharfer Absorptionslinien zusätzlich zu ihren charakeristischen Emissionslinien auf. Man nimmt heute allgemein an, dass diese in absorbierender Materie entstehen, die irgendwo zwischen dem Quasar und uns liegt. Zwei solcher Populationen wurden bislang beobachtet: Die eine erscheint als ein "Wald von Absorptionslinine auf der kurzwelligen Seite der rotverschobenen Lyman-Alpha- Emissionslinien des Wasserstoffstoms vom Quasar. Diese Linien werden als Lyman-Alpha-Absorptionslinien bei verschiedener Rotverschiebung identifiziert, und sie werden primordialen intergalaktischen Wasserstoffwolken zugeordnet, die über das ganze Universum verteilt sind. Die andere Population erscheint auf der langwelligen Seite der Emissionslinie. Diese Linien konnten verschieden Atomen und Ionen verschiedener Atome und Ionen schwerer Elemente zugeordnet werden. Sie gliedern sich in Gruppen verschiedener Rotverschiebung..