UNIVERSITÄT DES SAARLANDES Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Vertiefungsfach Wirtschaftsinformatik II Thema: Das Fachkonzept der Organisationssicht Ausgearbeitet von: Alexander Bange 1 1. EINLEITUNG ................................................................................................ 2 2. BEGRIFFSDEFINITION ............................................................................. 2 3. ORGANIGRAMM ........................................................................................ 3 4. META-MODELL DER AUFBAUORGANISATION ............................... 4 2 1. Einleitung Das ARIS-Haus setzt sich aus den Sichten Organisations-, Funktions-, Daten- und Leistungssicht zusammen. Verbunden werden diese einzelnen Sichten durch die Steuerungssicht. Die einzelnen Sichten untergliedern sich, je nach Nähe zur Betriebswirtschaftslehre bzw. Informationstechnologie, in Fachkonzeptebene, DV-Ebene und Implementierungsebene. Gegenstand dieser Arbeit ist das Fachkonzept der Organisationssicht (siehe Abb. 47 in: Scheer, A.-W.: ARIS-Modellierungsmethoden, Metamodelle, Anwendungen; 3. Aufl., Berlin u. a. 1998, S. 52). Organisation Daten Steuerung Funktionen Leistung Abb. 47 Einordnung Organisationssicht in ARIS 2. Begriffsdefinition Unternehmen stellen komplexe soziale Gebilde mit vielfältigen Kommunikations- und Koordinationsbeziehungen dar. Damit sie bewältigt werden können, müssen sie in überschaubare Einheiten gegliedert werden, um eine Komplexitätsreduktion zu erreichen. Der 3 Begriff Organisation kann somit definiert werden als Regeln zur Gliederung komplexer sozialer Gebilde wie Unternehmen in überschaubare Einheiten. Abhängig vom Strukturierungsziel kann zwischen einer Ablauf- und einer Aufbauorganisation unterschieden werde. Die Aufbauorganisation bildet das Unternehmen als statisches System ab, die Ablauforganisation strukturiert die von der Unternehmung auszuführenden Aufgaben. Letztere wird schwerpunktmäßig in der Funktionssicht des ARISHauses behandelt, wo z.B. die Gestaltung von Ablauffolgen einer Aufgabe erläutert wird. Im Mittelpunkt der Betrachtung der Organisationssicht steht deshalb die Aufbauorganisation.1 Die Aufgabe der Aufbauorganisation Koordinationsbeziehungen zwischen besteht den darin, die Kommunikations- Organisationseinheiten und darzustellen.2 Organisationseinheiten stellen Aufgabenträger, die nach bestimmten Kriterien gebildet werden. 3. Organigramm Die bekannteste Darstellungsmethode für Organisationsstrukturen ist das Organigramm. Es beschreibt die Organisationseinheiten und ihre Verknüpfungen, sog. Kanten, untereinander.3 Organisationseinheiten werden durch Ovale mit einem senkrechten Strich an der linken Seite dargestellt, die Kanten durch Linien. Als Verknüpfungsarten zwischen Organisationseinheiten können die fachliche oder disziplinarische Leistungsbefugnis, Vertretungszuständigkeiten zwischen Stellen oder die prozeßorientierte Sicht gewählt werden.4 Abb. B.II.03 (siehe Scheer, A.-W.: Wirtschaftsinformatik, 7. Aufl., Berlin u. a. 1997, S. 412) zeigt das Beispiel eines Organigramms einer Industrieunternehmung, daß nach funktionsorientierte Kriterien gegliedert wurde. 1 Vgl. Scheer, A.-W.: Wirtschaftsinformatik, 7. Aufl., Berlin u. a. 1997, S. 24. Vgl. Scheer, A.-W.: ARIS-Modellierungsmethoden, Metamodelle, Anwendungen; 3. Aufl., Berlin u. a. 1998, S. 52. 3 Vgl. Scheer, A.-W.: Wirtschaftsinformatik, 7. Aufl., Berlin u. a. 1997, S. 28. 2 4 Vgl. Scheer, A.-W.: ARIS-Modellierungsmethoden, Metamodelle, Anwendungen; 3. Aufl., Berlin u. a. 1998, S. 57. 4 4. Meta-Modell der Aufbauorganisation5 Abbildung 50 (siehe Scheer, A.-W.: ARIS-Modellierungsmethoden, Metamodelle, Anwendungen; 3. Aufl., Berlin u. a. 1998, S. 56) zeigt den Aufbau des Meta-Modells der Aufbauorganisation. ORGANISATIONSTYP 0..* untergeordnet ORGANISATIONSOBJEKT ORGANISATIONSSTRUKTU R PRIMÄR MENSCHL. LEISTUNGSTRÄGER 0..* übergeordnet 0..* 0..* RESSOURCENZUO . ORGANISATIONSEINHEIT 0..* 1..* PRIMÄR TECHN. LEISTUNGSTRÄGER ANSIEDLUNG MATERIALBEARBEITEND INFORMATIONSVERARBEITEND 1..* STANDOR T STELLE 1..* 1..* BENUTZERKLASSE ROLLE 1..* 1..* STELLENBESETZUNG 1..* QUALIFIKATION 1..* PROFIL ANFORDERUN G Abb. 50 Meta-Modell der Aufbauorganisation Im Zentrum der Betrachtung steht das Informationsobjekt ORGANISATIONSEINHEIT. Dieses Objekt läßt sich spezialisieren in die Entitytypen ORGANISATIONSOBJEKT, PRIMÄR MENSCHLICHE LEISTUNGSTRÄGER und PRIMÄR TECHNISCHE LEISTUNGSTRÄGER. Das ORGANISATIONSOBJEKT bezeichnet das Kriterium, nachdem ein Organigramm aufgebaut ist, z.B. nach Funktionen, Produkte, Absatzgebiete, Mitarbeiter etc. 5 Vgl. Scheer, A.-W.: ARIS-Modellierungsmethoden, Metamodelle, Anwendungen; 3. Aufl., Berlin u. a. 5 PRIMÄR TECHNISCHE LEISTUNGSTRÄGER lassen sich weiter unterteilen in MATERIALBEARBEITEND, z.B. Maschinen, und in INFORMATIONSVERARBEITEND, z.B. Computer. Zwischen den Leistungsträgern besteht eine Beziehung, die durch den Beziehungstyp RESSOURCENZUORDNUNG beschrieben wird. Diese Assoziation ist notwendig, da bei der Verrichtung einer Aufgabe gleichzeitig menschliche wie technische Leistungsträger benötigt werden können, aber nicht müssen. Deshalb ist die Untergrenze der Kardinalität null. Beispiele sind die Zuordnung eines Maschinenbedieners zu einer oder mehreren Maschinen oder eines Computersystems zu einer Vertriebsabteilung. Die Organisationsstruktur läßt ORGANISATIONSEINHEIT sich mit durch sich die selbst Verbindung herleiten. Das des Entitytyps Über- bzw. Unterordnungsverhältnis zwischen den Organisationseinheiten wird durch die Kantenrolle "übergeordnet" und "untergeordnet" verdeutlicht. Die Kardinalität 0..* zeigt, daß eine Organisationseinheit sowohl eine oder mehrere unter- bzw. übergeordnete Organisationseinheiten (OE) haben kann, aber nicht muß. In Abb. B.II.03 hat die OE Marketing/Vertrieb mehrere untergeordnete OE´s, die Kundenauftragsbearbeitung jedoch nicht. Auf der anderen Seite hat die Teileverwaltung zwei übergeordnete OE´s (Beschaffung und Geschäftsleitung), die OE Geschäftsleitung jedoch nicht. Die Verknüpfungsarten (s.o.) zwischen Organisationseinheiten werden über den ORGANISATIONSTYP festgelegt. Die Obergrenze der Kardinalität ist unendlich (*), da in einem Organigramm mehrere Verknüpfungsarten gewählt werden können, z.B. sowohl die fachliche Leistungsbefugnis als auch die Vertretungszuständigkeit zwischen Stellen. Organisationseinheiten können Standorten zugeordnet werden. Der Beziehungstyp wird ANSIEDLUNG genannt. Standorte können geographische Orte wie München oder Berlin sein, aber auch Werke o. ä. Die Kardinalitäten sind an beiden Knoten 1..*, da z.B. der Vertrieb an mehreren Standorten angesiedelt sein kann, ein Standort sich auf der anderen Seite aus mehreren OE zusammensetzen kann. Der Entitytyp STELLE ist eine weitere Spezialisierung der ORGANISATIONSEINHEIT. Eine Stelle ist die kleinste Einheit einer Organisationsstruktur und bezeichnet eine konkrete Arbeitsstelle oder Arbeitsplatz in dem Unternehmen. Sie wird grundsätzlich so gebildet, daß ihr Funktionsumfang von einem Mitarbeiter bewältigt werden kann. Die STELLE wird über den Beziehungstyp STELLENBESETZUNG einer ROLLE zugeordnet. 1998, S. 54-58. 6 "Der Begriff Rolle bezeichnet eine bestimmten Mitarbeitertyp mit einer definierten Qualifikation und Kompetenz"6, bspw. ein Marketingleiter oder ein Vertriebsingenieur. Das Rollenkonzept ermöglicht eine größere Flexibilität in der Workflowsteuerung. Eine Funktion wird dann nicht einem bestimmten Mitarbeiter (Herr Meier oder Herr Müller) zugeordnet, sondern einer Rolle. Dies hat den Vorteil, daß bei einer Besetzung durch einen neuen Mitarbeiter nicht in das Workflowsystem eingegriffen werden muß: die Rolle bleibt die gleiche, nur der Mitarbeiter ändert sich. Eine Rolle kann in verschiedene Benutzerklassen spezialisiert werden. Dies ist notwendig, um die Zugriffsrechte auf Daten bzw. Funktionen in DV-Systemen festzulegen. Benutzerklassen sind z.B. gelegentlicher Nutzer (Daten anschauen), intensiver Nutzer (Daten anschauen und anlegen) und Experte (Daten anschauen, anlegen und verändern). Eine Rolle muß bestimmte Qualifikationen erfüllen, welche durch den Beziehungstyp PROFIL gekennzeichnet wird. Bspw. erfordert die Rolle "Marketingleiter" ein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing und Praxiserfahrung auf dem Gebiet. Auf der anderen Seite werden einer Stelle ebenfalls Qualifikationen zugeordnet. Dieser Beziehungstyp wird ANFORDERUNG bezeichnet. So erfordert z.B. die Stelle "Vizepräsident Internationales Marketing" neben eines adäquaten Studiums auch Führungsfähigkeiten und die Beherrschung mehrerer Sprachen. 6 Vgl. Scheer, A.-W.: ARIS-Modellierungsmethoden, Metamodelle, Anwendungen; 3. Aufl., Berlin u. a. 1998, S. 57. 7 LITERATURVERZEICHNIS: BASISLITERATUR: Scheer, A.-W.: Wirtschaftsinformatik, 7. Aufl., Berlin u. a. 1997, S. 23-30. Vgl. Scheer, A.-W.: ARIS-Modellierungsmethoden, Metamodelle, Anwendungen; 3. Aufl., Berlin u. a. 1998, S. 52-58 WEITERFÜHRENDE LITERATUR: Scholz, Christian: Strategische Organisation: Prinzipien zur Visualisierung und Virtualisierung; Landsberg/Lech: mi, Verl. Moderne Industrie, 1997