Initiativantrag: „Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von Gewerkschaften und Wahrnehmung ihrer Funktion als außerparlamentarische gesellschaftliche Kraft“ erledigt durch Antrag 5 Begründung für den Initiativcharakter: Die kaum wahrnehmbare Kritik der DGB-Spitze zu den aktuellen Entscheidungen der rotgrünen Bundesregierung im Hinblick auf den deutschen Militäreinsatz im AfghanistanKonflikt veranlassen uns dazu, eine Klarstellung der Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der Gewerkschaften gegenüber den politischen Parteien zu formulieren. Beschluss: Der DGB-Bundesjugendausschuss fordert den DGB-Bundesvorstand und die Einzelgewerkschaften gerade in Anbetracht der Ergebnisse rot-grüner Regierungspolitik (als negativer Höhepunkt die Zustimmung der Regierungsmehrheit zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr) auf, - die demokratischen Parteien ausschließlich an den von ihnen vertretenen Inhalten und durchgesetzten Entscheidungen zu messen. Keine Partei darf jenseits dieser inhaltlichen Bewertung in nur irgendeiner Art und Weise bevorzugt werden. Dies ist offensiv und glaubwürdig in der Öffentlichkeit zu vermitteln. - Wahlprüfsteine für die Bundestagswahl 2002 zu entwickeln, deren Inhalte massenwirksam und offensiv im Wahljahr vertreten werden. Diese Wahlprüfsteine dürfen ihre Gültigkeit nicht mit dem Wahltermin zur Bundestagswahl 2002 verlieren, sondern müssen als Maßstab ihre Gültigkeit behalten und auch nach der Bundestagswahl gegebenenfalls Anlass für weitere Aktivitäten der Gewerkschaften sein - deutlich Stellung gegen die Pläne der Bundesregierung zur Beschneidung bürgerlicher Freiheiten zugunsten der inneren Sicherheit zu beziehen - das Prinzip der Einheitsgewerkschaft so zu verstehen, dass nicht nur Vertreter/innen verschiedener Parteien im DGB eine Heimat finden können, sondern auch diejenigen, die politische Veränderungen vor allem durch Aktivitäten in außerparlamentarischen Bewegungen erreichen wollen - sich als eine der größten Nichtregierungsorganisationen selbst wieder verstärkt an außerparlamentarischen Bewegungen (GlobalisierungskritikerInnen, Friedensbewegung etc.) zu beteiligen und dort initiativ tätig werden. Begründung: Mit dem Eintreten für den Politikwechsel 1998 haben sich die Gewerkschaften auf SPd und Grüne als Partner festgelegt und verlassen. Einige Reformen konnten begonnen werden, sind aber nie zur vollen Zufriedenheit der Gewerkschaften vollendet worden. Vieles ist gar nicht erst auf die Tagesordnung der Koalition gekommen. Insgesamt kann eine Bilanz der ersten rot-grünen Legislaturperiode nicht positiv ausfallen, lediglich im Vergleich zu einer möglichen Fortsetzung der Kohl-Regierung. Der DGB und seine Einzelgewerkschaften haben noch immer keine Bilanz über ihr Engagement für den Wahlerfolg des rot-grünen Bündnisses gezogen. Die Wahlen 2002 stehen an und der DGB steht ohne Strategie da. Hier ist dringender Diskussionsbedarf gegeben. Die Gewerkschaften müssen ihre Rolle als außerparlamentarische Kraft wieder wahrnehmen, eigene politische Konzepte und Ideen entwickeln und in die öffentliche Diskussion einbringen. Ein bloßes Reagieren auf Vorlagen der Regierungen können wir uns nicht mehr leisten. Die Debatte über außerparlamentarische Aktivität muss besonders vor dem Hintergrund einer erstarkenden Friedensbewegung und Globalisierungskritik erfolgen. Um für die Neuorientierung gewerkschaftlicher Politik gerüstet zu sein, muss eine fast schon begrabene Diskussionskultur wiederbelebt werden. Wir müssen unsere Unabhängigkeit zurückgewinnen, um unsere Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel zu setzen. Gewerkschaften müssen wieder mit anderen außerparlamentarischen Kräften in Kontakt treten und zusammenarbeiten. Nur so lässt sich dann ein möglichst hoher Druck auf alle denkbaren Regierungskonstellationen entwickeln. Gewerkschaftliche Politik darf nicht von einer rotgrünen Bundesregierung abhängig sein.