Externes Schreiben - Lentos Kunstmuseum Linz

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LENTOS Kunstmuseum Linz
Presseunterlage
SEAN SCULLY
Retrospektive
DVR-Nummer 0002852
22. Juli bis 7. Oktober 2012
LENTOS Kunstmuseum Linz, A-4021 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1
Tel: +43 (0)732.7070-3600 Fax: +43 (0)732.7070-3604 www.lentos.at
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Inhalt
Ausstellungsdaten
Pressetext
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Kunstvermittlungs- und Veranstaltungsprogramm ……………………………………..
Biografie
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Saalhefttexte
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Katalog Vorwort
Pressebilder
.…………………….…………………………………………..…….….
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Ausstellungsdaten
Ausstellungstitel: SEAN SCULLY. Retrospektive
Ausstellungsdauer 22. Juli bis 7. Oktober 2012
Eröffnung
Samstag, 21. Juli 2012, 19 Uhr
Pressekonferenz
Freitag, 20. Juli 2012, 11 Uhr
Ausstellungsort
LENTOS Kunstmuseum Linz, großer Ausstellungssaal
Kuratorin
Dr.in Brigitte Reutner
Exponate
37 Gemälde und 7 Fotografien
Kooperation
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem
Kunstmuseum Bern, wo sie von 9. März bis 24. Juni 2012 zu
sehen war.
Publikation
Anlässlich der beiden Ausstellungen ist im jovis Verlag der
Katalog SEAN SCULLY. Grey Wolf – Retrospektive erschienen.
Hrsg. von Dr. Matthias Frehner und Stella Rollig. Mit Beiträgen
von Stella Rollig, Dr. Matthias Frehner, Annick Haldemann und
Dr.in Brigitte Reutner und zahlreichen Abbildungen, 208 Seiten,
Preis € 28,-.
ISBN 978-3-86859-183-5
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Unterstützung
Die Ausstellung wird unterstützt
von der Raiffeisen Landesbank
Oberösterreich.
Saalheft
Den BesucherInnen steht ein Saalheft mit Texten zu vielen der
Exponate in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung.
Redaktion und Texte: Dr.in Brigitte Reutner, Dr.in Dunja Schneider
Web App
Das LENTOS bietet zur Ausstellung wieder ein mobiles Service für
Smartphones und Tablets an (plattform- und geräteunabhängig).
Mit Videos, Texten und einem Memo Spiel. Einfach vor, während
oder nach der Ausstellung unter http://app.lentos.at zu
erreichen.
Kontakt
Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz, Tel. +43(0)732/7070-3600;
[email protected], www.lentos.at
Öffnungszeiten
Di–So 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr, Mo geschlossen (außer 9.4.)
Eintritt
€ 6,50, ermäßigt € 4,50
Pressekontakt
Mag.a Nina Kirsch, Tel. +43(0)732/7070-3603,
[email protected]
GesprächspartnerInnen bei der Pressekonferenz:
Sean Scully, Künstler
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Stella Rollig, Direktorin LENTOS Kunstmuseum Linz
Brigitte Reutner, Kuratorin
Helmut Schützeneder, Raiffeisen Landesbank Oberösterreich
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Pressetext
Die Ausstellung Sean Scully. Retrospektive ist die erste große Personale des
Künstlers in Österreich seit mehr als 10 Jahren. Bereits 1997 fand in der
Neuen Galerie der Stadt Linz (heute LENTOS Kunstmuseum Linz) die erste
österreichische Einzelausstellung von Sean Scully statt. Mit der Präsentation
von 44 Gemälden und Fotografien zeigt nun das LENTOS einen
umfangreichen Querschnitt durch das Schaffen des in Irland geborenen
Künstlers, der heute in New York City, Barcelona und Bayern lebt.
In Scullys Frühwerk erzeugt ein Rastersystem, in dem sich Farbstreifen mehrfach
überlagern, ungewöhnliche optische Effekte. Im Laufe der 1980er Jahre
entwickelte der Künstler eine Malerei, die den Pinselduktus betont. Harte Kanten
werden malerisch unterwandert, Konturen verschwimmen ineinander. Hellere
Streifen setzen sich wirkungsvoll gegen dunklere ab. Die dadurch aufgebaute
Dynamik wird durch die wohl kalkulierte Farbigkeit zusätzlich in Spannung
versetzt.
Zu den neueren Serien des Künstlers zählen Wall of Light und Cut Ground, in
denen der Farbe als Medium des Lichts eine gesteigerte Bedeutung zukommt.
Scully wählt seine Farben aus dem Gedächtnis, nach Dingen, die er gesehen
und selbst erfahren hat. Der exakte Farbton entsteht in Nass-in-Nasstechnik
direkt auf der Leinwand.
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Zwischen 1990 und 2002 entstandene Fotografien ergänzen die Ausstellung
großformatiger Malerei. Die Fotos von frontal gesehenen Häuserfassaden
entstanden während der Reisen und schaffen eine Verbindung zwischen der
realen Dingwelt und den abstrakten Gemälden des Künstlers.
Scullys großformatige, manchmal mehrteilige Gemälde und seine Bild-in-BildKombinationen gehören zu den Ikonen der abstrakten Malerei des 20. und 21.
Jahrhunderts. Dabei ist Scullys Werk mehr als eine hoch elegante, über ihre
Mittel souverän verfügende Malereireflexion. Es lotet aus, wie Malerei ein Leben
begleiten kann, das des Malers und das seines Publikums: als
Erinnerungsspeicher, als poetisches Nachbild des Geschauten, als erweiterter
Raum der Möglichkeiten.
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Kunstvermittlungs- und Veranstaltungsprogramm
FILMPROGRAMM
Permanente Filmpräsentation des Künstlerporträts GEGEN DEN STROM in der
Ausstellung (2008, 43 Min., Regie und Buch: Hans A. Guttner)
Do 26. Juli (Uraufführung) und 27. September, jeweils 19 Uhr
Filmpräsentation GREY WOLF
(2012, 56 Min., Regie und Buch: Hans A. Guttner)
Im Anschluss an die Kuratorinnenführungen im LENTOS-Auditorium.
Der Regisseur Hans A. Guttner ist bei der Uraufführung des Films anwesend.
Der Film zeigt den Entstehungsprozess eines Gemäldes von Sean Scully.
Kosten: Museumseintritt
Künstlerporträt Sean Scully: Art Comes From Need
(2010, 93 Min., Regie und Buch: Hans A. Guttner)
Filmpräsentation im Moviemento Linz, OK-Platz 1
Kombiticket I: LENTOS-Eintrittskarte & Film im Moviemento € 9,50
(Gilt für die Dauer der Ausstellung und ist im LENTOS sowie im Moviemento
erhältlich)
Sa 21. Juli, 17.30 Uhr und 22 Uhr
So 22. bis Do 26. Juli, täglich jeweils 17.30 Uhr
Do 2., Do 16. und Do 30. August, jeweils 21 Uhr
Do 9., So 12. und Do 23. August, jeweils 17.30 Uhr
weitere Termine ab September unter www.moviemento.at
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Kombiticket II: LENTOS-Eintrittskarte & Führung um 16 Uhr &
Film im Moviemento € 12,50
(Gilt am selben Tag für folgende Termine und ist nur im LENTOS erhältlich)
So 12. August & So 2., 16., 30. September und So 7. Oktober, jeweils 17.30 Uhr
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
Dauer 1 Stunde, Führungsbeitrag € 3,-, zuzügl. Eintritt. Keine Anmeldung erforderlich.
Immer sonntags, 16 Uhr
Kuratorinnenführung mit Brigitte Reutner:
Do 26. Juli und 27. September, jeweils 18 Uhr
Rundgang durch die SEAN-SCULLY -Ausstellung – englische Konversation im
LENTOS:
Do 4. Oktober, 16.30–18 Uhr
Englischsprachiger Ausstellungsrundgang mit einer Dozentin der VHS Linz und einer
KunstvermittlerIn des LENTOS. Wortschatz-Erweiterung bei englischer Konversation zu
den präsentierten Gemälden.
Zielgruppe: Personen mit Englischkenntnissen ab Niveau B 1, Kursnummer: 450,
Kursleitung: Jean Mason, Gruppengröße: 8–10, Kosten: € 9,- (zuzügl. ermäßigter
Eintritt)
Anmeldung erforderlich. Der Besuch eines VHS-Kurses wird nicht vorausgesetzt.
Bitte bereits um 16.15 Uhr im LENTOS eintreffen.
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Führungen auf Englisch und Tschechisch
Flashlight Guided Tour: SEAN SCULLY / Bleskové prohlídky s výkladem: SEAN SCULLY
Every 1st Saturday in a Month at 4 p.m., Duration 30 Min, € 2,- plus admission fee
GRUPPENFÜHRUNGEN
Dauer jeweils 1 Stunde, max. 25 TeilnehmerInnen, gegen Voranmeldung
für Erwachsene € 65,- zuzügl. Eintritt
für Studierende € 45,- zuzügl. Eintritt
SCHULE & MUSEUM
LehrerInnen-Informationsveranstaltung
Do 13. September, 16–17 Uhr, Seminarnummer der PH OÖ: 56F12KMP07
SchülerInnenführungen
für alle Schularten und Altersstufen
Empfohlen für max. 15 TeilnehmerInnen, Dauer 1 Stunde, € 30,- Eintritt
frei für SchülerInnen im Klassenverband, gegen Voranmeldung
Workshops sind nach Rücksprache möglich.
max. 15 TeilnehmerInnen, Dauer 2 Stunden, € 5,- pro TeilnehmerIn,
Eintritt frei für SchülerInnen im Klassenverband, gegen Voranmeldung
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KINDER
Di 7.–Sa 11. August, täglich von 10–13 Uhr
Streifen-Alarm! Tanz, Rhythmik und Malerei zu Sean Scully
Die KUDDELMUDDEL.WERKSTATT lädt ein ins LENTOS-Atelier
Lass dich von einem großartigen Künstler der abstrakten Malerei inspirieren! Die
Bilder von Sean Scully und der Ausstellungsraum des LENTOS bilden den Rahmen
und sind zugleich „Werkstatt“. Tanz, Rhythmik und Malerei kommen von den Kindern.
Unterstützt
werden sie dabei von der Tänzerin Marina Koraiman, dem Percussionist Michael
Mittersteiner und dem LENTOS-Atelier-Team. Am letzten Tag sind Eltern und
FreundInnen zur Performance und Vernissage eingeladen.
Kosten: € 85,-, für Kinder von 6–13 Jahren, max. 15 TeilnehmerInnen.
Anmeldung erforderlich: Kinderkulturzentrum Kuddelmuddel, Mi und Fr 13–15.30 Uhr
oder Sa und So 13–16 Uhr, T 0732.600444 oder Teleservice Center der Stadt Linz.
ANMELDUNG
Teleservice Center der Stadt Linz T 0732.7070, Mo bis Fr 7–18 Uhr
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Biografie
1945 geboren im irischen Dublin.
1949 Übersiedlung der Familie nach London.
1965–68 besucht er das Croydon College in London.
1968–72 studiert er Malerei an der Universität von Newcastle-upon-Tyne. Es
entstehen Werke aus Linien- und Rastersystemen. Danach reist der Künstler als
Stipendiat nach Cambridge, USA.
1973 stellt Scully in der Londoner Rowan Gallery aus. Im selben Jahr beginnt er, am
Goldsmith’s College of Art and Design in London zu lehren.
1975 zieht er nach New York.
1980 Mexikoreise. Scully verwendet Wasserfarben, um die Erfahrung von Farbe und
Licht direkt auf Papier umzusetzen.
1987 entwickelt Scully sein Bild-im-Bild-Verfahren (Inset): Er setzt kleinere Bilder in
größere ein.
1989 hat er seine erste europäische Einzelausstellung (London, Madrid und
München).
1993 Nominierung zum Turner-Prize.
1994 richtet er sich ein neues Atelier in Barcelona ein.
1997 erste österreichische Einzelausstellung in der Neuen Galerie der Stadt Linz
(heute: LENTOS Kunstmuseum Linz)
1999 bezieht Scully ein Atelier in New York.
2002–07 unterrichtet er Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München.
2007 heiratet er die Malerin Liliane Tomasko.
2009 kommt der gemeinsame Sohn Oisín auf die Welt.
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2012 Ausstellungen Grey Wolf – Retrospektive im Kunstmuseum Bern und SEAN
SCULLY. Retrospektive im LENTOS Kunstmuseum Linz.
Scully lebt in New York, Barcelona und in der Nähe von München.
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Saalhefttexte
Einleitung
Die Ausstellung SEAN SCULLY. Retrospektive ist die erste große Personale des
Künstlers in Österreich seit mehr als 10 Jahren. Mit der Präsentation von rund fünfzig
Gemälden und Fotografien zeigt das LENTOS einen umfangreichen Querschnitt durch
das Schaffen des in Irland geborenen Künstlers.
Als Künstler mit europäischen Wurzeln setzt Sean Scully mit seinen fein nuancierten
Gemälden die Tradition der Malerei fort, deren Geschichte er bis zur Frührenaissance
mit großer Kennerschaft zurückverfolgt. Scully lotet aus, wie Malerei ein Leben
begleiten kann; das des Malers und das seines Publikums: als Erinnerungsspeicher, als
poetisches Nachbild des Geschauten, als erweiterter Raum der Möglichkeiten.
Zu den Gitterstrukturen seiner frühen Werke wurde Scully durch die sich kreuzenden
Eisenbahnbrücken seiner Universitätsstadt Newcastle inspiriert. In den frühen 1980er
Jahren veränderte sich das Schaffen des Künstlers grundlegend. Er ging von der
Acryl- zur Ölmalerei in Nass-in-Nass-Technik über. Der Pinselstrich bleibt somit in
seinen Werken sichtbar. Der endgültige Farbton entsteht direkt auf dem Bildträger als
Resultat mehrerer Übermalungen. Die unregelmäßig gezogenen Fugen zwischen den
einzelnen Farbfeldern stellen organische Übergänge zwischen Farbblöcken her und
verleihen den Bildern Spontaneität und Lebendigkeit. Ab 2009 ist eine Veränderung
im Werk des Künstlers erkennbar: hellere, wärmere Farbtöne bringen die Gemälde
seither zum Leuchten: „Einer der Schlüssel zu meiner Arbeit ist der Wunsch, ein Licht
zu schaffen, das Ewigkeit verspricht.“ (Sean Scully, 1995)
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Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Kunstmuseum Bern. Der Künstler
hat freundlicherweise zu jedem Gemälde der Ausstellung einen kurzen Kommentar
abgegeben. Die Fragen bzw. Satzanfänge hierfür stammen von Annick Haldemann,
Kuratorin der Scully-Ausstellung im Kunstmuseum Bern und Brigitte Reutner,
Kuratorin der Linzer Ausstellung. In englischer Originalsprache befinden sich Scullys
Kommentare neben den Kunstwerken an der Wand, die deutschen Übersetzungen
finden Sie hier im Saalheft.
Soft Ending, 1969
Acryl auf Leinwand, Privatsammlung
1969 reist Scully zum ersten Mal nach Marokko. Die Streifen und Farben der örtlichen
Webstoffe und das Licht des Südens hinterlassen bei ihm tiefe Eindrücke. Das
Gemälde gehört zu den frühen Werken des Künstlers. Es zeigt Einflüsse der Optical
Art (siehe Glossar) sowie der Geometrischen Abstraktion (siehe Glossar) und wurde in
Acryltechnik mit einer Spritzpistole und Klebebändern ausgeführt.
1969 war für mich ein spannendes Jahr, weil…
… ich ein großes Atelier am Ende eines Gebäudes in der letzten Stadt Englands vor der
schottischen Grenze gemietet hatte. Mein Raum, so stellte ich mir das vor, war, im
künstlerischen Sinne, die letzte Ecke Englands, und das fühlte sich irgendwie aufregend
an.
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Blaze, 1971
Acryl auf Leinwand, Privatsammlung
Während seines Studiums malt der Künstler großformatige Bilder, die ein
kompliziertes, sich überschneidendes Linien- und Rastersystem zeigen. Dieses
wiederum erzeugt ein mehrlagiges, optisches Feld.
Blaze ist faszinierend, weil …
… das Bild eine virtuelle Welt widergibt, die dem Computer-Cyberspace (siehe
Glossar) entsprungen scheint; und es ist nicht unwichtig zu wissen, dass es vor der
Erfindung der Computer entstand.
Inset #2, 1973
Acryl auf Leinwand, Privatsammlung
1972–73 setzt Scully sein Studium an der Harvard University in Cambridge, USA, fort,
wo er mit neuen Techniken experimentiert.
Im unteren Bereich des Gemäldes zeigen zwei Felder eine ähnliche Struktur wie der
Bildhintergrund in den restlichen Feldern. In dem Gemälde Inset #2 wird somit die
Auflösung der geometrischen Rasterstruktur vorbereitet.
Nach seiner Rückkehr aus den USA stellt Scully in der Londoner Rowan Gallery aus.
Während dieser ersten Einzelausstellung verkauft der 28-jährige Künstler alle
präsentierten Gemälde.
Du kannst es hängen, wie Du willst …
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… weil man alles aufhängen kann, wie man will. Man kann Rembrandts „Nachtwache“
verkehrt herum hängen, wenn man will. Ich hingegen ziehe es vor, zu gewichten und
einen Platz zu finden. Deshalb platziere ich die „Insets“ unten links, damit sie von
dem Gitter umrahmt werden.
Black on Black, 1979
Ölfarbe über Acryl auf Leinwand, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid
1975 übersiedelt Scully nach Amerika. Im Jahr 1979, als Black on Black entsteht,
unterrichtet er als Professor an der Princeton University, New Jersey. Durch die
betonte Reduktion auf zwei unterschiedlich helle Schwarztöne werden in Black on
Black Ideen der Minimal Art (siehe Glossar) aufgegriffen.
Was liegt hinter der Farbe Schwarz?
Schwarz hat natürlich die Bedeutung, dass diese Farbe nie schwarz ist. Sie scheint
absolut zu sein, ist es aber nicht. All diese Farben, all diese Schwarztöne, die ich
damals verwendet habe, sind Nachtfarben, sie enthüllen einen tief romantischen
Impuls, der von einem starken Zen-Aspekt (siehe Glossar) getragen wird.
Backs and Fronts, 1981
Öl auf Leinwand, Privatsammlung
Backs and Fronts gilt als Schlüsselwerk Sean Scullys. Das Werk ist sechs Meter lang
und besteht aus elf Tafeln. Die Außenkanten sind abgetreppt. Dadurch treten
einzelnen Bildteile optisch vor oder zurück. Geringfügige Farbüberlagerungen an den
Konturen der Streifen versetzen das Bildmotiv in eine lebhafte Schwingung.
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Für meine Entwicklung bedeutet dieses Bild …
… eine bedeutsame Kombination und eine ebenso wichtige Eröffnung für das, was ich
im folgenden Jahrzehnt in Angriff genommen habe. Ich baue Beziehungen auf,
erfinde Bezüglichkeiten, die schwierig scheinen, zufällig.
The Bather, 1983
Öl auf Leinwand, Privatsammlung
1983 nimmt Scully die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Mit großformatigen
Gemälden wie Backs and Fronts, The Bather und Outback zieht Scully die
Aufmerksamkeit der Kunstwelt auf sich. Die Teilnahme an der legendären
Gruppenausstellung An international survey of recent paintings and sculptures im
Museum of Modern Art (MoMA) in New York im Jahr 1983 trägt dazu bei, den
Künstler international bekannt zu machen.
Was steckt hinter dem Titel The Bather?
Ganz allgemein gesagt habe ich versucht, die Idee des „Insets“, des Einsetzens, wieder
aufzugreifen. Und in diesem Bild, das ja eine Hommage an Matisse ist, hat die orange
Farbbahn genau die Abmessung meiner Schultern. Ich habe die Maße von meinem
Körper genommen, um die richtige Größe zu finden.
Music, 1986
Öl auf Leinwand, Privatsammlung
Bedeutende Museen beginnen in den 1980er Jahren, Scullys Gemälde zu erwerben
und auszustellen. Die Bilder des Künstlers wurden im Laufe der künstlerischen
Entwicklung körperlicher, architektonischer und direkter in der Aussage.
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Music muss man ausstellen, weil …
… es von offener Schönheit ist. Die eingebundene Diagonale verwandelt alles in
Bewegung. Sie bricht mit den architektonischen Bezügen, die in fast allen meinen
Werken zu finden sind und weist auf etwas anderes hin, hier auf die Musik.
Catherine, 1987
Öl auf Leinwand, Modern Art Museum of Fort Worth, Texas; Sammlung Modern Art Museum of Fort
Worth, Schenkung der Burnett Foundation
Ab 1979 betitelte Scully manche neu entstandenen Werke mit Catherine. Anfangs
wählte der Künstler klassische Bilder für diese Serie, später waren es eher
expressionistische oder experimentelle Werke. Allen gemeinsam ist, dass sie einer
ganz bestimmten Frau gewidmet sind.
Catherine Lee ist eine amerikanische Künstlerin, …
… mit der ich viele Jahre verheiratet war und die ich jedes Jahr in einem
Ehrenbild festhielt. Diese Bilder sind nicht unbedingt sehr entschlossen oder
klassisch, für mich aber sind sie die interessantesten Bilder, von denen ich viel
lerne, weil sie in gewisser Weise persönlich sind.
Day Night, 1990
Öl auf Leinwand, Privatsammlung
Day Night arbeitet ausschließlich mit Farbtonwerten zwischen Weiß und Schwarz. Die
Darstellung des Lichts tritt dadurch in den Vordergrund. Die Komposition besteht aus
drei abgestuften Teilen. Das mittlere Paneel ist erhaben und tritt der/m BetrachterIn
entgegen, während die beiden seitlichen Teile zurückweichen.
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Die Gliederung in drei Teile nimmt die Idee des mittelalterlichen Triptychons (siehe
Glossar) auf und verleiht dem Werk eine Aura des Sakralen. Day Night erzählt in drei
Sequenzen, wie der Tag in die Ferne rückt, um der Nacht Platz zu machen.
Die Lichtwirkung in Gemälden von Caspar David Friedrich …
… ist außergewöhnlich subtil. Einerseits scheinen die Bilder einfach nur illustrativ zu
sein, doch die Qualität, die sie heraushebt, sind die Nahtstellen zwischen den Dingen.
Man kann das auch mit Nachdruck von meinen Bildern sagen. Meine Arbeit hängt
immer von den Kanten zwischen den Dingen ab.
Union Black, 1995
Öl auf Leinwand, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
Scullys Kompositionen zeigen Beziehungen zwischen den einzelnen Bildteilen auf.
Farb- und Formverschränkungen weisen somit von einem Punkt des Gemäldes auf
einen entfernteren. Wie die Figur des Springers in einem Schachspiel führen sie die
BetrachterInnen quer durch den gesamten Bildraum. Die Farbe Schwarz stellt dabei
eine durchgehende Komponente dar.
Der Kontrast zwischen Schwarz und Weiß …
… ist immer der Versuch, Abschluss, Endgültigkeit und Direktheit zu zeigen oder
gleichzeitig eine Idee ohne jene Verschönerungen abzubilden, die ihr die Komplexität
von Farbe wie eine emotionale Wetterlage verleihen.
Uriel, 1997
Öl auf Leinwand, LENTOS Kunstmuseum Linz
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Bereits 1997 fand eine Einzelausstellung des Künstlers in der Neuen Galerie der Stadt
Linz (Vorgängerinstitution des LENTOS Kunstmuseum Linz) statt. Im Anschluss daran
wurde das Bild Uriel für die Sammlung erworben. Uriel ist der Name eines Erzengels.
Engel sind für mich …
… Boten zwischen zwei Welten; Gesandte und Brückenbauer und die andere Seite
faszinieren mich.
Wall of Light Desert Night, 1999
Öl auf Leinwand, Modern Art Museum of Fort Worth, Fort Worth
Wie ein unruhig flackernder Lichtvorhang baut sich Wall of Light Desert Night vor
den BetrachterInnen auf. Die Konturen verschwimmen zugunsten eines
gesamtheitlichen Eindrucks flirrender Formen. Das Gemälde wirkt leicht, zerbrechlich,
unbeständig und körperlos wie eine Fata Morgana.
Was bedeutet Stille für Sie?
Stille bietet die Möglichkeit, mit sich selbst allein zu sein, ohne dass Panik ausbricht,
sich selbst in Beziehung zu setzen mit der Ewigkeit.
Yellow Mask, 2003
Öl auf Leinwand, Privatsammlung
2002–2007 ist Scully Professor für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in
München. Er bezieht im idyllischen bayrischen Alpenvorland ein Atelier. Gelb leuchtet
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in Yellow Mask in mehreren Feldern auf. Scully bringt diese Farbe mit Wahnsinn,
Eifersucht und Sex in Zusammenhang.
Die Maske ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit, …
… um bestimmte Handlungen zu erlauben, die ohne Maskierung nicht möglich wären.
In diesem Sinne wird die Maske zum Medium, so wie das Malen ein Medium ist.
Grey Wolf, 2007
Öl auf Aluminum, Kunstmuseum Bern
Die Entstehung des Gemäldes wurde anhand des Films Grey Wolf von Hans A.
Guttner dokumentiert. Die Uraufführung des Filmes findet im LENTOS am 26. Juli
2012, um 19 Uhr, im Anschluss an die Kuratorinnenführung mit Brigitte Reutner statt.
Wer ist der Graue Wolf?
Als ich einmal des Nachts mitten im Winter durch die Pyrenäen in Frankreich fuhr,
hielt ich an, weil ich auf die Toilette musste. Ich stand neben einem Baum und ein
Augenpaar sah mich an. Es war ein Wolf. Wir sahen einander an. Ich wollte dem
kurzen Moment der Freundschaft, den ich mit dem wunderschönen Tier hatte, Tribut
zollen. Das ist der graue Wolf.
Floating Painting Sky, 2007
Öl auf Aluminium, Privatsammlung
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Malerei ist für Sean Scully ein sinnlicher, materieller Akt. Mit der Ölfarbe legt der
Künstler – seiner eigenen Aussage zufolge – eine Haut über den Bildkörper aus
Aluminium. Floating Painting Sky stellt sich dem/der BetrachterIn wie ein Querriegel
in den Weg. Hier wird die Körperlichkeit nicht mehr mit malerischen Mitteln
vorgetäuscht. Sie ist tatsächlich vorhanden.
Skulpturale Malerei …
… versucht, das Flache mit dem Körperlichen zu verbinden. Das „schwebende Bild“
gleicht einer Tür, die geöffnet wurde und nun senkrecht von der Wand absteht, es
zeigt die angreifbare Position, die die Malerei in bestimmten Aspekten der Kultur
hatte.
Window Wall, 2007
Öl auf Leinwand, Privatsammlung
Für Scully ist das Fenster nicht nur ein architektonisches Element. Es bildet vielmehr
das Bindeglied zwischen zwei Wirklichkeiten. So wie manche Menschen die Augen als
Spiegel zur Seele betrachten, kann ein Fenster zwischen Innen- und Außenraum in
vielen verschiedenen Bedeutungszusammenhängen vermitteln.
Das Fenster als beleuchteter Teil der Wand …
… ermöglicht eine andere Sichtweise. Das ist ein Bild mit doppeltem Körper, es ist ein
Körper, der einen Körper enthält. In diesem intimen Bild wird das Fenster in das Werk
eingebettet und strahlt daher einen sehr subtilen Unterschied zwischen sich selbst
und dem Körper aus, in dem es lebt.
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Titian’s Robe Pink 08, 2008
Öl auf Aluminium, Privatsammlung
Gemälde der Serie Robe-Paintings haben ein gleichmäßiges Gitter als Grundstruktur.
Sie waren ursprünglich auf Leinwand gemalt, worauf auch die Bezeichnung Robe
verweist. Scully fühlt sich in seinem Schaffen dem italienischen Maler Tizian nah.
Tiziano Vecellio (geb. zwischen 1488 und 1490 in Pieve di Cadore, gest. 1576 in
Venedig) zählt zu den bedeutendsten Malern der italienischen Renaissance.
Hat das Gemälde mit chromatischer Alchemie zu tun?
Die Antwort lautet ja, weil in allen meinen Bildern die Farbe auf den Bildern entsteht.
Es ist unmöglich, diese Farben auf andere Weise zu erzeugen. Sie müssen auf dem
Bild gemischt werden. Sie sind das Ergebnis des Pinselstrichs, des Pinseldrucks, des
Auftrags auf die Oberfläche und der Art und Weise, wie sich die Farben vor meinen
Augen mischen.
12 Triptychs, 2008
Öl auf Kupfer, Privatsammlung
Das Werk besteht aus 12 dreiteiligen Bildwerken. Das Beziehungsgeflecht aus
unterschiedlich hellen Balken stellt einen kontinuierlichen Wandel dar. Von dem
Widerschein der letzten goldenen Farbtöne des Spätherbstes wechselt die Stimmung
zu einem nebelverhangenen, grauen Novembertag.
Wenn sich die Dinge schrittweise verändern …
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… entsteht etwas, was man anfangs nicht voraussagen kann. Jedes kleine Bild hier ist
in gewisser Weise eine Antwort auf das vorhergehende Bild. Am Ende aber fehlt – wie
meistens in meinem Werk – die Endgültigkeit, das Bild ist als offenes Ende gedacht.
Cut Ground Light Blue, 2010
Öl auf Leinwand, Privatsammlung
Der Titel verrät, dass Sean Scully Linien in einen Untergrund zieht und ihn damit in
einzelne Felder unterteilt. Dies zeigen auch Fotos von Sandzeichnungen, die 2010 auf
Islamorada, vor der Südspitze Floridas, entstanden sind. Sie dokumentieren diesen
künstlerischen Akt, den Wind und Wellen zu vergänglicher Kunst gemacht haben.
Was denken Sie von diesem Bild?
Ich meine, dass sich Cut Ground Light Blue offenkundig bei der Natur bedient: beim
Himmel, beim Meer und bei der Landschaft. Es handelt sich um ein unregelmäßiges
Muster, das offensichtlich von der Natur informiert ist.
Cut Ground Orange Pink 6.11, 2011
Öl auf Leinwand, Privatsammlung
Die kleinformatige Leinwandarbeit gilt als eine der neuesten in der Ausstellung. Sie
entstand in Scullys Atelier im bayrischen Voralpenland. Als sie von den beiden
Kuratorinnen im Atelier des Künstlers für die Ausstellung entdeckt wurde, griff Scully
zu einem Stift und signierte sie …
Wenn die Schatten verschwinden …
… wird die Welt der Farbe freigesetzt, und der Raum in einem Bild wird zusehends
flacher.
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Sean Scullys Fotografien
Scullys Fotoserien entstanden während seiner Reisen nach Schottland, Irland,
Deutschland, Frankreich, Mexiko, Marokko, in die Dominikanische Republik und nach
Mallorca. Im Jahr 1979 fotografierte er in Siena erstmals eine Serie von zehn
Haustüren. Die ausgewählten Türen stammten nicht von noblen Palästen der
toskanischen Stadt. Vielmehr war der Künstler auf touristisch unbeachteten
Seitenstraßen unterwegs. Scully erzählte, dass er, als er die Fotos schoss, genau
wusste, was auf dem Foto zu sehen sein würde.
Während er sich anfangs auf Türen konzentrierte, dehnte er in den 1980er Jahren den
Bildausschnitt auf ganze Häuserfronten aus. Er fotografierte abgewohnte Stadthäuser
und Hütten, Steinhäuser und halb verfallene Scheunen. Für seine Fotoserien sucht
Scully die reale Welt nach Kompositionen aus Horizontalen und Vertikalen ab. Er
konzentriert sich auf eine flächige Gestaltung des Sehmotivs, das in sich ein
Rastersystem widerspiegelt: Ein Rastersystem, das das Leben selbst gezeichnet hat.
Scullys Gemälde und Fotografien kommentieren sich gegenseitig. Beim Betrachten
der großformatigen Bilder fühlt man sich mitunter an Sequenzen aus neorealistischen
Filmen erinnert. Bilder einer unprätentiösen Welt, ausgewählt von einem Maler,
dessen Gemälde weiche Formen, Zwischenstadien, Unschärfefilter und eine
unendliche Offenheit der Interpretation zulassen.
Glossar
Abstraktion: (lat. abstractus – „abgezogen“, von abs-trahere – „abziehen, entfernen,
rennen“) bezeichnet ganz allgemein den Denkprozess des Weglassens von
Einzelheiten und des Überführens auf etwas Allgemeineres oder infacheres. Abstrakte
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Kunstwerke sind entweder von gegenständlicher Darstellung losgelöst oder sie zeigen
in der Realität beobachtete Formen, die in Muster überführt sind.
Computer-Cyberspace: Mit der Computeranimation hat der Computer für die Kunst
seit
den frühen 90er Jahren eine neue Bedeutung erhalten, insofern er perspektivische
Räume und virtuelle Figuren als Modelle perfekter Illusion ermöglicht.
Geometrische Abstraktion: Gestaltung eines Kunstwerks nach mathematischen
Regeln. Es werden „konkrete“ Bildelemente Fläche, Linie, Volumen, Raum und Farbe
unmittelbar verwendet.
Konzeptkunst: Die Konzeptkunst umschreibt ein Kunstwerk mit Hilfe von Texten,
Diagrammen und Fotografien. Charakteristisch sind auch Arbeiten, die nur durch
gedanklich-assoziative Prozesse in der Vorstellung des Betrachters verwirklicht werden
können.
Inset: (engl.): Einfügung, Einsatz
Minimalismus, Minimal Art: Reduktionstendenz in der modernen Kunst, die sich von
allem schmückenden Beiwerk distanziert. Die Minimal Art zeichnet sich durch
rechtwinklige und kubische Formen und häufig serielle Anordnungen aus.
Optical Art: Kunstrichtung der 1960er Jahre, die in rein geometrischen Formen die
optisch wechselnden Erscheinungen von Farbe und Licht zur Anschauung bringt.
Dabei werden diverse Methoden der Netzhautstimulation angewendet.
Triptychon: ist ein dreigeteiltes Gemälde oder eine dreigeteilte Relieftafel. Es besteht
aus einer Mitteltafel und zwei meist schmaleren Flügeln. Als Flügelaltar weist es
christlichen Motive und bewegliche Seitenteilen zum Verschließen des Mittelteils auf.
Zen: Strömung des Buddhismus. „Zen ist nicht etwas Aufregendes, sondern
Konzentration auf deine alltäglichen Verrichtungen.“ (Shunryu Suzuki)
Seite 29
Quelle: DuMonts Kunstlexikon des 20. Jahrhunderts – Künstler, Stile und Begriffe, hg.
v. Karin Thomas. Köln 2000
Übersetzungen der englischen Zitate (an der Wand)
(Werke in chronologischer Reihenfolge)
Backcloth, 1970
Acryl auf Leinwand, Privatsammlung
Die Konzeptkunst der 1970er Jahre bedeutete mir …
… ein ungeheures Interesse am Vorgang, ein Ritual, den Versuch, eine Art ethische
Haltung wiederzubeleben und daraus Kunst zu machen und die bildhaften Ergebnisse
dieses Vorgangs schlussendlich anzunehmen.
Diagonal Inset, 1973
Acryl auf Leinwand, Privatsammlung
Kommunikation bedeutet mir …
… „sich mitzuteilen“. Und dieses Bild hat einen Gegenstand, einen offensichtlichen
Gegenstand. Es handelt sich um ein verwobenes, nicht-geometrisches Inset, das im
Cyberlicht in eine virtuelle Stadtlandschaft einfällt und dem Bild eine seltsame,
schwierige und faszinierende Qualität verleiht: ein ziemlich verrücktes Bild.
Seite 30
Hidden Drawing #2, 1975
Acryl auf Leinwand, Privatsammlung
Versteckt sind …
… all die Zeichnungen, die nicht zu sehen sind. Dieses Bild erschafft sozusagen keine
Illusion, sondern ist ein archäologischer Vorgang. Das interessiert mich sehr: sich
überlappende, simultan existierende Systeme.
Outback, 1984
Öl auf Leinwand, Privatsammlung
Ordnung und Chaos …
… sind kreativ und in derselben Person vereint. Es ist ein Beispiel für das geteilte
Selbst.
Pale Fire, 1988
Öl auf Leinwand, Modern Art Museum of Fort Worth, Texas; Museumsankauf Sid W. Richardson
Foundation Endowment Fund
Pale Fire erzählt von …
… einer perfekten Grundlage, die mit der unbefleckten amerikanischen Flagge
verglichen werden könnte; sie wird von einem dunklen und ins Ungewisse führenden
Fenster durchstoßen, das heute sehr prophetisch erscheint.
Africa, 1989
Öl auf Leinwand, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid
Rhythmen sind Zeitintervalle …
Seite 31
...Nun, da kann ich Ihnen nur zustimmen. In Afrika gibt es dieses dunkle, brodelnde,
staubige Licht, und dieses Bild erinnert mich an die Erde und den Sand in Afrika,
wobei das Fenster, das für Auflockerung sorgt, sehr verwaschen wirkt.
Hammering, 1990
Öl auf Leinwand, Kunsthalle Bielefeld
Den Pinselstrich zu sehen, …
… erlaubt es, seiner Erzählung zu folgen, einer Geschichte, die insistiert wie eine Art
Trommelschlag, der in Schwarz und Weiß gehämmert ist.
Catherine, 1991
Öl auf Leinwand, Modern Art Museum of Fort Worth, Texas
Die Harmonie der Komposition …
... speist sich eher aus dem Wettbewerb als aus dem Entgegenkommen. Das Bild ist
klassisch und stark, herausfordernd vielleicht, die Elemente werden in eine simultane
Existenz gestellt und müssen sich immer wieder erklären, ihre Daseinsberechtigung in
dem Bild erklären.
Between Figures, 1992
Öl auf Leinwand und Stahl, Privatsammlung
Was liegt zwischen den Figuren?
Die Brücke. Das Bild handelt also von zwei Insets, das sind die Bilder, und zwischen
ihnen gibt es eine Tafel, die zwischen beiden vermittelt, Informationen zwischen ihnen
hin- und hertransportiert. Das erlaubt einen Übergang von einem Bild zum anderen
und dafür braucht es eine Brücke.
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Lucia, 1992–1996
Öl auf Leinwand, BAWAG Foundation, Wien
Lucia ist der Name …
… eines Gemäldes von Caravaggio. Das ist ein Bild der reinen Rache. Ich war in
Sizilien und wollte mir Caravaggios Bild in Santa Lucia ansehen. Aber wie üblich
öffnen sie die Museen in Sizilien, wann sie wollen. Und da ich das Bild nie zu sehen
bekam, habe ich mir mein eigenes gemalt.
Stare Red Yellow, 1997
Öl auf Leinwand, Privatsammlung, Paris
Erzählen Sie uns etwas über das Paar im Sinne einer menschlichen Beziehung. Stare
ist etwas, das zurückstarrt. Man starrt es an, es starrt zurück. Diese beiden Muster
sind zwar grundsätzlich dasselbe, doch sie verwandeln sich, weil sie in einem Kontext
stehen. Das ist natürlich eine Metapher dafür, wie menschliche Wesen durch den
Kontrast tiefgreifend geformt und berührt werden. Menschliche Wesen existieren
nicht in der Unantastbarkeit.
Landline Black, 2010
Öl auf Leinwand, Privatsammlung
Wo sind Sie „gelandet“?
Auf einer sehr kargen und sehr schönen Insel der Kontemplation.
Small Wall of Light Light Blue, 2010
Öl auf Leinwand, Privatsammlung
Wenn der Himmel durch die Mauerritzen dringt …
Seite 33
… dann wird sie auf gewisse Weise menschlicher, wird sie zugänglicher. Dieses kleine
Bild ist eine Landschaft, die zu einem losen Muster neu geordnet wurde.
Wall of Light Golden Brown, 2010
Öl auf Aluminium, Privatsammlung
Ein Meer aus Honig …
… wäre eine sehr beschränkte Farbauswahl. Deshalb wird der Drang stärker, das
Material herumzuschieben. Je eingeschränkter die Farben, desto mehr Sinnlichkeit
entwickelt die Hand und der Pinselstrich und die Kantengebung. Und in diesem Bild
droht die Farbe ins Monochromatische zu gleiten.
Wall of Light Cream Magenta, 2010
Öl auf Leinwand, Privatsammlung
Das Gemälde besticht durch eine gedämpfte Luminiszenz. Welche Gefühle verbinden
Sie mit diesem Bild?
Mit diesem Bild verbinde ich das Ende des Tages auf einem Bauernhof, weit draußen
auf dem Land.
Cut Ground Blue Pink, 2011
Öl auf Leinwand, Privatsammlung, Schweiz
Wovon handelt das Bild?
Dieses Bild hat eine große farbliche Komplexität. Die Farben sind sowohl hell als auch
dunkel. Fallend und aufsteigend. Ein dunkles und doch lebenswichtiges Licht.
Cut Ground Yellow Blue 6.11, 2011
Öl auf Leinwand, Privatsammlung
Seite 34
Im Halbnebel ist nicht alles klar zu erkennen, …
… was einer poetischen Aufladung gleichkommt. Das ist der Grund, warum wir davon
angezogen werden, weil es uns eine Vereinfachung gibt. Und dieses kleine Bild ist auf
einer Reise zwischen chromatischer Intensität und romantischem Nebel.
Seite 35
Katalog Vorwort
August 2010. Aus zwei entgegengesetzten Himmelsrichtungen treffen wir in dem
winzigen Dorf ein. Wir sind in Sean Scullys Atelier in Bayern verabredet. Scully hat uns
zusammengebracht. Beide hatten wir unabhängig von einander die Idee entwickelt,
Sean Scully eine große retrospektive Ausstellung in unseren Häusern, dem
Kunstmuseum
Bern und dem LENTOS Kunstmuseum Linz, zu widmen. Diese ist überfällig, ein
Desiderat für jeden, der Sean Scullys Kunst mit Neugier und Passion begleitet.
Dabei scheint auf den ersten Blick kein Mangel an öffentlicher Präsenz von Scullys
Werk zu herrschen, genau so wenig wie an Publikationen. Der Künstler stellt
kontinuierlich aus. Scullys Biografie verzeichnet von 1972 bis zur Jahreswende 2011 /
2012 nicht weniger als 216 Einzelausstellungen; an Zweipersonen- und
Gruppenausstellungen kommt noch einmal etwa die doppelte Anzahl dazu. Doch die
meisten dieser Ausstellungen widmen sich einer Werkgruppe, einem thematischen
Komplex, einem zeitlichen Ausschnitt und geben nicht den großen Überblick, der uns
vorschwebt.
Beide Besucher an diesem Augusttag sind beseelt von dem Wunsch – und dieser ist
wahrscheinlich das relevanteste, das dringlichste Motiv des Kurators – vor unseren
Augen zu sehen, wie, mit welchen Bewegungen, welchen Veränderungen und
Übergängen sich
dieses OEuvre seit mehr als vier Jahrzehnten entwickelt hat. Beide besitzen wir in
unseren Sammlungen jeweils ein repräsentatives Werk, zu dem wir eine besondere
Affinität spüren: Grey Wolf von 2007 im Kunstmuseum Bern und Uriel von 1997 im
LENTOS.
Seite 36
Die Fahrt von der nächsten Großstadt nach Mooseurach führte uns durch bayrisches
Bauernland: vorbei an Feldern, an Gehölzen, Rindern auf der Weide. Der Künstler liebt
die Kontraste der drei Orte, an denen er abwechselnd lebt und arbeitet: New York,
Barcelona, Bayern. In Irland geboren und im wenig attraktiven Süden Londons
aufgewachsen, scheint Scully sich heute die besten Lebens- und Arbeitsqualitäten in
der Alten und der Neuen Welt gesichert zu haben.
Doch falls einer von uns eine ländliche Idylle im Bauernhaus erwartet hatte, dann
zeigte die Realität, dass für Scully die Bedingungen für das Malen bei der
Entscheidung für sein Haus ausschlaggebend waren. Kein Bauernhof erwartet uns,
kein kleinteilig-heimeliges Stubengefüge, sondern ein Gewerbebau mit großzügigen,
lichten Räumen, in dem Wohn- und Arbeitszonen von Scully und seiner Frau, der
Schweizer Malerin Liliane Tomasko, unmittelbar nebeneinander liegen.
Jüngste Großformate hängen an den Wänden, manche noch in Arbeit, einige in jener
Technik, die Scully in diesem Sommer bevorzugt: Öl auf Aluminium. Wir sehen, dass
der Farbauftrag im Vergleich zu früher lockerer geworden ist. Die meisten Bilder sind
aus rechteckigen Farbfeldern zusammengesetzt – die typischen Streifen sind größeren
Farbeinheiten gewichen. Während wir dem Künstler in sein Archiv folgen, um die
frühesten verfügbaren Werke ausfindig zu machen, wird uns bereits klar: Bis zum
Start unserer Ausstellungen im Jahr 2012 müssen wir mit einigem neuen Material
rechnen.
So ist es auch gekommen. Die jüngsten Arbeiten, die wir nun präsentieren, sind vor
wenigen Monaten erst fertig geworden.
Sean Scully ist ein sehr produktiver Künstler. Das Werkverzeichnis auf seiner Website
listet im Januar 2012 mehr als 1200 Gemälde auf, beginnend mit der realistischen
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Wiedergabe dreier Sukkulenten im Topf, Cactus von 1964, bis zur Cut Ground… Serie
von 2011. Arbeiten auf Papier, Fotografie und Skulptur sind dabei nicht mitgezählt.
Die Ausstellung, die wir mit großer Unterstützung des Künstlers, seiner Assistenten
Arturo Rucci und Frank Hutter und gemeinsam mit den Kuratorinnen Annick
Haldemann (Bern) und Brigitte Reutner (Linz) realisiert haben, setzt ein mit Scullys
Entscheidung für die geometrisch-abstrakte Malerei. Soft Ending von 1969, von dem
sich ein Bogen in die Gegenwart spannt, ist das älteste Werk der Ausstellung, in der
beinahe jedes Jahr beispielhaft repräsentiert ist. Annick Haldemann und Brigitte
Reutner haben die Fragen ausgearbeitet, die mit Scullys Antworten jedem Werk in
diesem Buch eine gedankliche Grundierung verleihen.
In Scullys Kunst können wir den Bezug auf Vorbilder ausmachen, geistige und
formale Bezugsgrößen – Matisse, Mondrian, Pollock, Rothko – doch hat er mit seiner
reduzierten, scheinbar simplen Formensprache ein unverwechselbares
Erscheinungsbild geschaffen,
das sein gesamtes Werk verbindet.
Wer dieses OEuvre in seinem Umfang ermessen will, braucht Zeit. Doch auch wer sich
nur einem Bild widmet, begegnet einem großen, unverwechselbaren Künstler, dessen
Werk eine existenzielle, eine spirituelle Dimension vermittelt, wie sie in der
zeitgenössischen Kunst selten geworden ist. Scully ist kein Postmoderner, der aus
Rücksicht auf eine der Coolness und dem Hedonismus verschriebene (Kunst-)Welt mit
Zitat und Ironie die Ernsthaftigkeit der eigenen Anliegen verkleidet: das zu erreichen,
was wir im besten Fall sein können, was wir denken und schaffen können – und das
zu verstehen, was uns immer wieder daran hindert, was uns hemmt und schmerzt.
Immer ist der Künstler in seinem Werk präsent. In der Malerei mit der Spur der Hand,
in den Bildtiteln mit Hinweisen auf autobiografische Bezüge. Jedes Werk bildet eine
Seite 38
Schnittstelle zwischen Persönlichem und Allgemeingültigem. An dieser Stelle findet
die spezifische Erfahrung statt, die Scullys Kunst ermöglicht.
Wir danken allen Beteiligten, die an der Ausstellung und an dieser Publikation
mitgearbeitet haben, insbesondere den Kuratorinnen Annick Haldemann und Brigitte
Reutner. Unser großer Dank gilt Sean Scully für seine Hilfe, seine Großzügigkeit und
für die Inspiration, die er uns vermittelt. Den Leihgeberinnen und Leihgebern danken
wir herzlich, dass sie uns ihre Werke für diese Ausstellungen anvertraut haben.
Der Stiftungsrat und die Geschäftsleitung des Kunstmuseum Bern danken außerdem
herzlich der Credit Suisse, Partner des Kunstmuseum Bern, für das Vertrauen und die
großzügige Unterstützung von der Ausstellung und dem Katalog, sowie dem für die
Realisierung der Ausstellung verantwortlichen Team unter der Leitung von René
Wochner.
Der Dank des LENTOS Kunstmuseums gilt der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich,
die regelmäßig außergewöhnliche Projekte unseres Hauses großzügig unterstützt. Für
die Realisierung sei dem Team der Museumswerkstatt unter der Leitung von Andreas
Strohhammer Dank und Anerkennung ausgesprochen.
Stella Rollig
Matthias Frehner
Direktorin LENTOS Kunstmuseum Linz
Direktor Kunstmuseum Bern
Seite 39
Pressebilder
Pressebilder stehen auch auf www.lentos.at zum Download bereit.
1. Sean Scully
2. Sean Scully
Blaze, 1971
Inset #2, 1973
Privatsammlung
Privatsammlung
Foto: © Sean Scully
Foto: © Sean Scully
3. Sean Scully
4. Sean Scully
Backs and Fronts, 1981
Pale Fire, 1988
Privatsammlung
Modern Art Museum of Fort Worth, Texas
Foto: © Sean Scully
Museumsankauf, Sid W. Richardson Foundation
Endowment Fund
Foto: © Sean Scully
5. Sean Scully
6. Sean Scully
Catherine, 1991
Uriel, 1997
Modern Art Museum of Fort Worth,
LENTOS Kunstmuseum Linz
Texas
Foto: © Sean Scully
Foto: © Sean Scully
Seite 40
7. Sean Scully
8. Sean Scully
9. Sean Scully
Grey Wolf, 2007
Wall of Light Golden Brown, 2010
Cut Ground Yellow Blue 6.11, 2011
Kunstmuseum Bern
Privatsammlung
Privatsammlung
Foto: © Sean Scully
Foto: © Sean Scully
Foto: © Sean Scully
11. Sean Scully
10. Sean Scully beim Malen, 2009
Untitled Valencia, Spanien, 2002
Foto: © Sean Scully
C-Print auf Aludibond
Privatsammlung
Foto: © Sean Scully
12. Sean Scully, 2012
13. LENTOS-Direktorin Stella Rollig, Sean Scully und
Foto: © maschekS.
Kuratorin Brigitte Reutner
Foto: © maschekS.
14. Ausstellungsansicht
15. Ausstellungsansicht
SEAN SCULLY. Retrospektive
SEAN SCULLY. Retrospektive
LENTOS Kunstmuseum Linz
LENTOS Kunstmuseum Linz
Foto: © maschekS.
Seite 41
Foto: © maschekS.
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