Erläuterungsbericht, Schlins, Cukrowicz/Nachbaur

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Wettbewerb Kindergarten Kinderbetreuungseinrichtung Eltern-Kind-Zentrum Schlins
120212
Situation und Ort.
Die bestehende Situation wird geprägt durch die Lage des Grundstückes zwischen Hauptstraße
und der steil ansteigenden bewaldeten Hangkante des Jagdberges. Im Norden definiert der
Wiesenbach mit begleitendem Fußweg eine ortsräumliche Zäsur und Begrenzung des
Grundstückes. Die Besonderheit des Ortes liegt im großzügigen, mit Ausnahme des bestehenden
Kindergartens nicht bebauten Freiraumes mit einem attraktivem Baumbestand und schönen
landschaftlichen Blickbezügen in die Berglandschaft. Die bauliche Struktur ist charakterisiert durch
eine kleinmaßstäbliche, offene heterogene Bebauung entlang der Hauptstraße sowie
großvolumigen Industrie und Gewerbebauten im Nordosten entlang des Wiesenbachs.
Konzept und Struktur.
Der Neubau des Kindergartens übernimmt die bauliche Struktur und Niveaus des bestehenden
Kindergartens und entwickelt diese weiter. Die Aufstockung des Bestandes um ein Geschoß sowie
eine lineare Erweiterung mit einem zum Bestand versetzt angeordnetem Erweiterungsbau, schaffen
eine neue Baukörperfigur mit klar differenzierten Außenräumen. Der neue Kindergarten fügt sich
stimmig in die vorhandene Umgebung ein und reagiert optimal auf die bestehende Gelände- und
Grundstücksituation. Der Gebäudeversatz definiert nordseitig eine eindeutige und klare
Eingangssituation und maximiert die Größe der Frei- und Spielflächen im Süden und Osten des
Gebäudes. Die Orientierung der Gruppenräume erfolgt ausschließlich nach Süden und Osten. Die
klare und großzügige Gebäudestruktur mit zentraler Foyer- und Erschließungszone ermöglicht eine
gute Übersicht und generiert rhythmisch differenzierte Raumabfolgen mit schönen Stimmungen
und wechselnden Außenbezügen. Das neue Kinderzentrum ist abgeschlossen konzipiert mit
großzügigen Öffnungen nach außen, alle Aufenthaltsräume haben direkten Kontakt zum
umliegenden Naturraum. Die Fassaden sind geprägt von einem zurückhaltenden Spiel der
Fensteröffnungen mit unterschiedlichen Brüstungshöhen und differenzierten Fensterlaibungen.
Diese reagieren auf kinderspezifischen Anforderungen und schaffen gleichermaßen Bereiche von
Offenheit und Sicherheit.
Organisation und Funktion.
Die Funktionen des neuen Kinderzentrums verteilen sich über drei Geschosse. Die lineare
Organisation orientiert sich an der bestehenden Gebäudestruktur mit Südorientierung. Die
gemeinsame, behindertengerechte Erschließung aller Räume erfolgt über ein großzügiges
Rampenelement mit überdachtem Eingangsbereich und Windfang. Die zentrale Foyer- und
Erschließungszone ermöglicht die optimale Situierung und getrennte Nutzung der einzelnen
Funktionsbereiche. Die wechselseitige Orientierung schafft spannende Raumsituationen und
garantiert eine größtmögliche Übersichtlichkeit und Orientierung im Gebäude. In unmittelbarer
Nähe zum Eingangsbereich befinden sich erdgeschossig die allgemein genutzten Räume
Verwaltung, Eltern-Kind Zentrum, Küche mit Essraum sowie ein Mehrzweckraum. Der bestehende
Kindergarten im Erdgeschoss wird umstrukturiert für den Bereich Kinderbetreuung-Spielkiste.
Gruppen-, Bewegungs-, Werk- und Ruheraum sowie Nebenräume sind niveaugleich um einen
zentralen offenen Mehrzweckraum (Piazza) angeordnet.
Der Kindergarten befindet sich zur Gänze im Obergeschoss. Die vier Gruppenräume mit jeweils
direkt zugeordneten Ausweich- und Nebenräumen orientieren sich alle nach Süden bzw. Osten.
Die Garderoben sind als Gangnischen den jeweiligen Gruppeneinheiten zugeordnet.
Der Bewegungsraum und Musikraum sind im voll belichteten Untergeschoss situiert. Über die
zentrale Erschließungszone ergibt sich eine direkte Gartenanbindung für alle Nutzer. Überdachte
Terrasse, befestigter Platz, Außenlager und Sanitäreinrichtungen garantieren eine optimale
Nutzung und Bespielung des Außenraumes auch für gemeinsame Feiern und Feste.
Konstruktion und Material.
Der Neubau des Kindergartens ist als Massivbau mit dickschichtigem strukturiertem Außenputz
konzipiert. Die Innenbereiche werden mit warmen Holzoberflächen aus heimischen Wäldern
ausgekleidet und schaffen eine angenehme haptische Atmosphäre für Kinder und Betreuerinnen.
Diese stehen harmonisch im Wechsel mit warmtonigen Lehmwänden, welche zusätzlich für einen
angenehmen Ausgleich des Raumklimas sorgen. Sämtliche Baumaterialien sollen möglichst
unbehandelt eingebaut werden und mit ihrer materialeigenen Direktheit auf die Benutzer wirken.
Die Art der Befensterung verweist subtil auf die Lebendigkeit der dahinterligenden Nutzung. Die
Aufstockung des Bestandes erfolgt abhängig von der statischen Tragfähigkeit des Bestandes
alternativ in Leichtbauweise.
Energie und Ökologie
Wesentlicher Faktor für die Erreichung einer hohen Energieeffizienz sowie einer optimalen
Wirtschaftlichkeit in Erstellung und Betrieb ist ein kompakter Baukörper mit thermisch optimierter
Fassade, hochwertigen Verglasungen, sowie ein effizienter, außenliegender Sonnenschutz. Zur
weiteren Optimierung, sowie zur Gewährleistung ausreichender Raumluftqualität, ist eine
kontrollierte Gebäudelüftung unabdingbar. Der Einsatz von ökologischen und robusten
Baumaterialien garantiert eine lange Nutzungsdauer und schafft einen positiven Beitrag zum
Thema Nachhaltigkeit. Eine bauökologisch optimierte und ressourcenschonende Bauweise
ermöglicht das Schließen der Stoffkreisläufe.
Die bauliche Ausführung des neuen Kindergartens erfolgt mittels hochwärmegedämmter
Außenwände, 3-Scheibenverglasungen mit minimierten Rahmenanteilen sowie effizienter
Dämmung von Dächern und Böden. Die konsequente Vermeidung von Wärmebrücken ist ebenfalls
Voraussetzung zur Erreichung eines Passivhaus- bzw. Niedrigenergiestandards.
Ein intelligentes Haustechniksystem garantiert ein ökologisches Gebäudeklimakonzept mit
Vorbildwirkung. Das gesamte Gebäude wird über eine mechanische Lüftungsanlage kontrolliert beund entlüftet. Die individuelle Luftmengensteuerung übernehmen CO2-geführte
Volumenstromregler. Damit wird unnötiger Lüftungsbetrieb vermieden. Die Lüftungsgeräte sind
mit effizienter Wärmerückgewinnung (min. 80%), drehzahlgeregelten Ventilatoren, sowie
Feinstaubfiltern ausgestattet. Nur in Verbindung mit einer kontrollierten Gebäudelüftung kann
sichergestellt werden, dass die maximalen CO2-Konzentration der Raumluft einen definierten
Grenzwert (z.B. 1200 ppm) nicht überschreitet. Die Technik für Heizen und Lüften ist voll auf das
Gebäude abgestimmt, in die Architektur integriert und bietet Sommer wie Winter einen hohen
Nutzerkomfort.
Freiraum und Außenanlagen.
Vier funktionale Raumeinheiten bilden die Gesamtheit des Aussenraums:
Die Erschließung von der Hauptstraße her orientiert sich am Hol- und Bringverkehr.
Eine gekieste, mit luftigen Gräserkörpern strukturierte Distanzzone zwischen Parkplatz und
Kindergarten integriert den vorhandenen Baumbestand und vermittelt zum Gebäude.
Die Zugangsrampe begleitend weist ein niedriges Fächerahornpolster den Weg zum Eingang.
Der separierbare Spielbereich der Kleinkinderbetreuung liegt in unmittelbarer Nähe zum
Eingangsbereich entlang des Wiesenbaches. Der große süd- und ostseitig gelegene Spielgarten
des Kindergartens bietet mehrere differenzierte Spielbereiche.
Ein großzügiger befestigter Platz mit Tisch und Plantschbrunnen ist Gefäß und Zentrum für
vielfältige hausnahe Aktivitäten.
Die Grundstücksgrenzen werden auf Kinderblickhöhe mit weichen Bändern aus Chinaschilf
eingefasst, Zäune sind darin integriert.
Sträucher bieten optische Abwechslung und Früchte zum gesunden Naschen. Fruchtlose
Vogelkirschenhochstämme ersetzen die verwachsenen und mit Stammschäden belasteten
Bestandsbäume und nehmen das Muster der Hochstammobstreihen des Rheintals auf. Deren
Strenge löst sich in den Spielbereichen auf.
Ein zentraler Nussbaum liefert Nüsse, die auf den bodenebenen Betonbrettern der Sandbereiche
geknackt werden können.
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