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Hohe Erträge und Stärkegehalte durch gezielte Düngung
Frühjahrsdüngung zu Weizen und Triticale
Die Andüngung mit Stickstoff im Frühjahr (Startgabe) hat zum Ziel,
- den Vorrat an Stickstoff im Boden aufzufüllen,
- den Bestandesaufbau (Ähren je m²) zu sichern,
- die Ährenentwicklung vor allem in den produktiven Nebentrieben zu
fördern,
- und die (Kronen-) Wurzelbildung zu unterstützen.
Speziell für Getreide zur Stärkeproduktion kommt es im Wesentlichen darauf an,
dass große Körner mit vielen Endospermzellen gebildet werden, in die Stärke
eingelagert werden kann. Große Körner bilden die beiden äußeren Blüten eines
Ährchens, während die Mittelkörner kleiner bleiben. Mit der Startgabe wird die
Bildung von Ährchen bzw. die Zahl der Spindelstufen gefördert, und damit der
Anteil der Außenkörner erhöht.
Deshalb sollten Stärkeweizen, aber auch Triticale für die Ethanolproduktion
stärker mit Stickstoff angedüngt werden als Backweizen. Die Ährchenbildung
wird stimuliert durch (Nitrat-) Stickstoff, der die Cytokinine aktiviert. Cytokinine
sind pflanzeneigene (Phyto-) Hormone, die die Zellteilung und damit die
Ährchenanlage steuern. Die Förderung der Cytokinine ist umso wichtiger, je
schwächer die Pflanzen entwickelt sind, oder wenn die Vegetation nur langsam in
Gang kommt.
Startgabe zum Bestandesaufbau
Die Höhe der Startgabe nach Winter orientiert sich an der Entwicklung des
Getreides: noch nicht bestocktes Getreide muss stärker angedüngt werden als
voll bestockte Bestände, und am Zielbestand: für 600 Ähren/m² sind zum
Starten 20 kg/ha N mehr notwendig als für 450 Ähren/m².
Außerdem muss die Bodenart berücksichtigt werden: Böden mit geringerer
Sorptionsfähigkeit (= sandige Böden) benötigen für die gleiche N-Aufnahme
durch die Pflanze weniger Stickstoff im Boden als tonige Böden.
Aus der Stickstoffaufnahme bis zum Schossen und dem Reststickstoff, der noch
im Boden verbleibt, ergibt sich das Aufdüngungsziel für die Startgabe.
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Von diesem Aufdüngungsziel werden abgezogen
- der Bodenvorrat an mineralisiertem Stickstoff (Nmin) nach Winter und
- der voraussichtlich aus der organischen Substanz mobilisierbare Stickstoff
(Nmob).
Daraus ergibt sich die notwendige N-Düngung zum Starten (Tabelle 1).
Ertragsdüngung
Die N-Aufnahme zwischen der „Großen Periode der Ähre“ (EC 32) und der Blüte
(EC 61) korreliert eng mit der Korndichte, d.h. mit den Körnern, die je m²
ausgebildet werden, und dem Ertrag. Die Ertragsdüngung fällt gegen Ende der
Bestockung (in nicht zu üppigen Beständen) bzw. im 1-Knotenstadium, wenn die
Ähre im Halm gerade 1 cm lang ist, kurz bevor sie sich streckt („Große Periode“).
Die Höhe der Ertragsdüngung errechnet sich aus dem Ertragsziel und dem
Rohproteingehalt des Kornes sowie dem in Wurzeln und Stroh verbleibenden
Stickstoff. Dazu kommt noch der Reststickstoff im Boden, den die Pflanze nicht
nutzen kann. Dieser Reststickstoff liegt in mineralisierter Form (Nmin), aber auch
als Ammonium-Stickstoff, der an die Bodenkolloide gebunden ist, in Aminosäuren
und im Protein der lebenden Biomasse im Boden vor. Deshalb spiegelt der NminWert nach der Ernte auch nur einen Teil des Reststickstoffes im Boden wider und
ist noch dazu starken Schwankungen unterworfen ist. Deshalb ist der Nmin-Wert,
sobald die Mikroorganismen im Boden aktiv werden, wenig aussagefähig.
Für die praktischen Belange reicht es, wenn für den Reststickstoff, der im Boden
verbleibt, zwischen 45 kg/ha N in sandigen Böden bis 80 kg/ha N in schweren
Böden angesetzt werden.
Aus Tabelle 2 ist ersichtlich, wie hoch die Ertragsdüngung zu Stärkeweizen
und Triticale ausfallen sollte.
Bestandesentwicklung und N aus dem Boden – Situation im Frühjahr
2016
In diesem Jahr sind die Bestände, sofern sie zügig auflaufen konnten, in aller
Regel weit entwickelt. Aus diesem Grund benötigen sie weniger Stickstoff zum
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Starten. Aufgrund der Trockenheit der letzten Monate war die Auswaschung von
Stickstoff gering. Insgesamt ist von etwas höheren Nmin-Werten im Boden
auszugehen. Die Bodenstruktur konnte sich in den letzten Monaten stabilisieren,
allerdings fehlt bislang eine anhaltende Frostgare. Trotzdem ist insgesamt ist mit
mehr Stickstofffreisetzung aus dem Boden zu rechnen, vor allem, wenn die
Vorfrucht im Ertrag enttäuscht hat. Im Vergleich zu den Vorjahren kann mit 20
bis 40 kg/ha N mehr gerechnet werden, die als Nmin im Boden vorliegen bzw.
noch nachgeliefert werden.
Welchen Stickstoffdünger?
Im früh gesäten Weizen bzw. Triticale spielt die Düngerform eine untergeordnete
Rolle. In diesem Fall ist Harnstoff gut geeignet, zumal die Bestände dadurch nicht
noch stärker bestocken. Der später gesäte, noch nicht voll bestockte Weizen
springt durch nitrathaltige Dünger (NAC) schneller an. Wenn mit dem Stickstoff
auch Schwefel gedüngt werden soll, bietet sich Ammonsulfatsalpeter (ASS) zum
Starten an. Schwefel muss rechtzeitig zur Verfügung stehen, damit der Stickstoff
voll zum Wirken kommt.
Kurz und bündig
Getreide zur Stärke- und Ethanolproduktion sollte stärker angedüngt werden als
Backweizen, damit große Körner mit einem hohen Stärkeanteil ausgebildet
werden können. Die Startgabe zu Vegetationsbeginn ergibt sich aus dem
Bodenvorrat an mineralisiertem Stickstoff nach dem Winter und dem
voraussichtlich zu mobilisierenden Stickstoff aus organischer Substanz.
Die Ertragsdüngung zum Schossen ist abhängig vom Ertragsziel und dem damit
einhergehenden Stickstoffbedarf des Getreides. Da bei der Produktion von
Stärke- und Ethanolgetreide keine hohen Proteingehalte gewünscht sind, ist eine
dritte Stickstoffgabe i.d.R. nicht notwendig.
Hansgeorg Schönberger/N.U. Agrar GmbH Schackenthal
[email protected]
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Nmob = mobilisierbarer Stickstoff aus
-
der organischen Substanz des Bodens,
-
Ernterückständen der Vor- und Zwischenfrüchte und
-
der organischen Fraktion von organischem Dünger
Nmob des Bodens unter Weizen entspricht bei guter Bodenstruktur 80 Prozent
der Ackerzahl, also 40 kg/ha N bei 50 Bodenpunkten.
Nmob Vorfrucht
-
Nach Raps als Vorfrucht werden weitere 50 bis 70 kg/ha N
freigesetzt,
-
nach Zuckerrüben, je nach Blattmasse, 40 bis 70 kg/ha N,
-
nach Körnermais 25 bis 40 kg/ha N,
-
nach Getreide zwischen 10 und 15 kg/ha N,
-
nach Zwischenfrüchten (keine Leguminosen) 12 kg/ha N pro 10
cm Aufwuchs.
Nmob aus der organischen Düngung: 8 bis 10 kg/ha N (z.B. Schweinegülle)
bzw. 12 kg/ha N (Rindermist) werden als Nachlieferung aus der organisch
gebundenen Stickstofffraktion berücksichtigt, wenn die organische Düngung
eingearbeitet wurde. Dieser Stickstoff wirkt zusätzlich zum Ammonium-Stickstoff,
der wie mineralische N-Düngung (Harnstoff) angerechnet werden kann.
Anrechnung: Für die Startgabe werden davon 5 bis 20 Prozent angesetzt, bei
frühem Vegetationsbeginn mehr als nach spätem. Der Rest (95 bzw. 80 Prozent)
wird bei der Ertragsdüngung berücksichtigt
Tabellen
03_ASB_02_2016_Tabelle 1.pdf
03_ASB_02_2016_Tabelle 2.pdf
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Foto
03_ASB_01_2016_Andüngung zu Vegetationsbeginn.JPG
Andüngung zu Vegetationsbeginn
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