Formular für Evaluatoren Seite 1/5 Gentechnik Kurz und knapp Fach Thema Schulform Jahrgangsstufe Biologie und Ethik Lernprogramm Gentechnik Gymnasium 12 Verlag Technik (mindestens) Cornelsen Multimedia-PC mit Windows 95/98, ME, 2000 oder XP Kosten Einzellizenz € 16,Mehrplatz (15) / Netzwerklinzenz € 89,- Bearbeiter Dr. C. Jordan Ernst-Reuter-Schule 1 www.ers1.de Mail:[email protected] 14.09. 2005 Datum Legende: L1 sachlich S1 Inhalt L2 medial S2 Gliederung L3 sozial S3 Gestaltung Administration L4 affektiv S4 Werkzeuge Vorerfahrung L4 S1 S2 L3 L2 S3 L1 S4 V1 V4 V2 V3 V1 Räume V2 Zeiten V3 V4 Beschreibung der Unterrichtssequenz (Einstieg, Erarbeitung, Auswertung) Die CD-ROM ist bereits in mehreren Unterrichtssequenzen erfolgreich zum Einsatz gekommen. Sie eignet sich zur Behandlung von Einzelaspekten des Sachgebiets 12.1.B (Genetik:DNA), vor allem aber für das Sachgebiet 12.1.C. (Genetik: Genom – Proteom – Phänom). Die vorliegende Software erlaubt einen sehr variablen Einsatz. Exemplarisch wird hier eine mögliche Vorgehensweise dargestellt. Einstieg: Nach der Behandlung des Sachgebiets „DNA“, in dessen Verlauf bereits einige der unter „Werkzeuge und Methoden – Arbeiten mit Bakterien und Bakteriophagen“ vorhandene Animationssequenzen zur Veranschaulichung mit dem Beamer gezeigt wurden, stand die Betrachtung des Humangenomprojekts an. In einem brainstorming zum Einstieg zeigte sich eine kritische bis ablehnende Haltung vieler SchülerInnen zum Thema Gentechnologie. Im Verlauf der anschließenden, z.T. recht emotional geführten Diskussion wurde deutlich, dass sowohl Chancen als auch Risiken dieses sich rasch entwickelnden Forschungsgebietes nur im jeweiligen Einzelfall und nur auf der Basis des nötigen Faktenwissens zu beurteilen sind. Erarbeitung I: Die Zeittafel der genetischen Erkenntnisse (s. Ausschnitt im Anhang) vom Jahre 1865 bis 2001 gibt einen ersten Überblick und zeigt die stark beschleunigte Entwicklung. Sie wurde als ausgedruckter Screenshot (s. Anhang) ausgegeben und mit dem Beamer gezeigt. Nahezu alle Unterpunkte enthalten weitere Informationen, deren Bearbeitung, so wurde schnell klar, im Plenum nicht zu bewältigen ist. Eine arbeitsteilige Vorgehensweise bot sich an und wurde in Hessischer Kompass für Bildungssoftware www.medien.bildung.hessen.de Formular für Evaluatoren Seite 2/5 einem mit der entsprechenden Anzahl von PCs ausgestatteten Fachraum (ein PC für je 2 SchülerInnen) umgesetzt. 9 Gruppen von 2-3 Schülerinnen erhielten den Auftrag, je eine der wichtigsten Methoden der Gentechnologie zunächst mit dem Lernprogramm („Werkzeuge und Methoden – Gentechnische Arbeitsweisen“) und vertiefenden Internetrecherchen zu erarbeiten und dann anhand der Animationen der Software, ergänzt mit einem Arbeitsblatt, im Plenum vorzustellen. Erarbeitung II: Auf dieser Wissenbasis war die exemplarische Betrachtung einiger der vorgegebenen, realitätsnahen Fallbeispiele („Verfahren der Gentechnik – Anwendungsgebiete der Gentechnik“), ebenfalls wieder in Kleingruppen von 2-3 Schülerinnen, gut möglich. Außerdem verfügt die Software über viele Querverbindungen zum Wiederholen der Methodik, so dass alle Gruppen bei den die Fälle jeweils abschließenden Wissenstests gut bis sehr gut abschnitten. Die Vorgehensweise wurde in anderen Durchgängen je nach zur Verfügung stehender Zeit und Technik variiert, indem z.B. nur ein oder zwei Beispiele im Plenum mittels Beamer durchgespielt wurden. Eine weitere Alternative bzw. eine vertiefende Übungsmöglichkeit vor der Klausur boten die kürzeren Fälle unter „Übungen“. Auswertung: Bei einem Rollenspiel in Form einer fiktiven Podiumsdiskussion mit VertreterInnen der unterschiedlichen Interessengruppen (Selbsthifegruppe/Elternverband, Pharma-Firma, polit. Vertreter einer Ethik-Kommission, Wissenschaftler, prakt. Arzt, Journalist etc.) zu einem der Fälle (z.B.: Gendiagnose und Gentherapie beim Menschen bei angeborener Immunschwäche) wurde die Thematik wesentlich differenzierter und sachlicher als beim Einstieg diskutiert. Dies gelang auch dadurch, dass einige „Interessenverbände“ bewusst mit VertreterInnen einer von ihrer Rolle abweichenden Meinung besetzt wurden und diese sich so besonders intensiv mit der Gegenposition auseinandersetzen mussten. Alternativ steht auf der CD-ROM eine animierte „Diskussion“ als Gesprächsanstoß zur Verfügung („Ethische Analyse am Beispiel Xenotransplantation“). Eine fächerübergreifende Zusammenarbeit mit dem Fach Ethik war geplant, musste aber aufgrund der neuen Kurspläne beider Fächer zunächst zurückgestellt werden. Verwendungskontext (Aufwand zur Umsetzung im schulischen Alltag) Räume (V1) Es wird ein PC-Raum benötigt, an dem je 2-3 SchülerInnen einen PC zur Verfügung haben. Eine Vernetzung ist nicht unbedingt erforderlich, schneller Internetzugang ist hilfreich für Ein Soundsystem und Kopfhörer für die SchülerInnen sind nicht zwingend erforderlich, da eine Kurzfassung der Kommentare auch schriftlich erfolgt. Der gesprochene Text ist jedoch wesentlich differenzierter. Ein Laptop mit Beamer in einem Fachraum ermöglicht Plenumsphasen außerhalb des PC-Raums. Zeiten (V2) Das Programm lässt sich zeitlich sehr flexibel einsetzen, das schulische 45 – Minuten – Raster stört nicht. Die Einarbeitungszeit ist dank guter Benutzerführung sehr gering, eine intuitive Orientierung im Programm gut möglich. Ein individuelles gewährleistet. Administration (V3) Lerntempo in den Kleingruppen ist Das Programm läuft direkt von CD-ROM, kann aber auch nach Überspielen auf die Festplatte oder den Server direkt angesteuert werden. Die Anschaffung der Mehrplatzlizenz mit 15 getrennt einsetzbaren CDs ermöglicht eine höhere räumliche Hessischer Kompass für Bildungssoftware www.medien.bildung.hessen.de Formular für Evaluatoren Seite 3/5 Flexibilität. Die Software erfordert den Acrobat Reader 5.0.5, der auf der CD mitgeliefert wird. Sie läuft unter Windows (ab 95), nicht aber unter anderen Betriebssystemen. Sie ist netzwerkfähig. Die Beschaffung ist relativ kostengünstig (s.o.) Vorerfahrung (V4) Es werden keinerlei technische Kenntnisse vorausgesetzt. Für Lehrkräfte steht ein ausführliches Beiheft mit technischen und unterrichtspraktischen Anleitungen zur Verfügung. Software (Qualität des eingesetzten bzw. hergestellten Software-Produkts) Inhalt (S1) Das Programm ist für den Oberstufenunterricht konzipiert und deckt wesentliche Teile des Kurses „Genetik“ in Klasse 12 ab. Einige Teilaspekte können auch in der gymnasialen Mittelstufe eingesetzt werden. Das fachliche Niveau ist im Detail durchaus anspruchsvoll, aber stärker auf einen allgemeinen Überblick und die Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse hin orientiert als auf Wissenschaftlichkeit. Desgleichen ist die Wahl der Fallbeispiele und Übungen eher praxis- denn wissenschaftsorientiert („Ist das Meisenweibchen fremdgegangen?“). Ebenso interessant wie für den Biologie-Unterricht ist das Programm für das Fach Ethik. Insbesondere die zahlreichen als pdf-Dateien angefügten Originaltexte vieler ethisch-rechtlicher Bestimmungen, vom Tierschutzüber das Embryonenschutzgesetz, die Bioethik-Konvention, das Cartagena-Biosafety-Protokoll im Originaltext etc. sind eine wahre Fundgrube an Materialien. Neben vielen fächerübergreifenden Aspekten für Schülerinnen und Schüler eignet sich die Software auch zum Selbststudium von Fachlehrkräften der beiden Fächer, um grundlegende Aspekte der jeweilig anderen Sichtweise zu erfassen. Gliederung (S2) Die verschiedenen, grafisch aber sehr ähnlich gestalteten Ebenen der Inhaltsübersicht und das Fehlen einer Indexfunktion machen das Wiederfinden einer bestimmten Animation ohne schriftliche Notizen gelegentlich zu einem Suchspiel. Wenn man aber einmal mit der Lesezeichen-Funktion vertraut ist, kann man zumindest innerhalb der Fallbeispiele den aktuellen Lösungsstand speichern und ohne erneutes Bearbeiten und Suchen dort wieder einsetzen. Das Anleitungsheft bietet Hinweise zur Vorgehensweise. Innerhalb der einzelnen Beispiele ist die Benutzerführung übersichtlich und flexibel. Alle Gesetzestexte etc. sowie die Arbeitsblätter und ihre Lösungen sind als pdf-Dateien ohne Programmstart in den Ordnern programm/pdf bzw. Xtras/teachers direkt von der CD abrufbar. Gestaltung Die zahlreichen Animationen sind informativ und übersichtlich. Hessischer Kompass für Bildungssoftware www.medien.bildung.hessen.de Formular für Evaluatoren (S3) Seite 4/5 Die meist ansprechend gestalteten Grafiken verdeutlichen die Abläufe sehr gut und enthalten nur die jeweils benötigten Details. Dies ist besonders bei „Angstgegnern“ wie z.B. der DNA-Synthese mit Abbruchnucleotid hilfreich. Die Illustration einiger Fallbeispiele (Wer ist der Mörder von Herrn Gärtner?) wirkt in ihrer Comic-ähnlichen Darstellung allerdings im Oberstufenunterricht befremdlich unwissenschaftlich, ungeachtet der Thematik. Hier ist die illustrative Balance zwischen fachlichem Anspruch und „Spielanreiz“ wohl nicht ganz gelungen. Werkzeuge (S4) Hier sind die Möglichkeiten leider eher begrenzt. Bis auf die als pdf-Dateien vorliegenden Gesetzes-Texte und Arbeitsblätter gibt es keine Exportfunktion über das Ausdrucken des jeweiligen screenshots hinaus. Es gibt keine direkte Möglichkeit, Notizen zu machen und zu speichern. Die Lesezeichenfunktion lässt aber ein Speichern von Anmerkungen zusätzlich zur Namensgebung zu. Lernhandlungen (Qualität der Lernerträge auf Seiten der Schüler) sachlich (L1) Einmal in einem Beispiel „angekommen“, ist der „Spielanreiz“ des Programms hoch und unterstützt die Schülerinnen und Schüler bei der Auseinandersetzung auch mit komplexen fachlichen Zusammenhängen. Die klare und kleinschrittige Vorgehensweise mit vielen grafischen Darstellungen, Animationen und nur wenigen Textelementen ermutigt zum Weitermachen, und selbst bei mangelndem Fachwissen oder Fehlern motivieren die Kommentare und angebotenen Hilfen zum Durchhalten. Ein wissenschaftsnahes Niveau im Detail wird durch die angebotenen Fakten sicher nicht erreicht, dafür im Idealfall ein Überblick über die wichtigsten biologischen und ethischen Aspekte dieses komplexen und kontrovers diskutierten, emotional und ethisch brisanten Fachgebietes. medial (L2) Die Software ist ein konventionelles Lernprogramm, das kaum eine Auseinandersetzung auf der medialen Ebene ermöglicht. sozial (L3) Das Programm lässt Raum für unterschiedliche Sozialformen. In Gruppen – oder Partnerarbeit können Teilbereiche erarbeitet und im Plenum anhand der Animationen erläutert werden. Eine Binnendifferenzierung ist durch eine unterschiedliche Zuordnung von Beispielen leicht möglich. Eine arbeitsteilige Vorgehensweise und ein Zusammentragen der Ergebnisse zu einem Gesamtbild sind bei komplexen (nicht nur) wissenschaftlichen Problemen die einzige Chance, übergeordnete Zusammenhänge zu erfassen. Kooperation und nicht gegenseitige Abschottung ist notwendig und für alle von Vorteil – dies wird im Rahmen der vorliegenden Unterrichtssequenz für die Schülerinnen und Schüler deutlich. affektiv (L4) Motivation und Arbeitshaltung der Schülerinnen und Schüler waren durch die medialen Anreize positiv verändert. Hessischer Kompass für Bildungssoftware www.medien.bildung.hessen.de Formular für Evaluatoren Seite 5/5 Die Lehrperson rückte in den Hintergrund, die Auseinandersetzung mit dem Programm erfolgte selbstständig und intensiv. Die Schwelle zur Auseinandersetzung mit komplexen fachlichen Fragestellungen war deutlich erniedrigt. Die unterschiedlichen Sozialformen (s. L3) machen die Verantwortung einzelner Gruppenmitglieder für das Gelingen des Ganzen deutlich. So dienten die in Gruppenarbeit erstellten Arbeitsblätter z.B. auch als Wissensbasis für eine Klausur. Die Testfragen am Ende jeder Lerneinheit förderten über ihren Wettbewerbscharakter die Auseinandersetzung mit den fachlichen Inhalten. Fazit und Empfehlungen Das „Lernprogramm Gentechnik“ ist trotz einiger Schwächen im Detail ein sehr empfehlenswertes Produkt mit einem akzeptablen Preis-Leistungsverhältnis. Das fächerübergreifende Einsatzpotential, die klare Vermittlung auch diffiziler Abläufe, der hohe „Spielanreiz“, die praxisnahen Beispiele und vor allem die umfassende Betrachtung der brisanten Thematik lohnen eine Anschaffung allemal. Raum für Bildschirmkopien aus einer Lernsoftware oder einem Schülerprodukt Hessischer Kompass für Bildungssoftware www.medien.bildung.hessen.de