Bambusblätter Informationen für die Mitglieder und Freunde der Deutsch-Japanischen Gesellschaft BW e.V. Oktober 2008 1 Liebe Mitglieder, liebe Japanfreunde, wir begrüßen Sie herzlich zu unserer Ausgabe Oktober 2008 der Bambusblätter. Die vorliegende Ausgabe stellt das erste Exemplar dar, das dem neuen Konzept folgt. Es besteht darin, aus Kostengründen die Bambusblätter zu teilen in eine Kurzausgabe „Bambusblätter Info“, die nicht mehr als vier Seiten umfassen soll und nur aktuelle Meldungen und Ankündigungen enthält und eine Ausgabe „Bambusblätter“ in der ausführlichere Texte und Informationen zum Thema Japan erscheinen sollen, z.B. schriftliche Zusammenfassungen der Vortrags Veranstaltungen. Dr. Hans-Dieter Laumeyer Präsident Impressum Die Bambusblätter erscheinen in loser Folge. Verantwortlich für diese Ausgabe: Gottfried W. Wollboldt Tel.: 0711 – 65 83 223 Ihr Kontakt zur DJG- BW: Geschäftsführung: Wolfgang Grosse Buchenweg 12, 73 650 Winterbach Telnr. 0 71 81 – 7 39 30 e-Mail: [email protected] Konto: LBBW Kto.:1376 836, BLZ 600 501 01 Internet: www.djg-bw.de 2 Inhalt Uraufführung der 9. Sinfonie von Beethoven in Japan im Jahre 1918, dargestellt im Film „Bart no Gakuen“ Ansprache des Präsidenten anlässlich der Shinnenkai Veranstaltung 2008 Seite 4 7 Abstrakt des Vortrags von Prof. Dr. Klaus Antoni zu Isumo 15 Abstrakt des Vortrags von M.A. Ursula Flache zu Miyajima 16 Zusammenfassung des Vortrags von Dipl-Ing. (TU) Gottfried W. Wollboldt zum Enryakuji 18 Abstrakt des Vortrags von Dr. Eva-Maria Meyer: Hinter dem Chrysanthemenvorhang 41 Was berichtet die englischsprachige Presse in Japan über Deutschland ( vom 18.3. – 25.4.2008)? 42 3 Uraufführung der 9. Sinfonie von Beethoven in Japan im Jahre 1918, dargestellt im Film „Bart no Gakuen“ Vorgeführt am 21.Juni 2007 im Lindenmuseum Bei der Uraufführung der 9. Sinfonie von Beethoven bringt das Orchester der Kriegsgefangenen die gesamte Bevölkerung des Dorfes Bando zum Tanzen. Seither ist die „Ode an die Freude“ die zweite Nationalhymne der Japaner. Der Film zeigt das Leben von Kriegsgefangenen im japanischen Gefangenenlager Bando, dessen Insassen, dank der vernünftigen Verhaltensweise des japanischen Kommandanten Matsue (gespielt von Ken Matsudaira) ein weniger eingeschränktes Leben führen konnten als Gefangene in sonstigen Lagern. Der Film zeigt in einprägsamen Bildern Situationen des Lagerlebens sowohl für die Gefangenen als auch für den Lagerleiter, der bei manchen seiner Landsleute Missmut erregt. Am Ende des Filmes ist klar, dass die liberale Haltung des 4 Kommandanten nicht nur vorteilhaft für die Insassen des Lagers war, sondern auch für die das Lager umgebende Bevölkerung des Ortes Bando. Noch heute gibt es deutsche Unternehmungen in Japan, deren Gründer Kriegsgefangene in Bando waren. Der Ort Bando ist Teil der seit 1947 bestehenden Stadtgemeinde Naruto, die etwa 30km südwestlich des internationalen Flughafens von Osaka liegt und sich durch eine einzigartige Sehenswürdigkeit von anderen Städten unterscheidet, nämlich durch einen 4 mal täglich an ihrem Meeresufer entstehenden Wasserwirbel (Whirlpool, Malstrom), dem größten der Welt (nach National Geographics Naruto liegt auf der Insel Shikoku gegenüber der kleineren Insel Awaji, die die japanische Inlandsee (setonai kai) vom Pazifischen Ozean trennt. Bei Naruto sind beide Meere durch eine nur 1km breite Strasse verbunden. Der Wasserspiegel der Inlandsee kann sich daher nicht schnell genug an den Wasserspiegel des Pazifik anpassen, der mit den Gezeiten schwankt. Es entstehen daher 4 Mal täglich Höhenunterschiede im Meeresspiegel von etwa 1 Meter zwischen Pazifik und Inlandsee. Dies löst in der Strasse von Naruto Wasserwirbel aus. Der Film versäumt es nicht, den Wasserwirbel in den Handlungsablauf zu bringen. Naruto kann noch eine andere Merkwürdigkeit vorweisen. Es ist nämlich der Ausgangspunkt der berühmten Pilgerwege von Shikoku. Diese gehen auf einen buddhistischen Heiligen Namens Kukai zurück, der 774 n. Chr. in dem Ort Zentsuji auf Shikoku geboren wurde. Er wurde posthum mit dem Ehrennamen Kobo Daishi (Weisheit spendender großer Lehrer) ausgezeichnet, weil er sich eine Reihe von Verdiensten erworben hat: Gründer 5 der buddhistischen Shingon – Richtung, Gründer einer Tempelstadt auf dem Berg Koya, Gründer einer Universität, die mittellose Begabte aufnahm, Verfasser eines Lexikons und Schöpfer der japanischen Silbenalphabete. Mehrmals sehen Sie Gruppen von Pilgern durch die Filmszenen wandern. Die Insassen des Lagers Bando sind Kriegsgefangene, die unterlegenen Verteidiger der kaiserlich deutschen Kolonie Tsingtau, die bei Ausbruch des ersten Weltkrieges von Engländern und Japanern angegriffen und eingenommen wurde. Tsingtau war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein unbedeutendes Fischerdorf. 1891 wurde es befestigt und 1898 für die Dauer von 99 Jahren an das Deutsche Reich verpachtet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Tsingtau durch den systematischen Ausbau des Hafens zu einer Industriestadt europäischen Zuschnitts. 1914 besetzten japanische Truppen die Stadt. Das Deutsche Reich musste Tsingtau 1919 gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags Japan überlassen. 1922 kam die Stadt an China zurück. Der Hafen war zwischen 1945 und 1949 ein wichtiger Marinestützpunkt der USA. Die Einwohnerzahl beträgt etwa 2,32 Millionen (2000). Noch ein Wort zu dem Telegramm, das am Anfang des Filmes erwähnt wird: Es ist im gleichen Sprachduktus gehalten wie dasjenige Telegramm, das der deutsche Kaiser an die Japaner geschickt hatte, als sie nach dem Krieg gegen China 1894/95 den Hafen Port Arthur (Dalian) besetzen wollten. Das Telegramm wurde von den Japanern als Beleidigung aufgefasst. Franzosen und Russen waren von der Angelegenheit mehr betroffen als 6 die Deutschen, aber sie sind deswegen nicht bekannt als Absender von beleidigenden Telegrammen. Zur allgemeinen Weltkrieges Lage am Anfang des ersten Die deutschen Kolonien (Schutzgebiete) wurden erst nach 1871 erworben. Der Reichskanzler Bismarck meinte, Kolonien schaffen Versorgungsposten aber keinen allgemeinen Nutzen. Doch seit 1860 fanden privat finanzierte Forschungs- und Handelsreisen im Pazifik statt. Die Initiatoren hofften auf staatlichen Schutz. Der ihnen seit 1885 gewährt wurde, weil sich Bismarck einer Reichstagswahl stellen musste und er sich davon Unterstützung versprach. Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges wurden alle Kolonien fast kampflos an die Alliierten übergeben, außer Tsingtau und deutsch Ostafrika. Nicht nur, weil der erste Weltkrieg überraschend ausbrach und Verteidigungsvorsorge unterblieb, sondern weil es Verträge gab, wonach etwaige Kriege unter den Kolonialmächten nicht auf die Kolonien übertragen werden durften. Nach dem Krieg wurden die ehemaligen Kolonien als Mandatsgebiete des Völkerbundes verwaltet ehe sie ihre Unabhängigkeit erhielten, bzw. mit ihren traditionellen Staaten wiedervereinigt wurden. Ansprache des Präsidenten Dr. Hans-Dieter Laumeyer, anlässlich der Shinnenkai Veranstaltung am 09.Januar 2008, im Lindenmuseum, Stuttgart Zum Neuen Jahr 2008 Zum Neuen Jahr sollte der Präsident eine Neujahrsrede halten. Ich bedanke mich noch einmal bei allen Mitwirkenden für den wunderbaren Abend. Unsere 7 Gesellschaft und der innere Sinn des Neujahrsfestes shogatsu sollen mein Thema sein – das sogenannte kokoro. Es wird nicht zu lange dauern, dann gibt es sushi und sake und dann sagen wir kampai: Wir wollen als Gesellschaft das Wissen über Japan mehren und Brücken bauen. Japan sollte uns nicht als ein ferner exotischer Fremdkörper erscheinen. Vielmehr soll es uns in all seinen Facetten begreifbarer werden, ein Familienmitglied unserer Gemeinschaft sein. Das ist eine emotionale Herausforderung nach innen und außen und darin erkennen wir alle, Mitglieder, Vorstand, Beirat, unsere Aufgabe. Das wollen wir in einer gemeinschaftlichen Art, fröhlich und offen tun. Und dabei die Interessen unserer Mitglieder über alle Bereiche hinweg berücksichtigen, individuelle Anregungen aufnehmen und somit unsere Gesellschaft fördern und motivieren. Wir haben eine Geschichte von über hundert Jahren und doch entdecken wir täglich Neues, neue Wunder an diesem Blütenbaum, in diesem Blumengarten japanischer Kultur. Gerade heute haben wir wieder einzigartige Kostproben genießen dürfen. Und auf einmal ist Japan nicht mehr fern, sondern wunderbar und menschlich, und ganz nah. Und das ist gerade zum Neujahrsfest so schön, zum japanischen shogatsu. Unsere Gesellschaft hat einen breiten Fundus an Mitgliedern mit den unterschiedlichsten Interessen. Ein breites Spektrum des Wissens und der Erfahrung mit Japan sitzt vor mir. Vorstand und Beirat, das ist ihre Aufgabe, lenken diese aus verschiedensten Richtungen kommenden Ideen und Anregungen unserer Mitglieder, pflücken diese Blumen und bündeln sie, so wie man einen Blumenstrauß bindet oder ein Ikebana steckt. Dann ergibt 8 sich eine Gesamtkomposition, die nach innen und außen zu leben beginnt. Ein ganz eigenes unverwechselbares Leben. Viele von Ihnen waren wohl sehr lange in Japan. Und kaum jemand hier kennt das Land nicht, das so fern und doch irgendwie auch so nahe ist. Kaum ein anderes wirkt so herausfordernd, so zwingend sich ihm zuzuwenden, sich mit seiner Kultur und seinen Werten zu beschäftigen. So war es jedenfalls bei mir. Liegt es daran, daß es einerseits so hochmodern, so futuristisch ist, andererseits doch so fest in seinen Traditionen wurzelt – das Land, das als erstes in Asien ein hoch entwickeltes Industrieland wurde - uns ebenbürtig, uns übertrumpfend, dies aber mit nicht-westlichen Werten und Denkansätzen erreichte? Eigentlich eine immer noch aktuelle Frage. So sind wir immer wieder aufs Neue fasziniert. Doch: Weiß Europa überhaupt, was in diesem für uns so bedeutenden Land eigentlich geschieht? Wie drüben gefühlt, gedacht und empfunden wird? Sind wir nicht schlicht angewiesen auf das, was Japan, vielleicht gar selbstgefällig, geruht uns mitzuteilen, für uns aufzubereiten, zu übersetzen? Das sind Fragen, die mich immer sehr beschäftigten. Haben wir überhaupt ein Ohr an dem Geschehen in diesem pulsierenden Tokyo, wo die Megatrends wie in einer Experimentierküche, auch für uns alle getestet werden? Schauen wir nicht durch einen Filter, den Japan für uns gaijin immer wieder selbst und aufs Neue kreiert? Was an unserem Japan-Bild ist authentisch und was ist Fassade, make believe? Und immer wieder fragen wir uns: Wie weit oder wie nah ist uns Japan wirklich, auch innerlich, gefühlsmäßig? Also: Eine Herausforderung auch für uns selbst. Auch für dieses Forum Japan-erfahrener Menschen. Denn nur selten öffnet sich die japanische Gefühlswelt in ihrer Wirklichkeit. Das shogatsu ist eine solche 9 Gelegenheit, wenn sich Japan irgendwie offenbart und sich selbst zelebriert. So wollen wir uns heute kurz jenem schönen Universum zuwenden, jenem inneren Japan, der Welt japanischen Empfindens und japanischen Denkens, das sich kokoro nennt. Und die Tage des shogatsu sind, und so habe ich sie Jahr für Jahr empfunden, etwas ganz besonderes in diesem so auf Traditionen bedachten Land. In keinem anderen Land findet sich Vergleichbares in seiner tieferen Bedeutung - in dem bunten Reigen japanischer Feste ein nach innen gerichtetes Ereignis, ein Besinnen auf die Familie, auf die Gemeinschaft, auf das eigene Selbst, auf die eigene Existenz. Ich nehme gern Bilder zu Hilfe, wenn ich etwas emotional ausdrücken möchte. Shogatsu: Ich sehe die alten Traditionen, die Bilder geschäftigen Treibens vor dem großen Ereignis, Menschen, die in die dörfliche Heimat zurückkehren, satokaeri, die ruhige Neujahrsnacht, omisoka, wenn wir zusammensaßen und toshikoshi-soba schlürften, mit halbem Ohr dem Sängerwettstreit wie in jedem Jahr im NHK-Fernsehen zugewandt. Ich sehe das grelle Treiben, das Gedränge nachts beim ersten Besuch eines Shinto-Schreines, dem hatsumode, oder die besinnlichen Stunden bei japanischen Freunden – der Hausherr im hakama, wenn wir setchiryori aßen, Tee tranken und dann die alten Kartenspiele spielten, wobei man die alten Gedichte zitieren sollte. Und mit den Geschäftsfreunden zelebrierten wir das nenjimawari und keiner durfte ausgelassen werden. Die weiblichen Angestellten kamen im kimono. Und dann stößt man mit kimpaku-zake an, dem mit Goldflocken angereicherten Neujahrs-Sake. Aber in erster Linie war es die japanische Familie mit ihren Werten und ethischen Grundsätzen, die das Wesen dieser besinnlichen Tage ausmachte. Shogatsu 10 – irgendwie die immer wieder neue Basis japanischen Empfindens. Ein ganz besonders stimmungsvolles Bild ist aber der festlich geschmückte Schrein. Es gibt keine schönere Zeit, den jedem jinja innewohnenden ganz speziellen Geist zu erleben. Und es gibt tausende solch wunderbarer jinja. Das sind die abgelegenen Großschreine im Tohoku und im Ura-Nihon, der Yazaka-jinja in Kyoto genauso wie die Schreine mitten in den Großstädten. Jeder von uns hat seine persönlichen Erinnerungen. Meine schönsten sind die vom Shiogama-jinja bei Sendai, wenn die Fischer ihr hatsumode begangen. Professor Antoni führte uns soeben in die Geheimnisse des großen Schreines von Izumo ein, in die Welt des ungestümen Gottes Susanoo-no-mikoto mit seiner urtümlichen Kraft. Wir sahen die gewaltigen Dächer des Schreines, das shimenawa und die majestätisch aufragenden sugi-Bäume. Unter all den bunten hatsumode-Bildern zum Neujahrstag beeindrucken mich immer diese großen sugi-Zypressen. Ich empfinde sie wie ein Symbol ältester japanischer Traditionen und japanischen Empfindens. Solch ein Baum steht im Hintergrund und breitet seine Äste aus über dem aufgeregten Geschehen. Und natürlich hilft mir ein haiku, Ihnen das zu vermitteln, worüber ich angesichts einer großen sugi über einem Shinto-Schrein nachgedacht habe. In Japan findet sich immer ein haiku für das, was man ganz persönlich sagen möchte, aber wie ich nicht kann. Dieses haiku nun stammt von Buson und ich finde es passend zum shogatsu. Es mag uns helfen, Japan auch empathisch zu erfahren, seinem Denken und Empfinden einmal ganz nahe zu sein, dem, was es selbst sein kokoro nennt: Ganjitsu ya, taiju no shita no hito-kokoro 11 Der Neujahrstag, unter großem Baum die Menschen – mit ihren Empfindungen und Gedanken Nur eine plumpe Übersetzung, wie bei jedem haiku. Man kann nur deuten. Wir sehen nur drei Elemente - drei Bilder. Mikroskopisch verdichtet und damit absolut. Jenseits von Zeit und Raum. Und sie sagen viel zum Wesen dieses Neujahrstages, dieses wunderbaren Ereignisses. Selbst jede für sich genommen, ließen sich die drei Metaphern kaum verdeutschen. Aber in seiner Abstraktion offenbart dieses dreihundert Jahre alte haiku etwas von dem, was das shogatsu ausmacht. Denn ganjitsu ist nicht allein der Neujahrstag. Man sieht darin Ausdruck für das absolut Neue, das Unfertige, das Ungestüme, das Soeben-Kreierte. Es ist das Neugeboren-Werden, das Reine, das Unbefleckte, kindlich-naive, ungebändigte Urkraft, Ungeformtes - auch eine, wenn auch nur momentan, zu lebende Freiheit. Unbelastete Jugend, positiv das Kommende erwartend, nicht rückwärtsgewandt – also völlig anders als bei uns, wo Gott Janus bekanntlich mit zwei Gesichtern nach vorne und nach hinten schaut. Hier blickt man schuldlos nach vorn, erklimmt eine neue unverbrauchte Bewußtseinsebene. Wohl wissend, daß diese ungebändigte Energie nur kurzlebig sein wird und bald einer kundigen Formung durch andere Kräfte bedarf. All das steht in dem Schriftzeichen ganjitsu, das man nur bei Beginn eines neuen Zyklus schreibt - auch daß die Kraft der ersten Momente wie in einem ewigen Rhythmus sich bald den Kodizes von Ethik und Moral beugen wird, sagt es uns. Und diese, das Neue bald formenden Kräfte, stehen in mystischer, dunkler Würde schon bereit. Sie sind der große Baum über dem Schrein. Der steht unverrückbar, ewig, und er steht für die uralten Prinzipien 12 Japans, für das sich aus der Natur auf natürliche Art immer wieder Formende. Taiju ist also der große Baum, wie in Izumo, der die Welt der Traditionen, der unumstößlichen Werte symbolisiert. Die gestaltende Kraft in seinem Stamm, in seinen Ästen am Neujahrstag, ist die Antithese zu der noch ungeformten Energie, die am ganjitsu wieder zu den Menschen kommt und die sie immer wieder selbst sind. Fast wie eine magische Kraft, wie ein Naturgesetz, ist die dunkle Majestät dieser sugi zu verstehen. Ein ewiges Prinzip, schützend und zugleich Ehrfurcht gebietend. Kaum von Menschen geschaffen, vielmehr den Menschen eine Richtung weisend, sich und seine Grenzen zu erkennen. Ein bißchen wie der Lindenbaum am Brunnen vor dem Tore, zu dem wir Deutsche uns so gern zurückziehen. Vielleicht erklärt auch das die Popularität dieses Gedichts in Japan. Unverbrauchte Kräfte modellieren sich unter der Ägide der alten Prinzipien zu der wunderbaren Synthese des kokoro eines Menschen und einer Nation, zu einem animus, der Freude, Toleranz, ein In-Sich-Ruhen, Erkenntnis des Möglichen, ein Verstehen wirklicher Werte, bedeutet - Balance zwischen den sich stets neu generierenden Kräften und den ethischen Prinzipien von Familie und Gemeinschaft, kurz: Ein Ideal japanischer Sittlichkeit, japanischen Empfindens. Das wäre das kokoro, das dritte Element in meinem Bild von den großen Bäumen über dem Shinto-Schrein zum Neujahrstag. So ist es immer gewesen, meinte Buson wohl in seinem haiku, und so entstehen Freude und Glück und japanische Gelassenheit. Es ist der Mühe wert, sich mit dem Begriff kokoro zu beschäftigen. Er ist so urjapanisch wie das ganjitsu, das Ungestüme, oder der große Baum taiju über allem, das Prinzip des Formenden. Und anders als bei uns sind diese Kräfte stets vorwärtsgewandt, nicht wie bei Goethe, der unsere 13 abendländische Welt so treffend als Neues aus Altem geboren bedichtet, indem er sagte: Zwischen dem Alten, Und das Vergangne Zwischen dem Neuen Heißt mit Vertrauen Hier uns zu freuen, Vorwärts zu schauen, Schenkt uns das Glück, Schauen zurück. (J.W.Goethe: Zum Neuen Jahr, 1. Strophe) Und damit wollen wir aber nun in die Wirklichkeit zurückkehren. Es hat das Jahr der Ratte begonnen, nezumidoshi. Das Jahr des Schweines ist zu Ende, in dem wir für unsere Gesellschaft Speck angesetzt und unser Haus bestellt haben. Ich habe es Ihnen in meinem Jahresendbrief geschildert. Die Ratte aber ist emsig, rührig, sie hamstert und ist sehr gemeinschafts-und familienbewußt. Und so möchte ich, Dichter Buson mag es mir verzeihen, das haiku abwandeln und sagen: Nezumidoshi ya, kono Lindenmuseum de, Dokunichikyokai-Kokoro! Also gehen auch wir mit einem selbstbewußten kokoro in das Neue Jahr, mit einem erneut erschaffenen Geist, der heute Abend geboren wurde, und mit neuer Besinnung. Wir schauen nicht zu sehr zurück und wir freuen uns auf das Kommende. Und wir bauen auf eigene Tradition und eigene Kraft. Das Jahr wird uns viel bringen und unsere Gemeinschaft stärken. Und dabei helfen uns nicht die sugi-Bäume. Vielmehr helfen uns Motivation und Treue unserer Mitglieder und unserer neu gewonnenen Freunde, wie dem Lindenmuseum oder der. Japanologie in Tübingen mit ihren Professoren und Studenten. Aber es mag uns allen Freude und Glück bringen, Ihnen und Ihren Familien, und es mag die Bande mit Japan weiter stärken. De wa, yoi o-toshi o! Ein Glückliches Neues Jahr! 14 Ansprache des Präsidenten zum Shinnenkai 2008 Vortrag: (gehalten am 9.1.2008 im Lindenmuseum) „Izumo - das Land der Götter und die kulturelle Vielfalt Japans“ Professor Dr. Klaus Antoni, Universität Tübingen, Seminar für Japanologie Die japanische Kulturlandschaft Izumo, ist seit den ältesten Epochen der Geschichte Japans für ihre religiöse, kulturelle und oftmals auch politische Eigenständigkeit bekannt. Schon in den Quellwerken des 8.Jahrhunderts wurden die Besonderheiten Izumos angeführt, ersichtlich etwa an einer eigenen Götterwelt, die nur wenig mit den Gottheiten des japanischen Pantheons um die Sonnengöttin und Ahngottheit des Kaiserhauses, Amatersu, zu tun hatte. Die kulturelle Vielfalt Izumos geriet damit in Kontrast zur vorherrschenden Idee einer japanischen Homogenität. Heute stellt der shintoistische Großschrein von Izumo neben den Ise-Schreinen das bedeutendste religiöse Heiligtum Japans dar. 15 Izumo-Taisha: Gross-Schrein in der Provinz Vortrag: (gehalten am 8.2.2008 im Bürgerzentrum Stuttgart-West) Miyajima – die heilige Insel im Wandel der Zeiten Ursula Flache M.A, Universität Stuttgart Die Insel Miyajima in der Präfektur Hiroshima gehört mit Matsushima und Ama no hashidate zu den so genannten ‚drei schönsten Landschaften Japans’. Sie ist auch die Insel‚ auf der niemand stirbt und niemand geboren wird’, denn als heilige Insel ist sie mit zahlreichen Tabus belegt. Der englische Dichter Edmund Blunden hat sie in einem Gedicht verewigt und sich auf diese Insel gewünscht. Der als Weltkulturerbe designierte Itsukushima Schrein befindet sich dort und sein im Wasser stehendes rotes Schreintor ist im Westen zu einem Wahrzeichen Japans geworden. Berühmte Personen aus der japanischen Geschichte wie der Kriegsherr Taira no Kiyomori, der Mönch Kûkai und der Landeseiniger Toyotomi Hideyoshi haben auf Miyajima ihre Spuren hinterlassen. Bei einem 16 Streifzug durch die Geschichte der Insel sollen in diesem Vortrag die verschiedenen Aspekte der Insel als heiliger Ort, als Handelszentrum der Inlandsee und als Tourismusziel beleuchtet werden. Referentin Ursula Flache M.A. ist Bibliothekarin und Japanologin. Sie hat von 2003 bis 2006 die Bibliothek des Deutschen Instituts für Japanstudien in Tôkyô geleitet. Zur Zeit promoviert sie an der Universität Tübingen mit einer Arbeit zum Itsukushima Schrein. Tori von Miyajima, ein Wahrzeichen Japans 17 Vortrag: (gehalten am 7.3.2008 im Bürgerzentrum Stuttgart-West) Enryakuji, geistiges Zentrum Japans und Ursprung moderner Universitäten Gottfried W. Wollboldt Dipl.-Ing. DJG-BW Die vergangenen Veranstaltungen der Deutsch Japanischen Gesellschaft haben Ihnen Orte vorgestellt, wie Shikoku, Bandô, Izumo, Miyajima, die abseits vom Zentrum liegen, aber doch Einfluss auf die Herausbildung der Eigenschaften Japans ausgeübt haben. Der Enryakuji oder Enryaku – Tempel ist ein anderes Beispiel, um das es heute gehen soll. Eigentlich ist er eine ganze Tempelstadt mit 20.000 – 30.000 Einwohnern, die unter alten hohen Bäumen auf dem Berg Hiei 10 km nordöstlich von Kyoto angelegt ist. In Jahre 788 wurde er durch den Priester Saicho gegründet, um die zukünftige Hauptstadt vor bösen Geistern zu schützen, die nach dem Glauben der Zeit aus einem in nordöstlicher Richtung verlaufenden engen Tal eindringen konnten. Später ist der Tempel allerdings nicht wegen seiner Wächterfunktion zu Ansehen gelangt, sondern weil er sich zum geistigen Zentrum des Landes entwickelte. Er ist ein Tempel der dritten Generation. Die Tempel der ersten Generation sind etwa 200 Jahre älter. Ihr Bau wurde vom ersten Verfassungsgeber des Landes gefördert, dem Prinzen Shotoku, Sohn des Großkönigs Yomei und Neffe der Kaiserin Suiko. Der Prototyp der zweiten Generation von Tempeln ist der Todaiji, der um 749 in Nara fertig gestellt wurde. Der Kaiser Shomu hatte ihn als Zentrum eines Gottesstaates vorgesehen, den er auf Erden errichten wollte. Doch er starb, bevor er sein Ziel erreichen konnte und unter seinen Nachfolgern verfiel das Werk im Chaos. Eine seiner Töchter trat als Kaiserin Koken die Regierung an. Der 18 junge Priester Dokyo, der gerade von einer China-Mission zurückkehrte, wurde ihr vorgestellt. Sie wollte ihn zum Mitkaiser machen. Sie wurde abgesetzt und ihr Bruder wurde Kaiser. Doch dieser starb nach wenigen Jahren. Die abgesetzte Kaisertochter wurde erneut Kaiserin unter dem Namen Shotoku und da war wieder der Priester Dokyo, der mitregierte. Die Priester überhaupt hatten seit Beginn der Nara-Zeit Bedeutendes geleistet, sowohl literarisch (Nihon Shoki und Kojiki1) als auch bautechnisch (Todaiji und 2 Daibutsen ) und deshalb glaubten sie mitregieren zu dürfen. Zwar starb die Kaiserin 769 an den Pocken, Dokyo wurde verbannt und Frauen von der Thronfolge ausgeschlossen (bis 1730), damit war die Zeit der Gesetzlosigkeit aber nicht beendet. Das Volk murrte: „Es ist Mappô – Zeit“. Nach buddhistischen Vorstellungen ist die Mappô – Zeit Vorstufe zum Weltuntergang. Der tatkräftige Kaiser Kemmu (779 – 806) sah die Lösung des Problems in einem Neuanfang. Er verlegte die Hauptstadt 794 nach Kyoto. 784 verließ er Nara. Er wollte die staatlichen Funktionen von den religiösen entflechten und suchte nach neuen Ansätzen. Im Jahre 804 entsandte er eine diplomatische Mission nach China mit dem Auftrag, dort nach neuen Wegen zu suchen. Der Priester Saicho und Kukai, ein Adeliger, der sich erst kürzlich theologischen Studien zugewandt hatte, wurden der Mission attachiert. Saicho kehrte beladen mit dicken Büchern 805 zurück und machte den Enryakuji zum Hauptquartier einer neuen buddhistischen Schule, nämlich der Tendai Shu, die stets eng mit dem Kaiserhaus verbunden blieb. 1 Die ältesten Geschichtsbücher Japans Der Bau des großen Tempels und insbesondere der Guss des bronzenen Riesenbuddhas müssen nach heutigen Maßstäben als Hightech Aufgaben angesehen werden, vergleichbar dem Mondlandeprojekt der Amerikaner. 19 2 Im Jahre 806 starb der Kaiser Kemmu und als Kukai aus China zurückkehrte, fand er bei dem neuen Kaiser keine Beachtung. Kukai war jünger als Saicho, in China aber von einem höher angesehenen Lehrmeister ausgebildet worden, der ihm tantrisch - esoterischen Buddhismus beibrachte. Saicho stand bei dem neuen Kaiser in hohem Ansehen und Kukai wurde kaum beachtet. Doch Kyoto musste nicht nur im Nordosten vor dem Zuzug böser Geister geschützt werden, sondern hauptsächlich im Süden. Der Bau des für diese Aufgabe vorgesehenen Tempels (Honganji) ging nicht voran. Kukai konnte hier aushelfen. Er hatte nicht nur Theologie studiert, sondern auch Architektur und Ingenieurskünste. In seiner Heimat reparierte er in kurzer Zeit die Bewässerungsanlage der Reisfelder. In Kyoto wurde er indessen vom Kaiser zum Zeremonienmeister bestellt, dessen Aufgabe darin bestand, für Regen und damit für gute Ernten zu sorgen. Das war eine riskante Aufgabe, die er offensichtlich zur allgemeinen Zufriedenheit löste, denn inzwischen durfte er Saicho, den Chef des Enryakuji zum Oberpriester des esoterischen Buddhismus weihen. Der neue Kaiser Saga (809 – 823) der zu den drei am meisten angesehenen Kalligraphen Japans zählt, unterstützte Kukai, der ebenfalls Mitgliedschaft in diesem illustren Kreis genießt. Alles, was Kukai in die Hände nahm, gelang ihm, seien es weltliche Angelegenheiten oder geistliche. Kukai prägte damit das Aufgabenspektrum des Enryakuji, doch ging es ihm nicht primär um die staatlichen Aspekte von Religiösität, sondern um die persönlichen, weshalb er sich im Jahre 816 aus Kyoto zurückzog, um auf dem 100km südlich gelegenen Berg Koya eine eigene Tempelstadt zu gründen, die sich den kontemplativen Aspekten von Religion widmete und später nie erwähnt wurde, wenn es um Einmischung von Priestern in die Politik ging. 20 Der Enryakuji entwickelte sich in der Epoche, die die Japaner als Heianzeit (894 – 1185) bezeichnen, zum geistigen Zentrum des Landes, das nicht nur die Funktion des Hauptquartiers der Tendai – Schule des Buddhismus ausfüllte und nicht nur den höheren theologischen Nachwuchs ausbildete, sondern auch den künstlerischen, die Architekten, die Ingenieure, die Mediziner und nicht zuletzt die Sohei, die Mönchsoldaten. Um nur einige Beispiele zu nennen. Ennin, der dritte Abt oder Patriarch des Klosters war ein Musiker, der die buddhistische Musik in Japan bis heute geprägt hat. Toba Sōjō (1053 – 1140), der 47. Abt oder Patriarch war ein Maler, der Bildrollen angefertigt hat, die lustige Geschichten von Tieren und Menschen erzählen. Er kann als erster Manga – Künstler betrachtet werden. Seine Bildrollen sind im Kōzan Tempel, dem ältesten in Kyoto und im Nationalmuseum zu besichtigen. Wenn von japanischen Kriegen oder Kriegern die Rede ist, fällt bald das Wort Samurai. Doch Samurai gab es erst seit der Kamakura -Zeit (12. Jh.). Im Kojiki, dem ältesten Geschichtsbuch Japans, wird von Sumotori berichtet, die im Jahre 23 v. Chr. Wettkämpfe abhielten. Heutzutage sind sie als dicke Schaukämpfer bekannt, die in einer bestimmten Jahreszeit Wettkämpfe veranstalten. Vom Fernsehen ins ganze Land übertragen, nimmt das Volk Anteil an diesen Kampfereignissen. Interessant ist die Rolle der alten Sumotori als Vorkämpfer, d.h. es traten bei Streitigkeiten nicht Heere gegeneinander an, sondern die Angelegenheit wurde durch die Vorkämpfer entschieden. Auch in der Bibel wird von Vorkämpfern berichtet, David und Goliath sind Spezies dieser Gattung. Seit der Zeit des Prinzen Shotoku wurde das Land durch kaiserliche Beamten verwaltet, die in ihrem Haushalt Waffen tragende Personen unterhielten. Auf Dienstreisen waren sie Begleitschutz und führten polizeiliche Maßnahmen durch. Später wird auch von Waffen 21 tragenden Mönchen berichtet, den Sohei. Einem amtlichen Bericht zufolge erschienen im Jahre 949 bewaffnete Mönche des Todaiji, 56 an der Zahl, in Kyoto, um gegen die Einsetzung eines unbeliebten Abtes zu protestieren. Auch die Sohei des Enryakuji waren in Händel mit den Soldaten anderer Klöster verwickelt, bei denen es um Prestige-Fragen ging. Wer soll der große Staatstempel sein? Die Klosterordnung verbot den Mönchen i.a. das Tragen von Waffen und das Verlassen des Klosters während einer 12 jährigen Ausbildungszeit. Der Buddhismus aber hatte seit seiner Entstehung (etwa 500 vor Chr.), besonders in seiner esoterischen Ausprägung, erhebliche psychologische und physiologische Kenntnisse angesammelt. In China, Korea und Annam hatten die Buddhisten zeitweilig staatliche Verfolgungen über sich ergehen lassen müssen oder es war ihnen das Tragen von Waffen verboten worden. Daher nutzten sie ihre Kenntnisse, um waffenlose Kampfmethoden zu entwickeln, was in Japan nicht unbekannt war. Als die weltlichen Kampfhähne in Japan sahen, wie geschickt die Mönche Waffen handhaben konnten oder waffenlose Kampftechniken beherrschten, umwarben sie die Klöster mit Geschenken, um sie im Falle von Streitigkeiten als Bundesgenossen zu gewinnen. So ist z.B. bekannt, dass die Machthaberfamilie der Taira die Mönche des Enryakuji umwarb, die Machthaberfamilie der Minamoto aber den Miidera. In etwa 100 Theater-Stücken oder sonstigen literarischen Werken, einschließlich einer Fernsehserie aus 45 Folgen, wird die Geschichte des Mönchkriegers Benkei und des jungen Yoshitsune no Minamoto erzählt, die sich in der Zeit von 1159 – 1189 ereignete. Yoshitsune war der jüngste Spross der Machthaberfamilie Minamoto, der den Kampf mit der Machthaberfamilie Taira um die Staatsmacht als Wickelkind überlebt hatte, 22 zusammen mit drei Halbrüdern, von denen der älteste 10 Jahre zählte. Yoshitsune wurde einem Prior des Enryakuji in Obhut übergeben, der für seine Ausbildung als Mönch sorgen sollte. Keinesfalls durfte das Kind erfahren, dass sein Vater der Chef des Minamoto Clans war. Yoshitsune gewann wegen seiner Aufnahmefähigkeit das Wohlwollen des Priors, aber durch Zufall erfuhr er seine wahre Identität. Was ihn dazu führte, heimlich den Umgang mit dem Schwert zu üben. Im Alter von etwa 18 Jahren trennte er sich vom Kloster und lebte in Kyoto, wo es noch Vasallen seines Vaters gab. Zu dieser Zeit lebte in Kyoto ein Riese von einem Kerl, nämlich Benkei, ein Sohei, der noch nie einen Kampf verloren hatte. Als Yoshitsune von ihm hörte, wollte er sogleich wissen, welchen Wert seine Waffenkünste hatten. Benkei erwartete seine Herausforderer an der fünften Brücke über den Kamo-Fluss und Yoshitsune besiegte ihn mit seiner jugendlichen Schnelligkeit, ohne ihn zu töten. Benkei wollte den Namen seines Besiegers wissen und leistete Yoshitsune auf der Stelle einen Vasalleneid, als er ihn nannte. Nun erfuhr Yoshitsune von seinem älteren Halbbruder Yoritomo. Er hatte den Kampf gegen die Taira wieder aufgenommen und in Kamakura eine Widerstandsbasis aufgebaut. Yoritomo galt als klarsichtiger politischer Kopf, der die Ursachen für den Verfall der Heian – Herrschaft erkannt hatte. Um seine Politik durchzusetzen, musste er lediglich die Taira - Familie aus ihrer Machtposition beseitigen. Yoshitsune besuchte ihn in Kamakura und feierte die Familienzusammenführung. Yoritomo übergab ihm eine kleine Streitmacht und beauftrage ihn, die Tairas aus Kyoto zu verjagen. Yoshitsune übernahm den Auftrag, obwohl seine Erfolgsaussichten ziemlich fragwürdig waren und es gelang ihm, bis zum Jahre 1185, die Tairas zu besiegen. Dabei erwies er sich als mitreißender 23 Kämpfer und strategischer Kopf, der sich seinen Gegnern gegenüber stets ritterlich verhielt, was offensichtlich als etwas Besonderes angesehen wurde, denn sonst wäre es nicht erwähnt worden. Nach diesem Sieg war Yoritomo der uneingeschränkte Herrscher in Japan, der 1187 vom abgedankten Mönchkaiser GoShirakawa zum ersten Shogun auf Lebenszeit ernannt wurde. Yoritomo gilt als der Gründer der Kamakura – Epoche. Den Sieg über die Tairas hatte er seinem Halbbruder Yoshitsune zu verdanken, aber Yoritomo war eifersüchtig auf ihn und befahl ihm den Selbstmord (Seppuku). Yoshitsune hätte nun einen Kampf gegen seinen Bruder aufnehmen können, was er aber nicht tat, sondern er entzog sich seinem Bruder durch Flucht. Mit einer Schar Getreuer, erreichte er den kleinen Ort Yoshino in der Zeit der Kirschblüte. Die erschöpften Flüchtlinge erholten sich unter Kirschbäumen und wurden von der sagenhaft schönen Tempeltänzerin Shizuka Gozen, beim Klang von Flötenmusik unterhalten. Sie war Yoshitsune gefolgt, der sie am Hof des abgedankten Mönchkaisers GoShirakawa kennen und als politische Beraterin schätzen gelernt hatte. Yoshitsune wird als schönes Mannsbild beschrieben das weiblichen Zuneigungen nie abweisend war. Die Tempeltänzerin reiste von Yoshino nach Kamakura, um Yoritomo die Schäbigkeit seiner Haltung dem Bruder gegenüber öffentlich vorzuwerfen. Yoritomo war darüber so wütend, dass er sie getötet hätte, wenn seine Ehefrau ihn nicht davon abgehalten hätte. Yoritomo hatte die staatlichen Verhältnisse erneut stabilisiert. Zu seiner Stabilisierungsstrategie gehörte die Institutionalisierung der Samurai, d.h. der dienenden Krieger3. Der Shogun und die Provinzfürsten (Daimyos) 3 Die vom Shogun gegen renitente Machthaberfamilien eingesetzt werden konnten. 24 durften eigene Streitkräfte unterhalten, was ihnen seit der Taikareform (Ritsuryō System) nicht erlaubt war. Die Sohei des Enryakuji dienten als kaiserliche Garde, die von den Äbten oder Patriarchen auch für ihre eigenen Zwecke eingesetzt werden konnten. Yoritomo starb bald nach seiner Ernennung zum Shogun, er stürzte nämlich vom Pferd. Seine Ehefrau Masako erwies sich als fähige Regentin, die für einen geordneten Übergang der Macht in die Hände der Familie Hojo sorgte (sie selbst war eine Hojo, ein Zweig der Familie Taira. Übrigens waren die Kaiserfamilie sowie die Machthaber Familien Fujiwara, Taira und Minamoto vielfältig untereinander verwandt). Die Familie Hojo war von Yoritomo mit dem Amt des Shikken betraut worden, dessen Funktionen nicht genau definiert worden waren. Bis zum Ende der Kamakura – Zeit (1336) blieb die politische Macht in den Händen der Hojo – Familie, sie hielt nie das Amt des Shogun, sondern blieb stets Shikken (Regent des Shogun). Während der Endphase der Heian Epoche erscholl im Volk wieder der Ruf: „Es ist Mappô – Zeit“. Der Kaiser Kemmu hatte das Problem der Mappô-Zeit in der Nara Epoche durch einen politischen Neuanfang gelöst, in dem er die Vorstellung des Kaisers Shomu vom Gottesstaat auf Erden revidierte. Für Kemmu mussten Staat und Religion getrennt bleiben. Die Gelehrten auf dem Berg Hiei im Enryakuji kamen nun zu der Einsicht, dass sie selbst gefordert waren, einen Beitrag zur Lösung des zugrunde liegenden Problems zu leisten, der Kaiser hatte nicht mehr die Macht, eine Lösung herbei zu führen.. Die Lösung stellte sich zwiespältig dar. Die Lehren des Buddhismus mussten dem Volk verständlich gemacht werden und die Folgen der buddhistischen Endzeitlehre mussten durchdacht werden. 25 Seit der Einführung des Buddhismus in Japan hatten die staatlichen Stellen ihn als ein Vehikel verstanden, das ihren eigenen Interessen diente, für das Volk war der Buddhismus viel zu kompliziert. Die staatlichen Stellen sahen in den esoterischen Aspekten des Buddhismus dasjenige Mittel, das sie benötigten. Sie verstanden darunter seine Fähigkeit, Krankheiten, besser Epidemien, zu bannen, sowie für Regen, d.h. gute Ernten zu sorgen. Bereits bei der Einführung des Buddhismus gab es Stimmen, die darauf hinwiesen, dass nicht nur der Staat religiöse Bedürfnisse habe, sondern auch einzelne Personen. Im Jahre 699 wurde ein Mensch Namens En No Gyoja auf die Halbinsel Ise verbannt, weil er sich um die religiösen Bedürfnisse des Volkes kümmerte und dem Volke predigte, wodurch er sich bei der Obrigkeit unbeliebt machte. Er gilt als der Gründer der Shugendo Richtung, die den Buddhismus mit der endogenen Religion Shinto, dem Shamanismus und dem Taoismus harmonisieren wollte. Er verkündete, dass die Hauptgöttin des Shintoismus Amaterasu die Inkarnation eines Buddha sei. Worauf bis in die Edo-Zeit buddhistische Tempel und shintoistische Schreine friedlich nebeneinander existierten. En No Gyoja wurden magische Kräfte zugeschrieben, er heilte Kranke, half den Leuten, die Hilfe brauchten, führte ein asketisches Leben in den Bergen und leitete auch seine Jünger, die Yamabushi, zu eben diesem Leben an. Er bepflanzte den Yoshino Berg mit Kirschbäumen zu Ehren des Gottes Zao Gongen und sorgte dafür, dass Schreine auf der Spitze von Bergen errichtet wurden, die dann als heilig galten. Die Baumblüte in Yoshino zieht bis heute viele Besucher aus den nahe gelegenen Städten der Kansei – Region an. Obwohl er zu seiner Lebenszeit als Ketzer angesehen wurde, sprach ihn ein späterer Kaiser 26 heilig, d.h. er erklärte ihn zu einem Avatar, d.h. zu einem Menschen, der von einem gütigen Buddhaerlöser ferngesteuert oder geleitet wird. Die Religionsgelehrten auf dem Berg Hiei hatten also verstanden, dass sie etwas dafür tun mussten, den Buddhismus dem Volk verständlich zu machen. Außerdem hatten sie die Folgen der buddhistischen Endzeitlehre zu überdenken. Beide Aufgaben wurden im Laufe der Kamakura – Zeit angepackt und gelöst. Dabei spielte der Enryakuji insofern eine Rolle, als die Urheber der Lösungsideen auf dem Hieisan gelebt und studiert hatten. Aber auch von ihm als Ketzer bekämpft wurden, sofern ihre Ideen überkommenen Ansichten widersprachen oder dem Status des Tempels abträglich waren. Äußerlich kann die Lösung als die Entstehung von vier oder fünf (je nach Zählweise) neuen buddhistischen Schulen oder religiösen Richtungen verstanden werden: 1 Rinzei Zen 2 Soto Zen 3 Jodo shu 4 Jodo Shinshu 5 Nichiren oder Hokke Shu. Die Zen – Schulen, deren Grundideen aus dem chinesischen Taoismus entnommen wurden, ignorierten die buddhistische Endzeitlehre, was auch eine Art von Problemlösung darstellt. Sie hielten sich für Menschen, die bereits im Zustand der Erleuchtung existierten, denen es darauf ankam, entsprechend zu leben. Sie wurden überwiegend von den Samurai und deren aristokratischen Auftraggebern oder 27 Dienstherren aufgenommen und hatten die Wirkung, deren Lebens- und Denkweise zu kultivieren. Dem Ansehen des Enryakuji war diese Entwicklung abträglich, denn die Zen-Adepten errichteten nun im Stadtbereich von Kyoto fünf eigene Tempel, die zu Zentren politischer Beratung für Machthaber avancierten (Muso Sozeki). Die Jodo Shu und Jodo Shinshu beziehen sich auf die Amida – Sutra, um die Folgen der Endzeitlehre zu kompensieren. Es gibt nicht nur im Buddhismus eine Endzeitlehre, sondern auch im Judentum, im Christentum und im Islam. Ob diese Endzeitlehren für virtuell oder real gehalten werden, ist ziemlich belanglos, sie hatten geschichtlich konkrete, meist unangenehme Auswirkungen. Die buddhistische Endzeitlehre entstand nach dem Ableben des historischen Buddha (Siddharta Gautama) in Indien. Sie teilt die Zeit nach Buddha in drei Abschnitte ein. In die Epoche des wahren Gesetzes, die Shôbô – Zeit, in der die Doktrin und Praxis der Lehre voll gelebt werden konnten und die angestrebte Erleuchtung möglich war. Diese Epoche soll je nach Auslegung 500 oder 1000 Jahre lang andauern. In die Epoche des abgeflachten Gesetzes, die Zôbô- Zeit, in der die Doktrin und Praxis der Lehre gelebt werden konnten, es aber keine Erleuchtung mehr gab. Auch diese Epoche sollte 500 oder 1000 Jahre lang andauern und in die Epoche der Gesetzlosigkeit, der Mappô –Zeit, in der nur noch die Doktrin gelebt werden könne, die Praxis aber nicht mehr die gewünschten Ergebnisse bringe und Erleuchtung nicht mehr möglich sei. Diese Periode solle 10000 Jahre lang andauern. Danach aber solle der Maytrea Buddha (japanisch der Miroko Bosatzu) auferstehen und allen 28 Menschen, die bisher die Erleuchtung nicht erreicht haben, zur Erleuchtung verhelfen. Dass diese Lehre bis heute Auswirkungen hat, kann am Friedhof des Koyasan nachempfunden werden, der sich um das Mausoleum des Kobo Daishi (Kukai) ausdehnt. Kobo Daishi wurde in Japan als Inkarnation des Miroku Bosatzu betrachtet. Daher sind alle Japaner, die sich selber eingestehen, den Zustand der Erleuchtung nicht erreicht zu haben, bestrebt, neben dem Mausoleum des Kobo Daishi begraben zu sein. Auf dem Friedhof findet man nicht nur die Gräber historischer Personen wie Oda Nobunaga und des Haiku - Dichters Basho, sondern auch moderner Industriekapitäne, z.B. der des Nissan Konzerns. Die buddhistischen Theoretiker der Endzeitlehre hatten den Beginn der Mappô –Zeit auf das Jahr 1052 datiert. Dieses Datum fällt mit dem Beginn der Machtkämpfe zwischen der Fujiwara- und der Taira – Familie überein. Das Volk schrie wieder: „Es ist Mappô -Zeit“, auch später schrie es so. Die Endzeitlehre macht die Ausübung des Buddhismus in der Mappô –Zeit zu einer Sinnlosigkeit. Die Aufgabe der Theologen bestand darin, die Sinnlosigkeit zu beseitigen. Dem ersten, dem das gelang, war Honen Shonin (1133 – 1212). Er bezog sich auf das “Reine Land” – Sutra, das bis dahin wenig beachtet worden war. Die heiligen Schriften des Buddhismus sind als Sutren bekannt. Auch die Hinduisten nennen ihre Heiligen Schriften Sutra. Die buddhistischen behandeln häufig die gleichen Themen, nur viel wortreicher. Es gibt viele Sutren, nicht alle waren im Japan der Kamakura – Zeit bekannt. Heutzutage ist die einzige vollständige Ausgabe der buddhistischen Sutren in Japan erschienen. Sie 29 umfasst 80 000 Buchseiten. In anderen buddhistischen Ländern sind Sutren aus verschiedenen Gründen verloren gegangen. Das „Reine Land“ Sutra berichtet davon, dass niemand die Erleuchtung erreicht, es sei denn, vorher habe er das „westliche Paradies“ oder das „Reine Land“ erreicht. Der Buddha – Erlöser Amida aber habe alles dafür getan, dass jeder das Reine Land erreiche, der in der Mappô –Zeit lebt und aus eigener Kraft nie in das Reine Land gelangen würde, sofern er nur die Nembutsu – Formel: „namu Amida Butsu“ gläubigen Herzens ausspreche. Allerdings trugen ihm seine Erkenntnisse die Vertreibung aus dem Enryakuji und aus Kyoto ein. Kurz vor seinem Tod durfte er nach Kyoto zurückkehren, weil er in der Fremde viele Anhänger unter den einfachen Leuten fand, obwohl seine Schriften vom Enryaku-ji verbrannt worden waren. Sein Schüler Shinran (1173 – 1263) entwickelte die Lehre des Meisters weiter und wurde von seinem Lehrer kritisiert und angegriffen. Daher gründete er 1224 die Jôdo Shinshu die „Wahre reines Land“ – Schule. Sein spezielles Interesse bezog sich auf die Frage, wie die Masse der Menschen zur Erlösung gebracht werden könne, die Guten und Klugen kommen ohnehin alleine zurecht. Er ergänzte die „Glauben statt Werke“ – Lehre des Honen insofern, als er den Glauben durch Danksagung ersetzte, d.h. die Nembutsu – Formel sollte seiner Meinung nach nicht Ausdruck des Glaubens sein, denn die Bemühungen des Amida reichten aus, auch Ungläubige zu erretten. Die Nembutsu – Formel sollte als Zeichen des Dankes für die Erlösung zitiert werden. Shinran leugnete zudem die Notwendigkeit des Zölibats für Priester und heiratete. Seine Lehre enthielt demokratische Elemente, insbesondere die von der allgemeinen Priesterschaft, d.h. jeder kann sein eigener Priester sein. 30 Im Jahre 1207 wurden Honen und Shinran auf Betreiben der Tempel Kofuku in Nara und Enryaku auf dem Berg Hiei aus Kyoto verbannt. In der Zeit der Verbannung in der Provinz Echigo4 gewann Shinran viele Anhänger für seine Lehre, was für ihre Ausbreitung nützlich werden sollte. 20 Jahren später kehrte er nach Kyoto zurück, wo er die Anhänger der “Reines Land” Lehre in Bedrängnis vorfand. Er starb 90 jährig, nachdem es ihm gelungen war, einen Tempel, den Hongwan-ji in Kyoto zu etablieren. Als Tempel einer ketzerischen Lehre gegründet, existiert er auch heute noch, allerdings nicht am gleichen Ort. An seinem Eingangstor prangt das kaiserliche Wappen. Shinran hatte in die kaiserliche Familie eingeheiratet. Auch der Mönch Nichiren (1222 – 1282) studierte im Enryakuji und fand eine Lösung für das Mappô –Problem, die auf dem Lotus – Sutra beruht, daher heißt die Schule, die er 1253 begründete die Hokke (Lotus) - oder Nichiren – shu. Er galt als intolerant und nationalistisch und wurde anfangs verfolgt. Nachdem aber alle seine düsteren Prophezeiungen eingetreten waren, wurde seine Verbannung aufgehoben und er fand bis heute Anhänger für seine Lehre. Gegenwärtig sind es etwa 5 Millionen. Die Laienbewegung Soka gakkai (Gesellschaft zur Schaffung von Werten) speist sich aus der Nichiren – Shu, ihr politischer Arm ist die Komeito, der Koalitionspartner der langjährigen Regierungspartei LPD. Die politischen und kulturellen Entwicklungen im Verlaufe der Kamakura – Zeit wurden nicht nur von den neuen Ideen geprägt, die vom Hieisan in das Land herabstiegen, sondern auch von den Mongoleneinfällen in den Jahren 1274 und 1281, von Naturkatastrophen wie Erdbeben, Epidemien und schlechten Ernten, so dass das 4 Alte Bezeichnung für eine Provinz nördlich von Tokyo, an die Küste des Japanischen Meeres angrenzend. 31 Land am Ende dieser Epoche wieder in eine Not – Zeit verfiel. Das äußerte sich darin, dass der Kaiser erfolglos versuchte, die politische Macht zurück zu erobern. Vielmehr gab es einen erneuten Epochen – Wechsel, nämlich in die Aschikaga – oder Muromachi - Zeit, in der sich die Aristokratie der Kriegsherren oder Daimyos durchgesetzt hatte. Das Verhalten dieser Kreise wurde zwar vom Zen-Buddhismus kultiviert, aber es entstand eine Konkurrenzsituation zwischen den verschiedenen Spielern, die mehr und mehr unabhängig voneinander wurden. Der Enryakuji beteiligte sich an diesen Konkurrenzkämpfen, indem seine Sohei vom Berg herabstiegen und z.B., die Tempelanlagen der neuen Richtungen zerstörten und abbrannten. Diese Situation gipfelte im Oninkrieg (1467 – 1477), der sowohl das Kaiserhaus als auch das Shogunat als machtlos erwies. Der Oninkrieg gilt als erster Krieg in Japan, der auf die Zivilbevölkerung keine Rücksicht nahm. Banden von Samurai verschiedener Kriegsherren und Sohei verschiedener Tempel, insbesondere des Enryakuji, lieferten sich Straßenschlachten in Kyoto und brandschatzten die Häuser der Bewohner. Er markierte den Anfang der 100 Jahre lang andauernden Periode der gegeneinander kämpfenden Provinzen (Sengoku jidei). Neben den in der Tradition verankerten Provinzfürsten oder Kriegsherren, bildeten sich auf dem Not leidenden Lande „üble Banden“ (Akuto)5, zu denen sich Waffen tragende Bauern, Mönche, Shinto-Priester, niedere Samurai und lokale Adlige formlos zusammengeschlossen hatten, um ihren Unmut der Regierung gegenüber auszudrücken. Kakunyo (1270-1351), der dritte Patriarch des Hongwan-ji, ein Mitglied der kaiserlichen Familie, gelang es, diese üblen Der berühmte Film „Die sieben Samurai“ des japanischen Regisseurs Kurasawa stellt eine Episode aus dieser Zeit dar. 5 32 Banden zu Anhängern des Jôdo – Shinshu zu machen. Damit verloren sie die Bezeichnung Akuto und wurden Ikki (Liga, Vereinigung) genannt. Die Ikkô-Ikki (Liga der Gleichgesinnten) waren völlig dezentral organisiert und folgten allenfalls den Anweisungen des nächstgelegenen Hongan – Tempels. Allein Rennyo (1415 - 1499), dem achten Patriarchen der Schule wird Einfluss als zentraler Stimme auf sie zugeschrieben, die gehört wurde. Er förderte die von Shinran eingeleitete buddhistische Reform, verfasste theologische Schriften, die die Volksmassen in ihrem Glauben bestärkten, die ihr zugemutete Unbill sei nicht endlos zu ertragen. Als von den Sohei des Enryaku – ji der Haupttempel Hongan der Jôdo Shinshu verbrannt wurde, sorgte er für einen Neubau im Außenbereich von Kyoto. Dieses Mal als einer Anlage, die von den Gläubigen verteidigt werden konnte. Im Jahre 1471 musste Rennyo aus Kyoto fliehen. In der Provinz Kaga kam es 1488 zu einem Aufruhr der Ikkô-Ikki. Der Daimyo6 der Provinz wurde verjagt und die Ikkô-Ikki gründeten eine Republik, die bis 1580 bestand. Der Einfluss der Ikkô-Ikki nahm zu. Obwohl schlecht bewaffnet und kaum militärisch geschult, stellten sie gefürchtete Heerscharen dar, denn sie hatten nichts zu verlieren und ihre religiöse Motivierung versprach ihnen Belohnung für konsequentes Handeln. Trotz ihrer vagen Organisation konnten sie sich schneller als ihre Gegner zu beträchtlichen Streitkräften formieren. Die weltlichen Daimyos suchten nicht selten für ihre Händel um ihre Unterstützung nach und unterstützten sie, wo es ihnen vorteilhaft erschien. Oda Nobunaga (1534 - 1582) war einer von drei aufeinander folgenden Kriegsherren, denen es gelang, die Autorität der zentralen Regierung erneut herzustellen. Er 6 Fürst oder Kriegsherr 33 hatte es mit drei verschiedenen Gruppen von Kontrahenten zu tun, seinen Kriegsherren – Kollegen, dem Enryakuji und den Ikkô-Ikki. Seine Kollegen streben nach eigener Vorherrschaft, der Enryakuji verteidigte seinen Status als wichtigstem Staatstempel und die IkkôIkki war die Volksmenge, die einfach nur leben wollte und darin von der Jodo Shinshu Zustimmung erfuhr, von Oda Nobunaga aber Schlimmes befürchtete. Im Jahre 1571 ließ Oda Nobunaga den Hieisan durch eine Armee von 30 000 Soldaten umstellen, den Wald, unter dessen Bäumen die Gebäude des Tempels standen, anzünden und die gesamte Tempelanlage verbrennen. Es soll 20 000 Tote gegeben haben, Mönche, ihr Dienstpersonal und deren Frauen und Kinder. So steht es in den Geschichtsbüchern. Damit hatte er eine der drei Gruppen von Gegnern ausgeschaltet. Die Ikkô-Ikki störten ihn nicht wegen ihrer materiellen Lage oder wegen ihrer religiösen Überzeugung, sondern weil sie einen militärisch ernst zu nehmenden Faktor darstellten und seinen Handelsbeziehungen abträglich waren. Einen ihrer Stützpunkte konnte er militärisch beseitigen, ihren Hauptstützpunkt, den Ishiyama Honganji in Osaka allerdings nicht. Er gilt als diejenige Festung in Japan, die die längste Belagerung, nämlich von 1576 bis 1580 uneingenommen überstand. Das Ende der Belagerung ist als das japanische Gegenstück zum Augsburger Religionsfrieden von 1555 zu betrachten. Die Belagerung war durch einen Vertrag beendet worden, der durch kaiserliche Vermittlung zustande kam. Die Belagerten erhielten freien Abzug und durften aber nicht mehr mit Kriegsherren paktieren und mussten ihre Waffen abgeben. Zu den Kriegsherren, die mit Oda Nobunaga um die Macht konkurrierten, gehörten im Volk berühmte Samuraiführer, die er nicht alle besiegen konnte. Im Jahre 34 1582 kam er ums Leben, weil seine Herberge, ein Tempel in Kyoto, von einem seiner Generäle, der abgefallen war, angegriffen wurde und abbrannte. Oda Nobunaga ging als Nationalheld in die Geschichte ein, beliebt aber war er nicht bei allen Japanern. Schon 13 Tage nach seinem Tod stand sein Nachfolger fest, Toyotomi Hideyoshi. Er hatte sich militärisch durchgesetzt. Er war Zögling der Talentschmiede, die Oda Nobunaga eingerichtet hatte. Sein Vater hätte Schulgeld nicht bezahlen können, übrigens war auch der abtrünnige General Zögling der Talentschmiede. Toyotomi Hideyoshi gilt als japanischer Napoleon, weil er aus dem Bauernstand zum nationalen Machthaber aufstieg. Er führte das von Oda Nobunaga begonnene Einigungswerk fort. Er war nicht nur ein überragender Stratege und Politiker, sondern sorgte auch geschickt für seinen Nachruhm, indem er landesweit berühmte Tempel und Bauwerke renovieren ließ. Seine Witwe führte dieses Werk fort und sorgte dafür, dass die renovierten Bauten mit Schrifttafeln ausgestattet wurden, die neben dem Namen des ursprünglichen Bauherrn auch den des Toyotomi Hideyoshi enthielten. Insbesondere ließ er den Enryakuji wiederbeleben. Heutzutage ist er immer noch ein bedeutendes Ausbildungszentrum für theologische Gelehrte, daneben ist er von der UNESCO registriertes Weltkulturerbe, Ort der Konferenz der Religionsführer der Welt und Ziel von in- und ausländischen Touristen. Touristischer Besuch des Enryakuji Kyoto liegt in einer tischflachen Ebene, die auf drei Seiten von Bergen umgeben ist. 1970 war der Blick von Stadtzentrum auf die Berge noch durch Bauwerke unverstellt. Ein Bekannter sagte mir: „Das ist der Hieisan“ und zeigte in nordöstlicher Richtung auf einen Berg, der die anderen leicht überragte. Mir fiel ein Buch ein, das ich vorher gelesen hatte. Es enthielt ein Aquarell, das ein 35 brennendes Bauwerk zeigte, auf dessen Zinnen Hände ringende Menschen standen, die wie buddhistische Mönche gekleidet waren. Im Begleittext las ich, das Bild stelle eine Episode aus der japanischen Geschichte dar. Der Kriegsherr Oda Nobunaga habe, nachdem er 10 Jahre lang die Mönche gewarnt habe, sich nicht in seine Angelegenheiten einzumischen, seine Soldaten gesandt, die den bewaldeten Berg Hiei umstellt und angezündet hätten. Dabei seien alle Mönche verbrannt. Danach habe er Ruhe vor politischer Einmischung von Mönchen gehabt. Der Blick auf den Hieisan machte diese Geschichte irgendwie unwahrscheinlich. Der Berg war mit saftig grünem Wald bewachsen und nicht steil genug, als dass sich ein unten angezündetes Feuer bis auf die Spitze hoch fressen könnte. Deshalb beschloss ich, selbst nachzusehen, was es mit der Geschichte auf sich hätte. Ich bestieg eine Seilbahn. Sie lief auf Schienen und wurde mit Seilen gezogen. Allerdings merkte ich bald, dass sie nicht auf den Gipfel des Berges führte, sondern nur auf halbe Höhe. Gegenüber der Endstation befand sich eine Seilbahn mit Gondeln. Als ich einsteigen wollte, wurde mir bedeutet, dass soeben Order eingetroffen sei, den Betrieb auszusetzen, weil ein Sturm aufkomme. Also kehrte ich ergebnislos um. Im Jahre 2007 hatte ich erneut Gelegenheit, nicht nur Kyoto zu besuchen, sondern auch auf den Hieisan zu fahren. Jedoch kam ich in der Zeit des Gion – Festes nach Kyoto. Die Festwagen stünden im Kawaramachi – Viertel am Wegrand zur Besichtigung frei, so hieß es. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und fuhr zunächst ins Karawamachi Viertel. Dort war die Hauptstrasse derart mit Menschen überfüllt, die alle die Festwagen bewunderten, dass nur im Schneckentempo voran zu kommen war. Dann setzte auch noch ein heftiger Regen ein, vor dem ich mich in das Kaufhaus der Hankyu – S36 Bahn retten konnte. Als der Regen nach ließ, war die Tageszeit so weit fortgeschritten, dass der Besuch des Hieisan nicht mehr lohnte. Ich fuhr zurück nach Osaka In den nächsten Tagen ging die Sommerregenzeit in die Trockenzeit über. Von einem Tag auf den andern war der Himmel morgens nicht mit grauen Wolken bedeckt, sondern kaiserblau und blieb den ganzen Tag blau. Allenfalls zogen schneeweiße Wolken über das Blau. Daher machte ich mich in der Morgendämmerung erneut auf den Weg nach Kyoto, stieg nach einem kurzen Fußweg durch einen Hain, auf dessen Blättern noch Tautropfen glitzerten in die schienengeführte Seilbahn am Fuß des Hieisan und ließ mich bergan fahren. Dieses Mal gab es keine Sturmwarnung. Die Gondelseilbahn war in Betrieb und sie brachte mich über den Bäumen schwebend zur Bergstation unterhalb des Gipfels. Von dort aus hatte ich einen weiten Blick über die Ebene von Kyoto, von Tempelgebäuden aber war keine Spur zu sehen. Stattdessen lud ein Freilichtkunstmuseum zum Besuch ein. Es umfing den gesamten Gipfelbereich des 846 Meter hohen Berges. Etwas unwillig, weil ich ja eigentlich einen Tempel besuchen wollte, aber auch neugierig, weil ich bisher noch nie ein Freilicht Kunstmuseum kennen gelernt hatte, betrat ich das Museum. Meine Laune hellte sich auf, als ich merkte, dass es sich um einen botanischen Garten handelte, in dem Staffeleien aufgestellt waren, die die bekannten Bilder der französischen Impressionisten zur Schau stellten. Nicht nur das, die auf den Bildern abgebildeten Motive waren im Garten nachgestellt. Besonders die Nachstellung des Bildes „Seerosenteich“ von Claude Monet ist mir in Erinnerung. Kyoto liegt auf der geographischen Breite von Malta; das Licht ist nicht nur hell, in der späten Vormittagszeit wirkte es anregend wie Champagner. Was meiner Stimmung einen weiteren Schub versetzte, war der Blick auf den Biwasee, der sich 37 darbot, nachdem ich den Kamm des Bergrückens überschritten hatte. Der blaue Seespiegel und die verschwommen durch den Dunst scheinenden Ufergemeinden boten einen unvergesslichen Anblick. Den Höhepunkt des Museumsbesuches erlebte ich jedoch im Innenbereich. Genau auf dem Gipfel des Berges steht ein Pavillon mit einer drehbaren Aussichtsplattform, die von einer ziemlich dicken Säule gehalten wird. An der Säule waren ringsum etwa sechs Reliefplatten aus Keramik befestigt. Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass sie das deutsche Märchen von Dornröschen darstellten. Der Text des Märchens in altertümlicher Sprache war in die Platten eingegraben. Ich kam mir vor, wie jemand, der die Loreley besucht und dort ihr Loblied in der Form japanischer Haikus vorfindet. Inzwischen war die Mittagszeit überschritten und ich hatte den Eryakuji noch nicht zu Gesicht bekommen. Am Ausgang des Museums fragte ich nach dem Weg und wurde auf dort wartende Busse verwiesen. Doch ich wollte zu Fuß laufen, und fand einen Pfad, der versprach, mich in 40 Minuten zum Enryakuji zu bringen. Er führte bergab durch dichten hohen Zedernwald an verwitterten Meilen-, Denkmalsteinen und kleinen verlassenen Tempelchen vorbei, bis ich unvermittelt auf dem Hof einer prachtvollen Tempelanlage stand. Es handelte sich um den Neubau des zentralen Sutra – Archivs (Hokke Soji-inn). Das Andachtsgebäude der Anlage war mit Menschen voll besetzt, ein zeremoniell gekleideter Geistlicher rezitierte eine Ansprache. Es war der 16. August. Am 15. August 1945 ging der große Krieg im pazifischen Raum zu Ende. Es stellte sich heraus, dass der Enryakuji praktisch eine Stadt war, die aus drei Stadtteilen besteht. 20.000 – 30.000 Menschen sind ihre ständigen Einwohner. Von 38 Kyoto aus ist die Anlage nicht zu sehen. Aber vom Biwasee aus. Die Menschen, die auf dem Berg leben, mussten und müssen mit Lebensmitteln versorgt werden. Die Versorgungswege kommen vom See herauf. nicht von Kyoto. Am Ufer des Sees liegt die Stadt Sakamoto, die traditionell als Versorgungsbasis für den Tempel diente. Mir wurde klar, wie die Soldaten des Oda Nobunaga vorgegangen sein mussten, um den Tempel zu zerstören. Sie waren nämlich zuerst über Sakamoto hergefallen, hatten dort die Infrastruktur der Versorgung zerstört und waren dann die Versorgungswege hoch gestiegen, hatten jeden umgebracht, der ihnen in die Arme lief und jedes Haus verbrannt, an dem sie vorbei kamen. Die vom Haupteingang des Tempels ausgehende Hauptstrasse ist beidseitig mit bebilderten Lehrtafeln versehen, die die Besucher über die Gründungsgeschichte des Tempels und seine Errungenschaften aufklären. Nirgendwo aber habe ich eine Tafel gesehen, auf der die Vernichtung des Tempels erwähnt wird. Nach der Lösung des Mappô – Problems hatte der Enryakoji zwar seine geistige Führungsfunktion an die Reformer verloren, aber auch heute, lange Zeit nach der Wiedererrichtung des Tempels durch Toyotomi Hideyoshi unterhält er eine Universität, in der Theologen ausgebildet werden. Das moderne Universitätswesen Japans, das in der MeijiZeit entstand, ist sicher von Einflüssen aus der westlichen Kultur geprägt, aber insbesondere der Hongwanji, der Haupttempel der buddhistischen Jodo Shinshu reklamiert für sich, die Triebfeder zur Errichtung dieses Systems gewesen zu sein. Der Vorgängertempel des Hongwanji wurde von den Sohei des Enryakuji als Ketzertempel verbrannt. Der moderne Hongwanji steht am gleichen Ort, an dem Kobo Daishi seinen Honganji errichtet hatte. Das Einganstor des modernen Tempels ziert das kaiserliche Wappen. Die 39 kaiserliche Familie blieb auch immer mit dem Enryakuji eng verbunden. Blick auf den Biwa-See vom einem Pavillon des Enryakuji Die Leistungen von Shinran und seinem Lehrer Honen bestehen darin, originelle theologische Ideen hervorgebracht zu haben, Sie haben auffallende Ähnlichkeit mit den Ideen und Leistungen von Martin Luther, sowohl theologisch als auch politisch. Veranstaltungsort: Bürgerhaus Stuttgart – West, Sophie-Knosp-Saal Bebelstrasse 22 , 70193 Stuttgart (U und S – Bahn bis Schwabstrasse) Vortrag: (gehalten am 25.4.2008 im Bürgerhaus Stuttgart - West) „Hinter dem Chrysanthemenvorhang“ 40 (Dr. Eva-Maria Meyer, Universität Tübingen) Japans Kaiserhaus auf dem Weg ins 21. Jahrhundert Eine Familiengeschichte Japans Kronprinzessin Masako erkrankte im Dezember 2003 so schwer, dass sie nicht an den traditionellen Neujahrsfeierlichkeiten der Kaiserfamilie teilnehmen konnte. Im Frühjahr 2004 zog sie sich für mehrere Wochen vollkommen aus dem öffentlichen Leben zurück und begab sich in ein Ferienhaus ihrer Familie in der Präfektur Nagano, nur in Begleitung ihrer Tochter Aiko und ihrer Mutter, die ihr den Haushalt führte. Im Laufe des Jahres wurde deutlich, dass die Kronprinzessin an einer schweren Depression litt, offiziell war von Anpassungsschwierigkeiten die Rede, und Kronprinz Naruhito erregte großes Aufsehen als er auf einer Pressekonferenz erklärte, dass es in den zehn Jahren seiner Ehe eine Reihe von Bewegungen gegeben habe, welche die Karriere seiner Frau und die darauf basierende Entwicklung ihrer Persönlichkeit behindert hätten. Mit dieser, für japanische Verhältnisse ungewöhnlich kritischen Aussage begann eine Diskussion über die Rolle des Kaiserhauses im 21. Jahrhundert, deren Verlauf im Vortrag nachgezeichnet und im historischen Kontext erläutert werden soll. 日本の皇室21世紀への途上で。 皇室の出来事 2003年に日本の皇太子妃雅子様が病にかかられ例年の皇室の新春参賀 にも出席出来ないくらいでした。2004年春には何週間も公務を完全に 休まれ長野県にある皇室の別荘で家事の面倒をみる実母と娘の愛子さ んと一緒に引きこもられました。月日が経つにつれて皇太子妃は重い 病に罹ってられることが明確になり公的には適応障害と言われるよう になり皇太子浩宮(徳仁)が記者会見で、10年間の結婚生活の中で「 それまでの雅子のキャリアやそのことに基づいた人格を否定するよう 41 な動きがあったことも事実です」と表明された時一大センセーション を巻き起こしました。この日本の事情から見れば異例で批判的な発言 でもって21世紀の皇室の役割について議論が始まり、講演でその経過 が辿られその歴史的な背景が説明されます。 Was berichtet die englischsprachige Presse in Japan über Deutschland ( vom 18.3. – 25.4.2008)? (Anlässlich einer Japanreise von Gottfried W. Wollboldt zusammengestellt) (Allgemeine Bemerkung: Die englischsprachige Presse enthält nicht die Übersetzung der entsprechenden japanischen Zeitungsausgaben, sondern bedient die Interessen der englisch sprechenden Käufer. Aber sie bringt in Rubriken wie National, Asien & Pacific, World, Meinungen, Kultur, Sport, usw. schon ein aktuelles Bild der japanischen Weltsicht zum Ausdruck. Die beiden auflagenstärksten Zeitungen in Japan sind die Yomiuri und die Asai Shinbun. Erstere gilt als fortschrittlich orientiert, letztere als konservativ. Beide Verlage geben auch Zeitungen in englischer Sprache heraus.) Di. 18.3.2008. The Daily Yomiuri Leitartikel: “Chinese troops to quash Tibet unrest.”; “Dollar briefly hits ¥95 over credit fears”; Deutschland betreffend: Auf Seite 6 Rubrik WORLD: “Merkel stellt sich der Nazi, Holocaust –Historie; Kanzler bekräftigt die deutsche „historische Verantwortung” in einem 3 – Tage Besuch von Israel.“ (Die deutsche Bundeskanzlerin besucht Israel anlässlich des 60. Jahrestages der Staatsgründung und bekräftigte am 42 Sonntag, zum Auftakt des Besuchs die deutsche „historische Verantwortung“ gegenüber Israel. Selbst sechs Dekaden nach dem Ende des 2. Weltkrieges ist der Besuch einer deutschen Führungsperson in Israel eine hoch emotionale Angelegenheit, weil noch 250 000 alte Menschen als Opfer des Holocaust überleben. Die Nachkriegsentwicklung wird geschildert, die nach Reparationszahlungen und heftigen Widerständen erst 1965 zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Staaten führte. Frau Merkel wird in deutscher Sprache vor dem israelischem Parlament sprechen, dem ein Abgeordneter deshalb fern bleiben wird. Schon Johannes Rau hatte im Jahre 2000 vor den Abgeordneten gesprochen. ). Auf Seite 9, Rubrik BUSINESS: „Siemens gibt eine Profitwarnung über €900 Mio für das laufende Quartal aus“ (Die Ankündigung kam als Überraschung, nachdem im Januar noch ein doppelt so hohes Wachstum als das Wirtschaftswachstum prognostiziert worden war. Siemens macht dafür negative Einflüsse verantwortlich, die zu einer Neubewertung geführt haben. Der Artikel erwähnt auch eine Bekanntmachung von Siemens aus dem letzten Monat, wonach Siemens seinen Telecombereich aufgeben wird und deshalb 3800 Arbeitsplätze ab baut. ) Weitere europäische Themen sind: Titelseite „Sarkozy´s Verluste bei den Kommunalwahlen“; Seite 5: „UNO- und NATO – Truppen stoßen im Kosovo mit serbischen Protestlern zusammen“. Fr. 21.3.2008 The Daily Yomiuri / Washington Post Leitartikel: “Prime Minister ready to negotiate on road taxes; may agree to widen use of Revenues”; “China admits Tibet riots spread.”;”Bank of japan vacancy risks fanning global financial fire”. 43 Deutschland betreffend: Auf Seite 12, Rubrik Künste: “Pina Bausch takes on epic issues with massive productions” (Pina Bausch wird in und um Tokio und in Otsu (bei Kyoto) verschiedene Tanztheater aufführen (Le Sacre du Printemps, Nelken, Palermo- Palermo, Vollmond). Ihr Aufwand für die Ausstattung der Bühnen ist ziemlich hoch. Es wird ein Überblick gegeben über die geistigen Ursprünge ihrer Methode und darauf verwiesen, dass Liebe ein vitales Thema für Bausch sei, sowie die niemals endenden Konflikte zwischen Mann und Frau.) The Asahi Shinbun/Herald Tribune Leitartikel: “Gold and oil lure rattled investors, despite risks”; „Suspense in Taiwan as race is tightening” (Die Unruhen in Tibet wirken sich auf den Wahlkampf um die Präsidentschaft in Taiwan aus). Deutschland betreffend: Seite 2, „Trying to revive a tarnished medal“ (Versuche, das Eiserne Kreuz zurück zu bringen, stolpern über seine Verwendung durch die Nazis. Die Bundeswehr hat keine Verdienstmedaille, doch wegen des Afghanistan Einsatzes gibt es Bedarf für Tapferkeitsauszeichnungen. Die Wiedereinführung des Eisernen Kreuzes stößt auf Einwände, obwohl es wegen der Freiheitskriege gegen Napoleon 1812 gestiftet wurde aufgrund der vorausgehenden sozialen Reformen als Ausdruck von Gedankengängen der Aufklärung.); „Danes weary but resolute over cartoon fury“ (Die Geschichte um die Mohamed-Karikaturen findet eine Fortsetzung, weil Osama-bin-Laden ernsthafte Rache gegen die Europäer angekündigt hat. Der Artikel beschreibt auch den deutschen Anteil an der Angelegenheit, der anfangs in der Absetzung einer Aufführung von Mozarts „Idomeneo“ bestand, aber inzwischen soll nach islamischer Ansicht von Innenminister Schäuble eine Bemerkung gemacht worden sein, die auch Deutschland ins Visier der Drohungen rückt. Schäuble soll die Presse dazu animiert haben, was er selbst bestreitet, aus Solidarität mit dem 44 Prinzip der freien Meinungsäußerung, die Karikaturen zu veröffentlichen.); Rubrik „In unseren Seiten vor 100, 75 und 50 Jahren“: „1933 Hitler strebt nach der Macht“ (Hitler lässt am 21 März 1933 vom Reichstag das Ermächtigungsgesetz verabschieden, das die Legislative vom Parlament in das Kabinett überträgt. Das Kabinett kann auch die Verfassung ändern, falls es das für notwendig hält, um die angekündigten Reformen durchzuführen. Die Ermächtigung ist zunächst bis zum 1. April 1937 begrenzt.) Sonntag 23.3.2008 The Daily Yomiuri Leitartikel: „Wahlausgang in Taiwan“ Deutschland betreffend: Seite 25 Rubrik Sport „McLarens penalized at Malaysians Grand Prix“ (Beim Qualifying wurden die Mc.Larenfahrer bestraft, weil sie zu langsam gefahren sind und damit den BMWSauber Fahrer Nick Heidfeld und den Renault – Fahrer behindert haben.) Vorrangige Themen waren der Wahlkampf in USA; die Verhältnisse in Iraq nach 5 Jahren Krieg; die Unruhen in Tibet; die Wirtschaft in Taiwan und die Präsidentschaftswahlen in Pakistan. Mo. 24. 3. 2008 The Daily Yomiuri Leitartikel: „Man held over stabbing 8“(Ein Mordfall);“Ma won´t visit Chinain near future“(Die Pläne des neu gewählten Präsidenten von Taiwan bezüglich der Beziehungen zu China); “DoCoMo cell phones to get simpler OS”. Deutschland betreffend: Seite 6 Rubrik World „Pope Easter message seeks peace“ (Der deutsche Papst hält die Ostermesse in Rom. Im „Urbi et Orbi“ mahnt er zu 45 Toleranz und Gelassenheit und erwähnt speziell Dafur, Somalia, das heilige Land, Irak, Libanon und Tibet. Überraschend tauft er in einer Oster Vigil-Messe Magdi Allam, einen prominenten Moslem-Kommentator, der als Moslem geboren wurde und zum Christentum konvertierte. Er ist als Kritiker des islamischen Extremismus bekannt und als Sympathisant Israels und steht in Italien unter Polizeischutz.).“Ferrari roars back“(Im Grand Prix – Rennen in Sepang, Malaysia siegte Ferrari) Allgemeine Themen: Irak; Wahlkampf in USA; von USA ausgehende weltweite Währungskrise, Ursachen und mögliche Wirkungen. Di. 25.3.2008 The Japan Times Leitartikel: „Big business confidence at all-time low“; „U.S: Iraq death toll reaches 4000“;”Suspect calls fatal stabbings random”(Befragung des Mord-Verdächtigten von Montag);”Tibet protests threaten to cast shadow over Beijing Olympic flame ceremony”;”Family of slain Lindsay Hawker in japan to spur manhunt” (Eine englische Familie hält Pressekonferenz in Tokio, weil ihre Tochter vor einem Jahr ermordet wurde. Der Name des Mörders ist bekannt, die Polizei aber hat ihn noch nicht gefasst.) Deutschland betreffend: Seite 6 Rubrik World News Briefs „Attack on tourist labeled `terrorism’“ (In Amman wurde ein Jordanier als Terrorist verurteilt, weil er einen Deutschen mit einen Messer angegriffen hatte. Der Deutsche wurde verletzt. Die Motive des Jordaniers sind noch unklar.); „Muslim who was baptized by pope says life in danger” (Die Lebensgeschichte des islamischen Islamkritikers wird geschildert. Er fühlt sich wegen seiner zunächst milden Islamkritik unangemessen angegriffen. Seine Konvertierung kam 2 Tage nach Bin 46 Ladens Anschuldigung des Papstes, ein neuer Kreuzzügler zu sein. Kardinal Giovanni Re wird zitiert mit: „Konvertierung ist Privatsache. Wir hoffen, dass die Taufe vom Islam nicht negativ interpretiert wird“) Do. 27.3.2008 The Daily Yomiuri Leitartikel: „China: Partner, rival or threat?“ (Stellt die Frage, wie man mit China umgehen soll, wo es inzwischen zu groß geworden ist, um auf Druck von außen reagieren zu müssen.); „Youth pushes man onto railway line“ (Ein Verbrechen, das von einem orientierungslosen Jugendlichen ausgeführt wurde.); „High school textbooks to get more difficult from 2009“ (Eine Kommission hat festgestellt, dass die vorherige Straffung der Lehrpläne nicht den gewünschten Erfolg brachte. Das Ausbildungsniveau muss den Anforderungen der Eintrittsexamen der Universitäten angepasst werden.); „Tokyo pannel OK´s ¥40Miliarden bailout for Shinginko“ (Der Gouverneur von Tokyo hatte 2005 eine Staatsbank (Landesbank) mit Zustimmung der Regierungsmehrheit gegründet. Die Tokyoter Vereinigung der kleinen- und mittleren Unternehmen hält die Bank für unnütz. Es wird vermutet, dass sie dem Ausgleich von Verlusten bei Kreditspekulationen durch Steuergelder Vorschub leistet.) Deutschland betreffend: „China steps up to show Tibet under control“ (China setzt mehr und mehr Gewalt ein, um die Unruhen in Tibet unter Kontrolle zu bekommen. Bisher haben die Vereinigten Staaten, Britannien und Deutschland China wegen des Gewalteinsatzes verurteilt, aber sie wollen nicht die Olympischen Spiele boykottieren. Sarcozy erwägt die Eröffnungsfeier am 8. Aug. zu boykottieren. Der U.S. Präsident hat verlauten lassen, dass ihn die Unruhen in Tibet nicht davon abhalten werden, die Spiele zu besuchen.) 47 Do. 29.3.2008 The Daily Yomiuri Leitartikel: “Chinas aid buys clout in S.E. Asia” (Dritter der am 27.3. angekündigten Artikel zur Politik Chinas. Diesmal wird das Vorgehen Chinas in Hinterindien, vorwiegend in Laos und Burma beschrieben. China sichert sich Einfluss durch Investitionen in diesen Ländern. 80% der Auslandsinvestitionen kommen aus China.); „Court: Books dont`t defame WWII vets“ (Das Landgericht Osaka hat den Nobelpreisträger Kenzaburo Oe freigesprochen. Er wurde von 2 ehemaligen Militärkommandanten in Okinawa angeklagt, weil er in dem Buch Okinawa Noto behauptet hatte, in der Endphase des 2. Weltkrieges habe das Militär der Zivilbevölkerung befohlen, Selbstmord zu begehen. Das Gericht hielt die These Oe´s für ausreichend untersucht und begründet, dass vernünftige Zweifel daran auszuschließen seien.); „All tax measures except those to roads to be extended“(In Japan läuft Ende März ein Gesetz aus, das die Besteuerung von Gas, Benzin usw. regelt. Der Fall ist ein Thema, das täglich in den Medien vorkommt, weil in der Bevölkerung viel Unklarheit damit verbunden ist. Die Regierung ist sich uneinig darüber, ob die zusätzliche Besteuerung von Treibstoff, etwa 0,16€ pro Liter bei einem Gesamtpreis von etwa 1€ pro Liter, fortgesetzt werden soll oder nicht.) Deutschland betreffend: „Schubert fest to fill Golden Week in Tokyo“ (Seit 2005 wird in Japan in der Goldenen Woche (Anfang Mai) ein Musikfestival unter der Bezeichnung Ein enthusiastischer Tag aufgeführt. Dieses Jahr steht Schubert im Mittelpunkt. Es wird ein Überblick über das Schaffen von Schubert gegeben und die Zielsetzung des Festivals beschrieben, nämlich 48 klassische Musik einem breiten Publikum insbesondere Kindern näher zu bringen. Es wird etwa 400 Aufführungen geben. Die Höhepunkte werden von Orchestern aus Frankreich, Taiwan und Shanghai vorgetragen. Neben japanischen Künstlern treten international bekannte Virtuosen auf. Neben Werken von Schubert werden auch andere klassische und moderne Komponisten zu Gehör gebracht, worunter japanische Namen häufig genannt werden.) 1.4.2008 The Asahi Shinbun Leitartikel: „Little short-term relief seen in new regulation; Moves by U.S. Treasury aimed at future”;”Food looms as engine of profit – and protest; China`s new appetites likly to spawn global politics of scarcity”; “Olympic celebration amid Tibet concern”; Amerikanischer Wahlkampf und Aktuelles aus Irak. Deutschland betreffend: Seite 2 “Readying the way for pope`s first U.S. Tour” (Erzbischof Pietro Sambi, der päpstliche Topdiplomat in den USA bereitet den Besuch des Papstes vom 15 – 20. April 2008 vor. Sambi sagt, Papst Benedikt XVI sei als unversöhnlicher Mensch missverstanden worden, man solle seine Reden nur vollständig anhören und begreife dann, dass es ihm nicht um Gesten ginge, sondern um durchdachte Worte. Solche Situationen wie in Regensburg und Brasilien, wo aus dem Zusammenhang gerissene Worte großes Aufsehen erregt hätten, weil Muslime und Ureinwohner sie als Beleidigung verstanden hätten, sollen vermieden werden. Der Papst wird sich nicht in den Wahlkampf mischen, aber er wird ernste Themen ansprechen: Armut, den Krieg in Irak, Abtreibung, Euthanasie, Ehen zwischen Homosexuellen, Umweltzerstörung und Immigranten. ); Rubrik „In our Pages 100, 75 and 50 Years ago“: 49 „1933:Nazis to lift boykott“ (Der Propagandaminister Joseph Goebbels proklamiert am 31. März, dass am 1. April der Anti-Judenboykott ausgesetzt werden soll. Er soll aber einen Tag später wieder in Kraft gesetzt werden, wenn jüdische Arbeitgeber bis dahin nicht eine Reihe von Bedingungen erfüllt hätten u.a. nichtjüdischen Arbeitnehmern erlaubt zu haben, um 15:00h anderntags an einer Demonstration gegen den Boykott deutscher Waren im Ausland teilzunehmen.). Do. 3.4.2008 The Daily Yomiouri Leitartikel: “U.S. sailor admits killing taxi driver”; “New body to probe medical mishaps”; (Foto von einem Braunbären, der an der Ostküste von Hokkaido auf einem Felsen steht und ins Treibeis blickt. Zu früh im gewohnten Ablauf der Jahreszeiten.). Deutschland betreffend: Seite 1 unten: „Global poll: Japan has most positive role in world affairs“ (Die BBC hat eine diesbezügliche Umfrag in 34 Ländern durchgeführt, die Youmiouri – Zeitung agierte dabei als lokaler Partner. Der Einfluss von 13 Ländern und der EU auf den Gebieten Politik, Wirtschaft und Sicherheit sollte durch eine Meinungsumfrage ermittelt werden. Im Ergebnis schnitten Japan und Deutschland am besten ab, der Iran, vor Israel und Pakistan am schlechtesten.); Nordkorea will ein Hotel in Berlin eröffnen. (Nordkorea braucht Devisen und hat deshalb ein Botschaftsgebäude in Berlin in ein Hotel umgewandelt. Die Umbauarbeiten sind abgeschlossen, doch die Betriebsgenehmigung der Stadtverwaltung steht noch aus, weil Gebäudepläne für Notausgänge nicht rechtzeitig eingereicht wurden.). Fr. 4.4.2008 50 The Japan Times Leitartikel: „Police arrest U.S. sailer in cabby slaying”; “Mugabe’s party loses Parliament majority”;”NATO pours cold water on Georgia. Ukraine bids to join Western alliance”. Deutschland betreffend: Seite 1: “Osaka theater to screen ‘Yasukuni’” (Das 7. Kunst-Theater im Stadtteil Yodogawa von Osaka hat angekündigt, dass es den Film ‚Yasukuni’ des chin. Regisseurs Li Ying zeigen wird, trotz Protesten bestimmter Kreise und Rückziehern von anderen Theatern. Der Dokumentarfilm wurde mit Regierungsunterstüzung gedreht und gewann in auf dem 32. Filmfestival von Honkong die Auszeichnung „bester Dokumentarfilm“. Der Film wurde auch in Berlin, den U.S.A. und Süd Korea gezeigt. Konservative Kreise und Befürworter von Meinungsfreiheit und Freiheit für politische Aktivitäten liegen im Clinch miteinander.); Seite 10 Rubrik BUSINESS:OVERSEAS „Porsche queries London mayor’s pollution charge plan“ (Porsche hat bei einem britischen Obergericht Klage erhoben gegen die Pläne des Bürgermeisters Ken Livingstone, Autos mit schmutzigen Abgasen durch starke Steuern zu belasten. Der Bürgermeister hat geantwortet, die rechtlichen Schritte von Porsche dienen nur der Firma selbst. Porsche täte besser daran, seine Ingenieure zur Entwicklung schadstoffarmer Autos einzusetzen und die Londoner demokratisch entscheiden zu lassen, wie sie ihre Stadt vor Schäden bewahren wollen.) Mo. 7.4.2008 The Japan Times Leitartikel: „Busch, Putin fail to resolve missile row“; „Oscar-winner Heston dies at 84“. Deutschland betreffend: Seite 1: „Donors agree to cooperate on aid; G-8 considers rising food prices as 51 next major worry“ (Heidemarie Wieczorek-Zeul gibt das Thema für das diesjährige G-8 Treffen an, das in Hokkaido unter japanischer Leitung stattfinden wird. Der Weltbank Präsident Robert B. Zoellik hat am 2. April eine Rede gehalten, in der er darauf hinwies, dass die scharfen weltweiten Preiserhöhungen bei Lebensmitteln das Risiko in sich bergen, Unruhen in den sich entwickelnden Ländern hervorzurufen. In einem anderen Artikel wird darauf hingewiesen, dass Fukuda, der amtierende Ministerpräsident, sich nicht so sehr um Außenpolitik kümmern soll, sondern um die hausgemachten Probleme, wegen deren Ignorierung bereits sein Vorgänger abdanken musste. Eines der aktuellen Probleme ist das Auslaufen einer Gesetzgebung am 31. März, die Kraftstoffe mit Steuern belegt. Die Nachfolgeregelung kann erstens frühestens am 1.5. in Kraft treten und zweitens sind die Parteien uneinig, wie sie verfahren sollen. ). Rubrik Sport Seite 19: „Ono quietly reviving career with Vfl Bochum in Bundesliga“ (Ein Bericht über den japanischen Fußballspieler Shinji Ono, der in Europa zu Ansehen zu kommen sucht und z.Z. bei Vfl Bochum unter Vertrag steht.) Mo. 8. 4. 2008 The Daily Yomiuri Leitartikel: „Shirakawa set on be OK’d as Bank of Japan Chef“; “Olympic torch relay cut short in Paris” Deutschland betreffend: Seite 4 Rubrik Leserbriefe: „Xenophobic Japanese quick to point finger of guilt“ (Ein in Japan lebender Amerikaner beschwert sich darüber, dass Kriminalfälle, die von amerikanischen Soldaten in Japan begangen wurden, eine viel größere Aufmerksamkeit in den Medien bekommen, als dem Prozentanteil der Gesamtbevölkerung an Verbrechen entspricht. Dabei erwähnt er auch einen Artikel in der Ausgabe vom 2. oder 3. April auf der ersten Seite, in dem 52 nach einer von der Zeitung durchgeführten internationalen Umfrage, Japan und Deutschland, diejenigen Länder seien, die „die positivste Rolle in globalen Angelegenheiten haben“.) Seite 21 Rubrik Sport „Soccer Scoreboard“ (Der aktuelle Spielstand der wichtigsten Fußball Ligen wird aufgelistet, auch der Bundesliga.). Do. 10.4.2008 The Daily Yomiuri Leitartikel: „Shirakawa appointed Bank of Japan Governor“; “S.Koreas ruling party set to win majority” Deutschland betreffend: Seite 4 Rubrik Editorial „Dialog the only cure for torch, Tibet unrest“ (Einige Länder, darunter auch Deutschland haben schon angekündigt, dass ihre Staatsoberhäupter von der Olympischen Eröffnungsfeier fern bleiben werden. Japan will den Besuch des chinesischen Präsidenten im nächsten Monat zu Gesprächen nutzen und will dahin wirken, dass die Spiele ein glänzender Erfolg werden.) Sa. 12.4.2008 The Asahi Shinbun/ Interenational Herald Tribune Leitartikel: “Priests are a force in Samsung inquiry”; “Sadr City streets are proving ground”;”Ex.- chief of Shanghai sentenced to 18 years”. Deutschland betreffend: Seite 1 unten mit Photo: “A clue in disappearance of ‘Little Prince’ author” (Horst Lippert, Pilot im 2. Weltkrieg, nimmt an, Antoine de Saint-Exupéry abgeschossen zu haben. Auf Seite 2 wird in einem bebilderten Artikel begründet, weshalb er das annimmt und dass er es bereut. ); Auf Seite 17 Rubrik Kultur: „`Yasukuni’: Is it sword or plowshare in Japan?“ (Nachdem schon mehrfach über den Film berichtet wurde, der in Hongkong einen Preis gewann und in Berlin Beachtung fand, kommt nun der Regisseur zu Wort. Er ist gebürtiger Chinese und lebt seit 17 Jahren in 53 Japan. Er sei an Politik nicht interessiert. Er erzählt die Geschichte vermittels der Erinnerung des letzten noch lebenden Schwertschmiedes des Yasukuni-Schreins. Der Yasukuni-Schrein und die Chinesen vertreten jeweils eine andere Sicht auf die Dinge, die passiert sind, und erwarten, dass die andere Seite auf ihre Sicht eingeht, was sie offensichtlich nicht tut. Die Essenz des Yasukuni, dem religiösen Monument, ist das Schwert. Gläubige des Shinto nehmen an, dass eine Schwertklinge im Yasukuni die Seelen von 2,5 Millionen gefallenen Soldaten enthält, die seit dem Ende der Schogunatszeit (1868) ihr Leben für das Vaterland und dessen Unabhängigkeit gegeben haben. Die Chinesen sehen den Sino-Japanischen Krieg, der 1937 mit der Eroberung Nankings, der damaligen Hauptstadt, begann und viele Opfer kostete, als besonders demütigend an. Nanking und Yasukuni sind miteinander verbunden, sagt der Regisseur Li Ying, der gerade dabei ist, einen Film über Tibet zu drehen. In einem weiteren Artikel auf Seite 21 wird berichtet, dass hinter den Kulissen Ereignisse ablaufen, die öffentliche Vorführung des Films zu verhindern, dass aber einige Kinos zugesagt haben, den Film gegen alle Widerstände ab Juni 2008 vorzuführen.); „Yamanaka´s stem cell lead thrown in doubt“ (Das Forschungslabor Bayer Yakuhin Ltd aus Osaka, ein Zweig der deutschen Bayer Werke, beansprucht, die Erfindung früher als das Team der Universität Kyoto gemacht zu haben und wirft damit patentrechtliche Fragen auf.). So. 20.4.2008 The Japan Times Leitartikel: „Major polluters fail to set fixed targets; Paris talks float idea of 50% carbon cuts by 2050“;“Four (japanese) firms make list of top 25 innovators“;“Vietnam blasts into satellit age”(Start 54 eines Telekommunikationssatelliten von Courou aus. Der Satellit wurde von Lockheed gebaut. Vietnam hat Isolation überwunden und ist auf dem Weg wirtschaftlichen Wachstums.). Deutschland betreffend: „Pope preaches diplomacy at U.N., warns of imbalance in global power“ (Die Ansprache des deutschen Papstes vor der U.N., die dritte eines Papstes überhaupt, war der Höhepunkt eines aktiven Besuchstages in U.S.A. Der Pabst beklagte die Unausgewogenheit der globalen Machtverteilung, die 10 Mächtigsten verhindern den Willen des machtlosen Restes. Er nannte aber keine Namen, insbesondere erwähnte er nicht die U.S.A. obwohl der Vatikan die Invasion Iraks 2003 ablehnte und die BushAdministration dafür nicht die Zustimmung des Sicherheitsrats bekam.); „’Yasukuni’ distributor looks to Kochi“ (Der Film bewegt immer noch die Gemüter. Nun hängt die Vorführung an dem 90 Jahre alten Schwertschmied aus der Provinz Kochi, an dessen Auftreten im Film sich die Geister scheiden. Angeblich hat der chinesische Regisseur nicht die Worte wiedergegeben, die der alte Mann bei der Aufnahme gesagt hatte, doch die Aussage macht den Film aus. Rechte Kreise sind im Hintergrund aktiv, um die Vorführung zu verhindern. Sie sehen den WWII – Krieg nicht als japanischen Angriffskrieg an, sondern zur Wahrung der Unabhängigkeit.). 22.4.2008 The Daily Yomiuri / Chikago Tribune Leitartikel: „Japan, S.Korea deepens ties; Fukuda and Lee agree to cooperate on North Korean issues”; “Hitachi, GE to cut nuclear plant ties with Toshiba”. Deutschland betreffend: Seite 2 Rubrik Kurznachrichten: “Merkel: U.S. climate plan unlikely to work.” (Anläßlich eines Treffens mit dem früheren 55 Premierminister Shinzo Abe, der zur Koordination des G8 – Treffens in Japan die Kanzlerin besuchte. Bezug genommen wird auf eine Ankündigung George W. Bush’s von Mittwoch vorher.) Drei Artikel zum Abschluss des Papst – Besuches in U.S.A. Seite 7 Rubrik Weltnachrichten: „Pope caps U.S. trip with Yankee Stadium Mass“ (Der Papst hat in einem populären Sportstadium eine Messe gelesen und wurde von den New Yorkern freundlich begrüßt.); Seite 14: „In prologue to pope’s visit, a look to the past“ (Der Papst hat die Kirche St. Joseph, Yorkville N.Y. besucht, weil es sich um eine deutsche Gründung von 1873 handelte. In der Zeit des Kulturkampfes unter der Reichskanzlerschaft Otto von Bismarcks wurden jesuitische Priester aus Bayern ausgewiesen, die in Amerika ihre Arbeit fortsetzten. Die Gemeinde war eine vorwiegend deutsche. Heute leben Menschen aus Porto Rico in der Gegend, die zeitweilig von Stadtentwicklern bedrängt wurde, gegen die die Priester die Interessen der Anwohner tatkräftig vertreten haben. ); Seite: 16 „Ghostwriting for the pope“ (Der Schreiber zählt alle die Gedanken auf, die der Papst hätte verkünden sollen, wenn er seien Besuch zu einem wirklich inspirierenden Ereignis gemacht hätte.). Für Mitglieder und Freunde der DJG-BW eine Meldung mit Photo auf Seite 3: „Der Izumo – Taisha Großschrein in der Provinz Shimane ist seit 59 Jahren erstmals wieder für die Öffentlichkeit zugänglich“ (Bis Mittwoch und dann an einigen Tagen im Mai und August. Besucher werden gebeten, sich würdig zu bekleiden. -Prof. Antoni hat uns den Shrein in seinem Vortrag nahe gebracht. --). 25.4.2008 The Daily Yomiuri 56 Leitartikel: „¥4bil. of books shoplifted a year“ (Klage über Ladendiebstähle von Schülern, die kein Unrechtsbewusstsein entwickelten); „Class hours contents to increase in 2009“ (Für Schulen im Bereich Schulpflicht werden die Lehrstoffe und Ausbildungszeiten der Schüler erhöht.); „Doubling of autopsies urged for unusual cases“ (Man befürchtet, dass Todesursachen wegen Verbrechens unentdeckt bleiben.). Deutschland betreffend: „Govt. urged to lead G-8 summit by example on emission targets” “ (Die japanische Regierung wird von NGO-Leitern gedrängt, beim G-8 Gipfel im Juli in Hokkaido auf die Festsetzung mittelfristiger Emissionsgrenzen zu setzen. Die Forderung der 126 japanischen und ausländischen NGO – Leiter wurde anlässlich eines Treffens mit Regierungsvertretern, einschließlich deutscher, von 7 der G-8 Staaten, plus EUVertretern, in Kyoto erhoben.); Seite 9 Rubrik Marktbeobachtung: „Eurozone posts €4.3Milia current account surplus“ ( Die europäische Zentralbank in Frankfurt gibt diese Zahl für Feb. 2008 bekannt, nachdem im Januar ein Defizit von €7,9Miliarden zu verzeichnen war. Current Account ist die Bilanz aller Zahlungen von 15-EU-Staaten mit dem Rest der Welt. ECB-Angaben werden jedoch häufig korrigiert, so dass Vergleiche schwierig sind.); „BMW’s contemporary art collide head-on at Mori“ (Es wird über eine Ausstellung „Transparent Speed: BMW art Collection“ in der Mori Kunst Gallerie, Tokyo, Roppongi berichtet. In den letzten 33 Jahren sind 15 BMW-Fahrzeuge von weltweit berühmten Künstlern bemalt worden, z.B. von Roy Lichtenstein. Fünf dieser Kunstwerke sind in der Ausstellung zu besichtigen). 57 58