MotivationundMusiklernen

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Januar 2007
Christine Simon
Studienarbeit im Kurs "Musikalische Bildung: Hintergründe - Handlungsfelder"
Der Einfluss der eigenen Selbsteinschätzung auf
das musikalische Verhalten
Gedanken zu dem Artikel „Motivation und Musiklernen“
(Von Beck Wolfgang und Fröhlich D. Werner)
Christine Simon
Solothurn, 20. Januar 2007
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Christine Simon
Inhaltsverzeichnis
1
2
2.1
2.2
3
4
5
6
7
Einleitung .......................................................................................................................... 1
Zusammenfassung des Artikels....................................................................................... 1
Reaktionen auf Erfolge und Misserfolge ................................................................... 1
Die Entwicklung der Selbsteinschätzung ................................................................... 2
Auswirkung auf den Musikunterricht auf der Oberstufe ............................................ 3
Ein Experiment, das Fragen aufwerfen lässt ................................................................. 4
Die Einstellung zur eigenen Musikalität ........................................................................ 5
Die Wirkung verschiedener Bezugsnormen .................................................................. 6
Allgemeine Kritik des Artikels ........................................................................................ 7
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Einleitung
Spielen, üben, improvisieren, Freude haben Konzerte geben oder Konzerte besuchen sind
wohl die Assoziationen, welche die meisten Menschen zum Thema Musizieren haben. Das
Feld, das jedoch hinter dem Begriff Musik steht, umfasst aber wesentlich mehr.
In der folgenden Arbeit wird ein Thema, das beim Musizieren eine zentrale Rolle spielt,
aufgegriffen. Es geht um das grosse Thema der Selbsteinschätzung in der Musik. Einerseits
geht es um die Selbsteinschätzung der eigenen musikalischen Kompetenzen, andererseits
geht es auch um die eigene Einschätzung der Erfolgsaussichten einer Handlung.
Inwiefern wird ein Mensch bei der Selbsteinschätzung von anderen Menschen beeinflusst
und wie weit beeinflussen auch individuelle, innere Prozesse die persönliche Einschätzung?
Welche Auswirkungen haben die eigene Einschätzung und die persönlichen Erwartungen
auf das musikalische Verhalten einer Person?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich auch der Artikel „Motivation und Musiklernen“ von
Wolfgang Beck und Werner D. Fröhlich. Dieser Artikel bildet die theoretische Grundlage
dieser Arbeit und viele Aussagen werden direkt auf den Musikunterricht auf der Oberstufe
bezogen.
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2.1
Zusammenfassung des Artikels
Reaktionen auf Erfolge und Misserfolge
Die Autoren des Artikels „Motivation und Musiklernen“ unterscheiden beim Musizieren
bezogen auf Erfolgserwartungen grundsätzlich zwei verschiedene Extremgruppen. Die eine
Gruppe bezeichnen sie als „erfolgszuversichtliche Menschen“ (Vgl. Beck Wolfgang und
Fröhlich D. Werner, 1992, S. 85). Diese tendieren dazu, ihr Leistungs- und
Erwartungsniveau hoch anzusetzen und entsprechend nach einem Erfolgserlebnis ihre
Erwartungen an sich noch einmal höher zu setzen. Falls es aber doch zu Misserfolgen
kommt, haben diese auf die Einstellung zu ihrem Verhalten nur geringen Einfluss, da sie sich
sicher sind, nach einem Misserfolg wieder einen Erfolg zu erleben.
Die andere Extremgruppe wird als „misserfolgsängstliche Menschen“ bezeichnet. (Vgl. Beck
Wolfgang und Fröhlich D. Werner, 1992, S. 85).
Charakteristisch ist für diese Menschen eine pessimistische Grundhaltung gegenüber ihren
persönlichen Erfolgen. Ihr Anspruchsniveau und ihre persönlichen Erwartungen sind tief.
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Daher ist auch die Reaktion auf Misserfolge entsprechend einschneidend. Nach einem
Misserfolg sinkt das Anspruchsniveau noch tiefer als sonst und auch ihre Leistungen sinken
noch einmal mehr. Menschen, die dazu tendieren, haben oft ein negatives Verhältnis zu ihrer
eigenen Kompetenz und so fällt es ihnen auch schwer, die aktuellen musikalischen
Schwierigkeiten zu überwinden.
Die Ursachen für Erfolge werden bei erfolgszuversichtlichen Menschen klar bei sich selber,
also bei ihren eigenen Fähigkeiten, die dank ihren Anstrengungen so gut sind gesehen,
während misserfolgsängstliche Personen Erfolge hauptsächlich äusseren Umständen, wie
Zufall oder der Hilfe anderer Personen zuschreiben.
2.2
Die Entwicklung der Selbsteinschätzung
Bereits ab etwa 1 ½ Jahren beginnt ein Kind seine eigenen Handlungen zu beobachten und
entsprechend mit Ärger oder Freude zu reagieren. Ein wichtiger Schritt in der Entwicklung
der Selbsteinschätzung geschieht bei dem Kind mit etwa 3 Jahren. Das Kind beginnt nun die
Ergebnisse seiner Handlungen auf sein eigenes Können zurückzuführen. Dieser Schritt ist
daher wichtig, dass ein Kind den Zusammenhang zwischen einem Ergebnis und des eigenen
Mitwirkens erkennt.
Im Alter von fünf Jahren beginnt ein Prozess, mit dem sich der Mensch, bis er etwa zwanzig
Jahre alt ist, beschäftigt. Bei diesem Prozess geht es um die schwierige Differenzierung
zwischen Fähigkeit und Anstrengung. Der Mensch versucht also bei den Erfolgen oder
Misserfolgen seiner Ergebnisse zu erkennen, inwiefern das Ergebnis durch eigene
Anstrengung oder durch persönliche Fähigkeit zustande gekommen ist. Dass dieser Prozess
normalerweise über 15 Jahre dauert, verwundert nicht, wenn man bedenkt, wie schwierig es
ist, seine eigenen Ergebnisse genau einzuschätzen. Jedoch ist dieser Schritt wichtig, um
nach enttäuschenden Ergebnissen, seine Schwierigkeiten genau zu analysieren und
anschliessend seine künftigen Ergebnisse genauer einzuschätzen zu können.
Der grösste Schritt bei der Entwicklung eines Systems zur eigenen Einschätzung findet aber
mit etwa 11 Jahren statt. Die Jugendlichen beginnen sich mit anderen zu vergleichen und auf
diese Weise ihre eigenen Fähigkeiten wahrzunehmen. Somit versuchen sie auch
einzuschätzen, wie gross ihre jeweiligen Erfolgsaussichten sind. Nach diesem weiteren
Schritt zu einem eigenen System der Selbsteinschätzung, findet in diesem Alter auch die
Entwicklung zu einem erfolgszuversichtlichen oder misserfolgsängstlichen Menschen statt.
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Auswirkung auf den Musikunterricht auf der Oberstufe
Wie es im Artikel gezeigt worden ist, stehen Jugendlichen, wenn sie in die Oberstufe
übertreten, in einer Phase, in der sie sich selber einschätzen lernen. Es ist wichtig, dass der
Musikunterricht auch auf diesen Prozess ausgerichtet ist.
Das Problem das sich oft stellt ist, dass Jugendliche in diesem Alter Misserfolge oder
ungeglückte Situationen oft nur auf ihre eigenen Fähigkeiten zurückschliessen. Mit dem
Vergleich ihrer Ergebnisse mit MitschülerInnen schätzen viele Jugendliche ihre Ergebnisse
und auch ihre musikalischen Fähigkeiten zu schlecht ein. Vielfach sehen vor allem
schwächere SchülerInnen kleine Erfolge nicht als Erfolge an, da sie erkennen, dass andere
Jugendliche noch bessere Ergebnisse erzeugen. Deshalb ist es wichtig, dass die Lehrperson
versucht, den SchülerInnen ihre individuellen Fortschritte aufzuzeigen, um dieses
erfolgsängstliche Verhalten zu verringern.
Selten erklären sich elfjährige Misserfolge mit Faktoren, die sie mitbestimmen könnten wie
Übung, Fleiss und Anstrengung. Misserfolge werden von ihnen oft als Ergebnis ihrer
musikalischen Unfähigkeit gesehen. Diese Tatsache deutet darauf hin, dass viele
Jugendliche zu der Gruppe der misserfolgsängstlichen gehört.
Konkret auf die Musik bezogen bedeutet das also, dass viele Jugendliche keinen
Zusammenhang zwischen ihrem Fleiss oder dem Üben und ihrem Misserfolg sehen, sondern
bloss ihre eigenen musikalischen Fähigkeiten hinterfragen. Deshalb ist es wichtig, dass der
Musikunterricht so gestaltet ist, dass sowohl Aufgaben gestellt werden, die mit Fleiss und
Anstrengung bewältigbar sind, als auch solche, bei denen man ohne grossen Aufwand Erfolg
sehen kann.
Der Artikel lässt offen, welcher Prozess bei SchülerInnen abläuft, die trotz Fleiss und
Anstrengung nicht den gewünschten Erfolg erreichen. Denn auch bei Fleissaufgaben kann
es SchülerInnen geben, die auf Grund mangelnder Kompetenz ihr gewünschtes Niveau nicht
erreichen. Ein Misserfolg bei solchen Fleissaufgaben wird sich wahrscheinlich
kontraproduktiv auf Jugendliche auswirken, die nicht an Leistungsergebnisse durch
Anstrengungen glauben. In diesem Fall ist es wichtig, dass die Lehrperson mit dem
betreffenden Jugendlichen den Kontakt sucht und ihm hilft, seine musikalischen
Kompetenzen aufzuzeigen.
Schwieriger, aber durchaus nützlich wäre es, den Musikunterricht so zu individualisieren,
dass schwächere SchülerInnen mit leichteren Aufgaben immer wieder Erfolgserlebnisse
erzielen könnten und leistungsstärkere SchülerInnen mit schwierigeren Aufgaben gefördert
werden könnten.
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Immer wieder sollte es im Musikunterricht auch Gelegenheit geben, sich selber
einzuschätzen. Förderlich ist es, wenn die Lehrperson mit den einzelnen SchülerInnen ihre
individuelle Einschätzung besprechen kann und sie auf diese Weise aufmerksam machen
kann auf Fehleinschätzungen, betreffend ihrer Leistungen
Zur Einschätzung der individuellen musikalischen Kompetenz ist handlungsorientierter
Unterricht förderlich. Beim handlungsorientierten Unterricht erleben die Jugendlichen die
Musik und ihre musikalischen Fähigkeiten sehr präzise. Beim Musizieren bemerken sie zwar
auch immer wieder ihre fehlenden Kompetenzen, erkennen aber gleichzeitig auch ihre
Stärken. Besonders beim Musizieren in der Gruppe fällt es vielen Jugendlichen leichter, sich
selber einzuschätzen, da sie ihre Fähigkeiten mit denen der anderen Gruppenmitglieder
vergleichen können und gleichzeitig in der Gruppe nicht alleine musizieren müssen. Das
Spielen in der Gruppe bietet Jugendlichen auch die Möglichkeit, zu improvisieren und durch
Ausprobieren zu erfahren, wo ihre musikalischen Stärken und Schwächen liegen. Zudem ist
es Bewiesen, dass handlungsorientierter Unterricht nicht nur auf die musikalische Praxis,
sondern auch auf die Musiktheorie einen positiven Einfluss hat.
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Ein Experiment, das Fragen aufwerfen lässt
Diese Tatsache, dass handlungsorientierter Musikunterricht motivierend und hilfreich ist,
bestätigt auch ein im Artikel „Motivation und Musiklernen“ beschriebenes Experiment
Mit Jugendlichen ist ein Experiment durchgeführt worden, bei dem SchülerInnen mit
Keyboardunterricht nebst besseren praktischen musikalischen Leistungen verglichen mit
anderen SchülerInnen auch bei der Musiktheorie erfolgreicher gewesen sind.
Die Autoren des Artikels betonen, dass viele Jugendliche dank des Keyboardunterrichts
auch erfolgsorientiert geworden sind, was aber auch in Frage gestellt werden kann.
Nicht abzustreiten ist die positive Wirkung des Instrumentalunterrichts auf die allgemeinen
musikalischen Fähigkeiten. Doch inwiefern der Instrumentalunterricht dazu beiträgt, Erfolge
zu erhoffen und erfolgsorientiert zu denken, bleibt fragwürdig.
Bei diesem Ergebnis stellt sich nämlich die Frage, ob es unter diesen Jugendlichen nicht
auch solche gegeben hat, die durch ihre Fehler oder durch zu hohe Ansprüche, die sie nicht
erreichen konnten, misserfolgsängstlich geworden sind oder sich nicht mehr einschätzen
konnten. Der individuelle Instrumentalunterricht bietet zwar Gelegenheit, Fortschritte zu
erkennen, aber gleichzeitig nimmt man selten seine Fehler und Schwierigkeiten so genau
wahr, wie bei dem individuellen Instrumentalspiel.
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Zudem kann eine erfolgszuversichtliche Art nicht nur daran liegen, ob jemand ein Instrument
spielt oder nicht. Denn auch unter erfolgreichen Berufsmusikern gibt es viele, die vor jedem
Konzert Angst haben, zu versagen.
Dieser Tatsache zufolge müssen das erfolgsorientierte oder misserfolgsängstliche Denken
und auch die präzise Selbsteinschätzung nicht mit der musikalischen Kompetenz
zusammenhängen. Auch muss eine Person, die sich selbst genau einschätzen kann, nicht
zwingend erfolgszuversichtlich sein. Mit einer genauen Selbsteinschätzung fällt es einem
zwar leichter, seine Schwierigkeiten zu erkennen und zu verbessern, aber deswegen ist das
Denken nicht automatisch erfolgsorientiert.
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Die Einstellung zur eigenen Musikalität
„Meine Eltern haben mir immer gesagt, ich sei unmusikalisch – inzwischen haben sie recht.“
Mit dieser Aussage gestalten die Autoren den Beginn des Artikels. Dieser Satz kommt den
meisten bekannt vor. Wenn nicht aus eigener Erfahrung, so doch wenigstens aus einer
Aussage eines Bekannten.
Auch wenn es widersprüchlich tönen mag, beeinflussen die Umgebung, die Eltern, Freunde,
Klassenmitglieder oder Lehrpersonen stark die individuelle Einschätzung einer Person. Die
meisten Menschen reagieren sehr sensibel, wenn jemand ihre Fähigkeiten bewertet. So
wirken sich positive Rückmeldungen klar positiv auf die Selbsteinschätzung ein, während
negative Rückmeldungen dazu beitragen können, sich selbst auch negativ einzuschätzen.
Es braucht eine starke Überzeugung der eigenen Fähigkeiten, um negative Aussagen über
die individuellen Kompetenzen nicht als negative Verstärker aufzufassen. Obwohl man sich
selbst am besten kennt, ist es oft schwierig, den eigenen Wahrnehmungen mehr zu
vertrauen als den Beobachtungen seiner Umwelt. Wenn einem Menschen also von Kind auf
immer wieder gesagt wird, er sei musikalisch nicht begabt, beginnt er dies automatisch
selbst zu glauben. Mit dieser negativen Einstellung gegenüber seinen Fähigkeiten, wird
dieser Mensch auch nicht mehr an Erfolge in der Musik glauben und entwickelt so ein stark
misserfolgsängstliches Verhalten.
Gerade in der Schule kann ein solches Phänomen auftreten, wenn die Rückmeldungen einer
Lehrperson oft negativ sind. Deshalb ist es wichtig, dass die Lehrperson immer wieder
bewusst versucht, positive, aber trotzdem realistische Rückmeldungen zu geben. Auf diese
Weise wird es der Lehrperson eher gelingen, ein erfolgszuversichtliches Denken bei den
SchülerInnen zu erlangen.
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Schwierig ist es für die Lehrperson, die negativen Verstärker der MitschülerInnen zu
erkennen und sie anzuhalten, negative Rückmeldungen zu geben. Gerade auf der
Oberstufe, beginnt für die Jugendlichen die Meinung der Gleichaltrigen stärker zu zählen, als
die der Eltern oder anderer erwachsener Bezugspersonen So können negative Kritik und
negative Äusserungen zu ihren Fähigkeiten von Gleichaltrigen starken Einfluss auf sie
haben.
Während der Jugendzeit spielen auch Vorbilder eine entscheidende Rolle. Bezogen auf die
Einstellung zur eigenen Musikalität sind vor allem Vorbilder aus dem näheren Umfeld, wie
ein etwas älterer Jugendlicher, eine Lehrperson oder eine Person aus dem näheren Umfeld
wichtig. Ihre positiven, wie auch negativen Rückmeldungen sind entscheidend für die
Jugendlichen, da sie ihren Vorbildern nacheifern möchten und gleichzeitig ihre
Schwierigkeiten vor den Vorbildern nicht preisgeben möchten.
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Die Wirkung verschiedener Bezugsnormen
Die Autoren des Artikels betonen bezogen auf den Musikunterricht in der Schule auch den
Einfluss der verschiedenen Bezugsnormen auf die Einstellung zur eigenen Musikalität.
Sie unterscheiden hauptsächlich die Wirkung der sozialen und individuellen Bezugsnorm.
Bei der sozialen Bezugsnorm werden die Leistungen eines Jugendlichen mit den Leistungen
der ganzen Klasse verglichen und es wird dementsprechend bewertet.
Bei der individuellen Bezugsnorm werden die Leistungen jedes einzelnen Jugendlichen mit
seinen individuellen Fortschritten verglichen.
Im Artikel wird betont, dass es auf SchülerInnen eine positive Wirkung hat, wenn die
Lehrperson mit einer individuellen Bezugsnorm die Leistungen der Jugendlichen bewertet.
Denn die SchülerInnen sehen auf diese Weise auch in ihren kleinen Erfolgen Fortschritte
und werden zudem sensibilisiert, ihren Lernprozess zu erkennen. Dadurch fällt es den
Jugendlichen leichter, ihre Kompetenzen und ihre Schwierigkeiten einzuschätzen und
eventuell darauf zu reagieren. Im Artikel wird nur betont, dass das Bewerten mit einer
Orientierung an der individuellen Bezugsnorm für leistungsschwache Jugendliche vorteilhaft
ist.
„ Nach sechs Monaten wurde festgestellt, dass die individuelle Bezugsnorm (…) den
günstigsten Effekt auf die Erwartung zukünfigen Erfolgs hatte, die soziale Bezugsnorm den
ungünstigsten. Dies war aber nur bei Schülern mit unterdurchschnittlichem Vorleistungsstand
der Fall.“ (Beck Wolfgang, Fröhlich D. Werner, 1992, S.98).
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Welchen Einfluss aber die Orientierung an der individuellen Bezugsnorm auf SchülerInnen
mit durchschnittlichen oder besonders guten Leistungen hat, lässt der Artikel unbeantwortet.
Denn die Frage, die sich nämlich hier stellt ist, ob es diesen SchülerInnen möglich ist, auch
kleine Fortschritte als Erfolg anzusehen. Speziell bei leistungsstarken SchülerInnen, die ihr
Anspruchsniveau hoch setzen, ist es fragwürdig, ob ihre Selbsteinschätzung mit der
individuellen Bezugsnorm sensibilisiert wird.
Besonders für durchschnittliche SchülerInnen, mag es auch hilfreich sein, wenn sie sich mit
Hilfe sozialer Bezugsnorm an den Leistungen der Klasse messen können und ihre
Leistungen so auch im Vergleich mit anderen einschätzen können.
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Allgemeine Kritik des Artikels
Der Artikel „Motivation und Musiklernen“ zeigt sehr viele interessante Ergebnisse aus der
Musikforschung, aus der Pädagogik und der Psychologie auf. Dennoch gibt es einige unklare
Punkte.
Als Beispiel dafür werden in dem Artikel oft erfolgszuversichtliche Menschen mit Menschen,
die ihre Fähigkeiten gut einschätzen können, gleichgesetzt. Hier aber liegt ein Widerspruch.
Denn in der Definition von erfolgszuversichtlichen Menschen wird nicht erwähnt, dass ein
zwingender Zusammenhang zwischen der präzisen Selbsteinschätzung und einem
erfolgszuversichtlichen Verhalten besteht.
Nach dem Titel des Artikels „Motivation und Musiklernen“ erwartet die Leserschaft von dem
Artikel einen Zusammenhang zwischen der Motivation für die Musik einer Person und dem
Musiklernen. Jedoch wird nie explizit von der Motivation gesprochen.
Im Allgemeinen wird in dem Artikel „Motivation und Musiklernen“ gut aufgezeigt, welche
Rolle äussere und innere Einflüsse auf die Selbsteinschätzung der eigenen musikalischen
Fähigkeiten haben.
Deutlich wird im Artikel aber der Zusammenhang zwischen den inneren Prozessen und
deren Einfluss auf die Erfolgserwartungen in der Musik. Auch der äussere Einfluss auf die
Erfolgszuversicht wie der Einfluss von Lehrpersonen, Eltern, Vorbildern oder Gleichaltrigen
wird klar aufgezeigt.
Der Artikel macht besonders Personen, die andere beurteilen oder bewerten müssen darauf
aufmerksam, welchen Einfluss sie mit ihren Rückmeldungen auf das musikalischen
Verhalten anderer Personen haben können.
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Bibliographie
Beck, Wolfgang; Fröhlich D. Werner (1992). Motivation und Musiklernen. In: Musik machenMusik verstehen.(Psychologische Aspekte des handlungsorientierten Musikunterrichts im
Klassenverband).Mainz: Schott
8
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