Forschungspreis des Landes Steiermark – „Human Technology Interface“ 2016 Kategorie 1: Grundlagenforschung: Die Preisträger: Ass.-Prof. Dr. Christian LANGKAMMER Universitätsklinik für Neurologie Medizinische Universität Graz Univ.-Prof. Dr. Kristian BREDIES Karl-Franzens-Universität Graz „Fast quantitative susceptibillity mapping using 3D EPI and total generalized variation“ Die steigende Lebenserwartung führt zu einem erhöhten Auftreten der AlzheimerErkrankung, wobei alleine in Österreich mehr als 100.000 Personen betroffen sind. Dies hat erhebliche sozioökonomische Auswirkungen auf unser Gesundheitssystem, stellt aber auch eine enorme Belastung für die Angehörigen im Bereich der häuslichen Pflege dar. Neue Techniken der Magnetresonanztomographie (MRT) erlauben eine Untersuchung der Krankheitsprogression, mit dem Ziel, dass gezielte Therapiemaßnahmen schon vor dem bemerkbaren Ausbruch der Erkrankung begonnen werden können. Eine dieser Techniken, QSM, ermöglicht die Bestimmung von Eiseneinlagerungen im Gehirn, wobei Eisen durch seine Toxizität beschleunigend zum Verlauf von Alzheimer beitragen kann. Ein interdisziplinäres Team aus Graz (zusammen mit Forschern der Harvard Medical School, den Universitäten Stanford, Brisbane, Maastricht und dem MIT) entwickelte ein neuartiges, schnelles Verfahren, das die dafür notwendige Aufnahmezeit im Scanner von bisher 5 Minuten auf etwa 10 Sekunden verkürzt und durch ausgeklügelte mathematische Bildverarbeitung dennoch qualitativ hochwertige Bilder liefert. Dieses Verfahren soll insbesondere bei Patienten mit Alzheimer eingesetzt werden, bei denen konventionelle MRT-Bilder auf Grund der langen Messzeit - und damit einhergehenden unwillkürlichen Bewegungsartefakten - häufig klinisch nicht nutzbar sind. Zusammenfassend ermöglicht diese neue technische Entwicklung die Klärung der Rolle von toxischem Eisen im Krankheitsverlauf von Alzheimer und kann langfristig auch für personalisierte Therapien genutzt werden. Das Preisgeld beträgt 7.000 Euro. Seite 1 von 4 Kategorie 2 – Wirtschaftliche Anwendungen: Die Preisträger: DI Dr. Martin HAJNSEK PD DI Dr. Frank SINNER JOANNEUM RESEARCH– HEALTH Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften DI Doris SCHIFFER Prof. DI Dr. Georg GUEBITZ ACIB GmbH – Austrian Centre of Industrial Biotechnology „An electrochemical sensor for fast detection of wound infection based on myeloperoxidase activity“ Die Diagnose von Wundinfektionen basiert in der klinischen Praxis auf die subjektive Beurteilung der Wunde durch den behandelnden Arzt. Studien haben aber ergeben, dass 28% der Wunden mit signifikantem Bakterienbefall keines der Kardinalsymptome für Wundinfektion (Rötung, Schwellung und Schmerz) aufweisen, weshalb die Diagnose problematisch ist. Am HEALTH Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften wurde in Kooperation mit Forschern des ACIB Kompetenzzentrums ein neuartiges, objektives Diagnose-Tool zur frühzeitigen Erkennung von Wundinfektion entwickelt und mit klinischen Proben erfolgreich evaluiert. Das System beruht auf einem elektrochemischen Sensor, der die Aktivität eines für Wundinfektionen spezifischen Enzyms erfasst. Dafür reicht ein Abstrich aus der Wunde aus, der verdünnt in das Messsystem eingebracht wird. Da das Enzym Teil der ersten Immunantwort des Körpers auf das Eindringen von Bakterien in die Wunde ist, kann mit dem Messsystem schon in einem sehr frühem Stadium eine mögliche Infektion detektiert werden. Innerhalb weniger Minuten liefert der Sensor wertvolle Informationen über den Wundinfektionsstatus, die mit konventionellen mikrobiologischen Analysen erst nach Tagen verfügbar wären. Die quantitative Auswertung der Sensorwerte erlaubt eine Einstufung des Schweregrads der Infektion, womit die Beobachtung des Infektionsverlaufs und der Wirksamkeit der eingeleiteten Therapie ermöglicht wird. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von der routinemäßigen postoperativen WundKontrolle, über Kontrollmessungen bei der akuten Wundversorgung, bis zur Überwachung von chronischen Wunden wie zum Beispiel bei Diabetes Patienten. Das Preisgeld beträgt 7.000 Euro. Seite 2 von 4 Kategorie 3 – Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften Die Preisträgerin: Marija GLIŠIĆ, MA Geisteswissenschaftliche Fakultät Karl-Franzens-Universität Graz „Dolmetschen in der Psychotherapie. Eine empirische Studie zur Qualitätssicherung des Dolmetschens im psychotherapeutischen Setting“ Das Land Steiermark sieht sich aufgrund der aktuellen Flüchtlingskrise mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert. Eines dieser Probleme ist die sprachliche Vermittlung in der medizinischen Versorgung der Migrantinnen und Migranten. Sie flüchten unter Zwang aus ihrem Heimatland, erleben oftmals traumatische Erlebnisse, die sie im Gastland mit therapeutischer Hilfe zu verarbeiten versuchen. Treten dabei Sprachbarrieren auf, werden Dolmetscherinnen und Dolmetscher zur Therapie hinzugezogen. Im Rahmen der eingereichten Arbeit wurde das Dolmetschen in der Psychotherapie aus der bislang ausgesparten Perspektive der Qualitätssicherung untersucht. Ziel der Arbeit war es, den gesamten Dolmetschprozess in der Psychotherapie von der Auftragsvergabe bis zur Nachbereitung zu erfassen und sämtliche für das Dolmetschen in der Psychotherapie relevanten Einflussfaktoren zu ermitteln. Die theoretische Grundlage der Studie bildet ein Qualitätssicherungsmodell (QS-Modell), das ursprünglich für das Konferenzdolmetschen entwickelt wurde. Dieses wurde zunächst theoretisch ergänzt, überarbeitet und anschließend auf Basis von Interviews mit Dolmetscherinnen und Dolmetschern empirisch überprüft. Außerdem wurde eine adaptierte Checkliste erstellt, mit der die betreffenden Faktoren erfasst werden und zur individuellen Qualitätssicherung beitragen. Das QS-Modell kann des Weiteren von NGOs eingesetzt werden. Das Preisgeld beträgt 7.000 Euro. Seite 3 von 4 Kategorie 4 – Nachwuchsförderung Die Preisträgerin: Mag. Verena LEITGEB Institut für Physik Karl-Franzens-Universität Graz „Optimized Particle Plasmons for Bio-Sensing“ „Optimierte Partikelplasmonen für biosensorische Anwendungen“ Optische Biosensoren, welche auf plasmonischen Partikeln beruhen, zeigen ein hohes Potential zum Nachweis von molekularen Analyten. Dieses beruht vor allem auf ihrer hohen Empfindlichkeit auf Brechzahländerungen in nm-kleinen, oberflächennahen Volumina. Um das Potential plasmonischer Sensorpartikel zu erschließen, ist eine lokal aufgelöste Charakterisierung ihrer Brechungsindex-Sensitivität notwendig. In der vorliegenden Arbeit wurde ein örtlich aufgelöstes Sensitivitätsprofil durch kontrollierte Positionierung von Biomolekül-Modellen an verschiedenen Stellen der Partikeloberfläche erstellt. Die Positionierung der dabei verwendeten nm-kleinen, dielektrischen Teilchen erfolgte mittels eines zweistufigen Elektronenstrahl-Lithographieverfahrens. Durch selektives Maskieren ausgesuchter Partikelstellen wurden sensitive und räumlich homogene plasmonische Sensoren hergestellt. Maskierte Partikel wiesen eine verblüffend hohe Effektivität gegenüber unmaskierten auf und ermöglichen selbst bei geringen Analytkonzentrationen quantitative Messergebnisse. Die Sensitivität plasmonischer Partikel auf biomedizinisch relevante Analyte wurde mithilfe Thrombin bindender Aptamere untersucht. Vergleiche der optischen Reaktion von maskierten und unmaskierten Nanoscheibchen liefert wertvolle Einsichten in molekulares Bindungsverhalten. Das Preisgeld beträgt 5.000 Euro. Seite 4 von 4