1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:01 Uhr Seite 2 Patientenbroschüre GEP-Tumoren Hormonproduzierende Tumoren des Magen-Darm-Traktes und der Bauchspeicheldrüse Umfassend informiert in einer Stunde • • • • • Geschichte Verschiedene Krankheitsbilder Diagnose Behandlungsmöglichkeiten Kurzes Lexikon der medizinischen Begriffe • Patientennetzwerk unterstützt durch: AG Hypophyse und HypophysenHypophysen- und tumore der Deutschen Netzwerk Gesellschaft Nebennierenerkrankungen e.V. für Endokrinologie 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:01 Uhr Seite 4 Dabei soll Ihnen zuerst ein Einblick in die Zusammen- Vorwort hänge der Krankheit, ihrer Mechanismen und ihrer Endokrine GEP-Tumoren sind im Vergleich zu Krebs- Beschwerden vermittelt werden. Desweiteren erfah- erkrankungen wie Lungen- oder Darmkrebs äußerst ren Sie dann das Wichtigste über die zur genauen selten. Abklärung Ihrer Krankheit notwendigen Untersuchun- Krebs GEP-Tumoren gen, über Behandlungsmöglichkeiten und die Ihre 383,000 800 Erkrankungen Erkrankungen pro Jahr pro Jahr Behandlung begleitenden Kontrolluntersuchungen. Am Ende dieser Broschüre finden Sie ein kurzes Lexikon mit den wichtigsten medizinischen Fachbegriffen. Bezogen auf 100.000 Einwohner wird in Deutschland So werden Sie sich mit Ihrem Arzt besser verstän- pro Jahr nur eine Neuerkrankung diagnostiziert, ins- digen und entsprechend Ihrer Situation und Ihrer Be- gesamt – bezogen auf 80 Millionen – also kaum dürfnisse genauer nachfragen und sich Klarheit ver- mehr als 800 Patienten. schaffen können. Entsprechend dieser geringen Häufigkeit gibt es Als gut informierter Patient ist es Ihnen möglich, nur ein äußerst geringes Informationsangebot und Ihren Heilungsprozess günstig zu beeinflussen, denn Sie finden in den ohne größeren Aufwand zugängli- je besser Sie über Ihre Krankheit und über die ver- chen Medien praktisch keine Informationen zu Ihrer schiedenen Möglichkeiten Ihrer Behandlung informiert Erkrankung. So ist es für Sie sehr schwer, sich über sind, um so aktiver und selbstverantwortlicher kön- den wissenschaftlichen Fortschritt und die damit ver- nen Sie bei der Wiederherstellung Ihrer Gesundheit bundenen Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. mitarbeiten. Aufgabe und Ziel dieser Broschüre ist es nun, den Ich möchte den Mitarbeitern von Novartis danken, die wenigen Patienten – aber auch ihren Angehörigen – mit viel Liebe und Sorgfalt diese Broschüre erstellt einen ersten Überblick über die Erkrankung und ihre haben, die alles wichtige zum Thema GEP-Tumoren verschiedenen Formen zu geben. enthält. Der Broschüre ist daher eine weite Verbreitung zu wünschen. Marburg im Juni 2001 Prof. Dr. med. R. Arnold SEITE 4 5 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:01 Uhr Seite 6 Inhalt 1 GEP-Tumoren 8 5 Kurzes Lexikon der medizinischen Begriffe 67 6 Das Patientennetzwerk 86 •Zuerst ein Überblick •Einblicke in die Geschichte der Entdeckung •Patienten mit GEP-Tumoren im Netzwerk für und Erforschung Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen 2 Die verschiedenen Formen von GEP-Tumoren 15 3 Wie können GEP-Tumoren erkannt und gefunden werden? •Ein Erfahrungsbericht •Wichtige Adressen •Ihre Symptome und Beschwerden 33 •Die klinische Diagnose •Die Labordiagnose •Die Darstellung durch bildgebende Verfahren 4 Wie können GEP-Tumoren behandelt werden? 49 •Die chirurgische Entfernung •Die Behandlung mit Medikamenten •Somatostatin-Analoga •Interferon •Chemotherapie •Andere Behandlungsverfahren •Chemoembolisation •Perkutane Ethanol-Injektion SEITE 6 7 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 1 10.07.2001 14:01 Uhr Seite 8 GEP-Tumoren* Zuerst ein Überblick Mit dem Kürzel GEP werden in der medizinischen Fachsprache die hormonproduzierenden GastroEntero-Pankreatischen Tumoren bezeichnet. Die drei Buchstaben stehen für die Organe bzw. die Orte, an denen diese Tumoren sich am häufigsten entwickeln: Gastro = Entero = Pankreas = Magen Darm Bauchspeicheldrüse Die GEP-Tumoren, die sich aus solchen Zellen ent- GEP-Tumoren sind selten. Pro Jahr werden etwa 5 bis wickeln, werden dementsprechend auch als neuroen- 10 neue Tumoren pro 1.000.000 Einwohner registriert dokrine Tumoren (abgekürzt NET) bezeichnet. – in der Bundesrepublik also nur 400 bis 800 neue Fälle pro Jahr. Die GEP-Tumoren entwickeln sich aus hormonpro- Ungefähr zwei Drittel der GEP-Tumoren sind funktionell inaktiv, d.h. sie schütten keine Hormone aus, obgleich sie Hormone oder andere Stoffe enthalten, duzierenden (endokrinen) Zellen, die überall im die für endokrine Zellen typisch sind. Sie sind im Verdauungssystem vorkommen und die Aufgabe Allgemeinen sehr klein und wachsen sehr langsam. haben, bestimmte Stoffe zu produzieren, die den Sie verursachen über längere Zeit kaum Beschwerden. Verdauungsprozess steuern. Von ihrer Herkunft her gehören diese Zellen zum Erst wenn ihr Wachstum weit fortgeschritten ist, kann es durch die Verdrängung benachbarter Organe Nervensystem und von ihrer Ausscheidungsfunktion oder Gewebestrukturen zu Beschwerden kommen. her zu den inneren Drüsen. Daher werden sie neu- Weil die typischen Symptome fehlen, kann eine Dia- roendokrine Zellen genannt. gnose oft erst lange Zeit, Jahre oder Jahrzehnte nach Entstehung dieser Tumoren gestellt werden. * alternative Bezeichnungen: Karzinoid, Apudom, Neuroendokriner Tumor, Neuroendokrines Karzinom. Wir werden in dieser Broschüre den Ausdruck GEP-Tumoren verwenden. 9 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:01 Uhr Seite 10 Etwa ein Drittel der GEP-Tumoren setzt aufgrund der Entwicklung aus hormonproduzierenden Zellen Hormone oder Hormon-ähnliche Stoffe frei. Man unterscheidet zuerst zwischen hormonbildenden Tumoren der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und hormonbildenden Tumoren des Magen-Darm-Traktes, – letztere werden auch Karzinoide genannt. Je nach dem, welches Hormon ein derartiger Tumor produziert, kann er unterschiedliche Beschwerden verursachen und wird in diesem Zusammenhang auch nach dem gebildeten Hormon benannt. Insgesamt teilt man die GEP-Tumoren in drei Gruppen ein: 1. Tumoren, die Hormone freisetzen (funktionell aktiv) • Gastrinom • Insulinom • Glukagonom hormonbildende Tumoren der Bauchspeicheldrüse • VIPom • Somatostatinom • Karzinoid-Sydrom 2. Tumoren, die kein Hormon freisetzen (funktionell inaktiv) 3. Tumoren, im Rahmen einer Multiplen Endokrinen Neoplasie (funktionell aktiv oder inaktiv) Eine nähere Beschreibung der einzelnen Tumoren finden Sie im nächsten Kapitel, ab S. 15. Eine andere Einteilung berücksichtigt den Ort ihrer Entstehung: Vorder-Darm, Mittel-Darm, Hinter-Darm. 11 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:01 Uhr Einblick in die Geschichte der Entdeckung und Erforschung von GEP-Tumoren •Schon im Jahre 1880 beschrieb Lubarsch einen neuen Seite 12 •1927 das Cholezystokinin in seiner die Entleerung der Gallenblase steuernden Wirkung von Ivy und Oldberg beschrieben. Tumortyp, den er bei der Untersuchung des Dünndarms zweier verstorbener Patienten fand. Anhand Diese Forschungsarbeiten bildeten das Fundament seiner Beschreibung wissen wir, dass es sich um ein für die klinische Forschung der hormonell aktiven Karzinoid bzw. um einen GEP-Tumor handelte. GEP-Tumoren. •Der Name „Karzinoid“ wurde 1907 von Oberndorfer •Im Jahre 1930 präsentierte Cassidy einen Patienten eingeführt. Karzinoid bedeutet „karzinomähnlich“. mit einer anfallsartig auftretenden starken Gesichts- Oberndorfer wollte so zum einen auf die Ähnlichkeit rötung, die bei Erregung oder während einer Mahlzeit mit den Karzinomen hinweisen, mit denen Karzinoide noch stärker wurde. Das war die erste Beschreibung die Fähigkeit gemeinsam haben, Tochtergeschwülste des Karzinoid-Syndroms. (Metastasen) zu bilden. Desweiteren wollte er damit zum Ausdruck bringen, daß Karzinoide viel langsamer wachsen. •Der Zusammenhang zwischen diesem Symptom und einem GEP-Tumor wurde zwischen 1952 und 1954 erkannt. In dieser Zeit wurden das Karzinoid-Syn- •Bayliss und Starling entdeckten im Jahre 1902 das drom und sein Beschwerdebild spezifisch beschrie- Sekretin als erstes Hormon. Sie bezeichneten diese ben, nachdem aus einem Tumor des Magen-Darm- Substanz als „Hormon“ (das griechische Wort Traktes das Serotonin und die Substanz P isoliert „Hormon“ bedeutet „zur Aktivität erwecken“), weil worden waren. Diese Stoffe können, wenn sie im sie die Sekretion der Bauchspeicheldrüse aktivierte. Überfluss vorliegen, anfallsartige Gesichtsrötung, Durchfall, Verengung der Bronchien (Atmewege) und •Wenig später entdeckte Edkins das Gastrin, ein Schädigung der Herzklappen verursachen. Hormon, das die Magensäureproduktion anregt. •Im Jahre 1955 berichteten die Chirurgen Zollinger •1921 wurde das Insulin, das den Zuckerspiegel im Blut kontrolliert, durch den kanadischen Arzt und Ellison über zwei Patienten mit einer ungewöhnlichen Kombination von Symptomen. Die Patienten Frederick Banting entdeckt. SEITE 12 13 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:01 Uhr litten unter Zwölffingerdarmgeschwüren, überhöhter Seite 14 2 Ellison vermuteten eine hormonelle Ursache. Ihre Die verschiedenen Formen von GEP-Tumoren Vermutung wurde 1964 bestätigt, als es gelang, das Ihre Symptome und Beschwerden Magensäurebildung und Durchfällen. Zollinger und Hormon Gastrin in reiner Form zu isolieren und einen als die Ursache der beschriebenen Krankheit (Zollin- Das Karzinoid-Syndrom Lokalisation ger- Ellison-Syndrom) zu identifizieren. Das Karzinoid ist der häufigste GEP-Tumor. Fast 50% Gastrin produzierenden Tumor – ein „Gastrinom“ – aller GEP-Tumoren sind Karzinoide. Karzinoide kön•Wenig später, im Jahre 1958 berichteten Verner und nen sich an verschiedenen Stellen des Verdauungs- Morrison über einen Tumor der Bauchspeicheldrüse, systems entwickeln. Vorzugsweise sind sie in ver- der von nicht beherrschbaren wässrigen Durchfällen schiedenen Abschnitten des Dünndarms lokalisiert. und Kaliummangel begleitet wurde. Die anschließen- Der Wurmfortsatz (Appendix), der Magen und der de Erforschung dieser Krankheit zeigte, dass der Tu- Dickdarm sind weitere bevorzugte Entstehungsorte. mor ein Hormon produziert, das diese Symptome Etwa 10% der Karzinoide kommen in anderen Organ- verursacht. Das Hormon wurde Vasoaktives Intesti- systemen, z. B. in der Lunge und im Thymus vor. nales Peptid (d.h. gefäßwirksames Darmhormon) kurz VIP genannt und der entsprechende Tumor als „VIPom“ oder auch als V-M-Syndrom (VernerMorrison-Syndrom) bezeichnet. In den letzten dreißig Jahren wurden mit der Verbesserung und Verfeinerung der Nachweismethoden für ((Grafik: Lokalisation 5)) die verschiedenen Hormone und Hormon-ähnlichen Stoffe des Verdauungssystems weitere Typen von GEP-Tumoren entdeckt und erforscht. Wir werden sie im nächsten Kapitel im Einzelnen besprechen. SEITE 14 15 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:01 Uhr inaktive Tumore Etwa 50% der Karzinoid-Tumoren sind funktionell inaktiv. Sie setzen keine Hormone frei. Diese Karzinoide verursachen in der Regel erst spät im Verlauf der Krankheit Beschwerden. Die Beschwerden – z.B. Bauchschmerzen, Gewichtsverlust oder Gelbsucht – sind uncharakteristisch. Sie sind auf die Verdrängung benachbarter Organe oder Strukturen durch den wachsenden Tumor zurückzuführen. Seite 16 Symptome und Beschwerden Die typischen Beschwerden für ein Karzinoid-Syndrom, die einzeln oder gemeinsam auftreten können, sind: 1. Anfallsartige Gesichtsrötung (Flush), die sich manchmal auf den gesamten Oberkörper ausdehnt und zum Teil von Herzklopfen und Schweißaus- aktive Tumore Hormonell aktive Karzinoide produzieren dagegen brüchen begleitet wird 2. Krampfartige Bauchschmerzen größere Mengen verschiedener Hormone. Diese Hor- und Durchfälle mone gelangen in die Blutbahn. In den ersten Stadien 3. Herzbeschwerden der Erkrankung entstehen dadurch keine Beschwer- 4. Atembeschwerden den, weil die Leber diese Tumorhormone zu harmlosen Produkten abbaut. Wenn die Funktion der Leber aber durch Tochterabsiedlungen (Metastasen) des ursprünglichen Tumors beeinträchtigt ist, erhöht sich die Konzentration der Hormone im Blut und es entwickelt sich ein sogenanntes Karzinoid-Syndrom. Die erhöhten Konzentrationen der verschiedenen Hormone führen dann zu unterschiedlichen Beschwerden. Tumoren, die für das Karzinoid-Syndrom verantwortlich sind, liegen meist im Dünndarm (Jejunum, Ileum). Häufig finden sich hier auch mehrere Tumoren. SEITE 16 17 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:01 Uhr Seite 18 Die Häufigkeit des Auftretens dieser Beschwerden ist Das Gastrinom (Zollinger-Ellison-Syndrom) unterschiedlich. Am häufigsten – d.h. bei über 80% Das Gastrinom oder Zollinger-Ellison-Syndrom (be- der Patienten – treten Durchfälle auf. Es folgen Rö- nannt nach den zwei Ärzten, die diese Krankheit als tung mit etwa 50%, Atembeschwerden mit 20% und erste aus klinischer Sicht beschrieben haben) ist der schwere Atemnot mit 6%. Herzbeschwerden entwickeln nächsthäufigste unter den GEP-Tumoren. sich langsam und können zwischen 30% und 50% der Patienten mit einem Karzinoid-Syndrom betreffen. Nach heutiger Auffassung, die aber noch nicht als Viele Gastrinome haben zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung bereits Tochterabsiedlungen (Metastasen) gebildet. sicher gilt, wird die anfallsartige Gesichtsrötung durch gefäßaktive Stoffe wie Kallikrein, Substanz P und Neuropeptid K verursacht. Die gleichen Hormone scheinen auch für die Atembeschwerden verantwortlich zu sein. Durchfälle werden auf die Tumorhormone Serotonin und Prostaglandin zurückgeführt. Das Serotonin scheint auch die Ursache für die Schädigung der Herzklappen und die dadurch entstehenden Herzbeschwerden zu sein. Es treten Bauchschmerzen auf, wenn der oder die Tumoren das Darmlumen verlegen. Viel häufiger sind Bauchschmerzen aber Folge einer Mangeldurchblutung des Darms. Die Karzinoide oder deren Tochtergeschwülste im Bauchnetz setzen nämlich Stoffe frei, welche zu einer Verengung (Sklerose) der Blutgefäße benachbarter Darmabschnitte führen. Der Chirurg findet dann statt eines rosaroten, einen bläulich verfärbten Darm. SEITE 18 19 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:01 Uhr Lokalisation Die Verteilung Gastrin-produzierender Tumoren (Gastrinome) ist unterschiedlich. Die meisten (über 40%) entstehen in der Bauchspeicheldrüse, 15% im Zwölffingerdarm und etwa 10% in anderen Organen. Der Nachweis des Tumors ist nicht immer möglich. Bei 30% der Patienten mit den für ein Gastrinom typischen Beschwerden gelingt er mit den üblichen Verfahren nicht. Seite 20 Das Insulinom Lokalisation Neben dem Gastrinom ist das Insulinom der häufigste hormon-produzierende Tumor der Bauchspeicheldrüse. Etwa 30% aller hormonell aktiven Tumoren der Bauchspeicheldrüse sind Insulinome. Diese Tumoren entstehen fast ausschließlich aus den Insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse und produzieren selbst unkontrolliert Insulin, das Hormon, das den Zuckerspiegel im Blut steuert. Insulinome Symptome Gastrinome produzieren an erster Stelle Gastrin, ein Hormon, das die Magensäureausschüttung anregt. Das Ergebnis der Überproduktion von Gastrin ist eine Übersäuerung des Magens. Folge daraus sind die Bildung von Zwölffingerdarmgeschwüren und sind etwa gleichmäßig zu je einem Drittel auf Kopf, Mittelteil und Schwanz der Bauchspeicheldrüse verteilt. Nur etwa 1% werden außerhalb der Bauchspeicheldrüse und in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gefunden. Durchfällen - die Symptome eben, die typisch für das Zollinger-Ellison-Syndrom sind. Andere Hormone, die ebenfalls in Gastrinomzellen nachgewiesen wurden, scheinen keine wesentlich ausgeprägten Symptome und Beschwerden zu bedingen. SEITE 20 21 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:01 Uhr Seite 22 Symptome und Beschwerden Weitere seltenere GEP-Tumoren Die Überproduktion von Insulin senkt den Zucker- Das Glukagonom spiegel im Blut und verursacht anhaltende Unterzuckerung. Allerdings sind die bekannten Beschwerden von Unterzuckerung, wie Mattigkeit, Schwächegefühl, Zittern, Herzklopfen, Schwitzen, Hungergefühl, Gewichtszunahme und Nervosität bei Insulinom-Patien((Grafik: Lokalisation 10)) ten oft wenig ausgeprägt. Im Vordergrund stehen hier Störungen des zentralen Nervensystems wie Kopfschmerzen, Verwirrung, Sehstörungen, Störungen der Bewegungskoordination und Lähmungen sowie ausgeprägte Persönlichkeitsstörungen. In einigen wenigen Fällen können sich diese Symptome bis zur Bewusstlosigkeit, Krampfanfällen und Koma entwickeln. All diese Störungen sind auf die Unterzuckerung des Gehirns zurückzuführen (und können auch bei Unterzuckerung aus anderen Gründen auftreten). Inaktive Glukagonome Sie finden sich ausschließlich in der Bauchspeicheldrüse und werden zufällig bei einer Autopsie oder Operation der Bauchspeicheldrüse gefunden. Sie sind auch typisch für die multiple endokrine Neoplasie Typ I. Bei der histologischen Untersuchung sind die Zellen der in der Regel sehr kleinen Tumoren voll Blutzucker (BZ) 160 mg/dl 140 Aufnahme von Kohlenhydraten von Glucagon, das die Zellen aber nicht freisetzen. Ausschüttung von Insulin Regulation des Blutzuckerspiegels in den Normbereich Übermäßige Produktion von Insulin durch ein Insulinom bewirkt Absenkung des Blutzuckerspiegels unter den Normbereich Diese Tumoren werden fast nie bösartig. Aktive Glukagonome (Glukagonom-Syndrom) Hier handelt es sich um meist große Tumoren der 120 Normale BZ-Spiegel 100 Bauchspeicheldrüse, die in die Leber metastasieren können. Sie sezernieren Glukagon, was zum Gluka- 80 gonom-Sydrom führt. 60 Lokalisation 40 Glukagonome entstehen fast ausschließlich in der Bauchspeicheldrüse. SEITE 22 23 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:02 Uhr Seite 24 Diese Tumoren produzieren Glukagon, ein Hormon, das bei der Steuerung des Zuckerspiegels im Blut der Gegenspieler des Insulins ist. Während das Insulin den Zuckerspiegel senkt, erhöht das Glukagon diesen Spiegel. Blutzucker (BZ) 160 mg/dl 140 120 Normale BZ-Spiegel 100 80 60 40 Ausschüttung von Glukagon Mobilisierung von Glukose Regulation des Blutzuckerspiegels in den Normbereich Übermäßige Produktion von Glukagon durch ein Glukagonom bewirkt Erhöhung des Blutzuckerspiegels über den Normbereich ((Grafik: Ausschlag an Armen und Beinen 11)) Symptome und Beschwerden Die Erhöhung des Zuckerspiegels ist allerdings mild und es ist selten notwendig, eine Insulintherapie einzuleiten. Oft leiden die Patienten unter einem ausgeprägten Gewichtsverlust und Blutarmut (Anämie) und abwechselnd an Verstopfungen und Durchfällen. Das typische, sichtbare Symptom eines GlukagonomSyndroms ist ein chronischer, wandernder, schwerer Ausschlag an Armen und Beinen, der oft von Entzündungen der Mundhöhle und der Zunge begleitet wird. SEITE 24 25 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:02 Uhr Das VIPom Das VIPom entsteht durch die Überproduktion eines gefäßaktiven Hormons, das in der Medizin als Vasoaktives-Intestinales-Peptid bezeichnet wird. VIPome sind sehr selten. Sie machen weniger als 2% aller GEP-Tumoren aus. Lokalisation Zu 90% sind sie in der Bauchspeicheldrüse und zu 10% im Grenzstrang des Rückenmarks lokalisiert. Andere Organe sind äußerst selten Sitz eines VIPoms. Seite 26 Symptome und Beschwerden Die Überproduktion von VIP führt zu einer für das VIPom typischen Kombination von Beschwerden: Wässrige Durchfälle mit einer Ausscheidungsmenge von bis zu acht Liter pro Tag, Kaliummangel, Flüssigkeitsmangel und Magensäuremangel. Als Begleitsymptome sind oft Muskelschwäche, Übelkeit, Erbrechen und Bauchkrämpfe zu beobachten. In einigen Fällen entwickelt sich während der Durchfallattacken eine anfallsartige Gesichtsrötung (Flush) ähnlich wie beim Karzinoid-Syndrom. Etwa 50 % der Patienten leiden unter relativ konstanten Durchfällen. In der Bauchspeicheldrüse selbst entwickeln sich etwa ein Viertel der Tumoren im Kopf und die restli- Das Somatostatinom chen drei Viertel im Mittelteil und Schwanz. Auch das Somatostatinom gehört zu den seltenen Tumortypen und umfasst nicht mehr als 1% aller GEP-Tumoren. Die Zellen des Somatostatinoms sind in der Lage, das Hormon Somatostatin zu produzieren. In der Steuerung des Magen-Darm-Trakts wirkt Somatostatin hemmend auf die meisten Organfunk- ((Grafik: Lokalisation tionen und schützt so vor einer Überproduktion von Verdauungsstoffen. Lokalisation Etwa 55-75% der Somatostatinome sind in der Bauchspeicheldrüse und hier hauptsächlich im Kopf des Organs lokalisiert. Die restlichen Tumoren befinden sich überwiegend im Zwölffingerdarm. Hier können sie im Rahmen der Multiplen Endokrinen Neoplasie Symptome und Beschwerden SEITE 26 Typ IIb vorkommen. 27 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:02 Uhr Seite 28 Tumoren, die innerhalb eines MEN 1-Syndroms auftreten, sind im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Formen erblich bedingt. Sie lassen sich auf einen Defekt im Erbgut der Patienten zurückführen. Dieser Defekt wird so vererbt, dass er bei der Hälfte ((Grafik: Lokalisation 14)) der Nachkommen eines betroffenen Elternteils wieder im Erbgut auftritt. Nicht betroffene Kinder können den Defekt nicht weiter vererben. Die typische Kombination von Symptomen ist nur ((Grafik: Gen-De 15)) selten vorhanden (Zuckerkrankheit, Durchfälle, Fettstühle, Magensäuremangel, Blutarmut und Gallensteine). In den meisten Fällen sind die Symptome sehr variabel und häufig auch nur mild ausgeprägt. Alle Symptome sind auf eine die Organfunktion hemmende Wirkung des Somatostatins zurückzuführen. Lokalisation Beim MEN-Syndrom können verschiedene Tumor- Das MEN-Syndrom kombinationen auftreten. GEP-Tumoren sind insbe- MEN ist die Abkürzung für Multiple Endokrine Neo- sondere beim MEN 1-Typ anzutreffen. Es handelt sich plasie, was so viel wie mehrfache Hormon-produzie- in der Regel um Tumoren der Bauchspeicheldrüse rende Tumoren bedeutet. Man unterscheidet zwi- wie Insulinom, Glukagonom und Gastrinom (siehe schen dem MEN 1- und dem MEN 2-Syndrom. Hier dort). Gleichzeitig entwickeln sich Tumoren der geht es um das MEN 1-Syndrom. Nebenschilddrüsen und /oder der Hirnanhangdrüse. Diese Tumoren können gleichzeitig oder nacheinander auftreten. SEITE 28 29 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:02 Uhr Seite 30 das Parathormon eine vermehrte Freisetzung von Kalzium aus den Knochen und eine vermehrte Ausscheidung von Phosphat über die Nieren. Ist die Ausschüttung von Parathormon durch den Neben((Grafik: Lokalisationen 16)) schilddrüsentumor erhöht, erhöht sich auch das Blutkalzium übermäßig. Das überschüssige Kalzium muss über die Nieren ausgeschieden werden und begünstigt die Bildung von Nierensteinen. Die Knochen verlieren mit der Zeit immer mehr Kalzium, wodurch es zu Knochen- und Gelenkschmerzen kommen kann. Die Störung des Kalziumhaushalts führt auch oft zu chronischer Verstopfung. Die häufigsten Symptome beim MEN 1-Syndrom sind Folge einer Tumorentwicklung in verschiedenen Organsystemen. Folge eines Tumors der Nebenschilddrüse: - Nierensteine - Chronische Verstopfung Folge eines Tumors der Bauchspeicheldrüse mit Insulin-Produktion: - Unterzuckerung mit Zittern und Heißhunger Symptome und Beschwerden Die Beschwerden beim MEN 1-Syndrom sind unterschiedlich, je nachdem, welche Hormon-produzierenden Tumoren sich entwickeln. Das Hormon der Nebenschilddrüse, das Parathormon, regelt den Kalzium- und Phosphathaushalt im Körper. Bei niedrigem Kalziumspiegel im Blut bewirkt SEITE 30 Folge eines Gastrinoms: - Magenschleimhautentzündung und Magen-/ Zwölffingerdarmgeschwüre Folge eines Glucagonoms: - Migratorisches Erythem (ein chronischer, wandernder Ausschlag an Armen und Beinen) 31 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:02 Uhr Bei Tumoren des Vorderlappens der Hirnanhangdrüse können dazu die Symptome der Überproduktion verschiedener Hormone auftreten: • Wachstumshormon: Bei Jugendlichen Riesenwuchs Seite 32 3 Wie können GEP-Tumoren erkannt und gefunden werden? Die klinische Diagnose und bei Erwachsenen die sogenannte Akromegalie, Die GEP-Tumoren bieten aufgrund ihrer Vielfältigkeit ein vermehrtes Wachstum der Körperenden wie eine Anzahl von diagnostischen Problemen, die den Nase, Lidwülste, Kinn, Hände und Füße. Einsatz verschiedener Methoden und Techniken ver- • Prolaktin (steuert indirekt Sexualhormone und Fruchtbarkeit): Milchsekretion und Störungen der langen. Der diagnostische Regelblutung bei Frauen, Potenzprobleme bei Prozess für die GEP- Männern. Tumoren fängt in der • ACTH (steuert Freisetzung der Hormone der Praxis des niederge- Nebennierenrinde): Gewichtszunahme, Hautver- lassenen Arztes oder änderungen, Bluthochdruck, Muskelschwäche und in der Klinik an. Auf- Zuckerkrankheit. grund der Symptome und der Befunde der ärztlichen Untersuchungen wird als erstes eine Verdachts((Grafik: Wirkung Wachstumshormon, Prolaktin, ACTH 18)) diagnose gestellt. e Sind die Symptome typisch für einen bestimmten Tumortyp, wie zum Beispiel die anfallsartige Gesichtsrötung beim Karzinoid oder die massiven wässrigen Durchfälle beim VIPom, kann diese Verdachtsdiagnose meist schnell bestätigt werden. SEITE 32 33 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:02 Uhr Seite 34 Der Nachweis der Hormonüberproduktion gelingt Sind die Symptome aber untypisch, so dass sie auch bei anderen nicht-tumorbedingten Erkrankungen nicht immer. In einigen Fällen werden normale auftreten können, wird die Tumordiagnose erst im Hormonspiegel gemessen, obwohl die bestehenden Rahmen des „diagnostischen Work-Up“ gestellt. Symptome auf eine Überproduktion hinweisen. In Bei funktionell inaktiven und langsam wachsenden solchen Fällen werden Provokationstests eingesetzt. Tumoren wird die Diagnose erst dann gestellt, wenn So gelingt es auch in unklaren Fällen die Erhöhung der Tumor durch seine Größe Beschwerden verur- des entsprechenden Hormonspiegels nachzuweisen. sacht. Man hat berechnet, dass es im Einzelfall 5-10 Die am häufigsten eingesetzten Provokationsmetho- Jahre dauern kann, bis ein solcher funktionell inakti- den sind das kontrollierte Fasten und die Verab- ver Tumor schließlich diagnostiziert wird. reichung von Stoffen, die anregend auf die Hormonproduktion wirken. In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten dieser Tests zusammengefasst: Die Labordiagnose Bei hormonell aktiven Tumoren stehen biochemische Untersuchungen, die sich am klinischen Verdacht ori- Tumortyp Leitsymptome Beweisende Laborwerte Spezieller Test Insulinom Neuroglukopenie (mangelnde Energieversorgung (Glukose) des Gehirns) Niedrige Blutglukose; dabei inadäquat zu hohe SerumInsulin- bzw. C-Peptidwerte (absolut sind die Insulin- und C-Peptidspiegel nicht erhöht) Fastentest über max. 72 Stunden. Dabei regelmäßige Bestimmungen von Blutzucker und Serum-Insulin bzw. CPeptid Gastrinom Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre, Bauchschmerzen, wässrige Durchfälle Serum-Gastrin ↑↑↑ Säurehypersekretion Sekretintest: dabei steigt das Gastrin innerhalb von 2 - 5 Minuten „paradox“ um mindestens das Doppelte an VIPom Serum-VIP ↑↑↑ Wässrige, massive (bis zu 8 l) Durchfälle, Serum-Kalium Verminderte Säuresekretion Schwäche, Muskelkrämpfe keiner GlukagonomSyndrom Migratorische Erythem Serum Glucagon ↑↑↑ Serum-Aminosäuren (wandernder Hautausschlag), Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) keiner entieren, an erster Stelle. Der Nachweis entsprechend erhöhter Hormonspiegel im Blut oder der Hormonabbauprodukte im Urin gibt Aufschluss. Es versteht sich von selbst, dass bei inaktiven Tumoren solche Untersuchungen nicht eingesetzt werden können. ↑ SEITE 34 ↑↑ Somatostatinom- Gallensteine, Syndrom Diabetes mellitus, Bauchschmerzen, breiige Durchfälle Serum-Somatostatin ↑↑ Diabetische Stoffwechselage keiner 35 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:02 Uhr Die Methode der Wahl beim Karzinoid-Syndrom ist Seite 36 Auch bestimmte Medikamente können zu falschen der Nachweis eines spezifischen Abbauprodukts von erhöhten (z.B. Paracetamol) oder falschen erniedrig- Serotonin im Urin. Es handelt sich um die 5-Hydro- ten (z.B. Aspirin) Werten führen. Sie müssen daher xyindolessigsäure, abgekürzt 5-HIES. Für die Bestim- rechtzeitig abgesetzt werden. mung dieses Stoffes muss der Urin über 24 Stunden in einem speziellen, mit Essigsäure versehenen Gefäß gesammelt werden. Arzneimittel, die ein falsches erhöhtes Ergebnis bedingen können Da Serotonin auch in vielen Nahrungsmitteln, wie zum Beispiel Tomaten, Nüssen oder Bananen enthal- Acetanilid ten ist, muss der Patient für mindestens 48 Stunden Cumarine vor der Urinsammlung auf den Verzehr solcher Pro- Coffein dukte verzichten, um ein falsches Ergebnis der Urin- Ephedrinhydrochlorid untersuchung zu vermeiden. Metamphetamin Methocarbamol Nahrungsmittel, die durch ihren Serotoningehalt ein falsches Ergebnis bedingen können Paracetamol Phenacetin Phenobarbital Auberginen Phentolamin Avocados Ananas Bananen Johannisbeeren Arzneimittel, die ein falsches erniedrigtes Ergebnis bedingen können Kiwis Mirabellen Aspirin Melonen Chlorpromazin Pflaumen Isoniazid Stachelbeeren Levodopa Tomaten Promethazin Walnüsse Sterptozotocin SEITE 36 37 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:02 Uhr Die Aussagekraft einer einmaligen Bestimmung der Seite 38 ist das Chromogranin A. Dieser Stoff, eine Zucker- 5-HIES im Urin ist nicht immer ausreichend. Daher eiweißverbindung, ist bei funktionell aktiven und wird sie in der Regel an drei aufeinander folgenden inaktiven Tumoren in 80 bis 100 % der Fälle erhöht. Tagen wiederholt. Andererseits produzieren auch einige Nicht-GEP- Eine weitere diagnostische Methode ist der Nach- Tumoren Chromogranin A. Daher eignet sich ein posi- weis von sogenannten Tumormarkern im Blut. Man tiver Nachweis von Chromogranin A nur zur Therapie- unterscheidet spezifische und allgemeine Tumormar- kontrolle bei Patienten mit histologisch gesicherten ker. Spezifische Marker sind z.B. das Serumgastrin GEP-Tumoren. beim Zolinger-Ellison-Syndrom, das VIP beim VIPom, das Glukagon beim Glukagonom-Syndrom u.a.. Bei den allgemeinen Tumormarkern handelt es sich ebenfalls um Stoffe, die von den Tumorzellen produziert und in die Blutbahn abgegeben werden. Der wichtigste allgemeine Tumormarker für GEP-Tumoren SEITE 38 39 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:02 Uhr Seite 40 Die Darstellung von GEP-Tumoren durch bildgebende Verfahren Die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) Die Ortung des Tumors und seiner eventuell vorhan- Als Tomographie bezeichnet man in der Medizin die denen Tochterabsiedlungen ist die Voraussetzung für schichtweise Darstellung von inneren Organen und die Planung gezielter Behandlungsmaßnahmen und Strukturen. Dieses Verfahren, das schon in der kon- insbesondere der notwendigen chirurgischen Eingriffe. ventionellen Röntgendiagnostik seit langer Zeit einge- GEP-Tumoren sind in den meisten Fällen sehr setzt wird, konnte durch computerunterstützte Steue- klein und entwickeln sich oft innerhalb von Organen, rung in den letzten zwei Jahrzehnten verfeinert werden. z.B. in der Bauchspeicheldrüse oder der Darmwand. Auch bei der MRT wird das Gewebe schichtweise Hier sind in letzter Zeit besonders empfindliche dargestellt. Im Gegensatz zur CT funktioniert die MRT Ortungsverfahren entwickelt worden, die eine gute ohne Röntgenstrahlen. Darstellung auch kleiner und subtiler Veränderungen ermöglichen. CT mit Tochterabsiedlungen Der Wert der tomografischen Verfahren liegt vor allem in der Erfassung von Tochterabsiedlungen des ursprünglichen Tumors in den Lymphknoten oder der Leber. Für die Ortung der GEP-Tumoren selbst ist der Nutzen dieser Verfahren von deren Größe abhängig. Tumoren, die im Durchmesser kleiner als 0,5 cm sind, werden nur zu etwa 10% geortet. SEITE 40 41 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:02 Uhr Seite 42 Die endoskopische Ultraschall-Untersuchung Die Erfolgsraten bei der Ortung von Gastrinomen Um die Nachteile der üblichen Ultraschalluntersuchung erreichen bis zu 90%. Bei Insulinomen, die bekannt- bei der Ortung kleinerer Tumoren zu überwinden, lich fast immer innerhalb der Bauchspeicheldrüse wurden spezielle Ultraschallköpfe entwickelt, die sich wachsen, erreicht der endoskopische Ultraschall eben- mit einem Endoskop oder einer Sonde in die Nähe falls Erfolgsraten bis zu 90%. Wie mit der Szintigra- des vermuteten Tumors bringen lassen. Dadurch er- phie, lassen sich mit dem endoskopischen Ultra- höht sich die Empfindlichkeit der Ultraschalluntersu- schall auch hormonell inaktive Tumoren darstellen. chung um ein Mehrfaches. Es lassen sich alle Bereiche des Verdauungssystems untersuchen, die mit einem Endoskop erreichbar sind. Das sind die Speiseröhre, der Magen und der Zwölffingerdarm und die benachbarten Organe sowie der Enddarm. Neben der Ortung der Tumoren ist mit dieser Methode auch eine Abschätzung der örtlichen Tumorausbreitung möglich. Ultraschallbefund von Lebermetastasen eines GEP((Grafik: endoskopischer Ultraschall 26)) Tumors Die Somatostatinrezeptor-Szintigraphie Die meisten GEP-Tumoren haben an ihrer Oberfläche spezifische Andockstellen (Rezeptoren) für das Hormon Somatostatin. An diesen Stellen muss das Hormon aufgenommen werden, um seine steuernde Funktion auf die Zelle ausüben zu können. Solche SEITE 42 43 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:02 Uhr Seite 44 Rezeptoren kommen auch im gesunden Gewebe vor, ellen Gerät, der Gamma-Kamera, registriert. Mit die- aber ihre Dichte ist bei den GEP-Tumoren stark er- ser Methode kann der gesamte Körper untersucht höht. Diesen Umstand nutzt das Verfahren der Soma- werden. Im Bild der Gamma-Kamera erscheinen die tostatinrezeptoren-Szintigraphie. Tumoren und ihre Tochterabsiedlungen als dunkle Stellen. Szintigraphiebefund Mit diesem Verfahren lassen sich bis zu 90% der GEP-Tumoren und ihre Tochterabsiedlungen orten. Die Trefferquote ist bei Gastrinomen noch höher. Dabei wird ein stabiler Somatostatin-ähnlicher Stoff, 111 Weniger erfolgreich ist die Somatostatinrezeptor- das Pentetreotid, mit Indium (einem radioaktiven Szintigraphie bei der Erfassung von Insulinomen. Das Stoff ) markiert und dem Patienten in die Vene ge- ist darauf zurückzuführen, dass die Insulinomzellen spritzt. Das radioaktiv markierte Pentetreotid bindet zwar auch vermehrt Somatostatinrezeptoren besit- sich an die Somatostatinrezeptoren der Tumorzellen zen, möglicherweise aber von einem anderen Typ, und die erhöhte Radioaktivität wird mit einem spezi- der das Pentetreotid nicht so stark bindet. Andere SEITE 44 45 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:02 Uhr Seite 46 Somatostatin-ähnliche Stoffe, die sich besser an die- Im anschließenden Röntgenbild sind dann die Blut- sem Typ von Rezeptoren binden, sind in der Ent- gefäße zu erkennen. Da die GEP-Tumoren in der Re- wicklung. gel sehr gut mit Blutgefäßen versorgt sind, d.h. bes- Diese Ortungsmethode ist so spezifisch und ge- ser als das umliegende Gewebe durchblutet sind, nau, dass sie heute bei der Diagnose der GEP-Tu- kann die Angiographie zur Darstellung des Tumors moren als bildgebendes Verfahren der ersten Wahl eingesetzt werden. eingesetzt wird. Die Angiographie Angiographie bedeutet die Darstellung von Blutgefäßen im Röntgenbild. Dazu wird eine für Röntgenstrahlen undurchlässige Lösung in die Blutbahn gespritzt, ein sogenanntes Röntgenkontrastmittel. ((Grafik: Angiographie-Methode 29)) Angiographiebefund – die schwarzen Kontrastmittelflecken stellen Lebermetastasen dar. Die Trefferquote dieser Methode liegt bei Gastrinomen und Insulinomen bei bis zu 60%, bei Tochterabsiedlungen von Gastrinomen in der Leber sogar bis zu 86%. SEITE 46 47 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:02 Uhr Die Verlaufskontrolle Viele der hier beschriebenen biochemischen und bildgebenden Verfahren werden auch bei der Ver- Seite 48 4 Wie können GEP-Tumoren behandelt werden? laufskontrolle nach erfolgter Operation oder der Die chirurgische Entfernung Therapie mit Medikamenten eingesetzt. Mehr darüber Wie bei anderen Tumoren ist auch hier der chirurgi- finden Sie im nächsten Kapitel über die Behandlung sche Eingriff zur Entfernung des Tumors und seiner der GEP-Tumoren. möglichen Tochterabsiedlungen die Therapie der ersten Wahl. Ziel des Chirurgen ist, den Tumor zu finden, sein Entwicklungsstadium zu bestimmen und das gesamte Tumorgewebe zu entfernen. Das klingt einfach, kann aber den Chirurgen in einigen Fällen vor Probleme stellen. ((Grafik: Tumor-OP, abstrakte Darstellung 31)) SEITE 48 49 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:02 Uhr Seite 50 Besonders bei den Tumoren der Bauchspeicheldrüse, Wie schon erwähnt, müssen auch Tochterabsiedlun- die sehr klein und deshalb schwer zu finden sind, gen, wenn sie zugänglich sind, chirurgisch entfernt gibt es Probleme, die aber durch den Einsatz ver- werden. Oft ist es dabei notwendig, einen Teil des schiedener bildgebender Verfahren während der Ope- betroffenen Organs mit heraus zu operieren. So wer- ration gelöst werden können. den Tochterabsiedlungen in der Leber, wenn sie nur in einem der zwei Leberlappen lokalisiert sind, zu- •Bei Tumoren der Bauchspeicheldrüse können wäh- sammen mit dem betroffenen Lappen entfernt. Das rend des Eingriffes spezielle Ultraschallsonden ein- restliche Lebergewebe kann die Funktion des ent- gesetzt werden. fernten Leberanteils in Folge mit übernehmen. •Bei der Untersuchung der Zwölffingerdarmwand auf kleine Tumoren wie Gastrinome hat sich die Methode Die Behandlung mit Medikamenten der Durchleuchtung der Zwölffingerdarmwand von Die Ziele einer medikamentösen Behandlung sind: innen bewährt (Transillumination). Dabei wird der 1. die Beschwerden zu lindern (Senkung der Zwölffingerdarm eröffnet und kann auch direkt inspiziert bzw. mit der Hand ausgetastet werden. Hormonausschüttung); 2. das Tumorwachstum zu stoppen; 3. die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Diese Methoden, zusammen mit der Abtastung der Organe durch den erfahrenen Chirurgen, führen in Die Wahl des Medikaments oder einer Kombination fast 100% zur Ortung des Tumors und schaffen die von Medikamenten muss sich jeweils am Tumortyp Voraussetzung für eine erfolgreiche Operation. orientieren. Es gibt nur wenige Medikamente, die für Auch wenn der Tumor bereits sehr groß ist und einen universellen Einsatz bei den unterschiedlichen aufgrund seiner Lokalisation oder seines Entwick- Typen von GEP-Tumoren geeignet sind. Wir werden lungsstadiums nicht vollständig zu entfernen ist, daher mit der Beschreibung dieser Medikamente kann eine teilweise Entfernung angezeigt sein: Die anfangen. Verringerung der Tumormasse führt oft zur Verringerung der Hormonproduktion und so zu einer Linderung der Beschwerden. SEITE 50 51 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:03 Uhr Seite 52 Somatostatin-Analoga Für ihre Forschung auf diesem Gebiet wurden Schally Das im Hypothalamus gebildete Somatostatin hemmt und Guillemin 1977 durch den Nobelpreis gewürdigt. Bildung und Ausschüttung des Wachstumshormons Bevor Guillemins Entdeckung medizinisch genutzt im Hypophysenvorderlappen. So verringert es die werden konnte, verging aber noch einige Zeit. Der Hormonproduktion verschiedener Zellen und ist auch schnelle Zerfall des natürlichen Somatostatins mach- in der Lage, die Vermehrung unterschiedlicher Tumor- te einen Einsatz dieser Substanz als Medikament für zellen zu hemmen. eine Langzeittherapie erst einmal unmöglich. Durch die Entwicklung einer stabileren, dem Somatostatin in seiner Struktur und vor allem in seiner Wirkung sehr ähnlichen Substanz öffnete die SANDOZForschung 1982 den Weg für eine neue, vielversprechende medikamentöse Therapie der Akromegalie und der GEP-Tumoren. Struktur des natürlichen Somatostatins aus 14 Aminosäuren Die Entwicklung des ersten Somatostatin-Analogons Aminosäuren mit essentieller Bedeutung für die Rezeptorbindung Struktur eines Analogons aus 8 Aminosäuren 1968 wurde im Hypothalamus der Ratte erstmals ein Peptid (Eiweißstoff ) entdeckt, das die Wachstums- Somatostatin-Analoga gelten heute in der Behand- hormon-Sekretion hemmt. Die Struktur von Somatos- lung der Akromegalie und der GEP-Tumoren als die tatin und seine Wirkung wurde im Jahr 1973 durch R. medikamentöse Therapie der Wahl. Die Leistungen Guillemin beschrieben. dieses, ohne hohe Investitionen in eine umfangrei- SEITE 52 53 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:03 Uhr Seite 54 che Forschung nicht denkbaren Arzneimittels, fanden gen. PEN-Systeme werden seit geraumer Zeit vor 1991 Anerkennung in der Verleihung des renommierten allem im Rahmen der Insulinbehandlung von Diabe- internationalen Preises für innovative Arzneimittel tikern angewendet. (Prix Galien). Das Monatsdepot Praktische Verbesserungen für die tägliche Lebensqualität Auch das Monatsdepot stellt eine Anwender-freundli- Bei der Entwicklung neuer Darreichungsformen stand aufwendigen Verfahren werden Somatostatin-Analoga die ständige praktische Verbesserung der Lebens- in die Mikrokapseln eines Polymers eingebaut. Die qualität des Patienten immer wieder im Mittelpunkt Mikrokapseln werden im Körper nur langsam abge- aller Bemühungen. baut und das Medikament wird somit langsam (retar- che Form der Somatostatin-Analoga dar. In einem diert) über einen längeren Zeitraum freigesetzt. Die Das PEN-Injektionssystem Depotform muss nur einmal im Monat intramuskulär Bei vielen Patienten, die eine Behandlung mit Soma- injiziert werden. Diese Injektion wird vom Arzt oder tostatin-Analoga benötigen, wird die meist jahrelan- seinem Pflegepersonal verabreicht. ge, dreimal tägliche Selbstinjektion des Arzneimittels ((Abb.: Mikroskopaufnahme der Mikrokapseln 35 --> nach kurzer Zeit ein selbstverständlicher Teil der täg- Photo)) lichen Routineabläufe. Dennoch führt eine ambulante Injektionstherapie – mehr als andere medikamentöse Maßnahmen – zu spürbaren Einschränkungen in der Mikroskopische Aufnahme der Mikrokapseln Lebensqualität des Patienten. Eine wesentliche Erleichterung der ambulanten Injektionstherapie kann Das Monatsdepot erwies sich als genauso gut ver- die Verwendung eines modernen Pen-Systems brin- träglich wie die bisher dreimal täglich zu injizierende Form. SEITE 54 55 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:03 Uhr Seite 56 Wirkungen und Anwendung von SomatostatinAnaloga bei den einzelnen Formen von GEP-Tumoren beherrscht und verschwinden in einigen Fällen voll- Somatostatin-Analoga haben wie das natürliche in der Behandlung und Vorbeugung einer Verengung Somatostatin zweierlei Wirkungen: der Bronchien mit starker Atemnot sein, die sich im 1. Sie hemmen die Produktion von Hormonen und Rahmen einer Karzinoidkrise entwickeln kann. ständig. Lebensrettend können Somatostatin-Analoga Hormon-ähnlichen Stoffen durch die Tumorzellen. Beim VIPom (Leitsymptome: massive Durchfälle Die Beschwerden werden dadurch gelindert oder bis zu 8 l pro Tag, Austrocknung, Kaliummangel) wer- in vielen Fällen vollständig behoben. den unter Somatostatin-Analoga die Durchfälle und 2. Beobachtungen sprechen für die Annahme, daß sie eine hemmende Wirkung auf das Tumorwachstum haben. somit auch der Flüssigkeits- und Kaliumverlust gestoppt. Beim Glukagonom-Syndrom (Leitsymptome: schwerer Hautausschlag, Mundschleimhautentzündung, Blut- Eine Reihe der mit Somatostatin-Analoga behandel- armut und Zuckerkrankheit) bewirken Somatostatin- ten GEP-Tumoren erreichen einen lang anhaltenden Analoga eine dramatische Besserung des Hautaus- Stillstand und einige wenige sogar eine Verkleine- schlags. Die Schleimhautentzündungen bilden sich rung. Andere Tumoren wachsen allerdings langsam zurück und das Blutbild normalisiert sich allmählich. weiter. Die Zuckerkrankheit kann sich allerdings unter der Für einige GEP-Tumoren, wie zum Beispiel das Behandlung mit Somatostatin-Analoga verschlech- Karzinoid-Syndrom, das VIPom und das Glukagonom, tern. Grund dafür ist, dass Somatostatin-Analoga ist die Behandlung mit Somatostatin-Analoga die nicht nur die Überproduktion von Glukagon, sondern Therapie der ersten Wahl. auch die normale Insulinproduktion hemmen. Beim Karzinoid-Syndrom (Leitsymptome: anfalls- Bei Insulinomen ist die Gabe von Somatostatin- artige Gesichtsrötung (Flush), Durchfälle und Bauch- Analoga weniger erfolgreich. Nur etwa die Hälfte der schmerzen) lässt unter Somatostatin-Analoga-Be- Insulinome sprechen darauf an. Man vermutet, dass handlung die Häufigkeit der Flush-Anfälle und ihre entweder nicht alle Insulinome Somastotatin-Rezep- Intensität deutlich nach. Die Durchfälle und die toren besitzen oder dass ein anderer Somatostatin- begleitenden Bauchschmerzen werden weitgehend Rezeptor-Typ vorliegt, an den die Somatostatin-Ana- SEITE 56 57 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:03 Uhr Seite 58 loga nicht oder nur sehr schwach anbinden können. Dieses Präparat wird einmal im Monat in den Gesäß- Die Behandlung des Insulinoms mit Somatostatin- muskel gespritzt und liefert über die gesamte Zeit Analoga muss am Anfang unter strenger Überwachung gleichmäßige Blutspiegel. Diese Art der Anwendung erfolgen. Der Grund dafür ist, dass Somatostatin- ist einfacher und angenehmer für den Patienten, weil Analoga auch auf die Produktion von Glukagon, dem er so das tägliche Spritzen vermeiden kann. Gegenspieler von Insulin, eine hemmende Wirkung ausüben. Dadurch kann in einigen Fällen die Unter- Nebenwirkungen zuckerung verschlimmert werden. Erst wenn dies aus- Ernsthafte Nebenwirkungen der Therapie mit Soma- geschlossen wurde, darf eine regelmäßige Behand- tostatin-Analoga wurden bisher nicht beschrieben. lung mit Somatostatin-Analoga verordnet werden. Bei Therapiebeginn treten bei einigen Patienten vor- In der Behandlung des Gastrinoms spielen Soma- übergehend Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit, tostatin-Analoga eine untergeordnete Rolle. An erster Fettstühle und Durchfälle auf. Andere bekannte Ne- Stelle werden Medikamente wie zum Beispiel die benwirkungen sind Schmerzen, Kribbeln oder Brennen Protonenpumpenhemmer (Omeprazol oder Lansopra- mit Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle, zol) eingesetzt, die an der Magenschleimhaut wirken insbesondere dann, wenn das Präparat nicht vor und dort die Magensäureproduktion hemmen. dem Spritzen auf Zimmertemperatur erwärmt wurde. Diese Beschwerden dauern in der Regel nicht länger Dosierung als 15 Minuten. Nach Langzeitgabe von Somatosta- Das Somatostatin-Analogon wird dreimal täglich, d.h. tin-Analoga (länger als 3 bis 6 Monate) bilden sich alle 8 Stunden unter die Haut gespritzt. Die Dosie- bei einigen Patienten aufgrund einer Verminderung rung wird für jeden Patienten individuell festgesetzt. der Beweglichkeit der Gallenblase Gallensteine. Bei Sie reicht von 150 µg bis zu 1500 µg pro Tag. einer Langzeitbehandlung mit Somatostatin-Analoga empfiehlt es sich, in Abständen von etwa drei Mona- Depotpräparat ten die Gallenblase mit Ultraschall auf Steine unter- Bei Patienten, die auf Somatostatin-Analoga gut suchen zu lassen. ansprechen, kann die Therapie mit einem langzeitwirksamen Präparat (siehe S. 55) fortgesetzt werden. SEITE 58 59 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:03 Uhr Seite 60 Interferon grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Glie- Interferone sind natürlich vorkommende Stoffe, die derschmerzen auf. Diese Symptome lassen sich durch eine steuernde Rolle im Abwehrsystem (Immunsys- Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten tem) des Körpers spielen. Sie können insbesondere gleichzeitig mit der Injektion des Interferons mildern. Abwehrmechanismen gegen Viren und Tumorzellen in Als Langzeitnebenwirkungen sind andauernde Mü- Gang setzen. Der genaue Mechanismus der wachs- digkeit, Gewichtsverlust, Blutbildveränderungen, Haar- tumshemmenden Wirkung der Interferone auf Tumo- ausfall und Störungen des körpereigenen Abwehr- ren ist nicht bekannt. Wir wissen nur so viel: systems sowie depressive Verstimmungszustände bekannt. Alle Nebenwirkungen zusammen sind die - Sie hemmen die Vermehrung von Tumorzellen, indem sie die Zellteilung blockieren. - Sie verändern die Oberfläche der Tumorzellen so, Ursache für Therapieabbrüche bei etwa 15 bis 20% der Patienten. Erste Studien mit einer Kombination von Soma- dass weiße Blutzellen (die T-Lymphozyten) sie als tostatin-ähnlichen Wirkstoffen und Inteferon alfa feindliches Ziel erkennen und angreifen. zeigen, dass bei einigen Patienten die Kombination - Sie verkürzen die Lebensdauer der Tumorzellen. besser wirkt als die jeweiligen Einzelstoffe. Interessant ist, dass in der Kombination die Nebenwirkun- In der Therapie der GEP-Tumoren wird in der Regel gen von Alpha-Interferon gemildert zu sein scheinen. das Alpha-Interferon eingesetzt. Die Dosierung wird In der Kombinationstherapie wird das langzeitwirksa- individuell festgelegt und beträgt zwischen 3 und 5 me Somatostatin-Analogon mit Alpha-Interferon zu- Millionen Einheiten 3- bis 7-mal pro Woche. sammen eingesetzt. Mit der Alpha-Interferon-Therapie erreichen etwa ein Drittel der Patienten einen Wachstumsstillstand, Chemotherapie etwa 10% sogar eine Verkleinerung des Tumors. Die Im Gegensatz zu anderen Tumortypen spielt die Che- Hormonproduktion geht bei knapp der Hälfte der motherapie bei den GEP-Tumoren eine untergeordne- Patienten um mindestens 50% zurück. te Rolle. Aufgrund vorliegender Beobachtungen ist Ein Nachteil von Alpha-Interferon im Vergleich zu diese Behandlungsmethode nur bei Pankreastumoren den Somatostatin-ähnlichen Wirkstoffen ist das Ne- sowie schnell wachsenden Tumoren, und nur wenn benwirkungsprofil. Am Anfang der Therapie treten andere Therapiemöglichkeiten fehlgeschlagen haben, SEITE 60 61 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:03 Uhr Seite 62 Um die Chemo- zu vertreten. Bei Pankreastumoren wird in der Regel eine Kombination von Streptozotocin und Doxorubi- embolisation durchzu- cin, bei sehr schnell wachsenden Tumoren eine Kom- führen, wird eine Sonde bination von Cisplatin und Etoposid eingesetzt. in der Leistengegend in eine Schlagader einge- Andere Behandlungsverfahren führt und bis zur Leberarterie geleitet. Dann Chemoembolisation werden mit der Sonde Chemoembolisation bedeutet den Verschluss des die Tumorgefäße ange- Gefäßes, das den Tumor oder seine Tochterabsied- steuert und ein Ge- lung mit Blut versorgt. Diese Methode, welche unter misch von tumorschädi- Einsatz chemischer Mittel erfolgt, wird hauptsächlich genden Wirkstoffen ein- zur Behandlung von Tochterabsiedlungen des Tumors gespritzt. Anschließend in der Leber angewendet, die nicht chirurgisch ent- werden die Tumorge- fernt werden konnten. Das ist – ohne einen Leber- fäße mit kleinen Gela- schaden zu verursachen – möglich, weil die Leber zu tinepartikeln verschlos- etwa 75% aus der Pfortader mit Blut versorgt wird sen, um eine weitere und nur zu 25% aus der Leberarterie. Im Gegensatz Versorgung des Tumors dazu erhalten Tumoren oder ihre Tochterabsiedlun- durch sauerstoffhaltiges gen zu fast 80% ihre Blutversorgung aus der Leber- Blut zu verhidern. Dieser Eingriff kann in Abständen arterie. von 2 bis 3 Monaten wiederholt werden. Nach einer Chemoembolisation können für kurze Zeit Bauchschmerzen, Erbrechen, Fieber, Anstieg der Leberenzyme im Blut und eine Verschlechterung der Leberfunktion auftreten. SEITE 62 63 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:03 Uhr Perkutane Ethanol (Alkohol)-Injektion (PEI) Seite 64 Biochemisch kann die Therapie durch Bestimmung Auch diese Methode wird in der Regel zur Behandlung der jeweiligen Hormone im Blut oder ihrer Abbaupro- von Tochterabsiedlungen in der Leber eingesetzt. Da- dukte im Urin kontrolliert werden. bei wird unter Ultraschallkontrolle eine dünne Nadel durch die Haut (perkutan) bis zum Tumor geführt. Durch diese Nadel wird Alkohol in das Tumorgewebe gespritzt. Der Alkohol verteilt sich im Tumor und erreicht die kleinen Blutgefäße, die den Tumor mit Blut versorgen. Das Blut in diesen Gefäßen gerinnt durch die Wirkung des Alkohols, die Blutgerinnsel verstopfen die Gefäße und unterbrechen so die Blutversorgung des Tumors. Die Tumorzellen sterben ab. Im Vergleich zur Chemoembolisation ist die PEI einfacher durchzuführen und bei etwa gleichen Erfolgsaussichten kostengünstiger. Sie eignet sich allerdings nur für Patienten mit wenigen und kleinen Lebermetastasen. Komplikationen nach diesem Eingriff sind selten. Als Nebenwirkungen können vorübergehend Schmerzen und Fieber auftreten. Verlaufskontrolle Der Erfolg der Therapie wird mit den gleichen Methoden beurteilt, die für die Diagnose eingesetzt werden. Das klinische Maß für den Therapieerfolg ist die Rückbildung der typischen, durch die Hormonüberproduktion der aktiven Tumoren verursachten Beschwerden. SEITE 64 65 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:03 Uhr Zur Beobachtung der hormonell inaktiven Tumoren eignet sich die Bestimmung von Tumormarkern (wie z. B. Chromogranin A) im Blut. Die Kombinationen aller dieser Methoden bei den regelmäßigen Kontrollen, die in der Regel alle drei bis sechs Monate erfolgen, erlaubt den Krankheitsverlauf unter der Therapie exakt zu verfolgen. So können rechtzeitig Entscheidungen über notwendige Anpassungen der The- Seite 66 5 Kurzes Lexikon der medizinischen Begriffe ACTH: Abkürzung für adrenocorticotropes Hormon, ACTH wird im Hypophysen-Vorderlappen gebildet und steuert die Produktion und Ausschüttung von Glukokortikoiden und Mineralokortikoiden, die in der Nebennierenrinde gebildet werden. rapie, wie z. B. Erhöhung der Medikamentendosis, Einsatz von Medikamentenkombinationen, chirurgische Eingriffe oder andere Behandlungsmaßnahmen, getroffen werden. Die Therapiekontrolle muss auch die Kontrolle der Nebenwirkungen der eingesetzten Medikamente einbeziehen. Die Kontrollmaßnahmen richten sich nach dem bekannten Nebenwirkungsprofil der Medikamente. So soll zum Beispiel bei dauerhafter Behandlung mit Somatostatin-Analoga regelmäßig eine Ultra- Adenom: Gutartige Geschwulst, die von Drüsenzellen ausgeht und oft eine oder mehrere bestimmte Drüsen imitiert, dadurch auch die entsprechenden Hormone (Schilddrüsenhormon, Hypophysenvorderlappenhormone, Nebennierenhormone usw.) im Übermaß bilden und ausschütten kann. Es werden keine Tochtergeschwülste gebildet (Metastasen). Als Mikroadenom bezeichnet man ein Adenom mit weniger als 1 cm Größe, Makroadenome sind definiert mit einer Größe von mehr als 1-2 cm. schalluntersuchung der Gallenblase auf Gallensteine erfolgen. Akren: Das sind die endständigen Teile des Körpers, z.B. die Finger, Hände, Zehen, die Ohren, das Kinn und der Jochbogen (Wangenknochen). Akromegalie: Ausgeprägte Vergrößerung und ausgeprägtes Vorspringen der Akren durch vermehrte Bildung von Wachstumshormon nach dem Abschluss des Knochenwachstums, d.h. nach der Pubertät. SEITE 66 67 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:03 Uhr Seite 68 Aminosäure: Eine Aminosäure ist der einfachste Baustein des Eiweißes. Mehr als 10 Aminosäuren bilden ein Polypeptid. Mehr als 100 Aminosäuren bilden ein Eiweiß (Protein). len. Außerdem werden in der Bauchspeicheldrüse Insulin (blutzuckersenkend) und Glukagon (blutzuckersteigernd) gebildet – diese Stoffe werden nicht in den Darm, sondern in das Blut abgegeben. Analogon: Substanz, die in der Struktur dem Vorbild ähnelt und sich deshalb auch an die entsprechenden Rezeptoren einer Zelle binden kann. Die Wirkung muss nicht unbedingt die gleiche sein wie die des Vorbildes. So kann ein Analogon auch nur den Rezeptor blockieren und bewirkt damit z.B., dass sich die im Körper dafür vorgesehene Substanz nicht mehr an diesen Rezeptor binden kann. Bildgebende Verfahren: Röntgen, klassischer Ultraschall, endoskopischer Ultraschall, Somatostatinrezeptoren-Szintigraphie, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT), Angiographie. Biochemische Verfahren: Laboruntersuchungen, bei denen mit den Methoden der Chemie die Lebensvorgänge im Organismus (Stoffwechsel, Verdauung u. ä.) untersucht werden. Anamnese: Krankengeschichte eines Patienten. Angiographie: Röntgenologische Darstellung der Gefäße (Arterien, Venen, Lymphgefäße) nach Injektion eines Kontrastmittels. Autopsie: Untersuchung zur Feststellung der Todesursache. Bauchspeicheldrüse: Pankreas, lang gestreckte Drüse im Bauchraum (Abb. S. 11). Die Bauchspeicheldrüse produziert Verdauungssäfte, die sie in den Dünndarm abgibt. Diese Verdauungssäfte enthalten verschiedene Anteile, die bei der Verdauung von Eiweißen, Fetten und Kohlenhydraten eine wichtige Rolle spie- SEITE 68 Biopsie: Entnahme einer Gewebeprobe zur mikroskopischen Untersuchung. Bronchien / Bronchus: Verästelungen der Luftröhre zur Verteilung der Luft bis in die einzelnen Lungenbläschen, wo dann der Sauerstoff vom Blut aufgenommen werden kann. Chemoembolisation: Verschluss einzelner, einen Tumor ernährender Blutgefäße durch Einbringen chemischer Mittel über einen Katheter. Ziel ist die Unterbindung der Versorgung des Tumors und somit eine Schädigung des Tumorgewebes (siehe S. 62). 69 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:03 Uhr Chemotherapie: Spezifische Hemmung von Infektionserregern oder Tumorzellen im Organismus mittels Chemotherapeutika (Substanzen, die im Idealfall den Stoffwechsel der Infektionserreger oder der Tumorzellen schädigen ohne andere Zellen anzugreifen). Seite 70 Diagnose (Klinische Diagnose, Labordiagnose, Verdachtsdiagnose): Erkennung, Eingrenzung und genaue Benennung einer Krankheit und der Krankheitszusammenhänge und Ursachen. Diarrhoe: Durchfall. Cholezystokinin: In der Dünndarmschleimhaut gebildetes Hormon, das die Entleerungsbewegungen der Gallenblase fördert. Chromogranin A: Eiweißsubstanz, die von normalen endokrinen Zellen und Karzinoidzellen produziert und in die Blutbahn gegeben wird. Computertomographie (CT): Computergestütztes bildgebendes Röntgen-Verfahren. In einer Röhre (welche nicht so lang ist wie beim MRT) wird beim Patienten ein bestimmter Körperteil in Schichten durchstrahlt und elektronisch in Bilder umgesetzt, in denen sich die verschiedenen Gewebe gut voneinander unterscheiden lassen. Depotpräparat: Arzneiform, die durch eine langsame Freisetzung eines Wirkstoffes über längere Zeit eine konstante Blutkonzentration dieses Wirkstoffes gewährleistet. Dopamin: Überträgersubstanz, die an bestimmten Nerven, unter anderem auch im Gehirn, freigesetzt wird. Eine von vielen Wirkungen ist die Freisetzung von Wachstumshormon. Dopaminagonist: Substanz, die dem Dopamin in der Struktur ähnelt und sich an die Dopaminrezeptoren anlagert und so in der Hypophyse hemmend auf die Wachstumshormonfreisetzung wirkt, da der Rezeptor für das wirksame Dopamin blockiert wird. Je mehr Rezeptoren durch den Agonisten blockiert werden, desto weniger Wachstumshormon wird freigesetzt. Elektrolyte: Für den Ablauf der vitalen Vorgänge wichtige Substanzen, wie z. B. Kalium, Natrium, Kalzium, Magnesium. Embolisation: Verschluss einzelner, den Tumor ernährender Blutgefäße durch Einbringen kleiner Partikel über einen Katheter (siehe Chemoembolisation). Diabetes mellitus: „Zuckerkrankheit“, siehe unter Insulin. SEITE 70 71 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:03 Uhr endokrin: Die Ausschüttung von Hormonen betreffend. Endokrinologie: Lehre von der Funktion innerer hormonbildender Drüsen (Schilddrüse, Hypophyse, Nebenniere, Hypothalamus, Eierstöcke, Hoden usw.). Ethanol, auch Äthanol: Äthylalkohol (wird allgemein als Alkohol bezeichnet). Flush: Anfallsartige Rötung von Gesicht (und Oberkörper), bedingt durch die plötzliche Erweiterung der Hautgefäße. Gamma-Strahlen: Energiereiche elektromagnetische Wellenstrahlung, die beim radioaktiven Zerfall ausgesendet wird. Anwendung z.B. für die Strahlentherapie mit Kobalt-60. Gamma-Strahlen schwärzen den Film einer Gamma-Kamera und können so bestimmte Organe oder Gewebe darstellen (siehe Szintigraphie). Gastrin: Hormon, das die Salzsäureproduktion des Magens steuert. Gastrinom (Zollinger-Ellison-Syndrom): Tumor, der durch Gastrinproduktion der Tumorzellen zu einer gesteigerten Produktion von Magensäure führt. SEITE 72 Seite 72 Gefäßaktive Stoffe: Substanzen, die eine Wirkung auf Spannung und Durchlässigkeit der Gefäßwände haben und somit die Durchblutung beeinflussen. GEP-Tumoren: Gastro-entero-pankreatische Tumoren – Tumoren im Bereich des Magen-Darm-Traktes und der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Gigantismus: Proportionierter Riesenwuchs bei vermehrter Bildung von Wachstumshormon vor dem Abschluss des Knochenwachstums, d.h. vor und während der Pubertät. Glukagon: Hormon der Bauchspeicheldrüse, das mit dem Insulin zusammen den Zuckerstoffwechsel steuert. Insulin wirkt blutzuckersenkend. Glukagon steigert den Blutzucker durch Mobilisierung der Zuckerreserven, z. B. in der Leber. Glukagonom: Tumor des Verdauungstraktes, der Glukagon produziert. Hormon: Boten- oder Signalstoff, der von speziellen Zellen gebildet und in die Blutbahn abgegeben wird; bereits kleinste Hormonmengen können bestimmte Stoffwechselabläufe im Körper auslösen. 73 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:03 Uhr Hydroxyindolessigsäure: Abbauprodukt des Serotonin, das im Urin ausgeschieden wird. Hyperglykämie: „Überzuckerung“ - erhöhter Blutzuckerspiegel. Hypoglykämie: „Unterzuckerung“ - zu niedriger Blutzuckerspiegel. Hypophyse (Hirnanhangsdrüse): Besteht aus dem Hypophysenvorderlappen und dem Hypophysenhinterlappen. Hypophysenhinterlappen (HHL): Ist mit dem Hypothalamus verbunden und speichert die Hormone Oxytozin und ADH (Antidiuretisches Hormon, Vasopressin), welche im Hypothalamus gebildet werden. Das Oxytozin wirkt auf die Gebärmutter und auf die Brustdrüse und das ADH reguliert den Körperflüssigkeitshaushalt. Hypophysenvorderlappen (HVL): Hormonproduzierende Drüse. Es werden folgende Hormone gebildet: Das Wachstumshormon (Growth hormone (GH) = STH (Somatotropes Hormon)), zwei gonadotrope Hormone, nämlich das Follikelstimulierende Hormon (FSH) und das Luteinisierende Hormon (LH), das Prolaktin, das Thyreotropin (TSH) und das Adrenocorticotropin (ACTH). Diese Hormone regulieren die Funktion von bestimmten Drüsen im Körper, nämlich die SEITE 74 Seite 74 Schilddrüse (TSH), die Keimdrüsen (Geschlechtsdrüsen = Hoden oder Eierstöcke) (LH, FSH), die Brustdrüse (Prolaktin) und die Nebennierenrinde (ACTH), GH reguliert u. a. das Knochenwachstum. Hypothalamus: Zentralnervöse, z.B. die Wärmeregulation, den Blutdruck steuernde Region. Teil des Zwischenhirns. Ileum: Unterer Anteil des Dünndarms. Immuntherapie: Therapie zur Unterstützung des körpereigenen Immunsystems. Injektion: Verabreichung eines Arzneimittels durch Spritzen. Insulin: Hormon, welches in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und den Blutzucker senkt. Wenn Insulin zu wenig wirkt (Insulinresistenz) oder wenig / gar kein Insulin mehr gebildet wird, steigt der Blutzucker stark an. Diese Krankheit heißt Zuckerkrankheit oder Diabetes mellitus. Insulinom: Insulinproduzierender Tumor der Bauchspeicheldrüse. Interferon (Alpha-Interferon): Interferone sind natürlich vorkommende Stoffe, die eine steuernde Rolle im Abwehrsystem (Immunsystem) des Körpers spielen. 75 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:03 Uhr Sie können insbesondere Abwehrmechanismen gegen Viren und Tumorzellen in Gang setzen. Interferon, insbesondere Alpha-Interferon, wird als Medikament zur Unterstützung des Immunsystems eingesetzt. Kalium: In Pflanzen und vielen Mineralien vorkommendes Alkalimetall. Unentbehrlicher Bestandteil jeder Zelle. Funktion: Steuerung von elektrischen Vorgängen der Zellen, insbesondere von Nerven und Muskeln; auch wichtig für den Wasserhaushalt der Zellen und des Körpers. Kallikrein: Gewebehormon, wichtig für die Funktion der glatten Muskulatur des Darms, der Gebärmutter und der Gefäße. Kalzium: Weit verbreitetes z. B. in Kalk und Kalksandstein vorkommendes Leichtmetall. Kalzium ist wichtig für die Knochenbildung. Darüber hinaus hat Kalzium antiallergische und gefäßabdichtende Funktionen sowie Funktionen bei der Blutgerinnung. Auch bei der Erregung der Nervenzellen und der Muskulatur spielt es eine zentrale Rolle. Karzinoid: Von hormonproduzierenden (neuroendokrinen) Zellen ausgehender Tumor, der verschiedene hormonell aktive Substanzen bilden kann; im Vergleich zu Karzinomen weniger bösartiges Verhalten. Seite 76 Kollaps: Zusammenbruch. Koma: Bewusstlosigkeit, ein Zustand tiefster, durch äußere Reize nicht zu unterbrechender Bewusstseinsstörung. Leitsymptom: Symptom, durch das sich eine Erkrankung hauptsächlich bemerkbar macht. Lokalisation: Ort des Vorkommens. Lymphknoten: In die Strombahn der Lymphgefäße eingeschaltete, etwa linsen- bis bohnengroße Knoten, die als Filter für schädliche und fremde Teile wie z. B. Erreger, Gifte, Tumorzellen oder Zellabbauprodukte funktionieren. Magnetresonanztomographie (MRT): Bildgebendes Verfahren ohne Einsatz von Strahlen. In einer Röhre werden von einem bestimmten Körperteil elektronische Bilder aufgenommen, die z. B. Informationen liefern, ob eine Vergrößerung eines Organs stattgefunden hat. Die MRT wird auch als „KernspinUntersuchung“ bzw. NMR bezeichnet. MEN: Multiple Endokrine Neoplasien. Seltene Erbkrankheit, bei der mehrere verschiedene (multiple) Tumoren (Neoplasien) innerer, hormonproduzierender (endokriner) Organe auftreten können. Karzinom: Bösartige Geschwulst, Krebs. SEITE 76 77 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:03 Uhr Metastase: Tochteransiedlung eines bösartigen Tumors. Nebenniere: Halbmondförmige, der Niere aufsitzende hormonbildende Drüse. Nebenschilddrüsen: Vier linsengroße, lebenswichtige Drüsen, die der Schilddrüse von hinten anliegen. neuroendokrin: Das Nerven- und Hormonsystem betreffend. Neuropeptid K: Eine für den Nachweis von Karzinoiden wichtige Substanz. Neuropeptid K wird von den Karzinoidzellen als Vorstufe für verschiedene Hormone gebildet und kann dann im Blut nachgewiesen werden. Seite 78 Nebenschilddrüsentumor erhöht, ist auch das Blutkalzium übermäßig erhöht. Das überschüssige Kalzium muss über die Nieren ausgeschieden werden und begünstigt die Bildung von Nierensteinen. Die Knochen verlieren mit der Zeit immer mehr Kalzium, wodurch es zu Knochen- und Gelenkschmerzen kommen kann. Außerdem kann die Störung des Kalziumhaushalts auch oft zu chronischen Verstopfungen führen. Pentagastrin: Substanz, die die Sekretion von Magensaft fördert. Peptid: Kurzkettiges Eiweiß, das sich aus mehreren Aminosäuren (den kleinsten Eiweißbausteinen) zusammensetzt. perkutan: Durch die Haut hindurch. Octreotid: Somatostatin-Analogon. Pankreas: Bauchspeicheldrüse (siehe S. 68). Parathormon: In den Nebenschilddrüsen gebildetes Hormon, das den Kalzium- und Phosphathaushalt des Körpers regelt. Bei niedrigem Kalziumspiegel im Blut bewirkt das Parathormon eine vermehrte Freisetzung von Kalzium aus den Knochen und eine vermehrte Ausscheidung von Phosphat über die Nieren. Ist die Ausschüttung von Parathormon durch einen SEITE 78 Pfortader: Die große Vene, die das gesamte aus der Bauchhöhle zurückfließende venöse Blut sammelt und zum Herzen leitet. Prolaktin: Hormon des Hypophysenvorderlappens, das die Milchbildung steuert. Prostaglandine: In verschiedenen Körpergeweben gebildete Hormone mit vielfältiger Wirkung, wie z. B. Gefäßerweiterung, Wachstum von Schleimhautzellen, Wehentätigkeit bei der Geburt. 79 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:03 Uhr Retardiert: hinausgezögert, verlängert. Arzneimittel mit Retardwirkung haben durch eine besondere Zubereitungsform eine wesentlich verlängerte Wirkung. Rezeptor(bindung): Ein Rezeptor ist eine Empfangsoder Aufnahmestelle der Zelle für bestimmte Reize. Einige Zellen binden z.B. Hormone an ihren Rezeptoren, wodurch eine spezielle Funktion in oder an der Zelle ausgelöst wird. An diese Rezeptoren können sich auch künstlich gebildete Substanzen (z.B. Medikamente) binden und dadurch eine Wirkung erzielen. Röntgenkontrastmittel: Hilfsmittel zur Darstellung von Körperräumen, Hohlorganen und Gefäßen, die z. B. für die Röntgen-Darstellung von Magen oder Darm getrunken oder zur Darstellung von Blutgefäßen gespritzt werden können. Sekretin: Hormon, das im Zwölffingerdarm freigesetzt wird und eine Ausschüttung (Sekretion) von Verdauungssäften der Bauchspeicheldrüse und der Galle bewirkt. Sekretion: Absonderung. Äußere Sekretion: Absonderung eines Stoffes, welcher von Drüsen durch einen Ausführungsgang nach außen an die Haut oder an die Schleimhaut abgegeben wird. SEITE 80 Seite 80 Innere Sekretion: Absonderung eines Hormons, welches von Drüsen, z.B. von der vorderen Hirnanhangsdrüse, direkt ins Blut abgegeben wird und dann durch Rezeptorbindung an einer bestimmten Zelle direkt wirkt. Serotonin: Hormon, das unter anderem als Überträgerstoff im zentralen und vegetativen Nervensystem wirksam ist. Somatostatin: Hormon, welches im Hypothalamus gebildet wird und die Bildung und Freisetzung des Wachstumshormons im Hypophysenvorderlappen unterdrückt. Somatostatin-Analogon: Synthetisch hergestelltes Hormon, das dem natürlich gebildeten Somatostatin in der Struktur ähnelt und die gleichen Wirkungen wie das natürliche Somatostatin zeigt, nämlich die Freisetzung des Wachstumshormons oder auch die Freisetzung überschüssiger Hormone aus Tumorzellen hemmt (siehe S. 52). Somatostatin-Rezeptor: Empfängerstruktur, die eine Bindung von Somatostatin an die Zelle ermöglicht und so eine Wirkung von Somatostatin auf die Zellen vermittelt. 81 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:04 Uhr Somatostatinom: GEP-Tumor, dessen Zellen Somatostatin produzieren. Somatostatinome kommen in der Bauchspeicheldrüse und im Zwölffingerdarm vor. Sonde: Starres oder elastisches, stab- oder röhrenförmiges Instrument zur Einführung in Hohlorgane des Körpers (z. B. Magensonde, Herzkatheter). Suspension: Aufschwemmung von feinen festen Teilchen in einer Flüssigkeit (Suspendierlösung). Seite 82 Transillumination: Beleuchtung eines Organs (z. B. Zwölffingerdarm) von innen. Tumor: Allgemein jede umschriebene Schwellung von Körpergeweben; im engeren Sinn Geschwulst, die je nach ihrem Wachstumsverhalten als gut- oder bösartig eingestuft wird. Symptom: Krankheitszeichen. Tumormarker (Chromogranin A): Stoffe, die von den Tumorzellen produziert und in die Blutbahn abgegeben werden. Der spezifische Tumormarker für GEP-Tumoren ist das Chromogranin A. Syndrom: Symptomkomplex, Gruppe von gleichzeitig auftretenden Krankheitszeichen. Überzuckerung: Hyperglykämie - erhöhter Blutzuckerspiegel. synthetisch: Künstlich hergestellt. Ultraschalldiagnostik: Diagnostisches bildgebendes Verfahren unter Anwendung von Ultraschallwellen. Die Wiedergabe von Bewegungen und Abläufen ist möglich und es besteht keine Strahlenbelastung. Szintigraphie: Nuklearmediziniche Untersuchungsmethode. Verfahren, bei dem kurzlebige radioaktiv markierte Substanzen dem Körper zugeführt, im Körper räumlich verteilt und dann z. B. mit einer Gamma-Kamera registriert werden. Therapie: Behandlung einer Krankheit, Heilverfahren. T-Lymphozyt: Weißes Blutkörperchen mit wichtiger Abwehrfunktion innerhalb des Immunsystems. SEITE 82 Unterzuckerung: Hypoglykämie - zu niedriger Blutzuckerspiegel. VIP (Vasoaktives Intestinales Polypeptid): Substanz, die eine Wirkung auf die Wasserdurchlässigkeit der Gefäße der Darmschleimhaut hat und so u. a. zu wässrigen Durchfällen führt. 83 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:04 Uhr Seite 84 VIPom: Tumor, der VIP produziert und vor allem zu wässrigen Durchfällen führt. Wachstumshormon: STH, GH. Hormon, welches im Hypophysenvorderlappen gebildet wird und das Wachstum in der Jugend reguliert. Zentrales Nervensystem: Das Nervensystem in Gehirn und Rückenmark wird als zentrales Nervensystem bezeichnet. In Ergänzung zu diesem System gibt es das periphere Nervensystem, das aus Nervensträngen (Leitungen) besteht, welche Impulse des zentralen Nervensystems zu den Erfolgsorganen (z. B. Muskeln) leiten. Zwölffingerdarm: Direkt an den Magen anschließender oberer Teil des Dünndarmes, dessen Länge in etwa der Breite von zwölf Fingern entspricht. Zytostatika (Chemotherapeutika): Medikamente, die direkt wachstumshemmend bzw. abtötend auf Tumorzellen wirken. SEITE 84 85 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:04 Uhr Seite 86 6 Das Patientennetzwerk Dazu sollen zunächst völlig unbürokratisch lokale Patienten mit GEP-Tumoren im Netzwerk für Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen der sich dazu in der Lage fühlt, in eigener Regie Das Netzwerk Hypophysen- und Nebennierener- Selbsthilfegruppen entstehen. Dies kann jeder Patient, selbst organisieren und durchführen. Anschriften von bekannten und interessierten Patienten in der nähe- krankungen ist ein gemeinnütziger Verein von Betrof- ren Umgebung können erfragt werden bei: fenen, Angehörigen und Ärzten. Hans-Dieter Allmendinger Das Netzwerk wurde 1994 von Patienten und Birkenstr. 8 Endokrinologen (Fachärzten, die sich auf Hormon- 91334 Hemhofen störungen und Stoffwechselkrankheiten spezialisiert Tel.: 09195 - 8648 haben) in Erlangen gegründet. Es ist die erste partnerschaftliche Organisation von Patienten und Ärzten für Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen in Deutschland. Es verfügt über zahlreiche Regionalgruppen und krankheitsspezifische Untergruppen – unter anderem auch über eine Gruppe von Patienten mit GEP-Tumoren. Das Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (Netzwerk NeT), das sich am 23. 01. 2000 in Hannover nach mehr als einjähriger Vorbereitungszeit gegründet hat, versteht sich als Dachverband betroffener Patienten mit neuroendokrinen Tumoren. Seit der Gründung der Selbthilfegruppe hat der Vorstand in mehreren Gesprächen mit wechselnder Besetzung darüber beraten, wie wir unser Ziel, „uns selbst und uns gegenseitig zu helfen“, unter den gegebenen Bedingungen erreichen können. SEITE 86 Je nach Patientendichte sollte der Einzugsbereich vorerst 100 km nicht überschreiten und die Zahl der Teilnehmer zwischen 3 und 10 Personen liegen. Für die Teilnahme an den lokalen Gesprächsgruppen ist keine Mitgliedschaft im Netzwerk erforderlich. Trotzdem ist es im Hinblick auf die später entstehenden Regionalgruppen sinnvoll, die Teilnehmer für das Netzwerk zu werben. Anmeldungen zur Mitgliedschaft im Netzwerk (Mitgliedsbeitrag derzeit DM 25 pro Jahr) können über die Geschäftsstellen in Erlangen oder Hannover bezogen werden. Alle Mitglieder erhalten zweimal im Jahr die Zeitschrift Glandula NeT. Um über die neu gegründete KarzinoidGruppe möglichst viele Patienten zu informieren, wird die erste Ausgabe an alle namentlich bekannten und an Informationen interessierten Karzinoid-Patienten versandt. 87 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:04 Uhr Seite 88 Neben der Förderung des Austausches unter Betrof- Ein Erfahrungsbericht fenen hat sich das Netzwerk die folgenden Ziele ge- „Dank der Medikamente ist mein Leben wieder setzt: leichter geworden...“ •Hilfe zur Selbsthilfe bei Betroffenen durch Förderung des Kontaktes mit anderen Patienten Seit nunmehr über 10 Jahren bin ich Patientin der und Ärzten Abteilung Gastroenterologie und Endokrinologie der •Erstellung und Verteilung von Informationsmaterial Medizinischen Klinik der Georg-August-Universität in für Betroffene, ihre Angehörigen, öffentliche Göttingen. Als Betroffene möchte ich Ihnen hier mei- Institutionen und Therapeuten nen ,,Fall" vorstellen. •Unterstützung der Forschung auf dem Gebiet der Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen •Förderung von Seminaren und Weiterbildungsmaßnahmen für Betroffene und Ärzte Krampf- bzw. kolikartige Bauchschmerzen, explosionsartige Durchfälle und zunehmendes Erbrechen veranlassten mich über viele Jahre hinweg, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Gastroskopien, Koloskopien und Rektoskopien ließ ich über mich ergehen Zur Verwirklichung dieser Ziele finanziert sich das Netzwerk aus jährlichen Mitgliedsbeiträgen und freiwilligen Spenden. - immer ohne Befund. Nach einem tastbaren Befund im rechten Unterbauch wurde nach einer Operation 1982 lediglich ein Nabelbruch beseitigt. Meine Beschwerden aber wurden ständig schlimmer. Infolge sichtlicher Gewichtsabnahme und zunehmendem Leistungsabfall zog der Gastroenterologe im Krankenhaus Nordhausen einen Chirurgen hinzu. Dieser fand wieder den tastbaren Befund im rechten Unterbauch und hielt eine Operation für erforderlich. Im März 1988 wurde ich dann operiert. Nach etwa 6 Tagen im Ungewissen wurde ich mit der Tatsache konfrontiert, dass es sich um einen Karzi- SEITE 88 89 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:04 Uhr Seite 90 noidtumor handele und eine nochmalige Operation große Anlaufschwierigkeiten, mein Leistungsvermö- erforderlich wäre, um diesen Tumor zu entfernen. gen steigert sich erst im Laufe des Tages. Erst die zweite Operation brachte Gewissheit Mit der medikamentösen Therapie ging es bergauf Die zweite Operation erfolgte noch im März 1988. Nach einem grippalen Infekt im März 1993 hatte ich Hierbei wurden ein Teil des Dünndarms, der aufstei- laufend Fieberattacken, litt unter NachtschweiB und gende Strang des Dickdarms und der rechte Eier- starkem Gewichtsverlust (10 kg). Herr Prof. Ramadori stock entfernt. Über die Metastasierung der Leber in Göttingen ordnete eine Chemotherapie mit Dacar- und Lunge ließ man mich vorerst im Unklaren; das bazin in 4-wöchentlichen Abständen an. Diese The- erfuhr ich erst durch meine Krankenakte. rapie wurde nach 13 Zyklen abgesetzt. Ich erholte Ich unterzog mich im Anschluss sofort einer Chemotherapie mit Fluoroblastin. Damit war die Behandlung in der damaligen DDR für mich erschöpft. Erst nach der Grenzöffnung erhielt ich im August mich langsam, nahm an Gewicht zu. Im Februar 1998 erfolgte im Klinikum Göttingen meine Einstellung auf das Monatsdepot des Somatostatin-Analogons Octreotid. Zunächst traten bei der 1991 die Möglichkeit, mich in der Uniklinik Göttingen 10 mg-Form dieses Monatsdepots wieder vermehrt bei Herrn Professor Creutzfeldt vorzustellen. Nach Flush und Durchfälle auf. Auch bei der 20 mg- und gründlichen Untersuchungen, wie Ultraschall, CT, 30 mg-Form kam es zu keiner wesentlichen Besse- Röntgen und einer Octreotid-Szintigraphie, wurde ich rung. Derzeit erhalte ich alle 28 Tage 2 Injektionen zunächst auf das Somatostatin-Analogon Octreotid der 30 mg-Form dieses Monatsdepots und spritze mit 200 µg/Tag eingestellt. Diese Dosis musste aber bei Bedarf Einzeldosen von 100 µg subkutan hinzu. aufgrund nochmaliger Untersuchungen von 200 µg Dazu kommen 3 x wöchentlich 3 Mio. Einheiten auf 500 µg erhöht werden. Dazu kamen 3 x 3 Mio Interferon-alfa. Einheiten Interferon-alfa pro Woche. Mein Allgemeinbefinden besserte sich, die Flush- Totale Alkoholunverträglichkeit, Blutzuckerschwankungen sowie in letzter Zeit häufige Muskel- Symptomatik ging zurück und die Durchfälle be- und Gelenkschmerzen, die mir als typische Wander- schränkten sich (unter Loperamid morgens) auf die schmerzen bescheinigt wurden, sind meine ständigen Vormittage. Auch heute noch habe ich morgens Beschwerden. SEITE 90 91 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:04 Uhr Seite 92 Besonders wichtig ist der Austausch mit anderen Betroffenen Wichtige Adressen: Im April 1999 nahm ich am 1. Karzinoidtag in Herzo- Netzwerk Hypophysen- u. Nebennierenerkrankungen e.V. genaurach teil. Beim 2. Karzinoidtag in Hannover Frau Elisabeth Hummel wurde ich in den Vorstand der Selbsthilfegruppe Waldstr. 34 gewählt. 91054 Erlangen Mein Leben hat dank der Medikamente an Qua- Tel.: 09131-8150 46 lität gewonnen. Im Laufe der Jahre wurden viele Fax: 09131-8150 47 neue Erkenntnisse in der Behandlung dieser seltenen e-mail: glandula@rzmail. Art von Tumoren gewonnen. Ich hoffe, dass die me- uni-erlangen.de dizinische Forschung auch im Jahre 2000 und darü- www.uni-erlangen.de/glandula ber hinaus weiterhin Fortschritte erzielen kann, von der wir Karzinoid-Patienten profitieren. Netzwerk Hypophysen- u. Nebennierenerkrankungen e.V. Büro Hannover Ursula Steinecke, Nordhausen Frau Nicole Kapitza Haltenhoffstr. 41 30167 Hannover Tel.: 0511-970-1291 Fax: 0511-970-1738 SEITE 92 93 SEITE 1 Tumore Patienten-Broschüre 10.07.2001 14:04 Uhr Seite 94 Regionalgruppen für Patienten mit GEP-Tumoren Norddeutschland Ursula Steinecke A.-Puschkin-Straße 4 99743 Nordhausen Tel./ Fax: 03631 - 881697 Mitteldeutschland Hartmut Lemke Leibnitzstraße 8 30989 Gehrden Tel.: 05108 - 4598 Leverkusen (auch für Betroffene in Berlin) Peter H. Rohn Kantstr. 6 51379 Leverkusen (Opladen) Tel./Fax: 02171 - 2451 Süddeutschland Willy Müller Anton-Bruckner-Straße 18 91052 Erlangen Tel.: 09131 - 36955 SEITE 94 95 SEITE