Wettbewerbsvorteil durch ethisches Verhalten

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Strategie & Management
Führungsinstrumente
Wettbewerbsvorteil
durch ethisches Verhalten
Das Swiss Excellence Forum hat mit dem Ethik-Zentrum der Universität Zürich ein Modell
zur Bewertung und Entwicklung der ethischen Performance in Wirtschaft, Verwaltung und
Gesellschaft entwickelt. Das Instrument schliesst eine Lücke im Management, da die Globalisierung existenzgefährdende Risiken, aber auch grosse Chancen mit sich bringt.
››Werner von Allmen, Prof. Dr. Markus Huppenbauer
Die Welt von heute zeichnet sich durch
eine zunehmende Vernetzung von Wirtschafts- sowie Kulturräumen über die
Grenzen hinweg aus. Die fortschreitende
Globalisierung und Digitalisierung erhöhen die Komplexität, die Risiken sowie
die Volatilität und Schnelligkeit der ausschlaggebenden Zyklen. Als Folge dieser
Entwicklung steigen die Anforderungen
an Führungskräfte, Mitarbeitende und
Organisationen. Diese sind zunehmend
mit vielfältigen ethischen Herausforderungen konfrontiert. Wer sie nicht erkennt und aufnimmt, geht bewusst oder
unbewusst substanzielle Risiken ein. Wer
sie innovativ angeht, leistet einen wirtschaftlichen und sozialen Beitrag an die
Gesellschaft und verschafft sich Wettbewerbsvorteile.
Zielsetzung
Das Swiss Ethics Model ist ein Führungsinstrument, mit dem die ethische Performance einer Organisation entwickelt,
gesteuert, gemessen und mit anderen Organisationen verglichen werden kann. Es
wurde für Organisationen in Wirtschaft,
Verwaltung und der übrigen Gesellschaft
(z. B. Non-Profit-Organisationen) konzi-
KMU-Magazin Nr. 3, März 2016
piert und kann unabhängig von deren
Grösse, Reifegrad, Branche und Kulturraum angewendet werden. Das Swiss
Ethics Model berücksichtigt Erkenntnisse
der aktuellen ethischen Forschung. Es
dient als erste Orientierungshilfe bezüglich ethischer Performance und zielt auf
die kontinuierliche Verbesserung der
ethisch relevanten Ergebnisse einer Organisation. Das Modell thematisiert die
Aktivitäten und Ergebnisse, die im Hinblick auf das Erreichen der strategischen
und operativen Ethikziele relevant sind
und sensibilisiert Führungskräfte und
Mitarbeitende für eine ethisch orientierte, nachhaltige Führung.
Ein Führungsinstrument
Das Swiss Ethics Model nimmt alle für die
Führung und den Betrieb relevanten Aspekte einer Organisation auf und verbindet sie mit den ethischen Standards zu einem systemischen Managementansatz.
Es zeichnet sich dadurch aus, dass es die
Standards nicht nur von aussen fordert,
sondern diese systematisch mit den relevanten Aktivitäten und Ergebnissen der
Organisation verbindet. Das Modell ist
auf der normativ-strategischen Stufe an-
zusiedeln. Es dient Führungsverantwortlichen und -teams zur Beurteilung der
Qualität und des langfristigen Nutzens
der ethischen Performance der Organisation sowie des ethischen Verhaltens aller
Beteiligten.
In der konkreten Anwendung leitet es die
Führungskräfte an, sich über die ethischen Ziele der Organisation und deren
ethische Standards Klarheit zu verschaffen. Durch die Auswahl und Priorisierung
spezifischer Erfolgsfaktoren im Rahmen
der eigenen Unternehmensstrategie wird
das Swiss Ethics Model darüber hinaus zu
einem effizienten und wirkungsvollen
Führungsinstrument. Im Zentrum steht
ein praxisorientiertes und einfach anwendbares Ethik-Assessment. Es ist so
konzipiert, dass es auf den gängigen Führungs- und Bewertungsinstrumenten für
den Bereich der Ethik, wie beispielsweise
ISO 26 000, aufbaut und diese auch zur
systematischen Entwicklung der ethischen Performance empfiehlt.
Nutzen des Modells
Die Anwendung des Modells durch die
Verantwortlichen auf allen Hierarchie-
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stufen bedeutet, dass ethische Unternehmensführung thematisiert und als Erfolgsfaktor erkannt wird. Dadurch wird
der nachhaltige Nutzen der Orientierung
an Ethik für die eigene Organisation sowie die relevanten Stakeholder sichtbar.
Mit dem Einsatz des Modells wird eine intrinsische Motivation zur Erreichung der
ethischen Strategieziele gefördert.
Ursache-Wirkungs-Gefüge
Zugleich erweitern das Führungsteam
und die beteiligten Mitarbeitenden ihr
Verständnis für die komplexen Zusammenhänge zwischen ethischen und ökonomischen Standards. Sie verstehen das
Ursache-Wirkungs-Gefüge zwischen den
ethisch orientierten Aktivitäten und den
Ergebnissen in der eigenen Organisation
und sind dadurch in der Lage, Situationen, Informationen und Inhalte besser
abzuschätzen und Entscheidungen fundierter zu fällen. Das Know-how für die
Anwendung und Implementierung des
Modells kann sich die Führung mit einem
geringen Ausbildungsaufwand aneignen.
Das Modell ist so aufgebaut, dass das Verständnis durch die praktische Anwendung
systematisch weiterentwickelt wird.
Die Elemente des Modells
Das Swiss Ethics Model umfasst die folgenden drei Elemente: die «Ethischen
Erfolgsfaktoren» auf der strategischen
Ebene, das «Umsetzungsmodell» als Ur-
Abb. 1: Ethische Erfolgsfaktoren
1
Ethical Leadership
leben
6
Ausgewogene
Ergebnisse erzielen
2
Moralische Integrität der
Mitarbeitenden sicherstellen
5
Systematische
Entwicklung gestalten
3
Interessen der Stakeholder
integrieren
4
Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft übernehmen
sache-Wirkungs-Gefüge auf der operativen Ebene und das «Ethik-Assessment»
zur Bewertung.
Die «Ethischen Erfolgsfaktoren»
Das Modell umfasst sechs Erfolgsfaktoren
(Abbildung 1). Diese definieren, was im
Hinblick auf die ethische Performance in
einer Organisation relevant ist. Sie können als strategische Schwerpunkte ver-
standen werden, auf denen ethisch ge­
sehen nachhaltiger Erfolg basiert. Im
Hinblick auf die Implementierung ihrer
Ethikstrategie können Organisationsverantwortliche diese priorisieren. In Verbindung mit der Umsetzungs-Matrix können
Massnahmen definiert werden, welche es
erlauben, die Erfolgsfaktoren in der Organisation umzusetzen. Das Umsetzungsmodell (Abbildung 2) bildet die Grund-
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KMU-Magazin Nr. 3, März 2016
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Abb. 2: Umsetzungsmodell
Ergebnisbereiche
Handlungsfelder
1
Führung
3
Mitarbeitende
struktur, die zur systematischen Umsetzung der Erfolgsfaktoren dient. Die
sechs Erfolgsfaktoren sind in drei Untergruppen gegliedert:
››relevante Akteure: Führungsverantwortliche und Mitarbeitende
››ethische Dimensionen: Interessen der Stakeholder, Nachhaltigkeit
››organisatorische Dimensio-
2
Vision, Werte,
Strategie
5
Leistungsbezogene
Ergebnisse
6
Mitarbeiterbezogene
Ergebnisse
4
Leistungserbringung
7
Schlüsselpartner
und kundenbezogene
Ergebnisse
8
Gesellschaftsund öffentlichkeitsbezogene
Ergebnisse
nen: systemische Entwicklung und
ausgewogene Ergebnisse
sen auf. Es umfasst je vier Handlungsfelder
und Ergebnisbereiche.
Das Umsetzungsmodell
Das Umsetzungsmodell bildet die Grundstruktur, die zur systematischen Umsetzung der Erfolgsfaktoren dient. Dabei ist
das Umsetzungsmodell ein Ursache-Wirkungs-Gefüge und zeigt den Zusammenhang zwischen Aktivitäten und Ergebnis-
Das Bewertungssystem –
Ethik-Assessment
Das Ethik-Assessment bietet Organisationen die Möglichkeit, ihre Unternehmensqualität im Sinne von Ethical Excellence zu messen und sich mit anderen
Organisationen zu vergleichen (Benchmarking). Dabei werden sämtliche Leistungen einer Organisation im Hinblick
auf ethische Aspekte systematisch analysiert und beurteilt. Das Assessment hilft
beim Verständnis sowie bei der Einrichtung von Regelkreisen und Lernspiralen.
Abb. 3: Bewertungssystem
Vorgehen und
Umsetzung
Messung und
Verbesserung
KMU-Magazin Nr. 3, März 2016
Qualität der
Messgrössen
Qualität der
Ergebnisse
Anwendung
Das Swiss Ethics Model dient grundsätzlich als Instrument zur Sensibilisierung der Führungskräfte und der Mitarbeitenden, als Leitfaden zur Umsetzung
sowie als Ethik-Assessment. Das Modell
liefert die Grundlage, um auf den verschiedenen Hierarchiestufen der Organisation Schwerpunkte im Bereich der
Ethik zu diskutieren und damit alle Beteiligten für das Thema zu sensibilisieren. Im Zentrum solcher Diskurse oder
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Strategie & Management
Workshops steht jeweils das Verständnis
für die ganzheitliche Unternehmensführung sowie für das Ursache-WirkungsGefüge von nachhaltigem Erfolg in einer
Organisation, in einer Volkswirtschaft
und in der globalen Wirtschaft.
Implementierung
Das Swiss Ethics Model stellt ein Führungsinstrument dar, mit dem die ethische Performance einer Organisation entwickelt, gesteuert und gemessen werden
kann. Dabei werden auf der Basis der
Strategie in einem ersten Schritt die Prioritäten in den «Ethischen Erfolgsfaktoren» identifiziert und festgelegt. Die
«Ethischen Erfolgsfaktoren» liegen konzeptionell näher bei der Strategie und haben deshalb in Bezug auf das «Umsetzungsmodell» tendenziell normativen
Charakter. Anschliessend werden über
eine Matrix, die die Verbindung zwischen
den «Ethischen Erfolgsfaktoren» und
dem «Umsetzungsmodell» darstellt, die
Handlungsfelder, Projekte und Massnahmen definiert. Damit ist sichergestellt,
dass die eingeleiteten Massnahmen in
Einklang mit der gewählten Ethikstrategie stehen.
Assessment
Das Ethik-Assessment dient zur Bewertung der Performance einer Organisation
und für den Vergleich mit anderen Organisationen (Benchmarking). Als Basis
wird das «Umsetzungsmodell» verwendet. Die Bewertung der Handlungsfelder
erfolgt nach der erprobten Methode des
PDCA-Zyklus und deckt damit die Forderung nach kontinuierlicher Verbesserung
ab. Die Ergebnisse und Erkenntnisse können über eine Matrix in die «Ethischen
Erfolgsfaktoren» überführt werden. Der
grösste Nutzen für eine Organisation
entsteht, wenn die Analysen in Form von
Self-Assessments bzw. begleiteten SelfAssessments durchgeführt werden. «
Das Swiss Ethics Model kann auf der Webseite: www.swiss-excellence-forum.ch bezogen werden.
Verleihung Swiss Ethics Award
Am 20. April 2016 verleiht das Swiss Excellence Forum im Rahmen der Schweizer
Unternehmertagung im KKL Luzern den
Swiss Ethics Award. Diese Projekte sind für
den Award nominiert:
››Despite GmbH hat auf der Basis neues-
ter Ergebnisse der Forschung ein Instrument für die Personalauswahl entwickelt, das es Unternehmen ermöglicht,
bei der Rekrutierung von Führungskräften auf die Integrität und die ethische
Verantwortung zu achten.
Die Sozialfirma AG integriert handicapierte Arbeitnehmer nachhaltig in den
ersten Arbeitsmarkt und setzt sich im
Markt ohne Unterstützung der öffentlichen Hand durch.
››
››Die Weleda AG führt ein umfassendes
Nachhaltigkeits-Managementsystem
zur Verbesserung der sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekte bei
den Lieferanten entlang aller RohstoffLieferketten ein.
An der Unternehmertagung sprechen als
Gastredner: Nadja Lang, Geschäftsleiterin
Max Havelaar-Stiftung (Schweiz), Prof. Dr.
Dr. Franz Josef Radermacher, Mathematiker und Wirtschaftswissenschaftler, Universität Ulm, Roger de Weck, Generaldirektor SRG, Nicole Brandes (Moderation).
www.swiss-excellence-forum.ch
Telefon 041 229 30 40
Porträt
Werner von Allmen
Geschäftsleiter
Werner von Allmen ist Gründer, Vorstandsmitglied und
Geschäftsleiter des Swiss Excellence Forum sowie Autor
verschiedener Bücher und Fachartikel im Bereich Excellence. Das Swiss Excellence Forum ist Pionier und Innovator und das zurzeit führende Excellence-Netzwerk für
Schlüsselpersonen in Wirtschaft, Verwaltung und Politik mit internationaler
Ausstrahlung.
Prof. Dr. Markus Huppenbauer
Geschäftsleiter
Prof. Markus Huppenbauer ist Geschäftsleiter des universitären Forschungsschwerpunktes Ethik an der Universität Zürich und wurde 2006 zum Titularprofessor für
das Gebiet der Ethik ernannt. Er ist seit 2009 Gründungsund Vorstandsmitglied des European Business Ethics
Network Schweiz und seit 2012 im Vorstand des Swiss Excellence Forum.
Kontakt
[email protected]
www.swiss-excellence-forum.ch
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