AIDS HILFE Das A und O in der HIV-Therapie entgeltliche einschaltung / Foto:iStock K arin erhielt vor zehn Jahren die Diagnose HIV positiv. Anfänglich war sie erschüttert und hatte das Gefühl, ihr Leben nicht beherrschen zu können. Allmählich gewann sie jedoch wieder Boden unter den Füßen. Die regelmäßigen medizinischen Kontrollen im Krankenhaus, bei denen ihr Immunsystem überprüft und die Höhe der HI-Viren gemessen wurde, waren einerseits eine Erleichterung, wenn die Resultate der Untersuchungen zufriedenstellend waren. Andererseits waren sie eine Belastung. Rückte der Untersuchungstermin näher, plagte sie sich mit Ängsten und Sorgen über ihre Zukunft. Beginn der medikamentösen Behandlung. Fünf Jahre nach Bekanntwerden der HIV-Infektion verschlechterten sich bei Karin die Werte ihres Immunsystems und erste Erkrankungen traten auf. Nach einer HIVBeratung entschloss sie sich, mit einer medikamentösen HIV-Therapie zu beginnen. Anfänglich litt Karin unter leichten Nebenwirkungen, nach einigen Wochen klangen diese jedoch ab. Die Werte ihres Immunsystems verbesserten sich und die Anzahl der im Blut messbaren Viren bewegte sich rasch gegen Null, sodass die Viren nicht mehr gemessen werden konnten. Können die HI-Viren über einen Zeitraum von sechs Monaten nicht nachgewiesen werden, und liegen keine anderen sexuell übertragbaren Infektionen vor, ist davon auszugehen, dass Karin ihre HIV-Infektion an niemand anderen weitergeben kann. Dazu ist es allerdings notwendig, dass die tägliche Tabletteneinnahme konsequent und exakt durchgeführt wird. Wichtig: Regelmäßige Tabletteneinnahme. Vor einem Jahr ging Karins Liebesbeziehung auseinander. Im Winter erkrankte sie schließlich schwer und musste stationär ins Krankenhaus. Die Anzahl der HI-Viren befand sich in schwindelerregender Höhe, ihre Immunwerte auf einem Tiefpunkt. Die HIV-Medikation hatte ihre positive Wirkung verloren, weil Karin aufgrund ihres Liebeskummers ihre Medikamente unregelmäßig oder zum Teil gar nicht einnahm. Lebens- lang jeden Tag zur gleichen Uhrzeit Medikamente einzunehmen, klingt einfacher, als es tatsächlich ist. Wie wirken HIV-Medikamente optimal? Das Ziel einer HIV-Therapie ist die anhaltende Unterdrückung der Viruslast unter die Nachweisgrenze und damit die Stabilisierung des Immunsystems sowie Verhinderung von Infektionsauswirkungen auf den Körper. Dazu ist jedoch ein sogenannter Wirkstoffspiegel, d. h. eine bestimmte Menge an Medikamenten, im Körper notwendig. Wie hoch dieser Medikamentenspiegel ist, hängt von der Art der Substanz (Tablette, Spritze, Pflaster) sowie der Aufnahme in die Blutbahn ab. Die Substanz verteilt sich so im Körper, der gleichzeitig beginnt, das Medikament abzubauen und wieder auszuscheiden. All diese Vorgänge haben je nach Medikament unterschiedliche Geschwindigkeiten. Die Summe dieser sogenannten „pharmakokinetischen Eigenschaften“ bestimmt, wie oft ein Medikament eingenommen werden muss. Damit ein Medikament die geplante Wirkung erzielt, ist eine bestimmte Mindestmenge notwendig. Der Spiegel darf aber auch nicht beliebig hoch sein, da sonst Nebenwirkungen intensiver auftreten können. Warum ist bei der HIV-Therapie der Wirkstoffspiegel so essentiell? Damit HIV-Medikamente optimal wirken und die Virusvermehrung gehemmt wird, ist ein bestimmter Wirkstoffspiegel notwendig. Sinkt der Spiegel unter die Mindestgrenze, können sich z.B. Resistenzen ausbilden. Wie entsteht eine Resistenz und was hat sie für Auswirkungen? Wenn sich HI-Viren vermehren, kommt es oft zu kleinen Mutationen in der Virus-Erbinformation und folglich können HIV-Medikamente nicht mehr optimal auf die entsprechenden Virusbestandteile einwirken. Man spricht hier von einer Resistenzmutation. Ist zeitgleich nur eine geringe Medikamentenmenge vorhanden, können sich die Viren mit ungehindert vermehren. Die Viren ohne Mutation hingegen vermehren sich langsamer, da das Medikament ja zumindest eine leichte Wirkung hat. Die veränderten Viren „überwachsen“ dann die nichtmutierten Virusvarianten. Selbst wenn der Medikamentenspiegel wieder in den therapeutischen Bereich ansteigt, sodass sich HIV eigentlich nicht vermehren könnte, wächst die Anzahl der resistenten Viren weiter. Das Medikament hat seine Wirkung verloren und die HIV-Therapie muss umgestellt werden. n 13