Dr. Walter Bollmann Dr. Thomas Brückner Dr. Ulrich Noss Gemeinschaftspraxis für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Zentrum für Reproduktionsmedizin München Dr. Walter Bollmann Dr. Thomas Brückner Dr. Ulrich Noss Gemeinschaftspraxis für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Zentrum für Reproduktionsmedizin Tal 11/V 80331 München Tel. (089) 24 22 95-0 Fax (089) 24 22 95-60 E-Mail [email protected] Internet www.ivf-bbn.de Fit ProCreation »Fit ProCreation« Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, Sie können den Erfolg Ihrer Kinderwunschbehandlung aktiv unterstützen. Dazu empfehlen wir Ihnen unser 10-Punkte-Programm »Fit ProCreation«. Wie der Name schon sagt, zielt das Programm auf die Beseitigung von Störfaktoren der Fruchtbarkeit und stabilisiert den Organismus, der durch die Behandlung mit künstlichen Befruchtungsformen hohen körperlichen und seelischen Belastungen ausgesetzt ist. Darüber hinaus aber hat Fit ProCreation eine gesundheitsfördernde Wirkung für die ganze Familie. Die Wirkung basiert auf Vermeidung und Eliminierung der »freien Radikale« im Körper. Ihre schädigende Bedeutung für eine Fülle von Krankheitsbildern ist unumstritten. »Freie Radikale« sind instabile, aggressive chemische Verbindungen. Sie entstehen durch äußere und innere Belastungen des Organismus, durch toxische Umweltbelastung und UV-Strahlung wie auch durch seelische und soziale Stresssituationen. Ihre zerstörerische Wirkung entfalten sie durch Reaktion mit Bestandteilen von Körperzellen. Es gibt zwar bisher nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen bezüglich ihrer Rolle in der Genese von Unfruchtbarkeit. Wir vermuten aber, dass »freie Radikale« auch hier ursächlich beteiligt sind. Denn »in vitro« ist ihre schädigende Wirkung auf Eizellen, Spermien und Embryozellen längst bewiesen. Den wirksamsten Schutz gegen »freie Radikale« bilden neben körpereigenen Enzymen die mit der Nahrung zugeführten Vitamine. Durch falsche Ernährung mit nährstoffarmen Nahrungsmitteln ist ein latentes Vitamindefizit durchaus keine Seltenheit. Nun ist es aber nicht damit getan, dem Körper ausreichend Vitamine zuzuführen. Wirksamen Schutz vor »freien Radikalen« kann nur die aktive Gestaltung einer rundherum gesunden Lebensweise bieten. »Fit ProCreation« ist das Programm einer gesunden Lebensführung. Maßnahmen zu Körpergewicht und körperlicher Bewegung ergänzen gleichermaßen die Empfehlungen zur täglich notwendigen Vitaminzufuhr. Denn: »Fit ProCreation« 10-Punkte-Programm 1. Normalgewicht anstreben oder halten Körperliche Fitness und eine gesunde Ernährung sind optimale Voraussetzungen für eine harmonische Schwangerschaft, eine gesunde Entwicklung des Kindes und ein stabiles Elternpaar: »Fit ProBaby«. Was es zu beachten gilt: Vor Beginn des 10-Punkte-Programms »Fit ProCreation« ist ein Gesundheits-Check bei Ihrem Hausarzt sinnvoll. Der Gesundheits-Check umfasst: Körpergröße und Gewicht (BMI), Taillenmaß, EKG, Blutdruck, Nüchtern-Blutzucker, Blutfette, Cholesterin, HDL, LDL, Kreatinin, Harnsäure, Leberenzyme, Blutgerinnung, kleines Blutbild. 2. Täglich 30 Minuten intensive Körperbewegung 3. Nikotinverzicht 4. Mäßiger Alkoholgenuss (z. B. ein Glas Wein täglich) 5. Drei bis fünfmal pro Tag frisches Obst und Gemüse 6. Fisch mindestens, Fleisch höchstens zweimal pro Woche 7. Tägliche Vitamin- und Mineralstoffergänzung 8. Mehr als sieben Stunden Schlaf pro Tag Die Resultate ermöglichen uns, die einzelnen »Fit ProCreation«Programmpunkte sowie die konkrete Vorgehensweise individuell mit Ihnen abzustimmen. Wir erklären Ihnen Wirkung und Nebenwirkung des Vitamin-Ergänzungsprogramms und legen die Dosierung in Bezug auf Ihre geplante Kinderwunschbehandlung fest. In Einzelfällen raten wir im Sinne einer ganzheitlichen Bekämpfung der »freien Radikalen« zu zusätzlichen Untersuchungen und Behandlungen wie: – Naturheilkundliche Maßnahmen (Akupunktur und TCM) – Psychotherapeutische Maßnahmen (z. B. autogenes Training, Paar- und Einzelgespräche, Angst- und Depressionstherapie, Sexualtherapie) – Ernährungsberatung – Biochemischer Vitaminstatus, Analyse von freien Radikalen – Umwelttoxikologische Untersuchung und Beratung – Fitnesstraining 9. Fernsehkonsum und Handynutzung nur in Maßen 10. Stress konsequent vermeiden und positiv denken Warum das alles? BMI »Body Mass Index« Kg/m2 (BMI) Gewichts-Grad <18 Untergewicht 18–24,5 Normgewicht 25–29 Übergewicht >29 Adipositas »Taillenmaß« in cm Geschlecht cm Risiko* > 94 erhöht männlich >102 stark erhöht > 80 erhöht weiblich > 88 stark erhöht *Risiko z. B. für Stoffwechselstörungen 1. Normalgewicht anstreben oder halten Fettgewebszellen sind hormonaktiv. Sie beeinflussen den Regelkreis zwischen Eierstock (oder Hoden) und Hirnanhangsdrüse. Ein Zuviel an Fettgewebszellen führt beispielsweise bei Frauen zum Syndrom der Polycystischen Eierstöcke (PCO). Dabei handelt es sich um eine Funktionsstörung der Ovarien, die einhergeht mit einem mehr oder weniger vollständigen Ausbleiben der Regelblutung, einer Störung des Geschlechtshormonhaushaltes, verschiedenen Ausprägungen einer verstärkten Behaarung und typischen strukturellen Veränderungen der Eierstöcke. Eine herabgesetzte bis völlig aufgehobene Fruchtbarkeit ist die Folge. Die im Blut erhöhten freien Fettsäuren haben einen vermehrten Bedarf an Antioxidantien, auch Radikalfänger genannt. Sie stehen dann anderen Organsystemen nicht mehr zur Verfügung. Bei adipösen und übergewichtigen Frauen steigt die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer Insulinstoffwechselstörung, der Vorstufe zum Diabetes, mit dem Gewicht. Übergewicht beim PCO-Syndrom erhöht die Insulinresistenz. Tatsächlich gelingt es bei manchen Frauen allein durch Gewichtsreduktion normale Zyklen und Fruchtbarkeit wiederherzustellen. Neben Übergewicht ist auch Untergewicht eine eindeutige Ursache für Fortpflanzungsstörungen, da es das Ausbleiben des Eisprungs und des gesamten Zyklus zur Folge haben kann. 2. Täglich 30 Minuten intensive Körperbewegung Erhöhter Energieverbrauch durch regelmäßige Bewegung hilft das Normalgewicht zu erhalten, führt zur Senkung der freien Fettsäuren, bekämpft die Insulinresistenz und stimuliert das so wichtige, körpereigene Glutathionsystem. Gluthation ist ein Eiweißbaustein und wichtiger Bestandteil des grundlegenden antioxidanten Systems in den Zellen. Es bremst die Produktion von freien Radikalen und schützt gegen Zellschäden, die sie verursachen. 3. Nikotinverzicht Rauchen gefährdet die Gesundheit erheblich. Neben dem süchtig machenden Nikotin beinhalten Tabakwaren vielfältige andere Inhaltsstoffe, die zum Teil sehr giftig und krebserregend sind. Zu diesen Substanzen gehören Stickoxide, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Benzol, Phenole, Formaldehyd, Ammoniak, Nitrosamine, Akrolein sowie Spurenelemente wie Nickel und Cadmium. Sie sind für die langfristigen Gesundheitsschädigungen verantwortlich. 4. Mäßiger Alkoholgenuss (z.B. ein Glas Wein täglich) Alkohol in geringen Mengen besitzt eine positive Wirkung auf die Blutfette. Chronisch und im Übermaß genossen führt er jedoch zur Vitaminverarmung und Erhöhung von Blutfetten mit den daraus resultierenden Risiken. Außerdem enthält er viele Kalorien und trägt somit zur Entstehung von Übergewicht bei. Auf jeden Fall ist beim Genuss von Alkohol der Bedarf an Antioxidantien, also an Vitaminen & Co, erhöht. 5. Drei bis fünfmal pro Tag, frisches Obst und Gemüse Regelmäßiger Genuss von Obst und Gemüse gewährleistet die Versorgung mit essentiellen Nährstoffbestandteilen. Dazu gehören: Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Enzyme, Geschmacks- und Aromastoffe, reichlich Faserstoffe und Wasser. Die Qualität variiert allerdings mit der Art der Kultivierung (Vollwertigkeit, Naturbelassenheit), der Länge der Lagerzeit (Frische) und der Zubereitungsweise. Wir gehen davon aus, dass eine optimale Versorgung mit Vitaminen durch die hierzulande genutzten Obst- und Gemüsesorten nicht voll gewährleistet ist, besonders weil die übliche Zubereitungsweise erheblich zum Verlust der Nährstoffe beiträgt. alkohol ist ein hervorragendes lösungsmittel: es löst familien, ehen, freundschaften, arbeitsverhältnisse, bankkonten, leberund gehirnzellen auf. es löst nur keine probleme. 6. Fisch mindestens, Fleisch höchstens zweimal pro Woche Fleisch enthält einen hohen Anteil gesättigter Fettsäuren. Sie führen zu einem Anstieg des ungünstigen LDL-Cholesterins im Blut. Je höher der LDL-Cholesteringehalt, desto höher das Risiko, an einer Gefäßverkalkung mit der Folge eines Herzinfarkts zu erkranken. Fisch ist hier die weitaus bessere Ernährungsvariante. Er ist reich an Jod (Seefisch) und tierischem Eiweiß, meist bei geringem Fettgehalt. Aber auch fette Fische wie Makrele, Lachs und Hering sind der Gesundheit sehr zuträglich. Sie enthalten reichlich Omega-3-Fettsäuren, die sich positiv auf den Blutfettspiegel und die Fließfähigkeit des Blutes auswirken. 7. Tägliche Vitamin- und Mineralstoffergänzung Auch als Intervall-Kur für circa 6 Wochen möglich, zum Beispiel: 1 g Vitamin C (L-Ascorbinsäure) Wichtigstes Antioxidans. In der Schwangerschaft, bei Stresssituationen, Rauchern, Infekten, Diabetes und unter Aspirintherapie ist der Bedarf erhöht. Ebenso dient Vitamin C zur Vorbeugung des Grauen Stars und wird bei chronischer Wucherung der Gebärmutterschleimhaut eingesetzt. Nahrung: Zitrusfrüchte, Lychees, Kiwi, Hagebutten, Kartoffeln, Broccoli, Paprika 400 mg Vitamin E (α-Tocopherol) Als Radikalfänger schützt es Blutzellen und Organe, Gehirn, Herz, Leber und die Muskulatur; fördert die Spermiogenese, verhindert Ovar- und HodenepithelDegeneration. Vor allem hilft Vitamin E den mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die sonst durch freie Radikale in einer gefährlichen Kettenreaktion vollständig zerstört würden. Nahrung: Pflanzliche Öle wie Erdnuss-, Soja-, Lein- und Rapsöl, kalt gepresste Samenöle wie Mais, Färberdistel, Sonnenblume, Weizenkeime, Fisch und Fleisch 15 mg Beta Carotin, Provitamin A Wird im Körper zu Retinol (Vitamin A) umgewandelt. Es schützt Augen und Haut vor UV-Licht-Schädigung, fördert die Hodenepithel-Differenzierung und Spermienreifung. Nahrung: Früchte, Karotten, Spinat, Tomaten, Kürbis, Aprikose, Melone 25 mg Zink Es stabilisiert den Zellkern (DNA), und ist für die Zellteilung, für den Auf- und Abbau von Bindegewebe und damit auch für die Heilung von Wunden und entzündlichen Prozessen der Haut von großer Bedeutung. Zink fördert die Spermiogenese und schützt vor Aborten und Fehlbildungen. Nahrung: Fleisch, Eier, Käse, Salat, Gurken, Spargel, Erbsen und Kakao. 200 µg Selen Ein wichtiges Antioxidans. Es stärkt das Immunsystem und schützt Spermien sowie Eizellen vor oxidativer Schädigung. Nahrung: Eier, Fleisch, Käse Unsere, zumindest als Intervall-Kur, empfohlene Dosierung der täglichen Vitaminzufuhr liegt deutlich über der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Die erhöhte Dosis rechtfertigt sich aus der besonderen Belastung und dem Therapiestress, der mit den reproduktionsmedizinischen Behandlungen wie zum Beispiel der hormonellen Stimulation verbunden ist. Gravierende Nebenwirkungen innerhalb unserer empfohlenen Tagesdosis sind unwahrscheinlich. Dennoch bestehen wir auf einer gründlichen Therapieüberwachung. 8. Mehr als sieben Stunden Schlaf pro Tag Guter Schlaf gehört wesentlich zur gesunden Lebensweise. Während der nächtlichen Ruhephase laufen viele Regenerationsprozesse im Körper ab. So unterstützt die reduzierte körperliche Belastung zum Beispiel auch das antioxidative System. Für die Reproduktion ist zudem ein intakter Tag-NachtRhythmus von großer Bedeutung. 9. Fernsehkonsum und Handynutzung nur in Maßen Elektromagnetische Felder, wie sie von modernen elektronischen Geräten ausgehen, werden zunehmend beschuldigt, zur Bildung von freien Radikalen in Gehirn und Körper beizutragen. Damit scheint es sicher, dass sie, wenn auch wissenschaftlich noch nicht konkret nachweisbar, an der Störung des gesamten Organismus und damit auch der Reproduktion beteiligt sind. Die stressartige Belastung von exzessivem Fernsehkonsum vor dem Schlafengehen ist unstrittig. 10. Stress konsequent vermeiden und positiv denken »Stress« (engl.: Druck, Kraft) bezeichnet den Zustand unter Druck, wenn einem »etwas über den Kopf wächst«. Ein gewisses Ausmaß an Stress erleben wir durchaus positiv, anregend und leistungssteigernd. Starker und chronischer Stress dagegen ist im hohen Maße gesundheitsschädigend. Im akuten Stress kommt es über die Freisetzung von Adrenalin zur Mobilisierung von Fettreserven und indirekt zur Stimulation freier Radikaler. Der chronische Stress führt über eine dauerhaft erhöhte Sekretion von Cortison-Hormonen zur relativen Immunschwäche und somit Infektanfälligkeit. In beiden Fällen steigt der Vitaminbedarf zur Bekämpfung der vermehrten Bildung freier Radikaler deutlich an. Freie Radikale sind die Hauptverursacher für oxidativen Stress und damit für die Alterung der Körperzellen. Vermeidung von Stress gehört also wesentlich zum gesundheitsaktiven Verhalten. Stressreaktionen werden durch belastende Reize ausgelöst. Die Stressoren können chemischer, körperlicher, seelischer oder sozialer Art sein. Drogen, Chemikalien, Hitze, Kälte, Verletzungen, Versagensängste, ständiger Zeitdruck, zwischenmenschliche Konflikte, Verlust von Angehörigen – die Palette ist groß und individuell verschieden. Ob aber eine Situation als stressig empfunden wird, liegt in der Bewertung des Einzelnen. Psychisch-geistige Belastungen können zu Denkgewohnheiten führen, die auch dann Stress erzeugen, wenn es gar nicht notwenig wäre. Man sieht Gefahren, wo keine sind, man unterschätzt die eigenen Fähigkeiten, mit Gefahren fertig zu werden. Das kann dann zu Depressionen, Reizbarkeit oder Kontaktstörungen führen. Stressbearbeitung bedeutet also meistens auch, die alten Denkgewohnheiten zu ändern und neue Verhaltensmuster zu erlernen.