Das Medium der AIT-ArchitekturSalons Baumschlager Eberle — Architektur | aLLTAG Die AIThesen zu den Ausstellungen in den AIT-ArchitekturSalons Ingeborg Flagge | Die Orientierung gilt der Welt Interview | Dietmar Eberle im Gespräch Salonpartner objectflor Gilde International Ausgabe September 2012 Baumschlager Eberle | AIThesen September | 1 editorial Ausstellung Liebe Leserinnen, liebe Leser … Baumschlager Eberle – Architektur | Alltag Es ist schon eine ganze Weile her, seitdem „die Vorarlberger“ die internationale Architekturszene betraten. Seither ist das kleine „Ländle“ am äußersten westlichen Rand Österreichs AIT-ArchitekturSalon Hamburg jedoch zu einer der qualitativ hochwertigsten Architekturlandschaften überhaupt geworden. Vernissage 06. September Die Bauten von Baumschlager Eberle und einer Fülle weiterer jungen Architekten haben Ausstellungsdauer: 7. September bis 11. Oktober* den Begriff „regionale Architektur“ mit einer ganz neuen Bedeutung versehen. Die enorme Dichte bemerkenswerter Projekte noch im letzten Dorf des Bregenzer Waldes und die Wir- AIT-ArchitekturSalon München kung ihres Schaffens auf die Rezeption von Architektur in der breiten Bevölkerung machten Vernissage 29. November Vorarlberg rasch zum leuchtenden Beweis dafür, dass Architektur „wirkt“. Ausstellungsdauer: 30. November bis 31. Dezember* Dass in Vorarlberg kein Strohfeuer loderte, zeigen inzwischen viele neue, junge Büros der Generation „Ü30“. Doch wie haben sich die Wegbereiter entwickelt? Mit unserer Ausstellung AIT-ArchitekturSalon Köln über Baumschlager Eberle stellen wir vor, was aus den Vorarlberger Baukünstlern von einst Vernissage 30. Oktober geworden ist. Ausstellungsdauer: 31. Oktober bis 22. November * Der Name Baumschlager Eberle ist inzwischen weltbekannt – die Liste ihrer internationalen Projekte lang. Wie reagiert ein aus der Region entwachsenes Büro auf globale architektonische AIT-ArchitekturSalon Stuttgart Herausforderungen? Wie entwickelt sich die ursprüngliche architektonische Haltung? Wir Eröffnung und Vernissage 21. August sind stolz darauf, Dietmar Eberle in unseren Salons begrüßen zu dürfen – und freuen uns Ausstellungsdauer: 22. August bis 27. September* über zahlreiche Gäste. Zwischendurch ist die Zahl unserer Architekturgalerien ja nochmal angewachsen. Denn *Über genaue Termine und eventuelle Änderungen informieren seit Ende August sind wir nun auch in Stuttgart präsent. In der Heimatstadt des Verla- Sie sich bitte unter www.ait-architektursalon.de ges haben wir bestimmt die interessanteste Immobilie gefunden. In einer evangelischmethodistischen Kirche mitten in der City werden wir für einige Monate hochkarätige Architektur präsentieren. Dies bedeutet aber keineswegs, dass wir in Kürze auch in Bielefeld oder Ingolstadt Galerien eröffnen werden. Unsere Salons sind grundsätzlich Engagements auf Zeit, denn wir mieten stets nur sogenannte Zwischennutzungen. Die AIT-Salons sind eine „atmende Ausstellungsstruktur“. Im Moment haben wir zwar kräftig „eingeatmet“. Sobald ein Gebäude vor der Umnutzung (sprich vor dem Abriss) steht, atmen wir aber wieder aus. Nutzen Sie also die Gelegenheit, uns zu besuchen, solange wir gerade in Ihrer Nähe sind – derzeit in Hamburg, Köln, Stuttgart und München. 2012 Mit freundlichen Grüßen Dr. Dietmar Danner Kristina Bacht Chefredakteur & Verlagsleiter Kuratorin ArchitekturSalons AIThesen jetzt auch als APP! erhältlich im Apple APP-Store AIT-ArchitekturSalons auf Facebook www.facebook.com/AIT.Architektursalon AIT-Editors-Blog auf Facebook www.facebook.com/AIT.Editors.Blog 2 | AIThesen September | Baumschlager Eberle Wohnhochhaus Moma in Peking, China, 2005 | Eduard Hueber Titel: Mischnutzung Solids Ijburg in Amsterdam, Niederlande 2011 | Werner Huthmacher Baumschlager Eberle | AIThesen September | 3 Die Orientierung gilt der Welt Die Entwicklung von Baumschlager Eberle Auf fünf verschiedenen Wegen nähert sich Ingeborg Flagge der Architektur von Baumschlager Eberle. Die Kritikerin betrachtet deren Werk aus der Selbstsicht der Architekten. Sie thematisiert den vermeintlichen Gegensatz von lokaler Verankerung und globaler Tätigkeit. Sie untersucht die Bedeutung des Genius loci in den Arbeiten von Baumschlager Eberle. Sie untersucht, wie Atmosphäre konstruiert wird, und sie erkennt Einfachheit und Reduktion als die kategorischen Imperative in der Arbeit des weltweit aktiven Büros. von Ingeborg Flagge 1. Die Entwicklung eines Architekturbüros lässt sich von außen und innen betrachten. Von außen gesehen kann man leicht ausmachen, wie sich eine formale Haltung herausgebildet hat, welche Vorlieben an Materialien entwickelt wurden und Lokal verankert – und dennoch Weltbürger. ob eine Spezialisierung auf gewisse Bauaufgaben erfolgt ist. Solche Beobachtungen sind aber nur begrenzt interessant. gegenüberstellt. Er attestierte solchen Menschen „einen groß wie heute, die Methoden der Ressourcenoptimierung Denn ohne die Sicht von innen, die Selbstsicht der Architek- Bauwillen ..., der die Wirklichkeit nicht scheut, wohl aber nicht so durchkalkuliert wie gegenwärtig. Aber die grund- ten also, bleibt eine solche Analyse unvollständig. als Aufgabe ... behandelt.“ sätzliche Haltung war gleich, „wirkungswerte Bauten“ zu Wer wie Baumschlager Eberle für sich in Anspruch nimmt, Als weltbewegliches Büro ist Baumschlager Eberle auch schaffen, die ökonomisch, technisch und emotional nach- eine Baulösung vom Ort der Bauaufgabe über die städte- ständig lernend. Die Richtung einer Architektur zwischen haltig sind. bauliche Konfiguration bis zur Konstruktion, Gestaltung Experiment, Zukunftsforschung und wirtschaftlicher der Hülle und schließlich der Funktion anzugehen – und Glaubwürdigkeit lässt keine andere Möglichkeit offen. Von 2. zwar immer in dieser Reihenfolge –, für den kann Bauen nur den Anfängen an arbeitet Baumschlager Eberle auf höchs- Kreativität lebt vom Vergleich. Dass die Globalisierung für stete Weiterentwicklung sein. Zudem besitzt Baumschla- tem logischem und analytischem Niveau. Natürlich waren die Architektur aber eine Steigerung der Beliebigkeit bedeu- ger Eberle eine gehörige Portion des „Möglichkeitssinnes“, die ersten Bauaufgaben kleiner, stärker regional als inter- tet und eine zunehmende Gefahr der Nivellierung, haben den der Schriftsteller Robert Musil dem Wirklichkeitssinn national, die Palette an verwendeten Materialien nicht so die vergangenen Jahrzehnte gezeigt. Die weltweite Verein- Flughafen Wien-Schwechat, Check-In 3, 2012 | Werner Huthmacher 6 | AIThesen September | Baumschlager Eberle 1 TTBE Center Nam Dinh City, Vietnam, 2011 heitlichung – in gewisser Weise sogar notwendig – wird von Eberle kennt seinen Heidegger, der in „Bauen Wohnen Den- ten geprägt. Diese zu verstehen verlangt von Architekten niemandem wirklich geschätzt. Sicher wurde Baumschlager ken“ ausführt, dass Denken untrennbar mit Ortserfahrung gerade in fremden Gesellschaften und an fremden Orten Eberle wie andere Architekturbüros in Vorarlberg mit Bau- verbunden ist. Ohne beides kein Gefühl von Heimat. Der Sensibilität, Respekt und Erfahrung. Es gibt keine Orte ohne ten bekannt, deren eigene Qualität aus der Pflege baulicher Mensch baut von konkreten Orten her seine Beziehung zur Geschichte. Aber viele Orte sind sich ihrer selbst heute ent- Tradition und einer präzisen Auseinandersetzung mit dem Welt auf, auch und immer wieder und vor allem in Zeiten fremdet. Nur ein solches Bauen, das die Bedingungen des Ort und der Gesellschaft erwuchs. Aber Baumschlager Eberle zunehmender Heimatlosigkeit. Lebens und eines Ortes auslotet, können Menschen sich blieb dabei nicht stehen. Die Orientierung gilt der Welt. Das Verständnis für einen Ort ist nicht einfach da. Es will aneignen. Eine schrille, schräge Architektur mag temporär Jede bedeutende Entwicklung in der Architektur braucht als erarbeitet werden, mit Neugierde und Akribie. Orte erzählen größere Begeisterung wecken als ein eigentümlicher Bau. Voraussetzung die Begegnung mit dem Neuen, dem Ande- eine Geschichte und eine Realität, die in ihren Formen und Nur ein Gebäude, in dem sich Geschichte zu einem Ort ver- ren, dem Fremden. Wer als Architekt vorhandene Lebenswel- ihrer Präsenz zutage tritt. Aber über ihre materielle Beschaf- dichtet, wo die eigene Zeit mit einer früheren in Konstellati- ten optimieren will, kann dies nur mit dem Blick nach vorn fenheit hinaus werden Orte von kulturellen Befindlichkei- on tritt, macht Identifikation möglich. Identifikation findet und über die Grenzen. Um Eigenart zu entwickeln, bedarf es der Orientierung und des Ganges nach außen – so wie sich früher Handwerksburschen am Ende der lokalen Lehre auf Wanderschaft begaben, um in der fremden Welt Erfahrungen zu sammeln. Auch für Baumschlager Eberle ist es kein Widerspruch, lokal verankert und dennoch Weltbürger und Vielreisender mit Heimat an einem Ort zu sein. 3. Ohne Genius loci keine gute Architektur. Gutes Bauen ist immer ein Arbeiten im Kontext und Ausdruck einer Auseinandersetzung mit einem konkreten Ort. Baumschlager Nur ein Gebäude, in dem sich Geschichte zum Ort verdichtet, macht Identifikation möglich. Baumschlager Eberle | AIThesen September | 7 8 | AIThesen September | Baumschlager Eberle prinzipiell dort mit einem Objekt statt, das so charakteristisch ist, dass es Eigenart hat, und so grundsätzlich, dass es gar nicht anders sein kann. Baumschlager Eberle nennt dies eine „Architektur, die sich um Orte kümmert“. 4. „Wie wird Atmosphäre konstruiert? Atmosphäre beginnt offenbar genau dort, wo die Konstruktion endet. Sie umgibt ein Gebäude, haftet seiner Materie an. Tatsächlich scheint sie dem Objekt zu entströmen. Sie ist gewissermaßen eine sinnlich wahrnehmbare Emission von Schall, Licht, Wärme, Geruch und Feuchtigkeit; ein wirbelndes Klima nicht greifbarer Effekte, die von einem stationären Objekt erzeugt werden.“3 Wer die Bauten von Baumschlager Eberle betrachtet, der mag manchmal an ihrer Atmosphäre zweifeln. Das hieße jedoch, Atmosphäre als Ergebnis formaler Reize zu verstehen und nicht als Ergebnis einer begründbaren Architektur von befreiender Klarheit. Stimmige und ausgewogene Gebäude können auf künstlerische Allüren verzichten, die häufig ohnehin nichts anderes als verbrämte Gleichgültigkeit sind. Unter stimmigen Bauten würde ich solche verstehen, bei denen alles aufeinander verweist: der Ort, die Form, der Gebrauch; bei denen die Dinge zu sich gekommen sind. „Ob die Menschen sich dessen ... bewusst sind oder nicht, sie beziehen Zuversicht und Nahrung aus der Atmosphäre der Dinge, in oder mit denen sie leben. Sie wurzeln darin wie eine Pflanze in ihrem Boden.“4 Und Architekten als diejenigen, die diese Atmosphäre planen, müssen um Grundlagen und Wirkungen wissen. 5. Minimalisten seien sie nicht, meint Dietmar Steiner und hat sicher recht damit. Zwar folgen die teilweise Bürohaus in Lustenau, 2012 – hier wird das Vorarlberger Büro von Baumschlager Eberle arbeiten | Renerding: BE Lochau ... formale Willkür gibt es im Œuvre von Baumschlager Eberle nicht. rigorose Klarheit, Rationalität sowie gleichzeitige Prägnanz, Strenge und Eleganz der Bauten von Baumschla- „Alle Projekte sind in der authentischen Sprache ihres Materi- 1. Robert Musil, Wirklichkeitssinn und Möglichkeitssinn, in: ger Eberle einem minimalistischen Ansatz, aber es geht als für die jeweilige Situation gedacht. Ausgereizt bis zur Per- Wahrnehmen, Staunen Begreifen, Hg. Jutta Köhler, Monika den Architekten nicht um die Umsetzung eines – wenn fektion“, so beschreibt Steiner eine Haltung und einen Zugang, Krah-Schulte, Stuttgart 2005, S. 116 ff. auch hochwertigen und reduzierten, aber geschlossenen den er früher mit „realistischer Programmatik“ benannte. 2. Peter Sloterdijk, Der ästhetische Imperativ, Hg. Peter Wei- – Formenkanons, sondern um die Erneuerung der Archi- Wenn dabei einzigartige Architektur herauskommt, umso bel, Hamburg 2007, S. 244 ff. tektur aus einem rational deduzierten Prozess. Deshalb besser, denn auch der rationalste Prozess hat schließlich äs- 3. Mark Wrigley, Die Architektur der Atmosphäre, in: Daida- sind ihre Lösungen je nach Ort und Aufgabe auch immer thetische Folgen. Formale Willkür gibt es im Œuvre von Baum- los 68, 1998, S. 18. wieder anders und müssen es auch sein. Einfachheit und schlager Eberle nicht. Das ist es, was auch Mies van der Rohe 4. Frank Lloyd Wright, in: Ludwig Fromm, Architektur und Reduktion sind dabei die „kategorischen Imperative“ ih- meinte, wenn er davon sprach, dass er hart daran arbeite her- sozialer Raum. Grundlagen einer Baukulturkritik, Kiel, 2000, res ästhetischen Handelns. auszufinden, was er tun müsse, nicht was er tun möchte. S. 80–81. Vogelperspektive easyCredit Haus Nürnberg, 2011 | Rendering: BE Berlin Baumschlager Eberle | AIThesen September | 9 Interview Baumschlager Eberle im Gespräch Es gibt Architekten, die aus ihren Visionen mehr oder weniger brauchbare Konzepte für die Realität des Gebauten ableiten. Andere Architekten stellen sich der Realität, um sie zu verbessern. Das Büro Baumschlager Eberle setzt sich mit den komplexen Sachverhalten von Ökonomie, Ökologie, Ressourcen und der Gesellschaft auseinander, die gemeinsam den kulturellen Kontext unserer Lebenswelt bilden. Eine solche Annäherung findet auf möglichst vielen, von rationaler und emotionaler Intelligenz erreichbaren Ebenen statt: Immer mit dem Ziel vor Augen, Architektur als etwas Konkretes einzubringen, das für die unterschiedlichen Orte des Bauens und die heterogenen Kreise der Nutzer wertewirksam wird. brauche ich nicht extra zu erwähnen. Die Schlussfolgerung, die wir für uns daraus ziehen, ist die, dass wir versuchen, kontextuell abgestimmte Strukturen und Konzepte zu finden, die auf mehreren Ebenen Akzeptanz finden und im besten Fall neue „Beziehungsgeflechte“ generieren. Wir sehen dies als einen wesentlichen Teil unserer Arbeit, die wir als kulturellen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung betrachten. AIThesen: Ein solches Analysieren der Rahmenbedingungen erfordert klare Parameter für die Architektur und in der Praxis der Umsetzung Teamarbeit. Wo sehen Sie in Ihrer Arbeit die notwendige Flexibilität, die erforderlichen Konstanten? DE: Das Präzisieren der Aufgaben, ihrer eigene Logik und Problematik sowie die Definition möglicher Lösungen erfolgen daher in enger Abstimmung mit qualifizierten Partnern. Unabhängig von der Aufgabe stehen wir mit ausführenden Firmen, Handwerkern und Fachplanern in Kontakt, um sie in die Formulierung einer komplexen Ant- AIThesen: Sie sind ein Architekt, der an einer klar umrisse- wort während der Recherche einzubinden. Damit werden nen Methode arbeitet, um sich einer Bauaufgabe zu nähern. Technik und ihre Umsetzung integraler Bestandteil unserer Wie sehen Sie den Stellenwert eines solchen „Realismus“ im Konzepte. Ein wesentliches Anliegen unserer Arbeit ist es, Vergleich zu den plakathaften Visionen so mancher Star- auf jeden Fall eine Synthese von Gebrauchswert und kul- DE: Wenn wir in das Leben eingreifen wollen, dann gibt es Architekten heute? turellem Wert zu schaffen. Nur dann können wir das Ziel eigentlich nur einen vernünftigen Ansatz der Betrachtung, erreichen, vorhandene Lebenswelten zu verändern. nämlich den Alltag. Alltag hat etwas mit Konsens zu tun, Dietmar Eberle | Christine Kees DE: Die Herangehensweise unseres Büros nimmt starken mit Konventionen. Es sind diese Übereinkünfte, die das Zu- Bezug auf die Realität des Bauens und lässt demgegenüber sammenleben mehr oder weniger bewusst so immens prä- den „ideologischen Aspekt“ des Visionären scheinbar in AIThesen: Sie benennen die vorhandenen Lebenswelten, gen. Daraus folgernd ergibt sich eine quantitativ sehr wohl den Hintergrund treten. Wie oft die Architektur schon an daraus ergibt sich der Rückschluss auf den Titel der Aus- erfassbare soziale Akzeptanz, die einem Projekt jenseits des der Adaptierung der Realität in Bezug auf meist formale stellung „Alltag/Routine“. Was verstehen Sie unter Alltag subjektiven Feststellens Langlebigkeit sichert. Die Konventi- und als „visionär“ verkaufte Vorstellungen gescheitert ist, und Routine? onen dafür müssen nicht 2000 Jahre stabil bleiben und auch Diakonie Düsseldorf, 2009 | Eduard Hueber 10 | AIThesen September | Baumschlager Eberle nicht 100, aber vielleicht die letzten 30 und die zukünftigen 30 Jahre. Es ist tatsächlich ein großer Verlust in unserem Architekturverständnis der vergangenen 50 Jahre, dass wir nicht nach der Konvention gesucht haben. Im Wohnforum, dem Forschungsinstitut, das zu meiner Professur an der ETH Zürich gehört, lasse ich aus diesem Grund so viele Evaluationen von bestehenden Projekten machen, um Konventionen als komplexes Ensemble von Wertvorstellungen zu begreifen und damit von den einfachen Images und von Stereotypen wegzukommen. AIThesen: Beim ersten Hinhören klingt das alles recht konservativ, während die Hochkultur zumindest des vergangenen Jahrhunderts viel mehr mit dem Begriff „unkoventionell“ operiert hat und damit Fortschritt meinte. DE: Es ist schon unkonventionell genug, wenn man sich mit Konventionen beschäftigt. Ich würde als Gegenpol zu konventionell eher den Begriff sensationell ins Treffen führen. Und damit sind wir schon bei einem wesentlichen Merkmal der Architektur. Bauten stehen nun einmal über 100 Jahre, konsumieren einen enormen Anteil der gesamten Ressourcen eines Landes, eines Kontinents, der Erde. Da ist es schon sinnvoll, über Konventionen nachzudenken. Denn die Erkenntnis über die gesellschaftlichen Übereinkünfte trägt dazu bei, die soziale Akzeptanz des Gebauten zu generieren. Soziale Akzeptanz bedeutet wiederum, dass Gebäude lange bestehen, dass sie gepflegt werden und letztendlich besonders nachhaltig sind. Oder anders formuliert, käme jemand auf die Idee, den Kölner Dom abzureißen? Wohl kaum, aber die Plattensiedlungen der 60er und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts werden immer noch warm abgetragen, weil sie einfach nicht mehr akzeptiert werden. Und das hat nicht nur etwas mit der mangelnden Qualität der Ausführung zu tun. Das hat viel mit der Botschaft dieser Bauten zu tun, das hat mit unseren Ansprüchen und Wertvorstellungen zu tun. Abgesehen davon bergen sensationelle Bauten Treppenhaus der Siedlung Achslengut in St. Gallen, Schweiz, 2002 | Eduard Hueber einen Widerspruch in sich. Nichts verflüchtig sich schneller bedeutet aber noch viel mehr. Denn der Faktor Zeit kommt weise – mit der Realität als Maßstab – ist viel mehr das Wis- als die Sensation oder auch der Witz. Soziale Akzeptanz da- wieder ins Spiel. Es ist die Aufgabe des Architekten, über das sen, weit weniger die Intuition. gegen bedeutet Langlebigkeit. Was 100 Jahre halten muss, immer kurz gefasste Zeitverständnis von Investoren oder Es ist offensichtlich, dass es keine Orte ohne Geschichte gibt. kann und darf sich nicht an der Mode oder am persönlichen auch von Benutzern hinweg, zu denken, Gerade weil wir auch Für uns bedeutet das noch lange nicht, die Historie des Or- Geschmack einer einzigen Generation orientieren. Zukunfts- unseren nachkommenden Generationen noch etwas von tes ohne Bruch fortzuschreiben. Es geht auch nicht darum, fähigkeit bezieht sich auf die folgenden Generationen. Alles dieser Erde erhalten wollen. Das klingt vielleicht ein wenig aus dem materiellen Vorhandensein Versatzstücke für die andere ist asozial. romantisch, aber die Evolution funktioniert nun einmal so. Zukunft zu suchen. Es geht uns um das Verstehen der Geschichte eines Ortes und seiner Dimension für die Zukunft. Als Architekten müssen wir vor allem Zugang zur historisch- AIThesen: Wenn Sie von Langlebigkeit sprechen, meinen Sie AIThesen: Verantwortung meint Langlebigkeit. Welche Mit- kulturellen Konstitution eines Ortes finden. Es gilt dabei, ei- damit auch die Verantwortlichkeit des Architekten? tel benötigen Sie oder verwenden Sie, um Gebäude langlebig nen gewissen Respekt zu bewahren und die Gestalt des Ortes zu machen? auszuloten. Wir müssen schauen, was wir davon fortschreiben und was wir daran ändern wollen. Der Ort muss als Teil DE: Ganz sicher, wenn sich nämlich Architekten der Verantwortung entziehen, so hat das verschiedene Gründe. Zum DE: Am wichtigsten ist sicherlich der Städtebau. Mit dem einer lebendigen Realität verstanden werden. Gegenüber einen ist das Konzept nicht gut genug, um das Produkt Ar- Städtebau fängt alles an. Die Analyse des konkreten Ortes dieser Realität kann man sich abschotten – was aber nicht chitektur zu schaffen, zum anderen lassen sich manche Ar- ist Voraussetzung, um die bestmögliche Passung eines neuen bedeutet, sich ihr zu verweigern. Man kann aus ihr ein posi- chitekten aus welchen Gründen auch immer davon abhalten, Gebäudes zu erreichen. Die Reflexion über das Vorhandene tives Maß an Qualität herausarbeiten. Auf jeden Fall geht es ihre Ideen zu verwirklichen. Für unseren Berufsstand bedeu- mündet dann in einem Regelwerk für Außenräume und Ge- um die Leistungsverbesserung eines Ortes. Die Bedeutung tet es auf jeden Fall einen sehr beträchtlichen Schaden, weil bäude. Es sollen also keine „einzigartigen“ Großformen und unserer Arbeit in einer spezifischen Situation auf den Punkt eben Architekten noch weniger ernst genommen werden als Bilderwelten fixiert werden, sondern Elemente, die einander gebracht: Man kann für die betroffenen Menschen schlicht- es bisher schon der Fall war. Verantwortung übernehmen im Zusammenspiel ergänzen. Basis einer solchen Vorgangs- weg nicht den Ort auswechseln. Der Architektur- und Baumschlager Eberle | AIThesen September | 11 Wettbewerb Äußere Seestadt Bregenz, Vorarlberg, 2011 | Rendering: BE Lochau Kulturphilosoph Bernard Rudofski hat die Forderung nach DE: Aus den genannten Gegebenheiten folgt, dass die Hülle es weltweit gar nicht mehr leistbar, auf Systeme zu setzen, einer neuen Lebensweise – nicht nach einer neuen Architek- eine ganz wichtige Rolle für unsere Architektur spielt. Sie ist die betriebswirtschaftlich gesehen 20 bis 30 Jahre funktio- tur – gestellt. der erste sichtbare Bedeutungsträger an einem spezifischen nieren. Im besten Fall wäre daher eine optimierte Hülle die Das ist zwar aus heutiger Sicht recht idealistisch, aber im Kern Ort. Wenn man die Hülle zunächst als wesentliches Teilsys- Klimagrenze des Gebäudes. Hüllen müssen aber – und damit zeigt dieses Postulat, wohin die Reise gehen soll. Wir müssen tem für den unmittelbaren Nutzen betrachtet, dann immer sind wir beim kulturellen Mehrwert der Architektur – als eine Architektur finden, die sich um die Orte kümmert. Sie im Zusammenhang mit der Haustechnik, weil beide – ge- Metaphern ernst genommen werden, um jene soziale und kann über den unmittelbaren Gebrauchswert hinaus für Ge- meinsam mit Masse und Form des Gebäudes – das Klima im kulturelle Akzeptanz herzustellen, die für die Langlebigkeit meinsamkeiten sorgen und Verhaltensweisen beeinflussen, Inneren beeinflussen. Hülle und Haustechnik verhalten sich – neben anderen Aspekten – von Gebäuden verantwortlich die zur Identitätsfindung beitragen – eine Identität, die in den zueinander wie kommunizierende Gefäße. Je weniger das zeichnet. Oder anders formuliert: Wenn die Hülle etwas mit Teilgesellschaften dieser Welt Akzeptanz zu finden sucht. eine leistet, desto mehr muss das andere können. Damit „Bekleidung“ zu tun hat, dann sollten wir eine „Fassade“ ma- Architektur trifft Aussagen zum Ort – rein handwerklich zu- spricht eigentlich alles für die Qualitätssteigerung der Hülle: chen, denn die steht für das „Gesicht“ und damit für die non- nächst ein räumlich-volumetrisches Problem, das aber sehr Sie existiert deutlich länger, trägt zur Schonung der Ressour- verbale Kommunikation des Physiognomischen. Als letzte viel weiter reicht. Die meisten Menschen interessiert nicht, cen bei und senkt den Betriebsaufwand. Sie sorgt für niedri- Schnittstelle zwischen Öffentlichkeit und dem Privaten darf wie die Architektur aussieht. Sie nehmen mit den Bauten gen Energieverbrauch und das Ausbalancieren der Investiti- man das Stiegenhaus nicht außer Acht lassen. Gerade im bewusst oder unbewusst zur Kenntnis, was ihnen mitgeteilt on in Relation zum erzielten Komfort. städtebaulichen Konzept mit Punkthäusern und sehr genau wird oder was sie mitgeteilt bekommen wollen. In diesem definierten Außenräumen – zum Sparen von Flächen – sind Sinn ist Architektur als Sprache zu verstehen – mit der gan- Ziel muss es daher sein, Hüllen zu entwickeln, die selbstre- gute Treppenhäuser für die Architektur eine absolute Not- zen Bandbreite von Verständnis und Missverständnis. gulierend und präzise auf die örtlichen Klimata reagieren. wendigkeit. Sie formulieren nämlich eine Mitte des Gebäu- Damit erreicht man, dass im Gebäudeinneren ein wesentlich des, die – etwa in der Innsbrucker Siedlung am Lohbach – AIThesen: Auf welche Weise finden Sie nun eine Feinjustie- höheres Maß an Flexibilität vorhanden ist, als sie eine über- letztlich das Gesamte beeinflusst. Die Tragstruktur mit den rung der grundsätzlichen, städtebaulichen Disposition? dimensionierte Haustechnik es vorgibt. Darüber hinaus ist Treppenhäusern wird auf einem breit-rechteckigen Grund- 12 | AIThesen September | Baumschlager Eberle riss errichtet. Ihre zentrale Lage ermöglicht eine freie Eintei- aber die Vision entwickle, eben diese Rahmenbedingun- Qualitäten bereitstellt, die auch in Zukunft gelten werden: lung der umgebenden Räume, die in Schichten zusammen- gen des Alltages zu optimieren, dann sind die Erfolgschan- etwa eine gute Beziehung nach außen, frische Luft aus der gefasst sind. Damit wird die Option auf eine spätere cen deutlich größer. Solids in Amsterdam ist ein Versuch, Umgebung, ein hohes Maß an Selbstverständlichkeit im Veränderung bewusst offen gehalten. großstädtische Architektur zu verwirklichen, deren Be- Gebrauch. ständigkeit von Konstruktion und Fassade vereint mit der Auch hier gilt wie oben angemerkt: Das formale Vokabular Nutzungsneutralität der Flächen das Thema Langlebigkeit wird aus den Rahmenbedingungen abgeleitet. Der Kubus AIThesen: Wie würden Sie die Leistungen eines Gebäudes auf den Punkt bringt. Eine solche Lösung betrifft den Ge- als Form bietet nun einmal ein ausgezeichnetes Verhältnis beschreiben, das Sie mit Ihrem Büro entwickeln? brauchswert, Sie können aus den Solids jederzeit ein Hotel, zwischen Volumen und Oberfläche, daher wird er in Luste- Büros oder Wohnungen machen. Der kulturelle Mehrwert nau eingesetzt. Parallel dazu verfügt diese Form über ein DE: Erstens gilt es, die öffentlichen Akzeptanz zu erreichen: bezieht sich auf eine Architektur, die mit ihrer Selbstver- hohes skulpturales Potenzial. Was mir sehr wichtig ist, weil Mir ist wichtig, dass die Menschen ein Gebäude, das wir ständlichkeit und urbanen Atmosphäre in den öffentlichen ich nicht daran glaube, dass Architektur andere Daseinszu- entworfen haben, unendlich gern haben. Zweitens sollen Raum eingebunden wird. Wie überhaupt Bauten, die dem stände imitieren soll. Architektur fliegt nun einmal nicht, sich die Nutzer dort wohlfühlen. Und drittens soll es sich Wohnen oder der Dienstleistung gewidmet sind, in mei- sie brennt hoffentlich nur selten. Vor allem aber steht sie, auch gut verkaufen lassen. Mir ist das wichtig, extrem nem Verständnis als Paravents für den öffentlichen Raum und, daraus abgeleitet, muss sie Bestand haben. wichtig sogar. Alle drei Aspekte haben Auswirkung auf das dienen sollen. formale Vokabular, das man verwendet. Für den Aspekt des Das eigene Büro in Lustenau wird ein Null-Energie-Haus Wohlfühlens geht es um die Frage, wie man ein Gebäude werden. Wir verfügen nach 25 Jahren Berufserfahrung über AIThesen: Das Büro Lustenau ist ja ein Selbstversuch, Sie heute komfortabler machen kann. Ich halte Komfort für genügend Wissen, eine solche Herausforderung gemein- sind der Entwerfende und Planungsbetroffene in einer Per- ein universelles Lebensziel, das natürlich immer mit der sam mit unseren Fachplanern effizient zu lösen. Das Büro son. Eine fast schon ideale Kombination, was aber muss der Ressourcenfrage verknüpft ist. In der Geschichte setzen wird ein optimiertes Passivhaus werden. Mit seinen tiefen Architekt heute und in Zukunft aus Ihrer Sicht leisten? sich immer jene Erfindungen durch, die ein optimiertes Fassaden, der Speichermasse des Materials und den inter- Verhältnis zwischen Aufwand und Ergebnis besitzen. nen Lasten, vereint mit der intelligenten Gebäudetechnik, DE: Ich sehe – jedenfalls bis heute – eine Kernkompetenz in werden wir auf externe Energiezufuhr verzichten können. der Architektur: die ich als „Gestaltfähigkeit“ beschreiben Die Hülle ist eine monolithische Wand von 75 cm Stärke würde. Vielleicht ist das ein etwas konservativer Begriff, AIThesen: Eingangs haben wir das Thema Visionen kurz aus zwei verzahnt vermauerten Ziegeln unterschiedlicher aber er soll die Fähigkeit umschreiben, in Anbetracht einer angerissen. Wenn man nun den Entwurf für Ihr neues Büro Dichte, wodurch wir die Dämm-, Speicher- und Tragqua- großen Menge unterschiedlicher Information aus Form im Vorarlbergischen Lustenau oder die Amsterdamer So- litäten ausbalancieren. Decken und Dach sind Betonfer- und Inhalt eine Gestalt zu generieren. Gestaltfähigkeit lids betrachtet, so werde ich den Verdacht nicht los, dass Sie tigteile, die am Ort vergossen werden. Die Massivität des bedeutet also, auf den kulturellen Konventionen begrün- Ihre Visionen auch in die Realität umsetzen? Ganzen und der Teile, mit angemessenen Öffnungen, ergibt det eine Gestalt – in der Architektur eine dreidimensiona- ein träges bis konstantes Raumklima. Es wird ein Haus mit le Erscheinung – zu finden, die den höchsten Ansprüchen DE: Man muss bei einer solchen Frage den Begriff Vision klaren, hohen Räumen. Weil Höhe Vorteile bei der Ausnut- genügt. In Hinblick auf Akzeptanz, soziale Kompetenz und klären. Wenn ich eine persönliche Vision über die Rahmen- zung von Tageslicht bringt, die Kubatur pro Person vergrö- Ästhetik. Anders gesagt, geht es um die formale Transfor- bedingungen, über die Realität stülpe, so erleide ich mit ßert, auf diese Weise Schadstoffe mindert und generell das mation der Materie entsprechend den rechtlichen, sozia- fast hundertprozentiger Garantie Schiffbruch. Wenn ich Wohlbefinden hebt. Ein Haus, das in seiner Konstitution len, kulturellen Grundlagen. Treppenanlage im Haus H im Allgäu, Deutschland, 2000 | Eduard Hueber Verwaltungsgebäude WHO/ONUSIDA, Genf, 2007 | Eduard Hueber Baumschlager Eberle | AIThesen September | 13 gilde international Salonpartner – diese Unternehmen engagieren sich für die Baukultur, Teil 5 Handwerker sind nicht gleich Handwerker – davon weiß jeder Architekt ein vielstrophiges Lied zu singen. In der Gilde International haben sich bundesweit Handwerksbetriebe organisiert, die von sich behaupten können, Außergewöhnliches zu bieten – und deshalb auch außergewöhnliche Böden verlegen. Die Gilde International ist Partner in allen AIT-Archi­ tekturSalons und erweitert damit die Reihe unserer Unterstützer der Baukultur ganz wesentlich. Führende Handwerker und Spezialisten für Fußbodentechnik haben sich zu einem bundesweiten Netzwerk zusammengeschlossen, das von seinen Mitgliedern Leistungsnachweise auf höchstem Niveau fordert. Auf diese Weise bietet die Gilde International der Architektenschaft deutschlandweit und verlässlich gesunde und erfahrene Verlegebetriebe für elastische, textile und hölzerne Bodenbeläge. Das Servicepaket der Gilde International gewähr- Gutes Handwerk bedeutet mehr als eine schöne Oberfläche. | Fotolia leistet Architekten Planungssicherheit und einen optimalen Projektverlauf. In den AIT-ArchitekturSalons bieten die Fußbodenexperten der Gilde regelmäßig Fortbildungsvorträge für Architekten an. zu allen führenden Herstellern gute Kontakte pflegen – und Jürgen Klingel: Nicht unbedingt. Falls eine Baustelle doch zu von Dietmar Danner nicht nur zu einigen wenigen – können wir auch hersteller- weit entfernt sein sollte, kann das Gildenetzwerk überall ein neutral beraten. Mitgliedsunternehmen mit Fußbodenexperten bieten, das Salon-Partner im Gespräch auf Gildeniveau arbeitet. DD: Wie sieht es mit Gewährleistungsfristen aus, wenn doch mal etwas schief geht? Zahlreiche Unternehmen unterstützen die AIT-Archi- DD: Wieso unterstützt die Gilde International als Verbund von Handwerksbetrieben die AIT-ArchitekturSalons? tekturSalons als verlässliche Partner und beweisen Jürgen Klingel: Unsere Mitgliedsunternehmen sind seit damit, dass ihnen an der Förderung der Baukultur Jahrzehnten auf dem Markt – und werden noch sehr lan- Jürgen Klingel: Gute Architektur und auch gutes Hand­werk dauerhaft gelegen ist. An dieser Stelle in den AIThesen ge da sein. Deshalb sind Gewährleistungsfristen für uns setzen hohe Qualitätsmaßstäbe voraus. Wir wollen mit un- präsentieren wir diese Marken. Diesmal führten wir das kein Problem. serer Partnerschaft die Vermittlung hoher architek­tonischer Gespräch mit Jürgen Klingel, der als Geschäftsführer Maßstäbe unterstützen. Unsere Handwerker bieten in den der Decor Union Die Objekteure GmbH für Gilde Inter- DD: Dennoch sind die Handwerker der Gilde doch eher Salons Fachseminare zum Thema Fußbodentechnik an. Und national zuständig ist. regional orientiert? wir fühlen uns hier wohl. Jürgen Klingel | Gilde International Die Liebe zum Handwerk zeichnet die Gildemtiglieder aus.| iStock DD: Wodurch unterscheiden sich die Mitgliedsfirmen der Gilde International vom gewöhnlichen Handwerksbetrieb? Jürgen Klingel: Es gibt eine Fülle von Unterschieden. Zuerst einmal achten wir aber darauf, dass unsere Mitglieder eine außergewöhnlich große Erfahrung haben und ihre erfolgreiche Zusammenarbeit mit Architekten und Innenarchitekten anhand von Referenzen beweisen können. DD: Die Gildemitglieder rühmen sich besonders guter Beziehungen zu den Herstellerfirmen. Was hat der Architekt davon? Jürgen Klingel: Ganz einfach – wenn es mit den Lieferfristen mal eng wird, dann sind unsere Mitglieder einfach das entscheidende Quäntchen besser. Unsere Projekte werden planmäßig fertiggestellt! Und weil wir als großes Netzwerk 14 | AIThesen September | Baumschlager Eberle objectflor Salonpartner – diese Unternehmen engagieren sich für die Baukultur, Teil 6 Natur vs. Technik – auf dem Boden stellt sich die architektonische Gretchenfrage der Materialwahl besonders deutlich. Deshalb bietet das Kölner Unternehmen objectflor beides an. Mit elastischen Bodenbelägen aus Vinyl oder aus Kautschuk hat sich der Bodenbelagshersteller und Salon-Partner in den vergangenen Jahren rasant entwickelt. Die architekturgerechte Produktentwicklung steht inzwischen im Zentrum des Unternehmensleitbildes. Mit dazu gehört konsequenterweise die Unterstützung des Kölner AIT-ArchitekturSalons. Böden aus Naturstein oder Holz stoßen mitunter an ihre technischen Belastungsgrenzen. Spätestens dann werden Beläge aus Vinyl oder Kautschuk eingesetzt. Extreme Strapazierfähigkeit und eine gleichzeitig kaum begrenzte Gestaltungsvielfalt in Farben, Strukturen und Oberflächen haben den Vinylbelägen zum Durchbruch verholfen. Die faszinierende Haptik der Kautschukbeläge „Artigo“, die gleichfalls zum Sortiment gehören, runden die Produktpalette um einen echten Architekturklassiker ab. Das Kölner Unternehmen gibt es zwar erst seit 1989. Doch Alexander-von-Humboldt-Schule Viernheim | objectflor Salon-Partner im Gespräch in diesen gerade mal 23 Jahren hat sich objectflor zu einem der führenden europäischen Anbieter entwickelt. Gerade in Zahlreiche Unternehmen unterstützen die AIT-Architek- wird. Bei nüchterner Betrachtung scheuen wir aber keinen den vergangenen Jahren wurde die sogenannte „Objektkom- turSalons als verlässliche Partner und beweisen damit, Vergleich und können dies auch belegen. petenz“ massiv ausgebaut. Oder mit anderen Worten: Ein ei- dass ihnen an der dauerhaften Förderung der Baukultur genes Beratungsteam kümmert sich ausschließlich um die gelegen ist. An dieser Stelle in den AIThesen präsentieren DD: Weshalb unterstützt objectflor die AIT-Architektur- Wünsche der Architektenschaft und lässt deren Anregungen wir diese Marken. Dieses Mal führten wir unser Gespräch Salons? dann auch immer wieder in die neu entwickelten Kollektionen mit Stephan Wolff von objectflor. einfließen, die inzwischen dem Vinylbelag eine völlig eigen- Stephan Wolff: Objectflor ist noch ein relativ junges und ständige Gestaltung beschert haben. DD: Können elastische Bodenbeläge von objectflor einen Bei- deshalb auch sehr dynamisches Unternehmen. Inzwischen Seit Monaten bewährt sich objectflor-Boden im Kölner AIT- trag für eine bessere Architektur leisten? wird jedoch ein sehr großer Anteil unserer Produktion in ArchitekturSalon in einem echten Härtetest. Aus Anlass architektonisch anspruchsvollen Gebäuden eingesetzt. Dies unserer Zaha Hadid-Ausstellung wurde der Salon komplett Stephan Wolff: Allerdings, denn PVC ist ein Hightech-Pro- ist das Resultat unseres regen und offenen Austausches mit und nach Zaha Hadids Wünschen mit einem schwarzen Kau- dukt, dessen Entwicklungspotenzial noch gar nicht ausge- der Architektenschaft. Wir wollen die Gegenwartsarchitek- tschukboden ausgelegt. Für objectflor eine Referenz, auf die reizt ist. In der Natur vorkommende Werkstoffe wie Holz tur ehrlich begleiten und mit dazu beitragen, dass in den man besonders stolz ist. oder Stein haben ihre volle Berechtigung. Doch sie sind na- ArchitekturSalons ein öffentliches Forum besteht. Und ganz von Dietmar Danner türlich in Gestaltung und Funktion limitiert. Überall dort, nebenbei: Als Kölner Unternehmen gehören wir ganz ein- wo Architektur und Innenarchitektur jedoch gleichzeitig fach in den Kölner ArchitekturSalon. Soviel Lokalpatriotis- erhöhten Belastungen ausgesetzt sind und womöglich zu- mus muss sein. dem noch besondere gestalterische Annforderungen erfüllt werden sollen, sind Bodenbeläge auf PVC-Basis eine Option. Bei Tragwerken oder Fassadenkonstruktionen werden neueste Technologien genutzt, um bisher nicht realisierbare Architekturen entstehen zu lassen. Im Innenausbau machen unsere Produkte Gebäude nicht nur dauerhafter und besser nutzbar. Sie tragen auch zu einer durchgängigeren Gestaltung bei. DD: Wieso ist PVC nachhaltig? Stephan Wolff: Weil in einer nachhaltigen Planung auch das komplette Recycling unserer Produkte vorgesehen ist. Und dann ist die Ökobilanz von elastischen Bodenbelägen untaStephan Wolff GF | objectflor delig. Wir wissen, dass die Debatte sehr emotional geführt Innenansicht des Lagers | objectflor Baumschlager Eberle | AIThesen September | 15 fOKUS Der AIT ArchitekturSalon jetzt auch in Stuttgart Die AIT kommt mit ihren ArchitekturSalons nach Hause. Denn seit dem 21. August 2012 gibt es nun auch in Stuttgart eine Architekturgalerie, derzeit unsere insgesamt vierte nach Hamburg, München und Köln. Temporär wie die meisten Salons, aber dafür umso perfekter gelegen. Denn das Konzept der AIT-ArchitekturSalons ist ein typisches Beispiel für Guerilla-Marketing. Die temporären Galerien kommen und gehen und bieten der Architektenschaft hochkarätige Ausstellungen und zahlreiche Fachtagungen. Der neue AIT ArchitekturSalon hat in der ehe- Im Rahmen der Ausstellung „Generation Reiß- maligen evangelisch-methodistischenAufer- brett: Die Ü40-Architekten – „was sie werden stehungskirche seine vorläufige Heimat ge- wollten und was Sie wurden“ werden bis zum funden. Mittelfristig steht die Kirche vor dem 27. September die Modelle der Diplomarbeiten Abriss. Bis es allerdings soweit ist, macht AIT von 100 der bedeutendsten Gegenwartsarchi- die Kirche aber zu einem Zentrum des südwest- tekten aus Deutschland, Österreich und der deutschen Architekturgeschehens. Schweiz sowie benachbarten Ländern gezeigt. Der Kirchenraum vor der Umgestaltung zur Galerie und danach. Kontakt: AIT- ArchitekturSalon Stuttgart Sophienstraße 21 D-70178 Stuttgart Fon: +49 (0) 40 7070 898-11 Fax: +49 (0) 40 7070 898-20 Mail: [email protected] Die sind ein Supplement der und erscheinen unregelmäßig. Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH Architektur Innenarchitektur Technischer Ausbau Fasanenweg 18, 70771 Leinfelden-Echterdingen, 1890 gegründet als „Innen-Dekoration“, Postfach 10 02 56, 70746 Leinfelden-Echterdingen bis 1979 „Architektur und Wohnwelt“ – 119. Jahrgang http://www.ait-online.de – [email protected] Herausgeber: Dipl.-Kfm. Karl-Heinz Weinbrenner Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Dipl.-Kfm. Claudia Weinbrenner-Seibt Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Für un- Verlagsleitung: verlangt eingesandte Bilder und Manuskripte überneh- Dr.-Ing. Dietmar Danner men Verlag und Redaktion keinerlei Gewähr. Redaktion: Dr.-Ing. Dietmar Danner (DD), (verantwortlich für den Gesamtinhalt) 16 | AIThesen September | Baumschlager Eberle Printed in Germany