Baumschlager eBerle — architektur | alltag

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Das Medium der AIT-ArchitekturSalons
Baumschlager Eberle —
Architektur | aLLTAG
Die AIThesen zu den Ausstellungen in den AIT-ArchitekturSalons
Ingeborg Flagge | Die Orientierung gilt der Welt
Interview | Dietmar Eberle im Gespräch
Salonpartner
objectflor
Gilde International
Ausgabe September 2012
Baumschlager Eberle | AIThesen September | 1
editorial
Ausstellung
Liebe Leserinnen, liebe Leser …
Baumschlager Eberle – Architektur | Alltag
Es ist schon eine ganze Weile her, seitdem „die Vorarlberger“ die internationale Architekturszene betraten. Seither ist das kleine „Ländle“ am äußersten westlichen Rand Österreichs
AIT-ArchitekturSalon Hamburg
jedoch zu einer der qualitativ hochwertigsten Architekturlandschaften überhaupt geworden.
Vernissage 06. September
Die Bauten von Baumschlager Eberle und einer Fülle weiterer jungen Architekten haben
Ausstellungsdauer: 7. September bis 11. Oktober*
den Begriff „regionale Architektur“ mit einer ganz neuen Bedeutung versehen. Die enorme
Dichte bemerkenswerter Projekte noch im letzten Dorf des Bregenzer Waldes und die Wir-
AIT-ArchitekturSalon München
kung ihres Schaffens auf die Rezeption von Architektur in der breiten Bevölkerung machten
Vernissage 29. November
Vorarlberg rasch zum leuchtenden Beweis dafür, dass Architektur „wirkt“.
Ausstellungsdauer: 30. November bis 31. Dezember*
Dass in Vorarlberg kein Strohfeuer loderte, zeigen inzwischen viele neue, junge Büros der
Generation „Ü30“. Doch wie haben sich die Wegbereiter entwickelt? Mit unserer Ausstellung
AIT-ArchitekturSalon Köln
über Baumschlager Eberle stellen wir vor, was aus den Vorarlberger Baukünstlern von einst
Vernissage 30. Oktober
geworden ist.
Ausstellungsdauer: 31. Oktober bis 22. November *
Der Name Baumschlager Eberle ist inzwischen weltbekannt – die Liste ihrer internationalen
Projekte lang. Wie reagiert ein aus der Region entwachsenes Büro auf globale architektonische
AIT-ArchitekturSalon Stuttgart
Herausforderungen? Wie entwickelt sich die ursprüngliche architektonische Haltung? Wir
Eröffnung und Vernissage 21. August
sind stolz darauf, Dietmar Eberle in unseren Salons begrüßen zu dürfen – und freuen uns
Ausstellungsdauer: 22. August bis 27. September*
über zahlreiche Gäste.
Zwischendurch ist die Zahl unserer Architekturgalerien ja nochmal angewachsen. Denn
*Über genaue Termine und eventuelle Änderungen informieren
seit Ende August sind wir nun auch in Stuttgart präsent. In der Heimatstadt des Verla-
Sie sich bitte unter www.ait-architektursalon.de
ges haben wir bestimmt die interessanteste Immobilie gefunden. In einer evangelischmethodistischen Kirche mitten in der City werden wir für einige Monate hochkarätige
Architektur präsentieren.
Dies bedeutet aber keineswegs, dass wir in Kürze auch in Bielefeld oder Ingolstadt Galerien
eröffnen werden. Unsere Salons sind grundsätzlich Engagements auf Zeit, denn wir mieten
stets nur sogenannte Zwischennutzungen. Die AIT-Salons sind eine „atmende Ausstellungsstruktur“. Im Moment haben wir zwar kräftig „eingeatmet“. Sobald ein Gebäude vor der
Umnutzung (sprich vor dem Abriss) steht, atmen wir aber wieder aus. Nutzen Sie also die
Gelegenheit, uns zu besuchen, solange wir gerade in Ihrer Nähe sind – derzeit in Hamburg,
Köln, Stuttgart und München.
2012
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dietmar Danner
Kristina Bacht
Chefredakteur & Verlagsleiter
Kuratorin ArchitekturSalons
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erhältlich im Apple APP-Store
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2 | AIThesen September | Baumschlager Eberle
Wohnhochhaus Moma in Peking, China, 2005 | Eduard Hueber
Titel: Mischnutzung Solids Ijburg in Amsterdam, Niederlande 2011 | Werner Huthmacher
Baumschlager Eberle | AIThesen September | 3
Die Orientierung gilt
der Welt
Die Entwicklung von Baumschlager Eberle
Auf fünf verschiedenen Wegen nähert sich Ingeborg Flagge der Architektur von Baumschlager Eberle. Die Kritikerin betrachtet
deren Werk aus der Selbstsicht der Architekten. Sie thematisiert den vermeintlichen Gegensatz von lokaler Verankerung und
globaler Tätigkeit. Sie untersucht die Bedeutung des Genius loci in den Arbeiten von Baumschlager Eberle. Sie untersucht, wie
Atmosphäre konstruiert wird, und sie erkennt Einfachheit und Reduktion als die kategorischen Imperative in der Arbeit des
weltweit aktiven Büros.
von Ingeborg Flagge
1.
Die Entwicklung eines Architekturbüros lässt sich von außen
und innen betrachten. Von außen gesehen kann man leicht
ausmachen, wie sich eine formale Haltung herausgebildet
hat, welche Vorlieben an Materialien entwickelt wurden und
Lokal verankert –
und dennoch Weltbürger.
ob eine Spezialisierung auf gewisse Bauaufgaben erfolgt ist.
Solche Beobachtungen sind aber nur begrenzt interessant.
gegenüberstellt. Er attestierte solchen Menschen „einen
groß wie heute, die Methoden der Ressourcenoptimierung
Denn ohne die Sicht von innen, die Selbstsicht der Architek-
Bauwillen ..., der die Wirklichkeit nicht scheut, wohl aber
nicht so durchkalkuliert wie gegenwärtig. Aber die grund-
ten also, bleibt eine solche Analyse unvollständig.
als Aufgabe ... behandelt.“
sätzliche Haltung war gleich, „wirkungswerte Bauten“ zu
Wer wie Baumschlager Eberle für sich in Anspruch nimmt,
Als weltbewegliches Büro ist Baumschlager Eberle auch
schaffen, die ökonomisch, technisch und emotional nach-
eine Baulösung vom Ort der Bauaufgabe über die städte-
ständig lernend. Die Richtung einer Architektur zwischen
haltig sind.
bauliche Konfiguration bis zur Konstruktion, Gestaltung
Experiment, Zukunftsforschung und wirtschaftlicher
der Hülle und schließlich der Funktion anzugehen – und
Glaubwürdigkeit lässt keine andere Möglichkeit offen. Von
2.
zwar immer in dieser Reihenfolge –, für den kann Bauen nur
den Anfängen an arbeitet Baumschlager Eberle auf höchs-
Kreativität lebt vom Vergleich. Dass die Globalisierung für
stete Weiterentwicklung sein. Zudem besitzt Baumschla-
tem logischem und analytischem Niveau. Natürlich waren
die Architektur aber eine Steigerung der Beliebigkeit bedeu-
ger Eberle eine gehörige Portion des „Möglichkeitssinnes“,
die ersten Bauaufgaben kleiner, stärker regional als inter-
tet und eine zunehmende Gefahr der Nivellierung, haben
den der Schriftsteller Robert Musil dem Wirklichkeitssinn
national, die Palette an verwendeten Materialien nicht so
die vergangenen Jahrzehnte gezeigt. Die weltweite Verein-
Flughafen Wien-Schwechat, Check-In 3, 2012 | Werner Huthmacher
6 | AIThesen September | Baumschlager Eberle
1
TTBE Center Nam Dinh City, Vietnam, 2011
heitlichung – in gewisser Weise sogar notwendig – wird von
Eberle kennt seinen Heidegger, der in „Bauen Wohnen Den-
ten geprägt. Diese zu verstehen verlangt von Architekten
niemandem wirklich geschätzt. Sicher wurde Baumschlager
ken“ ausführt, dass Denken untrennbar mit Ortserfahrung
gerade in fremden Gesellschaften und an fremden Orten
Eberle wie andere Architekturbüros in Vorarlberg mit Bau-
verbunden ist. Ohne beides kein Gefühl von Heimat. Der
Sensibilität, Respekt und Erfahrung. Es gibt keine Orte ohne
ten bekannt, deren eigene Qualität aus der Pflege baulicher
Mensch baut von konkreten Orten her seine Beziehung zur
Geschichte. Aber viele Orte sind sich ihrer selbst heute ent-
Tradition und einer präzisen Auseinandersetzung mit dem
Welt auf, auch und immer wieder und vor allem in Zeiten
fremdet. Nur ein solches Bauen, das die Bedingungen des
Ort und der Gesellschaft erwuchs. Aber Baumschlager Eberle
zunehmender Heimatlosigkeit.
Lebens und eines Ortes auslotet, können Menschen sich
blieb dabei nicht stehen. Die Orientierung gilt der Welt.
Das Verständnis für einen Ort ist nicht einfach da. Es will
aneignen. Eine schrille, schräge Architektur mag temporär
Jede bedeutende Entwicklung in der Architektur braucht als
erarbeitet werden, mit Neugierde und Akribie. Orte erzählen
größere Begeisterung wecken als ein eigentümlicher Bau.
Voraussetzung die Begegnung mit dem Neuen, dem Ande-
eine Geschichte und eine Realität, die in ihren Formen und
Nur ein Gebäude, in dem sich Geschichte zu einem Ort ver-
ren, dem Fremden. Wer als Architekt vorhandene Lebenswel-
ihrer Präsenz zutage tritt. Aber über ihre materielle Beschaf-
dichtet, wo die eigene Zeit mit einer früheren in Konstellati-
ten optimieren will, kann dies nur mit dem Blick nach vorn
fenheit hinaus werden Orte von kulturellen Befindlichkei-
on tritt, macht Identifikation möglich. Identifikation findet
und über die Grenzen. Um Eigenart zu entwickeln, bedarf es
der Orientierung und des Ganges nach außen – so wie sich
früher Handwerksburschen am Ende der lokalen Lehre auf
Wanderschaft begaben, um in der fremden Welt Erfahrungen zu sammeln. Auch für Baumschlager Eberle ist es kein
Widerspruch, lokal verankert und dennoch Weltbürger und
Vielreisender mit Heimat an einem Ort zu sein.
3.
Ohne Genius loci keine gute Architektur. Gutes Bauen ist
immer ein Arbeiten im Kontext und Ausdruck einer Auseinandersetzung mit einem konkreten Ort. Baumschlager
Nur ein Gebäude, in dem sich
Geschichte zum Ort verdichtet,
macht Identifikation möglich.
Baumschlager Eberle | AIThesen September | 7
8 | AIThesen September | Baumschlager Eberle
prinzipiell dort mit einem Objekt statt, das so charakteristisch ist, dass es Eigenart hat, und so grundsätzlich, dass
es gar nicht anders sein kann. Baumschlager Eberle nennt
dies eine „Architektur, die sich um Orte kümmert“.
4.
„Wie wird Atmosphäre konstruiert? Atmosphäre beginnt
offenbar genau dort, wo die Konstruktion endet. Sie umgibt
ein Gebäude, haftet seiner Materie an. Tatsächlich scheint
sie dem Objekt zu entströmen. Sie ist gewissermaßen
eine sinnlich wahrnehmbare Emission von Schall, Licht,
Wärme, Geruch und Feuchtigkeit; ein wirbelndes Klima
nicht greifbarer Effekte, die von einem stationären Objekt
erzeugt werden.“3
Wer die Bauten von Baumschlager Eberle betrachtet, der
mag manchmal an ihrer Atmosphäre zweifeln. Das hieße
jedoch, Atmosphäre als Ergebnis formaler Reize zu verstehen und nicht als Ergebnis einer begründbaren Architektur von befreiender Klarheit. Stimmige und ausgewogene
Gebäude können auf künstlerische Allüren verzichten, die
häufig ohnehin nichts anderes als verbrämte Gleichgültigkeit sind. Unter stimmigen Bauten würde ich solche verstehen, bei denen alles aufeinander verweist: der Ort, die Form,
der Gebrauch; bei denen die Dinge zu sich gekommen sind.
„Ob die Menschen sich dessen ... bewusst sind oder nicht, sie
beziehen Zuversicht und Nahrung aus der Atmosphäre der
Dinge, in oder mit denen sie leben. Sie wurzeln darin wie
eine Pflanze in ihrem Boden.“4 Und Architekten als diejenigen, die diese Atmosphäre planen, müssen um Grundlagen
und Wirkungen wissen.
5.
Minimalisten seien sie nicht, meint Dietmar Steiner
und hat sicher recht damit. Zwar folgen die teilweise
Bürohaus in Lustenau, 2012 – hier wird das Vorarlberger Büro von Baumschlager Eberle arbeiten | Renerding: BE Lochau
... formale Willkür gibt es im
Œuvre von Baumschlager
Eberle nicht.
rigorose Klarheit, Rationalität sowie gleichzeitige Prägnanz, Strenge und Eleganz der Bauten von Baumschla-
„Alle Projekte sind in der authentischen Sprache ihres Materi-
1. Robert Musil, Wirklichkeitssinn und Möglichkeitssinn, in:
ger Eberle einem minimalistischen Ansatz, aber es geht
als für die jeweilige Situation gedacht. Ausgereizt bis zur Per-
Wahrnehmen, Staunen Begreifen, Hg. Jutta Köhler, Monika
den Architekten nicht um die Umsetzung eines – wenn
fektion“, so beschreibt Steiner eine Haltung und einen Zugang,
Krah-Schulte, Stuttgart 2005, S. 116 ff.
auch hochwertigen und reduzierten, aber geschlossenen
den er früher mit „realistischer Programmatik“ benannte.
2. Peter Sloterdijk, Der ästhetische Imperativ, Hg. Peter Wei-
– Formenkanons, sondern um die Erneuerung der Archi-
Wenn dabei einzigartige Architektur herauskommt, umso
bel, Hamburg 2007, S. 244 ff.
tektur aus einem rational deduzierten Prozess. Deshalb
besser, denn auch der rationalste Prozess hat schließlich äs-
3. Mark Wrigley, Die Architektur der Atmosphäre, in: Daida-
sind ihre Lösungen je nach Ort und Aufgabe auch immer
thetische Folgen. Formale Willkür gibt es im Œuvre von Baum-
los 68, 1998, S. 18.
wieder anders und müssen es auch sein. Einfachheit und
schlager Eberle nicht. Das ist es, was auch Mies van der Rohe
4. Frank Lloyd Wright, in: Ludwig Fromm, Architektur und
Reduktion sind dabei die „kategorischen Imperative“ ih-
meinte, wenn er davon sprach, dass er hart daran arbeite her-
sozialer Raum. Grundlagen einer Baukulturkritik, Kiel, 2000,
res ästhetischen Handelns.
auszufinden, was er tun müsse, nicht was er tun möchte.
S. 80–81.
Vogelperspektive easyCredit Haus Nürnberg, 2011 | Rendering: BE Berlin
Baumschlager Eberle | AIThesen September | 9
Interview
Baumschlager Eberle im Gespräch
Es gibt Architekten, die aus ihren Visionen
mehr oder weniger brauchbare Konzepte
für die Realität des Gebauten ableiten. Andere Architekten stellen sich der Realität, um
sie zu verbessern. Das Büro Baumschlager
Eberle setzt sich mit den komplexen Sachverhalten von Ökonomie, Ökologie, Ressourcen
und der Gesellschaft auseinander, die gemeinsam den kulturellen Kontext unserer
Lebenswelt bilden. Eine solche Annäherung
findet auf möglichst vielen, von rationaler
und emotionaler Intelligenz erreichbaren
Ebenen statt: Immer mit dem Ziel vor Augen,
Architektur als etwas Konkretes einzubringen, das für die unterschiedlichen Orte des
Bauens und die heterogenen Kreise der Nutzer wertewirksam wird.
brauche ich nicht extra zu erwähnen. Die Schlussfolgerung,
die wir für uns daraus ziehen, ist die, dass wir versuchen,
kontextuell abgestimmte Strukturen und Konzepte zu finden, die auf mehreren Ebenen Akzeptanz finden und im
besten Fall neue „Beziehungsgeflechte“ generieren. Wir sehen dies als einen wesentlichen Teil unserer Arbeit, die wir
als kulturellen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung
betrachten.
AIThesen: Ein solches Analysieren der Rahmenbedingungen erfordert klare Parameter für die Architektur und in
der Praxis der Umsetzung Teamarbeit. Wo sehen Sie in Ihrer
Arbeit die notwendige Flexibilität, die erforderlichen Konstanten?
DE: Das Präzisieren der Aufgaben, ihrer eigene Logik und
Problematik sowie die Definition möglicher Lösungen
erfolgen daher in enger Abstimmung mit qualifizierten
Partnern. Unabhängig von der Aufgabe stehen wir mit
ausführenden Firmen, Handwerkern und Fachplanern in
Kontakt, um sie in die Formulierung einer komplexen Ant-
AIThesen: Sie sind ein Architekt, der an einer klar umrisse-
wort während der Recherche einzubinden. Damit werden
nen Methode arbeitet, um sich einer Bauaufgabe zu nähern.
Technik und ihre Umsetzung integraler Bestandteil unserer
Wie sehen Sie den Stellenwert eines solchen „Realismus“ im
Konzepte. Ein wesentliches Anliegen unserer Arbeit ist es,
Vergleich zu den plakathaften Visionen so mancher Star-
auf jeden Fall eine Synthese von Gebrauchswert und kul-
DE: Wenn wir in das Leben eingreifen wollen, dann gibt es
Architekten heute?
turellem Wert zu schaffen. Nur dann können wir das Ziel
eigentlich nur einen vernünftigen Ansatz der Betrachtung,
erreichen, vorhandene Lebenswelten zu verändern.
nämlich den Alltag. Alltag hat etwas mit Konsens zu tun,
Dietmar Eberle | Christine Kees
DE: Die Herangehensweise unseres Büros nimmt starken
mit Konventionen. Es sind diese Übereinkünfte, die das Zu-
Bezug auf die Realität des Bauens und lässt demgegenüber
sammenleben mehr oder weniger bewusst so immens prä-
den „ideologischen Aspekt“ des Visionären scheinbar in
AIThesen: Sie benennen die vorhandenen Lebenswelten,
gen. Daraus folgernd ergibt sich eine quantitativ sehr wohl
den Hintergrund treten. Wie oft die Architektur schon an
daraus ergibt sich der Rückschluss auf den Titel der Aus-
erfassbare soziale Akzeptanz, die einem Projekt jenseits des
der Adaptierung der Realität in Bezug auf meist formale
stellung „Alltag/Routine“. Was verstehen Sie unter Alltag
subjektiven Feststellens Langlebigkeit sichert. Die Konventi-
und als „visionär“ verkaufte Vorstellungen gescheitert ist,
und Routine?
onen dafür müssen nicht 2000 Jahre stabil bleiben und auch
Diakonie Düsseldorf, 2009 | Eduard Hueber
10 | AIThesen September | Baumschlager Eberle
nicht 100, aber vielleicht die letzten 30 und die zukünftigen
30 Jahre. Es ist tatsächlich ein großer Verlust in unserem
Architekturverständnis der vergangenen 50 Jahre, dass wir
nicht nach der Konvention gesucht haben. Im Wohnforum,
dem Forschungsinstitut, das zu meiner Professur an der ETH
Zürich gehört, lasse ich aus diesem Grund so viele Evaluationen von bestehenden Projekten machen, um Konventionen
als komplexes Ensemble von Wertvorstellungen zu begreifen
und damit von den einfachen Images und von Stereotypen
wegzukommen.
AIThesen: Beim ersten Hinhören klingt das alles recht konservativ, während die Hochkultur zumindest des vergangenen Jahrhunderts viel mehr mit dem Begriff „unkoventionell“ operiert hat und damit Fortschritt meinte.
DE: Es ist schon unkonventionell genug, wenn man sich mit
Konventionen beschäftigt. Ich würde als Gegenpol zu konventionell eher den Begriff sensationell ins Treffen führen.
Und damit sind wir schon bei einem wesentlichen Merkmal
der Architektur. Bauten stehen nun einmal über 100 Jahre,
konsumieren einen enormen Anteil der gesamten Ressourcen eines Landes, eines Kontinents, der Erde. Da ist es schon
sinnvoll, über Konventionen nachzudenken. Denn die Erkenntnis über die gesellschaftlichen Übereinkünfte trägt
dazu bei, die soziale Akzeptanz des Gebauten zu generieren.
Soziale Akzeptanz bedeutet wiederum, dass Gebäude lange
bestehen, dass sie gepflegt werden und letztendlich besonders nachhaltig sind. Oder anders formuliert, käme jemand
auf die Idee, den Kölner Dom abzureißen? Wohl kaum, aber
die Plattensiedlungen der 60er und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts werden immer noch warm abgetragen,
weil sie einfach nicht mehr akzeptiert werden. Und das hat
nicht nur etwas mit der mangelnden Qualität der Ausführung zu tun. Das hat viel mit der Botschaft dieser Bauten zu
tun, das hat mit unseren Ansprüchen und Wertvorstellungen zu tun. Abgesehen davon bergen sensationelle Bauten
Treppenhaus der Siedlung Achslengut in St. Gallen, Schweiz, 2002 | Eduard Hueber
einen Widerspruch in sich. Nichts verflüchtig sich schneller
bedeutet aber noch viel mehr. Denn der Faktor Zeit kommt
weise – mit der Realität als Maßstab – ist viel mehr das Wis-
als die Sensation oder auch der Witz. Soziale Akzeptanz da-
wieder ins Spiel. Es ist die Aufgabe des Architekten, über das
sen, weit weniger die Intuition.
gegen bedeutet Langlebigkeit. Was 100 Jahre halten muss,
immer kurz gefasste Zeitverständnis von Investoren oder
Es ist offensichtlich, dass es keine Orte ohne Geschichte gibt.
kann und darf sich nicht an der Mode oder am persönlichen
auch von Benutzern hinweg, zu denken, Gerade weil wir auch
Für uns bedeutet das noch lange nicht, die Historie des Or-
Geschmack einer einzigen Generation orientieren. Zukunfts-
unseren nachkommenden Generationen noch etwas von
tes ohne Bruch fortzuschreiben. Es geht auch nicht darum,
fähigkeit bezieht sich auf die folgenden Generationen. Alles
dieser Erde erhalten wollen. Das klingt vielleicht ein wenig
aus dem materiellen Vorhandensein Versatzstücke für die
andere ist asozial.
romantisch, aber die Evolution funktioniert nun einmal so.
Zukunft zu suchen. Es geht uns um das Verstehen der Geschichte eines Ortes und seiner Dimension für die Zukunft.
Als Architekten müssen wir vor allem Zugang zur historisch-
AIThesen: Wenn Sie von Langlebigkeit sprechen, meinen Sie
AIThesen: Verantwortung meint Langlebigkeit. Welche Mit-
kulturellen Konstitution eines Ortes finden. Es gilt dabei, ei-
damit auch die Verantwortlichkeit des Architekten?
tel benötigen Sie oder verwenden Sie, um Gebäude langlebig
nen gewissen Respekt zu bewahren und die Gestalt des Ortes
zu machen?
auszuloten. Wir müssen schauen, was wir davon fortschreiben und was wir daran ändern wollen. Der Ort muss als Teil
DE: Ganz sicher, wenn sich nämlich Architekten der Verantwortung entziehen, so hat das verschiedene Gründe. Zum
DE: Am wichtigsten ist sicherlich der Städtebau. Mit dem
einer lebendigen Realität verstanden werden. Gegenüber
einen ist das Konzept nicht gut genug, um das Produkt Ar-
Städtebau fängt alles an. Die Analyse des konkreten Ortes
dieser Realität kann man sich abschotten – was aber nicht
chitektur zu schaffen, zum anderen lassen sich manche Ar-
ist Voraussetzung, um die bestmögliche Passung eines neuen
bedeutet, sich ihr zu verweigern. Man kann aus ihr ein posi-
chitekten aus welchen Gründen auch immer davon abhalten,
Gebäudes zu erreichen. Die Reflexion über das Vorhandene
tives Maß an Qualität herausarbeiten. Auf jeden Fall geht es
ihre Ideen zu verwirklichen. Für unseren Berufsstand bedeu-
mündet dann in einem Regelwerk für Außenräume und Ge-
um die Leistungsverbesserung eines Ortes. Die Bedeutung
tet es auf jeden Fall einen sehr beträchtlichen Schaden, weil
bäude. Es sollen also keine „einzigartigen“ Großformen und
unserer Arbeit in einer spezifischen Situation auf den Punkt
eben Architekten noch weniger ernst genommen werden als
Bilderwelten fixiert werden, sondern Elemente, die einander
gebracht: Man kann für die betroffenen Menschen schlicht-
es bisher schon der Fall war. Verantwortung übernehmen
im Zusammenspiel ergänzen. Basis einer solchen Vorgangs-
weg nicht den Ort auswechseln. Der Architektur- und
Baumschlager Eberle | AIThesen September | 11
Wettbewerb Äußere Seestadt Bregenz, Vorarlberg, 2011 | Rendering: BE Lochau
Kulturphilosoph Bernard Rudofski hat die Forderung nach
DE: Aus den genannten Gegebenheiten folgt, dass die Hülle
es weltweit gar nicht mehr leistbar, auf Systeme zu setzen,
einer neuen Lebensweise – nicht nach einer neuen Architek-
eine ganz wichtige Rolle für unsere Architektur spielt. Sie ist
die betriebswirtschaftlich gesehen 20 bis 30 Jahre funktio-
tur – gestellt.
der erste sichtbare Bedeutungsträger an einem spezifischen
nieren. Im besten Fall wäre daher eine optimierte Hülle die
Das ist zwar aus heutiger Sicht recht idealistisch, aber im Kern
Ort. Wenn man die Hülle zunächst als wesentliches Teilsys-
Klimagrenze des Gebäudes. Hüllen müssen aber – und damit
zeigt dieses Postulat, wohin die Reise gehen soll. Wir müssen
tem für den unmittelbaren Nutzen betrachtet, dann immer
sind wir beim kulturellen Mehrwert der Architektur – als
eine Architektur finden, die sich um die Orte kümmert. Sie
im Zusammenhang mit der Haustechnik, weil beide – ge-
Metaphern ernst genommen werden, um jene soziale und
kann über den unmittelbaren Gebrauchswert hinaus für Ge-
meinsam mit Masse und Form des Gebäudes – das Klima im
kulturelle Akzeptanz herzustellen, die für die Langlebigkeit
meinsamkeiten sorgen und Verhaltensweisen beeinflussen,
Inneren beeinflussen. Hülle und Haustechnik verhalten sich
– neben anderen Aspekten – von Gebäuden verantwortlich
die zur Identitätsfindung beitragen – eine Identität, die in den
zueinander wie kommunizierende Gefäße. Je weniger das
zeichnet. Oder anders formuliert: Wenn die Hülle etwas mit
Teilgesellschaften dieser Welt Akzeptanz zu finden sucht.
eine leistet, desto mehr muss das andere können. Damit
„Bekleidung“ zu tun hat, dann sollten wir eine „Fassade“ ma-
Architektur trifft Aussagen zum Ort – rein handwerklich zu-
spricht eigentlich alles für die Qualitätssteigerung der Hülle:
chen, denn die steht für das „Gesicht“ und damit für die non-
nächst ein räumlich-volumetrisches Problem, das aber sehr
Sie existiert deutlich länger, trägt zur Schonung der Ressour-
verbale Kommunikation des Physiognomischen. Als letzte
viel weiter reicht. Die meisten Menschen interessiert nicht,
cen bei und senkt den Betriebsaufwand. Sie sorgt für niedri-
Schnittstelle zwischen Öffentlichkeit und dem Privaten darf
wie die Architektur aussieht. Sie nehmen mit den Bauten
gen Energieverbrauch und das Ausbalancieren der Investiti-
man das Stiegenhaus nicht außer Acht lassen. Gerade im
bewusst oder unbewusst zur Kenntnis, was ihnen mitgeteilt
on in Relation zum erzielten Komfort.
städtebaulichen Konzept mit Punkthäusern und sehr genau
wird oder was sie mitgeteilt bekommen wollen. In diesem
definierten Außenräumen – zum Sparen von Flächen – sind
Sinn ist Architektur als Sprache zu verstehen – mit der gan-
Ziel muss es daher sein, Hüllen zu entwickeln, die selbstre-
gute Treppenhäuser für die Architektur eine absolute Not-
zen Bandbreite von Verständnis und Missverständnis.
gulierend und präzise auf die örtlichen Klimata reagieren.
wendigkeit. Sie formulieren nämlich eine Mitte des Gebäu-
Damit erreicht man, dass im Gebäudeinneren ein wesentlich
des, die – etwa in der Innsbrucker Siedlung am Lohbach –
AIThesen: Auf welche Weise finden Sie nun eine Feinjustie-
höheres Maß an Flexibilität vorhanden ist, als sie eine über-
letztlich das Gesamte beeinflusst. Die Tragstruktur mit den
rung der grundsätzlichen, städtebaulichen Disposition?
dimensionierte Haustechnik es vorgibt. Darüber hinaus ist
Treppenhäusern wird auf einem breit-rechteckigen Grund-
12 | AIThesen September | Baumschlager Eberle
riss errichtet. Ihre zentrale Lage ermöglicht eine freie Eintei-
aber die Vision entwickle, eben diese Rahmenbedingun-
Qualitäten bereitstellt, die auch in Zukunft gelten werden:
lung der umgebenden Räume, die in Schichten zusammen-
gen des Alltages zu optimieren, dann sind die Erfolgschan-
etwa eine gute Beziehung nach außen, frische Luft aus der
gefasst sind. Damit wird die Option auf eine spätere
cen deutlich größer. Solids in Amsterdam ist ein Versuch,
Umgebung, ein hohes Maß an Selbstverständlichkeit im
Veränderung bewusst offen gehalten.
großstädtische Architektur zu verwirklichen, deren Be-
Gebrauch.
ständigkeit von Konstruktion und Fassade vereint mit der
Auch hier gilt wie oben angemerkt: Das formale Vokabular
Nutzungsneutralität der Flächen das Thema Langlebigkeit
wird aus den Rahmenbedingungen abgeleitet. Der Kubus
AIThesen: Wie würden Sie die Leistungen eines Gebäudes
auf den Punkt bringt. Eine solche Lösung betrifft den Ge-
als Form bietet nun einmal ein ausgezeichnetes Verhältnis
beschreiben, das Sie mit Ihrem Büro entwickeln?
brauchswert, Sie können aus den Solids jederzeit ein Hotel,
zwischen Volumen und Oberfläche, daher wird er in Luste-
Büros oder Wohnungen machen. Der kulturelle Mehrwert
nau eingesetzt. Parallel dazu verfügt diese Form über ein
DE: Erstens gilt es, die öffentlichen Akzeptanz zu erreichen:
bezieht sich auf eine Architektur, die mit ihrer Selbstver-
hohes skulpturales Potenzial. Was mir sehr wichtig ist, weil
Mir ist wichtig, dass die Menschen ein Gebäude, das wir
ständlichkeit und urbanen Atmosphäre in den öffentlichen
ich nicht daran glaube, dass Architektur andere Daseinszu-
entworfen haben, unendlich gern haben. Zweitens sollen
Raum eingebunden wird. Wie überhaupt Bauten, die dem
stände imitieren soll. Architektur fliegt nun einmal nicht,
sich die Nutzer dort wohlfühlen. Und drittens soll es sich
Wohnen oder der Dienstleistung gewidmet sind, in mei-
sie brennt hoffentlich nur selten. Vor allem aber steht sie,
auch gut verkaufen lassen. Mir ist das wichtig, extrem
nem Verständnis als Paravents für den öffentlichen Raum
und, daraus abgeleitet, muss sie Bestand haben.
wichtig sogar. Alle drei Aspekte haben Auswirkung auf das
dienen sollen.
formale Vokabular, das man verwendet. Für den Aspekt des
Das eigene Büro in Lustenau wird ein Null-Energie-Haus
Wohlfühlens geht es um die Frage, wie man ein Gebäude
werden. Wir verfügen nach 25 Jahren Berufserfahrung über
AIThesen: Das Büro Lustenau ist ja ein Selbstversuch, Sie
heute komfortabler machen kann. Ich halte Komfort für
genügend Wissen, eine solche Herausforderung gemein-
sind der Entwerfende und Planungsbetroffene in einer Per-
ein universelles Lebensziel, das natürlich immer mit der
sam mit unseren Fachplanern effizient zu lösen. Das Büro
son. Eine fast schon ideale Kombination, was aber muss der
Ressourcenfrage verknüpft ist. In der Geschichte setzen
wird ein optimiertes Passivhaus werden. Mit seinen tiefen
Architekt heute und in Zukunft aus Ihrer Sicht leisten?
sich immer jene Erfindungen durch, die ein optimiertes
Fassaden, der Speichermasse des Materials und den inter-
Verhältnis zwischen Aufwand und Ergebnis besitzen.
nen Lasten, vereint mit der intelligenten Gebäudetechnik,
DE: Ich sehe – jedenfalls bis heute – eine Kernkompetenz in
werden wir auf externe Energiezufuhr verzichten können.
der Architektur: die ich als „Gestaltfähigkeit“ beschreiben
Die Hülle ist eine monolithische Wand von 75 cm Stärke
würde. Vielleicht ist das ein etwas konservativer Begriff,
AIThesen: Eingangs haben wir das Thema Visionen kurz
aus zwei verzahnt vermauerten Ziegeln unterschiedlicher
aber er soll die Fähigkeit umschreiben, in Anbetracht einer
angerissen. Wenn man nun den Entwurf für Ihr neues Büro
Dichte, wodurch wir die Dämm-, Speicher- und Tragqua-
großen Menge unterschiedlicher Information aus Form
im Vorarlbergischen Lustenau oder die Amsterdamer So-
litäten ausbalancieren. Decken und Dach sind Betonfer-
und Inhalt eine Gestalt zu generieren. Gestaltfähigkeit
lids betrachtet, so werde ich den Verdacht nicht los, dass Sie
tigteile, die am Ort vergossen werden. Die Massivität des
bedeutet also, auf den kulturellen Konventionen begrün-
Ihre Visionen auch in die Realität umsetzen?
Ganzen und der Teile, mit angemessenen Öffnungen, ergibt
det eine Gestalt – in der Architektur eine dreidimensiona-
ein träges bis konstantes Raumklima. Es wird ein Haus mit
le Erscheinung – zu finden, die den höchsten Ansprüchen
DE: Man muss bei einer solchen Frage den Begriff Vision
klaren, hohen Räumen. Weil Höhe Vorteile bei der Ausnut-
genügt. In Hinblick auf Akzeptanz, soziale Kompetenz und
klären. Wenn ich eine persönliche Vision über die Rahmen-
zung von Tageslicht bringt, die Kubatur pro Person vergrö-
Ästhetik. Anders gesagt, geht es um die formale Transfor-
bedingungen, über die Realität stülpe, so erleide ich mit
ßert, auf diese Weise Schadstoffe mindert und generell das
mation der Materie entsprechend den rechtlichen, sozia-
fast hundertprozentiger Garantie Schiffbruch. Wenn ich
Wohlbefinden hebt. Ein Haus, das in seiner Konstitution
len, kulturellen Grundlagen.
Treppenanlage im Haus H im Allgäu, Deutschland, 2000 | Eduard Hueber
Verwaltungsgebäude WHO/ONUSIDA, Genf, 2007 | Eduard Hueber
Baumschlager Eberle | AIThesen September | 13
gilde international
Salonpartner – diese Unternehmen engagieren sich für die Baukultur, Teil 5
Handwerker sind nicht gleich Handwerker
– davon weiß jeder Architekt ein vielstrophiges Lied zu singen. In der Gilde International haben sich bundesweit Handwerksbetriebe organisiert, die von sich
behaupten können, Außergewöhnliches
zu bieten – und deshalb auch außergewöhnliche Böden verlegen. Die Gilde International ist Partner in allen AIT-Archi­
tekturSalons und erweitert damit die
Reihe unserer Unterstützer der Baukultur
ganz wesentlich.
Führende Handwerker und Spezialisten für Fußbodentechnik haben sich zu einem bundesweiten Netzwerk
zusammengeschlossen, das von seinen Mitgliedern Leistungsnachweise auf höchstem Niveau fordert. Auf diese
Weise bietet die Gilde International der Architektenschaft
deutschlandweit und verlässlich gesunde und erfahrene
Verlegebetriebe für elastische, textile und hölzerne Bodenbeläge. Das Servicepaket der Gilde International gewähr-
Gutes Handwerk bedeutet mehr als eine schöne Oberfläche. | Fotolia
leistet Architekten Planungssicherheit und einen optimalen Projektverlauf. In den AIT-ArchitekturSalons bieten die
Fußbodenexperten der Gilde regelmäßig Fortbildungsvorträge für Architekten an.
zu allen führenden Herstellern gute Kontakte pflegen – und
Jürgen Klingel: Nicht unbedingt. Falls eine Baustelle doch zu
von Dietmar Danner
nicht nur zu einigen wenigen – können wir auch hersteller-
weit entfernt sein sollte, kann das Gildenetzwerk überall ein
neutral beraten.
Mitgliedsunternehmen mit Fußbodenexperten bieten, das
Salon-Partner im Gespräch
auf Gildeniveau arbeitet.
DD: Wie sieht es mit Gewährleistungsfristen aus, wenn doch
mal etwas schief geht?
Zahlreiche Unternehmen unterstützen die AIT-Archi-
DD: Wieso unterstützt die Gilde International als Verbund
von Handwerksbetrieben die AIT-ArchitekturSalons?
tekturSalons als verlässliche Partner und beweisen
Jürgen Klingel: Unsere Mitgliedsunternehmen sind seit
damit, dass ihnen an der Förderung der Baukultur
Jahrzehnten auf dem Markt – und werden noch sehr lan-
Jürgen Klingel: Gute Architektur und auch gutes Hand­werk
dauerhaft gelegen ist. An dieser Stelle in den AIThesen
ge da sein. Deshalb sind Gewährleistungsfristen für uns
setzen hohe Qualitätsmaßstäbe voraus. Wir wollen mit un-
präsentieren wir diese Marken. Diesmal führten wir das
kein Problem.
serer Partnerschaft die Vermittlung hoher architek­tonischer
Gespräch mit Jürgen Klingel, der als Geschäftsführer
Maßstäbe unterstützen. Unsere Handwerker bieten in den
der Decor Union Die Objekteure GmbH für Gilde Inter-
DD: Dennoch sind die Handwerker der Gilde doch eher
Salons Fachseminare zum Thema Fußbodentechnik an. Und
national zuständig ist.
regional orientiert?
wir fühlen uns hier wohl.
Jürgen Klingel | Gilde International
Die Liebe zum Handwerk zeichnet die Gildemtiglieder aus.| iStock
DD: Wodurch unterscheiden sich die Mitgliedsfirmen der
Gilde International vom gewöhnlichen Handwerksbetrieb?
Jürgen Klingel: Es gibt eine Fülle von Unterschieden. Zuerst
einmal achten wir aber darauf, dass unsere Mitglieder eine
außergewöhnlich große Erfahrung haben und ihre erfolgreiche Zusammenarbeit mit Architekten und Innenarchitekten anhand von Referenzen beweisen können.
DD: Die Gildemitglieder rühmen sich besonders guter
Beziehungen zu den Herstellerfirmen. Was hat der Architekt davon?
Jürgen Klingel: Ganz einfach – wenn es mit den Lieferfristen mal eng wird, dann sind unsere Mitglieder einfach das
entscheidende Quäntchen besser. Unsere Projekte werden
planmäßig fertiggestellt! Und weil wir als großes Netzwerk
14 | AIThesen September | Baumschlager Eberle
objectflor
Salonpartner – diese Unternehmen engagieren sich für die Baukultur, Teil 6
Natur vs. Technik – auf dem Boden stellt
sich die architektonische Gretchenfrage der
Materialwahl besonders deutlich. Deshalb
bietet das Kölner Unternehmen objectflor
beides an. Mit elastischen Bodenbelägen
aus Vinyl oder aus Kautschuk hat sich der
Bodenbelagshersteller und Salon-Partner
in den vergangenen Jahren rasant entwickelt. Die architekturgerechte Produktentwicklung steht inzwischen im Zentrum des
Unternehmensleitbildes. Mit dazu gehört
konsequenterweise die Unterstützung des
Kölner AIT-ArchitekturSalons.
Böden aus Naturstein oder Holz stoßen mitunter an ihre technischen Belastungsgrenzen. Spätestens dann werden Beläge
aus Vinyl oder Kautschuk eingesetzt. Extreme Strapazierfähigkeit und eine gleichzeitig kaum begrenzte Gestaltungsvielfalt
in Farben, Strukturen und Oberflächen haben den Vinylbelägen zum Durchbruch verholfen. Die faszinierende Haptik
der Kautschukbeläge „Artigo“, die gleichfalls zum Sortiment
gehören, runden die Produktpalette um einen echten Architekturklassiker ab.
Das Kölner Unternehmen gibt es zwar erst seit 1989. Doch
Alexander-von-Humboldt-Schule Viernheim | objectflor
Salon-Partner im Gespräch
in diesen gerade mal 23 Jahren hat sich objectflor zu einem
der führenden europäischen Anbieter entwickelt. Gerade in
Zahlreiche Unternehmen unterstützen die AIT-Architek-
wird. Bei nüchterner Betrachtung scheuen wir aber keinen
den vergangenen Jahren wurde die sogenannte „Objektkom-
turSalons als verlässliche Partner und beweisen damit,
Vergleich und können dies auch belegen.
petenz“ massiv ausgebaut. Oder mit anderen Worten: Ein ei-
dass ihnen an der dauerhaften Förderung der Baukultur
genes Beratungsteam kümmert sich ausschließlich um die
gelegen ist. An dieser Stelle in den AIThesen präsentieren
DD: Weshalb unterstützt objectflor die AIT-Architektur-
Wünsche der Architektenschaft und lässt deren Anregungen
wir diese Marken. Dieses Mal führten wir unser Gespräch
Salons?
dann auch immer wieder in die neu entwickelten Kollektionen
mit Stephan Wolff von objectflor.
einfließen, die inzwischen dem Vinylbelag eine völlig eigen-
Stephan Wolff: Objectflor ist noch ein relativ junges und
ständige Gestaltung beschert haben.
DD: Können elastische Bodenbeläge von objectflor einen Bei-
deshalb auch sehr dynamisches Unternehmen. Inzwischen
Seit Monaten bewährt sich objectflor-Boden im Kölner AIT-
trag für eine bessere Architektur leisten?
wird jedoch ein sehr großer Anteil unserer Produktion in
ArchitekturSalon in einem echten Härtetest. Aus Anlass
architektonisch anspruchsvollen Gebäuden eingesetzt. Dies
unserer Zaha Hadid-Ausstellung wurde der Salon komplett
Stephan Wolff: Allerdings, denn PVC ist ein Hightech-Pro-
ist das Resultat unseres regen und offenen Austausches mit
und nach Zaha Hadids Wünschen mit einem schwarzen Kau-
dukt, dessen Entwicklungspotenzial noch gar nicht ausge-
der Architektenschaft. Wir wollen die Gegenwartsarchitek-
tschukboden ausgelegt. Für objectflor eine Referenz, auf die
reizt ist. In der Natur vorkommende Werkstoffe wie Holz
tur ehrlich begleiten und mit dazu beitragen, dass in den
man besonders stolz ist.
oder Stein haben ihre volle Berechtigung. Doch sie sind na-
ArchitekturSalons ein öffentliches Forum besteht. Und ganz
von Dietmar Danner
türlich in Gestaltung und Funktion limitiert. Überall dort,
nebenbei: Als Kölner Unternehmen gehören wir ganz ein-
wo Architektur und Innenarchitektur jedoch gleichzeitig
fach in den Kölner ArchitekturSalon. Soviel Lokalpatriotis-
erhöhten Belastungen ausgesetzt sind und womöglich zu-
mus muss sein.
dem noch besondere gestalterische Annforderungen erfüllt
werden sollen, sind Bodenbeläge auf PVC-Basis eine Option.
Bei Tragwerken oder Fassadenkonstruktionen werden neueste Technologien genutzt, um bisher nicht realisierbare
Architekturen entstehen zu lassen. Im Innenausbau machen unsere Produkte Gebäude nicht nur dauerhafter und
besser nutzbar. Sie tragen auch zu einer durchgängigeren
Gestaltung bei.
DD: Wieso ist PVC nachhaltig?
Stephan Wolff: Weil in einer nachhaltigen Planung auch das
komplette Recycling unserer Produkte vorgesehen ist. Und
dann ist die Ökobilanz von elastischen Bodenbelägen untaStephan Wolff GF | objectflor
delig. Wir wissen, dass die Debatte sehr emotional geführt
Innenansicht des Lagers | objectflor
Baumschlager Eberle | AIThesen September | 15
fOKUS
Der AIT ArchitekturSalon jetzt auch in Stuttgart
Die AIT kommt mit ihren ArchitekturSalons nach Hause. Denn seit
dem 21. August 2012 gibt es nun auch in Stuttgart eine Architekturgalerie, derzeit unsere insgesamt vierte nach Hamburg, München
und Köln. Temporär wie die meisten Salons, aber dafür umso perfekter gelegen. Denn das Konzept der AIT-ArchitekturSalons ist ein
typisches Beispiel für Guerilla-Marketing. Die temporären Galerien
kommen und gehen und bieten der Architektenschaft hochkarätige
Ausstellungen und zahlreiche Fachtagungen.
Der neue AIT ArchitekturSalon hat in der ehe-
Im Rahmen der Ausstellung „Generation Reiß-
maligen evangelisch-methodistischenAufer-
brett: Die Ü40-Architekten – „was sie werden
stehungskirche seine vorläufige Heimat ge-
wollten und was Sie wurden“ werden bis zum
funden. Mittelfristig steht die Kirche vor dem
27. September die Modelle der Diplomarbeiten
Abriss. Bis es allerdings soweit ist, macht AIT
von 100 der bedeutendsten Gegenwartsarchi-
die Kirche aber zu einem Zentrum des südwest-
tekten aus Deutschland, Österreich und der
deutschen Architekturgeschehens.
Schweiz sowie benachbarten Ländern gezeigt.
Der Kirchenraum vor der Umgestaltung zur Galerie und danach.
Kontakt:
AIT- ArchitekturSalon Stuttgart
Sophienstraße 21
D-70178 Stuttgart
Fon: +49 (0) 40 7070 898-11
Fax: +49 (0) 40 7070 898-20
Mail: [email protected]
Die
sind ein Supplement der
und erscheinen unregelmäßig.
Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH
Architektur Innenarchitektur Technischer Ausbau
Fasanenweg 18, 70771 Leinfelden-Echterdingen,
1890 gegründet als „Innen-Dekoration“,
Postfach 10 02 56, 70746 Leinfelden-Echterdingen
bis 1979 „Architektur und Wohnwelt“ – 119. Jahrgang
http://www.ait-online.de – [email protected]
Herausgeber:
Dipl.-Kfm. Karl-Heinz Weinbrenner
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und
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