R E IZ L E IT U N G DER NEURONEN I ONENTRANSPORT , R UHEPOTENTIAL & A KTIONSPOTENTIAL 1 IONENTRANSPORT IONENVERTEILUNG MEMBRANDURCHLÄSSIGKEIT Ionen sind Atome/Moleküle mit einer elektrischen Ladung. Wegen dieser Ladung können sie nur mit Hilfe von spezialisierten Membranproteinen durch die Zellmembranen gelangen. So kann eine Zelle kontrollieren, welche Ionen zu welchem Zeitpunkt und an welcher Stelle aktiv (unter ATP-Verbrauch) oder passiv die Zellmembran passieren können. Das führt dazu, dass Ionen innerhalb und ausserhalb der Zelle in unterschiedlichen Konzentrationen vorkommen. Durch diese Ungleichverteilung von elektrisch geladenen Ionen entsteht zudem eine elektrische Spannung an der Zellmembran. Diese Membranspannung nennt man auch Membranpotential. Ausserhalb der Zelle hat es eine erhöhte Konzentration von Natrium- und Chlorid-Ionen. Die Zelle schwimmt also gleichsam in einer Kochsalzlösung, wie sie es schon vor Urzeiten im Urmeer getan hat. Innerhalb der Zelle hat es viele Kaliumionen und auch mehrfach negativ geladene Proteinanionen. Wenn Sie keine Energie aufwenden, verteilen sich die Ionen gemäss ihrem Konzentrationsgefälle. Falls es entsprechende Tunnelproteinen (=Kanäle) hat, bewegen die Ionen sich demnach von da, wo es viel von ihnen hat, dorthin, wo es eine niedrigere Konzentration hat. AUFTRÄGE 1. Repetieren Sie bei Bedarf die Membrantransporte im LINDER23 auf S. 50! 2. Lesen Sie im LINDER23 S. 254-255! (ohne Box „Wie wissen entsteht“) AUFTRÄGE & FRAGEN 3. Skizzieren Sie in Abb. 1 die Verteilung der einzelnen Ionen! Zeichnen Sie als Vereinfachung die Ionen nur dort ein, wo sie in der Überzahl sind! 4. Notieren Sie in Kreise von Abb. 1 mit Hilfe der Tabelle 254.1 aus LINDER23 , wo sich der negative und der positive Pol der Membranspannung befinden! Beachten Sie dabei speziell die Ladung der Proteine. 5. Was ist die Ursache für die hohe intrazelluläre Proteinanionenkonzentration? Notieren Sie sich stichwortartig Funktion und Bedeutung von Ionenkanälen und der Na-K-Pumpe! 2 RUHEPOTENTIAL Die Ionenverteilung und das Membranpotential haben bei Körperzellen stets ganz typische Werte. Dies ist auch bei Neuronen im Ruhezustand der Fall. Wie kommen diese Werte zustande? Zelle Abb. 1: Ionenverteilung einer Zelle und daraus resultierende elektrische Spannung. Für welche Ionen ist die Membran im Ruhezustand durchlässig und was bedeutet dies für die einzelnen Ionenarten? AUFTRAG 6. Füllen Sie die untenstehenden Lücken mit folgenden Begriffen aus: Membranpotential (Ruhepotential)/ negativ/ ins Zellinnere/ aus der Zelle austreten/ zwei/ impermeabel (undurchlässig)/ Zellinneren/ ausserhalb/ aus der Zelle austreten/ offene Kaliumkanäle/ NatriumKaliumpumpen/ negative/ Zellinneres/ positiv/ drei/ Membranpotential/ positiv Proteinanionen Sie würden .............................................., da ihre Konzentration im Zellinneren deutlich grösser ist. Die Zellmembran ist aber vollständig .................................. für solch grosse Anionen. Deshalb verbleiben sie im Zellinneren. Kaliumionen Auch die Kaliumionen sind im ...................................... in erhöhter Konzentration vorhanden. Im Gegensatz zu den Proteinanionen können die Kaliumionen aber entlang des Konzentrationsgefälles ............................................, da ...................................... vorhanden sind. Die Permeabilität der Zellmembran für Kalium ist also hoch. Doch mit jedem Kaliumion, das aus der Zelle austritt, verlässt eine positive Ladung das Zellinnere. Somit wird das Zellinnere zunehmend ...................................., das Zelläussere zunehmend .................................... Die negative Ladung im Zellinneren beginnt nun, die positiv geladenen Kaliumionen wieder ins Innere zu ziehen. Das Gleichgewicht ist erreicht, wenn der konzentrationsbedingte Ausstrom und der spannungsbedingte Einstrom sich die Waage halten. Dies ist bei einem Spannungsunterschied von ca. -60mV der Fall. Diese -60mV nennt man das ................................................................ . Es wird letztlich durch die relativ frei beweglichen Kaliumionen eingestellt. Chloridionen Gemäss dem Konzentrationsgefälle sollten die Chloridionen ................................ strömen. Doch die ................................. Ladung im Inneren der Zelle wirkt dem entgegen. Da die Permeabilität der Zellmembran für Chloridionen deutlich kleiner ist als für Kaliumionen, sind die Chloridionen nicht entscheidend für das Membranpotenzial. Die Chloridverteilung stellt sich als Folge der Kaliumverteilung passiv ein. BIO 3 – NEUROBIOLOGIE 312 - I Natriumionen Nur dank der Undurchlässigkeit der Zellmembran für Natriumionen werden diese ................................... der Zelle gehalten. Denn sowohl der Konzentrationsunterschied von Natrium (aussen/innen), als auch die negative Ladung im Inneren der Zelle, üben einen “Sog“ auf die positiv geladenen Natriumionen Richtung .................................... aus. Einzelne Natriumionen gelangen trotzdem ins Zellinnere. Dieser “Natrium-Leckstrom“ würde das Zellinnere nach und nach ................................. werden lassen und somit das Membranpotenzial abbauen. So bedarf es einer Pumpe (...............................................................), die unter Energieaufwand Natriumionen wieder nach aussen befördert. Dabei werden immer gleichzeitig .................... Natriumionen nach aussen und ........................ Kaliumionen nach innen gepumpt. Damit wird das ....................................................... aufrecht erhalten FRAGEN 7. Wieso führt die hohe, intrazelluläre Proteinkonzentration zu einer hohen intrazellulären Kaliumkonzentration, nicht aber zu hohen intrazellulären Natrium- oder Chloridkonzentrationen? 3 AKTIONSPOTENTIAL An der Membran herrscht also im Ruhezustand eine Spannung, das Ruhepotential. Wie kann ein Reiz nun in Sekundenbruchteilen elektrisch entlang eines Axons geleitet werden? ABHÄNGIGE IONENKANÄLE AUFTRÄGE 8. Zeichnen Sie in den Zellen in Abb. 2 mit Pfeilen jeweils ein, in welche Richtung Ionen bei einer Öffnung des Ionenkanals fliessen würden! a) Öffnen eines Natriumkanals Spannung Das Ruhepotential an einer bestimmten Stelle des Neurons kann sich ändern, wenn sich zusätzliche Ionenkanäle als Reaktion auf einen Reiz öffnen, z.B. • elektrische Impulse (Stromstösse) • physikalische Reize (z.B. Schallwellen, Lichtreize, mechanische Reize) • chemische Botenstoffe (z.B. Neurotransmitter) Gewisse Ionenkanäle öffnen oder schliessen sich nur auf chemische Reize hin. Sie werden als ligandengesteuerte Ionenkanäle bezeichnet (Liganden für solche Kanäle sind z.B. Neurotransmitter). Andere Ionenkanäle reagieren auf elektrische Impulse. Diese so genannt spannungsgesteuerten (spannungsabhängigen) Ionenkanäle reagieren also auf eine Veränderung im Membranpotenzial. Steuerbare Ionenkanäle lassen jeweils nur eine Ionenart durch, d.h. es gibt ligandengesteuerte Natriumkanäle und ligandengesteuerte Kaliumkanäle. Auch bei den spannungsgesteuerten Kanälen gibt es solche für Kalium und andere für Natrium. Wie sich das Membranpotenzial bei einem Reiz verändert, hängt von der Ionenkanal-Sorte ab, die geöffnet oder geschlossen wird. Der resultierende Ionenstrom erhöht oder erniedrigt das Membranpotenzial. 9. Zeichnen Sie in die dazugehörigen Grafiken ein, wie sich das Ruhepotential jeweils grundsätzlich verändern würde! Zelle 40 mV 20 mV 0 mV -20 mV -40 mV -60 mV -80 mV Zelle 40 mV 20 mV 0 mV -20 mV -40 mV -60 mV -80 mV Kanal geöffnet Zeit a) Öffnen eines Kaliumkanals Spannung Kanal geöffnet Zeit a) Öffnen eines Chloridkanals Spannung Zelle 40 mV 20 mV 0 mV -20 mV -40 mV -60 mV -80 mV Kanal geöffnet Zeit Abb. 2.: Ionenfluss bei Öffnung des entsprechenden Kanals und resultierende Veränderung des Membranpotentials BIO 3 – NEUROBIOLOGIE 312 - II ERREGUNGSLEITUNG AM AXON AUFTRÄGE & FRAGEN Das Ruhepotential kann durch Öffnen von Ionenkanälen also verändert werden. Dasselbe kann erreicht werden, wenn direkt eine elektrische Spannung angebracht wird. Das Neuron wird dabei erregt. Wird das Zellinnere positiver, spricht man von einer Depolarisation, wird es negativer von einer Hyperpolarisation. 10. Übernehmen Sie das Prinzip der Erregungsleitung von der Wandtafel! Bei einer genügend starken Depolarisation kann eine solche Erregung entlang des ganzen Axons weitergeleitet werden. Spannungsabhängige Natrium- und Kaliumkanäle ermöglichen diese Erregungsweiterleitung. c) Wie wird die Information über die Stärke eines Reizes am Axon weitergeleitet? Bei einer Depolarisation öffnen sich ab einem gewissen Schwellenwert spannungsabhängige Natriumkanäle, welche die Depolarisation verstärken. Zeitverzögerte spannungsabhängige Kaliumkanäle führen danach zu einer Hyperpolarisation. Den Peak, der dabei entsteht, nennt man Aktionspotential. A 0 mV -60 mV 11. Studieren Sie die Abbildung 3! a) Bei welchem Schwellenwert entstehen Aktionspotentiale? B b) Können Sie die Ursachen für die einzelnen Kurvenabschnitten bei den ersten zwei Reizen erklären? C 12. Lesen Sie im LINDER23 S. 258-261! D a) Was ist eine Refraktärzeit? b) Der Natriumeinstrom eines Aktionspotentials depolarisiert zwar auch Membranbereiche, die entgegen der Ausbreitungsrichtung liegen. Warum werden dort keine weiteren Aktionspotentiale ausgelöst? d) Weshalb ist die Erregungsleitung in dicken Axonen schneller als in dünnen? 10 20 30 40 50 60 70 Abb. 3.: Änderung des Membranpotentials bei elektrischen Reizen; Der obere Graph zeigt die elektrischen Reize, die auf eine Nervenzelle an einer Stelle A gegeben wurden. Der untere Graph zeigt die Veränderung des Membranpotentials als Reaktion auf die elektrischen Reize, gemessen an einer Stelle B in der Nähe der Stelle A. (Linder23, Abb. 258.1) Abb. 4.: Änderung des Membranpotentials in unterschiedlichen Abständen vom elektrischen Reiz Vier unterschiedliche Reizstärken (A-D) wurden auf das Riesenaxon eines Tintenfisches gegeben. An zwei Stellen des Axons wurde das Membranpotential gemessen. Das Messgerät 1 befand sich nahe beim Reiz, das Messgerät 2 weiter entfernt. c) Was ist die Funktion der Myelinscheide (=Markscheide)? 13. Diskutieren Sie Abbildung 4! 14. Schauen Sie sich als Repetition die Filmsequenz „Aktionspotential der Nervenzelle“ an! FILMSEQUENZEN & ONLINE-QUIZ NA-K-PUMPE http://highered.mheducation.com/sites/0072507470/student_view0/chapter11/animation__sodium-potassium_exchange_pump__quiz_1_.html SPANNUNGSABHÄNGIGE IONENKANÄLE http://highered.mheducation.com/sites/0072507470/student_view0/chapter11/animation__voltage-gated_channels_and_the_action_potential__quiz_1_.html REIZWEITERLEITUNG AM AXON http://highered.mheducation.com/sites/0072507470/student_view0/chapter11/animation__action_potential_propagation_in_an_unmyelinated_axon__quiz_1_.html BIO 3 – NEUROBIOLOGIE 312 - III