Satzmuster im Polnischen, die es im Deutschen nicht gibt Leslaw Cirko Es gibt im Polnischen mehr Satzmuster als im Deutschen (Engel u.a. 1999, 230). Mein Interesse gilt denjenigen Satzmustern, die es im Deutschen nicht gibt. Deswegen werden aus der weiteren Betrachtung all die Satzmuster ausgeschlossen, die sich im Deutschen und im Polnischen formal entsprechen. Unter Satzmustern verstehe ich im Sinne Ulrich Engels abstrakte Schemata für Konstrukte, die neben dem zentralen Verb, dem Valenzträger, auch obligatorische und fakultative Ergänzungen enthalten, die im aktivischen Satz ermittelt werden (vgl. Engel 2004, 104). In Bezug auf das Polnische müssen noch satzgründende Prädikative und das Quasi-Kopula to als vollwertige Äquivalente zentraler Verben angenommen werden (dpg2, 2012, 75). Die Einschränkung, dass die Ergänzungen nur im aktivischen Satz zu ermitteln sind, überzeugt mich nicht. Sie passt einfach nicht zu meiner Vorstellung vom Wesen des Musters. Ich komme noch darauf zu sprechen. Ergänzungen sind Phrasen, die sich subklassenspezifisch mit dem zentralen Verb verbinden (Engel 2009, S. 71). Was bei jedem Verb stehen oder, präziser gesagt: von jedem Verb dependent sein kann, ist eine Angabe, die nicht zum Satzmuster gehört. Was subklassenspezifisch verbdependent ist, also nur mit Teilmengen von Verben kompatibel, ist als Ergänzung zu betrachten. Mit formaler Entsprechung meine ich die Situation, dass ein zentrales Verb, im Polnischen auch sein Äquivalent, kraft seiner Valenz die gleiche Zahl und Art von Ergänzungen verlangt. Somit entsprechen sich im formalen Sinne beispielsweise das deutsche Verb lesen und das polnische Verb gotować ‘kochen‘, weil sie jeweils ein Subjekt und eine Akkusativergänzung verlangen, also das gleiche Satzmuster festlegen. Dass sie verschiedene Bedeutungen haben, spielt für meine Betrachtungen keine Rolle. Ich verzichte auf eine vollständige Ausformulierung dessen, was die Termini ZENTRALES VERB, VALENZTRÄGER, OBLIGATORISCH und FAKULTATIV bedeuten. Selbst wenn wir sie in unterschiedliche Worte fassen, möglicherweise sie sogar aus verschiedenen theoretischen Grundsätzen ableiten, beziehen wir uns summa summarum auf jeweils Vergleichbares. Von den Sachen, die noch im Vorfeld der eigentlichen Diskussion geklärt, vielleicht sogar einer Rechtfertigung bedürfen, kommen mir noch zwei in den Sinn: erstens die Treue der Dependenzauffassung Engels, zweitens eine gewisse Überbetonung der formalen Äquivalenz im bereits erwähnten Sinne. Für Jacqueline Kubczak und für mich ist Ulrich Engel derjenige, der uns beide zu unterschiedlichen Zeiten in die Grundlagen der Valenztheorie einführte. Jacqueline Kubczak wurde dann eine ausgewiesene Spezialistin im Bereich der valenzfundierten Lexikographie. Mein Kontakt mit der Valenz war eigentlich nur eine Episode im Leben, die in den 90er Jahren zu Ende ging. Seit dieser Zeit habe ich mich nie mehr ernstlich mit der Valenzforschung befasst. Ich habe ihre Entwicklung interessiert verfolgt. Was ich aber damals von Engel gelernt habe, bleibt in Erinnerung und reicht für meine in erster Linie didaktischen Bedürfnisse völlig aus. 1 Ich hatte jedenfalls nie den Eindruck, ich läge mit meiner Art, Valenz zu begreifen, irgendwie gänzlich falsch oder wiche gravierend vom Mainstream der heutigen Valenzforschung ab. Dass ich in meinem Beitrag beim Satzmuster-Konzept im Sinne Engels bleibe, hat einen praktischen Grund. Je mehr Semantik in die Valenzbeschreibung eingeflochten wird (dies ist z.B. bei allen konstruktionsgrammatisch fundierten Versuchen der Fall), umso undurchsichtiger wird das Ganze, umso kontextsensitiver wird die Beschreibung. Jeder, der sich im Bereich der kontrastiven Valenzforschung versucht hat, sprich: an einem kontrastiven Valenzwörterbuch geschrieben hat, kann sicher ein Lied davon singen. Für die Bedürfnisse dieses Beitrags bietet die Subklassenspezifik eine ausreichende Verständigungsbasis. Was ist die empirische Grundlage meiner Überlegungen? Die polnische Valenzforschung hat nie eine vorzeigbare Qualität erreicht. Dies fällt besonders dann ins Auge, wenn man sie mit der Entwicklungsdynamik und -qualität der Valenzforschung im deutschen Sprachraum vergleicht. Sie erbrachte vielmehr ein Sammelsurium von Einzelaufsätzen, sogar eine Handvoll von Dissertationen, von denen die neuphilologischen meist kontrastiv angelegt sind und selten außerhalb Polens rezipiert werden. Die polonistische Slawistik ist immer noch auf das monumentale „syntaktisch-generative“ Wörterbuch von Polanski (1980-1992) stolz, obwohl der Titel des genannten Werkes schlicht und ergreifend irreführend ist. Das Buch ist vielmehr ein Wörterbuch zur semantischen Verbindbarkeit polnischer Verben. In der Manier eines semantisch fundierten Verbindbarkeitswörterbuchs für didaktische Zwecke entstand vor kurzem das Lexikon von Mędak (2005). Erwähnenswert ist auch eine polykonfrontativ angelegte Studie von Kiklewicz/Korytkowska (2010), in der die syntaktischen Grundstrukturen des Polnischen, des Weißrussischen und des Bulgarischen verglichen werden. Aber keine der genannten polonistischen Publikationen ist als Grundlage für meinen Beitrag geeignet. Alle Werke gehen nämlich ziemlich eigenwillig mit der Unterscheidung von Ergänzungen und Angaben um und sind dadurch sehr oft anfechtbar. Ein gemeinsamer Zug der genannten Werke liegt in der interpretatorischen Richtung, die mutatis mutandis an Yuri Apresjans (1992, S. 116-175, expl. S. 135f.) Unterscheidung zwischen „schwacher“ und „starker“ Valenz erinnert. Apresjan zeigt am Beispiel des russischen Verbs aрендировамь, zu Deutsch pachten, dass es semantisch gesehen fünfwertig (!) ist: wer? – was? – wem? – für wie lange? – gegen welches Entgelt? Wird auch nur eine der genannten semantischen Rollen weggelassen, geht der semantische Rahmen des Verbs pachten, der Frame, wie man heute sagt, verloren. Streng syntaktisch gesehen, also im Sinn der „starken Valenz“, ist es zweioder dreiwertig, je nachdem, wie wir die Phrase mit dem dativischen Kopf einstufen. Auch die polnischen Germanisten haben in Sachen Valenz nichts Besonderes geleistet. Es gab diesbezüglich zwar einige Versuche, man kann sie aber kaum als Meilensteine in der Entwicklung der Valenztheorie bezeichnen. Von den gängigen Veröffentlichungen sind beispielsweise zu nennen: das zum Teil schon veraltete und an vielen Stellen anfechtbare Wörterbuch zur Valenz deutscher und polnischer Verben von Morciniec, Cirko und Ziobro (1995), (ich erwähne das Buch, weil es das erste und zugleich das einzige deutsch-polnische kontrastive Valenzwörterbuch ist), weiter die Monographie von Roman Sadziński zur statischen und dynamischen Valenz und schließlich die „Deutsch-polnische kontrastive Grammatik“ von Engel u.a. (1999; =dpg1). Die zuletzt genannte Grammatik verdient unsere Aufmerksamkeit, weil dort u.a. zum ersten Mal versucht wurde, die Satzmuster im Deutschen und im Polnischen vollständig aufzulisten. Ich werde mich auf die Daten in der genannten Grammatik beziehen. 2 Woraus resultieren die Unterschiede in der Zahl und Art der sprachspezifischen Satzmuster? Konzentrieren wir uns auf die Faktoren, die für den deutschen Zuhörer vielleicht neu oder zum Teil neu und deswegen interessant sein könnten! Für den größeren Fächer von Satzmustern im Polnischen sind, so denke ich, vor allem verantwortlich (die Reihenfolge meiner Aufzählung ist dabei nicht entscheidend): 1. 2. 3. Der Kasus Instrumental, den es im Deutschen nicht gibt. Im Polnischen steht er dagegen in einer Vielzahl von Satzmustern. Satzgründende Prädikativa, die im Polnischen als vollwertige Entsprechungen zentraler Verben angesehen werden und die gelegentlich ihre eigenen Satzmuster einführen, die es im verbalen Bereich nicht gibt. Eine größere – hier als ein ad-hoc-Terminus – „morphosyntaktische Sensibilität“ polnischer Satzmuster: Erscheint ein Negator im Satz, wird die Akkusativergänzung zur Genitivergänzung (dies gilt in der geschriebenen Sprache immer noch als Norm, in der gesprochenen Sprache wird von der morphosyntaktischen Alternation gelegentlich abgewichen). Auch der Aspekt führt oft zum Wechsel zwischen obligatorisch und fakultativ. Ich beschränke mich auf diese drei Bereiche! Das Polnische kennt sieben Kasus. In den Schulgrammatiken werden sie gewöhnlich in der Reihenfolge Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Instrumental, Lokativ und Vokativ aufgezählt. Den Vokativ und den Lokativ kann man sofort als potenzielle Kasusergänzungen ausschließen; der erstere kommt nur außerhalb des Satzverbands vor, der letztere ist ein analytischer Kasus, der immer als Präpositionalphrase realisiert und demzufolge in der interpretatorischen Tradition als Präpositionalergänzung betrachtet wird. Es gibt aber eine Instrumentalergänzung! Sie kommt bei einer Vielzahl von Verben vor, so etwa bei interesować się ‘sich interessieren’, władać ‘herrschen über’, handlować ‘handeln mit’, dowodzić ‘befehligen’, kierować ‘leiten, lenken’, zarządzać ‘verwalten’, sterować ‘steuern’ und vielen anderen.. Aus Tabelle 1 geht hervor, in welchen Konfigurationen die Instrumentalergänzung vorkommt1: Satzmuster sub – akk – ins sub – akk – ins – prp sub – dat – ins – prp sub – ins sub – ins – dir akk – ins Beispiel, Übersetzung Jan wsparł potrzebujących sporym datkiem pieniężnym. Jan unterstützte Menschen in Not, indem er ihnen mit einer großen Geldspende half. Jan nagrodził najlepszych uczniów za ich osiągnięcia dyplomem. Jan belohnte die besten Schüler für ihre Leistungen mit einem Diplom. Jan odwdzięczył się kolegom za ich pomoc uroczystą kolacją. Jan zeigte sich bei hat seinen Kollegen für ihre Hilfe seine Dankbarkeit erkenntlich, indem er sie zu einem feierlichen Abendessen einlud. Kto kieruje tym projektem? Wer leitet dieses Projekt? Jan trafił strzałą do tarczy/w tarczę. Jan traf die Zielscheibe mit dem Pfeil. Górników przywaliło ziemią i kamieniami. 1 Abkürzungen: sub – Subjekt, akk – Akkusativerg., dat – Dativerg., gen – Genitiverg., prp – Präpositiverg., sit – Situativerg., exp – Expansiverg., dir – Direktiverg., vrb – Verbativerg. 3 Bergleute wurden mit Erde und Geröll verschüttet. Śmierdzi spalenizną. Es riecht verbrannt. Tab. 1: Ausgewählte Satzmuster mit Instrumentalergänzung ins Wir gehen jetzt zum nächsten Punkt über! Satzgründende Prädikative werden als unveränderliche Wörter mit prädikativer Funktion definiert (dpg2 2012, S. 75). Sie bilden im Polnischen eine ziemlich heterogene Wortklasse. Sie werden gewöhnlich in persönliche und unpersönliche Prädikative gegliedert. Die persönlichen sind Prädikativergänzungen im Sinne Engels, die obligatorisch mit den sog. Kopulaverben vorkommen. Die unpersönlichen hingegen übernehmen in Sätzen mit Gegenwartsbezug ohne Kopula die Rolle des zentralen Verbs. Bei Vergangenheits- oder Zukunftsbezug kommt bei ihnen die entsprechende Flexionsform des Verbs być ‘sein‘ vor. Ich beschränke mich auf die unpersönlichen Prädikative, weil sie mir interessanter erscheinen. Tabelle 2 enthält eine Liste von unpersönlichen Prädikativen mit ihren deutschen Übersetzungen, Satzmustern und Satzbeispielen2: 2 Satzmuster dat– gen Prädikativ szkoda 'es ist schade' vrb można 'man kann' dat– gen trzeba 'man soll/muss' gen brak 'Mangel' dat– vrb czas 'Zeit' vrb strach 'Angst' dat – vrb żal 'Bedauern' dat– gen żal 'Bedauern' vrb dobrze 'gut' dat duszno 'schwül' dat gorąco 'heiß' dat– vrb łatwo 'leicht' dat – vrb miło 'nett' dat nudno 'langweilig' dat – vrb trudno 'schwierig' Beispiel, Übersetzung Bardzo mi jej szkoda. Sie tut mir so leid. Można zwariować. Das ist zum Verrücktwerden. Tego mi trzeba. Das brauche ich. Brak sensu. Da fehlt der Sinn. Pora się żegnać. Es ist Zeit, sich zu verabschieden. Strach powiedzieć. Es macht mir Angst, das zu sagen. Żal mi, że wyjechali. Es tut mir leid, dass sie weg sind. Żal mi jej. Sie tut mir leid. Dobrze, ze przyszedłeś. Gut, dass du gekommen bist. Duszno mi. Mir bleibt die Luft weg. Gorąco mu. Es ist ihm heiß. Łatwo ci tak mówić! Du hast gut reden! Miło mi cię poznać! Es freut mich, Sie kennen zu lernen. Nudno nam. Wir langweilen uns. Trudno mi o tym mówić. Es fällt mir schwer, darüber zu sprechen. Für die Abkürzungen siehe Fuβnote 1. 4 vrb warto 'es lohnt sich' Warto to przemyśleć. Es lohnt sich, das zu überdenken. vrb wiadomo 'es ist bekannt' Wiadomo, że to trzeba zrobić inaczej. Es ist bekannt, dass man das anders machen muss. dat zimno 'kalt' Zimno dziecku. Das Kind friert. dat – vrb ciężko 'schwer' Było mu ciężko oddychać. Das Atmen fiel ihm schwer. Tab. 2: Unpersönliche Prädikative mit ihren deutschen Übersetzungen, Satzmustern und Satzbeispielen Jetzt wird’s brenzlig. Wenn Sie mir jetzt folgen, so müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass wir das unwegsame Terrain der „morphosyntaktischen Sensibilität“ der Satzmuster betreten. Es geht darum, ob beispielsweise ein Negator im Satz, eine Änderung des Aspekts oder etwa eine Passivierung das Satzmuster ändern können? In den Ohren jedes echten Valenzianers hört sich dies wahrscheinlich wie ein Sakrileg an. Diese Problematik wurde aber nie ordentlich untersucht, obwohl sie allgemein wahrgenommen wird. Die Polonisten halten die erwähnte „Sensibilität“ für selbstverständlich und erwiesen. Die polnischen valenzorientierten Germanisten folgen hingegen meist der Mainstreamauffassung in der großen Valenzforschung, dass die Valenz gegen externe morphosyntaktische Einflüsse immun sei. Dies mag sogar für die meisten Sprachen zutreffen. Es befreit uns Grammatiker jedoch nicht davon, zumindest – ich möchte das jetzt ganz vorsichtig formulieren – die Koinzidenzen zu erklären. Dieser problematische Bereich muss gründlich untersucht werden. Dabei muss man mutig genug sein, die ausgetretenen Pfaden zu verlassen. Wenn man sich das Satzmuster als eine Menge von slots vorstellt, in die, je nach Valenzträger, nur spezifische filler passen, so steht dem nichts mehr im Weg, ein anderes Satzmuster für den passivischen Satz anzunehmen als für den ihm zugrundeliegenden aktivischen Satz. Manch ein Valenzianer wird jetzt einwenden, es gäbe doch regelgeleitete, im Sprachsystem angelegte Transformationen, die – mein Beispiel mag trivial erscheinen! – im Subjekt des passivischen Satzes die Akkusativergänzung und in der fakultativen Präpositivergänzung das sonst obligatorische Subjekt des ihm zugrunde liegenden aktivischen Satzes erkennen lassen. Ja, das stimmt, das möchte ich auch nicht in Abrede stellen. Ich denke aber, dass das in Wirklichkeit wenig mit dem „Muster“ zu tun hat. Halten wir fest: Muster sind etwas, was man direkt sehen kann; wie sie entstehen, sei dahingestellt. Dies gilt auch für die Satzmuster! Die Kookkurrenz von werden und Partizip II verlangt bei den meisten passivfähigen Verben eine obligatorische Subjekt- und eine fakultative Präpositivergänzung, es gibt keinen Platz für eine Akkusativergänzung. Die Satzmuster dürfen nicht mit den latenten Valenzeigenschaften des Valenzträgers verwechselt werden, die Muster sind deren Oberflächenreflexe. Jetzt, nachdem wir den Terminus Muster wieder vom Kopf auf die Beine gestellt haben, können wir zu den polnischen Mustern übergehen, denen Akkusativ-Genitiv-Alternationen zugrunde liegen. Wird der Satz im Polnischen negiert, wechselt der Akkusativ zum Genitiv. Jem gruszki. / Nie jem gruszek. ‘ich esse Birnen/ich esse keine Birnen‘ (polnisch wörtlich: wer isst was? wer isst+nicht wessen?) 5 Das erhöht selbstverständlich die Zahl der Satzbaumuster im Polnischen, zumal jeder Satz negiert werden kann. In der „Deutsch-polnischen kontrastiven Grammatik“ (1999) wurde das Problem gesehen. Die Autoren haben sich aber für eine Lösung entschieden, die mich nicht mehr befriedigt. „[B]ei der Negation kann die Akkussativergänzung als Phrase im Genitiv realisiert werden“, heißt es dort (vgl. dpg1 1999, S. 233). Das muss unsere Bedenken wecken: Wenn wir akzeptieren, dass es Mäuse, Katzen und Hunde gibt und dass sich diese Spezies unverwechselbar voneinander unterscheiden, so dürfen wir nicht behaupten, dass sich Hunde in Gegenwart von Mäusen in Katzen verwandeln. Dasselbe, diesmal ernster ausgedrückt: Das polnische Verb jeść ‘essen‘ kann im Satzmuster Subjekt – Akkusativergänzung realisiert werden, während für die Kookkurrenz von jeść ‘essen‘ + Negator das Satzmuster Subjekt – Genitiv charakteristisch ist. In der Tabelle 3 befindet sich eine Reihe von Satzmustern, die nur für negierte polnische Sätze charakteristisch sind. Zum Vergleich habe ich auch eine Variante für den nicht negierten Satz angeführt3: sub – gen – gen sub – gen – dat – prp sub – gen – dat – dir sub – gen – ins sub – gen – ins – prp sub – gen – prp – prp sub – gen – prp – sit sub – gen – prp – exp sub – gen – sit sub – gen – dir sub – gen – exp gen – ins 3 Uczył dziecko angielskiego. →Nie uczył dziecka angielskiego. Er lehrte das Kind Englisch. Jan zaproponował mi za samochód sporą sumę. →Jan nie zaproponował mi za samochód sporej sumy. Jan hat mir für das Auto eine beträchtliche Summe vorgeschlagen. Listonosz dostarczył mi do mieszkania ciężką paczkę. →Listonosz nie dostarczył mi do mieszkania ciężkiej paczki. Der Briefträger hat mir ein schweres Paket in die Wohnung zugestellt. Zakończył wykład krótkim podsumowaniem. →Nie zakończył wykładu krótkim podsumowaniem. Er schloss die Vorlesung mit einer kurzen Zusammenfassung. Policjant ukarał rowerzystę mandatem za niebezpieczny manewr. →Policjant nie ukarał rowerzysty mandatem za niebezpieczny manewr. Der Polizist belegte den Radfahrer für das gefährliche Manöver mit einer Geldbuße. Jan przetłumaczył powieść z niemieckiego na polski. →Jan nie przetłumaczył powieści z niemieckiego na polski. Jan übersetzte den Roman aus dem Deutschen ins Polnische. Ukryłeś kawałek tortu przede mną za regałem z książkami. →Nie ukryłeś kawałka tortu przede mną za regałem z książkami. Du hast ein Stück Torte vor mir hinter dem Bücherregal versteckt. Sklep obniżył cenę o 7 euro do 15,50. →Sklep nie obniżył ceny o 7 euro do 15,50. Das Geschäft hat den Preis um 7 Euro auf 15,50 Euro gesenkt. Jan zaparkował samochód przed ratuszem. →Jan nie zaparkował samochodu przed ratuszem. Jan hat den Wagen vor dem Rathaus geparkt. Jan zdjął pranie ze sznurka. →Jan nie zdjął prania ze sznurka. Jan nahm die Wäsche von der Leine. Ten obraz kosztował Ewę sporo pieniędzy. →Ten obraz nie kosztował Ewy sporo pieniędzy. Das Gemälde hat Eva eine Menge Geld gekostet.→ Łąkę zalało wodą. →Nie zalało łąki wodą. Für die Abkürzungen siehe Fuβnote 1. 6 Die Wiese wurde (vom Wasser) überschwemmt. Ciągnie Marysię w góry. →Nie ciągnie Marysi w góry. Marysia zieht es ins Gebirge. gen – vrb Korci Danutę, by tam pójść. →Nie korci Danuty, by tam pójść. Es gelüstet Danuta, dorthin zu gehen. gen Boli Zuzannę. →Nie boli Zuzanny. Susanne hat Schmerzen. Tab. 3: Satzmuster negierter polnischer Sätze (Akkusativ-Genitiv-Alternation bei Negation) gen – dir Ich fasse zusammen. Das Polnische hat mehr formale Satzmuster als das Deutsche. Dies darf unter keinen Umständen als Zeichen dafür gedeutet werden, eine Sprache wäre irgendwie reicher als eine andere. Jede von ihnen hat nämlich genau die Muster, die die jeweilige Sprachgemeinschaft zur effektiven Kommunikation braucht. Die Polen brauchen halt mehr Muster. Ich habe die Frage nach den Koinzidenzen zwischen Satzmustern und einigen morphosyntaktischen Erscheinungen in den Raum gestellt. Es erscheint mir lohnenswert, diese Sphäre gründlich zu untersuchen. Bibliografie Apresjan, Yuri Derenikovich (1992): Lexical Semantics. User’s Guide to Contemporary Russian Vocabulary. Ann Arbor. Cirko, Lesław (2013): Instrument-Ergänzung im Deutschen? Überlegungen darüber, wie sich die Dependenzverbgrammatik selbst Probleme schafft. In: Lasatowicz, Maria Katarzyna/ Rudolph, Andrea (Hrsg.): Corpora et canones. Schlesien und andere Räume in Sprache, Literatur und Wissenschaft. Berlin, S. 275-291. dpg1 = Engel, Ulrich et al. (1999): Deutsch-polnische kontrastive Grammatik. Heidelberg. dpg2 = Rytel-Schwarz, Danuta/Jurasz, Alina/Cirko, Lesław/Engel, Ulrich (2012): Deutschpolnische kontrastive Grammatik. Band 4: Die unflektierbaren Wörter. Hildesheim. dpg3 = Rytel-Schwarz, Danuta/Jurasz, Alina/Cirko, Lesław/Engel, Ulrich (2014): Deutschpolnische kontrastive Grammatik. Band 2: Die Syntax. Hildesheim (in Vorbereitung). Engel, Ulrich. (2004): Deutsche Grammatik. Tübingen. Engel, Ulrich (2009): Syntax der deutschen Gegenwartssprache. 4. völlig neu bearb. Aufl. Berlin. Kiklewicz, Aleksander/Korytkowska, Małgorzata (2010): Podstawowe struktury zdaniowe współczesnych języków słowiańskich: białoruski, bułgarski, polski. Olsztyn. Mędak, Stanisław (2005): Praktyczny słownik łączliwości semantycznej czasowników polskich. Kraków. Morciniec, Norbert/Cirko, Lesław/Ziobro, Ryszard (1995): Wörterbuch zur Valenz deutscher und polnischer Verben. Wrocław. Polański, Kazimierz (Hg.) (1980-1982): Słownik syntaktyczno-generatywny czasowników polskich. Bde I – V. Wrocław u.a. Sadzinski, Roman (1989): Statische und dynamische Valenz: Probleme einer kontrastiven Valenzgrammatik Deutsch-Polnisch. Hamburg. Welke, Klaus (2002): Deutsche Syntax funktional. Perspektiviertheit syntaktischer Strukturen. Tübingen. Welke, Klaus (2007): Einführung in die Satzanalyse. Die Bestimmung der Satzglieder im Deutschen. Berlin/ New York. 7 Welke, Klaus (2011): Valenzgrammatik des Deutschen. Eine Einführung. Berlin/ New York. 8