Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/1 1 Vorbetrachtung Lineare Antennen basieren auf der Tatsache, dass aufgrund von Leiterströmen elektromagnetische Energie abgestrahlt wird. Man kann diese Leiterströme als eingeprägte Ströme ansehen, jedoch ieÿt kein Konvektionsstrom. Aus Gl. (EB 20) folgt dann: r H~ = j!"E~ + J~E mit der eingeprägten Stromverteilung magnetische Stromdichte J~m (1) J~E . Zusätzlich zur Betrachtung in Abschnitt EB wird noch eine eingeführt, so dass sich aus Gl. (EB 21) ergibt: r E~ = j!H~ + J~m (2) Die physikalische Bedeutung dieses magnetischen Stromes wird später erläutert. " Wenn man nun Materialien mit homogenem und annimmt, kann man die beiden Gleichungen (1) und (2) folgendermaÿen auswerten, wobei wir zunächst den Fall ohne magnetische Stromdichte J~ ( m = 0) betrachten: 1.1 Annahme: keine magnetischen Ströme (J~m = 0) Mit dieser Annahme ergibt sich mit der Identität Magnetfeld: Somit ist H~ r (r E~ ) = 0 r H~ = 0: aus einem Vektorpotential Aus Gl. (2) folgt dann: (3) A~ ableitbar, das folgendermaÿen deniert wird. auch als Gradienten eines Skalars E~ r (E~ + j!A~) = 0: (5) ' schreiben: (E~ + j!A~) ergibt, kann man diesen Vektor r' !2 "A~ = j!"r' + J~E : r (r A~) = r(r A~) A~ 1 k , entsprechend (7) ergibt sich: A~ + k 2 A~ = r(j!"' + r A~) J~E mit der Wellenzahl (6) aus Gl. (6) kann man nun in Gl. (1) einsetzen und erhält: r (r A~) Mit der Identität : (4) E~ + j!A~ = aus Gl. (4) und 1 H~ = r A~ Da sich aus obiger Gl. (5) die Wirbelfreiheit des Ausdrucks H~ aus Gl. (2) ein quellenfreies k 2 = !2 ": (8) (9) ~ eingeführt. Häug wird das Vektorpotential auch auf Das Vektorpotential A~ wird hier bezüglich des Magnetfeldes H ~ die magnetische Flussdichte B bezogen, aber in der Hochfrequenztechnik ist die hier gewählte Form üblicher TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/2 Physikalische Bedeutung haben nur die Wirbel des Vektorpotentials die Quellen von A~ aus Gl. (4). Man kann also über A~ (d.h. über r A~) beliebig verfügen, so dass wir nun die Lorentz-Konvention r A~ = j!"' (10) anwenden, woraus sich für Gl. (8) folgender Ausdruck als Bestimmungsgleichung für das Vektorpotential A~ ergibt: A~ + k 2 A~ = J~E : Mit Kenntnis des Vektorpotentials (11) A~ lassen sich die Felder mittels H~ = r A~ E~ = 1 j!" (12) r r A~ J~E (13) berechnen. 1.2 Annahme: keine eingeprägten elektrischen Ströme (J~E = 0) Mit dieser Annahme ergibt sich analog zu Abschnitt 1.1 mit der Identität quellenfreies elektrisches Feld: Somit ist E~ r (r H~ ) = 0 r E~ = 0: aus einem Vektorpotential F~ ein (14) ableitbar, das folgendermaÿen deniert wird: r F~ : E~ = (15) In analoger Weise zur Betrachtung in Abschnitt 1.1 folgt hier: F~ + k 2 F~ = J~m : Die Felder lassen sich dann aus dem Vektorpotential F~ (16) folgendermaÿen berechnen: r F~ 1 ~ H= r r F~ j! E~ = (17) J~m (18) 1.3 Allgemeiner Fall mit magnetischen und elektrischen Strömen Sind sowohl eingeprägte elektrische als auch magnetische Ströme vorhanden, lassen sich die entstehenden Felder als Überlagerung der beiden oben beschriebenen Fälle der Abschnitte 1.1 und 1.2 darstellen. Die Felder berechnen sich dann aus den Vektorpotentialen E~ = A~ und F~ 1 r r A~ r F~ + j!" H~ = r A~ + 1 j! r r F~ gemäÿ den Gl. (11) und (16) zu: J~E J~m (19) TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann (20) Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/3 2 Anwendung auf Hertzschen Dipol am Koordinatenursprung = y = z = 0 und Stromuss in z -Richtung angenommen. Die Abstrahlung soll in den freien Raum mit " = "0 und = 0 erfolgen. Es wird ein Hertzscher Dipol am Koordinatenursprung x Wir haben damit keine eingeprägten magnetischen Ströme wie in Abschnitt 1.1: J~m = 0: Die eingeprägte elektrische Stromdichte (21) J~E ist nur im Koordinatenursprung ungleich Null, im sonstigen Raum verschwindet sie auch, so dass man schreiben kann: = ~ez (I l ) (x ) (y ) (z ) J~E mit der Dirac-Funktion (x ) 1 für 0 für (x ) = wobei Zb (x ) dx =1 für (22) =0 ; x 6= 0 x a; b > 0: a Der Strom ieÿt also nur in z -Richtung, weshalb das Vektorpotential A~ gemäÿ Gl. (11) auch nur eine z -Komponente aufweist. Wir können somit Gl. (11) folgendermaÿen schreiben: wobei Az + k02 Az = (I l ) (x ) (y ) (z ); p k0 = ! 0 "0 = !=c0 (23) die Wellenzahl im freien Raum darstellt. Da in Gl. (23) alle Koordinatenrichtungen gleichberechtigt sind, wird sich ein punktsymmetrisches Verhalten ergeben, das nur vom Radius r = x 2 + y 2 + z 2 abhängt. Wir können somit den Laplacep Operator in Gl. (23) in Kugelkoordinaten und mit ausschlieÿlicher Radiusabhängigkeit aufstellen: Az = r12 ddr r 2 ddArz Mit diesem Ansatz ergibt sich aus Gl. (23) für 1 d r 2 dAz 2 r dr dr A z (r ) = Der noch freie Parameter A0 : (24) r > 0 die homogene Gleichung: welche folgende Lösung besitzt: ! ! + k 2 Az 0 = 0; A0 exp( jk0 r ): r muss nun so bestimmt werden, dass Gl. (23) für ergibt sich damit A0 = (I l ) : 4 TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann (25) (26) r !0 erfüllt wird. Es (27) Hochfrequenztechnik I Anmerkung: Lineare Antennen LA/4 Die Lösung zu Gl. (27) kann man sich analog zum Coulomb-Potential der Elektrostatik vorstellen. Für die Elektrostatik folgt aus Gl. (EB 13) r E~ = " ; wobei die Raumladungsdichte (28) bei einer Punktladung Q in Koordinatenursprung durch = Q (x ) (y ) (z ) gegeben ist. Das elektrostatische Potential r' ' gemäÿ E~ = " r(r') = ' = (29) = Q" (x )(y )(z ); wobei diese Gleichung formal identisch ist zu Gl. (23) für k0 I l= ^ Q=". Entsprechend dem bekannten Coulomb-Potential '= folgt dann A0 führt dann auf (30) = 0 und der Entsprechung Q 4" r (31) gemäÿ Gl. (27). 2.1 Verallgemeinerung auf beliebige Stromverteilungen Eine beliebige Stromverteilung kann man als Überlagerung einzelner Hertzscher Dipole ansehen. So lassen sich die Ergebnisse aus Abschnitt 2 auch auf beliebige Stromverteilungen ausweiten. Dazu betrachtet man die Stromdichte J~E im Volumenelement dV an der Stelle r~0 . ! r) A(! (!r − !r r!!) r!! Abb. 1: Stromdichte Das Dipolmoment J~E im Volumenelement dV . (I l ) kann man mit der Stromdichte in diesem Volumenelement dV (I l ) ) J~E dA dl = J~E dV | {z } gesamter Strom durch das Volumenelement TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann darstellen: (32) Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/5 Damit lässt sich der Anteil des Vektorpotentials aus dem Volumenelement dV am Ort r~0 ~ dA~(~r) = JE dV 0 exp jk0 ~r r~0 ; 4 ~r r~ bestimmen: (33) bzw. das gesamte Vektorpotential ergibt sich durch Integration über alle Stromelemente: A~(~r) = 1 ZZZ J~E exp jk ~r r~0 dV: 0 4 r r~0 ~ Analog gilt bei eingeprägten magnetischen Strömen für das Vektorpotential F~ (~r) = (34) F~ : 1 ZZZ J~m exp jk ~r r~0 dV: 0 4 r r~0 ~ (35) 3 Anwendung auf Dipolantennen Die elektromagnetischen Felder sind nur berechenbar, wenn die Stromverteilung auf der Antenne bekannt ist. Dann lässt sich die oben beschriebene Methodik anwenden. Wie Abb. 2 am Beispiel einer =4-Leitung zeigt, lassen sich lineare Antennen wie aufgeklappte Leitungen auassen. Die Stromverteilung entlang der Antenne kann somit in guter Näherung als sinusförmig wie auf Leitungen angenommen werden. Die durch das Aufklappen der Leitung entstehenden Feldverteilungen sind schematisch Abb. 2: Spreizung einer oenen Zweidrahtleitung mit sinusförmiger Stromverteilung zu einer Dipolantenne (aus Unger, Elektromagnetische Theorie für die Hochfrequenztechnik, Teil I). in Abb. 3 dargestellt. 3.1 Feldberechnung Im Folgenden wird angenommen, dass die Antenne in dass man von einem Strom mit ausschlieÿlich z -Richtung z -Komponenten orientiert und beliebig dünn ist, so ausgehen kann, der sich nur auf der z -Achse ausbreitet. Abb. 4 zeigt die Anordnung der im Folgenden betrachteten Antenne. TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/6 Abb. 3: Das elektrische Feld der oenen Zweidrahtleitung wird bei der Spreizung zu ungefähr kreisbogenförmigen Linien aus einander gezogen. Bei der Dipolstrahlung lösen sich die halbkreisförmigen Feldlinien und schlieÿen sich zu nierenförmigen Schleifen (aus Unger, für die Hochfrequenztechnik, Elektromagnetische Theorie Teil I). Abb. 4: Anordnung der betrachteten Antenne. Wir betrachten nun eine in z -Richtung orientierte und beliebig dünne Antenne. Den Strom I (z 0 ) entlang der Antenne kann man nun durch Integration der Stromdichte über den Querschnitt der Antenne erhalten: I (z 0 ) = ZZ J E;z dx dy Somit ergibt sich für das gesamte Vektorpotential nur eine 1 Az (~r) = 4 Zl=2 l=2 (36) z -Komponente mit: 0) I ( z exp jk r ~ 0 r r~0 ~ r~0 dz 0 (37) Schematisch ist eine derartige lineare Antenne in Abb. 4 dargestellt, wobei das Vektorpotential im Punkt P mit den Kugelkoordinaten (r; ; ') bestimmt wird. Da bei dieser Anordnung keine magneti- schen Ströme ieÿen, ergibt sich auch kein Vektorpotential Den vektoriellen Ausdruck r ~ r~0 F~ . kann man entsprechend Abb. 4 mit dem dermaÿen vereinfachen: r ~ r~0 = r 2 + z 02 p 2rz 0 cos ; TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann Kosinus-Lehrsatz folgen- (38) Hochfrequenztechnik I wobei 0 und z r Lineare Antennen = j~rj sich auf den Aufpunkt P LA/7 bezieht, an dem man das Vektorpotential auswerten möchte, die Lage des betrachteten Stromelements auf der Antenne darstellt. Der Winkel z -Achse bezogen und in Abb.4 dargestellt. ist auf die Im Folgenden soll insbesondere das Fernfeld der Antenne betrachtet werden. Dann gilt: r jz 0j In Gl. (37) lässt sich der Vorfaktor r~0 r r ~ und damit 1=j~r r~0 j 1=r z 0 cos : (39) noch stärker vereinfachen als das Argument der Exponentialfunktion, das die Phasenlage (nur im Bereich [ : : : ]) der zu überlagernden Anteile beeinusst und somit empndlicher auf Approximationsfehler reagiert. Somit folgt aus Gl. (37) im Fernfeld: Zl=2 exp( jk0 r ) Az (~r) = 4r I (z 0 ) exp(+jk0 z 0 cos ) dz 0 l=2 r Mit dieser Gleichung lassen sich nun die Feldkomponenten im Fernfeld ( berechnen. Wenn man in Gl. (40) !1 (40) ) in Kugelkoordinaten k0 cos als Orts-Frequenz auasst, enstpricht Gl. (40) genau einer Fouriertransformation. Das Vektorpotential im Fernfeld ergibt sich damit aus der Fouriertransformierten der Stromverteilung. Das magnetische Feld ergibt sich durch die Rotation des Vektorpotentials A~: ~ H~ = r A; wodurch sich lediglich eine (41) '-Komponente ergibt: @Az @y H ' = H x sin ' + H y cos ' = z sin ' @A cos ': @x (42) Die beiden partiellen Ableitungen beschreiben im Fernfeld sehr einfache Ausdrücke: @ Az @y 1 cos ' @ Az = sin sin ' @@rAz + 1r cos sin ' @@Az + r sin {z @'} | {z } | =0 @ Az @x = sin cos ' @@rAz für r !1 + 1 cos cos ' @ Az |r @ =0 {z für r !1 } (43) =0 1 sin ' @ Az @' |r sin {z } (44) =0 Die beiden Gl. (43) und (44) eingesetzt in Gl. (42) ergeben: H' = z sin @A jk0 sin Az : @r (45) Die anderen beiden Komponenten des magnetischen Feldes verschwinden im Fernfeld: Hr = H = 0. Das elektrische Feld weist im Fernfeld im Wesentlichen auch nur noch eine Feldkomponente E = H ' ZF 0 ; ZF 0 wobei jE r j jE j; ist dabei wieder der Feldwiderstand im freien Raum ZF 0 = E E' = 0 p 0 ="0 TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann gemäÿ Gl. (EB 35). auf: (46) Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/8 3.2 Abstrahlung einer linearen Antenne ~ Poynting-Vektor S Die abgestrahlte Leistungsdichte wird durch den beschrieben. Im Fernfeld der linearen Antenne ergibt sich eine radiale Komponente des Poynting-Vektors, die eine Abstrahlung von der Antenne in den freien Raum beschreibt: Sr = 21 E H' : (47) Nach Einsetzen der berechneten Feldgröÿen aus Gl. (45) und (46) erhält man: Sr = 21 2 l=2 Z 2 0 0 0 2 k0 ZF 0 sin (4r )2 I (z ) exp(+jk0 z cos ) dz l=2 (48) Die Stromverteilung auf einer linearen Antenne entspricht näherungsweise dem Stromverlauf auf einer Leitung: I (z 0 ) = I0 sin k0 " l 0 2 jz j # (49) Diese Stromverteilung ist in Abb. 5 für unterschiedliche Antennenlängen dargestellt. Mit Gl. (49) Strom I l l l l l = λ0 /4 = λ0 /2 = λ0 = 3λ0 /2 = 2λ0 Abb. 5: Stromverteilung auf der linearen Antenne für verschiedene Längen l 2 [ 4 ; 2 ; 0; 32 ; 20 0 0 0 ]. ergibt sich für den Integralausdruck in Gl. (48): Zl=2 l=2 I (z 0 ) exp(+jk0 z 0 cos ) dz 0 = 2 Zl=2 I0 sin(k0 [l=2 jz 0j]) cos(k0z 0 cos ) dz 0 0 = 2I0 cos([k0 l=2] cos )2 cos(k0 l=2) : k0 sin TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann (50) Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/9 Für den Poynting-Vektor ergibt sich dann durch Einsetzen in Gl. (48): Sr wobei F ( ) 0 I0 2 = 2 Z(4Fr )2 F (); 2 (51) die Winkelverteilung der Abstrahlung, also die Abstrahlcharakteristik der Antenne, be- schreibt: F () = cos([k0 l=2] cos ) cos(k0 l=2) sin (52) 3.2.1 Abstrahlung einer kurzen lineare Antenne Eine kurze lineare Antenne ist charakterisiert durch die Bedingung l 0 = 2=k0 . Bei kurzen linearen Antennen kann man die sinusförmige Stromverteilung in Gl. (49) durch einen dreiecksförmigen Stromverlauf annähern (s. Abb. 6). Der Speisestrom ergibt sich dann aus G. (49) zu: I (z 0 = 0) = I0 k0 l 2 (53) Die Abstrahlcharakteristik einer kurzen linearen Antenne entspricht genau der Abstrahlcharakteristik eines Hertzschen Dipols mit dem Dipolmoment: Il 2 = I (z 0 = 0) (l=2) = I0 k40 l : I(z ! = 0) = I0 l − 2 k0 l 2 l 2 0 (54) z! Abb. 6: Stromverteilung einer kurzen linearen Antenne: Ausläufer der sinusförmigen Verteilung mit sin x x für x 1 . Die Abstrahlcharakteristik Gl. (52) ergibt für k0 l F 2 ( ) = 1 (kurze lineare Antenne): 1 (k l=2)4 sin2 : 4 0 (55) Die gesamte Abstrahlung errechnet sich dann mit Gl. (51) zu: 2 I0 k0 l 2 =4 k02 2 1 1 Z jI l j2 k02 sin2 Sr = ZF 0 sin = 2 (4r )2 2 F 0 (4r )2 | {z } Formel f. Hertzschen Dipol Schematisch ist diese Abstrahlcharakteristik in Abb. 7 dargestellt. TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann (56) Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/10 Abstrahlcharakteristik F 2 (θ) ∝ sin2 θ θ kurze lineare Antenne ϕ Abb. 7: Dreidimensionale Verteilung der Abstrahlung einer kurzen linearen Antenne. 4 Richtdiagramm Die Funktion F ( ) nach Gl. (52) beschreibt die Winkelabhängigkeit der Abstrahlung einer Anten- ne. Diese Winkelabhängigkeit der Abstrahlung wird grasch durch das Richtdiagramm beschrieben. Beispiele für Richtdiagramme unterschiedlich langer Antennen sind in Abb. 8 dargestellt. Alle in Abb. 8 dargestellten Abstrahlcharakteristiken beziehen sich auf Antennen, deren Länge kleiner oder gleich der Wellenlänge ist ( l < 0 ). Für längere Antennen ergeben sich weitere Nullstellen der Stromverteilung auf der Antenne und damit eine Aufzipfelung des Richtdiagramms. Abb. 9 zeigt beispielsweise das Richtdiagramm einer Antenne mit der Länge l = 50 =4. Die Richtcharakteristik für 50 =4 ist bereits sehr ausgeprägt im Vergleich zu den Richtdiagrammen in Abb. 8. Für noch längere Antennen nimmt der Leistungsanteil in den Nebenzipfeln zu, wobei beispielsweise für l = 20 die abgestrahlte Leistung in der ursprünglichen Hauptstrahlrichtung senkrecht zur Antenne ( = 90 ) verschwindet. Dieses Verhalten lässt isich auch mit den Stromverteilungen in Abb. 5 erklären; für l > 0 erkennt man die zusätzlichen Nulldurchgänge, und z. B. für und negativen Stromanteile in Gl. (48) für = 90 l = 20 heben sich die positiven gerade auf. 5 Richtfaktor und Gewinn einer linearen Antenne Das oben beschriebene Richtdiagramm zeigt die Winkelabhängigkeit der Abstrahlung einer Antenne. Häug möchte man Antennen bauen, die besonders gerichtet in eine spezielle Winkelrichtung abstrahlen. Die Richtwirkung solch einer Antenne wird mit dem Richtfaktor D (englisch directivity ) beschrieben. Der Richtfaktor ergibt sich aus dem Verhältnis der maximalen Strahlungsdichte der An- TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/11 θ 0◦ 30◦ 30◦ 60◦ 60◦ −30 dB 90◦ −20 dB −10 dB 90◦ 120◦ l l l l l " λ0 = λ0 /4 = λ0 /2 = 3λ0 /4 = λ0 120◦ 150◦ 150◦ 180◦ relative Leistung [dB] in Bezug auf die abgestrahlte Leistung in Hauptstrahlrichtung Abb. 8: Richtdiagramme für dünne lineare Antennen mit sinusförmiger Stromverteilung und verschiedenen Längen l 2 [0=4; 0=2; 30=4; 0] (C. A. Balanis, Antenna Theory). θ 0◦ 30◦ 30◦ 60◦ 60◦ −30 dB ◦ 90 −20 dB −10 dB 120◦ 90◦ 120◦ 150◦ 150◦ 180◦ relative Leistung [dB] in Bezug auf die abgestrahlte Leistung in Hauptstrahlrichtung Abb. 9: Aufzipfelung im Richtdiagramm für Antennenlänge TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann l = 54 0 . Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/12 tenne in der Hauptstrahlrichtung bezogen auf eine Referenzantenne, die die gleiche Gesamtleistung gleichmäÿig in alle Richtungen abstrahlt (isotroper Kugelstrahler). D= Leistungsdichte der Antenne in Hauptstrahlrichtung Leistungsdichte eines isotropen Kugelstrahlers (57) gleiche abgestr. Gesamtleistung Die Leistungsdichte eines isotropen Kugelstrahlers ist in allen Richtungen P = 4r 2; Sr (58) wobei die gesamte abgestrahlte Leistung der zu beschreibenden Antenne allgemein durch Integration über alle Raumrichtungen berechnet werden kann: P = Z2Z Sr (; ')r 2 sin d d' (59) 0 0 Für eine lineare Antenne ist die abgestrahlte Leistungsdichte unabhängig vom Winkel dann Gl. (59) reduziert zu: P ', so dass sich Z = Sr () 2r 2 sin d (60) 0 Somit ergibt sich für den Richtfaktor einer linearen Antenne: 2 F 2 ()max D = R 2 0 F ( ) sin d Die von der Antenne abgestrahlte Leistung P (61) unterscheidet sich von der Eingangsleistung Pe in die Antenne auf Grund eventueller Antennenverluste (z. B. durch die endliche Leitfähigkeit des Antennenstabes), was sich durch den Antennenwirkungsgrad P Pe A = beschreiben lässt. Man kann nun auch einen sog. (62) Antennengewinn Giso einführen, der die maxima- le abgestrahlte Leistungsdichte der realen (verlustbehafteten) Antenne auf die Leistungsdichte des verlustfreien isotropen Kugelstrahlers bezieht. Giso Giso hängt mit dem Richtfaktor D gemäÿ = A D zusammen, so dass für verlustfreie Antennen ( A = 1) Giso (63) und D übereinstimmen. 5.1 Abhängigkeit des Richtfaktors von der Antennenlänge Kurze lineare Antennen weisen die Abstrahlcharakteristik eines Hertzschen Dipols auf. Der Richtfaktor einer solchen Antenne ergibt sich mit Gl. (55) und (61) zu: D= 3 2 TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann (64) Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen Längere Antennen mit einer Länge =k0 l LA/13 = 0 =2 haben eine etwas höhere Richtwirkung. Für l = 0 =2 = eingesetzt in Gl. (52) ergibt sich: F 2 ( ) = wodurch sich ein Richtfaktor von cos2 D = 1; 64 ergibt. 2 cos ; sin2 (65) Noch längere Antennen weisen eine noch höhere Richtwirkung auf. Ein maximaler Richtfaktor der Dipolantenne ist für Längen von ca. l 45 0 möglich, bei der sich ein Richtfaktor von etwa D 3; 3 ergibt. Für noch längere Antennen ergibt sich keine signikante Erhöhung des Richtfaktors, da sich das Fernfeld zu sehr aufzipfelt (siehe Abb. 10). 3.5 3.0 D 2.5 D 2.0 1.5 1.0 0.0 0.5 1.0 1.5 l /λ0 2.0 2.5 3.0 Abb. 10: Längenabhängigkeit des Richtfaktors einer linearen Antenne. Die Längen sind bezogen auf die Wellenlänge 0 . 6 Ersatzschaltbild einer linearen Antenne 6.1 Strahlungswiderstand Der in die Antenne ieÿende Strom führt zu einer abgestrahlten Leistung. Man kann die durch Abstrahlung verlorene Leistung in einem Ersatzschaltbild durch einen Strahlungswiderstand z0 tennenfuÿpunkt ( = 0) beschreiben. Eine Denition des Strahlungswiderstandes RS RS am An- ist durch den am Fuÿpunkt in die Antenne ieÿenden Strom und die abgestrahlte Leistung möglich: P = 12 I (z 0 = 0) RS 2 ) RS = 02P 2 ; I (z = 0) TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann (66) Hochfrequenztechnik I wobei P Lineare Antennen die abgestrahlte Leistung gemäÿ Gl. (60) und LA/14 I (z 0 = 0) den Strom am Fuÿpunkt der Antenne gemäÿ Gl. (49) darstellen. Setzt man diese Gleichungen in Gl. (66) ein, erhält man: RS = ZF 0 2 sin2 (k0 l=2) Z F 2 () sin d (67) 0 solange die Stromverteilung auf der Antenne der einer verlustfreien Leitung entspricht. Da reale Antennen Leistung abstrahlen, ist die Leitungsnäherung nicht mehr im strengen Sinne gültig. Gl. (67) gilt, Dennoch stellt Gl. (67) eine gute Näherung für kürzere Antennen mit l 0=2 dar. 6.1.1 Beispiele von Strahlungswiderständen 1. Kurze lineare Antenne (l 0=2): Mit der Abstrahlcharakteristik F 2 ( ) kurzer linearer Anten- nen gemäÿ Gl. (55) und der Denition des Strahlungswiderstands nach Gl. (67) ergibt sich ein Strahlungswiderstand von: RS = l ZF 0 k0 6 2 Für sehr kleine Antennenlängen l !2 0 l = 20 k0 2 !2 = 20 2 l 0 !2 (68) RS ergeben sich wegen der Abhängigkeit ( ) = 100 MHz, l = 30 cm) ergibt sich ein noch sehr kleiner RS 2 , der sich nur schwer an z. B. eine 50 -Leitung anpassen u. U. sehr kleine Strahlungswiderstände. Für l=0 = 0; 1 (z. B. f / (l=0)2 lässt. Allein aus diesem Grund sind etwas längere Antennen wünschenswert, auch wenn sich der Richtfaktor gemäÿ Abb. 10 noch kaum ändert. 2. 2 -Dipol: Der =2-Dipol stellt die wichtigste Dipolantenne dar. Mit l = 0 =2 = =k0 folgt aus Gl. (52) bzw. (65) eingesetzt in Gl. (67): RS 0; 194 ZF 0 73; 2 (69) Die Gröÿe dieses Strahlungswiderstandes liegt sehr nah an den Wellenwiderständen typischer Leitungen, so dass eine Anpassung in der Regel einfach möglich ist. 6.2 Fuÿpunktimpedanz Das komplette Ersatzschaltbild einer linearen Antenne ist in Abb. 11 dargestellt. Dabei gilt die Annahme, dass die gesamte von der Antenne aufgenommene Leistung im Strahlungswiderstand RS absorbiert und somit abgestrahlt wird. Das entspricht dem Bild einer verlustfreien Antenne. Evtl. auftretende Verluste müssten mit einem weiteren Widerstand berücksichtigt werden. Nach Bild 11 ist die gesamte Fuÿpunktimpedanz der verlustfreien Antenne Z a = RS + jX (70) und lässt sich auassen als die Eingangsimpedanz einer verlustbehafteten, am Ende leerlaufenden Leitung. Die Verluste haben ihren Ursprung dabei in der Leistungsabstrahlung der Antenne. TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen I(z ! = 0) LA/15 RS jX I(z ! = 0) Abb. 11: Ersatzschaltbild einer verlustlosen linearen Antenne. Bei einer solchen verlustbehafteten Leitung verschwindet =2; ; 3=2 X für Leitungslängen entsprechend ähnlich zu Abb. 2 im Abschnitt SMI. Die Länge des Dipols Leitungslänge, so dass jX = 0 für l l=d (d Impedanz bei variierendem Für sehr kleine l = entspricht der doppelten 20 ; 0; 32 0 : : : sein sollte. Abb. 12 zeigt Ortskurven für die Antennenimpedanz Schlankheitsgrade l l (71) Z a = RS + jX für zwei verschiedene ist der Durchmesser des Antennenstabes). Die Ortskurven zeigen nun die l bzw. variierender Frequenz. ergibt sich gemäÿ Gl. 67 ein sehr kleiner RS und kapazitives Verhalten (wie bei einer = 0 =2 gemäÿ Gl. (69) ein RS 73 und gemäÿ Gl. (71) ein X 0 (Resonanzverhalten wie bei einem Serienschwingkreis) erhalten. Für l > 0 =2 wird X > 0 (induktives Verhalten), bis die nächste Resonanz X 0 für l 0 (Resonanzverhalten kurzen leerlaufenden Leitung), während wir für l 2 eines Parallelschwingkreises) bei maximalem RS für l 0 RS erreicht wird. 3 In Abb. 12 wird weiterhin deutlich, dass sehr stark von der Antennendicke abhängt und damit Gl. (67) nicht mehr anwendbar RS ! 1 gehen für l = 0 , da in der einfachen Leitungsnäherung 0 dann I (z = 0) = 0 wird (vgl. auch Abb. 5). Tatsächlich ist aber wegen der Leistungsabstrahlung die wäre. In Gl. (66) und (67) würde Stromverteilung nicht mehr wie in einer verlustfreien Leitung beschreibbar, wodurch die Unterschiede erklärt werden können. Die Antennendicke beeinusst in erheblicher Weise den Imaginärteil X der Antennenimpedanz, was man einfach mit der geringeren gespeicherten elektrischen und magnetischen Energie bei einer dickeren Antenne erklären kann, was dann auch zu einem kleineren jX j führt. Alternativ kann man sich auch klarmachen, dass ein dickerer Leiter zu einem kleineren Induktivitätsbelag (und zu einem höheren Kapazitätsbelag) führt, womit sich ebenfalls ein kleines Beim =2-Dipol jX j erklären lässt. ergibt sich der wichtige Spezialfall, dass die Fuÿpunktimpedanz nahezu unabhängig von der Dicke des Antennenstabes fast ausschlieÿlich durch den Strahlungswiderstand RS nach Gl. (67) gegeben ist. 2 3 Tatsächlich ergibt sich diese Resonanz nicht genau bei l = 0 =2, sondern bei etwas kürzeren Antennenlängen. Bei genauerer Betrachtung tritt auch diese Resonanz bei etwas kürzeren Dipollängen auf. TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen l≈ LA/16 λ0 2 l ≈ λ0 RS Abb. 12: Eingangswiderstand von linearen Antennen verschiedenen Schlankheitsgrades. 7 Betrieb als Empfangsantenne Bisher wurde die Antenne als Sendeantenne betrachtet. Antennen werden jedoch auch zum Empfang elektromagnetischer Wellen eingesetzt. Solche Empfangsantennen lassen sich gemäÿ Abb. 13 durch eine Leerlaufspannung U mit der Antennenimpedanz Za nach Gl. (70) darstellen. Abb. 13: Darstellung einer Empfangsantenne durch Leerlaufspannung U Za. und Antennenimpedanz 7.1 Eektive Höhe Die Antenne sei optimal auf das zu empfangende Feld ausgerichtet. Dann ergibt sich aus dem empfangenen Feld folgende Leerlaufspannung: U = he E; wobei E (72) jE j = 2jS~ jZF 0 q die elektrische Feldstärke des zu empfangenden Feldes ist (mit eektive Höhe der Antenne darstellt. TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann ) und he die Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen Ohne Beweis gilt, dass für kurze lineare Antennen mit tennenlänge he LA/17 0 l die eektive Höhe durch die halbe An- = l=2 gegeben ist, was unter Berücksichtigung der dreiecksförmigen Stromverteilung in Abb. 6 auch plausibel erscheint. 7.2 Maximal abgebbare Leistung Die maximal an der Impedanz Z E abgebbare Leistung PE erhält man für Leistungsanpassung Z E = Z a . Wenn man weiterhin eine verlustfreie Antenne voraussetzt, ergibt sich dann: PE = 8<jU(Zj ) = 8jURj S a 2 2 (73) Mit Gl. (68) und (72) folgt: PE mit der Leistungsdichte S 2 jE j2 = jhe E j = 1 8RS und Aw , 2 2ZF 0 2 l 2 3 wobei Aw l 0 die sog. 2 2 2 = 12 jZE j 380 | {zF 0} |{z} Aw S Wirkäche (74) der Antenne beschreibt. Das ist die Fläche, in der der ankommenden Welle Leistung entzogen wird. Für kurze lineare Antennen ist Aw unabhängig von der Dipollänge und nur von der Wellenlänge der ankommenden Welle beeinusst, zumindest solange de Antenne verlustfrei ist. Für zu kurze Längen ist jedoch der Strahlungswiderstand RS auÿerordentlich klein, so dass einerseits Ohmsche Verluste zu berücksichtigen sind und andererseits die Anpassung schwierig wird. Das Verhältnis zwischen Wirkäche und Gewinn also zwischen Empfangs- und Sendeeigenschaften der Antenne lässt sich für verlustfreie kurze lineare Antennen mit Aw Giso Giso = D = 32 schreiben: 2 = 40 : (75) Auch wenn Gl. (75) für verlustfreie Antennen abgeleitet wurde, gilt sie auch für verlustbehaftete Antennen, da der Antennenwirkungsgrad A mit Giso = A D auch auf die Antennenwirkäche anwendbar ist. 8 System aus Sende- und Empfangsantenne Bisher wurden die Antennen jeweils nur als Sende- oder als Empfangsantenne betrachtet. Nun soll das Gesamtsystem wie in Abb. 14 betrachtet werden. Die beiden Antennen 1 und 2 seien an den Generator bzw. an die Last angepasst. Die von Antenne 1 abgestrahlte Leistung sei Antenne 2 empfangene Leistung PE : PE = Aw 2 S2 mit G S2 = PS iso12 : 4r PS , die von (76) Die Übertragungsezienz als Verhältnis zwischen empfangener und gesendeter Leistung ist somit gegeben als: PE PS = Giso1 4Arw 22 : TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann (77) Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/18 Abb. 14: Übertragungssystem bestehend aus Sende- und Empfangsantenne. Wird hingegen Antenne 2 als Sender und Antenne 1 als Empfänger genutzt, ergibt sich analog folgender Ausdruck: PE PS Reziprozität Auf Grund der = Giso2 4Arw 12 : der Anordnung muss (mit Streuparametern würde man S 12 = S 21 PE PS unabhängig von der Übertragungsrichtung sein schreiben), so dass gilt: Giso2 Aw 1 = Giso1 Aw 2 oder auch Aw 1 Giso1 (78) (79) 2 = GAw 2 = 40 GAw iso2 iso (80) Das Verhältnis zwischen Wirkäche und Gewinn einer Antenne nach Gl. (75) gilt also nicht nur für kurze lineare Antennen, sondern ist universell für alle Antennen gültig. Damit lässt sich beispielsweise in Gl. (79) Aw1 gemäÿ Gl. (80) durch Giso1 PE PS oder beschrieben als 10 log Beispiel: Übertragungsmaÿ PE PS Zwei identische ! 0 4r !2 Giso1 Giso2 (81) in Dezibel (dB): dB = 20 log 2 -Dipole = ersetzen: 0 4r ! dB + 10 log Giso1 dB + 10 log Giso2 dB mit der Wellenlänge 0 (82) = 3 m (entspricht einer Betriebsfrequenz 100 MHz) und einem Abstand von r = 30 km von einander mit jeweils einem Gewinn von Giso1 =2 = 2; 15 dB (= ^ Giso = 1; 64) weisen folgendes Übertragungsmaÿ auf: von 10 log PE PS ! = 97; 7 dB: TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann (83) Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/19 Abb. 15: 1. Fresnelzone. 8.1 Fresnelzone Die oben genannten Gleichungen gelten nur für eine ideale Übertragung im freien Raum. Diese Bedingung entspricht näherungsweise der Annahme, dass sich innerhalb der sog. 1. Fresnelzone keine Hindernisse benden dürfen. Die 1. Fresnelzone ist in Abb. 15 skizziert und entspricht einem Rotationsellipsoiden, in dessen Brenn- p r punkten sich jeweils Sender und Empfänger benden. Dieses Ellipsoid hat an der breitesten Stelle einen Durchmesser von 0 , was für das obige Beispiel ( 0 = 3 m, r = 30 km) einem Durchmesser von 300 m entspricht. 9 Alternative Antennenformen Lineare Antennen gibt es auch in modizierten Ausführungsformen. Im Folgenden sollen einige Beispiele vorgestellt werden. 9.1 Faltdipol Den prinzipiellen Aufbau eines Faltdipols zeigt Abb. 16. Durch die gefaltete Form und die zwei dadurch entstehenden parallelen Leitungselemente ieÿt gegenüber einem normalen Dipol in jedem der beiden Leiter nur der halbe Strom. Somit ergibt sich als Strahlungswiderstand P = 12 I (z 0 = 2 0) 2 RF RF = 21 jI (z 0 = 0)j2 RS ) RF = 4RS = 293 des Faltdipols: (84) (85) λ0 l= 2 I(z ! = 0)/2 I(z ! = 0)/2 Abb. 16: 2 -Faltdipol. Eine solche Antenne lässt sich vorteilhaft mit einer symmetrischen Leitung mit einem Leitungswellenwiderstand ZL 300 speisen, wobei derartige Wellenwiderstände bei symmetrischen Leitungen gut zu realisieren sind. TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/20 9.2 Rahmen- und Ferritantenne Als Empfangsantennen werden häug auch Rahmen- oder Ferritantennen eingesetzt. Eine Rahmenantenne ist im Wesentlichen eine Spule mit typischerweise rundem oder rechteckigem Querschnitt, wie in Abb. 17a) skizziert ist. Wenn man sich zunächst eine solche Rahmenantenne als Sendeantenne vorstellt, führt ein Strom in dieser Antenne zu einer eingeprägten magnetischen Flussdichte bzw. bei einem Wechselstrom zu einer eingeprägten zeitlichen Änderung der magnetischen Flussdichte und damit zu einem eingeprägten magnetischen Strom J~m in Gl. (2). Wenn die Abmessungen der Rahmenantenne klein gegenüber der Wellenlänge sind, ist auch die Ausdehnung des Stromelements J~m entsprechend klein, und wir erhalten eine Abstrahlcharakteristik genau wie beim Hertzschen Dipol, jedoch mit dualem Verhalten: Statt der beiden Feldkomponenten E und H' im Fernfeld erhalten wir hier a) H und E'. b) Abb. 17: Runde Rahmenantenne mit n = 2 Windungen der Fläche F = a2 (a) und Konzentration des magnetischen Flusses in einer Ferritantenne (b). Der Strahlungswiderstand einer solchen Antenne ist sehr klein, so dass unter Berücksichtigung der Leiterverluste eine Rahmenantenne nur einen geringen Antennenwirkungsgrad aufweist (ähnlich wie auch eine kurze lineare Antenne). Deshalb werden Rahmenantennen in der Regel nur als Empfangsantennen verwendet. Zur Erhöhung der Empndlichkeit kann die Spule der Rahmenantenne auch mit einem Ferrit versehen werden, so dass man dann die Ferritantenne gemäÿ Abb. 17b) erhält. Die Leerlaufspannung der Antenne ergibt sich durch: jU j = !re 0n F jHj = !c re n F jE j; 0 wobei hier n die Windungszahl, F die Spulenäche und re (86) die eektive relative Permeabilität der Ferritantenne darstellen. Vorteilhafterweise wird man nach der Antenne eine Empfangsschaltung mit kapazitivem Eingang wählen, so dass diese Kapazität zusammen mit der Induktivität der Rahmen- bzw. Ferritantenne einen Schwingkreis bildet und man so eine resonante Überhöhung der Antennenspannung erhält. Rahmen- und Ferritantennen werden bevorzugt verwendet in tragbaren Rundfunkempfängern und auch als Peilantennen. TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/21 10 Gruppenstrahler, Mehrfachantennen Die Richtwirkung einer linearen Antenne ist begrenzt, wie beispielsweise Abb. 10 zeigt. Um höhere Richtfaktoren zu erhalten, können mehrere lineare Antennen zu Antennengruppen zusammengefasst werden. 10.1 Querstrahler Wie wollen zuerst mit Abb. 18 annehmen, dass n lineare Antennen jeweils im Abstand d zu einer Gruppenantenne zusammengefasst sind. Alle Einzelantennen sollen gleichphasig angeregt werden, so dass sich dann als Hauptstrahlrichtung die sog. x -Richtung in Abb. 18 ergibt; man spricht dann von einem Querstrahler. ψ x Abb. 18: Querstrahler mit n Strahlelementen. Das gesamte abgestrahlte Feld dieses Querstrahlers im Fernfeld lässt sich darstellen als Produkt des Feldes des Einzelstrahlers multipliziert mit einem sog. sich beispielsweise für H' Gruppenfaktor AF (engl. array factor ), so dass im Fernfeld ergibt: H ' = AF H ' (87) Einzelstrahler wobei der Gruppenfaktor für gleiche Anregung aller Antennenelemente (gleiche Amplitude und Phase) durch (ohne Beweis, siehe z. B. C. A. Balanis, Antenna Theory, rd 3 ed. 2005, S. 290 ): sin d0 n sin sin n k0 d sin = (88) AF = 21 sin 2 k0 d sin sin d0 sin gegeben ist, woraus man den maximalen AF und damit die Hauptstrahlrichtung mit AF = n für =0 erhält. TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/22 Es interessiert nun der durch die Gruppenantenne erreichbare Richtfaktor. Wir nehmen dazu als Einzelelemente zunächst isotrope Kugelstrahler an, so dass dann die Fernfeldverteilung genau dem Gruppenfaktor AF in Gl (88) entspricht. Ähnlich zu Gl. (61) ergibt sich dann D= 2 2 (AF ) R =2 =2 D für unseren Querstrahler: 2n2 : 2 d =2 AF ( ) cos = R =2 max AF 2 ( ) cos d (89) = 5; 10; 20 Elementen als Funktion von d=0 . Den maximalen Richtfaktor erhält man für d=0 0; 9 mit D 1; 8n, wobei man dann aber bereits erhebliche Nebenzipfel erhält. Zweckmäÿig sind Elementabstände von d=0 0; 5, wobei sich für d=0 = 0; 5 gerade ein Richtfaktor von D n ergibt. Abb. 19 zeigt D als Beispiel für einen Querstrahler mit n 35 30 25 20 n = 20 D D 15 10 n = 10 5 n=5 0 0.0 0.5 1.0 1.5 d /λ0 Abb. 19: Richtfaktor für Mehrfachantennen mit keit vom Abstand der Einzelelemente d=0 n 2.0 2.5 3.0 = 5; 10; 20 isotropen Kugelstrahlern in Abhängig- untereinander (Querstrahler, gleiche Anregung aller Einzelelemente). Im Grenzfall d 0 und nd 0 folgt aus Gl. (89) näherungsweise: D 2n d 0 (90) Gl. (89) und (90) sowie Abb. 19 gelten für ein array aus isotropen Kugelstrahlern, so dass den Faktor zur Erhöhung des Richtfaktors angibt (Richtfaktor D auch D = 1 für ein isotropes Kugelstrahler- Element). Einen solchen Faktor, der die Erhöhung des Richtfaktors (oder Gewinns) gegenüber dem Richtfaktor (Gewinn) des Einzelstrahlers angibt, lässt sich auch für Einzelstrahler mit höherem Richt- =2-Dipol) angeben. Je nach Richtwirkung des Einzelstrahlers ist dieser Faktor dann bis zu =2 gröÿer als D in Gl. (89) und (90). faktor (z. B. TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/23 10.2 Längsstrahler Im Gegensatz zum Querstrahler ist auch ein Längsstrahler gemäÿ Abb. 20 möglich, dessen Hauptstrahl- x -Richtung zeigt, wenn die Speisung benachbarter Antennenelemente jeweils phasenverzögert mit ' = k0 d erfolgt, so dass bei der Abstrahlung eine phasenrichtige Addition in x -Richtung erfolgt. keule in Abb. 20: Längsstrahler mit n Strahlelementen. Wenn man für die Einzelstrahler wieder isotrope Kugelstrahler zugrunde legt, erhält man ähnlich zu Gl (90) im Grenzfall d 0 und nd 0 : D A 2n mit A d 0 (91) = 2. Bei noch geschickterer Speisung der Einzelelemente lässt sich A noch bis auf A 3; 6 erhöhen (Hansen-Woodyard-Design). Man erhält damit für einen Längsstrahler noch einen deutlich höheren Richtfaktor als beim Querstrahler, was im Wesentlichen daran liegt, dass der Querstrahler in Abb. 18 nicht nur in positive x -Richtung, sondern auch in negative x -Richtung abstrahlt. Eine spezielle Bauform eines Längsstrahlers stellt die dabei nur ein =2-Dipol Yagi-Uda-Antenne gemäÿ Abb.21 dar. Es wird erregt (in Abb. 21 ein Faltdipol), wobei in Abstrahlrichtung leitende Stäbe angeordnet sind (die sog. Direktoren), wobei durch das primäre Feld des Faltdipols in den Direktoren Ströme erregt werden., die wieder selbst zur Abstrahlung führen. Da die Ströme in den Direktoren entsprechend der Laufzeit des Feldes phasenrichtig angeregt werden, ergibt sich schlieÿlich eine konstruktive Überlagerung der Felder wie beim Längsstrahler. Die Länge der Direktoren ist dabei etwas kürzer als 0 =2. Abb. 21: Yagi-Uda-Antenne mit Faltdipol als Erreger, Reektorwand und sechs Direktoren. Der Abstand der Direktoren beträgt typisch einige Für beispielsweise 10 Direktoren und dem 0 =10. d=0 = 0; 2 erhält man eine Erhöhung des Richtfaktors gegenüber =2-Speisedipol von ca. 16 : : : 17 (s. C. A. Balanis, Antenna Theory), was sogar etwas höher ist TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann Hochfrequenztechnik I Lineare Antennen LA/24 als Gl. (91) erwarten lässt, da die Ströme auf den Direktoren sich sehr ähnlich zum Hansen-WoodyardDesign ergeben. TU Berlin Prof. Dr.-Ing. K. Petermann