Druckausgleich beim Tauchen

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Druck im Ohr ?
Druckausgleich
beim Tauchen
Das Hören ist eines der fünf menschlichen Sinneswahrnehmungen. Hören von
Geräuschen jeder Art war überlebenswichtig für die frühen Menschen. Und erst
das Hören machte das Sprechen sinnvoll.
Im
Ohr, dem Organ des Hörens, befindet sich neben dem Gehörsinn auch das
Gleichgewichtsorgan. Es hilft uns beim aufrechten Laufen und beim Tanzen, ohne
dass wir das Gleichgewicht verlieren.
Das Ohr ist ein außerordentlich kompliziertes Organ und gleichzeitig sehr
empfindlich; deswegen sitzt es im Inneren des Kopfes, so dass es geschützt ist.
Nachfolgend
wird in dieser Lehrschein Hausarbeit beschrieben,
wie das Ohr aufgebaut ist und funktioniert. Anschließend wird
gezeigt, wie Gefahren für dieses Organ beim Tauchen entstehen,
aber durch Einsetzen der richtigen Methoden vermieden werden
können. Zum Schluss folgen Leitfäden für das Abhalten von
Lehrgängen über dieses Thema.
DLRG Lehrschein Hausarbeit von Christian Löffler
Oktober 2003
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Inhaltsangabe
3
Aufbau des Ohrs
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Schall zu Hören
Gleichgewicht
5
Druck in der Wassertiefe
6
Verhältnis von Druck und Volumen
7
Wie kommt der Druck ins Ohr
8
Wie macht man einen Druckausgleich
9
Wenn kein Druckausgleich zustande kommt
10
Gefahren beim Druckausgleich
11
Also aufgepasst beim Tauchen!
12
Leitfaden für die Ausbildung für das
Deutsche Jugendschwimmabzeichen und Junior Retter
13
Leitfaden für die Ausbildung für das
Rettungsschwimmabzeichen
15
Quellenangaben
DLRG Lehrschein Hausarbeit von Christian Löffler
Oktober 2003
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Aufbau des Ohrs
Das menschliche Ohr wird
in drei Teile eingeteilt: äusseres Ohr, Mittelohr und
Innenohr (s. Abb.1).
Abb. 1 Aufbau des Ohrs
Das äussere Ohr
besteht aus der Ohrmuschel und dem zum Mittelohr führenden
Gehörgang.
Das
Mittelohr ist auf der Seite vom äusseren Ohr durch das dünnwandige
Trommelfell luftdicht abgetrennt. Auf der anderen Seite führt ein tubenförmiger
Kanal, die so genannte Eustachische Röhre, zum Nasen / Rachenraum und
gewährleistet so eine Luftzirkulation im Mittelohr.
Die Eustachische Röhre hat auf der Nasen-/Rachenraumseite eine
lippenförmige Öffnung, die aus Schleimhaut besteht. Diese Öffnung
kann bei einer Schleimhautschwellung (z.B. durch Schnupfen oder
Mandelentzündung) sehr leicht verkleben, wodurch die Luftzirkulation
im Mittelohr erschwert wird.
Auf der Innenseite des Trommelfells sitzen drei winzige Knöchelchen: Hammer,
Amboss und Steigbügel. Sie stellen die Verbindung vom äusserem Ohr durch das
Mittelohr zum Innenohr her. Es sind übrigens die drei kleinsten Knochen im
menschlichen Körper.
Das Innenohr schließlich beinhaltet mit den Bogengängen und der Schnecke die
eigentlichen Sinnesorgane für unser Gehör- und unseren Gleichgewichtssinn.
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Vom Schall zum Hören
Das äußere Ohr sammelt den Schall in seiner Ohrmuschel und transportiert ihn
durch den Gehörgang zum Trommelfell. Dies gerät durch die Schallwellen in
Schwingung und überträgt diese ins Mittelohr. Der Hammer nämlich erfasst die
Schwingungen des Trommelfells und „hämmert“ sie auf den Amboss. Hierbei
werden die Schallwellen in mechanische Energie umgewandelt.
Der Steigbügel nimmt die Energie vom Amboss auf und überträgt sie an das Ovale
Fenster, das sich an der Schnecke befindet (s.Abb.2). Durch das Ovale Fenster
gerät die Flüssigkeit in der Schnecke in Bewegung und streicht an den
hochempfindlichen Sinneszellen (den Haarzellen) an der Innenwand der Schnecke
vorbei. Die Haarzellen wiederum wandeln die mechanische Energie der
schwingenden Flüssigkeit in elektrische Energie um. Diese wird schließlich als
Nervenimpuls über den Hörnerv an das Gehirn weitergeleitet.
Abb.2 Mittel- und Innenohr
Gleichgewicht
Im Innenohr oberhalb der Schnecke befindet auch das Gleichgewichtszentrum. In
den Bogengängen des Innenohres (s. Abb. 2) befindet sich eine Flüssigkeit, die
durch Bewegungen des Körpers aufgrund der Schwerkraft in Bewegung gesetzt
wird. Die Sinneshärchen an der Innenwand der Bogengänge nehmen die kleinsten
Änderungen auf und leiten sie in Form von Nervenimpulsen an das Gehirn weiter.
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Druck in der Wassertiefe
An der Wasseroberfläche am Meer herrscht
etwa ein bar Erdatmosphärendruck.
Steigt man auf einen hohen Berg, so nimmt der Luftdruck ab. Beim Abtauchen in
die Wassertiefe ist es umgekehrt: hier nimmt der Druck zu. Auf den ganzen Körper
wirkt in 10 Meter Wassertiefe ein Druck von zwei bar, und zwar von einem bar von
der 10 Meter Wassertiefe zusätzlich zu dem einem bar von der Erdatmosphäre.
Berechnung des Unterwasserdrucks:
Ein bar pro 10 Meter Wassertiefe, dazu ein bar Erdatmosphärendruck. Dies
bedeutet, in 30 Meter Tiefe herrscht ein Druck von 4 bar (s. Abb. 3).
Abb. 3 Rechenbeispiel: In 20 m Tiefe beträgt der Druck 3 bar
.
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Verhältnis von Druck und Volumen
Druck und Volumen eines Gases, Z.B. von Luft in der Lunge, stehen in einem
festen Verhältnis zueinander. Diese Verhältnis wird beschrieben durch das BoyleMariotte´sche Gesetz. Es besagt, dass das Produkt von Druck ( p ) und Volumen
(V ) bei konstanter Temperatur immer 1 bar beträgt.
Formel:
p x V = 1 bar
Dies bedeutet: Verdoppelt sich bei konstanter Temperatur der Druck, so halbiert
sich das Volumen des Gases.
Bei einer Wassertiefe von 30 Metern herrscht ein Druck von 4 bar. Demzufolge
verringert sich das Volumen auf ein Viertel (siehe Tabelle). Die Tabelle zeigt, das
die Volumenverringerung am größten ist zwischen einem und zwei bar, das heist
zwischen Null und 10 m beim Tauchen.
Tiefe
Druck p
Volumen V
Oberfläche
1 bar
1l
10 m
2 bar
1/2 l
20 m
3 bar
1/3 l
30 m
4 bar
1/4 l
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Wie kommt Druck in das Ohr?
Beim Abtauchen steigt der Unterwasserdruck schnell an. Hierbei wird der Druck
durch das Aussenohr auf das Trommelfell ins Mittelohr gepresst. Dies kann je nach
Druckunterschied zu heftigen Schmerzen oder sogar zum Platzen des
Trommelfells führen (s. Abb. 5). Dies bezeichnet man als Barotrauma. Das Gleiche
geschieht natürlich auch beim schnellen Auftauchen, nur dass das Trommelfell
dann in die andere Richtung gedrückt wird.
Um den Druckunterschied zwischen dem äusserem Ohr und dem Mittelohr
abzubauen, muss ein Druckausgleich stattfinden. Dieser erfolgt über die
Eustachische Röhre, die sich im Nasen-/Rachenraum leicht öffnen lässt. Durch
diese Öffnung kann durch Luftzirkulation Über- oder Unterdruck ausgeglichen
werden. Nach erfolgtem Druckausgleich kehrt auch das Trommelfell in seine
Normalstellung zurück (s. Abb. 4).
Abb. 4. Normalzustand
Abb.5. Im Mittelohr relativer Unterdruck
Nun
mag mancher behaupten, so große Tiefen kämen ja bei normalem
Schwimmen gar nicht vor. Aber der Körper und vor allem die Ohren sind sehr
sensibel, sie reagieren schon auf geringste Abweichungen vom Normalzustand.
Taucht man z.B. in einem Schwimmbad am Beckenboden von 1,80 Meter Tiefe
entlang, so herrscht dort nur ein Druck von 1.18 bar. Will man unangenehme
Folgen vermeiden, sollte man einen Druckausgleich durchführen. Darum sollte
man beim Streckentauchen knapp 60 cm unter der Wasseroberfläche bleiben.
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Wie machet man einen Druckausgleich?
Die zwei gängigsten Methoden, das steigende Druckgefälle zwischen äusserem
Ohr und Mittelohr auszugleichen, sind der Druckausgleich durch die Nase und der
mit Gaumen und Zunge.
Den
Druckausgleich durch die Nase erzielt
man, indem man die Nase zuhält und hinein
bläst. Da die Luft nicht durch Nase oder Mund
entweichen kann, wird sie über die
Eustachische Röhre zum Trommelfell geleitet
und bewirkt so den Druckausgleich (s. Abb. 6).
Bei dieser Methode wird der Druckhausgleich
sozusagen "erzwungen". Der Taucher entscheidet, wann er wie viel Druckausgleich
braucht. Hier kommt es auf die richtige
Dosierung an:
Abb. 6 Druckausgleich
Nicht zu spät,
Nicht zu wenig,
Nicht zuviel!
Diese Methode ist normalerweise die einfachere und erlaubt schnelles Abtauchen
in die Tiefe.
Bei der zweiten Methode erfolgt der Druckausgleich mittels Druck der Zunge auf
den hinteren Teil des Gaumens bei gleichzeitig leichtem Vorschieben der Kinnlade.
Dies ist die "sanftere" Methode, denn durch die Bewegung von Zunge und
Kinnlade wird lediglich ein Durchgang (die Eustachische Röhre) für den Ausgleich
geöffnet. Wie schnell das Druckgefälle ausgeglichen wird, regelt sich von selbst.
Zu spät darf es aber natürlich auch hier nicht sein.
Die sanftere Methode ist allerdings nicht so einfach, sie erfordert einiges an
Übung, vor allem wenn es schnell nach unten gehen soll. Der Vorteil ist jedoch,
dass man beide Hände frei hat. Keine Hand muss an die Nase.
Mit welcher Methode nun der Druckausgleich am besten durchgeführt wird, muss
jeder für sich selbst ausprobieren. Wichtig ist, dass er frühzeitig gemacht wird, am
besten das erste Mal gleich nach dem Abtauchen, kurz unter der
Wasseroberfläche und dann kontinuierlich immer wieder. Mit zunehmender Tiefe
muss er weniger häufig, dafür intensiver durchgeführt werden. Wichtig ist auch,
dass es schnell und vollständig (beide Ohren) funktioniert. Daher ist langsames
und dadurch sicheres Auftauchen angebracht.
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Wenn kein Druckausgleich zu Stande kommt
Gelingt
kein Druckausgleich an Land, sollte der Taucher auf den Tauchgang
verzichten, da es sonst zu schweren Schäden am Trommelfell kommen kann.
Besonders gefährlich kann während des Tauchganges ein Riss im Trommelfell
sein (s. Abb. 7/8). Hierbei dringt Wasser ins Mittelohr. Dieses wirkt auf die
Bogengänge
und
bewirkt
ein
Schwindelgefühl.
Ein
Verlust
des
Gleichgewichtssinnes ist die Folge. Besonders im Wasser kann dies verheerende
Folge haben, denn in dieser Umgebung kann man sich häufig nicht mehr so gut
auf sein Sehvermögen verlassen. Nur noch die aufsteigenden Luftblasen könnten
einen Anhaltspunkt über Oben und Unten vermitteln. Aber einer solchen Situation
sollte man sich lieber gar nicht erst aussetzen.
Durch das Wasser, dass durch den Riss dringt, können auch Keime in das
Mittelohr gelangen und eine Infektion verursachen.
Abb. 7 Normales Trommelfell
Abb. 8 Trommelfellriss
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Gefahren beim Druckausgleich
Manchmal werden Ohrenstöpsel als vermeintliche „Hilfsmittel“ benutzt. Dies kann
aber beim Tauchen sehr gefährlich werden. Wenn die Stöpsel nicht dicht
abschließen, können sie durch den Umgebungsdruck durch den Gehörgang auf
das Trommelfell gedrückt werden, und es kommt zu einem Trommelfehlriss (s.
Abb. 10). Und wenn sie dicht schließen, bildet sich zwischen dem Stöpsel und dem
Trommelfehl ein Raum mit relativem Unterdruck. Wenn der Umgebungsdruck und
damit der Druck im Mittelohr und im Rachenraum sich erhöht, reisst das
Trommelfehl (s. Abb. 9).
Abb. 9 Ohrenstöpsel
Abb. 10 Trommelfellriss
Manche
nehmen bei Schnupfen oder Mandelentzündung vor dem Tauchen
Nasentropfen ein, um den Schleim an der Öffnung der Eustachischen Röhre zu
lösen und dadurch einen Druckausgleich zu erreichen. Dieses Verfahren schlägt
meist fehl, denn die Wirkung der Nasentropfen lässt nach einer bestimmten Zeit
nach. Dann verklebt die Öffnung der Eustachischen Röhre erneut, und es erfolgt
kein Druckausgleich mehr. Die Folge: Beim Auftauchen wird der Umgebungsdruck
sehr viel geringer als der Duck im Mittelohr.
Und das bedeutet auch in diesem Fall: das Trommelfell reisst!
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Also aufgepasst beim Tauchen!
• Versuche einen Druckausgleich an Land, bevor du ins Wasser gehst. Ist der
Versuch erfolgreich, dann Tauche los !
• Denke an den Druckausgleich gleich nach dem Eintauchen !
• Denke auch noch an den Druck in der Wassertiefe !
In dieser Lehrschein Hausarbeit ging es nur um den Druckausgleich beim Tauchen. Die weiteren Leitsätze der DLRG
sind beim Tauchen natürlich ebenfalls zu beachten:
• Tauche nie allein !
• Überwache deinen Tauchpartner !
• Tauche nur, wenn du dich fit fühlst !
• Hyperventiliere nicht !
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Leitfaden für die Ausbildung für das
Deutsche Jugendschwimmabzeichen
und Junior Retter
Thema: Druckausgleich
Ort: Schwimmbad
Wichtig: Das Theoretische auf das Wesentliche beschränken und auf kindliches
Erzählen achten.
• Kurz auf Ohr und Trommelfell eingehen
• Unterwasserdruck erklären
Übung 1:
Druckausgleich an Land
Es sollte in beiden Ohren knacken
Nachfragen, ob jemand erkältet ist oder schnupfen hat.
Übung 2:
In schultertiefem Wasser einen Druckausgleich durchführen
Übung 3:
Im tiefen Wasser auf der Wasseroberfläche liegen und die Luft
langsam ablassen. Hierbei sinkt man langsam ab und übt den
Duckausgleich.
Vor dieser Übung das Archimedische Prinzip kurz erläutern:
Wenn die Lunge voll mit Luft ist, kann man schwer abtauchen. Lässt
man die Luft ab, so taucht man unter. Ordner C XI Seite 18
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Leitfaden für die Ausbildung für das
Rettungsschwimmabzeichen
Thema: Druckausgleich
Ort: Lehrsaal
Das Ohr
• Aufbau des Ohrs erklären, Teile des Ohrs benennen
an Hand der Folie Ordner C XI Seite 13
Funktion des Ohrs
• Hören
an Hand der Folie Ordner C XI Seite 13
• Gleichgewichtsempfinden
Funktion des Organs beschreiben
Übung:
Durch schnelles Drehen im Kreis und plötzliches Anhalten
entsteht ein Schwindelgefühl (ähnlich wie beim
Trommelfellriss)
Unterwasserdruck
• Unterwasserdruck erläutern und berechnen
• Verhältnis von Druck und Volumen veranschaulichen
• Auswirkung auf das Ohr erklären
an Hand der Folie
Ordner C XI Seite 15 Bild a und b
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Druckausgleich
• Methoden des Druckausgleichs vorführen
zusätzlich an Hand der Folie zeigen Ordner C XI Seite 14
Übung:
Druckausgleich an Land
Es sollte in beiden Ohren knacken
Nachfragen, ob jemand erkältet ist oder schnupfen hat
Gefahren
• Gefahr von Ohrenstöpsel und Ohrentopfen beschreiben
an Hand der Folie Ordner C XI Seite 15 Bild c und d
Übung:
Für das Schwimmbad können auch die Übungen aus dem Leitfaden
für die Ausbildung für das Deutsche Jugendschwimmabzeichen und
Junior Retter verwendet werden
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Quellenangaben
DLRG Handbuch für Ausbilder – Rettungsschwimmer – Teil C
DLRG Handbuch für Ausbilder – Schnorcheltauchen – Teil E
DLRG Handbuch Rettungsschwimmer
Rudolf Holzapfel: Richtig Tauchen
Meyers Grosses Taschenlexikon
Mosaik Verlag Handbuch der Gesundheit
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