Marketing AKTUELL Warendisposition Die richtige Menge Längst hat die Kenntnis in Fußpflegepraxen Einzug gehalten, dass über den Verkauf von Qualitätsprodukten der Umsatz gesteigert werden kann. Wie aber plane ich die richtige Menge (Disposition)? Denn zu wenig an Vorrat bedeutet oft Umsatzverlust, während „Ladenhüter“ unnötig Kapital binden. Fall 1: Der Fuß von Monika M. fühlt sich nach der Sitzung super an. Sie ist zufrieden und will nun ihre Füße zu Hause weiter pflegen. Ihre Fußpflegerin empfiehlt dazu Produkte aus ihrem Sortiment. Auf die Frage, ob Monika M. diese gleich mitnehmen könne, folgt Enttäuschung. Ihre Fußpflegerin hat die Produkte nicht vorrätig. Fall 2: Fußpfleger Simon P. stellt fest, dass mit den Einnahmen etwas nicht stimmt. Nach einem Blick in den Lagerschrank erkennt er das Problem. Er hat zu viele Produkte eingelagert. Das hat Kapital und Lagerkapazität gebunden und beeinflusst das Ergebnis am Ende des Monats negativ. Optimale Menge Umsatz sollte geplant sein. Das gehört zur modernen Praxisführung dazu. Denn beide beschriebenen, rein hypothetischen Fälle zeigen, dass weder zu viel noch zu wenig ideal ist. Im Fall eins entgeht der Fußpflegerin Umsatz. Im Fall zwei ist Kapital gebunden und kann nur über einen längeren Zeitraum „verflüssigt“ werden. In beiden Fällen fehlt die optimale Menge. dings nicht zu knapp gewählt werden, da ansonsten eine unterschiedlich starke Nachfrage, etwa durch Ostern oder Weihnachten, die Ergebnisse verfälschen kann. Angenommen, der Fußprofi betrachtet sein Lager jährlich. So ermittelt sich die Umschlagsgeschwindigkeit, indem er die verkaufte Stückzahl durch den durchschnittlichen Lagerbestand teilt. Konkret: GEHWOL FUSSKRAFT Hydrolipid-Lotion wird 36-mal verkauft. Bei durchschnittlich sechs Packungen im Lager ergibt das einen Umlauf von sechs. Das heißt, der Bestand muss sechsmal nachbestellt werden, um die Lotion nachfragegerecht anbieten zu können. Wie bei allen Kennzahlen muss auch die LUG interpretiert werden. In der grauen Theorie der Betriebswirtschaftslehre spricht man hier von der Disposition. Neben der Definition für das Management (Auftragserteilung und der Steuerung von Geschäftsvorfällen) bedeutet Disposition im organisatorischen Bereich die unternehmerische Anordnung, Entscheidung, Verfügung (disponieren = ordnen, anordnen, entscheiden, einteilen). In der Praxis Theoretisch klingt das alles ganz einfach. Aber wie lässt es sich in der Praxis umsetzen? Hilfreich ist hier die Kenntnis verschiedener Kennzahlen. Mit ihnen lässt sich die betriebswirtschaftliche Planung vereinfachen. An vorderster Stelle eignet sich dazu die Lagerumschlagsgeschwindigkeit (LUG). Diese Kennzahl verschafft Kenntnis darüber, wie oft der Lagerbestand des jeweiligen Produktes innerhalb eines definierten Zeitraumes verkauft wird. Die Betrachtung kann frei bestimmt werden, also jährlich, halbjährlich, quartalsweise, monatlich etc. Der Zeitraum sollte aller- 30 FUSSPFLEGE AKTUELL 1/2010 Die LUG von 6 für die GEHWOL FUSSKRAFT Hydrolipid-Lotion klingt zunächst nicht schlecht. Doch damit allein ist noch keine Aussage über den wirtschaftlichen Erfolg möglich. Hierzu müssen die Erlöse betrachtet werden, die durch die Handelsspanne (Marge) bestimmt werden. Nehmen wir an, Produkt X hat eine LUG von 6, eine Marge von 10 Prozent, kostet 10 Euro und wird 36-mal verkauft. Im Jahr lässt sich so ein Rohertrag von 36 Euro erzielen. Produkt Y ist mit dem gleichen durchschnittlichen Lagerbestand vorrätig, wird zum gleichen Preis aber nur 12-mal verkauft, dafür jedoch mit einer Marge von 50 Prozent. Der Rohertrag beträgt hier 60 Euro. Die Lagerumschlagsgeschwindigkeit von Produkt Y ist zwar geringer. Dennoch entsteht unterm Strich für den Verkauf nicht nur mehr Rohertrag, sondern auch weniger Aufwand durch weniger Verkaufstransaktionen sowie weniger Bestellungen. Es kann also durchaus sein, dass ein Produkt, das wenig abgesetzt wird, trotzdem weitaus höhere Erlöse abwirft als der Verkauf vieler Produkte mit kleiner Marge. Fakten kennen Hier wird deutlich, dass zur Deckung der Praxiskosten hohe Margen gekoppelt mit einem hohen Abverkauf sowie gleichzeitig Marketing AKTUELL Überfüllte Lager So weit, so gut. In der Praxis kommt es natürlich vor, dass sich ein Bestand schnell aufbraucht. Das ist gut, denn dann wird das Produkt auch gut verkauft. Ein Problem entsteht nur, wenn nicht rechtzeitig nachbestellt wird. Was aber, wenn ein auf Lager liegendes Produkt zum Ladenhüter wird und so Kapital bindet? Langfristig sollte das Problem durch einen veränderten Bestellrhythmus gelöst werden. Kurzfristig kann zumindest versucht werden, den Bedarf beim Kunden anzukurbeln. Der Fußpfleger könnte beispielsweise eine Aktionswoche mit Preisnachlässen starten und dies mit einem Handzettel unter seinen Kunden und im Umkreis der Praxis bewerben. Es lohnt sich, das Sortiment optimal zu platzieren wie hier im Kosmetikstudio „bel Étage“ in Leverkusen. Denn die Präsentation von Produkten hat Einfluss auf den Verkauf. möglichst geringem Bestellaufwand benötigt werden. Es kann aber auch ein häufig verkauftes Produkt mit niedrigem bis sehr niedrigem Aufschlag zum Beispiel durch Rabattaktionen durchaus interessant für die Fußpflegepraxis sein. Zum einen trägt es zur Kundenbindung bei, zum anderen fungiert es als Vehikel. Denn bei Produktzufriedenheit entstehen häufig Folgekäufe. Wenn aber wenig Verkaufsplatz zur Verfügung steht und damit mehrere Produkte um diesen knappen Platz konkurrieren, sollten die Artikel mit der höheren Marge bevorzugt und die empfohlenen Verkaufspreise eingehalten werden. Voraussetzung für eine optimale Lagerführung ist auch, dass die Bestände ordentlich geführt werden. Andernfalls lässt sich eine genaue Beurteilung der Situation nicht erzielen. Der Fußpfleger weiß zum Beispiel nicht, wie seine betriebswirtschaftliche Lage tatsächlich ist. Dies kann auch zu Bestandsführung leicht gemacht: Mit Softwareunterstützung ist der Aufwand gering. Fehlentscheidungen führen. Sind etwa von Produkt X noch 3 Stück im Lager vorhanden, die Bestandsführung weist aber noch 12 Stück aus, wird möglicherweise zu spät neu bestellt und damit möglicher Umsatz verhindert. Auch sollte man bei der Bestandsverwaltung saisonale Rabattaktionen der Hersteller im Auge haben und in den Bestellrhythmus mit einkalkulieren. Solide Zahlen Es bietet sich also an, in regelmäßigen Abständen eine Inventur zu machen. Für die tägliche beziehungsweise permanente Bestandsführung ist die Unterstützung durch eine Software hilfreich, wie etwa dem Programm MS Business. Durch vorgegebene Listen lassen sich Wareneingang und -abgang spielend einfach pflegen. Für die unterschiedlichen Produkte können Stammdaten wie Bezeichnung, Packungsgrößen, Preis etc. angelegt werden (für GEHWOL-Produkte vorprogrammiert). So lassen sich zum einen die Lagerbestände schnell ermitteln, aber auch die Umsätze und Erträge ausrechnen. Wenn der Warenbestand unter eine kritische Größe sinkt, schlägt das System zudem eine Nachbestellung der betreffenden Produkte vor. An den Computer kann darüber hinaus ein Scanstift angeschlossen werden. Mit ihm wird die Datenerfassung und -verwaltung zusätzlich vereinfacht. Das funktioniert wie an der Kasse im Supermarkt. Der Stift wird über den sogenannten Barcode (Strichkombination) geführt, und schon sind alle Angaben wie etwa Chargennummer, Produktbezeichnung oder empfohlener Verkaufspreis im System erfasst. FUSSPFLEGE AKTUELL 1/2010 Auch die Anordnung der Waren in der Fußpflegepraxis hat Einfluss auf den Abverkauf. So ergab beispielsweise eine Studie des Marktforschungsinstituts USP, dass 13 Prozent der Kunden auf den Kauf eines Produktes verzichten, wenn es nicht an der gewohnten Stelle steht. Fehlt es ganz, geht der Verkauf noch deutlicher zurück. Im Rahmen dieser Out-of-Shelf-Studie wurden 2007 bundesweit 800 Tankstellen untersucht. Zur modernen Praxisführung zählt also nicht nur die Optimierung des Lagerbestandes. Die Platzierung von Waren in den Regalen und am „Ort des Geschehens“, also da, wo der Klient beraten und behandelt wird, trägt ebenfalls dazu bei, aus dem eingesetzten Kapital den bestmöglichen Ertrag zu erzielen. Lagerhaltung: Was sollte der Fußprofi beachten? ■ Orientieren Sie Ihre Lagerhaltung an dem, was Sie verkaufen. ■ Analysieren Sie, welche Produkte Ihnen den meisten Gewinn bringen. ■ Überlegen Sie, wie Sie die Produkte in der Praxis anordnen. Oft erhöht sich der Abverkauf bereits durch eine geschickte Präsentation. ■ Achten Sie darauf, dass die Mengen stimmen, die Sie lagern. Eine regelmäßige Inventur ist daher wichtig. ■ Bereinigen Sie ihr Lager. Produkte, die auf „Halde“ liegen, können zum Beispiel über eine Aktion im Abverkauf gefördert werden. ■ Richten Sie Ihr Lager nach den tatsächlichen Gegebenheiten aus. Dabei sollten Sie aber nicht vergessen, dass Nachfrage bei den Kunden auch geweckt werden muss. 31