Extrakt Ausgabe 1/2008

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Spezialapotheke für hochwertige Chinesische Arzneimittel
1/2008
CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT TCM
Den Krebs
schwächen, den
Menschen stärken
• die Tumormasse nicht weiter an Grösse zunimmt, also
stabilisiert wird oder sich verkleinert;
>
Bild Keystone/Science Photo Library
Krebspatienten müssen in der Regel eine Chemo therapie auf sich nehmen. Und damit Neben wirkungen, welche die Lebensqualität stark vermindern. Chemotherapie kann den Krebs angreifen,
schwächt aber den Organismus enorm. Chinesische
Medizin andererseits wirkt nur schwach gegen das
Geschwür selbst, kann aber den Menschen stärken
und seinen Abwehrkampf unterstützen. Die Kombi nation der Westlichen Medizin und der TCM könnte
hier wegweisend sein.
In komplementärmedizinischen Kreisen ist die Chemo therapie bei Krebserkrankungen eher umstritten.
Dennoch gilt diese Therapieform weiterhin als Standard
in der Krebsbehandlung – in vielen Fällen absolut zu
Recht, wie mir scheint. In unseren Praxen erscheinen
häufig Krebspatienten, die in einer Chemotherapie sind
und zusätzliche Hilfe suchen.
Dieser Artikel soll die Begleitung der Chemotherapie mit
Chinesischen Heilmitteln beleuchten. Er geht nicht auf
die Krebsbehandlung mit Chinesischen Arzneimitteln
ein, sondern beschränkt sich auf die zusätzliche TCMBehandlung vor, nach und besonders während einer
Chemotherapie. Der Artikel diskutiert auch nicht die Vorund Nachteile der Chemotherapie. Vielmehr soll er aufzeigen, dass mit der Begleitung durch Chinesische
Medizin eine Chemotherapie ertragbarer und dadurch
auch wirksamer werden kann.
Krebszellen, hier in einer Computergrafik, teilen sich schnell,
wuchern chaotisch und greifen umgebendes Gewebe an. Diese
Zellen haben fadenförmige zytoplasmische Auswüchse entwikkelt.
INHALTSVERZEICHNIS
1– 9 Chemobegleittherapie
3 Kolumne der IG Pao Zhi
pao zhi: vorbehandelte TCM-Kräuter
10–13
IMPRESSUM
aus der Fachwelt
14 Neues
- Akupunktur gegen Bluthochdruck
- Akupunktur verbessert Lungenfunktion
- Ginseng mildert Erschöpfung bei Krebs
15
Die Chemotherapie
In der Chemotherapie werden Zytostatika eingesetzt, um
Krebszellen zum Absterben zu bringen oder wenigstens
ihre Vermehrung zu hemmen. Im Idealfall wirken Zytosta tika nur auf die Tumorzellen. In der Praxis jedoch werden
auch andere Körperzellen geschädigt, wodurch die zum
Teil starken Nebenwirkungen entstehen, welche die
Lebensqualität der Betroffenen extrem beeinträchtigen.
Die Wirkung einer Chemotherapie wird grundsätzlich als
erfolgreich angesehen wenn:
Neues aus China
- Vogelähnlicher Saurier entdeckt
- Der Südchinesische Tiger lebt
- Impfung gegen Pocken 1000 Jahre alt
16 Legenden zur TCM
17–18 Lernhilfe: pinyin-ABC
Produkte
20–21 Neue
Wettbewerb
22–23
Veranstaltungen und Kurse
1/08
1
AG
CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT TCM
dem gesundheitlichen Zustand der Patientin, des
Patienten ab.
• sich Beschwerden, Schmerzen und das subjektive
Befinden des Patienten bessern, was sich etwa in einer
Steigerung der Leistungsfähigkeit und in der Zunahme
des Appetits zeigt.
Da es sich bei der Chemotherapie um eine systemische
Therapie handelt, ist sie wirksamer in der Behandlung
von Krebsarten, die sich im ganzen Körper ausbreiten
wie beispielsweise Leukämien oder Lymphdrüsenkrebs.
Je nach Wirkung spricht man von einer kurativen oder
einer palliativen Chemotherapie.
Bei einer kurativen Chemotherapie kann der Patient
vollständig geheilt werden. Gemäss dem Krebs informationsdienst des Deutschen Krebsforschungs zentrums in Heidelberg 1) sind die Erfolgschancen für
eine kurative Therapie hoch bei Leukämien, Morbus
Hodgkin und anderen malignen Lymphomen, bei Hoden tumoren und dem Chorionkarzinom der Frau.
Weiter wird ausgeführt: «Besonders gut sind die
Ergebnisse auch bei der Behandlung von Tumoren im
Kindesalter: Hier sind etwa bei akuten Leukämien, die
vor Einführung der Chemotherapie unausweichlich tödlich verliefen, dauerhafte Heilungen bei weit über
70 Prozent der Kinder möglich.»
Weniger gut stehen die Erfolgschancen der Chemo therapie bei soliden Tumoren, die sich über das Lymphund Blutsystem ausgebreitet haben (lymphogene und
hämatogene Metastasierung). Im Fall von soliden
Tumoren wie Brustkrebs, Prostatakrebs oder Darm krebs, die bereits Metastasen gebildet haben, ist eine
Heilung durch Chemotherapie meist nicht mehr möglich.
Der Verlauf der Krankheit kann jedoch gebremst werden.
Hat ein solider Tumor noch keine Metastasen gebildet,
kann er lokal behandelt werden, zum Beispiel durch chirurgische Entfernung oder durch gezielte Bestrahlung.
Häufig wird nach einer chirurgischen Entfernung des
Tumors befallenes Gewebe «präventiv» mit Chemo therapie behandelt, um das Rückfallrisiko zu verringern.
Einige Krebsarten sprechen schlecht auf Chemotherapie
an. Dazu gehören das Nierenzellkarzinom oder einige
Tumore des Verdauungstrakts. In solchen Fällen ist eine
genaue Nutzen-Risiko-Abwägung nötig. «Zytostatika
sollten nur dann eingesetzt werden, wenn Vorteile für
den Patienten zu erwarten sind, also Heilung, deutliche
Verlängerung der Überlebenszeit, Verhinderung von
tumorbedingten Komplikationen oder Linderung von
Schmerzen.» 1)
Die chemotherapeutischen Medikamente können in
Tablettenform oder intravenös verabreicht werden. Oft
werden mehrere Zytostatika kombiniert. Man spricht
dann von einer Polychemotherapie. Häufig werden
Chemotherapien ambulant durchgeführt.
Die Therapie wird in Zyklen aufgeteilt. Ein Zyklus besteht
aus einer Behandlung und einer Pause. Eine
Chemotherapie umfasst meist mehrere Zyklen. Die
Länge der Pausen hängt von den Medikamenten und
Drastische Nebenwirkungen
Die Zytostatika wirken idealerweise auf die Tumorzellen.
Die Zytostatika sind aber leider oft nicht sehr spezifisch
und wirken sich bisweilen drastisch auf andere Systeme
aus. Betroffen sind vor allem Zellen, die von Natur aus
eine hohe Vermehrungsaktivität haben: die Zellen des
blutbildenden Systems (Knochenmark), Schleimhaut zellen im Magen-Darm-Trakt und Haar wurzeln. Dies führt
zu den bekannten und oft schweren Nebenwirkungen.
Art und Schwere der Nebenwirkungen hängen von den
verabreichten Zytostatika sowie vom physischen und
auch psychischen Allgemeinzustand der Patienten ab.
Die Nebenwirkungen werden im Online-Lexikon der
Roche (www.gesundheit.de/roche) wie folgt aufgeführt:
• Übelkeit, Erbrechen
• Schwitzen, Frösteln, Fieber
• Haarausfall
• Appetitlosigkeit, Durchfall, Bauchschmerzen
• Störungen der Blutbildung (Blutarmut) und der Blut gerinnung
• erhöhtes Infektionsrisiko
• schwere Erschöpfungszustände (Fatigue)
• Schädigung verschiedener Organe wie Leber, Nieren,
Lunge, Herz und Nerven
• Schädigung der Keimdrüsen und Störung der
Fortpflanzungsfähigkeit
Dazu kommen häufig psychische Nebenwirkungen wie
Depressionen, Motivationsprobleme und Schlaf stö rungen.
Stärkt und bewegt Blut: ji xue teng.
Einige Nebenwirkungen treten innerhalb weniger
Stunden oder Tage nach Beginn der Chemotherapie auf.
Andere zeigen sich vielleicht erst nach Monaten oder
Jahren.
Nicht selten sind die starken Nebenwirkungen der Grund
für einen Abbruch der Chemotherapie oder eine
Verlängerung der Pausen zwischen den Chemo therapien. Dies wirkt sich selbstverständlich negativ auf
1) www.krebsinformationsdienst.de
2
CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT...
GEDANKEN
den Erfolg der Chemotherapie aus. Für die Linderung
vieler Nebenwirkungen stehen Medikamente der
Westlichen Medizin zur Verfügung, die aber nicht immer
erfolgreich sind. Für andere Nebenwirkungen kennt die
Westliche Medizin keine lindernden Medikamente.
Hier kann die Chinesische Medizin grosse Unterstützung
anbieten. Wie im Folgenden dargestellt, eignen sich die
unterschiedlichen Methoden der Chinesischen Medizin
ideal, um Patienten zu unterstützen, die sich einer
Chemotherapie unterziehen.
Ja zur Kooperation
Die Chemotherapie
aus Sicht der Chinesischen Medizin
Die aggressiven Zytostatika gelten in der Chinesischen
Medizin als attackierende Mittel, welche das aufrichtige
Qi (zheng qi) angreifen. Zusätzlich verursachen chemotherapeutische Medikamente toxische Hitze. Es entwi ckelt sich daraus eine Kombination von Mangel und
Fülle. Insbesondere schädigt die Chemotherapie die
Mitte. Dazu schreiben Yang Zhizheng et al.:
«Chemotherapie schädigt Milz und Magen; dies führt zu
einem nachhimmlischen Mangel und einem Mangel im
Zentrum, welcher alle drei Erwärmer beeinflusst. (…)
Dadurch werden die vier Extremitäten und die 100
Knochen ungenügend genährt.» 2)
Die Milz ist die Produktionsstätte von Qi und Blut. Ein
Milzmangel führt somit auch zu einem Mangel an Qi und
Blut, der sich auf den ganzen Körper auswirkt. Dies
erklärt auch die Aussage von Yang Zhizheng, dass die
vier Extremitäten und die 100 Knochen betroffen seien –
gemeint ist der ganze Körper.
Über längere Zeit oder in sehr ausgeprägter Form führt
ein Qi- und Blutmangel auch zu Yang- und Yin-Mangel.
Ob der Yin- oder der Yang-Mangel ausgeprägter ist,
hängt vom individuellen Muster der Patientin oder des
Patienten ab. Beginnt eine bereits Yang-geschwächte
Person mit einer Chemotherapie, wird der Yang-Mangel
schnell ausgeprägt sein. Andererseits zeigt sich schnell
ein Yin-Mangel mit Leere-Hitze-Symptomen bei Patien ten, die zu Beginn der Chemotherapie an Yin-Mangel leiden.
Ein Milzmangel führt jedoch nicht nur zu einem Mangel
der vitalen Substanzen. Die Milz transformiert und
bewegt Nahrungsmittel und Flüssigkeiten. Sie bewegt
trübes Yin nach unten und hebt klares Yang an. Ist die
Milz stark geschwächt, sammelt sich trübes Yin,
Feuchtigkeit, an. Blockiert Feuchtigkeit den freien QiFluss, transformiert sich Hitze. Dazu kommt die durch
viele Chemotherapeutika ausgelöste toxische Hitze.
Es bildet sich also eine Kombination von Milzmangel mit
Qi- und Blut- und eventuell Yin- und Yang-Mangel.
Zusätzlich sammeln sich Feuchtigkeit, feuchte Hitze und
und Chinesischer Medizin in der Behandlung von Brechreiz und
Es war einmal eine Verarbei tungs stätte für Rohdrogen,
geführt von interessierten Studis und ausgebildeten
Praktikern, finanziert von den Anbietern Chinesischer
Heilmittel in der Schweiz und weiteren Sponsoren oder
Stiftungen.
Eine Institution nicht nur zum Verarbeiten und Recher chieren, sondern auch zum Verweilen und Austauschen …
ein Ort, um sich Chinesischen Heil mitteln und pao zhi zu
widmen, allen Interessierten zugänglich. Eine Institution,
die eines Tages vielleicht Granulate, hydrophile Extrakte
oder weiterentwickelte Darreichungsformen herstellen
würde! Eine landesweite, ja europaweite Zusammen arbeit
zwischen Studierenden, Praktizierenden, Apothekern und
Apotheken … − ja, ja, dream on!
Wie sollen wir uns weiterentwickeln können, wenn sich die
Unternehmen in Macht- und Ohnmachtsspielen aufreiben? Wenn die Fronten zwischen den einzelnen An bie tern
so verhärtet sind, dass keiner sich mehr bewegen kann?
An gesunder Marktwirtschaft zweifelt ja niemand und
Konkurrenz fördert den Absatz, hält vielleicht sogar jung,
bringt neue Impulse und Expansion. Aber wieso können
Unternehmen mit ähnlichen Zielsetzungen nicht über ihren
Schatten springen und sich gemeinsam für eine Sache
einsetzen, die allen dienlich ist?
Wir wollen ganz klar mehr Zusammenarbeit zwischen allen
Lieferanten in der Schweiz! Ähm, wie gross ist die
Schweiz? Moment …, ja: Wir haben sechsundzwanzig
Kantone, mittlerweile 7,4 Millionen Einwohner und vier
Hauptanbieter von Chinesischen Arzneimitteln. Dann ist
da noch der Röstigraben, es gibt vier Landessprachen,
alte Werte und Traditionen, zahlreiche gespaltene
Persönlichkeiten und weitere Hindernisse.
Die Anbieter müssten dennoch verstehen, dass mehr
Flexibilität auf ihrer Seite auch mehr Bewegungsraum für
die Praktikerinnen, bessere Heilungserfolge für die
Patienten und höhere Akzeptanz der Chinesischen
Medizin ermöglicht.
Vereinte Kraft oder jede und jeder für sich allein? Finden
Sie nicht auch, dass diese Frage überflüssig ist? Nicht nur
Ja zur Komplementärmedizin, sondern Ja zur TCM mit
allen Konsequenzen!
Erbrechen aufgrund von Chemotherapie bei 68 Patienten. In: Sichuan
IG Pao Zhi Schweiz
Journal der TCM, Nr. 11, 2005, S. 43/44
Hansjörg Seiwald, Brigitte Seiwald-Linder, Philipp Ehrsam
2) Yang Zhizheng, Wang Hong, Ma Qun: Die Kombination von Westlicher
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CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT TCM
ausgeleitet, die Hitze geklärt und der Krebs attackiert
wird.
Zentral ist das Stärken und Nähren der vitalen
Substanzen. Nur wenn Qi und Blut stark sind, kann der
Körper Pathogene eliminieren. Hauptmittel zur Stärkung
von Qi und Blut sind huang qi (Astragali Radix), dang gui
(Angelicae Sinensis Radix), bai shao (Paeoniae Radix
Alba) und dang shen (Codonopsis Radix).
Soll Yin gestärkt werden, eignen sich insbesondere nu
zhen zi (Ligustri Lucidi Fructus), gou qi zi (Lycii Fructus)
und sha shen (Glehniae Radix). Für die Stärkung von
Yang sind bu gu zhi (Psoralea Fructus) und tu si zi
(Cuscutae Semen) besonders wertvoll.
Feuchtigkeit muss umgewandelt und ausgeleitet werden. Ebenfalls müssen die Mitte reguliert und das Qi
abgesenkt werden. Hauptmittel dafür sind cao guo
(Tsaoko Fructus), sha ren (Amomi Fructus), ban xia
(Pinelliae Rhizoma), chen pi (Citri Reticulatae Pericar pium) und zhu ru (Bambusae Caulis in Taenia).
Weitere wichtige Behandlungsstrategien in der Chemo begleitung sind das Klären von Hitze und das Lösen von
Toxinen. Einerseits sammelt sich durch den Einsatz von
Zytostatika sowie durch den Stau von Feuchtigkeit toxische Hitze an. Andererseits kann auch der Krebs selber
als ein toxischer Faktor betrachtet werden. Das Klären
der toxischen Hitze wirkt sich also nicht nur auf die chemotherapeutisch eingebrachten Toxine, sondern auch
auf den Krebs aus. Geeignete Mittel, um die toxische
feuchte Hitze zu klären, sind huang lian (Coptidis
Rhizoma), huang bai (Phellodendri Cortex) und huang
qin (Scutellariae Radix). Der toxische Krebs wird atta ckiert durch Mittel wie shan dou gen (Sophorae
Tonkinesis Radix et Rhizoma), bai hua she she cao
(Hedyotidis Diffusae Herba) und lian qiao (Forsythiae
Fructus).
Ebenfalls scheint es sinnvoll, Blut bewegende und
Knoten lösende Substanzen in die Rezeptur einzuschliessen, um die Krebsmasse zu attackieren. In einem
Artikel über die integrierte Krebstherapie mit Westlicher
und Chinesischer Medizin 4) schreibt Tai Lahans dazu:
«Diese Kräuter und die Rezepturen, welche diese Mittel
enthalten, können in Schleim-Massen eindringen und
diese öffnen, ähnlich wie Blut regulierende Substanzen.
Das ermöglicht den anderen Kräutern sowie zytotoxischen Substanzen, in die Massen einzudringen.» Häufig
eingesetzte Knoten lösende Substanzen sind xia ku cao
(Prunellae Spica), ban zhi lian (Scutellariae Barbatae
Herba) und shan dou gen (Sophorae Tonkinesis Radix et
Rhizoma).
Unter dem Behandlungsprinzip huo xue qu yu, Blut aktivieren und Stase eliminieren, wird im selben Artikel auf
Studien hingewiesen, die aufzeigen, dass durch die
Anwendung von Blut aktivierenden Mitteln die
Oxygenierung der Krebszellen verstärkt wird und
teilweise toxische Hitze an. Diese pathologischen
Veränderungen sind verantwortlich für die typischen
Nebenwirkungen einer Chemotherapie.
Schwäche und Müdigkeit, Haarausfall sowie ein
schlechtes Blutbild sind Zeichen eines Mangels der vitalen Substanzen. Brechreiz, Erbrechen, Appetitlosigkeit,
Durchfall und Völlegefühl sowie andere Verdauungs probleme sind Zeichen der Blockade der Mitte durch
Feuchtigkeit. Die toxische Hitze, welche sich bei praktisch allen Chemopatienten bildet, führt zu den verschiedensten Hitzezeichen wie Zungenbrennen, Haut rötungen und Infekten.
Eines der Hauptmittel zur Stärkung von Qi und Blut ist huang qi.
Ebenfalls können die Leber und der freie Fluss des
Leber-Qi beeinträchtigt werden. In einem Artikel über
Leberprobleme in Folge von Chemotherapie schreiben
Wang Pei et al.: 3)
«Die Kombination von Krebs und Chemotherapie führt
schnell zu einem Mangel an Yin und Blut von Nieren und
Leber. Bei Chemopatienten können die Emotionen nicht
frei fliessen. Sie machen sich häufig Sorgen und sind
depressiv. Dadurch wird das Qi gebunden und es entsteht eine Einengung des Leber-Qi.»
Weiter schreiben die Autoren, dass durch die
Chemotherapie die Harmonie zwischen Yin und Yang
gestört wird. Liegt ein Yin-Mangel vor, entwickelt sich
leere Hitze. Diese steigt auf und stört den Geist.
Komplizierte Behandlungsstrategie
Die Chinesische Arzneimitteltherapie zur Begleitung von
Chemotherapie ist komplex. Einerseits muss gestärkt
werden, andererseits muss geklärt, attackiert und beruhigt werden. Die Chinesischen Multikomponenten rezepturen eignen sich dazu ideal. Mit ihnen kann man
gleichzeitig unterschiedliche Aspekte angehen. Der
Körper kann gestärkt werden, während die Feuchtigkeit
3) Wang Pei, Wang Yu, Zhao Jiuhong: Die Kombination von Westlicher
und Chinesischer Medizin in der Behandlung von Leberstörungen aufgrund von Chemotherapie bei 46 Patienten. In: Sichuan Journal der
4) Tai Lahans: Treatment principles in Chinese medicine for modern inte-
TCM, Nr. 8, 2005, S. 53–54
grated cancer care. In: JCM Nr. 85, October 2007, S. 53–58
4
CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT TCM
Zeigen sich keine oder keine starken gastrointestinalen
Symptome wie Blähungen, Brechreiz und Erbrechen,
können folgende Mittel entfernt oder reduziert werden:
zhu ru (Bambusae Caulis in Taenia), chen pi (Citri
Reticulatae Pericarpium), ban xia (Pinelliae Rhizoma), fu
ling (Poriae) und cao guo (Tsaoko Fructus).
Möchte man die Krebs attackierende Wirkung verstärken, können Mittel wie xia ku cao (Prunellae Spica), shan
dou gen (Sophorae Tonkinesis Radix et Rhizoma) und
dadurch die Zellen empfindlicher auf die Zytostatika reagieren. Ebenfalls wird die häufig geäusserte Meinung
bestritten, Blut aktivierende Mittel begünstigten die
Metastasierung. Im Gegenteil, so Tai Lahans: Es lägen
Studien vor, die zeigen, dass Blut aktivierende Mittel die
Bildung von Metastasen blockieren.
Häufig eingesetzte Blut aktivierende und Blut brechende
Mittel sind san leng (Sparganii Rhizoma) und e zhu
(Curcutae Rhizoma).
Schliesslich muss auch die psychische Verfassung des
Patienten oder der Patientin berücksichtigt werden. In
der Chinesischen Medizin zielt die Therapie für die
Psyche häufig auf die Leber und das Herz ab. Zeigen
sich psychische Symptome, kann es äusserst hilfreich
sein, die Leber zu befreien, das Qi zu bewegen und den
Geist zu beruhigen. Einige wirksame Leber bewegende
und Geist beruhigende Mittel sind ye jiao teng (Polygoni
Multiflori Caulis), suan zao ren (Ziziphi Spinosae Semen),
he huan pi (Albiziae Cortex) und yu jin (Curcumae Radix).
Grundrezeptur
Als sinnvolle Grundrezeptur, welche die meisten der obigen Behandlungsprinzipien einschliesst, könnte folgende betrachtet werden:
huang qi
Astragali Radix
dang shen
Codonopsis Radix
zhu ru
Bambusae Caulis in Taenia
chen pi
Citri Reticulatae Pericarpium
ban xia
Pinelliae Rhizoma
fu ling
Poria
cao guo
Tsaoko Fructus
huang lian
Coptidis Rhizoma
ji xue teng
Spatholobi Caulis
dan shen
Salviae Miltiorrhizae Radix et Rhizoma
tu si zi
Cuscutae Semen
nu zhen zi
Ligustri Lucidi Fructus
gou qi zi
Lycii Fructus
bei sha shen
Glehniae Radix
dang gui
Angelicae Sinensis Radix
ling zhi
Ganoderma
Auch das Klären von toxischer Hitze gehört zur
Chemobegleittherapie. Geeignete Mittel sind huang lian (Bild),
huang bai und huang qin.
lian qiao (Forsythiae Fructus) beigefügt werden, um
Knoten zu erweichen. Letzteres Mittel klärt auch
«Krebstoxine». Weitere Mittel, um diese «Krebstoxine» zu
attackieren, sind bai hua she she cao (Hedyotidis
Diffusae Herba) und huang qin (Scutellariae Radix).
Auch mit Blut brechenden Mitteln kann der Krebs atta ckiert werden. Dazu werden vor allem san leng
(Sparganii Rhizoma) und e zhu (Curcumtae Rhizoma)
verwendet.
Die stark attackierenden Mittel sollten jedoch nur eingesetzt werden, wenn die Patientin oder der Patient nicht
zu schwach ist. Ansonsten konzentriert man sich besser
auf die Stärkung und setzt nur wenige attackierende
Mittel ein.
Für geschwächte Patientinnen und Patienten geeignet
sind bai hua she she cao (Hedyotidis Diffusae Herba),
ji xue teng (Spatholobi Caulis) und dan shen (Salviae
Miltiorrhizae Radix et Rhizoma).
Neben den oben diskutierten Mitteln enthält diese
Rezeptur noch ji xue teng (Spatholobi Caulis) und ling zhi
(Ganoderma).
ji xue teng (Spatholobi Caulis) stärkt und bewegt Blut. Es
eignet sich besonders in Kombination mit dan shen
(Salviae Miltiorrhizae Radix et Rhizoma), um die weissen
Blutkörperchen zu stärken. ling zhi (Ganoderma) wird im
modernen China sehr häufig in der Krebstherapie und
Chemotherapiebegleitung eingesetzt. Es stärkt Qi und
Blut und hat gemäss moderner Forschung eine
Antikrebswirkung. Chen und Chen schreiben: «ling zhi
hat eine antineoplastische Wirkung aufgrund seiner
immunstärkenden Eigenschaften. (…) Zusätzlich bewirkt
es auch eine erhöhte Produktion von Zytokinen,
Interleukin, Tumor-Nekrose-Faktor und Interferon.» 5)
Modifikationen
Obige Grundrezeptur kann folgendermassen modifiziert
werden.
Therapie an die Nebenwirkungen anpassen
Mit der Einnahme der Rezeptur sollte spätestens drei
Tage vor der Chemotherapie begonnen werden. Bei
Chemotherapien mit mehreren Zyklen ist es sinnvoll, die
Chinesischen Kräuter auch während der Pausen einzunehmen. Das unterstützt die Regeneration des Körpers
in diesen Pausen.
5) Chen und Chen: Chinese Medicinal Herbology and Pharmacology.
Art of Medicine Press, City of Industry, 2004, S. 771
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CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT TCM
Eventuell muss die Therapie in den Pausen angepasst
und besser auf die Nebenwirkungen ausgerichtet werden. Zeigen sich zum Beispiel bei der Chemotherapie
sehr starke Übelkeit und Erbrechen, so kann drei Tage
vor bis zwei Tage nach der Chemotherapie eine
Rezeptur eingenommen werden, welche diese
Nebenwirkung stark berücksichtigt. In den Pausen wird
dann eine Rezeptur ohne die Magen regulierenden Mittel
verschrieben.
Zytostatika sind ausgesprochen aggressive und stark
wirksame Medikamente. Um deren Nebenwirkungen zu
therapieren, bedarf es einer starken Form der
Chinesischen Arzneimittelzubereitung. Deshalb lohnt es
sich meistens, Dekokte aus Rohdrogen einzusetzen.
Leiden die Patienten jedoch unter starker Übelkeit während und nach der Chemotherapie und können aus diesem Grund die doch relativ grosse Menge des Absuds
nicht einnehmen, so kann man während dieser Zeit auf
eine alternative Form ausweichen, zum Beispiel auf das
Granulat. Selbstverständlich kann auch die ganze
Therapie mit Granulaten durchgeführt werden, wenn die
Compliance sonst ein Problem darstellt. In diesem Fall
sollten die Granulate aber relativ hoch dosiert werden,
zum Beispiel drei Mal vier Gramm pro Tag.
Modifikationen
Die Mischung wurde je nach zusätzlichen Symptomen
modifiziert:
Bei Durchfall wurden ying su ke (Papaveris
Pericarpium) 7) , 9 g, und rou dou kou (Myristici Semen,
12 g, beigegeben.
Bei Abdominalschmerzen wurden yan hu suo (Corydalis
Rhizoma), 20 g, fo shou (Citri Sarcodactylis Fructus),
15 g, und yu jin (Curcumae Radix), 15 g beigegeben.
Bei Ulzerationen im Mund wurde eine Mundspülung aus
jin yin hua (Lonicerae Japonicae Flos), 15 g, shan dou
gen (Hedyotidis Diffusae Herba), 15 g, wenig bing pian
(Borneolum) und wenig peng sha (Borax) hergestellt und
angewendet.
Bei Verstopfung wurde bai zi ren (Platycladi Semen),
30 g, beigegeben.
Die Rezeptur wurde als Wasserdekokt hergestellt. Die
Einnahme wurde ein bis zwei Tage vor der Che motherapie begonnen und weitergeführt bis drei oder
vier Tage nach der Chemotherapie.
Die Ohrakupressur mit Vaccariasamen bestand aus den
Punkten (gemäss chinesischer Lokalisation): Magen,
Cardia, Ösophagus, Vegetativum und Milz. Bei
Schlaflosigkeit wurden die Punkte Shenmen, Herz, Niere
und Endokrin beigefügt. Bei Abdominalschmerzen wurden die Punkte Abdomen und Appetitkontrolle sowie
Dickdarm beigefügt. Bei Durchfall wurden die Punkte
Leber, Niere und Dickdarm beigefügt. Bei Verstopfung
wurden die Punkte Dickdarm, Rektum und Verstopfung
beigefügt.
Mit der Ohrakupressur wurde einen Tag vor der
Chemotherapie begonnen. Die Punkte wurden täglich
vier bis sechs Mal stimuliert. Die Stimulation sollte ein
wenig lokale Schmerzen auslösen. Die Samen wurden
drei bis fünf Tage belassen.
Zusätzlich wurde ungefähr eine Stunde nach der
Chemo therapie eine Moxabehandlung durchgeführt. Die
Punkte Ren 10 (xiawan), 12 (zhongwan) und 13 (shangwan) wurden abwechslungsweise mit Moxa über einer
Ingwerscheibe (3 cm Durchmesser, 0,5 cm dick) stimuliert. Pro Punkt wurden drei bis fünf Moxakegel verbrannt. Ziel war es, dass die Haut leicht gerötet wurde.
Studie 1: Behandlung von Brechreiz
Es folgen zwei Beispiele aus China, welche die
Behandlung von Brechreiz und Erbrechen sowie von
Leberproblemen diskutieren.
In einer Studie mit 68 Patienten untersuchten Yang
Zhizheng und Kollegen die Wirkung von Chinesischen
Arzneimitteln, Ohrakupressur sowie Moxibustion in der
Behandlung von Brechreiz und Erbrechen, welche durch
Chemotherapie ausgelöst wurden.
Die Behandlungsstrategie war, die Milz zu stärken und
den Magen zu harmonisieren, Qi zu stärken und Blut
zu nähren, aufsteigendes Qi abzusenken und Erbre chen zu stoppen. Die Chinesische Therapie wurde mit
West lichen Medikamenten kombiniert. In der Behand lungs gruppe zeigte sich eine Verbesserungsrate von
89,7 Prozent, in der Kontrollgruppe eine solche von
75 Prozent.
Grundrezeptur
Studie 2: Behandlung von Leberproblemen
Im Artikel «Die Kombination von Westlicher und
Chinesischer Medizin in der Behandlung von
Leberstörungen aufgrund von Chemotherapie bei 46
Patienten» berichten Wang Pei und Kollegen vom erfolg -
huang qi
Astragali Radix
20 g
dang shen
Codonopsis Radix
15 g
fu ling
Poriae
12 g
shan yao
Dioscoreae Radix
12 g
mai dong
Ophiopogonis Radix
15 g
zhu ru
Bambusae Caulis in Taenia
10 g
pei lan
Eupatorii Herba
10 g
6) san xian steht für die drei Nahrungsstagnation lösenden Mittel shan
wu zhu yu
Evodiae Fructus
12 g
zha (Crataegus Fructus), shen qu (Massa Medicata Fermentata) und mai
chen pi
Citri Reticulatae Pericarpium
10 g
ya (Hordei Vulgaris Fructus germinatus)
sheng jiang
Zingiberis Officinalis Radix
da zao
Jujubae Fructus
san xian
«drei Heilige» je 10 g
9g
7) Hier handelt es sich um die Kapseln des Schlafmohns. Diese machen
5 Stk.
bei einer Einnahme über längere Zeit abhängig und sind in der Schweiz
6)
nicht als Chinesische Arzneimittel zugelassen. Mögliche Substitutionen
für diese Indikation sind he zi (Chebulae Fuctus) und wu wei zi
(Schizandrae Fructus).
6
CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT TCM
«Moderne Forschung zeigt, dass liu wei di huang wan
bei Chemotherapie die Überlebenszeit verlängern kann,
Schäden an Herz, Leber und Nieren verhindert, die
natürlichen Killerzellen schützt und die Transformation
von T- und B-Lymphozyten erhöht.
Weiter zeigt moderne Forschung, dass xiao yao san die
Leberfunktion schützt, die durch CCL4 verursachte
Fettleber-Transformation senkt, die Regeneration der
Leberzellen unterstützt, Collagen-Ansammlungen reduziert und die Entwicklung von Leberzirrhose stoppt.
Des Weiteren haben auch chen pi (Citri Reticulatae
Pericarpium), yu jin (Curcumae Radix) und wu wei zi
(Schisandrae Chinensis Radix) eine die Leber schützende Wirkung.»
reichen Einsatz einer Kräutermischung, um Leber störungen zu reduzieren.
In der Behandlungsgruppe zeigten sich wesentlich bessere Leberwerte als in der Kontrollgruppe. Bei 95,6
Prozent normalisierten oder verbesserten sich die Werte
nach zwei Wochen Therapie. In der Kontrollgruppe, welche mit Westlichen Medikamenten 8) behandelt wurde,
war dies nur gerade bei 77,1 Prozent der Fall. In beiden
Gruppen blieben die Verbesserungen während der folgenden zwei Monate stabil.
Grundrezeptur
Die verabreichte Kräutermischung war eine Kombination
aus liu wei di huang wan und xiao yao san. Sie bestand
aus folgenden Mitteln:
shu di
Rhemanniae Radix prep.
shan zhu yu
Corni Fructus
15 g
15 g
shan yao
Dioscoreae Radix
15 g
dang gui tou
Angelica Sinensis Radix
15 g
dan shen
Salvia Miltiorrhizae Radix et Rhizoma
15 g
chai hu
Bupleuri Radix
12 g
zhi zi
Gardeniae Fructus
12 g
bai shao
Paeoniae Radix alba
12 g
wu wei zi
Schisandrae Chinensis Radix
12 g
ze xie
Alismatis Rhizoma
9g
fu ling
Poria
9g
dan pi
Moutan Cortex
9g
suan zao ren
Ziziphi Spinosae Semen
9g
chen pi
Citri Reticulatae Pericarpium
9g
yu jin
Curcumae Radix
9g
Modifikationen
Bei Flankenschmerzen wurden yan hu suo (Corydalis
Rhizoma) und xiang fu (Cyperi Rhizoma) beigegeben.
Bei abdominaler Völle wurden mu xiang (Aucklandiae
Radix), zhi ke (Aurantii Fructus) und chuan lian zi
(Toosendan Fructus) beigegeben.
Bei Erbrechen wurden ban xia (Pinelliae Rhizoma) und
zhu ru (Bambusae Caulis in Taenia) beigegeben.
Bei reduziertem Appetit wurden fo shou (Citri
Sarcodactylis Fructus) und geröstetes san xian 6) beigegeben.
Bei Kraftlosigkeit und Müdigkeit wurden huang qi
(Astragali Radix) und bai zhu (Atractylodis Macro cephalae Radix) beigegeben.
Bei Ikterus wurden yin chen (Artemisae Scopariae
Rhizoma), chi shao (Paeoniae Radix rubra), long dan cao
(Gentianae Radix) und hu zhang (Polygoni Cuspidati
Radix et Rhizoma) beigegeben.
Die Mischung wurde als Wasserdekokt zubereitet.
ling zhi wird im modernen China häufig zur Krebstherapie eingesetzt. Nebst der Qi und Blut stärkenden Wirkung hat es
gemäss moderner Forschung ein Antikrebspotenzial.
Die Autoren schreiben, dass die Kombination der in dieser Sudie angewendeten Rezeptur mit Leber schützen den und Leberenzymreduzierenden Westlichen Mitteln 8)
die Zellregeneration beschleunige und den Behand lungs erfolg eindeutig erhöhe. Dies führt, so die Autoren,
zu einem stabileren und länger anhaltenden Therapie erfolg und reduziert die Rückfallquote.
Fallbeispiel: Brustkrebs
Eine 47-jährige Frau mit Brustkrebs wird nach der chirurgischen Entfernung des Tumors mit einer Che motherapie behandelt. Diese besteht aus Epirubicin
«Ebewe» und Endoxan. Gegen den Brechreiz werden
während der Chemotherapie Mittel wie Primperan,
Navoban, Aloxi und Emend eingesetzt.
Nach der ersten Chemotherapie zeigt sich eine leichte
Übelkeit, welche einige Tage anhält. Ansonsten ist der
Appetit gut und auch die Verdauung ist, abgesehen von
einer leichten Tendenz zu Verstopfung, regelmässig. Der
Schlaf ist ungestört. Die Frau hat einen schlanken
Körperbau. Die Zunge ist dunkel-blass mit ausgeprägt geschwollenen Seitenrändern und einer geröteten Spitze. Die Unterzungenvenen sind
Diskussion der Autoren
Im Diskussionsteil des Artikels erklären die Autoren die
Wirkung folgendermassen:
8) Gemäss den chinesischen Quellen wurden folgende Mittel verwendet:
Leberzellen-Wachstumsfaktoren, Di-ammonium-Glycyrrhizinate; zum Teil
auch Tiopronin, Vitamin C und Potassium-Magnesium-Aspartat. Bei
Gallenblockade auch noch Transmetil.
1/08
7
AG
CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT TCM
gestaut. Der Puls ist leicht saitenförmig (xian); Kraft und
Rhythmus des Pulses sind normal.
Musterdifferenzierung
Toxische Hitze schädigt die Mitte; Qi-Stagnation mit
Blutstase; Qi-, Yin- und Blutmangel
Behandlungsprinzip
Reguliere den Magen, löse Schleim-Hitze, reguliere Qi
und Blut, stärke Qi, Yin und Blut.
Erklärungen zur Musterdifferenzierung und zum therapeutischen Prinzip:
Die Anamnese der Frau ist unauffällig. Neben der leichten Übelkeit, ausgelöst durch die Chemotherapie, zeigen sich vor allem Zeichen einer Qi-Stagnation und einer
leichten Blutstase. Trotzdem kann bei der Muster differenzierung bereits auf die zukünftigen Pathologien
fokussiert werden. Es ist klar, dass durch die
Chemotherapie Qi, Blut, Yin und Yang geschädigt werden und dass die toxischen Zytostatika die Mitte angreifen. Aufgrund des Alters ist auch klar, dass ein YinMangel vorhanden ist. Diese Überlegungen müssen ins
Behandlungsprinzip und in die Rezeptur einfliessen.
Rezeptur
Aufgrund des therapeutischen Prinzips wurde folgende
Rezeptur verschrieben:
huang qi
Astragali Radix
30 g
dang shen
Codonopsitis Radix
25 g
zhu ru
Bambusae Caulis
20 g
chen pi
Citri Reticulatae Pericarpium
20 g
fu ling
Poria
20 g
ban xia
Pinelliae Rhizoma
12 g
huang lian
Coptidis Rhizoma
dan shen
Salviae Miltiorrhizae Radix
15 g
ji xue teng
Spatholobi Caulis
15 g
nu zhen zi
Ligustri Fructus
25 g
gou qi zi
Lycii Chinensis Fructus
20 g
bei sha shen
Glehniae Radix
15 g
dang gui
Angelicae Sinensis Radix
12 g
ling zhi
Ganoderma
12 g
ckierende Wirkung der Zytostatika hervorgerufen werden. Das innere Kältegefühl war hingegen ein Zeichen
dafür, dass die Chemotherapie das Yang angreift.
Deshalb wurde noch bu gu zhi (Psoraleae Fructus) beigefügt.
Das Qi und Blut stärkende dan shen (Bild) ist,
besonders in Kombination mit ji xue teng, geeignet zur
Stärkung der weissen Blutkörperchen.
Die restlichen Chemotherapien wurden weniger heftig
empfunden als die dritte. Die Übelkeit war wieder etwas
milder, das Fiebergefühl, die Gliederschmerzen sowie
das innere Kältegefühl verschwanden. Die Chemo therapie konnte plangemäss und erfolgreich abgeschlossen werden.
6g
Mehr Erfolg durch kombinierte Therapie
Gemäss dem Krebsimmunologen Ben Pfeifer suchen
80 Prozent aller Krebspatienten im Verlauf ihrer
Erkrankung komplementär-onkologische Behandlun gen. 9) Professor Pfeifer spricht sich denn auch für die
Kombination der Schul- und der Komplementärtherapie
aus: «Weder die Schulmedizin noch die Komplementär medizin haben es in den letzten 30 Jahren geschafft, die
Sterblichkeit bei Krebs entscheidend zu verbessern.
Das ist eine traurige Bilanz. Deshalb sollten beide Seiten
aufhören, sich zu bekriegen, und gemeinsam nach
Lösungen suchen.»
Die Chinesische Medizin, insbesondere die Akupunktur
und die Chinesische Arzneimitteltherapie, bietet sich als
äusserst effiziente komplementärmedizinische Begleit methode an. In China gilt die Kombination von
Chinesischer Medizin mit Chemotherapie als Standard;
auch im Westen soll sie eine breitere Anwendung finden.
Eine interessante Darstellung zur Kombination von
Chinesischer Medizin und Chemotherapie findet sich im
Artikel «Anticancer effects of Chinese herbal medicine,
science or myth?». Darin wird grafisch dargestellt, wie
die Chemotherapie zwar den Krebs angreift und auch
reduziert, den Körper aber stark schwächt. Demgegen -
Diese Mischung wurde als Wasserdekokt zubereitet,
eine Dosis wurde verteilt über drei Tage eingenommen.
Nach der dritten Chemotherapie zeigten sich folgende
Symptome: relativ ausgeprägte Übelkeit für drei Tage
nach der Chemotherapie, Fiebergefühl und Glieder schmerzen, Kältegefühl im Körperinnern, starker
Haarausfall. Das Blutbild war stabil.
Modifikationen
Aufgrund dieser neuen Zeichen wurde die Rezeptur
angepasst. Die Dosierung von chen pi (Citri Reticulatae
Pericarpium), ban xia (Pinelliae Rhizoma) und zhu ru
(Bambusae Caulis in Taenia) wurde erhöht und gegen
den Brechreiz wurde noch zi su ye (Perillae Folium) beigefügt. Um das Fiebergefühl und die Gliederschmerzen
zu behandeln, wurden gui zhi (Cinnamomi Ramulus) und
bai shao (Paeoniae Radix alba) beigefügt. Diese Mittel
regulieren ying und wei und behandeln Symptome wie
Fieber, Frösteln und Gliederschmerzen. Eine Dis harmonie zwischen ying und wei kann durch die atta -
9) Interview mit Ben Pfeifer, SonntagsZeitung, 5. November 2006, S. 93
8
CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT TCM
über steht die Behandlung eines Krebs patienten mit nur
Chinesischer Medizin. Der Körper wird zwar gestärkt,
der Krebs kann jedoch nur minimal angegriffen werden
und verkleinert sich kaum. Die Kombination der beiden
Therapien greift den Krebs wirksam an, stärkt jedoch
auch den Körper. Die Wirkung auf den Patienten wird
durch die Kombination optimiert. Die Autoren schreiben
dazu: «Die kombinierte Therapie bringt die Vorteile beider Medizinsysteme zusammen. Dies verstärkt die
Krebstherapie. Die kombinierte Therapie ist eines der
wichtigsten Prinzipien der Krebsbehandlung in
China.» 10)
Natürlich stellt sich bei einer kombinierten Therapie
immer auch die Frage nach dem Interaktionspotenzial.
Systematische und umfassende Studien zur Interaktion
zwischen Chinesischen Arzneimitteln und Zytostatika liegen nicht vor. Dennoch darf man davon ausgehen, dass
die Kombination sicher und das Interaktionspotenzial
sehr gering ist. Wie erwähnt ist die Begleitbehandlung
der Chemotherapie mit Chinesischer Medizin in der
Volksrepublik China die Standardtherapie. Zu dieser
Thematik werden jeden Monat in chinesischen
Fachjournalen zahlreiche Artikel veröffentlicht. Auch im
Westen wird die Chinesische Medizin zur Chemo begleitung seit mindestens zwei Jahrzehnten eingesetzt.
Berichte zu Interaktionen oder Nebenwirkungen sind
keine bekannt. Im Gegenteil, alle Studien und
Anwendungen deuten auf eine ausgesprochen positive
Wirkung hin.
Kleines Glossar zur Chemotherapie
• Alkylantien: Alkylantien zerstören das Erbmaterial (DNA) der
Zellen. Zu dieser Gruppe gehören z.B. Cyclophosphamid, Chlorambucil, Busulfan und Cisplatin.
• Antimetaboliten: Antimetaboliten hemmen in der Verdopp lungsphase der DNA bestimmte Enzyme. Vertreter dieser Gruppe sind die sogenannten Folsäureantagonisten (z.B. Methotrexat), die Pyrimidin-Analoga (z.B. 5-Fluoruracil, Cytarabin) und die
Purin-Analoga (z.B. Thioguanin, Azathioprin, Mercaptopurin).
• Naturstoffe: Zu den Naturstoffen gehören die sogenannten
Vinca-Alkaloide (Vincristin, Vinblastin), die aus dem in Brasilien
beheimateten Strauch Catharanthus Roseus oder dem in Europa wachsenden Kleinen Immergrün (Vinca Minor) hergestellt
werden. Sie behindern die Zellen während der Zellteilung. Auch
die Epipodophyllotoxine (Etoposid, Teniposid) sind Vertreter der
Naturstoffe. Ihr Ursprung ist das Podophyllotoxin, das in Extrakten der Alraune (Podophyllum Peltatum) enthalten ist.
• Antibiotika: Antibiotika sind ursprünglich natürliche Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen wie Pilzen und Bakterien. Einige Antibiotika wirken so stark hemmend auf die Zellteilung, dass
sie auch im Rahmen einer Chemotherapie von Krebserkrankungen eingesetzt werden. Vertreter solcher Antibiotika sind Dactinomycin, Bleomycin, Daunorubicin und Mitomycin.
• Enzyme: Enzyme sind Eiweisse, die chemische Reaktionen
beschleunigen. Bei der Behandlung bestimmter lymphatischer
Leukämien kann das Enzym Asparaginase eingesetzt werden. Es
senkt die Konzentration von Asparagin im Blut, sodass diese
Aminosäure bestimmten Tumorzellen für deren Vermehrung fehlt.
• Hormone: Einige Tumorarten werden durch Hormone stimuliert. So fördern zum Beispiel männliche Geschlechtshormone
Simon Becker
(Androgene) das Wachstum von Prostatakarzinomen, weibliche
10) Ruan Wenjing, Lai Maode, Zhou Jianguang: Anticancer effects of
Geschlechtshormone (Östrogene) das von Brustkrebs. Der Ein-
Chinese herbal medicine, science or myth? In: Journal der Zhejiang
satz von Hormonen beziehungsweise ihren Gegenspielern kann
Universität, Nr. 7, 2006, S. 1011/1012
daher die Entwicklung bestimmter Krebsarten hemmen. Beispiele für Hormonbehandlungen sind die Anwendung von Antiöstro-
Weitere Quellen
genen (z.B. Tamoxifen) bei Brustkrebs und Antiandrogenen (z.B.
– www.onmeda.de, Gesundheitsportal der OnVista Group
Flutamid) bei Prostatakrebs.
– Li Peiwen: Management of Cancer with Chinese Medicine. Donica
www.onmeda.de
Publishing, St. Albans, UK, 2003
1/08
9
AG
ARZNEIMITTELKUNDE
pao zhi –
die Vorbehandlung
von Chinesischen
Kräutern
pao zhi – klassisch, aber zu wenig bekannt
pao zhi steht für eine Gruppe von Methoden für die
Zubereitung oder Vorbehandlung Chinesischer Kräuter.
Diese Verarbeitungsprozesse werden nach TCMTradition durchgeführt und angepasst an die
Anforderungen der klinischen Praxis, an pharmazeutische Notwendigkeiten und an die Kräuter selbst.
Vorbehandlungen wurden bereits in den Grundlagen werken «Huang di nei jing», «Shang han lun» und «Shen
nong ben cao jing» beschrieben. Alle diese Werke stam-
Die Vorbehandlung Chinesischer Heilkräuter verändert deren Charakter und Funktion: In einigen Fällen
kann eine Vorbehandlung die Toxizität einer Droge
mildern, in andern die Wirkung modifizieren oder die
Wirkrichtung verändern. Obwohl ein klassischer Teil
der TCM, sind die pao zhi-Arzneimittel im Westen
vielerorts noch nicht richtig angekommen.
Mit Sicherheit kennen Sie huang qi (Astragalus Radix).
Aber kennen Sie auch die vorbehandelte, mit Honig frittierte Form zhi huang qi (Astragalus Radix praeparata)?
Dank dieser Vorbehandlung tonisiert zhi huang qi stärker
die Mitte und hebt das klare Yang. Gleichzeitig ist es ein
wenig befeuchtend und daher besonders geeignet bei
Disharmonien mit Blutmangel und Trockenheit der Mitte.
– In vielen Fällen wäre es demnach ratsam, zhi huang qi
anstatt der unbehandelten Form huang qi zu verwenden.
Aus der Gesamtheit der bei uns eingehenden
Bestellungen drängt sich aber der Schluss auf, dass die
vorbehandelten Produkte noch zu wenig bekannt sind.
Daher diese kleine Einführung in die Grundlagen der pao
zhi-Arzneimittel.
Mineralisches Entgiftungsbad für fu zi (Aconiti Radix lateralis)
in einem traditionellen Betrieb in den Bergen Sichuans
Fotos Simon Becker
men aus der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.).
Das erste Buch, welches sich ausschliesslich der
Vorbehandlung von Chinesischen Drogen widmete, «Lei
gong pao zhi lun» («Herr Lei’s Abhandlung zu pao zhi»),
stammt aus dem fünften Jahrhundert. Darin wird die
Vorbehandlung von 300 Einzelmitteln beschrieben!
Die Vorbehandlung von Kräutern ist ein wichtiger Faktor
für eine gesteigerte Wirksamkeit der Chinesischen
Kräutermedizin. Während einige Kräuter in ihrer natürlichen und frischen Form gebraucht werden, sollten die
meisten vorbehandelt werden, um die ideale Nutzbarkeit
der wesentlichen Bestandteile zu garantieren. Jede
Vorbehandlungsmethode erfüllt einen bestimmten
Zweck und beeinflusst das Endprodukt und den therapeutischen Nutzen.
In den Ausbildungen und der täglichen Praxis wird pao
zhi nur in seltenen Fällen Beachtung geschenkt.
Meistens wird zwischen einigen wenigen Paaren unterschieden, zum Beispiel zwischen dem rohen gan cao
(Glycyrrhizae Radix) und dem gerösteten und in Honig
frittierten zhi gan cao (Glycyrrhizae Radix praeparata),
zwischen dem rohen sheng di huang (Rehmanniae
Radix) und dem vorbehandelten shu di huang
(Rehmanniae Radix praeparata).
Die Herstellung von chao wang bu liu xing
in einem modernen Betrieb in Sichuan, VR China.
Am Ende der Ausführungen haben wir tabellarisch die
vorbehandelten Produkte aufgeführt, welche die LIAN
CHINAHERB AG zurzeit im Sortiment führt. Das sind, weil
sie eben eher zurückhaltend bestellt werden, bisher nur
wenige. Es ist jedoch unser Ziel, die wichtigsten vorbehandelten Mittel in der näheren Zukunft als Granulate
oder Rohdrogen anbieten zu können.
Die Ziele der Vorbehandlung
Die verschiedenen Methoden der Vorbehandlung erlauben es, die Natur der Kräuter zu modifizieren und zu kontrollieren und sie den Bedürfnissen der Praxis und der
10
ARZNEIMITTELKUNDE
Pharmazie anzupassen. Die wichtigsten Ziele dieser
Transformationen:
• Die therapeutische Wirkung verstärken: Die Kräuter
können zum Beispiel mit Honig, Essig oder einem
Getreidewein vorbehandelt werden; sie können ge dämpft, gebacken, geröstet, verkohlt oder über eine längere Zeit gekocht werden. Jede der zugegebenen
Substanzen bringt ihre eigenen Eigenschaften mit.
Honig ist süss, befeuchtet und tonisiert. Essig ist sauer,
tritt in die Leber ein und bewegt Qi. Behandelt man chai
hu (Bupleuri Radix) oder xiang fu (Cyperi Rhizoma) mit
Essig, verstärkt dies das Wirken auf die Leberleitbahn
und somit verstärkt sich die Eigenschaft, Leber disharmonien zu behandeln. Wird yan hu suo (Corydalis
Rhizoma) mit Essig vorbehandelt, verstärkt das seine
Schmerz stoppenden Eigenschaften. Röstet man bai
zhu (Atractylodes Macrocephalae Rhizoma) mit Erde
oder Weizenkleie, verstärkt sich die Milz tonisierende
Wirkung. pu huang (Typhae Pollen) zerstreut Blutstase
und stoppt Blutungen. Letztere Funktion wird durch die
Karbonisierung verstärkt.
• Die therapeutische Wirkung modifizieren oder verändern: sheng di huang (Rehmanniae Radix) ist eine kalte Substanz und kühlt Blut. Gedämpft wird es zu shu di
huang (Rehmanniae Radix praeparata), einem warmen
Kraut, welches Blut tonisiert. Röstet man das
Oberflächen öffnende sheng jiang (Zingiberis Rhizoma
recens), wird daraus pao jiang (Zingiberis Rhizoma praeparata), welches das Innere stärker wärmt als die frische
Wurzel. ai ye (Artemisiae Argyi) wärmt die Leitbahnen.
Verkohlt man ai ye, dringt die Blutungen stoppende
Wirkung in den Vordergrund.
• Die Toxizität gewisser Kräuter reduzieren: Gewisse
rohe Kräuter sind toxisch. Die Vorbehandlung soll die
Toxizität sowie die Nebenwirkungen verringern, ohne die
Wirkung einzuschränken.
Rhizoma) kann mit sheng jiang (Zingiberis Rhizoma) und
ming fang (Alumen) vorbehandelt werden. ru xiang
(Gummi Olibanum) und mo yao (Myrrhae) werden frittiert.
• Den Tropismus der Kräuter verändern: Die Chine sische Kräuterheilkunde stützt sich auf die Theorie der
Leitbahnen und Netzwerkgefässe und der zangfu, um
fu zi nach zwei unterschiedlichen Arten der Vorbehandlung.
die Wirkrichtung der Kräuter zu bestimmen. Einige
Vorbehandlungsarten können den Tropismus und die
energetische Wirkrichtung beeinflussen. Zum Beispiel:
da huang (Rhei Radix et Rhizoma) wirkt im unteren
Erwärmer. Wird es jedoch mit Reiswein vorbehandelt,
wirkt es im oberen Erwärmer.
Moderne Erkenntnisse
Moderne Forschung hat verschiedene Vorbehandlungen
untersucht und ganz interessante Details ans Licht
gebracht. Wie oben beschrieben, gehen die unterschiedlichen Vorbehandlungen sehr genau auf die Mittel
und deren Wirksamkeit ein. Moderne Chemie bestätigt
diese Tatsache. Dass diese Vorbehandlungen vor
Hunderten von Jahren entwickelt wurden, ist schlicht
faszinierend! yan hu suo (Corydalis Rhizoma) soll als
Beispiel dienen.
yan hu suo bewegt Qi und Blut. Seine Hauptwirkung
besteht im Stoppen von Schmerzen. Um diese Wirkung
zu verstärken, wird es mit Essig gebraten. Traditionell
wirkt es dann direkter auf die Leberleitbahn, reguliert die
Menstruation und stoppt Schmerzen stärker als die
unvorbehandelte Droge. Moderne Untersuchungen zeigen, dass die Schmerz stoppende Wirkung durch
Alkaloide wie vor allem Tetrahydropalmatin (THP) ausgelöst wird. Durch das Braten mit Essig bilden sich nun
wasserlösliche Alkaloidsalze. Das heisst, die Löslichkeit
der Alkaloidsalze erhöht sich und es geht mehr
Wirksubstanz ins Dekokt über. Vergleiche zeigen, dass
bei der mit Essig vorbehandelten Droge bis zur doppelten Menge von Tetrahydropalmatin im Dekokt zu finden ist 1) .
Trocknen von geschnittenem fu zi nach dem Entgiftungsbad.
cao wu tou (Aconiti Radix Kusnezofii) wird gedämpft
oder mit gan cao (Glycyrrhizae Radix) und hei dou (Sojae
Hispidae Semen) gekocht. Rohes ban xia (Pinelliae
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AG
ARZNEIMITTELKUNDE
Zahlreiche weitere solche Beispiele könnten hier aufgeführt werden. Wichtig ist anzufügen, dass zum Teil
Vorbehandlungen standardmässig angewendet werden,
ohne dass diese explizit aufgeführt und im Namen
ersichtlich sind. Man kann in diesen Fällen vielleicht
nicht mehr von pao zhi im traditionellen Sinn sprechen.
Trotzdem ist es eine Vorbehandlung, welche die Wirkung
der Pflanzen erhöht und verbessert. Als Beispiel lässt
sich huang qin (Scutellariae Radix) anführen. Die Wurzel
wird gekocht oder gedämpft, um Enzyme zu deaktivie-
ren. Werden diese Enzyme nicht deaktiviert, wandeln sie
Baicalin, eine der Wirksubstanzen von huang qin, in eine
pharmakologisch unwirksame grüne Substanz um. 2)
Karin Fuchs und Simon Becker
1) Chinese Materia Medica: Chemistry, Pharmacology and Application,
Zhu Youping, Harwood Academic Publishers, 1998, S. 18
2) ebenda, S. 21
Auswahl einzelner pao zhi-Kräuter
Hier eine Auflistung von vorbehandelten Mitteln, die bei der LIAN zurzeit erhältlich sind. Allerdings kann die
Verfüg barkeit nicht immer garantiert werden. Auch sind nicht alle dieser Mittel sowohl als Rohdrogen wie auch als
Granulate erhältlich, sondern eher nur in einer der beiden Formen.
yan hu suo (Corydalis Rhizoma)
mit Essig gebraten
cu yan hu suo (Corydalis Rhizoma praeparata),
auch als zhi yan hu suo bekannt
Wirkt direkter auf die Leberleitbahn, reguliert die Menstrua-
Aktiviert das Blut, fördert den Qi-Fluss und lindert Schmerzen.
tion und stoppt Schmerzen stärker, v.a. bei Dysmenorrhö.
xiang fu (Cyperi Rhizoma)
mit Essig und Wein
zhi xiang fu (Cyperi Rhizoma praeparata)
behandelt
Bewegt das Leber-Qi, reguliert die Menstruation und stoppt
Stoppt Schmerzen stärker, harmonisiert das Blut und irre-
Schmerzen.
guläre Menstruation.
Die Vorbehandlung vermindert die Nachteile dieses Krauts
(die Tendenz, das Qi zu schwächen und die Flüssigkeiten
zu trocknen), verstärkt aber gleichzeitig die Qi bewegende,
die Leitbahnen öffnende und die Schmerzen stoppende
Wirkung.
mai ya (Hordei Fructus Germinatus)
geröstet
chao mai ya (Hordei Fructus Germinatus praeparata)
Zerstreut Nahrungsstagnation und stärkt die Mitte, stoppt die
Durch das Rösten wird das Getreide sanfter und wirkt we-
Laktation und bewegt das Leber-Qi.
niger entwässernd.
he shou wu (Polygoni Multiflori Radix)
mit schwarzen Bohnen
zhi he shou wu (Polygoni Multiflori Radix praeparata)
gekocht
In der Literatur bezieht sich der Name he shou wu fast immer
Das leicht warme zhi he shou wu tonisiert Leber und Nie-
auf die behandelte Form zhi he shou wu. Wünscht man spezi-
ren, nährt das Blut und die Essenz.
fisch die unbehandelte Form, wird von sheng he shou wu gesprochen. Diese Form wirkt nicht tonisierend.
he shou wu befeuchtet und befreit die Därme, v.a. bei Blutmangel. Zudem klärt es Feuer-Gifte und ist gegen Malaria einsetzbar.
ban xia (Pinelliae Rhizoma)
mit Limettensaft
fa ban xia (Pinelliae Rhizoma praeparata)
präpariert
Die rohe Form von ban xia (sheng ban xia) ist toxisch und da-
Die in einer Mischung von Süssholz- und Limettensaft prä-
her für den innerlichen Gebrauch nicht geeignet. Allgemein
parierte Form sieht leicht gelblich aus. Durch die Behand-
wird, wenn von ban xia die Rede ist, fast immer die vorbehan-
lung nimmt die Fähigkeit, Feuchtigkeit zu trocknen, leicht
delte Art (zhi ban xia; Pinelliae Rhizoma praeparata) gemeint.
ab, ist also weniger stark als bei den anderen Formen. So
Möchte man die unbehandelte Form, z.B. für äusserliche An-
kann fa ban xia gegen Kälte durch Mangel wie auch gegen
wendungen, muss explizit sheng ban xia verlangt werden (bei
feuchte Hitze eingesetzt werden. Zudem wird es häufig bei
der LIAN nicht erhältlich).
Milzmangel mit Feuchtigkeit und Schleim verwendet.
Trocknet Feuchtigkeit, transformiert Schleim und senkt rebel-
Neu haben wir fa ban xia als Granulat und als Rohdroge in
lierendes Qi, stoppt Erbrechen.
unserem Sortiment.
12
ARZNEIMITTELKUNDE
wu wei zi (Schisandrae Chinensis Fructus)
mit Essig behandelt
cu zhi wu wei zi (Schisandrae Chinensis Fructus praeparata)
Zieht das Lungen-Qi zusammen und stoppt Husten, tonisiert
Durch das Behandeln mit Essig verstärkt sich die zu-
die Nieren, zieht die Essenz zusammen und stoppt Durchfall.
sammenziehende Funktion, was sehr nützlich ist beim Be-
Verhindert Schwitzen und bildet Flüssigkeiten.
handeln von Husten, Spermatorrhö und Durchfall.
wang bu liu xing (Vaccariae Semen)
geröstet
chao wang bu liu xing (Vaccariae Semen tostum)
Bewegt das Blut, öffnet die Leitbahnen und reduziert Schwel-
Während des Röstens platzen die Samen auf wie Popcorn,
lungen.
bis fast der ganze Samen weiss erscheint. Diese Methode
verändert die Temperatur der Samen von neutral zu leicht
warm. Somit verstärkt sich die Funktion, das Blut zu nähren und zu stärken und die Menstruation zu fördern.
Meistens wird chao wang bu liu xing bei Amenorrhö durch
Blutstase verwendet.
ma huang (Ephedrae Herba)
mit Honig frittiert
mi ma huang (Ephedrae Herba praeparata)
Fördert Schwitzen und öffnet die Oberfläche, verteilt Lungen-
Mit der Süsse des Honigs verändert sich die Diaphorese,
Qi, beruhigt Keuchen und stoppt Husten. Fördert Diurese und
d.h. die Schärfe und die verteilende Funktion werden ge-
reduziert Ödeme.
mindert. Die Süsse entspricht der Wandlungsphase der
Erde und bringt somit Harmonie. Honig befeuchtet die Lunge und schützt dieses Organ vor der scharfen und sehr
warmen Eigenschaft des unbehandelten ma huang.
huang qi (Astragali Radix)
mit Honig frittiert
zhi huang qi (Astragali Radix praeparata)
Tonisiert die Milz, Qi und Blut, hebt das klare Yang der Mitte.
Durch die Süsse des Honigs wird die harmonisierende und
Fördert Diurese und reduziert Ödeme.
stärkende Eigenschaft intensiviert; die Milz tonisierende
und das klare Yang der Mitte hebende Wirkung werden
verstärkt. Der Honig hat zudem eine leicht befeuchtende
Wirkung, was bei Disharmonien von Milzmangel ein Vorteil
ist, besonders bei zusätzlichem Blutmangel oder Trockenheit der Milz.
bai zhu (Atractylodis Macrocephalae Rhizoma)
mit Kleie geröstet
chao bai zhu (Atractylodis Macrocephalae Rhizoma praeparata)
Tonisiert die Milz und Qi, trocknet Feuchtigkeit und fördert
Das geschnittene Kraut wird mit Kleie geröstet, bis es hell-
den Wassermetabolismus. Stoppt Schwitzen und beruhigt den
gelb ist und die Kleie herausgetreten ist. Durch das Rösten
Fötus.
verstärkt sich die Milz und Magen stärkende Funktion.
chao bai zhu eignet sich sehr gut, wenn die Transport- und
die Transformationsfunktion der Milz beeinträchtigt sind,
was sich in mangelndem Appetit, Distension, Völlegefühl
und Müdigkeit zeigt. Es kann auch bei spontanem Schwitzen sowie zur Beruhigung des Fötus verwendet werden.
1/08
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AG
NEUES AUS DER FACHWELT
Bluthochdruck:
Akupunktur so gut
wie Pharmamittel
Akupunktur kann
Lungenfunktion
verbessern
Eine strenge, randomisierte, einfach verblindete westliche Studie hat wirkliche mit bloss vorgeblicher
Akupunktur verglichen und kommt zum Schluss, dass
Akupunktur den Blutdruck von Hypertonie-Patienten in
vergleichbarem Mass zu senken vermag wie pharmazeutische Arzneimittel. Die in Deutschland durchgeführte Untersuchung wies 160 ambulante Patienten mit
leichtem bis mässigem Bluthochdruck ohne Komplika tionen zufällig zwei Gruppen zu. Die eine Gruppe erhielt
eine sechswöchige Akupunktur behandlung durch in
China ausgebildete Fachleute, die andere Gruppe eine
vorgetäuschte Akupunktur behandlung.
Das Durchschnittsalter der Patientinnen und Patienten
betrug 58 Jahre; wer Arzneimittel gegen Bluthochdruck
einnahm, tat dies weiter. Die Patienten wurden aufgrund
einer TCM-Diagnose einem von vier Hypertonie-Mustern
zugeteilt. Beide Versuchsgruppen wurden in 22 halbstündigen Sitzungen während eines Zeitraums von
sechs Wochen behandelt. In jeder Sitzung wurden drei
Akupunkturpunkte beidseitig während 20 Minuten genadelt.
In der Verumgruppe wurden die Akupunkturpunkte
gemäss TCM-Diagnose gewählt; in der Schein behandlungsgruppe wurden Punkte genadelt, die
gemäss den traditionellen Konzepten ohne Bedeutung
für die Senkung des Blutdrucks sind. Die ambulante
24-Stunden-Messung des systolischen und des diastolischen Blutdrucks ergab in der mit wirklicher Akupunktur
behandelten Gruppe signifikante Senkungen gegenüber
den Ausgangswerten (um 5,4 mmHg beziehungsweise
3,0 mmHg). Keine signifikante Senkung war bei den nur
zum Schein behandelten Patienten zu beobachten.
Die festgestellte Senkung des Blutdrucks war mit der jenigen vergleichbar, die sich durch ACE-InhibitorenMonotherapie oder durch drastische Umstellung der
Lebensweise erzielen lässt. Die Blutdruckwerte erreichten allerdings innerhalb von 12 Wochen nach Ende der
Behandlung wieder das zu Beginn der Studie gemessene Niveau, was die Forscher zum Schluss führte, dass
die Akupunkturbehandlungen fortgeführt werden müss ten, um die positive Wirkung aufrechtzuerhalten.
(Randomized trial of acupuncture to lower blood pressure. Circulation. 2007 Jun 19; 115(24): 3121–9)
Eine prospektive, einfach verblindete, randomisierte und
durch Austausch der Gruppen (crossover) kontrollierte
Studie untersuchte die Wirksamkeit der Akupunktur in
der Behandlung von Asthma. 18 Patienten wurden nach
dem Zufallsprinzip entweder einer einmaligen Aku punkt ur behandlung oder einer einmaligen nur vorge täuschten Akupunkturbehandlung zugewiesen. Die Lungen funktion wurde unmittelbar vor und nach der Behandlung
erhoben durch spirometrische Messung der Ein sekunden kapazität (forced expiratory volume in one
second, FEV1).
Die wirkliche Akupunktur führte zu einer signifikanten
Zunahme der Einsekundenkapazität (+11,57 %), währen
die Scheinbehandlung so gut wie keine Wirkung hatte
(+0,3 %). Der Grad der durch Akupunktur erzielten
Verbesserung lag allerdings unter demjenigen, zu dem
das Inhalieren eines Broncholytikums führen würde.
(Acupuncture therapy results in immediate bronchodilating effect in asthma patients. J Chin Med Assoc. 2007
Jul; 70(7): 265–8)
Ginseng mildert
Erschöpfung von
Krebspatienten
Eine Pilotstudie legt den Schluss nahe, dass Ginseng
die Erschöpfung von Menschen mildern kann, die an
Krebs leiden, und ihre Energie zu steigern vermag. Der
in den USA durchgeführte Versuch testete drei Dosen
(750 mg, 1000 mg und 2000 mg) von Amerikanischem
Ginseng (Panax Quinquefolius) mit 282 Patienten, die an
verschiedenen Formen von Krebs litten und etwa zur
Hälfte in Chemotherapien waren. Die Kontrollgruppe
erhielt ein Placebo.
Nach acht Wochen berichteten 25 Prozent der Patienten
mit 1000 mg Ginseng und 27 Prozent der Patienten mit
2000 mg von «mässiger» oder «starker» Besserung,
gegenüber nur 10 Prozent aus den beiden Gruppen mit
der tiefsten Ginseng-Dosierung und Placebo.
(American Society of Clinical Oncology 43rd Annual
Meeting: Abstract 9001)
14
NEUES AUS CHINA
Riesiger VogelSaurier entdeckt
Bauer fotografiert
«ausgestorbene»
Tigerart
Chinesische Forscher haben in der Inneren Mongolei die
Überreste eines gewaltigen vogelähnlichen Dinosauriers
entdeckt. Die Knochen liessen darauf schliessen, dass
der Gigantoraptor elrianensis rund acht Meter lang und
fünf Meter hoch gewesen sei, sagte der Paläontologe Xu
Xing. Das Gewicht des Tieres wird auf 1400 Kilogramm
geschätzt. Der Gigantoraptor war damit etwa so gross
wie der Fleisch fressende Tyrannosaurus. Allerdings verfügte er über einen Schnabel, schmale Beine und wahrscheinlich auch Federn.
Die Entdeckung im Erlian-Becken widerspricht der
Theorie, nach der die Dinosaurier während ihrer
Entwicklung zu Vögeln immer kleiner wurden. «Das ist
eine wichtige Information für uns bei den Bemühungen,
den Evolutionsprozess vom Dinosaurier zum Vogel
nachzuvollziehen. Es ist komplizierter, als wir dachten»,
erklärte Xu.
(TV-Magazin «nano», http://www.3sat.de/nano/)
Foto: From the Shanghai gallery at World66
Seit mehr als zwanzig Jahren galt der Südchinesische
Tiger als ausgestorben. Nur im Zoo gab es noch vereinzelte Exemplare. Doch nun machte ein chinesischer
Bauer eine sensationelle Entdeckung: ein Jungtier in
freier Wildbahn.
In der Provinz Shanxi im Süden Chinas ist ein junger
Südchinesischer Tiger (Panthera tigris amoyensis), auch
bekannt als Amoytiger, entdeckt worden. Zhou
Zhenglong, Bewohner des Dorfes Wencai im Bezirk
Zhen Ping, hat über 70 Fotos dieser verloren geglaubten
Tiger-Unterart geschossen.
Pockenimpfung seit
über 1000 Jahren
Laut einem chinesischen Sprichwort ist erst richtig
geboren, wer die Pocken überlebt hat. Die Krankheit
wurde lange als Kinderkrankheit angesehen, ist aber in
Wirklichkeit noch verheerender als die Pest.
Laut Angaben der Weltgesundheits-Organisation WHO
sind glücklicherweise seit 1977 keine Pockenfälle mehr
aufgetreten. Vor 1977 erkrankten im 20. Jahrhundert
mehr als fünfzehn Millionen Menschen an der Seuche,
die zu Blindheit, Taubheit, Hirnschäden und zum Tod
führen kann. Im 18. Jahrhundert erkrankten in Europa
jährlich 400’000 Menschen an Pocken, welche die Pest
als schlimmste Seuche ablöste.
Einzig in China konnte man sich durch den zerriebenen
Schorf von Pockenpusteln schützen. Die eher unappetitliche Impfung bestand darin, die getrockneten Pusteln
in die Nase einzublasen. Diese Methode wurde in
China bereits ab dem 10. Jahrhundert angewendet. Im
17. Jahrhundert setzte sich dann in Indien und Europa
die Methode des Einritzens durch. 1796 infizierte der
englische Arzt Edward Jenner einen Jungen zunächst
mit Kuhpocken. Als die Krankheit abgeklungen war, wurde der Junge mit den echten Pockenviren angesteckt –
und überlebte. 1874 wurde diese Vakzination, die
Impfung mit Pockenerregern, im Deutschen Reich zur
Pflicht.
(TV-Magazin «nano», http://www.3sat.de/nano/)
Der Südchinesische Tiger, eine von acht Unterarten,
die ausschliesslich im Süden Chinas vorkommen.
Es sei die erste derartige Entdeckung seit mehr als 20
Jahren, sagte der stellvertretende Leiter der Forst behörde von Shanxi, Zhu Julong.
Mitte des 20. Jahrhunderts gab es noch schätzungsweise 4000 Südchinesische Tiger in freier Wildbahn. In
den folgenden Jahren reduzierte sich der Bestand
dramatisch, weil der Lebensraum der Tiere durch den
Boom der chinesischen Wirtschaft schrumpfte und
schrumpfte.
Seit 1975 ist der internationale Handel mit Tigern und
Tigerprodukten verboten. In China, dem einstigen
Haupt abnehmerland für Tigerprodukte, gilt seit 14 Jah ren zusätzlich ein nationales Handelsverbot. Den noch
werden nach wie vor Tiger illegal gejagt und trotz hoher
Strafen nicht nur über dunkle Kanäle, sondern auch
offen auf Märkten verkauft.
(«Welt online»/WWF)
1/08
15
AG
LEGENDEN ZUR TCM
Das Rezept des
Tao-Priesters
Illustration Martin Estermann
zhu sha (Quecksilbersulfid, Zinnober)
Legenden ranken sich um die Kräuter der
Chinesischen Medizin, schöne Erzählungen, die
darüber berichten, wie dieses oder jenes Kraut seinen Weg in den Schatz der Traditionellen
Arzneimittel fand. Nebenbei vermitteln diese
Geschichten Einblicke in die reiche chinesische
Kultur und das Alltagsleben. Hier die 7. Folge der
«EXTRAKT»-Serie.
mit Wasser, das er dem Studenten zu trinken gab. «Das
wird die Dämone vertreiben, die von dir Besitz ergriffen
haben.»
«Ich bin der Schwiegersohn des Jade-Kaisers! – Was für
ein Teufel bist du? Verschwinde! Geh mir aus den
Augen!»
«Sehr gut, den sind wir los», sagte der Student darauf zu
seiner Frau. «In der Schale», überlegte er, «ist gewöhnliches Wasser. Der Text auf dem Gebetsbambus aber ist
mit Zinnober geschrieben … Kann es sein, dass
Zinnober die Krankheit heilt?»
So fand der Student heraus, dass sich Epilepsie mit
Zinnober behandeln lässt. Dieser Stoff wurde von da an
zu einer wichtigen Arznei.
In früheren Zeiten gingen viele Leute, wenn sie krank
waren, nicht zum Arzt, sondern sie riefen einen taoistischen Priester, um heilende Gebete zu sprechen. Die
Ärzte konnten damals nichts gegen Epilepsie ausrichten;
die Sprechgesänge der taoistischen Priester aber führten zu einem Nachlassen der Symptome. Dadurch
gewannen die Priester an Vertrauen.
Ein Medizinstudent fragte sich: «Die Priester lesen doch
nur den Sprechgesang von ihrem Bambusstreifen ab –
wie kann das zur Heilung führen? Es muss doch einen
Grund geben!»
Eines Tages besuchte die Frau des Studenten den taoistischen Priester und klagte, es stehe schlecht um die
Gesundheit ihres Mannes. «Können Sie bitte vorbeikommen und nach ihm sehen?»
Der Priester fand den jungen Mann vor, wie er sich am
Boden wälzte, Kleidung und Haare in grosser
Unordnung, und wirres Zeug redete: «Ich bin der
Schwiegersohn des Jade-Kaisers. Ich stehe unter seinem Befehl, die Soldaten des Himmels herabzuführen in
diese irdische Welt!»
Ein Fall von Besessenheit, dachte der Priester und erhob
seine Stimme zum Gebet: «Seelen des Himmels, Seelen
der Erde, täglich dreimal habe ich gebetet und die Götter
angefleht, sie mögen herabsteigen in diese Welt. Ich folge den Anweisungen von Tai-shang Lao Chun, um das
Böse zu vertreiben und die Kranken zu heilen.»
So sprach der Priester und tauchte den Bambusstreifen,
auf dem das Gebet geschrieben stand, in eine Schale
Quelle: Ding Zhao Ping (Hrsg.). Qu wei zhong yao. 2003,
Verlag Ren min wei sheng chu ban shi, Beijing
Achtung,
Quecksilber!
zhu sha, Zinnober, enthält Quecksilber. Das Mittel wird in
der Schweiz nicht vertrieben und sollte unter keinen
Umständen angewendet werden (vgl. «EXTRAKT» 2/04,
S. 6/7 oder www.lian.ch → Wissen → Toxikologie →
Zinnober).
Die Legende über das Rezept des Tao-Priesters bringen
wir dennoch: als kultur- und medizingeschichtliches
Dokument.
IMPRESSUM
Newsletter der LIAN CHINAHERB AG Ausgabe: 1/2008 Erscheinungsweise: zwei- bis viermal jährlich Herausgeber: LIAN CHINAHERB AG, CH-8832 Wollerau
Auflage: 2500 Expl. Redaktion: Karin Fuchs, Simon Becker Abschluss redaktion: Markus Bär Grafisches Konzept: dd com ag, CH-8008 Zürich Gestaltung:
Yvonne Estermann Copyright: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Übersetzung, elektronische Speicherung und Weitergabe, online aufschalten etc., auch
auszugsweise, sind nur mit schriftlicher Genehmigung des Heraus gebers gestattet. Autorinnen und Autoren sind für ihre Beiträge selbst verant wortlich. Ihre Meinung entspricht nicht immer der Ansicht des Herausgebers. Abonnemente (kostenlos), Probenummern, Adressänderungen: LIAN CHINAHERB AG, Fürtistrasse 7,
CH-8832 Wollerau, Tel. +41 (0)44 786 99 99, Fax + 41 (0)44 786 99 90, E-Mail [email protected] Druck und Versand: Druckerei AG Suhr, CH-5034 Suhr
Papier: 100 Prozent Recycling
16
STRUKTURIERTES LERNEN
Kleines pinyinKräuter-ABC
heisst gan cao (Glycyrrhizae Radix) süsses Kraut; chuan
bei mu (Fritillariae Cirrhosae Bulbus) bedeutet das bei
mu aus Sichuan. So ergeben viele Namen plötzlich
einen Sinn und das Lernen gelingt viel leichter.
Es folgt eine Übersicht über die wichtigsten pinyinBegriffe, welche in den Arzneimittelbezeichnungen verwendet werden.
Die pinyin-Bezeichnung einer Droge endet meistens mit
einem Zeichen, das den verwendeten Pflanzenteil
andeutet.
Niemand kann den Auszubildenden der TCM das
Auswendiglernen der chinesischen Namen und der
pharmazeutischen Bezeichnungen abnehmen. Aber
wenn man strukturiert vorgeht und die Nomenklatur
ansatzweise durchschaut, wenn man sieht, wie
Arzneimittelkunde und Namensgebung zusammenhängen, fällt das Lernen viel leichter.
Das Lernen der Arzneimittel mit den pin yin-Namen bereitet oft Mühe. Einerseits
sind da die komplizierten chinesischen
Namen im pinyin-Code und die pharmazeutisch-lateinischen Begriffe, andererseits die vielen Geschmäcke und Leit bahnen, die Temperaturen, die Wirkun gen und Indikationen. Dieser schwierige
Prozess, verbunden mit viel Auswendig lernen, lässt sich zwar nicht umgehen;
Möglichkeiten zu Verein fachungen gibt es
jedoch schon.
Verwendeter Pflanzenteil
chinesisch
pinyin
pharmazeutisch
deutsch
子
zi
Semen
Samen
仁
ren
Semen
Samen
子
zi
Fructus
Frucht
果
guo
Fructus
Frucht
实
shi
Fructus
Frucht
壳
qiao
Fructus
Frucht
草
cao
Herba
Kraut
叶
ye
Folium
Blatt
根
gen
Radix
Wurzel
根
gen
Rhizoma
Wurzelstock
皮
pi
Cortex
Rinde
皮
pi
Pericarpium
Schale
hua
Flos
Blüte
Zuerst ein Gerüst aufbauen
花
Das strukturierte Lernen der Arzneimittel
gelingt am leichtesten, indem man zu jedem Mittel die
Namen, die Kategorie und die zwei, höchstens drei
wichtigsten Wirkungen lernt. Eine der Wirkungen geht
bereits aus der Kategorie hervor. Es bleibt also noch zu
lernen, wie sich die Mittel innerhalb einer Kategorie
unterscheiden. Aber Achtung: nicht im Detail, sondern
ganz grundsätzlich. Diese Methode des
chinesisch
Kräuterlernens verhilft ziemlich rasch zu
云
einer soliden Basis, die in einer zweiten
北
Lernrunde und mit klinischen Erfahrungen
南
erweitert und ausgebaut werden kann.
广
Mit den LIAN-Lernkarten und diesem
Beitrag versuchen wir, das beschriebene
关
strukturierte Lernen zu unterstützen. Ums
川
aktive Lernen herum kommt man natürlich
nicht.
浙
Namen sind nicht nur
Schall und Rauch
Eine weitere Erleichterung beim Lernen
der pinyin-Namen (ohne die ein Praktikum
in China zum Albtraum wird) ermöglicht
die rudimentäre Kenntnis der pinyinTerminologie. Vielfach sagen die pinyinNamen einiges über das Mittel aus, zum
Beispiel, ob es sich um eine Frucht, ein
Kraut oder eine Wurzel handelt. Ob die
Pflanze aus dem Norden oder Süden
kommt. Ob das Kraut duftet oder einen
süssen Geschmack hat. Zum Beispiel
Präfixe (= Vorsilben) deuten in der TCM-Nomenklatur oft
auf die geografische Herkunft, auf charakteristische
organoleptische Eigenschaften oder auf die Art der
Vorbehandlung einer Droge hin.
Geografische Herkunft
pinyin
deutsch
Beispiel
yun
aus Yunan
yun lian (Coptidis Rhizoma)
bei
aus Nordchina, Norden
bei sha shen (Glehniae Radix)
nan
aus Südchina, Süden
nan sha shen (Adenophorae Radix)
guang
aus Guangdong
guang fang ji
guan
aus Nordostchina,
guan mu tong (Aristolochiae
Nordost
Manshuriensis Caulis)
chuan
aus Sichuan
chuan bei mu
zhe
aus Zhejiang
(Aristolochiae Fangchi Radix)
(Fritillariae Cirrhosae Bulbus)
zhe bei mu
(Frittillariae Thunbergii Bulbus)
Organoleptische Eigenschaften
chinesisch
pinyin
deutsch
Beispiel
白
bai
weiss
bai xian pi (Dictamni Cortex)
香
xiang
duftend
xiang fu (Cyperi Rhizoma)
苦
ku
bitter
ku shen (Sophorae Radix)
黄
huang
gelb
huang qi (Astragali Radix)
赤
chi
rot
chi shao (Paeoniae Rubrae Radix)
丹
dan
rot
dan shen
甘
gan
süss
gan cao (Glycyrrhizae Radix)
红
hong
rot
hong hua (Carthami Flos)
(Salviae Militorrhizae Radix)
17
STRUKTURIERTES LERNEN
Art der Vorbehandlung
chinesisch
pinyin
deutsch
Beispiel
熟
shu
gar
shu di huang
生
sheng
roh
炒
chao
geröstet
(Rehmanniae Radix praeparata)
sheng di huang
(Rehmanniae Radix)
chao bai zhu (Atractylodis macro cephalae Rhizoma praeparata)
制
zhi
vorbehandelt
鲜
xian
frisch
zhi chuan wu
(Aconiti Radix praeparata)
xian di huang (Rehmanniae Radix)
Die Darreichungsform eines Fertig-Arzneimittels oder
einer Rezeptur kann gut an folgenden Wörtern am Ende
der Bezeichnung erkannt werden.
Darreichungsform
chinesisch
pinyin
deutsch
Beispiel
汤
tang
Dekokt
bu zhong yi qi tang
散
san
Pulver
wu ling san
丸
wan
Pille
liu wei di huang wan
丹
dan
Pille
huan shao dan
片
pian
Tablette
胶囊
jiaonang
Kapsel
膏
gao
Paste, Salbe
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• Immer mit Chinesischen Schriftzeichen, Pinyin sowie
pharmazeutischem Namen
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Arzneimittels
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Wenn Sie das Heft nicht zerschneiden wollen: Talon vor dem Einsenden oder Faxen kopieren.
19
NEUE PRODUKTE
Wettbewerb
Drei Emulsionen
spielend kennenlernen
• Wen Re Fu Yao Fang
Chinesische Kräuteremulsion für kaltes Bi
Kälte begünstigt die Bildung von Stagnationen und
Stase, die zu Schmerzen führen. Wen Re Fu Yao Fang
wärmt, bewegt und öffnet die Leitbahnen. Das Qi kann
wieder fliessen und die Schmerzen klingen ab. Die
Rezeptur eignet sich für Schmerzen, welche durch Kälte
deutlich verschlimmert werden.
Inhaltsstoffe: 300 mg Extrakt aus du huo (Angelicae
pubescentis) (8,33 %), ru xiang (Olibanum) (8,33 %), mo
yao (Myrrha) (8,33 %), fu zi (Aconiti Radix prep) (16,7 %),
mu gua (Chaenomelis Fructus) (8,33 %), hong hua
(Cartami Flos) (8,33 %), ze lan (Lycopodii Herba)
(8,33 %), lu lu tong (Liquidambaris Fructus) (8,33 %), shi
chang pu (Acori tatarinowii Rhizoma) (8,33 %), qiang huo
(Noto pterygii Radix et Rizoma) (8,33 %), gui zhi
(Cinnamomi Ramulus) (8,33 %); Exipiens ad unguentum
700 mg; Aromatica
In der Ausgabe «EXTRAKT» 2/06, Seite 14, haben wir
Ihnen drei neue Chinesische Kräuter emulsionen gegen
Schmerzen vorgestellt. Die Bälliz Apotheke in Thun stellt
diese Produkte zur äusserlichen Anwendung her, die
LIAN vertreibt sie.
• Huo Xue Li Shui Fang
Chinesische Kräuteremulsion für heisses Bi
Huo Xue Li Shui Fang klärt Hitze im Bewegungsapparat,
welche durch aktue Verletzungen (1.–4.Tag) oder chronische Entzündungen entstanden ist. Die Haut ist rot
und warm. Die Rezeptur lindert Schwellungen und
Schmerzen.
Inhaltsstoffe: 400 mg Extrakt aus mu xiang (Aucklandiae
Radix), da huang (Rheum Radix et Rhizoma), huang bo
(Phellodendri Cortex), mu tong (Clematis armandii
Caulis), bai zhi (Angelicae dahuricae Radix), qiang huo
(Not opterygii Radix et Rhizoma), fang ji (Stephaniae tetrandrae Radix), niu xi (Achyranthis bidentatae Radix), xue
ji (Draconis Sanguis), je 11,1 %; Exipiens ad unguentum
600 mg; Aromatica
• Jiao Tong Fang
Chinesische Kräuteremulsion für lokale Qi- und Blut stagnation
Die leicht wärmende Rezeptur eignet sich hervorragend
bei Schmerzen im Bewegungsapparat. Man verwendet
Jiao Tong Fang in der Heilungsphase nach einer
Verletzung (ab 5. Tag) oder generell bei Verspannungen
und Muskelschmerzen. Die Emulsion unterstützt die
Heilung durch Qi und Blut bewegende sowie Leitbahnen
öffnende und nährende Kräuter. Blockiertes Qi und Blut
werden abtransportiert, Feuchtigkeit aufgelöst und
Schmerzen gelindert.
Inhaltsstoffe: 500 mg Extrakt aus chi shao (Paeoniae
Radix rubra) (4 %), chuan xiong (Chuanxiong Rhizoma)
(2,6%), su mu (Sappan Lignum) (15,4 %), hong hua
(Carthami Flos) (4 %), ji xue cao (Centellae Herba) (8 %),
mo yao (Myrrha) (4 %), ru xiang (Olibanum) (4 %), dang
gui (Angelicae sinensis Radix) (4 %), xu duan (Dipsaci
Radix) (8%), dan shen (Salviae miltiorrhizae Radix)
(15,4 %), ji xue teng (Spatholobi Caulis) (8 %), yi yi ren
(Coicis Semen) (15,4 %), ze lan (Lycopi Herba) (4 %), tao
ren (Persicae Semen) (3,2 %); Exipiens ad unguentum
500 mg; Aromatica
20
NEUE PRODUKTE
Welche Rohdrogen gehören
zu welcher Emulsion?
Gewinnen Sie eines von fünf
Emulsionen-Sets
Wettbewerb
Ordnen Sie die Rohdrogen den entsprechenden Emulsionen zu.
Jeweils zwei Hauptsubstanzen gehören zu einer Emulsion.
1
2
4
3
5
6
Unter den richtigen Antworten verlosen wir 5 x 1 Gesamtset (1 grüne, 1 rote und 1 blaue
Emulsion) und 15 x 1 Flasche Jiao Tong Fang. Einsendeschluss ist der 29. Februar 2008.
Welche beiden Bilder beziehungsweise welche beiden Rohdrogen gehören zu welcher Emulsion?
Jiao Tong Fang:
Wen Re Fu Yao Fang:
Name
Huo Xue Li Shui Fang:
Adresse Praxis
PLZ, Ort
Telefon
E-Mail
Datum
Unterschrift
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Wenn Sie das Heft nicht zerschneiden wollen: Talon vor dem Einsenden oder Faxen kopieren oder per
E-Mail teilnehmen: [email protected] (Postadresse nicht vergessen).
Einsendeschluss: 29. Februar 2008
1/08
21
AG
VERANSTALTUNGEN UND KURSE
Seminare am
LIAN INSTITUT
Einklang zu bringen. Viele aus der Geschichte bekannte
Kalligrafen hatten ein sehr langes Leben.
In den drei Tagen des ersten Kursblockes gibt Wang
Ning eine Einführung zur Entstehung und Entwicklungs geschichte der chinesischen Schrift zeichen. Die Teil nehmer lernen dann verschiedene Schriftzeichen sowie
die Anwendung der «vier Schätze der Studierstube»
Pinsel, Papier, Tusche und Reibstein kennen.
Die übrigen drei Wochenenden sind hauptsächlich dem
begleiteten Üben und der Besprechung von Fragen
gewidmet, die beim Schreiben auftauchen.
Kosten: Das ganze Seminar kostet 1600 Franken. Wer
den ersten Kursblock (Fr. 450.–) besucht hat, kann auch
einzelne der übrigen drei Wochenenden zu je Fr. 385.–
belegen. Eine Mappe mit Musterzeichen ist im Preis
inbegriffen;
das
Schreibmaterial
wird
zum
Selbstkostenpreis abgegeben und kostet je nach
Ausstattung etwa Fr. 50.– bis 70.–.
Kurssprache: Deutsch; Kenntnisse der chinesischen
Sprache sind nicht Be dingung.
Fr./Sa./So. 7./8./9. März 2008
Sa./So. 14./15. Juni 2008
Sa./So. 13./14. September 2008
Sa./So. 15./16. November 2008
Freitag 7. März: 19.00–21.00
Samstage: jeweils ganzer Tag, Beginn 9.00
Sonntage: jeweils 9.00–14.00
LIAN INSTITUT, CH-8832 Wollerau
Beachten Sie nebst unseren Kurshinweisen auf diesen Seiten auch die tabellarische Aufstellung auf
der hinteren Umschlagseite des «EXTRAKT» – sie
dient dem schnellen Überblick.
• Wang Ning: Chinesische Kalligrafie
Geboren 1962 in Nanjing, lernte Wang Ning von früher
Kindheit an die Kunst der Kalligrafie (Duden: «Schön schreib kunst»). Der chinesischen Kalligrafie liegen die
Philosophie und Lebensart des alten China zugrunde.
Nach der Öffnung Chinas Anfang der 80er-Jahre studierte Wang Ning in Beijing deutsche Literatur und
Sprachwissenschaft. Ausserdem befasste er sich mit
der alten chinesischen Schrift und erlernte die Kunst des
Siegelschnitzens.
Seit Ende 1989 lebt Wang Ning in Deutschland und
arbeitet als Kalligraf, Siegelschneider und Übersetzer. Er
veröffentlicht viele Artikel über chinesische Schrift,
schreibt und illustriert verschiedene Bücher und stellt
seine Werke aus. Immer wieder gibt er sein Wissen und
Können in Kursen weiter.
Die Kalligrafie ist seit Jahrtausenden ein wesentlicher
Bestandteil der chinesischen Kunst. Vom Kaiser bis zum
Bauern sammelten die Menschen begierig Werke schöner Kalligrafie. Noch heute sieht man in China
Kalligrafien als Rollbilder oder gerahmt, wohin man auch
schaut. Auch in Japan, Korea und anderen asiatischen
Ländern spielt die Kalligrafie eine wichtige Rolle in der
Kulturgeschichte.
• Dr. Ulrich Eberhard:
Japanische Medizin
Ulrich Eberhard schloss
1977 in Heidelberg sein
Medizin studium ab. Es folgten Assistenzen in Chirurgie,
Innerer Medizin und Gynä kolo gie an verschiedenen
Kran ken häusern in Deutsch land.
Von 1981 bis 1985 hielt sich Dr. Eberhard zu
Studienzwecken in China und Japan auf. Er erwarb das
staatliche Diplom an der Akademie für Traditionelle
Chinesische Medizin in Beijing und war als Wissen schaftler am Forschungsinstitut für Fernöstliche Medizin
der Kitasato-Universität in Tokyo tätig.
Anschliessend liess er sich als Facharzt für Allgemein medizin in München nieder. Schwerpunkt seiner Praxis tätigkeit waren die Naturheilverfahren Phyto therapie,
Akupunktur und Kampo-Medizin.
1998 verlegte Ulrich Eberhard aus familiären Gründen
seine Praxis nach Madrid. Seit 20 Jahren wirkt er als
Dozent an verschiedenen Akademien und Institutionen in
Deutschland, wo er vor allem Akupunktur, Japanische
Akupunktur und Kampo-Medizin unterrichtet. Nebst verschiedenen wissenschaftlichen Beiträgen in Büchern
und Fachzeitschriften zum Thema Japanische Medizin
publizierte er unter eigenem Namen das Lehrbuch
Über die Jahrhunderte hinweg haben die chinesischen
Kalligrafen zahlreiche Stile entwickelt. Zu den Haupt stilen gehören die archaische Zhuanshu-Siegelschrift,
die Lishu-Kanzleischrift, die Kaishu-Normal- oder
Musterschrift, die Xingshu-Schnellschrift und die
Caoshu-Grasschrift.
Kalligrafie zu üben fördert Disziplin, Geduld und
Ausdauer und kann dazu beitragen, Körper und Geist in
22
VERANSTALTUNGEN UND KURSE
«Leitfaden Kampo-Medizin: Japanische Phytotherapie»
(Verlag Elsevier/Urban & Fischer, 2003, ISBN 3-43756550-8).
In seinem Kurs zur Japanischen Medizin wird Dr.
Eberhard in vier Wochenendblöcken die KampoPhytotherapie unterrichten. Zwei Wochenenden sind der
Japanischen Akupunktur (Meridianschule) und Moxi bustion gewidmet, die sich durch eine verfeinerte
Technik auszeichnen.
Die Kampo-Phytotherapie stellt eine Erweiterung und
sinnvolle Ergänzung der Akupunkturbehandlung dar und
bietet eine interessante Alternative zur Chinesischen
Arzneitherapie, weil die Anwendung der Kampo-Rezep turen unkompliziert ist und eine Reihe von Vorteilen für
uns im Westen bietet. Anhand klinischer Fallbeispiele
werden die klassischen Kampo-Rezepturen diskutiert.
Praktische Übungen, Palpation von Bauch und Puls,
japanische Nadel- und Moxibustionstechniken runden
den Kurs ab.
Detailprogramm unter www.lian.ch ➔ Seminare
Kurssprache: Deutsch
Sa./So. 5./6. April 2008 (Kampo)
Sa./So. 17./18. Mai 2008 (Kampo)
Sa./So. 28./29. Juni 2008 (Akupunktur, Moxa)
Sa./So. 20./21. September 2008 (Kampo)
Sa./So. 1./2. November 2008 (Akupunktur, Moxa)
Sa./So. 13./14. Dezember 2008 (Kampo)
LIAN INSTITUT, CH-8832 Wollerau
15 Jahren mit Traditioneller Chinesischer Medizin vermitteln. Neben der Behandlung mit Kräutermedizin werden
auch Verfahren wie Tuina, Akupunktur und Moxibustion
sowie Nabelpflaster besprochen. Dies beinhaltet natürlich auch die Diagnosefindung und Differenzierung der
Syndrome sowie die Frage, wie diese sich beim Kind
vom Erwachsenen unterscheiden.
Krankheiten wie Verdauungsstörungen, Wachstums störungen, Infektneigung, Allergien, Asthma, Neuro dermitis, Darmparasiten, Kopflausbefall, Warzen, ADS,
Hyperaktivität, Heuschnupfen und andere werden differenziert und ihre Behandlung mit den Methoden der TCM
vorgestellt.
Dazu erläutert Gunter Neeb detailliert Fälle aus der
Praxis. Am zweiten Tag können kleine Patienten mitgebracht werden (ein bis zwei Babys beziehungsweise
Kinder), um die praktische Anwendung zu erlernen.
Kurssprache: Deutsch
Sa./So. 29./30. November
LIAN INSTITUT, CH-8832 Wollerau
Abmeldung von gebuchten Kursen:
die Regeln
Um den Aufwand der LIAN für die Vorbereitung der Kurse
(Administration, Reservationen, Honorare u.a.) zu decken, gel-
• Dr. Gunter Neeb:
Pädiatrie
Gunter Ralf Neeb studierte
während sechs Jahren die
chinesische
Sprache
in
Taiwan. Ab 1994 Ausbildung
an der Hochschule für
Chinesische Medizin der
Provinz Yunnan, später an der
Internationalen Hochschule für TCM Tianjin. 1998 graduierte er als erster Nicht-Asiate mit einem Magistergrad
in Chinesischer Innerer Medizin. Im gleichen Jahr folgte
die Aufnahme als Dozent in den Lehrkörper der
Universität Tianjin.
Von 1995–2001 arbeitete Gunter Neeb als Assistent
und später als Arzt im Klinikum des Forschungszentrums
für TCM der Stadt Tianjin. Mit seiner Dissertation beendete er 2001 seinen 12-jährigen Studienaufenthalt in
China und kehrte als erster Nicht-Chinese mit einem
Doktorgrad der Chinesischen Medizin nach Deutschland
zurück.
Seit 2002 ist Neeb Gastprofessor an der TCMUniversität Yunnan sowie Lektor u.a. an der Universität
Witten-Herdecke und an verschiedenen medizinischen
Akademien und Institutionen in Deutschland, in der
Schweiz, Österreich, Holland und Spanien.
In diesem Kurs wird Gunter Neeb die Behandlung von
Kleinkindern und Kindern zwischen drei Monaten und
ten folgende Regeln bezüglich der Abmeldung von bereits
gebuchten Kursen:
• Bei Abmeldungen oder Umbuchungen vor Kursbeginn wird
eine Bearbeitungsgebühr von Fr. 50.– erhoben. Schon
bezahltes Kursgeld wird abzüglich der Bearbei tungs gebühr
zurückerstattet.
• Hat der Kurs bereits begonnen, besteht kein Anspruch auf
Rückerstattung der Kursgebühr. Eine Rückerstattung der
Gebühren ist nur aus gesundheitlichen Gründen oder in
Notsituationen möglich.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Das LIAN-Kursteam
1/08
23
AG
Das pinyin-Kräuter-ABC erleichtert das Lernen
der chinesischen Arzneimittelnamen.
pao zhi: Vorbehandelte Chinesische
Arzneikräuter sind im Westen noch zu wenig
bekannt.
Chemotherapie mit TCM begleiten:
Krebspatienten leiden unter den drastischen
Nebenwirkungen der Chemotherapien.
Die Begleitung mit TCM kann solche Therapien
ertragbarer machen, indem sie die Patienten
stärkt und im Abwehrkampf unterstützt.
AG
www.lian.ch
LIAN CHINAHERB AG
Fürtistrasse 7
CH-8832 Wollerau
P.P.
CH-8832 Wollerau
VERANSTALTUNGEN UND KURSE
DATUM/ORT
VERANSTALTER
REFERENTIN/REFERENT
THEMA
PREIS
Fr./Sa./So. 7./8./9. März 08
Sa./So. 14./15. Juni 08
Sa./So. 13./14. Sept. 08
Sa./So. 15./16. Nov. 08
LIAN INSTITUT
LIAN INSTITUT
Wang Ning
Chinesische Kalligrafie
Kurssprache: Deutsch
Fr. 1600.–
inkl. Mittagessen
Sa./So. 5/6. April 08
Sa./So. 17/18. Mai 08
Sa./So. 28./29. Juni 08
Sa./So. 20./21. Sept. 08
Sa./So. 1./2. Nov. 08
Sa./So. 13./14. Dez. 08
LIAN INSTITUT
LIAN INSTITUT
Dr. Ulrich Eberhard
Japanische Medizin
(zwei der sechs Wochenenden:
Japanische Akupunktur und
Moxibustion.
Kurssprache: Deutsch
ganzer Kurs
Fr. 2400.–
inkl. Mittagessen;
einzelne Wochenenden Fr. 440.–
Sa./So. 29./30. Nov. 08
LIAN INSTITUT
LIAN INSTITUT
Dr. Gunter Neeb
Pädiatrie
Kurssprache: Deutsch
Fr. 370.–
inkl. Mittagessen
Sa./So. 17./18. Jan. 09
LIAN INSTITUT
LIAN INSTITUT
Claudia Focks
Atemwegserkrankungen
Kurssprache: Deutsch
Fr. 370.–
inkl. Mittagessen
Für Studierende gewährt das LIAN INSTITUT 25 % Rabatt auf seine Weiterbildungskurse.
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