L I A N C H I N A H E R B N E W S L E T T E R Spezialapotheke für hochwertige Chinesische Arzneimittel 1/2008 CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT TCM Den Krebs schwächen, den Menschen stärken • die Tumormasse nicht weiter an Grösse zunimmt, also stabilisiert wird oder sich verkleinert; > Bild Keystone/Science Photo Library Krebspatienten müssen in der Regel eine Chemo therapie auf sich nehmen. Und damit Neben wirkungen, welche die Lebensqualität stark vermindern. Chemotherapie kann den Krebs angreifen, schwächt aber den Organismus enorm. Chinesische Medizin andererseits wirkt nur schwach gegen das Geschwür selbst, kann aber den Menschen stärken und seinen Abwehrkampf unterstützen. Die Kombi nation der Westlichen Medizin und der TCM könnte hier wegweisend sein. In komplementärmedizinischen Kreisen ist die Chemo therapie bei Krebserkrankungen eher umstritten. Dennoch gilt diese Therapieform weiterhin als Standard in der Krebsbehandlung – in vielen Fällen absolut zu Recht, wie mir scheint. In unseren Praxen erscheinen häufig Krebspatienten, die in einer Chemotherapie sind und zusätzliche Hilfe suchen. Dieser Artikel soll die Begleitung der Chemotherapie mit Chinesischen Heilmitteln beleuchten. Er geht nicht auf die Krebsbehandlung mit Chinesischen Arzneimitteln ein, sondern beschränkt sich auf die zusätzliche TCMBehandlung vor, nach und besonders während einer Chemotherapie. Der Artikel diskutiert auch nicht die Vorund Nachteile der Chemotherapie. Vielmehr soll er aufzeigen, dass mit der Begleitung durch Chinesische Medizin eine Chemotherapie ertragbarer und dadurch auch wirksamer werden kann. Krebszellen, hier in einer Computergrafik, teilen sich schnell, wuchern chaotisch und greifen umgebendes Gewebe an. Diese Zellen haben fadenförmige zytoplasmische Auswüchse entwikkelt. INHALTSVERZEICHNIS 1– 9 Chemobegleittherapie 3 Kolumne der IG Pao Zhi pao zhi: vorbehandelte TCM-Kräuter 10–13 IMPRESSUM aus der Fachwelt 14 Neues - Akupunktur gegen Bluthochdruck - Akupunktur verbessert Lungenfunktion - Ginseng mildert Erschöpfung bei Krebs 15 Die Chemotherapie In der Chemotherapie werden Zytostatika eingesetzt, um Krebszellen zum Absterben zu bringen oder wenigstens ihre Vermehrung zu hemmen. Im Idealfall wirken Zytosta tika nur auf die Tumorzellen. In der Praxis jedoch werden auch andere Körperzellen geschädigt, wodurch die zum Teil starken Nebenwirkungen entstehen, welche die Lebensqualität der Betroffenen extrem beeinträchtigen. Die Wirkung einer Chemotherapie wird grundsätzlich als erfolgreich angesehen wenn: Neues aus China - Vogelähnlicher Saurier entdeckt - Der Südchinesische Tiger lebt - Impfung gegen Pocken 1000 Jahre alt 16 Legenden zur TCM 17–18 Lernhilfe: pinyin-ABC Produkte 20–21 Neue Wettbewerb 22–23 Veranstaltungen und Kurse 1/08 1 AG CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT TCM dem gesundheitlichen Zustand der Patientin, des Patienten ab. • sich Beschwerden, Schmerzen und das subjektive Befinden des Patienten bessern, was sich etwa in einer Steigerung der Leistungsfähigkeit und in der Zunahme des Appetits zeigt. Da es sich bei der Chemotherapie um eine systemische Therapie handelt, ist sie wirksamer in der Behandlung von Krebsarten, die sich im ganzen Körper ausbreiten wie beispielsweise Leukämien oder Lymphdrüsenkrebs. Je nach Wirkung spricht man von einer kurativen oder einer palliativen Chemotherapie. Bei einer kurativen Chemotherapie kann der Patient vollständig geheilt werden. Gemäss dem Krebs informationsdienst des Deutschen Krebsforschungs zentrums in Heidelberg 1) sind die Erfolgschancen für eine kurative Therapie hoch bei Leukämien, Morbus Hodgkin und anderen malignen Lymphomen, bei Hoden tumoren und dem Chorionkarzinom der Frau. Weiter wird ausgeführt: «Besonders gut sind die Ergebnisse auch bei der Behandlung von Tumoren im Kindesalter: Hier sind etwa bei akuten Leukämien, die vor Einführung der Chemotherapie unausweichlich tödlich verliefen, dauerhafte Heilungen bei weit über 70 Prozent der Kinder möglich.» Weniger gut stehen die Erfolgschancen der Chemo therapie bei soliden Tumoren, die sich über das Lymphund Blutsystem ausgebreitet haben (lymphogene und hämatogene Metastasierung). Im Fall von soliden Tumoren wie Brustkrebs, Prostatakrebs oder Darm krebs, die bereits Metastasen gebildet haben, ist eine Heilung durch Chemotherapie meist nicht mehr möglich. Der Verlauf der Krankheit kann jedoch gebremst werden. Hat ein solider Tumor noch keine Metastasen gebildet, kann er lokal behandelt werden, zum Beispiel durch chirurgische Entfernung oder durch gezielte Bestrahlung. Häufig wird nach einer chirurgischen Entfernung des Tumors befallenes Gewebe «präventiv» mit Chemo therapie behandelt, um das Rückfallrisiko zu verringern. Einige Krebsarten sprechen schlecht auf Chemotherapie an. Dazu gehören das Nierenzellkarzinom oder einige Tumore des Verdauungstrakts. In solchen Fällen ist eine genaue Nutzen-Risiko-Abwägung nötig. «Zytostatika sollten nur dann eingesetzt werden, wenn Vorteile für den Patienten zu erwarten sind, also Heilung, deutliche Verlängerung der Überlebenszeit, Verhinderung von tumorbedingten Komplikationen oder Linderung von Schmerzen.» 1) Die chemotherapeutischen Medikamente können in Tablettenform oder intravenös verabreicht werden. Oft werden mehrere Zytostatika kombiniert. Man spricht dann von einer Polychemotherapie. Häufig werden Chemotherapien ambulant durchgeführt. Die Therapie wird in Zyklen aufgeteilt. Ein Zyklus besteht aus einer Behandlung und einer Pause. Eine Chemotherapie umfasst meist mehrere Zyklen. Die Länge der Pausen hängt von den Medikamenten und Drastische Nebenwirkungen Die Zytostatika wirken idealerweise auf die Tumorzellen. Die Zytostatika sind aber leider oft nicht sehr spezifisch und wirken sich bisweilen drastisch auf andere Systeme aus. Betroffen sind vor allem Zellen, die von Natur aus eine hohe Vermehrungsaktivität haben: die Zellen des blutbildenden Systems (Knochenmark), Schleimhaut zellen im Magen-Darm-Trakt und Haar wurzeln. Dies führt zu den bekannten und oft schweren Nebenwirkungen. Art und Schwere der Nebenwirkungen hängen von den verabreichten Zytostatika sowie vom physischen und auch psychischen Allgemeinzustand der Patienten ab. Die Nebenwirkungen werden im Online-Lexikon der Roche (www.gesundheit.de/roche) wie folgt aufgeführt: • Übelkeit, Erbrechen • Schwitzen, Frösteln, Fieber • Haarausfall • Appetitlosigkeit, Durchfall, Bauchschmerzen • Störungen der Blutbildung (Blutarmut) und der Blut gerinnung • erhöhtes Infektionsrisiko • schwere Erschöpfungszustände (Fatigue) • Schädigung verschiedener Organe wie Leber, Nieren, Lunge, Herz und Nerven • Schädigung der Keimdrüsen und Störung der Fortpflanzungsfähigkeit Dazu kommen häufig psychische Nebenwirkungen wie Depressionen, Motivationsprobleme und Schlaf stö rungen. Stärkt und bewegt Blut: ji xue teng. Einige Nebenwirkungen treten innerhalb weniger Stunden oder Tage nach Beginn der Chemotherapie auf. Andere zeigen sich vielleicht erst nach Monaten oder Jahren. Nicht selten sind die starken Nebenwirkungen der Grund für einen Abbruch der Chemotherapie oder eine Verlängerung der Pausen zwischen den Chemo therapien. Dies wirkt sich selbstverständlich negativ auf 1) www.krebsinformationsdienst.de 2 CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT... GEDANKEN den Erfolg der Chemotherapie aus. Für die Linderung vieler Nebenwirkungen stehen Medikamente der Westlichen Medizin zur Verfügung, die aber nicht immer erfolgreich sind. Für andere Nebenwirkungen kennt die Westliche Medizin keine lindernden Medikamente. Hier kann die Chinesische Medizin grosse Unterstützung anbieten. Wie im Folgenden dargestellt, eignen sich die unterschiedlichen Methoden der Chinesischen Medizin ideal, um Patienten zu unterstützen, die sich einer Chemotherapie unterziehen. Ja zur Kooperation Die Chemotherapie aus Sicht der Chinesischen Medizin Die aggressiven Zytostatika gelten in der Chinesischen Medizin als attackierende Mittel, welche das aufrichtige Qi (zheng qi) angreifen. Zusätzlich verursachen chemotherapeutische Medikamente toxische Hitze. Es entwi ckelt sich daraus eine Kombination von Mangel und Fülle. Insbesondere schädigt die Chemotherapie die Mitte. Dazu schreiben Yang Zhizheng et al.: «Chemotherapie schädigt Milz und Magen; dies führt zu einem nachhimmlischen Mangel und einem Mangel im Zentrum, welcher alle drei Erwärmer beeinflusst. (…) Dadurch werden die vier Extremitäten und die 100 Knochen ungenügend genährt.» 2) Die Milz ist die Produktionsstätte von Qi und Blut. Ein Milzmangel führt somit auch zu einem Mangel an Qi und Blut, der sich auf den ganzen Körper auswirkt. Dies erklärt auch die Aussage von Yang Zhizheng, dass die vier Extremitäten und die 100 Knochen betroffen seien – gemeint ist der ganze Körper. Über längere Zeit oder in sehr ausgeprägter Form führt ein Qi- und Blutmangel auch zu Yang- und Yin-Mangel. Ob der Yin- oder der Yang-Mangel ausgeprägter ist, hängt vom individuellen Muster der Patientin oder des Patienten ab. Beginnt eine bereits Yang-geschwächte Person mit einer Chemotherapie, wird der Yang-Mangel schnell ausgeprägt sein. Andererseits zeigt sich schnell ein Yin-Mangel mit Leere-Hitze-Symptomen bei Patien ten, die zu Beginn der Chemotherapie an Yin-Mangel leiden. Ein Milzmangel führt jedoch nicht nur zu einem Mangel der vitalen Substanzen. Die Milz transformiert und bewegt Nahrungsmittel und Flüssigkeiten. Sie bewegt trübes Yin nach unten und hebt klares Yang an. Ist die Milz stark geschwächt, sammelt sich trübes Yin, Feuchtigkeit, an. Blockiert Feuchtigkeit den freien QiFluss, transformiert sich Hitze. Dazu kommt die durch viele Chemotherapeutika ausgelöste toxische Hitze. Es bildet sich also eine Kombination von Milzmangel mit Qi- und Blut- und eventuell Yin- und Yang-Mangel. Zusätzlich sammeln sich Feuchtigkeit, feuchte Hitze und und Chinesischer Medizin in der Behandlung von Brechreiz und Es war einmal eine Verarbei tungs stätte für Rohdrogen, geführt von interessierten Studis und ausgebildeten Praktikern, finanziert von den Anbietern Chinesischer Heilmittel in der Schweiz und weiteren Sponsoren oder Stiftungen. Eine Institution nicht nur zum Verarbeiten und Recher chieren, sondern auch zum Verweilen und Austauschen … ein Ort, um sich Chinesischen Heil mitteln und pao zhi zu widmen, allen Interessierten zugänglich. Eine Institution, die eines Tages vielleicht Granulate, hydrophile Extrakte oder weiterentwickelte Darreichungsformen herstellen würde! Eine landesweite, ja europaweite Zusammen arbeit zwischen Studierenden, Praktizierenden, Apothekern und Apotheken … − ja, ja, dream on! Wie sollen wir uns weiterentwickeln können, wenn sich die Unternehmen in Macht- und Ohnmachtsspielen aufreiben? Wenn die Fronten zwischen den einzelnen An bie tern so verhärtet sind, dass keiner sich mehr bewegen kann? An gesunder Marktwirtschaft zweifelt ja niemand und Konkurrenz fördert den Absatz, hält vielleicht sogar jung, bringt neue Impulse und Expansion. Aber wieso können Unternehmen mit ähnlichen Zielsetzungen nicht über ihren Schatten springen und sich gemeinsam für eine Sache einsetzen, die allen dienlich ist? Wir wollen ganz klar mehr Zusammenarbeit zwischen allen Lieferanten in der Schweiz! Ähm, wie gross ist die Schweiz? Moment …, ja: Wir haben sechsundzwanzig Kantone, mittlerweile 7,4 Millionen Einwohner und vier Hauptanbieter von Chinesischen Arzneimitteln. Dann ist da noch der Röstigraben, es gibt vier Landessprachen, alte Werte und Traditionen, zahlreiche gespaltene Persönlichkeiten und weitere Hindernisse. Die Anbieter müssten dennoch verstehen, dass mehr Flexibilität auf ihrer Seite auch mehr Bewegungsraum für die Praktikerinnen, bessere Heilungserfolge für die Patienten und höhere Akzeptanz der Chinesischen Medizin ermöglicht. Vereinte Kraft oder jede und jeder für sich allein? Finden Sie nicht auch, dass diese Frage überflüssig ist? Nicht nur Ja zur Komplementärmedizin, sondern Ja zur TCM mit allen Konsequenzen! Erbrechen aufgrund von Chemotherapie bei 68 Patienten. In: Sichuan IG Pao Zhi Schweiz Journal der TCM, Nr. 11, 2005, S. 43/44 Hansjörg Seiwald, Brigitte Seiwald-Linder, Philipp Ehrsam 2) Yang Zhizheng, Wang Hong, Ma Qun: Die Kombination von Westlicher 1/08 3 AG CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT TCM ausgeleitet, die Hitze geklärt und der Krebs attackiert wird. Zentral ist das Stärken und Nähren der vitalen Substanzen. Nur wenn Qi und Blut stark sind, kann der Körper Pathogene eliminieren. Hauptmittel zur Stärkung von Qi und Blut sind huang qi (Astragali Radix), dang gui (Angelicae Sinensis Radix), bai shao (Paeoniae Radix Alba) und dang shen (Codonopsis Radix). Soll Yin gestärkt werden, eignen sich insbesondere nu zhen zi (Ligustri Lucidi Fructus), gou qi zi (Lycii Fructus) und sha shen (Glehniae Radix). Für die Stärkung von Yang sind bu gu zhi (Psoralea Fructus) und tu si zi (Cuscutae Semen) besonders wertvoll. Feuchtigkeit muss umgewandelt und ausgeleitet werden. Ebenfalls müssen die Mitte reguliert und das Qi abgesenkt werden. Hauptmittel dafür sind cao guo (Tsaoko Fructus), sha ren (Amomi Fructus), ban xia (Pinelliae Rhizoma), chen pi (Citri Reticulatae Pericar pium) und zhu ru (Bambusae Caulis in Taenia). Weitere wichtige Behandlungsstrategien in der Chemo begleitung sind das Klären von Hitze und das Lösen von Toxinen. Einerseits sammelt sich durch den Einsatz von Zytostatika sowie durch den Stau von Feuchtigkeit toxische Hitze an. Andererseits kann auch der Krebs selber als ein toxischer Faktor betrachtet werden. Das Klären der toxischen Hitze wirkt sich also nicht nur auf die chemotherapeutisch eingebrachten Toxine, sondern auch auf den Krebs aus. Geeignete Mittel, um die toxische feuchte Hitze zu klären, sind huang lian (Coptidis Rhizoma), huang bai (Phellodendri Cortex) und huang qin (Scutellariae Radix). Der toxische Krebs wird atta ckiert durch Mittel wie shan dou gen (Sophorae Tonkinesis Radix et Rhizoma), bai hua she she cao (Hedyotidis Diffusae Herba) und lian qiao (Forsythiae Fructus). Ebenfalls scheint es sinnvoll, Blut bewegende und Knoten lösende Substanzen in die Rezeptur einzuschliessen, um die Krebsmasse zu attackieren. In einem Artikel über die integrierte Krebstherapie mit Westlicher und Chinesischer Medizin 4) schreibt Tai Lahans dazu: «Diese Kräuter und die Rezepturen, welche diese Mittel enthalten, können in Schleim-Massen eindringen und diese öffnen, ähnlich wie Blut regulierende Substanzen. Das ermöglicht den anderen Kräutern sowie zytotoxischen Substanzen, in die Massen einzudringen.» Häufig eingesetzte Knoten lösende Substanzen sind xia ku cao (Prunellae Spica), ban zhi lian (Scutellariae Barbatae Herba) und shan dou gen (Sophorae Tonkinesis Radix et Rhizoma). Unter dem Behandlungsprinzip huo xue qu yu, Blut aktivieren und Stase eliminieren, wird im selben Artikel auf Studien hingewiesen, die aufzeigen, dass durch die Anwendung von Blut aktivierenden Mitteln die Oxygenierung der Krebszellen verstärkt wird und teilweise toxische Hitze an. Diese pathologischen Veränderungen sind verantwortlich für die typischen Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Schwäche und Müdigkeit, Haarausfall sowie ein schlechtes Blutbild sind Zeichen eines Mangels der vitalen Substanzen. Brechreiz, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Durchfall und Völlegefühl sowie andere Verdauungs probleme sind Zeichen der Blockade der Mitte durch Feuchtigkeit. Die toxische Hitze, welche sich bei praktisch allen Chemopatienten bildet, führt zu den verschiedensten Hitzezeichen wie Zungenbrennen, Haut rötungen und Infekten. Eines der Hauptmittel zur Stärkung von Qi und Blut ist huang qi. Ebenfalls können die Leber und der freie Fluss des Leber-Qi beeinträchtigt werden. In einem Artikel über Leberprobleme in Folge von Chemotherapie schreiben Wang Pei et al.: 3) «Die Kombination von Krebs und Chemotherapie führt schnell zu einem Mangel an Yin und Blut von Nieren und Leber. Bei Chemopatienten können die Emotionen nicht frei fliessen. Sie machen sich häufig Sorgen und sind depressiv. Dadurch wird das Qi gebunden und es entsteht eine Einengung des Leber-Qi.» Weiter schreiben die Autoren, dass durch die Chemotherapie die Harmonie zwischen Yin und Yang gestört wird. Liegt ein Yin-Mangel vor, entwickelt sich leere Hitze. Diese steigt auf und stört den Geist. Komplizierte Behandlungsstrategie Die Chinesische Arzneimitteltherapie zur Begleitung von Chemotherapie ist komplex. Einerseits muss gestärkt werden, andererseits muss geklärt, attackiert und beruhigt werden. Die Chinesischen Multikomponenten rezepturen eignen sich dazu ideal. Mit ihnen kann man gleichzeitig unterschiedliche Aspekte angehen. Der Körper kann gestärkt werden, während die Feuchtigkeit 3) Wang Pei, Wang Yu, Zhao Jiuhong: Die Kombination von Westlicher und Chinesischer Medizin in der Behandlung von Leberstörungen aufgrund von Chemotherapie bei 46 Patienten. In: Sichuan Journal der 4) Tai Lahans: Treatment principles in Chinese medicine for modern inte- TCM, Nr. 8, 2005, S. 53–54 grated cancer care. In: JCM Nr. 85, October 2007, S. 53–58 4 CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT TCM Zeigen sich keine oder keine starken gastrointestinalen Symptome wie Blähungen, Brechreiz und Erbrechen, können folgende Mittel entfernt oder reduziert werden: zhu ru (Bambusae Caulis in Taenia), chen pi (Citri Reticulatae Pericarpium), ban xia (Pinelliae Rhizoma), fu ling (Poriae) und cao guo (Tsaoko Fructus). Möchte man die Krebs attackierende Wirkung verstärken, können Mittel wie xia ku cao (Prunellae Spica), shan dou gen (Sophorae Tonkinesis Radix et Rhizoma) und dadurch die Zellen empfindlicher auf die Zytostatika reagieren. Ebenfalls wird die häufig geäusserte Meinung bestritten, Blut aktivierende Mittel begünstigten die Metastasierung. Im Gegenteil, so Tai Lahans: Es lägen Studien vor, die zeigen, dass Blut aktivierende Mittel die Bildung von Metastasen blockieren. Häufig eingesetzte Blut aktivierende und Blut brechende Mittel sind san leng (Sparganii Rhizoma) und e zhu (Curcutae Rhizoma). Schliesslich muss auch die psychische Verfassung des Patienten oder der Patientin berücksichtigt werden. In der Chinesischen Medizin zielt die Therapie für die Psyche häufig auf die Leber und das Herz ab. Zeigen sich psychische Symptome, kann es äusserst hilfreich sein, die Leber zu befreien, das Qi zu bewegen und den Geist zu beruhigen. Einige wirksame Leber bewegende und Geist beruhigende Mittel sind ye jiao teng (Polygoni Multiflori Caulis), suan zao ren (Ziziphi Spinosae Semen), he huan pi (Albiziae Cortex) und yu jin (Curcumae Radix). Grundrezeptur Als sinnvolle Grundrezeptur, welche die meisten der obigen Behandlungsprinzipien einschliesst, könnte folgende betrachtet werden: huang qi Astragali Radix dang shen Codonopsis Radix zhu ru Bambusae Caulis in Taenia chen pi Citri Reticulatae Pericarpium ban xia Pinelliae Rhizoma fu ling Poria cao guo Tsaoko Fructus huang lian Coptidis Rhizoma ji xue teng Spatholobi Caulis dan shen Salviae Miltiorrhizae Radix et Rhizoma tu si zi Cuscutae Semen nu zhen zi Ligustri Lucidi Fructus gou qi zi Lycii Fructus bei sha shen Glehniae Radix dang gui Angelicae Sinensis Radix ling zhi Ganoderma Auch das Klären von toxischer Hitze gehört zur Chemobegleittherapie. Geeignete Mittel sind huang lian (Bild), huang bai und huang qin. lian qiao (Forsythiae Fructus) beigefügt werden, um Knoten zu erweichen. Letzteres Mittel klärt auch «Krebstoxine». Weitere Mittel, um diese «Krebstoxine» zu attackieren, sind bai hua she she cao (Hedyotidis Diffusae Herba) und huang qin (Scutellariae Radix). Auch mit Blut brechenden Mitteln kann der Krebs atta ckiert werden. Dazu werden vor allem san leng (Sparganii Rhizoma) und e zhu (Curcumtae Rhizoma) verwendet. Die stark attackierenden Mittel sollten jedoch nur eingesetzt werden, wenn die Patientin oder der Patient nicht zu schwach ist. Ansonsten konzentriert man sich besser auf die Stärkung und setzt nur wenige attackierende Mittel ein. Für geschwächte Patientinnen und Patienten geeignet sind bai hua she she cao (Hedyotidis Diffusae Herba), ji xue teng (Spatholobi Caulis) und dan shen (Salviae Miltiorrhizae Radix et Rhizoma). Neben den oben diskutierten Mitteln enthält diese Rezeptur noch ji xue teng (Spatholobi Caulis) und ling zhi (Ganoderma). ji xue teng (Spatholobi Caulis) stärkt und bewegt Blut. Es eignet sich besonders in Kombination mit dan shen (Salviae Miltiorrhizae Radix et Rhizoma), um die weissen Blutkörperchen zu stärken. ling zhi (Ganoderma) wird im modernen China sehr häufig in der Krebstherapie und Chemotherapiebegleitung eingesetzt. Es stärkt Qi und Blut und hat gemäss moderner Forschung eine Antikrebswirkung. Chen und Chen schreiben: «ling zhi hat eine antineoplastische Wirkung aufgrund seiner immunstärkenden Eigenschaften. (…) Zusätzlich bewirkt es auch eine erhöhte Produktion von Zytokinen, Interleukin, Tumor-Nekrose-Faktor und Interferon.» 5) Modifikationen Obige Grundrezeptur kann folgendermassen modifiziert werden. Therapie an die Nebenwirkungen anpassen Mit der Einnahme der Rezeptur sollte spätestens drei Tage vor der Chemotherapie begonnen werden. Bei Chemotherapien mit mehreren Zyklen ist es sinnvoll, die Chinesischen Kräuter auch während der Pausen einzunehmen. Das unterstützt die Regeneration des Körpers in diesen Pausen. 5) Chen und Chen: Chinese Medicinal Herbology and Pharmacology. Art of Medicine Press, City of Industry, 2004, S. 771 1/08 5 AG CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT TCM Eventuell muss die Therapie in den Pausen angepasst und besser auf die Nebenwirkungen ausgerichtet werden. Zeigen sich zum Beispiel bei der Chemotherapie sehr starke Übelkeit und Erbrechen, so kann drei Tage vor bis zwei Tage nach der Chemotherapie eine Rezeptur eingenommen werden, welche diese Nebenwirkung stark berücksichtigt. In den Pausen wird dann eine Rezeptur ohne die Magen regulierenden Mittel verschrieben. Zytostatika sind ausgesprochen aggressive und stark wirksame Medikamente. Um deren Nebenwirkungen zu therapieren, bedarf es einer starken Form der Chinesischen Arzneimittelzubereitung. Deshalb lohnt es sich meistens, Dekokte aus Rohdrogen einzusetzen. Leiden die Patienten jedoch unter starker Übelkeit während und nach der Chemotherapie und können aus diesem Grund die doch relativ grosse Menge des Absuds nicht einnehmen, so kann man während dieser Zeit auf eine alternative Form ausweichen, zum Beispiel auf das Granulat. Selbstverständlich kann auch die ganze Therapie mit Granulaten durchgeführt werden, wenn die Compliance sonst ein Problem darstellt. In diesem Fall sollten die Granulate aber relativ hoch dosiert werden, zum Beispiel drei Mal vier Gramm pro Tag. Modifikationen Die Mischung wurde je nach zusätzlichen Symptomen modifiziert: Bei Durchfall wurden ying su ke (Papaveris Pericarpium) 7) , 9 g, und rou dou kou (Myristici Semen, 12 g, beigegeben. Bei Abdominalschmerzen wurden yan hu suo (Corydalis Rhizoma), 20 g, fo shou (Citri Sarcodactylis Fructus), 15 g, und yu jin (Curcumae Radix), 15 g beigegeben. Bei Ulzerationen im Mund wurde eine Mundspülung aus jin yin hua (Lonicerae Japonicae Flos), 15 g, shan dou gen (Hedyotidis Diffusae Herba), 15 g, wenig bing pian (Borneolum) und wenig peng sha (Borax) hergestellt und angewendet. Bei Verstopfung wurde bai zi ren (Platycladi Semen), 30 g, beigegeben. Die Rezeptur wurde als Wasserdekokt hergestellt. Die Einnahme wurde ein bis zwei Tage vor der Che motherapie begonnen und weitergeführt bis drei oder vier Tage nach der Chemotherapie. Die Ohrakupressur mit Vaccariasamen bestand aus den Punkten (gemäss chinesischer Lokalisation): Magen, Cardia, Ösophagus, Vegetativum und Milz. Bei Schlaflosigkeit wurden die Punkte Shenmen, Herz, Niere und Endokrin beigefügt. Bei Abdominalschmerzen wurden die Punkte Abdomen und Appetitkontrolle sowie Dickdarm beigefügt. Bei Durchfall wurden die Punkte Leber, Niere und Dickdarm beigefügt. Bei Verstopfung wurden die Punkte Dickdarm, Rektum und Verstopfung beigefügt. Mit der Ohrakupressur wurde einen Tag vor der Chemotherapie begonnen. Die Punkte wurden täglich vier bis sechs Mal stimuliert. Die Stimulation sollte ein wenig lokale Schmerzen auslösen. Die Samen wurden drei bis fünf Tage belassen. Zusätzlich wurde ungefähr eine Stunde nach der Chemo therapie eine Moxabehandlung durchgeführt. Die Punkte Ren 10 (xiawan), 12 (zhongwan) und 13 (shangwan) wurden abwechslungsweise mit Moxa über einer Ingwerscheibe (3 cm Durchmesser, 0,5 cm dick) stimuliert. Pro Punkt wurden drei bis fünf Moxakegel verbrannt. Ziel war es, dass die Haut leicht gerötet wurde. Studie 1: Behandlung von Brechreiz Es folgen zwei Beispiele aus China, welche die Behandlung von Brechreiz und Erbrechen sowie von Leberproblemen diskutieren. In einer Studie mit 68 Patienten untersuchten Yang Zhizheng und Kollegen die Wirkung von Chinesischen Arzneimitteln, Ohrakupressur sowie Moxibustion in der Behandlung von Brechreiz und Erbrechen, welche durch Chemotherapie ausgelöst wurden. Die Behandlungsstrategie war, die Milz zu stärken und den Magen zu harmonisieren, Qi zu stärken und Blut zu nähren, aufsteigendes Qi abzusenken und Erbre chen zu stoppen. Die Chinesische Therapie wurde mit West lichen Medikamenten kombiniert. In der Behand lungs gruppe zeigte sich eine Verbesserungsrate von 89,7 Prozent, in der Kontrollgruppe eine solche von 75 Prozent. Grundrezeptur Studie 2: Behandlung von Leberproblemen Im Artikel «Die Kombination von Westlicher und Chinesischer Medizin in der Behandlung von Leberstörungen aufgrund von Chemotherapie bei 46 Patienten» berichten Wang Pei und Kollegen vom erfolg - huang qi Astragali Radix 20 g dang shen Codonopsis Radix 15 g fu ling Poriae 12 g shan yao Dioscoreae Radix 12 g mai dong Ophiopogonis Radix 15 g zhu ru Bambusae Caulis in Taenia 10 g pei lan Eupatorii Herba 10 g 6) san xian steht für die drei Nahrungsstagnation lösenden Mittel shan wu zhu yu Evodiae Fructus 12 g zha (Crataegus Fructus), shen qu (Massa Medicata Fermentata) und mai chen pi Citri Reticulatae Pericarpium 10 g ya (Hordei Vulgaris Fructus germinatus) sheng jiang Zingiberis Officinalis Radix da zao Jujubae Fructus san xian «drei Heilige» je 10 g 9g 7) Hier handelt es sich um die Kapseln des Schlafmohns. Diese machen 5 Stk. bei einer Einnahme über längere Zeit abhängig und sind in der Schweiz 6) nicht als Chinesische Arzneimittel zugelassen. Mögliche Substitutionen für diese Indikation sind he zi (Chebulae Fuctus) und wu wei zi (Schizandrae Fructus). 6 CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT TCM «Moderne Forschung zeigt, dass liu wei di huang wan bei Chemotherapie die Überlebenszeit verlängern kann, Schäden an Herz, Leber und Nieren verhindert, die natürlichen Killerzellen schützt und die Transformation von T- und B-Lymphozyten erhöht. Weiter zeigt moderne Forschung, dass xiao yao san die Leberfunktion schützt, die durch CCL4 verursachte Fettleber-Transformation senkt, die Regeneration der Leberzellen unterstützt, Collagen-Ansammlungen reduziert und die Entwicklung von Leberzirrhose stoppt. Des Weiteren haben auch chen pi (Citri Reticulatae Pericarpium), yu jin (Curcumae Radix) und wu wei zi (Schisandrae Chinensis Radix) eine die Leber schützende Wirkung.» reichen Einsatz einer Kräutermischung, um Leber störungen zu reduzieren. In der Behandlungsgruppe zeigten sich wesentlich bessere Leberwerte als in der Kontrollgruppe. Bei 95,6 Prozent normalisierten oder verbesserten sich die Werte nach zwei Wochen Therapie. In der Kontrollgruppe, welche mit Westlichen Medikamenten 8) behandelt wurde, war dies nur gerade bei 77,1 Prozent der Fall. In beiden Gruppen blieben die Verbesserungen während der folgenden zwei Monate stabil. Grundrezeptur Die verabreichte Kräutermischung war eine Kombination aus liu wei di huang wan und xiao yao san. Sie bestand aus folgenden Mitteln: shu di Rhemanniae Radix prep. shan zhu yu Corni Fructus 15 g 15 g shan yao Dioscoreae Radix 15 g dang gui tou Angelica Sinensis Radix 15 g dan shen Salvia Miltiorrhizae Radix et Rhizoma 15 g chai hu Bupleuri Radix 12 g zhi zi Gardeniae Fructus 12 g bai shao Paeoniae Radix alba 12 g wu wei zi Schisandrae Chinensis Radix 12 g ze xie Alismatis Rhizoma 9g fu ling Poria 9g dan pi Moutan Cortex 9g suan zao ren Ziziphi Spinosae Semen 9g chen pi Citri Reticulatae Pericarpium 9g yu jin Curcumae Radix 9g Modifikationen Bei Flankenschmerzen wurden yan hu suo (Corydalis Rhizoma) und xiang fu (Cyperi Rhizoma) beigegeben. Bei abdominaler Völle wurden mu xiang (Aucklandiae Radix), zhi ke (Aurantii Fructus) und chuan lian zi (Toosendan Fructus) beigegeben. Bei Erbrechen wurden ban xia (Pinelliae Rhizoma) und zhu ru (Bambusae Caulis in Taenia) beigegeben. Bei reduziertem Appetit wurden fo shou (Citri Sarcodactylis Fructus) und geröstetes san xian 6) beigegeben. Bei Kraftlosigkeit und Müdigkeit wurden huang qi (Astragali Radix) und bai zhu (Atractylodis Macro cephalae Radix) beigegeben. Bei Ikterus wurden yin chen (Artemisae Scopariae Rhizoma), chi shao (Paeoniae Radix rubra), long dan cao (Gentianae Radix) und hu zhang (Polygoni Cuspidati Radix et Rhizoma) beigegeben. Die Mischung wurde als Wasserdekokt zubereitet. ling zhi wird im modernen China häufig zur Krebstherapie eingesetzt. Nebst der Qi und Blut stärkenden Wirkung hat es gemäss moderner Forschung ein Antikrebspotenzial. Die Autoren schreiben, dass die Kombination der in dieser Sudie angewendeten Rezeptur mit Leber schützen den und Leberenzymreduzierenden Westlichen Mitteln 8) die Zellregeneration beschleunige und den Behand lungs erfolg eindeutig erhöhe. Dies führt, so die Autoren, zu einem stabileren und länger anhaltenden Therapie erfolg und reduziert die Rückfallquote. Fallbeispiel: Brustkrebs Eine 47-jährige Frau mit Brustkrebs wird nach der chirurgischen Entfernung des Tumors mit einer Che motherapie behandelt. Diese besteht aus Epirubicin «Ebewe» und Endoxan. Gegen den Brechreiz werden während der Chemotherapie Mittel wie Primperan, Navoban, Aloxi und Emend eingesetzt. Nach der ersten Chemotherapie zeigt sich eine leichte Übelkeit, welche einige Tage anhält. Ansonsten ist der Appetit gut und auch die Verdauung ist, abgesehen von einer leichten Tendenz zu Verstopfung, regelmässig. Der Schlaf ist ungestört. Die Frau hat einen schlanken Körperbau. Die Zunge ist dunkel-blass mit ausgeprägt geschwollenen Seitenrändern und einer geröteten Spitze. Die Unterzungenvenen sind Diskussion der Autoren Im Diskussionsteil des Artikels erklären die Autoren die Wirkung folgendermassen: 8) Gemäss den chinesischen Quellen wurden folgende Mittel verwendet: Leberzellen-Wachstumsfaktoren, Di-ammonium-Glycyrrhizinate; zum Teil auch Tiopronin, Vitamin C und Potassium-Magnesium-Aspartat. Bei Gallenblockade auch noch Transmetil. 1/08 7 AG CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT TCM gestaut. Der Puls ist leicht saitenförmig (xian); Kraft und Rhythmus des Pulses sind normal. Musterdifferenzierung Toxische Hitze schädigt die Mitte; Qi-Stagnation mit Blutstase; Qi-, Yin- und Blutmangel Behandlungsprinzip Reguliere den Magen, löse Schleim-Hitze, reguliere Qi und Blut, stärke Qi, Yin und Blut. Erklärungen zur Musterdifferenzierung und zum therapeutischen Prinzip: Die Anamnese der Frau ist unauffällig. Neben der leichten Übelkeit, ausgelöst durch die Chemotherapie, zeigen sich vor allem Zeichen einer Qi-Stagnation und einer leichten Blutstase. Trotzdem kann bei der Muster differenzierung bereits auf die zukünftigen Pathologien fokussiert werden. Es ist klar, dass durch die Chemotherapie Qi, Blut, Yin und Yang geschädigt werden und dass die toxischen Zytostatika die Mitte angreifen. Aufgrund des Alters ist auch klar, dass ein YinMangel vorhanden ist. Diese Überlegungen müssen ins Behandlungsprinzip und in die Rezeptur einfliessen. Rezeptur Aufgrund des therapeutischen Prinzips wurde folgende Rezeptur verschrieben: huang qi Astragali Radix 30 g dang shen Codonopsitis Radix 25 g zhu ru Bambusae Caulis 20 g chen pi Citri Reticulatae Pericarpium 20 g fu ling Poria 20 g ban xia Pinelliae Rhizoma 12 g huang lian Coptidis Rhizoma dan shen Salviae Miltiorrhizae Radix 15 g ji xue teng Spatholobi Caulis 15 g nu zhen zi Ligustri Fructus 25 g gou qi zi Lycii Chinensis Fructus 20 g bei sha shen Glehniae Radix 15 g dang gui Angelicae Sinensis Radix 12 g ling zhi Ganoderma 12 g ckierende Wirkung der Zytostatika hervorgerufen werden. Das innere Kältegefühl war hingegen ein Zeichen dafür, dass die Chemotherapie das Yang angreift. Deshalb wurde noch bu gu zhi (Psoraleae Fructus) beigefügt. Das Qi und Blut stärkende dan shen (Bild) ist, besonders in Kombination mit ji xue teng, geeignet zur Stärkung der weissen Blutkörperchen. Die restlichen Chemotherapien wurden weniger heftig empfunden als die dritte. Die Übelkeit war wieder etwas milder, das Fiebergefühl, die Gliederschmerzen sowie das innere Kältegefühl verschwanden. Die Chemo therapie konnte plangemäss und erfolgreich abgeschlossen werden. 6g Mehr Erfolg durch kombinierte Therapie Gemäss dem Krebsimmunologen Ben Pfeifer suchen 80 Prozent aller Krebspatienten im Verlauf ihrer Erkrankung komplementär-onkologische Behandlun gen. 9) Professor Pfeifer spricht sich denn auch für die Kombination der Schul- und der Komplementärtherapie aus: «Weder die Schulmedizin noch die Komplementär medizin haben es in den letzten 30 Jahren geschafft, die Sterblichkeit bei Krebs entscheidend zu verbessern. Das ist eine traurige Bilanz. Deshalb sollten beide Seiten aufhören, sich zu bekriegen, und gemeinsam nach Lösungen suchen.» Die Chinesische Medizin, insbesondere die Akupunktur und die Chinesische Arzneimitteltherapie, bietet sich als äusserst effiziente komplementärmedizinische Begleit methode an. In China gilt die Kombination von Chinesischer Medizin mit Chemotherapie als Standard; auch im Westen soll sie eine breitere Anwendung finden. Eine interessante Darstellung zur Kombination von Chinesischer Medizin und Chemotherapie findet sich im Artikel «Anticancer effects of Chinese herbal medicine, science or myth?». Darin wird grafisch dargestellt, wie die Chemotherapie zwar den Krebs angreift und auch reduziert, den Körper aber stark schwächt. Demgegen - Diese Mischung wurde als Wasserdekokt zubereitet, eine Dosis wurde verteilt über drei Tage eingenommen. Nach der dritten Chemotherapie zeigten sich folgende Symptome: relativ ausgeprägte Übelkeit für drei Tage nach der Chemotherapie, Fiebergefühl und Glieder schmerzen, Kältegefühl im Körperinnern, starker Haarausfall. Das Blutbild war stabil. Modifikationen Aufgrund dieser neuen Zeichen wurde die Rezeptur angepasst. Die Dosierung von chen pi (Citri Reticulatae Pericarpium), ban xia (Pinelliae Rhizoma) und zhu ru (Bambusae Caulis in Taenia) wurde erhöht und gegen den Brechreiz wurde noch zi su ye (Perillae Folium) beigefügt. Um das Fiebergefühl und die Gliederschmerzen zu behandeln, wurden gui zhi (Cinnamomi Ramulus) und bai shao (Paeoniae Radix alba) beigefügt. Diese Mittel regulieren ying und wei und behandeln Symptome wie Fieber, Frösteln und Gliederschmerzen. Eine Dis harmonie zwischen ying und wei kann durch die atta - 9) Interview mit Ben Pfeifer, SonntagsZeitung, 5. November 2006, S. 93 8 CHEMOTHERAPIE: BEGLEITUNG MIT TCM über steht die Behandlung eines Krebs patienten mit nur Chinesischer Medizin. Der Körper wird zwar gestärkt, der Krebs kann jedoch nur minimal angegriffen werden und verkleinert sich kaum. Die Kombination der beiden Therapien greift den Krebs wirksam an, stärkt jedoch auch den Körper. Die Wirkung auf den Patienten wird durch die Kombination optimiert. Die Autoren schreiben dazu: «Die kombinierte Therapie bringt die Vorteile beider Medizinsysteme zusammen. Dies verstärkt die Krebstherapie. Die kombinierte Therapie ist eines der wichtigsten Prinzipien der Krebsbehandlung in China.» 10) Natürlich stellt sich bei einer kombinierten Therapie immer auch die Frage nach dem Interaktionspotenzial. Systematische und umfassende Studien zur Interaktion zwischen Chinesischen Arzneimitteln und Zytostatika liegen nicht vor. Dennoch darf man davon ausgehen, dass die Kombination sicher und das Interaktionspotenzial sehr gering ist. Wie erwähnt ist die Begleitbehandlung der Chemotherapie mit Chinesischer Medizin in der Volksrepublik China die Standardtherapie. Zu dieser Thematik werden jeden Monat in chinesischen Fachjournalen zahlreiche Artikel veröffentlicht. Auch im Westen wird die Chinesische Medizin zur Chemo begleitung seit mindestens zwei Jahrzehnten eingesetzt. Berichte zu Interaktionen oder Nebenwirkungen sind keine bekannt. Im Gegenteil, alle Studien und Anwendungen deuten auf eine ausgesprochen positive Wirkung hin. Kleines Glossar zur Chemotherapie • Alkylantien: Alkylantien zerstören das Erbmaterial (DNA) der Zellen. Zu dieser Gruppe gehören z.B. Cyclophosphamid, Chlorambucil, Busulfan und Cisplatin. • Antimetaboliten: Antimetaboliten hemmen in der Verdopp lungsphase der DNA bestimmte Enzyme. Vertreter dieser Gruppe sind die sogenannten Folsäureantagonisten (z.B. Methotrexat), die Pyrimidin-Analoga (z.B. 5-Fluoruracil, Cytarabin) und die Purin-Analoga (z.B. Thioguanin, Azathioprin, Mercaptopurin). • Naturstoffe: Zu den Naturstoffen gehören die sogenannten Vinca-Alkaloide (Vincristin, Vinblastin), die aus dem in Brasilien beheimateten Strauch Catharanthus Roseus oder dem in Europa wachsenden Kleinen Immergrün (Vinca Minor) hergestellt werden. Sie behindern die Zellen während der Zellteilung. Auch die Epipodophyllotoxine (Etoposid, Teniposid) sind Vertreter der Naturstoffe. Ihr Ursprung ist das Podophyllotoxin, das in Extrakten der Alraune (Podophyllum Peltatum) enthalten ist. • Antibiotika: Antibiotika sind ursprünglich natürliche Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen wie Pilzen und Bakterien. Einige Antibiotika wirken so stark hemmend auf die Zellteilung, dass sie auch im Rahmen einer Chemotherapie von Krebserkrankungen eingesetzt werden. Vertreter solcher Antibiotika sind Dactinomycin, Bleomycin, Daunorubicin und Mitomycin. • Enzyme: Enzyme sind Eiweisse, die chemische Reaktionen beschleunigen. Bei der Behandlung bestimmter lymphatischer Leukämien kann das Enzym Asparaginase eingesetzt werden. Es senkt die Konzentration von Asparagin im Blut, sodass diese Aminosäure bestimmten Tumorzellen für deren Vermehrung fehlt. • Hormone: Einige Tumorarten werden durch Hormone stimuliert. So fördern zum Beispiel männliche Geschlechtshormone Simon Becker (Androgene) das Wachstum von Prostatakarzinomen, weibliche 10) Ruan Wenjing, Lai Maode, Zhou Jianguang: Anticancer effects of Geschlechtshormone (Östrogene) das von Brustkrebs. Der Ein- Chinese herbal medicine, science or myth? In: Journal der Zhejiang satz von Hormonen beziehungsweise ihren Gegenspielern kann Universität, Nr. 7, 2006, S. 1011/1012 daher die Entwicklung bestimmter Krebsarten hemmen. Beispiele für Hormonbehandlungen sind die Anwendung von Antiöstro- Weitere Quellen genen (z.B. Tamoxifen) bei Brustkrebs und Antiandrogenen (z.B. – www.onmeda.de, Gesundheitsportal der OnVista Group Flutamid) bei Prostatakrebs. – Li Peiwen: Management of Cancer with Chinese Medicine. Donica www.onmeda.de Publishing, St. Albans, UK, 2003 1/08 9 AG ARZNEIMITTELKUNDE pao zhi – die Vorbehandlung von Chinesischen Kräutern pao zhi – klassisch, aber zu wenig bekannt pao zhi steht für eine Gruppe von Methoden für die Zubereitung oder Vorbehandlung Chinesischer Kräuter. Diese Verarbeitungsprozesse werden nach TCMTradition durchgeführt und angepasst an die Anforderungen der klinischen Praxis, an pharmazeutische Notwendigkeiten und an die Kräuter selbst. Vorbehandlungen wurden bereits in den Grundlagen werken «Huang di nei jing», «Shang han lun» und «Shen nong ben cao jing» beschrieben. Alle diese Werke stam- Die Vorbehandlung Chinesischer Heilkräuter verändert deren Charakter und Funktion: In einigen Fällen kann eine Vorbehandlung die Toxizität einer Droge mildern, in andern die Wirkung modifizieren oder die Wirkrichtung verändern. Obwohl ein klassischer Teil der TCM, sind die pao zhi-Arzneimittel im Westen vielerorts noch nicht richtig angekommen. Mit Sicherheit kennen Sie huang qi (Astragalus Radix). Aber kennen Sie auch die vorbehandelte, mit Honig frittierte Form zhi huang qi (Astragalus Radix praeparata)? Dank dieser Vorbehandlung tonisiert zhi huang qi stärker die Mitte und hebt das klare Yang. Gleichzeitig ist es ein wenig befeuchtend und daher besonders geeignet bei Disharmonien mit Blutmangel und Trockenheit der Mitte. – In vielen Fällen wäre es demnach ratsam, zhi huang qi anstatt der unbehandelten Form huang qi zu verwenden. Aus der Gesamtheit der bei uns eingehenden Bestellungen drängt sich aber der Schluss auf, dass die vorbehandelten Produkte noch zu wenig bekannt sind. Daher diese kleine Einführung in die Grundlagen der pao zhi-Arzneimittel. Mineralisches Entgiftungsbad für fu zi (Aconiti Radix lateralis) in einem traditionellen Betrieb in den Bergen Sichuans Fotos Simon Becker men aus der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.). Das erste Buch, welches sich ausschliesslich der Vorbehandlung von Chinesischen Drogen widmete, «Lei gong pao zhi lun» («Herr Lei’s Abhandlung zu pao zhi»), stammt aus dem fünften Jahrhundert. Darin wird die Vorbehandlung von 300 Einzelmitteln beschrieben! Die Vorbehandlung von Kräutern ist ein wichtiger Faktor für eine gesteigerte Wirksamkeit der Chinesischen Kräutermedizin. Während einige Kräuter in ihrer natürlichen und frischen Form gebraucht werden, sollten die meisten vorbehandelt werden, um die ideale Nutzbarkeit der wesentlichen Bestandteile zu garantieren. Jede Vorbehandlungsmethode erfüllt einen bestimmten Zweck und beeinflusst das Endprodukt und den therapeutischen Nutzen. In den Ausbildungen und der täglichen Praxis wird pao zhi nur in seltenen Fällen Beachtung geschenkt. Meistens wird zwischen einigen wenigen Paaren unterschieden, zum Beispiel zwischen dem rohen gan cao (Glycyrrhizae Radix) und dem gerösteten und in Honig frittierten zhi gan cao (Glycyrrhizae Radix praeparata), zwischen dem rohen sheng di huang (Rehmanniae Radix) und dem vorbehandelten shu di huang (Rehmanniae Radix praeparata). Die Herstellung von chao wang bu liu xing in einem modernen Betrieb in Sichuan, VR China. Am Ende der Ausführungen haben wir tabellarisch die vorbehandelten Produkte aufgeführt, welche die LIAN CHINAHERB AG zurzeit im Sortiment führt. Das sind, weil sie eben eher zurückhaltend bestellt werden, bisher nur wenige. Es ist jedoch unser Ziel, die wichtigsten vorbehandelten Mittel in der näheren Zukunft als Granulate oder Rohdrogen anbieten zu können. Die Ziele der Vorbehandlung Die verschiedenen Methoden der Vorbehandlung erlauben es, die Natur der Kräuter zu modifizieren und zu kontrollieren und sie den Bedürfnissen der Praxis und der 10 ARZNEIMITTELKUNDE Pharmazie anzupassen. Die wichtigsten Ziele dieser Transformationen: • Die therapeutische Wirkung verstärken: Die Kräuter können zum Beispiel mit Honig, Essig oder einem Getreidewein vorbehandelt werden; sie können ge dämpft, gebacken, geröstet, verkohlt oder über eine längere Zeit gekocht werden. Jede der zugegebenen Substanzen bringt ihre eigenen Eigenschaften mit. Honig ist süss, befeuchtet und tonisiert. Essig ist sauer, tritt in die Leber ein und bewegt Qi. Behandelt man chai hu (Bupleuri Radix) oder xiang fu (Cyperi Rhizoma) mit Essig, verstärkt dies das Wirken auf die Leberleitbahn und somit verstärkt sich die Eigenschaft, Leber disharmonien zu behandeln. Wird yan hu suo (Corydalis Rhizoma) mit Essig vorbehandelt, verstärkt das seine Schmerz stoppenden Eigenschaften. Röstet man bai zhu (Atractylodes Macrocephalae Rhizoma) mit Erde oder Weizenkleie, verstärkt sich die Milz tonisierende Wirkung. pu huang (Typhae Pollen) zerstreut Blutstase und stoppt Blutungen. Letztere Funktion wird durch die Karbonisierung verstärkt. • Die therapeutische Wirkung modifizieren oder verändern: sheng di huang (Rehmanniae Radix) ist eine kalte Substanz und kühlt Blut. Gedämpft wird es zu shu di huang (Rehmanniae Radix praeparata), einem warmen Kraut, welches Blut tonisiert. Röstet man das Oberflächen öffnende sheng jiang (Zingiberis Rhizoma recens), wird daraus pao jiang (Zingiberis Rhizoma praeparata), welches das Innere stärker wärmt als die frische Wurzel. ai ye (Artemisiae Argyi) wärmt die Leitbahnen. Verkohlt man ai ye, dringt die Blutungen stoppende Wirkung in den Vordergrund. • Die Toxizität gewisser Kräuter reduzieren: Gewisse rohe Kräuter sind toxisch. Die Vorbehandlung soll die Toxizität sowie die Nebenwirkungen verringern, ohne die Wirkung einzuschränken. Rhizoma) kann mit sheng jiang (Zingiberis Rhizoma) und ming fang (Alumen) vorbehandelt werden. ru xiang (Gummi Olibanum) und mo yao (Myrrhae) werden frittiert. • Den Tropismus der Kräuter verändern: Die Chine sische Kräuterheilkunde stützt sich auf die Theorie der Leitbahnen und Netzwerkgefässe und der zangfu, um fu zi nach zwei unterschiedlichen Arten der Vorbehandlung. die Wirkrichtung der Kräuter zu bestimmen. Einige Vorbehandlungsarten können den Tropismus und die energetische Wirkrichtung beeinflussen. Zum Beispiel: da huang (Rhei Radix et Rhizoma) wirkt im unteren Erwärmer. Wird es jedoch mit Reiswein vorbehandelt, wirkt es im oberen Erwärmer. Moderne Erkenntnisse Moderne Forschung hat verschiedene Vorbehandlungen untersucht und ganz interessante Details ans Licht gebracht. Wie oben beschrieben, gehen die unterschiedlichen Vorbehandlungen sehr genau auf die Mittel und deren Wirksamkeit ein. Moderne Chemie bestätigt diese Tatsache. Dass diese Vorbehandlungen vor Hunderten von Jahren entwickelt wurden, ist schlicht faszinierend! yan hu suo (Corydalis Rhizoma) soll als Beispiel dienen. yan hu suo bewegt Qi und Blut. Seine Hauptwirkung besteht im Stoppen von Schmerzen. Um diese Wirkung zu verstärken, wird es mit Essig gebraten. Traditionell wirkt es dann direkter auf die Leberleitbahn, reguliert die Menstruation und stoppt Schmerzen stärker als die unvorbehandelte Droge. Moderne Untersuchungen zeigen, dass die Schmerz stoppende Wirkung durch Alkaloide wie vor allem Tetrahydropalmatin (THP) ausgelöst wird. Durch das Braten mit Essig bilden sich nun wasserlösliche Alkaloidsalze. Das heisst, die Löslichkeit der Alkaloidsalze erhöht sich und es geht mehr Wirksubstanz ins Dekokt über. Vergleiche zeigen, dass bei der mit Essig vorbehandelten Droge bis zur doppelten Menge von Tetrahydropalmatin im Dekokt zu finden ist 1) . Trocknen von geschnittenem fu zi nach dem Entgiftungsbad. cao wu tou (Aconiti Radix Kusnezofii) wird gedämpft oder mit gan cao (Glycyrrhizae Radix) und hei dou (Sojae Hispidae Semen) gekocht. Rohes ban xia (Pinelliae 1/08 11 AG ARZNEIMITTELKUNDE Zahlreiche weitere solche Beispiele könnten hier aufgeführt werden. Wichtig ist anzufügen, dass zum Teil Vorbehandlungen standardmässig angewendet werden, ohne dass diese explizit aufgeführt und im Namen ersichtlich sind. Man kann in diesen Fällen vielleicht nicht mehr von pao zhi im traditionellen Sinn sprechen. Trotzdem ist es eine Vorbehandlung, welche die Wirkung der Pflanzen erhöht und verbessert. Als Beispiel lässt sich huang qin (Scutellariae Radix) anführen. Die Wurzel wird gekocht oder gedämpft, um Enzyme zu deaktivie- ren. Werden diese Enzyme nicht deaktiviert, wandeln sie Baicalin, eine der Wirksubstanzen von huang qin, in eine pharmakologisch unwirksame grüne Substanz um. 2) Karin Fuchs und Simon Becker 1) Chinese Materia Medica: Chemistry, Pharmacology and Application, Zhu Youping, Harwood Academic Publishers, 1998, S. 18 2) ebenda, S. 21 Auswahl einzelner pao zhi-Kräuter Hier eine Auflistung von vorbehandelten Mitteln, die bei der LIAN zurzeit erhältlich sind. Allerdings kann die Verfüg barkeit nicht immer garantiert werden. Auch sind nicht alle dieser Mittel sowohl als Rohdrogen wie auch als Granulate erhältlich, sondern eher nur in einer der beiden Formen. yan hu suo (Corydalis Rhizoma) mit Essig gebraten cu yan hu suo (Corydalis Rhizoma praeparata), auch als zhi yan hu suo bekannt Wirkt direkter auf die Leberleitbahn, reguliert die Menstrua- Aktiviert das Blut, fördert den Qi-Fluss und lindert Schmerzen. tion und stoppt Schmerzen stärker, v.a. bei Dysmenorrhö. xiang fu (Cyperi Rhizoma) mit Essig und Wein zhi xiang fu (Cyperi Rhizoma praeparata) behandelt Bewegt das Leber-Qi, reguliert die Menstruation und stoppt Stoppt Schmerzen stärker, harmonisiert das Blut und irre- Schmerzen. guläre Menstruation. Die Vorbehandlung vermindert die Nachteile dieses Krauts (die Tendenz, das Qi zu schwächen und die Flüssigkeiten zu trocknen), verstärkt aber gleichzeitig die Qi bewegende, die Leitbahnen öffnende und die Schmerzen stoppende Wirkung. mai ya (Hordei Fructus Germinatus) geröstet chao mai ya (Hordei Fructus Germinatus praeparata) Zerstreut Nahrungsstagnation und stärkt die Mitte, stoppt die Durch das Rösten wird das Getreide sanfter und wirkt we- Laktation und bewegt das Leber-Qi. niger entwässernd. he shou wu (Polygoni Multiflori Radix) mit schwarzen Bohnen zhi he shou wu (Polygoni Multiflori Radix praeparata) gekocht In der Literatur bezieht sich der Name he shou wu fast immer Das leicht warme zhi he shou wu tonisiert Leber und Nie- auf die behandelte Form zhi he shou wu. Wünscht man spezi- ren, nährt das Blut und die Essenz. fisch die unbehandelte Form, wird von sheng he shou wu gesprochen. Diese Form wirkt nicht tonisierend. he shou wu befeuchtet und befreit die Därme, v.a. bei Blutmangel. Zudem klärt es Feuer-Gifte und ist gegen Malaria einsetzbar. ban xia (Pinelliae Rhizoma) mit Limettensaft fa ban xia (Pinelliae Rhizoma praeparata) präpariert Die rohe Form von ban xia (sheng ban xia) ist toxisch und da- Die in einer Mischung von Süssholz- und Limettensaft prä- her für den innerlichen Gebrauch nicht geeignet. Allgemein parierte Form sieht leicht gelblich aus. Durch die Behand- wird, wenn von ban xia die Rede ist, fast immer die vorbehan- lung nimmt die Fähigkeit, Feuchtigkeit zu trocknen, leicht delte Art (zhi ban xia; Pinelliae Rhizoma praeparata) gemeint. ab, ist also weniger stark als bei den anderen Formen. So Möchte man die unbehandelte Form, z.B. für äusserliche An- kann fa ban xia gegen Kälte durch Mangel wie auch gegen wendungen, muss explizit sheng ban xia verlangt werden (bei feuchte Hitze eingesetzt werden. Zudem wird es häufig bei der LIAN nicht erhältlich). Milzmangel mit Feuchtigkeit und Schleim verwendet. Trocknet Feuchtigkeit, transformiert Schleim und senkt rebel- Neu haben wir fa ban xia als Granulat und als Rohdroge in lierendes Qi, stoppt Erbrechen. unserem Sortiment. 12 ARZNEIMITTELKUNDE wu wei zi (Schisandrae Chinensis Fructus) mit Essig behandelt cu zhi wu wei zi (Schisandrae Chinensis Fructus praeparata) Zieht das Lungen-Qi zusammen und stoppt Husten, tonisiert Durch das Behandeln mit Essig verstärkt sich die zu- die Nieren, zieht die Essenz zusammen und stoppt Durchfall. sammenziehende Funktion, was sehr nützlich ist beim Be- Verhindert Schwitzen und bildet Flüssigkeiten. handeln von Husten, Spermatorrhö und Durchfall. wang bu liu xing (Vaccariae Semen) geröstet chao wang bu liu xing (Vaccariae Semen tostum) Bewegt das Blut, öffnet die Leitbahnen und reduziert Schwel- Während des Röstens platzen die Samen auf wie Popcorn, lungen. bis fast der ganze Samen weiss erscheint. Diese Methode verändert die Temperatur der Samen von neutral zu leicht warm. Somit verstärkt sich die Funktion, das Blut zu nähren und zu stärken und die Menstruation zu fördern. Meistens wird chao wang bu liu xing bei Amenorrhö durch Blutstase verwendet. ma huang (Ephedrae Herba) mit Honig frittiert mi ma huang (Ephedrae Herba praeparata) Fördert Schwitzen und öffnet die Oberfläche, verteilt Lungen- Mit der Süsse des Honigs verändert sich die Diaphorese, Qi, beruhigt Keuchen und stoppt Husten. Fördert Diurese und d.h. die Schärfe und die verteilende Funktion werden ge- reduziert Ödeme. mindert. Die Süsse entspricht der Wandlungsphase der Erde und bringt somit Harmonie. Honig befeuchtet die Lunge und schützt dieses Organ vor der scharfen und sehr warmen Eigenschaft des unbehandelten ma huang. huang qi (Astragali Radix) mit Honig frittiert zhi huang qi (Astragali Radix praeparata) Tonisiert die Milz, Qi und Blut, hebt das klare Yang der Mitte. Durch die Süsse des Honigs wird die harmonisierende und Fördert Diurese und reduziert Ödeme. stärkende Eigenschaft intensiviert; die Milz tonisierende und das klare Yang der Mitte hebende Wirkung werden verstärkt. Der Honig hat zudem eine leicht befeuchtende Wirkung, was bei Disharmonien von Milzmangel ein Vorteil ist, besonders bei zusätzlichem Blutmangel oder Trockenheit der Milz. bai zhu (Atractylodis Macrocephalae Rhizoma) mit Kleie geröstet chao bai zhu (Atractylodis Macrocephalae Rhizoma praeparata) Tonisiert die Milz und Qi, trocknet Feuchtigkeit und fördert Das geschnittene Kraut wird mit Kleie geröstet, bis es hell- den Wassermetabolismus. Stoppt Schwitzen und beruhigt den gelb ist und die Kleie herausgetreten ist. Durch das Rösten Fötus. verstärkt sich die Milz und Magen stärkende Funktion. chao bai zhu eignet sich sehr gut, wenn die Transport- und die Transformationsfunktion der Milz beeinträchtigt sind, was sich in mangelndem Appetit, Distension, Völlegefühl und Müdigkeit zeigt. Es kann auch bei spontanem Schwitzen sowie zur Beruhigung des Fötus verwendet werden. 1/08 13 AG NEUES AUS DER FACHWELT Bluthochdruck: Akupunktur so gut wie Pharmamittel Akupunktur kann Lungenfunktion verbessern Eine strenge, randomisierte, einfach verblindete westliche Studie hat wirkliche mit bloss vorgeblicher Akupunktur verglichen und kommt zum Schluss, dass Akupunktur den Blutdruck von Hypertonie-Patienten in vergleichbarem Mass zu senken vermag wie pharmazeutische Arzneimittel. Die in Deutschland durchgeführte Untersuchung wies 160 ambulante Patienten mit leichtem bis mässigem Bluthochdruck ohne Komplika tionen zufällig zwei Gruppen zu. Die eine Gruppe erhielt eine sechswöchige Akupunktur behandlung durch in China ausgebildete Fachleute, die andere Gruppe eine vorgetäuschte Akupunktur behandlung. Das Durchschnittsalter der Patientinnen und Patienten betrug 58 Jahre; wer Arzneimittel gegen Bluthochdruck einnahm, tat dies weiter. Die Patienten wurden aufgrund einer TCM-Diagnose einem von vier Hypertonie-Mustern zugeteilt. Beide Versuchsgruppen wurden in 22 halbstündigen Sitzungen während eines Zeitraums von sechs Wochen behandelt. In jeder Sitzung wurden drei Akupunkturpunkte beidseitig während 20 Minuten genadelt. In der Verumgruppe wurden die Akupunkturpunkte gemäss TCM-Diagnose gewählt; in der Schein behandlungsgruppe wurden Punkte genadelt, die gemäss den traditionellen Konzepten ohne Bedeutung für die Senkung des Blutdrucks sind. Die ambulante 24-Stunden-Messung des systolischen und des diastolischen Blutdrucks ergab in der mit wirklicher Akupunktur behandelten Gruppe signifikante Senkungen gegenüber den Ausgangswerten (um 5,4 mmHg beziehungsweise 3,0 mmHg). Keine signifikante Senkung war bei den nur zum Schein behandelten Patienten zu beobachten. Die festgestellte Senkung des Blutdrucks war mit der jenigen vergleichbar, die sich durch ACE-InhibitorenMonotherapie oder durch drastische Umstellung der Lebensweise erzielen lässt. Die Blutdruckwerte erreichten allerdings innerhalb von 12 Wochen nach Ende der Behandlung wieder das zu Beginn der Studie gemessene Niveau, was die Forscher zum Schluss führte, dass die Akupunkturbehandlungen fortgeführt werden müss ten, um die positive Wirkung aufrechtzuerhalten. (Randomized trial of acupuncture to lower blood pressure. Circulation. 2007 Jun 19; 115(24): 3121–9) Eine prospektive, einfach verblindete, randomisierte und durch Austausch der Gruppen (crossover) kontrollierte Studie untersuchte die Wirksamkeit der Akupunktur in der Behandlung von Asthma. 18 Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip entweder einer einmaligen Aku punkt ur behandlung oder einer einmaligen nur vorge täuschten Akupunkturbehandlung zugewiesen. Die Lungen funktion wurde unmittelbar vor und nach der Behandlung erhoben durch spirometrische Messung der Ein sekunden kapazität (forced expiratory volume in one second, FEV1). Die wirkliche Akupunktur führte zu einer signifikanten Zunahme der Einsekundenkapazität (+11,57 %), währen die Scheinbehandlung so gut wie keine Wirkung hatte (+0,3 %). Der Grad der durch Akupunktur erzielten Verbesserung lag allerdings unter demjenigen, zu dem das Inhalieren eines Broncholytikums führen würde. (Acupuncture therapy results in immediate bronchodilating effect in asthma patients. J Chin Med Assoc. 2007 Jul; 70(7): 265–8) Ginseng mildert Erschöpfung von Krebspatienten Eine Pilotstudie legt den Schluss nahe, dass Ginseng die Erschöpfung von Menschen mildern kann, die an Krebs leiden, und ihre Energie zu steigern vermag. Der in den USA durchgeführte Versuch testete drei Dosen (750 mg, 1000 mg und 2000 mg) von Amerikanischem Ginseng (Panax Quinquefolius) mit 282 Patienten, die an verschiedenen Formen von Krebs litten und etwa zur Hälfte in Chemotherapien waren. Die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo. Nach acht Wochen berichteten 25 Prozent der Patienten mit 1000 mg Ginseng und 27 Prozent der Patienten mit 2000 mg von «mässiger» oder «starker» Besserung, gegenüber nur 10 Prozent aus den beiden Gruppen mit der tiefsten Ginseng-Dosierung und Placebo. (American Society of Clinical Oncology 43rd Annual Meeting: Abstract 9001) 14 NEUES AUS CHINA Riesiger VogelSaurier entdeckt Bauer fotografiert «ausgestorbene» Tigerart Chinesische Forscher haben in der Inneren Mongolei die Überreste eines gewaltigen vogelähnlichen Dinosauriers entdeckt. Die Knochen liessen darauf schliessen, dass der Gigantoraptor elrianensis rund acht Meter lang und fünf Meter hoch gewesen sei, sagte der Paläontologe Xu Xing. Das Gewicht des Tieres wird auf 1400 Kilogramm geschätzt. Der Gigantoraptor war damit etwa so gross wie der Fleisch fressende Tyrannosaurus. Allerdings verfügte er über einen Schnabel, schmale Beine und wahrscheinlich auch Federn. Die Entdeckung im Erlian-Becken widerspricht der Theorie, nach der die Dinosaurier während ihrer Entwicklung zu Vögeln immer kleiner wurden. «Das ist eine wichtige Information für uns bei den Bemühungen, den Evolutionsprozess vom Dinosaurier zum Vogel nachzuvollziehen. Es ist komplizierter, als wir dachten», erklärte Xu. (TV-Magazin «nano», http://www.3sat.de/nano/) Foto: From the Shanghai gallery at World66 Seit mehr als zwanzig Jahren galt der Südchinesische Tiger als ausgestorben. Nur im Zoo gab es noch vereinzelte Exemplare. Doch nun machte ein chinesischer Bauer eine sensationelle Entdeckung: ein Jungtier in freier Wildbahn. In der Provinz Shanxi im Süden Chinas ist ein junger Südchinesischer Tiger (Panthera tigris amoyensis), auch bekannt als Amoytiger, entdeckt worden. Zhou Zhenglong, Bewohner des Dorfes Wencai im Bezirk Zhen Ping, hat über 70 Fotos dieser verloren geglaubten Tiger-Unterart geschossen. Pockenimpfung seit über 1000 Jahren Laut einem chinesischen Sprichwort ist erst richtig geboren, wer die Pocken überlebt hat. Die Krankheit wurde lange als Kinderkrankheit angesehen, ist aber in Wirklichkeit noch verheerender als die Pest. Laut Angaben der Weltgesundheits-Organisation WHO sind glücklicherweise seit 1977 keine Pockenfälle mehr aufgetreten. Vor 1977 erkrankten im 20. Jahrhundert mehr als fünfzehn Millionen Menschen an der Seuche, die zu Blindheit, Taubheit, Hirnschäden und zum Tod führen kann. Im 18. Jahrhundert erkrankten in Europa jährlich 400’000 Menschen an Pocken, welche die Pest als schlimmste Seuche ablöste. Einzig in China konnte man sich durch den zerriebenen Schorf von Pockenpusteln schützen. Die eher unappetitliche Impfung bestand darin, die getrockneten Pusteln in die Nase einzublasen. Diese Methode wurde in China bereits ab dem 10. Jahrhundert angewendet. Im 17. Jahrhundert setzte sich dann in Indien und Europa die Methode des Einritzens durch. 1796 infizierte der englische Arzt Edward Jenner einen Jungen zunächst mit Kuhpocken. Als die Krankheit abgeklungen war, wurde der Junge mit den echten Pockenviren angesteckt – und überlebte. 1874 wurde diese Vakzination, die Impfung mit Pockenerregern, im Deutschen Reich zur Pflicht. (TV-Magazin «nano», http://www.3sat.de/nano/) Der Südchinesische Tiger, eine von acht Unterarten, die ausschliesslich im Süden Chinas vorkommen. Es sei die erste derartige Entdeckung seit mehr als 20 Jahren, sagte der stellvertretende Leiter der Forst behörde von Shanxi, Zhu Julong. Mitte des 20. Jahrhunderts gab es noch schätzungsweise 4000 Südchinesische Tiger in freier Wildbahn. In den folgenden Jahren reduzierte sich der Bestand dramatisch, weil der Lebensraum der Tiere durch den Boom der chinesischen Wirtschaft schrumpfte und schrumpfte. Seit 1975 ist der internationale Handel mit Tigern und Tigerprodukten verboten. In China, dem einstigen Haupt abnehmerland für Tigerprodukte, gilt seit 14 Jah ren zusätzlich ein nationales Handelsverbot. Den noch werden nach wie vor Tiger illegal gejagt und trotz hoher Strafen nicht nur über dunkle Kanäle, sondern auch offen auf Märkten verkauft. («Welt online»/WWF) 1/08 15 AG LEGENDEN ZUR TCM Das Rezept des Tao-Priesters Illustration Martin Estermann zhu sha (Quecksilbersulfid, Zinnober) Legenden ranken sich um die Kräuter der Chinesischen Medizin, schöne Erzählungen, die darüber berichten, wie dieses oder jenes Kraut seinen Weg in den Schatz der Traditionellen Arzneimittel fand. Nebenbei vermitteln diese Geschichten Einblicke in die reiche chinesische Kultur und das Alltagsleben. Hier die 7. Folge der «EXTRAKT»-Serie. mit Wasser, das er dem Studenten zu trinken gab. «Das wird die Dämone vertreiben, die von dir Besitz ergriffen haben.» «Ich bin der Schwiegersohn des Jade-Kaisers! – Was für ein Teufel bist du? Verschwinde! Geh mir aus den Augen!» «Sehr gut, den sind wir los», sagte der Student darauf zu seiner Frau. «In der Schale», überlegte er, «ist gewöhnliches Wasser. Der Text auf dem Gebetsbambus aber ist mit Zinnober geschrieben … Kann es sein, dass Zinnober die Krankheit heilt?» So fand der Student heraus, dass sich Epilepsie mit Zinnober behandeln lässt. Dieser Stoff wurde von da an zu einer wichtigen Arznei. In früheren Zeiten gingen viele Leute, wenn sie krank waren, nicht zum Arzt, sondern sie riefen einen taoistischen Priester, um heilende Gebete zu sprechen. Die Ärzte konnten damals nichts gegen Epilepsie ausrichten; die Sprechgesänge der taoistischen Priester aber führten zu einem Nachlassen der Symptome. Dadurch gewannen die Priester an Vertrauen. Ein Medizinstudent fragte sich: «Die Priester lesen doch nur den Sprechgesang von ihrem Bambusstreifen ab – wie kann das zur Heilung führen? Es muss doch einen Grund geben!» Eines Tages besuchte die Frau des Studenten den taoistischen Priester und klagte, es stehe schlecht um die Gesundheit ihres Mannes. «Können Sie bitte vorbeikommen und nach ihm sehen?» Der Priester fand den jungen Mann vor, wie er sich am Boden wälzte, Kleidung und Haare in grosser Unordnung, und wirres Zeug redete: «Ich bin der Schwiegersohn des Jade-Kaisers. Ich stehe unter seinem Befehl, die Soldaten des Himmels herabzuführen in diese irdische Welt!» Ein Fall von Besessenheit, dachte der Priester und erhob seine Stimme zum Gebet: «Seelen des Himmels, Seelen der Erde, täglich dreimal habe ich gebetet und die Götter angefleht, sie mögen herabsteigen in diese Welt. Ich folge den Anweisungen von Tai-shang Lao Chun, um das Böse zu vertreiben und die Kranken zu heilen.» So sprach der Priester und tauchte den Bambusstreifen, auf dem das Gebet geschrieben stand, in eine Schale Quelle: Ding Zhao Ping (Hrsg.). Qu wei zhong yao. 2003, Verlag Ren min wei sheng chu ban shi, Beijing Achtung, Quecksilber! zhu sha, Zinnober, enthält Quecksilber. Das Mittel wird in der Schweiz nicht vertrieben und sollte unter keinen Umständen angewendet werden (vgl. «EXTRAKT» 2/04, S. 6/7 oder www.lian.ch → Wissen → Toxikologie → Zinnober). Die Legende über das Rezept des Tao-Priesters bringen wir dennoch: als kultur- und medizingeschichtliches Dokument. IMPRESSUM Newsletter der LIAN CHINAHERB AG Ausgabe: 1/2008 Erscheinungsweise: zwei- bis viermal jährlich Herausgeber: LIAN CHINAHERB AG, CH-8832 Wollerau Auflage: 2500 Expl. Redaktion: Karin Fuchs, Simon Becker Abschluss redaktion: Markus Bär Grafisches Konzept: dd com ag, CH-8008 Zürich Gestaltung: Yvonne Estermann Copyright: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Übersetzung, elektronische Speicherung und Weitergabe, online aufschalten etc., auch auszugsweise, sind nur mit schriftlicher Genehmigung des Heraus gebers gestattet. Autorinnen und Autoren sind für ihre Beiträge selbst verant wortlich. Ihre Meinung entspricht nicht immer der Ansicht des Herausgebers. Abonnemente (kostenlos), Probenummern, Adressänderungen: LIAN CHINAHERB AG, Fürtistrasse 7, CH-8832 Wollerau, Tel. +41 (0)44 786 99 99, Fax + 41 (0)44 786 99 90, E-Mail [email protected] Druck und Versand: Druckerei AG Suhr, CH-5034 Suhr Papier: 100 Prozent Recycling 16 STRUKTURIERTES LERNEN Kleines pinyinKräuter-ABC heisst gan cao (Glycyrrhizae Radix) süsses Kraut; chuan bei mu (Fritillariae Cirrhosae Bulbus) bedeutet das bei mu aus Sichuan. So ergeben viele Namen plötzlich einen Sinn und das Lernen gelingt viel leichter. Es folgt eine Übersicht über die wichtigsten pinyinBegriffe, welche in den Arzneimittelbezeichnungen verwendet werden. Die pinyin-Bezeichnung einer Droge endet meistens mit einem Zeichen, das den verwendeten Pflanzenteil andeutet. Niemand kann den Auszubildenden der TCM das Auswendiglernen der chinesischen Namen und der pharmazeutischen Bezeichnungen abnehmen. Aber wenn man strukturiert vorgeht und die Nomenklatur ansatzweise durchschaut, wenn man sieht, wie Arzneimittelkunde und Namensgebung zusammenhängen, fällt das Lernen viel leichter. Das Lernen der Arzneimittel mit den pin yin-Namen bereitet oft Mühe. Einerseits sind da die komplizierten chinesischen Namen im pinyin-Code und die pharmazeutisch-lateinischen Begriffe, andererseits die vielen Geschmäcke und Leit bahnen, die Temperaturen, die Wirkun gen und Indikationen. Dieser schwierige Prozess, verbunden mit viel Auswendig lernen, lässt sich zwar nicht umgehen; Möglichkeiten zu Verein fachungen gibt es jedoch schon. Verwendeter Pflanzenteil chinesisch pinyin pharmazeutisch deutsch 子 zi Semen Samen 仁 ren Semen Samen 子 zi Fructus Frucht 果 guo Fructus Frucht 实 shi Fructus Frucht 壳 qiao Fructus Frucht 草 cao Herba Kraut 叶 ye Folium Blatt 根 gen Radix Wurzel 根 gen Rhizoma Wurzelstock 皮 pi Cortex Rinde 皮 pi Pericarpium Schale hua Flos Blüte Zuerst ein Gerüst aufbauen 花 Das strukturierte Lernen der Arzneimittel gelingt am leichtesten, indem man zu jedem Mittel die Namen, die Kategorie und die zwei, höchstens drei wichtigsten Wirkungen lernt. Eine der Wirkungen geht bereits aus der Kategorie hervor. Es bleibt also noch zu lernen, wie sich die Mittel innerhalb einer Kategorie unterscheiden. Aber Achtung: nicht im Detail, sondern ganz grundsätzlich. Diese Methode des chinesisch Kräuterlernens verhilft ziemlich rasch zu 云 einer soliden Basis, die in einer zweiten 北 Lernrunde und mit klinischen Erfahrungen 南 erweitert und ausgebaut werden kann. 广 Mit den LIAN-Lernkarten und diesem Beitrag versuchen wir, das beschriebene 关 strukturierte Lernen zu unterstützen. Ums 川 aktive Lernen herum kommt man natürlich nicht. 浙 Namen sind nicht nur Schall und Rauch Eine weitere Erleichterung beim Lernen der pinyin-Namen (ohne die ein Praktikum in China zum Albtraum wird) ermöglicht die rudimentäre Kenntnis der pinyinTerminologie. Vielfach sagen die pinyinNamen einiges über das Mittel aus, zum Beispiel, ob es sich um eine Frucht, ein Kraut oder eine Wurzel handelt. Ob die Pflanze aus dem Norden oder Süden kommt. Ob das Kraut duftet oder einen süssen Geschmack hat. Zum Beispiel Präfixe (= Vorsilben) deuten in der TCM-Nomenklatur oft auf die geografische Herkunft, auf charakteristische organoleptische Eigenschaften oder auf die Art der Vorbehandlung einer Droge hin. Geografische Herkunft pinyin deutsch Beispiel yun aus Yunan yun lian (Coptidis Rhizoma) bei aus Nordchina, Norden bei sha shen (Glehniae Radix) nan aus Südchina, Süden nan sha shen (Adenophorae Radix) guang aus Guangdong guang fang ji guan aus Nordostchina, guan mu tong (Aristolochiae Nordost Manshuriensis Caulis) chuan aus Sichuan chuan bei mu zhe aus Zhejiang (Aristolochiae Fangchi Radix) (Fritillariae Cirrhosae Bulbus) zhe bei mu (Frittillariae Thunbergii Bulbus) Organoleptische Eigenschaften chinesisch pinyin deutsch Beispiel 白 bai weiss bai xian pi (Dictamni Cortex) 香 xiang duftend xiang fu (Cyperi Rhizoma) 苦 ku bitter ku shen (Sophorae Radix) 黄 huang gelb huang qi (Astragali Radix) 赤 chi rot chi shao (Paeoniae Rubrae Radix) 丹 dan rot dan shen 甘 gan süss gan cao (Glycyrrhizae Radix) 红 hong rot hong hua (Carthami Flos) (Salviae Militorrhizae Radix) 17 STRUKTURIERTES LERNEN Art der Vorbehandlung chinesisch pinyin deutsch Beispiel 熟 shu gar shu di huang 生 sheng roh 炒 chao geröstet (Rehmanniae Radix praeparata) sheng di huang (Rehmanniae Radix) chao bai zhu (Atractylodis macro cephalae Rhizoma praeparata) 制 zhi vorbehandelt 鲜 xian frisch zhi chuan wu (Aconiti Radix praeparata) xian di huang (Rehmanniae Radix) Die Darreichungsform eines Fertig-Arzneimittels oder einer Rezeptur kann gut an folgenden Wörtern am Ende der Bezeichnung erkannt werden. Darreichungsform chinesisch pinyin deutsch Beispiel 汤 tang Dekokt bu zhong yi qi tang 散 san Pulver wu ling san 丸 wan Pille liu wei di huang wan 丹 dan Pille huan shao dan 片 pian Tablette 胶囊 jiaonang Kapsel 膏 gao Paste, Salbe Karin Fuchs, Simon Becker Neu im Sortiment: Chinesischer Windund Wetterschutztee «Schützt vor äusseren Einflüssen» Pfefferminze, Astragalus, Süssholz und weitere ausgewählte Kräuter verleihen dieser LIAN-Teekreation ein leicht herbes Aroma. Ideal zum Schutz gegen äusseren Wind und zur Stärkung. • Packungsgrösse: 80 g • Preis Ankauf: Fr. 9.90 exkl. MwSt. Verkauf: Fr. 16.20 inkl. MwSt. • portofrei ab Warenbestellwert Fr. 100.– • Bestellung per – Telefon 044 786 99 99 – Fax 044 786 99 90 – E-Mail [email protected] – Brief an LIAN CHINAHERB AG, Fürtistrasse 7, 8832 Wollerau Leichter lernen mit den LIAN-Lernkarten Machen Sie eine Ausbildung im TCM-Bereich? Möchten Sie Ihr Arzneimittelwissen auffrischen? Die LIAN-Lernkarten fassen das ganze Grundwissen über die wichtigen Kräuter und Arzneimittel der Traditionellen Chinesischen Medi zin im Spielkartenformat zusammen. Zum Lernen und Repetieren, auch als Geschenk eine prima Idee: Die LIAN-Lernkarten mit den Porträts und dem Grundwissen über rund 350 Arzneimittel der Traditionellen Chinesischen Medizin. Handlich, überall dabei und schnell wieder verstaut in der mitgelieferten Box. • Ideal zum Lernen und Repetieren: Fragen Sie sich selber ab • Rund 350 Arzneimittel in 18 Kategorien, farblich gekennzeichnet • Immer mit Chinesischen Schriftzeichen, Pinyin sowie pharmazeutischem Namen • Immer mit Farbfoto des Krautes beziehungsweise des Arzneimittels • Immer mit allen wichtigen Wirkungen und den Indikationen • Gut portioniert – nicht zu viel, nicht zu wenig • Handlich im Spielkartenformat zum Lernen auch unterwegs • Mit praktischer Kunststoffbox zum Aufbewahren Nur Fr. 95.– inkl. Box zum Aufbewahren, Lieferung und MwSt Lieferbar ab ca. Mitte Februar 2008 Ja, schicken Sie mir bitte sobald lieferbar Set(s) der LIAN-Lernkarten samt Box zum Preis von Fr. 95.–. Name Adresse PLZ/Ort Telefon Bürozeiten Talon ausfüllen und einsenden an LIAN CHINAHERB AG , Fürtistrasse 7, 8832 Wollerau, Fax 044 786 99 90. Wenn Sie das Heft nicht zerschneiden wollen: Talon vor dem Einsenden oder Faxen kopieren. 19 NEUE PRODUKTE Wettbewerb Drei Emulsionen spielend kennenlernen • Wen Re Fu Yao Fang Chinesische Kräuteremulsion für kaltes Bi Kälte begünstigt die Bildung von Stagnationen und Stase, die zu Schmerzen führen. Wen Re Fu Yao Fang wärmt, bewegt und öffnet die Leitbahnen. Das Qi kann wieder fliessen und die Schmerzen klingen ab. Die Rezeptur eignet sich für Schmerzen, welche durch Kälte deutlich verschlimmert werden. Inhaltsstoffe: 300 mg Extrakt aus du huo (Angelicae pubescentis) (8,33 %), ru xiang (Olibanum) (8,33 %), mo yao (Myrrha) (8,33 %), fu zi (Aconiti Radix prep) (16,7 %), mu gua (Chaenomelis Fructus) (8,33 %), hong hua (Cartami Flos) (8,33 %), ze lan (Lycopodii Herba) (8,33 %), lu lu tong (Liquidambaris Fructus) (8,33 %), shi chang pu (Acori tatarinowii Rhizoma) (8,33 %), qiang huo (Noto pterygii Radix et Rizoma) (8,33 %), gui zhi (Cinnamomi Ramulus) (8,33 %); Exipiens ad unguentum 700 mg; Aromatica In der Ausgabe «EXTRAKT» 2/06, Seite 14, haben wir Ihnen drei neue Chinesische Kräuter emulsionen gegen Schmerzen vorgestellt. Die Bälliz Apotheke in Thun stellt diese Produkte zur äusserlichen Anwendung her, die LIAN vertreibt sie. • Huo Xue Li Shui Fang Chinesische Kräuteremulsion für heisses Bi Huo Xue Li Shui Fang klärt Hitze im Bewegungsapparat, welche durch aktue Verletzungen (1.–4.Tag) oder chronische Entzündungen entstanden ist. Die Haut ist rot und warm. Die Rezeptur lindert Schwellungen und Schmerzen. Inhaltsstoffe: 400 mg Extrakt aus mu xiang (Aucklandiae Radix), da huang (Rheum Radix et Rhizoma), huang bo (Phellodendri Cortex), mu tong (Clematis armandii Caulis), bai zhi (Angelicae dahuricae Radix), qiang huo (Not opterygii Radix et Rhizoma), fang ji (Stephaniae tetrandrae Radix), niu xi (Achyranthis bidentatae Radix), xue ji (Draconis Sanguis), je 11,1 %; Exipiens ad unguentum 600 mg; Aromatica • Jiao Tong Fang Chinesische Kräuteremulsion für lokale Qi- und Blut stagnation Die leicht wärmende Rezeptur eignet sich hervorragend bei Schmerzen im Bewegungsapparat. Man verwendet Jiao Tong Fang in der Heilungsphase nach einer Verletzung (ab 5. Tag) oder generell bei Verspannungen und Muskelschmerzen. Die Emulsion unterstützt die Heilung durch Qi und Blut bewegende sowie Leitbahnen öffnende und nährende Kräuter. Blockiertes Qi und Blut werden abtransportiert, Feuchtigkeit aufgelöst und Schmerzen gelindert. Inhaltsstoffe: 500 mg Extrakt aus chi shao (Paeoniae Radix rubra) (4 %), chuan xiong (Chuanxiong Rhizoma) (2,6%), su mu (Sappan Lignum) (15,4 %), hong hua (Carthami Flos) (4 %), ji xue cao (Centellae Herba) (8 %), mo yao (Myrrha) (4 %), ru xiang (Olibanum) (4 %), dang gui (Angelicae sinensis Radix) (4 %), xu duan (Dipsaci Radix) (8%), dan shen (Salviae miltiorrhizae Radix) (15,4 %), ji xue teng (Spatholobi Caulis) (8 %), yi yi ren (Coicis Semen) (15,4 %), ze lan (Lycopi Herba) (4 %), tao ren (Persicae Semen) (3,2 %); Exipiens ad unguentum 500 mg; Aromatica 20 NEUE PRODUKTE Welche Rohdrogen gehören zu welcher Emulsion? Gewinnen Sie eines von fünf Emulsionen-Sets Wettbewerb Ordnen Sie die Rohdrogen den entsprechenden Emulsionen zu. Jeweils zwei Hauptsubstanzen gehören zu einer Emulsion. 1 2 4 3 5 6 Unter den richtigen Antworten verlosen wir 5 x 1 Gesamtset (1 grüne, 1 rote und 1 blaue Emulsion) und 15 x 1 Flasche Jiao Tong Fang. Einsendeschluss ist der 29. Februar 2008. Welche beiden Bilder beziehungsweise welche beiden Rohdrogen gehören zu welcher Emulsion? Jiao Tong Fang: Wen Re Fu Yao Fang: Name Huo Xue Li Shui Fang: Adresse Praxis PLZ, Ort Telefon E-Mail Datum Unterschrift Talon einsenden oder faxen an LIAN CHINAHERB AG, Fürtistrasse 7, 8832 Wollerau, Fax 044 786 99 90 Wenn Sie das Heft nicht zerschneiden wollen: Talon vor dem Einsenden oder Faxen kopieren oder per E-Mail teilnehmen: [email protected] (Postadresse nicht vergessen). Einsendeschluss: 29. Februar 2008 1/08 21 AG VERANSTALTUNGEN UND KURSE Seminare am LIAN INSTITUT Einklang zu bringen. Viele aus der Geschichte bekannte Kalligrafen hatten ein sehr langes Leben. In den drei Tagen des ersten Kursblockes gibt Wang Ning eine Einführung zur Entstehung und Entwicklungs geschichte der chinesischen Schrift zeichen. Die Teil nehmer lernen dann verschiedene Schriftzeichen sowie die Anwendung der «vier Schätze der Studierstube» Pinsel, Papier, Tusche und Reibstein kennen. Die übrigen drei Wochenenden sind hauptsächlich dem begleiteten Üben und der Besprechung von Fragen gewidmet, die beim Schreiben auftauchen. Kosten: Das ganze Seminar kostet 1600 Franken. Wer den ersten Kursblock (Fr. 450.–) besucht hat, kann auch einzelne der übrigen drei Wochenenden zu je Fr. 385.– belegen. Eine Mappe mit Musterzeichen ist im Preis inbegriffen; das Schreibmaterial wird zum Selbstkostenpreis abgegeben und kostet je nach Ausstattung etwa Fr. 50.– bis 70.–. Kurssprache: Deutsch; Kenntnisse der chinesischen Sprache sind nicht Be dingung. Fr./Sa./So. 7./8./9. März 2008 Sa./So. 14./15. Juni 2008 Sa./So. 13./14. September 2008 Sa./So. 15./16. November 2008 Freitag 7. März: 19.00–21.00 Samstage: jeweils ganzer Tag, Beginn 9.00 Sonntage: jeweils 9.00–14.00 LIAN INSTITUT, CH-8832 Wollerau Beachten Sie nebst unseren Kurshinweisen auf diesen Seiten auch die tabellarische Aufstellung auf der hinteren Umschlagseite des «EXTRAKT» – sie dient dem schnellen Überblick. • Wang Ning: Chinesische Kalligrafie Geboren 1962 in Nanjing, lernte Wang Ning von früher Kindheit an die Kunst der Kalligrafie (Duden: «Schön schreib kunst»). Der chinesischen Kalligrafie liegen die Philosophie und Lebensart des alten China zugrunde. Nach der Öffnung Chinas Anfang der 80er-Jahre studierte Wang Ning in Beijing deutsche Literatur und Sprachwissenschaft. Ausserdem befasste er sich mit der alten chinesischen Schrift und erlernte die Kunst des Siegelschnitzens. Seit Ende 1989 lebt Wang Ning in Deutschland und arbeitet als Kalligraf, Siegelschneider und Übersetzer. Er veröffentlicht viele Artikel über chinesische Schrift, schreibt und illustriert verschiedene Bücher und stellt seine Werke aus. Immer wieder gibt er sein Wissen und Können in Kursen weiter. Die Kalligrafie ist seit Jahrtausenden ein wesentlicher Bestandteil der chinesischen Kunst. Vom Kaiser bis zum Bauern sammelten die Menschen begierig Werke schöner Kalligrafie. Noch heute sieht man in China Kalligrafien als Rollbilder oder gerahmt, wohin man auch schaut. Auch in Japan, Korea und anderen asiatischen Ländern spielt die Kalligrafie eine wichtige Rolle in der Kulturgeschichte. • Dr. Ulrich Eberhard: Japanische Medizin Ulrich Eberhard schloss 1977 in Heidelberg sein Medizin studium ab. Es folgten Assistenzen in Chirurgie, Innerer Medizin und Gynä kolo gie an verschiedenen Kran ken häusern in Deutsch land. Von 1981 bis 1985 hielt sich Dr. Eberhard zu Studienzwecken in China und Japan auf. Er erwarb das staatliche Diplom an der Akademie für Traditionelle Chinesische Medizin in Beijing und war als Wissen schaftler am Forschungsinstitut für Fernöstliche Medizin der Kitasato-Universität in Tokyo tätig. Anschliessend liess er sich als Facharzt für Allgemein medizin in München nieder. Schwerpunkt seiner Praxis tätigkeit waren die Naturheilverfahren Phyto therapie, Akupunktur und Kampo-Medizin. 1998 verlegte Ulrich Eberhard aus familiären Gründen seine Praxis nach Madrid. Seit 20 Jahren wirkt er als Dozent an verschiedenen Akademien und Institutionen in Deutschland, wo er vor allem Akupunktur, Japanische Akupunktur und Kampo-Medizin unterrichtet. Nebst verschiedenen wissenschaftlichen Beiträgen in Büchern und Fachzeitschriften zum Thema Japanische Medizin publizierte er unter eigenem Namen das Lehrbuch Über die Jahrhunderte hinweg haben die chinesischen Kalligrafen zahlreiche Stile entwickelt. Zu den Haupt stilen gehören die archaische Zhuanshu-Siegelschrift, die Lishu-Kanzleischrift, die Kaishu-Normal- oder Musterschrift, die Xingshu-Schnellschrift und die Caoshu-Grasschrift. Kalligrafie zu üben fördert Disziplin, Geduld und Ausdauer und kann dazu beitragen, Körper und Geist in 22 VERANSTALTUNGEN UND KURSE «Leitfaden Kampo-Medizin: Japanische Phytotherapie» (Verlag Elsevier/Urban & Fischer, 2003, ISBN 3-43756550-8). In seinem Kurs zur Japanischen Medizin wird Dr. Eberhard in vier Wochenendblöcken die KampoPhytotherapie unterrichten. Zwei Wochenenden sind der Japanischen Akupunktur (Meridianschule) und Moxi bustion gewidmet, die sich durch eine verfeinerte Technik auszeichnen. Die Kampo-Phytotherapie stellt eine Erweiterung und sinnvolle Ergänzung der Akupunkturbehandlung dar und bietet eine interessante Alternative zur Chinesischen Arzneitherapie, weil die Anwendung der Kampo-Rezep turen unkompliziert ist und eine Reihe von Vorteilen für uns im Westen bietet. Anhand klinischer Fallbeispiele werden die klassischen Kampo-Rezepturen diskutiert. Praktische Übungen, Palpation von Bauch und Puls, japanische Nadel- und Moxibustionstechniken runden den Kurs ab. Detailprogramm unter www.lian.ch ➔ Seminare Kurssprache: Deutsch Sa./So. 5./6. April 2008 (Kampo) Sa./So. 17./18. Mai 2008 (Kampo) Sa./So. 28./29. Juni 2008 (Akupunktur, Moxa) Sa./So. 20./21. September 2008 (Kampo) Sa./So. 1./2. November 2008 (Akupunktur, Moxa) Sa./So. 13./14. Dezember 2008 (Kampo) LIAN INSTITUT, CH-8832 Wollerau 15 Jahren mit Traditioneller Chinesischer Medizin vermitteln. Neben der Behandlung mit Kräutermedizin werden auch Verfahren wie Tuina, Akupunktur und Moxibustion sowie Nabelpflaster besprochen. Dies beinhaltet natürlich auch die Diagnosefindung und Differenzierung der Syndrome sowie die Frage, wie diese sich beim Kind vom Erwachsenen unterscheiden. Krankheiten wie Verdauungsstörungen, Wachstums störungen, Infektneigung, Allergien, Asthma, Neuro dermitis, Darmparasiten, Kopflausbefall, Warzen, ADS, Hyperaktivität, Heuschnupfen und andere werden differenziert und ihre Behandlung mit den Methoden der TCM vorgestellt. Dazu erläutert Gunter Neeb detailliert Fälle aus der Praxis. Am zweiten Tag können kleine Patienten mitgebracht werden (ein bis zwei Babys beziehungsweise Kinder), um die praktische Anwendung zu erlernen. Kurssprache: Deutsch Sa./So. 29./30. November LIAN INSTITUT, CH-8832 Wollerau Abmeldung von gebuchten Kursen: die Regeln Um den Aufwand der LIAN für die Vorbereitung der Kurse (Administration, Reservationen, Honorare u.a.) zu decken, gel- • Dr. Gunter Neeb: Pädiatrie Gunter Ralf Neeb studierte während sechs Jahren die chinesische Sprache in Taiwan. Ab 1994 Ausbildung an der Hochschule für Chinesische Medizin der Provinz Yunnan, später an der Internationalen Hochschule für TCM Tianjin. 1998 graduierte er als erster Nicht-Asiate mit einem Magistergrad in Chinesischer Innerer Medizin. Im gleichen Jahr folgte die Aufnahme als Dozent in den Lehrkörper der Universität Tianjin. Von 1995–2001 arbeitete Gunter Neeb als Assistent und später als Arzt im Klinikum des Forschungszentrums für TCM der Stadt Tianjin. Mit seiner Dissertation beendete er 2001 seinen 12-jährigen Studienaufenthalt in China und kehrte als erster Nicht-Chinese mit einem Doktorgrad der Chinesischen Medizin nach Deutschland zurück. Seit 2002 ist Neeb Gastprofessor an der TCMUniversität Yunnan sowie Lektor u.a. an der Universität Witten-Herdecke und an verschiedenen medizinischen Akademien und Institutionen in Deutschland, in der Schweiz, Österreich, Holland und Spanien. In diesem Kurs wird Gunter Neeb die Behandlung von Kleinkindern und Kindern zwischen drei Monaten und ten folgende Regeln bezüglich der Abmeldung von bereits gebuchten Kursen: • Bei Abmeldungen oder Umbuchungen vor Kursbeginn wird eine Bearbeitungsgebühr von Fr. 50.– erhoben. Schon bezahltes Kursgeld wird abzüglich der Bearbei tungs gebühr zurückerstattet. • Hat der Kurs bereits begonnen, besteht kein Anspruch auf Rückerstattung der Kursgebühr. Eine Rückerstattung der Gebühren ist nur aus gesundheitlichen Gründen oder in Notsituationen möglich. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Das LIAN-Kursteam 1/08 23 AG Das pinyin-Kräuter-ABC erleichtert das Lernen der chinesischen Arzneimittelnamen. pao zhi: Vorbehandelte Chinesische Arzneikräuter sind im Westen noch zu wenig bekannt. Chemotherapie mit TCM begleiten: Krebspatienten leiden unter den drastischen Nebenwirkungen der Chemotherapien. Die Begleitung mit TCM kann solche Therapien ertragbarer machen, indem sie die Patienten stärkt und im Abwehrkampf unterstützt. AG www.lian.ch LIAN CHINAHERB AG Fürtistrasse 7 CH-8832 Wollerau P.P. CH-8832 Wollerau VERANSTALTUNGEN UND KURSE DATUM/ORT VERANSTALTER REFERENTIN/REFERENT THEMA PREIS Fr./Sa./So. 7./8./9. März 08 Sa./So. 14./15. Juni 08 Sa./So. 13./14. Sept. 08 Sa./So. 15./16. Nov. 08 LIAN INSTITUT LIAN INSTITUT Wang Ning Chinesische Kalligrafie Kurssprache: Deutsch Fr. 1600.– inkl. Mittagessen Sa./So. 5/6. April 08 Sa./So. 17/18. Mai 08 Sa./So. 28./29. Juni 08 Sa./So. 20./21. Sept. 08 Sa./So. 1./2. Nov. 08 Sa./So. 13./14. Dez. 08 LIAN INSTITUT LIAN INSTITUT Dr. Ulrich Eberhard Japanische Medizin (zwei der sechs Wochenenden: Japanische Akupunktur und Moxibustion. Kurssprache: Deutsch ganzer Kurs Fr. 2400.– inkl. Mittagessen; einzelne Wochenenden Fr. 440.– Sa./So. 29./30. Nov. 08 LIAN INSTITUT LIAN INSTITUT Dr. Gunter Neeb Pädiatrie Kurssprache: Deutsch Fr. 370.– inkl. Mittagessen Sa./So. 17./18. Jan. 09 LIAN INSTITUT LIAN INSTITUT Claudia Focks Atemwegserkrankungen Kurssprache: Deutsch Fr. 370.– inkl. Mittagessen Für Studierende gewährt das LIAN INSTITUT 25 % Rabatt auf seine Weiterbildungskurse. 24