Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Macht und Soziale Arbeit Ein Vergleich der theoretischen Ansätze von Max Weber, Niklas Luhmann und Michel Foucault mit Hilfe einer qualitativen Untersuchung von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern in psychiatrischen Kliniken in Bayern Bachelorarbeit an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule für angewandte Wissenschaften – Fachhochschule München Eingereicht von: Jürgen Baumgartner Matrikelnummer: 06235408 Adresse, Email: Kirchenweg 3, 85276 Pfaffenhofen [email protected] Erstgutachter: Prof. Dr. Christian Janßen Zweitgutachter: Prof. Dr. Manfred Cramer Ort und Datum der Abgabe: München, den 07.05.2012 0 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Inhaltsverzeichnis: 1. Die Soziale Arbeit in Theorie und Praxis ......................................................................... 3 2. Die Grundlagen und die Machttheorien ............................................................................ 4 2.1 Das Thema dieser Arbeit................................................................................................. 4 2.2 Eine Einführung wichtiger Begriffe ............................................................................... 5 2.2.1 Die Soziologische Theorie............................................................................................ 5 2.2.2 Die Macht ..................................................................................................................... 6 2.2.3 Die Psychiatrie in Bayern............................................................................................ 8 Der Wissenschaftliche Vergleich von Theorien ............................................................ 9 2.3 2.3.1 Nach Karl Poppers „Logik der Forschung“ ............................................................. 9 2.3.2 Im Licht der Theorientheorie ................................................................................... 10 2.4 Der Stand der Forschung .............................................................................................. 13 2.5 Die Auswahl und Analyse der Machttheorien auf wesentliche Merkmale ............... 14 2.5.1 Die Auswahl der Machttheorien............................................................................... 14 2.5.2 Der Nationalökonom Max Weber ............................................................................ 15 2.5.2.1 Das Machtkonzept nach Max Weber ....................................................................... 15 2.5.2.2 Die wesentlichen Merkmale des Machtkonzeptes bei Max Weber ....................... 16 2.5.3 Der Soziologe Niklas Luhmann ................................................................................ 17 2.5.3.1 Die Systemtheorie Luhmanns ................................................................................... 17 2.5.3.2 Die Systemtheorie der Macht ................................................................................... 19 2.5.3.3 Wesentliche Merkmale des Machtkonzeptes bei Niklas Luhmann....................... 22 2.5.4 Der Psychologe Michel Foucault .............................................................................. 22 2.5.4.1 Der Machtbegriff bei Michel Foucault .................................................................... 22 2.5.4.2 Wesentliche Merkmale der Machtkonzepte bei Michel Foucault ......................... 25 3. Die qualitative Analyse ...................................................................................................... 25 3.1 Die Vorstellung der in der qualitativen Untersuchung verwendeten Methoden ..... 26 3.1.1 Das Problemzentrierte Interview ............................................................................. 26 3.1.2 Die Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ......................................................... 28 3.2 Die qualitative Datenerhebung ..................................................................................... 29 3.2.1 Die Fragen des Interviews ......................................................................................... 30 3.2.2 Auswahl und Festlegung der Interviewpartner ...................................................... 31 3.2.3 Die Auswahl der Kliniken ......................................................................................... 32 3.2.4 Mögliche Schwierigkeiten bei der Durchführung der Interviews ......................... 33 1 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 3.2.5 Die Interviewpartner ................................................................................................. 33 3.2.6 Die Durchführung der Interviews ............................................................................ 34 Die Auswertung der Daten............................................................................................ 35 3.3 3.3.1 Die allgemeinen Daten ............................................................................................... 36 3.3.2 Die ermittelten Kategorien........................................................................................ 37 4. Die komparative Analyse .................................................................................................. 41 4.1 Der Häufigkeitsindex für Max Webers Machttheorie................................................ 41 4.2 Der Häufigkeitsindex für Niklas Luhmanns Machttheorie ....................................... 42 4.3 Der Häufigkeitsindex für Michel Foucaults Machttheorie ........................................ 42 4.4 Die Auswertung der Ergebnisse der Häufigkeitsindices ............................................ 43 4.5 Die Reflexion der Ergebnisse ........................................................................................ 44 5. Das Fazit ............................................................................................................................. 46 Abbildungsverzeichnis…………………………………………………………………………47 Tabellenverzeichnis…………………………………………………………………………….47 Literaturverzeichnis……………………………………………………………………………48 Erklärung und Zustimmung für die Bibliothek……………………………………………...51 Anhang 1: Anschreiben………………………………………………………………………..52 Anhang 2: Bettenzahlen der bayerischen Psychiatrien……………….……………………..53 2 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 1. Die Soziale Arbeit in Theorie und Praxis Peter Sommerfeld, Professor für Soziale Arbeit an der Fachhochschule Solothurn in der Schweiz, befasste sich im Rahmen eines Vortrags (Sommerfeld 2007) mit der Entwicklung und der aktuellen Situation der Professionalisierung Sozialer Arbeit. In der Nachkriegszeit gestaltete sich dieser Prozess in vier Phasen: Methodenimport aus USA, Kritische Gesellschaftstheorie und Politisierung, Kultivierung personaler Kompetenzen und Organisationsentwicklung (Vgl. ebd.: 2) Aktuell stellt die Gestaltung von Organisationen im Zuge der „neo- liberalen Offensive“ (Ebd.: 3) die Sozialarbeiter vor die Aufgabe, ihre Profession vor einer völligen Vereinnahmung durch die Organisation zu schützen. Die zentrale professionelle Ressource hierfür ist die wissensbezogene Reflexivität der Praxis, die uns anwendungsrelevante Möglichkeiten eröffnet. Diese Reflexivität ermöglicht es uns letztlich, dass wir uns in den Organisationen behaupten und bessere Problemlösungen für und mit unseren Klientinnen und Klienten entwickeln können. (Vgl. ebd.: 4 f.) Wissen und Praxis erzeugen letztlich ein Wissenstransfermodell, in dem Wissenschaft und Praxis kooperativ verschränkt sind. (Vgl. ebd.: 7 f.) Um diese Verschränkung von Theorie und Praxis wird es in dieser Arbeit gehen. Nach einer Klärung wesentlicher Begriffe erfolgt ein Exkurs zur Wissenschaftstheorie. Wissenschaftstheoretisch werden im Rahmen dieser Arbeit deduktive, induktive und komparative wissenschaftliche Vorgehensweisen angewandt. Da die Verträglichkeit dieser Techniken einer Begründung bedarf, erfolgt die theorientheoretische Abklärung dieser Arbeitsweise. Die drei im Titel der Arbeit benannten theoretischen Ansätze werden im Anschluss vorgestellt und auf je vier phänomenologisch erfassbare Kriterien kondensiert. Im Rahmen der Auswertung von Leitfadeninterviews mit Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern der bayerischen Psychiatrien werden dann Phänomene der Praxis mit diesen Kriterien verglichen. Ein letzter Schritt soll dann zu einer Benennung derjenigen der drei Theorien führen, die Praxisphänomenen im Rahmen dieser Auswahl am nächsten kommt. 3 den erfassten Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 2. Die Grundlagen und die Machttheorien Im folgenden Abschnitt wird es darum gehen, die begrifflichen und theoretischen Grundlagen darzustellen, die die theoretischen Voraussetzungen für die qualitative Analyse im dritten Abschnitt schaffen. Hierbei wird einerseits Wert auf eine wissenschaftliche Begründung der Vorgehensweise (Eine Schleife von Theorie zu Praxis zu Theorie) gelegt, andererseits werden deduktiv Analysekriterien erarbeitet, die später bei der (induktiven) Auswertung der qualitativen Untersuchung zum Einsatz kommen werden. 2.1 Das Thema dieser Arbeit Welche Relevanz hat denn eigentlich die Macht für die Soziale Arbeit? Was haben beide Begriffe miteinander zu tun? Hierauf gibt beispielsweise eine Schrift zur Theorie der Sozialen Arbeit Antworten: Die Macht als ein Spezifikum der Sozialen Arbeit spannt sich im Bereich des Verhältnisses auf, in welchem der einzelne Mensch und die Gesellschaft aufeinander einwirken. (Vgl. Schmocker 2006: 378) Dieser Zusammenhang, so hergestellt von Silvia Staub- Bernasconi (einer der zentralen Theoretikerinnen der Sozialen Arbeit) wird von ihr selbst differenziert in die Phänomene „Liebe“, „Macht“ und „Erkenntnis“ als spezifische Anforderungen „…an die Profession Sozialer Arbeit“. (Ebd.: 384) Aufbauend auf ihrer „speziellen Handlungstheorie der Sozialen Arbeit“ rekonstruiert sie ein berufliches Instrumentarium, das die spezifische Aufgabe „Prozesse des Mitempfindens, der sozialen Empathie, der Lernmotivierung und Fürsorglichkeit (<Liebe>) durch Prozesse der distanzierenden kognitiven Analyse und Wertsetzung (<Erkenntnis>) mit den Prozessen der Machtausübung im Sinne fairer Kontrolle und gerechter Zuteilung von Ressourcen (<Macht>) kombinier-, lern- und gestaltbar zu machen.“ (Ebd.: 384) löst. Die „Macht“ (und ihre Erscheinungsformen) ist daher nach Silvia Staub- Bernasconi eines der drei grundlegenden professionellen Instrumente Sozialer Arbeit. 4 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Es wird in dieser Arbeit um Macht gehen und es wird um die Erkenntnis gehen, in welcher Form bzw. Phänomenologie Macht im Rahmen der praktischen Sozialen Arbeit im benannten Arbeitsgebiet zum Tragen kommt und welche der ausgewählten Theorien diesen Sachverhalt bestmöglich beschreibt. Die Forschungsfrage lautet also: Welcher der theoretischen Ansätze von Max Weber, Niklas Luhmann und Michel Foucault beschreibt die Phänomene der Macht in der Praxis der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der bayerischen Psychiatrien am besten? 2.2 Eine Einführung wichtiger Begriffe Um eine eindeutige Begrifflichkeit für diese Arbeit zu erzeugen, werden in den folgenden Abschnitten einige wesentliche Begriffe inhaltlich eingegrenzt und definiert. 2.2.1 Die Soziologische Theorie Der Begriff „Soziologie“ ist ein Kunstwort, das sich aus dem lateinischen „socius“ (Adjektiv: gemeinsam, verbunden, verbündet; oder Substantiv: Gefährte, Verbündeter, Teilnehmer) und dem griechischen „logos“ (Sprachliche Darstellung, Kunde, Denkkraft) zusammensetzt. Der Begriff könnte mit „Wissenschaft vom Zusammenleben“ übersetzt werden. (Vgl. Korte, Schäfers 2008: 15) In einer ersten Beschreibung kann Soziologie als „Wissenschaft von der Sozialen Wirklichkeit“ gefasst werden. Als Erzeuger dieser sozialer Wirklichkeit gelten beispielsweise das „Soziale Handeln“ (Nach M. Weber) oder „Soziale Tatbestände“ (Nach E. Durkheim). (Vgl. ebd.: 12 f.) Die soziale Wirklichkeit ist der Forschungsgegenstand der Soziologie. Oder anders betrachtet aus dem Blickwinkel der Soziologie geht es um Strategien zum Verständnis der sozialen Welt: „… sociology is a strategy for understanding the social world“ (Hedström, Bearman 2009: 4) Methodisch beruht Soziologie als paradigmatische und empirisch- rationale Sozialwissenschaft bis heute auf zwei zentralen Grundprinzipien. Das erste ist das Prinzip der empirischen Beobachtung. Hierbei werden Beobachtungen in Daten umgewandelt, die für die Beantwortung soziologischer Fragen von besonderer 5 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Bedeutung sind. Dazu werden Merkmale abstrahiert, interpretiert und so aufgezeichnet, dass eine Replikation möglich ist. (Vgl.: Joas 2007: 22 ff.) Das zweite Prinzip ist das der logischen Analyse. Nach der Abgrenzung der Analyseeinheiten vom größeren, komplexen Ganzen werden die Beziehungen zwischen diesen Einheiten ermittelt. Der dazugehörige Schritt ist dann die Theorie als systematischer Versuch, Beziehungen zwischen den Analyseeinheiten herauszufinden und ihre Wirkungen zu erklären. Diese Theorien sind idealerweise so formuliert, dass sie durch Überprüfung via Beobachtung verifiziert werden können. Denkbar ist hier auch eine Spezifizierung oder eine Präzisierung der Theorie. (Vgl.: Ebd.: 24 f.) Zur Methodologie der angewandten Sozialforschung nach den Erkenntnissen von Lazarsfeld und Reitz vergleiche auch Bohle in Albrecht, Groenemeyer (2012: 1358 ff.). Dort findet sich auch eine ausführliche Beschreibung zur prozessualen induktivdeduktiven Vorgehensweise angewandter Sozialforschung. Der Rekurs von ausgewählten Theorien zur Empirie und der damit verbundenen Verifizierung in einem abgegrenzten Analysebereich (bayrische Psychiatrien) ist wesentlicher Bestandteil der Absichten dieser Arbeit. 2.2.2 Die Macht Etymologisch vom gotischen magan (mögen, können, vermögen) herzuleiten, weisen die semantischen Wurzeln auf Aristoteles´ Dynamis- Begriff oder das mittelalterliche potentia zurück, die beide auf die Fähigkeit verweisen, Mögliches wirklich zu machen. (Vgl.: Krause, Rölli 2008: 8) Der Begriff der Macht ist in der soziologischen Literatur mit verschiedenen Bedeutungen besetzt. Im „Lehrbuch der Soziologie“ wird „Macht“ definiert als: „M. ist ein Verhältnis, in dem das vom Machthaber gewünschte Verhalten der Machtunterworfenen nicht durch deren eigene Zustimmung zustande kommt, sondern durch Drohung, Manipulation, Erpressung, etc. vermittelt ist. M. basiert auf der strategischen Nutzung von asymmetrisch verteilten Handlungsressourcen und kommt keineswegs nur in politischen Zusammenhängen vor.“ (Joas 2007: 539) In der Sozialen Arbeit wird „Macht“ bei Silvia Staub- Bernasconi (2007: 381) definiert als „…keine Eigenschaft von Individuen, sondern eine Eigenschaft von sozialen 6 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Beziehungen und Regeln, welche diese Beziehungen so regeln, dass sich eine vertikale Anordnung von Individuen unter sozialen Systemen ergibt.“ Eine weitere Definition findet sich in „Schlüsselbegriffe der Soziologie: „Soziale Macht taucht als Komponente in vielen sozialen Beziehungen auf. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Partner eine Chance hat, seinen Willen bei anderen Personen auch gegen deren Widerstreben durchzusetzen.“ (Bahrdt 2003: 162) Dieser Machtbegriff wird in den Kontext gesetzt zu Informationsmonopol, Medien, ökonomischer Macht und gewaltlosem Widerstand. (Vgl.: Ebd.: 163 ff.) In „Macht“ skizzieren Krause und Rölli (2008: 9 f.) in Anlehnung an Nietzsches Verständnis von Macht („unhintergehbare Pluralität von Machtverhältnissen“ (Ebd.: 9)) eine struktur- und weltkonstituierende Perspektive: „Als modale Macht oder >Ermöglichungsmacht< lässt sie sich an vielfältigen sinn- oder handlungskonstituierenden Prozessen in verschiedenen Interventionsfeldern aufweisen, die nicht zwangsläufig in ein epochales Dispositiv der Macht auslaufen.“ (Ebd.: 9) (Dispositiv bedeutet nach Foucault: „…ein entschieden heterogenes Ensemble, das Diskurse, Institutionen, architektonische Einrichtungen, reglementierende Entscheidungen, Gesetze, administrative Maßnahmen, wissenschaftliche Aussagen, philosophische, moralische oder philanthropische Lehrsätze, kurz: Gesagtes ebenso wohl wie Ungesagtes umfasst.“ (Foucault 1978: 119 f.)) Mein persönliches Verständnis von Macht definiert sie als Regulativ einer als absolut anzusehenden ursprünglichen (Handlungs-) Freiheit, welches konstruktive und funktionale soziale Strukturen und Beziehungen überhaupt erst ermöglicht. Bewusst habe ich in diesem Abschnitt fünf mögliche, verschiedene Bedeutungen des Machtbegriffes nebeneinander gestellt, ohne zu präferieren. Sie belegen hinreichend, dass es zwischen verschiedenen theoretischen Ansätzen zur Macht deutlich abzugrenzende Unterschiede gibt. Einschränken möchte ich den Begriff jedoch dahingehend, dass er in dieser Arbeit nicht im Hinblick auf gesellschafspolitische Macht gedacht wird, sondern im Hinblick auf einen Zustand/ eine Dynamik zwischenmenschlicher Beziehungen und sozialer Strukturen in einer Organisation (Psychiatrie). 7 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 2.2.3 Die Psychiatrie in Bayern Die Psychiatrien in Bayern sind organisatorisch den Regierungsbezirken in Bayern unterstellt. Es gibt insgesamt 30 psychiatrische Bezirkskliniken, die Abteilungen bereits eingerechnet (Vgl. Anhang 2) mit rund 12.000 Betten und tagesklinischen Plätzen. (Vgl. Homepage Verband bayrischer Bezirke 2011: Gesundheit) Die Fachbereiche der Bezirkskliniken umfassen neben Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik die Bereiche Neurologie, forensische Psychiatrie, Geriatrie, Sucht, Tageskliniken und Rehabilitation. Die Versorgungskette in den Häusern beginnt mit der Akut- bzw. Aufnahmestation über die weiterführenden Stationen zur Rehabilitation (Diese erfolgt in der Regel durch öffentliche, paritätische oder private externe Träger). Abgerundet wird die Kette durch Kriseninterventionsstationen oder Ambulanzen. Die Situation bezüglich der Verteilung der Erkrankungen der eingewiesenen Patienten wird in ihrer Ausprägung dergestalt beurteilt (Wenk- Wolff 2011): „Fallzahlenanstieg und Verweildauertage im psychiatrischen Akutkrankenhaus nach Diagnosegruppen psychischer Erkrankungen zeigen deutlich, dass sich das Patientenspektrum in den psychiatrischen Kliniken zunehmend wandelt. Früher haben oft chronische Erkrankungen z.B. aus dem schizophrenen Störungsspektrum das Krankenhausbild dominiert. Heute stellen wir fest, dass diese Patienten entgegen der Entwicklung im Bereich der Abhängigkeitsstörungen und der affektiven Erkrankungen auf Grund der Verbesserung der ambulanten Versorgung und der besseren Vernetzung der verschiedenen Hilfesysteme gerade im Bereich der schizophrenen Erkrankungen weniger häufig in die Kliniken kommen müssen und es seltener zu längeren Klinikaufenthalten kommt.“ (Stellungnahme des Verbandes der bayerischen Bezirke zur Anhörung des Ausschusses für Soziales, Familie und Arbeit und des Ausschusses für Umwelt und Gesundheit zur „Situation der ambulanten, teilstationären und stationären psychiatrischen Versorgung im Freistaat Bayern“; Drucksache 16/4150 am 24. Februar 2011) Konkrete Zahlen lassen sich anhand einer Tabelle verdeutlichen, bezogen auf die ICDKlassifikationen F 0 bis F 6: 8 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Abb. 1: Akutstationäre Fallzahlen in Bayern (Quelle: Krankenhausstatistik Destatis 2008) Interessante Aspekte dieser Grafik bieten die Entwicklung der Suchterkrankungen, der depressiven Störungsbilder und der akuten Belastungsstörungen/ Ängste. Eine größer gefasste, epidemiologische Aspekte berücksichtigende Untersuchung, hätte diese Verteilung der Erkrankungen und damit eine differenzierte Zuordnung der ausgewählten Sozialarbeiter zu den entsprechenden Fachbereichen quantitativ zu berücksichtigen. 2.3 Der Wissenschaftliche Vergleich von Theorien Der dritte Aspekt des Themas dieser Arbeit ist der wissenschaftliche Vergleich der im Titel benannten soziologischen Theorien. Im folgenden Abschnitt begründe ich die induktive und deduktive Vorgehensweise sowie den Gedanken des Vergleiches als den Leitgedanken und Höhepunkt dieser Arbeit. Dieser Abschnitt ist bewusst im Hinblick auf das Niveau der wissenschaftlichen Begründungsansätze in dazu adäquater Form gestaltet. 2.3.1 Nach Karl Poppers „Logik der Forschung“ Karl Popper schreibt jeder Theorie einen logischen und einen empirischen Gehalt zu. Aus dem Verhältnis dieser beiden lässt sich als quantitatives Gütekriterium der Informationsgehalt einer Theorie bestimmen. (Vgl. Meidl 2009: 115 f.) 9 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Im Einzelnen: Grundsätzlich haben wir es hier mit einem induktiven Phänomen zu tun, da soziologische Theorien via logischer Analyse induktiv aus empirischen Beobachtungen (Vgl. Abschnitt 2.2.1) entwickelt werden. In der Literatur gibt es eine aussagekräftige, kritisch rationale Auslegung zum Problem der Induktion von G. Schurz (in Keuth 2007: 25 – 40). Er bezieht sich dabei auf Karl Poppers „Logik der Forschung“; dessen Aussagen bezüglich des Induktionsprinzips werden hierbei zu drei Thesen kondensiert (Vgl. ebd.: 29). Für diese Arbeit von Bedeutung ist die zweite These zur logischen Induktion: „Es ist unmöglich, in rationaler Weise die induktive Wahrscheinlichkeit IW (T/B) (T/B = einer Theorie T bei gegebenen Beobachtungsdaten B; Anmerkung des Studierenden) oder die Wahrheitsnähe WN (T/B) einer Theorie T bei gegebenem Beobachtungswissen B zu ermitteln…Wohl aber ist es möglich, auf rationale Weise Theorien hinsichtlich ihres Bestätigungsgrades (Popper sagt: Bewährungsgrades) oder hinsichtlich ihrer Wahrheitsnähe zu vergleichen. Man kann also zu wohlbegründeten komparativen Bewertungen folgender Form gelangen: Theorie T1 ist besser bestätigt bzw. bewährt als T2, bei gegebenem B; bzw. T1 ist wahrheitsnäher als T2, bei gegebenem B…“ (Schurz in Keuth 2007: 33) Dies bedeutet, dass die Induktion allein für das Vorhaben der Bewährung/Bestätigung von Theorien nicht ausreichend ist, sondern des Vergleiches bedarf. Aus diesen Überlegungen begründe ich meine wissenschaftliche Vorgehensweise, indem ich drei Theorien T1 bis T3 (Max Weber, Niklas Luhmann und Michel Foucault) miteinander bei gegebenem Beobachtungswissen B (Auswertung der qualitativen Untersuchung) bezüglich ihrer Wahrheitsnähe vergleiche und dann komparativ diejenige Theorie bestimme, die die Wirklichkeit der Machtverhältnisse bei Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern der bayrischen Psychiatrien am besten beschreibt. 2.3.2 Im Licht der Theorientheorie Es handelt sich bei der wissenschaftlichen Vorgehensweise dieser Arbeit nicht nur um ein rein logisch induktives Vorgehen, sondern auch um einen deduktiven und komparativen Vorgang (Zur soziologischen Forschung und deren Modell eines TheoriePraxis- Kreislaufes vgl. auch Lazarsfeld und Reitz (1975: 48)). Dass diese Vorgänge genauso legitim sind wie die einfache logische Induktion, soll nun in diesem Abschnitt belegt werden. Außerdem benötigt die 10 Auswertungsmethode (Qualitative Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Inhaltsanalyse) in ihrer Anwendung sowohl deduktive als auch induktive Strategien. Im Hinblick auf den später zu besprechenden systemtheoretischen Ansatz (Metatheorie) benötige ich hier zudem die Metaperspektive der „Theorientheorie“ (Jahraus 2011: 17 – 40). Oliver Jahraus beschreibt in seinem Aufsatz neun Konstituenten von Theorien: Verdacht und Hypothese, Konstruktivismus, Unzugänglichkeit der Welt, Alternative Zugänge zum Unzugänglichen, Theorien als Funktionen von Wissenschaft, Theorie in den Geistes- Kultur und Sozialwissenschaften, Autoreflexivität, Prozessualität und Differenzialität. (Vgl.: Ebd.: 27 – 33) Für meine Argumentation von Bedeutung ist der Aspekt der Prozessualität. Dort heißt es: „Theorien geben sich zwar bisweilen als statische Gebilde mit fixen Architekturen aus, sie sind aber immer auch Theorieprozesse.“ (Ebd.: 32) Weiter benötige ich den Aspekt der Differenzialität: „Theorien sichern Gegenständlichkeiten, aber auf der Ebene des Diskurses, nicht auf der Ebene der Gegenstände.“ (Ebd.: 32) Durch die aus letzterem Aspekt abzuleitende Differenz zwischen Zeichen (Theorie) und Bezeichnetem (Gegenstand der Theorie; hier: Praxis) entsteht ein Paradoxon. Um zurück zur Absicht der relativen Verifikation einer der ausgewählten Theorien zu kommen (und somit zu einer Auflösung des Paradoxons), bieten sich nun zwei Ansatzpunkte: a) Die Theorie: Dazu heißt es bei Jahraus: „Theorien müssen ihren nicht zu vergegenständlichenden Gegenstand durch den Prozess substituieren… Prozesse, so gedacht, sind daher immer schon als… dekonstruierende Prozesse zu beobachten. Was immer in einem Prozess als Instanz, Gegenstand,… aufscheint, wird eben gerade dadurch vom Prozess selbst notwendigerweise dekonstruiert.“ (Ebd.: 33) Die Überprüfung des Gegenstandes einer Theorie nur mittels dieser Theorie wird somit obsolet. b) Die Praxis: Christoph Bode reflektiert in seinem Aufsatz „Theorietheorie als Praxis. Überlegungen zu einer Figur der Unhintergehbarkeit, oder: Über eine Theorie- Praxis- Asymmetrie“ zu Theorie und Praxis: „Eine Theorie der Praxis ist selbstverständlich. Eine Praxis der Theorie natürlich auch. Eine Theorie der Theorie ist Metatheorie oder Theorietheorie. 11 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Aber eine Praxis der Praxis scheint ein Unding – das ist sagbar, aber unsinnig.“ (Bode 2011: 82) Bode schließt daraus, dass Praxis als „durch sich selbst unhintergehbar“ ist. (Ebd.: 82, ausführlich begründet 88 ff.) Aus diesen Überlegungen folgen nun diese Erkenntnisse: - Eine Überprüfung der drei Theorien nur durch theoretische Überlegungen ist nicht hilfreich, da sie zwar hierarchisch iterierbar sind, aber nicht unhintergehbar. (Vgl. ebd.) - Der Rekurs zur Praxis bietet ein unhintergehbares Ergebnis (Beobachtungswissen B). - Auch unter der Perspektive der Systemtheorie, die Beobachtungen höherer Ordnung einbezieht, bleibt der Rekurs auf die Praxis unhintergehbar. Somit ist auch die Einbeziehung der Systemtheorie in die Auswahl der zu überprüfenden Theorien und die beabsichtigte wissenschaftliche Vorgehensweise legitimiert. Zur Unterstützung der komparativen Vorgehensweise über Karl Poppers Ansatz hinaus kann Stanley Fishs (etwas uneinheitlich dem Neopragmatismus, der Postmoderne oder dem Neuen Historizismus zugeordnet) Gedanke angeführt werden, dass wissenschaftlich arbeitende Menschen gar nicht anders können, als Untersuchungsbereich und – gegenstände aus ihrem Blickwinkel zu entwerfen, was fundamentale Widersprüche und Konfrontationen mit der Realität von vorne herein verhindere. Dadurch kann eine Innovation jenseits ihres eigenen theoretischen Gehalt hinaus nicht eintreten; auch könne sich eine Theorie dadurch in ihren eigenen Begrenzungen, Schwächen und Ausblendungen nicht durchschauen. (Vgl. Bode in Grizeij, Jahraus 2011: 80) Denkt man nun eine zweite Theorie als Beobachter, d.h. als Nicht- System (Umwelt) der Theorie, so ermöglicht diese zusätzliche Perspektiven im Sinne systemtheoretischer Funktionalitäten. Diese neuen Inhalte können neben der Wahrnehmung der Systemgrenzen durch die System- Umwelt- Abgrenzung (Die nur durch die Umwelt bewusst werden kann) auch ein Beobachtungswissen aus der Beobachtung der blinden Flecke einer Theorie sein. So lassen sich übrigens auch durch die Interaktionen mehrerer Theorien neue Perspektiven schaffen. 12 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 2.4 Der Stand der Forschung Das Thema „Macht“ hat in der sozialarbeiterischen/ sozialpädagogischen Theoriebildung im Nachklang der 1968er Bewegung eine breite Palette von Ohnmachts-, Allmacht- oder Schuldgefühlen sowie falscher Bescheidenheit hinterlassen. (Vgl. Staub- Bernasconi 2007: 378) An anderer Stelle heißt es hierzu, dass in den 70ern der Begriff der „Macht“ fast durchweg im Verdacht stand, „als Mittel vernunftwidriger Manipulation zu fungieren, Herrschaftsinteressen zu verschleiern und Bevormundung und Unmündigkeit zu begründen.“ (Kraus, Krieger 2007: 9) Dass der Begriff der Macht durchaus dichotom zu verstehen ist, arbeitet Silvia Staub Bernasconi (Vgl. 2007: 378) deutlich heraus. Rekursiv zu Jane Addams (1907), die Macht in „positive“ und „negative“ Macht unterteilte, wählt sie adäquat dazu die Konzepte „Begrenzungsmacht“ und „Behinderungsmacht“. Die „Begrenzungsmacht“ als menschengrechte, legitim begrenzende Ordnung steht für faire Schichtung, soziale Hierarchien sowie Ideen und Werte zur Machtlegitimation. (Vgl. ebd.: 381 ff.) Die „Behinderungsmacht“ als menschenbehindernde, illegitime Ungleichheitsordnung steht hierbei für Kaste, Klasse, unfaire Schichtung, Herrschaft, machtlegitimierende Ideen sowie kulturelle und strukturelle Gewalt. (Vgl. ebd.: 384 ff.) Gegen ein einseitiges Verständnis von Macht als Behinderungsmacht wehren sich auch Kraus, Krieger (2007: 10 f.), wenn sie sich dagegen aussprechen, dass Macht zuallererst als Behinderungsmacht interpretiert wird, Fragen der Legitimität von vorneherein ausgeschlossenen werden und Macht als solche per se als Unrecht wahr genommen wird. Hierzu zitieren sie Herringer (2002: 195): „Die Ungleichverteilung von Macht zwischen beruflichem Helfer und Klient, das systematische Gefälle von Kompetenz und Nicht- Kompetenz, ist ein konstitutives Element einer jeden helfenden Beziehung.“ Diesem aktuellen Verständnis von Macht in der Sozialen Arbeit kann man als Beispiel ein soziologisches Konzept zur Seite stellen, das den gesellschaftlichen Phänomenen der Postmoderne am ehesten gerecht wird: Amartya Sens „Capability- Approach“. Hier versteht er faire Schichtung und soziale Hierarchien so: „The capability approach to a person´s 13 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 advantage is concerned with evaluating it in terms of his or her actual ability to achieve various valuable functionings as a part of living. “ (Nussbaum, Sen 1993: 30) Eine denkbare Kombination vernünftigen Machtgebrauches wäre somit der Einsatz von Begrenzungsmacht unter der Prämisse größtmöglicher Befähigung des Klienten. 2.5 Die Auswahl und Analyse der Machttheorien auf wesentliche Merkmale In diesen Kapiteln geht es darum, die Auswahl der Machttheorien transparent erscheinen zu lassen und die ausgewählten Theorien auf spezifische Merkmale zu analysieren, die eine Differenzierung im Hinblick auf die Ergebnisse der geplanten qualitativen Analyse ermöglichen. 2.5.1 Die Auswahl der Machttheorien Silvia Staub- Bernasconi bezieht sich in ihren Ausführungen zur Behinderungsmacht auf Addams, Arendt, Bourdieu, Brückner, Coleman, Dahrendorf, Foucault, Galbraith, Galtung, Giddens, Gramski, Heintz, Lenki, Marx, Moore, Sennett, Weber, Wittvogel,. Zu Strukturen der Begrenzungsmacht verweist sie auf Ahrendt, Aristoteles, de Beauvoir, Dewey, Diderot, Freire, Habermas, Hegel, Höffe, Montesquieu, Plato, Rawls, Rousseau und Toqueville,. (Vgl. Staub- Bernasconi 2007: 377 f.) Björn Kraus und Wolfgang Krieger setzen sich mit dem Thema konkret auseinander. In dem Kapitel „Welche Theorien zur Macht lassen sich für die Soziale Arbeit nutzbar machen?“ werden genannt: Arendt, Benjamin, Bourdieu, Bühler, Butler, Dallmann, Elias, Foucault, Gruschka, Habermas, Luhmann, Margalit, Nietzsche, Plessner, Weber. (Vgl. Kraus, Krieger 2007: 11 – 24) Sicherlich wäre es interessant, diese Arbeit unter der Einbeziehung philosophischer, theologischer, sozialpolitischer und psychologischer Machttheorien zu gestalten. Da dies den Rahmen jedoch erheblich sprengen würde, ist sie auf die Auswahl soziologischer Theorien beschränkt. Sinnvoll für die engere Auswahl erschien hierbei eine möglichst breite Phänomenologie bei möglichst wenigen Theorien. Dabei fiel die Auswahl auf Max Weber als klassischen, eher konservativen einheimischen Theoretiker, auf Michel Foucault als modernen, europäischen 14 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 und speziell mit dem Thema „Psychiatrie“ beschäftigten Theoretiker und Niklas Luhmann als Begründer einer Metatheorie, die die untersuchten Phänomene als solche erfassen muss. Da diese drei Theorien auch in ihren Strukturen und Denkansätzen grundverschieden sind, ist ein hoher Unterscheidungsgrad gewährleistet. Dabei wird auch auf die oben angeführten Pools Bezug genommen, in denen Weber und Foucault in beiden benannt werden. Luhmann wird bei den Autoren in Kraus, Krieger (Macht in der Sozialen Arbeit) drei Mal als Referenz benannt, damit häufiger als alle anderen. In den folgenden Abschnitten werden jeweils die Wissenschaftler kurz vorgestellt, es folgt dann eine Zusammenfassung ihrer Theorien (allgemeine und/oder spezielle Theorie) und eine Kondensation wesentlicher Merkmale dieser Theorien auf jeweils vier Kriterien. Bei der Zusammenfassung der Theorie auf wesentliche Merkmale wird darauf Wert gelegt, dass das Machtkonzept insgesamt im Fokus ist und nicht ein Teilkonzept (wie z. B. „Herrschaft“ bei Max Weber) 2.5.2 Der Nationalökonom Max Weber Einer der bedeutendsten Vertreter der Soziologie (eigentlich war er Rechtswissenschaftler und Ökonom), die sich mit den Themen „Macht“ und „Herrschaft“ auseinandergesetzt haben, ist Max Weber (1864 – 1920). Der in Erfurt geborene Wissenschaftler entwickelte in seinem im Jahr 1922 erschienen Werk „Wirtschaft und Gesellschaft“ eine Herrschaftskonzeption, die sich eingehend mit Bedeutung und Umfang von Macht und Herrschaft als Bestandteile sozialer Beziehungen befasst. Max Weber lehrte Handelsrecht in Berlin (ab 1893), Nationalökonomie in Freiburg (ab 1894), in Heidelberg (ab 1896 -1903), in Wien (ab 1918) und dann in München (1919 – 1920). 2.5.2.1 Das Machtkonzept nach Max Weber Eine separate Theorie der Macht gibt es bei Max Weber nur eingeschränkt. Das Kapitel „Klassen, Stände und Parteien“ (Weber 2009: 78 ff.) in „Wirtschaft und Gesellschaft“ befasst sich mit der Klärung der Phänomenologie von Macht, wie sie Max Weber sieht. Hierin stellt er fest, dass eine Rechtsordnung, auch nicht- staatlich, durch die Art ihrer Gestaltung auf die Verteilung von Macht in einer darauf bezogenen Gemeinschaft einwirkt. Das betrifft sowohl die ökonomische Macht als auch jede andere Form von Macht. 15 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Als „Macht“ will Max Weber „… die Chance eines Menschen oder einer Mehrzahl solcher verstehen, den eigenen Willen in einem Gemeinschaftshandeln auch gegen den Widerstand anderer Beteiligter durchzusetzen“. (Ebd.: 78) Im weiteren Text beschreibt er den Begriff der Macht als ein eher amorphes Konzept. Ein Aspekt ist die Ökonomische Macht, die eine Folge von aus anderen Gründen vorhandener Macht sein kann. Die Ökonomische Macht entsteht daher vordergründig nicht zu Bereicherungszwecken, sondern um der Macht selbst willen, da das Streben nach ihr soziale „Ehre“ mitbedingt. Die Art, wie diese soziale „Ehre“ in einer Gemeinschaft zwischen den typischen Gruppen dieser Gemeinschaft verteilt ist, nennt Weber die „soziale Ordnung“. Als machtkonstituierend sieht Max Weber die Rechtsordnung, die Wirtschaftsordnung und die soziale Ordnung. In seiner Herrschaftssoziologie weist er zudem nachdrücklich auf die Macht von Personen oder Gruppen hin, die in modernen (D. h. 20er Jahre des vorigen Jhdts.) Gesellschaften durch Organisationen und Bürokratien immer einflussreicher werden. (Vgl. Joas 2007: 244) Herrschaft bedeutet bei Max Weber mehr als bloße Macht. Sie beruht nicht nur auf der Durchsetzung des eigenen Willens, sondern wird durch qualifizierende Momente charakterisiert. Diese sind Gehorsams- und Gefolgsbereitschaft (Weber 1980: 822ff.) und der Legitimitätsglaube (Ebd.: 122). Der Herrschaftsbegriff ist bei Max Weber dem Machtbegriff aufgrund seiner klaren Strukturierbarkeit überlegen und wird zur soziologischen Grundkategorie (In Form von legaler, traditionaler und charismatischer Herrschaft). Macht als Assoziation zu Konflikt und Kampf behält einen instabilen Charakter, weswegen er wenig in seine soziologische Theorienbildung eingeht. Trotzdem ist Macht bei Max Weber eine eher übergeordnete Größe, die sich in allen Lebensbereichen (Klassen, Stände und Parteien) entfaltet. (Vgl. Joas 2007: 244) 2.5.2.2 Die wesentlichen Merkmale des Machtkonzeptes bei Max Weber An dieser Stelle gilt es, Identifikationsmerkmale für Max Webers Machtkonzept zu benennen. Bezug nehmend auf die Zusammenfassung seines Konzeptes im vorherigen Abschnitt fallen diese Merkmale auf: 16 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 - Durchsetzung des eigenen Willens auch gegen den Widerstand anderer Beteiligter - Begründung der Macht durch soziale „Ehre“ - Begründung der Macht durch die bestehende Rechtsordnung - Begründung der Macht (auch) durch ökonomische Verhältnisse Diese vier Punkte sollen genügen, sie enthalten Webers eigene Machtdefinition und den Bezug auf die wesentlichen Konstituenten der Macht nach seiner Beschreibung. Der Herrschaftsbegriff (als Sonderform der Macht) ist hierbei vom Machtbegriff getrennt und wird daher nicht in die Merkmalsliste aufgenommen. 2.5.3 Der Soziologe Niklas Luhmann Er wurde 1927 in Lüneburg geboren und verstarb 1998 in Bielefeld. Er gilt als der bekannteste deutsche Begründer und Vertreter der Systemtheorie. Er forschte nicht nur in Soziologie, sondern auch in Wirtschafts- und Rechtswissenschaften (er war u.a. promovierter Jurist), Theologie, Geschichtswissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Literaturwissenschaft. 1968 wurde er an die Universität Bielefeld berufen, an welcher er den ersten deutschen Lehrstuhl für Soziologie bis 1993 innehatte. Er hatte den Anspruch, eine Theorie zu entwickeln, die in der Lage ist, alle gesellschaftlichen Teilbereiche mit denselben Kategorien beschreiben zu können. 2.5.3.1 Die Systemtheorie Luhmanns Einzuordnen ist Luhmanns Systemtheorie in die Systematik der Theorien sozialer Systeme als Weiterentwicklung des strukturell- funktionalen Ansatzes, wie ihn z.B. Talcott Parsons vertrat. (Vgl. Luhmann 2009: 144) Talcott Parsons selbst hatte die strukturell- funktionale Theorie lediglich als Stadium gesehen und distanzierte sich zunehmend vor allem nach der Einbeziehung evolutionärer Perspektiven von dieser Theoriekonzeption. (Vgl. Parsons 1964: 30, 35) Luhmann kehrt nun das Prinzip um in eine funktional- strukturelle Systemtheorie, bei welcher die Funktion der Struktur eines Systems vorangeht im Gegensatz zu Parsons Ansatz des Strukturell- Funktionalen. (Vgl.: Luhmann 2009a: 144 f. und Luhmann 2009b: 21 ff.) Luhmann sieht daher nicht länger die sozialen Unterschiede als die Determinanten der Gesellschaft, sondern deren verschiedene Teilbereiche (Erziehung, Kunst, Liebe, Politik, Recht, Wirtschaft und Wissenschaft). Diese Systeme kommunizieren jeweils unabhängig von anderen Systemen nach einer jeweils eigenen Systemlogik. 17 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Sie werden als Funktionssysteme bezeichnet, die eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe/ Funktion jeweils ausschließlich übernehmen. Als Aufgaben können beim beispielsweise Rechtssystem allgemein bindende Rechtsnormen, beim Wissenschaftssystem neue Erkenntnisse über die Wirklichkeit, beim Wirtschaftssystem die Verteilung begrenzter Ressourcen oder beim politischen System kollektiv bindende Entscheidungen benannt werden. Diese Systeme sind in ihrer Struktur alle ähnlich. Diese Gemeinsamkeit besteht in ihrer exklusiven Funktion und ihrer Autonomie. Sie erzeugen ihre eigenen Regeln ebenso wie ihre eigenen Elemente, aus denen sie zusammengesetzt sind. Diesen Prozess nennt Luhmann „Autopoiesis“. (Vgl. Schimank 2007: 137 ff.; Uni Essen 2003) Weiterhin orientieren sich Systeme an einer Leitdifferenz. Diese stellt sich im Wissenschaftssystem anhand der Differenz „Wahrheit – Unwahrheit“, im Rechtssystem anhand „Recht – Unrecht“, im Wirtschaftssystem anhand „(Be-) Zahlen – Nichtzahlen“ und am politischen System anhand von „Macht – Ohnmacht“ dar. Luhmann bezeichnet diese Leitdifferenz auch als den „binären Code“ eines Systems. (Vgl. Ebd.) Der Austausch von Informationen innerhalb der sozialen Systeme findet mittels Kommunikation statt. Diese geschieht auf der Ebene der psychischen Systeme, die über Bewusstsein als systeminterne Operation verfügen. Hierzu folgende Abbildung: Abb. 2 Der moderne Mensch und soziale Systeme (Hohn 2006: 98) 18 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Hier ist sehr schön dargestellt, wie Menschen (psychische und organische Systeme) im Lichte der Systemtheorie Luhmanns miteinander kommunizieren. Einen weiteren Aspekt der Luhmannschen Systemtheorie benötigen wir noch zum Verständnis der speziellen Ausführungen im nächsten Abschnitt: Das triadische Kommunikationsmodell. Alter selektiert (1. Selektion) eine Information, die zum Gegenstand der Kommunikation werden soll. Diese Information wird mit einem Mitteilungssinn (2. Selektion) verbunden. Der dritte Selektionsschritt ist dann das Verstehen durch Ego, was bedeutet, dass Ego die Differenz zwischen Information und Mitteilung formal versteht. Erst mit dem dritten Schritt hat Kommunikation stattgefunden. (Vgl. Brock u.a. 2009: 362) Das folgende Modell veranschaulicht den Prozess: Abb. 3: Luhmanns triadisches Kommunikationsmodell (Brock u.a. 2009: 362) 2.5.3.2 Die Systemtheorie der Macht Nach den Grundlagen und allgemeinen Ausführungen zum Kommunikationsprozess zwischen Alter und Ego erfolgt nun die spezifische Beschreibung von Macht und Ohnmacht (Vgl.: Luhmann 2003: 56) und der damit verbundenen Prozesse. Wie im vorigen Abschnitt ausgeführt wurde, ist die Voraussetzung für Kommunikation, dass die Selektivität einer Mitteilung verstanden wird, das heißt zur Selektion eines eigenen Systemzustandes verwendet werden kann. Das beinhaltet eine doppelte Kontingenz und damit auch eine unabweisbare Möglichkeit der Ablehnung von Selektionsangeboten. Dieses Konfliktpotential aller sozialen Systeme variiert mit dem Ausmaß von Systemdifferenzierung und gesellschaftlicher Evolution. (Vgl.: Ebd.: 5) 19 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Darum kann die Wahl zwischen „Ja“ und „Nein“ nicht allein durch Sprache, sondern auch vermittels Kommunikationsmedien (ein Code generalisierter Symbole) gesteuert werden. Diese haben unter anderem eine Motivationsfunktion, indem sie „die Annahme fremder Selektionsleistungen nahelegen und für den Normalfall erwartbar machen.“ (Ebd.: 7) Sie kombinieren eine Gemeinsamkeit der Orientierungen mit einer Nicht- Identität von Selektionen. (Vgl. Ebd.: 8) Interessanterweise sieht Luhmann eine grundlegende Voraussetzung aller Macht darin, dass „in bezug (Anm.: aus Originaltext so übernommen; d. Stud.) auf die Selektion des Machthabers Alter Unsicherheit besteht. Alter verfügt, aus welchen Gründen auch immer, über mehr als eine Alternative. Er kann bei seinem Partner in bezug auf die Ausübung seiner Wahl Unsicherheit erzeugen und beseitigen.“ (Ebd.: 8) Jedoch bestehen hier klare Grenzen dahingehend, dass Macht ihre Funktion der Überbrückung doppelter Kontingenzen in dem Maße verliert, in welchem sie sich dem Charakter von Zwang annähert. (Vgl. Ebd.: 9) Die Macht von Alter ist dann größer, wenn er mehr und verschiedenartige Entscheidungen zur Durchsetzung seiner Selektion zur Verfügung hat und ist außerdem größer, wenn Ego seinerseits mehr und verschiedenartige Alternativen hat. Macht steigt somit nach Luhmanns Ausführungen mit Freiheiten auf beiden Seiten. (Vgl. Ebd. 9 f.) Die Kausalität der Macht besteht „in der Neutralisierung des Willens, nicht unbedingt in der Brechung… Wie jeder andere Medien- Code bezieht sich der Macht- Code auf eine mögliche (!)… Diskrepanz der Selektionsleistungen von Alter und Ego, indem er sie `egalisiert´.“ (Ebd. 11 f.) Macht steigert somit die Wahrscheinlichkeit des Zustandekommens unwahrscheinlicher Selektionszusammenhänge. Eine Steigerung der Kontingenz von Selektionen kann auch eine Steigerung der Negationen bedingen. Hier braucht es dann besondere Voraussetzungen, die der Macht- Code rekonstruiert und institutionalisiert, so dass zuverlässige Erwartungen entstehen können. In der Praxis beziehen sich die Selektionen auf das Handeln, nicht das Erleben. (Vgl. Ebd.: 20) Dem Tatbestand des Handelns gehen Kategorien voraus, die es erklären. Dazu zählt der Wille, die Kontingenz des Selektionsaktes als Freiheit sowie Motive und Absichten. (Vgl. Ebd.) 20 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Der Machthaber selbst muss zur Ausübung seiner Macht bewegt werden. Ihm werden, ungefragt, Erfolge und Misserfolge zugeordnet und dazu passende Motive aufgenötigt. (Vgl. Ebd.: 21) Wenn der Machtinhaber seine Macht ausüben muss, stellt sich das meist so dar, dass der Machtunterworfene seine Handlungsalternative vergleichsweise eher vermeiden möchte als der Machthaber und dies für beide Beteiligten erkennbar ist. „Das Vermeiden von (möglichen und möglich bleibenden) Sanktionen ist für die Funktion von Macht unabdingbar.“ (Ebd.: 23) Luhmann leitet daraus ab, dass der Machthaber sich zu seiner Macht selektiv verhalten muss (Sie einsetzen oder nicht?). Für eine Machttheorie bedeutet das, dass sie zwei Ebenen berücksichtigen muss: - Genetische und strukturelle Bedingungen als Potential - Strukturelle und situative Bedingungen als Ausübung von Macht. (Vgl. Ebd.: 25) Eine interessante weitere Auslegung führt dahin, dass zusammen mit der Kommunikation von Macht eine Metakommunikation über Macht stattfindet in Form einer stillschweigenden Vorwegverständigung. Denn formulierte Macht setzt sich der Möglichkeit einer Negation aus und bildet somit einen ersten Schritt zur Bildung von Vermeidungsalternativen, und damit zur Zerstörung der Macht. (Vgl. Ebd.: 26) Ein weiterer Eckpunkt ist mit wachsender Ausdifferenzierung des Macht- Codes die Trennung von Amt und Person mit der Beziehung der Macht auf das Amt. (Vgl. Ebd.: 37) Eine besondere Form der Macht ist bei Luhmann der „Einfluss“. Hierbei nimmt Ego Einfluss an, weil ihn andere auch annehmen. Einfluss unterscheidet Luhmann in den zeitlich generalisierten Einfluss „Autorität“, den sachlich generalisierten Einfluss „Reputation“ und den sozial generalisierten Einfluss „Führung“, die alle drei in der Praxis nicht singulär auftreten können. (Vgl. Ebd.: 75 ff.) Ein weiterer interessanter Aspekt, den Luhmann skizziert, ist die Reziprozität von Machtverhältnissen. In Organisationen erzeugt Macht Gegenmacht. Diese kann in vorenthaltenen Informationen bestehen oder auch darin, dass der Vorgesetzte Konsens sucht, weil er auf die Mitarbeit des Untergebenen angewiesen ist. (Vgl. Ebd.: 108 f.) In Großbürokratien erkennt Luhmann die Tendenz zu einer im Wesentlichen negativ gerichteten Macht des Abwehrens und Blockierens. (Vgl. Ebd.: 112 f.) 21 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 2.5.3.3 Wesentliche Merkmale des Machtkonzeptes bei Niklas Luhmann Aus der Zusammenfassung von Luhmanns Abhandlung über Macht sind die folgenden wesentlichen Charakteristika zu entnehmen: - Macht ist ein Geschehen zwischen zwei Beteiligten mit dem Ziel der Findung von handlungsermöglichenden Kompromissen (Überbrückung doppelter Kontingenz) - Macht steigt mit dem Grad der Wahlfreiheiten beider Seiten - Macht erhält sich durch Nicht- Anwendung von Macht - Der Macht- Code wird dem Amt (der Funktion), nicht der Person zugeschrieben Es sind im Hinblick auf den später statt findenden Vergleich vier Charakteristika dieser Machttheorie ausgewählt worden, die in der Praxis eindeutig benannt werden können und unter die die meisten anderen Aussagen subsumiert werden können.. Es handelt sich somit um Aspekte, die grundlegende Funktionen in Luhmanns Theorie der Macht einnehmen. 2.5.4 Der Psychologe Michel Foucault Der dritte Wissenschaftler ist Michel Foucault (1926 – 1984). Der in Poitiers in Frankreich geborene Psychologe, Historiker und Philosoph wirkte in Uppsala, Warschau und Hamburg an den jeweiligen Universitäten, bevor er 1960 Privatdozent in Clermont- Ferrand (Hauptstadt der Auvernge) wurde. 1970 wurde er Leiter des Lehrstuhls „Geschichte der Denksysteme“ am Collége de France in Paris. Seine Dissertation (1961) hat er über „Folie et déraison“ (Wahnsinn und Gesellschaft) verfasst. 2.5.4.1 Der Machtbegriff bei Michel Foucault Michel Foucaults wissenschaftliches Lebenswerk entspricht keiner einheitlichen Linie, sondern eher einem dynamischen Prozess. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass sich seine Schriften zwischen den verschiedenen Disziplinen hin und her bewegen. Seine Analysen der Macht werden nicht homogen in Büchern dargestellt, sondern müssen zusätzlich durch aktualisierende Gespräche, Reden, Vorlesungen und Interviews ergänzt werden. (Vgl. Polat 2010: 11 f.) Daher kann der Machtbegriff bei Foucault zwar möglichst umfassend beschrieben werden, jedoch letztlich lässt sich keine konsistente Machttheorie daraus gewinnen. Durch sein Schaffen ziehen sich eher zwei große Fragen: Was ist Macht? Was ist 22 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Wahrheit? Foucault bleibt in seinem Schaffen immer Fragender, Suchender und nicht Bestimmer oder Dirigent. (Vgl. Foucault 1978: 7 ff.) Foucault selbst beschreibt sein Werk so: „Alle meine Bücher, sei es `Wahnsinn und Gesellschaft´ oder dieses da (Mikrophysik der Macht, Anm. d. Stud.), sind, wenn Sie es so wollen, kleine Werkzeugkisten. Wenn die Leute sie aufmachen wollen und diesen oder jenen Satz, diese oder jene Idee oder Analyse als Schraubenzieher verwenden, um die Machtsysteme kurzzuschließen, zu demontieren oder zu sprengen, einschließlich vielleicht derjenigen Machtsysteme, aus denen meine Bücher hervorgegangen sind – nun gut, umso besser.“ (Foucault 1976: 53) Foucaults erster Ansatz war die genealogische (im Sinne historischer Entstehung gegenwärtiger Sachverhalte) Analysemethode. Er versucht (damals) aktuelle Macht- und Diskursstrukturen von deren Genese abzuleiten. Es geht ihm dabei um „um die Kraft, Gegenstandsbereiche zu konstituieren, hinsichtlich deren wahre oder falsche Sätze behauptet oder verneint werden können.“ (Foucault 1991: 44) Letztlich lässt sich aber mit der Methode der Genealogie nicht genau definieren, welcher Bereich der Gegenwart auf welche Art und Weise historisch analysiert werden können. (Vgl. Polat 2010: 24) Zu dieser Zeit unterscheidet er zwei Konzepte zur Macht: - Das juridische Machtkonzept (auf der moralisch- sittlichen Herleitung des Rechts fußend), das stets nur ein negatives Verhältnis thematisiert : Versperrung, Ausschluss, Verweigerung, Verwerfung, Maskierung oder Verstellung. (Vgl. Polat 2010: 28) - Das Konzept der produktiven Macht als positive Macht, die Gegenstandsbereiche und Wahrheitsrituale produziert. „Das Individuum und seine Erkenntnis sind Ergebnisse dieser Produktion.“ (Foucault 1994: 250) Der Unterschied zwischen den beiden Machttypen ist die Wirkung. Die juridische Macht verhindert und unterdrückt, die produktive Macht differenziert und bildet Kategorien. (Vgl. Kleiner 2001: 95) Die juridische Macht übt mittels Recht lediglich Kraft aus, die produktive Macht geriert sich strategisch im Sinne einer Machtoperation, die zugleich produktiv, diffus und vielgestaltig ist. (Vgl. Polat 2010: 31 f.) Er beschreibt die enge Beziehung von Macht und Wissen: Der Wille zum Wissen ist Machtwille. (Vgl. Ebd.: 17) Macht schließt sich immer an Wissen und Wissen schließt sich immer an Macht an. Machtausübung generiert Wissen und Wissen generiert Machtwirkungen. 23 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 (Vgl. Foucault 1976: 45) „Wissen und Macht sind integriert und man sollte nicht von dem Augenblick träumen, in dem das Wissen nicht mehr von der Macht abhängt.“ (Ebd.) An anderer Stelle spricht Foucault vom „Macht- Wissen- Komplex“. (Vgl. Foucault 1994: 39) Ein weiteres Machtkonzept Foucaults ist die „Mikrophysik der Macht“. Foucault sieht die Machtverhältnisse nicht an einem zentralen Punkt konzentriert. Sie geht von vielen unterschiedlichen Quellen aus: „Die Macht … etwas, was sich von unzähligen Punkten aus und im Spiel ungleicher und beweglicher Beziehungen vollzieht. Die Machtverhältnisse verhalten sich zu anderen Typen von Verhältnissen (ökonomischen Prozessen, Erkenntnisrelationen …) nicht als etwas Äußeres, sondern sind ihnen immanent. Sie sind einerseits die unmittelbaren Auswirkungen von Teilungen, Ungleichheiten und Ungleichgewichten, die in jenen Verhältnisses zustande kommen, und andererseits sind sie die inneren Bedingungen jener Differenzierungen.“ (Foucault 1988: 115) Macht entsteht in einem dynamischen Prozess. Es sind vielfältig strukturierte Kräfteverhältnisse, die Macht durch lokale, heterogene Kämpfe und Auseinandersetzungen produzieren. Machtverhältnisse brauchen zudem die Anerkennung des Anderen als „Subjekt“. Diese Anerkennung schließt jedoch keineswegs den Gebrauch von Gewalt aus. Macht gehört nicht in die Ordnung der „Übereinkunft“, sie ist kein Ausdruck eines Konsens. (Vgl. Foucault 1987: 254) Sie wirkt als ein „Ensemble von Handlungen auf andere Handlungen“. (Ebd.: 255) Macht wird nur auf „freie Subjekte“ ausgeübt. (Vgl. Ebd.) Machtrelationen müssen beweglich bleiben. Macht und Freiheit schließen sich keineswegs aus. (Vgl. Ebd.: 256) In weiteren Aussagen konstatiert Foucault, dass die Macht nicht bestverteilt ist, dass eine Bewegung der Macht von oben nach unten notwendigerweise ein kapillares Aufsteigen von Macht von unten nach oben evoziert (Vgl. Foucault 1978: 129). Des Weiteren benötigt Macht Widerstände und Gegenbewegungen, damit das Kräfteverhältnis der Macht nicht erstarrt. (Vgl. Ebd.: 204). Dies ist möglich, da die Widerstandsmöglichkeiten nie ganz in den Händen der Macht sein können. (Vgl. Ebd.: 196) Man kann sich aber genauso niemals ganz außerhalb der Macht befinden. (Vgl. Ebd.: 210) Das zugrunde liegende Modell ist das „Kampf- und Unterwerfungsmodell“ (Vgl. Ebd.: 74) „Die Macht wird gewonnen wie eine Schlacht und auf gleiche Weise verloren.“ (Foucault 1976: 114) 24 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Dieses Bündel an Machtkonzepten und Aussagen zur Phänomenologie der Macht wird nun auf vier zentrale Merkmale reduziert. 2.5.4.2 Wesentliche Merkmale der Machtkonzepte bei Michel Foucault Die vier Aspekte, die ich repräsentativ aus Foucaults „Werkzeugkiste“ auswähle, sind: - Wissen und Macht gehen eine enge Bindung ein - Macht ist ein dezentrales Geschehen - Anerkennung des „Anderen“ als Subjekt - Macht braucht Widerstand und Gegenbewegung Diese vier Aspekte lassen sich phänomenologisch erfassen, daher diese Auswahl. Des Weiteren besitzen sie einen Abstraktionsgrad, der mit qualitativen Methoden erfassbar ist. Mit diesem Kapitel ist der zweite Abschnitt dieser Arbeit beendet. Es wurden zwölf Merkmale für drei theoretische Ansätze von Macht herausgearbeitet. 3. Die qualitative Analyse Die im letzten Abschnitt gefundenen Merkmale werden nun die Referenz bilden, mittels derer die Wahrheitsnähe aller drei Theorien in der Praxis der Sozialen Arbeit – am Beispiel der bayerischen Psychiatrien – miteinander verglichen werden soll mit dem Ziel, diejenige der drei Theorien zu finden, die die bei der qualitativen Untersuchung vorgefundenen Beobachtungen am ehesten beschreiben kann. Die qualitative Methode wurde angewandt, da sie bei der möglichen Phänomenologie feiner differenzierte und genauere Ergebnisse erzielt, als das mittels einer quantitativen Methode möglich wäre. Auch die Subjektivität des Forschungsgegenstandes legt diese Art der Befragung nahe. (Vgl. Bortz, Döring 2009: 309) Um den Prozess nachvollziehbar zu gestalten, werden zuerst die Methoden vorgestellt, mittels derer die Daten erhoben und ausgewertet werden. 25 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 3.1 Die Vorstellung der in der qualitativen Untersuchung verwendeten Methoden Die Soziologie beruht, wie in der Begriffsklärung bereits ausgeführt wurde, auf zwei Grundprinzipien. Das erste ist das Prinzip der empirischen Beobachtung. Das zweite Prinzip ist die logische Analyse der Daten und eine sich daraus ergebende Theoriebildung. Doch zuerst zur Methode für die empirischen Beobachtung. 3.1.1 Das Problemzentrierte Interview Ursprünglich entstand das problemzentrierte Interview aus der Methode des fokussierten Interviews nach Merton und Kendall. Bereits 1945 wurde es zur Analyse der Wirkung von Massenmedien eingesetzt. (Vgl. Mayring 2002: 67) Der Begriff des problemzentrierten Interviews wurde von A. Witzel 1982 eingeführt. Er umfasst alle Formen offener, halbstrukturierter Befragung. Der Befragte soll möglichst offen sprechen können. Jedoch orientiert sich das Gespräch an Aspekten, die vor dem Gespräch anhand eines vom Interviewer analysierten Themas bestimmt werden. Die Aspekte dieses Themas bilden den roten Faden für das Interview. (Vgl. Ebd.) Diese Methode bietet sich an „…bei stärker theoriegeleiteter Forschung mit spezifischeren Fragestellungen...“ (Ebd.: 71) Der Grundgedanke des Vorgehens basiert auf drei Prinzipien, die Witzel benannt hat und Mayring (2002: 68) so aufführt: - „Die Problemzentrierung meint, dass an gesellschaftlichen Problemen angesetzt werden soll, deren wesentliche Problemstellungen der Forscher sich vor der Interviewphase erarbeitet. - Die Gegenstandsorientierung des Verfahrens meint, dass seine konkrete Gestaltung auf den spezifischen Gegenstand bezogen sein muss und nicht in der Übernahme fertiger Instrumente bestehen kann. - Bei der Prozessorientierung geht es schließlich >um die flexible Analyse des wissenschaftlichen Problemfeldes, eine schrittweise Gewinnung und Prüfung von Daten, wobei Zusammenhang und Beschaffenheit der einzelnen Elemente sich erst langsam und in ständigem reflexivem Bezug auf die dabei verwandten Methoden herausschälen< (Witzel 1982: 72)“ 26 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Dieser allgemeine Ansatz muss nun noch auf die vorliegende Problemstellung übertragen werden. Hierbei ist zum Thema Problemzentrierung das gesellschaftliche Problem wie folgt bestimmt: Wie bereits im Kapitel zum Forschungsstand angedeutet wurde, ist Macht in den Theorien der Sozialen Arbeit meist mit einer einseitigen Zuschreibung als Behinderungsmacht etikettiert. Zudem sind die Theoretiker einer sozialen Praxis kaum über diese Auslegung von Macht als Kontrolle und Repression hinausgekommen. Hierbei geht es meist um die Durchsetzung von Normen gegen moralische Normbrecher. Dabei wird einseitig auf bürokratische Regeln von Organisationen oder andere Machtressourcen zurückgegriffen. (Vgl. Staub- Bernasconi 2007: 374). Dieses Bild gilt es zu hinterfragen. Bezüglich der Gegenstandsorientierung sind die Fragen des Interviews so gestaltet, dass sie zwar thematisch relevant, jedoch in einer offenen Form gestellt werden. Es werden keine fertigen Instrumente verwendet, der Interviewte kann seine subjektive Ansicht vor dem Hintergrund der für ihn relevanten Bedeutung der Fragestellung entfalten. Der Prozess erfolgt über das Ablaufmodell des problemzentrierten Interviews nach Mayring: Abb. 4: Ablaufmodell des problemzentrierten Interviews nach Mayring (2002: 71) Die Problemanalyse ist bereits erfolgt, die Leitfadenkonstruktion wird im übernächsten Kapitel dargestellt, die Pilotphase wird mit der Interviewdurchführung zusammen fallen. Die Aufzeichnung wird mittels eines Diktiergerätes während des Interviews erfolgen. Diese 27 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Aufzeichnung wird dann in Textform umgewandelt. Die darauf folgende Auswertung ist nach dieser Methode geplant: 3.1.2 Die Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring (1989) bietet sich an, wenn umfangreiches Textmaterial regelgeleitet und intersubjektiv nachvollziehbar durchgearbeitet werden muss. Sie ist aufwendiger als die Globalanalyse (Vgl. hierzu Bortz, Döring 2009: 331), zielt jedoch feinanalytisch auf ein differenziertes Kategoriensystem ab, das eine zusammenfassende Deutung des Rohmaterials erlaubt. (Vgl. Ebd.: 331 f.) Das Auswertungskonzept von Mayring ist in drei Schritte gegliedert: - Zusammenfassende Inhaltsanalyse: Das Rohmaterial wird auf die wichtigsten Inhalte reduziert (mittels Paraphrasierung, Generalisierung und Reduktion). - Explizierende Inhaltsanalyse: Unklares wird durch zusätzliche Textbestandteile geklärt. - Strukturierende Inhaltsanalyse: Das bearbeitete Material wird unter der theoretischen Fragestellung geordnet und gegliedert. Die Strukturierungsvarianten, die dafür in Frage kommen, sind die typisierende und die skalierende Strukturierung. (Vgl. Bortz, Döring 2009: 332) Es werden typisierende Strukturierungsanteile bei der Auswertung benötigt werden, da ich nicht davon ausgehe, dass die im Theorieteil erarbeiteten Merkmale alle auftauchenden Möglichkeiten abdecken werden. Es werden sich sicher zusätzliche Merkmale herauskristallisieren. Die skalierende Strukturierung wurde deshalb ausgewählt, da sie im Endergebnis ein tabellarisch gut darstellbares Ergebnis (Einschätzung mittels Ordinalskalen) liefert. Die Umsetzung der Inhaltsanalyse beginnt mit der Festsetzung des theoretischen Rahmens im Licht der Forschungsfrage. Im Anschluss werden die Selektionskriterien für die Kategoriedefinitionen festgelegt. Dieser Schritt ist deduktiv und muss aus der Theorie begründbar sein. Diese Kategoriedefinition bleibt im Hintergrund beim Durcharbeiten des Rohmaterials. Trifft eine Textstelle auf die Kategoriedefinition zu, so wird daraus eine Kategorie konstruiert. Weitere, ähnliche Textstellen werden der Kategorie ebenfalls 28 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 zugeordnet (Subsumption). Passt eine Textstelle zur allgemeinen, nicht aber zur speziellen Kategoriedefinition, wird eine neue Kategorie induktiv gebildet. (Vgl. Mayring 2002: 115 f.) Das fertige Kategoriensystem wird nun ordinalskaliert dargestellt (Zur quantitativen Verwendung der ermittelten Kategorien in der qualitativen Inhaltsanalyse vgl. ebd.: 117) und mit den Merkmalen der aufgeführten Theorien verglichen. Der letzte Schritt ist nicht mehr Teil der qualitativen Analyse, sondern stellt eine eigene Auswertung der Daten dar. Hier wird von der Vorgabe nach Mayring dahingehend abgewichen, dass die weitere Subsumption nicht mehr auf induktive, textbezogene Kategorien zielt, sondern dass statt dieser Kategorien dann die Kriterien der drei Machttheorien dienen. Der Ablauf der Kategorienbildung kann in einer Abbildung veranschaulicht werden: Abb. 5: Ablaufmodell induktiver Kategorienbildung (Mayring 2002: 116) 3.2 Die qualitative Datenerhebung Nach den theoretischen und methodischen Vorarbeiten gilt es nun, die qualitative Datenerhebung durchzuführen. Hierzu stelle ich die Fragen des Leitfadeninterviews vor, überdenke mögliche Schwierigkeiten bei der Durchführung der Interviews und deren 29 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Behebungsmöglichkeiten, beschreibe den Ablauf der Erhebung und dabei aufgetretene Besonderheiten und stelle dann letztlich das ausgewertete Datenmaterial vor. Die Interpretation des Materials im Rückgriff auf die theoretischen Grundlagen und die Diskussion der Ergebnisse erfolgen dann im nächsten Abschnitt. 3.2.1 Die Fragen des Interviews Bei der Erstellung der Fragen des Interviews war darauf zu achten, dass durch Art und Inhalt der Fragestellung keines der in der theoretischen Vorarbeit herausgearbeiteten Merkmale vorkommt oder einer latenten Präferenz unterliegen könnte. Daher habe ich, mit Blick auf den Fachbereich der Sozialen Arbeit, die Inhalte der Fragen mit den Kriterien der Machtquellen nach Staub- Bernasconi assoziiert, die zum Aufbau von Macht genutzt werden (Vgl. StaubBernasconi 2007: 375, 405 ff.) Durch die Verwendung des Ressourcen- Begriffes ist zudem eine mögliche affektive Besetzung des Macht- Begriffes und dadurch entstehende Vorwegnahmen bzw. innere Haltungen möglichst minimiert. Eine Pointierung des Macht- Begriffes erfolgt dann noch gegen Ende des Interviews, um eine direkte, auf den Begriff bezogene Reaktion zu erfassen. Nach Begrüßung und Small Talk sind folgende Fragen vorgesehen (vorbehaltlich möglicher Ad hoc- Fragen): - Wann und wo haben Sie Ihr Studium absolviert? - Wie lange üben Sie schon den Beruf des Sozialpädagogen aus? - Bitte beschreiben Sie Ihr Aufgabengebiet auf der Station. - Bitte beschreiben Sie die vertikale Entscheidungsstruktur Ihrer Einrichtung. - Nach welchen Kriterien setzen Sie Ihre sozioökonomischen Ressourcen (Z.B. Heimplatz, etc.) ein? - Nach welchen Ihr Fachwissen? - Nach welchen Ihr soziales Netzwerk? - Wie setzen Sie Ihre kommunikativen Kompetenzen ein? - Benötigen Sie im Alltag personale und strukturelle Autorität? - Haben Sie jemals physische Ressourcen einsetzen müssen (Z.B. Mithilfe bei einer Fixierung)? - Wie gestalten Sie Ihre persönliche (Macht-)Position aus? - Was würden Sie in der Hierarchie Ihrer Organisation gerne ändern? 30 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 - Was möchten Sie zum Thema `Macht´ noch gerne sagen? - Vielen Dank für das Interview! Die Fragen allgemeiner Art wie nach dem Studium sollen klären, ob sich Häufungen bei bestimmten Hochschulen ergeben, denn deren Ausbildungsstil könnte möglicherweise Auswirkungen auf den Arbeitsstil von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern erkennen lassen. Das Abschlussjahr lässt Rückschlüsse auf die politischen Umstände, die erlebt wurden, zu, die Berufserfahrung könnte Auswirkungen auf den Arbeitsstil in punkto Macht zeigen. Die Frage nach dem Aufgabengebiet dient dem (auch emotionalen) Hineinfinden in die Arbeitssituation. 3.2.2 Auswahl und Festlegung der Interviewpartner Das Kontaktanschreiben an die möglichen Interviewpartner befindet sich im Anhang 1. Die Auswahl der Interviewpartner wurde an die Bezirke und die Bevölkerungsdichte in Bayern gekoppelt. Dazu diente zur Orientierung diese Grafik, die die Verteilung der Bevölkerung in Bayern darstellt: Abb. 6: Bevölkerungsdichte in Bayern (Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie 1999) Daraus ergibt sich, dass sinnvollerweise die Großräume München, Nürnberg, Augsburg, Regensburg und Würzburg besonders zu berücksichtigen sind. 31 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 3.2.3 Die Auswahl der Kliniken Die Vorgabe für diese Studie beträgt zehn Interviews, die durchzuführen sind. Die Akquise der Interviewpartner erfolgte meist mit zwei Versuchenauf zwei Wegen in mehreren Durchgängen. Erstens per Email: Angeschrieben wurden von mir (Da deren Mailadressen recherchierbar waren) jeweils die leitenden Ärzte der Kliniken (Die folgenden Aufzählungen sind chronologisch geordnet) Isar- Amper- Kliniken- Klinikum München Ost, Inn- SalzachKlinikum Wasserburg, Lech- Mangfall- Kliniken Agatharied, BKH Mailkofen, BKH Regensburg, Klinikum am Europakanal Erlangen, BKH Bayreuth, BKH Augsburg, BKH Günzburg, BKH Kempten, BKH Kaufbeuren sowie die öffentlichen bzw. privaten Kliniken Klinik der LMU Nussbaumstrasse, Psychiatrische Klinik des Max- Plank- Instituts, psychiatrisch- dynamische Klinik Menterschwaige, Uniklinik Würzburg und DanuviusKlinik Pfaffenhofen. Eine Antwort kam von den Kliniken Agatharied, Augsburg, Günzburg, MünchenMenterschwaige, Mainkofen, Wasserburg, Taufkirchen, Würzburg, Regensburg, MünchenOst und Bayreuth. Zweitens telefonisch: Der Erstkontakt nach fehlender elektronischer Rückmeldung kam mit den Häusern Kaufbeuren, Danuvius- Klinik Pfaffenhofen und der forensischen sowie der Sucht- Abteilung des IAK-KMO zustande. Bei der Auswahl der angemailten Kliniken wurden alle Regierungsbezirke berücksichtigt. Dies stellt sich, auch demografisch gedacht, so dar: - Oberbayern: 7 Kliniken - Niederbayern: 1 Klinik - Oberpfalz: 1 Klinik - Oberfranken: 1 Klinik - Mittelfranken: 1 Klinik - Unterfranken: 1 Klinik - Schwaben: 4 Kliniken Mittelfranken ist hierbei allerdings bei Berücksichtigung unterrepräsentiert. 32 der Bevölkerungsdichte Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 3.2.4 Mögliche Schwierigkeiten bei der Durchführung der Interviews - Unliebsames Thema: Das Thema „Macht“ könnte sich als Interviewthema als unliebsames Thema herausstellen. Daher auch das Design der Fragen, die das Thema „Ressourcenverteilung“ und nicht „Macht“ in den Mittelpunkt stellen. - Zeitfrage: In zweierlei Hinsicht könnte es zu zeitlichen Engpässen kommen. Einerseits von Seiten der Sozialpädagogen/ Sozialarbeiter aufgrund urlaubsbedingter oder personeller Engpässe. Andererseits verringert die Osterzeit die zur Verfügung stehende Bearbeitungszeit deutlich. - Fragen: Da die Fragen etwas ungewöhnlich gestellt sind (Dass über Kriterien zur Ressourcenverteilung reflektiert wird, ist m. E. in der Praxis nicht so oft der Fall), sende ich sie schon vorab mit der Anfrage und plane etwas Zeit zur Fragenklärung vor dem Interview ein. 3.2.5 Die Interviewpartner Von den vorab beschriebenen Kontakten kamen letztendlich Interviews mit diesen Kliniken zustande: Klinik Anzahl Interviewte BKH Augsburg 2 Schwaben BKH Mainkofen 1 Niederbayern BKH Regensburg 1 Oberpfalz Danuviusklinik Pfaffenhofen 2 Oberbayern Inn- Salzach- Kliinikum Wasserburg 1 Oberbayern Isar- Amper- Klinikum Taufkirchen 2 Oberbayern Uniklinikum Würzburg 1 Unterfranken 33 Bezirk Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Aus den Regionen Mittelfranken und Oberfranken erfolgten leider keine Reaktionen. Somit sind die Ballungsräume Augsburg, München, Regensburg und Würzburg in dieser Untersuchung berücksichtigt. Die Sozialarbeiter der Kliniken in München selbst wollten oder konnten durchwegs leider kein Interview geben, vom Isar- Amper- Klinikum abgesehen. Doch leider erfolgte hier die Reaktion zeitlich so ungünstig, dass die Interviews nicht mehr aufgenommen werden konnten. Da den Interviewpartnern Anonymität zugesichert wurde, erfolgt keine namentliche Nennung der Personen. Die Auswertung wird dann in einer Weise erfolgen, dass auf die Gesamterhebung und somit ganz Bayern Rückschlüsse erfolgen können, nicht jedoch auf einzelne Regionen. 3.2.6 Die Durchführung der Interviews Nach erfolgter Terminierung wurden die Interviewpartnerinnen und Interviewpartner, teils als Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen in ihrer jeweiligen Abteilung, teils in leitender Stellung im Sozialdienst tätig, von mir an ihrem Arbeitsplatz besucht. Die Fragen hatten sie vorher bereits per Mail erhalten. Die Interviews erfolgten dann im Zeitraum vom 17.04.2012 bis zum 02.05.2012. Nach der Begrüßung und etwas Small Talk erfolgten Informationen zur Entstehung der Fragen (Machtquellen nach Staub- Bernasconi) und den verschiedenen Machtkategorien (Behinderungsmacht und Begrenzungsmacht), da die Zusammenhänge zwischen Macht und Ressourcenverteilung nicht immer von vorneherein transparent war.. Es hatte weiterhin den Hintergrund, verengte Erwartungshorizonte oder begriffliche Enge zu vermeiden. Durch den fehlenden konkreten Bezug zu den verwendeten soziologisch- theoretischen Ansätzen wurde außerdem keine Tendenz erzeugt. Mittels eines Diktiergerätes erfolgte die elektronische Aufzeichnung des Interviews. Die Länge bewegte sich zwischen 5 Min. 45 Sek. und 22 Min. 47 Sek., im Durchschnitt sind sie 13 Min. 08 Sek. lang. Der Ablauf wurde durch die vorbereiteten Fragen bestimmt mit einem abwechselnden Frageund Antwortverlauf. Gelegentlich gab es Nachfragen von beiden Seiten. 34 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Die elektronisch aufgenommene Datei wurde später transkribiert in eine Word- Datei. Die Texte der Interviews sind dieser Arbeit als CD-ROM beigefügt. Diese Texte sind allerdings nur für die Bewertung durch die Gutachter frei gegeben, für eine Veröffentlichung in der Bibliothek sind sie nicht gedacht. 3.3 Die Auswertung der Daten Zur Auswertung des in den Interviews erhobenen Textmaterials kommt nun die induktive Kategorienbildung nach Mayring (2002) zum Einsatz. Der Gegenstand der Analyse ist durch das Thema der Arbeit beschrieben: Macht und Soziale Arbeit. Als Selektionskriterien werden durch folgende Überlegungen vorerst festgelegt: - Da Macht in seiner Phänomenologie nicht nur aktive sondern auch passive Erscheinungsformen aufzeigt, verwende ich diese dichotome Perspektive im Sinne von „Macht“ (aktiv) und „Ohnmacht“ (passiv). So beinhaltet die Auswertung dann beide Erlebnisweisen. - Sollte es sich herausstellen, dass diese kategoriale Struktur unzulänglich ist, könnte es weitere Kategorien geben. Die ersten fünf Interviews wurden mittels Reduktion auf Aussagen, die machtrelevante Inhalte besitzen, in zwei übergreifende Kategorien eingeteilt und numerisch kodiert. Als übergreifende Kategorien wurden die aktive (A) und die passive (P) Machtausübung ausgewählt, im transkribierten Text jeweils mittels des zugehörigen Großbuchstabens als Kommentar vermerkt. Zusätzlich erhielt der Kommentar die entsprechende numerische Kodierung (Z.B. A9 für „aktiv, Mithilfe bei Fixierung“). Nach der Auswertung der ersten 5 Texte ergaben sich 32 aktive und 13 passive Aussagen. Eine Revision der Kategorien erschien an dieser Stelle nicht notwendig, die bestehende Kategorisierung liess die Möglichkeiten der Zuordnung zu den Kriterien der theoretischen Ansätze bereits gut erkennen. Im Anschluss erfolgte die Auswertung der gesamten Interviews. Es entstanden 43 aktive und 17 passive Aussagen. Im Folgenden sind die Ergebnisse präsentiert und interpretiert. 35 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 3.3.1 Die allgemeinen Daten • Allgemeine Angaben 1: Gender Zur Genderverteilung kann gesagt werden, dass acht Frauen und zwei Männer interviewt wurden. Die Quote Frauen – Männer betrug somit 8: 2. • Allgemeine Angaben 2: Studienzeit Das Studium wurde beendet 1982, 1986, 1987, 1989, 1989, 1996, 2002, 2002, 2009, 2009 • Allgemeine Angabe 3: Studienort 1 x Hochschule Coburg 4 x Hochschule Eichstätt 1 x Hochschule Landshut 1 x Hochschule München/ South Carolina 1 x Stiftungshochschule München 1 x Hochschule Regensburg 1 x Hochschule Würzburg • Allgemeine Angabe 4: Berufserfahrung Angegeben wurden die Zeiträume 30, 26, 25, 16, 14, 12, 10, 9, 3, 3 Jahre, der Durchschnitt liegt somit bei 14,8 Jahren. • Allgemeine Angaben 5: Fachbereich Tab. 1: Die Verteilung der Sozialarbeiter auf die Fachbereiche der Psychiatrie: Verteilung auf Fachbereiche 80% 60% 40% 20% 0% Sucht Forensik 36 Allg. Psychiatrie Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Die Fachbereiche Geriatrie, Psychosomatik und Neurologie sind nicht vertreten. • Allgemeine Angaben 6: Die Hierarchie in der Einrichtung Tab. 2: Erwähnte hierarchische Institutionen: Den Chefarzt gaben an 6 Interviewte Den Geschäftsführer gaben an 2 Interviewte Den Oberarzt gaben an 6 Interviewte Die Leitung Sozialdienst gab an 2 Interviewte Die Visite gab an 2 Interviewte Das Team gab an 3 Interviewte Als Interpretation der Daten können folgende Aussagen zur Gruppe der befragten Sozialarbeiter gemacht werden: - Frauen sind in der befragten Gruppe überrepräsentiert mit 30%. - Die Hälfte der Befragten hat ihr Studium vor über 20 Jahren abgeschlossen. - Bei den besuchten Hochschulen ist die HS Eichstätt mit 40% am häufigsten besucht worden, alle anderen mit jeweils nur 10 %. - Die durchschnittliche Berufserfahrung der befragten Gruppe ist mit 15 Berufsjahren beachtlich hoch. - Die Fachbereiche spiegeln leider nicht die Patientenanzahl wieder (bezogen auf Abb. 1) - Bei der Frage nach der Hierarchie wurden immer Vorgesetzte benannt, Patienten als Teil und Ende der Hierarchiekette fanden leider nicht einmal Erwähnung. 3.3.2 Die ermittelten Kategorien Wie bereits angedeutet, wurde das Textmaterial in zwei übergeordnete Kategorien (Aktive Machtausübung = A; passive Machtausübung = P) eingeordnet, jeweils unter Bildung einer neuen Unterkategorie. Hierbei kann eine Aussage in einem Interview mehr als einmal vorkommen. Die Reihenfolge entspricht dem chronologischen Auftauchen der Aussage. 37 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Das Ergebnis gestaltete sich so: Tab. 3: Übergeordnete Kategorie A: Code Aussagekategorie in Interview Nr. A1 Wir treffen Entscheidungen 2,4,5,7,8,10 A2 Ressourcen werden bedarfs-/ personengerecht verteilt 1,2,2,2,5,6,6,6,7,9,9 A3 Wer mich fragt, bekommt immer eine Antwort 2,6 A4 Bestrebt, großes Wissen, Fachkompetenz zu haben 1,1,2,8 A5 Wir machen die Ressourcen (der Patienten) offen 2,5,5,7,9 A6 Dem Patienten Möglichkeiten aufzeigen 1,1,2,6 A7 Sich um veränderbare Möglichkeiten kümmern 1,1,2,7 A8 Die Entscheidung von Angehörigen, Betreuern ist frei 2 A9 Mithilfe bei Fixierung ja: 2 Nein: 1,3,4,5,6,7,8,9,10 A10 Autorität bringt Klarheit 2,8,8,10 A11 Bereit, dass jeder seins dazu sagen kann (Team) 2,5,10,10 A12 Patient muss selbst mitentscheiden 2,8,10 A13 Ich leiste mir eine konträre Meinung in der Hierarchie 2 A14 Umsetzung von Teamentscheidungen am Patienten 1,3,3,3,8 A15 Entscheidungen sind individuell am Patienten festgemacht 1,3,7 A16 Möglichkeiten, sich einzusetzen, was zu beschleunigen 3,3,8 A17 Ich kann mich gut distanzieren 3 A18 Kann gut im Gespräch strukturieren, nivellieren, lenken 3,5,5,6,8 38 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 A19 Etwas für den Patienten als Ziel definieren und es dann mit ihm erarbeiten 1,1,3,3,7 A20 offen und zugänglich für Patienten sein 3,4,5,8 A21 Motivation und Möglichkeiten des Patienten prüfen 1,4,5,5,5,8,8,10 A22 Empathie, gewisser Kontakt 4,4,5,6,10 A23 Verschiedene Perspektiven berücksichtigen 4,5,5,8 A24 Patienten als Teil seines Systems betrachten 1,4 A25 wir führen nichts aus, hinter dem wir nicht stehen 5 A26 Ressourcenverteilung erfolgt in jedem Fall 5 A27 Vorauswahl für die Anwendung von Fachkompetenz erfolgt 5 A28 Gesetzliche Betreuung muss sein, auch gegen den Willen des Pat. 5,5 A29 Macht ist Verantwortung für bestmöglichen Hilfeentscheid 5,6 A30 Vertretung, Anwalt des Klienten sein 1,1,1,5,5,5,6,8,10 A31 Sicheres, respektables Auftreten, um Gehör zu finden 6 A32 Verantwortungsvoller Umgang mit Macht 1,1,6,6,6,6,8,9,9, 10 A33 Patient muss Entscheidungen mittragen können 1,1,7,8,8,9,10 A34 Welche Hilfe kann der Pat. Für sich in Anspruch nehmen? 1,1,7 A35 Kommunikation auf erfolgreiche Verständigung hinterfragen 1,1,10 A36 Hinterfragen von Manipulation am Patienten 1,1 A37 Die persönliche Situation des Pat. bestimmt die Hilfe 7 A38 Autorität bringe ich mit 7,7,9 A39 Ich gebe Strukturen vor, entscheide 7,8,9 39 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 A40 Macht im Interesse von Klinik und Mitarbeitern 7,10 A41 Wissen vermitteln, authentisch mitgeben 8,8 A42 Ressourcen für alle prinzipiell gleich verteilen 9 A43 Deeskalierend wirken 9 Tab. 4: Übergeordnete Kategorie P: Code Aussagekategorie in Interview Nr. P1 Strukturen sind einfach vorgegeben 2,2,2,4,4,4,4,8,10 P2 Oberärzte üben Macht aus 1,2,2,10 P3 Ressourcen werden immer schwerer zugänglich 2,2 P4 Das Gesetz, der Richter gibt vor 2 P5 ich nehm´ auf, was andere im Team sagen 2 P6 Entscheidungen trifft ärztliches/ Pflegepersonal 1,3,3,4,10,10 P7 Struktur ist wichtig 1,3,4 P8 Autorität ist gewachsen, von außen angetragen 1,3,3,5 P9 Breitere Hierarchie gewünscht 3,4,9,10 P10 Es ist nicht selbstverständlich, dass Entscheidungen von mir getroffen werden können 4,4 P11 Sachen bei Pat., die man nicht nachvollziehen kann 5 P12 Sanktionen haben wir nicht (gebraucht) 6 P13 Zuviel Demokratie kann hinderlich sein 6,10 P14 Pat. ist abhängig von Behandlern 1 P15 Umgang der Berufsgruppen miteinander könnte besser sein 1 P16 Gesetze sind mir wichtig 8 40 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 P17 Die (Behandlungs-) Konzepte den Strukturen anpassen 10 So ergaben sich insgesamt 60 Aussagekategorien. Durch die Häufigkeit ihres Auftauchens erhalten sie eine bestimmte Gewichtung. Diese Gewichtung soll dann im folgenden Abschnitt berücksichtigt werden, wenn es darum geht, den theoretischen Ansatz zu finden, der phänomenologisch am relevantesten bei der interviewten Zielgruppe ist. Eine weitere Zusammenfassung/ Subsumption der gefundenen Kategorien ist an dieser Stelle obsolet, da dieses Vorgehen die vorhandene Differenzialität der Aussagen einschränken würde und so die Genauigkeit der Zuordnung der Aussagekategorien zu den Kriterien der Machttheorien Schaden nähme. 4. Die komparative Analyse Im folgenden Abschnitt werden den jeweils vier Kriterien der entsprechenden Machttheorie die Aussagekategorien aus Kap. 3.3.2 zugeordnet und mittels ihrer Häufigkeit gewichtet (Häufigkeitsindex). Letztendlich soll dann diejenige Theorie, deren Kriterien am häufigsten erfüllt werden, diejenige sein, die die Phänomenologie der Macht in bayerischen Psychiatrien am Beispiel dieser ausgewählten Personengruppe am besten abbildet. Dieses Vorgehen begründet sich auf Karl Poppers These 2, wie sie in dem „Problem der Induktion“ diskutiert wird. (Vgl.: Schurz in Keuth 2007: 33) 4.1 Der Häufigkeitsindex für Max Webers Machttheorie Zu Max Webers Machttheorie lassen sich diese Aussagen (In Klammern die Häufigkeit) eindeutig zuordnen: - Durchsetzung des eigenen Willens auch gegen den Widerstand anderer Beteiligter (34) Zu finden in: A1 (6); A5 (5); A9 (1); A10 (5); A14 (5); A19 (5); A28 (2); A39 (3); P13 (2); - Begründung der Macht durch soziale „Ehre“ (4) Zu finden in: A31 (1); A38 (3); - Begründung der Macht durch die bestehende Rechtsordnung (2) Zu finden in: P4 (1); P16 (1); 41 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 - Begründung der Macht (auch) durch ökonomische Verhältnisse (24) Zu finden in: A16 (3); P1 (9); P3 (2); P6 (6); P7 (3); A26 (1); Häufigkeitsindex (Summe der Häufigkeiten in den Klammern): 4.2 64 Der Häufigkeitsindex für Niklas Luhmanns Machttheorie Zu Niklas Luhmanns Machttheorie lassen sich diese Aussagen (In Klammern die Häufigkeit) eindeutig zuordnen: - Macht ist ein Geschehen zwischen zwei Beteiligten mit dem Ziel der Findung von handlungsermöglichenden Kompromissen (Überbrückung doppelter Kontingenz) (39) Zu finden in: A11 (4); A7 (4); A 15 (3); A21 (9); A23 (4); A24 (2); A33 (8); A35 (3); P11 (1); P17 (1); Macht steigt mit dem Grad der Wahlfreiheiten beider Seiten (20) - Zu finden in: A2 (11); A8 (1); A12 (4); P5 (1); P10 (2); P14 (1); Macht erhält sich durch Nicht- Anwendung von Macht (11) - Zu finden in: A9 (9); A43 (1); P12 (1); - Der Macht- Code wird dem Amt (der Funktion), nicht der Person zugeschrieben (10) Zu finden in: A40 (2); P2 (4); P8 (4); Häufigkeitsindex (Summe der Häufigkeiten in den Klammern): 4.3 80 Der Häufigkeitsindex für Michel Foucaults Machttheorie Zu Michel Foucaults Machttheorie lassen sich diese Aussagen (In Klammern die Häufigkeit) eindeutig zuordnen: - Wissen und Macht gehen eine enge Bindung ein (18) Zu finden in: A3 (2); A4 (4); A6 (4); A18 (5); A27 (1); A41 (2); 42 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 - Macht ist ein dezentrales Geschehen (1) Zu finden in: A42 (1); - Anerkennung des „Anderen“ als Subjekt (38) Zu finden in: A20 (4); A22 (5); A29 (2); A30 (10); A32 (10); A34 (3); A36 (2); A37 (1); P15 (1); - Macht braucht Widerstand und Gegenbewegung (6) Zu finden in: A13 (1); A25 (1); P9 (4); Häufigkeitsindex (Summe der Häufigkeiten in den Klammern): 4.4 63 Die Auswertung der Ergebnisse der Häufigkeitsindices Das Ergebnis der Auswertung stellt sich eindeutig dar. In der Praxis der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der bayerischen Psychiatrien sind diejenigen Phänomene, die den Kriterien des Machtkonzeptes von Niklas Luhmann entsprechen, am häufigsten vorzufinden. Häufigkeitsindices 80 60 40 20 0 Max Weber Niklas Luhmann Michel Foucault Tab. 5: Die Häufigkeitsindices der untersuchten Machttheorien im Vergleich 43 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Daraus folgt die Beantwortung der Forschungsfrage: Welcher der theoretischen Ansätze von Max Weber, Niklas Luhmann und Michel Foucault beschreibt die Phänomene der Macht in der Praxis der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der bayerischen Psychiatrien am besten? Antwort: Der theoretische Ansatz von Niklas Luhmann ist für die Phänomene der Macht in der Praxis der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der bayerischen Psychiatrien wahrheitsnäher als die Ansätze von Max Weber und Michel Foucault. 4.5 Die Reflexion der Ergebnisse Hier sollen die Ergebnisse der Auswertung noch einmal etwas genauer auf ihre Aussage hin thematisiert werden. Eine interessante Facette erscheint die, dass bei jeder Theorie ein Schwerpunkt bezüglich der Häufigkeit einzelner Phänomene besteht. Das ist im Einzelnen: Max Weber: Durchsetzung des eigenen Willens auch gegen den Widerstand anderer Beteiligter (34) Dieser Aspekt, der auf eine immer noch bestehende Machtstruktur in der Psychiatrie aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts hinzuweisen scheint, korreliert mit der Aussage der „fest gebahnten Denk- und Versorgungsstrukturen“, wie Sie z.B. Volkmar Aderhold konstatiert. (Aderhold u.a. 2003: 16) Der Kern der Aussage ist wohl dahingehend zu verstehen, dass „gewusst wird, was gut für den Anderen ist“, ohne hierüber einen Konsens als zentrales Moment zu verankern. Niklas Luhmann: Macht ist ein Geschehen zwischen zwei Beteiligten mit dem Ziel der Findung von handlungsermöglichenden Kompromissen (Überbrückung doppelter Kontingenz) (39) Diese, als Einzelaspekt am häufigsten genannte phänomenologische Kategorie, ist meines Erachtens evolutionär eine mögliche logische Weiterentwicklung der beiden anderen häufigsten Kategorien. Im Kern geht es darum, dass mit dem Anderen darüber kommuniziert wird, was als handlungsermöglichender Kompromiss, auch möglicherweise auf die 44 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Zustimmung und das Einverständnis beider hin ausgerichtet, zur Lösung eines bestehenden Problems prozesshaft getan werden kann. (Erst das Verstehen durch den Anderen ermöglicht erfolgreiche Kommunikation, vgl. Punkt 2.5.3.1, Abb. 3 dieser Arbeit) Ein weiterer Punkt, der diesen Aspekt stützt, ist der Paradigmenwechsel, der sich in der Forschung der Psychiatrie vollzogen hat und auch weiterhin vollzieht: Psychische Erkrankung ist nicht allein ein Problem des Individuums, sondern ein Geschehen des ganzen sozialen Systems, in welchem sich das Individuum befindet. (Vgl. Aderhold 2003: 13). Wie weit die Praxis diese Sichtweise berücksichtigt, zeigt die aktuelle Bewegung bei den bayerischen Bezirkskliniken dahingehend, dass zur Zeit die Einbeziehung psychotherapeutischer Methoden auf der Tagesordnung steht: „Die Autoren gehen davon aus, dass sich der Prozess der Weiterentwicklung psychotherapeutischer Methoden, wie er in der evidenzbasierten zurückliegenden Jahren Psychiatrie, zu beobachten Psychotherapie und ist, Bereich auch im Psychosomatik in den der Bayerischen Bezirkskliniken weiter fortsetzen wird. Hierbei wird es nicht zuletzt auch Aufgabe von Häusern der Vollversorgung sein, diese Weiterentwicklung zu nutzen, um gerade den Patienten, für die im Bereich ambulanter Einzelpsychotherapien häufig Therapieangebote nur begrenzt vorgehalten werden, nicht nur psychopharmakologische oder sozialpsychiatrische, sondern auch psychotherapeutische Angebote zu machen.“ (Schuld, Schreiber 2011) Das somatische Individuum und das sozioökologische System (Im Licht der Aneignung von Umweltressourcen) erfährt aktuell eine Behandlung, das psychische Individuum wird in die Behandlung zunehmend aufgenommen, das soziale System des Individuums ist nur rudimentär in die Behandlung involviert. Michel Foucault: Anerkennung des „Anderen“ als Subjekt (38) Dieser insgesamt zweithäufigste Aspekt der Hinwendung zum Anderen, der Akzeptanz des Anderen als zu berücksichtigendes Subjekt, ist sicherlich auch Ausdruck der Ausbildung der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in kommunikativen Kompetenzen, vor allem der klientzentrierte Ansatz nach Carl Rogers dürfte hierbei wohl eine wesentliche Rolle spielen. Es könnte ein Zwischenprozess dahin gehend sein, dass gehört wird, was der andere sagt, und dass es ernst genommen wird. Dies ist die Grundlage einer erfolgreichen Kommunikation. 45 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 5. Das Fazit Insgesamt drängt sich ein Bild auf, das die bayerische Psychiatrie im Entwicklungsprozess zu zeigen ermöglicht, und zwar in einem fortschrittlichen. Der Egozentrismus einer radikalen Willensdurchsetzung als Ausdruck alten patriarchalischen Denkens scheint in einem ersten Entwicklungsschritt dem zunehmenden „Ich im Du“ zu weichen, wie es Martin Buber formuliert hat und Foucault in seinen Überlegungen zur Macht skizziert. Ich und Du finden dann letztlich in Form von Alter und Ego zu einem Verständigungsprozess, der alle Beteiligten unbedingt mit einbezieht und somit Teilhabe und Mitbestimmung und damit Inklusion ermöglicht. Gesellschaft konstituiert sich durch Kommunikation. So könnte man das Auftreten aller theoretischen Ansätze nebeneinander erklären. Die Gleichzeitigkeit der Phänomene wirft jedoch auch die Frage auf, ob es sich hier wirklich um verschiedene Stadien der Entwicklung des soziologischen Phänomens „Macht“ handelt oder ob die Synchronizität dieser Phänomene andere Ursachen hat? Es ist die „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“, (Luhmann 2005: 186), die in ihrer Beschaffenheit dahingehend befragt werden muss, ob sie Variation, Selektion oder Restabilisierung ist. Ist es die demokratische Vielfalt, ein ablaufender Selektionsprozess oder die Stabilisierung eines Systems auf einem neuen Niveau, jedoch mit welchen Inhalten? Für die Klärung dieser Fragen würde ein weiterer Theorieprozess unter Einbeziehung sozialpolitischer, psychologischer und philosophischer Aspekte von Nöten sein. Mit diesem Hinweis auf eine weitere Perspektive und Fragestellung, die sich aus dieser Arbeit ergibt, soll diese Untersuchung, die durchzuführen mir ein echtes Vergnügen war, dann auch Ihren Schlusspunkt finden. 46 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Abbildungsverzeichnis Seite Abb. 1: Akutstationäre Fallzahlen in Bayern (Quelle: Krankenhausstatistik Destatis 2008) 9 Abb. 2: Der moderne Mensch und soziale Systeme (Hohn 2006: 98) 17 Abb. 3: Luhmanns triadisches Kommunikationsmodell (Brock u.a. 2009: 362) 18 Abb. 4: Ablaufmodell des problemzentrierten Interviews nach Mayring (2002: 71) 26 Abb. 5: Ablaufmodell induktiver Kategorienbildung (Mayring 2002: 116) 28 Abb. 6: Bevölkerungsdichte in Bayern (Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie 1999) 30 Tabellenverzeichnis Seite Tab. 1: Die Verteilung der Sozialarbeiter auf die Fachbereiche der Psychiatrie. 35 Tab. 2: Erwähnte hierarchische Institutionen. 36 Tab. 3: Übergeordnete Kategorie A. 37 Tab. 4: Übergeordnete Kategorie P. 39 Tab. 5: Die Häufigkeitsindices der untersuchten Machttheorien im Vergleich. 42 47 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Literaturverzeichnis: Aderhold, Volkmar u.a.(Hg.) 2003: Psychotherapie Behandlungansätze aus Skandinavien. Gießen: Psychosozial. der Psychosen, Integrative Bahrdt, Hans Paul 2003: Schlüsselbegriffe der Soziologie, 9. Aufl. München: Beck. Bode, Christoph in Grizelj, Mario; Jahraus, Oliver (Hg.) 2011: „Theorietheorie als Praxis. Überlegungen zu einer Figur der Unhintergehbarkeit, oder: Über eine Theorie- PraxisAsymmetrie“ in „Theorietheorie“. S. 79 - 94. München: Fink. Bohle, Hans Hartwig in Albrecht, Günter, Groenemeyer, Axel (Hg.) 2012: „Angewandte Sozialforschung und soziale Indikatoren“ in „Handbuch soziale Probleme“. 2. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag. Bortz, Jürgen; Döring, Nicola 2009: Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler. 4. Aufl. Heidelberg: Springer. Brock, Ditmar u.a. 2009: Soziologische Paradigmen nach Talcott Parsons. Eine Einführung. Wiesbaden: VS Verlag. Foucault, Michel 1976: Mikrophysik der Macht – Über Strafjustiz, Psychiatrie und Medizin. Berlin: Merve. Foucault, Michel 1978: Dispositive der Macht. Über Sexualität, Wissen und Wahrheit. Berlin: Merve. Foucault, Michel in Dreyfus, Hubert und Rabinow, Paul 1987: Das Subjekt und die Macht. In: Michel Foucault - Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik. S. 243 – 264. Frankfurt a. M.: Athenäum. Foucault, Michel 1988: Sexualität und Wahrheit I. Der Wille zum Wissen. Frz. Originalausgabe 1976. Übers. v. Ulrich Rauff u. Walter Seitter. Frankfurt a. M.: Suhrkamp. Foucault, Michel 1991: Die Ordnung des Diskurses. Frz. Originalausgabe 1972. Übers. v. Walter Seitter. Frankfurt a. M.: Fischer. Foucault, Michel 1994: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frz. Originalausgabe 1975. Übers. v. Walter Seitter. Frankfurt a. Main: Suhrkamp. Hedström, Peter, Bearman, Peter (Editors) 2009: The Oxford Handbook of Analytical Sociology. New York: Oxford University Press. Herringer, Norbert 2002: Empowerment in der Sozialen Arbeit. 2. Aufl. Stuttgart: Kohlhammer. 48 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Hohn, Hans- Jürgen 2006: Soziale Systeme, Kommunikation, Mensch. Eine Einführung in soziologische Systemtheorie. 2. Aufl. Weinheim: Juventa. Jahraus, Oliver in Grizelj, Mario; Jahraus, Oliver (Hg.) 2011: „Theorietheorie“ in „Theorietheorie“. S. 17 – 39. München: Fink. Joas, Hans (Hg.) 2007: Lehrbuch der Soziologie. 3. Aufl. Frankfurt, New York: Campus. Kleiner, Marcus (Hg.) 2001: Michel Foucault. Eine Einführung in sein Denken. Frankfurt a. M.: Campus. Korte, Hermann, Schäfers, Berhard (Hg.) 2008: Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie. Lehrbuch. Wiesbaden: VS Verlag. Kraus, Björn; Krieger, Wolfgang (Hg.) 2007: „Zur Einführung – Die Reflexion Sozialer Arbeit im Lichte von Theorien zur Macht“ in „Macht in der Sozialen Arbeit“. S. 9 – 28. Jacobs- Verlag: Lage. Krause, Ralf; Rölli, Marc 2008: Macht – Begriff und Wirkung in der politischen Philosophie der Gegenwart. Bielefeld: transcript Verlag. Lazarsfeld, Paul, Reitz, Jeffrey 1975: An Introduktion to Applied Sociology. New York: Elsevier. Luhmann, Niklas 2003: Macht. 3. Aufl. Stuttgart: Lucius & Lucius. Luhmann, Niklas, Baecker, Dirk (Hg.) 2005: Einführung in die Theorie der Gesellschaft. Heidelberg: Carl Auer. Luhmann, Niklas 2009a: Soziologische Aufklärung 1 – Aufsätze zur Theorie sozialer Systeme. 8. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag. Luhmann, Niklas, Baecker, Dirk (Hg.) 2009b: Einführung in die Systemtheorie. Vorlesungstranskription. 5. Aufl. Heidelberg: Carl Auer. Mayring, Phillip 2002: Einführung in die qualitative Sozialforschung. 5. Aufl. Weinheim und Basel: Beltz. Meidl, Christian 2009: Wissenschaftstheorie für SozialforscherInnen. Wien u.a.: Böhlau. Nussbaum, Martha; Sen, Amartya (Hg.) 1993: The Quality of Life. New York: Oxford Press. Parsons, Talcott 1964: „Die jüngsten Entwicklungen in der strukturell- funktionalen Theorie“ in „Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie“. 16. Jg. ; Nr. 1. S. 30 – 49. Polat, Elif 2010: Institutionen der Macht bei Michel Foucault – Zum Machtbegriff in Psychiatrie und Gefängnis. Reihe Sozialwissenschaften, Band 34. Marburg: Tectum. Schimank, Uwe 2007: Theorien gesellschaftlicher Differenzierung. 3. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag. 49 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Schmocker, Beat (Hg.) 2006: „Liebe, Macht und Erkenntnis“ in „Liebe, Macht und Erkenntnis – Silvia Staub Bernasconi und das Spannungsfeld Soziale Arbeit“. HSA Luzern. S. 378 – 407. Freiburg i. Br.: Lambertus. Schurz, Gerhard in Keuth, Herbert (Hg.) 2007: „Das Problem der Induktion“ in “Karl Popper: Logik der Forschung“ der Reihe „Klassiker auslegen“ von Otfried Höffe. 3. Aufl. Berlin: Akademie Verlag. Sen, Amartya in Nussbaum, Martha; Sen, Amartya (Hg.) 1993: “Capability and WellBeing” in “The Quality of Life”. S. 30 - 53. New York: Oxford Press. Staub- Bernasconi, Silvia 2007: Soziale Arbeit als Handlungswissenschaft. Systemtheoretische Grundlagen und professionelle Praxis. Ein Lehrbuch. Bern u.a.: Haupt. Weber, Max 1922: Wirtschaft und Gesellschaft. Studienausgabe 2009. Tübingen: Mohr Siebeck. Weber, Max 1922: Wirtschaft und Gesellschaft. 1980. Tübingen: Mohr Siebeck. Webseiten: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie 1999: Dichte der Bevölkerung in Bayern auf: http://www.landesentwicklung.bayern.de/laendlicher-raum-in-bayern.html (Zugriff 20.03.2012) Schuld, Andreas, Schreiber, Wolfgang 2011: „Integrative therapeutische Angebote an den Kliniken der bayerischen Bezirke“ auf: http://www.psychiatrischeforschung.de/article/view/45/63 (Zugriff 04.05.2012) Sommerfeld, Peter 2007: Professionalisierung der Sozialen Arbeit als Gesamtkunstwerk – zur Kooperation von Wissenschaft und Praxis auf: http://www.sfss.ch/dateien/46/referat_sommerfeld.pdf (Zugriff 25.04.2012) Uni Essen 2003: „Niklas Luhmann“ auf http://www.uni-essen.de/literaturwissenschaftaktiv/Vorlesungen/methoden/luhmann.htm (Zugriff 17.03.2012) Verband bayrischer Bezirke 2011: „Gesundheit“ bezirke.de/baybezirke.php?id=150 (Zugriff 25.04.2012) auf: http://www.bay- Verband der Bayrischen Bezirke 2011: Anlage 2 der Anhörung im Bayerischen Landtag zur "Situation der ambulanten, teilstationären und stationären psychiatrischen Versorgung im Freistaat Bayern" im Rundschreiben 75/2011 vom 24.03.2011, auf: http://www.baybezirke.de/rundschreiben.php?typ=referat&menueid=13 (Zugriff 25.04.2012) 50 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Erklärung gemäß § 35 Abs. 7 RaPO Hiermit erkläre ich, dass ich die Bachelorarbeit selbständig verfasst, noch nicht anderweitig für Prüfungszwecke vorgelegt, keine anderen als die angegebenen Quellen oder Hilfsmittel benützt, sowie wörtliche und sinngemäße Zitate als solche gekennzeichnet habe. Pfaffenhofen, den Zustimmung der Einstellung der Bachelorarbeit in der Bibliothek der Hochschule München Ich erkläre mein Einverständnis, dass die von mir erstellte Bachelorarbeit in die Bibliothek der Hochschule München eingestellt wird. Ich wurde darauf hingewiesen, dass die Hochschule München in keiner Weise für die missbräuchliche Verwendung von Inhalten durch Dritte infolge der Lektüre der Arbeit haftet. Insbesondere ist mir bewusst, dass ich für die Anmeldung von Patenten, Warenzeichen oder Geschmacksmustern selbst verantwortlich bin und daraus resultierende Ansprüche selbst verfolgen muss. Für Fragen dazu steht die Erfinderberatung der Hochschule München zur Verfügung. Ich bin damit einverstanden Ich bin damit nicht einverstanden Ort, Datum Unterschrift 51 Bachelorarbeit Soziale Arbeit BASA- online 2012: Macht und Soziale Arbeit, Baumgartner Jürgen, Jg. 2008 Anhang 1 Kontaktanschreiben für Interviews (letzte Anfrage vom 15.04.2012) Sehr geehrte.… Folgende Mail sende ich an Ihre Adresse mit der Bitte um Prüfung und evtl. Weiterleitung an die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen der Klinik …. Mein Name ist Jürgen Baumgartner. Ich studiere Soziale Arbeit an der Hochschule MünchenPasing im 8. Semester (Bachelor Soziale Arbeit, Online- Studiengang). Im Rahmen meiner Bachelorarbeit beschäftige ich mich mit der Anwendung soziologischer Macht- Theorien in der Praxis der Sozialen Arbeit, genauer: in den bayerischen Psychiatrien. (M. Weber, N. Luhmann, M. Foucault) Daher frage ich Sie an, ob SozialarbeiterInnen des …. Klinikums bereit wären, mir ein Interview zu geben zu dem Thema: „Aspekte, unter denen die in Ihrem Arbeitsbereich vorhandenen sozialen und ökonomischen (u.a.) Ressourcen ausgewählt und eingesetzt werden“? Dabei geht es vor allem um die Kriterien der Umverteilung und Verteilung vorhandener Ressourcen, die dem Wirkungsfeld der Sozialen Arbeit zugeordnet sind. Das Interview ist ein Leitfadeninterview, der Zeitbedarf ist mit maximal 20 Minuten angesetzt. Die Fragen habe ich als Anlage beigefügt. Wenn Sie es ermöglichen können, mir ein (anonymisiertes) Interview zu geben, zu welchem ich Sie besuchen werde, bitte ich um die Mitteilung von 2 oder 3 Terminvorschlägen. Bitte terminieren Sie nach Möglichkeit im Zeitrahmen vom17.04.2012 bis zum 30.04.2012. Vielen Dank und freundliche Grüße Jürgen Baumgartner Anhang 2: Art und Zahl der Betten in Krankenhaeusern, Stand 2012: 52 Tagklinik am Klinikum Fürstenfeldbruck (Klinikum München-Ost) Tagklinik München Schwabing (Klinikum München-Ost) Inn-Salzach-Klinikum gGmbH Wasserburg am Inn Inn-Salzach-Klinikum gGmbH Freilassing Inn-Salzach-Klinikum gGmbH Tagklinik Rosenheim Isar-Amper-Klinikum gGmbH Klinik Taufkirchen Isar-Amper-Klinikum gGmbH Tagklinik Freising der Klinik Taufkirchen Lech-Mangfall-Kliniken gGmbH am Krankenhaus Agatharied Lech-Mangfall-Kliniken gGmbH am Klinikum Garmisch-Partenkirchen Lech-Mangfall-Kliniken gGmbH am Klinikum Landsberg am Lech Lech-Mangfall-Kliniken gGmbH am Krankenhaus Peißenberg im Krankenhaus München Schwabing krankungen und Krisen 15 (teilst.) - - 15 89 95 - - 89 (einschl. 15 teilst.) - - 95 (einschl. 15 teilst.) - 122 - - 122 (einschl. 14 teilst.) 329 20 154 20 (teilst.) - - 175 - 40 - - 624 12 15 28 48 1.292 40 (teilst.) 120 - - - - 375 StGB-Untergebrachte Insgesamt nicht gefördert 95 - - - - - 22 (Sucht) Reha nicht gefördert 95 (einschl. 15 teilst.) 45 (davon 6 Intermediate Care / Stroke Unit) - 12 (teilst.) 459 (einschl. 8 teilst.) - 28 (einschl. 8 teilst.) 15 (teilst.) - 48 (einschl. 33 teilst.) Psych. Krisenzentr. Atriumhaus (Klinikum München-Ost) ZAK (KL München-Ost) Zentrum für Abhängigkeitser- 37 davon 3 Beatmung und 4 Intermediate Care - Neurologie gefördert 858 (einschl. 33 teilst.) Psychiatrie gefördert I. Art und Zahl der Betten in den Bezirkskrankenhäusern (Stand: 01.01.2012) Haar Isar-Amper-Klinikum gGmbH Klinikum München Ost 1. Oberbayern Bezirkskrankenhäuser Geschäftsstelle - Az.: 544/2-1 Seite 1 von 7 12 (KiJupsy) (teilst.) Außenstelle Passau Straubing 15 (KiJupsy) - 230 (einschl. 20 teilst.) 50 (KiJupsy) (einschl. 14 teilst.) Landshut Außenstelle Deggendorf 480 (einschl. 5 teilst.) - - 56 davon 4 Intensiv, 5 Stroke Units 36 (Frühreha) - - 10 (Sucht) 239 - 152 - - - - - - 239 307 734 358 40 42 98 StGB-Untergebrachte Insgesamt nicht gefördert - - Reha nicht gefördert - Neurologie gefördert 40 (einschl. 10 teilst.) 301 57 (einschl. 26 teilst., (davon 5 Stroke Units davon 6 Schlaflabor) 6 Tagesklinik) 98 (einschl. 44 teilst.) 42 Psychiatrie gefördert Mainkofen 2. Niederbayern Heckscher Klinik für KiJupsy und Psychothera. Heckscher Klinik Abteilung Rottmannshöhe Heckscher Klinik Abteilung Rosenheim Klinikum Ingolstadt 1. Oberbayern (Fortsetzung) Bezirkskrankenhäuser Seite 2 von 7 175 (einschl. 10 teilst.) - - 535 (einschl. 40 teilst. in TK Rgb. und 20 teilst. in TK CHA) 66 (KiJupsy) (einschl. 14 teilst. in TK Rgb., 12 teilst. in in TK Weiden und 12 teilst. In TK CHA) Psychiatrie gefördert - - - 53 (Frühreha) 12 (Frühreha intensiv) 10 (Frühreha teilst.) 58 (davon 6 Intensiv, 12 Stroke Units) Neurologie gefördert - 31 (Sucht-Reha) - - 25 (weiterf. Reha) 19 (Sucht-Reha einschl. 2 teilstat.) Reha nicht gefördert 286 40 (einschl. 22 teilst.) (davon 8 intensiv) (einschl. 81 Betten/ * Plätze PSO ) 36 (KiJupsy) (einschl. 8 teilst.) *) PSO=Psychosomatische Medizin/Psychotherapie (insgesamt 129 Betten / 8 Plätze) BKH Bayreuth 4. Oberfranken Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz GmbH Wöllershof Sonderkrankenhaus des Bezirks Oberpfalz Parsberg II Sonderkrankenhaus des Bezirks Oberpfalz Bezirksklinikum Regensburg Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz GmbH Bezirksklinikum Regensburg 3. Oberpfalz Bezirkskrankenhäuser Seite 3 von 7 163 - 56 (junge Drogenabhängige) 40 (Psychiatrie u.Psychotherapie) 165 - 525 206 96 165 778 StGB-Untergebrachte Insgesamt nicht gefördert Hochstadt Engelthal Erlangen Ansbach 5. Mittelfranken 180 (einschl. 3nachkl.) 20 (teilstat. TK Fürth) (einschl.25 Gehörl.psy.) 383 (einschl. 50 teilst.) 26 (Ki.Ju.Psy. vollstat.) 15 (Ki.Ju.Psy. teilstat.) 381 (einschl. 22 teilst.) (Drogen-, Medikamenten- und Alkoholabhängige) 50 - - 60 (Frühreha / SchädelH.V.) *) 45 (Neurologie) 32 (Reha-Sucht) 30 (weiterf. Reha Schädel-H.V.) 20 (Reha-Sucht) 45 (Geriat.Reha) - - - - Reha nicht gefördert - - - - Neurologie gefördert 45 (einschl. 10 teilst.) Tagesklinik KiJupsy des BKH Bayreuth in Hof 152 (einschl. 10 teilstat.) (einschl. 24 PSO*) 10 12 (teilst.) Tagesklinik KiJupsy des BKH Bayreuth in Coburg Rehau 12 (teilst.) Tagesklinik des BKL Obermain in Coburg Psychiatrie gefördert 150 (einschl. 32 PSO*) (einschl. 10 teilstat.Psychiatrie) 20 (teilst.) Obermain Kutzenberg 4. Oberfranken (Fortsetzung) Bezirkskrankenhäuser Seite 4 von 7 - 100 148 - - - - - 212 636 682 60 152 12 12 20 150 StGB-Untergebrachte Insgesamt nicht gefördert 15 Spezialeinheit KiJupsy mit Schwer- und Mehrfachbehinderung für Nordbayern in Würzburg - - - - - - Neurologie gefördert PSO=Psychosomatische Medizin/Psychotherapie (insgesamt 129 Betten / 8 Plätze) 12 Intensivstation KiJupsy Würzburg *) 20 (teilst.) 318 (einschl. 27 teilst.) 40 (teilstat.) 8 (vollstat.) 290 Psychiatrie gefördert Tagesklinik des BKH Werneck in Schweinfurt Werneck Tagesklinik des BKH Lohr in Aschaffenburg Lohr 6. Unterfranken Bezirkskrankenhäuser Seite 5 von 7 - - - - 14 (Reha-Sucht) - Reha nicht gefördert - - - 59 - 118 15 12 20 349 48 450 StGB-Untergebrachte Insgesamt nicht gefördert 334 (einschl. 2 teilst.) 36 (einschl. 20 teilst.) Günzburg Donauwörth psychiatrische Abteilung Insgesamt: Memmingen 7.564 711 - 20 (teilst.) (Außenstelle BKH Kempten) 48 (einschl. 8 teilstat.) - 242 (einschl. 20 teilst.) Kaufbeuren Tagesklinik Lindau 47 (einschl. 3 teilst.) 91 (einschl. 15 teilst.) - - 38 (davon 4 Intensiv, 4 Stroke Units) 20 (Früh-Reha) 52 (Neurochirugie) - Neurologie gefördert Kempten Günzburg) (Außenstelle d. BKH 292 (einschl. 32 teilst.) Psychiatrie gefördert Augsburg 7. Schwaben Bezirkskrankenhäuser Seite 6 von 7 298 - - - - - - - Reha nicht gefördert 2.149 - - 175 - - 85 - 10.722 48 20 464 91 36 529 292 StGB-Untergebrachte Insgesamt nicht gefördert 130 125 120 Thoraxzentrum Unterfranken, Münnerstadt gefördert 105 + 20 Reha Orthopädisches Krankenhaus Schloss Werneck (Unterfranken) 26 Betten davon 3 Betten Intensiv 70 Betten davon 1 Bett Intensiv 24 Betten Orthopädische Klinik König-Ludwig-Haus, Würzburg (Unterfranken) Abteilung für Thorax- und Gefäßchirurgie Rheumatologie Klinik für operative und konservative Orthopädie Fachklinik für Erkrankungen der Atmungsorgane BKL Obermain 210 30 Fachkrankenhaus für Lungen- und Bronchialheilkunde BKH Parsberg I Sonderkrankenhäuser des Bezirks Oberpfalz 90 Betten davon 1 Bett Intensiv 40 Kinderzentrum München Nachrichtlich: Seite 7 von 7