Leitfaden für Eltern

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Leitfaden für Eltern
2 HÖREN UND HÖRVERLUST
Warum Hören so wichtig ist
„Nicht sehen können trennt von den Dingen. Nicht hören können
trennt von den Menschen.“ (Immanuel Kant)
Das Gehör ist eines unserer wichtigsten Kommunikationsmittel. Es
verbindet uns mit unseren Mitmenschen und ist ein wesentlicher
Baustein unserer sozialen Kontakte. Wir erkennen schon an der
Tonlage allein, ob unser Gesprächspartner erfreut, traurig oder
wütend ist.
Unser Gehör ist ein ständiger Begleiter im Alltag und bereichert unser Leben durch Musik, Vogelgezwitscher und
viele andere Geräusche. Es warnt uns vor herannahenden
Gefahren, etwa im Straßenverkehr, und hilft uns, uns im
Dunkeln zu orientieren.
Besonders bei Kindern ist ein gutes Gehör von immenser
Bedeutung. Nur ein Kind, das gut hört, kann Sprache richtig erlernen. Die spätere Schul- und Berufslaufbahn eines
Kindes ist eng mit gutem Hören verbunden, ebenso wie
seine emotionale und soziale Reifung.
Unser Gehör schenkt uns Unabhängigkeit.
3
Sie sind nicht allein
Aus Gründen des Leseflusses
wird in der vorliegenden
Broschüre hauptsächlich die
männliche Form verwendet.
Selbstverständlich beziehen sich
alle Bezeichnungen auf weibliche
und männliche Personen.
4 Die Diagnose „Gehörlosigkeit“ ist für Eltern eines kleinen Kindes ein Schock. Sie stehen vor einer völlig neuen, unbekannten Situation und fühlen sich oft hilflos und verzweifelt. Diese Reaktion ist völlig natürlich und es kann einige Zeit dauern, bis Sie als
Eltern die Diagnose akzeptieren können.
Verlieren Sie nicht den Mut! Sie sind in dieser Situation nicht allein. Viele Spezialisten
stehen Ihnen zur Seite: HNO-Ärzte, Kinderärzte, Audiologen, Sprachtherapeuten und
Psychologen können Ihnen fachlich kompetenten Rat erteilen. In Selbsthilfegruppen
können Ihnen betroffene Eltern emotionale Unterstützung und wertvolle Tipps für
das tägliche Leben mit Ihrem hörbeeinträchtigten Kind geben. Nehmen Sie diese
Hilfe an und erkundigen Sie sich, welche Lösungen es für die Hörbeeinträchtigung
Ihres Kindes gibt. Je mehr Sie über Hörverlust wissen, desto besser können Sie die
richtigen Entscheidungen treffen.
Die vorliegende Broschüre soll Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Aspekte von Hören und Hörverlust verschaffen und Sie
bei Ihrer Entscheidungsfindung als Ratgeber begleiten.
Inhalt
Begriffe aus der HNO-Heilkunde................6
Hören und Hörverlust.................................10
So hören wir.......................................................................................11
Die Hörentwicklung bei Kindern............................................13
Diagnose Hörverlust..................................................................... 16
Das Audiogramm............................................................................ 18
Arten von Hörverlust.................................................................. 19
Hörverlust – Was nun?................................................................22
Hörverlust – Welche Lösungen gibt es?............................25
Welche Schule für mein Kind?................................................. 29
Cochlea-Implantate
Eine Hörlösung für Ihr Kind....................... 30
Was ist ein Cochlea-Implantatsystem?............................... 32
Vorteile von Cochlea-Implantatsystemen.........................34
Eignet sich ein CI für mein Kind?............................................ 35
Der Weg zum Cochlea-Implantat......................................... 36
Vorteile einer frühen Implantation........................................38
Der Weg zum Erfolg.....................................................................39
Das MAESTRO™ CI System........................ 42
CONCERTO Cochlea-Implantat...........................................44
Der neue OPUS 2 Audioprozessor...................................... 47
Bilaterale Implantation................................................................. 52
Begleitung für viele Jahre............................................................54
Das Leben mit einem Cochlea-Implantat......................... 58
VIBRANT SOUNDBRIDGE ®
Mittelohr-Implantatsystem....................... 60
Was ist ein Mittelohr-Implantatsystem?............................. 62.
So funktioniert ein Mittelohr-Implantatsystem............. 63
Vorteile der Vibrant Soundbridge.........................................64
Eignet sich die Vibrant Soundbridge für mein Kind?....65
Der Weg zum Mittelohr-Implantatsystem.......................66
Erfahrungen aus erster Hand.................... 68
Raquel................................................................................................... 69
Johannes............................................................................................... 71
HÖREN UND HÖRVERLUST 5
Hayley....................................................................................................73
Wichtige Begriffe
aus der Hals-NasenOhren-Heilkunde
Am Anfang werden Ihnen viele Fachbegriffe
aus der Hals-Nasen-Ohren (HNO)Heilkunde unbekannt sein. Im Folgenden
finden Sie Erklärungen für die gängigsten
Begriffe, die Ihnen die Welt des Hörens verständlich machen sollen.
Anatomie des Ohres
Außenohr: fängt Schallwellen auf und leitet sie durch
den Gehörgang ans Mittelohr weiter. Der Teil des
Ohres, den man von außen sieht, wird als Ohrmuschel
bezeichnet.
Cochlea: auch Hörschnecke genannt; wie ein
Schneckenhaus geformter Teil des Innenohrs, der
Schallvibrationen in Nervenimpulse umwandelt. Die
Cochlea enthält Flüssigkeit und hochsensible Sinneszellen
(Haarzellen), die durch Schallvibrationen in Bewegung
gesetzt werden.
Gehörgang: ein Teil des Außenohres. Ein Kanal, der
den Schallreiz vom Außenohr ans Trommelfell leitet.
Gehörknöchelchen: eine Kette von drei kleinen
Knochen im Mittelohr: Hammer (Malleus), Amboss
(Incus) und Steigbügel (Stapes).
Haarzellen: härchenähnliche Sinneszellen im
Innenohr, die die mechanische Energie von Schallwellen
in Nervenimpulse umwandeln.
Hörnerv: leitet Nervenimpulse vom Innenohr ans
Gehirn weiter.
Innenohr: innerster Teil des Ohres. Enthält das
Gleichgewichtsorgan (Vestibularapparat) und das
Hörorgan (Cochlea).
Mittelohr: jener Teil des Ohres, der die drei
Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel
enthält. Das Mittelohr leitet Schallvibrationen an das
Innenohr weiter.
Trommelfell: bildet die Grenze zwischen Außenohr
und Mittelohr und wandelt Schallwellen in mechanische
Schwingungen um.
Arten von Hörverlust
Erworbener Hörverlust: ein Hörverlust, der nach
der Geburt auftritt.
verlust, bedingt durch einen fehlenden oder beschädigten Hörnerv.
Kongenitaler Hörverlust: auch angeborener
Hörverlust genannt; ein Hörverlust, der bereits bei der
Geburt vorhanden ist.
Prälinguale Gehörlosigkeit (prälingual: vor dem
Spracherwerb): Gehörlosigkeit, die bereits bei der
Gebur t vorhanden ist oder vor dem Erlernen von
Sprache entsteht.
Neuraler Hörverlust: sehr seltener Fall von Hör­
Wichtige Begriffe aus der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde 7
Postlinguale Gehörlosigkeit (postlingual: nach
dem Spracherwerb): Gehörlosigkeit, die erst nach dem
Erlernen von Sprache auftritt.
nicht mehr an den Hörnerv weitergeleitet werden. Eine
Innenohrschwerhörigkeit ist normalerweise permanent
und kann mit der Zeit schlechter werden.
Schallempfindungsschwerhörigkeit: auch
Innenohrschwerhörigkeit genannt; der Hörverlust entsteht im Innenohr (Cochlea). Aufgrund beschädigter
oder fehlender Haarzellen in der Cochlea kann Schall
Schallleitungsschwerhörigkeit: auch kondukti­­
ver Hör verlust genannt; Schall wird im Außenoder Mittelohr blockiert und gelangt nicht mehr ins
Innenohr.
Audiologische Fachbegriffe
Audiogramm: eine graf ische Darstellung des
Hörvermögens. Das Ergebnis eines Hörtests wird in ein
Audiogramm eingetragen und zeigt den Grad und die
Art des Hörverlusts. Es stellt den Hörverlust in Dezibel
bei unterschiedlichen Frequenzen (250–8000 Hz) dar.
Audiologen: HNO-Spezialisten, die Personen mit
Hörverlust behandeln.
Audiologie: Wissenschaf t, die sich mit der
Behandlung und Rehabilitation von Hör- und
Kommunikationsstörungen beschäftigt.
Audiometrie: eine Reihe von audiologischen Tests,
die die Eigenschaften des Gehörs vermessen.
Auditorisch: das Hören betreffend.
8 Wichtige Begriffe aus der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde
Binauraler/Bilateraler Hörverlust: Hörverlust
auf beiden Ohren.
Hirnstamm-Audiometrie (Auditory
Brainstem Response, kurz: ABR): ein objektiver Hörtest, der die Funktion der Hörnervenbahnen
prüft, indem die elektrische Verarbeitung des Schalls im
Gehirn gemessen wird.
Dezibel (dB): die Lautstärke eines Schallsignals wird
in Dezibel (dB) angegeben.
Frequenz: die Tonhöhe eines Schallsignals. Die Maß­
einheit für Frequenz ist Hertz (Hz).
Hörschwelle: Die geringste Lautstärke, die ein
Hörender gerade noch wahrnehmen kann. Bei einem
Hör test werden die Hörschwellen für verschiedene
Tonhöhen ermittelt und im Audiogramm eingetragen,
um eine Hörstörung genau diagnostizieren zu können.
Lokalisierung: die Fähigkeit, eine Schallquelle zu
orten.
Otologie: Ohren­heilkunde
(Re)habilitation: individuell abgestimmtes Training
für Menschen mit Hörverlust, das das Erlernen und
Verstehen von Sprache förder t. Für Kinder, die nie
hören oder sprechen konnten, wird auch der Begriff
Habilitation verwendet.
Restgehör: trotz Hörverlust verbliebenes Hör­ver­mö­
gen. Die meisten Menschen mit schwerem Hörverlust
haben ein Restgehör, das jedoch oft keine ausreichend
klaren Informationen mehr zum Verstehen von Sprache
liefert.
Sprachfrequenz: der Frequenzbereich von 250 bis
8000 Hz, der das menschliche Sprechen umfasst und
für das Hören und Verstehen von Sprache am wichtigsten ist.
Technische Hörhilfen
Cochlea-Implantatsystem (CI): eine implantierbare, elektronische Hörhilfe für Menschen mit schwerer bis völliger Schallempfindungsschwerhörigkeit. Ein
Cochlea-Implantatsystem wird operativ hinter dem
Ohr unter die Haut gebettet. Die Elektroden des CI
übernehmen die Funktion der zerstörten oder fehlenden Haarzellen. Mehr über Cochlea-Implantatsysteme
erfahren Sie auf Seite 30.
von Cochlea-Implantaten und konventionellen digitalen
Hörgeräten.
Elektrisch Akustische Stimulation (EAS):
kommt bei partiellem Hörverlust zum Einsatz. Personen
mit partieller Taubheit können tiefe Frequenzen bis zu
einem bestimmten Grad hören, höhere Frequenzen
nehmen sie allerdings fast oder überhaupt nicht wahr.
Ein EAS-Hörimplantatsystem vereint die Technologien
Mittelohr-Implantatsystem (MEI): eine ins
Mittel­o hr implantierbare Hörhilfe für Menschen mit
Schall­leitungs- oder Schallempfindungschwerhörigkeit
oder mit kombinier tem Hör verlust. Ein Mittel­
ohrimplantatsystem kann eine Alternative zu herkömmlichen Hörgeräten darstellen.
Hörgerät: eine elektronische Hörhilfe, bei der Schall
verstärkt wird und dadurch vom Nutzer besser wahrgenommen werden kann. Hörgeräte unterstützen das
vorhandene Gehör von Menschen mit leichtem bis
schwerem Hörverlust.
Wichtige Begriffe aus der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde 9
Hören und Hörverlust
10 HÖREN UND HÖRVERLUST
So hören wir
Unsere Ohren sind ein besonderes Sinnesorgan. Im Gegensatz zu
den Augen schlafen sie nie, wir können sie nicht schließen oder
ihnen eine Pause gönnen. Ohren fangen Schallwellen auf und wandeln sie in für das Gehirn verständliche Informationen um. Das
Wissen um die Funktionsweise unseres Gehörs kann Ihnen helfen,
das Thema Hörverlust besser zu verstehen.
Hören bedeutet eigentlich, Schall wahrzunehmen. Schall ist
eine Druckwelle, die entweder langsam oder schnell vibrieren kann. Langsame Vibrationen erzeugen tiefe Töne, schnelle
Vibrationen hohe Töne.
Bogengänge
Hörnerv
Ohrmuschel
Cochlea
Trommelfell
Gehörgang
Hammer
Steigbügel
Amboss
HÖREN UND HÖRVERLUST 11
So hören wir
3
4
Hörnerv
6
1 Das Außenohr fängt die Schallwellen auf und leitet
sie in den Gehörgang; die Schallwellen bringen das
Trommelfell zum Schwingen.
2 Das Trommelfell schwingt in der Frequenz des
akustischen Reizes.
3 Über die Gehörknöchelchenkette erreichen die
Schwingungen des Schalls die Cochlea.
4 Diese Schwingungen versetzen die Flüssigkeit in
der Cochlea in Bewegung.
1
5
Cochlea
Trommelfell
2
5
Infolge der Bewegung der Flüssigkeit „biegen“ sich
die Haarzellen. Sie lösen elektrische Signale
aus, die vom Hörnerv weitergeleitet werden.
Die Haarzellen am Ende der Cochlea erzeugen
tieffrequente, die Haarzellen am Eingang der
Cochlea hochfrequente Schallinformationen.
6 Der Hörnerv übermittelt die Signale ans Gehirn,
wo sie als akustisches Ereignis (Sprache, Geräusch,
Musik, etc.) interpretiert werden.
„So hören wir“ für Kinder:
Erfahren Sie mehr über den Weg der Schallwelle auf der MED‑EL Kinderseite unter www.medel.de
12 HÖREN UND HÖRVERLUST
Die Hörentwicklung bei Kindern
Die ersten beiden Lebensjahre sind die wichtigste Phase für die
Entwicklung des kindlichen Gehörs. Die Fähigkeit des Gehirns, Schall
zu verarbeiten und gesprochene Sprache zu entwickeln und zu verstehen, nimmt nach dieser wichtigen Phase bis zum Alter von etwa
sieben Jahren kontinuierlich ab. Das bedeutet, dass es nach dieser
Zeit immer schwieriger wird, Sprache zu erwerben (mehr dazu auf
Seite 24). Die Sprachentwicklung von Kindern ist individuell verschieden. Es gibt jedoch Eckpunkte für den Spracherwerb, die als
Richtlinie für eine normale Entwicklung dienen.1
HÖREN UND HÖRVERLUST 13
0–3 Monate
Reagiert auf laute und plötzliche Geräusche (erwacht, erschrickt)
Erkennt die Stimmen der Eltern
Reagiert auf bekannte Stimmen (beruhigt sich, lächelt)
Lokalisiert Sprecher/Geräusch mit den Augen
Lächelt, wenn es angesprochen wird
Lacht laut, kichert, quietscht
Zeigt spezifische Schreimuster (z.B. Hungerweinen)
3–6 Monate
Experimentiert mit der eigenen Stimme, brabbelt
Reagiert auf Musik
Unterscheidet zwischen Geräuschen, freundlichen/zornigen Stimmen
Lokalisiert regelmäßig Schallquellen/Stimmen
Erkennt den eigenen Namen
Weint unterschiedlich bei verschiedenen Beweggründen
Hört auf zu weinen, wenn es angesprochen wird
6–9 Monate
Lautiert stärker variierend
Hört Musik oder Gesang aufmerksam zu
Reagiert auf den eigenen Namen
Versteht einfache Aufforderungen
Erkennt die Namen einiger bekannter, sichtbarer Objekte
9–12 Monate
Verwendet Ausrufe
Sagt erste Wörter („dada“, „Mama“, „ada“)
Befolgt einfache Anweisungen („Leg das hin!“)
Versteht einfache Fragen („Wo ist der Ball?“)
14 HÖREN UND HÖRVERLUST
12–18 Monate
Spricht 1-Wort-Sätze
Verwendet und versteht bis zu 20 Wörter
Versteht jede Woche mehr neue Wörter
Beantwortet Fragen mit Gesten („Wie groß bist du?“)
Versteht einfache Fragen
Verwendet Wörter anstelle von Gesten, um Wünsche
und Bedürfnisse auszudrücken
18–24 Monate
Verwendet 2- bis 3-Wort-Sätze
Befolgt einfache Anweisungen
Versteht einfache Fragen
Zeigt Interesse an Reimen, Liedern, Melodien
Versteht komplexere Sätze
Zeigt bei Aufforderung auf entsprechendes Körperteil
2–3 Jahre
Spricht einfache Sätze
Verwendet und versteht mehr als 200 Wörter
Befolgt einfache Aufforderungen
Zeigt bei Aufforderung auf das richtige Bild in einem Buch
3–4 Jahre
Spricht so deutlich, dass auch Personen außerhalb der Familie
das Kind verstehen
Verwendet Sätze mit 4 oder mehr Worten
Aktiver und passiver Wortschatz verbessern sich deutlich
HÖREN UND HÖRVERLUST 15
Diagnose Hörverlust
In vielen Geburtskliniken wird das Gehör von Neugeborenen
bereits im Rahmen eines Neugeborenen-Hörscreenings getestet.2,3,4 Es handelt sich dabei um eine kurze und für das Baby völlig schmerzfreie Untersuchung der Hörnervenbahnen, die wenige Tage nach der Geburt stattfindet. Bei Kindern, an denen
diese Vorsorgeuntersuchung nicht durchgeführt wurde, wird eine
Hörstörung häufig erst viel später, meistens von den Eltern, entdeckt.
Wenn Sie vermuten, dass Ihr Kind eine Hörstörung hat, sollten Sie
umgehend einen HNO-Arzt aufsuchen. Je früher eine Hörstörung
diagnostiziert und behandelt wird, desto besser sind die Chancen
auf eine normale Hör-, Sprach- und Sprechentwicklung.
Messung der Otoakustischen Emission (OAE) mit einem Otoport Gerät
16 HÖREN UND HÖRVERLUST
Typische Anzeichen für eine Hörstörung:
:: Das Kind reagiert nicht auf laute Geräusche
:: Das Kind erkennt nicht, woher ein Geräusch/eine Stimme kommt; es kann die
Geräuschquelle nicht lokalisieren
:: Das Kind beginnt zu lautieren, hört aber bald wieder damit auf
:: Das Brabbeln des Kindes entwickelt sich nicht zu verständlicher Sprache weiter
:: Das Kind reagiert nicht auf Stimmen, auch nicht bei Körperkontakt
:: Das Kind befolgt Anweisungen nicht oder falsch
:: Das Kind reagiert frustriert und aggressiv
Hörtests
Hörtests können in jedem Alter durchgeführt werden. Abhängig vom Alter des
Kindes kommen verschiedene Methoden zur Anwendung. Ein Hörtest, oft auch
Hörscreening genannt, zeigt, ob das Gehör eines Kindes intakt ist. Bei Neugeborenen
werden objektive Messmethoden angewendet, bei denen die aktive Teilnahme des
Kindes nicht erforderlich ist. Diese Tests sind schmerzfrei, dauern nur wenige Minuten
und werden durchgeführt, während das Baby schläft. Die Eltern können während der
Untersuchung bei ihrem Kind bleiben.
Bei der Otoakustischen Emission (OAE) wird die Funktion der Haarzellen in der
Cochlea überprüft. Über einen kleinen Kopfhörer werden Töne gesendet. Ein
Mikrofon nimmt die Reaktion der Cochlea auf. Eine ähnliche objektive Untersuchung
ist die auditorisch evozierte Hirnstamm-Audiometrie (kurz ABR oder BERA genannt). Dabei werden Hirnströme als Antwortreaktion auf ein Klickgeräusch gemessen, das dem Baby über einen Kopfhörer vorgespielt wird. Ältere Kinder können
aktiv an Audiometrie-Tests teilnehmen. Die Reaktion des Kindes lässt erkennen, ob
es Töne hört (Tonaudiometrie) und Sprache versteht (Sprachaudiometrie). Auch die
Spielaudiometrie, die schon bei 2- bis 3-jährigen Kindern angewendet werden kann,
liefert zusätzliche nützliche Informationen zur Hörfähigkeit Ihres Kindes.
HÖREN UND HÖRVERLUST 17
Das Audiogramm
FREQUENZ (Hz)
TIEF
125
LEISE
250
500
1000
2000
HOCH
4000
8000
-10
0
NORMALES
HÖRVERMÖGEN
10
LAUTSTÄRKE (dBHL)
20
LEICHTER
HÖRVERLUST
30
40
50
MITTLERER
HÖRVERLUST
60
70
SCHWERER
HÖRVERLUST
80
90
100
VÖLLIGER
HÖRVERLUST
110
LAUT
120
Ein Audiogramm ist eine grafische Darstellung des
Hörvermögens Ihres Kindes. Es zeigt die Art und den
Grad des Hörverlusts für jedes Ohr an. Der leiseste
Ton, den Ihr Kind hört, wird Hörschwelle genannt. Die
so genannte Sprachbanane im Audiogramm (hier schattiert) ist jener Bereich, in dem gesprochene Sprache am
häufigsten vorkommt.
Die Lautstärke von Tönen wird in Dezibel (dB) angegeben, wobei die leisen Töne im oberen Teil des
Audiogramms und die lauten Töne im unteren Teil eingetragen werden. Die Frequenz, die, vereinfacht gesagt
mit der Tonhöhe vergleichbar ist, wird in Hertz (Hz)
gemessen. Tiefe Frequenzen werden links, hohe rechts
im Audiogramm eingetragen.
Der durchschnittliche normale Hörbereich liegt zwischen 0 und 25 dB HL (HL: hearing level = Hörschwelle). Liegen die Hörschwellen außerhalb dieses Bereichs, hat
das Kind einen Hörverlust. Ein Kind mit einem Hörverlust von 40 dB HL kann bestimmte Worte nicht mehr richtig verstehen. Man unterscheidet zwischen leichtem,
mittlerem, schwerem und hochgradigem Hörverlust (siehe Grafik). Bewahren Sie
die Audiogramme Ihres Kindes auf und vergleichen Sie sie. So können Sie etwaige
Veränderungen sofort bemerken.
18 HÖREN UND HÖRVERLUST
Arten von Hörverlust
Sobald auch nur ein Teil des Ohres nicht einwandfrei funktioniert,
ist unser Gehör beeinträchtigt. Man unterscheidet im Wesentlichen
vier Arten von Hörverlust, abhängig davon, welcher Teil des Ohres
betroffen ist.
Schallleitungsschwerhörigkeit (konduktiver Hörverlust)
Wenn der Schall aufgrund eines Problems im Außen- oder Mittelohr nicht an das
Innenohr weitergeleitet werden kann, spricht man von Schallleitungsschwerhörigkeit.
Eine Schallleitungsschwerhörigkeit ist meistens mit einem leichten bis mittleren
Hörverlust verbunden, häufig nur vorübergehend und kann medikamentös oder
operativ behoben werden. Bei einer permanenten Schallleitungsschwerhörigkeit helfen Hörgeräte oder Mittelohrimplantate.
Eine Störung oder Blockade im
Mittelohr kann verhindern, dass
die Gehörknöchelchen richtig
schwingen.
Häufige Ursachen für eine Schallleitungsschwerhörig­
keit bei Kindern: zu viel Cerumen (Ohrenschmalz)
blockiert den Gehörgang: Der HNO-Arzt kann das
über f lüssige Ohrenschmalz leicht entfernen und
so das Hörvermögen wieder zur Gänze herstellen. Mittelohrentzündungen (Otitis media): Mittel­
ohrentzündungen treten bei kleinen Kindern häufig auf.
Sie sind schmerzhaft und sollten sofort behandelt werden, um Schäden am Trommelfell zu vermeiden. Wird
eine Mittelohrentzündung nicht behandelt, kann das
Trommelfell reißen. Obwohl ein Riss im Trommelfell
heilen kann, bleiben Vernarbungen zurück, die zu einer
dauerhaften Hörstörung führen können, besonders
wenn Mittelohrentzündungen wiederholt auftreten.
HÖREN UND HÖRVERLUST 19
Schallempfindungsschwerhörigkeit (sensorineuraler Hörverlust
oder Innen­ohrschwerhörigkeit)
Eine Schallempfindungsschwerhörigkeit entsteht durch ein Problem in der Cochlea
im Innenohr. Die Haarzellen in der Cochlea sind beschädigt oder fehlen ganz. Diese
Art von Hörverlust ist normalerweise permanent und kann sich mit der Zeit verschlechtern. Der Grad der Schwerhörigkeit reicht von einem leichten über einen
schweren bis zu einem völligen Hörverlust. Gängige operative Eingriffe können eine
Schallempfindungsschwerhörigkeit nicht lindern. Hörgeräte und Mittelohrimplantate
können bei leichter Schallempfindungsschwerhörigkeit Verbesserungen bringen. Für
Personen mit schwerem bis hochgradigem Hörverlust ist eine Cochlea-Implantation
oft eine wirksame Lösung.
Die Cochlea funktioniert nur
unvollständig oder gar nicht
mehr. Schallsignale werden somit
nicht mehr vollständig oder gar
nicht mehr in elektrische Impulse
umgewandelt, die der Hörnerv
benötigt.
20 HÖREN UND HÖRVERLUST
Häufige Ursachen für eine Schall­empfindungs­schwer­
hörigkeit bei Kindern:
:: schwere Infek tionskrankheiten wie Meningitis
(Gehirnhautentzündung) oder Infektionen, die
eine Behandlung mit ototoxischen (hörschädigen den) Medikamenten nötig machen, um das Leben
des Kindes zu retten.
:: angeborene Schallempfindungsschwerhörigkeit (kon genitaler Hörverlust). Ein angeborener Hörverlust
kann erblich bedingt sein und genetische Ursachen
haben. Er kann aber auch durch Erkrankungen in der
Schwangerschaft (z.B. Röteln) oder Probleme bei
der Geburt, etwa durch Sauerstoffmangel, hervor gerufen werden.
:: ist ein Kind häufig Lärm, etwa lauter Musik vom
MP3-Player, ausgesetzt, kann dies auch zu einer
Schallempfindungsschwerhörigkeit führen. Dieser
Fall tritt allerdings meistens erst bei älteren Kindern
und Erwachsenen auf.
Kombinierter Hörverlust
Manche Menschen leiden an einer Kombination von
Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit.
Die Ursache für den Hörverlust liegt sowohl im
Mittel- bzw. Außenohr als auch im Innenohr. Oft bringen Medikamente, eine Operation, Hörgeräte oder
Mittelohrimplantate eine Besserung.
Ein gemischter Hörverlust ist eine
Kombination aus Schallleitungs- und
Schallempfindungsschwerhörigkeit.
Neuraler Hörverlust
In sehr seltenen Fällen kann ein Hörverlust aufgrund
eines fehlenden oder geschädigten Hörnervs auftreten. Ein neuraler Hörverlust ist hochgradig und permanent. Hörgeräte oder Cochlea-Implantate stellen keine
Lösung dar, da der Hörnerv die Schallinformationen
nicht an das Gehirn weiterleiten kann. In manchen Fällen
kann Betroffenen mit einem Hirnstammimplantat geholfen werden.
Der Hörnerv ist beschädigt oder
fehlt ganz – Nervenimpulse
können nicht ans Gehirn
übertragen werden.
HÖREN UND HÖRVERLUST 21
Hörverlust – was nun?
Diagnose und Emotionen
Vielleicht vermuten Sie schon länger, dass Ihr Kind nicht
gut hört. Vielleicht wurde der Hörverlust Ihres Kindes
bei einem Neugeborenen-Hörscreening entdeckt. Viele
Eltern sind nach der Diagnose “Hörverlust” schockiert
und verzweifelt. Ihre Gedanken kreisen um die Zukunft:
Wie wirkt sich die Schwerhörigkeit auf die Entwicklung
meines Kindes aus? Wird mein Kind normal sprechen
lernen? Wie können wir mit unserem Kind kommunizieren? Wie beeinflusst der Hörverlust den schulischen
und beruflichen Werdegang?
Viele Eltern fühlen sich überfordert und verunsichert.
Diese Gefühle sind normal. Es braucht Zeit, um die
Diagnose akzeptieren zu können. Nehmen Sie sich
diese Zeit. Sprechen Sie mit Ihrem HNO-Arzt, einem
Logopäden und/oder Hörgeräteakustiker, um genaue
Antworten auf Ihre Fragen zu bekommen. Je mehr Sie
über den Hörverlust Ihres Kindes wissen, desto besser
können Sie Entscheidungen für Ihr Kind treffen.
Selbsthilfegruppen sind wertvoll für den Informationsaustausch mit anderen Betroffenen. Familien, die dieselben Erfahrungen gemacht haben, verstehen Ihre Sorgen am besten. Sie können Ihnen mit hilfreichen Tipps für
den Alltag eine große Unterstützung sein. Vielleicht liefert Ihnen der Besuch einer Einrichtung für Kinder mit
Hörstörungen, zum Beispiel ein Kindergarten oder eine Schule, wertvolle Erkenntnisse. Auch wenn Ihr Kind noch
zu klein für eine solche Einrichtung ist, vermittelt sie Ihnen aufschlussreiche Eindrücke über die Entwicklung und
Förderung von hörbeeinträchtigten Kindern.
22 HÖREN UND HÖRVERLUST
Frühförderung
Frühförderung heißt, den Hörverlust Ihres Kindes ohne Zeitverlust zu behandeln.
Wenn Ihr Kind an einem nicht heilbaren Hörverlust leidet, ist es für seine allgemeine
und sprachliche Entwicklung wichtig, dass es möglichst früh mit geeigneten Hörhilfen
versorgt wird. Wenn herkömmliche Hörgeräte nicht den gewünschten Erfolg bringen, weil der Hörverlust Ihres Kindes zu schwer ist, sollten Sie möglichst rasch gemeinsam mit Ihrem HNO-Arzt/Hörgeräteakustiker geeignete Alternativen finden,
um die wichtigen Phasen in der kindlichen Sprachentwicklung zu nutzen.
23
Warum ist Frühförderung so wichtig?
Schon in der 24. Schwangerschaftswoche ist das Innenohr vollständig entwickelt und
der Fötus hört Geräusche im Mutterleib ebenso wie solche, die von außen an sein Ohr
dringen. Neugeborene erkennen die Stimme ihrer Mutter sofort nach der Geburt.
In den ersten Lebensmonaten lernen Säuglinge, die vielfältigen Schalleindrücke in
ihrer Umgebung zu deuten. Sie können schon bald zwischen Stimmen und anderen
Geräuschen um sie herum unterscheiden.
Je früher ein hörbeeinträchtigtes Kind eine Hörhilfe erhält, desto besser lernt es, gut
zu hören und zu verstehen sowie deutlich zu sprechen. Das Gehirn eines Babys kann
neue Informationen besser verarbeiten als das eines älteren Kindes. Die ersten zwei
Lebensjahre sind daher besonders wichtig für den Spracherwerb. Hörbeeinträchtigte
Kinder, die diese kritische Entwicklungsphase nutzen können, profitieren stark
und können sogar eine Hör-, Sprech- und Sprachentwicklung durchlaufen, die mit
jener von normal hörenden Kindern vergleichbar ist6,7. Verstreicht diese wichtige
Entwicklungsphase jedoch ungenutzt, wird es für das Kind zunehmend schwieriger, in
seiner Hör-, Sprech- und Sprachentwicklung aufzuschließen.
24 HÖREN UND HÖRVERLUST
Hörverlust – welche Lösungen gibt es?
Wurde bei Ihrem Kind eine Hörstörung diagnostiziert, wird Ihr HNOArzt die möglichen Optionen mit Ihnen besprechen. Welche Lösung
für Ihr Kind die beste ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wie
hoch ist der Grad des Hörverlusts? Welche Technologie eignet sich
am besten? Welche Wünsche haben das Kind und die Familie? In der
Grafik sind einige technische Hörlösungen dargestellt, die bei Kindern
abhängig vom Grad des Hörverlusts eingesetzt werden.
FREQUENZ (Hz)
TIEF
125
LEISE
LAUTSTÄRKE (dBHL)
500
1000
2000
4000
8000
-10
0
10
KEINE VERSTÄRKUNG NOTWENDIG
NORMALES
HÖRVERMÖGEN
20
LEICHTER
HÖRVERLUST
30
40
50
INDIKATION FÜR EIN HÖRGERÄT
ODER EIN MITTELOHR-IMPLANTAT
60
MITTLERER
HÖRVERLUST
70
SCHWERER
HÖRVERLUST
80
90
100
110
LAUT
250
HOCH
INDIKATION FÜR EIN COCHLEA-IMPLANTAT
VÖLLIGER
HÖRVERLUST
120
HÖREN UND HÖRVERLUST 25
Technische Hörlösungen für Kinder
Hörgeräte
Hörgeräte verstärken den Schall und unterstützen dadurch das Gehör des Kindes.
Hörgeräte können hinter dem Ohr (HdO) oder im Ohr (IdO) getragen werden und
funktionieren mittels digitaler Signalverarbeitung. Wenn ein Hörgerät für Ihr Kind
die beste Lösung ist, berät Sie Ihr Hörgeräteakustiker, um ein geeignetes Modell zu
finden. 8
Hörgeräte (linkes Bild) und
Cochlea-Implantsysteme (rechtes
Bild) sind zwei unterschiedliche
Hörlösungen für Kinder. Ihr HNOArzt berät Sie bei der Wahl der
idealen Hörhilfe für Ihr Kind.
© Oticon
26 HÖREN UND HÖRVERLUST
Cochlea-Implantatsysteme
Ein Cochlea-Implantat ist ein Hörimplantat, das die Funktion der beschädigten oder
fehlenden Sinneszellen im Innenohr übernimmt. Im Gegensatz zu Hörgeräten verstärkt ein CI den Schall nicht, sondern verarbeitet Schallsignale elektronisch und stimuliert den Hörnerv mittels elektrischer Impulse. Mehr über Cochlea-Implantatsysteme erfahren Sie auf Seite 30.
Möglichkeiten der Kommunikation
Wir alle kommunizieren auf verschiedene Art: mit Mimik, Gestik, Körpersprache
ebenso wie mit Lautsprache. Jedes Kind ist einzigartig, und es gibt viele Möglichkeiten,
wie Ihr Kind mit seiner Umgebung kommunizieren kann.
Lautsprachenorientierte Kommunikation
Eine Methode, bei der Lautsprache hauptsächlich durch das Hören und durch zusätzliche visuelle Eindrücke (u.a. Mimik und Lippenlesen) erlernt wird.
Auditiv-verbale Kommunikation
Diese Methode ist dem lautsprachenorientier ten Ansatz ähnlich, jedoch ohne
Verwendung des Lippenlesens. Es wird oft als „aktives Hören“ bezeichnet.
Gebärdensprache
Eine visuelle und manuelle Sprache, die Handzeichen (Gebärden), Gestik und Mimik
einsetzt, um Worte, Begriffe und Inhalte zu vermitteln. Gebärdensprache ist ein unabhängiges Sprachsystem mit einer eigenen grammatikalischen Struktur.
Totale Kommunikation
Eine Kombination von Lautsprache, Gebärdensprache und natürlicher Körpersprache.
Obwohl die hier angeführten Beispiele jeweils eigenständige Arten der Kommunikation
mit ihrem Kind darstellen, verwenden manche Eltern sie in Kombination. Einige Eltern
sprechen mit ihrem Kind, während andere Lautsprache und Gebärdensprache einsetzen. Einige Eltern sind vielleicht selbst schwerhörig und entscheiden sich für die
Gebärdensprache. Die Kommunikationsart, die Sie mit ihrem Kind einsetzen, kann
sich mit der Zeit ändern, abhängig von den verwendeten Hörhilfen, der Schule und
anderen Faktoren, insbesondere der sich entwickelnden Hör- und Sprachfähigkeit
des Kindes. Sprachtherapeuten beraten Sie individuell über die verschiedenen
Kommunikationsarten. Besuchen Sie auch Kindergärten und Schulen für Kinder mit
Hörbeeinträchtigungen. Dabei sehen Sie, wie gut Kinder mit den unterschiedlichen
Kommunikationsarten und Hörhilfen sprechen und hören können.
HÖREN UND HÖRVERLUST 27
Welche Schule für mein Kind?
Die Ausbildung Ihres Kindes ist wichtig. Jedes Kind hat individuelle Stärken, aber
auch Schwächen, die sich im Laufe der Schulzeit ändern können. Bei der Wahl
von Kindergar ten und Schule raten wir Eltern, sich von den Einrichtungen in
ihrer Umgebung gemeinsam mit ihrem Kind ein genaues Bild zu machen. Welche
Bildungseinrichtungen für Ihr Kind in Ihrer Umgebung angeboten werden, erfahren Sie von der regionalen Schulbehörde, von Selbsthilfegruppen und auch von Ihrer
CI‑Klinik.
Hier finden Sie eine Auswahl an Schultypen im deutschsprachigen Raum, die für hörbeeinträchtigte Kinder in Frage kommen. Bitte berücksichtigen Sie, dass die schulische Laufbahn eines Kindes sehr stark vom Hörvermögen und der allgemeinen
Entwicklung abhängt. So kann zum Beispiel ein CI-versorgtes, gut hörendes Kind eine
ähnliche schulische Laufbahn wie normal hörende Kinder einschlagen.
28 Regelschule
Als Regelschule werden alle allgemein bildenden Schulen (wie Grundschule,
Hauptschule, Realschule, Gymnasium) bezeichnet, jedoch nicht die Sonderschule.
Integrationsschulen/Integrationsklassen
Gemeinsamer Unterricht von hörenden und hörbeeinträchtigten Kindern.
*
System zur direkten
Sprachübertragung ins CI
oder Hörgerät
Gehörlosenschulen
Diese Schulform eignet sich für Kinder, die in einer anderen Schulart dauernd oder
vorübergehend nicht ausreichend gefördert werden können. In diesen Schulen richtet sich die Ausbildung nach den Erziehungs- und Unterrichtszielen der allgemeinen Schulen unter Berücksichtigung der Hörschädigung. Im Unterricht kommen je
nach Klasse verschiedene Kommunikationsmethoden zum Einsatz, vom hörgerichteten Lautspracherwerb über den Unterricht in der Gebärdensprache bis zum bimodalen Unterricht (Lautsprache + Gebärdensprache). Die Eltern der Kinder oder
die Betroffenen selbst entscheiden über die Unterrichtsmethode. Die Kinder werden durch technische Hilfsmittel (z.B. FM-Anlagen*) unterstützt sowie pädagogischtherapeutisch gefördert. Der Unterricht erfolgt meist durch speziell ausgebildete
Gehörlosenpädagogen.
Fragen, die sich Eltern bei der Auswahl der Schule stellen sollten:
1. Welche Erwartungen stellt die Schule an hörbeeinträchtigte Schüler?
2. Wie ist die Schule gegenüber der Hör- und Sprachentwicklung hörbeeinträchtig ter Kinder eingestellt?
3. Bei Gehörlosenschulen: Welche Möglichkeiten zur Interaktion gibt es mit hören den Kindern und mit Regelschülern?
4. Wie viel Erfahrung hat die Schule im Unterricht von Kindern mit besonderen
Bedürfnissen?
5.Arbeitet die Schule mit Exper ten aus anderen Gebieten (Logopäden, etc.)
zusammen?
HÖREN UND HÖRVERLUST 29
Cochlea-Implantatsysteme
30 Cochlea-implantsysteme Eine Hörlösung für Ihr Kind
Cochlea-Implantatsysteme sind Hörhilfen, die die Funktion der beschädigten oder fehlenden Haarzellen im Innenohr übernehmen. MED‑EL
gilt seit den 1970er-Jahren als Pionier in der Entwicklung von CochleaImplantatsystemen. Die jahrzehntelange intensive Forschungsarbeit
führte zu immer besseren, technisch ausgereiften Hörimplantaten.
MED‑EL Hörimplantatsysteme überzeugen durch ihren hohen
Tragekomfort, ihre Benutzerfreundlichkeit und vor allem durch
ihren technologischen Vorsprung. MED‑EL Hörimplantatesysteme
haben weltweit tausenden Kindern und Erwachsenen die Welt
des Hörens eröffnet.
OPUS 2 Prozessor mit FineTuner
Fernbedienung und CONCERTO
Cochlea-Implantat von MED-EL.
Audioprozessor
Implantat
cochlea-implantsysteme 31
Was ist ein Cochlea-Implantatsystem?
Ein Cochlea-Implantatsystem ist eine medizinisch-technische Lösung für Menschen
mit schwerer bis völliger Schall­em­pfindungsschwerhörigkeit. Personen, die an einer
solchen Schwerhörigkeit leiden, können von konventionellen Hörgeräten nicht mehr
profitieren. Ein Cochlea-Implantatsystem umgeht den nicht funktionierenden Teil der
Cochlea und liefert Schallsignale direkt an den Hörnerv.
Cochlea-Implantatsysteme werden seit vielen Jahren erfolgreich bei Kindern eingesetzt, die von Geburt an hochgradig schwerhörig sind oder ihr Gehör vor dem
Erlernen von Sprache verloren haben. Ebenso werden sie mit Erfolg bei Kindern und
Erwachsenen eingesetzt, die nach dem Spracherwerb ertaubt sind.
Magnet
Gehäuse
Elektrodenträger
32 Cochlea-implantsysteme Implantierbarer
Systemteil
Implantat
(operativ hinter dem Ohr
eingesetzt) Das Im­plan­t at
besteht aus ei­nem
Ge­häuse, das die
Elektronik beinhaltet,
einem Elek ­tro­denträger,
einer Em­pfangsspule
und einer Magnet­spule,
die die externen Teile
magnetisch am Ohr hält.
Prozessorteil
Kabel
Batterieteil
Spule
ÄuSSerer Systemteil
CI-Audioprozessor
(wird hinter dem Ohr
getragen) Der CI-Audio­
prozessor besteht aus
einer Prozessoreinheit,
einem Batterieteil
und einer Spule, die
Schallinforma­tionen
durch die Haut an das
Implantat überträgt.
Wie ein Cochlea-Implantatsystem funktioniert
Cochlea-Implantatsysteme wandeln Schall in kodierte elektrische Pulse um. Diese
elektrischen Pulse stimulieren den Hörnerv, und das Gehirn interpretiert diesen
Vorgang als akustisches Ereignis. Da das Gehirn Schallinformationen innerhalb sehr
kurzer Zeit empfängt und verarbeitet, werden Schallereignisse praktisch im Moment
ihres Entstehens wahrgenommen.
Spule
3
1 Das Mikrofon des CI-Audioprozessors nimmt die
Schallsignale auf.
Implantat
Audioprozessor
5
2 Der Prozessor verarbeitet diese Signale und wan-­
delt sie in ein spezielles elektrisches Pulsmuster um.
3 Dieses Pulsmuster wird zur Spule und anschließend
durch die Haut zum Implantat gesendet.
2
4 Das Implantat interpretiert die kodierten Informa­ tionen und sendet elektrische Pulse an die Elek­ troden in der Cochlea.
1
4
Elektrodenträger
5
Der Hörnerv fängt die Signale auf und leitet sie
an das Hörzentrum im Gehirn. Das Gehirn erkennt
diese Signale als akustische Ereignisse (Sprache,
Ton, Geräusche,...).
cochlea-implantsysteme 33
Vorteile von Cochlea-Implantatsystemen
Cochlea-Implantatsysteme ermöglichen zahlreichen
Menschen mit schwerem bis völligem Hörverlust,
Sprache zu verstehen, deutlicher zu sprechen9,10 , zu telefonieren11, Musik zu hören12 , sich mit ihrer Umgebung
zu unterhalten und die Welt des Hörens mit all ihren
Facetten zu erleben.
Zahlreiche Studien belegen die positiven Auswirkungen
auf die Lebensqualität von CI-Nutzern sowie die
Kosteneffizienz von Cochlea-Implantatsystemen.13 Eine
deutsche Studie verglich Kinder, die mit einem CochleaImplantatsystem versorgt sind, mit einer Gruppe von
hochgradig schwerhörigen Kindern ohne CI. Die Studie
ergab, dass sechsmal so viele Kinder, die früh mit einem
CI versorgt wurden, eine Regelschule besuchen konnten als Kinder ohne CI.14
Eine Kosten-Nutzen-Analyse basierend auf konservativen Schätzungen für die Ausbildungskosten von
Schulkindern (5–16 Jahre) ergab eine Kosteneinsparung
durch die Cochlea-Implantation von ca. € 10.000 bis
€ 60.000.14 Die Ergebnisse variieren aufgrund von
Faktoren wie Implantationsalter, Art und Qualität der
Rehabilitation und Ausbildung des Kindes.
34 Cochlea-implantsysteme Eignet sich ein CI für mein Kind?
Wenn Sie und Ihr HNO-Arzt, Sprachtherapeut oder
Hörgeräteakustiker ein Cochlea-Implantatsystem als
die beste Lösung für Ihr Kind erachten, kontaktieren
Sie als nächsten Schritt eine HNO-Klinik mit einem
Cochlea-Implantat Programm. Eine Liste von CochleaImplantat Zentren erhalten Sie bei MED‑EL und auf der
Homepage www.medel.com. Ihr CI-Team führ t verschiedene Tests durch, um festzustellen, ob Ihr Kind für
ein Cochlea-Implantatsystem in Frage kommt.
Allgemeine Kriterien für
Cochlea-Implantat-Kandidaten:
:: Hochgradige Schallempf indungsschwerhörigkeit
beider Ohren
:: Geringfügige oder keine Verbesserung durch
Hörgeräte
:: Keine medizinischen Gegenanzeigen
:: Zugang zu (Re)habilitationsmaßnahmen im Anschluss
an die Implantation
:: Hohe Motivation und angemessene Erwar tungen
der Familie
Bitte beachten Sie: Nicht jedes Kind mit einer hochgradigen Schallempfindungsschwerhörigkeit ist für eine
Cochlea-Implantation geeignet.
Gründe, die gegen eine Versorgung mit einem CI
sprechen:
:: Wenn Ihr Kind mit Hörgeräten ein gutes Sprach-­
verständnis erzielt, sind diese eine bessere Option.
:: Die Hauptursache für den Hörverlust liegt nicht in
der Cochlea. In diesem Fall kann eine andere Hörhilfe
eine geeignete Lösung darstellen.
:: Wenn der Elektrodenträger nicht in die Cochlea ein geführt werden kann oder der Hörnerv nicht vorhan den bzw. beschädigt ist, bringt ein CI keinen Nutzen.
:: (Re)habilitation ist unerlässlich, damit Kinder den
größten Nutzen aus dem Cochlea-Implantatsystem
ziehen können. Dafür sind sie auf die Unterstützung
ihrer Familie angewiesen. Wenn die Familie nicht an
einem (Re)habilitationsprogramm teilnehmen kann
oder will, muss eine Alternative zum CI in Erwägung
gezogen werden.
cochlea-implantsysteme 35
Der Weg zum Cochlea-Implantatsystem
1 Untersuchungen
Um abzuklären, ob Ihr Kind ein Kandidat für ein
Cochlea-Implantatsystem ist, werden vor der Implan­
tation einige Routineuntersuchungen durchgeführ t.
Mit den dadurch gewonnenen Informationen kann das
Cochlea-Implantat Team weitere Begleitumstände
erfassen und dem Kandidaten helfen, realistische
Erwar tungen zu entwickeln. Üblicherweise werden medizinische, audiologische und radiologische
Untersuchungen durchgeführt.
2 Operation
Die Operation dauer t normalerweise zwischen
einer und drei Stunden und wird unter Vollnarkose
durchgeführt. Die Risiken sind mit anderen chirurgischen Eingriffen im Bereich der Ohren vergleichbar.
Kinder dürfen normalerweise am nächsten Tag wieder aufstehen. Die Dauer des Krankenhausaufenthalts
hängt von der jeweiligen Klinik und den individuellen
Bedürfnissen des Kindes ab.
3 Erstanpassung
Etwa vier Wochen nach der Implantation erhält Ihr Kind
seinen CI-Audioprozessor. Der CI-Audioprozessor
wird von einem Audiologen für jedes Kind speziell
programmiert („angepasst“). Dieses Programm enthält Frequenz- und Lautstärkeeinstellungen. Bei späteren Klinikbesuchen erfolgt die Feinabstimmung des
Programms.
4 Nachsorge
Obwohl Cochlea-Implantatsysteme außergewöhnliche
Möglichkeiten für Kinder mit Hörverlust bieten, können die vielen verschiedenen Geräusche am Anfang
verwirrend sein. Eine regelmäßige logopädische
Therapie ist deshalb eine wichtige Voraussetzung beim
Hören- und Sprechenlernen. Für sehr kleine Kinder
beinhaltet die Therapie oft spielerische Aktivitäten
mit den Eltern zur Erkennung von Geräuschen. Für ältere Kinder liegt der Schwerpunkt auf der Zuordnung
neuer Geräusche, die sie mit Hörgeräten nicht mehr
wahrnehmen konnten.
36 Cochlea-implantsysteme cochlea-implantsysteme 37
Vorteile einer frühen Implantation
Ihr Kind kann unabhängig von seinem Alter von einem Cochlea-Implantatsystem profitieren, doch gehörlose Kinder, die schon sehr früh mit einem CI versorgt wurden,
haben einen größeren Vorteil.15 Das liegt daran, dass sie Höreindrücke in einem Alter
erhalten, in dem ihr Gehirn für das Erlernen der Sprache am aufnahmefähigsten ist.
Die Hör- und Sprachentwicklung von Kindern, die als Säuglinge oder Babys mit einem
Cochlea-Implantatsystem versorgt wurden, kann mit jener von hörenden Kindern
verglichen werden. Sie lernen fast natürlich sprechen.
Ähnliches gilt für Babys, die ihr Gehör erst nach der Geburt verloren haben: Je
kürzer die Dauer des Hörverlusts, desto mehr können sie von einem CochleaImplantatsystem prof itieren. Das Mindestalter von Kindern bei CochleaImplantationen ist in den vergangenen Jahren dank besserer Operationstechniken16
und überzeugenden Ergebnissen von sehr jung implantierten Kindern laufend nach
unten korrigiert worden.17,18,19
38 Cochlea-implantsysteme Der Weg zum Erfolg
Ein Cochlea-Implantatsystem ist ein technisches Hilfsmittel für das Gehör Ihres Kindes.
Der Hörerfolg Ihres Kindes hängt von vielen Faktoren ab. Das Implantationsalter ist
nur ein Faktor, der den Nutzen Ihres Kindes aus dem Cochlea-Implantatsystem beeinflusst. Eine Umgebung, in der viel gesprochen wird und viele akustische Reize angeboten werden (singen, Musik, etc.), ein gut angepasster CI-Audioprozessor, hohe
Motivation, (Re)habilitation und eine realistische Erwartungshaltung sind weitere
wichtige Parameter, die zum Hörerfolg Ihres Kindes beitragen.
Sprechen Sie viel mit Ihrem Kind, auch wenn es nicht alles versteht. Das ist die beste
Möglichkeit, den Spracherwerb Ihres Kindes zu fördern. Mimik und Körpersprache
unterstreichen die Bedeutung Ihrer Wor te und helfen Ihrem Kind, Sie besser
zu verstehen.
Wenn Sie erfahren haben, dass Ihr Kind hörbeeinträchtigt ist, ist es wichtig, möglichst bald eine Hör-, Sprach- und Sprechtherapie zu beginnen, um die kritischen
Phasen des Spracherwerbs optimal zu nützen. Sprachtherapeuten stellen ein individuell auf Ihr Kind zugeschnittenes Übungsprogramm zusammen. Eine strukturierte Therapie, ergänzt mit spielerischen Übungen für zu Hause, kann den Erfolg Ihres
Kindes mit dem CI vergrößern. Für sehr kleine Kinder kann eine (Re)habilitation anfangs strukturierte Höraktivitäten beinhalten, bei denen Ihr Kind in einem therapeutischen Umfeld Geräusche hört. Später lernt Ihr Kind, sie in der „realen“ Welt, außerhalb der Therapie, wieder zu erkennen.
Uns von MED‑EL ist es wichtig, hörbeeinträchtigte Kinder und deren Eltern durch
geeignetes (Re)habilitationsmaterial zu unterstützen. Dieses Material wurde für unterschiedliche Altersstufen entwickelt und speziell auf die Bedürfnisse von Kindern
mit Cochlea-Implantatsystemen abgestimmt. Einige dieser Materialien können auch
für Kinder mit Hörgeräten verwendet werden.
cochlea-implantsysteme 39
Studien belegen, dass eine lange Tragedauer des CI-Audioprozessors den Erfolg
von Kindern mit ihrem CI positiv beeinflusst. Dies liegt daran, dass Kinder mit
Cochlea-Implantatsystemen auf natürlichem Weg hören und sprechen lernen,
ebenso wie hörende Kinder. Ihr Kind lernt durch Zuhören. Aus diesem Grund
bringt eine möglichst lange Tragedauer bessere Ergebnisse mit dem CI. Wenn
das Kind den CI-Audioprozessor längere Zeit nicht getragen hat, muss sich das
Gehirn erst langsam wieder an die akustische Stimulation durch das CochleaImplantat gewöhnen. Das kann die Hörentwicklung Ihres Kindes verzögern.
Spracherwerb für Ihr Kind ist ein Ziel der Cochlea-Implantation. Ein weiteres
wichtiges Ziel ist es, die Sprache Ihres Kindes für alle Menschen verständlich
zu machen, auch für jene, die Ihr Kind nicht kennen. Ein gut eingestellter CIAudioprozessor, der nur zum Schlafen abgenommen wird sowie eine ergänzende (Re)habilitation helfen Ihrem Kind, dieses Ziel zu erreichen.
Ihre Motivation und Erwartungshaltung spielen ebenfalls eine bedeutende
Rolle. Sehr früh implantierte Kinder zeigen schon bald konstante Fortschritte,
besonders mit begleitender (Re)habilitation. In den meisten Fällen können
Sie erwarten, dass Ihr Kind Sprache verstehen wird und sprechen lernt. Die
meisten CI-Nutzer können telefonieren, viele genießen Musik oder lernen
Fremdsprachen – können also komplexe Hörtätigkeiten ausüben. Da jedoch
alle Kinder verschieden sind, hängt der Erfolg Ihres Kindes letztendlich von vielen Faktoren ab und kann vor der Implantation nicht exakt vorausgesagt werden. Deshalb sollten Ihre Erwartungen realistisch bleiben. Ihr Sprachtherapeut
hilft Ihnen, das Potential Ihres Kindes bestmöglich auszuschöpfen und gleichzeitig realistische Ziele, die dem Höralter Ihres Kindes entsprechen, festzulegen.
40 Cochlea-implantsysteme cochlea-implantsysteme 41
Maestro™
Cochlea-Implantatsystem
42 MAESTRO™ COCHLEA-IMPLANTATSYSTEM
Ideal für Säuglinge und Kinder
Die Entscheidung für ein Cochlea-Implantatsystem wird Ihr Kind und
Sie viele Jahre begleiten. Wir von MED‑EL tragen seit Jahrzehnten eine
große Verantwortung für unsere jüngsten Nutzer. Das MAESTRO
Cochlea-Implantatsystem von MED‑EL eignet sich ideal für die speziellen Bedürfnisse von Kindern, weil es Sicherheit, Leistung und
Komfort ohne Kompromisse vereint. Gleichzeitig werden alle
Hörimplantatsysteme von MED‑EL zukunftsorientiert konzipiert:
So können wir garantieren, dass Ihr Kind von zukünftigen technologischen und medizinischen Fortschritten profitiert.
Das MAESTRO CI System mit
dem CONCERTO CochleaImplantat, dem OPUS 2
Prozessor und der FineTuner
Fernbedienung
MAESTRO™ COCHLEA-IMPLANTATSYSTEM 43
MAESTRO Cochlea-Implantate
Als Pioniere in der Hörimplantat-Technologie legen die Wissen­schaft­
ler von MED‑EL großen Wert darauf, technologische Neuerungen
allen Nutzern zugänglich zu machen. Alle drei Implantate aus dem
MAESTRO System sind dank ihrer flexiblen Elektronik bestens für
neue Entwicklungen gerüst. So kann Ihr Kind immer von fortschritt­
lichen Innovationen profitieren – heute und in Zukunft.
44 MAESTRO™ COCHLEA-IMPLANTATSYSTEM
CONCERTO
Cochlea-Implantat
m
45,7 mm
3,3 m
4,5 mm
Kleinste und leichteste Implantate
Alle drei Implantate des MAESTRO-Systems eignen sich
aufgrund ihrer geringen Größe ideal für die Implantation
von Babys und Kleinkindern. Das SONATA und das
neue CONCERTO sind weltweit die kompaktesten
Cochlea-Implantate mit Titangehäuse, das PULSAR ist
das kleinste CI aus Keramik. Das CONCERTO und das
SONATA wurden speziell für minimal-invasive chirurgische Techniken entwickelt. Für Ihr Kind bedeutet das
eine schonendere, kürzere Implantation.
Weiche Elektrodenträger für jede Cochlea
Die Cochlea hat bereits bei der Geburt ihre endgültige Größe erreicht. Wir von
MED‑EL legen großen Wert darauf, die empfindlichen Innenohrstrukturen besonders
zu schützen und sie für zukünftige technologische und medizinische Fortschritte weitgehend zu bewahren. Deshalb müssen Elektrodenträger besonders weich und flexibel („atraumatisch“) sein, damit die Strukturen der Cochlea bei der Einführung möglichst intakt bleiben. Nur so kann das Restgehör Ihres Kindes möglichst gut erhalten
bleiben. MED‑EL bietet eine große Auswahl an verschiedenen Elektrodenträgern,
die eine optimale Anpassung an die individuelle Anatomie jedes Kindes sicherstellt.
Dadurch ist eine Implantation auch bei Kindern mit untypischen oder verknöcherten
Innenohrstrukturen möglich.
Zuverlässigkeit und Sicherheit
MED‑EL Hörimplantatsysteme werden nach den höchsten Sicherheitsstandards für
Langzeitzuverlässigkeit, Beständigkeit und Leistung gefertigt. Diese beinhalten auch
eine Reihe zusätzlicher Sicherheitsmerkmale, die vor allem für Kinder von Bedeutung
sind. Aktuelle transparente Daten zur Zuverlässigkeit von MED‑EL Implantaten finden Sie auf unserer Homepage unter www.medel.com/reliability.
MAESTRO™ COCHLEA-IMPLANTATSYSTEM 45
Vollständige Cochlea-Stimulation
Cochlea-Implantate von MED‑EL sind mit dem längsten auf dem Markt verfügbaren Elektrodenträger ausgestattet. Der Vorteil: Der Elektrodenträger stimuliert alle
Bereiche der Cochlea, sogar die innersten, die für das Hören tiefer Töne verantwortlich sind. Er deckt den breitesten Frequenzbereich ab.
Kürzere Elektrodenträger erreichen die Nervenstrukturen der Cochlea, die für das
Hören tiefer Töne zuständig sind, nicht. Ohne Stimulation verlieren Hörnervenfasern
jedoch allmählich ihre Funktionsfähigkeit. Deshalb ist es gerade bei Kindern wichtig,
alle Regionen der Cochlea zu stimulieren.
Tiefe Frequenzen enthalten wichtige Sprachinformationen, die für Intonation, Rhythmus
und Vokalunterscheidung unerlässlich sind. Der Elektrodenträger von MED‑EL ermöglicht eine optimale Verteilung der einzelnen Elektrodenkontakte. Dies ist für die
Fähigkeit, einzelne Tonhöhen unterscheiden zu können, sehr wichtig. Für Nutzer bedeutet das eine natürlichere Klangqualität und ein besseres Sprachverständnis.
2000 Hz
Wie ein Klavier ist auch die
Cochlea nach Tonhöhen
(Frequenzen) aufgeteilt. Ein
Ende der Cochlea sendet
hochfrequente Informationen
ans Gehirn, während das andere
Ende tieffrequente Informationen
sendet.
500 Hz
250 Hz
4000
Hz
1000 Hz
8000 Hz
TIEFE FREQUENZ
Apex
46 500 Hz
HOHE FREQUENZ
Basis
Der neue OPUS 2 Audioprozessor
Den Wissenschaftern von MED-EL gelang es in enger Zusammen­
arbeit mit Eltern und CI-Experten, einen CI-Audioprozessor zu entwickeln, der speziell auf die Bedürfnisse von Kindern abgestimmt ist.
Dank seines einzigartigen modularen Designs wächst der OPUS 2
mit Ihrem Kind mit und lässt sich leicht an jede Entwicklungsstufe
Ihres Kindes anpassen.
Einfache Bedienung mit dem FineTuner
Der OPUS 2 ist weltweit der erste Prozessor mit schalterlosem Design. Alle
Einstellungen können mit Hilfe der FineTuner Fernbedienung angepasst werden. Das
schalterlose Design hat den Vorteil, dass Eltern die Lautstärke oder Empfindlichkeit
des OPUS 2 verändern können, ohne den Prozessor vom Ohr ihres Kindes abnehmen zu müssen.
OPUS 2 Prozessor mit
FineTuner™ Fernbedienung
Gut Hören in jeder Situation
Im täglichen Leben ist Ihr Kind von vielen Hintergrundgeräuschen umgeben, die
manchmal wichtige Sprachinformationen überdecken können. Mit dem Automatic
Sound Management passt sich der OPUS 2 automatisch an neue Hörbedingungen
an und liefert Ihrem Kind jene Informationen, die wichtig sind. So hört es in jeder
Situation sowohl leise als auch laute Töne deutlich und angenehm. Während manche
Cochlea-Implantatsysteme eigene Schalter und Einstellungen benötigen, um sich an
geänderte Hörbedingungen anzupassen, geschieht dies beim OPUS 2 Prozessor vollautomatisch. Das ist ein besonderer Vorteil für Kinder, die noch zu klein sind, um die
Einstellungen Ihres Prozessors selbst an geänderte Hörsituationen anzupassen.
MAESTRO™ COCHLEA-IMPLANTATSYSTEM 47
Ein Prozessor, der mitwächst
OPUS Audioprozessoren eignen sich dank
ihrer unterschiedlichen Trageoptionen für
jedes Alter. Für Kinder gibt es einen eigenen
BabyHdO und das Kinderbatterieteil.
BabyHdO
Immer mehr Säuglinge und Babies werden mit einem
Cochlea-Implantatsystem versorgt. Deshalb entwickelten die Wissenschafter von MED‑EL den BabyHdO, der
die besonderen Bedürfnisse von sehr kleinen Kindern
berücksichtigt. Der gesamte Prozessor wird an der
Kleidung des Babys befestigt, das Kind trägt keinen
Teil am Ohr. Wenn das Kind alt genug für einen hinter dem Ohr (HdO) getragenen Prozessor ist, verwandelt sich der BabyHdO problemlos in einen traditionellen HdO, ohne dass ein neuer Prozessor benötigt
wird. Der BabyHdO ist kindersicher und verfügt über
ein Statuslicht, an dem Eltern den Funktionsstatus des
Prozessors sehen.
BabyHdO
48 MAESTRO™ COCHLEA-IMPLANTATSYSTEM
Kinderbatterieteil
Das Kinderbatterieteil ist ideal für Kleinkinder, da nur die winzige, mit 2 Gramm ultraleichte Prozessoreinheit am Ohr getragen wird. Das Batterieteil selbst wird sicher
an der Kleidung des Kindes befestigt. Diese Tragemöglichkeit bietet einen weiteren
Vorteil: Streift das Kind beim Spielen das Prozessorteil unabsichtlich vom Ohr, so hält
das befestigte Batterieteil den CI-Audioprozessor an der Kleidung. Dadurch kann der
Prozessor nicht zu Boden fallen oder verloren gehen.
Kinderbatterieteil
Lange Batterielebensdauer – mehr Komfort
Der OPUS 2 kann mit einem Satz von 3 Zink-Luft-Batterien bis zu 90 Stunden lang
ununterbrochen betrieben werden. Für Sie bringt das viele Vorteile: Sie müssen
die Batterien seltener wechseln, haben dadurch geringere Kosten und schonen die
Umwelt. Für Ihr Kind bedeutet die außergewöhnlich lange Batterielebensdauer außerdem mehr Komfort, da es mehrere Tage ohne Batteriewechsel und somit ohne
Hörunterbrechung auskommt. Mit dem wiederaufladbaren DaCapo Akkusystem
sind bis zu 16 Stunden Hören ohne Unterbrechung möglich! *
Leicht und kompakt
Eine regelmäßige Nutzung des CI-Audioprozessors (täglich, den ganzen Tag) ist unerlässlich, damit Ihr Kind bestmöglich von seinem Cochlea-Implantatsystem profitieren kann. Deshalb muss der Prozessor so bequem sein, dass Ihr Kind ihn praktisch
nicht spürt. Während immer noch klobige Taschenprozessoren erhältlich sind, werden OPUS Prozessoren hinter dem Ohr getragen. Sie sind extrem dünn und leicht
und deshalb sogar für Säuglinge und Babys bequem zu tragen. Das schlanke Profil
und das geringe Gewicht verhindern, dass die kleinen Babyohren verbogen oder
gereizt werden.
Sie können aus 12 verschiedenen
Farben auswählen.
49
*DaCapo ist nur für das Standardbatterieteil erhältlich.
Wasserabweisend
Die Platinen in den OPUS Prozessoren sind mit einer
speziellen Schutzschicht versehen, die die elektronischen Bauteile so effektiv wie möglich vor Feuchtigkeit
schützt. Das Prozessorgehäuse ist bereits eine
Barriere für Flüssigkeiten und Wasserdampf, aber es
ist nicht hermetisch dicht: Dies stellt einen effektiven
Korrosionsschutz dar – interne Flüssigkeit kann verdunsten und bleibt nicht im Inneren des Prozessors.
So wird feuchtigkeitsbedingten Schäden von CIAudioprozessoren heute bestmöglich vorgebeugt.
Kindersicherung
Statuslicht
Kindersicherung
Schneller Anschluss
Das FM-Batterieteil des OPUS 2 verfügt über eine
Stan­dard­eingangsbuchse, wie sie auch bei Hörgeräten
üblich ist. Dadurch kann man den OPUS 2 schnell und
bequem an FM-Systeme, Fernseher, Mobiltelefone oder
MP3-Player anschließen.
Sicher und zuverlässig
Wir von MED‑EL legen großen Wert darauf, unsere Produkte für die jüngsten
Nutzer sicher und zuverlässig zu gestalten. MED‑EL CI-Audioprozessoren sind mit
einer Reihe von Sicherheitsmerkmalen ausgestattet, die speziell auf die Bedürfnisse
von Kindern abgestimmt sind:
::
::
::
::
Kindersichere und stoßfeste Batterieteile
Statuslicht, das durch verschiedene Blinkmuster Auskunft über den Prozessor-­
zustand gibt
SoundGuard Sicherheitssystem, das im Falle von elektrostatischer Entladung
(ESD) einen Programmverlust verhindert
FineTuner Fernbedienung für eine schalterlose Bedienung des OPUS 2. Ihr Kind
kann die Einstellungen des Prozessors nicht unabsichtlich verändern.
50 MAESTRO™ COCHLEA-IMPLANTATSYSTEM
Der FineTuner™ ermöglicht
eine schalterlose Bedienung
des OPUS 2.
Objektive Diagnosemöglichkeiten
Säuglinge und Kleinkinder können nicht sagen, wie gut sie Töne hören. Deshalb entwickelten die Wissenschafter von MED‑EL mit dem „Comprehensive Diagnostic
Toolkit“ ein Diagnoseinstrument, das Audiologen objektive Messdaten für die
Anpassung und Überprüfung der Implantatfunktion liefert.
Schnelle Anpassung
Da kleine Kinder nicht lange konzentriert an Anpassungen (Fittings) teilnehmen können, verfügt das MED‑EL CI System über die Möglichkeit eines schnellen Fittings, das
dennoch ideale Resultate liefert. Dadurch sind Fittings sowohl für Sie als auch für Ihr
Kind weniger ermüdend und belastend.
MAESTRO™ COCHLEA-IMPLANTATSYSTEM 51
Bilaterale Implantation
Die bilaterale Implantation ist die Versorgung beider Ohren mit
einem Cochlea-Implantatsystem. Das Hören mit zwei Ohren,
auch als binaurales Hören bezeichnet, bietet große Vorteile,
etwa die bessere Lokalisierung von Schallquellen und das bessere Auseinanderhalten von Sprache und Störlärm in lauter
Umgebung.21,22 Hören „in Stereo“ (mit zwei Ohren) ist weniger
anstrengend. MED‑EL nimmt seit 1996 eine Vorreiterrolle in der
bilateralen Implantation ein und gilt als führender Experte auf diesem Gebiet.
52 MAESTRO™ COCHLEA-IMPLANTATSYSTEM
Kliniker in Cochlea-Implantat Zentren sammeln im Rahmen ihrer Arbeit routinemäßig
Elternberichte23 über die Fortschritte ihrer Kinder. Der Großteil der Eltern berichtet,
dass sich das Hörverhalten der Kinder mit dem zweiten CI deutlich zum Positiven
geändert hat. Eltern beobachten, dass ihr Kind in Gruppen- und Alltagssituationen
mit zwei Implantaten besser reagiert. Kinder scheinen Sprache mit einem geringeren Aufwand und weniger direktem Sprachtraining zu lernen und müssen sich beim
Hören weniger konzentrieren als mit nur einem Implantat. Außerdem erzählen viele
Eltern, dass ihr Kind nach der Schule weniger müde ist als mit nur einem CI. Andere
Eltern berichten über eine deutliche Verbesserung im Sprachverständnis allgemein
und von einem gestärkten Selbstvertrauen ihrer Kinder.
Der Erfolg von MED‑EL bei der bilateralen Implantation kann einer Vielzahl technischer Eigenschaften zugeschrieben werden. Vor allem die Kombination von hochratiger Stimulation und tiefer Einführung der extrem weichen Elektrodenträger in die
Cochlea liefert Nutzern ein Maximum an akustischen Informationen (Frequenzen).
Die hochratige Stimulation beschreibt die Geschwindigkeit und Informationsmenge,
die das Implantat an die Cochlea liefern kann. Hohe Stimulationsraten repräsentieren
das Verhalten der gesunden Cochlea besser und wurden als Vorteil beim Verstehen
von Sprache erkannt.
Eine weitere innovative Eigenschaft ist die Möglichkeit, einen FineTuner für
zwei Implantate verwenden zu können. Das macht ihn für Eltern besonders
benutzerfreundlich.
MAESTRO™ COCHLEA-IMPLANTATSYSTEM 53
Begleitung für viele Jahre
Für die Mitarbeiter von MED‑EL ist die Arbeit nicht mit der
Implantation Ihres Kindes abgeschlossen. Der nächste Schritt zum
Erfolg nach der Implantation und Anpassung ist die (Re)habilitation. Für Kinder ist es ein Lernprozess, mit ihren „neuen Ohren“ zu
hören. Wir von MED‑EL unterstützen Sie und Ihr Kind auf diesem
Weg mit einem breiten Angebot an (Re)habilitationsmaterial.
54 MAESTRO™ COCHLEA-IMPLANTATSYSTEM
Das „BRIDGE to better communication” Programm ist ein umfassendes
(Re)habilitationsprogramm, das die klinische Forschungsabteilung von MED‑EL in
Zusammenarbeit mit führenden CI-Experten aus aller Welt entwickelte. Dieses
Programm wurde speziell zu Informations- und (Re)habilitationszwecken erarbeitet, um einen optimalen Übergang zwischen Implantation und der Entwicklung von
Hör- und Sprachfähigkeiten zu schaffen. Das BRIDGE Programm bietet ein vielfältiges Angebot an Kommunikationsmaterial für Therapeuten und Eltern sowie Material,
das den Zugang zur Musik fördert. Das BRIDGE Material deckt eine breite Palette an
Fertigkeiten ab, die alle das gleiche Ziel haben: die bestmöglichen Ergebnisse für alle
MED‑EL CI-Nutzer zu erreichen.
Zum BRIDGE Material gehört unter anderem „Mein LittlEARS Tagebuch“, in dem
Eltern und Therapeuten die frühe Hör-, Sprach- und Sprechentwicklung eines mit CI
oder Hörgerät versorgten Kindes dokumentieren und vergleichen können.
SoundScape ist ein neuer interaktiver Online-Bereich. Er enthält zahlreiche
Höraktivitäten für verschiedene Altersgruppen von zwei Jahren bis zum Er­
wachsenenalter. Mit SoundScape können CI-Nutzer auch zu Hause ihr Gehör auf
kurzweilige Art und Weise schulen.
MAESTRO™ COCHLEA-IMPLANTATSYSTEM 55
Kinderseiten und Kinderkit
Für Kinder haben wir von MED-EL auf www.medel.com
eigene Kinderseiten eingerichtet. Maskottchen Mellie
erklärt jungen Lesern in leicht verständlicher Sprache
alles Wissenwer te über das Gehör, Hörverlust und
Cochlea-Implantate.
Daneben bietet MED-EL zwei Kinderkits für Kinder bis
3 Jahre sowie für Kinder ab 4 Jahren an. Die Kinderkits
wurdenin Zusammenarbeit mit Sprachtherapeuten
erarbeitet und sollen Kinder spielerisch auf ihr Leben
mit dem Cochlea-Implantatsystem vorbereiten. Sie beinhalten unter anderem verschieden Spielmaterialien,
die Geräusche erzeugen, das Maskottchen Mellie und
ein Mellie-Buch.
56 MAESTRO™ COCHLEA-IMPLANTATSYSTEM
MEDELEPHANT Mellie und ihr kleiner Freund begleiten
Kinder auf ihrem Weg zum Hören.
57
Leben mit einem Cochlea-Implantat
Um sicherzustellen, dass das CI viele Jahre problemlos funktioniert, beachten Sie
bitte Folgendes:
::
::
::
::
58 Behandeln Sie den CI-Audioprozessor Ihres Kindes mit Sorgfalt.
Nehmen Sie den CI-Audioprozessor Ihres Kindes vor dem Schwimmen, Baden
oder Duschen ab.
Ihr Kind kann mit einem CI die meisten Spor tar ten ausüben. Schützen Sie
bitte beim Radfahren, Inlineskaten o.ä. den Kopf Ihres Kindes mit einem Helm.
Kontaktsportarten (z.B. Boxen) sollte Ihr Kind nicht betreiben.
Nehmen Sie den CI-Audioprozessor Ihres Kindes in der Nacht ab und bewahren
Sie ihn zum Trocknen im dafür vorgesehenen Trockenkit auf.
Kommunikationstipps
Unabhängig davon, ob Ihr Kind Hörgeräte oder
Cochlea-Implantatsysteme verwendet, gibt es einige
wertvolle Kommunikationstipps, die Ihrem Kind helfen,
Sie besser zu verstehen:
::
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Ihr Kind soll Ihr Gesicht beim Sprechen deutlich
sehen können. So kann es leichter Lippen lesen.
Achten Sie nach Möglichkeit auch auf eine ausreichende Beleuchtung.
Sprechen Sie mit Ihrem Kind nicht, wenn Sie kauen
oder Ihr Gesicht verdecken (z.B. hinter Ihren Händen, einer Zeitung oder anderen Gegenständen).
Solche Situationen erschweren das Lippenlesen.
Sprechen Sie deutlich und in einem normalen Tempo.
Sie brauchen nicht extrem langsam oder laut zu
sprechen. Wenn Ihr Kind einen Satz nicht versteht,
formulieren Sie ihn um.
Vermeiden Sie nach Möglichkeit Hintergrundlärm.
Wenn die Geräusche im Hintergrund zu laut sind,
ist es auch für Menschen mit gesundem Gehör
schwierig, Sprache zu verstehen. Für Kinder mit Hörproblemen ist dies noch schwieriger. Schalten Sie
den Fernseher oder Radio aus und gehen Sie näher
zu Ihrem Kind, sodass die Sprache lauter wird als
der Hintergrundlärm.
MAESTRO™ COCHLEA-IMPLANTATSYSTEM 59
VIBRANT SOUNDBRIDGE
Mittelohr-Implantatsystem
60 VIBRANT SOUNDBRIDGE MITTELOHR-IMPLANTATSYSTEM
Eine Hörlösung für Ihr Kind
Manche Kinder können aus medizinischen Gründen keine Hörgeräte
tragen, z.B. bei einem Verschluss des Gehörgangs (aurale Atresie)
oder einer Fehlbildung der Ohrmuschel (Mikrotie). Die Vibrant
Soundbridge, das Mittelohr-Implantatsystem von MED-EL, kann
vielen dieser Kinder wirkungsvoll helfen. Die Vibrant Soundbridge
ist eine anerkannte Lösung zur Behandlung von Schallleitungsund Schallempfindungsschwerhörigkeit sowie von kombiniertem
Hörverlust.24
Die Vibrant Soundbridge
besteht aus dem Amadé
Audioprozessor und dem
Implantat mit dem FMT
(Floating Mass Transducer).
VIBRANT SOUNDBRIDGE MITTELOHR-IMPLANTATSYSTEM 61
Was ist ein Mittelohr-Implantatsystem?
Das Vibrant Soundbridge Mittelohr-Implantatsystem ist die ideale Lösung für
Kinder, die keine konventionellen Hörgeräte tragen können. Es stimulier t die
Mittelohrstrukturen direkt – ähnlich wie sie durch normalen Schall über den
Gehörgang bewegt werden. Diese direkte Verstärkung (direct drive) ermöglicht eine
ausgezeichnete Klangqualität bei einem völlig freibleibenden Gehörgang.
Die Vibrant Soundbridge besteht aus einem externen und einem internen Teil. Der
externe Teil, der sogenannte Audioprozessor, wird diskret am Kopf, unter dem Haar,
getragen. Der interne Teil, das Implantat, versetzt die Mittelohrstrukturen mechanisch in Schwingungen. Diese Schwingungen können zur optimalen Kompensation
verschiedener Arten und Grade von Hörverlust verstärkt und angepasst werden.
ÄUSSERER SYSTEMTEIL
Audioprozessor (am Kopf getragen)
Der Audioprozessor enthält die Batterie, ein Mikrofon und eine hochqualitative, voll
digitale Signalverarbeitung. Der Audioprozessor wandelt Schall in elektrische Signale
um, die an das Implantat weitergeleitet werden.
IMPLANTIERBARER SYSTEMTEIL
Implantat
Der interne Teil, das Implantat, wird hinter dem Ohr unter die Haut implantiert.
Das Herzstück des Implantats bildet der winzige Floating Mass Transducer (FMT),
der kleiner als ein Reiskorn ist. Der FMT wird an einer Struktur im Mittelohr (z.B.
an den Gehörknöchelchen) befestigt. Durch Aktivierung wird der FMT mechanisch
in Schwingungen versetzt. In weiterer Folge schwingen auch die Strukturen im Ohr.
62 VIBRANT SOUNDBRIDGE MITTELOHR-IMPLANTATSYSTEM
So funktioniert ein Mittelohr-Implantatsystem
Audioprozessor
3
1
1 Schall wird vom Mikrofon des Audioprozessors
aufgenommen. Der Audioprozessor wird durch
einen Magneten über dem Implantat gehalten.
Implantat
2
2 Der Audioprozessor wandelt den Schall in elek­trische Signale um.
Leitungskabel
4
3 Diese Signale werden über die Haut an das
Implantat übertragen.
4 Das Implantat leitet die Signale über das Leitungs kabel weiter an den FMT.
6
5
Floating Mass Transducer
(FMT)
5 Der FMT wandelt das Signal in mechanische
Schwingungen um, die eine Mittelohrstruktur (z.B.
die Gehörknöchelchenkette) direkt in Bewegung
versetzen.
6 Diese Schwingungen werden an das Innenohr
weitergeleitet und als akustische Signale
wahrgenommen.
VIBRANT SOUNDBRIDGE MITTELOHR-IMPLANTATSYSTEM 63
Vorteile der VIBRANT SOUNDBRIDGE
Kinder, die z.B. mit einer beidseitigen auralen Atresie oder einer Mikrotie geboren
werden, brauchen nach Möglichkeit sofort Höreindrücke, damit sich ihre Sprache
normal entwickeln kann. Dies ist durch Studien belegt. Wenn Ihr Kind Fremdkörper
im Gehörgang nicht verträgt, bietet sich die Vibrant Soundbridge als Hörlösung an,
da der Gehörgang völlig offen bleibt.
Nur die Vibrant Soundbridge verfügt über die einzigartige ‚Direct Drive’ Technologie,
bei der der FMT an einem einzigen Punkt befestigt wird. Diese Besonderheit verbessert die Hörqualität und das Sprachverständis der Nutzer.
Oberstes Prinzip von MED-EL ist es, das natürliche Hörvermögen zu erhalten und
dabei die beeinträchtigte Funktion bestmöglich auszugleichen. Das ist besonders bei
Kindern wichtig. Die Implantation eines Vibrant Soundbridge Systems beeinflusst
die natürliche Fähigkeit des Hörorgans in keinster Weise und das Restgehör bleibt
unverändert.
Nutzer beschreiben die Klangqualität mit der Vibrant Soundbridge als natürlich. 25 Vor
allem das Hören bei Hintergrundlärm oder in anderen schwierigen Hörsituationen
funktioniert ausgesprochen gut. Das ist ein entscheidendes Kriterium für Kinder, die
oft in lauter Umgebung, z.B. in einem Klassenzimmer, gut hören müssen.
Ihr Kind kann jederzeit von der neuesten Technologie profitieren, indem der externe
Audioprozessor der Vibrant Soundbridge aktualisiert wird. Auch noch Jahre nach der
Implantation kann Ihr Kind eine einfache Anpassung vornehmen lassen und mit der
neuesten Technologie nach Hause gehen.
64 VIBRANT SOUNDBRIDGE MITTELOHR-IMPLANTATSYSTEM
Eignet sich die VIBRANT SOUNDBRIDGE
für mein Kind?
Das Vibrant Soundbridge Mittelohr-Implantatsystem
eignet sich für Personen mit leichter bis schwerer
Schallleitungs- oder Schallempfindungsschwerhörigkeit
sowie mit kombinier tem Hörverlust. Das System
wird ebenso für Kinder empfohlen, die aus medizinischen Gründen keine konventionellen Hörgeräte tragen können. Zu diesen Gründen zählen u.a. aurale
Atresie, Mikrotie oder chronische Entzündungen des
Gehörgangs.
Die Vibrant Soundbridge ist das einzige MittelohrImplantatsystem, das nur an jene Struktur des
Mittelohres fixiert wird, die es stimuliert. Dadurch ist die
Vibrant Soundbridge unabhängig vom Schädelwachstum
und für die Behandlung von Kindern geeignet.
Jüngere Kandidaten müssen die allgemeinen
Indikationskriterien erfüllen, und das Ohr muss genügend Platz für die Vibrant Soundbridge bieten.
Die Vibrant Soundbridge ist für Kinder ab 3 Jahren
zugelassen.
VIBRANT SOUNDBRIDGE MITTELOHR-IMPLANTATSYSTEM 65
Der Weg zum Mittelohr-Implantatsystem
1Untersuchungen
Bei Kindern ab drei Jahren, die von der Vibrant
Soundbridge profitieren können, werden einige medizinische und audiologische Routineuntersuchungen
durchgeführ t um festzustellenm, ob die Vibrant
Soundbridge eine geeignete Hörhilfe für sie ist.
Bei Hör tests werden die Ar t und der Grad des
Hörverlusts Ihres Kindes festgestellt.
2Operation
Die Operation ist ein Routineeingriff für erfahrene
HNO-Chirurgen und dauert ein bis zwei Stunden.
Sie wird unter Vollnarkose oder Teilnarkose durchgeführt. Ihr Chirurg bespricht vor der Operation alles
Wesentliche mit Ihnen.
3Erstanpassung
Etwa sechs Wochen nach der Implantation erhält Ihr Kind den Audioprozessor. Die Vibrant
Soundbridge wird zum ersten Mal aktiviert und individuell auf Ihr Kind eingestellt. Ein Audiologe oder
Hörgeräteakustiker erklärt Ihnen und Ihrem Kind die
optimale Nutzung der Vibrant Soundbridge.
4Nachsorge
Eine begleitende Hörtherapie kann Ihrem Kind helfen, die neuen, vielfältigeren Klänge einzuordnen, die
es mit herkömmlichen Hörgeräten nicht hören konnte. Falls notwendig, kann regelmäßiges Sprachtraining
mit Logopäden das Sprechen und Verstehen lernen
unterstützen.
66 VIBRANT SOUNDBRIDGE MITTELOHR-IMPLANTATSYSTEM
VIBRANT SOUNDBRIDGE MITTELOHR-IMPLANTATSYSTEM 67
Erfahrungen
68 Erfahrungen aus erster hand
aus erster Hand
Obwohl uns wissenschaftliche Ergebnisse sehr viele Erkenntnisse
liefern, haben die Erfahrungen von „echten“ CI-Trägern noch
mehr Aussagekraft. Lesen Sie Berichte von Eltern, deren Kinder
mit MED‑EL Implantaten versorgt sind und erfahren Sie aus erster Hand die Vorteile von Cochlea-Implantatsystemen im täglichen Leben!
Raquel, 4 Jahre
“ Als unsere Tochter Raquel zur Welt kam, waren wir überglücklich. Der
Hörtest kurz nach ihrer Geburt ergab keine Auffälligkeiten, ebenso wie der
Hörtest 7 Monate später. Raquel war immer ein fröhliches, kommunikatives Baby. Mit 9 Monaten sagte sie zum ersten Mal ‚Mama‘, und sie erweiterte ihren Wortschatz in den darauffolgenden Monaten immer weiter. Doch im
Alter von 20 Monaten schien sie beim Sprechen und Verstehen hinter ihren
Altersgenossen zurückzubleiben.
Als sie 2½ Jahre war, ließen wir einen speziellen Hörtest vornehmen. Das
Ergebnis war für meinen Mann und mich ein Schock: Raquel war auf beiden
Ohren hochgradig schwerhörig! Die Ärztin war sehr einfühlsam und professionell. Sie informierte uns sofort über das Cochlea-Implantatsystem, das sich für
uns als die perfekte Lösung herausstellen sollte.
Erfahrungen aus erster hand 69
Raquel wurde zunächst beidseitig mit Hörgeräten versorgt und begann mit
einer Sprachtherapie. Der Weg zum Hören hatte begonnen: Diagnose, Unter­
suchungen und die Suche nach der geeigneten Klinik und dem idealen Chirurgen für
die Implantation.
Die Untersuchungen ergaben alle ein unauffälliges Bild von Raquels Ohren. Es kann
sein, dass Raquel ihr Gehör durch Medikamente verlor, die sie als Säugling einnehmen musste. Raquel wurde kurz vor ihrem 3. Geburtstag implantiert, einen
Monat später erfolgte die Erstanpassung. Sie liebt ihr CI und will immer alles hören,
was um sie herum passiert. Am Morgen, sofort nach dem Aufstehen, will sie ihren
Prozessor tragen.
Wir können es kaum glauben, dass Raquel noch nicht einmal ein Jahr implantiert ist.
Ich könnte ein Buch schreiben über alles, was sie in dieser kurzen Zeit erlernt hat:
über das Erstaunen in ihren Augen, als sie am Tag der Erstanpassung das ‚Tipp Tapp‘
ihrer Lieblingsschuhe hörte; darüber, dass sie das Wort ‚Baby‘, am nächsten Morgen
sagte; über ihren faszinierten Gesichtsausdruck, wenn sie dem Zwitschern der Vögel
lauscht. Es ist ein Wunder, ihr beim Singen und Musizieren mit ihrem älteren Bruder
zuzuhören und zu sehen, wie sie zweisprachig aufwächst.
Für uns ist das MED‑EL Implantat ein Geschenk des Himmels, das unser Leben
für immer verändert hat. Raquel hat damit die Chance auf eine normale Zukunft.
Der Schock nach der Diagnose sitzt noch immer tief. Doch MED‑EL gab uns einen
Lichtblick. Raquel ist noch immer ein fröhliches, aufgewecktes Kind, das das Leben
liebt. Für meinen Mann und mich vergeht kein Tag, an dem wir uns nicht über dieses
Wunder freuen.
”
70 Erfahrungen aus erster hand
Johannes,
mit 4 Monaten implantiert
“ Zwei Tage nach der Geburt von Johannes wurde routinemäßig ein Neugeborenen-Hörscreening in der Klinik
durchgeführt, das an beiden Ohren auffällig war. Diese
erste Diagnose war ein Schock.
Da in unserer Verwandtschaft jedoch niemand hörgeschädigt ist, hofften wir auf einen Fehler und ein besseres Ergebnis beim nächsten Screening. Im Alter von 4
Wochen und 6 Wochen wurden erneut Hörtests bzw.
eine EBERA-Messung durchgeführ t, die bestätigten:
Unser kleiner Johannes war gehörlos. Wir konnten und
wollten es anfangs nicht glauben. Johannes wurde sofort mit Hörgeräten versorgt, die leider überhaupt keinen Erfolg brachten. Er reagierte nicht auf Geräusche,
egal wie laut sie waren. Nur visuelle Reize erweckten
seine Aufmerksamkeit. Eine Untersuchung bestätigte,
dass Johannes bis 120 dB keine Hörreaktion zeigte.
Mein Mann und ich hatten uns gleich nach dem ersten
Hörscreening intensiv mit dem Thema Gehörlosigkeit
auseinandergesetzt und uns gut informiert. Bei unseren
Recherchen stießen wir auf Cochlea-Implantatsysteme.
Wir hatten intensiven Kontakt mit Eltern hörbeeinträchtigter Kinder, die ebenfalls mit einem CI versorgt
sind und ihre wertvollen Erfahrungen mit uns teilten.
Bald entschieden wir uns für eine Implantation.
Die Suche nach einer geeigneten CI-Klinik gestaltete
sich nicht schwierig. Das CI-Team in Würzburg riet uns
zu einer frühen Implantation. Nach Rücksprache mit
Erfahrungen aus erster hand 71
dem Kinderarzt, dem Anästhesisten und dem HNO-Arzt, die uns alle Mut zu einer
frühzeitigen Versorgung machten, entschlossen wir uns zur Implantation mit einem
MED‑EL Cochlea-Implantatsystem.
Johannes war bei der Operation 4 Monate alt und überstand die OP ohne jegliche
Probleme. Während des kurzen stationären Aufenthalts bekam er seinen ersten
Zahn und lernte, sich umzudrehen. Das gesamte CI-Team in Würzburg war uns eine
große seelische Stütze.
Die Erstanpassung erfolgte 6 Wochen später. Wir hatten diesen Tag sehnsüchtig erwartet, aber auch gefürchtet. Wird unser Kleiner reagieren? Wird er hören? Der anwesende Audiologe spielte mit einer Triangel. Als Johannes den ersten Ton hörte,
guckte er erstaunt und begann zu lachen. Wir waren direkt geschockt über diese intensive Reaktion unseres Kleinen – und überglücklich! Das Spiel wiederholte sich bei
jedem Ton. War der Triangelton nicht mehr hörbar, hörte auch Johannes zu lachen
auf. Da Johannes noch so klein war, hatten wir beschlossen, die Erstanpassung über
3 Tage hinweg anzusetzen, und auch die nächsten beiden Tage waren so erfolgreich
wie der erste.
Wir beobachteten voller Freude, wie Johannes seine Umwelt hören konnte. Schon
nach wenigen Wochen mit dem CI merkten wir seine Fortschritte. Nickte Johannes
ein und wurde von einem lauten Geräusch geweckt, so suchte er sofort nach der
Lärmquelle. Mittlerweile hat Johannes zu lautieren und brabbeln begonnen. Ohne CI
gibt er jedoch keinen Ton von sich.
Wir beschäftigen uns intensiv mit Johannes und sprechen viel mit ihm. Auch die
Frühförderung trägt maßgeblich zu seinen Erfolgen bei. Seine Fortschritte mit dem CI
haben uns die Angst vor der Gehörlosigkeit genommen. Wir führen mit Johannes ein
ganz normales Leben und unternehmen viel mit ihm. Normal hörende Kinder akzep­
tie­r en ihn mit seinem CI, sie wollen nur wissen, was Johannes am Ohr trägt, und nach
der Erklärung spielen sie mit Johannes genauso wie mit einem normal hörenden Kind.
Ich kann nur voll Begeisterung von unserem MED‑EL CI berichten und möchte anderen betroffen Eltern, die vor der gleichen Entscheidung wie wir damals stehen, Mut
machen, den Schritt zu wagen und ihr Kind implantieren zu lassen.
”
72 Erfahrungen aus erster hand
Hayley, 3 Jahre
“ Hayley verlor ihr Gehör nach einer Meningitis. Ich bemerkte 10 Tage nach ihrer Erkrankung, dass Hayley nicht
auf Geräusche reagierte. Nach Beratungen mit dem
HNO-Arzt wurde Hayley 5 Tage später implantiert.
Hayleys Fortschritte überraschten uns. Hayley verlor ihr
Gehör in einer kritischen Phase der Sprachentwicklung;
sie konnte vor der Meningitis erst etwa 15 Wör ter
sprechen. Bereits 2 ½ Wochen nach der Erstanpassung
machte sie erstaunliche Fortschritte. Sie antwortete auf
Fragen und schien fast alles, was ich zu ihr sagte, zu
verstehen. Das größte Geschenk, das sie mir machen
konnte, war ‚Mama‘ zu sagen, nur 2 Wochen nach ihrer
Erstanpassung.
Mein Mann und ich entschieden uns wegen der kinderfreundlichen Optionen für ein MED‑EL CI System.
Wenn es heiß war, lief Hayley oft nur in Windeln umher,
der Prozessor war am Haarband befestigt.
Ich bin der Meinung, dass Eltern ihrem Kind alle verfügbaren Möglichkeiten bieten sollten, egal ob das Kind
besondere Bedürfnisse hat oder nicht. Als Eltern fühlten wir uns verpflichtet, Hayley die Chance zu geben,
wieder hören zu können. Und wenn man Hayley beim
Singen und Tanzen mit ihrer Zwillingsschwester unterbrechen könnte, würde sie genau dasselbe sagen!
”
73
Quellenangaben
Veekmans K et al. Mein LittlEARS Tagebuch, Begleitbuch für Therapeuten,
MED‑EL 2005.
2 Stellungnahme der Bundesärztekammer gem. § 91 Abs. 8a SGB V zur Änderung
der Kinder-Richtlinien: Einführung eines Neugeborenen-Hörscreenings vom
21.05.2008;
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Revolution. PRAXIS. 2008 Sep 24;97(19):1015-21.
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Berlin Heidelberg, 2007: 77 ff.
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