Neuroleptika Die Wirkungen und Nebenwirkungen der Neuroleptika sind individuell sehr unterschiedlich, weshalb bei guter Verträglichkeit und Wirkung eine Umstellung der Medikamente meist nicht empfohlen wird. Keinesfalls sollte ein Neuroleptikum ohne Rücksprache mit dem behandelnden Psychiater abgesetzt werden, weil es meist zum erneuten Auftreten der Psychose bzw. bipolaren Störung kommt. Neuroleptika zeichnen sich vor allem durch ihre hemmende Wirkung auf die Gruppe der Dopaminrezeptoren aus. Weiterhin werden von diesen Neuroleptika in unterschiedlicher Weise eine Vielzahl anderer Rezeptoren von Neurotransmittern wie Serotonin, Histamin, Noradrenalin, Muskarin gehemmt oder in anderer Weise beeinflusst. 1. Konventionelle Neuroleptika (NL) Sind auch weiterhin Standard in der Behandlung einer akuten Psychose. Relativ häufig als Nebenwirkungen sind die extrapyramidal-motorischen Störungen (EPMS Bei aus der Vorgeschichte bekannten Bewegungsstörungen (EPMS) unter Neuroleptika sollten andere Substanzen (sogenannte atypische Neuroleptika) bevorzugt werden Fluphenazin (Dapotum): ein stark antipsychotisch, sedierendes Neuroleptikum, das den Vorteil der sicheren antipsychotischen Wirkung hat und auch als Depot zur Verfügung steht. extrapyramidal-motorische Nebenwirkungen (EPMS) sind häufig zu beobachten. Perazin (Taxilan) sedierendes Neuroleptikum mit guter antipsychotischer Wirkung. Flupentixol (Fluanxol) hat eine bessere Verträglichkeit im Vergleich zu anderen konventionellen Neuroleptika, auch als Depot Form. Günstig auch die geringe Siedierung. Chlorprothixen (Truxal) wirkt eher sedierend und angstlösend wirkendes Neuroleptikum, in höherer Dosis auch antipsychotisch wirksam, weniger Nebenwirkungen. Haloperidol (Haldol): ein Standard Neuroleptikum, das insbesondere bei akuten Psychosen Vorteile der rasch einsetzenden antipsychotischen Wirkung hat, weniger Sedierung als bei anderen Neuroleptika, weshalb bei akuten Psychosen oft die Kombination mit Lorazepam angewandt wird. Bewegungsstörung (EPMS) treten häufig auf. 2. Atypische Neuroleptika Sind Neuroleptika, die nicht nur antipsychotische sondern auch Wirkung auf die sogenannte Minus- oder Negativsymptomatik wie Rückzug, Antriebsminderung und Depression haben. Heutzutage gilt, dass bei mangelnder Wirkung oder deutlichen Nebenwirkungen durch konventionelle Neuroleptika die atypischen Neuroleptika versucht werden müssen. Auch bei bipolaren Störungen sind die atypischen Neuroleptika oft gut wirksam und verträglich. Clozapin (Leponex): ist das Standard-Atypikum, auch nach Einführung anderer atypischer Neuroleptika die in vielerlei Hinsicht am besten wirksame Substanz. Die inzwischen jahrelangen Erfahrungen machen das Medikament sicher. Ca. 1% der Behandelten entwickeln meist innerhalb der ersten 16 Wochen der Behandlung diese Blutbildveränderungen. In den ersten 16 Wochen sind wöchentliche, später monatliche Blutbildkontrollen zwingend vorgeschrieben. Es kann zur Gewichtszunahme kommen. Olanzapin (Zyprexa): dem Clozapin eng verwandt und ähnlich, wenngleich auch schwächer antipsychotisch wirkend. Olanzapin hat auch eine antimanische und stimmungsstabilisierende Wirkung. Nachteil ist die relativ häufige Gewichtszunahme. Vorteil die gute Akzeptanz durch die Patienten und hervorragende Wirkung bei akuten Psychosen vor allem in der psychiatrischen Arztpraxis. Es gibt ein auch Depot-Präparat. Quietiapin (Seroquel): in der Wirkung auf die Minussymptomatik dem Clozapin und Olanzapin vergleichbar. Eine gute antipsychotische Wirksamkeit erfordert Dosen von 300600mg. Langsames Eindosieren wegen Nebenwirkung auf Blutdruck (Schwindel, erniedrigter Blutdruck) erforderlich. Positiv ist beim Quietiapin, die im Vergleich zu Zyprexa geringere, Gewichtszunahme sowie die stimmungsstabilisierende Wirkung. Auch die bei den anderen atypischen Neuroleptika oft deutliche Minderung der Libido scheint bei Quietiapin geringer ausgeprägt. Risperidon (Risperdal): ist auch gut antipsychotisch wirksam, gut verträglich, bei höheren Dosen treten allerdings auch gelegentlich EPMS meist in Form von Sitzunruhe auf. Vorteil: Risperdal Consta als Depot! cis Risperidon (Invega): ist eine bessere verträgliche Variante des Risperidon und kann mit einmaliger Einnahme als Kapsel mit langsamer Freisetzung eingenommen werden. Ziprasidon (Zeldox): ist ein weiteres neues atypisches Neuroleptikum, das in Studien entsprechend mit den anderen Neuroleptika vergleichbare Wirkung zeigt. Keine oder seltene Gewichtszunahme. Allerdings ist die mögliche Verzögerung der Erregungsleitung des Herzens problematisch. Während der Eindosierung und auch im Verlauf sind deshalb EKGKontrollen erforderlich. Aripiprazol (Abilify): neuartiges atypisches Neuroleptikum, das ein partieller Dopaminagonist ist, d.h. das Präparat hat eine antriebsfördernde Wirkung und wirkt insbesondere gut bei vorherrschender Minussymptomatik. Wegen der dopaminergen Wirkung kann es aber auch zu einer Zunahme der psychotischen Symptomatik wie Halluzinationen, Wahn und Unruhe kommen. Deshalb sollte bei Umstellung das vorherige Neuroleptikum nur langsam reduziert werden. Keine Gewichtszunahme. Amisulpirid (Solian): ist gut wirksam und verträglich und mittelstark antipsychotisch wirksam. Nachteil sind die mögliche Gewichtszunahme. Der Prolactinspiegel kann sich, wie bei vielen anderen Neuroleptika auch, erhöhen. Jürgen Vogt ( Copyright)