Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Landwirtschaftliche Fakultät Institut für Kartographie und Geoinformation Diplomarbeit Identifikation von Landmarks in 3D-Stadtmodellen vorgelegt von Iris Galler im Oktober 2002 Betreuer: Prof.-Dr. Lutz Plümer Dr. Thomas H. Kolbe 1 Einleitung.......................................................................................5 2 Landmarks.....................................................................................8 2.1 Entfernung...................................................................................................8 2.2 Zeitpunkt ...................................................................................................11 2.3 Standort .....................................................................................................13 2.4 Häufigkeit des Auftretens .........................................................................15 2.5 Zeichen und Markierungen .......................................................................17 2.6 Bekanntheitsgrad mit der Umgebung .......................................................17 2.7 Zugänglichkeit...........................................................................................20 2.8 Geometrische Eigenschaften.....................................................................21 2.9 Fassadenattribute.......................................................................................22 2.10 Lage .......................................................................................................23 2.11 Alter und Geschlecht des Beobachters ..................................................24 2.12 Bedeutung der Landmarks für die Routenbeschreibung und Zusammenfassung .................................................................................25 3 Städtebau und Stadtgestaltung.................................................. 31 3.1 Begriffsbestimmungen ..............................................................................32 3.1.1 Stadtgestalterische Ebenen.................................................................32 3.1.1.1 Ebene der Stadtgestalt.....................................................................32 3.1.1.2 Ebene der Stadterscheinung............................................................33 3.1.1.3 Ebene des Stadtbildes .....................................................................33 3.1.1.4 Zusammenspiel der drei Ebenen.....................................................34 3.1.2 Zielvorstellungen der verschiedenen Benutzergruppen.....................35 3.1.3 Image einer Stadt................................................................................36 3.2 Gesetze, Verordnungen und Satzungen ....................................................39 3.2.1 Das Baugesetzbuch (BauGB) und die Baunutzungsverordnung (BauNVO) ..........................................................................................39 3.2.2 Die Bauordnung für das Land Nordrhein-Westfalen (BauO NRW) .40 3.2.3 Satzungen ...........................................................................................40 3.2.4 Das Denkmalschutzgesetz des Landes NRW (DSchG).....................43 3.3 4 Zusammenfassung.....................................................................................44 3D-Stadtmodelle .......................................................................... 46 4.1 Level of Detail...........................................................................................46 4.2 Repräsentation der Gebäude .....................................................................50 4.3 Zusammenfassung.....................................................................................51 5 Herleitung eines objektiven Maßes ........................................... 52 5.1 Besprechung der beiden interessanten Artikel..........................................52 5.1.1 RAUBAL & WINTER: „Enriching Wayfinding Instructions with Local Landmarks“..............................................................................52 5.1.2 ELIAS & SESTER: „Landmarks für Routenbeschreibungen“..........58 5.2 Grundüberlegungen...................................................................................60 5.2.1 Methode zur Herleitung eines objektiven Maßes ..............................61 5.2.2 Bezugsmenge......................................................................................62 5.3 Berücksichtigte Konzepte .........................................................................63 5.3.1 Zugänglichkeit bzw. Standort ............................................................64 5.3.2 Höhe ...................................................................................................68 5.3.3 Referenzmenge...................................................................................75 5.3.4 Breite einer Fassade ...........................................................................77 5.3.5 Krümmung der Fassade......................................................................79 5.3.6 Farbe...................................................................................................81 5.3.7 Zeichen und Markierungen ................................................................90 6 5.3.8 Relief ..................................................................................................92 5.3.9 Zusammenfassung..............................................................................97 Fazit und Ausblick .................................................................... 106 Literaturverzeichnis........................................................................ 109 Abbildungsverzeichnis.................................................................... 116 1 Einleitung Bei der Navigation und der Orientierung in Innen- und Außenräumen spielen nicht nur rationale Angaben wie z.B. Straßennamen, Hausnummern, Richtungen und Distanzen eine Rolle, sondern insbesondere auch spezielle visuelle Erkennungsmerkmale (visual Landmarks), die sich aufgrund ihres Aussehens stark von ihrer Umgebung abheben. Der Begriff Landmark bedeutet aus dem Englischen übersetzt „Grenzstein“, „Merkzeichen“ oder „Sehenswürdigkeit“1. Unter dieser zweiten deutsche Übersetzung werden aber hauptsächlich Bauwerke und Naturerscheinungen verstanden, die eine große kulturelle Bedeutung in dem jeweiligen Gebiet haben. Der englische Begriff hingegen beinhaltet aber auch solche Gebäude u.ä., die aufgrund ihrer Geometrie, ihres Erscheinungsbildes oder anderer Auffälligkeiten einen Kontrast zu ihrer Umwelt aufweisen, ohne eine besondere Bedeutung für die Bewohner zu haben. Obwohl im Englischen Landmarks nicht allein für visuelle, sondern auch für auditive und / oder riechbare Unterschiede gebraucht werden, soll hier nur auf die visual Landmarks eingegangen werden. Daher wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit der Begriff visual Landmark bzw. Landmark verwendet und nicht das deutsche Pendant. Solche visual Landmarks ziehen die Blicke der Personen auf sich, die durch ihre Umgebung fahren bzw. gehen. Dabei muß u.a. darauf geachtet werden, daß die visuelle Aufnahme der Umwelt bei Fußgängern anders verläuft als bei Personen, die sich mit einem Gefährt fortbewegen. Die Wahrnehmung wird zum einen durch die unterschiedliche Geschwindigkeit und Bewegungsfreiheit beeinflußt, zum anderen durch die verschiedenen Maßstäbe bzw. die Skalierung. Der Fußgänger bewegt sich im allgemeinen langsamer und kann dadurch mehr Details erfassen. Außerdem ist er im Gegensatz zum Autofahrer nicht so streng an die vorgegebenen Pfade / Straßen und die Verkehrsregeln gebunden, da er fast immer und überall stehen bleiben kann, um sich umzusehen. Weiterhin sind die Standorte und Blickrichtungen von Fußgängern und Autofahrern sind verschieden, was sich wiederum auf die Detailerfassung auswirkt. In dieser Arbeit werden visual Landmarks allerdings nur im Hinblick auf ihre Wirkung auf Fußgänger untersucht. Dabei werden die in der Literatur z.T. sehr unterschiedlichen Definitionen und Untergliederungen von Landmarks diskutiert. Es soll untersucht werden, welchen Einfluß diese Konzepte für die Bedeutung eines Gebäudes als Landmark haben. In diesem Zusammenhang soll auch ihre Wichtigkeit für die Routen- 1 http://dict.leo.org./ beschreibung geklärt werden. Aufgrund der herausgefundenen Kriterien soll des weiteren geprüft werden, ob im Bereich des Städtebaus bzw. der Stadtplanung diese bewußt angewendet werden, d.h. ob es Konzepte für die Gestaltung von Landmarks und / oder die Auswahl ihrer Standorte gibt. Bei der Gestaltung von Gebäuden und damit auch von einer Vielzahl von Landmarks werden zwar hauptsächlich Architekten beauftragt, aber auch sie sind Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien unterworfen. Dabei soll untersucht werden, ob aus diesen Vorschriften schon Kriterien abgeleitet werden können bzw. ob eine Übereinstimmung mit den Konzepten besteht, die aus der Literatur über die Wahrnehmungspsychologie erhalten wurden. Ein weiteres Kapitel wird sich mit der Darstellung der Landmarks in 3D-Stadtmodellen beschäftigen. Es soll geklärt werden, ob und in wie weit die vorher gefundenen Kriterien für visual Landmarks wiedergegeben werden. Dabei soll insbesondere auch auf die Darstellung von Gebäuden und den sogenannten level of detail (LoD) eingegangen werden. Dieser gibt den Detaillierungsgrad von Objekten bei ihrer Darstellung in 3D-Stadtmodellen an und führt zu einer unterschiedlichen Vorstellung der Umwelt auf der sogenannten cognitive map. Dieser Begriff bezeichnet die mentale räumliche Repräsentation der Umwelt, die in jedem Menschen in unterschiedlicher Ausprägung vorhanden ist. Sie dient als Basis für Entscheidungen und Implementationen bzgl. jeglicher Strategie räumlichen Verhaltens. Aufgrund der Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen können sehr viele Informationen aufgenommen werden. Diese Informationen werden abstrahiert, um so die für bestimmte Anwendungen wichtigen Details abzuspeichern und die unnötigen beiseite zu schieben, wie es z.B. bei der Orientierung der Fall ist. Für die Orientierung sind dabei gerade die visual Landmarks und ihre hervorspringende Eigenschaften gegenüber ihrer Umwelt von Bedeutung, da sie die Verfolgung eines Weges vereinfachen können. Ein Mensch kann sich mit einer Routenbeschreibung, die mit Landmarks angereichert ist, in der realen Welt leichter und schneller zurecht finden, insbesondere in einer für ihn unbekannten Umgebung. Die Bestimmung der hervorstechenden Eigenschaften von Landmarks soll in der Weise geschehen, daß die vorher gefundenen Kriterien eingeteilt und ein objektives Maß für ein Gebäude oder für jede einzelne Fassade hergeleitet werden soll. Dabei muß eine Entscheidung darüber getroffen werden, welche Bezugsmenge (das gesamte Gebäude oder jede Fassade einzeln) am geeignetsten ist. Langfristig gesehen soll versucht werden, die einzelnen Faktoren für die Bedeutung eines Gebäudes als Landmark zusammenzufügen, so daß ein Informationswert / Interest-Wert für einzelne Gebäude bzw. für jedes Gebäude in einem 3D- Stadtmodell erhalten wird, der dann für die Routenbeschreibung genutzt werden kann. Diese Prozedur soll später automatisiert werden, so daß schon bei der Erstellung eines 3DStadtmodells berücksichtigt werden kann, welche Erscheinungen den Blick auf sich ziehen, d.h. welche Objekte als Landmark geeignet sind, und was dafür das Modell beinhalten muß. 2 Landmarks Sehr viele Autoren im Bereich der Wahrnehmungspsychologie befassen sich mit dem Thema visual Landmarks und ihrem Einfluß bzw. ihrer Bedeutung für die Orientierung und damit auch für die Routenbeschreibung. Dabei gibt es unterschiedliche Ansätze, welche Kriterien für Landmarks maßgeblich sind. In diesem Kapitel sollen die verschiedenen Charakteristika untersucht werden, die für die jeweiligen Autoren als Hauptfaktor eines visual Landmarks angesehen werden. Außerdem soll auch ihr Einfluß auf die Bedeutung eines Gebäudes als Landmark geklärt werden, so daß eine Entscheidung getroffen werden kann, welche Konzepte bei der späteren Herleitung eines objektiven Maßes berücksichtigt werden können. 2.1 Entfernung Die Entfernung zwischen Betrachter und Landmark spielt eine wesentliche Rolle dabei, ob ein möglicher Landmark überhaupt als solcher wahrgenommen wird. Bei kurzem Abstand zwischen Objekt und Fußgänger spricht man von einem local Landmark (LYNCH 1960, STECK & MALLOT 2000), welches z.B. ein Gebäude oder ein anderes Objekt an einer Straßenkreuzung oder entlang eines Pfades sein kann. Dieses wird erst ab einer bestimmten Nähe des Betrachters zu ihm wahrgenommen. Insbesondere in Städten sind solche local Landmarks für die Orientierung und die Navigation von großer Bedeutung. Im Gegensatz dazu gibt es auch noch global (distant) Landmarks (STECK & MALLOT 2000, RUDDLE ET AL. 1998), die schon aus einer sehr großen Entfernung sichtbar sind. Beispiele hierfür sind Bergspitzen, Stadtsilhouetten (skylines) oder hohe Türme. Solche global Landmarks dienen vor allem der groben Richtungsorientierung. Es wurde eine Studie von STECK & MALLOT durchgeführt, die die verschiedenen Einflüsse dieser beiden Landmark-Typen bei der Orientierung untersucht haben. In dieser Studie wurde eine virtuelle Stadt „Hexatown“ (s. Abbildung 1) konzipiert, die aus einem oktagonalen Grundriß besteht, der von einem flachen Hintergrund mit irregulären Bergketten und einer „city skyline“ umschlossen wird. Die Bergspitze, ein Fernsehturm und die „city skyline“ stellen dabei die global Landmarks dar. Ein hexagonales Straßenraster wurde eingefügt, dessen Kreuzungen 100 m voneinander entfernt sind. Jede Kreuzung wurde so erstellt, daß die drei an sie angrenzenden Straßen jeweils einen Winkel von 120° einschließen, in denen verschiedene Objekte plaziert wurden. Dabei unterschieden sich die Kreuzungen nur in den a.) b.) Abbildung 1: a.) Straßenkarte von Hexatown. „Home“ und „office“ sind die zwei Ziele. Die umliegende Bergkette und die skyline sind auf die Ebene projiziert. b.) Blick von oben auf Hexatown mit der gleichen Orientierung wie in a.) (aus STECK & MALLOT 2000) aufgestellten Objekten und waren ansonsten identisch. Weiterhin wurde jede Kreuzung mit einer Hecke oder Baumreihe umschlossen, die nur den Blick auf die drei Objekte und die drei ausgehenden Straßen freiließ. Daher waren die drei Objekte nur von der zugehörigen Kreuzung aus sichtbar und dienten damit als local Landmarks. Die Erstellung von solchen YKreuzungen führte dazu, daß die Teilnehmer an der Studie auf jeden Fall eine Entscheidung bzgl. ihrer weiteren Richtung treffen mußten. Das Experiment hatte drei verschiedene Phasen: zwei Trainingsphasen und eine Testphase. In der ersten Trainingsphase sollte der kürzeste Weg zwischen dem virtuellen „home“ und dem „office“ in beiden Richtungen zu gelernt werden. Sie endete, sobald die Route ohne Fehler durchlaufen wurde. In der zweiten Trainingsphase mußte das Ziel („home or office“) von verschiedenen Startpunkten aus gefunden werden. In der Testphase mußten die Teilnehmer ihre erste Richtungsentscheidung angeben, die zu dem geforderten Ziel führt. Vor jedem Versuch wurde dazu ein 180° Panorama des Ziels gezeigt. Außerdem war es für die Teilnehmer möglich, während des Experimentes ein kleines Bild vom Ziel auf dem Monitor zu erhalten. In dieser Phase wurden zwei verschiedene Zustände eingeführt. Auf der einen Seite ein Kontrollzustand, der die gleiche Landmark-Konfiguration wie die Trainingsphasen benutzte, auf der anderen Seite ein Konfliktzustand, um bevorzugte Strategien bei der Wegfindung herauszufinden. In diesem Zustand wurden Objekte an den Kreuzungen umgestellt, so daß global und local Landmarks verschiedene Entscheidungen hervorrufen. Dabei wurde festgestellt, daß das Ziel Auswirkungen darauf hat, ob nun local oder global Landmarks benutzt wurden, da beim Blick auf das Ziel „home“ auch die Skyline sichtbar war, wohingegen beim Ziel „office“ kein solcher global Landmark hervorstechend war, und daher statt dessen local Landmarks gebraucht wurden. Dies wurde zurückgeführt auf die Anordnung von Ziel und Landmarks. Ein sehr interessantes Ergebnis war auch die Tatsache, daß über die Hälfte der Teilnehmer überhaupt keinen Konflikt wahrgenommen haben. „This implies that they did not consciously combine information about local Landmarks with information about the global ones“ (STECK & MALLOT 2000), d.h. der Mensch scheint sich in solch einer Konfliktsituation unbewußt nur an einer Sorte Landmark zu orientieren. Aus diesem Experiment konnte kein Zusammenhang zwischen den Teilnehmern und der benutzten Strategie festgestellt werden. Beide Arten wurden verwendet, entweder nur die local oder nur die global Landmarks oder beide, je nach dem an welchem Ort die Richtungsentscheidung gefällt werden mußte. Daher kann aus diesem Experiment der Schluß gezogen werden, daß beide Arten Einfluß auf die Orientierung haben. Sofern hervorspringende global Landmarks vorhanden sind, werden diese auch genutzt, insbesondere um eine Richtung einzuhalten. In einem weiteren Artikel von STECK & MALLOT (2000), der im wesentlichen noch einmal auf die Ergebnisse der vorherigen Studie zurückgreift, wird insbesondere festgestellt, daß die Hervorhebung eines Objektes hauptsächlich von ihrer Erscheinung und nicht nur von der Position, an der dieses Objekt vorkommt, abhängt. Der Standort ist zwar ein Gesichtspunkt, der später noch diskutiert wird, aber nicht der einzige, um ein Objekt als Landmark auszuzeichnen. KEVIN LYNCH, der in der deutschen Übersetzung seines Buches „Das Bild der Stadt“ Landmarks als Merkzeichen tituliert, geht ebenfalls auf die Entfernung des Beobachters zu einem möglichen Landmark ein, in dem er beschreibt: „Entfernte Merkzeichen, hervorragende und von vielen Standorten aus sichtbare Punkte waren oft gut bekannt, aber nur Auswärtige schienen sie in nennenswerter Weise zur Ordnung ihres Vorstellungsbildes und bei der Wegwahl zu benutzen.“ Weiterhin stellt er fest: “Die Leute benutzten die fernen Merkzeichen nur zur sehr allgemeinen Richtungsorientierung oder häufiger noch in symbolischer Weise.“ LYNCH stützt seine Behauptung auf die Ergebnisse, die er aufgrund seinen Untersuchungen in drei amerikanischen Städten (Boston, Jersey City und Los Angeles) erhalten hat. Diese Untersuchungen bestehen aus einer Erkundung der jeweiligen Stadt durch geschulte Beobachter und aus Interviews mit einer Auswahl von Bewohnern, die ihre Stadt anhand von Beschreibungen und Skizzen erklären sollten. Mit Hilfe dieser Forschung teilte er dann die Wesensmerkmale einer Stadt in fünf Themengebiete (Wege, Grenzlinien, Bereiche, Brennpunkte, Merkzeichen) ein, wobei für diese Arbeit die Merkzeichen von vorherrschendem Interesse sind. Die anderen Themengebiete bleiben weitestgehend unberücksichtigt. 2.2 Zeitpunkt Ein wichtiger Bestandteil für die Sichtbarkeit von Landmarks ist der Zeitpunkt, zu dem die Landmarks betrachtet werden, wie verschiedene Tages- und Jahreszeiten. Mit der gleichen Abbildung 2: Experiment II: Belichtungszustände. Oben: Tageslicht (Kontrollzustand); global und local Landmarks sind sichtbar. Mitte: Nacht; nur local Landmarks sind sichtbar. Unten: Dämmerung; nur die Silhouette der global Landmarks sind sichtbar (keine Texturen). (aus STECK & MALLOT 2000) virtuellen Stadt „Hexatown“ wurde auch der Einfluß der verschiedenen Tageszeiten auf die Wahl der Landmarks untersucht. Bei Tageslicht waren sowohl die global als auch die local Landmarks sichtbar, wohingegen bei Nacht nur die local Landmarks und in der Dämmerung nur die global Landmarks wahrgenommen werden konnten (s. Abbildung 2). In diesem Experiment gab es statt des Kontroll- und Konfliktzustandes drei verschiedenen Belichtungszustände (Tag, Nacht, Dämmerung). Damit sollte überprüft werden, ob die Teilnehmer, die z.B. global Landmarks bevorzugten, auch Kenntnis über die local Landmarks haben und diese auch benutzen können. Es wurde festgestellt, daß beide Arten von Landmarks als Information im Gedächtnis des Menschen vorhanden sind und je nach Notwendigkeit auch gebraucht werden, sei es einzeln oder in Kombination. Somit dienen beide Typen von Landmarks der Orientierung, und müssen bei der späteren Abschätzung berücksichtigt werden. Dabei ist es unumgänglich, eine Wahl zu treffen, welche Art von Landmark für eine Routenbeschreibung eher geeignet ist. Besonders wenn in einem 3DStadtmodell jedem Gebäude ein Interessantheitswert zugeordnet werden soll, bleibt der Zeitpunkt, zu dem die Routenbeschreibung benötigt wird, unberücksichtigt. Für einen Fußgänger sind sicherlich die local Landmarks wesentlich wichtiger, wenn er sich mit Hilfe einer Wegbeschreibung in einer fremden Umgebung zurecht finden will. Ein weiterer wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist auch die Beleuchtung. Wird ein global Landmark bei Nacht angestrahlt, so ist auch er weithin sichtbar. Das Gleiche gilt für Reklametafeln und Hinweisschilder, die in der Nacht schon von weitem ankündigen, was sich dort befindet, wie z.B. die Säule mit dem Namen und den Preisen einer Tankstellen. Allerdings werden solche Hinweisschilder hauptsächlich im kommerziellen Bereich verwendet, also bei Geschäften, welche eine bestimmte Charakteristika aufweisen, die in Abschnitt 2.4 besprochen wird. Ein weiterer Abschnitt wird sich auch noch explizit mit dem Einfluß von Zeichen, Schildern u.ä. beschäftigen (2.5). Zusätzlich ist auch der Einfluß des Wetters zu berücksichtigen. Gerade in Städten kann es vorkommen, daß alles wie unter einer Art Schleier (Stichwort „smog“) gesehen wird. Daher müßte insbesondere bei sehr nebeligem oder diesigem Wetter eine zusätzliche Unterscheidung vorgenommen werden. Dies ist allerdings nicht möglich, wenn von vornherein ein Gebäude im 3D-Stadtmodell mit einem Interessantheitswert versehen werden soll. Deshalb wird dieser Punkt in der weiteren Betrachtung ausgeschlossen, es sei denn, im 3D-Stadtmodell kann man z.B. über einen Button ebenfalls Angaben über das Wetter eingeben, die dann berücksichtigt werden können. Diese Lösung würde allerdings auch dann schon wieder scheitern, wenn die angeforderte Routenbeschreibung für einen späteren Zeitpunkt gedacht ist; beispielsweise möchte man für das Wochenende eine bestimmte Route erhalten, fordert sie aber schon innerhalb der Woche an. 2.3 Standort Es gibt verschiedene Orte, an denen Landmarks auftreten können. LOVELACE ET AL. (1999) unterscheiden als erstes zwischen dem Vorkommen von Landmarks an „potential choice points“, also an möglichen Entscheidungspunkten entlang des Weges, die aber nicht erwähnt werden, und „choice points“, d.h. an Entscheidungspunkten, an denen die Landmarks für die Wegbeschreibung auch benutzt werden. Ebenso unterteilen LOVELACE ET AL. die „non-choice points“ Landmarks, also die Landmarks, die überhaupt nicht für die Routenbeschreibung gebraucht werden, in solche „on route“ und „off route“. Dazu gehören die Landmarks, die direkt an einer vorgegebenen Route liegen und damit als Wegweiser dienen können (à local Landmarks), und solche, die nur von weitem sichtbar sind und bei der Richtungsorientierung helfen können (à global Landmarks). Das Resultat der dazu durchgeführten Studie ergab, daß ein Großteil der Landmarks, die bei einer Wegbeschreibung erwähnt werden, nicht an Entscheidungspunkten vorhanden sind, sondern an anderen Orten, sei es „potential choice points“ oder „non-choice points“. Außerdem werden auch mehr die Landmarks beachtet, die direkt an der Route liegen. Insbesondere die „non-choice points“ Landmarks finden wahrscheinlich deshalb so große Beachtung, weil sie den Betrachter bzw. den Verfolger einer Route wissen lassen, daß er auf dem richtigen Weg ist. Dieses Wissen verringert die Unsicherheit und das Gefühl des Verlorenseins besonders in einer unbekannten Umgebung. Diese Studie zeigt damit auch auf, daß in einem 3D-Stadtmodell am besten jedes Gebäude ein Interessantheitswert zugeordnet werden sollte, so daß bei einer Routenbeschreibung kein möglicher und auch nützlicher Landmark vergessen wird, egal an welchem Ort er vorhanden ist. Auch MICHON & DENIS (2001) erwähnen Landmarks als Schlüsselobjekte entlang eines „vectors“, der eine Straße oder ein Pfad sein kann, also die „entity“ (Wesenheit), in welcher die Bewegung gemacht wird. Sie unterscheiden dabei nicht zwischen „potential choice points“, „choice points“ und „non-choice points“, sondern betrachten nur die „points“ und die „objects“ als weitere zwei Wesenheiten. Dabei können die „points“ als Plätze dienen, an denen man sich orientieren kann, und / oder sie können Hinweise auf mögliche Landmarks enthalten. Die Landmarks selbst findet man dann in der Wesenheit „object“. Die Studie von MICHON & DENIS befaß sich aber nicht nur mit der Angabe von Landmarks entlang eines Weges, sondern überprüft hauptsächlich die Häufigkeit, mit der bestimmte Landmarks in einer Beschreibung genannt werden. Es sollte herausgefunden werden, ob bestimmte Standorte die Nennung von Landmarks verstärken. Dabei ergab sich, daß an kritischen Knotenpunkten, also hauptsächlich an Kreuzungen, an denen eine Entscheidung bezüglich der weiteren Richtung getroffen werden muß, Landmarks häufiger erwähnt werden, besonders die, die sich in der Nähe dieser Knotenpunkte befinden (s. Abbildung 3). Dies wurde darauf zurückgeführt, daß aufgrund der möglichen Richtungen, die eingeschlagen werden können, der Mensch seine Umwelt besonders aufmerksam wahrnimmt. a.) b.) Abbildung 3: a.) Räumliche Unterscheidung von Landmarks; b) Häufigkeit der erwähnten Landmarks. (aus MICHON & DENIS 2001) Diese Erkenntnis widerspricht nicht unbedingt der Studie von LOVELACE ET AL., die oben schon beschrieben wurde, da Kreuzungen auch als „potential choice points“ dienen können. LYNCH drückt es außerdem so aus: „Die Lage an Knotenpunkten, wo Wegentscheidungen gefällt werden müssen, stärkt die Bedeutung eines Merkzeichens“ und unterstützt damit noch die Ergebnisse von MICHON & DENIS. Auch HEFT (1979) kam in einer seiner Studien zu dem Ergebnis, daß an Kreuzungen auffällige „features“ häufiger erwähnt werden als solche, die zwischen ihnen liegen. Daher kann davon ausgegangen werden, daß der Standort eines Landmarks an einer Kreuzung, also an einem Knotenpunkt, einen zusätzlichen Einfluß auf die Wahrnehmung bzw. auf die Orientierung nach einer Routenbeschreibung hat. Landmarks entlang eines Pfades dürfen aber keinesfalls außer Acht gelassen werden. Der Effekt des Standortes muß daher bei der Herleitung des objektiven Maßes berücksichtigt werden. 2.4 Häufigkeit des Auftretens Dieser Teil befaßt sich mit zwei Charakteristika, die SORROWS & HIRTLE (1999) in ihrem Beitrag „The Nature of Landmarks for Real and Electronic Spaces“ aufgeführt haben. Eine charakteristische Eigenschaft von Landmarks ist ihre Einzigartigkeit, die auch als scharfer Kontrast gegenüber ihrer Umgebung bezeichnet wird. Damit wurden aber schon in der Einleitung die visual Landmarks allgemein definiert bzw. beschrieben. Daher kann das nicht direkt der hervorspringende Punkt dieser Eigenschaft sein. SORROWS & HIRTLE beschreiben die Einzigartigkeit als Auszeichnung eines Bauwerkes gegenüber der unmittelbaren Umgebung, die zurückzuführen ist auf den Unterschied in Größe, Gestalt, Standort, Alter oder Klarheit bzw. Reinheit. Ein Beispiel hierfür ist die „Cathedral of Learning at the University of Pittsburgh“, die auch SORROWS & HIRTLE erwähnen. Im Gegensatz zur Einzigartigkeit eines Gebäudes steht die prototypische Eigenschaft. Diese „prototypicality“, die SORROWS & HIRTLE aufführen, repräsentiert verschiedene vorkommende Kategorien. Es wurde herausgefunden, daß solche Prototypen für den Menschen einfacher zu lernen, wiederzuerkennen und einzuordnen sind. Allerdings muß dabei beachtet werden, daß in verschiedenen Umgebungen auch unterschiedliche Prototypen verwendet werden. Eine weiße Holzkirche mit einem hohen Kirchturm in der Nähe des Stadtzentrums ist beispielsweise prototypisch für die Region New England in Amerika. In einem anderen Land wäre diese Kirche, gerade weil sie nicht so häufig vorkommt, eher ein Landmark aufgrund ihrer Einzigartigkeit. Deshalb ist die Unterscheidung zwischen einzigartig und prototypisch nicht so einfach durchzuführen, da z.B. der Kölner Dom sowohl als Prototyp für eine Kirche als auch als einzigartiges Bauwerk aufgrund seiner Größe, seiner Architektur und seiner kulturellen und historischen Bedeutung aufgefasst werden kann. Andere in Deutschland vorkommenden prototypische Landmarks sind z.B. Tankstellen mit bekanntem Namen, Kaufhäuser oder Fast-Food-Ketten, wobei letztere vermutlich fast in der ganzen Welt bekannt sind. In größerem räumlichen Maßstab können Prototypen auch lokale Bezirke repräsentieren, wie z.B. der Eiffel-Turm für Paris und das Holsten-Tor für Lübeck steht. Diese Auffassung ist aber nur interessant für großräumige Darstellungen. Für Fußgänger hat diese Betrachtung weniger Bedeutung, da er sich wahrscheinlich schon in der jeweiligen Stadt befindet, für die ein Prototyp angegeben werden kann. Außerdem tritt bei der Einteilung in Prototypen und einzigartige Bauwerke das Problem auf, welche Erscheinung den größeren Einfluß auf die Wahrnehmung hat. Beide Charakteristika dienen der Orientierung und werden bei der Verfolgung einer Route erkannt. Bei der prototypischen Eigenschaft muß auf jeden Fall die unmittelbare Umgebung mit betrachtet werden. Steht z.B. eine Tankstelle in einer Gruppe von Tankstellen, so fällt sie alleine gar nicht auf, sondern nur die Gruppe. Dann wäre allerdings diese Ansammlung von Tankstellen wiederum ein Landmark. Ansonsten kann man eine Tankstelle schon als Landmark wegen ihrer „prototypicality“ ansehen, wenn sie in der unmittelbaren Umgebung die einzige ist, oder wenn in einer Routenbeschreibung der explizite Name genannt wird. Insbesondere der Hinweis auf einen prototypischen Landmark durch Werbeschilder oder Namenszüge macht diesen erst weithin sichtbar. Dazu kommt vor allem die Beleuchtung, so daß verschiedene Zeiten (à Abschnitt 2.2 Zeitpunkt) oft keine Rolle mehr spielen. Damit werden sie sowohl bei Tag als auch bei Nacht - hier sogar schon von weitem - gesehen. Dies muß bei den Überlegungen bzgl. local und global Landmarks auch berücksichtigt werden. Daraus ist schon erkennbar, daß soweit nie ein Merkmal alleine auftritt, d.h. Landmarks werden über verschiedene Charakteristika definiert, die alle in gewisser Weise miteinander verknüpft sind. Deshalb muß die Frage gestellt werden, in wie weit jedes einzelne Merkmal für einen Landmark von Bedeutung ist, oder ob man diese Eigenschaften so aufteilen kann, daß sie einzeln und objektiv bewertbar sind. 2.5 Zeichen und Markierungen Werbeschilder, Namenszüge und symbolische Zeichen vergrößern die Wiedererkennung von Gebäuden. Dabei kommt es allerdings auf ihre Sichtbarkeit bzw. ihre Größe und auf ihren eventuell vorhandenen Bezug zu dem jeweiligen Gebäude an, an dem sie angebracht sind. APPLEYARD (1969) erwähnt Zeichen als eines von sieben Attributen, mit dem ein Gebäude versehen werden kann. Dabei geht er allerdings nur darauf ein, daß der Name eines Gebäudes über dieses Zeichen lesbar ist, das Zeichen selbst aber nicht unbedingt einen Einfluß auf die Wahrnehmung oder die Aufmerksamkeit eines Beobachters hat. Diese Erkenntnis hat APPLEYARD aus Interviews erhalten, die er mit den Bewohner einer Stadt (Ciudad Guayana, Venezuela) geführt hat. In diesen Interviews sollten sie mittels drei Versuchen (verbal, Karte zeichnen, Wiedererkennung während eines Spazierganges) ihre Stadt beschreiben. Im Gegensatz zu APPLEYARD unterscheidet DIEBERGER (1997) drei verschiedene Arten, wie Information zur Verfügung gestellt werden kann: zum einen die Fassade an sich, die ankündigen kann, was sich im Gebäude befindet, zum anderen eine sogenannte unbewegliche Informationsmauer, die weitere Verbindungen zu anderen Informationsmauern angibt (z.B. ein U-Bahn-Schild), und weiterhin Zeichen, die ‚kleine Informationsmauern‘ sind und keine zusätzlichen Verbindungen anzeigen (z.B. Straßenschilder). Diese Typen von „Information Providers“ unterstützen nach DIEBERGER die Struktur und die Lesbarkeit der Stadt, so daß sie einfacher zu verstehen und zu lernen ist. Dabei bezieht er sich zwar hauptsächlich auf das Internet als komplexen Informationsraum, überträgt seine Erkenntnisse aber gleichzeitig auf eine reale Stadt. Die Frage, in wie weit Schilder und Zeichen entweder zur Hilfe bei der Erkennung von Gebäuden als Landmarks oder als eigenständige Landmarks dienen können, ist dabei nicht so einfach zu beantworten. Sicherlich könnten sie als Fassadenattribute mit berücksichtigt werden, um die Häufigkeit des Auftretens eines Objektes leichter zu identifizieren; ob eine formelle Bestimmung möglich ist, wird sich aber erst später entscheiden. 2.6 Bekanntheitsgrad mit der Umgebung Eine weitere charakteristische Eigenschaft, die einem vermutlich bei dem Begriff Landmark als erstes in den Sinn kommt, ist die, daß es sich um ein Bauwerk von großer Bekanntheit oder Berühmtheit handelt. Dabei fallen einem besonders die Gebäude ein, die einen sehr großen geschichtlichen oder kulturellen Hintergrund aufweisen können, wie z.B. der Kölner Dom oder auch das Pentagon in Washington. Diese Art von Landmark ist allgemein bekannt und nicht darauf beschränkt, wie gut sich ein Mensch in der Umgebung auskennt. SORROWS & HIRTLE bezeichnen diese Eigenschaft als „prominence“ und verbinden sie damit, daß ein Gebäude von vielen Orten aus sichtbar ist, oder daß es signifikant an einer Straßenkreuzung steht. Allerdings trifft diese Beschreibung auf sehr viele Gebäude zu ohne Rücksicht auf den geschichtlichen oder kulturellen Kontext. Man muß daher unterscheiden, was genau unter dem Begriff „prominence“ verstanden wird. Eine deutsche Übersetzung lautet „Auszeichnung“2 und gibt damit am ehesten an, daß es sich bei einem Gebäude mit dieser Eigenschaft um ein hervorragendes bzw. –stechendes Bauwerk handelt. Bei diesem Begriff assoziiert man allerdings schon einen gewissen Bekanntheitsgrad. Dieser Bekanntheitsgrad variiert aber mit der Kenntnis der Umgebung. Je vertrauter man mit seiner Umwelt ist, desto mehr werden auch solche Gebäude als Landmarks betrachtet, mit denen man Erinnerungen und Gefühle verbindet (nach SORROWS & HIRTLE werden sie dann als cognitive Landmarks bezeichnet). Außerdem achtet man bei der Navigation durch eine vertraute Umwelt auf andere Merkmale als beim Durchwandern einer unbekannten Umgebung. Die oben schon erwähnte Studie von LOVELACE ET AL. hat sich insbesondere auch mit den verschiedenen Nennungen von Landmarks in einer bekannten und in einer unbekannten Umgebung beschäftigt. Wie bereits in Kapitel 2.3 festgestellt wurde, spielt auf jeden Fall der Standort eine Rolle. Weiterhin ergab sich aber auch, daß verschiedene Typen von Landmarks in einer Routenbeschreibung genannt wurden, je nach dem wie vertraut die Teilnehmer mit der benutzten Umgebung waren. Ein weiterer Aspekt, der von der Vertrautheit des Beobachters mit seiner Umgebung abhängt, scheint die „Anzahl der Elemente, die zu lokalen Merkzeichen werden“ (LYNCH) zu sein. In den Interviews, die LYNCH für seine Studie durchgeführt hat, wurden weniger Merkzeichen erwähnt, wenn der Befragte fremd in der Stadt war, „obwohl sie auf den gemeinsamen Besichtigungsgängen mehr ausfindig machen konnten“. Die Aufmerksamkeit eines Beobachters scheint sich – je nach Bekanntheitsgrad mit seiner Umgebung – zu verschieben. Auch STERN & PORTUGALI (1999) haben sich in ihrem Beitrag in dem Buch „Wayfinding Behavior“ von GOLLEDGE mit diesem Phänomen im Zusammenhang mit der Navigation in Städten und dem räumlichen Wissen auseinandergesetzt. Dabei haben sie die Vertrautheit mit 2 Wörterbuch Englisch-Deutsch / Deutsch-Englisch Lingen Verlag Köln 1952 einer Umgebung in zwei Komponenten unterteilt: zum einen in die spezifische Erfahrung einer gegebenen Lokalität, und zum anderen in ein globales Wissen von Stadtstrukturen, Straßenhierarchien, Verkehrs- und Hinweisschildern u.ä.. Daraus wurde gefolgert, daß die Entscheidungen, die bei der Navigation in städtischen Gebieten vonnöten sind, auf dem individuellen räumlichen Wissen basieren. Ebenso betrachten sie die Veränderung in dem relativen Gebrauch der Wissenskomponenten als eine Funktion der Häufigkeit der Navigation durch ein Gebiet (s. Abbildung 4), d.h. ein Tourist in einer fremden Stadt wird hauptsächlich sein globales Wissen benutzen, während ein Bewohner sich eher auf seine spezifische Erfahrung stützt. Damit stellt sich die Frage, wie man diesen Aspekt bei einer Routenbeschreibung berücksichtigen kann. Dazu wäre es am einfachsten, wenn man über einen Button angeben könnte, ob es der erste Besuch in einer Stadt ist, oder ob man schon häufiger dort gewesen ist. GLOBALES WISSEN SPEZIFISCHES WISSEN INFORMATION NIEDRIG Vertrautheit / Häufigkeit der Tourist in einer fremden Stadt HOCH Tägliche Begehung durch den Bewohner Abbildung 4: Komponenten des räumlichen Wissens und die Häufigkeit der Begehung einer Stadt (aus STERN & PORTUGALI 1999) Bei der späteren Untersuchung bezüglich des angestrebten Interessantheitswertes der Gebäude in einem 3D-Stadtmodell kann dieser Gesichtspunkt eher weniger in Betracht gezogen werden, es sei denn, man kann vor der virtuellen Stadtbegehung bzw. bei der Anforderung einer Routenbeschreibung angeben, wie oft man schon in der realen Stadt war. Dann wäre es evtl. aufgrund von festgesetzten Schwellwerten möglich, verschiedene Abstufungen der Interessantheitswerte zu berücksichtigen. Deshalb scheint es am sinnvollsten zu sein, Wegbeschreibungen so mit Landmarks anzureichern, daß sich auf jeden Fall ein Tourist zurecht finden kann. Der Aspekt bzgl. des Bekanntheitsgrades mit der Umgebung wird auch im Kapitel 3 Städtebau und Stadtgestaltung aufgegriffen. 2.7 Zugänglichkeit Als weitere charakteristische Eigenschaft von Landmarks erwähnen SORROWS & HIRTLE die Zugänglichkeit. Sie wird hauptsächlich definiert über den Standort, d.h. befindet sich ein Objekt an einer großen Kreuzung, so wird dieses Objekt oder sogar die Kreuzung selbst eher als Landmark betrachtet als ein ähnliches Objekt, welches „nur“ an einer Straßenseite liegt. Dies begründen sie damit, daß das Objekt bzw. die Kreuzung von vielen Richtungen aus erreichbar und damit auch zugänglich ist. Diese Beschreibung stimmt weitestgehend mit LYNCH‘s Element „Brennpunkt“ überein, sofern es sich um die Kreuzung selbst handelt. „Brennpunkte“ sind dabei nach LYNCH „strategische Knotenpunkte, die dem Beobachter zugänglich sind; sie entstehen entweder durch das Zusammentreffen von Straßen oder durch die Konzentration irgendwelcher Eigenschaften. Als Begriffe sind sie zwar nur Punkte im Stadtbild, in Wirklichkeit kann es sich aber um große Plätze oder ausgedehnte, linear begrenzte Figuren [...] handeln.“ Ein Objekt an einem solchen Knotenpunkt wird von LYNCH dann wiederum aber eher als ein Merkzeichen verstanden. Damit muß also nach LYNCH unterschieden werden zwischen der Kreuzung selbst, die ja die Zugänglichkeit beinhaltet, und einem Objekt, das an dieser Kreuzung steht. Betrachtet werden zuerst einmal die Kreuzungen selbst. Wie oben schon erwähnt sind sie „Brennpunkte“ bzw. „Knotenpunkte“. Sie sind besonders wichtig, da hier eine Entscheidung bezüglich der weiteren Richtung getroffen werden muß (à 2.3 Standort). Damit wird sich die Aufmerksamkeit eines Verkehrsteilnehmers, egal ob Fußgänger oder Autofahrer, an solchen Punkten erhöhen und die Wahrnehmung der Umwelt steigern. Aufgrund dieser Tatsache nimmt LYNCH an, „daß Elemente in der Nähe der Kreuzung schon allein durch ihre Lage automatisch ganz besonders ins Auge fallen“. Diese Aussage unterstützen auch die Studien von MICHON & DENIS (2001) und HEFT (1979), die – wie oben schon erwähnt – bestätigen, daß Landmarks an bzw. in der Nähe von Knotenpunkten häufiger genannt werden. Diese Landmarks beziehen sich dann allerdings eher auf die Objekte als auf die Kreuzung selbst. Bei der späteren Untersuchung von Landmarks in 3D-Stadtmodellen muß daher ein besonderes Augenmerk auf Gebäude an Kreuzungen gelegt werden. Wie man erkennen kann, hängen die Kriterien Standort und Zugänglichkeit weitestgehend zusammen. Daher werden bei der späteren Herleitung wahrscheinlich beide Faktoren zusammengefaßt, da es die Bestimmung eines objektiven Maßes vereinfachen könnte. 2.8 Geometrische Eigenschaften Geht man davon aus, daß es sich bei einem Landmark in erster Linie um ein Gebäude handelt, so sind die geometrischen Eigenschaften wie Breite, Tiefe und Höhe von großer Bedeutung. Dabei muß insbesondere die Höhe betrachtet werden, wohingegen die Breite und die Tiefe vermutlich eine eher untergeordnete Rolle spielen. Ein sehr tiefes Bauwerk, also eines, das von der Straßenseite aus weit auf das Grundstück reicht, wird eigentlich fast gar nicht wahrgenommen, vor allem, wenn es sich um eine geschlossene Bebauung handelt. Daher kann die Tiefe nur dahin gehend berücksichtigt werden, wenn man die Fassaden einzeln betrachtet, also die Frontfassade und die Seitenfassaden. Wird jedoch das gesamte Gebäude als Gegenstand der weiteren Untersuchung genommen, so könnte man die Tiefe aus den Überlegungen wahrscheinlich ausschließen, es sei denn, sie wird zur Berechnung eines Wertes (Fassadenfläche, Volumen) benötigt. Die Breite hingegen kann schon eher dazu beitragen, ein Gebäude zu einem Landmark werden zu lassen. Dazu muß aber auf jeden Fall die unmittelbare Umgebung mit in die Überlegungen eingeschlossen werden. Ein besonders breites Gebäude zwischen sehr schmalen fällt genauso auf, wie ein extrem schmales zwischen ansonsten relativ normal breiten Gebäuden. Diese Tatsache allein wird aber meistens nur unbewußt wahrgenommen. Allerdings gibt es für diese Aussage keine weiteren Studien, so daß hier einzig die Annahme getroffen werden kann, daß die Tiefe und die Breite wahrscheinlich nur im Zusammenhang mit anderen Eigenschaften bzw. unbewußt eine Rolle spielen. Ein wichtiges Merkmal, welches auch in der Literatur zum Ausdruck kommt, ist auf jeden Fall die Höhe eines Bauwerkes. Ein einzelnes, besonders hohes Gebäude wird allein schon deshalb auffallen, weil es von weitem sichtbar ist. Damit kommt einem im Vergleich zu seiner Umwelt sehr hohem Gebäude auch die Eigenschaften von global Landmarks (à Abschnitt 2.1 Entfernung) zu. Allerdings wurde die Höhe eines Bauwerkes bisher nicht als einzelnes Kriterium eines Gebäudes als Landmarks untersucht, sondern sie wurde immer nur im Zusammenhang z.B. mit der Einzigartigkeit und der Sichtbarkeit betrachtet. Dabei stellt sich die Frage, was genau ist die Höhe eines Gebäudes? Mit der Beantwortung dieser Frage wird sich das nächste Kapitel (à Kapitel 3 Städtebau und Stadtgestaltung) auseinandersetzen, da es im Bereich des Städtebaus und der Stadtplanung nicht von der Höhe des Gebäudes gesprochen wird, sondern man zwischen Trauf- und Firsthöhe und der Oberkante eines Bauwerkes unterscheide kann. Zur Bestimmung eines objektives Maßes, insbesondere bei Berechnungen, sind daher alle drei hier genannten Eigenschaften (Höhe, Breite, Tiefe) zu berücksichtigen. 2.9 Fassadenattribute Besonders auffällig bei Gebäuden sind vor allem die Fassaden, die sich vom Einerlei der Umgebung abheben. Da die straßenseitige Fassade oft die einzige ist, die einem Fußgänger beim Durchwandern einer Stadt erscheint – insbesondere bei geschlossener Bebauung – ist sie auch diejenige, deren Attribute auf jeden Fall beachtet werden müssen. Zu diesen Attributen zählen die Farbe, das Material und eventuell vorhandene Ornamente, die auch unter dem Begriff der Textur zusammengefaßt werden können. Dabei ist die Textur also genau dann auffällig, wenn sie nicht der allgemein erwarteten Textur entspricht. Für die weiteren Überlegungen wird allerdings nicht die Textur als Gesamtheit betrachtet, sondern die einzelnen Aspekte, die sie beinhaltet, wie z.B. die Farbe. Eine Fassade fällt auf, wenn sie eine besondere Farbgebung hat, aber immer unter dem Gesichtspunkt der unmittelbaren Umgebung betrachtet. Bei einem Haus mit einer roten Fassade z.B. denkt man direkt an einen Landmark, da rot eine sehr auffällige Farbe ist und eher selten bei Gebäuden vorkommt. In einer ganzen Gruppe von roten Häusern würde allerdings ein einzelnes dieser Häuser nicht als Landmark dienen können, da es sich nicht von seiner unmittelbaren Umwelt abhebt. In diesem Fall würde evtl. nur die Gruppe der roten Häuser auffallen. Allerdings muß dabei auch berücksichtigt werden, in welcher Region man sich befindet. Im Norden Deutschlands z.B: sind rote Backsteinhäuser üblich, so daß auch eine Gruppe davon nicht hervorstechen würde. Solche Schwierigkeiten entstehen auch bei Häusern, deren Fassaden mit besonderen Ornamenten verziert sind, wie es meistens bei Altbauten der Fall ist. Ein gut erhaltener Altbau mit Ornamenten in einem Neubaugebiet würde sich direkt abheben, sofern die Neubauten nicht im Stil des Altbaus errichtet wurden. Ein Altbau in einer Altstadt hingegen fügt sich ohne Aufhebens ein und sticht damit nicht in irgendeiner Weise aufgrund der Ornamente hervor. Ein weiterer Aspekt bei der Betrachtung der Fassade ist – wie oben schon erwähnt – das Material. Es gibt verschiedene Materialien, die für die Fassade benutzt werden können, wie z.B. glatte, glänzende oder aufgerauhte Materialien. Hier kann nicht vorher festgelegt werden, welches Material die Bedeutung eines Gebäudes als Landmark erhöht, sondern es muß auch in diesem Fall das Bauwerk mit den Gebäuden in der unmittelbaren Umgebung verglichen werden. Erst dann kann festgestellt werden, in wie weit sich das Bauwerk aufgrund der benutzten Materialien von seiner Umwelt unterscheidet. Diese Überlegungen beruhen hauptsächlich auf dem Studium der Literatur im Bereich der Stadtgestaltung. Das Gebiet Städtebau und Stadtgestaltung wird aber erst im nächsten Kapitel ausführlicher diskutiert. Dabei müssen die obigen Überlegung berücksichtigt werden, auch im Hinblick auf die gestellte Aufgabe. 2.10 Lage Die Überschrift dieses Abschnitts erinnert sehr an den Abschnitt 2.3 Standort. Während sich der Abschnitt 2.3 mit dem Auftreten eines Landmarks an Knoten, also Kreuzungen bzw. „choice points“, und Kanten, also Pfaden, Wegen und Straßen beschäftigt, setzt sich dieser Abschnitt mit der Lage der Landmarks innerhalb einer Häusergruppe, also nur mit der Lage an den Wegen auseinander, die der Fußgänger beschreiten kann. Dabei bezieht sich die Lage in diesem Fall u.a. darauf, ob sich ein Bauwerk insbesondere bei geschlossener Bauweise mit der Vorderfront in die Fluchtlinie der nebenliegenden Gebäude einpaßt. Ist das nicht der Fall, d.h. ist das Gebäude entweder nach vorne oder nach hinten versetzt, so kann auch dieser Versatz ab einer gewissen Größenordnung als hervorstechende Eigenschaft betrachtet werden. Die Bestimmung dieses Schwellwertes erweist sich allerdings als schwierig, da heutzutage solche Versätze bewußt geplant werden, um das Straßenbild aufzulockern. Daher müßten für diese Eigenschaft noch genauere Untersuchungen durchgeführt werden. Ein erster Ansatz zur Feststellung von Versätzen haben ELIAS & SESTER (2002) gegeben, die sich mit der Bestimmung von Landmarks in einer 2D-Darstellung beschäftigt haben. Der dort entwickelte Ansatz wird später noch genauer unter dem Aspekt untersucht, ob das entwickelte Verfahren ganz oder teilweise auf ein 3D-Stadtmodell übertragen werden kann, so daß einzig noch die zusätzlichen Konzepte, die nur in einem 3D-Modell überprüft werden können, hinzu genommen werden müßten. Eine weitere Eigenschaft, die nicht direkt einem Gebäude allein zugeordnet werden kann, ist die Zugehörigkeit zu einer Gruppe gleicher oder ähnlicher Gebäude. Dies wurde schon im vorigen Abschnitt bei den Fassadenattributen angesprochen. Ein rotes Haus z.B. in einer Gruppe von roten Häusern kann nicht als Landmark dienen, da es in seiner unmittelbaren Umgebung nicht auffällt. Das einzig Auffällige ist dabei die Konstellation dieser Gruppe von roten Häusern. Diese kann als Einheit, als Gruppe mit einer gemeinsamen herausragenden Eigenschaft ansehen werden, welches beispielsweise auch für eine Ladenzeile gilt. Diese Einheit kann nicht als Landmark in dem gewünschten Sinn betrachtet werden, da aufgrund der Ausdehnung nur am Anfang und am Ende der Gruppe eventuell Richtungsentscheidungen getroffen werden können. Deshalb ist die Zusammenfassung von mehreren Gebäuden zu einer Einheit, die daher nur entlang einer Route (à Abschnitt 2.3 Standort), also an „non-choice points“, auftreten kann, nur als Wegweiser in der Hinsicht zu sehen, daß sich ein Fußgänger auf dem richtigen Weg befindet und kein Gefühl des Verirrens oder des Verloren-gegangenSeins aufkommt. Eine solche Gruppierung verstärkt das Gefühl der Sicherheit, insbesondere beim Durchwandern einer unbekannten Umgebung. Die Frage nach der Wichtigkeit einer Einheit und besonders nach der Berücksichtigung bei der Routenbeschreibung ist schwer zu klären. Sie sollte aber auf keinen Fall außer Betracht gelassen werden. Ob und inwieweit sie jedoch in die Berechnung eines Maßes einfließen kann, wird sich später entscheiden. 2.11 Alter und Geschlecht des Beobachters Einige Autoren haben sich damit auseinandergesetzt, ob die Wahrnehmung von Landmarks alters- und / oder geschlechtsabhängig ist. Besonders die Altersabhängigkeit war Thema einiger Untersuchungen. Dabei wurde festgestellt, daß Kinder einen wesentlich geringeren räumlichen Überblick einer Umgebung besitzen als Erwachsene. Dieser Aspekt schlägt sich dann auch bei der Erkennung von Landmarks und der Schätzung von Distanzen nieder. Sowohl COHEN & SCHUEPFER (1980) als auch ALLEN ET AL. (1979) haben sich damit beschäftigt und verschiedene Studien durchgeführt. Dabei wurde herausgefunden, daß sowohl die Anzahl als auch die Arten der Landmarks unterschiedlich sind. Kinder nennen weit weniger Landmarks, die nicht direkt zur Route gehören, als Erwachsene und beachten daher überhaupt keine Landmarks, die nicht unmittelbar der Orientierung dienen. Weiterhin wurde festgestellt, daß Kinder mehr Fehler machen als Erwachsene, wenn sich die LandmarkKonfiguration ändert. Kinder erfassen also nicht den Zusammenhang zwischen einem Landmark und seiner Position. Außerdem benötigen sie mehr Zeit, um eine Entscheidung bezüglich der weiteren Richtung zu treffen. Bei einer Distanzschätzung macht sich daher auch die Fähigkeit bezahlt, Landmarks wahrzunehmen, die nicht direkt helfen, den richtigen Weg zu finden. Diese Fähigkeit erlangt man aber erst mit zunehmendem Alter, daher erklärt es sich auch, daß Kinder bei der Distanzschätzung weit mehr Fehler machen. Da Kinder mit unterschiedlichem Alter in die Studie einbezogen wurden, konnte man erkennen, daß die o.a. Fähigkeit mit zunehmendem Alter wächst. Der Altersaspekt ist daher nicht zu vernachlässigen. Es stellt sich dabei nur die Frage, in wie weit er überhaupt berücksichtigt werden kann, da eine klare Einteilung, wann die Fähigkeit in welchem Maße vorhanden ist, nicht vorgenommen werden kann. Zur Vereinfachung der Thematik kann daher nur davon ausgegangen werden, daß die Angaben von Landmarks in einer Routenbeschreibung hauptsächlich für Erwachsene gedacht sind, die einen gewissen Überblick besitzen. Dies ist ein wichtiger Aspekt, der in der Zukunft noch zu untersuchen wäre, den Rahmen dieser Arbeit allerdings sprengen würde. Ein weiterer Artikel (MAGUIRE ET AL. 1999) hat diesen Altersaspekt ebenfalls aufgegriffen und kam zu ähnlichen Ergebnissen. Weiterhin wurde dort auch die Geschlechtsabhängigkeit erwähnt. Die dazu durchgeführte Studie fand heraus, daß Männer im Gegensatz zu Frauen nicht nur Landmarks zur Orientierung benutzen, sondern auch geometrische Informationen. Den Grund dafür erklärte man sich dadurch, daß Frauen ängstlicher durch eine fremde Umgebung gehen als Männer. Dies sei darauf zurückzuführen, daß Männer aufgrund von Videospielen mehr Übung darin hätten, eine unbekannte Umwelt zu erforschen. Dieser Punkt ist sicherlich wichtig, da auch heutzutage vermutlich mehr Männer als Frauen ihre Freizeit mit Video- und Computerspielen verbringen. Insbesondere bei Abenteuerspielen muß man seine Umgebung erkunden, so daß die Angst davor in solchen Spielen verringert werden und sich die Wissbegierde auf die reale Welt übertragen kann. Da aber sowohl Männer als auch Frauen Landmarks zur Orientierung benutzen, und Landmarks der Hauptpunkt dieser Arbeit sind, wird der Aspekt bzgl. des Geschlechts nicht berücksichtigt. 2.12 Bedeutung der Landmarks für die Routenbeschreibung und Zusammenfassung Wie schon in der Einleitung angesprochen spielen insbesondere visual Landmarks eine zentrale Rolle bei der Orientierung im Innen- und Außenbereich. Die in Kapitel 2 behandelten Konzepte, die aus dem Bereich des psychologischen Hintergrundes der Wahrnehmung abgeleitet worden sind, geben einen großen Überblick über die verschiedenen Einflüsse bei der Bestimmung von Landmarks. Bei einer sinnvollen und erfolgversprechenden Routenbeschreibung sind einige Konzepte daher besonders interessant. Deshalb ist es angebracht, gerade für diesen Fall eine Liste zu erstellen, in der die Konzepte nach ihrer Bedeutung für die Routenbeschreibung aufgeführt werden. Folgende Überlegungen wurden dabei angestellt: 1. Global Landmarks dienen nur der groben Richtungsorientierung, wohingegen local Landmarks die rationalen Angaben wie Längen, Hausnummern und Straßennamen einer Routenbeschreibung sinnvoll ergänzen. Dabei werden global Landmarks mit dem Näherkommen zu local Landmarks. 2. Der Zeitpunkt, zu dem die Routenbeschreibung gebraucht wird, ist eigentlich wichtig dafür, welche Art von Landmarks (global oder local) überhaupt benutzt werden kann. Allerdings wird eine Routenbeschreibung meistens früher angefordert als sie benötigt wird. Daher kann bei der Ausgabe der Routenbeschreibung der Zeitpunkt nicht berücksichtigt werden, und man sollte davon ausgehen, daß alle Arten von Landmarks sichtbar sind, d.h. es wird nur der Fall des Tageslichtes (à Abschnitt 2.2 Zeitpunkt) betrachtet. Auch verschiedene Wetterzustände werden hierbei außer Acht gelassen, da sie mit dem Zeitpunkt zusammenhängen. 3. Wie in 1. schon erwähnt sind insbesondere die local Landmarks diejenigen, die eine Routenbeschreibung sinnvoll erweitern können. Daher können auch nur die Landmarks in Betracht gezogen werden, die direkt an der Route liegen („on route“). Des weiteren muß eine Unterscheidung dahingehend gemacht werden, ob sich der Standort an einer Kreuzung, also an einem Knoten befindet oder entlang einer Straße / einem Fußgängerweg, also entlang einer Kante. Aus Abschnitt 2.3 kann der Schluß gezogen werden, daß Landmarks an einem Knotenpunkt eine etwas größere Bedeutung für die Routenbeschreibung haben als Landmarks entlang eines Pfades, da an Kreuzungen Entscheidungen über die weitere Richtung getroffen werden müssen. Landmarks entlang einer Straße dagegen dienen hauptsächlich nur der Bestätigung, daß man sich auf dem richtigen Weg befindet. Daher sollten bei einer Routenbeschreibung zusätzliche Landmarks an den möglichen Entscheidungspunkten, also an den Knoten, eingebaut werden. Sollte der Weg gerade aus über eine Kreuzung führen, so kann ein Landmark an der Kreuzung ebenfalls als Hinweis dienen, daß man auf dem richtigen Weg ist. Sofern es möglich ist, d.h. sofern Landmarks entlang der Route überhaupt vorhanden sind und die Datenmenge und –übertragung es zulässt, sollten weiterhin auch Landmarks entlang des Pfades als Sicherheit mit in die Routenbeschreibung eingefügt werden. 4. Die Bedeutung der Häufigkeit des Auftretens eines Landmarks (einzigartig oder prototypisch) kann nicht so einfach abgeschätzt werden. Einzigartige Bauwerke sind aufgrund ihrer kulturellen oder geschichtlichen Bedeutung schon interessant. Allerdings kann aufgrund dessen nicht direkt darauf geschlossen werden, daß es sich um ein Gebäude handelt, welches sich von seiner Umgebung wegen seines Äußeren abhebt, wie z.B. das Beethoven-Haus in Bonn. Solche Bauwerke sollten aber eine Routenbeschreibung auf jeden Fall bereichern, da bei ihrer Erwähnung der Benutzer die Möglichkeit hat, diese bei der Begehung der Route eventuell zu besichtigen. Prototypische Landmarks hingegen fallen meist schon aufgrund ihrer weithin sichtbaren Werbeschilder auf, wenn man z.B. an die großen Fast-Food-Restaurants oder die bekannten Tankstellen denkt. Solche Landmarks sollten eine Routenbeschreibung auf jeden Fall ergänzen. 5. Zeichen und Markierung können zusätzlich die Bedeutung eines Gebäudes als Landmark bereichern bzw. können sogar als eigenständige Landmarks dienen, da sie oft bei prototypischen Landmarks einzeln und als erstes von weitem erkannt werden, bevor das Gebäude selbst im Blickfeld wahrgenommen wird. Daher sollten auch solche Zeichen bei einer Routenbeschreibung berücksichtigt werden. 6. Der Bekanntheitsgrad mit der Umgebung ist insofern wichtig, da mit den verschiedenen Graden auch unterschiedliche Landmarks eine Rolle für den Benutzer spielen. Den Bekanntheitsgrad mit der Umgebung kann man allerdings nicht so einfach in verschiedene Stufen einteilen, da die Übergänge der Abstufungen nicht deutlich ersichtlich sind. Deshalb ist es am einfachsten, man bezieht sich auf die unterste Stufe, also darauf, daß der Benutzer der Routenbeschreibung zum ersten Mal in einer Stadt ist. Ein anderer Benutzer kann aufgrund seiner Erfahrung mit der Umgebung auch die angegebenen Landmarks für einen Touristen erkennen. Außerdem werden Wegbeschreibungen hauptsächlich von Besuchern einer Stadt angefordert, da ein Bewohner sich zumindest in einem begrenzten Bereich auch so zurechtfindet. 7. Die Zugänglichkeit wird dadurch bestimmt, von wie vielen Straßen, Fußgängerwegen etc. ein Landmark erreichbar ist. Je höher die Zugänglichkeit eingeschätzt wird, desto eher kommt einem Gebäude die Bedeutung eines Landmarks zu (à Abschnitt 2.7 Zugänglichkeit). Diese Aussage kann weitestgehend mit Punkt 3 in Einklang gebracht werden, daß Gebäuden an Kreuzungen besondere Aufmerksamkeit entgegen gebracht werden sollte. 8. Bei den geometrischen Eigenschaften eines Bauwerk spielt, wie oben in Abschnitt 2.7 schon erwähnt, besonders die Höhe eine zentrale Rolle. Ein einzelnes hohes Gebäude, wie z.B. ein Turm, fällt aus dem Rahmen seiner Umgebung, da es schon von weitem sichtbar ist und damit auch als global Landmark benutzt werden kann. Ein einzelnes Gebäude, welches auffallend niedriger ist als die Gebäude in seiner unmittelbaren Umgebung, wird wahrscheinlich erst beim Näherkommen wahrgenommen. Trotzdem kann es gerade aufgrund der Abweichung seiner Höhe von der sonst in diesem Gebiet gebräuchlichen als local Landmark dienen. Deshalb ist die Höhe eines Gebäudes, die allerdings verschieden definiert sein kann, von großer Bedeutung bei der Einführung von Landmarks in eine Routenbeschreibung. Bei der Betrachtung einzelner Fassaden dürfen allerdings auch die Breite und die Tiefe nicht außer Acht gelassen werden. 9. Auffällige Fassadenattribute, wie z.B. eine hervorstechende Farbe, ein besonderes Material oder ausgefallene Ornamente, können die Bedeutung eines Gebäudes als local Landmarks ebenfalls beeinflussen. Daher muß ihnen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Die Frage, die sich hierbei allerdings stellt, ist die, welche dieser Attribute welchen Einfluß auf die Wahrnehmung besitzen. 10. Die Lage eines Gebäudes, also ein möglicher Versatz, und die Zugehörigkeit zu einer Einheit sind weitere wichtige Punkte, die berücksichtigt werden sollten. Dabei muß abgeschätzt werden, ab wann ein Versatz z.B. überhaupt erst wahrgenommen wird. Bei wenigen Zentimetern Abweichung von einer gedachten Linie zwischen den Gebäuden von zwei benachbarten Kreuzungen wird das wahrscheinlich nicht der Fall sein, d.h. die Abweichung muß also einen gewissen Wert überschreiten, um den Versatz erst ersichtlich zu machen. Aufgrund der bewußten und damit häufigen Anwendung solcher Versätze zur Auflockerung des Erscheinungsbildes wird die Wahrnehmung dieser vermindert. Daher müsste eine genauere Untersuchung durchgeführt werden, inwieweit sie Aufmerksamkeit erregen. Dies wird aber nicht mehr im Zusammenhang mit dieser Arbeit geschehen. Die Zugehörigkeit zu einer Einheit wie z.B. einer Einkaufsstraße kann nur als zusätzlicher Punkt bei einer Routenbeschreibung erwähnt werden, welches wiederum eher ein Gefühl der Sicherheit vermitteln soll, daß man sich auf dem richtigen Weg befindet, wenn man entlang dieser Einheit weiter geht. Ob die Einheit jedoch objektiv bewertbar ist, scheint fraglich. 11. Die Abhängigkeit der Wahrnehmung von Landmarks vom Alter des Beobachters ist eine wichtige Erkenntnis, wird aber zur Vereinfachung in dieser Arbeit vernachlässigt. Dabei kann man davon ausgehen, daß Landmarks in einer Routenbeschreibung auf jeden Fall für einen Erwachsenen hilfreich sind. Die Abhängigkeit vom Geschlecht wird auch nicht berücksichtigt, da – wie oben schon erwähnt – Männer und Frauen Landmarks zur Orientierung benutzen. Aufgrund dieser Überlegungen wurde die nachfolgende Liste erstellt, die noch einmal deutlich machen soll, welche Konzepte weiter verfolgt und welche ausgeschlossen werden: Konzept wichtig zusätzlich wird nicht berücksichtigt 1. Entfernung: a.) global b.) local x x 2. Zeitpunkt: a.) Tag b.) Nacht c.) Dämmerung x x x 3. Standort: a.) Kreuzung b.) an einem Pfad 4. Häufigkeit des Auftretens: a.) einzigartig b.) prototypisch 5. Zeichen und Markierungen: a.) als zusätzliches Fassadenattribut b.) einzeln 6. Bekanntheitsgrad mit der Umgebung: a.) Tourist b.) Bewohner 7. Zugänglichkeit: a.) entlang eines Pfades b.) T-Kreuzung (3 Straßen) c.) Kreuzung mit 4 Straßen d.)Kreuzung mit mind. 5 Straßen / Plätze 8. geometrische Eigenschaften: a.) Tiefe b.) Breite c.) Höhe 9. Fassadenattribute: a.) Farbe b.) Material c.) Ornamente 10. Lage: a.) Versatz b.) zu einer Einheit zugehörig x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x Konzept wichtig zusätzlich wird nicht berücksichtigt 11. Alter u. Geschlecht d. Beobachters: a.) Alter b.) Geschlecht Tabelle 1: Zusammenfassung der Ergebnisse aus den vorigen Abschnitten x x 3 Städtebau und Stadtgestaltung Dieses Kapitel befaßt sich mit Konzepten und Kriterien, die die Stadtplanung im weitesten Sinne beeinflussen. Dazu gehören nicht nur verschiedenen Begriffe, die hier erläutert werden, sondern auch die gesetzlichen Grundlagen. Weiterhin setzen sich der Städtebau und die Stadtgestaltung damit auseinander, wie eine Stadt für die verschiedenen Benutzergruppen gestaltet werden sollte. Dazu gehört die Berücksichtigung unterschiedlicher Bedürfnisse, zu denen z.B. auch die Orientierung zählt. auch im Hinblick auf die unterschiedlichen Bedürfnisse, beispielsweise die Orientierung. Diesen Aspekt erwähnt auch PASSINI (1996) in seinem Artikel „Wayfinding design: logic, application and some thoughts on universality“, in dem er ausdrücklich darauf hinweist, daß nicht die Menschen für die Designer, die im Zusammenhang mit dieser Arbeit die Architekten und Stadtplaner sind, sondern die Designer für die Menschen da sind. Zur Verdeutlichung schildert er folgende kleine Geschichte: Ein französischer Kabarettist hat einen Sketch aufgeführt, in dem ein Kunde zu seinem Schneider geht, um einen neuen Anzug zu kaufen. Als er in den Spiegel schaut, bemerkt er eine Falte unter seinem linken Schulterblatt. Der Schneider sagt zu ihm: „Oh, wenn Sie Ihre linke Schulter etwas nach vorne schieben, dann verschwindet die Falte, sehen Sie...“ „Ja“, sagt der Kunde, „wenn ich meine Schulter nach vorne bewege, verschwindet die Falte, aber nun entsteht eine neue Falte weiter unten auf der rechten Seite...“ Der Schneider antwortet: „Nun bewegen Sie Ihre rechte Hüfte etwas nach oben...“ „Ja“, beobachtet der Kunde, „wenn ich meine rechte Hüfte nach oben bewege, verschwindet die Falte, ..., aber dafür erscheint nun eine leichte Unebenheit in der unteren Mitte...“ „Nun müssen Sie Ihren Oberkörper etwas nach links drehen..., sehen Sie, die Unebenheit verschwindet auch.“ Der Kunde, der nun keine Fehler mehr entdecken kann, bezahlt den Schneider und geht. Auf seinem Weg nach Hause, während er seinen neuen Anzug trägt, hört er zufällig einen Mann, der seinem Freund zuflüstert: „Siehst Du diesen armen, unglücklichen Kerl...“ „Ja“, antwortet der andere, „aber hast Du gesehen, wie gut seine Kleider sitzen, er muß einen exzellenten Schneider haben.“ Dies macht deutlich, daß der Städtebau und die Stadtgestaltung sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren müssen, und daß nicht umgekehrt sich der Mensch an jede Planung anpassen sollte, insbesondere dann nicht, wenn es sich um Veränderungen oder Neugestaltungen handelt. Daher gibt es z.B. auch immer eine Bürgerbeteiligung bei den verschiedenen Bauvorhaben. Außerdem ist zu sagen, daß gerade für die gesetzlichen Grundlagen keine einheitliche Lösung gefunden werden kann, da es sich meistens um Landesgesetze (z.B. Landesbauordnungen) oder sogar noch spezieller um projektbezogene bzw. um Teilgebiete betreffende Satzungen (z.B. Bebauungsplan für ein Gebiet, Gestaltungssatzung) handelt. Diese sind eine Verfeinerung der allgemein gültigen Vorschriften insbesondere des Baugesetzbuches (BauGB) und der Baunutzungsverordnung (BauNVO) u.ä.. Mit diesem Problem wird sich ein späterer Abschnitt (3.2.1) allerdings noch etwas genauer auseinandersetzen. Zuerst einmal sollen verschiedene Begriffe, die in der Literatur für den Bereich Stadtgestaltung große Bedeutung haben, erklärt und ihr Zusammenhang mit den Landmarks verdeutlicht werden. 3.1 Begriffsbestimmungen 3.1.1 Stadtgestalterische Ebenen In der Stadtgestaltung werden drei Ebenen unterschieden, die zwar jede für sich die Umwelt mit dem Beobachter in Verbindung bringt, aber doch nicht unabhängig von den anderen zwei Ebenen betrachtet werden kann. Diese Ebenen hängen von der Art der Erscheinung und der Wahrnehmung einer Stadt ab und beschäftigen sich in verschiedener Weise mit dem Interaktionsprozeß Mensch - Umwelt. Gerade für die Praxis der Stadtgestaltung, also sowohl bei einer Neuplanung als auch bei einer Veränderung bestehender Verhältnisse (z.B. bei einer Sanierung) ist die Kenntnis dieser Ebenen unumgänglich, damit eine für den Beobachter möglichst angenehme und hilfreiche Umgebung geschaffen werden kann. Dies bezieht sich ebenso auf die Bewohner einer Stadt wie auch auf Besucher, obwohl für beide Benutzergruppen unterschiedliche Zielvorstellungen vorhanden sind. 3.1.1.1 Ebene der Stadtgestalt Die Stadtgestalt entspricht der vorhandenen Umwelt, in der jeder Mensch sich bewegt. Sie ist „unabhängig von einem Beobachter“ (TRIEB 1975) und damit metrisch und topologisch erfaßbar. Sie bezieht sich rein auf die physische Umgebung, ohne Rücksicht auf das Empfinden des Einzelnen, und umfaßt dabei die Gesamtheit aller in der Umwelt auftretenden Elemente, „mit denen der Mensch, bewußt oder unbewußt, in Wechselbeziehung treten kann“. Man kann sie daher weitgehend wertfrei beschreiben, einteilen, messen usw.. Dazu gehört nicht nur der sichtbare Bereich, sondern auch Realitäten der unsichtbaren Art, wie z.B. die Politik. „Die vorhandene Umwelt im Sinne der Stadtgestaltung ist der öffentliche, allen Stadtbewohnern zugängliche Raum“ (TRIEB), die sowohl die äußere Erscheinung als „auch die ihr zugrunde liegenden Nutzungen und daraus resultierenden Aktivitäten“ beinhaltet. Die Vorstellung des Menschen läuft daraus hinaus, daß nur auf dieser Ebene eine Planung durchgeführt werden kann. Wie aber später festgestellt wird, ist eine der anderen Ebenen (Ebene des Stadtbildes), die in den nachfolgenden Abschnitten behandelt werden, mindestens genauso wichtig, da sie die menschliche Wahrnehmung der Umwelt berücksichtigt und daher auch die Planung und deren Wirkung beeinflußt. Bei einer Planung muß diese andere Ebene also auch berücksichtigt werden. 3.1.1.2 Ebene der Stadterscheinung Die Stadterscheinung ist ein Teil der vorhandenen Umwelt, also ein Teil der Stadtgestalt. Auf dieser Ebene werden die Aktionen und Reaktionen eines Menschen und deren Ergebnisse effektiv, so daß sie der wirksamen Umwelt entspricht. Sie hängt damit stark von der Wahrnehmung des Einzelnen ab. Dazu gehören der Standort, die Wahrnehmungsbedingungen, die Wahrnehmungskapazität des Beobachters und überhaupt die Bereitschaft zur Wahrnehmung. Die Stadterscheinung wird unmittelbar empfunden und dient daher auch als Reizauslöser. Man unterscheidet hier noch zwischen der tatsächlich wirksamen Umwelt, der dem Teil der vorhandenen Umwelt entspricht, der „für eine Handlungsabsicht und ihre Ergebnisse“ (TRIEB) relevant ist, und der scheinbar wirksamen Umwelt, der dem „für die Handlungsabsicht“ (TRIEB) relevanten, wahrgenommenen Teil der Umwelt genügt. 3.1.1.3 Ebene des Stadtbildes Diese Ebene umfaßt die erlebte Umwelt, die für jeden Einzelnen verschieden ist, da sich jeder ein anderes Bild, eine andere Vorstellung oder einen anderen Begriff von einer Stadt und ihren Teilen macht. Dieses Bild, diese Vorstellung oder dieser Begriff wird beeinflußt von einer Vielzahl von Erinnerungen, Beziehungen, Erfahrungen und Gefühlen. „Dabei baut sich jedes Individuum sein eigenes, mentales Bild der Stadtteile und ihrer Beziehungen zueinander auf. Diese Vorstellung von der vorhandenen Umwelt ist also das Ergebnis eines ständigen Wechselprozesses zwischen Mensch und Umwelt. Damit ist sie aber selbst der Veränderung unterworfen, die bedingt sein kann durch Veränderung der städtebaulichen Nutzung, ihrer Erscheinung, oder durch einen sich im Individuum vollziehenden Bedeutungswandel“ (TRIEB). Dieses mentale Bild kann daher als Zusammensetzung von zwei Hauptkomponenten betrachten werden. Zum einen beruht es auf der Summe aller Erfahrungen, Gefühle, Erinnerungen, Beziehungen, Hoffnungen und Erwartungen, so daß eine gewisse Vorab-Erwartungshaltung bereits gegeben ist. „Zum anderen wird es aus dem wahrgenommenen Teil der dreidimensional verteilten Umweltinformationen gebildet“ (TRIEB). Damit bestimmt jeder Mensch selbst, welche Informationen er um sich herum aufnimmt. Diese Informationen sind aber nur ein geringfügiger Teil der tatsächlich vorhandenen Informationen, da – wie schon in der Einleitung (Kapitel 1) erwähnt – jeder Mensch für sich die für ihn relevanten Informationen aus der Masse aller abstrahiert. Dabei gibt es drei Erfahrungsdimensionen – die Nutzung, die Erscheinung und die Bedeutung – auf die die Beziehung Mensch – Umwelt zurückgeführt werden kann. Die Sichtbarkeit eines Objektes macht daher nur einen Teil dieser Beziehung aus. Wie man sieht, ist diese Ebene von großer Bedeutung für die städtebauliche Planung, und darf besonders im Hinblick auf die Wirkung einer durchzuführenden bzw. durchgeführten Planung nicht unberücksichtigt bleiben. 3.1.1.4 Zusammenspiel der drei Ebenen Die entscheidende Ebene für den Menschen ist damit die der erlebten Umwelt, da das Stadtbild auf der Stadterscheinung aufbaut, die wiederum auf der Stadtgestalt basiert. Die verschiedenen Begriffe von Umwelt führen daher auch zu verschiedenen Ausdrücken der dazugehörigen Räume. Der physische Raum entspricht dabei der vorhandenen Umwelt, der Erscheinungsraum der wirksamen Umwelt und der Wahrnehmungsraum der erlebten Umwelt. STREICH (1983) hat in seiner Arbeit das Zusammenspiel dieser Räume sehr gut graphisch dargestellt. Diese Abbildung macht noch einmal das Zusammenspiel der verschiedenen Räume deutlich. Die eingekreisten Begriffe dienen dabei als Filter. Der Sinnesraum und der Bewegungsraum beinhalten sowohl die physischen Bedingungen von Seiten der Umwelt als auch die psychischen Voraussetzungen bei der wahrnehmenden Person. Sie machen die Stadtgestalt, also die objektiv vorhandene Umwelt, zur wirksamen Umwelt, der Stadterscheinung. Aufgrund der psychischen Konditionierung der wahrnehmenden Person wird danach die Stadterscheinung erst zum Stadtbild, also zur erlebten Umwelt. Veränderungen der Stadtgestalt und der Wahrnehmungsvoraussetzungen führen damit immer auch zu einer Veränderung des Stadtbildes. Diese Ebenen, die bei der Stadtgestaltung auf jeden Fall beachtet werden müssen, sind daher nicht voneinander unabhängig. Bei der Planung städtebaulicher Objekte muß deshalb auch die Wirkung auf die dadurch entstehenden Vorstellungen und die zu erwartenden Handlungen bzw. der Einfluß auf die verschiedenen Zielvorstellungen berücksichtigt werden. Besonders im Hinblick auf geplante bzw. vorhandene Landmarks sind die Stadtgestalt und das Stadtbild von großer Bedeutung für die städtebaulichen Gestaltung. physischer Raum Sinnesraum Bewegungsraum psychische Konditionierung des Menschen Erscheinungsraum Wahrnehmungsraum Abbildung 5: Elemente der Raumwahrnehmung (aus STREICH 1983) 3.1.2 Zielvorstellungen der verschiedenen Benutzergruppen Ein Bewohner möchte sich in seiner Stadt wohl fühlen, d.h. er möchte eine gefühlsmäßige Bindung zu ihr aufbauen. Dabei ist es egal, ob diese Bindung zu der ganzen Stadt oder nur zu einem bzw. mehreren Stadtvierteln besteht. Für ihn ist es wichtig, daß die Stadt seine „Heimat“ (REUBER, 1995) wird, und nicht nur daß er sich in ihr auskennt. Der Besucher einer Stadt hingegen ist als erstes daran interessiert, sich zurecht zu finden. Für ihn spielt hauptsächlich die Orientierung eine große Rolle. Auch Sehenswürdigkeiten und andere kulturell, geschichtlich oder landschaftlich interessante Gebäude und Orte sind für den Besucher meist Anziehungspunkte, nehmen aber, wie im vorherigen Kapitel schon erwähnt, ebenfalls die Stellung eines Landmarks ein. Dabei gibt es keine klare Abgrenzung, z.B. ab wieviel Besuchen oder ab wieviel Jahren Wohnzeit man sich in einer Stadt schon heimisch fühlt, sondern der Übergang ist fließend und bei jedem Mensch unterschiedlich. Dies stimmt mit den Überlegungen aus Abschnitt 2.6 (Bekanntheitsgrad mit der Umgebung) überein, d.h. bereits im Bereich Stadtgestaltung wird dieser Aspekt berücksichtigt. 3.1.3 Image einer Stadt Die verschiedenen Betrachtungsmöglichkeiten einer Stadt bzw. die unterschiedlichen Standpunkte, die von dem Verhältnis des Beobachters zu der Stadt abhängen, haben auch mit dem sogenannten „Image“-Begriff zu tun. TRIEB (1975) gibt in seinem Buch „Stadtgestaltung Theorie und Praxis“ verschiedene Definitionen für das „Image“ einer Stadt an. Die hier am ehesten zutreffende Definition kann allerdings besser aus einem Aufsatz von GEBHARDT ET AL. (1995) abgeleitet werden. Deshalb wird im weiteren folgende Erklärung benutzt: Unter dem Image einer Stadt versteht man die Gesamtheit aller Wahrnehmungen, Vorstellungen, Ideen und Bewertungen, die ein Mensch von einer Stadt besitzt, und ist abhängig von den bis zu einem vorgegebenen Zeitpunkt empfangenen Informationen. „Dabei ist das Image, das als Stadtimage für die Planungspraxis relevant ist, ein „Kollektiv-Image“, das den übereinstimmenden Teil der „Individual-Images“, der subjektiven Images der einzelnen Individuen, von einer Stadt darstellt.“(TRIEB) Aufgrund dieses Wahrnehmungskriterium kann man auch GEBHARDT ET AL. zustimmen, wenn ausgeführt wird, „für den Menschen ist ein „objektiver Raum“ allein deshalb schon nicht wahrnehmbar, weil Räume und ihre Bestandteile aufgrund menschlicher Sinnesmodalitäten und gemäß individueller Dispositionen (Fähigkeiten, Bereitschaften) immer nur spezifisch reduziert wahrgenommen werden können.“ Die Autoren betrachten auch besonders die Ortsbindung, die dann auftritt, „wenn eine Person ihren Wohnsitz freiwillig an einem Ort behalten möchte“. Diese Ortsbindung ist von dem Image einer Stadt abhängig, das sich der jeweilige Mensch von ihr bildet. Dazu werden verschiedene Bezugsräume untersucht und drei Maßstabsebenen räumlicher Bindung in der Großstadt unterschieden, die oft auch „parallel nebeneinander wirksam werden“. Die Maßstabsebenen werden eingeteilt in Bindung an 1.) die Gesamtstadt: Bezugsgrößen sind auf dieser Ebene die „herausragenden baulichen und landschaftlichen Landmarks, die als Wahrzeichen für bestimmte Charakterzüge der Stadt stehen und so der Gemeinschaft als kollektiv verbindliche Symbole dienen“ (REUBER 1995). Ein gutes Beispiel dafür, daß diese Ebene hauptsächlich die Ebene ist, auf der sich ein Tourist in einer fremden Stadt bewegt, sind Reiseführer, die den Besucher auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt hinweist, die ja meist den Bezugsgrößen dieser Ebene, also den Landmarks, entsprechen. 2.) das Stadtviertel: Hier dient oft der Name des Viertels als „Aushängeschild einer räumlichen Zuordnung“ (REUBER). Dieser lokale Bereich macht die Bindung zwar schon spezifischer, aber aufgrund ihrer Größe ist hier trotzdem meist nur ein kleiner Teil erfahrbar: der Aktionsraum jedes Einzelnen. Daher werden auch auf dieser Ebene „viertelstypische Landmarks und Images als kollektive Bezugsgrößen der lokalen Ortsbindung“ (REUBER) benutzt. 3.) das Subviertel: Dies ist ein Teilraum des Stadtviertels und umfaßt auf einer überschaubaren Ebene das Wohnumfeld. Dabei handelt es sich um den subjektiven Aktionsraum, zu dem eine konkrete Bindung am ehesten herstellbar ist. Diese Subviertel sind weder scharf umrissen noch haben sie für jeden Menschen dieselbe Größe. Diese Einteilung weist zwar eine hierarchische Struktur auf, ist aber nicht als streng gegeneinander abgegrenzt zu sehen. Dabei gibt es drei Aspekte, in denen sie sich voneinander unterscheiden (Zitat GEBHARDT ET AL.): 1. Je höher die Maßstabsebene, desto weniger entsteht Ortsbindung auf der Grundlage eigener Alltagserfahrungen (direkte Wahrnehmung), sondern aufgrund von Images, die durch Kommunikation oder Medien vermittelt werden (indirekte Wahrnehmung). 2. Je höher die Maßstabsebene, desto abstrakter und unvollständiger ist das räumliche Abbild des Bindungsraumes in der Mental Map der Bewohner. [Anmerkung des Autors: die Mental Map entspricht der räumlichen Vorstellung eines Menschen von seiner Umwelt] 3. Je höher die Maßstabsebene, desto wichtiger werden dementsprechend allgemeinverbindliche Etiketten, Symbole und Images für die Entstehung und „Speicherung“ von Ortsbindung. Diese Zusammenhänge sind auch in der folgenden Abbildung erkennbar: Maßstabsebenen räumlicher Bindung in der Großstadt Entstehung Raumbezug + + die (Gesamt-)Stadt Fremdimage - symbolisch - das Stadtviertel - Erfahrung das Subviertel (Wohnumfeld) + real + Abbildung 6: Räumliche Maßstabsebenen für Ortsbindung (aus GEBHARDT ET AL. 1995) Das Wissen von diesen Maßstabsebenen ist relevant, wenn im späteren Verlauf dieser Arbeit auf die Kriterien von Landmarks in der Stadtplanung eingegangen wird. Insbesondere bei der Herleitung eines objektiven Maßes muß eigentlich berücksichtigt werden, auf welcher Ebene man Landmarks erkennen will. Da dieses Kriterium im weitesten Sinne mit dem Kriterium des Bekanntheitsgrades mit der Umgebung aus Abschnitt 2.5 übereinstimmt, kann auch hier die gleiche Schlußfolgerung getroffen werden. Das Konzept wurde dort zwar schon als äußerst wichtig erachtet, allerdings sollte nur der Aspekt berücksichtigt werden, der sich auf den Besucher einer Stadt bezieht, d.h. auch in diesem Abschnitt kann damit nur die Maßstabsebene der Gesamtstadt und eventuell noch die der Stadtviertel integriert werden. Bei den nachfolgenden Kapiteln und Abschnitten wird deshalb diese Überlegung direkt mit einbezogen. 3.2 Gesetze, Verordnungen und Satzungen Es gibt – wie anfangs schon erwähnt – verschiedene Gesetze, Satzungen und Richtlinien, die das Bebauen von Grundstücken rechtlich regeln. Insbesondere sind dazu auf Bundesebene das Baugesetzbuch (BauGB) und die Baunutzungsverordnung (BauNVO) zu nennen. Auf der Landesebene spielen die verschiedenen Landesbauordnungen (BauO) eine große Rolle. Für Teilgebiete (Gemeindeebene) können auch Satzungen erlassen werden, wie z.B. der Bebauungsplan oder die Gestaltungssatzung, die schließlich die Bundes- und Landesgesetze weiter ausfüllen. 3.2.1 Das Baugesetzbuch (BauGB) und die Baunutzungsverordnung (BauNVO) Das Baugesetzbuch (BauGB) schafft für die Bebauung von Grundstücken durch die Bestimmungen über Flächennutzungspläne oder Bebauungspläne einen großen Rahmen. Der Flächennutzungsplan stellt dabei die zu erwartende Nutzung der einzelnen Flächen dar. Auf dieser Ebene kann allerdings noch kein Hinweis auf eventuell zu erwartende Landmarks festgestellt werden. Wesentlich schärfer ist der Bebauungsplan. Dieser setzt schon genau die Nutzung der scharf abgegrenzten Flächen, wie z.B. öffentliche Grünflächen (Park, Friedhof, etc.) mit Hilfe der Art der baulichen Nutzung fest. Weiterhin kann man in einem Bebauungsplan auch das Maß der baulichen Nutzung erkennen. Art und Maß der baulichen Nutzung werden in der Baunutzungsverordnung (BauNVO) noch einmal erklärt. Besonders das Maß der baulichen Nutzung ist dabei interessant, da in einem Bebauungsplan auch die Zahl der Vollgeschosse und die Höhe baulicher Anlagen festgesetzt werden kann. Betrachtet man nun die Festsetzungen des Bebauungsplans bezüglich der Zahl der Vollgeschosse oder der Höhe, so kann ein erster Hinweis für ein herausragendes Bauwerk gefunden werden, wenn sich diese Maße für das Gebäude von den umliegenden unterscheidet. Dabei werden aber keine Nebenanlagen wie Balkone, Terrassen etc. mit einbezogen. Zum Maß der baulichen Nutzung zählt auch die Baumassenzahl, die hauptsächlich für Industriegebäude verwendet wird. Sie „gibt an, wieviel Kubikmeter Baumasse je Quadratmeter Grundstücksfläche [...] zulässig sind“ (§21 BauNVO), d.h. besonders massige Gebäude würden also auch schon bei der Betrachtung des Bebauungsplanes auffallen. Daraus ist ersichtlich, daß der Bebauungsplan erste Festsetzungen für die Bebauung eines Gebietes aufstellt. Eine Verfeinerung findet dann auf der Landesebene statt, die im folgenden Abschnitt diskutiert wird. 3.2.2 Die Bauordnung für das Land Nordrhein-Westfalen (BauO NRW) Diese Arbeit bezieht sich auf die Landesbauordnung NRW. Sie befaßt sich u.a. mit den baulichen Anlagen und den verwendbaren Bauprodukten. Dazu gehört vor allem die Gestaltung der baulichen Anlagen in der Art und Weise, daß sie nicht verunstaltet wirken und sich mit Rücksicht auf die erhaltenswerten Eigenschaften der Umgebung in diese einzupassen haben. Genauere Angaben werden hier allerdings nicht bezüglich der Gestaltung gemacht. Gleiches gilt auch für die Bauprodukte. In der BauO NRW wird zwar festgelegt, daß nur die Bauprodukte verwendet werden dürfen, die allgemein anerkannt sind, aber nicht um welche Bauprodukte es sich dabei handelt. Aufgrund der sehr allgemein gehaltenen Aussagen kann hier noch kein direkter Bezug zu der Gestaltung von Landmarks hergestellt werden. Dazu ist die Betrachtung weiterer Gesetze nötig, insbesondere verschiedene Satzungen, die als Ortsgesetze verstanden werden. 3.2.3 Satzungen Im Bereich des Bauwesens gibt es sehr viele Satzungen. Ein einfaches Beispiel, welches schon in Abschnitt 3.2.1 genannt wurde, ist der Bebauungsplan. Inwieweit er bereits Hinweise auf eventuell vorhandene oder geplante Landmarks liefert, wurde ebenfalls schon im genannten Abschnitt erwähnt. Satzungen allgemein gelten ausschließlich für Teilgebiete, sei es ganze Städte oder nur Stadtteile. Bei einer Sanierungssatzung z.B. können im Sanierungsgebiet selbst sogar einzelne Grundstücke ausgeschlossen werden. Dieser Abschnitt wird sich aber hauptsächlich mit der Gestaltungssatzung auseinandersetzen. Im Anhang des Buches von TRIEB (1975) ist ein Beispiel einer „Gestaltungssatzung zum Schutz der Ortsteile von Leonberg, die von besonderer geschichtlicher, künstlerischer und städtebaulicher Bedeutung sind“, abgedruckt. Diese Gestaltungssatzung basiert auf der Landesbauordnung und der Gemeindeordnung von Baden-Württemberg. Der Entwurf dieser Gestaltungssatzung besteht aus drei Komponenten. Die erste Komponente sind die Allgemeinen stadtgestalterischen Richtlinien (ASR), die den „Geltungsbereich der Satzung, die allgemeinen Anforderungen an bauliche Maßnahmen und ihre gegenseitige Zuordnung“ (TRIEB) festlegen. Besonders im Hinblick auf die Landmarks ist interessant, daß in ihnen „Festsetzungen über die Gestaltung der straßenseitigen Abwicklungen von Gebäuden und Gebäudegruppen und deren Einzelteile einschließlich der zugehörigen Dachkörper“ getroffen werden. Dabei muß man speziell dem dritten Abschnitt dieser Gestaltungssatzung Beachtung schenken, da in ihm verschiedene Konventionen über die Fassadenbreiten, die Dachformen und –neigungen, die Traufhöhen, die Firstrichtungen, die Gebäudefluchten und die Fassadengliederungen beschlossen wurden. Wie in Kapitel 2 beschrieben, kann besonders die Höhe eines Gebäudes ein Merkmal für einen Landmark darstellen. Allerdings wurde in der Literatur kein Hinweis darauf gefunden, was genau die Höhe eigentlich ist. Da unterschiedliche Höhenangaben (Traufhöhe, Firsthöhe, Oberkante) von Bauwerken vorhanden sind, wird anscheinend in der Gestaltungssatzung festgelegt, welche Höhenangabe als Bemessungsgrundlage genommen wird. Diese Erkenntnis kann die spätere Bestimmung eines objektiven Maßes für die Höhe erleichtern, wenn entweder für jeden Stadtteil oder für das gesamte Stadtgebiet eine Gestaltungssatzung vorliegt, so daß eine Art Verschneidung mit dem 3D-Stadtmodell durchgeführt werden kann. Auch der vierte Abschnitt der Gestaltungssatzung gibt einen weiteren Einblick auf mögliche Landmarks. In den Paragraphen dieses Abschnittes werden Bestimmungen und Verbote für die Oberfläche der Fassaden, die Farbgestaltung und die Werbeanlagen erlassen. Insbesondere die Oberfläche der Fassade, also auch die benutzten Materialien, und die Farbgestaltung können ebenfalls schon auf eventuelle Landmarks deuten, speziell dann, wenn einzelne Objekte aus dem Gestaltungsgebiet ausgeschlossen werden, so daß hier andere Möglichkeiten für die Gestaltung genutzt werden können. Die zweite Komponente der Gestaltungssatzung sind die ergänzenden Bereichsrichtlinien, die „die jeweils notwendigen zusätzlichen stadtgestalterischen Festsetzungen“ (TRIEB 1975) enthalten. „Diese örtlichen Ergänzungen der ASR können ihre Festsetzungen sowohl einengen als auch in gewissen Fällen von ihnen befreien. Zusätzliche Bindungen, wie etwa der Ausschluß einer bestimmten Gebäudebreite oder von Sonderdachformen, engen die Festsetzungen der ASR ein; Ausnahmen, wie etwa das Flachdach, in bestimmten, genau umrissenen Bereichen befreien von den Festsetzungen der ASR“ (TRIEB). Diese Ergänzungen geben damit noch einen weiteren Hinweis auf einen möglichen Landmark, da hauptsächlich in diesen Bereichen Abweichungen eines Gebäudes von seiner unmittelbaren Umgebung auftreten können. Die dritte Komponente sind die dazugehörigen Richtlinienpläne, in denen „der Geltungsbereich der einzelnen Bereichsrichtlinien fixiert“ ist. „Durch die Darstellung der „Abwicklungen“ wird festgelegt, welche Gebäudefronten im Sinne der ASR zu gestalten sind. Durch die Länge und Nummer der Abwicklung wird festgelegt, wie weit und wo eine bestimmte Festlegung der Bereichsrichtlinien Gültigkeit hat.“ Die folgende Abbildung zeigt den Geltungsbereich der Bereichslinien für das Beispiel Leonberg mit dem dazu gehörigen Ausschnitt aus den Bereichsrichtlinien: Abbildung 7: Geltungsbereich der Bereichslinien Beispiel aus den Bereichsrichtlinien: Bereich A – Marktplatz Art der Abwick- Festsetzungen lung Nr. Inhalt der Festsetzungen Ergänzung der ASR zu §9, (1) A2 Traufhöhe gegenüber Rathaus max. 5,50 m, gegen Schloßstraße mind. 8,00 m §10, (1) Firstrichtung senkrecht zur Marktplatzfläche §13 Fachwerkfassaden müssen freigelegt bzw. erhalten werden; Schaufensterzone muß der Gesamtfassade in Material und Gliederung angepaßt werden 3.2.4 Das Denkmalschutzgesetz des Landes NRW (DSchG) Der Denkmalschutz bietet eine weitere Möglichkeit, Gebäude bzw. Gebäudegruppen im Hinblick auf deren Nutzen als eventuelle Landmarks untersuchen zu können. Ein unter Denkmalschutz gestelltes Bauwerk soll aufgrund seiner bau-, kunst- oder stadtgeschichtlichen Bedeutung bewahrt werden. Insbesondere Altbauten fallen unter das Denkmalschutzgesetz, um das historische Erscheinungsbild eines Stadtteils zu erhalten. Zusätzlich zum Denkmalschutzgesetz kann in Verbindung mit der Gemeindeordnung eine Denkmalbereichssatzung beschlossen werden. In dieser wird nicht nur der Geltungsbereich festgesetzt, sondern u.a. auch das Erscheinungsbild der Bebauung. Dazu gehört beispielsweise die Bauart, der Bautyp, der Baustil und die architektonische Erscheinungsform von Fassade und Dach (aus der Denkmalbereichssatzung „Altstadt Unna“ der Stadt Unna vom 11.02.2002). Hier wird ausgeführt, welche Bebauung im Geltungsbereich vorliegt und damit geschützt werden soll, d.h. bei einer Sanierung muß dieses Erscheinungsbild aufrecht erhalten werden. Es kann nicht nach Gutdünken saniert werden, sondern man muß sich an die Vorgabe durch das Denkmalschutzgesetz und eine eventuell vorhandene Denkmalbereichssatzung halten. Für einen möglichen Landmark haben diese Überlegungen insofern Bedeutung, da es sich bei einem Gebäude, welches unter Denkmalschutz gestellt wurde, möglicherweise um einen Altbau handelt, also um ein Bauwerk mit einer hervorstechenden Fassade, oder um ein Gebäude mit historischer Bedeutung. Wenn ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude insbesondere bei der Betrachtung der unmittelbaren Umgebung als einziges Gebäude diesen Schutz genießt, könnte das ein Hinweis auf einen möglichen Landmark sein. Solche Bauwerke sollten daher mit besonderer Aufmerksamkeit betrachtet werden. Dazu ist ein Bild bzw. ein Foto der Fassade notwendig, da es sich beispielsweise auch um Arbeiterhäuser handeln kann, die keinerlei architektonische Besonderheiten aufweisen, sondern nur aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung erhalten werden sollen. Der Denkmalschutz liefert also nur einen ersten Hinweis auf Gebäude oder Gebäudegruppen, die man näher betrachten sollte. 3.3 Zusammenfassung Wie aus den vorherigen Abschnitten erkennbar ist, kann besonders eine bestehende Gestaltungssatzung Hinweise auf Besonderheiten einzelner Gebäude liefern. Die Festsetzung verschiedener Bemessungsgrundlagen, z.B. welche Höhe benutzt wird, legitimieren damit überhaupt erst die Überlegungen, nach hervorstechenden Gebäuden in einem Gebiet zu suchen. Da der Städtebau aufgrund der oben genannten Gesetze, Verordnungen und Satzungen Stadtplaner und Architekten Kriterien bei ihrer Planung vorschreibt, müssen bzw. sollten diese auch eingehalten werden. Die Festsetzung dieser Kriterien werden auch mit dem Hintergrundwissen der Wahrnehmung von Städten aufgestellt (à Abschnitt 3.1 Begriffsbestimmungen). Wie TRIEB und LYNCH schon festgestellt haben, sollte eine Stadt sowohl eine bestimmte Ordnung aufweisen als auch einen gewissen Grad an Chaos, damit sie sowohl lesbar als auch lernbar ist. Dabei sind für die Lesbarkeit und die Lernbarkeit besonders die Gebäude von Interesse, die sich von der Einheitlichkeit der Umgebung, abheben. Diese entsprechen den Landmarks, die damit die Ausnahme von den durch Gesetze u.ä. festgesetzten Regeln darstellen. Solche Ausnahmen sind soweit immer vorhanden. Deshalb macht es Sinn, überhaupt danach suchen kann. Ein weiterer Punkt ist, daß diese Ausnahmen sogar schon durch Gesetze festgesetzt werden können. Es stellt sich daher nicht nur die Frage, welche städtebaulichen Regeln werden nicht beachtet, sondern auch, welche werden eingehalten. Ein Beispiel dafür ist die Höhe. Sie stellt, wie auch schon in Abschnitt 2.7 erwähnt, eine wichtiges Konzept dar, ob Gebäude aus ihrer Umgebung hervorstechen, sei es dadurch, daß sie herausragen, oder daß sie eine wesentlich geringere Höhe (wahrscheinlich mindestens ein Stockwerk) als die umliegenden Gebäude aufweisen. Damit bieten die Stadtgestaltung und der Städtebau die Möglichkeit, die weiteren Überlegungen bzgl. der Konzepte für Landmarks nicht nur auf eine bestimmte Stadt zu beziehen, sondern sie aufgrund der in einem Land – oder vielleicht auch in einem noch größeren Gebiet – bestehenden Regeln im Städtebau auf alle in diesem Gebiet liegenden Städte zu übertragen. Diese Festsetzungen im Städtebau führen damit auf eine gewisse Kontinuität, die in allen Städten vorhanden ist, und macht es daher erst möglich, nach solchen Gebäuden zu suchen, die sich von ihrer Umgebung abheben. Aufgrund der Kontinuität ergibt sich die Möglichkeit, ein objektives Maß herzuleiten, welches vielleicht sogar später einmal automatisch mit Hilfe eines 3D-Stadtmodells bestimmt werden kann. Außerdem unterstützen die oben genannten Begriffe wie Image und Zielvorstellungen auch die schon in Kapitel 2 besprochenen Überlegungen bzgl. des Bekanntheitsgrades mit der Umgebung. 4 3D-Stadtmodelle Ein 3D-Stadtmodell kann sehr vielseitigen Anwendungen dienen. Insbesondere die Stadtplanung nutzt ein 3D-Stadtmodell, um die Wirkung von planerische Vorhaben vor der konkreten Durchführung festzustellen. Dazu kann in ein bestehendes 3D-Stadtmodell das geplante Objekt eingeführt werden, und der Stadtplaner kann wie bei einer Vorausschau sehen, ob dieses Objekt sich so in seine Umgebung einfügt, wie er es geplant hat. Besteht die Möglichkeit durch das Modell einen virtuellen Rundgang zu machen, so kann ebenfalls die Wirkung, die das geplante Objekt auf eine Person haben sollte, überprüft werden. Dabei ist allerdings zu beachten, mit welchem Detaillierungsgrad das Modell generiert wurde. Diese Anwendung ist gerade für das Thema dieser Arbeit interessant, da damit untersucht werden kann, ob ein Gebäude – sei es ein bestehendes oder ein geplantes – als Landmark dienen kann. Dieses Kapitel wird verschiedene Begriffe erläutern und unterschiedliche Möglichkeiten der Repräsentation von Gebäuden aufzeigen. In diesem Rahmen wird auch direkt der Zusammenhang mit den Landmarks hergestellt. 4.1 Level of Detail Bei der Untersuchung eines 3D-Stadtmodells auf eventuell vorhandene oder neu geplante Landmarks muß beachtet werden, welchen Detaillierungsgrad das Modell aufweist, da manche Eigenschaften erst ab einem bestimmten Grad erkennbar sind, wie z.B. die Farbe oder eventuell vorhandene Ornamente der Fassade. Dieser Detaillierungsgrad wird als Level of Detail (LoD) bezeichnet. Man unterscheidet nach SCHILCHER ET AL. (1999) und nach KLAUS (1997) zwischen drei Levels of Detail, die im wesentlichen verschiedene Auswirkungen auf die Rechenzeit haben, die für die Erstellung des Modells benötigt wird. Diese drei Levels of Detail haben bei diesen Autoren nur unterschiedliche Bezeichnungen, beinhalten aber im wesentlichen dieselben Abstufungen. Folgende Level of Details werden genannt: LoD1: Basismodell (KLAUS) oder auch Blockmodell (SCHILCHER ET AL.) bzw. „Klötzchen-Modell“ In diesem Modell werden Gebäude „als einfache Blöcke ohne Dachformen“ aus Grundriß und Gesamthöhe rekonstruiert. „Die Fassaden können mit einer generischen Textur ausgestattet werden. Für den Straßenraum und den Grünraum erfolgt in diesem Modell keine weitere Differenzierung. Durch diese Reduktion des Dateninhalts werden nur relativ wenige digitale Daten benötigt.“ (KLAUS 1997) SCHILCHER ET AL. ordnen im Unterschied zu KLAUS in diesem LoD den Häusern noch keine Textur zu. LoD2: Blockmodell (KLAUS) oder auch erweitertes Blockmodell (SCHILCHER ET AL.) Dieses Modell entsteht aus dem Modell des LoD1, in dem nun zusätzlich „die Häuser mit ihren realen Dachformen dargestellt werden“. Weiterhin kann der Straßenraum und der Grünraum noch mehr „differenziert“ werden, in dem zusätzliche Einrichtungen hinzugefügt werden können. Erst in diesem LoD können bei SCHILCHER ET AL. die Fassaden mit einer Textur belegt werden. LoD3: Detailmodell (SCHILCHER ET AL., KLAUS) Dieses Modell baut auf dem Modell aus LoD2 auf. Dazu werden die Gebäude mit Fassaden dargestellt, die mit generischen Texturen oder Fotos beschrieben werden können. Dabei ist die Darstellung mit Hilfe von Fotos einfacher durchzuführen, da bestimmte Einzelheiten nicht mehr detailgetreu geometrisch modelliert werden müssen wie beim Einsatz von generischen Texturen. SCHILCHER ET AL. beschränken sich auf die Erwähnung, daß die Objekte mit einer Phototextur versehen werden. Zusätzlich enthält das Detailmodell noch die Straßenmöblierung und eine erweiterte Vegetation. „Das Detailmodell beschreibt somit ein realitätsnahes Abbild der tatsächlichen Objekte.“ (KLAUS) Abbildung 8: Detaillierungsgrade (LoD): Blockmodell, Erweitertes Blockmodell und Detailmodell (aus (SCHILCHER ET AL. 1999) Diese drei Levels of Detail sind nur als Grundformen zu betrachten. Jede beliebige Mischform kann nach SCHILCHER ET AL. auch „zum Einsatz kommen“, je nach dem was in der Aufgabenstellung gefordert wird. „In einem gewissen Rahmen ist deshalb eine flexible Ausgestaltung des jeweiligen Detaillierungsgrades möglich.“ Dabei ist leicht einzusehen, daß bei Aufgaben aus der Stadtplanung und der Stadtgestaltung wohl der höchste Detaillierungsgrad benötigt wird. Betrachtet man nun die Kriterien für Landmarks aus Kapitel 2, so kann man erkennen, daß Konzepte wie die Fassadenattribute und die Häufigkeit des Auftretens (einzigartig / prototypisch) erst im höchsten Detaillierungsgrad festgestellt werden können, es sei denn, sie werden als Attribute bereits in einem niedrigeren Level abgespeichert. Dieser Level of Detail (LoD3) wird aber aufgrund der großen Datenmengen, die hier anfallen, nur projektbezogen realisiert. Daher kann er nicht zur Überprüfung aller Konzepte herangezogen werden. Am besten wäre es deshalb eine Abstufung vorzunehmen, welche Konzepte schon in niedrigeren Levels of Detail nachgeprüft werden können. Insbesondere der LoD2 ist in dieser Hinsicht interessant, da es der Detaillierungsgrad ist, der am häufigsten für 3D-Stadtmodelle verwendet wird. Dazu wurden folgende Überlegungen angestellt, welche Konzepte in welchem LoD schon überprüft werden können: LoD1: • Standort (Kreuzung / entlang eines Pfades) • Höhe (hier nur Traufhöhe möglich) • Breite • Tiefe • ein möglicher Versatz LoD2: • sämtliche Konzepte, die auch schon in LoD1 abprüfbar sind • Standort (Kreuzung / entlang eines Pfades); nun werden auch Fußgängerwege einbezogen • Höhe (nun auch Firsthöhe möglich) • Zugänglichkeit (Art der Kreuzung: Straße, T-Kreuzung, 4er-Kreuzung etc.) • Textur (Farbe, evtl. vorhandene Ornamente, Schilder, Erker, Balkone etc.) LoD3: • sämtliche Konzepte, die auch schon in LoD2 abprüfbar sind • Häufigkeit des Auftretens (einzigartig / prototypisch; wenn es als Attribut abgespeichert ist, kann evtl. schon in LoD2 darauf zugegriffen werden.) • Textur mit allen Bestandteilen wie Farbe, Ornamente, Schilder, Erker, Balkone etc. • evtl. Material, sofern es aus der Textur abgeleitet werden kann • Zugehörigkeit eines Gebäudes zu einer Einheit (Wenn es als Attribut abgespeichert ist, kann evtl. schon in LoD2 darauf zugegriffen werden.) Wie man erkennen kann, sind sowohl ein vorhandener Versatz als auch die Breite und die Tiefe eines Gebäudes schon im LoD1 bestimmbar, da die Gebäude aus dem Grundriß und einer zugeordneten Höhe entstehen. In diesem Level of Detail wird zwar jedem Gebäude schon eine Höhe gegeben, allerdings ohne Berücksichtigung der Dachform, d.h. hier erhält man nur die Traufhöhe. Diese kann aber nur bedingt zur Unterscheidung genutzt werden, da die Traufhöhe eines 1-geschossigen Gebäudes mit Flachdach genauso hoch ist wie die eines einstöckigen Gebäudes mit Satteldach. Daher scheint es sehr schwierig, ein Maß für die Höhe zu finden, welches objektiv bewertbar ist. Deshalb wird erst im nächsten Kapitel diskutiert, welche Höhe nun tatsächlich genommen wird, oder ob man überhaupt ein Maß für die Höhe angeben kann. Die Anzahl der Stockwerke stellt z.B. kein gutes Maß dar, da es im 3DModell von Hamburg ca. 50 verschiedene Höhen für ein Stockwerk gibt, je nach Nutzungsart des Gebäudes. Ein weiterer Punkt, der ebenfalls im LoD1 abgehandelt werden kann, ist der Standort eines Gebäudes, da in diesem Level bereits Straßen vorhanden sind. Der Standort bezieht sich darauf, ob ein Gebäude an einer Kreuzung oder entlang einer Straße liegt. Hierfür sind keine weiteren Straßenmöblierungen notwendig. Sollte der Standort eines Landmarks sich an einem Fußgängerweg bzw. an einer Kreuzung von Fußgängerwegen befinden, so kann dieser dann in LoD2 erkannt werden. Dies stimmt überein mit der Zugänglichkeit, die daher erst in den LoD2 hinein genommen wurde. In diesem Level erhält man, wie oben ausgeführt wurde, ebenfalls die verschiedenen Höhen, da nun auch die Firsthöhe ermittelt werden kann. Ebenso kann nach SCHILCHER ET AL. in diesem Level die Fassade bereits mit einer Textur belegt sein, so daß die Betrachtung gewisser Bestandteile ebenfalls im LoD2 stattfinden kann. Allerdings sind die meisten Konzepte doch erst im höchsten Level (LoD3) überprüfbar. Damit ergibt sich die Schwierigkeit, daß dieser Level aufgrund der Datenmengen nur für bestimmte Projekte realisiert wird. Bei der Betrachtung verschiedener 3D-Stadtmodelle wird man feststellen, daß sie hauptsächlich mit dem Level of Detail 2 generiert werden. Daher muß bei der späteren Untersuchung der Konzepte darauf geachtet werden, ob sie überhaupt abprüfbar sind; sollten sie es nicht sein, so sollte versucht werden, sie in kleinere Konzepte zu zerlegen, um sie dann evtl. doch im LoD2 zu untersuchen. 4.2 Repräsentation der Gebäude Die Gebäude in einem 3D-Stadtmodell werden hauptsächlich auf zwei verschiedene Arten generiert. Zum einen können sie mit Hilfe von Primitiven, also einfach strukturierten ‚Klötzchen‘ dargestellt werden, zum anderen können alle vorhandenen Knoten, also die Eckpunkte des Gebäudes und seines Daches, mit Kanten verbunden werden. Bei der ersten Möglichkeit sind die Primitiven als feste Basisobjekte integriert, die bei der Repräsentation eines Gebäudes zusammengefügt werden können. Diese Darstellung ist auch bekannt unter dem Namen „Constructive Solid Geometry“ (CSG). Die kompakte Speicherung ist dabei sehr vorteilhaft. Allerdings werden mit dieser Repräsentation nur einfache Operationen unterstützt, die auch nur das gesamte Objekt betreffen. Lokale Manipulationen sind dagegen sehr schwer durchzuführen (KÖNINGER & BARTEL 1998). Bei der zweiten Möglichkeit werden sämtliche Oberflächen mit Hilfe von Polygonen dargestellt, und im Gegensatz zur ersten Möglichkeit ist kein Volumen bestimmbar. Diese Repräsentation wird auch „boundary representation“ genannt (BRep). Der Vorteil dieser Darstellung liegt darin, daß auch Details wie z.B. Dachgauben, Erker, Balkone etc. sichtbar gemacht werden können, in dem sie mit Hilfe kleinerer Oberflächen approximiert gebildet werden. Damit besteht dieses Modell aus drei Objekttypen: Knoten, Kanten und Flächen. Ein vierter Objekttyp kann hinzukommen, die sogenannten „solids“, also ein dichtes Objekt (PFUND 2002). Diese werden von den Flächen begrenzt, so daß ein festes umhülltes Gebilde entsteht. Die Flächen wiederum werden durch die Kanten, die Kanten durch die Knoten und die Knoten durch die Angabe von drei Koordinaten bestimmt. Da die Flächen eines „solids“ als unabhängig voneinander angenommen werden, können auch vorhandene Attribute für jede Fläche individuell bestimmt werden. Dies ist besonders dann von Interesse, wenn nicht die Gebäude an sich betrachtet werden sondern die einzelnen Fassaden. Welche Betrachtungsweise sich für die spätere Bestimmung als besser geeignet herausstellt, wird im nächsten Kapitel besprochen, in dem auch versucht wird, ein objektives Maß herzuleiten. Für die Bestimmung dieses Maßes sollte eine Bezugsmenge ausgewählt werden, sei es das Gebäude an sich oder jede Fassade einzeln. 4.3 Zusammenfassung Wie aus den beiden Abschnitten vorher ersichtlich ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten Gebäude in einem 3D-Stadtmodell darzustellen. Ein sehr wichtiger Punkt dabei ist der Level of Detail, der darüber entscheidet, welche Einzelheiten vorhanden und damit auch zur Herleitung eines objektiven Maßes geeignet sind. Die meisten Stadtmodelle werden im Level of Detail 2 generiert, so daß nur dieser für die Herleitung betrachtet wird. Sollten sich im Verlauf der weiteren Untersuchung Möglichkeiten ergeben, das Maß so abzuleiten, daß die verschiedenen Detaillierungsgrade, insbesondere LoD3, berücksichtigt werden können, so ist es denkbar, diese Ergebnisse zusätzlich benutzt werden, wenn ein Modell in diesem Level vorliegt. Weiterhin können die Gebäude sowohl mit Hilfe von Primitiven als auch mit Knoten und Kanten dargestellt werden. Wie aus 4.2 ersichtlich wird, ist die Repräsentation mit Hilfe von Knoten und Kanten, aus denen die Flächen generiert werden können, eher dazu geeignet, bestimmte Konzepte von Landmarks zu überprüfen. Dazu gehören vor allem die Konzepte, die sich nicht auf das gesamte Gebäude, sondern auf einzelne Fassaden beziehen, wie z.B. die Farbe und evtl. vorhandene Ornamente, also insbesondere die Fassadenattribute. Diese Überlegungen müssen auf jeden Fall bei der Bestimmung einer Bezugsmenge (gesamtes Gebäude, jede Fassade einzeln) für das objektive Maß berücksichtigt werden. 5 Herleitung eines objektiven Maßes In der Einleitung dieser Arbeit wurde davon gesprochen, daß versucht werden soll, jedem Gebäude oder jeder Fassade in einem 3D-Stadtmodell einen Interessantheitswert zuzuordnen, der dann benutzt werden kann, um eine Routenbeschreibung mit der Nennung von visual Landmarks zu erweitern. Bei dem Studium der zu diesem Thema vorhandenen Literatur fiel ein sehr junger Artikel von RAUBAL & WINTER (2002) besonders auf, da er der erste war, der sich damit überhaupt auseinandergesetzt hat. Ein anderer Artikel von ELIAS & SESTER (2002) befaßt sich ebenfalls mit dem Thema „Landmarks für Routenbeschreibungen“, allerdings basieren diese Überlegungen Topographisches-Kartographisches auf den Informationssystem) Daten und von ATKIS ALK (Amtlich (Automatisierte Liegenschaftskarte), also auf 2D-Daten. Beide Artikel werden in den nächsten Abschnitten besprochen und im Hinblick auf ihre weitere Verwendung für die Herleitung eines objektiven Maßes bzw. eines Interessantheitswertes untersucht. Aufgrund der daraus erzielten Ergebnisse wird dann versucht, die in den vorigen Kapiteln abgeleiteten Konzepte für Landmarks zu formalisieren unter Berücksichtigung ihrer Darstellung im 3D-Stadtmodell. 5.1 Besprechung der beiden interessanten Artikel 5.1.1 RAUBAL & WINTER: „Enriching Wayfinding Instructions with Local Landmarks“ Die Autoren haben eine Methode entwickelt, bestimmte Eigenschaften von Gebäuden zu bewerten im Hinblick auf ihre nähere Umgebung, um daraus einen Wert für das Hervorstechen eines Landmarks zu bestimmen, also eine Art Interessantheitswert. Dazu wurde ein Bauwerk auf seine visuelle, seine semantische und seine strukturelle Anziehung untersucht. Diese grobe Einteilung wurde noch verfeinert, so daß für die visuelle Anziehung vier, für die semantische zwei und für die strukturelle ebenfalls zwei Faktoren explizit heraus gearbeitet wurde, die im folgenden genannt und kritisch untersucht werden. „Visual Attraction“: § die Fassadenfläche, die über die einfache Formel Breite * Höhe berechnet wird § die Form, die über den Formfaktor Höhe / Breite und der zugehörigen Abweichung, die sich aus der Differenz zwischen dem kleinsten umgrenzenden Rechteck und der Fassadenfläche ergibt, bestimmt wird § die Farbe, die über die RGB-Farbpalette erhalten wird § die zweidimensionale Sichtbarkeit, die die Fläche bezeichnet, die von einem Sichtbarkeitskegel der straßenseitigen Fassade bedeckt wird. Dabei bezieht sich diese Fläche auf die, die ein Fußgänger benutzen kann (öffentlich und privat). Außerdem wird diese Fläche von einer vordefinierten Pufferzone (100 m) begrenzt, da ein Objekt nur bis zu einer bestimmten Entfernung erkennbar ist. § andere visuelle Eigenschaften wie die Textur wurden nicht berücksichtigt, da sie u.a. von dem Alter, der Rauhigkeit und dem Zeitpunkt abhängig sind, also nicht formell überprüft werden können. Es ist sicherlich schwierig, Eigenschaften zu finden, die objektiv bewertet werden können. Die Fassadenfläche stellt eine dieser Eigenschaften dar, die im einfachsten Fall über Breite * Höhe bestimmt werden kann. Bei der zweiten angegebenen Eigenschaft (die Form) wird dagegen das Verhältnis von Höhe und Breite gebildet. Hierbei ist allerdings nicht ersichtlich, ob dieses Verhältnis für jede Fassadenfläche eines Gebäudes gebildet oder ob nur ein Verhältnis für das gesamte Gebäude ermittelt wird. Aufgrund der angegebenen Berechnung für die Abweichung (Differenz zwischen kleinstem umgrenzenden Rechteck und der tatsächlichen Fassadenfläche) kann man allerdings davon ausgehen, daß auch der Formfaktor für jede Fassadenfläche gebildet wird. Weiterhin ist aber nicht erkennbar, welche Höhe für welche Fassadenseite benutzt wird. Bei der Frontseite oder Stirnseite ist es sicherlich sinnvoll, die Firsthöhe in die Formel einzusetzen. Bei den Seitenfassaden hingegen ist es schwierig zu entscheiden, welche Höhe (Trauf- oder Firsthöhe) am geeignetsten ist. Allerdings kommt in diesem Artikel nicht deutlich heraus, welche Höhe für beide Fälle gewählt wurde. Der dritte Faktor ist die Farbe, die über die RGB-Farbpalette erhalten wird. Auch dieser Faktor kann nicht so einfach ermittelt werden, wie es hier den Anschein hat. Da mit dieser Angabe der Farbton gemeint ist, der die Farbe wie z.B. rot oder grün bestimmt, müsste aber zusätzlich noch der Grad der Sättigung, der die wahrgenommene Intensität der Farbe bestimmt, in Betracht gezogen werden. Ein einzelnes rotes Haus z.B. wird erst dann auch als auffallendes Gebäude wahrgenommen, wenn mind. ein gewisser Sättigungsgrad vorhanden ist. Die Autoren machen zwar deutlich, daß bei der Bestimmung der Farbe eines Gebäudes viele Schwierigkeiten, wie Beleuchtung, Reflexion und Absorption der Oberfläche (abhängig vom benutzten Material) und die Wahrnehmungsfähigkeit des Sehsinn, auftreten, der Grad der Sättigung bleibt allerdings unberücksichtigt. Es wird nur eine Vereinfachung in der Hinsicht durchgeführt, daß von Tageslicht ausgegangen wird. Aufgrund der Überlegung im ersten Kapitel wurde auch in dieser Arbeit die gleiche Entscheidung getroffen. Die Sichtbarkeit über die Fläche zu bestimmen, die von einem Sichtbarkeitskegel der straßenseitigen Fassade bedeckt wird, ist eine gute Idee. Dabei stellt sich nur die Frage, ob diese einfache Ermittlung nicht noch andere Gebäude- bzw. Fassadeneigenschaften beinhaltet, die vielleicht besser einzeln betrachtet werden sollten. Die benutzten Sichtbarkeitskegel werden anscheinend unabhängig von der Höhe des Gebäudes oder Auffälligkeiten der Fassade gebildet. Dabei beeinflussen auf jeden Fall die Höhe und auch spezielle Fassadenattribute wie z.B. die Farbe oder Hinweisschilder sicherlich die Fläche, von der aus man die Fassade betrachten kann, insbesondere, da auch die privaten Flächen, die von Fußgängern betreten werden können, z.B. Hinterhöfe, mit einbezogen werden. Wie man erkennen kann, ist diese Eigenschaft nicht so einfach zu handhaben, da sie nicht unabhängig von anderen Eigenschaften ist. Insgesamt gesehen beziehen sich alle vier Faktoren auf die Fassade eines Gebäudes. Allerdings wird auch in den weiteren Betrachtungen und Beispielen nicht deutlich, wie die Faktoren der Fassadenseiten schließlich für ein gesamtes Gebäude zusammengefügt und wieviel Fassadenseiten überhaupt mit einbezogen werden, da die Rückseite eines Gebäudes wahrscheinlich keine Rolle für einen Fußgänger spielt, der sich mit Hilfe einer Routenbeschreibung zurecht zu finden versucht. Die andere visuellen Eigenschaft, die in diesem Artikel genannt aber nicht berücksichtigt wird, ist die Textur, die aber die Farbe beinhaltet, so daß eine generelle Ausschließung der Textur gar nicht möglich ist. Andere Faktoren, die auch zur Textur zählen, sind allerdings wirklich schwer abzuschätzen wie z.B. vorhandene Ornamente, da die Wirkung auf einen Beobachter sehr unterschiedlich sein kann, je nach dem wie er es subjektiv wahrnimmt. Die Rauhigkeit hängt ebenfalls mit dem subjektiven Empfinden des Beobachters zusammen, wie schnell einzusehen ist. Auch die Überlegungen bzgl. des Alter eines Gebäudes sind leicht nachzuvollziehen. Das Alter selbst ist zwar sehr einfach zu bestimmen, aber aufgrund von Renovierungen und Sanierungen kann ein altes Gebäude neu wirken. Auch durch zeitliche und Wetter abhängige Bedingungen werden diese Eigenschaften eingeschränkt. Diese Betrachtungen der Autoren machen noch einmal die Schwierigkeiten deutlich, die bei der objektiven Bestimmung verschiedener visueller Reize der Gebäude auftreten können. „Semantic Attraction“: § kulturelle und historische Bedeutung, die aus dem sogenannten „Kulturgüterkataster“ von Wien, das auch Bilder beinhaltet, abgeleitet werden kann; liegt eine solche Bedeutung vor, wird ein Objekt mit ‚wahr‘ bewertet bzw. mit ‚falsch‘, wenn es keine derartige Bedeutung besitzt § explizite Markierungen, zu denen Straßenschilder, Geschäftsnamen u.ä. gehören; ein Objekt mit einer expliziten Markierung wird ebenfalls mit ‚wahr‘ bzw. ohne Markierung mit ‚falsch‘ bewertet werden § prototypische und implizite semantische Eigenschaften werden außer Acht gelassen Die Bedeutung semantischer Reize objektiv in die Bewertung eines Gebäudes mit einzubeziehen, erscheint sehr schwierig. Dabei stellt sich erst einmal die Frage, wie unterteilt man diese semantischen Reize. Einerseits scheint die von RAUBAL & WINTER durchgeführte Einteilung durchaus sinnvoll zu sein, aber bei näherer Betrachtung ergeben sich doch gewisse Unsicherheiten. Die kulturelle und geschichtliche Bedeutung darf sicherlich nicht unbeachtet bleiben, allerdings kann sie auch Einfluß auf die Sichtbarkeit haben, z.B. wegen einer auffälligen Architektur, die die ermittelte Fläche soweit vergrößert, daß sie nicht mehr innerhalb der vordefinierten Pufferzone liegt. Explizite Markierungen können in der gleichen Weise die Sichtbarkeit beeinflussen. Außerdem können auch kulturell und geschichtlich bedeutende Bauwerke mit expliziten Markierungen ausgewiesen sein. Ebenfalls werden auch solche expliziten Zeichen wie die Namenszüge von Supermärkten mit einbezogen, die auf einen prototypischen Landmark hinweisen. Prototypische Eigenschaften eines Gebäudes werden aber von den Autoren ausgeschlossen. Daraus ist ersichtlich, daß die verwendeten Eigenschaften für die semantische Anziehung nicht voneinander unabhängig sind, so daß die durchgeführte Einteilung als äußerst kritisch anzusehen ist. Des weiteren wird die Frage nach der kulturellen und geschichtlichen Bedeutung eines Gebäudes nicht nur mit ‚wahr‘ (es liegt eine solche Bedeutung vor) oder ‚falsch‘ (das Gebäude hat keine besondere kulturelle und / oder geschichtliche Bedeutung) beantwortet, sondern zusätzlich wird, wenn eine solche Bedeutung vorliegt, diese auch ähnlich wie in einem Reiseführer in einer Skala von 1 (hoch) bis 5 (niedrig) bewertet. Diese Einteilung beinhaltet aber wiederum die subjektive Einschätzung desjenigen, der diese Einteilung vornimmt. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Bezugsmenge. Bei der „visual Attraction“ wurden als Bezugsmenge die Fassaden gewählt, während bei der „semantic Attraction“ die Gebäude als Ganzes zugrunde gelegt werden. Dabei stellt sich die Frage, ob eine Vermischung der verschiedenen Bezugsmengen bei der späteren Bestimmung des Interessantheitswertes eines Gebäudes überhaupt gemacht werden darf. Sinnvoller wäre es sicherlich, wenn für alle untersuchten Eigenschaften die gleiche Bezugsmenge vorausgesetzt würde, so daß dadurch der gesamte Interessantheitswert als wesentlich objektiver angesehen werden könnte. „Structural Attraction“: § Knoten, die über ihren Grad (z.B. besitzt eine T-Kreuzung den Grad 3) bewertet werden; zusätzlich kann eine Gewichtung der ein- und ausgehenden Kanten, also Straßen durchgeführt werden, beispielsweise mit einer Skala von 1 (Fußweg) bis 5 (Autobahn, BAB), mit Bundes-, Land- und Stadtstraßen dazwischen (Dazu gehören sämtliche Arten von Straßen, die in einer Stadt vorkommen können.) § Barrieren verbunden mit der Energie, die benötigt wird, um sie zu überwinden; dazu wird die Größe der zu überwindenden Barriere mit ihrem Formfaktor (lange Seite / kurze Seite) multipliziert Die Bezugsmengen dieser beiden Faktoren unterscheiden sich nicht nur untereinander, sondern auch von den Bezugsmengen der visuellen und der semantischen Anziehung. Dadurch ergeben sich Schwierigkeiten bei der Zusammenfügung der einzelnen Maße. Weiterhin ist aus dem Artikel nicht ersichtlich, wie beide Faktoren mit dem zu bewertenden Gebäude in Zusammenhang gebracht werden. Bei den Knoten werden sowohl die ein- als auch die ausgehenden Straßen gewertet, wobei sich die Frage erhebt, warum man beide Arten von Straßen benutzt. Jede eingehende Straße ist auch meist eine ausgehende Straße, außer Autobahnauf- und –abfahrten und Einbahnstraßen. Autobahnen sind für Fußgänger zwar als Barriere zu betrachten, verringern im allgemeinen aber nicht ihren Bewegungsraum. Einbahnstraßen hingegen schränken einen Fußgänger meistens nicht in seiner Bewegungsfreiheit ein. Daher sollte diese Unterscheidung eigentlich nur bei anderen Benutzergruppen durchgeführt werden, beispielsweise bei Autofahrern. Weiterhin fallen Einbahnstraßen auch unter die o.a. Stadtstraßen, so daß sie nicht anders gewichtet werden wie z.B. Hauptstraßen oder Sackgassen. Dies verdeutlicht ebenfalls die Schwierigkeiten, die mit der Benutzung von Gewichten auftreten können. Gewisse Aspekte werden nicht mit dieser Skala von 1 bis 5 erfaßt, beispielsweise Spielstraßen und - wie gerade schon erwähnt - Einbahnstraßen. Zusätzlich hängt der Grad eines Knotens mit der Sichtbarkeit zusammen, so daß hier keine Unabhängigkeit angenommen werden kann. Der zweite Faktor (Barriere) kann relativ leicht ermittelt werden und ist eine interessante Überlegung. Allerdings stellt sich hier die Frage, ob die Größe der Barriere bzw. die Energie, die man benötigt, um sie zu überwinden, überhaupt von Bedeutung ist. Als Beispiel wurde ein Ausschnitt aus einer digitalen Stadtkarte von Wien gezeigt, der verdeutlichen soll, daß der Weg zwischen zwei Häusern verglichen mit der Distanz der Häuser zueinander sehr viel länger ist. Ein Fußgänger bzw. jeder, der einer Routenbeschreibung folgt, interessiert sich aber in der Hauptsache für den Weg und nicht für die Distanz zwischen zwei Zielen. Daher ist dieser Ansatz für die Bewertung eines Gebäudes als Landmarks nicht brauchbar. Die Kombination sämtlicher Werte der verschiedenen Eigenschaften wurde nur kurz umrissen. Für alle Werte wurden die Parameter geschätzt und ihre Standardabweichung bestimmt. Diese wurden danach mittels Hypothesentest überprüft, ob sie signifikant (s=1) oder nicht signifikant (s=0) sind. Danach wurde für jede der drei Gruppen (visuelle, semantische und strukturelle Anziehung) der Mittelwert der Signifikanzen gebildet. Mit vordefinierten Gewichten für jede Gruppe erhielt man schließlich durch Addition der drei gewichteten Mittelwerte den Gesamtwert für das Hervorstechen eines Landmarks. Diese Berechnung wurde anhand eines Beispiels noch einmal verdeutlicht. Wie aus diesem Beispiel ersichtlich ist, muß diese Berechnung für jedes Gebäude durchgeführt werden. Dabei wird aber immer noch nicht deutlich, wie die Faktoren, die sich ja auf verschiedene Grundmengen (Gebäude, Fassade) beziehen, zusammengefügt werden. Welche und wie viele Fassaden werden bei der „visual Attraction“ mit einbezogen? Diese Frage wird nicht in diesem Artikel beantwortet. Weiterhin sind auch Gewichte für die drei Gruppen eingeführt worden, wobei nicht klar ist, woher die Werte kommen. Es wird nur gesagt, daß verschiedene Kombinationen von Gewichten für verschiedene Nutzergruppen gewählt werden können, die die Wahrnehmungsfähigkeiten der unterschiedlichen Nutzer reflektieren, aber wie diese Gewichte zustande kommen, wird nicht erläutert. Wie leicht erkennbar ist, verdient dieser Artikel im Zusammenhang mit dieser Arbeit besondere Aufmerksamkeit, da er der erste ist, der sich so intensiv mit der objektiven Bestimmung von Landmarks aus vorhandenen Daten auseinandersetzt. Allerdings sind bei der näheren Betrachtung einige Kritikpunkte aufgetaucht, die bei dem hier vorliegenden Versuch zur Herleitung eines objektiven Maßes berücksichtigt werden müssen. 5.1.2 ELIAS & SESTER: „Landmarks für Routenbeschreibungen“ Wie in der Einleitung diese Kapitels schon erwähnt wurde, basieren die Überlegungen der Autorinnen auf folgenden 2D-Daten: § Das Amtliche Topographische-Kartographische Informationssystem (ATKIS): Ein Teil davon ist das Digitale Landschaftsmodell (DLM), in dessen Vektordatenbestand „die Umwelt durch Objekte basierend auf einer Modellierungsvorschrift, dem Objektartenkatalog, angelehnt an die Inhalte der Topographischen Karte 1:25.000 flächendeckend und strukturiert erfasst“ sind. „Dabei sind den einzelnen Objekten spezielle Attribute, Eigenschaften zugeordnet.“ (s. Abbildung 9) § Die automatisierte Liegenschaftskarte (ALK): In diesem noch teilweise im Aufbau befindlichen digitalen Vektordatenbestand im Maßstab 1:1.000 „werden die Flurstücke, deren Nutzung und (in Niedersachsen) die Gebäude flächendeckend nachgewiesen. Entsprechend zum ATKIS-Konzept gibt es für die zu erfassenden Objekte einen Objektschlüsselkatalog“. a.) Wegkreuzende Objekte in ATKIS b.) Wegbegleitende Objekte in ATKIS c.) Inhalt der Gebäude-Folie in der ALK (Niedersachsen) Abbildung 9: Das Konzept der Objekte und Attribute von ATKIS und ALK (aus ELIAS & SESTER 2002) Mit Hilfe der ATKIS-Daten werden zuerst die Objekte extrahiert, die direkt die Route kreuzen. Diese sind hauptsächlich aus dem Bereich Verkehr und damit linienhafte Objekte, wie z.B. Straßenbahnschienen (wegkreuzenden Objekte in ATKIS). Dadurch erhält man eine erste Gruppe von Landmarks, die im ersten Kapitel dieser Arbeit nicht berücksichtigt wurden, da sie sich nicht aufgrund ihrer visuellen Erscheinung von ihrer Umgebung abheben. „Die zweite Gruppe von potentiellen Landmarks befindet sich in den entlang (seitlich) der Wegstrecke gelegenen Objekten bestehend aus punkt- oder flächenförmigen Primitiven“, wie beispielsweise Bauwerke und sonstige Einrichtungen, die zu den wegbegleitenden Objekten in ATKIS gehören. Aus den ALK-Daten wird nur die sogenannte Gebäudefolie benutzt, die jeder Objektart eine Bedeutung zuordnet, wie z.B. Wohngebäude, Nebengebäude oder Öffentliches Gebäude. Zusätzlich können die Öffentlichen Gebäude auch mit dem Eigennamen (z.B. „Lutherkirche“) oder der Funktion („Rathaus“, „Kindergarten“) ausgezeichnet werden. Diese Benennung wird benutzt, um sie zu selektieren, da sie nach ELIAS & SESTER meistens der Definition von Landmarks entsprechen: „Sie ragen architektonisch oder aufgrund ihrer Bedeutung aus ihrer Umgebung hervor. Zusätzlich werden bedeutsame öffentliche Gebäude (Rathaus, Universität, Museum) in der Regel gesondert ausgeschildert und unterstützen dadurch die Wegesuche auch schon bevor die Objekte selber direkt sichtbar sind.“ Mit dieser Art und Reihenfolge der Selektion von linien- und punkt- bzw. flächenhaften Objekten kann eine Routenbeschreibung sinnvoll und automationsgestützt erweitert werden, wie auch an einem Beispiel in dem Artikel gezeigt wurde. Die weiteren Überlegungen der Autorinnen befassen sich damit, wie die ausgewählten Objekte in einer Karte besser präsentiert werden können, da sie nach der Extraktion erst noch einfach und formtreu verwendet werden. Dazu haben sie Verfahren entwickelt, die sich – basierend auf den Generalisierungsfunktionen Vereinfachung, Betonung (Vergrößern, Verkleinern), Zusammenfassung und Verdrängung – zur Hervorhebung von Objekten eignen, weil sie automatisch und prinzipiell auch echtzeitfähig ablaufen können. Diese Darstellungsformen sind für das Thema dieser Arbeit weitestgehend nicht relevant, da hier nur versucht werden soll, Landmarks über ein objektives Maß aus einem 3D-Stadtmodell zu extrahieren. Wie diese dann in eine Routenbeschreibung integriert werden können, liegt nicht mehr im Bereich der Untersuchungen. Aufgrund der Überlegungen zur Selektion von Objekten aus ATKIS- und ALK-Daten ist als wichtiges Ergebnis festzuhalten, daß nicht nur Gebäude als Orientierungspunkte benutzt werden können, sondern auch linien- und flächenhafte Objekte, wie z.B. Schienen, Flüsse, Sportanlagen und Friedhöfe. Diese Objekte können in einem 3DStadtmodell wahrscheinlich in ähnlicher Weise bestimmt werden, wie es die Autorinnen vorschlagen. Allerdings liegt der Schwerpunkt dieser Arbeit auf Gebäuden, wie aus den vorherigen Kapiteln leicht ersichtlich ist, so daß die Herleitung eines objektiven Maßes für diese Objekte auch außerhalb dieser Arbeit angesiedelt wird. 5.2 Grundüberlegungen Wie aus der Besprechung der o.a. Artikel ersichtlich ist, müssen zuerst einmal einige Grundüberlegungen getroffen werden. Dazu gehört auf jeden Fall die Erwägung, welche Bezugsmenge für das objektive Maß am sinnvollsten erscheint. Außerdem muß darüber nachgedacht werden, mit welcher Methode die verschiedenen Konzepte für Landmarks objektiv bewertbar gemacht werden können, und welche Konzepte in welcher Art und Weise überhaupt formalisierbar sind. 5.2.1 Methode zur Herleitung eines objektiven Maßes RAUBAL & WINTER haben – wie in Abschnitt 5.1.1 besprochen – als erste überhaupt eine Methode entwickelt, daß Hervorstechen eines Gebäudes als Landmark über verschiedene Eigenschaften zu bewerten. Allerdings weist diese Methode bei näherer Betrachtung einige Mängel auf. Diese Arbeit versucht, über einen anderen Weg ein objektives Maß zu bestimmen, welches die verschiedenen Konzepte aus Kapitel 2 berücksichtigt. Dazu wurde überlegt, daß der Überraschungseffekt eines Landmarks wesentlich höher ist als der eines anderen Gebäudes, welches sich nicht von seiner Umgebung abhebt. Diese Tatsache kann mit der Informationstheorie von SHANNON & WEAVER (1949) in Einklang gebracht werden, die den Informationsgehalt einer Nachricht aus rein mathematischer Sicht definiert. Dabei muß der Informationsgehalt einer Nachricht folgende drei Eigenschaften erfüllen: Ø Der Informationsgehalt Ix einer Nachricht muß um so größer sein, je kleiner die Wahrscheinlichkeit Px ihres Auftretens ist. Ø Eine Nachricht mit der Auftretenswahrscheinlichkeit gehalt Px = 1 muß den Informations- Ix = 0 haben. Ø Der Informationsgehalt von voneinander unabhängigen Nachrichten soll sich addieren. Damit ergibt sich das Maß der Information als I = log2 (m) , wobei m die Anzahl von gleich wahrscheinlichen Zeichen bedeutet. Dieses Maß hat als Einheit das bit (von binary digit). Da sich die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Zeichens xi aus m möglichen und gleich wahrscheinlichen Zeichen zu dieses Zeichens P(xi) = 1 / m ergibt, erhält man für den Informationsgehalt I(xi) = log2 ( 1 / P(xi) ) = - log2 ( P(xi) ) bit. Damit kann über die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Zeichens bzw. in diesem Fall eines Konzeptes für einen Landmark der Informationsgehalt dieses Konzeptes ermittelt werden. Wenn diese Konzepte auch noch statistisch unabhängig voneinander sind, können Informationsgehalte einfach addiert werden: xi unabhängig von xk è ⇒ P ( xi ∩ x k ) = P ( xi ) ⋅ P ( x i ) I ( xi ∩ x k ) = − log 2 (P( xi ∩ x k )) = − log 2 (P( xi ) ⋅ P( x k )) = −(log 2 (P( xi )) + log 2 (P( x k ))) = − log 2 (P( xi )) − log 2 (P( x k )) die dazugehörigen Mit dieser Methode erreicht man zusätzlich, daß die verschiedenen Konzepte objektiv bestimmt und mit der gleichen Einheit versehen werden können. 5.2.2 Bezugsmenge Bei Gebäuden kann man zwischen zwei Mengen unterscheiden, die als Bezugsmenge für ein objektives Maß dienen können. Dazu können entweder die Gebäude an sich oder auch die einzelnen Fassaden für die Betrachtung herangezogen werden. Eine Vermischung dieser beiden Mengen erscheint nicht sinnvoll, da es im Endeffekt auf die Zuordnung eines Wertes für das ganze Gebäude ankommt. Sind nun gewisse Konzepte nur im Zusammenhang mit den Fassaden bestimmbar, so stellt sich dann die Frage, wie diese Konzepte mit denen, die sich auf das gesamte Gebäude beziehen, zusammengefügt werden können, da ein Gebäude meistens mind. vier Fassaden besitzt. Wahrscheinlich müsste dazu eine Gewichtung durchgeführt werden. Diese Gewichtung vereitelt aber wieder die Objektivität des Wertes, da die Festsetzung bzw. die Einteilung der Gewichte in einer Skala nur subjektiv sein kann. Bei der Bestimmung der Konzepte für Landmarks aus Kapitel 2, die auf den verschiedenen Ansätzen in der Literatur zur Wahrnehmungspsychologie beruhen, gibt es einige Eigenschaften, die nur für eine einzelne Fassade einen Sinn ergeben. Man stelle sich z.B. ein graues Gebäude vor, dessen eine Seitenfassade rot gestrichen ist (mit ausreichender Sättigung). Diese Seitenfassade kann daher, wenn gewisse Bedingungen vorhanden sind (sie ist sichtbar, sie ist die einzige rote Seitenfassade in der näheren Umgebung), als Landmark dienen. Allerdings muß in diesem Fall berücksichtigt werden, von welcher Seite aus der Beobachter sich diesem Gebäude nähert. Geht man nun davon aus, daß der Beobachter bei der Verfolgung eines Weges diese Seitenfassade sehen kann, so wird sie ihm mit großer Wahrscheinlichkeit auffallen. Deshalb sollte dieses Gebäude in einer Routenbeschreibung für diesen Weg erwähnt werden. Die durchschnittliche Farbe des Gebäudes ist allerdings eher grau. Nimmt man nun die Gebäude an sich als Bezugsmenge, so würde dieses eine Gebäude nicht aufgrund der roten Seitenfassade hervorstechen, sondern höchstens wegen des Unterschiedes zur durchschnittlichen Farbe der Gebäude in der unmittelbaren Nachbarschaft. Dieser Unterschied wäre aber nicht so prägnant wie der Unterschied der einzelnen roten Fassade zu der Durchschnittsfarbe der anderen grauen Fassaden. Dieses Beispiel verdeutlicht die Schwierigkeiten, die auftreten, wenn die Gebäude an sich als Bezugsmenge genommen werden, da eben verschiedene Fassaden desselben Gebäudes unterschiedlich hervorstechen können. Daher werden für die Herleitung eines objektiven Maßes die einzelnen Fassaden als Bezugsmenge genommen. Dabei ist zu beachten, daß bei geschlossener Bauweise nicht die Vorderfront als eine Fassade betrachtet werden darf, sondern daß eine Unterscheidung nach Hauseingängen, also einfach nach Hausnummern, und ebenfalls nach der Anzahl der Kanten im Grundriß gemacht werden muß. Ansonsten würde beispielsweise eine sehr hohe Fassade auch nicht auffallen, da sie nur die Durchschnittshöhe des gesamten Gebäudes verändert, diese eine Fassade aber nicht speziell bewertet wird. Außerdem muß überlegt werden, daß gewisse Eigenschaften nicht unabhängig für jede Fassade bestimmt werden können. Die Höhe der Fassade eines Gebäudes ist z.B. nicht unabhängig von den Höhen der anderen Fassaden diese Gebäudes, da die Traufhöhen der Seitenfassaden meist gleich sind, sofern kein geneigtes Gelände vorliegt. Diese Abhängigkeit erweist sich besonders dann als schwierig, wenn die Informationsgehalte der einzelne Fassaden später zusammengefügt werden sollen, um ein Gebäude als Landmark zu identifizieren. Eine einfache Addition der Informationsgehalte der Fassaden ist aufgrund dieser Abhängigkeit dann nicht mehr möglich. Weiterhin muß dann auch überlegt werden, wie man ein Gebäude definiert, insbesondere bei geschlossener Bauweise oder z.B. Mehrfamilienhäuser mit mehreren Eingängen. Die Überlegungen für die Kombination der Werte für die einzelnen Fassaden und die Definition, was genau nun ein Gebäude ist, werden aber nicht mehr im Rahmen dieser Arbeit durchgeführt, sondern müßten ein Objekt zukünftiger Forschung sein. 5.3 Berücksichtigte Konzepte Aufgrund der bis jetzt durchgeführten Überlegungen ist es sehr schwierig, sämtliche Konzepte, die in Kapitel 2 für Landmarks gefunden wurden, zu berücksichtigen, da zuerst einmal überlegt werden muß, ob und wie sie überhaupt mit der Informationstheorie abgeprüft werden können. Daher wird versucht, soweit wie möglich die Konzepte so zu formalisieren bzw. Methoden zu finden, daß ihr Informationsgehalt mit Hilfe der Theorie von SHANNON & WEAVER bestimmt werden kann. Außerdem werden die Konzepte, so weit es geht, so verfeinert, daß sie unabhängig voneinander sind, so daß für jede Fassade die Informationsgehalte der einzelnen Konzepte addiert werden können. 5.3.1 Zugänglichkeit bzw. Standort Dieses Konzept bezieht sich darauf, ob ein Gebäude an einer Kreuzung oder entlang eines Straßenzuges steht. Aus Kapitel 2 ergibt sich, daß Gebäude an einer Kreuzung mehr Aufmerksamkeit zuteil wird als solchen, die entlang einer Straße liegen. Solche Eckhäuser sind vielleicht gerade deshalb so interessant, weil meistens mehr Fassaden sichtbar sind als bei Gebäuden entlang eines Pfades. Da als Bezugsmenge die Fassaden gewählt wurden, müssen diese nun in Verbindung mit den Knoten, also den Kreuzungen, gebracht werden. Dazu ist es am einfachsten, zu überprüfen, welche Fassaden adjazent zu einem Knoten sind. Der Grad des Knotens ( z.B. hat eine T-Kreuzung den Grad 3 und Gebäude entlang einer Straße den Grad 1) kann dann den adjazenten Fassaden zugeordnet werden. Gebäude an einer abknickenden Straße, an der keine Richtungsentscheidung getroffen werden kann, also an einem Knoten mit Grad 2, erhalten dabei ebenfalls den Grad 1, da hier keine erhöhte Aufmerksamkeit bei der Wegesuche erforderlich ist. Weiterhin stellt sich die Frage, wie die Adjazenz bestimmt werden kann. Die einfachste Lösung ist die, um jeden Knoten einen Puffer zu legen, und die Fassaden, die sich innerhalb dieses Puffers befinden, und die, die von der Puffergrenze geschnitten werden, mit dem Grad des Knotens zu versehen. Dabei erweist es sich am sinnvollsten, daß der Puffer die Form eines Kreises besitzt, um so sämtliche Fassaden zu erfassen, die höchstens den Radius von dem Mittelpunkt des Kreises, also dem Knoten, entfernt sind (s. Abbildung 10). a) Knoten mit Grad 4 b) Knoten mit Grad 5 c) Knoten mit Grad 3 d) Knoten mit Grad 2 à Grad 1 e) kein Knotenà Grad 1 Abbildung 10: Adjazenz der Fassaden Nachdem jede Fassade mit einem Grad versehen ist, werden alle Fassaden zusammen gezählt, die den gleichen Grad besitzen. Die reziproke Anzahl sämtlicher Fassaden in einem Gebiet (Referenzmenge) multipliziert mit der Anzahl der Fassaden gleichen Grades ergibt die Auftretenswahrscheinlichkeit der Fassaden, die den gleichen Grad besitzen. Da meistens mehr Gebäude entlang einer Straße vorkommen als beispielsweise an einer Kreuzung mit vier Straßen, ist die Auftretenswahrscheinlichkeit solcher Fassaden (zu einem Gebäude entlang einer Straße gehörig) größer als der anderen Fassaden. Damit ergibt sich auch, daß der Informationsgehalt der Fassaden von Eckhäusern größer ist [I = -log2(P(xi))] als der anderen Fassaden. Dabei stellt sich allerdings die Frage, wie groß wählt man das Gebiet, auf das sich die Wahrscheinlichkeiten beziehen? Da hier die Fassaden nicht nur bzgl. ihrer unmittelbaren Umgebung gemessen werden, ist es durchaus möglich, diese Berechnung auf das gesamte Stadtgebiet zu beziehen, sofern dafür ein 3D-Stadtmodell vorliegt. Außerdem wird hierfür nicht unbedingt ein Modell benötigt, sondern diese Informationen und Berechnungen können auch schon auf der Grundlage einer digitalen Karte durchgeführt werden. Dies erleichtert auch die Berechnung, da weniger Daten „mitgeschleppt“ werden müssen. Bei anderen Konzepten ist es – wie später noch gezeigt wird – nicht so leicht abzugrenzen, welches Gebiet zugrunde gelegt wird, da das Hervorstechen vieler Fassadeneigenschaften nur im Zusammenhang mit der Betrachtung der unmittelbaren Umgebung einen Sinn ergibt. Dann muß man sich fragen, was genau bzw. wie groß ist die unmittelbare Umgebung. Diese Bestimmung des „Grundgebietes“ wird aber jeweils erst bei den verschiedenen Konzepten einzeln durchgeführt. Zur Verdeutlichung sei folgendes Beispielsgebiet gegeben: Beispiel 1: Die Gesamtanzahl der Fassaden (sämtliche Fassaden, die ganz oder teilweise in der grünen Umrandung liegen) dient dabei als Referenzmenge. Es sind 169 Fassaden vorhanden. Dazu gehören: Ø sämtliche straßenseitigen Fassaden: 101 Ø Seitenfassaden, sofern sie gesehen werden können: 68 Fassaden, die adjazent mit einem Knoten vom Grad 5 sind (F5): 10 Fassaden, die adjazent mit einem Knoten vom Grad 4 sind (F4): 32 Fassaden, die adjazent mit einem Knoten vom Grad 3 sind (F3): 26 Fassaden, die adjazent mit einem Knoten vom Grad 2 sind (F1): 6 Fassaden, die nicht adjazent mit einem Knoten sind (F1): 95 169 Daraus ergeben sich folgende Auftrittswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte: Ø P(F5) = 10 / 169 è I(F5) = 4,079 bit Ø P(F4) = 32 / 169 è I(F4) = 2,401 bit Ø P(F3) = 26 / 169 è I(F3) = 2,700 bit Ø P(F1) = 101 / 169 è I(F1) = 0,743 bit Wie man erkennen kann, bestätigen sich die Vermutungen bzgl. der Auftretenswahrscheinlichkeiten. Alle Fassaden, die nicht adjazent zu einem Knoten sind, erhalten den geringsten Informationsgehalt, während die Fassaden, die adjazent zu dem Knoten mit dem Grad 5 sind, den höchsten Informationsgehalt bekommen. Der Informationsgehalt von Fassaden, die mit einer Kreuzung geringeren Grades adjazent sind, liegt dazwischen. Dies entspricht insoweit auch der Realität, da die meisten Kreuzungen entweder T-Kreuzungen oder 4er-Kreuzungen (als Kreuz oder als Kreisverkehr) sind. Ein Problem ergibt sich allerdings, wenn eine Fassade adjazent zu zwei Knoten ist (s. Beispiel 2: blaue Fassade). In diesem Fall kann eigentlich nur einzeln entschieden werden, welchem Knoten sie zugeordnet wird. Wahrscheinlich würde sie dem Knoten zugeteilt werden, der entweder den größeren Grad besitzt, oder mit der größeren Straße zusammenhängt. In dem folgenden Beispiel würde deshalb die blaue Fassade dem rechten Knoten zugeordnet werden. Allerdings läßt sich dieser Vorgang so nicht automatisieren, so daß dieses Problem noch genauer untersucht werden müßte. Wahrscheinlich würde man bei einer Routenbeschreibung in diesem Fall auch nicht das Gebäude angeben, sondern eher eine Aussage wie „in die erste Straße links einbiegen“, wenn man von dem Knoten mit dem Grad 4 herkommt. Beispiel 2: 5.3.2 Höhe Wie aus den vorherigen Kapiteln ersichtlich ist, ist die Frage nach der Bestimmung der Höhe bzw. welche Höhe für das Thema dieser Arbeit am ehesten geeignet ist, immer noch nicht ganz geklärt. Nach verschiedenen Versuchen und Überlegungen ergab sich, daß es zuerst am einfachsten ist, den Durchschnitt der Traufhöhe einer Fassade zu benutzen, damit ein Vergleich mit den Fassaden in der unmittelbaren Umgebung möglich wird. Dazu bildet man den Mittelwert der beiden Seitenkanten und ordnet diesen der Fassade zu. Eine erste Idee war die Bestimmung der Varianz einer Häuserreihe. Es wurde überlegt, daß die Varianz kleiner ist, wenn nur ein Haus hervorsticht, als wenn beispielsweise abwechselnd Häuser mit zwei verschiedene Höhen vorkommen. Allerdings ergab sich nach einigen Berechnungen, daß die Varianz auch größer wird, wenn der relative Höhenunterschied zwischen einem einzelnen Haus und seinen Nachbarn anwächst. Deshalb kann aufgrund der Varianz kein Rückschluß gezogen werden, ob nun ein einzelnes Haus extrem hervorsticht, oder ob verschiedene Höhen innerhalb der betrachteten Menge vorhanden sind. Folgendes Beispiel verdeutlicht dieses Problem: Beispiel 3: Man betrachtet eine Menge mit zehn Häuser in offener Bauweise (d.h. es sind 30 Fassaden sichtbar), von denen neun mit einer Höhe von 4 m und eines mit der Höhe von 7,5 m bzw. 8 m versehen sind. Eine weitere Häuserreihe, von denen fünf Häuser die Höhe von 3 m und fünf die Höhe von 5 m besitzen, wird ebenfalls untersucht. a.) Neun Häuser mit 4 m Höhe, ein Haus mit 7,5 m Höhe Die mittlere Höhe der 30 Fassaden errechnet sich mit n = Gesamtanzahl der Fassaden und Li die einzelnen Höhen: 1 n x = n ∑ Li = i =1 27 ⋅ 4 m + 3 ⋅ 7 , 5 m = 4 , 35 m 30 Damit lässt sich die Varianz als Maß für Streuung um den Erwartungswert wie folgt bestimmen (mit vi = x – Li): σ 2 = n 1 v i2 = 1,1405 m 2 ∑ n − 1 i =1 b.) Neun Häuser mit 4 m Höhe, ein Haus mit 8 m Höhe Mittelwert: x = 1 n n ∑L i =1 i = 27 ⋅ 4 m + 3 ⋅ 8 m = 4,4 m 30 Varianz: σ2 = 1 n 2 vi = 1,4897 m 2 ∑ n − 1 i =1 c.) Fünf Häuser mit 3 m Höhe, fünf Häuser mit 5 m Höhe Mittelwert: 1 n x= n ∑L i =1 i = 15 ⋅ 3 m + 15 ⋅ 5 m = 4m 30 Varianz: σ 2 = n 1 ∑ v i2 = 1,0345 m 2 n − 1 i =1 Die Varianzen in den Beispielen a und b unterscheiden sich dabei nicht so sehr. Dies demonstriert noch einmal das oben angeführte Problem. Aufgrund der recht ähnlichen Varianzen kann kein Schluß gezogen werden, ob ein Gebäude hervorsticht, oder ob verschiedene Höhen innerhalb der betrachteten Menge vorhanden sind. Im Beispiel c werden zur Vereinfachung zwar nur 2 verschiedene Höhen angenommen, aber es macht doch die Schwierigkeiten deutlich, die bei dem Versuch auftreten, ein Maß über die Varianz zu erhalten. Außerdem sieht man anhand Beispiel b, daß die Varianz stark zunimmt, wenn der relative Höhenunterschied anwächst. Ein zweiter Ansatz versuchte über die Höhenunterschiede zu den direkten Nachbarn ein Maß abzuleiten. Dabei trat aber schnell das Problem bei den straßenseitigen Fassaden auf, wie man beide direkten straßenseitigen Zusammenhang bringen soll. Nachbarfassaden mit der betrachteten Fassade in Beispiel 4: Das betrachtete Gebäude hat zu den beiden direkten Nachbarn einen Höhenunterschied. Die Seitenfassaden können dabei gut mit den Seitenfassaden der Nachbargebäude verglichen werden. Bei den straßenseitigen Fassaden funktioniert dies allerdings nicht so einfach. Sowohl die rechte Kante besitzt eine unterschiedliche Höhe im Vergleich zur linken Kante der rechten Nachbarfassade (blau), als auch die linke Kante zur rechten Kante der linken Nachbarfassade (rot). Bei der Bestimmung der Höhenunterschiede erhält man nicht nur verschiedene Beträge, sondern auch entgegengesetzte Vorzeichen. Beide Unterschiede müßten aber berücksichtigt werden, um ein Maß für die gesamte straßenseitige Fassade des betrachteten Gebäudes zu bekommen. Die Idee, die am einfachsten durchzuführen ist, ist auch gleichzeitig die, die den größten Erfolg verspricht. Wie oben schon erläutert, errechnet man zuerst die durchschnittliche Traufhöhe, in dem man den Mittelwert aus den beiden Seitenkanten der Fassade bildet. Da die Höhe eines Gebäudes sowohl von der Geschoßzahl als auch von der Nutzungsart abhängt, wird eine Klassifikation vorgenommen. Angelehnt an das 3D-Stadtmodell von Hamburg (dort existieren ca. 50 Klassen, die aus Erfahrungswerten gebildet wurden; siehe auch 4.1) kann hier eine ähnliche Klasseneinteilung vorgenommen werden. Folgende Werte können direkt aus der Einteilung von Hamburg übernommen werden: Nutzungsart Geschoßhöhe Wohnhaus 2,75 m Garage 2,50 m Kleingewerbe 3,50 m Tabelle 2: Klassifikation der Geschoßhöhen Klasse Grenzen 1 0 m – 2,75 m 2 2,75 m – 5,50 m 3 5,50 m – 8,25 m 4 8,25 m – 11 m 5 11 m – 13,75 m ..... ....... Tabelle 3: Klassifikation für die Nutzungsart Wohnhaus Die Nutzungsart Wohnhaus gilt dabei nur für relativ neue Gebäude. Altbauten besitzen andere Geschoßhöhen und daher auch eine eigene Klassifikation. Jede errechnete mittlere Traufhöhe einer Fassade wird in die entsprechende Klasse eingeordnet. Bezogen auf eine Referenzmenge, die noch im nächsten Abschnitt definiert wird, kann nun mittels dieser Klassenzuordnung die Auftretenswahrscheinlichkeit bestimmt werden. Beispiel 5: Man betrachtet zehn Wohnhäuser in offener Bauweise, d.h. 30 Fassaden sind sichtbar. a.) Neun Häuser mit 4 m Höhe, ein Haus mit 7,5 m Höhe Die Referenzmenge in diesem Fall besteht aus den 30 sichtbaren Fassaden. Davon liegen 27 Fassaden in Klasse 2 und 3 Fassaden in Klasse 3. Damit erhält man folgende Wahrscheinlichkeiten für das Auftreten der beiden Klassen und die daraus bestimmten Informationsgehalte: P(FKl.2) = 27 / 30 = 9 / 10 è I(FKl.2) = 0,152 bit P(FKl.3) = 3 / 30 = 1 / 10 è I(FKl.3) = 3,322 bit b.) Neun Häuser mit 4 m Höhe, ein Haus mit 12 m Höhe Die Referenzmenge besteht auch hier aus 30 Fassaden. Nun liegen 27 Fassaden in Klasse 2 und 3 Fassaden in Klasse 5. Es ergeben sich folgende Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte: P(FKl.2) = 27 / 30 = 9 / 10 è I(FKl.2) = 0,152 bit P(FKl.5) = 3 / 30 = 1 / 10 è I(FKl.5) = 3,322 bit Auch hier erhält man die gleichen Informationsgehalte wie in Beispiel a. Dieses Verfahren berücksichtigt also nicht, wie groß der Höhenunterschied tatsächlich ist. Eigentlich müßte dies mit einfließen, da das Gebäude in Beispiel b mehr hervorsticht als in Beispiel a. Da aber die Höhe nur als relativer Unterschied wahrgenommen werden kann, scheint dieser Ansatz trotzdem geeignet, um der geometrischen Eigenschaft „Höhe“ Rechnung zu tragen. Folgendes Beispiel zeigt, daß die Höhe als Maß sehr kritisch anzusehen ist: c.) Fünf Häuser mit 2,75 m Höhe, fünf Häuser mit 5 m Höhe Referenzmenge: 30 Fassaden Klasse 1: 15 Fassaden Klasse 2: 15 Fassaden Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte: P(FKl.1) = 15 / 30 = 1 / 2 è I(FKl.1) = 1 bit P(FKl.2) = 15 / 30 = 1 / 2 è I(FKl.2) = 1 bit Die Höhe ist in diesem Beispiel ein schlechtes Konzept, da nicht ein Haus direkt hervorsticht, sondern nur die abwechselnden Höhen. Diese fallen aber wesentlich weniger auf als eine einzelne auffällige Höhe. Allerdings erhalten die Fassaden hier auch alle denselben Informationsgehalt, d.h. die Höhe würde nicht das ausschlaggebende Maß für eine bestimmte Fassade sein. Das nächste Beispiel zeigt ebenfalls, daß die Höhe als Maß kritisch betrachtet werden muß: d.) Vier Häuser mit 2,75 m Höhe, vier Häuser mit 5,50 m Höhe, 2 Häuser mit 8,25 m Höhe Referenzmenge: 30 Fassaden Klasse 1: 12 Fassaden Klasse 2: 12 Fassaden Klasse 3: 6 Fassaden Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte: P(FKl.1) = 12 / 30 = 2 / 5 è I(FKl.1) = 1,322 bit P(FKl.2) = 12 / 30 = 2 / 5 è I(FKl.2) = 1,322 bit P(FKl.3) = 6 / 30 = 1 / 5 è I(FKl.3) = 2,322 bit Der Informationsgehalt der beiden höchsten Häuser ist damit größer als der übrigen Gebäude. Allerdings ist dieser Unterschied geringer als in den Beispielen a und b, so daß hiermit auch die Richtigkeit des Vorgehens bestätigt wird. Die Höhe kann in diesem Beispiel nicht als das Konzept angewendet werden. Ein Problem könnte auftreten, wenn von zehn Häusern neun 2,75 m hoch sind und eines 3 m, da dann die Höhe in zwei verschiedenen Klassen eingeteilt wird, obwohl der relative Höhenunterschied nur 0,25 m beträgt und damit einem Beobachter nicht auffallen würde. Allerdings sind die Klassen aus Erfahrungswerten gebildet, so daß dieses Problem damit behoben wird. Die Klassifikation der Geschoßhöhen bzgl. der Nutzungsart berücksichtigt z.B. auch Altbauten, deren Geschosse höher sind. Sollte sich bei der praktischen Durchführung dieses Problem nicht beheben, so müßte man die Grenzen bei der Klassifizierung für die verschiedenen Nutzungsarten nochmals empirisch erheben oder etwas flexibler gestalten. 5.3.3 Referenzmenge Im Gegensatz zur Zugänglichkeit kann die Referenzmenge für die Höhe nicht sämtliche im Stadtgebiet vorkommende Fassaden enthalten, da diese Eigenschaft viel mehr lokal betrachtet werden muß, also nur im Zusammenhang mit der unmittelbaren Umgebung. Dabei stellt sich vor allem die Frage, wie groß man diese Umgebung wählt. Eine Idee war die, mit Hilfe der Sichtbarkeit, wie sie in dem Artikel von RAUBAL & WINTER definiert wurde, sämtliche Fassaden zu finden, die mit der zu bewertenden Fassade in Verbindung gebracht werden können. In dem nachfolgenden Beispiel wird die straßenseitige Fassade des Gebäudes A betrachtet. Der rote Bereich kennzeichnet den Sichtbarkeitsbereich der Fassade. Nun müsste zu jedem Punkt innerhalb des Bereiches geklärt werden, welche Fassaden von ihm aus sichtbar sind, und anschließend über den gesamten Bereich integriert werden. Allerdings fallen Fassaden, die nur teilweise gesehen werden können, weniger ins Gewicht als andere, wie z.B. die gegenüberliegende Fassade. Daher müßte auch noch zusätzlich eine Gewichtung durchgeführt werden. Außerdem spielt bei dieser Betrachtung auch der Standort bzw. die Blickrichtung des Beobachters eine große Rolle. Der blaue Bereich kennzeichnet in dem Beispiel den sichtbaren Bereich eines Beobachters, der die waagerechte Straße von links nach rechts entlang geht. Für diesen sind sämtliche Fassaden, die hinter ihm liegen, überhaupt nicht mehr von Interesse. Daher kann die Referenzmenge auf diese Weise nicht so leicht bestimmt werden, so daß für diese Arbeit ein anderer Ansatz gewählt wird. Beispiel 6: A B Der einfachste Ansatz ist daher der, über die Knotenverbindungen zu gehen, d.h. man betrachtet alle Fassaden, die entlang einer Kante liegen. Dabei wird nicht jede Straßenseite einzeln untersucht, sondern einem Beobachter fällt ein hohes Haus sowohl auf der gegenüberliegenden als auch auf der eigenen Straßenseite auf. Allerdings muß hierbei berücksichtigt werden, daß es auch Fassaden gibt, die zu zwei Knoten adjazent sind. Deshalb kann an einer Kante evtl. auch nur eine einzige Fassade bzw. zwei Fassaden vorkommen (s. Beispiel 2). Dieser Punkt sollte relativ selten vorkommen, da das gesamte Gebäude, zu dem diese Fassade gehört, dann mehrfach erschlossen ist. Eine doppelte oder sogar dreifache Erschließung sollte aber nach den Regeln des Städtebaus möglichst vermieden werden. In einem solchen Fall muß vorher festgelegt werden, daß die Mindestanzahl von Fassaden entlang einer Kante größer oder gleich drei sein muß. Die blaue Fassade in Beispiel 2 würde dann – über die linke Kreuzung hinweg – zu den anderen Fassaden an dieser Straße zugerechnet werden. Dabei würde die nachfolgende Kreuzung als Begrenzung für die Referenzmenge dienen. Damit ergeben sich als Referenzmenge sämtliche Frontfassaden, die zwischen zwei Kreuzungen liegen, und alle dazwischen vorkommenden Seitenfassaden. Die langen Gebäude in Beispiel 6 besitzen dabei nicht so lange Fassaden, sondern sie sollen nur die zwei verschiedenen Höhen darstellen. Deshalb wurde auch das gestrichelte Haus eingefügt, um diese Situation noch einmal zu verdeutlichen. Aufgrund der obigen Überlegungen ergibt sich nun folgende Rechnung für die waagerechte Kante: Referenzmenge: 44 Dazu gehören: Ø sämtliche Frontfassaden: 16 Ø alle dazwischen liegenden Seitenfassaden: 28 Die 33 Fassaden der kleineren Gebäude besitzen eine Höhe der Klasse 1 (z.B. für die Nutzungsart Wohnhaus), die 11 Fassaden der höheren Gebäude eine Höhe der Klasse 2. Damit ergeben sich folgende Auftrittswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte: P(FKl.1) = 33 / 44 = 3 / 4 è I(FKl.1) = 0,415 bit P(FKl.2) = 11 / 44 = 1 / 4 è I(FKl.2) = 2,000 bit Hierbei wird gewiß nicht berücksichtigt, daß besonders der Sprung zwischen dem vierten hohen Haus von links und dem daneben liegenden kleinen Haus ins Auge fällt. Allerdings wurde auch schon früher erwähnt, daß die Höhe nicht unbedingt ein aussagekräftiges Maß sein muß. Um dieses Konzept aber objektiv zu bewerten, müssen Abstriche gemacht werden. Dieses Verfahren erweist sich jedoch im allgemeinen als erfolgversprechend. 5.3.4 Breite einer Fassade Die Breite und die Tiefe einer Fassade können ebenfalls – ähnlich wie die Höhe – eine Aussage darüber geben, ob ein Gebäude hervorsticht oder nicht. Dabei wird wahrscheinlich nicht bewußt die Breite bzw. die Tiefe wahrgenommen, sondern eher die Fassadenfläche. Diese kann aber nicht so einfach wie die Höhe bewertet werden, da zur Berechnung der Fläche auch die Höhe benutzt wird, so daß die Informationsgehalte von Höhe und Fläche nicht unabhängig sind. Die Unabhängigkeit der Konzepte ist allerdings gefordert, damit sie später einfach addiert werden können, um den gesamten Informationsgehalt der Fassade zu erhalten. Daher erscheint es geeigneter, die Breite bzw. die Tiefe heranzuziehen, anstatt die Fläche als Kriterium zu benutzen. Die Breite bezieht sich dabei auf die Frontseite eines Gebäudes, während die Tiefe sozusagen die `Breite` der Seitenfassaden darstellt. Im Rahmen der Bauleitplanung, die zum Städtebau gehört, werden für bestimmte Häuserarten wie z.B. freistehende Einfamilienhäuser, Doppelhäuser, Reihenhäuser und Mehrfamilienhäuser Bereiche vorgegeben, wie breit und wie tief diese Häuserarten sein sollten. Diese Bereiche können dann wie bei der Höhe in Klassen aufgeteilt werden, so daß auch hier die Zuordnung der Fassadenbreiten durchgeführt werden kann. Mit Hilfe dieser Klassifikation kann dann bzgl. einer Referenzmenge die Auftrittswahrscheinlichkeit berechnet werden. Die Referenzmenge sollte – ähnlich wie bei der Höhe – gewählt werden, also über den sichtbaren Bereich. Die Schwierigkeiten, die dabei auftreten, sind bereits im Abschnitt 5.3.3 besprochen worden. Daher werden auch hier zur Vereinfachung nur die Fassaden entlang einer Kante betrachtet. Folgende Klassifikation könnte beispielsweise zugrunde gelegt werden: Wohnhaus Breite Tiefe Freist. Einfamilienhaus ~ 10 m ~ 12 m Doppelhaushälfte ~ 10 m ~ 12 m Reihenhaus ~ 8 m – 10 m ~ 12 m – 15 m (die Eckhäuser sind breiter) Mehrfamilienhaus ~ 20 m ~ 10 m – 15 m Tabelle 4: Klassifikation der Breiten und Tiefen Klasse Grenzen 1 0 m – 15 m 2 15 m – 30 m .... .... Tabelle 5: Klassifikation für die Nutzungsart Wohnhaus Beispiel 7: Es sei ein Straßenzug mit freistehenden Einfamilienhäusern gegeben mit einer Breite von 10m und einer Tiefe von 12m. Dazwischen steht ein zweigeschossiges Mehrfamilienhaus mit einer Breite von 20m und einer Tiefe von 14m. Referenzmenge: 24 Fassaden Klasse 1: 23 Fassaden Klasse 2: 1 Fassade Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte: P(FKl.1) = 23 / 24 è I(FKl.1) = 0,061 bit P(FKl.2) = 1 / 24 è I(FKl.2) = 4,585 bit In diesem Straßenzug fällt das Mehrfamilienhaus besonders wegen seiner straßenseitigen Fassade auf, da sie doch breiter ist als alle anderen, sowohl als die Seitenfassaden als auch als die restlichen Frontfassaden. Außerdem ist in diesem Beispiel nur die Frontfassade breiter, so daß auch der Informationsgehalt im Vergleich sehr viel größer ist. Ist nicht nur die Frontfassade des Mehrfamilienhauses beispielsweise breiter, sondern auch noch die Seitenfassaden, so erhalten alle drei Fassaden einen höheren Informationsgehalt als die anderen. Dieser ist allerdings dann im Verhältnis zu den restlichen Fassaden doch geringer als in dem obigen Beispiel, wie man an der folgenden Rechnung erkennen kann: Referenzmenge: 24 Fassaden Klasse 1: 21 Fassaden Klasse 2: 3 Fassaden Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte: P(FKl.1) = 21 / 24 è I(FKl.1) = 0,193 bit P(FKl.2) = 3 / 24 è I(FKl.2) = 3,000 bit Ähnlich wie bei der Höhe kann die Breite einer Fassade auch nicht unbedingt als das Maß zur Bestimmung eines Landmarks angesehen werden. Allerdings fallen Fassaden im Vergleich zu denen aus der unmittelbaren Umgebung schon ins Auge, wenn ihre Breite deutlich abweicht. Deshalb ist es auch sinnvoll, dies zu berücksichtigen. Aufgrund einer größeren Breite kann die Fassade auch viel wuchtiger wirken. Dabei wird aber eher die Fläche auffallen, die jedoch, wie oben schon erwähnt, nicht so einfach zu bewerten ist, ohne die Unabhängigkeit der Konzepte aufzugeben. 5.3.5 Krümmung der Fassade Dieser Abschnitt kann den geometrischen Eigenschaften einer Fassade zugeordnet werden Er befaßt sich hauptsächlich mit den Oberflächen bzw. ihre Ober- und Unterkanten bzgl. ihrer Krümmung. Dabei bestehen diese Kanten entweder schon, oder man verbindet die Endpunkte der Seitenkanten miteinander. Dies muß vor allem dann geschehen, wenn das Gebäude kein Flachdach besitzt, und die Fassade betrachtet werden soll, die den Giebel mit einschließt. Da hier wie bei der Höhenuntersuchung nur die Traufhöhe benutzt wird, müssen gerade an der Giebelseite die oberen Endpunkte der Seitenkanten zur Oberkante verbunden werden, um eine Aussage über die Krümmung machen zu können. Eine Ebene besitzt dabei die Krümmung Null. Ein runder Turm beispielsweise hat zwar die Form eines Zylinders, aber die Mantelfläche des Zylinder hat genau wie eine Ebene die Krümmung Null, da sie in die Ebene abwickelbar ist. Solche abwickelbaren Flächen werden auch Torsen genannt. Da Torsen genau wie Ebenen die Krümmung Null aufweisen, kann zur Bestimmung dieser besonderen Architektur, wie sie z.B. ein Turm besitzt, nicht die Krümmung einer Fläche benutzt werden. Deshalb erscheint es sinnvoll, sowohl die Krümmung der Ober- als auch der Unterkante einer Fassade zu ermitteln und diese dann zu vergleichen und in Zusammenhang zu bringen. Dabei wird in der Differentialgeometrie als Krümmung einer Kurve im Punkt M „eine Zahl genannt, die die Abweichung der Kurve in der unmittelbaren Umgebung dieses Punktes von einer Geraden angibt“ (BRONSTEIN ET AL. 1995). Diese Krümmung kann mittels des Ortsvektors, der von der Bogenlänge abhängt, berechnet werden: v v r = r (s ) Diese natürliche Darstellung einer Kurve sei zweimal stetig differenzierbar. Dann heißt 2v v &rv& = d r = k ds2 der Krümmungsvektor und v d 2r K = = ds 2 x ' '2 + y ' '2 + z ' '2 die Krümmung, wobei die Ableitungen nach s, also nach der Bogenlänge gebildet werden. Mit Hilfe dieser Formeln können die Krümmungen der Ober- und Unterkante einer Fassade berechnet werden. Sofern sie gleich Null sind, sind beide Kanten Geraden und die Fassadenfläche kann als Ebene angesehen werden. Sobald eine oder beide Kanten eine Krümmung ungleich Null besitzen, kann auch die Fläche als gekrümmt und damit als auffällig angenommen werden. Dabei reicht die Betrachtung der Ober- und Unterkanten aus, da Gebäude sehr selten nach außen gewölbt sind, sondern eher die Form eines Zylinders aufweisen. Bei einem Zylinder sind die Mantellinien oder Meridiane Geraden, wohingegen die Breitenkreise Ellipsen oder Kreisen entsprechen. Deshalb genügt es, die Krümmung der Breitenkreise zu bestimmen, die den Zylinder oben und unten begrenzen, also über die Oberund Unterkante. Beispielsweise gibt es auch Gebäude, bei denen nur die Unterkante eine Gerade ist und die Oberkante eine Krümmung ungleich Null aufweist, und umgekehrt. Gerade solche Fassaden ziehen die Aufmerksamkeit auf sich, da sie sich völlig aus dem Alltäglichen abheben. Allerdings muß auch diese Besonderheit nur bzgl. der unmittelbaren Umgebung betrachtet werden. Um nun die Informationstheorie anwenden zu können, benötigt man wiederum eine Referenzmenge. Diese kann ebenfalls wie die Referenzmenge für die Höhe bestimmt werden bzw. man benutzt die gleiche Menge. Beispiel 8: In dieser Reihe kann man 27 glatte Fassaden und eine gekrümmte Fassade erkennen. Wegen dieser Krümmung kann der Turm auch nur eine Fassade besitzen. Für jede Fassade werden nun die Krümmungen der Ober- und Unterkanten berechnet. Bei den ebenen Fassaden erhalten alle Ober- und Unterkanten die Krümmung Null, während bei dem Turm beide Kanten die Krümmung 1 / R (R = Radius des Kreises) bekommen. Aufgrund der Krümmungen können folgende Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte berechnet werden: P(FK=0) = 27 / 28 è I(FK=0) = 0,052 bit P(FK=1/R) = 1 / 28 è I(FK=1/R) = 4,807 bit Damit erhält der Turm wegen seiner besonderen Architektur noch zusätzliche Informationen, die den Überraschungseffekt ausdrücken, wenn ein Fußgänger an ihm vorbei geht, da eher ein rechteckiges Haus in dieser Reihe erwartet wird. Diese Berechnung ist unabhängig von der Höhe und der Zugänglichkeit, so daß diese Informationsgehalt am Ende addiert werden können, um den gesamten Informationsgehalt der Fassade zu bestimmen. 5.3.6 Farbe Dieses Konzept wird zu den Fassadenattributen gezählt. Zusammenfassend werden Attribute wie z.B. die Farbe oder das Material als Textur bezeichnet (è Abschnitt 2.9). Man kann zwar annehmen, daß das Material aus der Textur extrahierbar ist, oder daß es als Attribut im 3DStadtmodell bereits vorliegt, aber die Bewertung der Materialen erweist sich doch als schwierig. Ein großes Problem dabei ist die Abhängigkeit zwischen Material und anderen Attributen, nicht zuletzt auch mit der Farbe. Deshalb wird in dieser Arbeit einzig die Farbe als Fassadenattribut berücksichtigt, die aus der Phototextur einfach berechenbar ist. Dabei betrachtet man aber nur die durchschnittliche Farbe der gesamten Fassade. Als erstes stellt sich die Frage, welchen Farbraum man zugrunde legt. Die aus der Textur bestimmte Durchschnittsfarbe liegt im RGB-Farbmodell vor. Dieses Modell kann man sich in einem kartesischen Koordinatensystem als Würfel mit der Kantenlänge 1 vorstellen, dessen eine Ecke im Ursprung liegt [(0,0,0) = schwarz] und die Kanten auf den positiven Achsen. Damit ergeben sich folgende Werte für rot (R), grün (G) und blau(B): Blau = (0, 0, 1) Cyan = (0, 1, 1) Magenta = (1, 0, 1) Weiß = (1, 1, 0) Schwarz = (0, 0, 0) Grün = (0, 1, 0) Rot = (1, 0, 0) Gelb = (1, 1, 0) Für die Bestimmung eines Maßes sind aber am ehesten die einzelnen Farbabstände geeignet. Dazu ist es nötig, die vorher ermittelten RGB-Werte in einen anderen Farbraum zu transformieren. Für die Berechnung von Farbabständen ist der CIE L*a*b*-Farbraum definiert worden (DIN 6174), der statistisch der visuellen Farbwahrnehmung des Menschen entspricht. Er erfüllt dabei die Forderung visueller Gleichabständigkeit. Abbildung 10: Der L*a*b*-Farbraum Deshalb muß zuerst eine Transformation der RGB-Werte in die Normfarbwerte X,Y, und Z (DIN 5033), die auch von der CIE (Commission Internationale de l’Eclairage) aufgrund der verschiedenen Wellenlängen festgelegt worden sind, durchgeführt werden, und anschließend die Transformation in den CIE L*a*b*. Die erste Transformation entspricht dabei einer einfachen Matrixmultiplikation: X Y = M Z R ⋅ G B Bei der zweiten Transformation gelten dann die folgenden Beziehungen (DIN 6174, SCHOPPMEYER 1991): L* = 116 ⋅ 3 (Y / Yn ) − 16 ( b* = 200 ⋅ ( a* = 500 ⋅ ( X / X n ) − 3 (Y / Yn ) ) 3 (Y / Yn ) − 3 (Z / Z n ) ) 3 mit: X/Xn, Y/Yn, Z/Zn > 0,01 „Xn, Yn, Zn sind die Normfarbwerte der vollkommen mattweißen Fläche für die Lichtart und den Normalbeobachter, auf die sich die Normfarbwerte X, Y, Z beziehen“ (DIN 6174). Für die verschiedenen Normlichtarten und Normalbeobachter, die in der Praxis vorkommen, sind die Werte für Xn, Yn, Zn ebenfalls in der DIN 6174 angegeben. Mit Hilfe der Farbmaßzahlen L*, a*, b* kann nun der Farbabstand wie folgt berechnet werden: ∗ ∆E ab = (L ∗ P − L∗B ) + (a 2 ∗ P − a B∗ ) + (b 2 ∗ P − bB∗ ) 2 Die Indizes P und B stehen dabei für Probe und Bezug. Mittels photogrammetrischer Verfahren können aus der Phototextur die RGB-Werte der durchschnittlichen Fassadenfarbe bestimmt werden. Die Umrechnung in die L*a*b*-Werte erfolgt mit den o.a. Formeln, die dann durch Punkte in dem dreidimensionalen Farbraum repräsentiert werden. Das nächste Problem, das auftritt, ist nun die Einteilung dieses Farbraums in verschiedene Cluster, also in Gebiete, die ähnliche Farben beinhalten. Die Ähnlichkeit der Farben bzw. die Cluster-Bildung kann dabei über die einzelnen Farbabstände ermittelt werden. Ist der Abstand von einem Punkt zu einem anderen relativ gering, so wird keine der beiden Fassaden aufgrund ihrer Farbe einem Fußgänger auffallen. Ebenso kann ein sehr großer Abstand im Farbraum auf große Farbunterschiede zwischen den Fassaden hinweisen. Da sich das Konzept der Farbe auch nur auf die Referenzmenge bezieht, die bereits in den vorhergehenden Abschnitten (5.3.2, 5.3.4, 5.3.5) zugrunde gelegt worden ist, erhält man eine endliche Zahl an Farbwerten. Für die Klassenbildung selbst gibt es verschiedene Möglichkeiten. Beispielsweise kann „Zahn’s Clustering Algorithm“ angewendet werden, der zuerst einen Graph konstruiert, welcher die Punkte mit den kleinsten Abständen zueinander verbindet (MST = Minimum Spanning Tree). Innerhalb dieses Graphen werden alle inkonsistenten Kanten identifiziert und entfernt, so daß daraus die einzelnen Cluster entstehen. Dabei ist eine Kante genau dann inkonsistent, wenn ihre Länge signifikant größer ist als der Durchschnitt der benachbarten Kanten. Dabei wird die Inkonsistenz nicht genau definiert, sondern es werden verschiedene Kriterien in der Literatur vorgeschlagen, nach denen man die inkonsistenten Kanten identifizieren kann. Ein Kriterium dafür ist z.B. die Überprüfung, ob die betrachtete Kante länger ist als die doppelte Durchschnittslänge der bereits im Cluster liegenden Kanten. Allerdings kann es dann vorkommen, daß ein paar Punkte sehr nah beieinander liegen (Punkte besitzen fast denselben Farbwert), so daß ihr Abstand sehr gering ist. Ein etwas weiter entfernt liegender Punkt würde dann über das Kriterium ausgeschlossen werden, obwohl die Farben so ähnlich sind, daß sie bzgl. der Wahrnehmung des Menschen einem Cluster zugeordnet werden könnten. Dieser Kritikpunkt, der Entfernung von Kanten, die nicht inkonsistent sind, wird auch schon in der Literatur genannt. Eine weitere Möglichkeit für die Cluster-Bildung ist ein „Nearest-Neighbour“-Verfahren. Dazu werden die Farbwerte aller Fassaden der Referenzmenge in den L*a*b*-Farbraum abgebildet und sämtliche Distanzen berechnet. Zufällig wird ein Startwert ausgewählt, der nächste Nachbar gesucht und überprüft, ob die Distanz über oder unter einem Schwellwert liegt. Ist sie größer, so wird der Cluster abgeschlossen, und der nächste Punkt dient als neuer Startwert. Ist sie kleiner, so wird der Punkt dem Cluster hinzugefügt. Danach wird wieder der nächste Nachbar zu den beiden Punkten im Cluster gesucht. Es wird der Durchschnitt aller Distanzen von den Punkten im Cluster zum überprüfenden Punkt gebildet. In diesen Durchschnitt dürfen die Distanzen innerhalb des Clusters nicht mit einfließen. Besteht das Cluster beispielsweise aus drei Punkten mit infinitesimal kleinen Abständen, so werden bei der Überprüfung des nächsten Punktes, der weit entfernt liegt, die Summe der drei großen Abstände durch sechs geteilt. Die infinitesimal kleinen Abstände haben dann keinen Einfluß auf den Durchschnitt. Dies führt aber zu einem Wert, der unter dem Schwellwert liegen kann. Dieser Punkt würde dem Cluster hinzugefügt werden, obwohl die Farbe, die er repräsentiert, deutlich hervorstechen würde. Daher werden für die Durchschnittsbildung nur die Abstände der Punkte des Clusters zum überprüfenden Punkt benutzt. Nun muß getestet werden, ob der Durchschnitt größer oder kleiner als der Schwellwert ist. Danach wird dann entschieden, ob der Punkt dem Cluster hinzugefügt wird, oder ob der Cluster abzuschließen ist. Der festzusetzende absolute Schwellwert umgeht dabei den obigen Kritikpunkt. Außerdem vermeidet diese Art der Durchschnittsbildung langgezogene Cluster, die bei dem Zahn- Algorithmus auch gebildet werden können, da dort nur die benachbarten Kanten berücksichtigt werden. Die Bestimmung des Schwellwertes stellt dabei das größte Problem dar. Dazu müßte eine weit angelegte empirische Untersuchung durchgeführt werden. Für diese Arbeit wird jedoch nur im kleinen der Schwellwert definiert, der sich auf bestimmte Farben stützt. Folgende Überlegung ist dabei gemacht worden: Für jede der vier Farben rot, blau, grün und gelb sind drei Kästchen gefüllt worden. Das erste Kästchen dient als Referenzfarbe, das zweite Kästchen beinhaltet eine sehr ähnlich Farbe, d.h. man würde beide Farben in ein Cluster einordnen, und das dritte Kästchen besitzt zwar eine Farbe aus dem Farbbereich, die aber doch so unterschiedlich ist, daß sie deutlich wahrgenommen wird. Alle RGB-Werte werden in L*a*b*-Werte umgerechnet. Danach werden die Distanzen zwischen dem ersten und dem zweiten Kästchen und zwischen dem ersten und dem dritten Kästchen für alle vier Farben berechnet. Der Schwellwert für jede Farbe muß dann zwischen diesen beiden Distanzen liegen. Über die vier Farben kann das Intervall noch eingegrenzt werden, in dem der Schwellwert zwischen der größten Distanz zwischen den ersten beiden Kästchen und der kleinsten Distanz zwischen dem ersten und dem dritten Kästchen festgesetzt wird. d1 = 93,574 d2 = 126,925 d1 = 90,766 d2 = 185,331 d1 = 66,689 d2 = 138,005 d1 = 71,617 d2 = 112,649 Aufgrund der obigen Überlegungen muß der Schwellwert in dem Intervall [93,574|112,649] liegen. Folgender Schwellwert wird im weiteren benutzt: Schwellwert = 100 Für die Bestimmung der Wahrscheinlichkeit innerhalb dieser Cluster kann man verschiedene Verfahren anwenden. Einmal kann die Dichte über die „Nearest-Neighbour Estimation“ oder das Parzen-Fenster geschätzt werden. Beide beziehen sich dabei auf eine Schätzung mit Hilfe der Formel aus DUDA ET AL. (2000): v k /n pn (x ) = n Vn v v v Dabei bezeichnet p n ( x ) die n-te Schätzung der Dichte p( x ) eines Merkmalvektors x , n die Gesamtanzahl der Punkte, kn die Anzahl der Punkte im n-ten Hyperwürfel und Vn das Volumen des n-ten Hyperwürfels. Um die aus der Cluster-Bildung gefundenen Gebiete wird ein Würfel mit der gleichen Dimension wie der Merkmalsvektor gelegt. Da der Farbraum die Dimension drei besitzt, kann hier ein einfacher Würfel benutzt werden. Mit Hilfe dieses Würfels wird dann die Dichte geschätzt, aus der die Wahrscheinlichkeit berechnet werden kann. Die Verfahren unterscheiden sich in der Hinsicht, welche ob kn oder Vn variiert wird. Bei der „Nearest-Neighbour Estimation“ wird die Anzahl der Punkte festgelegt, die in den Würfel fallen sollen, also kn, während das Parzen-Fenster über das Volumen Vn bestimmt wird. In beiden Verfahren müssen dazu Schwellwerte für kn bzw. Vn festgesetzt werden. Für diese Schwellwertbildung kann allerdings keine profunde Aussage gemacht werden, so daß sie am besten empirisch ermittelt wird. Ist die Cluster-Bildung jedoch schon durchgeführt worden, können die Würfel um die Cluster gelegt und mit der obigen Formel aus der Dichte die Wahrscheinlichkeit berechnet werden. Eine einfachere Lösung bietet auch hier, wie in den Abschnitten zuvor, der frequentistische Ansatz. Nach der Cluster-Bildung wird ausgezählt, wie viele Fassaden der Referenzmenge in jeden einzelnen Cluster fallen. Die Anzahl der Fassaden in einem Cluster dividiert durch die Gesamtanzahl ergibt schließlich die Wahrscheinlichkeit, aus der der Informationsgehalt berechnet wird. Folgendes Beispiel soll die Farbbewertung noch einmal verdeutlichen.: Beispiel 9: a.) b.) In beiden Beispielen ist eine Reihe von 10 freistehenden Einfamilienhäuser gegeben, d.h. 30 Fassaden sind sichtbar. Im ersten Beispiel sticht das rote Gebäude deutlich hervor, wohingegen im zweiten Beispiel alle Fassaden eine ähnliche Durchschnittsfarbe besitzen. Die Fassaden sind von links nach rechts durchnumeriert, z.B. besitzt das erste Gebäude in der Reihe die Fassaden 1, 2 und 3. Die einzelnen Fassaden haben folgende RGB-Werte: a.) weiß: 255, 255, 255 beige: 255, 255, 204 rot: 255, 0,0, b.) beige: 255, 255, 204 weiß: 255, 255, 255 lachs: 255, 204, 153 hellgelb: 255, 255, 153 Mittels der Matrix 0,4303 0,3416 0,1782 M = 0,2219 0,7068 0,0713 , 0,0202 0,1296 0,9387 die aus SCHOPPMEYER (1991) für die Bildschirmphophore (EBU-Phosphore) übernommen wird, können nun die Normfarbwerte X, Y, Z, und aus diesen die folgenden L*, a*, b* mit den o.a. Formeln berechnet werden: a.) weiß: 142,479; -0,096; 0,042 beige: 141,722; -5,483; 15,444 rot: 79,945; 110,956; 93,093 b.) beige: 141,722; -5,483; 15,444 weiß: 142,479; -0,096; 0,042 lachs: 132,942; 5,771; 22,442 hellgelb: 140,958; -11,065; 33,351 Damit erhält man die Farbabstände aus der Farbabstandsformel: a.) weiß – beige: 16,335 weiß – rot: 157,802 beige – rot: 152,982 b.) beige – weiß: 16,335 beige- lachs: 15,897 beige – hellgelb: 18,772 weiß – lachs: 25,043 weiß – hellgelb: 35,102 lachs – hellgelb: 21,604 Cluster-Bildung: a.) Man wählt zufällig einen Punkt im Farbraum aus, z.B. einen, der die Fassade 13 repräsentiert. Der nächste Nachbar ist der Punkt für die Fassade 14, da der Abstand infinitesimal klein ist. Damit liegen beide Punkte in Cluster 1. Danach wird die Fassade 15 ebenfalls wegen ihres infinitesimalen Abstandes dem Cluster hinzugefügt. Der nächste Nachbar zu den drei Punkten ist einer der Punkte für die Farbe beige, d.h. eine der Fassaden 7 – 9 oder 22 – 27, z.B. Fassade 7. Der durchschnittliche Abstand, der sich ergibt, beträgt: A= 152 ,982 + 152 ,982 + 152 ,982 = 152 ,982 3 Dieser liegt über dem Schwellwert, so daß der erste Cluster gefunden worden ist und abgeschlossen wird. Der nächste Cluster beginnt nun mit dem zuletzt betrachteten Punkt (Fassade 7). Innerhalb dieses Clusters sind aufgrund der infinitesimal kleinen Abstände alle beigen Fassaden (8, 9 22 – 27) vertreten. Danach wird als nächster Nachbar ein Punkt identifiziert, der die Farbe weiß für die Fassaden (1 – 6, 10 – 12, 16 – 21 und 28 – 30) repräsentiert. Beispielsweise wird dann der Punkt für die Fassade 1 ausgewählt. Der Durchschnitt der Abstände zu diesem Punkt beträgt: A = (9 * 16,335) / 9 = 16,335 Dieser liegt unter dem festgesetzten Schwellwert, so daß nach weiterer Rechnung auch alle weißen Fassaden dem zweiten Cluster hinzugefügt werden. Damit ergeben sich in diesem Beispiel zwei Cluster: Cluster 1 beinhaltet die Farbe rot, Cluster 2 die Farben weiß und beige. b.) Wie im ersten Beispiel wird auch hier ein zufälliger Startwert gewählt, z.B. der Punkt, der die Fassade 1 (beige) repräsentiert. Die nächsten Nachbarn sind dann aufgrund ihrer infinitesimal kleinen Abstände die Fassaden mit der gleichen Farbe (2, 3, 13 –15, 25 – 30). Danach ergibt sich eine der Fassaden mit der Farbe lachs (7 – 9, 22 – 24), z.B. Fassade 7. Der durchschnittliche Abstand entspricht hier dem Abstand beige – lachs = 15,897. Dieser liegt unter dem Schwellwert, so daß die Fassade hinzugefügt wird. Wegen der infinitesimal kleinen Abstände werden dann auch alle anderen lachsfarbenen Fassaden diesem Cluster zugeordnet. Danach werden sämtliche hellgelben und schließlich alle weißen Fassaden dem Cluster hinzugefügt, da die Abstände lachs – hellgelb und hellgelb – weiß kleiner als der Schwellwert sind, und wegen der Konstruktion der Beispiele nur diese Abstände betrachtet werden müssen. Damit erhält man in diesem Beispiel nur ein einziges Cluster. In beiden Beispielen besitzen Fassaden eines Gebäudes nicht nur eine sehr ähnliche, sondern eine identische Farbe, so daß hier direkt die oben bestimmten Farbabstände bei der ClusterBildung benutzt werden können. In der Realität bzw. in einem 3D-Stadtmodell werden jedoch selten Fassaden identische Farbwerte haben. Dadurch wird die Cluster-Bildung nicht ganz so einfach durchzuführen sein. Im nächsten Schritt werden nun die Wahrscheinlichkeiten ermittelt: a.) Cluster 1 beinhaltet die Farbe rot, Cluster 2 die Farben weiß und beige. Von der Referenzmenge von 30 sichtbaren Fassaden fallen nun 3 in Cluster 1 und 27 in Cluster 2. Daraus ergeben sich folgende Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte: P(FCl.1) = 3 / 30 è I(FCl.1) = 3,322 bit P(FCl.2) = 27 / 30 è I(FCl.2) = 0,152 bit b.) Cluster 1 beinhaltet sämtliche Farben: weiß, beige, hellgelb und lachs. Alle 30 sichtbaren Fassaden liegen in diesem Cluster, so daß man nur eine Auftretenswahrscheinlichkeit und damit einen Informationsgehalt von Null erhält: P(FCl.1) = 30 / 30 = 1 è I(FCl.1) = 0 bit Im ersten Beispiel kann das rote Gebäude aufgrund seiner Farbe als Landmark dienen, so daß der Informationsgehalt der roten Fassaden auch deutlich höher sein muß. Im zweiten Beispiel dagegen ist keine Fassade wegen ihrer Farbe sehr auffällig. Daher sollte auch jede Fassade den gleichen Informationsgehalt bekommen bzw. die Farbinformation ist nicht relevant. Die Farbbewertung an sich stellt ein sehr großes Problem dar. Diese Arbeit versucht eine möglichst einfache Lösung zu finden, Fassadenfarben zu bewerten. Schwierigkeiten gibt es sicherlich, wenn die Fassade nicht nur in einer Farbe gestrichen ist, sondern wenn mehrere Farben, die eventuell auch ein Bild darstellen können, benutzt werden. Dadurch verändert sich die Durchschnittsfarbe. Deshalb müßte die Berechnung noch verfeinert werden. Allerdings kann dies nur mit Hilfe einer empirischen Untersuchung geschehen, die nicht mehr im Rahmen dieser Arbeit liegt. 5.3.7 Zeichen und Markierungen Dieses Konzept läßt sich relativ einfach überprüfen, wenn die Textur der Fassade als Phototextur vorliegt. Mit Hilfe photogrammetrischer Verfahren werden die Fotos der Fassaden entzerrt und mit den generierten Gebäude im 3D-Stadtmodell verbunden. Diese Bilder lassen sich auch daraufhin bearbeiten, gewisse Regelmäßigkeiten zu erkennen. Mittels Hochpaß-Filtern können beispielsweise Kanten (Fensterrahmen, Türen) verstärkt werden, da sie nur die hohen Frequenzen passieren lassen und die niedrigen eliminieren. Dies führt dazu, daß großräumige Strukturen unterdrückt werden (FÖRSTNER 2001). Allerdings werden diese Hochpaß-Filter meist mit Tiefpaß-Filtern zu Bandpaß-Filtern kombiniert, um das Rauschen, das auch durch den Hochpaß-Filter durchgelassen wird, zu verringern. Ein weiteres Verfahren, welches für diesen Abschnitt relevant ist, ist der Prozeß der Mustererkennung. Er ist zurückzuführen auf das Zuordnungs- oder Korrespondenzproblem (engl. matching). Hierbei sind die Beschreibungen von zwei Objekten gegeben, und man sucht entweder eine möglichst gute Abbildung zwischen den Beschreibungen oder die Identifizierung zuzuordnender Teile der Beschreibungen. Für diese Arbeit ist die Identifizierung von Buchstaben und Zahlen interessant, die mit Hilfe der Kreuzkorrelation erkannt werden können. Insbesondere Schriftzüge von Kaufhäusern, der Post und anderen allgemein bekannten Geschäften aber auch Straßenschilder können als Wegweiser dienen. Über den Mustererkennungsprozeß lassen sich diese identifizieren. Dabei muß bei den weiteren Überlegungen berücksichtigt werden, welche Schriftzüge in welcher Art und Weise bewertet werden sollen. Läßt man einmal die Straßenschilder außer Acht, so kann jeder andere Schriftzug (aus dem kommerziellen Bereich) ab einer bestimmten Größe den Informationsgehalt einer Fassade aufwerten. Praxisschilder u.ä. fallen dabei weniger ins Auge als der große, vielleicht auch sogar beleuchtete Schriftzug einer Kaufhauskette. Deshalb sollten vermutlich auch nur solche Schilder mit in die Berechnung aufgenommen werden. Ein Problem dabei ist sicherlich auch der Plazierungsort des Schriftzuges auf der Fassade. Es gibt einige Namensschilder von großen Firmen, die auf dem Dach des Firmengebäudes angebracht sind. Diese sind von weit weg sichtbar und können daher als global Landmarks angesehen werden. Ein Fußgänger jedoch wird diesen Schriftzug nicht unbedingt wahrnehmen, insbesondere dann, wenn er sich unmittelbar vor diesem Gebäude befindet. Außerdem wurde in Kapitel 2 beschlossen, global Landmarks aus der Betrachtung auszuschließen. Deshalb muß bei der Bewertung bzw. bei der Herleitung des Maßes der Ort der Schilder berücksichtigt werden. Dies kann dadurch geschehen, daß man beispielsweise nur die untere Hälfte einer Fassade einbezieht. Dabei ist es am einfachsten, man bestimmt bzgl. einer Referenzmenge wieviel Fassaden einen Schriftzug aufweisen, und ermittelt über die Häufigkeit den Informationsgehalt. Die Aussagekraft des Schildes selbst, also z.B. der Name, wird dabei allerdings nicht berücksichtigt. Dieser kann aber zusätzlich in einer Routenbeschreibung genannt werden, da er meist als Attribut abgespeichert ist. Folgendes Beispiel verdeutlicht diese Überlegung: Beispiel 10: K K Von diesen zehn Häusern sind 30 Fassaden sichtbar. Eine Fassade besitzt einen Schriftzug, der über den Mustererkennungsprozeß erkannt wurde. Damit ergeben sich folgende Auftrittswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte (Fo = Fassade ohne Schriftzug; Fm = Fassade mit Schriftzug): P(Fo) = 29 / 30 è I(Fo) = 0,049 bit P(Fm) = 1 / 30 è I(Fm) = 4,907 bit Aufgrund dieses Schriftzuges ist diese Fassade besonders prägnant, auch wenn sie – wie in diesem Beispiel – nur entlang einer Straße vorkommt. Die Nennung dieses Gebäudes bzw. dieser Fassade würde jemandem, der sich mit Hilfe einer Routenbeschreibung zurechtzufinden versucht, das Gefühl geben, auf dem richtigen Weg zu sein. Innerhalb einer Geschäftsstraße hingegen würde kein Gebäude wegen seines Schriftzuges auffallen. Einzig die Eckhäuser würden wahrscheinlich genannt werden, was aber auf ihre Zugänglichkeit bzw. ihren Standort zurückzuführen ist, der in diesem Fall gesondert bewertet wird. 5.3.8 Relief Unter dem Relief werden hierbei Besonderheiten der Fassade, wie z.B. Ornamente, Erker u.ä. verstanden. Solche Auffälligkeiten ragen meist aus der relativ glatten Fassadenoberfläche hervor. Setzt man nun die glatte Oberfläche als Referenzebene mit der Höhe 0 an, so können die herausragenden Teile über den Höhenunterschied bzgl. der Referenzebene festgestellt werden. Dabei werden allerdings nicht die einzelnen Teile erkannt, sondern nur die verschiedenen Höhendifferenzen. Mit Hilfe von photogrammetrischen Verfahren kann die Phototextur abgetastet werden, um so evtl. vorhandene Höhenunterschiede zu detektieren. Dieser Abtastvorgang kann so verstanden werden, daß ein Gitternetz über die Fassade gelegt wird, und an den Gitterpunkten die Höhen gemessen werden. Die Feinheit des Gitters ist dabei ein entscheidender Punkt für die Genauigkeit der Abtastung und die späteren Bewertung. Je feiner das Gitter ist, desto mehr Abtastpunkte sind vorhanden, und man erhält mehr repräsentative Werte. Im ersten Ansatz werden vorher mit Hilfe von Filtern die Kanten verstärkt, um Regelmäßigkeiten wie Fenster und Türen zu erkennen. Diese könnten dann ebenfalls mit der Höhe 0 belegt werden, um so die Höhenunterschiede von Fenster- und Türrahmen von vorne herein auszuschließen. Schwierig wird es dann, wenn ein Erker oder ein Balkon aufgrund der Kantenverstärkung auch mit der Höhe 0 belegt wird. Weiterhin ist die Annahme, daß Höhenunterschiede auf einer Fassade erst ab einem gewissen Wert wahrgenommen werden, so daß ein Schwellwert bestimmt werden muß. Ein weiterer Ansatz unterläßt diese vorherige Belegung von Fenstern und Türen mit einer Höhe. Man geht auch hier davon aus, daß geringfügigen Differenzen z.B. bei einem Türrahmen erst gar nicht erkennbar sind. Auffällig sind sie sicher nicht, da jeder Mensch aufgrund seines Wissens und seiner Erfahrung schon annimmt, daß beispielsweise eine Fensterbank meistens etwas hervorsteht. Allerdings muß dabei überlegt werden, daß es auch viele Ornamente gibt, die nur gering herausragen. Diese würden wegen des Schwellwertes ebenfalls nicht erkannt. Wie man deutlich sehen kann, weisen beide Ansätze unterschiedliche Probleme auf. Daher stellt sich die Frage, welcher Ansatz generell besser geeignet ist. Das Hauptproblem besteht dabei, wie man Regelmäßigkeiten ausschließen und nur die Besonderheiten berücksichtigen kann. Dabei scheint der zweite Ansatz eher dieses Problem in den Griff zu bekommen. Da auf fast jeder Fassade Fenster und / oder Türen vorhanden sind, und die dadurch auftretenden Höhenunterschiede mit gemessen werden, ergibt sich bei dem Vergleich dieser Fassaden mit denen in der unmittelbaren Umgebung kein relevanter Unterschied. Deshalb kann der zweite Ansatz auch genommen werden, um ein evtl. vorhandenes besonderes Relief aufzudecken. Allerdings muß immer noch die Frage nach der Größe des Schwellwertes geklärt werden. Nach dem Abtast- oder Sampling-Theorem von Nyquist muß die Abtastrate halb so groß wie der wahrnehmbare Höhenunterschied sein. Setzt man nun voraus, daß Höhendifferenzen von 20 cm erkannt werden, so muß die Fassade alle 10 cm abgetastet werden, um das Relief vollständig wieder zugeben, d.h. man konstruiert ein Abtastgitter mit einer Maschenbreite von 10 cm und mißt an den Gitterpunkten die Höhenunterschiede. Diese können dann in ein Histogramm eingetragen werden, und man bestimmt über die Gesamtanzahl der Gitterpunkte oder sog. „Samples“ die Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte der einzelnen Samples. Aufgrund der Berechnung sind die Auftretenswahrscheinlichkeiten unabhängig, so daß die Informationsgehalte addiert werden können. Um nun den Informationsgehalt der gesamten Fassade zu bekommen, errechnet man das gewichtete Mittel. Wegen des Bezuges zur Gesamtanzahl der Samples werden dadurch auch direkt die Fassaden vergleichbar. Beispiel 11: a.) Es sei eine Fassade gegeben, die mit einer Maschenbreite von 50 cm abgetastet wird. Die Fassade besitzt folgende Maße: 10 m breit und 3 m hoch. Die Hälfte der Fassade kann mit der Höhe 0 angesetzt werden (weiße Fläche), die andere Hälfte hat die Höhe 70 cm (graue Fläche). m 3 2 1 0 m 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Die Gesamtanzahl der Gitterpunkte beträgt: 21 * 7 = 147 Bei der Breite von 5 m fängt die Erhöhung an, d.h. auch bei den Samples, die bei 5 m Breite liegen, wird die Höhe von 70 cm gemessen. Daraus ergibt sich folgendes: Die Anzahl der Samples mit der Höhe 0 sind: 70 Die Anzahl der Samples mit der Höhe 70 sind: 77 Damit erhält man folgende Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte für die Samples: P(SH=0) = 70 / 147 è I(SH=0) = 1,070 bit P(SH=70) = 77 / 147 è I(SH=70) = 0,933 bit Für den Informationsgehalt der gesamten Fassade ergibt sich dann: I (F ) = 70 ⋅ 1,070 bit + 77 ⋅ 0 ,933 bit = 0 ,998 bit 147 b.) Es sei nun eine Fassade gegeben, die mit einer Maschenbreite von 10 cm abgetastet wird. Die Fassade besitzt dieselben Maße wie in Beispiel a: 10 m breit und 3 m hoch. Die Hälfte der Fassade kann mit der Höhe 0 angesetzt werden (weiße Fläche), die andere Hälfte hat die Höhe 70 cm (graue Fläche). Jedes Kästchen in dem Raster wird daher noch weiter unterteilt. Die Gesamtanzahl der Gitterpunkte beträgt nun: 101 * 31 = 3131 Die Anzahl der Samples mit der Höhe 0 sind: 50 * 31 = 1550 Die Anzahl der Samples mit der Höhe 70 sind: 51* 31 = 1581 Damit erhält man folgende Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte für die Samples: P(SH=0) = 1550 / 3131 è I(SH=0) = 1,014 bit P(SH=70) = 1581 / 3131 è I(SH=70) = 0,986 bit Wie man erkennen kann, unterscheiden sich die Informationsgehalte nur geringfügig. In Beispiel b berechnen sich die Informationsgehalte aus mehr als zwanzig mal so vielen Samples, so daß die Genauigkeit wesentlich verbessert wird. Für den Informationsgehalt der gesamten Fassade ergibt sich dann: I (F ) = 1550 ⋅ 1, 014 bit + 1581 ⋅ 0 ,986 bit = 0 ,9999 bit 3131 c.) Es sei nun eine Fassade gegeben, die mit einer Maschenbreite von 10 cm abgetastet wird. Die Fassade ist doppelt so hoch und besitzt daher die Maße: 10 m breit und 6 m hoch. Die Hälfte der Fassade kann mit der Höhe 0 angesetzt werden (weiße Fläche), die andere Hälfte hat die Höhe 70 cm (graue Fläche). Die Gesamtanzahl der Gitterpunkte beträgt nun: 101 * 61 = 6161 Die Anzahl der Samples mit der Höhe 0 sind: 50 * 61 = 3050 Die Anzahl der Samples mit der Höhe 70 sind: 51* 61 = 3111 Damit erhält man folgende Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte für die Samples: P(SH=0) = 3050 / 6161 è I(SH=0) = 1,014 bit P(SH=70) = 3111 / 6161 è I(SH=70) = 0,986 bit Auch hier erhält man die gleichen Informationsgehalte wie in Beispiel b. Dies ist nicht verwunderlich, da die Auftretenswahrscheinlichkeiten über das Verhältnis von Anzahl der Samples mit einer bestimmten Höhe zur Gesamtanzahl der Samples gebildet werden. Für den Informationsgehalt der gesamten Fassade ergibt sich dann: I (F ) = 3050 ⋅ 1,014 bit + 3111 ⋅ 0 ,986 bit = 0 ,9999 bit 6161 Aus diesen Beispielen kann man ablesen, daß die Genauigkeit von der Größe des Gitters abhängt. Dies ist auch leicht einzusehen, da mehr Samples das Relief einer Fassade genauer wiedergeben können. Außerdem kann das gewichtete Mittel berechnet werden, so daß man den Informationsgehalt der gesamten Fassade erhält. Aufgrund der Berechnungsmethode sind damit auch alle Fassaden unabhängig von ihrer Fläche vergleichbar. Allerdings können mit dieser Methode nicht alle Besonderheiten des Reliefs erfaßt werden. Beispielsweise wird eine Fassade, die abwechselnd die Höhen 0 cm und 70 cm aufweist, den gleichen Informationsgehalt bekommen wie die Fassade in den obigen Beispielen, obwohl sie wahrscheinlich viel mehr ins Auge fallen würde. Ein weiterer Kritikpunkt ist der, daß bestimmte Fresken, die ein Bild oder ein Symbol darstellen, nicht erkannt werden. Dazu müßte eine Vergleichsmenge gebildet werden, die alle möglichen Darstellungen von Bildern und Symbolen enthält, so daß auf der Fassade entdeckte Bilder mit denen aus der Vergleichsmenge auf eine Übereinstimmung hin überprüft werden können. Da dieses Verfahren aber sehr aufwendig ist, wird dieser Ansatz nicht weiter verfolgt. Die oben beschriebene Methode ermöglicht deshalb nur eine erste Einschätzung des Reliefs einer Fassade. 5.3.9 Zusammenfassung Sicherlich sind alle berechenbaren Konzepte anhand der Beispiele einfach nachzuvollziehen. Allerdings wurde in jedem Abschnitt nur jeweils das besprochene Konzept bewertet. Wie sieht es nun aus, wenn verschiedene Konzepte zusammenkommen? Diese Frage kann ebenfalls nur mit Hilfe eines Beispiels beantwortet werden. Da für die Zugänglichkeit bzw. den Standort sämtliche sichtbaren Fassaden im gesamten Gebiet als Referenzmenge zugrunde gelegt werden, wird der erste waagerechte Straßenzug aus Beispiel 1 (s. 5.3.1) übernommen. Die Berechnung für die Zugänglichkeit ergibt dann auch die Werte aus Beispiel 1. EFH Beispiel 12: MH II A Apotheke EFH B Supermarkt RH In diesem Beispiel sollen für die Fassaden an den beiden Straßenzügen A (gepunktete Linie) und B (gestrichelte Linie) alle oben hergeleiteten Konzepte ermittelt werden. Dabei werden die Fassaden wie folgt numeriert: 23 1 5 6 4 23 8 9 7 26 24 25 11 12 10 29 14 15 13 17 18 16 30 31 20 21 19 32 33 22 34 27 28 Die Apotheke befindet sich in einem 3-geschossigen roten Backsteingebäude mit Relief, und der Supermarkt in einem 1-geschossigen Bau mit weißer Fassade. Die Einfamilienhäuser (EFH) sind ebenfalls 1-geschossig mit unterschiedlicher Fassadenfarbe. Die Reihenhäuser (RH) besitzen wie der Supermarkt eine weiße Fassade und sind 2-geschossig. Auch das Mehrfamilienhaus hat 2 Geschosse und eine braun-beige gestreifte Fassade. Sowohl der Supermarkt als auch die Apotheke sind mit einem Schriftzug ausgestattet (Fassaden 23 und 29). Die Fassaden 1 – 12 und 23 – 29 beziehen sich auf den Straßenzug a, während die Fassaden 13 – 22 und 30 – 34 dem Straßenzug b zugeordnet werden. Für die einzelnen Konzepte ergeben sich folgende Berechnungen: a.) Zugänglichkeit bzw. Standort: Die Werte sind aus Beispiel 1 übernommen worden: Die Fassaden 1, 22, 23 und 34 sind adjazent mit einem Knoten vom Grad 4: I(FGrad4) = 2,401 bit Die Fassaden 12, 13, 29 und 30 sind adjazent mit einem Knoten vom Grad 3: I(FGrad3) = 2,700 bit Die restlichen Fassaden (2 – 11, 14 – 21, 24, – 28 und 31 – 33) sind nicht adjazent mit einem Knoten: I(FGrad1) = 0,743 bit b.) Höhe Die Einfamilienhäuser und der Supermarkt sind 1-geschossig, d.h. sie haben eine Traufhöhe der Klasse 1. Das Mehrfamilienhaus und die Reihenhäuser sind 2-geschossig, also eine Höhe der Klasse 2, und das Gebäude mit der Apotheke besitzt 3 Geschosse, daher sind die beiden Fassaden 23 und 24 in Klasse 3 einzuordnen. Für den Supermarkt und das Apothekengebäude gelten wegen der Nutzungsart andere Klasseneinteilungen. Diese entsprechen aber höhenmäßig den Geschossen der Nutzungsart Wohngebäude. Daher ergeben sich für sie auch die Klassen 1 bzw. 3. Als Referenzmenge für die Höhenbewertung werden alle Fassaden, die an einem Straßenzug liegen genommen, d.h. hier muß zwischen Kante A und Kante B unterschieden werden: Kante A: Referenzmenge: Fassaden 1 – 12 und 23 – 29 è 19 Fassaden Klasse 1: Fassaden 1 – 12 und 25 – 29 è 17 Fassaden Klasse 3: Fassaden 23 und 24 è 2 Fassaden Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte: P(FKl.1) = 17 / 19 è I(FKl.1) = 0,160 bit P(FKl.3) = 2 / 19 è I(FKl.3) = 3,248 bit Kante B: Referenzmenge: Fassaden 13 – 22 und 30 – 34 è 15 Fassaden Klasse 1: Fassaden 13 – 20 è 8 Fassaden Klasse 2: Fassaden 21 und 22 und 30 – 34 è 7 Fassaden Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte: P(FKl.1) = 8 / 15 è I(FKl.1) = 0,907 bit P(FKl.2) = 7 / 15 è I(FKl.2) = 1,100 bit c.) Breite und Tiefe Alle Fassaden der Einfamilien- und Reihenhäuser sowie die Seitenfassaden des Mehrfamilienhauses und des Supermarktes als auch die straßenseitige Fassade des Apothekengebäudes (Fassade 23) besitzen eine Breite der Klasse 1. Die Frontseite des Mehrfamilienhauses und die Rückseite der Apotheke (Fassaden 22 und 24) haben eine Breite, die in der Klasse 2 liegt, und die Breite der straßenseitigen Supermarktfassade kann der Klasse 3 zugeordnet werden. Auch hier entsprechen die Klassen für den Supermarkt und das Apothekengebäude denen für die Nutzungsart Wohnhaus, so daß die obige Einteilung durchgeführt werden kann. Wie bei der Höhe muß auch hier zwischen Straßenzug A und B unterschieden werden, um die Referenzmengen zu bestimmen: Kante A: Referenzmenge: Fassaden 1 – 12 und 23 – 29 è 19 Fassaden Klasse 1: Fassaden 1 – 12, 23 und 25 – 28 è 17 Fassaden Klasse 2: Fassade 24 è 1 Fassade Klasse 3: Fassade 29 è 1 Fassade Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte: P(FKl.1) = 17 / 19 è I(FKl.1) = 0,160 bit P(FKl.2) = 1 / 19 è I(FKl.2) = 4,248 bit P(FKl.3) = 1 / 19 è I(FKl.3) = 4,248 bit Kante B: Referenzmenge: Fassaden 13 – 22 und 30 – 34 è 15 Fassaden Klasse 1: Fassaden 13 – 21 und 30 - 34 è 14 Fassaden Klasse 2: Fassade 22 è 1 Fassade Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte: P(FKl.1) = 14 / 15 è I(FKl.1) = 0,100 bit P(FKl.2) = 1 / 15 è I(FKl.2) = 3,907 bit d.) Krümmung der Fassade An beiden Straßenzügen sind keine Gebäude vorhanden, deren Ober- und Unterkanten gekrümmt sind, d.h. alle Ober- und Unterkanten sind Geraden. Damit ist für alle Fassaden die Auftretenswahrscheinlichkeit gleich eins und daraus erhält man wiederum den Informationsgehalt Null. e.) Farbe Auch bei diesem Konzept müssen die Kanten bzw. die Fassaden entlang der Kanten einzeln betrachtet werden. Nach der Berechnung der L*a*b*-Werte für jede Fassade und sämtlicher Farbdistanzen können schließlich die Cluster gebildet werden. Über die Anzahl der Fassaden pro Cluster sind dann wiederum die Auftretenswahrscheinlichkeiten Informationsgehalte bestimmbar. Kante A: Referenzmenge: Fassaden 1 – 12 und 23 – 29 è 19 Fassaden Es sind fünf verschiedene Farben bzw. Farbwerte vorhanden: Fassaden 23 und 24: rot Fassaden 6 – 8 und 25 – 27: gelb Fassaden 28 und 29: weiß Fassaden 1, 2 und 9 – 11: hellgelb Fassaden 3 – 5 und 12: lachs Daraus ergeben sich folgende Farbdistanzen: rot – gelb: 146,345 rot – weiß: 157,802 rot – hellgelb: 148,932 und die rot – lachs: 137,346 gelb – weiß: 57,502 gelb – hellgelb: 22,422 gelb – lachs: 40,305 weiß – hellgelb: 35,102 weiß – lachs: 25,043 hellgelb – lachs: 21,604 Mit Hilfe der oben erläuterten Cluster-Bildung erhält man zwei Cluster: Cluster 1: gelb, weiß, hellgelb und lachs è 17 Fassaden Cluster 2: rot è 2 Fassaden Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte: P(FCl.1) = 17 / 19 è I(FCl.1) = 0,160 bit P(FCl.2) = 2 / 19 è I(FCl.2) = 3,248 bit Kante B: Referenzmenge: Fassaden 13 – 22 und 30 – 34 è 15 Fassaden Es sind vier verschiedene Farben bzw. Farbwerte vorhanden: Fassaden 30 - 34: weiß Fassaden 18 – 20: hellgelb Fassaden 15 – 17: lachs Fassaden 21 und 22: beige Daraus ergeben sich folgende Farbdistanzen: weiß – hellgelb: 35,102 weiß – lachs: 25,043 weiß – beige: 16,335 hellgelb – lachs: 21,604 hellgelb – beige: 18,772 lachs – beige: 15,897 Mit Hilfe der oben erläuterten Cluster-Bildung erhält man nur einen Cluster: Cluster 1: weiß, hellgelb, lachs und beige è 15 Fassaden Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte: è I(FCl.1) = 0 bit P(FCl.1) = 15 / 15 = 1 f.) Zeichen und Markierungen Sowohl an der straßenseitigen Fassade der Apotheke als auch des Supermarktes sind auffällige Namenszüge vorhanden. Sie sind direkt über den Eingängen plaziert, so daß sie auch für Fußgänger wahrnehmbar sind. Beide Schriftzüge liegen an der Kante A. Daher ist für dieses Konzept der Informationsgehalt für die Fassaden an der Kante B gleich Null. Für die Fassaden an der Kante A muß noch eine Berechnung durchgeführt werden: Kante A: Referenzmenge: Fassaden 1 – 12 und 23 – 29 è 19 Fassaden Fassaden mit Zeichen und Markierungen: è 23 und 29 2 Fassaden Fassaden ohne Zeichen und Markierungen: Fassaden 1 – 12, 24 – 28 è 17 Fassaden Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte: P(Fohne) = 17 / 19 è I(Fohne) = 0,160 bit P(Fmit) = 2 / 19 è I(Fmit) = 3,248 bit g.) Relief Alle Einfamilien- und Reihenhäuser sowie das Mehrfamilienhaus und der Supermarkt besitzen eine „normale“ Fassade ohne besonderes Relief. Nur das Gebäude mit der Apotheke weist folgendes Relief auf (vereinfacht dargestellt): Die Rauten ragen dabei um 20 cm aus der Fassade hervor und sind 60 cm breit. Das Rautenband selbst ist 60 cm hoch und so breit wie die Hausfassade. Die beiden Rautenbänder sind in der Höhe von 3 m und 6 m zu sehen. Über die Fassaden wird ein Gitter mit 10 cm Maschenbreite gelegt. Die Fassaden der Einzel- und Reihenhäuser, des Mehrfamilienhauses, des Supermarktes und die Rückseite des Apothekengebäudes besitzen alle dieselbe Höhe, so daß ihr Informationsgehalt bzgl. des Reliefs gleich Null ist. Für die straßenseitige Fassade des Apothekengebäudes (Höhe = 8,25 m: Klasse 3; 12 m: Breite der Klasse 1) ergibt sich nun folgender Informationsgehalt, wobei das Gitter an der Unterkante beginnt: Die Gesamtanzahl der Gitterpunkte beträgt: 121 * 83 = 10.043 Die Anzahl der Samples mit der Höhe 0 ist: 121 * 30 = 3.131 + 121 * 23 = 2.783 + 121 * 16 = 1.936 + 2 * 366 = 732 9.081 Die Anzahl der Samples mit der Höhe 70 ist: 2 * (20 * 24 + 1) = 962 Damit erhält man folgende Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte für die Samples: P(SH=0) = 9.081 / 10.043 è I(SH=0) = 0,145 bit P(SH=20) = 962 / 10.043 è I(SH=20) = 3,384 bit Für den Informationsgehalt der gesamten Fassade ergibt sich dann: I (F ) = 9081 ⋅ 0 ,145 bit + 962 ⋅ 3,384 bit = 0 , 4555 bit 10043 Für die Rückseite des Apothekengebäudes (Höhe = 8,25 m: Klasse 3; Breite = 24 m: Klasse 2) ergibt sich nun folgender Informationsgehalt, wobei das Gitter an der Unterkante beginnt: Die Gesamtanzahl der Gitterpunkte beträgt: 241 * 83 = 20.003 Die Anzahl der Samples mit der Höhe 0 ist: 241 * 30 = 7.230 + 241 * 23 = 5.543 + 241 * 16 = 3.856 + 2 * 726 = 1.452 18.081 Die Anzahl der Samples mit der Höhe 70 ist: 2 * (40 * 24 + 1) = 1.922 Damit erhält man folgende Auftretenswahrscheinlichkeiten und Informationsgehalte für die Samples: P(SH=0) = 18.081 / 20.003 è I(SH=0) = 0,146 bit P(SH=20) = 1.922 / 20.003 è I(SH=20) = 3,380 bit Für den Informationsgehalt der gesamten Fassade ergibt sich dann: I (F ) = 18 .081 ⋅ 0 ,146 bit + 1 .922 ⋅ 3,380 bit = 0 , 4556 bit 20 . 003 h.) gesamter Informationsgehalt der einzelnen Fassaden Aufgrund der statistischen Unabhängigkeit können nun die einzelnen Maße für die Konzepte addiert werden, um den gesamten Informationsgehalt zu bekommen: Kante A Standort Höhe Fassade 1 Fassade 2 Fassade 3 Fassade 4 Fassade 5 Fassade 6 Fassade 7 Fassade 8 Fassade 9 Fassade 10 Fassade 11 Fassade 12 Fassade 23 Fassade 24 Fassade 25 Fassade 26 Fassade 27 Fassade 28 Fassade 29 2,401 0,743 0,743 0,743 0,743 0,743 0,743 0,743 0,743 0,743 0,743 2,700 2,401 0,743 0,743 0,743 0,743 0,743 2,700 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 3,248 3,248 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 Breite Krümmung Farbe Zeichen Relief 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 4,248 0,160 0,160 0,160 0,160 4,248 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 3,248 3,248 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 3,248 0,160 0,160 0,160 0,160 0,160 3,248 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,456 0,456 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 Summe [bit] 3,041 1,383 1,383 1,383 1,383 1,383 1,383 1,383 1,383 1,383 1,383 3,340 12,761 12,103 1,383 1,383 1,383 1,383 10,516 Kante B Standort Höhe Fassade 13 Fassade 14 Fassade 15 Fassade 16 Fassade 17 Fassade 18 Fassade 19 Fassade 20 Fassade 21 Fassade 22 Fassade 30 Fassade 31 Fassade 32 Fassade 33 Fassade 34 2,700 0,743 0,743 0,743 0,743 0,743 0,743 0,743 0,743 2,401 2,700 0,743 0,743 0,743 2,401 0,907 0,907 0,907 0,907 0,907 0,907 0,907 0,907 1,100 1,100 1,100 1,100 1,100 1,100 1,100 Breite Krümmung Farbe Zeichen Relief 0,100 0,100 0,100 0,100 0,100 0,100 0,100 0,100 0,100 3,907 0,100 0,100 0,100 0,100 0,100 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 Summe [bit] 3,707 1,750 1,750 1,750 1,750 1,750 1,750 1,750 1,943 7,408 3,900 1,943 1,943 1,943 3,601 Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, besitzen die Fassaden 23, 24 und 29 im Verhältnis zu den anderen Fassaden der Kante A einen sehr großen Informationsgehalt. Dabei ist der Wert für die Fassaden 23 und 24 sogar noch größer als der für Fassade 29. Dies ist nicht verwunderlich, da die Fassaden 23 und 24 zum Apothekengebäude gehören, und dieses wegen mehreren auffälligen Konzepten (Standort, Höhe, Breite, Farbe, Zeichen und Relief) hervorsticht. An der Fassade 29 des Supermarktes ist der Schriftzug befestigt. Dieser Schriftzug, die Breite und der Standort machen diese Fassade zu einem Landmark. Die Kante B besitzt dagegen keine so auffälligen Fassaden. Hier erhält man die Fassade 22 mit dem größten Informationsgehalt. Diese Fassade ist zwar an sich nicht sehr prägnant, aber aufgrund ihres Standortes und ihrer Breite, die auf die Art des Hauses (Mehrfamilienhaus) zurückzuführen ist, wird sie innerhalb der Kante B als die auffälligste Fassade identifiziert. Bei einer Routenbeschreibung würde wahrscheinlich auch dieses Gebäude genannt werden, da es an der Kante B das einzige Mehrfamilienhaus ist. Dieses Beispiel macht noch einmal deutlich, daß bei einem Straßenzug mit verschiedenen Gebäuden, die alle die Konzepte in unterschiedlicher Weise beinhalten, die vorher entwickelte Methode erfolgversprechend ist. Sicherlich gibt es auch hierbei noch einige Mängel, aber es ist ein erster Ansatz zur Identifikation von Landmarks in 3D-Stadtmodellen. 6 Fazit und Ausblick Diese Arbeit soll einen ersten Ansatz zur Identifikation von Landmarks in 3D-Stadtmodellen liefern. Die verschiedenen Kriterien für Landmarks aus der Literatur sind hier noch einmal diskutiert und zusammengefaßt worden, um eine objektives Maß herleiten zu können. Dabei sind die gefundenen Konzepte so nicht bewertbar, sondern eine Verfeinerung ist unumgänglich, insbesondere wenn das Maß über die Informationstheorie ermittelt werden soll. Aufgrund dieser Verfeinerungen, die in Kapitel 5 genau beschrieben wurden, sollte die statistische Unabhängigkeit der einzelnen Konzepte gewährleistet sein. Diese Unabhängigkeit ermöglicht es, die Maße für die einzelnen Konzepte zu addieren, um einen gesamten Informationswert für die einzelnen Fassaden durch Addition zu erhalten. Allerdings stellt sich dabei die Frage, ob die Maße tatsächlich alle voneinander unabhängig sind. Wahrscheinlich ist doch eine gewisse Abhängigkeit zwischen verschiedenen Konzepten vorhanden. Beispielsweise wird die Breite zwar unabhängig von der Höhe sein, aber die Höhe ist umgekehrt vermutlich nicht unabhängig von der Breite, da ein sehr breites Haus nicht unbedingt auch sehr hoch sein muß, aber umgekehrt ein sehr hohes Haus vermutlich breiter sein wird, schon allein wegen der Statik. Die eventuell bestehenden Korrelationen zwischen einzelnen Konzepten müssen daher noch genauer untersucht werden, um sie später zu berücksichtigen. Ein weiteres Problem stellt auch die Klassenbildung für die Höhe und die Breite dar. Die Klassifikation der Höhe wurde aus dem 3D-Stadtmodell von Hamburg übernommen, und ist daher sicherlich auch anwendbar. Für die Breiteneinteilung liegen jedoch noch keine Erfahrungswerte vor. Dies müßte zusätzlich evaluiert werden. Dabei kann der Städtebau einen großen Anteil leisten, wenn man überlegt, wie viele Festsetzungen es gibt. Gerade im Bereich Verkehr sind sehr viele Maße vorhanden, so daß man davon ausgehen kann, daß es vermutlich solche Werte auch für Fassadenbreiten gibt. Für die Anwendung der Informationstheorie muß die Auftretenswahrscheinlichkeit bestimmt werden. Hierfür wurde bei allen Konzepten ein frequentistischer Ansatz gewählt. Dabei stellt sich die Frage, ob dieser Ansatz nicht zu einfach für die Erfassung des Problems ist. Insbesondere bei der Farbuntersuchung scheint die Bestimmung der Wahrscheinlichkeit über das Parzen-Fenster geeigneter, um die Verteilung der Punkte im Farbraum besser wiedergeben zu können. Außerdem müßte für die Bildung der Cluster auch – wie oben schon erwähnt – eine weit angelegte, empirische Untersuchung durchgeführt werden. Besonders die Bestimmung des Schwellwertes erweist sich dabei als nicht so einfach. Die Festsetzung für den Schwellwert, die in dieser Arbeit für das Farbproblem getroffen wurde, ist ein sehr naiver Ansatz, der kritisch zu betrachten ist. Außerdem wird die Bewertung über die Durchschnittsfarbe einer Fassade auch nicht unbedingt zu einem guten Ergebnis führen, insbesondere wenn verschiedene Farbwerte vorkommen. Wie bei dem Relief können auch hier keine Aussagen darüber getroffen werden, ob z.B. ein Bild auf der Fassade vorhanden ist. Dieses Bild würde aber eindeutig den durchschnittlichen Farbwert der Fassade beeinflussen. Gerade die Farbbewertung ist ein sehr komplexes Gebiet, welches bzgl. der oben genannten Probleme genauer untersucht werden muß. Auch die Referenzmenge für alle Konzepte außer des Standortes muß kritisch betrachtet werden. Die Bildung über die Kanten als ersten Schritt ist sicherlich zulässig und auch einfach durchzuführen. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Sichtbarkeit der einzelnen Fassaden nicht doch einen nicht zu vernachlässigenden Faktor darstellt. Dieser Punkt wurde bereits im Kapitel 5.3 angesprochen. Eine Idee zur Lösung dieses Problems mit Hilfe des Sichtbarkeitsbereiches wurde auch schon angedeutet. Die Überprüfung dieses Ansatzes liegt jedoch nicht mehr im Rahmen dieser Arbeit. Sie sollte aber ein guter Ausgangspunkt für weitere Forschungen sein. Diese Arbeit beinhaltet nur vereinfachte Beispiele. Die Bestimmung der einzelnen Konzepte müßte noch direkt an einem bestehenden 3D-Stadtmodell getestet werden. Erst dabei wird sich herausstellen, ob die hier getroffenen Annahmen und Berechnungen auch erfolgreich umgesetzt werden können. Weiterhin muß noch der Schritt von den einzelnen Fassaden zu den gesamten Bauwerken durchgeführt werden, also die Zusammenführung der Informationsgehalte der Fassaden eines Gebäudes. Eine einfache Addition ist vermutlich nicht möglich, da gewisse Konzepte nicht für jede Fassade unabhängig sind. Beispielsweise sind die Fassadenhöhen eines Gebäudes wahrscheinlich voneinander abhängig. Außerdem sind nur die Traufhöhen berücksichtigt worden. Die Firsthöhen spielen aber sicherlich auch noch eine Rolle, besonders wenn verschiedene Dachformen (Satteldach, Flachdach) nebeneinander vorhanden sind. Vielleicht ist es dann besser, die Dachform an sich zu bewerten. Diese ganzen Überlegungen kommen noch hinzu, wenn von den Fassaden auf die Gebäude geschlossen werden soll. Die Herleitung eines objektiven Maßes bezieht sich allein auf Fassaden von Gebäuden. Landmarks wie z.B. Skulpturen, Statuen, Brunnen und andere symmetrie-brechende Auffälligkeiten, beispielsweise zwei direkt hintereinander vorkommende Straßen mit nur einer Hausfassade dazwischen, werden überhaupt nicht berücksichtigt. Dieses Problem ist zwar schon in Kapitel 5.3.1 erkannt und mehr oder weniger behoben worden, jedoch nur bzgl. der Bewertung der Fassade. Vielleicht ist in diesem Fall aber nicht die Fassade das Interessante, sondern die seltene Straßenkombination. Dieser Bereich müßte deshalb noch weiter überprüft werden, wenn man später eine Routenbeschreibung mit Landmarks anreichern möchte. Dazu ist es auch notwendig, den Prozeß zur Identifikation von Landmarks in 3D-Stadtmodellen zu automatisieren. Aus den genannten Kritikpunkten und den noch bestehenden Problemen ist ersichtlich, daß dieses Gebiet sehr komplex ist, und der weiteren Forschung bedarf. Diese Arbeit soll daher nicht nur einen ersten Ansatz liefern, sondern auch die verschiedenen Richtungen aufzeigen, die noch untersucht werden müßten, um am Ende zu einer automatischen Erstellung einer Routenbeschreibung zu gelangen, die zusätzlich Landmarks beinhaltet. Literaturverzeichnis 1. Allen, Gary L., Kirasic, Kathleen C., Siegel, Alexander W. & Herman, James F. (1979): Developmental Issues in Cognitive Mapping: The Selection and Utilization of Environmental Landmarks. In: CHILD DEVELOPMENT, 50, pp. 1062 – 1070 2. Arthur, E. J., Hancock, P. A. & Chrysler, S. T. (1997): The perception of spatial layout in real and virtual worlds. In: ERGONOMICS, Vol. 40, No. 1, pp. 69 – 77 3. Appleyard, Donald (1969): Why buildings are known. In: ENVIRONMENT AND BEHAVIOUR, 1, pp. 131 – 156 4. Baugesetzbuch (1999): 30. Auflage, Beck-Texte, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 5. Bauordnung für das Land Nordrhein-Westfalen (BauO NRW) (2000): 1. 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Werner, Steffen, Krieg-Brückner, Bernd, Mallot, Hanspeter A., Schweizer, Karin & Freksa, Christian (1997): Spatial Cognition: The Role of Landmark, Route, and Survey Knowledge in Human and Robot Navigation. GI-Jahrestagung, Informatik 1997, Springer Verlag, Deutschland Abbildungsverzeichnis Abbildung 1...............................................................................................................................8 a.) Straßenkarte von Hexatown. „Home“ und „office“ sind die zwei Ziele. Die umliegende Bergkette und die skyline sind auf die Ebene projeziert. b.) Blick von oben auf Hexatown mit der gleichen Orientierung wie in a.) Abbildung 2............................................................................................................................10 Experiment II: Belichtungszustände. Oben: Tageslicht (Kontrollzustand); global und local Landmarks sind sichtbar. Mitte: Nacht; nur local Landmarks sind sichtbar. Unten: Dämmerung; nur die Silhouette der global Landmarks sind sichtbar (keine Texturen). Abbildung 3............................................................................................................................13 a.) Räumliche Unterscheidung von Landmarks b.) Häufigkeit der erwähnten Landmarks Abbildung 4............................................................................................................................18 Komponenten des räumlichen Wissens und die Häufigkeit der Begehung einer Stadt. Abbildung 5............................................................................................................................34 Elemente der Raumwahrnehmung Abbildung 6............................................................................................................................37 Räumliche Maßstabsebenen für Ortsbindung Abbildung 7............................................................................................................................41 Geltungsbereich der Bereichsrichtlinien Abbildung 8............................................................................................................................46 Detaillierungsgrade (LoD): Blockmodell, Erweitertes Blockmodell und Detailmodell Abbildung 9............................................................................................................................57 Das Konzept der Objekte und Attribute von ATKIS und ALK a.) Wegkreuzende Objekte in ATKIS b.) Wegbegleitende Objekte in ATKIS c.) Inhalt der Gebäude-Folie in der ALK (Niedersachsen) Abbildung 10..........................................................................................................................81 Der L*a*b*-Farbraum