1 „Sie wollen nicht der Realität ins Auge sehen“ Ein Interview mit dem ägyptischen Jesuiten und Professor Samir Khalil Samir Zenit vom 21. JULI 2016 MICHAELA KOLLER Der ägyptische Jesuit und Professor Samir Khalil Samir, einer der führenden Islamberater des Vatikan, sieht die islamische Welt derzeit in der schlimmsten Phase ihrer Geschichte. Es gebe in der gesamten islamischen Welt eine Atmosphäre, die sich zunehmend radikalisiere. Michaela Koller befragte ihn anlässlich der jüngsten Terrorakte nach den Hintergründen. Die Attentäter von Nizza wie auch von Würzburg sind anscheinend untypisch: Sie haben sich schnell radikalisiert und waren wohl psychisch labil. Sind die Taten nun politisch oder nicht? Samir: In dem Fall des Täters von Nizza liegt es nicht an der Hoffnungslosigkeit oder dem Streit mit seiner Frau, die als Hintergründe angenommen wurden. Es war kein persönliches Problem, sondern ein politisches. Wir wissen nun, dass es ein terroristischer Akt war. Er hob sein gesamtes Geld in der Bank ab und schickte 100.000 Euro an seine Familie in Tunesien. Andere sagten aus, dass er sich kurz vor der Tat radikal-islamisch geäussert hat. Er rief, wie auch der Täter von Würzburg, auf Arabisch „Allahu akbar“. Wahrscheinlich hat er während der vergangenen drei Monate durch Propaganda im Internet die neue Tendenz entwickelt. Viele junge Menschen, die nicht zufrieden sind, denken, dass alle Probleme in der islamischen Welt im Handeln des Westens begründet liegen. Und dann denken sie, sie müssten gegen die westlichen Länder agieren. Da sie nicht mit Armeen gegen diese Länder vorgehen können, tun sie es mit der Theorie von Jihadisten, um so in den Himmel gelangen zu können. Sie denken, sie verteidigten auf diese Weise den Islam und fänden zugleich eine Lösung für die eigenen Probleme. Was begünstigt denn die derzeitige Häufung von Selbstradikalisierung? Samir: Ja, tatsächlich sind es immer mehr, die sich selbst durch das Internet radikalisieren. Dort agieren entsprechende Netzwerke, darauf spezialisiert die Jugend zu radikalisieren. Zudem sind es auch Staaten wie Saudi-Arabien, die radikalen Islam verbreiten, nämlich den wahhabitischen Islam. Wir stellen das sogar in einem Land wie Ägypten fest. Immer mehr Leute sind davon überzeugt, dass der wahre Islam durch Leute wie die Salafisten, Muslimbrüder oder die Wahhabiten vertreten wird. Die Wahhabiten haben einen grossen Einfluss auf die Muslime im Allgemeinen, durch ihr Geld, auch auf die Muslimbruderschaft, die inzwischen einige ihrer Ideen integriert hat. Es gibt in der gesamten islamischen Welt eine Atmosphäre, die sich zunehmend radikalisiert. Der Islam geht durch seine schlimmste Phase. Intellektuell, ökonomisch ist die islamische Welt derzeit Schlusslicht. Anstatt den Grund dafür bei sich zu suchen, in der falschen Theologie oder Auslegung des Koran, sagen sie, dies liege am Westen, an seiner Kolonialgeschichte und an seiner Einmischung, besonders Amerika, in unserer Politik. Dabei haben andere Länder diese Zeit binnen zehn Jahren überwunden. Erklärt das vielleicht auch zum Teil, warum es keine breit aufgestellte und geschlossene Verurteilung dieser Gewalt gibt? Samir: Ja, das ist ein Problem der Muslime. Sie sagen zuallererst immer, dass die Tat nichts mit dem Islam zu tun habe, dass die Täter Fanatiker seien, dass Islam Friede (Salām) bedeutet, was absolut falsch ist. Sogar der Rektor der Universität Al-Azhar in Kairo, Ahmed Al-Tayyib, sagte das auf seiner Tournee vor einigen Wochen durch Europa, in Deutschland, wie auch beim Papst und mit Präsident Francois Hollande in Paris. Ich antworte dann immer, sie sollten die Fahne des IS anschauen. Sie ist schwarz wie die von Mohammed, und darauf steht: ‚Es gibt keine Gottheit ausser Gott und Mohammed ist sein Prophet‘, das ist das Credo aller Muslime. Dazu kommt das Schwert. Auch Mohammed hatte das Schwert als Symbol, sowie die Fahne SaudiArabiens. Sie wollen nicht der Realität ins Auge sehen. Übt die Gewalt vielleicht sogar im Gegenteil vielleicht auch eine Faszination aus? Samir: Es ist klar: Seit der IS das grundlose Blutvergiessen begonnen hat, ist es jederzeit und an jedem Ort möglich, dass ein Muslim, der eine Gehirnwäsche durchgemacht hat, Leute niederschiesst. Darauf ist die 2 Welt, sind die Armeen, nicht vorbereitet. Es ist schwierig, gegen Terroristen einen organisierten Krieg zu führen. Die Männer, die sich radikalisieren, erlebten auch vorher, wie die Vereinigten Staaten gewaltsam im Irak einmarschiert sind. Sie sehen daraus, dass diejenigen, die die Macht haben, alles tun dürfen, während die anderen es akzeptieren müssen. Das wird nun benutzt, um eine Reaktion zu rechtfertigen. Es rechtfertigt aber nicht die Methode. Die Radikalisierung des Islam rührt auch von der wahhabitischen Vision aus Saudi-Arabien her. Sie sagen, dass das aus dem Koran und der Sunna kommt, und das stimmt. Sie denken, wenn sie alles so tun, wie Mohammed es getan hat, werden sie wieder die Besten sein und dann werden sie die Welt gewinnen. Die liberalen Muslimen aber sagen, dass der Koran für Beduinen, Leute der Wüste, Anfang des siebten Jahrhunderts geschrieben wurde; und dass wir heute in einer total anderen Zivilisation und Kultur leben, 14 Jahrhunderte später, mit eine anderen Mentalität. Deshalb müssen wir den Islam neu interpretieren, den Geist des Islams erfassen, nicht wörtlich auffassen. Das ist was der Präsident Abd el-Fattah al-Sisi, von Ägypten Ende Dezember 2014 in seine Rede in der AlAzhar Universität sagte, in Anwesenheit von Hunderten Imame: ‚Wir brauchen ein Revolution im Islam, eine neue Interpretation unserer Texte‘. Damals applaudierten alle lang, aber bis jetzt hat sich an der Lehre und in den Büchern nichts geändert. https://de.zenit.org/articles/sie-wollen-nicht-der-realitaet-ins-auge-sehen (16.8.2016) Die Herausforderung des Islam in der Gegenwart Ein Interview mit Pater Samir Khalil Samir, Pro-Rektor ad interim am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom, über die vom Islam eingeschlagene Richtung Zenit vom 30. Juni und 1. Juli 2015 SERGIO MORA Was geschieht in der muslimischen Welt? Schiiten und Sunniten führen gewaltsame Auseinandersetzungen. Die Opfer des Terrorismus sind nicht nur die Länder des Westens, sondern auch Tunesien und weitere arabische Länder. Für ein tieferes Verständnis der Begebenheiten und vor allem im Hinblick auf eine Lösung des zu einer Ausweitung neigenden kriegerischen Konfliktes führte ZENIT ein Interview mit dem Islamwissenschaftler und aktuellen Pro-Rektor ad interim am Päpstlichen Orientalischen Institut (PIO) in Rom, Pater Samir Khalil Samir SJ. Betrachten Muslime ihre Religion als Botschaft des Friedens oder als ein Kriegsinstrument? Samir: Der Koran enthält sowohl Texte, die vom Frieden handeln, als auch solche, die zum Krieg gegen die Glaubensfeinde aufrufen. Gegen die Ungläubigen steht im Koran: „Ergreift sie und tötet sie, wo immer ihr sie findet“ (Koran 4,89) und „Ergreift sie und tötet sie, wo immer ihr ihnen begegnet“ (Koran 4,91). Der Tradition zufolge verübte Mohammed in seinem zweiten Lebensabschnitt – zwischen 622 und seinem Sterbejahr 632 – aus verschiedenen Gründen etwa sechzig Angriffe gegen Karawanen: Razzien (der Begriff stammt vom arabischen Wort ghazwa ab). Heute sagt der Koran den Muslimen: „Mit dem Botschafter Gottes habt ihr ein vollkommenes Vorbild (uswatun hasanatun)“ (33,21). Diese Gewalt hat unterschiedliche Gründe: möglicherweise die Sicherung des Überlebens, die Ausführung von Diebstählen, den Erwerb von Sklaven und Sklavinnen, usw. Mit einem Wort: Beute. Daher wurde Mohammed das als „Die Beute“ (al-Anfâl) bezeichnete Kapitel 8 offenbart. Darin gibt Gott seinem Botschafter dessen Recht auf ein Fünftel der gesamten Beute und die erste Wahl zu erkennen! (Koran 8,41). Die Angriffe können die Umkehr der nicht an den einzigen Gott glaubenden arabischen Stämme zum Ziel haben. Wir verfügen über zwei muslimische Mohammed-Biographien, die um das Jahr 750 entstanden sind: eine stammt von Ibn Ishaq und wird bezeichnet als „Biographie des Propheten“ (al-Sīrah al-Nabawiyyah), die andere nennt sich „Das Buch über die Feldzüge“(Kitāb al-Maghāzī) von al-Wāqidī, in dem etwa sechzig solcher 3 Kampfhandlungen beschrieben werden. Man kann nicht behaupten, dass der Islam keinen Krieg kennt und nicht zum Krieg auffordert. Ebenso wenig kann man jedoch sagen, dass der Islam nur aus Krieg besteht. Beide Aspekte sind in Abhängigkeit von der Lebensphase Mohammeds vorhanden. Darin liegt eines der grossen Probleme unserer muslimischen Brüder. So fällt es einigen leicht, den Islam als Religion des Krieges zu bezeichnen, um die gesamte Welt zur einzig wahren der offenbarten Religionen (Judentum, Christentum, Islam) zu bekehren und im Namen dieses Ziels wird Krieg geführt. Dies beobachten wir unter anderem leider am Beispiel des IS, der Terrormiliz Boko Haram und des Terrornetzwerks Al Qaida. Zwischen Sunniten und Schiiten herrscht ein Konflikt. Wie denkt die Mehrheit der Muslime darüber? Samir: Meines Erachtens ist die Mehrzahl der Muslime mit diesem Krieg nicht einverstanden, wobei sie jedoch nicht jeden Krieg ausschliessen: Manche werden sagen, dass nur ein defensiver Krieg geführt werden kann. Die Texte befassen sich jedoch auch mit aggressiven Kriegen. So beschloss der erste Nachfolger Mohammeds, Kalif Abū Bakr, nach dem Tode des Propheten, die von uns im Arabischen als hurūb ar-riddah bezeichneten Kriege auszutragen. Diese Kriege waren darauf ausgerichtet, jene in das Herz des Islam zurückzubringen, die sich vom Pakt mit den Muslimen entfernt hatten. Dies führt folglich zu Schwierigkeiten, denn jeder kann Zitate sowohl aus dem Koran als auch aus der Geschichte Mohammeds und die Worte desselben geltend machen (Hadīth). Welche Handlungen können gesetzt werden? Samir: Der Islam benötigt eine tiefgreifende Reform; diese Auffassung vertreten zahlreiche Muslime. Zuletzt richtete der ägyptische Präsident Abd al-Fattah al-Sisi in einer am 28. Dezember 2014 gehaltenen und am 11. Januar 2015 mit grösserem Nachdruck wiederaufgenommenen und berühmt gewordenen Rede an der Alazhar-Universität in Kairo, der weltweit berühmtesten islamischen Universität, den folgenden Appell: „Wir müssen eine Revolution im Islam beginnen, um den Koran und die Tradition korrekt interpretieren zu können“. Was ist damit gemeint? Samir: Kriege stellen nie eine Lösung dar, da morgen andere kommen und sie führen werden. Das Problem liegt in der Neubetrachtung des Islam und in der Aussage: Es ist wahr, dass der Prophet Kriege geführt hat, dass der Koran Stellen enthält, die nicht nur defensiv, sondern auch aggressiv sind, dass der Koran zum Krieg gegen jene aufruft, die nicht an den wahren Gott glauben. Allerdings entstanden diese Abschnitte im siebten Jahrhundert, im Kontext einer beduinischen Tradition, in der Angriffe auf Karawanen und Kriege weit verbreitet waren. Auch im Falle der Bibel existieren Konflikte… Samir: Das Alte Testament weist Texte auf, in denen Gott durch seinen Propheten Mose zum Krieg anregt (siehe Deuteronomium 20,10-14), oder den Text von der furchtbaren Eroberung des Heiligen Landes im Buch Josua (11,16-20). Die Mehrheit unserer jüdischen Brüder versteht diese Texte jedoch nicht in einem wortwörtlichen Sinne und spricht von einem „dreitausend Jahre zurückliegenden historischen Faktum“. Christus hat nicht nur auf eine Wiederaufnahme dieser kriegerischen Reden verzichtet, sondern gerade das Gegenteil angeordnet: „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüsst, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Matthäus 5,43-48). Ein weiteres Beispiel ist die Stelle: „Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch misshandeln. Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin; und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand etwas wegnimmt, verlang es nicht zurück. Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen“ (Lukas 6,27-28). 4 Vollzieht sich in der islamischen Welt tatsächlich eine Veränderung oder haben die Stellungnahmen gegen Gewalt lediglich einen Alibicharakter? Samir: Viele Muslime rufen zu einer tiefgreifenden Veränderung der Haltung auf. Zahlreiche Intellektuelle bringen dies offen zum Ausdruck, werden jedoch als vom Westen beeinflusst betrachtet. Ich bin überzeugt davon, dass viele Muslime einen Verzicht auf Gewaltanwendung im Namen Gottes befürworten, jedoch nicht den Mut besitzen, dies auszusprechen. Und die Imame sind gleichsam blockiert; wie wagen es nicht, sich kühner Worte zu bedienen. Dies alles ist auf die Ideologie zurückzuführen, eine Form radikal-islamischer Ideologie, die besagt, dass jeder, dessen Denk- und Handlungsweise nicht mit einer bestimmten Form des Islam übereinstimmt, zu eliminieren sei. Im Arabischen spricht man diesbezüglich von takfīr, d.h., der Bezeichnung des anderen Menschen als kāfir, also als Ungläubigen. Auf der Basis der islamischen Tradition (einschliesslich des Koran) ist ein kāfir auszulöschen. Diese Vorstellung entstand vor 14 Jahrhunderten und erfuhr in den vergangenen 40-50 Jahren in bestimmten Bereichen eine immer grössere Verbreitung, wobei ein arabisches Denkmodell aus dem 7. Jahrhundert als Vorbild verwendet wurde! Welcher wichtige Aspekt sollte betont werden? Samir: Es gilt hervorzuheben, dass Muslime ebenso wie Juden, Atheisten und Ungläubige unsere Brüder sind. Jeder Mensch ist mein Bruder, auch wenn ich seine Sichtweise nicht teile. In diesen Tagen wurde eine Moschee im Süden des Jemen vom IS angegriffen; etwa dreissig Menschen kamen dabei ums Leben. Sie töten sich auch untereinander, da sie jeden Menschen mit einer anderen Sichtweise als Ungläubigen betrachten, der getötet werden muss. Die einzige Antwort auf diese Ideologie ist jene des Evangeliums – universelle Brüderlichkeit – oder, aus einer laizistischen Perspektive, jene des Humanismus! Hat das von Papst Franziskus beabsichtigte Gebet im Vatikan Wirkungen gezeigt? Samir: Er verfolgte dieses Ziel, wenngleich es von dem aus Jerusalem gekommenen Imam beeinflusst wurde. Dieser rezitierte einen als aggressiv interpretierten Vers aus dem Koran, was im Text nicht vorgesehen war. Mahmoud Abbas und Präsident Shimon Peres waren zugegen. Ebenso wie viele Menschen in Israel und in der arabischen Welt streben sie gewiss den Frieden an. Es ist an der Zeit, aus der Vorstellung der Rache und des Krieges auszutreten. Krieg und Gewalt stellen nicht nur keine Lösung des Problems dar, sondern führen im Gegenteil zu zusätzlichen Schwierigkeiten und bilden den Ausgangspunkt für neue Gewalt. Für die Muslime hat der Monat Ramadan begonnen. Worum handelt es sich beim Ramadan? Samir: Der Ramadan ist ein Fasten- und Gebetsmonat, der wie in den Kalendern der Antike während eines Mondmonats alljährlich von Muslimen begangen wird. Man fastet von Sonnenaufgang bis 5 Uhr nachmittags, oder bis zum Sonnenuntergang. Handelt es sich um ein der Fastenzeit ähnliches Fasten? Samir: Es verhält sich genauso wie bei den orientalischen Christen, die heute fasten; es betrifft nicht nur Mönche, sondern auch Familien. In der koptischen Kirche Ägyptens nimmt man von Mitternacht bis um 2 Uhr nachmittags und im Fall der Mönche bis zum Sonnenuntergang weder Speisen noch Getränke ein. Es folgt ein sehr leichtes Abendessen ohne Fleisch, Butter, Käse sowie Produkte tierischen Ursprungs. Für die Christen dauert die Fastenzeit etwa 47 Tage, denn der Sonntag wird beim Fasten nicht mitgerechnet. Besteht in Bezug auf die Bedeutung daher eine Ähnlichkeit? Samir: Ja, die Bedeutung ist sehr ähnlich. Es handelt sich um eine Busse mit dem Ziel einer Reinigung. Normalerweise lädt die geistliche Tradition des Islam die Gläubigen dazu ein, diese Nacht einer Betrachtung des Korans zu widmen. In Wahrheit wird dies von wenigen Menschen praktiziert, nur von einigen sufischen Imamen, die den Mystikern entsprechen. Für Muslime und Christen, ebenso wie für Juden und Angehörige mancher anderer Religionen handelt es sich um eine Zeit grösserer Nähe zu den Armen und Leidenden. Der Unterschied zum christlichen Fasten besteht darin, dass man während des Ramadans mehr zu sich nimmt als zu jedem anderen Zeitpunkt des 5 Jahres, und dass es sich um Feiertage handelt. Man könnte gewissermassen sagen, dass am Abend kompensiert wird, was man unter Tags nicht isst, auch wenn man um Mitternacht oder um 2 Uhr morgens zu Bett geht. Dies ist die normale Gewohnheit der Muslime in den mir bekannten arabischen Ländern. Wir danken Ihnen ganz herzlich für dieses Gespräch. https://de.zenit.org/articles/die-herausforderung-des-islam-in-der-gegenwart-teil-1/ https://de.zenit.org/articles/die-herausforderung-des-islam-in-der-gegenwart-teil-2/ (16.8.2016)