Femoralis- oder Plexus lumbalis-Blockade nach Hüftendoplastie? Nach dem Einsatz einer Hüftendoprothese ist eine effektive Schmerztherapie wichtig, um die Patienten möglichst frühzeitig mobilisieren und so die Gelenkfunktion wiederherzustellen zu können. Die kontinuierliche Femoralis- wie auch die Plexus lumbalis-Blockade haben sich bewährt. Doch verglichen wurden die beiden Verfahren bislang noch nicht. S owohl die kontinuierliche FemoralisBlockade wie auch die kontinuierliche Plexus lumbalis-Blockade garantieren eine effektive und andauernde Analgesie nach einem Hüftgelenkersatz. Zur Frage, ob und wenn ja, welche der beiden Methoden allerdings effektiver ist, gibt es aktuell keine Untersuchung. Joseph Marino und Mitarbeiter holten dies nach und konzipierten eine prospektive randomisierte Studie. Sie werteten die Daten von insgesamt 225 Patienten im Alter zwischen 18 und 80 Jahren nach totaler Hüftarthroplastik aus. Nach Randomisierung erhielten je 75 Patienten verschiedene postoperative Schmerztherapien: die Patienten der Gruppe 1 eine Lumbalplexus-Blockade plus eine patientenkontrollierte Analgesie mit intravenös verabreichtem Hydromorphin, Gruppe 2 eine Femoralis-Blockade plus patientenkontrollierte Analgesie und die Kontrollgruppe nur die patientenkontrollierte Analgesie mit Hydromorphin intravenös. Die Analgesie begann im Aufwachraum, ebenso die Nervenblockaden und dauerten 48 Stunden an. Das physiotherapeutische Programm an diesen beiden Tagen bestand für sämtliche Patienten in einer einstündigen morgendlichen Übungseinheit mit passiver und aktiver Hüftbeugung. Die Patienten waren angehalten, das Bett einmal am Tag zu verlassen und in Begleitung des Physiotherapeuten zu gehen. Maximale Hüftbeugung sowie die zurückgelegte Gehstrecke wurden gemessen, ebenso die Schmerzintensität in Ruhe und während der Physiotherapie anhand einer visuellen Analogskala. Opiat-Verbrauch, Opiat-Nebenwirkungen und Patientenzufriedenheit wurden ebenfalls festgehalten und sensorische und motorische Funktionen gemessen. Unter kontinuierlicher LumbalplexusBlockade war die Schmerzintensität wähORTHOPÄDIE & RHEUMA 10 · 2009 rend der Physiotherapie am Tag 1 und 2 postoperativ signifikant niedriger, verglichen mit den beiden anderen Gruppen. Schmerzen in Ruhe waren in Gruppe 1 und 2 ähnlich, jedoch waren Opiatverbrauch und Desorientiertheit in diesen beiden Gruppen signifikant niedriger als in Gruppe 3. In Gruppe 1 wiesen die Patienten weniger Nebenwirkungen auf, die Gehstrecke war länger und die Patientenzufriedenheit höher im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen. Fazit: Kontinuierliche Lumbalplexus- Blockade und Femoralis-Blockade reduzieren signifikant den Bedarf an Opiaten zur Schmerztherapie nach totaler Hüftarthroplastik und minimieren die Nebenwirkungen der Opiatgabe. Die kontinuierliche Lumbalplexus-Blockade ist während der physiotherapeutischen Behandlung eine effektivere Schmerzbehandlung als die kontinuierliche Femoralis-Blockade und die alleinige patientenkontrollierte intravenöse Zufuhr von Hydromorphin. mlg Marino J et al. Continuous lumbar plexus block for postoperative pain control after total hip arthroplasty. J Bone Joint Surg 2009; 91: 29–37. Kommentar Die in Deutschland gängige, postoperative Schmerztherapie nach Hüfttotalendoprothesen besteht zumeist aus der Applikation von Morphinen und nicht steroidalen Antirheumatika. Manchmal wird auch die Kombination mit einer Periduralanästhesie angewandt, mit dem Nachteil, dass die Wirkung beide Extremitäten betrifft und sich damit die Mobilisierbarkeit der Patienten verschlechtert. Die vorliegende prospektive, randomisierte Studie beschreibt sehr übersichtlich, dass eine kontinuierliche Plexus lumbalisBlockade nach Implantation einer Hüftto- talendoprothese sowohl Ruheschmerzen als auch Schmerzen bei Mobilisation und Physiotherapie der betroffenen Extremität einseitig vermindern kann. Damit war auch im Vergleich zu der Kontrollgruppe mit kontinuierlichem Femoralis-Block eine verbesserte Analgesie mit geringerem Medikamentenbedarf festzustellen. Auch konnte der intravenöse Opiatbedarf und Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen etc. signifikant reduziert werden. Die Plexus lumbalis-Blockade durch einen Psoas-Kompartment-Block kann in verschiedenen Patientenlagerungen durchgeführt werden und erfasst, im Vergleich zu dem selektiven Femoralis-Block, zusätzlich Anteile des N. ischiadicus und den N. cutaneus femoris posterior. Eine effektivere Wirkung der Plexus lumbalis-Blockade war damit angesichts der Innervation des Hüftgelenkes durch den Plexus lumbalis und N. ischiadicus eigentlich zu erwarten Empfohlen wird die Blockade auf Höhe des Bandscheibenfaches L4/5, die Orientierung erfolgt am Querfortsatz des 5. Lendenwirbels. Bei einem zu kranialem Zugang werden in der Literatur selbst Nierenverletzungen beschrieben. Eine Röntgen- oder sonografische Kontrolle ist zu empfehlen, um die Ausbreitung und Lage des Katheters unter dem Prozessus transversus sicherzustellen. Eine Skoliosierung der Lendenwirbelsäule kann zu einer unerwünschten, intrathekalen Applikation des Medikamentes führen. Eine zu kaudale Orientierung der Kanüle bzw. des Katheters birgt die Gefahr einer paravertebralen, epidural ähnlichen Ausbreitung der Anästhesie. Manchmal ist auch bei korrekter Lage des Katheters mit einer bilateralen Ausbreitung des injizierten Medikamentes zu rechnen, ein Phänomen das möglicherweise durch Diffusion des Lokalanästhetikums in den Epiduralraum verursacht wird. Insgesamt handelt es sich bei der Plexus lumbalis-Blockade um eine Erfolg versprechende Methode, um eine selektive postoperative Analgesie und zügige Mobilisierung von frisch operierten Patienten mit Hüfttotalendoprothese zu erzielen. Dr. Ralf Wagner Leitender Arzt Wirbelsäulenzentrum Bethanien Im Prüfling 23 60389 Frankfurt am Main 7