Materielle Sicherung und/oder Integration Ethische Fragen rund um

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Städteinitiative Sozialpolitik
Frühlingskonferenz 2015
Materielle Sicherung und/oder Integration
Ethische Fragen rund um die Sozialhilfe
Frühlingskonferenz 2015
Städteinitiative Sozialpolitik
Input:
Prof. Sonja Hug
www.fhnw.ch/weiterbildung
CAS Verteil- und Solidargerechtigkeit
Moral
Gesamtheit von Normen, die das Verhalten gegenüber
anderen beeinflussen
„Unter Moral verstehen wir eine bestimmte sittliche
Einstellung.
Sittlichkeit hingegen bezeichnet nicht nur eine
Einstellung,….., sondern auch das Verhalten auf Grund
dieser, d.h. auf Grund bestimmter bewusster oder
unbewusster Normen.“
Stettner (2007)
fhnw/HSA Prof. Sonja Hug
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Moral II
„Durch Moral definiert man sich selbst; wer man
ist, wer man sein möchte, wofür man gehalten
werden will. (…). In der Moral geht es um die
Frage, was ich bereit bin zu tun. Darum ist die
Ausrede “Wenn ich es nicht getan hätte, hätte
es jemand anderes getan“ keine, sondern
bereits der Kollaps der Moral.“
(Jan Philipp Reemtsma: Folter im Rechtsstaat, Hamburg 2005)
 Moral ist eng mit Identität (personaler, aber auch Identität
von Gruppen, Gemeinschaften, etc. verknüpft).
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Ethik
Ganz kurz gefasst, kann Ethik als wissenschaftliches
Nachdenken über Moral bezeichnet werden.
Dabei werden zentrale, wissenschaftlich abgestützte Konstrukte,
Wertgebäude mit einbezogen wie z.B. Glück, Gerechtigkeit, Pflicht,
Menschenrechte.
Ethik wird auch definiert als Frage nach dem guten Leben
(Aristoteles /Habermas)
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Individualethik
was soll ich tun?
Sozialethik
wie sollen wir
zusammenleben?
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Fragen:
Welche moralischen Vorstellungen existieren zur Frage der
Existenzsicherung durch die Gemeinschaft ?
Welche moralischen Ansprüche/Vorstellungen existieren zur
Integration?
Welche Konstrukte/Bezüge/wissenschaftlichen Erkenntnisse können
beigezogen werden zur ethischen Reflexion ?
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Integration als Herausforderung der Einzelnen
«…dass die grundlegende Form moderner Vergesellschaftung (…)
erstens zu einer notwendigen Steigerung der zu leistenden
Aktivitäten der Individuen im Hinblick auf Integration
(gesellschaftliche Positionierung und Teilhabe) führt, weil
Integration nicht mehr naturwüchsig gegeben ist, sondern unter
Einsatz von Energie und den zur Verfügung stehenden Mitteln
(Kapitalien, Ressourcen) interaktiv selbst hergestellt werden muss.
Zweitens, dass eine vertikale und horizontale Differenzierung im
sozialen Raum entsteht (…) und dass drittens die Realisierung
einer konkreten Form von Integration und damit
zusammenhängend der Grad an gesellschaftlicher Teilhabe von der
Ausstattung der jeweiligen Akteure und deren Passung in den
gegebenen sozial-strukturellen Verhältnissen abhängig ist .»
Sommerfeld/Hollenstein/Calzaferri 2011, S. 52
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Integration:
von lat. integratio (Erneuerung, Wiederherstellung einer Einheit)
Duden: Verbindung einer Vielheit von einzelnen Personen oder Gruppen zu
einer gesellschaftlichen und kulturellen Einheit (soziologische Perspektive).
Integrationsprozesse sind nur in Wechselwirkung zwischen Individuum und
Systemen möglich, Integration verändert auch die Systeme
Assimilation:
Duden: das völlige Aufgehen einer Gruppe (ethnisch, religiös, kulturell) in
einer anderen Gruppe (soziologische Perspektive).
Anpassung an die vorgegebenen Bedingungen, in der Extremform
menschenrechtlich problematisch
«Wir sagen oft Integration, meinen aber in Wahrheit
Assimilation» (Saner 2001)
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Lebensführungssystem
(Sommerfeld/Hollenstein/Calzaferri 2011, S. 287)
Familiensystem
private
Sozialsysteme
FreundInnen
Beschäftigung
Schule
Hilfesysteme
«Schattenwelten»
z.B. Drogenszene
Kultur/Freizeit
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Fragen:
Welchen Wert hat Integration für die Einzelnen und für die
Gesellschaft?
Welche Beziehung besteht zwischen Existenzsicherung und
Integration?
Mögliche theoretische, ethisch und wirtschaftswissenschaftliche
Antworten geben Martha Nussbaum und Amartya Sen
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Eine mögliche Antwort auf die Frage nach dem guten
(Zusammen)leben
Menschen sollen über möglichst umfassende Verwirklichungschancen
verfügen.
Verwirklichungschancen sind:
«die umfassenden Fähigkeiten (Capabilities) von Menschen, ein Leben
führen zu können, für das sie sich aus guten Gründen entscheiden
konnten und das die Grundlagen der Selbstachtung nicht in Frage stellt »
(Sen 2000 S. 37)
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nach Arndt/Volkert,
eigene Darstellung
Bestimmungsgrössen der Verwirklichungschancen:
nicht finanzielle Potenziale
- Gesundheit
- Behinderung
- Bildung
- (Reflexions-) Kompetenzen
- etc.
individuelle Potenziale
Transparenzgarantien (keine Korruption)
rechtsstaatliche Garantien
finanzielle Potenziale:
- Einkommen
- Vermögen
politische, soziale und
ökonomische Chancen
sozialer Schutz
Schutz der ökologischen
Lebensbedingungen
gesellschaftlich bedingte
Chancen
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Literatur:
Düwell Marcus/Hübenthal, Christoph/Werner, Micha (Ed.) (2002). Handbuch Ethik.
Stuttgart, Weimar: Verlag J.B. Metzler.
Höffe, Ottfried (2002). Lexikon der Ethik. München: C.H. Beck.
Saner, Hans (2001). Zum Begriff der sozialen Integration: eine kritische Annäherung. In:
Caritas Dossier zur Tagung soziale Integration 2001.
Sen, Amartya (2000). Der Lebensstandard. Begriffe und Kritik. In: Senn, Amartya (Hrsg.).
Lebensstandard. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt/Rotbuch.
Sommerfeld, Peter/ Hollenstein, Lea/ Calzaferri, Raphael (2011). Integration und
Lebensführung. Ein forschungsgestützter Beitrag zur Theoriebildung der Sozialen Arbeit.
Wiesbaden: VS Verlag.
Stettner, Ute (2007). Kann helfen unmoralisch sein? Graz: Grazer Universitätsverlag.
http://ejournals.duncker-humblot.de/doi/pdf/10.3790/vjh.75.1.7
(Text Arndt/Volkert)
www.nfp60.ch/SiteCollectionDocuments/Publikationen/nfp60_pub_nadai_capability.pdf
Text zu capability und Integration
fhnw/HSA Prof. Sonja Hug
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