Einleuchtend anders Sony BrightEra-Technologie im Detail LCD-Panels funktionieren als steuerbare Lichtventile. Mittels einer Steuerspannung ist einstellbar, wie viel Licht eine LCD-Zelle durchlässt. Das Arbeitsprinzip beruht auf der Tatsache, dass Flüssigkristalle, die durch ein elektrisches Feld ausgerichtet werden, in der Lage sind, die Polarisationsebene von Licht zu drehen. Schließt man eine dünne Flüssigkristallschicht zwischen zwei lineare Polarisationsfilter ein, so lässt die Anordnung je nach Ausrichtung der Filter und der Flüssigkristallmoleküle mehr oder weniger Licht durch. Die Ausrichtung der Flüssigkristallmoleküle lässt sich nun durch ein elektrisches Feld beeinflussen, das in geeigneter Weise über (transparente) Elektroden angelegt wird. Um ein definiertes Verhalten der LCD-Zelle zu gewährleisten, müssen die Flüssigkristalle aber auch ohne ein elektrisches Feld (also ohne Steuerspannung) eine definierte Ausrichtung einnehmen, damit das LC Display im Ruhezustand in definierter Weise entweder Licht durchlässt (normally white) oder sperrt (normally black). Für diese Vor-Orientierung der Flüssigkristallmoleküle auch im feldlosen Zustand sorgt die so genannte Alignmentschicht (Alignment Layer), die zwischen der Flüssigkristallschicht und dem gläsernen Trägersubstrat angebracht ist. Bei herkömmlichen Panels besteht diese aus einer Kunststofffolie (zum Beispiel aus Polyimid), deren Oberfläche durch mechanische Bearbeitung - zum Beispiel Reiben mit einem Rayon-Textilgewebe eine Struktur erhält, entlang derer sich die Flüssigkristallmoleküle bevorzugt ausrichten. Der Nachteil solcher Folien besteht darin, dass sie als organische Materialien unter UV-Bestrahlung eine nur begrenzte Langzeitstabilität besitzen. UV-Strahlung entsteht bei LCDPanels durch die Quecksilberhochdrucklampe des Projektors. UVFilter können diese Strahlung stark abschwächen, aber nicht gänzlich beseitigen. Der verbleibende UV-Anteil bewirkt zusammen mit dem kurzwelligen (blauen) Anteil des sichtbaren Lichtes mit der Zeit Veränderungen in der Alignment-Folie. Deren Eigenschaften verschlechtern sich also nach und nach, was zum Beispiel das Kontrastverhalten des Panels verschlechtert. Die BrightEra-Technologie von Sony verwendet nun neue, anorganische Alignmentschichten. Diese sind erstens UV-durchlässig und zweitens nicht empfindlich gegen kurzwelliges Licht (Abb. 1). Daher lässt sich die Strahldichte (und somit Helligkeit und Kontrast), die durch das Panel geschickt wird, erhöhen, ohne seine Langzeitstabilität zu gefährden. In der Praxis bedeutet das, dass man in einem Projektor stärkere Lampen einsetzen kann, ohne gleichzeitig größere und damit teurere Panel einbauen zu müssen. 1 Leistungsstärkere Projektoren können auf diese Weise preisgünstiger angeboten werden. Abb. 1 Verbesserte Ansteuerung Bei LCD Panels gibt es kein klassisches "Einbrennen", wie es zum Beispiel bei Plasmadisplays auftreten kann. Wird innerhalb einer LCD-Zelle das zur Ansteuerung benutzte elektrische Feld jedoch immer in derselben Richtung angelegt, kann es mit der Zeit zur Wanderung von Ionen der Flüssigkristallschicht in Richtung einer Elektrode kommen. Dieser Effekt würde die Ausrichtung der Flüssigkristallmoleküle beeinflussen und unter ungünstigen Umständen in Form von Geisterbildern sichtbar werden. Dieser Effekt ist als "Image Sticking" (also "festklebende Bildinhalte") bzw. "LCD Image Retention" („Einbrenneffekt“) bekannt. Aus diesem Grund werden bei den meisten TFT-Displays die einzelnen Bildzeilen jeweils mit inverser und bei jedem Frame wechselnder Polarität angezeigt. Auf diese Weise kann sich der Einbrenneffekt nicht ausbilden. Allerdings gibt es durch die von Zeile zu Zeile inverse Polarität der Steuerspannung auch ein horizontales elektrisches Feld zwischen den einzelnen Zeilen - also parallel zur Substratebene. Dieses horizontale elektrische Feld verändert in unerwünschter Weise auch die Ausrichtung der Flüssigkristallmoleküle im Bereich des Übergangs zwischen zwei Zeilen, so dass die Zustände "ganz durchlässig" und "ganz gesperrt "nicht mehr ideal realisierbar sind. Das wiederum wirkt sich negativ auf den erreichbaren Kontrastumfang aus. Bei der BrightEra-Technologie von Sony werden die Panelzeilen nicht mehr invers, sondern gleichartig angesteuert - elektrische Felder zwischen den einzelnen Zeilen, mit den negativen Folgen für den Kontrast, können daher nicht mehr auftreten (Abb. 2). 2 Abb. 2 Warum macht man das nicht bei allen LCD-Panels so? Antwort: Bei der üblichen Panel-Ansteuerung mit 60 Hz wäre womöglich ein Flimmereffekt mit einer Frequenz von 30 Hz sichtbar - deshalb muss man bei Ansteuerung mit 60 Hz zusätzlich die Steuerspannung pro Zeile invertieren, damit sich ein etwaiger Flimmereffekt über das gesamte Bild herausmittelt. Bei der BrightEra-Technologie werden die Panels jedoch mit einer Frequenz von 120 Hz angesteuert, was erstens etwaige Flimmereffekte generell unterdrückt und zweitens die zuvor angesprochene Ansteuerung der Feldinversion ermöglicht, die zusätzlich den Kontrast verbessert. Sonys BrightEra-Panels werden zudem im "normally black" Modus betrieben. Durch die Ausrichtung der Polarisationsfilter und der Alignmentschichten kann man einstellen, ob ein LCD-Panel im spannungslosen Zustand lichtdurchlässig ist oder Licht sperrt. Da es im spannungslosen Zustand keine unerwünschten, parasitären elektrischen Felder gibt, kann man durch Optimierung der Alignmentschichten das Verhalten des Panels in diesem spannungslosen Zustand anpassen. In der Regel ist man an einem möglichst hellen Projektionsbild interessiert, so dass die meisten Panels am Markt vom Typ "normally white" sind. Polarisationsfilter und Alignmentschichten sind hier so ausgerichtet, dass das Panel im spannungslosen Zustand möglichst viel Licht durchlässt. Der Sperrzustand ist dann allerdings normalerweise kompromissbehaftet und die Flüssigkristallmoleküle nicht optimal ausgerichtet. Das Panel ist daher bei "schwarz" noch etwas lichtdurchlässig, weshalb man LCD-Projektoren normalerweise auch ein schlechteres Kontrastverhalten nachsagt als anderen Projektionstechnologien (Abb. 3). 3 Abb. 3 Die neuen BrightEra-Panels von Sony sind jedoch "normally black" und ermöglichen es so, den erreichbaren Schwarzwert zu optimieren. Dank der zuvor erwähnten Field-Inversion-Ansteuerung wird hier jedoch auch im Durchlasszustand durch Wegfall parasitärer, horizontaler Felder eine bessere Ausrichtung der Flüssigkristallmoleküle und somit eine verbesserte Transparenz des Panels erreicht. Dies kommt unmittelbar der Helligkeit zugute, ohne gleichzeitig den Schwarzwert zu verschlechtern. Darüber hinaus gelang es den Sony-Entwicklungsingenieuren, die Größe der Transistorschaltung (Abb. 4), die für jedes Bildpixel auf dem Panel vorhanden sein muss, um ca. 70% zu verkleinern. Diese Dünnfilm-Transistorschaltung (Thin Film Transistor, TFT) befindet sich auf dem Glassubstrat und ist daher zwangsläufig mit im Bild, absorbiert Licht und ist manchmal als feine Rasterstruktur sichtbar (" Fliegengittereffekt"). Je kleiner diese Transistorschaltung ist, desto weniger Licht schluckt sie und desto heller wird das Projektionsbild. Als erwünschter Nebeneffekt wird dadurch auch der " Fliegengittereffekt" vermindert. Abb. 4 Zusammenfassung (Abb. 5 & 6) Die verkleinerte TFT Schaltung bewirkt also gemeinsam mit der Feldinversionsansteuerung, dass auf der einen Seite die Lichtdurchlässigkeit des Panels steigt, was der Helligkeit des Projektionsbildes unmittelbar zugute kommt. Gleichzeitig verbessert die "normally black" Auslegung des Panels das Sperrverhalten, 4 wodurch der erreichbare Kontrastumfang deutlich vergrößert wird, ohne dafür Kompromisse bei der Bildhelligkeit eingehen zu müssen. Zusätzlich kann durch die anorganischen Alignmentschichten ein leistungstärkeres Lampensystem bei gleichbleibender Panelgröße zum Einsatz kommen, wodurch sich auch die Gesamt-Lichtleistung nochmals deutlich steigern lässt. Sony BrightEra Technologie stellt also einen wichtigen Meilenstein bei der Entwicklung moderner LCD-Panels dar, mit denen sich die neuen LCD-Produkte von Sony durch sichtbar verbesserte Kontrastwerte und erhöhte Bildhelligkeit von dem bisher mit der LCDTechnologie Machbaren deutlich absetzen. Abb. 5 Abb. 6 5