Liberale Politik Grundlagen Für liberale Politik gerade stehen Liberale Begriffe definieren und durch Argumente verteidigen Die heutigen politische Parteien und Ideen werden häufig vereinfachend anhand der eindimensionalen Systematik des politischen Spektrums klassifiziert. Dabei werden sie auf einer Achse platziert, deren Enden mit links und rechts und mit einer dazwischenliegenden Mitte bezeichnet werden. Diese Sichtweise wird heute von den meisten politischen Parteien und auch von den meisten Medien angewandt, obwohl sie bei differenzierteren Betrachtungen versagt und diese Unzulänglichkeit auch allgemein anerkannt wird. Der Gegensatz links-rechts steht im allgemeinen Verständnis stellvertretend für die nachfolgend beschriebenen Gegensätze. 1. Egalitär – Elitär Ausgehend vom Gleichheitspostulat (Egalité) der französischen Revolution sind egalitäre politische Ansätze zentral für das Selbstverständnis der „Linken“. Die „Rechte“ rechtfertigt die Notwendigkeit einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Ungleichheit. Dagegen gelten linke/egalitäre Konzepte als „Gleichmacherei“ und werden als Eingriffe in individuelle Freiheitsrechte und Entfaltungsmöglichkeiten oder in die hergebrachte Gesellschaftsordnung abgelehnt. 2. Progressiv – Konservativ In der Anfangszeit der westlichen Demokratien, insbesondere im 19. Jahrhundert, bemühten sich die Linken vor allem um die Verbesserung der Lebensbedingungen der unteren Schichten um die Durchsetzung der Menschenrechte und damit um eine kontinuierliche Erneuerung der Gesellschaft. Die Linke propagierte dies als gesellschaftlichen Fortschritt (Progressivität). Die Rechten traten hingegen für die Wahrung des Status quo in Bezug auf politische und ökonomische Verhältnisse ein und verwiesen auf „hergebrachte“ gesellschaftliche Normen, wodurch sie auch die Bezeichnung „konservativ“ („bewahrend“) erwarben. 3. Internationalistisch – Nationalistisch Der egalitären Grundidee entsprechend verfolgte die Linke lange Zeit einen internationalistischen Ansatz. Nach 1945 begriffen allerdings viele linke Gruppierungen ihre Aufgabe als „nationalen Befreiungskampf“. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts verfolgte das rechte Lager eine nationalistische Politik. Zugleich versteht sich das „bürgerliche Lager“ in Westeuropa – inklusive der Liberalen – aber als treibende Kraft der wirtschaftlichen Globalisierung und verweist auf seinen Beitrag zur europäischen Einigung. Selbst-Einordnung zu den politischen Strömungen Heutige demoskopische Untersuchungen zeigen, dass sich die Wähler der einzelnen parlamentarisch vertretenen Parteien in ihrem Selbstverständnis jeweils über weite Bereiche des politischen Spektrums verteilen. In einer 2007 von Emnid durchgeführten Umfrage bei den Wählern schätzen sich selber als „links“ein • 76 % von Bündnis 90/Die Grünen • 39 % bei denen der SPD, • 25 % bei denen der CDU • 23 % bei denen der FDP. Insgesamt sagten • 34 % der Bundesbürger, sie seien im politischen Spektrum eher „links“ • 52 % ordnen sich der „politischen Mitte“ zu • 11 % der politischen Rechten. LSI Arbeitskreis „Liberale Ethik“ Seite 1 von 4 Liberale Politik Grundlagen Konservatismus Das „konservativ-bürgerliche bürgerliche Lager“ betont in der Selbstdarstellung meist den konservativen und seltener den elitären Aspekt der eigenen Politik. Gerade aus der Opposition heraus wird häufig mit egalitären Ideen geworben, zum Teil auch zur Abgrenzung zu liberalen Positionen. Der Begriff rechts für die eigene Position wird von den Konservativen vermieden, v der Begriff links – wenn überhaupt – meist nur abwertend für politische Gegner benutzt. Ebenso wie im sozialdemokratischen und liberalen Lager wird von einigen konservativen Volksparteien zunehmend der Begriff „Politische „ Mitte“ proklamiert. Sozialdemokratie Viele sozialdemokratische Parteien distanzieren sich zunehmend von der Klassifizierung als „linke „ Partei“, um eine breitere Akzeptanz zu erreichen. Im Bundestagswahlkampf 1998 warb die SPD mit dem Schlagwort der „Neuen Mitte“. Mitte Im Oktober 2007 verabschiedeten Hamburger Programm definiert sie sich als „linke Volkspartei“[. Im vorangegangenen Bremer Entwurf vom Januar 2007 wurde die SPD noch zusätzlich als „Partei der solidarischen Mitte“ definiert. Liberalismus Der Liberalismus lässt sich anhand nd dieser Sichtweise kaum einer bestimmten politischen Orientierung im Rechts-links-Schema Schema zuordnen, weil er einerseits sehr stark die rechtliche Gleichstellung propagiert, leistungsbedingte soziale Unterschiede jedoch als Anreiz für persönliches Engagement Engagemen befürwortet. Eine Einordnung ist mittels Nolan-Diagramm möglich. Oftmals wird von den Liberalen dem Gegensatz elitär-egalitär egalitär der Gegensatz liberal-regulativ liberal regulativ entgegengesetzt. Liberale streben sowohl in Bereichen des persönlichen als auch im Bereich des wirtschaftlichen wirtschaftlichen Lebens nach der größtmöglichen Selbstbestimmung und Eigenverantwortung des Individuums. Wir sehen den zu findenden Kompromiss aus Freiheit verbunden mit Selbstverantwortung als „liberal liberal“ an. Nolan-Diagramm In Deutschland wird der parlamentarische Liberalismus insbesondere von Sozialdemokraten und Grünen aufgrund seiner Wirtschaftsnähe („Leistungsgerechtigkeit“) teilweise als politisch „rechts“ oder „bürgerlich“ eingestuft. liberal In den USA wird „liberalism“ aufgrund der Betonung auf gesellschaftliche Gleichstellung und Individualrechte eher als politisch „links“ angesehen. Nach ach europäischem Verständnis werden Liberale eher als „fiscal conservative“ oder „libertarian“ (vgl. Libertarian Party) Party bezeichnet. Wir sehen uns auf der Achse in der Mitte. LSI Arbeitskreis „Liberale Ethik“ Seite 2 von 4 Liberale Politik Grundlagen Sozialismus Viele Europäische Sozialisten definieren sich mittlerweile direkt über das Attribut links. Dies kommt am deutlichsten darin zum Ausdruck, dass sich viele Parteien direkt als Linkspartei bezeichnen. In Deutschland gab sich 2005 die Partei des Demokratischen Sozialismus den neuen Namen Die Linkspartei.PDS,, durch Fusion mit der WASG entstand daraus 2007 die Partei Die Linke. Linke In Österreich wurde 2000 von Trotzkisten die Sozialistische Linkspartei gegründet, die neben der älteren, größeren und bei Wahlen erfolgreicheren KPÖ (Kommunistische ( Partei Österreichs)) als weitere Partei links der Sozialdemokratie agiert. Im Zuge der Vorbereitungen Vorbereitungen zur Nationalratswahl 2008 konstituierte sich ein Linksprojekt,, das nach dem Vorbild der deutschen Linkspartei linke sozialdemokratische und gewerkschaftliche sowie weitere links der SPÖ stehende Kräfte vereinigen soll. Grüne Friedens und Umweltbewegung und Die Grünen in den westlichen Ländern entstanden aus der Friedensgalten deshalb lange Zeit als links. Allerdings hatte sich die grüne Partei in Deutschland zunächst mit rechten Strömungen in den eigenen Reihen (z. B. Herbert Gruhl) auseinanderzusetzen, auseinanderzusetz schlug dann jedoch einen durch linke Strömungen (z. B. Ökosozialisten) beeinflussten Kurs ein. Mit den zunehmenden Regierungsbeteiligungen in den 1990er Jahren haben sie sich jedoch in einigen Ländern von radikal-pazifistischen pazifistischen Positionen verabschiedet. verabschiedet Ökologische Positionen sind nicht notwendigerweise mit traditionell „linken“ Positionen verknüpft. So gelten zum Beispiel die Grünen in Lettland eher als konservativ, ebenso die ÖDP in Deutschland. Die Bürgerrechtler des Bündnis 90, welches 1993 mit den gesamtdeutschen Grünen fusionierte, sahen sich zwar „links“, grenzten sich aber radikal von der PDS ab. Einige Mitglieder vertraten sogar konservative Positionen, wie zum Beispiel Vera Lengsfeld und Günter Nooke, die sich später in der CDU organisierten. In der Schweiz grenzen sich die Grünliberalen von den Grünen durch eine liberale Wirtschaftspolitik und eine eher restriktive Finanz- und Sozialpolitik ab. Das „politische Wertedreieck“ taugt als Erklärungsmodell besser als die eindimensionale links-rechts-Klassifizierung. Hier gibt es nicht wie beim linearen Spektrum ein links und rechts, sondern ein Dreieck mit folgenden Werten als Eckpunkte: • • • Sicherung/Konservatismus – Bewährtes bewahren, en, Sicherung des Status Quo Gleichheit/Sozialismus – auf wirtschaftliche Umverteilung von reich nach arm beziehungsweise auf Ausgleich innerhalb der Gesellschaft setzen Freiheit/Liberalismus – mögliche Chancen nutzen und persönliche Freiheiten stärken Der Vorteil dieses Modells liegt darin, dass man die Parteien innerhalb dieses Dreiecks genauer platzieren kann. Das Extreme ist hierbei nicht nur auf die drei Spitzen beschränkt, sondern auch auf den gesamten Rand der drei Dreiecksseiten. LSI Arbeitskreis „Liberale Ethik“ Seite 3 von 4 Liberale Politik Grundlagen Aus dem Gesagten kann grundsätzlich abgeleitet werden: 1. Die FDP ist als organisierte Partei der Liberalen eine wichtige und traditionsreiche Kraft in Deutschland. 2. Unsere Standpunkte und Argumente können, je nach Sichtweise, als zutreffend oder nicht zutreffend bewertet werden - sie sind jedoch das Ergebnis von Vernunft und Abwägung der Argumente. 3. Unsere Standpunkte sind – das ist besonders wichtig - moralisch weder besser noch schlechter als die Argumente anderer Parteien – moralische Wahrheitsansprüche wie insbesondere von Grünen vertreten, haben in der Politik nichts zu suchen. 4. Die Liberalen – in Deutschland die FDP – wird als Regulativ für eine zukunftsorientierte Demokratie dringend gebraucht. Vor diesem Hintergrund befolgen Sie deshalb folgende Diskussionsregeln: 1. Entschuldigen Sie sich nicht für Standpunkte oder Maßnahmen, die wir bezogen oder gemacht haben! 2. Verbringen Sie nicht zu viel Zeit mit den Argumenten von Menschen, die die Liberalen prinzipiell oder die FDP nicht mögen und nicht haben wollen. • Sie sind an einem Gedankenaustausch nicht interessiert! 3. Argumentieren Sie positiv für die liberale Idee und die FDP. • Polemische Gegner-Beschimpfung kann zwar attraktiv sein, um sich Luft zu machen, • aber Sie gewinnen dadurch niemanden. 4. Beliebt ist der abrupte Wechsel der Argumentationsebenen oder der Themen. Das ist ein alter Trick im Streitgespräch. Das können Sie notfalls auch! 5. Machen Sie keinen Fachvortrag oder ein wissenschaftliches Gefeilsche über Zahlen. • Dahinter steckt oft nur ein Ablenkungsmanöver und hilft in der Situation nicht weiter. • Verweisen Sie auf Angebote im Netz, wenn es um Fakten geht. • Verweisen Sie auf den Expertenpool der Liberalen Senioren, wenn Detaildiskussionen gewünscht werden. Sammeln Sie in dem Fall die Kontaktdaten, wir setzen uns mit den Personen in Verbindung. 6. Stimmen werden am Wahltag gezählt und nicht bewertet. Quellen: Bundeszentrale für politische Bildung; Wikipedia LSI Arbeitskreis „Liberale Ethik“ Seite 4 von 4