2 Messen von Längen, Flächen und Rauminhalten Korrekturen zu Aufgaben Physik 2 Messen von Längen, Flächen und Rauminhalten 1875 einigten sich 17 Staaten auf das metrische System. Heute haben über 100 Staaten dieses System eingeführt. 1 Meter war ursprünglich als der 40 Millionstel Teil der Länge des durch Paris gehenden Längenkreises festgelegt worden (40 000 000 m entspricht ungefähr dem Erdumfang). Heute wird die Einheit Meter mithilfe der Lichtgeschwindigkeit definiert: 1 1 Meter ist die Strecke, die das Licht im Vakuum, also im luftleeren Raum, in -------------------------------- s 299 729 458 durchläuft. 1 Gerundet: -------------------------------- s 300 000 000 Indem wir umrechnen, um zu erfahren, welche Strecke das Licht in 1 Sekunde zurücklegt, kann man auch sagen: Das Licht legt in 1 Sekunde eine Strecke von 300 000 000 m = 300 000 km zurück. 2.1 Berechnen von Flächen und Rauminhalten Rechteckige Flächen lassen sich durch Multiplikation der beiden Grössen Länge und Breite berechnen: Fläche = Länge · Breite A = l·b Abb. 1 A Breite (b) Länge (l) Die Einheit für den Flächeninhalt ergibt sich aus den verwendeten Längeneinheiten. Übung 1 Ein Rechteck weist eine Länge von 1,3 m und eine Breite von 4,8 dm auf. Geben Sie die Fläche in Quadratmeter, in Quadratdezimeter und in Quadratzentimeter an. Abb. 2 b = 4,8 dm l = 1,3 m .................................................................................................................................................... .................................................................................................................................................... .................................................................................................................................................... .................................................................................................................................................... 5 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 4 Dichte 4 Dichte Die nachfolgende Grafik macht es deutlich: 1 g Styropor hat bei gleicher Masse ein grösseres Volumen als 1 g Wasser bzw. 1 g Messing. Grund: Die Dichte ist bei diesen Stoffen verschieden gross. Das heisst: Die Bausteine der Körper, die Atome bzw. Moleküle oder Salze sind dichter oder weniger dicht beieinander. Die Dichte ist aber auch abhängig von der Art der Atome. Je nach Atom ist die Masse grösser oder kleiner. Hinweis Man spricht im Zusammenhang mit dem Begriff Dichte auch beispielsweise von der Bevölkerungsdichte. Damit wird ausgedrückt, wie viele Menschen eine Fläche von 1 km2 besiedeln. Abb. Dichte und Volumen Abb. 7 h = 4 cm V = 64 cm3 V = 1 cm3 = 1 ml (Milliliter) V = 0,11 cm3 1 cm b = 4 cm l = 4 cm 1 g Styropor 10 0,49 cm 1 cm 1 cm 1 g Wasser 0,49 cm 0,49 cm 1 g Messing 4 Dichte Aufgaben Aufgabe 4 Eine Metallkugel (V = 20 dm3) hat ein Masse von 158 kg. Wie gross ist die Dichte? Aufgabe 5 Welche der nachfolgenden Formeln sind falsch? a) m = · V Aufgabe 6 b) V = m · c) = m · V Welche Masse hat ein Betonträger von folgender Abmessung 25 m x 1 m x 1,2 m? Die Dichte von Beton beträgt = 2,2 g/cm3. Aufgabe 7 Ein Stein hat ein spezifisches Gewicht von = 1,75 g/cm3. Der Stein wiegt 2,800 kg. Wie gross ist sein Volumen? Aufgabe 8 Wie viel Masse hat der Inhalt eines Heizöltanks, der 620 Liter fasst? Heizöl = 0,84 kg/Liter Aufgabe 9 Wie verändert sich die Dichte beim Schmelzen von Eis? Aufgabe 10 Ein Behälter enthält 50 kg Quecksilber. Wie hoch steht das Quecksilber, wenn die Bodenfläche des Behälters 11 dm2 beträgt? Aufgabe 11 In einem Tanklager ist ein Tank mit Benzin gefüllt. Die Grundfläche des Tanks beträgt 78,5 m2. Der Tank ist bis auf eine Höhe von 12,5 m mit Benzin gefüllt. Wie viele Tonnen Benzin befinden sich in diesem Tank? Benzin weist eine Dichte von 0,715 g/cm3 auf. Aufgabe 12 Die Tragfähigkeit eines Güterwagens beträgt 25 Tonnen. Der Wagen soll mit Sand beladen werden. Mit wie viel m3 Sand darf der Wagen beladen werden? Dichte von Sand: 1,5 g/cm3. Aufgabe 13 Von einem Körper wird ein Stück abgesägt. Was ändert sich? Richtige Antwort(en) ankreuzen. 䡺 die Masse Aufgabe 14 䡺 die Stoffmenge 䡺 die Dichte 䡺 das Volumen Das Blutvolumen des erwachsenen Menschen beträgt etwa 6–8 % seines Körpergewichts. Blut weist eine Dichte von 1,06 g/cm3 auf. Frau X hat eine Masse von 62 kg. Ihr Blutanteil betrage 7 %. A] Wie viel Masse weist ihr gesamtes Blut auf? B] Wie viel Liter Blut hat Frau X? C] Würde der unter b) berechnete Raum in den Blutgefässen ausreichen, wenn das gesamte Blut von Frau X gegen Wasser ausgetauscht würde? 13 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 5 Kräfte Beispiel Der Metallklotz von 1 kg Masse wird über die ebene Tischplatte gezogen. Der Kraftaufwand ist geringer als beim Tragen und abhängig von der Beschaffenheit der Auflagefläche beim Metallklotz bzw. der Tischoberfläche. Die aufzuwendende Kraft beim Ziehen = FZ ist gleich gross wie die ihr entgegenwirkende Reibungskraft = FR zwischen dem Metallklotz und der Tischplatte. Abb. 12 Fz FR Fz FR Wirkt bei gleichen Umgebungsbedingungen (Beschaffenheit der Tischoberfläche bzw. der Auflagefläche) mehr Masse auf die ebene Unterlage ein, erhöht sich der Kraftaufwand beim Ziehen, weil sich durch das Auflegen von mehr Masse die Erdanziehungskraft FG erhöht, damit nimmt auch die Reibungskraft FR zu. Länge der Pfeile in der unteren Abbildung wurde aktualisiert 20 6 Arbeit und Energie Beispiel 6 Arbeit und Energie 6.1 Wann verrichtet man Arbeit? Wir halten einen gefüllten Einkaufskorb mit ausgestrecktem Arm waagrecht von uns. Dabei müssen wir uns ziemlich anstrengen. Aus der Anstrengung schliessen wir, dass das Hochhalten des Einkaufskorbs eine beträchtliche Arbeit ist. Rücken wir einen Tisch unter den Einkaufkorb, so kann man den Einkaufskorb loslassen, ohne dass sich irgendetwas ändert. Jetzt hält der Tisch den Einkaufskorb hoch. Arbeitet der Tisch? Natürlich nicht. Arbeit wird verrichtet, wenn man einen Körper verschiebt und dazu Kraft aufwenden muss. Das ist der Arbeitsbegriff der Physik. Arbeit = Kraft · Weg Beispiel W=F·s 100 g Schokolade werden um 1 m angehoben. Wie viel Arbeit wird dabei verrichtet? Gegeben: m = 100 g FG = 1 N s=1m Gesucht: W=? Lösung: W = F · s = 1 N · 1 m = 1 Nm (wichtige Nebeneinheit) = 1 J (wichtige Haupteinheit) = 1 Ws (wichtige Nebeneinheit) Die Einheiten («Sorten») der Arbeit sind: Newtonmeter Nm Joule J Wattsekunde Ws Haupteinheit ist Joule J. Newtonmeter Nm und Wattsekunde Ws sind wichtige Nebeneinheiten. Von der Wattsekunde Ws wird die Kilowattstunde kWh abgeleitet. 1 Nm = 1 J = 1 Ws 21 6 Arbeit und Energie 6.3 Arbeit und goldene Regel Da Arbeit ein Produkt aus Kraft mal Weg ist, kann man die Kraftanstrengung reduzieren, indem man den Weg verlängert. Arbeit an der schiefen Ebene, m = 25 kg Abb. 13 FG FZ FHa FN = = = = Gewichtskraft Zugkraft Hangabtriebskraft Normalkraft 09 F =1 Z N F Ha 3m S 3, =1 F Ha ␣ FN se enu FG t po Hy Gegenkathete Beispiel h = 5,8 m ␣ Ankathete A] Wir betrachten den Arbeitsaufwand, wenn der Körper senkrecht angehoben wird: W = FG · h = 250 N · 5,8 m = 1450 Nm = 1450 J = 1450 Ws = 1,45 kJ B] Wir berechnen den Arbeitsaufwand, unter Nichtbeachtung der Reibung, wenn der Körper via schiefe Ebene nach oben transportiert wird: W = FZ · s = 109 N · 13,3 m = 1449,7 Nm = 1450 Nm = 1450 J = 1450 Ws = 1,45 kJ Folgerungen: Bei der schiefen Ebene ist der Kraftaufwand 2,3 mal geringer, dafür der Weg 2,3 mal länger. 23 6 Arbeit und Energie Bei beiden Versuchen fällt auf, dass beim direkten Heben und beim Heben mit Hilfen (Schiefe Ebene, Flaschenzug usw.) immer gleich viel Arbeit verrichtet wird. Die Hilfen vermindern zwar den Kraftaufwand, aber nicht die Arbeit, denn der Weg wird entsprechend länger. Genau das ist aber die goldene Regel der Mechanik. Wenn wir von der Reibung absehen, können wir die Regel so formulieren: Die Grösse der Arbeit hängt nur vom Anfangs- und Endzustand eines Körpers ab – nicht aber davon, wie man den Körper vom einen in den anderen Zustand überführt. 6.4 Was ist Energie? Die Fähigkeit eines Körpers, Arbeit zu verrichten, heisst Energie. Beispiel Wir hängen einen Gewichtstein an eine Schnur, die über eine feste Rolle läuft. Am andern Ende befestigen wir einen etwas schwereren Gewichtstein, der zunächst erhöht positioniert ist. Was geschieht, wenn man die Unterlage wegnimmt? Abb. Arbeitsvermögen von Gewichten Abb. 15 Der schwerere Gewichtstein bewegt sich nach unten und zieht dabei den leichteren nach oben. Sobald der schwerere Gewichtstein jedoch auf dem Tisch liegt, kann er das nicht mehr. Die erhöhte Lage gibt einem Körper also die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten. Jedes «ArbeitenKönnen» bezeichnet man in der Physik mit Energie. In der obigen Abbildung hat der oben liegende Gewichtstein Energie, der unten liegende keine. Da die Energie des Steins auf seine Lage zurückzuführen ist, sprechen wir von Lage-Energie, Höhenenergie oder potenzieller Energie. Im obigen Versuch verliert der schwerere Gewichtstein Lage-Energie. Was ist zu tun, damit er sie zurückerhält? Der schwerere Gewichtstein muss wieder nach oben. Wer ihn hebt, verrichtet dabei Hubarbeit. Diese Arbeit wird im Stein gespeichert. Deshalb ist der Stein dann wieder fähig Arbeit zu verrichten: Er hat wieder Energie. 25 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 6 Arbeit und Energie 6.4.1 Spannenergie Eine mit einer Stahlfeder betriebene Spielzeuglokomotive kann sich erst bewegen, wenn die Feder gespannt ist. Beim Aufziehen wird Spannarbeit verrichtet, die danach in der Feder gespeichert ist. Die Feder besitzt dann also Energie, sogenannte Spannenergie. 6.4.2 Bewegungsenergie Ein Wasserrad kann ein kleines Wägestück hochziehen und dabei Hubarbeit verrichten. Das strömende Wasser liefert die dazu erforderliche Energie. Entscheidend ist dabei die Geschwindigkeit des Wassers, damit der Körper überhaupt angehoben wird. Das Wasser hat Bewegungsenergie. Energie kann also enthalten sein A in Körpern, die hochgehoben worden sind, in Körpern, die man in Spannung versetzt hat, A in Körpern, die sich bewegen. A Ein Körper, der sich in einem dieser Zustände befindet, ist also ein Energieträger. Meist kann man ihm seine Energie abnehmen, ihn also Arbeit verrichten lassen. 6.4.3 Weitere Energieformen Energie ist aber auch in energiereichen chemischen Verbindungen enthalten, z. B. Holz, Traubenzucker, Fett, Erdöl, Kohle usw. Auch Wärme ist eine Form von Energie, ebenso Licht (Licht wird freigesetzt, wenn ein Körper stark erhitzt wird). Elektrizität stellt ebenfalls eine wichtige Energieform dar. Schall ist auch eine Form von Energie. Weitere Beispiele für Energieumwandlung: A Mithilfe technischer Einrichtungen lässt sich die chemisch gespeicherte Energie im Erdöl, Erdgas oder im Brennsprit zum Antrieb von Motoren verwenden: Chemisch gespeicherte Energie wird dabei in mechanische Energie = Arbeit umgeformt sowie in Wärmeenergie. A Die Bewegungsenergie des Wassers oder des Wasserdampfs wird genutzt zur Erzeugung von elektrischer Energie. Die elektrische Energie kann sehr unterschiedlich genutzt werden, im Gegensatz zu den übrigen technisch verwendeten Energieträgern. A Lebewesen nutzen die chemisch gespeicherte Energie der energiereichen chemischen Verbindungen (Kohlenhydrate, Fette, Eiweisse) zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur, für Bewegungsvorgänge, für die Reizleitung im Nervensystem usw. 6.5 Beispiel Die Energieeinheit Kilowattstunde kWh Die Energieeinheit kWh wird bei uns vor allem im Zusammenhang mit der Erzeugung bzw. beim Verwenden von elektrischer Energie benötigt. Je nach Tarifstruktur innerhalb der Gemeinde sind die Kosten pro kWh unterschiedlich hoch: Es wird etwa unterschieden zwischen Tagtarif und Nachttarif, zwischen Haushalttarifen und den Tarifen für Gewerbebetriebe etc. Im Haushaltbereich beträgt der Preis pro kWh durchschnittlich 10 Rp. bis 20 Rp. Wir machen ein Gedankenexperiment, um einschätzen zu können, wie viel Energie in 1 kWh steckt. Um elektrischen Strom aus Wasserkraft zu produzieren, wird Wasser von einem Stausee durch ein Rohr auf eine Turbine (= spezielles Wasserrad) geleitet. Die Turbine ist mit einem Generator gekoppelt. Nur wenn das Turbinenrad rotiert, wird elektrischer Strom produziert. 26 6 Arbeit und Energie Solange also Wasser auf das Turbinenrad fällt, liefert der mit der Turbine gekoppelte Generator elektrischen Strom. Ohne Übertragungsverluste irgendwelcher Art zu berücksichtigen, rechnen wir aus, wie viel kg Wasser aus einer Höhe von 30 m auf das Turbinenrad fallen müssen, damit eine Energiemenge von 1 kWh zur Verfügung steht. 1. Umrechnung kWh in J: (k analog kg in g, km in m usw.) Die Vorsilbe «k» steht für den Faktor 1000. 1 kWh = 1000 Wh 1 h = 3600 s Wir ersetzen somit «k» durch die Zahl 1000 und «h» durch 3600 s (Sekunden) = 1000 W · 3600 s = 3 600 000 Ws = 3 600 000 J = 3 600 000 Nm 2. Berechnen der Wassermenge: Bekannt: W = FG · s Wir lösen diese Formel auf nach F: W 600 000 Nm FG = ------ = 3 ------------------------------------- = 120 000 N s 30 m Wir wandeln um in kg: m = 12 000 kg 3. Wir überlegen uns nun, wie viel menschliches Tätigsein erbracht werden müsste, um diese Wassermenge verfügbar zu haben. Dazu folgendes Gedankenexperiment: Jeder Angehörige einer Gruppe von 20 Menschen zieht mit einem Seil und einer festen Rolle, in einem Behälter Wasser 30 m nach oben, pro Hebevorgang 10 kg Wasser. Wie oft muss jeder der einzelnen Teilnehmenden einen solchen Behälter nach oben bringen, damit die unter Punkt 2 berechnete Wassermenge von 12 000 Litern ist? h = 30 m Abb. 16 10 kg Wasser 12 000 kg Wasser 600 kg ------------------------------------------------ = ----------------20 Personen Person 60 Hebevorgänge -----------------------------------------------Person 27 7 Leistung Beispiel Klettern zwei 50 kg schwere Schüler die 5 m hohe Kletterstange hinauf, so ist die verrichtete Arbeit dieselbe: FG · h = 500 N · 5 m = 2500 Nm = 2500 J = 2500 Ws Braucht der eine Schüler 10 Sekunden, der andere 20 Sekunden, dann unterscheiden sie sich in ihrer Leistung. Die Leistung ist der Quotient (= Bruch) aus verrichteter Arbeit und dazu gebrauchter Zeit: P1 = 2500 Ws = 250 W = 0,25 kW 10 s P2 = 2500 Ws = 125 W = 0,125 kW 20 s Aufgaben Aufgabe 35 Ein Maurer zieht an einem Seil eine Last von 500 N um 3 m nach oben. Dazu benötigt er 3 s. Welche Leistung erbringt er dabei? Aufgabe 36 Berechnen Sie die Leistung der Pumpe, wenn sie in 6 Minuten 4,5 m3 Wasser um 105 m zu heben vermag. Aufgabe 37 Ein Arbeiter muss über eine feste Rolle Ziegelsteine aufs 15 m hohe Dach heben. Im Ganzen sind es 2000 Ziegel zu 1,5 kg. A] Wie gross ist die von ihm verrichtete Arbeit? B] Wie lange muss er arbeiten, wenn seine Leistung 50 W beträgt? C] Erhöht oder reduziert sich die Arbeitszeit bei einer Leistung von 60 W? Um wie viel? s Aufgabe 38 Zur Wasserversorgung einer Gemeinde werden im Laufe eines Tags 300 m3 Wasser 40 m hochgepumpt. A] Wie viele kg Wasser sind dies? B] Welche Arbeit muss die Pumpe verrichten? C] Wie lange hat die Pumpe, um diese Wassermenge hochzupumpen, wenn die Leistung der Pumpe 10 kW beträgt? Aufgabe 39 Wie viele m3 Wasser fördert eine Pumpe bei 2 kW Leistung in 24 h aus einer 6 m tiefen Baugrube? Aufgabe 40 Wie viele Liter Wasser pumpt eine Pumpe in 3 1/3 Minuten 30 m hoch, wenn die Leistung 1 PS beträgt (1 PS = 736 W)? Aufgabe 41 Was braucht ein Mensch, der auf die Dauer eine Leistung von 75 W erbringt, an reiner Arbeitszeit, um 150 kg Holz vom 1. in den 4. Stock (Höhenunterschied 12 m) zu bringen? Aufgabe 42 Ein Wanderer steigt auf einer Bergtour in 1 h 45 min 700 m. Wie gross ist seine Leistung wenn seine Masse 72 kg beträgt? 33 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 8 Geschwindigkeit und Beschleunigung Wir stellen den obigen Bewegungsvorgang in zwei Grafiken dar. Beispiele 1. Vertikale Achse: Strecke s in Metern / horizontale Achse: Zeit t in Sekunden 2. Vertikale Achse: v in m/s und in km/h / horizontale Achse: t in s s [m] v a) 1,2 1,0 0,8 0,6 b) 0,4 0,2 0 t[s] 1 2 3 4 5 Zeit t in Sekunden [s] 6 Dieses Diagramm wird in der Physik als Weg-ZeitDiagramm bezeichnet (s-t-Diagramm). Übung 5 36 km h v 2,16 0,6 1,8 0,5 1,44 0,4 1,08 0,3 0,72 0,2 0,36 0,1 0 m s t [s] 1 2 3 4 5 Zeit t in Sekunden [s] 6 Dieses Diagramm wird in der Physik als GeschwindigkeitZeit-Diagramm bezeichnet (v-t-Diagramm). a) Ermitteln Sie mithilfe der Grafik, wo der Wagen sich nach 6 s befindet. Führen Sie dazu auch die entsprechende Berechnung aus. b) Ermitteln Sie mithilfe der Grafik, wie lange der Wagen braucht, um eine Strecke von 0,7 m zurückzulegen. Führen Sie dazu auch die entsprechende Berechnung aus. 8 Geschwindigkeit und Beschleunigung 3. Bezeichnen Sie die v-Achse auch mit der Einheit km/h. 4. Zeichnen Sie einen zusätzlichen Beschleunigungsvorgang ein: Die Beschleunigung soll doppelt so gross wie beim Velofahrer sein. Beschriften Sie beide Kurven. (2. Situation) 5. Wie gross sind die Geschwindigkeiten bei beiden Beschleunigungsvorgängen nach 2,5 s? a) Bestimmen Sie die Geschwindigkeiten mithilfe des Diagramms 1. Beschleunigungsvorgang ~ 2,5 m/s 2. Beschleunigungsvorgang 5 m/s b) Berechnen Sie die Geschwindigkeiten und vergleichen Sie die Resultate von a) mit den Resultaten von b). 1. Situation Abb. 20 1m v1 = a1 · t = ---------2 s ms ms------------------ = 2,5 ----------------· 2,5 s =2,5 2 s ·s s 2,5 m = --------------s · 3600 · 3600 9000 m 9 km = -------------------- = ------------3600 s h 2. Situation Abb. 21 2m 5 ms 5 ms v2 = a2 · t = ---------- · 2,5 s = ------------- = ------------2 2 s ·s s s 5m = ---------s · 3600 · 3600 18 000 m 18 km = ------------------------- = ---------------3600 s h 8.3.2 Hinweis Zurückgelegte Strecke bei beschleunigten Vorgängen: Herleitung der Formel Die Geschwindigkeit bei beschleunigten Vorgängen steigt von der Zeit 0 bis zur Zeit t auf den Wert v = a · t an. at Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist vm = --------- (Index «m» steht für mittlere Geschwindigkeit). 2 Der zurückgelegte Weg ergibt sich aus s = v · t, indem v durch vm ersetzt wird: 2 at at s = vm · t s = --------- · t = -----------2 2 Der Weg nimmt quadratisch zur Zeit t, während der die Geschwindigkeit beschleunigt wurde, zu. Mit dieser Formel wird der zurückgelegte Weg während einem gleichmässig beschleunigten Vorgang berechnet. 41 8 Geschwindigkeit und Beschleunigung 8.3.3 Der freie Fall Alle Körper fallen unabhängig von ihrer Masse im luftleeren Raum mit der gleichen Beschleunigung zur Erde. Anstelle des Symbols «a» wird für die Erdbeschleunigung die Bezeichnung «g» verwendet. 9,81 m g = -----------------2 s Ein frei fallender Körper erfährt in Erdnähe eine Beschleunigung von 9,81 m/s2. Anders ausgedrückt: Die Geschwindigkeit eines frei fallenden Körpers nimmt pro Sekunde um 9,81 m/s zu. Ursache für die Grösse des Werts ist die Gravitationskraft, die in Erdnähe zwischen der Erde und den Körpern wirkt. Dieser Wert ist nicht überall gleich. Mit zunehmendem Abstand zur Erde verringert sich die Beschleunigung. Folglich unterscheidet sich die Beschleunigung beim freien Fall je nach dem, wo wir uns im Weltall befinden: Auf dem Mond beispielsweise liegt dieser Wert bei 1,62 m/s2. Deshalb fallen Körper in Mondnähe entsprechend langsamer zu Boden. Beispiel Wir erstellen eine kleine Tabelle und ein v-t-Diagramm zur Erdbeschleunigung. Die v-Achse versehen wir mit den Einheiten m/s und km/h. t v = g · t (m/s) (v = km/h) 1s 2s 3s 4s 5s 9,81 19,62 29,43 39,24 49,05 35,316 70,632 105,948 141,264 176,58 innerhalb weniger Sekunden nimmt die Geschwindigkeit während des freien Falls stark zu. Damit erhöht sich die Intensität bei einem Aufprall erheblich. Übung 7 1. Welche Geschwindigkeit weist ein Körper auf, der nach 3,5 s freiem Fall auf der Erdoberfläche aufschlägt? Resultat in m/s und in km/h. 2. Bestimmen Sie rechnerisch s für einen freien Fall, der 5 s dauert. 3. Was teilt uns s mit? 4. Erstellen Sie ein s-t-Diagramm für die ersten 4 Sekunden eines freien Falls. Beschriften Sie die s-Achse mit der Einheit Meter (m). Separates Blatt verwenden. 43 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 8 Geschwindigkeit und Beschleunigung Aufgaben Aufgabe 59 Aufgabe 60 Kreuzen Sie die richtige(n) Angabe(n) an: 䡺 Solange ein Körper beschleunigt wird, erhöht sich seine Geschwindigkeit fortlaufend. 䡺 Ein Beschleunigungsvorgang kommt durch die Einwirkung von Kräften zustande. 䡺 Auch beim Verlangsamen eines bewegten Körpers wirken Kräfte mit. 䡺 Damit ein Fussgänger sich mit konstanter Geschwindigkeit fortbewegen kann, muss er ständig beschleunigen. 䡺 Gäbe es keine Reibung und keine Hindernisse, die ein Aufprallen bewirken könnten, würde ein Körper, der sich mit konstanter Geschwindigkeit fortbewegt, nicht abgebremst werden. 䡺 Ein Auto startet auf einer horizontal verlaufenden Strasse und erreicht nach 8 s eine Geschwindigkeit von 50 km/h. Danach fährt es mit dieser Geschwindigkeit weiter. Der Treibstoffverbrauch während den ersten 8 Sekunden ist gleich gross wie während den anschliessenden 8 Sekunden. 䡺 Die Einheit für die Beschleunigung könnte auch lauten: km/h mal Sekunde. Ein Velofahrer beschleunigt während 5 s so, dass die Geschwindigkeit in jeder Sekunde um 3,5 km/h zunimmt. A] Geben Sie die Geschwindigkeitszunahme in m/s an. B] Erstellen Sie ein v-t-Diagramm und zeichnen Sie den Beschleunigungsvorgang ein: Horizontale Achse: t in s, Vertikale Achse: in km/h und in m/s C] Zeichnen Sie den Vorgang auch im s-t-Diagramm auf. D] Nach der Beschleunigungsphase fährt der Velofahrer mit konstanter Geschwindigkeit 5 s weiter. Zeichnen Sie die folgenden 5 s sowohl in das Diagramm B] wie in das Diagramm C] ein. E] Nach diesen 5 Sekunden Fahrt bei konstanter Geschwindigkeit, bremst nun der Velofahrer ab. Während den folgenden 4 Sekunden bremst der Fahrer sein Fahrrad gleichmässig auf v = 0 m/s ab. Tragen Sie diese Bremsphase in das Diagramm B] ein. Aufgabe 61 Im luftleeren Raum fallen alle Körper gleich schnell. Ein frei fallender Körper erfährt in Erdnähe im luftleeren Raum eine Beschleunigung von 9,81 m/s2. A] Welche Geschwindigkeit weist ein frei fallender Körper im luftleeren Raum nach 5 s auf? Resultat in m/s und km/h. B] Zwei gleiche Körper prallen nach einem freien Fall im luftleeren Raum auf dem Boden auf. Der erste nach 3 s, der zweite nach 5 s. Nehmen Sie dazu Stellung, keine Berechnung, nur qualitativ beantworten. C] Ein 1 kg schwerer Körper prallt nach 3 s auf dem Boden auf. Aus welcher Höhe wurde er losgelassen? D] Ein 2 kg schwerer Körper prallt ebenfalls nach 3 s auf dem Boden auf. Aus welcher Höhe wurde dieser Körper losgelassen? E] Unterscheiden sich die beiden Körper, die dieselbe Form haben und aus demselben Material sind, in der Aufprallheftigkeit? 44 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 9 Druck 9.2 Die Einheiten des Drucks: Pa (Pascal), bar, mmHg (Quecksilbersäule) Für die Kraft haben wir die Einheit N (Newton) kennen gelernt. Das Grundmass für eine Fläche ist m2 (Quadratmeter). Wir setzen die beiden Grössen in die Formel für den Druck ein: [N] [p] = ----------2 [m ] Die Haupteinheit für den Druck ist das Pascal (Pa), benannt nach dem französischen Physiker Blaise Pascal (1623–1662). Es gilt: 1N 1 N- = ----------------------------------------= 1 Pa 2 2 10 000 cm 1m 1 Pa Druck ist äusserst gering: Wir nehmen ein A4-Blatt Kopierpapier (m = 5 g) und legen es auf die Hand, der dabei wirksame Druck beträgt rund 0,8 Pa. Wir multiplizieren nun obige Gleichung mit 100 000. Abb. 20 100 000 N 100 000 N = = 100 000 Pa 1 m2 10 000 cm2 Beim mittleren Glied der Gleichung kürzen wir die Nullen weg. Dadurch erhalten wir eine weitere wichtige Druckeinheit: bar 10 N ---------------- = 1 bar 2 1 cm 1 bar Druck liegt beispielsweise dann vor, wenn wir einen Gegenstand von 1 kg auf der Kuppe eines Fingers (ca. 1 cm2) platzieren. In der Medizin ist zudem immer noch die Einheit Millimeter Quecksilbersäule (mm Hg) bei Blutdruckmessungen üblich (1 mmHg = 133,3 Pa). Neben den Druckeinheiten Pascal (Pa) bzw. Bar (bar) werden häufig auch Teile und Vielfache davon verwendet: etwa Millibar (mbar), Hektopascal (hPa) oder Kilopascal (kPa). Die bei Druckangaben verwendeten Vorsilben zur Einheit kennen wir in unserem Alltag auch in anderen Anwendungsbereichen: Millimeter 1 mm 1 = ------------- m = 0,001 m 1000 Hektoliter 1 hl = 100 Liter Kilogramm 1 kg = 1000 g Die entsprechenden Druckeinheiten lassen sich von der Basiseinheit Pa ableiten: 48 1 kPa = 1000 Pa 1 hPa = 100 Pa 1 bar = 1000 mbar Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 9 Druck Zusammenfassung Dichte von Wasser: Dichte von Alkohol: 1 g Wasser = ---------3 cm g Alkohol = 0,789 ------------------3 cm Abb. 26 Abb. 27 Wichte oder Spezifisches Gewicht von Wasser: Wichte oder Spezifisches Gewicht von Alkohol: 1cN Wasser = ----------3 cm 0,789 cN Alkohol = -----------------------3 cm Die Einheit cN ist vorteilhaft, der Tabellenwert für die Dichte und die Wichte ist derselbe. Mithilfe der Wichte leiten wir die Formel für den Schweredruck her: Eine Flüssigkeitssäule hat das Volumen V = l · b · h = A · h Die Gewichtskraft FG berechnet sich gemäss obiger Formel für die Wichte: FG = · V Statt FG = · V können wir auch FG = · A · h schreiben. F Der Druck p ist p = ---= A FG ------A Abb. 28 Wir ersetzen FG durch · A · h Ah pin Fl. = ------------------- = · h A Schweredruck in Flüssigkeiten = HöheFlüssigkeitssäule · Wichte Beispiel p=h· 1. Wie gross ist der Schweredruck in 5 m Wassertiefe in bar, mbar, hPa, Pa, kPa. Abb. 29 Abb. 30 0,01 N = cN- = 500 cm · ----------------p=h·=5 m· 1 ----------3 3 cm cm Abb. 31 Abb. 32 Abb. 33 5 N- = 0,5 bar ---------2 cm = 500 mbar / · 1000 = 500 hPa / · 100 = 50 000 Pa / : 1000 = 50 kPa Gut zu merken: 10 m Wassersäule erzeugen einen Druck von 1 bar. In 10 m Wassertiefe beträgt der Druck 1 bar. 2. Wie gross ist der Schweredruck in 5 m Quecksilber in bar, mbar, hPa, Pa, kPa. Abb. 34 Abb. 35 Abb. 36 13,546 cN 0,13546 N- = -------------------67,73 N- = 6,773 bar p = h · = 5 m · --------------------------- = 500 cm · --------------------------3 3 2 cm cm cm = 6773 mbar = 6773 hPa = 677 300 Pa = 677,3 kPa 3. Vergleich der beiden Drucke: Im Quecksilber ist der Druck 13,546 × grösser als im Wasser in gleicher Tiefe. 52 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 9 Druck 9.4.4 Physiologische Bedeutung des Luftdrucks (Beispiele) Einnahme von Flüssigkeiten Beim Trinken wird Luft aus dem Röhrchen zwischen Flüssigkeitsspiegel und Mund abgesaugt. Dadurch entsteht im Röhrchen eine erheblicher Unterdruck. Der Luftdruck der Aussenluft sorgt dafür, dass nun die Flüssigkeit in das Röhrchen hineingeschoben wird. Abb. Entstehender Unterdruck beim Trinken mit dem Röhrchen Abb. 41 Unterdruck Luft drückt auf Wasseroberfläche Gasaustausch zwischen Lunge und Aussenluft Wird der Brustkorb durch das Senken des Zwerchfells bzw. Anheben des Brustkorbs erweitert nimmt die Konzentration der Luftteilchen ab, der Luftdruck in der Lunge sinkt. Der höhere Druck der Aussenluft bewirkt, dass Luft passiv in die Lunge strömt. Bewegt sich das Zwerchfell nach oben, wird die Luft in der Lunge zusammengedrückt. Der Luftdruck in der Lunge ist daher grösser als der Luftdruck der Aussenluft die Luft strömt nach aussen. Abb. Atembewegung beim Ein- und Ausatmen Abb. 42 Einatmen 58 Einatmen Ausatmen 10 Elektrizitätslehre Versuch 5 Ein Plexiglas-Stab wird mit dem Seidentuch gerieben. Mit dem Seidentuch nähern wir uns dem immer noch geladenen zweiten Plexiglas-Stab. Beobachtung Erklärung Plexiglas-Stab ................................................................................................................. Beim Reiben mit dem Seidentuch sind von den Plexiglas-Stäben Elektronen auf das Seidentuch übergegangen. Das Seidentuch weist daher einen Überschuss an Elektronen auf. Das negativ geladenen Seidentuch und der positiv geladene Plexiglas-Stab ziehen sich daher gegenseitig an. + + + + – – – + – + – + – Seidentuch + – + + – – – – – + – + – – – + – + + – + + Elektronen stammen vom Plexiglas-Stab Versuch 6 Die Hand, welche das Seidentuch hielt, wird dem Plexiglas-Stab genähert. Beobachtung Erklärung ................................................................................................................. Beim Reiben mit dem Seidentuch sind von den Plexiglas-Stäben Elektronen auf das Seidentuch und auf den Körper übergegangen. Der Körper weist daher wie das Seidentuch einen Überschuss an Elektronen auf. Der positiv geladene Plexiglas-Stab wir daher durch die Hand angezogen. Abb. 48 Plexiglas-Stab + – + + + + – + – + – – – – – – + – – – – – – + – – Hand + – + – + – + – + – + – – – + Elektronen stammen vom Plexiglas-Stab 67 10 Elektrizitätslehre 10.2.5 Versuch 7 Übertragen von Ladungen Ein Plexiglas-Stab wird mit einem Seidentuch gerieben. Mit der einen Hand wird der geladene Plexiglas-Stab gehalten, die andere Hand hat Kontakt mit einer Soffittenlampe. Die Soffittenlampe wird dem geladenen Plexiglas-Stab entlang geführt. Beobachtung der ................................................................................................................. Erklärung Beim Reiben mit dem Seidentuch sind von den Plexiglas-Stäben Elektronen auf das Seidentuch übergegangen. Vom Seidentuch sind auch Elektronen auf den Körper übergetreten. Die Hand weist nun einen Überschuss an Elektronen auf, der Stab ein Defizit. Die Elektronen wandern nun von der Hand via Soffittenlämpchen zum Plexiglas-Stab. Die dabei auftretende kurze, jedoch sehr hohe Wärmebildung, führt zum kurzen Aufglühen des Lämpchens und zeigt uns damit das Hinüberwechseln der überschüssigen Elektronen von der Hand zum Plexiglas-Stab. Plexiglas-Stab + + + – + + + – – + + – + – + Metallpol Soffittenlampe Elektronenwanderung durch das Lämpchen Lichtfreisetzung, hörbares Knistern Metallpol + – Hand – + – – – – – – – – – – – + – + – + – – – – – Dieser Versuch macht uns noch einmal klar, dass durch das Reiben des Plexiglas-Stabs mit dem Seidentuch eine Ladungstrennung erfolgt. Die sehr viel leichteren Aussenelektronen (rund 2000 × leichter als die Kernbausteine Protonen bzw. Neutronen) der Atome, die an der Oberfläche des Stabs sitzen, werden durch das Reiben auf den Körper übertragen. Beim Reiben des Plexiglas-Stabs wird unter Kraftaufwand eine bestimmte Wegstrecke zurückgelegt. In der Mechanik wird ein solcher Vorgang wie folgt umschrieben: W = F · s, Arbeit = Kraft · Weg Je grösser der Kraftaufwand bzw. der Weg der zurückgelegt wird beim Reiben, umso grösser ist der Arbeitsaufwand. Wir erkennen die Folgen eines geringen Arbeitsaufwands beim Reiben des Plexiglas-Stabs: Geringe Lichtwirkung, geringes Knistern 69 10 Elektrizitätslehre Wir vergleichen die beiden geladenen Kugeln mit den verschieden gefüllten Wassergefässen: Zwischen den beiden geladenen Körpern besteht ein Bestreben zum Ladungsausgleich, ähnlich wie bei den verschieden gefüllten Wassergefässen. Dieses Bestreben zum Ladungsausgleich ist ein gespeichertes Arbeitsvermögen, ein Potenzial. Jeder geladene Körper besitzt ein Potenzial. Zwischen zwei verschieden geladenen Körpern besteht ein Potenzialunterschied, eine Potenzialdifferenz. Diese Potenzialdifferenz ist die Ursache des Bestrebens zum Ladungsausgleich. Man nennt sie Spannung. Das Formelzeichen für die Spannung ist U. 10.3.1 Volt: Die Einheit der Spannung Die Kugel 1 weist einen Elektronenüberschuss, die Kugel 2 ein Elektronendefizit auf. Die Kugel 1 ist negativ geladen, die Kugel 2 positiv. Die Elektronen müssen unter Kraftaufwand von der positiven zur negativ geladenen Kugel befördert werden. Das Produkt aus Kraft und Weg ist die Arbeit. Je grösser die transportierte Ladung ist, umso grösser ist auch die Arbeit. Arbeit W Der Quotient -------------------- = ------ ist konstant. Man nennt ihn elektrische Spannung. Ladung Q Die Einheit für die Spannung ist das Volt (V) benannt nach Alessandro Volta 1745–1827. 1J 1J 1 V = --------- = ---------------------------------1C 6,25 10 18 e – Grössenordnungen von elektrischen Spannungen: Gehirn ca. 0,1 µV Stabbatterie 1,5 V Spannung im Haushalt 230 V bzw. 380 V Hochspannungsleitung 380 000 V = 380 kV (Kilovolt) 73 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 10 Elektrizitätslehre 10.5.2 Genereller Aufbau eines Stromkreises / Variationen beim Stromkreis Verbinden wir den +Pol und den –Pol einer Stromquelle mit einem geschlossenen Leitersystem, so bewegen sich die Elektronen vom –Pol zum +Pol: Es fliesst Strom. Man spricht dann von einem geschlossenen Stromkreis. Unterbrechen wir den Stromkreis an einer Stelle, so ist auch kein Elektronenfluss mehr möglich: Es fliesst kein Strom. Übung 12 Erstellen Sie die nachfolgenden Schaltskizzen. Benützen Sie dazu folgende Schaltsymbole: Abb. 66 Stromquelle (Batterie) Schalter 1. Mit einer Stromquelle und einem Lämpchen. 2. Eine Stromquelle, ein Schalter und ein Lämpchen. 3. Mit einer Stromquelle und 2 Lämpchen. 4. Eine Stromquelle, zwei Lämpchen und ein Schalter, sodass beide Lämpchen gleichzeitig ein- und ausgeschaltet werden. 5. Eine Stromquelle, zwei Lämpchen und ein Schalter, sodass jede Lampe einzeln ein- und ausgeschaltet werden kann. 6. Eine Stromquelle, zwei Lämpchen und ein Umschalter, sodass bei jeder Schalterstellung ein Lämpchen brennt. 82 Lämpchen 10 Elektrizitätslehre Dieses grundlegende Gesetz der Elektrodynamik, das vom deutschen Physiker Georg Simon Ohm 1826 gefunden wurde, erfasst die Zusammenhänge zwischen Spannung, Strom und Widerstand. Es wird Ohm’sches Gesetz genannt. Der Widerstand ist 1 Ohm (1 ), wenn bei einer Spannung von 1 V ein Strom von 1 A fliesst. 10.6.4 Widerstandsmessung Zur Messung eines Widerstands legt man eine ganz bestimmte Spannung an den Widerstand und misst den Strom, der durch den Widerstand fliesst. Im Messgerät ist die Stromquelle schon eingebaut. Stromkreis Widerstand Stromkreis offen R = unendlich Kurzschluss R = null Folgerung: Luft ist ein schlechter Leiter. Widerstand verschiedener elektrischer Apparate Gegenstand Spannung U Widerstand R Lampe 230 V 40 W 1200 Bügeleisen 230 V 400 W 120 Strahler 230 V 1000 W 48 6V 0,2 W 180 Lämpchen Versuch 11 Leistung P Messung des Widerstands des menschlichen Körpers Widerstand mit trockenen Händen Mit leichtem Kontakt (Druck) Mit festem Kontakt (Druck) Widerstand mit feuchten Händen 150 k 30 k 50 k 18 k Folgerung: Auch der menschliche Körper leitet den Strom. Die Leitfähigkeit hängt unter anderem von der Intensität des Kontakts zum Stromleiter ab, ebenso hat der Momentanzustand der Haut einen wesentlichen Einfluss: Mit Schweiss (salzig) benetzte Haut enthält gelöste Ionen. Diese sind frei beweglich. Folglich leitet dadurch der schwitzende Körper besser. Der menschliche Körper insgesamt ist ein guter Leiter für den elektrischen Strom. Alle Körpersäfte enthalten frei bewegliche Ionen, deshalb leitet der menschliche Körper elektrischen Strom gut. 87 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 11 Licht Neben der Linse kommen noch weitere lichtbrechende Augenanteile vor, allerdings weisen diese eine unveränderbare Form auf. Hornhaut, Augenflüssigkeit, Augenlinse und Glaskörper bilden ein Linsensystem, das wie eine Sammellinse wirkt. Das einfallende Licht wird so gebrochen, dass auf der Netzhaut ein verkleinertes, wirkliches = reelles, umgekehrtes und seitenvertauschtes Bild entsteht. Der Sehnerv leitet die auf der Netzhaut entstehenden Bilder zum Gehirn. Abb. Die Linse erzeugt auf der Netzhaut ein seitenvertauschtes Bild F = Brennpunkt der Linse Abbildung Gegenstand Abb. 92 Details zum Thema Lichtbrechung sowie Vergrösserung und Verkleinerung siehe Kapitel 12. 11.5 Lichtstärke und Beleuchtungsstärke 11.5.1 Lichtstärke, Formelzeichen I Die Erfahrung des Alltags zeigt, dass nicht alle Glühlampen gleich hell sind und dass auch zwischen anderen Lichtquellen, etwa einer Kerze oder einer Neonröhre, beträchtliche Helligkeitsunterschiede bestehen. Die Lichtstärke ist die Strahlungsleistung einer Lichtquelle, unter Lichtstärke versteht man die von einer Lichtquelle ausgehende Leuchtkraft. Die Lichtstärke ist eine physikalische Basisgrösse im SI-Einheiten-System wie beispielsweise Sekunde, Meter etc. Die Einheit der Lichtstärke I ist 1 Candela (1 cd). Für den «Normalverbraucher» genügt es zu wissen: Die Flamme einer Kerze hat ungefähr die Lichtstärke von 1 cd. Um genauere Vergleichsmöglichkeiten zu erhalten, gibt es 2 Möglichkeiten: 1. Möglichkeit Die Lichtstärke einer 1/600 000 m² = 1,666… mm2 grossen Platinfläche in einem Hohlraumstrahler bei einer Temperatur von 2042,5 K (Kelvin) (Erstarrungstemperatur des Platins) und einem Umgebungsdruck von 101,325 Pa entspricht senkrecht zur Oberfläche der Lichtstärke von 1 cd. 114 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 12 Lichtbrechung Seiten 124 bis 128 sind neu angeordnet Beispiel 1 Ein einfallender Strahl trifft in einem Einfallwinkel von 40°-Winkel auf die Grenzfläche Luft – Wasser. Die Brechungszahl n Luft – Wasser ist gemäss obiger Tabelle 1,33. Berechnen Sie den Ausfallwinkel sin sin 40° sin 0,6428 n = ------------- sin = ------------- = ------------------ = ------------------ = 0,483 = 28,9° n 1,33 sin 1,33 Abb. Brechung eines Lichtstrahls beim Übergang Luft – Wasser. Abb. 101 optische Scheibe Lot Gegenkathete Luft Optisch dünneres Medium se nu te po Hy (r) α Einfallwinkel q ≅ 3,6 cm p ≅ 4,8 cm Ausfallwinkel po Hy ten Wasser Optisch dichteres Medium β use (r) Gegenkathete 124 12 Lichtbrechung Rechnerische Variante Wir berechnen mithilfe der Sinus-Funktionen den Ausfallwinkel: Brechungsindex n = sin ------------sin Wir lösen die Formel auf nach sin : 40° 0,6428 sin = sin ------------- = sin ------------------ = ------------------ = 0,4833 Winkel = 28,90° n 1,33 1,33 Der Ausfallwinkel beträgt 28,90 Grad Zeichnerische Variante: Die obere Hälfte der optischen Scheibe zeigt den Verlauf des einfallenden Lichtstrahls in Luft. Bei der unteren Hälfte der optischen Scheibe sei gemäss Aufgabenstellung Wasser. An der Grenzschicht Luft-Wasser wird der Strahl gebrochen. Vom Schnittpunkt Einfallstrahl – Rand optische Scheibe ziehen wir nun eine gestrichelte Hilfslinie parallel zum Lot bis zur Grenzschicht Luft – Wasser. Den Abstand zwischen der Hilfslinie und dem Lot bezeichnen wir mit dem Buchstaben p, mit dem Massstab ermitteln wir diese Strecke. Mithilfe der Brechungszahl (Brechungsindex n) und p können wir nun q berechnen. Bekanntlich ist sin = Gegenkathete ------------------------------------Hypotenuse Abb. 104 p p q p r sin α r p = = : = · = n = (der Scheibenradius r fällt weg) sin β q r q q r r r p 4,8 cm q = --- = ------------------ = 3,6 cm n 1,33 (q einzeichnen, danach mit dem Geodreieck den Winkel bestimmen = 29°) (Anmerkung: Beide Methoden führen zu denselben Resultaten. Die Abweichungen sind gering. Die Zahlen können je nach Massstab der gedruckten Zeichnung variieren) Beispiel 2 Drei einfallende Strahlen treffen mit den Winkeln 1 = 30°, 2 = 40° und 3 = 50° auf die Grenzfläche Luft – Wasser. Berechnen Sie die drei Ausfallswinkel 1, 2 und 3. Zeichnen Sie die Situationen. Was folgern Sie? n = sin ------------- sin = sin ------------sin n sin 30° 0,5 sin 1 = ------------------ = ----------- = 0,356 1 = 22,1° 1,33 1,33 125 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 12 Lichtbrechung sin 40° sin 2 = ------------------ = 0,643 --------------- = 0,484 2 = 28,9° 1,33 1,33 sin 50° sin 3 = ------------------ = 0,766 --------------- = 0,576 3 = 35,2° 1,33 1,33 Abb. 105 Lot optische Scheibe α3 = 50° Luft Optisch dünneres Medium α2 = 40° α1 = 30° Wasser Optisch dichteres Medium β1 = 22,1° Folgerung Je grösser der Einfallwinkel, desto stärker die Brechung. Vergleichen Sie dazu die Unterschiede zwischen einfallendem und gebrochenem Strahl mit Hilfe eines Lineals. Dasselbe beobachten Sie, wenn Sie die Differenzen α1–β1, α2–β2 und α3–β3 miteinander vergleichen. Wenn der Einfallswinkel 0° beträgt, der Strahl also senkrecht zur Wasseroberfläche eintrifft, wird der Strahl überhaupt nicht gebrochen. 126 β2 = 28,9° β3 = 35,2° 12 Lichtbrechung Beispiel 3 Aus Beispiel 2 wissen wir, dass ein einfallender Strahl mit Einfallwinkel = 40° nach dem Übergang Luft – Wasser einen Ausfallwinkel von = 28,9° hat. Was geschieht, wenn das Wasser durch Glas mit n = 1,9 ersetzt wird? Ziehen Sie die Schlussfolgerungen. Abb. 104 optische Scheibe Lot 40° 20° Luft Glas n = 1,90 Luft Wasser n = 1,33 29° Wasser Glas Folgerung Je grösser die Brechungszahl, desto stärker wird der Strahl gebrochen. sin sin sin 40° n = ------------- sin = ------------- = ------------------ = 0,34 = 19,8° sin n 1,90 Folgerungen: Je grösser die Brechungszahl, umso stärker wird der Strahl gebrochen. Hilfsmittel: Um zeigen zu können, wie die Strahlen beim Übergang von einem optisch dünneren in ein optisch dichteres Medium oder umgekehrt gebrochen werden, ist die optische Scheibe zweckmässig und hilfreich. Die kreisrunde Scheibe weist eine Gradeinteilung auf, womit sich der Einfall- und der Ausfallwinkel genau erfassen lässt. 127 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 12 Lichtbrechung 12.2 Strahlenverlauf durch ein Prisma Ein Prisma ist ein dreieckiger Glaskörper. Prismen können einfallende Lichtstrahlung spiegeln andererseits lassen sie Licht hindurch, wobei weisses Licht gebrochen und in seine Spektralfarben zerlegt wird. Diese beiden Eigenschaften sind vom Winkel abhängig, mit dem ein Lichtstrahl auf ein Prisma auftrifft. Die Abbildung S. 102 zeigt, dass der Lichtstrahl beim Übergang Luft-Prisma ein erstes Mal gebrochen wird, beim Verlassen des Prismas wird der Strahl erneut gebrochen. Wir betrachten in diesem Kapitel nur noch den Brechungsvorgang eines Lichtstrahls. Wir haben gesehen, dass ein Lichtstrahl zum Lot hin gebrochen wird, wenn er von einem optisch dünneren Medium in ein optisch dichteres Medium übergeht bzw. umgekehrt. Wir wollen nun anhand von Beispielen zeigen wie sich die von den Strahlenverläufen LuftWasser bzw. Luft-Glas und umgekehrt bereits bekannten Gesetzmässigkeiten beim Durchtritt eines Lichtstrahls durch ein Prisma auf den Strahlenverlauf auswirken. 128 12 Lichtbrechung 12.4.2 Prinzip Streulinse (= Konkavlinse) Wir betrachten den Strahlenverlauf von parallel horizontal einfallenden Lichtstrahlen bei mehreren untereinander platzierten Prismen. Der Brechungsindex n für Quarzglas beträgt 1,46. Nach diesem Prinzip sind Streulinsen gebaut: Dieser Linsentyp streut einfallende Lichtstrahlen. Abb. 109 Lot Lot p p 7,5 mm n = --- q = --- = -------------------- = 5,1 mm q n 1,46 sin sin sin 20° 0,342 n = ------------- sin = ------------- = ------------------ = --------------- = 0,234 = 13,5° sin n 1,46 1,46 p = n · q = 1,46 · 13,5 mm = 19,7 mm sin = n · sin = 1,46 · sin 26° = 1,46 · 0,438 = 0,640 = 39,8° 133 13 Sammellinsen = Konvexlinsen Abb. Massgebend für Grössenwahrnehmung: der Sehwinkel Abb. 111 G1 G2 B2 α2 α1 B1 In der Skizze ist der betrachtete Gegenstand immer gleich gross. Von dem näher am Auge befindlichen Gegenstand wird jedoch ein grösseres Bild auf der Netzhaut entworfen, er erscheint unter dem grösseren Sehwinkel 2. Wir haben also den Eindruck, dass der rechte Gegenstand grösser ist als der linke. Je geringer ein Gegenstand vom Auge entfernt ist, desto grösser erscheint er uns. Jedoch sind der Annäherung Grenzen gesetzt: Ab etwa 10 cm Entfernung (Nahpunkt) kann unser Auge den Gegenstand nicht mehr scharfstellen. Die Entfernung, bei der das Scharfstellen (Akkommodieren) noch ohne grosse Anstrengung möglich ist, bezeichnet man als deutliche Sehweite s. Sie beträgt ca. 25 cm. 13.3 Brennpunkt und Brennweiten bei Konvexlinsen (Sammellinsen) Bei Sammellinsen werden eintreffende Lichtstrahlen in einem Punkt auf der anderen Seite der Linse vereinigt. Dieser Punkt heisst Brennpunkt F der Linse. Da die Richtung von Lichtstrahlen umkehrbar ist, besitzt die Konvex-Linse auf jeder Seite einen Brennpunkt. 13.4 Brechung der Lichtstrahlen durch Konvexlinsen (Sammellinsen) In diesem Kapitel geht es darum, wie man mithilfe von charakteristischen Lichtstrahlen das Bild eines Gegenstands konstruiert, dessen Licht durch eine Konvexlinse dringt. Um herauszubekommen, welches Bild eine Linse von einem Gegenstand erzeugt (bzw. ob sie überhaupt ein Bild erzeugt) und wo, verfolgt man den Verlauf der Lichtstrahlen die vom Gegenstand ausgehen durch die Linse. Dazu muss man nicht alle Strahlen verfolgen, es reicht, die von den Aussenkanten des Gegenstands ausgehenden Strahlen zu betrachten und von diesen Strahlen braucht man nur drei zu berücksichtigen: A den parallel zur optischen Achse verlaufenden (Parallelstrahl), A den durch den Mittelpunkt der Linse gehenden (Mittelpunktstrahl) A und den durch den vorderen Brennpunkt gehenden (Brennpunktstrahl). 137 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 13 Sammellinsen = Konvexlinsen Beispiel 2 Der Gegenstand befindet sich ausserhalb der doppelten Brennweite zur Hauptebene der Linse. Lage des Bilds: Im Bildraum zwischen einfacher und doppelter Brennweite. Beschaffenheit des Bilds: Reelles Bild, umgekehrt, verkleinert. Abb. 114 G = 2,9 cm F F’ f f’ B = 2,19 cm 2f g = 8,15 cm = 2,34 f Linsenformel b = 6,15 cm = 1,76 f’ 1 1 1 ----------- + -------- = -------- 0,123 + 0,164 = 0,286 8,15 6,1 3,5 1 --- = 0,286 cm f = 3,5 cm f Abbildungsmassstab B b ---- = --- nach B auflösen G g b G = 6,15 cm 2,9 cm B = ------------------------------------------------------g 8,15 cm = 2,19 cm 140 13 Sammellinsen = Konvexlinsen Der Gegenstand befindet sich zwischen einfacher und doppelter Brennweite zur Hauptebene der Linse. Beispiel 3 Lage des Bilds: Zwischen 2-facher und 3-facher Brennweite. F F’ f’ f 2f B = 4,95 cm G = 2,95 cm Beschaffenheit des Bilds: Reelles Bild, umgekehrt, vergrössert. 2 f’ g = 5,55 cm = 1,59 f b = 9,15 cm = 2,61 f’ 1 1 1 Linsenformel ----------- + ----------- = -------- 0,180 + 0,109 = 0,289 5,55 9,15 3,5 Überprüfen Sie nun bei allen Grafiken die beiden Formeln, schreiben Sie die Ausrechnung dazu. Linsenformel Abbildungsmassstab 1 1 1 --- + --- = --g b f B b ---- = --G g G = Grösse des Gegenstandes B = Grösse der Abbildung f = Brennweite b = Bildweite g = Gegenstandsweite 141 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 13 Sammellinsen = Konvexlinsen Beispiel 4 A Wir verändern die Brennweite f der Linse. Bei den Beispielen 1–3 war die Brennweite f = 3,5 cm. Bei den nachfolgenden Beispielen sei die Brennweite f 2,5 cm. Gleiche Situation wie bei Beispiel 2 mit Brennweite f = 3,5 cm: Der Gegenstand befindet sich ausserhalb der doppelten Brennweite zur Hauptebene der Linse, in einem Abstand von 8,2 cm. Der Abstand zwischen Gegenstand und Hauptebene kann auch in Brennweiten ausgedrückt werden: 3,28 f Kontrollieren Sie, ob diese Angabe korrekt ist. G = 2,95 cm Abb. 115 B = 1,35 cm g = 8,2 cm = 3,28 f b = 3,6 cm Vergleich: Bei gleicher Gegenstandsweite g in cm resultiert nicht dieselbe Grösse bei der Abbildung. Die unterschiedlichen Brennweiten f der Linsen bewirken die unterschiedlichen Grössen bei der Abbildung und ebenso beeinflusst die Brennweite b der Linse. 142 13 Sammellinsen = Konvexlinsen Beispiel 4 B Ähnliche Situation wie bei Beispiel 3: Der Gegenstand befindet zwischen einfacher und doppelter Brennweite zur Hauptebene der Linse in einem Abstand von ebenfalls 1,57 f 3,93 cm. Abb. 116 G = 2,95 cm F F’ f f’ 2f 2 f’ B = 4,95 cm g = 3,93 cm b = 6,85 cm Vergleich: Die Bildgrösse ist dieselbe. Beide Brennweiten werden mit demselben Faktor multipliziert. Dadurch sind jedoch die Gegenstandsweiten g verschieden. Ebenfalls unterschiedlich ist Bildweite b. 143 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 14 Die Lupe 14.5 Strahlenverlauf bei der Lupe Im Kapitel 13.4.1. wurde der Gegenstand in unterschiedlichen Abständen zum Brennpunkt der Linse platziert. Die folgende Grafik fasst die Erkenntnisse die dabei gewonnen wurden noch einmal zusammen: Abb. Abbilden von einem Gegenstand in unterschiedlicher Distanz zur Linse Abb. 121 Der Gegenstand rückt zur Linse hin Das Bild rückt von der Linse fort F2 B1 B2 B3 G1 G2 G3 G4 B4 F1 ƒ ƒ 2ƒ 2ƒ Wir platzieren nun den Gegenstand G beim Brennpunkt. Die Bildkonstruktion mit Parallelstrahl und Hauptstrahl sieht dann so aus: Abb. Parallel- und Hauptstrahl Abb. 122 Parallelstrahl G Ha up ts tra hl F f f’ 2f Folgerung: Der Brennstrahl trifft die Linse nicht. Der Hauptstrahl und der Parallelstrahl verlaufen parallel zueinander. G lässt sich nicht abbilden 146 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 15 Das Mikroskop 15.2.1 Der Strahlenverlauf im Mikroskop mit Einbezug optischer Gesetzmässigkeiten Abb. Vergrösserungsvorgang Mikroskop Abb. 126 Okular kleiner Gegenstand reelles Zwischenbild F2 Objektiv F’1 F1 α1 zum Auge α2 F’2 virtuelles Bild α1: Sehwinkel ohne Instrument α2: Sehwinkel des virtuellen Bildes Tubuslänge Ein Mikroskop ist ein zweistufiges optisches Gerät, bei dem das Objektiv ein vergrössertes, reelles Zwischenbild erzeugt, das vom Okular – wie von einer Lupe – vergrössert und virtuell abgebildet wird. Das Auge erzeugt dann aus diesem virtuellen Bild ein reelles Bild auf der Netzhaut. Mit dem Licht-Mikroskop kann man eine 10- bis 2000-fache Vergrösserung erzielen. Um ein möglichst grosses reelles Zwischenbild zu erhalten, muss das Objekt eine Entfernung von Objektiv haben, die geringfügig grösser als die Brennweite ist. Damit vom Objekt eine möglichst grosse Lichtmenge in das Objektiv dringt, soll es nicht weit vom Objektiv entfernt sein. Um diese Forderungen zu erfüllen, verwendet man für Objektive Linsen mit kleinen Brennweiten. Die beiden Linsen sind in einem Rohr untergebracht, um das störende Aussenlicht fernzuhalten. Da das Objekt im Allgemeinen nicht selbstleuchtend ist, benötigt man eine geeignete Beleuchtungsanlage. Dabei gibt es die Möglichkeit, das Objekt im durchfallenden Licht (Objekt liegt auf einem Glasplättchen) oder im auffallenden Licht zu betrachten. 15.2.2 Abbildungsmassstab A Das Objektiv soll vom Gegenstand G ein möglichst grosses Zwischenbild BZ erzeugen. Das Verhältnis von BZ zu G nennt man Abbildungsmassstab A. Aus der Abbildungsformel folgt: B b A = ------Z = -----Z- (bZ ist der Abstand vom Objektiv zum Zwischenbild) G g Damit A möglichst gross wird, macht man g möglichst klein. Deshalb muss man mit dem Objektiv so dicht an den Gegenstand G heran. g liegt immer in der Nähe des Brennweite f. g ist immer ein bisschen grösser als f. Beispiel Das Objektiv eines Mikroskops hat die Brennweite f = 2 mm. Das Objekt hat die Grösse G = 0,1 mm und befindet sich in einem Abstand g von 2,05 mm vor der Linse. Wie gross ist die Bildweite bZ und wie gross ist das Zwischenbild BZ? Lösung: Wir lösen die Linsenformel nach der Bildweite bZ auf, danach bestimmen wir mit der Formel für den Abbildungsmassstab die Bildgrösse BZ. 1 gf --- + --1- = 1 --- b = ---------b g f g–f 152 2 2,05 mm 2 mm 4,1 mm b = ---------------------------------------------- = ------------------------ = 82 mm 2,05 mm – 2 mm 0,05 mm Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 15 Das Mikroskop Abb. Objektiv mit grossem Öffnungswinkel und somit hoher Auflösung Abb. Objektiv mit kleinem Öffnungswinkel und somit geringer Auflösung Abb. 126 Abb. 125 Öffnungswinkel 2σ Öffnungswinkel 2σ 2σ 2σ Objektebene Objektebene Je grösser der Öffnungswinkel ist, desto besser löst ein Objektiv Details eines Präparats auf. Dennoch wird nicht der Öffnungswinkel, sondern die numerische Apertur (= Objektiv-Apertur) auf dem Objektiv angegeben. Wie gut ein Objektiv Details auflöst hängt nämlich neben dem Öffnungswinkel auch von der Brechzahl des Mediums zwischen Deckglas und Objektiv ab. Berechnung der Auflösung eines Objektivs auf der Basis der numerischen Apertur d = ----------2A d: Abstand zwischen 2 Punkten : Wellenlänge des Lichts A: Numerische Apertur des Objektivs Beispiele Für die Berechnung des Auflösungsvermögens von Objektiven nach obiger Formel. Als Wellenlänge wird ein Wert von 0,55 µm eingesetzt – dies ist der Bereich des sichtbaren Lichts, für das das menschliche Auge am empfindlichsten ist. A Objektiv mit numerischer Apertur von 0,10 µm d = 0,55 ---------------------- = 2,75 µm 2 0,10 A Objektiv mit numerischer Apertur von 0,65 µm d = 0,55 ---------------------- = 0,423 µm 2 0,65 A Objektiv mit numerischer Apertur von 1,40 µm d = 0,55 ---------------------- = 0,196 µm 2 1,40 15.3.2 Dunkelfeld-Mikroskopie Die Dunkelfeld-Mikroskopie ist eine bereits seit über 250 Jahren bekannte Variante der LichtMikroskopie. Sie führt zu einem dunklen Bildhintergrund, vor dem sich die zu beobachtenden Strukturen hell abheben. Dadurch können von durchsichtigen und eigentlich kontrastarmen Objekten kontrastreiche Bilder erzeugt werden, ohne dass eine vorherige Färbung erforderlich 156 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 15 Das Mikroskop 15.3.4 A Phasenkontrast-Mikroskopie Interferenz harmonischer Wellen Wenn eine zweite Welle hinzukommt, kann es durchaus vorkommen, dass sich die beiden Wellen überlagern. Bei der Überlagerung von Wellen kommt es zu einem Phänomen, das man als Interferenz bezeichnet. Der Einfachheit halber gehen wir von zwei Wellen mit gleicher Wellenlänge und gleicher Amplitude aus; beide Wellen laufen zudem in die gleiche Richtung, die zweite Welle verläuft nur ein wenig versetzt zur ersten. Die Wegdifferenz in der die Wellen laufen, bezeichnet man als Gangunterschied . Abb. Gangunterschied bei Interferenz Abb. 135 y y1 = A sin (kx – ωt) y2 = A sin (kx – ωt + δ) A kx x δ B Konstruktive Interferenz Ist der Gangunterschied der beiden Wellen null (d. h., die Wellen sind genau deckungsgleich), so sagt man auch, die Wellen sind in Phase. Da die beiden Wellen deckungsgleich sind, sind auch ihre Wellenfunktionen identisch. Addiert man nun die Wellengleichungen, so kann man schreiben: y1 + y1. Man erhält also als Amplitude für die resultierende Welle y = 2y1. Das bedeutet: Die Amplitude der resultierenden Welle ist genau doppelt so gross wie die einer einzelnen Welle. Abb. Konstruktive Interferenz Abb. 136 y 2A A kx 162 15 Das Mikroskop E Anwendungen Am häufigsten wird das Phasenkontrast-Verfahren in der Licht-Mikroskopie biologischer Objekte eingesetzt. Insbesondere bei der Beobachtung von Zellen, die im normalen LichtMikroskop nahezu unsichtbar sind ergeben sich kontrastreiche Bilder ohne die Notwendigkeit einer Färbung. Nachstehend ein weiterer Vergleich der verschiedenen Mikroskopier-Verfahren. Objekt: Papierfasern aus Tissue-Papier Abb. 138 Abb. Phasenkontrast-Mikroskopie Kontrast wird durch Interferenz verschiedenphasiger Lichtwellen nach Objektdurchgang erzeugt Abb. 139 Abb. Hellfeld-Mikroskopie Kontrast wird durch Absorption des Lichts im Objekt erzeugt. Abb. 140 Abb. Polarisations-Mikroskopie Kontrast wird durch Rotation polarisierten Lichts in der Probe erzeugt. Bilder 3 und 4 wurden in der Reihenfolge getauscht Abb. 141 Abb. Dunkelfeld-Mikroskopie Kontrast wird durch das im Objekt gestreute Licht erzeugt. 165 16 Absoluter und relativer Fehler Aufgaben Aufgabe 126 A] Eine Länge s wird mit 20 mm gemessen. Die Ungenauigkeit der Messmethode beträgt 1 mm. B] Bezogen auf die gemessene Länge von 20 mm sind 1 mm: Aufgabe 127 A] Ein Quader weist folgende Masse auf: l = 2,50 cm, b = 1,24 cm, h = 4,8 cm. Berechnen Sie das Volumen des Quaders. B] Sie messen den Körper nach mit einem Messgerät, das eine Ungenauigkeit von ±0,01 cm aufweist. Berechnen Sie die untere sowie die obere Volumengrenze. Aufgabe 128 A] Es wurde eine Masse zu 12,83 g gewogen; man erwartet eine Fehlerschranke von 0,05 g auf der benutzten Waage. Aufgabe 129 Die Bestimmung der Länge s einer Glaskapillare mit einem Längenmassstab kann wegen der Abschmelzung an den Enden höchstens auf 1 Millimeter genau erfolgen. Dies wird z. B. so protokolliert: s = (15,4 ± 0,1) cm Wie gross ist der prozentuale Genauigkeitswert? Aufgabe 130 Für Berechnungen mit der Zahl Pi () wird häufig mit 3,14 gerechnet. Wie gross ist der relative Fehler gegenüber dem präziseren Wert für Pi von 3,1416? Hinweis Man hat eine Zeit von 10 s mit einem absoluten Fehler von 0,11 s bestimmt. Der relative Fehler beträgt hierbei 0,11 s / 10 s = 0, 011 = 1, 1 %. Würde man 0,11 s auf 0,2 s runden, so wäre der relative Fehler 0,2 s / 10 s = 0,02 = 2 %, d. h., er hätte sich fast verdoppelt. Hier würde man den Fehler also mit zwei Stellen angeben. t = (10 ± 1)s t = (10,12 ± 0,01)s t = (10,1234 ± 0,0012)s 167 18 Statistik Beispiel 1 Liniengrafik mit Beschriftung Abb. 147 Notenverteilung der Schülergruppe B 7,0 6,0 6,0 6,0 Note 5,0 4,0 3,5 3,2 2,8 3,0 3,0 2,5 2,0 2,0 0 1,0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Mittelwert 1,0 2,0 1,0 10 Schüler Nr. Punktegrafik mit Beschriftung Abb. 148 Notenverteilung der Schülergruppe B 7,0 6,0 6,0 6,0 5,0 Note 4,0 3,5 3,2 3,0 2,5 2,8 2,0 2,0 1,0 3,0 2,0 1,0 1,0 0 1 2 3 4 5 6 Schüler Nr. 7 8 9 10 Mittelwert Beispiel 2 Sind viele Daten in einer Grafik darzustellen macht es keinen Sinn die einzelnen Werte mit der dazugehörigen Zahl zu versehen. Grafiken mit einer Vielzahl von Daten zeigen generelleTendenzen auf. 175 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 18 Statistik Abb. 152 Noten im Vergleich mit Standardabweichungen Standardabweichung Schülergruppe B 1,69 –1,69 –1 10 3 9 3 8 0,5 7 –0,2 6 0,2 5 –0,5 4 –1 3 –2 2 –2 1 –2,5 –2 –1,5 –1 –0,5 µ–σ 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 µ +σ µ 3,5 µ +2σ Abweichungen der einzelnen Noten vom Mittelwert µ Wir betrachten nun ebenfalls noch einmal die Werte der Schülergruppe A, mit denselben Arbeitsschritten wie sie bei der Schülergruppe B durchgeführt wurden. Hier nochmals die bereits bekannten Daten und Grafiken: Abb. 153 Notenverteilung der Schülergruppe A 7,0 6,0 Note 5,0 4,0 3,2 3,5 2,9 3,0 3,3 3,4 2,5 2,7 2,8 7 8 3,1 3,0 2,6 2,0 0 1 2 3 4 5 6 Schüler Nr. 180 9 10 Mittelwert 1,0 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 18 Statistik Die folgende Grafik zeigt mit einem verkleinerten Raster bei der x-Achse nochmals dieselbe Datenreihe. Abb. 155 Noten im Vergleich mit Standardabweichungen Standardabweichung Schülergruppe A 0,332 –0,332 –0,4 10 0,1 9 –0,2 8 –0,3 7 –0,5 6 0,4 5 0,3 4 –0,1 3 0,5 2 0,2 1 –0,6 –0,2 –0,4 0 0,2 0,4 0,6 Abweichungen der einzelnen Noten vom Mittelwert µ Wie bei der Schülergruppe B wird diese Grafik der Schülergruppe A ebenfalls graphisch ergänzt durch das Hinzufügen der Standardabweichungen unterhalb der x-Achse. Abb. 156 Noten im Vergleich mit Standardabweichungen Standardabweichung Schülergruppe A 0,332 –0,332 –0,4 10 0,1 9 –0,2 8 –0,3 7 –0,5 6 0,4 5 0,3 4 –0,1 3 0,5 2 0,2 1 –0,7 –0,6 –0,5 –0,4 –0,3 –0,2 –0,1 µ – 2σ µ–σ 0 µ 0,1 0,2 0,3 0,4 µ+σ Abweichungen der einzelnen Personen vom Mittelwert µ 182 0,5 0,6 0,7 µ + 2σ 18 Statistik Übung 15 Schüler erfragen die Preise für zwei Zubehörteile für ihren Computer in verschiedenen Läden der Stadt. Die festgestellten Stückpreise lassen sich der folgenden Liste entnehmen. Teil A Teil B 4.00 11.00 4.10 11.90 5.40 14.90 4.90 10.00 3.50 12.60 3.40 9.90 1. Berechnen Sie jeweils die Standardabweichung. 2. Wie viele Preise liegen bei Teil A ausserhalb der Standardabweichung, wie viele bei Teil B? 3. Schwanken die Preise stärker bei Teil A oder bei Teil B? Antwort begründen. Zum Verständnis: Während bisher einzelne, identifizierbare Objekte betrachtet wurden, werden jetzt viele Objekte angeschaut, deren Eigenschaften in Bereiche (z. B. von 1 000 Schülern haben 200 eine Note zwischen 3 und 4) eingeteilt werden. Erst damit lässt sich die Frage «wie viel Prozent der Objekte haben die folgende Eigenschaft?», grafisch darstellen. 18.3 Gauss’sche Glockenkurve Die Abweichungen der Messwerte vieler natur-, wirtschafts- und ingenieurs-wissenschaftlicher Vorgänge vom Mittelwert lassen sich durch die Normalverteilung entweder exakt oder wenigstens in sehr guter Näherung beschreiben. Zufallsgrössen mit Normalverteilung benutzt man zur Beschreibung zufälliger Vorgänge wie beispielsweise A A bei zufälligen Messfehlern oder zufällige Abweichungen vom Nennmass bei der Fertigung von Werkstücken. Die Standardabweichung beschreibt die Breite der Normalverteilung. Es gilt näherungsweise: Im Intervall der Abweichung – (Sigma) und + (Sigma) vom Mittelwert µ sind 68,27 aller Messwerte zu finden, A Im Intervall – 2 und + 2 der Abweichung vom Mittelwert µ sind 95,45 % aller Messwerte zu finden, A Im Intervall – 3 und + 3 der Abweichung vom Mittelwert µ sind 99,73 % aller Messwerte zu finden. A 183 Physik Vorkurs Höhere Fachschulen für Gesundheitsberufe 18 Statistik Abb. Gauss’sche Glockenkurve Abb. 157 0,4 34,1% 34,1% 0,3 0,2 13,6% 13,6% 0,1 2,1% 2,1% 0,1% 0,1% 0,0 –3σ µ–3σ –2σ µ–2σ –1σ µ–1σ µ 1σ µ+1σ 2σ µ+2σ 3σ µ+3σ Die Normalverteilungskurve ist symmetrisch in Bezug auf den Mittelwert µ. Eine Hälfte aller Werte ist kleiner und die andere Hälfte grösser als der Mittelwert µ. Die Gesamtfläche unter der Kurve ist 1 (100 %). Die Fläche über dem Intervall von µ – , µ + ist 0,682, d. h. enthält 68,2 % aller Werte. Bei einem Intervall von µ – 2, µ + 2 sind 95,44 % der Fälle abgedeckt. Bei einer Streuung von µ – 3, µ + 3 werden sogar 99,8 % der möglichen Zufallswerte abgedeckt. Beispiele A Goldbarren Der Mittelwert µ von Goldbarren sei 10,000 g und die Standardabweichung betrage 0,008 g. Wir setzen voraus, dass die Masse normalverteilt ist. Es kann dann ausgesagt werden, dass 68,23 % aller Goldbarren eine Masse zwischen 10,000 g – 0,008 g = 9,992 g und 10,000 g + 0,008 g = 10,008 g besitzen. Bei 95,4% aller Goldbarren liegt die Masse zwischen 10,000 g – 2 · 0,008 g = 9,984 g und 10,000 g + 2 · 0,008 g = 10,016 g. Abb. 158 0,4 34,1% 34,1% 0,3 0,2 13,6% 13,6% 0,1 2,1% 2,1% 0,1% 0,1% 0,0 184 –3σ –2σ –1σ µ 1σ 2σ 3σ 9,976 g 9,984 g 9,992 g 10,000 g 10,008 g 10,016 g 10,024 g