333: Der Vernunftbegriff der Schönheit. Schillers ästhetische Briefe

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der Auseinandersetzung mit Schelling. Dessen im Frühjahr 1795 erschienene Schrift 'Vom Ich als Prinzip der Philosophie oder über das Unbedingte im menschlichen Wissen· weckte mit ihrer ausdrücklichen Bezugnahme auf Spinoza sofort Hölderlins Interesse und Widerspruch, den der
Text 'Seyn Urtheil Möglichkeit' dokumentiert. Seine spinozistischen
Implikationen werden nicht zuletzt durch die Querverbindung zu Isaac
v. Sinclairs 'Philosophischen Räsonnements· offensichtlich, die ihrerseits
mehrfach auf Spinoza verweisen, und zwar ausdrücklich betreffend das
Verhältnis zwischen der Substanz, d.h. dem mit "hen kai pan" begrifflich
bezeichneten höchsten Prinzip, und dem reflektierenden, mithin als Substanz sich notwendig verleugnenden Ich. Dieser Gedanke liegt auch der
Gegenüberstellung von "Seyn" und „Urtheil" zugrunde. Die Absicht der
Vorrede zur 'Vorletzten Fassung• ist vor diesem Hintergrund erkennbar
als die Integration von Spinozas substanzmonistisch begründeter Ethik
und einer kritizistisch restringierten Erkenntnis-, aber eben auch Handlungstheorie. Paradigma dieser Integration wird, scheinbar paradoxerweise, das Schöne - ein Aspekt, der mit der Figur Diotima in der Endfassung des 'Hyperion• zentrale Bedeutung gewinnt. Diese Perspektive war
neben der Frage nach den Bedingungen von Hölderlins eigenwilliger
Spinoza-Rezeption das bestimmende Thema der Diskussion unter den
Teilnehmern.
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Der Vernunftbegriff der Schönheit.
Schillers ästhetische Briefe und Hölderlin
Ein Bericht von
Rolf-Peter Horstmann
(1)Daß Schiller für Hölderlin in vieler Hinsicht von Bedeutung gewesen
ist, ist auf dieser Tagung bereits durch die Vorträge der Herren Henrich
und Mieth hinreichend deutlich geworden. Die Arbeitsgruppe konzentrierte sich auf einen Aspekt des Verhältnisses zwischen Schiller und
Hölderlin, nämlich den, der durch Schillers Schrift 'Über die ästhetische
Erziehung des Menschen· und deren mögliche Wirkung auf Hölderlin
bestimmt ist. Diese Schillersche Schrift als Anknüpfungspunkt zu wählen,
ist keineswegs ein Akt der bloßen Willkür, sondern hat seinen gut gesicherten Grund in dem Hölderlinschen Projekt, 'Neue Briefe zur ästhetischen
Erziehung des Menschen· zu verfassen. Schon die Namensgebung dieses
Hölderlinschen Projektes allein ist sicher ein hinreichendes Indiz dafür,
daß gerade mit Schillers ästhetischen Briefen für Hölderlin eine interessante Position verbunden gewesen ist, eine Position, die für Hölderlin offenbar den doppelten Reiz gehabt hat, einerseits einen Anschluß an sie zu
suchen, andererseits aber sich auch von ihr zu distanzieren.
Die Frage, die naheliegt, ist natürlich die: woran sucht Hölderlin
Anschluß bzw. wovon will er sich distanzieren? Dies genau auszumachen,
ist aus den unterschiedlichsten Gründen ein schwieriges Unterfangen.
Einer der Hauptgründe ist sicher der, daß unklar ist, auf welcher Ebene
man nach Anschluß- bzw. Distanzierungspunkten suchen soll. Verschiedene Vermutungen bieten sich an. So könnten Anknüpfungs- und Distanzierungspunkte 1. auf der Ebene philosophischer Theoriekonstruktion zu
finden sein. Auf dieser Ebene könnte z.B. die von Schiller in Anspruch
genommene Unterscheidung zwischen Transzendentalphilosophie und
Metaphysik und deren mögliche Verarbeitung durch Hölderlin liegen.
Solche Punkte können auch 2. auf der inhaltlichen Ebene gesucht werden:
so liegt es nahe zu vermuten, daß die Weise, in der Schiller das Verhältnis
von Schönheit, Vernunft und Sinnlichkeit bestimmt, für Hölderlin von der
Art gewesen ist, daß er zwar an bestimmte Elemente dieser Bestimmung
anschließen kann, sich zugleich aber durch wichtige Modifikationen von
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ihr distanziert. Eine weitere Ebene, auf der die Frage nach Anschluß bzw.
Distanz eine Rolle spielen kann, ist3. die des Schillerschen Bezugs auf Kant
und Fichte: wir wissen ja nicht erst seit den erwähnten Vorträgen auf dieser
Tagung, daß Hölderlin ein sehr diffiziles Verhältnis sowohl zur Kantischen als auch zur Fichteschen Philosophie gehabt hat, welches mit dem
von Schiller in den ästhetischen Briefen vorgeführten Kant- und FichteVerständnis sicher nicht leicht zu vereinbaren ist. Schließlich ist 4. auch die
Ebene in Erwägung zu ziehen, die durch die Verfassung des Schillerschen
Textes selbst, dessen mögliche Brüche und mögliche Inkonsequenzen
vorgegeben ist: es ist sicher nicht von der Hand zu weisen, daß Hölderlin
bei einer soz. immanenten Betrachtung der Schillerschen Briefe Stoff
genug gefunden hat, um zu der Meinung zu kommen, daß man im Ausgang
von Schiller über ihn hinauszugehen, ihn zu fundieren, zu verbessern habe,
um so das volle Potential der Schillerschen Position zu erschließen. Man
wird recht unterschiedliche Typen von Antworten erwarten können, je
nachdem auf welche dieser verschiedenen Ebenen man sich in der Diskussion des Verhältnisses zwischen Schiller und Hölderlin konzentriert. Die
Überlegungen des Arbeitskreises berührten alle Ebenen wenigstens im
Ansatz.
(2) Von welchem Hölderlin spricht man, wenn man versucht, ihn in
Beziehung zu Schillers ästhetischen Briefen zu setzen? Es ist natürlich
primär der Hölderlin, der sich als Philosoph verstanden hat, der Platonund Kant-Kenner, der Fichte-Kritiker, der Autor von 'Urtheil und
Seyn', der Verfasser der Briefe an Schelling, Hegel, Neuffer u. a., in
denen sowohl ästhetische als auch allgemein philosophische Thesen vorgestellt und diskutiert werden. Es ist aber vor allem der Autor, dessen
philosophisches Credo vielleicht am plakativsten in der Vorrede zur
vorletzten Fassung des 'Hyperion' zum Ausdruck kommt. Obwohl diese vorletzte Fassung nun keineswegs ein Produkt der Jenaer Zeit ist, so
ist sie doch offenbar unmittelbar nach dem Weggang aus Jena von Hölderlin niedergeschrieben worden. Es ist daher durchaus anzunehmen,
daß das, was in dieser Vorrede formuliert wird, einen programmatischen
Charakter hat, der sich zurückbeziehen läßt auf das, was Hölderlin
philosophisch in den letzten Monaten seines Jenaer Aufenthaltes beschäftigt hat, die ja wesentlich durch die direkte Auseinandersetzung
mit Schiller bestimmt gewesen sind. Es ist besonders folgende Passage,
die in diesem Zusammenhang aufschlußreich ist:
Wir durchlaufen alle eine exzentrische Bahn, und es ist kein anderer Weg
möglich von der Kindheit zur Vollendung. Die seelige Einigkeit, das Seyn, im
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einzigen Sinne des Worts, ist für uns verloren und wir mußten es verlieren,
wenn wir es erstreben, erringen sollten. Wir reißen uns los vom friedlichen Ev
xai llav der Welt, um es herzustellen, durch uns Selbst. Wir sind zerfallen
mit der Natur, und was einst, wie man glauben kann, Eins war, widerstreitet
sichjezt, und Herrschaft und Knechtschaft wechselt auf beiden Seiten. Oft ist
uns, als wä're die Welt Alles und wir Nichts, oft aber auch, als wä'ren wir Alles
und die Welt nichts. Auch Hyperion theilte sich unter diese beiden Extreme.
jenen ewigen Widerstreit zwischen unserem Selbst und der Welt zu endigen,
den Frieden alles Friedens, der höher ist, denn alle Vernunft, den wiederzubringen, uns mit der Natur zu vereinigen zu Einem unendlichen Ganzen, das
ist das Ziel all' unseres Strebens, wir mögen uns darüber verstehen oder nicht.
Aber weder unser Wissen noch unser Handeln gelangt in irgend einer Periode
des Daseyns dahin, wo aller Widerstreit aufhört, wo Alles Eins ist; die bestimmte Linie vereiniget sich mit der unbestimmten nur in unendlicher Annä'herung. Wir hiitten auch keine Ahndung von jenem unendlichen Frieden, von
jenem Seyn, im einzigen Sinne des Worts, wir strebten gar nicht, die Natur
mit uns zu vereinigen, wir dä'chten und wir handelten nicht, es wä're überhaupt gar nichts, (für uns) wir wären selbst nichts, (für uns) wenn nicht
dennoch jene. unendliche Vereinigung, jenes Seyn, im einzigen Sinne des
Worts vorhanden wä're. Es ist vorhanden - als Schönheit; es wartet, um mit
Hyperion zu reden, ein neues Reich auf uns, wo die Schönheit Königin ist. -:
Ich glaube, wir werden am Ende alle sagen: heiliger Plato, vergieb! man hat
schwer an dir gesündigt. (StA III, 236 f.)
Dies ist eine der ganz markanten Stellen, an denen Hölderlin die Grundlagen seiner Genaer) Philosophie oder seiner Weltanschauung, wenn
man so will, zusammenfaßt. Daß dieser Gedankengang bis in die Formulierungen hinein an das Schillersche Programm der ästhetischen Briefe anschließt, das ist jedem deutlich, der, wenn auch nur flüchtig, die
Schillerschen Briefe zur Kenntnis genommen hat. Der Hölderlin, der
diese Gedanken äußert, ist der, den man mit dem Schiller der ästhetischen Briefe in Beziehung setzen kann. Denn, wie das Zitat und wie die
Schillerschen Briefe zeigen: in beiden wird ein gemeinsames Ziel der
Überlegungen deutlich. Man kann diese gemeinsame Zielvorstellung zusammenfassen in die Behauptung, daß es sowohl Schiller als auch Hölderlin um das Phänomen des menschenwürdigen Lebens und der Rolle
der Schönheit bzw. des ästhetischen Sinnes bei der Realisierung dieses
menschenwürdigen Lebens geht.
(3) Schillers Briefe 'Über die ästhetische Erziehung' sind konzipiert
als ein Traktat über das Schöne und die Kunst, der deutlich machen soll,
wie sehr die Realisierung der Idee der Menschheit gebunden ist an das
gelingende Entwerfen von Produkten schöner Kunst. Dieser Traktat
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soll nach Schiller auf Kantischen Grundsätzen beruhen. Die Behauptung, daß Kantische Grundsätze für seine Überlegungen eine Rolle spielen, ist für Schiller schon dadurch gedeckt, daß er stark auf die von ihm
gleich anfangs eingeführte Unterscheidung zwischen Vernunft und Natur, verstanden als Mannigfaltiges der Sinnlichkeit, rekurriert. Mit dem
Vemunftbegriff sind für Schiller konnotativ die Begriffe Einheit, Sittlichkeit, Freiheit, Verstand, Kultur und Geist verbunden, mit dem der
Natur die Begriffe Mannigfaltigkeit, Sinnlichkeit, Willkür, Einbildungskraft und Phantasie. Die Rolle der schönen Kunst soll nun darin bestehen, daß sie Naturbestimmungen und Vernunftelemente miteinander
verbindet. Dies soll ihr deshalb gelingen, weil Kunst für Schiller 1.
wahrheitsfähig ist, weil sie 2. idealisch ist und weil sie 3. Vernunftbestimmungen sinnlich (natürlich) machen kann. Zu diesen Festsetzungen
kommt Schiller auf Grund dessen, was er den Vemunftbegriff der
Schönheit nennt. Ihm ist zu entnehmen, daß für Schiller Schönheit ein
Vermittlungsbegriff ist, der bezogen werden kann auf eine Konzeption
des Menschen, die durch die Annahme eines Antagonismus von Trieben
und die Elemente Person und Zustand charakterisiert ist: Schönheit ist
Indikator geglückter Vereinigung der Triebe und der sie fundierenden
Elemente im Gegenstand. Als bemerkenswert an dieser Schillerschen,
hier nur in Schlagworten angedeuteten Konzeption der Schönheit wurde für die Diskussion hauptsächlich zweierlei befunden: 1. der Umstand, daß Schiller sich bei der Entfaltung seines Gedankengangs sehr
stark Fichtescher Terminologie und Fichtescher Denkfiguren bedient
(besonders deutlich wird dies in Brief 11 und in den Briefen 18 bis 23,
die er selbst in einer Mitteilung an Körner als die philosophisch bedeutsamsten der Briefe bezeichnet hat), und 2. der Umstand, daß Schiller
seine triebtheoretische Konstruktion zwar für transzendentalphilosophisch gerechtfertigt, nicht aber für metaphysisch gültig erklärt.
(4) Es sind auch genau die beiden zuletzt genannten Punkte gewesen,
die in der Diskussion Anlaß zu Spekulationen darüber gegeben haben,
was denn wohl für Hölderlin an dieser Schillerschen Exposition des
Schönheitsbegriffs problematisch gewesen sein mag. Was den ersten
Punkt betrifft, so mag Hölderlin in der Frage ein Problem gesehen
haben, wie weit überhaupt Fichte für eine Begründung irgendwelcher
transzendentalphilosophischer Theorien sinnvoll in Anspruch genommen werden kann. Dieses Problem kann Hölderlin durch seine Weise
der Fichte-Aneignung und der Fichte-Kritik entstanden sein. Es ließe
sich entwickeln in der Linie etwa folgender Hölderlinscher Bemerkungen in dem berühmten Brief an Hegel vom 26. Januar 1795, wo er
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diesem mitteilt, welche Erfahrungen er mit Fichtes früher Philosophie
·
gemacht hat:
Fichtens spekulative Blätter - Gru~dlage der gesammten Wissenschafts/ehre auch seine gedrukten Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten werden Dich ser interessiren. Anfangs hatt' ich ihn ser im Verdacht des Dogmatismus; er scheint, wenn ich mutmaßen darf auch wirklich auf dem Scheidewege
gestanden zu seyn, oder noch zu stehn - er möchte über das .!actum des
Bewußtseins in der Theorie hinaus, das zeigen ser viele seiner Außerungen,
und das ist eben so gewis, und noch auffallender transcendent, als wenn die
bisherigen Metaphysiker über das Daseyn der Welt hinaus wollten - sein
absolutes Ich ( = Spinozas Substanz) enthält alle Realität; es ist alles, u. außer
ihm ist nichts; es gibt also für dieses abs. Ich kein Object, denn sonst wäre
nicht alle Realität in ihm; ein Bewußtsein ohne Object ist aber nicht denkbar,
und wenn ich selbst dieses Object bin, so bin ich als solches notwendig beschränkt, sollte es auch nur in der Zeit seyn, also nicht absolut; also ist in dem
absoluten Ich kein Bewußtsein denkbar, als absolutes Ich hab ich kein Bewußtsein, und insofern ich kein Bewußtsein habe, insofern bin ich (für mich)
nichts, also das absolute Ich ist (für mich) Nichts. (StA VI, 155)
Diese Äußerung Hölderlins allein gibt schon einen hinreichend gut gesicherten Anlaß zu der Vermutung, daß Hölderlin gewisse Schwierigkeiten mit der Schillerschen Exposition des Schönheitsbegriffs hat, soweit
sie an Fichtesche Voraussetzungen gebunden ist und sich um die Integration fichtescher Elemente bemüht. (Ein ähnliches Problem wie mit
Schillers implizitem Fichteanismus mag Hölderlin mit dessen explizitem
Kantianismus gehabt haben. Man weiß ja schon aus dem Brief an Neuffervom 10. Oktober 1794, in dem Hölderlin von einem Aufsatz über die
ästhetischen Ideen berichtet, daß er an Schillers ·Anmut und Würde'
bemängelt, daß Schiller über die kantische Grenzlinie nicht genügend
hinausgegangen sei. Hölderlin charakterisiert seinen Aufsatz wie folgt:
"Im Grunde soll er eine Analyse des Schönen und Erhabnen enthalten,
nach welcher die Kantische vereinfacht, und von der andern Seite vielseitiger wird, wie es schon Schiller zum Theil in s. Schrift über Anmuth
und Würde gethan hat, der aber doch auch einen Schritt weniger über
die Kantische Gränzlinie gewagt hat, als er nach meiner Meinung hätte
wagen sollen." (StA VI, 137) Schillers Kantianismus - wie kritisch steht
Hölderlin zu ihm?)
Der zweite Punkt einer möglichen Auseinandersetzung zwischen
Hölderlin und Schiller mag das Verhältnis von transzendentalphilosophischer zu metaphysischer Schönheitskonzeption betroffen haben·.
Man kann ja Schillers merkwürdigen Widerstand gegen eine metaphysi337
sehe Interpretation seines Begriffs von Schönheit deuten als den Versuch, dem Programm einer Entontologisierung der Schönheit das Wort
zu reden. Ein solches Programm scheint quer zu expliziten Hölderlinsehen Interessen zu stehen. Wie man dem anfangs vorgestellten Zitat aus
der Vorrede zur vorletzten Fassung des ·Hyperion' entnehmen kann, ist
ja für Hölderlin der Begriff der Schönheit ganz stark verbunden mit dem
des Seins im einzigen Sinne des Wortes. Dieses Sein im einzigen Sinne
des Wortes ist präsent als Schönheit. Wenn man diese Verknüpfung von
Schönheit mit Sein als eine Ontologie der Schönheit bezeichnet und
festhält, daß Hölderlin ein starkes Interesse an einem ontologisch etwas
aufgeladenen Begriff von Schönheit gehabt hat, dann muß ihm natürlich
dieser Schillersche Schönheitsbegriff sehr merkwürdig vorgekommen
sein aufgrund seiner Verankerung in psychologischen Kategorien, also
aufgrund seiner Verankerung in einer Trieblehre, die selber als transzendentalphilosophisch berechtigt dargestellt wird. Es ist ja diese Verankerung in einer als Transzendentalphilosophie gedeuteten Trieblehre,
die Schiller berechtigt zu sagen: über den ontologischen Aspekt der
Frage nach der Schönheit muß und kann ich mich auch gar nicht äußern.
Mich interessiert der Begriff der Schönheit - so könnte man ihn sagen
lassen - nur insofern, als er verbindbar ist mit dem Begriff des Menschen, und diese Verbindung kann nur über den Rekurs auf die Trieblehre geleistet werden. Alles andere ist Metaphysik, damit habe ich,
Schiller, nichts zu tun. Demgegenüber, so könnte man immerhin vermuten, wird Hölderlin sagen wollen: Schillers Programm ist zu minimalistisch; die in ihm angelegte Psychologisierung des Schönheitsbegriffs
muß rückgängig gemacht werden; der Begriff der Vermittlung, das Insistieren auf Vereinigung, dies alles ist das, was den Schillerschen Ansatz
bewahrenswert macht, nur darf mit diesen Mitteln keine nur psychologische Theorie der Schönheit etabliert werden, man muß an dem Seinsgehalt der Schönheit festhalten, man muß die Ontologie der Schönheit,
eine Metaphysik der Schönheit entfalten.
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Die Hölderlin-Gesellschaft
Die Hölderlin-Gesellschaft ist eine Vereinigung von Freunden des Werkes Friedrich Hölderlins und umfaßt Liebhaber, Forscher und Künstler
im In- und Ausland. Sie hat sich zur Aufgabe gesetzt, das Interesse und
dasVerständnis für das Werk Hölderlins zu wecken und zu vertiefen und
die Erforschung und Darstellung seines Werkes, seines Lebens und seiner
Welt zu fördern.
Eine weitere Aufgabe der Gesellschaft ist die Pflege der HölderlinGedenkstätten. Die Gesellschaft fördert die Hölderlin-Forschung durch
eigene Publikationen und durch das Hölderlin-Jahrbuch, das neueste
Ergebnisse der Forschung vermittelt und über die Arbeit der Gesellschaft
berichtet. Sie fördert wissenschaftliche Ausgaben von Hölderlins Werk.
Mit dem Hölderlin-Archiv in Stuttgart arbeitet sie eng zusammen. Sie
pflegt Kontakt mit anderen literarischen Vereinigungen.
Sie veranstaltet Vorträge, Lesungen, Rezitationen, Diskussionen, Ausstellungen und Schülerseminare, und bietet in mehrtägigen Jahresversammlungen - alle zwei Jahre in Tübingen oder anderen Orten - ein
öffentliches Forum des Austausches zwischen Publikum und Fachleuten,
Studenten, Schülern, Forschern, Publizisten und Künstlern.
Im Auftrag der Stadt Tübingen verwaltet sie das Hölderlinhaus in
Tübingen als Gedenk-, Ausstellungs- und Tagungsstätte. Die Gesellschaft wird geleitet von einem von den Mitgliedern gewählten Vorstand
unter dem Präsidium von Professor Dr. Gerhard Kurz. Seine Tätigkeiten
werden unterstützt von einem Beirat. Ihm gehören Vertreter von Behörden und Institutionen, Künstler, Publizisten und Wissenschaftler an, die
sich um das Werk Hölderlins verdient gemacht haben.
Jeder kann Mitglied der Gesellschaft werden. Wer Mitglied werden
möchte, wird gebeten, sich bei der Geschäftsstelle, Hölderlinturm, Bursagasse 6, D-7400 Tübingen, Tel. 0 70 71/2 20 40 anzumelden. Der Jahresbeitrag beträgt DM 50.-, für Schüler und Studenten DM 20.-, für
Institutionen DM 100.-; für Mitglieder der ehemaligen DDR gelten
ermäßigte Jahresbeiträge. Die Mitglieder erhalten das Jahrbuch unentgeltlich. Gleichfalls unentgeltlich ist für die Mitglieder der Besuch des
Hölderlinturms in Tübingen. Sie haben außerdem ermäßigten Zugang zu
den Veranstaltungen der Gesellschaft und erhalten einen Preisnachlaß bei
den Publikationen, die über die Gesellschaft bezogen werden können
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