Phytopharmaka zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen des

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PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT
Phytopharmaka zur Behandlung entzündlicher
Erkrankungen des Bewegungsapparates
Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises spielen aufgrund vielfältiger Ursachen eine
zunehmend größere Rolle in den Industrieländern. Neben der konventionellen Therapie mit steroidalen
und nichtsteroidalen Antiphlogistika sind Phytopharmaka mindestens als adjuvante Therapeutika
von Interesse. Wegen der geringeren Nebenwirkungen sind sie insbesondere zur Behandlung
chronischer Erkrankungen geeignet, bei denen eine Einnahme über einen längeren Zeitraum nötig ist.
Die wichtigsten innerlich eingesetzten Arzneipflanzen werden hier vorgestellt.
Einleitung
Entzündungen können in fast allen Geweben des menschlichen Körpers auftreten. Viele dieser entzündlichen Prozesse können als relativ harmlos eingestuft werden und bedürfen keiner intensiven
Behandlung. Meist reicht die topische oder perorale Anwendung
herkömmlicher, entzündungshemmender Arzneistoffe wie Ibuprofen
oder Acetylsalicylsäure aus. Grundsätzlich kann man Entzündungen
als Abwehrmechanismen des Körpers ansehen, deren komplexer
Verlauf mit der Aktivierung von Monozyten, Granulozyten und Lymphozyten sowie der Freisetzung und Aktivierung humoraler Mediatoren einhergeht [1]. Der inflammatorische Prozess beginnt mit
einem Stimulus, der entweder über die Aktivierung der Cyclooxygenase-2 (Cox-2) zur Bildung von Prostaglandinen (PG), insbesondere
PGE2, führt oder der über die Aktivierung der induzierbaren Nitroxidsynthase (iNOS) die Bildung von Nitroxid (NO) anregt [2]. Die
gebildeten Prostaglandine lösen dann ihrerseits in den Zellen die
Bildung weiterer Cytokine aus, die in unterschiedlicher Menge gebildet werden und die Anlockung von Leukozyten in der entzündeten
Region fördern.
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Entzündungen können akut und chronisch verlaufen. Akute Verlaufsformen sind auf Tage bis Wochen beschränkt und führen im Allgemeinen nicht zu dauerhaften Schädigungen des Gewebes. Die
Behandlung solcher Erkrankungen ist auch mit Arzneistoffen
problemlos möglich, die bei längerer Einnahme häufig zu Nebenwirkungen führen. Anders sieht es bei chronischen Entzündungen
aus. Aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung in unserer Wohlstandsgesellschaft verzeichnen wir heute einen wesentlich größeren
Teil älterer Menschen in der Bevölkerungsstruktur als noch vor hundert Jahren. Dadurch bedingt ist eine deutliche Zunahme von degenerativen bzw. rheumatischen Erkrankungen zu beobachten. Ungefähr drei Viertel der 55 – 60-Jährigen leiden an schmerzhaften Erkrankungen des Bewegungsapparates, wobei eine Unterscheidung zwischen degenerativen und entzündlichen Erkrankungen leicht anhand
der Symptomlage getroffen werden kann. Charakteristisch für degenerative Prozesse (Arthrose) ist der Belastungsschmerz, während
entzündliche Verlaufsformen an geröteten und geschwollenen
Gelenken zu erkennen sind, die ohne einen Zusammenhang mit körperlicher Belastung (vor allem nachts) stark schmerzen [3].
Über die auslösenden Faktoren solcher entzündlich rheumatischer
Erkrankungen herrscht immer noch Unklarheit. Neben Infektionen
(Streptokokken, Toxoplasmose, Hepatitis B, Röteln) werden vor
allem genetische Faktoren und Autoimmunreaktionen als Ursachen
für das Auftreten rheumatischer Erkrankungen angesehen. Auf
molekularer Ebene sind Cytokine wesentlich an der Entstehung von
Rheuma beteiligt. Solche Botenstoffe werden als chemotaktische
Reize von Immunzellen freigesetzt, um das Entzündungsgeschehen
bei Erkennen pathogener Fremdstoffe anzufachen und so einer
erfolgreichen Immunabwehr zu dienen. Bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ist die Regulation dieser proinflammatorisch
wirkenden Stoffe wie z.B. Interleukin-1β (IL-1β) und Tumornekrosefaktor-α (TNF-α) gestört, wodurch es zu einer dauerhaften Erhaltung der Entzündungsprozesse ohne pathogenen Auslösefaktor
kommt. Diese Stoffe werden außerdem für die Aktivierung knorpelabbauender Enzyme verantwortlich gemacht, was die zusätzlichen destruktiven Prozesse im Laufe der rheumatischen Erkrankung erklärt [3].
Die gleichzeitig auftretenden Schmerzen werden durch Prostaglandine und Leukotriene ausgelöst, die auf unterschiedlichen Biosynthesewegen mit Hilfe der Cyclooxygenase bzw. Lipoxygenase aus
der Arachidonsäure gebildet werden [3].
Aus den genannten Gründen kann eine Therapie auf unterschiedlichen Wegen zu einer Verbesserung der Gelenkfunktion bzw.
Reduktion der auftretenden Schmerzen führen. Neben physikalischen und ergotherapeutischen Maßnahmen sind u.a. Analgetika,
nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR), Glucocorticoide und Immunsupressiva gebräuchlich, deren Nebenwirkungen aber hinlänglich
bekannt sind und häufig zu einem Abbruch der Therapie führen. Auf
der Suche nach besser verträglichen, ebenso gut wirksamen Präparaten werden vielfach Phytopharmaka eingesetzt, die heute
jedoch die gleichen Anforderungen hinsichtlich Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und Qualität erfüllen müssen. Im Folgenden werden
die wichtigsten pflanzlichen Arzneimittel zur externen und internen
Anwendung vorgestellt.
Fotos: Sertürner (3), Botanikfoto
Afrikanische Teufelskralle –
Harpagophyti radix
In Südafrika wurden die Wurzeln
von Harpagophytum procumbens
traditionell als bitteres Tonikum
sowie als Fieber- und Schmerzmittel verwendet. In Europa wird die
Droge hauptsächlich zur Behandlung von Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises eingesetzt, so finden sich in der aktuellen Online-Version der Roten Liste
insgesamt 23 Präparate, die Extrakte aus der afrikanischen Teufelskralle enthalten [4]. Zur Anwendung gelangen Extrakte aus den
sekundären Speicherwurzeln, die mindestens 1,1 % Harpagosid (1)
enthalten [5]. Dieses Iridoidglykosid wird weder im Magen noch im
Darmsaft gespalten und gut resorbiert [6]. Die im Blut messbaren
Konzentrationen korrelieren gut mit der Stärke der beobachteten
Wirkung [7]. Die dosisabhängige antientzündliche Wirkung konnte
sowohl in vitro über die Hemmung der COX-2 und Cytokinfreisetzung
[8,9] als auch in verschiedenen Tiermodellen nachgewiesen werden
[10,11]. In etwa zehn wenig aussagekräftigen klinischen Studien
konnte jeweils nur ein Wirksamkeitstrend bei degenerativen Gelenkerkrankungen und Rückenschmerzen erkannt werden [12], besser
sind die in referierten Zeitschriften veröffentlichten Studienergebnisse. Dort konnte mit unterschiedlichen Extrakten mit einer Tagesdosis zwischen 24 und 100 mg Harpagosid in randomisierten Doppelblindstudien eine dosisabhängige, signifikante Wirkung gegenüber Placebo gezeigt werden [13,14]. In einer weiteren Studie fand
man abschließend heraus, dass die Behandlungskosten im Vergleich
zur konventionellen Therapie deutlich gesenkt werden können,
wenn die Harpagophytum-Extrakte allein oder zusammen mit anderen Therapeutika eingesetzt werden [15]. Die besten Harpagophytum-Extrakte (60 mg Tagesdosis) führten sogar im Vergleich mit dem
COX-2 Hemmstoff Rofecoxib (12,5 mg Tagesdosis) zu einer vergleichbaren Anzahl schmerzfreier Patienten nach 6 Wochen [8]. Wichtig ist die Konzentration an Harpagosid im jeweiligen Extrakt. So
konnte eindeutig gezeigt werden, dass die in der Monographie der
„European Scientific Cooperative on Phytotherapy (ESCOP)“ zur
Behandlung schmerzhafter Arthrosen empfohlene Tagesdosis von
100 mg (etwa 10 g Wurzel) zu einer signifikant besseren Schmerzreduktion führt als die in der deutschen Monographie empfohlene
halbe Dosis [16]. In den in der Roten Liste aufgeführten 28 Präparaten sind ganz unterschiedliche Extrakte enthalten. Zur besseren
Transparenz ist bei den nicht zur homöopathischen Therapierichtung
gehörenden Präparaten das Droge-Extrakt-Verhältnis (DEV) angegeben. Mit dieser Angabe ist es möglich, die enthaltenen Extraktmengen in Drogenäquivalente umzurechnen. Auf dieser Ebene können
die unterschiedlichen Präparate dann in etwa verglichen werden. Für
die zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen hergestellten Fertigarzneimittel wurden Extraktmengen zwischen 140 und 600 mg
eingesetzt. Die jeweiligen DEV lagen zwischen 1,5-2,5:1 (d.h. 1 Teil
Extrakt entspricht 1,5-2,5 Teilen Droge) und 5-10:1. Rechnet man mit
Hilfe der Einnahmeempfehlung pro Tag die maximale Drogenmenge
pro Tag aus, so ergeben sich maximale Höchstmengen zwischen 2,5
und 8,0 g. Alle Präparate liegen damit unter der von der ESCOP
geforderten Tagesdosis von 9g Droge [5].
Weidenrinde – Salicis cortex
Die Weidenrinde ist eine weithin bekannte Droge, die Salicylderivate vom Typ des Salicins (2) enthält. In der ESCOP Monographie wird
für die Weidenrinde eine Tagesdosis für Erwachsene von 240 mg
Salicin pro Tag gefordert [16a]. Das Salicin besitzt selbst keine ent-
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zündungshemmende Aktivität, es wird als Salicylalkoholglucosid
nach Abspaltung der Glucose zu Salicylsäure oxidiert. Aus 240 mg
eingenommenem Salicin entstehen so etwa 90 mg Salicylsäure [17].
Offenbar ist die Salicylsäure nicht allein an der Wirkung der Weidenrinde beteiligt, denn auch die enthaltenen Flavonoide tragen
über die Hemmung der Lipoxygenase und durch ihre antioxidativen Eigenschaften wesentlich zur Schmerzlinderung bei
[18]. Die ebenfalls beobachtete
Hemmung der Cytokinfreisetzung konnte bisher jedoch
noch nicht einem Inhaltsstoff
zugeordnet werden [19]. Auch
zur Wirkung der Weidenrinde
wurden mehrere Studien an
Weidenrinde – Salicis cortex
unterschiedlichen Patientenkollektiven durchgeführt. Zwei
Doppelblindstudien zeigten die Wirksamkeit des Extraktes (DEV 814:1, 70 % Ethanol, Salicingehalt > 15 %) gegenüber Placebo bei
Patienten mit chronischen Rückenschmerzen bzw. Hüft- und Knieschmerzen [20, 21]. Auch für die Weidenrinde konnte gezeigt werden, dass die in Deutschland vorgeschlagene Dosis von 120 mg Salicin/Tag zu gering gewählt wurde. Mit der von der ESCOP vorgeschlagenen doppelt so hohen Dosierung konnten wesentlich bessere Ergebnisse erzielt werden [20, 21]. Daneben konnte auch gezeigt
werden, dass durch die adjuvante Therapie mit Weidenrindenextrakten der Verbrauch an NSAR deutlich gesenkt werden kann, was
zu einer wesentlichen Verringerung der Therapiekosten führt. Die
Behandlungsdauer ist nicht limitiert, so dass die Weidenrinde auch
bei chronischen Krankheitsverläufen eingesetzt werden kann. Mit
einer dauerhaften Hemmung der Thrombozytenaggregation muss
nicht gerechnet werden [22]. Die Onlineversion der Roten Liste verzeichnet unter dem Wirkstoff Weide insgesamt 9 Präparate, darunter 3 homöopathische bzw. anthroposophische Kombinationen und
ein phytotherapeutisches Kombinationspräparat. Legt man die von
der ESCOP geforderte Salicintagesdosis von 240 mg zugrunde, so
errechnet sich bei einem Salicingehalt von 1 % (Mindestgehalt DAB)
eine tägliche Drogenmenge von 24 g/Tag. Von den in der Roten Liste
aufgeführten Präparaten erreicht nur ein Präparat diesen Wert näherungsweise. Die übrigen Präparate erfüllen zwar alle die in Deutschland geforderte Norm, liegen aber nur bei der Hälfte der ESCOP
Angaben.
Brennnesselkraut/-blätter – Urticae herba
Auch Extrakte aus den Blättern bzw. dem Kraut von Urtica dioica
werden therapeutisch zur Schmerzbehandlung bei Erkrankungen
des rheumatischen Formenkreises eingesetzt. In der ESCOP-Monographie wird eine Tagesdosis von bis zu 15 g Droge als Tee verteilt
auf drei Gaben empfohlen [23]. Als wirksame Substanzen mit antirheumatischer Wirkung wird neben Flavonoiden und bisher unbekannten Cytokin-freisetzenden Stoffen vor allem die Kaffeoyläpfelsäure (3) angesehen. Diese Verbindung inhibiert genauso wie auch
die Extrakte die Cyclooxygenase, die 5-Lipoxygenase wird dagegen
von den Extrakten nur gering beeinflusst, während die isolierte Verbindung dosisabhängig die Bildung des Leukotrien B4 hemmt [24].
Innerhalb der Pflanze ist die Kaffeoyläpfelsäure ungleichmäßig verteilt. Die höchsten Konzentrationen wurden je nach Extraktionsbedingungen bisher in den Blättern gefunden [25]. Obwohl die Kaffeoyläpfelsäure als einer der Wirkstoffe der Droge bzw. der daraus hergestellten Extrakte angesehen werden muss, ist die klinische Effizienz der angewandten Präparate nicht an den Gehalt an Kaffeoyläpfelsäure gebunden [26]. Weitere Untersuchungen in vitro deuten
darauf hin, dass Brennnesselextrakte durch Hemmung des Transkriptionsfaktors NF-κB zu einer Reduktion von nachfolgend gebildeten Entzündungsmediatoren führen. Gleichzeitig konnte beobachtet werden, dass die Extrakte über die Aktivierung des nukleären Rezeptors PPARγ zu einer Supprimierung proinflammatorischer
Gene führen. Als Wirksubstanz konnte 13-Hydroxyoctadecatriensäure (13-HOTE) identifiziert werden. Dieses so genannte Oxylipin interagiert genauso wie die getesteten Extrakte mit beiden oben genannten Zielproteinen [27].
Im Vergleich zur Teufelskralle wurden bisher nur wenige klinische
Untersuchungen mit Urtica dioica durchgeführt. In allen bisher
durchgeführten Studien konnte jedoch eindeutig gezeigt werden,
dass die geprüften Urtica-Extrakte einer Placebo-Medikation deutlich überlegen sind [28].
Von den 37 Präparaten, die die Rote Liste mit dem Wirkstoff Brennnessel verzeichnet, sind nur sechs Präparate als Phytotherapeutika
zur Anwendung bei Rheuma zugelassen. Bei den übrigen handelt es
sich entweder um Präparate zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie oder um registrierte homöopathische Arzneimittel
ohne Indikationsangabe. Berechnet man die täglich zugeführte Drogenmenge mit Hilfe der Dosierungsangaben der enthaltenen Extraktmengen und dem DEV, so erhält man bei Einnahme der jeweils vorgeschlagenen Höchstmengen Drogenäquivalente zwischen 10 und
14 g/Tag. Auch hier liegt die zugefügte Tagesdosis, wenn auch nur
geringfügig, unterhalb der von der ESCOP vorgeschlagenen Tagesdosis von 15 g Droge.
Brennnesselkraut/-blätter –
Urticae herba
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Neben den oben genannten Drogen werden auch Kombinationspräparate zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen eingesetzt.
Eines der bekanntesten wird aus frischen Blättern und Rinde der
Pappel (Populus tremula), dem Kraut der Goldrute (Solidago virgaurea) und der Rinde der Esche (Fraxinus excelsior) gewonnen. Das
Präparat ist auf das Flavonoid Rutin (4), Salicin (2) und Fraxin (5)
standardisiert. Die empfohlene Tagesdosierung beträgt dreimal
30-50 Tropfen. Die entzündungshemmende Wirkung dieses Kombinationspräparates wurde sowohl in vitro als auch in vivo nachgewiesen [29]. Die antiphlogistische Wirkung beruht im Wesentlichen
auf der Reduktion von Entzündungsmediatoren durch Hemmung der
Cyclooxygenase und Lipoxygenase, unterstützt durch ausgeprägte
antioxidative Eigenschaften [29]. In randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudien konnte die Wirksamkeit dieses Extraktes
bei geringen bis mäßigen Beschwerden belegt werden. Auch mit diesem Extrakt konnte insbesondere wegen der geringen Nebenwirkungsrate und Toxizität eine Kostenreduktion während der konventionellen Rheumatherapie erzielt werden. Kontraindiziert sind solche
Präparate lediglich bei Überempfindlichkeit gegenüber Salicylaten.
Fotos: Sertürner (2), Archiv; Abbildungen: Passreiter
Kombinationspräparate
Zertifizierte Fortbildung
Weitere pflanzliche Antirheumatika zur innerlichen Anwendung
Neben den hier vorgestellten häufig verwendeten pflanzlichen Antirheumatika gibt es eine ganze Reihe weiterer Arzneipflanzen zur
innerlichen Anwendung. Zu ihnen zählen zum Beispiel die Johannisbeerblätter, die von der ESCOP Monographie zur adjuvanten
Behandlung rheumatischer Erkrankungen empfohlen werden [30].
Abbildung 1
Goldrute – Solidago virgaurea
Johannisbeerblätter enthalten mindestens 1,5 % Flavonoide, berechnet als Rutin. Auch für Johannisbeerblätter konnte in vitro und in vivo
gezeigt werden, dass sowohl die Biosynthese der Prostaglandine als
auch die der Leukotriene beeinflusst wird [31]. Die Extrakte wirkten
bei allen Untersuchungen stärker als die isolierten Einzelstoffe, weshalb entweder synergistische Effekte einzelner Substanzen vorliegen
oder das Wirkprinzip noch nicht gefunden wurde. Klinische Untersuchungen mit Johannisbeerblättern wurden bisher noch nicht
durchgeführt.
Ganz anders beim Indischen Weihrauch, Boswellia serrata. Diese aus
der Ayurvedischen Medizin Indiens stammende als „Salai guggal“
bezeichnete Droge wurde pharmakologisch im Tübinger Institut von
Prof. Ammon eingehend untersucht [32,33]. Aus dem Harz hergestellte Extrakte führten zu einer deutlichen Abnahme des Leukotrien
B4 über eine Hemmung der 5-Lipoxygenase. Als Wirkstoffe in den
Extrakten wurden die Boswelliasäuren, z.B. die Acetyl-11-keto-β-Boswelliasäure (6) erkannt, die auch als Reinsubstanzen zu einer signifikanten, dosisabhängigen Abnahme der durch Aktivität der 5-Lipoxygenase hergestellten Produkte führten [33]. Da die Boswelliasäuren im Gegensatz zu vielen anderen Hemmstoffen der 5-Lipogenase
den Prostaglandinstoffwechsel nicht hemmen, handelt es sich bei
diesen Verbindungen um selektive Hemmstoffe der 5-Lipoxygenase,
die demnach gut bei allen Erkrankungen mit erhöhter 5-Lipoxygenaseaktivität einsetzbar sein könnten. In Bezug auf die Behandlung
rheumatischer Erkrankungen ist die gleichzeitige Wirkung auf die
humane Leukozytenelastase von besonderem Interesse, da dieses
Enzym bei Entzündungen in Gelenken wesentlich an der Knorpelauflösung und daraus resultierenden Problemen beteiligt ist. Leider ist
es bisher aufgrund fehlender Finanzmittel nicht gelungen, hinreichend aussagekräftige klinische Studien für eine Zulassung der
Weihrauch-Extrakte vorzulegen. Die bisher vornehmlich in Indien
durchgeführten Untersuchungen belegen jedoch eindrucksvoll die
Wirksamkeit der Extrakte bei verschiedenen Krankheitsbildern. Es
bleibt zu hoffen, dass in Kürze das Geld für eine breiter angelegte
Studie zur Verfügung stehen wird, damit auch der indische Weihrauch als Arzneimittel genutzt werden kann.
Abbildung 2
Abbildung 3
Abbildung 4
Abbildung 5
11
PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT
Abbildung 6
Literatur
1 Shek PN and Shephard RJ Physical exercise as a human model of
limited inflammatory response. Can. J. Physiol Pharmcol. 1998; 76:
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11 Chrubasik S, Wink M Zur pharmakologischen Wirkung der Teufelskralle (Harpagophytum procumbens). Forschende Komplementärmed. 1995; 2: 323-325.
Der Autor
Professor Dr. Claus Passreiter
Wissenschaftlicher Mitherausgeber des
Apotheken-Magazins
12
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13 Chrubasik S, Zimpfer C, Schütt U, Ziegler R Effectiveness of Harpagophytum procumbens in treatment of acute low back pain. Phytomedicine 1996; 3:1-10.
14 Chrubasik S, Junck H, Breitschwerdt H, Conradt C, Zappe H Effectiveness of Harpagophytum extract WS 1531 in the treatment of exacerbation of low back pain: a randomized placebo-controlled double-blind study. Eur. J. Anaesthesiol. 1999; 16:118-129.
15 Chrubasik S, Schmidt A, Junck H, Pfisterer M Wirksamkeit und
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16 Harpagophyti Radix, BAnz. 1989, 43.
16a Salicis cortex. ESCOP Monograph 2nd Ed. 2003., Fascicule 4.
17 Schmid B, Kötter, J, Heide L Pharmacokinetics of Salicin after oral
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18 Chrubasik S Weidenrindenextrakt. Dtsch. Apoth. Ztg. 2000;
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19 Chrubasik S, Fiebich B, Black A, Pollack S Treating low back pain
with Salix extract that inhibits COX-2 release and the release of cytokines. Eur. J. Anaesthesiol. 2002; Suppl.
20 Chrubasik S, Eisenberg E, Balan E, Weinberger T, Luzzatti R, Conradt Ch Treatment of low back exacerbations with willow bark
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21 Schmid B, Lüdtke R, Selbmann HK, Tschirdewahn B., Schaffner
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22 Krivoy N, Pavlotzky E, Chrubasik S, Eisenberg E, Brooks G Effect
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23 Urticae folium/herba. ESCOP Monograph 2nd Ed. 2003. Fascicule 4.
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28 Randall C, Randall H, Dobbs F, Hutton C, Sanders H.. Randomized controlled trial of nettle sting for treatment of base-of-thumb
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29 Kruedener S, Schneider W, Elstner E. Effects of extracts from
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31 Pham HC, Ifansyah N, Chahine R, Mounayar-Chalfoun A, Gleye J,
Moulis C Comparative effects on total flavonoids extracted from
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32 Wildfeuer A, Neu IS, Safayhi H, Metzger G, Wehrmann M, Vogel
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medicine on the biosynthesis of leukotrienes and the course of
experimental autoimmune encephalomyelitis. Arzneimittelforschung. 1998; 48:668.
33 Ammon HP. Boswellic acids (components of frankincense) as the
active principle in treatment of chronic inflammatory diseases. Wien
Med Wochenschr. 2002; 152:373.
Fortbildungs-Fragebogen 3/2008
Faxnummer: 02 08 / 6 20 57 41
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Hier finden Sie die Fortbildungsfragen zum Hauptartikel. Bei Beantwortung und Faxantwort erhalten Sie einen Fortbildungspunkt auf dem
Postweg. Sie erhalten den Fortbildungspunkt für die Kategorie „Bearbeiten von Lektionen“ (rezertifiziert durch die
Bundesapothekerkammer, Veranstaltungs-Nr.: BAK 2006/36). Es ist pro Aufgabe nur eine Antwort richtig. Die Lösungen werden Ihnen
zusammen mit dem Fortbildungspunkt mitgeteilt. Bitte tragen Sie unbedingt Ihre Postanschrift und Ihre Telefon-Nummer (für
evtl. Rückfragen) in das Faxformblatt ein!
1. Entzündungen sind Abwehrmechanismen des Körpers, die mit
der Aktivierung folgender Zellen einhergehen:
A) 앮 Granulozyten
B) 앮 Erythrozyten
C) 앮 Hepatozyten
D) 앮 Thrombozyten
E) 앮 Parazyten
6. Die Kaffeoyläpfelsäure
1. hemmt die Freisetzung von Leukotrien B4.
2. ist im Kraut von Urtica dioica enthalten.
3. ist in der Pflanze gleichmäßig verteilt.
4. ist für die Wirksamkeit der verschiedenen Brennnessel-Extrakte
nicht entscheidend.
5. ist einer der wirksamen Bestandteile der Brennnessel.
2. Charakteristisch für degenerative Prozesse (Arthrose) sind:
A) 앮 Schmerzende Gelenke ohne Belastung.
B) 앮 Nächtliche Schmerzen.
C) 앮 Gerötete Gelenke.
D) 앮 Schmerz bei Belastung.
E) 앮 Schmerz auch bei Schonhaltung.
A) 앮
B) 앮
C) 앮
D) 앮
E) 앮
3. Bei
A) 앮
B) 앮
C) 앮
D) 앮
E) 앮
1,2,4 und 5 sind richtig.
1,2 und 3 sind richtig.
1,2,3 und 4 sind richtig.
3,4 und 5 sind richtig.
2,3, und 5 sind richtig.
7. Bei Langzeittherapie mit Weidenrindenextrakten kommt es zu
keiner dauerhaften
A) 앮 Entzündungshemmung.
B) 앮 Verringerung des Verbrauches an NSAR bei
Kombinationsbehandlung.
C) 앮 Hemmung der Cytokinfreisetzung.
D) 앮 Als Roburans.
E) 앮 Hemmung der Thrombozytenaggregation.
Harpagosid handelt es sich um
ein Triterpenglykosid.
einen Sesquiterpenlacton.
ein Iridoidglykosid.
das Monoterpenalkaloid.
ein bitter schmeckendes Phenol.
4. Die in der ESCOP Monographie geforderte Salicin-Tagesdosis
beträgt für Erwachsene
A) 앮 120 mg.
B) 앮 240 mg.
C) 앮 360 mg.
D) 앮 60 mg.
E) 앮 180 mg.
8. Bei der Acetyl-11-keto-β-Boswelliasäure handelt es sich um
einen selektiven Hemmstoff der
A) 앮 Cyclooxygenase.
B) 앮 Phospholipase A2.
C) 앮 5-Lipoxygenase.
D) 앮 Prostaglandinsynthase.
E) 앮 Glucuronidase.
5. Beim DEV handelt es sich um
A) 앮 den Verein deutscher Entzündungserkrankter.
B) 앮 das Verhältnis aus Droge und Extrakt.
C) 앮 das Verhältnis aus Drogenextrakt und Einwaage.
D) 앮 das Verhältnis aus Droge und Extraktionsmittel.
Berufsbezeichnung:
앮 Apotheker/in
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