Erschließung der Sammlungen des Zentrums für Anatomie und Zellbiologie der MUW (Bernadette RAIMANN, April 2008) Die Präparatesammlung des früheren Anatomischen Instituts der Universität Wien war eine der bedeutendsten und umfangreichsten medizinischen Sammlungen Europas. Vor allem durch Kriegsschäden entstanden große Verluste. 1997 wurde die Sammlung im Rahmen des Senatsprojektes zur Erarbeitung der Geschichte der Anatomie im Nationalsozialismus einer Überprüfung unterzogen. In der Folge wurden Präparate, die im Verdacht standen von Opfern des Nationalsozialismus zu stammen beerdigt. Die Sammlung kann daher aus derzeitiger Sicht und den „Empfehlungen für den Umgang mit menschlichen Präparaten der deutschen Budesärtzekammer“, einer weithin akzeptierten diesbezüglichen Richtlinie, als ethisch unbedenklich bewertet werden. Im Zuge der Einführunge des Neuen Curriculums und der Gründung der Medizinischen Universität Wien wurde die Sammlung aufgrund der baulichen Umgestaltung des Institutsgebäudes in Keller und andere Räume des Instituts verbracht und galten einige Zeit lang als verschollen. Diese letzte Standortveränderung der Sammlung hat zu massiven Verlusten und Schäden an den Objekten geführt. Im Mai und Juni 2007 erfolgte wurde im Rahmen des Projektes „Memoria Medicinae“ eine aus Spendengeldern finanzierte Notbergung der Präparate, ein großer Teil der Sammlung wurde aufgrund von irreparablen der Schäden bereits beerdigt. Der Rest der Sammlung konnte in seinem Bestehen gesichert werden und basierend auf der von Fr. Prof. Horn im Rahmen des Senatsprojektes erstellten elektronischen Liste erfasst werden. Nach wie vor enthält diese Sammlung zahlreiche Präparate von Joseph Hyrtl, u.a. zur vergleichenden Anatomie, aber auch Restbestände seiner Schädelsammlung. Des Weiteren finden sich hier auch Präparate von Ferdinand Hochstetter v.a. die in Fachkreisen sehr bekannte und medizinhistorisch überaus wertvolle Sammlung von Ferdinand Hochstetter. Aufgrund dieser vielen wissenschaftshistorisch interessanten Exponate bietet die genannte Sammlung auch eine einzigartige Auswahl an didaktisch und technisch hochwertigen Präparaten; anatomische Lehr- und Dokumentationsobjekte, die ihresgleichen suchen. Zuletzt wurde von Dr. Tatjana Buklijas und Dr. Nick Hopwood (beide: Dpt. for History and Philosophy of Science, Univ. Cambridge/UK)1 in mehreren wissenschaftlichen Arbeiten hingewiesen. Gemeinsam mit den umfangreichen Beständen von an Autographen von v.a. Hyrtl und Hochstetter, die Teil derer Autographensammlung der Sammlungen der MUW sind, stellt diese Sammlung einen wichtigen Beitrag zu Forschungen im Bereich der „materiellen Kultur der Wissenschaften“ dar. Es ist sehr selten, dass sowohl authentische Archivalien – wie die genannten Autographen -, Publikationen und die dazugehörigen Präparate in einem institutionellen Kontext, also der Medizinischen Universität Wien, erhalten geblieben sind. Trotz der zahlreichen Verluste sind die erhalten gebliebnen Präparate (v.a. Trockenpräparate, was u.a. auch für deren erstaunliche Haltbarkeit spricht, eine wesentliche konservatorische Erkenntnis übrigens) nach wie vor wissenschaftshistorisch von großem Wert. 1 Vgl. dazu u.a. Tatjana BUKLIJAS, Dissection, discipline and urban transformation: anatomy at the University of Vienna, 1845–1914 Projektziel: Die vorhandenen auch elektronischen Katalogmaterialien sind als Findbehelf verwendbar, genügen jedoch nicht rezenten Standards. In Anbetracht des außerordentlichen kulturhistorischen Wertes der noch existierenden Sammlungsteile soll eine ausführliche Erschließung erfolgen, die es auch erlaubt die einzelnen Objekte mit vorhandenen Archivbeständen in Verbindung zu bringen. Auf diese weise soll eine Basis geschaffen werden, die weitere auch internationale Forschungsprojekte unterstützt. Einzelne Schritte: Aufnahme der vorhanden Präparate und Modelle in die Datenbank der Sammlungen der Medizinischen Universität Wien. Katalogisierung und einheitliche Erfassung der Objekte nach internationalen Standards. Beschreibung der medizinischen Aspekte der einzelnen Präparte. Anfertigung von digitalen Fotografien durch einen Mitarbeiter der Sammlungen der MUW. Dies erfolgt als Teil der bereits laufenden Digitalisierungsmaßnahmen. Aufgrund des teilweise problematischen Erhaltungszustandes vor allem der Feuchtpräparate ist eine Rekonservierung notwendig. Diese kann durch das Zentrum für Anatomie und Zellbiologie im Rahmen der laufenden Pflege der Lehrsammlung erfolgen. Auf der Basis dieser grundlegenden Erfassung kann abschließend eine Empfehlung zum weiteren Umgang mit der Sammlung erfolgen. Laufzeit des Projektes: 1. Mai 2008 bis 30. April 2010