NE-GES RHEINISCHE POST SAMSTAG, 19. JANUAR 2013 Gesundheit E1 Wie Senioren ihr Übergewicht abbauen Viele ältere Menschen glauben, dass Abnehmen im Alter kaum noch möglich ist. Doch das stimmt nicht. Dafür ist allerdings Disziplin nötig. VON ALEXANDRA BÜLOW Wer nicht in ein Fitness-Studio gehen will, kann auch Gymnastik zuhause machen. Man sollte mindestens zweimal pro Woche 20 Minuten üben. FOTO: IMAGO BERLIN (dpa) Ältere Menschen haben zunehmend mit Übergewicht zu kämpfen. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) vorgestellt hat. Demnach wiegen rund 74 Prozent der Männer und 63 Prozent der Frauen zwischen 70 und 74 Jahren zu viel. Oft glauben Senioren, im Alter nicht mehr abnehmen zu können. Experten schütteln darüber den Kopf. Abnehmen klappt in jedem Alter, und das verlangt nicht einmal Askese. „Letztlich nimmt jeder ab, der mehr Energie verbraucht, als er zu sich nimmt“, erklärt Hans-Michael Mühlenfeld, Hausarzt in Bremen. Crashdiäten, bei denen die Pfunde in kürzester Zeit purzeln, seien kontraproduktiv. „Es geht nicht um kurze Erfolge, sondern um einen für mich und mein Leben passenden Weg, den ich gut durchhalten kann“, empfiehlt Ernährungsberaterin Dagmar Amberg-Dünne aus Markgröningen bei Stuttgart. Daher sollte auch keine Speise auf dem Index landen. „Was verboten ist, ist besonders interessant“, gibt Amberg-Dünne zu bedenken. Langfristig sinnvoll sei es vielmehr, sich die eigenen Essgewohnheiten anzusehen und täglich Protokoll zu führen, was man alles zu sich nimmt. So kann es schon helfen, die unbewusst vernaschten Kleinigkeiten zwischendurch zu streichen und stattdessen nur ab und zu ein Stück Kuchen oder ein paar Kekse bewusst zu verspeisen. Hausarzt Mühlenfeld stellt fest: „Viele Patienten sagen, dass sie gar nicht viel essen. Das mag mit Blick auf die Menge stimmen, doch sie essen zu viel energiereiche Speisen.“ Um die Pfunde purzeln zu lassen und den Körper mit ausreichend Nährstoffen zu versorgen, empfiehlt Amberg-Dünne älteren Menschen bestimmte Lebensmittel: Zum einen hilft es, beim Abnehmen viel zu trinken. Zwei Liter Wasser, ungesüßter Tee oder Fruchtschorlen im Verhältnis ein Drittel Saft und zwei Drittel Wasser sollten es jeden Tag sein. Fünf Portionen Obst und Salat sowie drei Portionen Gemüse gehören ebenfalls auf den Speiseplan. Als Maß gilt: Für lose Ware wie Beeren ergeben beide zur Schale geformten Hände eine Portion, bei Festem wie „250 bis 500 Gramm Abnahme pro Woche sind ideal“ Dagmar Amberg-Dünne Ernährungsberaterin Äpfeln ist das je eine Handvoll. Dazu kommen täglich vier Portionen Kohlenhydrate wie Nudeln, gekochter Reis, Kartoffeln oder Brot – das Maß für eine Brotportion ist die eigene ausgestreckte Hand. Drei Portionen Eiweiß liefern Fleisch, Geflügel, Fisch und Eier. Beim Fett reichen zwei Portionen wie etwa zwei Teelöffel Öl oder Butter. Knabberkram, Wein und Süßes sollten maßvoll genossen werden. Die zweite Säule beim Abnehmen ist die Bewegung. Denn die besten Komplizen für die schlanke Linie sind die Muskeln. Sie verbrennen Energie sogar beim Faulenzen. „Ein Kilogramm Muskelmasse ver- ABNEHMEN Bestimmte Lebensmittel machen die Diät leichter Geeignet zum Abnehmen ist unter anderem der Verzehr von Knäckebrot, Pumpernickel, Dickmilch, Magerquark, körnigem Frischkäse, Harzer Roller, Kartoffeln, Hering, Lachs und Zander. Ungeeignet sind dagegen Weißbrot, Croissants, Crème Fraîche, Sahne, Mascarpone, Pommes frites, Heilbutt und Aal. braucht am Tag 75 Kalorien im Ruhezustand, ein Kilo Fett gerade mal vier Kalorien“, erklärt Jörn Giersberg, Fitness-Trainer in Oberhausen. Von allein bleiben die Muskeln allerdings nicht aktiv. Vielmehr wird ab dem 30. Lebensjahr Muskelmasse abgebaut, sofern nicht mit Sport gegengesteuert wird. Dabei sind Muskeln nicht nur für abnehmwillige Senioren wichtig, sondern für Ältere generell. „Je mehr Muskeln, desto geringer ist die Gefahr, zu stürzen oder sich im Falle eines Sturzes etwas zu brechen“, erklärt Mühlenfeld. Trainer Giersberg empfiehlt daher, zwei- bis viermal in der Woche 20 bis 60 Minuten zu trainieren, am besten Krafttraining. Wer keine Lust auf ein Fitnessstudio hat, kann zu Hause aktiv sein und mit Hanteln arbeiten oder Übungen wie Kniebeugen und Liegestütze machen. Alternativen sind Pilates oder Yoga. Selbst mit gesundheitlichen Beschwerden wie Arthrose oder Bluthochdruck ist Bewegung möglich, zum Beispiel Walken, Schwimmen oder Radfahren. Vorher sollte der Arzt aber einen Checkup machen. Entscheidend ist, dass die Bewegung ins Leben passt und Spaß macht. Bewegungsmuffel tröstet Mühlenfeld: „Auch kleine Veränderungen können etwas bewirken, etwa der Spaziergang mit dem Hund oder wenn man eine Station früher aus dem Bus aussteigt, und geht.“ Gesund abzunehmen funktioniert in kleinen Schritten: „250 bis 500 Gramm Abnahme pro Woche sind ideal“, so Amberg-Dünne. Aus medizinischer Sicht ist eine Gewichtsreduktion laut Mühlenfeld geboten, wenn das Übergewicht die Gesundheit bedroht – etwa bei Diabetes oder Bluthochdruck und den Folgeerkrankungen wie koronarer Herzerkrankungen. Das Gewicht alleine ist aber nicht entscheidend: „Viele, die dick sind, sind fit. Es geht letztlich darum, sich wohl zu fühlen.“ Darmverschluss bei Kleinkindern erkennen KÖLN (dpa) Die meisten Bauch- schmerzen im Säuglings- und Kleinkindalter sind harmlos. Manchmal kann hinter den Beschwerden aber auch ein Darmverschluss stecken, wie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) erläutert. Das ist unter Umständen der Fall, wenn Kinder – vor allem Säuglinge und Kleinkinder – kolikartige Bauchschmerzen ver- bunden mit heftigem Schreien oder Wimmern haben und die Beine anziehen. Typischerweise zeigen sie zwischen den Kolikattacken Phasen der Ruhe und suchen Körperkontakt. „Zwischen den Schmerzattacken können bei einem Darmverschluss circa 15-minütige beschwerdefreie Episoden verstreichen“, erläutert BVKJ-Sprecher Ulrich Fegeler. Wenn das Kind sich übergebe, sein Bauch gebläht wirke und sein Stuhl Schleim und Blut enthalte, weise das auf eine Darmeinstülpung mit Darmverschluss hin. „Dabei schiebt sich ein Darmabschnitt teleskopartig in einen anderen hinein und blockiert somit den Weitertransport von Kot und unterbricht die Blutzufuhr “, erklärt Fegeler. Häufig geht eine virale Erkran- kung des Magen-Darm-Trakts oder der Luftwege voraus, etwa mit Rotaoder Adeno-Viren. In den meisten Fällen heilt eine behandelte Darmeinstülpung ohne Probleme aus. Mehr als die Hälfte der betroffenen Kinder sind jünger als ein Jahr. Eine Darmeinstülpung kann in jedem Alter auftreten. Jungen haben im Vergleich zu Mädchen ein etwa doppelt so hohes Risiko. Zu viel Handy und TV lassen Kinder schlechter schlafen BERLIN/KÖLN (epd) Eine unkontrollierte Mediennutzung kann bei Kindern und Jugendlichen zu nächtlichen Schlafstörungen führen. Der eigene PC oder Fernseher im Kinderzimmer führe dazu, dass viele Eltern gar nicht mehr mitbekämen, wie viel und was sich Kinder ansähen, sagte die Leiterin der Schlafmedizin an der Klinik für Kinderund Jugendmedizin am Sana Klinikum Berlin-Lichtenberg. „Abends im Bett liegen die Kinder dann wach, weil sie das Gesehene noch nicht verarbeitet haben“, sagt die Schlafexpertin. Auch nach der Einschulung, einem Schulwechsel oder bei besonderen Anforderungen reagierten Kinder oft mit Ein- oder Durchschlafschwierigkeiten. „Und das nimmt tendenziell zu.“ Der Kinderpsychiater Gerd Lehmkuhl von der Uniklinik Köln geht davon aus, dass bis zu 40 Prozent aller Kinder und Jugendlichen zumindest vorübergehend unter Schlafstörungen leiden. „Problematisch wird es, wenn daraus soziale Schwierigkeiten entstehen, wenn die Kinder tagsüber müde sind, die Schulleistungen nachlassen oder die Eltern sehr gestresst sind.“ In vielen Fällen könne da eine Beratung helfen. MELDUNGEN Spirituelle neigen zu psychischen Störungen LONDON (kna) Spirituelle Menschen ohne Anbindung an eine Religion neigen überdurchschnittlich häufig zu Sucht und psychischen Störungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine britische Studie, aus der das Wissenschaftsportal „Medwire“ zitiert. Personen, die sich als „spirituell, aber nicht religiös“ bezeichneten, zeigten öfter Angstgefühle, neurotische Störungen und Anfälligkeit für Drogen als Anhänger etablierter Religionen oder Nichtglaubende. WHO: Sterblichkeit bei Masern stark gesunken GENF (dpa) Hunderttausende Men- schen sind dank umfangreicher Impfkampagnen vor dem Tod durch Masern bewahrt worden. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sank die Zahl der Masern-Toten um 71 Prozent von 542 000 im Jahr 2000 auf 158 000 im Jahr 2011. Erdbeeren senken das Infarkt-Risiko bei Frauen BOSTON (RP) Drei Portionen Blau- Mädchen haben ein geringeres Risiko für einen Darmverschluss. FOTO: DPA oder Erdbeeren pro Woche senken das Infarktrisiko bei Frauen. Das hat die Studie Nurses’ Health ergeben. Die Autoren führen den Schutz in der Fachzeitschrift Circulation auf den Gehalt an Anthocyanen zurück. Die Pflanzenfarbstoffe haben eine antioxidative Wirkung. Mit Milchkaffee und Sport Osteoporose vorbeugen SPRECHSTUNDE ROLAND HILLE Das Risiko für Knochenschwund lässt sich beeinflussen. Zahnärzte müssen sich bisweilen auch um Patienten mit schmerzhaften Bläschen kümmern. DÜSSELDORF (dpa) Osteoporose kann genetisch bedingt sein. Außerdem trifft es oft Frauen und Ältere. Die Risikofaktoren Gene, Geschlecht und Alter für die auch als Knochenschwund bezeichnete Krankheit lassen sich nicht beeinflussen. Andere Risiken könne der Mensch aber durch sein Verhalten verringern, erklärt der Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose (BfO) in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Osteoporose“. Bewegung Moderater Sport stärkt die Knochen. Bewegung ist außerdem gut für Gelenke, Muskeln und Kreislauf. Sicherheit beim Gehen und ein geringeres Risiko für Schwindelanfälle senken auch die Gefahr zu stürzen. Gewicht Untergewichtige Frauen haben nach Angaben des Verbands dünnere Knochen als Frauen mit normalem Gewicht. Zarte Knochen brechen leichter. Ernährung Risikopatienten sollten sich kalziumreich ernähren. Der Verband empfiehlt ein Gramm Kalzium pro Tag. Außerdem helfe Vitamin D, Osteoporose vorzubeugen. Vitamin D entsteht, wenn die Haut mit Sonne in Kontakt kommt. Genussmittel Kaffee, Alkohol und Zigaretten – wer es damit übertreibt, erhöht sein Osteoporoserisiko. Rauchen verdoppelt es. Gelegentlich Alkohol zu trinken, könne die Knochendichte zwar sogar erhöhen, teilt der BfO mit. Abhängigkeit steigere die Gefahr dagegen erheblich. Mehr als vier Tassen Kaffee am Tag seien ebenfalls schlecht für Risikopatienten – es sei denn, sie trinken sie mit Milch. Die gleiche das erhöhte Risiko wieder aus. Medikamente Einige Medikamente können die Knochen schwächen. Das gilt zum Beispiel für Kortison, wenn der Patient es länger als ein Jahr lang einnimmt. Aphthen – Quälgeister in der Mundhöhle Unser Leser Jochen F. (40) aus Brüggen fragt: „Ich habe ab und zu mit Aphthen in der Mundhöhle zu tun. Die sind nicht nur lästig, sondern auch schmerzhaft. Kann man überhaupt etwas dagegen tun?“ ROLAND HILLE Aphthen sind eine der häufigsten Erkrankungen der Mundschleimhaut. Hierbei handelt es sich um kleine entzündliche Bereiche im Mund, die einzeln oder in Gruppen auftreten können. Sie reagieren außerordentlich schmerzhaft auf saure Speisen (Zitrusfrüchte), saure Getränke (Säfte) und scharfe Gewürze und sind häufig mit einem starken Brennen im Mundraum vergesellschaftet. Ihr typisches Aussehen: kleine gelb-weißliche Stippen oder Bläschen auf hochrotem Untergrund, der sich ringförmig um die weiße Mitte zieht. Häufig erkranken schon Kinder an den äußerst schmerzhaften Aphthen. Oftmals kehren sie sogar das Sprechen stark wieder, so dass man in beeinträchtigt. Meistens diesem Fall von einer heilen die Aphthen in eichronisch rezidivierennem Zeitraum von ein den Aphthose sprechen bis zwei Wochen ab. kann. Eine familiäre Wie diese Aphthen Häufung ist zu beobachentstehen, ist bis heute ten. nicht sicher geklärt; vieTypische Lokalisatiole Faktoren werden disnen sind der Zungenkutiert. Man glaubt, eiraum, die Wangennen psychosomatischen schleimhaut im Über„Meist heilen Hintergrund zu erkengang von der bewegAphthen in ein nen. Stress, Depression, lichen zur festen Schlafmangel, ÜberarSchleimhaut und der bis zwei beitung, Krankheiten, Gaumenbereich. Eine Wochen ab“ schlechte Immunlage einzelne Aphthe im BeRoland Hille (etwa nach einer Gripreich einer Mandel kann Zahnarzt pe) treten bei Aphthenbereits sehr starke bildung gehäuft auf. Frauen leiden Schmerzen im Bereich des seitenhäufiger darunter als Männer. Wisgleichen Ohres verursachen. Aber senschaftlich wird auch eine Autoauch Aphthen im Bereich des immunreaktion diskutiert. Forscher Mundbodens oder der Unterzunvermuten ferner, dass ein Mangel genregion können zu Lymphknoam Mineralstoff Zink, Eisen sowie tenschwellungen und Schluckbean Vitamin B 12 Aphthen begünstischwerden führen. Manchmal ist gen kann. Sicher ist jedoch, dass mechanische Reize – zum Beispiel eine schlecht sitzende Zahnspange oder Prothese, spitze Kanten an Zähnen und Füllungen, die dauerhaft am Zahnfleisch reiben oder auch Verletzungen mit der Zahnbürste – zur Aphthenbildung führen können. Die kleinen Gebilde sind nicht ansteckend und bedürfen keiner speziellen Behandlung. Lokal betäubende Salben oder Gels lindern zwar die Schmerzen, bekämpfen jedoch nicht die Ursache der Aphthen. Alternativ können pflanzliche Tinkturen aus Myrrhe, Nelke oder Rhabarberwurzel die Beschwerden abmildern. Da in die lädierte Schleimhaut leicht Krankheitserreger eindringen können, empfehlen sich keimabtötende Mundspüllösungen. Roland Hille ist Zahnarzt in Viersen. FOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH