1157 2014 Zucker, Sirupe, Honig, Zuckeraustauschstoffe und

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Zucker, Sirupe, Honig,
Zuckeraustauschstoffe
und Süßstoffe
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INHALT
1 Einleitung . . ................................................ 4
2 Grundlegendes Wissen ......................... 6
Chemie der Kohlenhydrate . . ....................... 6
Beispiele für Kohlenhydrate ....................... 8
Was ist der glykämische Index? .. ............... 13
Physiologie der Geschmacks­wahrnehmung „süß“.................................. 15
Süßende Stoffe im Überblick ..................... 16
Kennzeichnung . . .......................................... 17
3 Zucker ........................................................ 20
Geschichte des Zuckers .............................. 20
Der Zuckermarkt ......................................... 21
Zuckerproduktion: von der Rübe
zum Zucker .................................................. 22
Warenkunde Zucker . . .................................. 23
Zucker in der Ernährung ............................. 27
Zucker im Haushalt ..................................... 28
Lebensmittelrechtliche
Bestimmungen für Zucker .......................... 30
Aspekte der Nachhaltigkeit
bei Zucker ................................................... 31
4 Sirupe und Dicksäfte ............................. 33
Sirupe im Lebensmitteleinzelhandel .. ........ 33
Dicksäfte ...................................................... 36
Sirupe und Dicksäfte in der
Ernährung .................................................... 38
Sirupe und Dicksäfte im Haushalt ............. 38
Sirupe für die Lebensmittelindustrie .. ........ 38
5 Honig .......................................................... 42
Geschichte des Honigs ............................... 42
Honigproduktion: von der Biene
zum Honig ................................................... 43
Der Honigmarkt .. ......................................... 44
Warenkunde Honig . . ................................... 44
Honig in der Ernährung .............................. 48
Honig im Haushalt ...................................... 50
Lebensmittelrechtliche
Bestimmungen für Honig ........................... 51
Weitere Verwendungsmöglichkeiten
von Honig .................................................... 53
Aspekte der Nachhaltigkeit bei Honig ...... 54
6 Zuckeralkohole (Polyole) ..................... 55
Geschichte der Zuckeralkohole .................. 56
Warenkunde Zuckeralkohole ..................... 56
Zuckeralkohole in der Ernährung .. ............. 60
Zuckeralkohole im Haushalt . . ..................... 62
Einsatz von Zuckeralkoholen in
Haushalt und Ernährungsindustrie . . .......... 62
Lebensmittelrechtliche
Bestimmungen für Zuckeralkohole ............ 62
7 Süßstoffe . . ................................................. 63
Geschichte der Süßstoffe ........................... 63
Warenkunde Süßstoffe ............................... 64
Süßstoffe in der Ernährung ........................ 71
Süßstoffe im Haushalt ................................ 73
Dosierungsempfehlungen
für Süßstoffe ................................................ 73
Lebensmittelrechtliche
Bestimmungen für Süßstoffe ..................... 76
8 Süßes und Zahngesundheit ................. 77
9 Weiterführende Informationen
und Internet-Adressen . . ........................ 79
10 aid-Medien ............................................... 81
Impressum ................................................ 83
3
1
EINLEITUNG
Die Vorliebe für Süßes ist dem Menschen
buchstäblich in die Wiege gelegt. Muttermilch, die erste Nahrung, schmeckt leicht
süß. Evolutionär gesehen ist süßer Geschmack ein arterhaltendes Kriterium bei
der Auswahl von Essbarem, denn Süßes ist
nie giftig. Man spricht deshalb auch vom
„Sicherheitsgeschmack der Evolution“.
Außerdem war Süße immer ein Hinweis
auf eine hohe Energiedichte, die in Notzeiten das Überleben sicherte.
Mittlerweile ist aus dem früheren Luxusgut
fast eine Selbstverständlichkeit geworden.
Bei der heutigen Angebotsfülle an Süß­
waren und zuckerhaltigen Produkten kann
sich daraus leicht eine unausgewogene Ernährungsweise entwickeln. Aber niemand
braucht gänzlich auf Süßes zu verzichten, es
kommt dabei eher darauf an, wie viel und
wie oft Süßes gegessen und getrunken wird.
Seit Urzeiten gehören zuckerhaltige Fruchtund Pflanzensäfte ebenso wie Honig zu den
beliebtesten Nahrungs- und Genussmitteln­
der Menschen. In der Antike galt Honig als
Speise der Götter; er wurde auch als „flüs­
siges Gold“ bezeichnet. Noch vor rund
200 Jahren stand in unseren Breitengraden
Honig als einziges Süßungsmittel zur Verfügung, und zwar nur in geringen Mengen.
Der erste Zucker war dann lange Zeit eine
Kostbarkeit. In vielen Haushalten gab es ein
so genanntes Zuckerkästchen, das abgeschlossen wurde.
Nicht zuletzt dadurch war Süßes lange­
­etwas Besonderes.
Foto: © Marius Graf/Fotolia.com
4
1
Eine Hilfestellung zur Orientierung bietet die aid-Ernährungspyramide, zu der
nähere Informationen auf Seite 27 zu
finden sind.
In diesem Heft werden die wichtigsten
warenkundlichen Informationen über
Haushaltszucker und andere süße Kohlenhydrate, Sirupe, Honig, Zuckeralkohole und Süßstoffe vermittelt, die ernährungsphysiologische Bedeutung dieser
Lebensmittel erläutert und praktische
Hinweise für den täglichen Umgang damit gegeben.
EINLEITUNG
Das Motto sollte heißen:­besser kleine
Mengen verzehren und diese bewusst
genießen, als zu viel und zu häufig Süßes
essen und trinken!
5
GRUNDLEGENDES WISSEN
CHEMIE DER KOHLENHYDRATE
Alle Kohlenhydrate bestehen aus den gleichen Bausteinen: Kohlenstoff, Wasserstoff
und Sauerstoff. Sie werden von Pflanzen
mithilfe des Sonnenlichts durch Fotosynthese erzeugt und dienen ihnen als Speicherstoffe.
Kohlenhydrate sind auch für den menschlichen Körper eine wichtige Energiequelle.
Doch nicht alle Kohlenhydrate sind gleich
gut verwertbar:
Grundsätzlich wird unterschieden zwischen
so genannten „verfügbaren“ und „nicht
verfügbaren“ Kohlenhydraten. Nicht verfügbare Kohlenhydrate kann der menschliche Körper nicht verdauen und deshalb
auch nicht verstoffwechseln. Sie werden als
Ballaststoffe bezeichnet. Verfügbare Kohlenhydrate, also diejenigen, die auch verstoffwechselt werden, liefern in der Regel
4 Kilo­kalorien pro Gramm. Eine Ausnahme
bilden die Zuckeralkohole (= Polyole), siehe
Seite 55.
Die wichtigsten Kohlenhydrate werden nach
ihrem Aufbau in folgende Gruppen zusammengefasst:
2
1.Einfachzucker
(Monosaccharide)
Zu den Einfachzuckern zählen Trauben­
zucker (Glukose) und Fruchtzucker (Fruktose).
2.Zweifachzucker (Disaccharide)
Zweifachzucker entstehen durch die
­Verknüpfung von zwei Einfachzuckern.
Beispielweise ist beim Haushaltszucker
­(Saccharose), auch Rohr- oder Rüben­
zucker genannt, Fruchtzucker mit Traubenzucker verbunden. Zu den Zweifachzuckern
gehören auch der Milchzucker (Laktose)
sowie der Malzzucker (Maltose).
3. Mehrfachzucker (Oligo­saccharide
und Polysaccharide)
Oligosaccharide bestehen aus bis zu neun
miteinander verbundenen Monosacchariden. Oligosaccharide sind z. B. in Dextrinen enthalten, die beim Abbau von Stärke
entstehen (siehe Seite 11).
Polysaccharide sind zu langen Ketten von
mindestens zehn Monosacchariden verknüpfte Zuckermoleküle. Der in unserer
Nahrung wichtigste Mehrfachzucker ist die
Stärke. Sie wird bereits in der Mundhöhle
bzw. später im Dünndarm durch Verdauungsenzyme gespalten, die Einfachzucker
gelangen ins Blut, werden so in die Körperzellen transportiert und dort zur Energie­
gewinnung genutzt.
6
2
CH2OH
H
C
O
H
C
HO
OH
H
C
C
H
OH
CH2OH
H
C
C
H
OH
C
C
OH
H
CH2OH
Fruchtzucker
CH2OH
H
C
HO
C
O
H
OH
H
C
C
H
OH
CH2OH
H
H
O
C
C
O
C
H
OH
C
C
OH
H
CH2OH
Haushaltszucker
Abbildung 3:
Mehrfachzucker
(Stärke)
CH2OH
H
C
HO
C
C
C
O
H
OH
H
C
C
H
OH
H
H
H
OH
C
C
H
H
C
C
O
C
O
H
OH
H
C
C
H
OH
H
H
C
C
CH2OH
O
H
C
C
H
OH
O
Abb. 1–3:
C = Kohlenstoff,
H = Wasserstoff,
O = Sauerstoff
CH2OH
CH2OH
H
O
C
H
OH
Traubenzucker
Abbildung 2:
Zweifachzucker,
Haushaltszucker
(Saccharose)
OH
O
GRUNDLEGENDES WISSEN
Abbildung 1:
Einfachzucker (C6H12O6 ),
Trauben­zucker (Glukose)
und Fruchtzucker (Fruk­
tose)
C
C
O
CH2
O
H
OH
H
H
C
C
H
OH
O
C
O
H
OH
H
C
C
H
OH
H
C
O
Stärke
7
GRUNDLEGENDES WISSEN
2
BEISPIELE FÜR KOHLEN­HYDRATE
Einfachzucker (Monosaccharide)
Glukose (Traubenzucker)
Glukose, die auch als Traubenzucker oder
Dextrose bezeichnet wird, wurde im
18. Jahrhundert in Weintrauben entdeckt.
Heute wird Traubenzucker meist enzymatisch aus Stärke gewonnen. Seine Süßkraft
beträgt 75 Prozent von der des Haushaltszuckers. Traubenzucker ist sozusagen der
„Treibstoff“ für Muskeln und verschiedene
Organe. So sind beispielsweise das Gehirn,
das Nierenmark und die Erythrozyten
(= rote Blutkörperchen) auf Glukose als
Energiequelle angewiesen. Reine Glukose
ist die am schnellsten verfügbare Energiequelle, denn sie geht direkt ins Blut (siehe
„glykämischer Index“, Seite 13). Bei Stoffwechselgesunden führt diese Erhöhung des
Blutzuckerspiegels – in der Fachsprache
auch als Blutglukosespiegel bezeichnet –
zu einer Ausschüttung des Hormons Insulin.
Dies sorgt dafür, dass Glukose in die Körperzellen gelangt und so der Blutzuckerspiegel wieder gesenkt wird. Bei Diabetikern ist
dieser Regelmechanismus gestört. Glukose
wirkt kariogen (Karies hervorrufend).
Fruktose (Fruchtzucker)
Fruchtzucker ist ein Baustein der Saccha­
rose (Haushaltszucker) und in vielen
­Lebensmitteln natürlicherweise enthalten:
in Obst und Fruchtsäften sowie Honig und
in geringeren Mengen in einigen Gemüsen.
Fruktose liefert wie alle Kohlenhydrate mit
Ausnahme der Zuckeralkohole 4 Kilokalorien pro Gramm, besitzt allerdings mit
120 Prozent verglichen mit Saccharose ­
8
eine höhere Süßkraft, sogar die höchste von
allen Zuckerarten. Diese nimmt jedoch mit
zunehmender Temperatur ab. Fruktose ist
geruchlos, weiß und leicht wasserlöslich.
Sie kann aus Stärke oder aus Saccharose
hergestellt werden.
Fruktose wurde früher oft in DiabetikerLebensmitteln eingesetzt (mehr dazu im
Kapitel Zuckeralkohole, ab Seite 60). Diabetikern wurde diese Zuckerart lange Zeit
empfohlen, weil sie ohne das für die Glukose notwendige Hormon Insulin verstoffwechselt werden kann. Inzwischen ist jedoch allgemein anerkannt, dass Diabetiker
grundsätzlich keine besondere Diät halten
müssen, sondern sich an die Empfehlungen
für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Mischkost halten sollten, die auch für
Gesunde gelten – natürlich immer in Abstimmung mit den behandelnden Ärzten.
Seit einigen Jahren wird eine hohe Aufnahme von Fruktose unter anderem mit der
Entstehung des so genannten Metabolischen Syndroms in Verbindung gebracht.
Der medizinische Begriff bedeutet eine
Kombination von bestimmten Krankheiten
und Risikofaktoren für die Entstehung von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dazu gehören Übergewicht, Insulinresistenz bis hin
zu Diabetes mellitus und Bluthochdruck.
Diese Zusammenhänge werden jedoch sehr
kontrovers diskutiert und treten zum Teil
nur bei sehr hohen verzehrten Fruktosemengen auf. Viele der wissenschaftlichen
Ergebnisse stammen aus Tierversuchen
und beim Menschen existieren zum Teil
widersprüchliche Studien. Um den Zusammenhang eindeutig zu belegen, sind mehr
2
Manche Menschen können die Zufuhr von
Fruktose mit der Nahrung nicht vertragen.
Als Fruktosemalabsorption wird deshalb
eine Unverträglichkeit gegenüber Fruchtzucker bezeichnet, die durch eine unzureichende Aufnahme der Fruktose aus dem
Dünndarm aufgrund eines Defekts der
Transportermoleküle für Fruktose gekennzeichnet ist. Dadurch gelangt die Fruktose
auch in den Dickdarm, wo sie Beschwerden
wie Bauchschmerzen, Durchfall und Blähungen auslösen kann. Vermutlich leiden etwa
20 Prozent der Erwachsenen und 30 Prozent der Kinder unter dieser Erkrankung.
Helfen kann eine gezielte Ernährungstherapie: Hier wird ermittelt, wie viel Fruktose individuell vertragen wird und die aufgenommene Fruktosemenge auf dieses verträgliche Maß reduziert. Von der Fruktosemalabsorption abzugrenzen ist die sehr seltene
erbliche (= hereditäre) Fruktoseintoleranz,
die auf einem angeborenen Enzymdefekt
beruht. Patienten mit hereditärer Fruktoseintoleranz können Fruktose nicht verstoffwechseln. Die Diagnose erfolgt bereits
im Säuglingsalter, denn falls in einem solchen Fall dennoch Fruktose gegessen wird,
kann das zu Unterzuckerung und Leberschäden führen. Letztere können tödlich verlaufen und deshalb muss lebenslang eine möglichst fruktosefreie Diät eingehalten werden.
Fruktose wirkt kariogen (Karies hervorrufend). Sie kann alternativ zum Süßen in
der Küche verwendet werden, denn sie ist
koch- und backfest, verstärkt jedoch bei
Backwaren die Bräunung deutlich.
Tagatose
Tagatose kommt natürlicherweise in verschiedenen Obstarten und erhitzten Milchprodukten vor. Nach enzymatischer Spaltung von Laktose in Glukose und Galaktose
wird sie in einem mehrstufigen Prozess aus
Galaktose hergestellt. Tagatose wird nur zu
etwa 20 Prozent im Dünndarm aufgenommen. Ihre Süßkraft beträgt zirka 90 Prozent
der von Haushaltszucker. Der Geschmack ist
zuckerähnlich und Tagatose ist nicht kariogen (nicht Karies hervorrufend). In größeren
Mengen kann sie allerdings leicht abführend
wirken, ähnlich wie Zuckeralkohole (siehe
Seite 61).
Tagatose ist als neuartiges Lebensmittel erst
seit einigen Jahren auf dem Markt und im
Handel auch als Mischung mit anderen Süßungsmitteln erhältlich.
GRUNDLEGENDES WISSEN
Langzeitstudien erforderlich. Kritiker sehen
dabei vor allem den weltweit gestiegenen
Verzehr an Fruktose in Form von gesüßten
Getränken kritisch und als eine mögliche
Ursache für die zunehmende Zahl Übergewichtiger.
Fruktosereiche Früchte
Foto: © aid, Peter Meyer
9
GRUNDLEGENDES WISSEN
2
Zweifachzucker (Disaccharide)
Saccharose (siehe dazu Kapitel „Zucker“,
­Seite 20 ff.).
Laktose (Milchzucker)
Milchzucker kommt natürlicherweise in
Milch und Milchprodukten vor und wird
aus Molke gewonnen. Er ist ein Disaccharid
aus Glukose (Traubenzucker) und Galaktose (Schleimzucker). Seine Süßkraft beträgt
etwa ein Viertel im Vergleich zu Haushaltszucker. Milchzucker wird als Zutat in verschiedenen Lebensmitteln verwendet, ist
aber auch pur erhältlich. Er wird im Vergleich zu Trauben- oder Haushaltszucker
langsamer aufgenommen und aufgespalten und führt daher zu einem verzögerten
Blutzuckeranstieg (siehe dazu auch „glykä-
Foto: © gabisteffen/Fotolia.com
10
mischer Index“, Seite 13). Durch die langsame Aufnahme gelangt Milchzucker bei
höherer D
­ osierung auch in tiefere Darmabschnitte und begünstigt hier ein Wachstum
nützlicher Bakterien. Seine Abbauprodukte
wirken verdauungsfördernd, deshalb wird
Milchzucker auch als Hausmittel zur Förderung der Verdauung eingesetzt. Schätzungsweise etwa 15 Prozent der mitteleuropäischen Bevölkerung haben eine verminderte
oder fehlende Aktivität des Enzyms Laktase zur Spaltung von Milchzucker. Diese
Menschen reagieren auf Milchzucker mit
Magen-Darm-Beschwerden und Durchfall,
meist in Abhängigkeit von der verzehrten
Menge. Dieser Effekt ist auch unter dem
Begriff Laktoseintoleranz bekannt. Hinsichtlich der Zahngesundheit wird Laktose als
kariogen (Karies hervorrufend) eingestuft.
2
Isomaltulose
Isomaltulose ist ein Disaccharid, das aus
­Rübenzucker gewonnen wird. Es kommt
natürlicherweise in kleinen Mengen in Honig und Zuckerrohrextrakt vor. Hergestellt
wird Isomaltulose enzymatisch aus Saccharose, die aus Zuckerrüben gewonnen wurde. Isomaltulose wurde 2005 als neuartiges
Lebensmittel von der EU zugelassen. Sie hat
etwa die Hälfte der Süßkraft von Haushaltszucker und denselben Brennwert, kann aber
von den natürlicherweise in der Mundflora­
vorkommenden Bakterien nicht und von
den menschlichen Verdauungsenzymen nur
TABELLE 1:
SÜSSKRAFT VERSCHIEDENER MONOUND DISACCHARIDE (IM VERHÄLTNIS ZU
SACCHAROSE)
Zucker
Süßkraft
Saccharose
100
Maltose
50
Laktose
25
Fruktose
120
Glukose
75
Quelle: modifiziert nach Rosenplenter und Nöhle 2007
langsam gespalten werden. Deshalb gelten
Produkte mit Isomaltulose als nicht kariogen (nicht Karies hervorrufend). Da die in
Isomaltulose enthaltene Glukose nur langsam ins Blut übergeht, kommt es zu einem
verzögerten Anstieg des Blutzuckerspiegels und einer geringeren Insulinantwort.
Isomaltulose findet bisher vereinzelt in
Süßwaren und Erfrischungsgetränken Verwendung, ist aber auch „pur“ in Reinform
erhältlich.
GRUNDLEGENDES WISSEN
Maltose (Malzzucker)
Malzzucker besteht aus zwei Glukoseuntereinheiten und entsteht durch die Aufspaltung von Stärke: bei der Stärkeverdauung
im menschlichen Körper und in Lebensmitteln beim Keimen von Getreide und Kartoffeln (siehe Malz, Seite 37). Seine Süßkraft
ist relativ gering und liegt in der Größenordnung von 50 Prozent im Vergleich zu Haushaltszucker. Maltose wirkt kariogen (Karies
hervorrufend).
Mehrfachzucker (Oligosaccharide
und Polysaccharide)
Stärke
Stärke ist ausschließlich aus Traubenzuckerbausteinen aufgebaut. Sie wird als pflanzliches Reservekohlenhydrat in Wurzeln, Knollen und Samen eingelagert und ist daher in
vielen Lebensmitteln enthalten: z. B. Kar­toffeln, Getreide und Produkten daraus,
wie Brot, Gebäck, Haferflocken und Mehl,
sowie in Gemüse. Stärke ist die wichtigste­
Kohlenhydratquelle in der menschlichen
Ernährung. Sie wird durch Verdauungs­
enzyme zunächst in Dextrine und Maltose
und schließlich in Glukose gespalten, die
dann zur Energiegewinnung genutzt wird.
Im Handel erhältliche Stärke wird z. B. aus
Weizen, Mais und Kartoffeln gewonnen.
Neben der Lebensmittelindustrie wird sie
auch in vielen anderen Industriezweigen
­genutzt.
Maltodextrin
Maltodextrin ist ein Kohlenhydratgemisch,­
­das enzymatisch oder mithilfe von Säure
aus Stärke hergestellt wird. Bei der Stärke­
11
GRUNDLEGENDES WISSEN
2
spaltung entstehen unterschiedlich lange
Glukoseketten. Die Zusammensetzung von
Maltodextrin kann abhängig vom Aufspaltungsgrad unterschiedlich sein. Maltodextrin schmeckt schwach süß, die Süßkraft ist
abhängig davon, wie lang die enthaltenen
Glukoseketten sind. Je kürzer die Ketten
sind, desto süßer ist der Geschmack. Maltodextrin wird oft in der Diätetik eingesetzt,
um Mahlzeiten energetisch aufzuwerten sowie in der Sportlerernährung, es findet aber
auch in der Lebensmittelindustrie unter anderem als Füllstoff Verwendung.
Inulin
In vielen Pflanzen, wie Chicorée, Topinambur, Zwiebeln, Artischocken oder Roggen,
ist der Mehrfachzucker Inulin als Speicherkohlenhydrat enthalten. Gewonnen wird
Inulin durch Heißwasserextraktion vor allem­
aus der Zichorienwurzel. Es besteht fast
ausschließlich aus Fruktose (bis zu 60 Fruktoseeinheiten) und zu einem geringen Teil
aus Glukose. Inulin ist ein löslicher Ballaststoff; das heißt, es kann vom Körper nicht
enzymatisch aufgeschlossen, wohl aber
von der Darmflora bakteriell zu kurzkettigen ­organischen Säuren verstoffwechselt
werden. Der Energiegehalt von Ballaststoffen wird mit 2 Kilokalorien pro Gramm berechnet. Im Vergleich zu Haushaltszucker
beträgt die Süßkraft von Inulin lediglich etwa 10 Prozent. Neben diesem nur leicht
süßen Geschmack trägt Inulin zur Ballaststoffversorgung bei und wirkt prebiotisch:
das heißt, es unterstützt das Wachstum der
­gesundheitsförderlichen Milchsäurebakterien im Darm. Aus Inulin werden auch
Frukto­oligosaccharide (FOS) mit kürzerer Kettenlänge gewonnen, die ebenfalls als
Prebiotika Verwendung finden.
Blüten der wilden Wegwarte (Cichorium intybus); aus ihrer Kulturform, der Wurzelzichorie
(C. intybus var. sativum) wird Inulin gewonnen.
Foto: © istock.com/Mantonature
12
2
WAS IST DER GLYKÄMISCHE
INDEX?
Kohlenhydratreiche Lebensmittel beeinflussen den Blutglukosespiegel (Blutzuckerspiegel) – allerdings geschieht dies in sehr unterschiedlichem Ausmaß. In diesem Zusammenhang ist der glykämische Index – auch
kurz GI oder Glyx genannt – als Messgröße
Gegenstand intensiver Diskussion. Der glykämische Index stellt einen Indikator für die
ernährungsphysiologischen Eigenschaften
von Kohlenhydraten dar. Er ist ein Maß für
die Blutglukosewirksamkeit nach Zufuhr von
einer Portion Lebensmittel, die 50 Gramm
Kohlenhydrate enthält. Angegeben wird
er in Prozent, verglichen mit der Blutglukoseantwort auf die Gabe von 50 Gramm
Kohlenhydraten in Form von Glukose oder
Weißbrot. Bis zu einem Wert von 55 wird
der GI als niedrig eingestuft, zwischen 56
und 69 liegt er im mittleren Bereich und
ein glykämischer Index über 70 ist als hoch
anzusehen. Für den Stoffwechsel ist ein
langsamer Anstieg des Blutzuckerspiegels
und eine daraus folgende geringe Insulin­
ausschüttung positiver als ein schneller
­Anstieg, der mehr Insulin für die Einschleusung der Glukose in die Zellen benötigt.
GRUNDLEGENDES WISSEN
Polydextrose
Polydextrose ist eine synthetische Verbindung aus Glukose, dem Zuckeralkohol Sorbit und Zitronensäure. Das zuckerähnliche,
langkettige Molekül kann von den menschlichen Verdauungsenzymen nicht abgebaut
werden und ist daher unverdaulich. Der
Brennwert von Polydextrose liegt als Ballaststoff bei 2 Kilokalorien pro Gramm. Bei Aufnahme größerer Mengen hat sie eine abführende Wirkung.
In der EU ist Polydextrose als Lebensmittel­
zusatzstoff E 1200 ohne Höchstmengenbeschränkung zugelassen. Als Füllstoff vergrößert sie das Volumen von Lebensmitteln,
ohne ihren Energiegehalt signifikant zu erhöhen. Damit wird der tatsächliche Kaloriengehalt der Lebensmittel verringert. Als
Feuchthaltemittel kann Polydextrose Wasser
binden, um auf diese Weise Konsistenz und
Aussehen von Lebensmitteln zu erhalten.
Selbst schmeckt Polydextrose kaum süß. Sie
kann aber das Volumen von Zucker ersetzen
und ist so ein guter Partner für Süßstoffe.
Eingesetzt wird sie u. a. in Süßwaren wie
Schokolade und Bonbons sowie Getränken.
Der glykämische Index wird durch verschiedene Faktoren wie die Zusammensetzung
der Kohlenhydrate, z. B. Stärke im Lebensmittel, den Grad der (technologischen) Verarbeitung oder den Gehalt an begleitenden
Energieträgern beeinflusst.
Aber auch die Menge der zugeführten Kohlenhydrate hat einen Einfluss auf die Erhöhung der Blutglukosekonzentration. Deshalb wurde die glykämische Last (GL) als
Parameter abgegrenzt und als das mathematische Produkt aus dem glykämischen
Index und der jeweils im Lebensmittel verwertbaren Kohlenhydratmenge in Gramm,
dividiert durch 100 definiert. Sie gibt die
Blutzuckerantwort auf eine Lebensmittelportion an bzw. den daraus folgenden In­
sulinbedarf (siehe auch „Glukose“, Seite 8).
Bis zu einem Wert von 10 gilt die glykä­
mische Last als niedrig, zwischen 11 und
13
GRUNDLEGENDES WISSEN
2
19 liegt sie im mittleren Bereich und eine
glykämische Last von über 20 wird als hoch
eingestuft.
Die Konzepte des glykämischen Index und
der glykämischen Last werden in Fachkreisen intensiv diskutiert.
Es gibt einige Hinweise, dass ein niedriger­
glykämischer Index und eine niedrige gly­
kämische Last positive Wirkung auf die
Blutfettwerte haben; die wissenschaftlichen
Ergebnisse in Bezug auf ihre Rolle bei der
Gewichtskontrolle sind aber nicht eindeutig
und werden weiter erforscht.
TABELLE 2:
GLYKÄMISCHER INDEX UND GLYKÄMISCHE LAST VERSCHIEDENER SÜSSUNGSMITTEL UND
WEITERER LEBENSMITTEL
Glykämischer Index
(Glukose = 100)
Portionsgröße
Glykämische Last
pro Portion
Süßungsmittel
Maltose
105 ± 12
10 g
11
Glukose
103 ± 3
10 g
10
Saccharose
65 ± 4
10 g
7
Laktose
46 ± 1
10 g
5
Fruktose
15 ± 4
10 g
2
Honig
61 ± 3*
25 g
12
Ahornsirup
54 ± 6
25 g
10
Zuckeraustauschstoffe
0 – 39
–
n. b.
Süßstoffe
k. B.
–
k. B.
Weißbrot
71 ± 3
30 g
10
41
30 g
5
gekochte Kartoffeln
82 ± 7
150 g
21
Reis, weiß
72 ± 8
150 g
29
Äpfel (Golden Delicious)
39 ± 3
120 g
6
Karotten (gekocht)
49 ± 4
80 g
2
Joghurt, natur (fettarm)
19 ± 6
200 g
3
Milchschokolade
43 ± 3
50 g
12
Weitere Lebensmittel
Roggenvollkornbrot (grob)
k. B. = keine Blutzuckerwirksamkeit, n. b. = nicht bekannt, * abhängig von der botanischen Herkunft
Quelle: modifiziert nach Atkinson et al. 2008; Livesey 2003
14
2
PHYSIOLOGIE DER GESCHMACKSWAHRNEHMUNG „SÜSS“
Der Mensch kann fünf verschiedene Geschmacksqualitäten unterscheiden: süß, salzig, bitter, sauer und umami (das bedeutet
aus dem Japanischen übersetzt „schmackhaft“ und beschreibt den vollmundigen Geschmack von Glutamat).
Die Geschmackswahrnehmung im Mund
erfolgt überwiegend auf der Zunge. In den
dort vorhandenen Papillen befinden sich
die Geschmacksknospen. Einige Zellen der
Geschmacksknospen sind die so genannten Sinneszellen. Ihre Aktivierung führt zu
einer Reizweiterleitung ins Gehirn. Für jede
Geschmacksart gibt es spezialisierte Sinneszellen (Rezeptorzellen). Die Rezeptorzellen
für süß haben unterschiedliche über den
Rezeptor verteilte Bindungsstellen und können dadurch auch strukturell sehr verschiedene süß schmeckende Verbindungen wie
Haushaltszucker und Süßstoffe erkennen.
Der Gesamteindruck eines Geschmacks entsteht schließlich im Gehirn, zusammen mit
den Informationen über Geruch und Konsistenz des Lebensmittels. Wie inzwischen
bekannt ist, existieren auch im Darm Rezeptorzellen für süß.
GRUNDLEGENDES WISSEN
Tabelle 2 auf Seite 14 listet Beispiele für
den glykämischen Index und die glykämische Last verschiedener Süßungsmittel und
weiterer ­Lebensmittel auf.
Foto: © Knut Wiarda/Fotolia.com
15
GRUNDLEGENDES WISSEN
2
SÜSSENDE STOFFE IM ÜBERBLICK
ZUCKER
DISACCHARIDE
MONOSACCHARIDE
Saccharose
Maltose
Laktose
Isomaltulose
Glukose
Fruktose
Tagatose
FLÜSSIGE
ZUCKERARTEN
Invertflüssigzucker
Invertflüssigsirup
Glukosesirup
Glukose-Fruktose-Sirup
Fruktose-Glukose-Sirup
SÜSSENDE
LEBENSMITTEL
Honig
Zuckerrübensirup
Ahornsirup
Dattelsirup
Reissirup
Dinkelsirup
Agavendicksaft
Fruchtdicksäfte
Malz
SÜSSUNGSMITTEL
ZUGELASSENE
ZUCKERALKOHOLE
ZUGELASSENE
SÜSSSTOFFE
Erythrit
Isomalt
Laktit
Maltit
Mannit
Sorbit
Xylit
Polyglycitolsirup
E 968
E 953
E 966
E 965
E 421
E 420
E 967
E 964
Acesulfam-K
Aspartam
Aspartam-Acesulfamsalz
Cyclamat
Neohesperidin
Neotam
Saccharin
Steviolglycoside
Sucralose
Thaumatin
E 950
E 951
E 962
E 952
E 959
E 961
E 954
E 960
E 955
E 957
© aid infodienst e. V.
16
2
MINDESTHALTBARKEITSDATUM (MHD)
Für die Kennzeichnung der verschiedenen
süßenden Lebensmittel und Süßungsmittel­
gilt ab Dezember 2014 die europäische
Lebensmittel-Informationsverordnung1.
Danach müssen Lebensmittel in Fertig­
packungen verpflichtend mit folgenden
­Angaben gekennzeichnet sein:
❚Verkehrsbezeichnung,
❚ Zutatenverzeichnis (einschließlich allergener Zutaten), wenn das Lebensmittel
oder Süßungsmittel aus mehr als einer
einzigen Zutat besteht,
❚Nettofüllmenge,
❚Mindesthaltbarkeitsdatum,
❚ Name und Anschrift des Herstellers,
❚ Los-/Chargennummer und
❚ Nährwertdeklaration (siehe unten).
Nach der Lebensmittel-Informationsverordnung ist das Mindesthaltbarkeitsdatum eines Lebensmittels „das Datum, bis zu dem
dieses Lebensmittel unter angemessenen
Aufbewahrungsbedingungen seine spezifischen Eigenschaften behält“.
Das heißt, mindestens bis zu diesem Datum­
garantiert der Hersteller bei ungeöffneter,­
korrekt gelagerter Verpackung die von
ihm festgelegte, optimale Produktqualität.
Darüber hinaus ist ein Produkt aber nicht
automatisch schlecht oder ungenießbar;
das sollte im Einzelfall mit allen Sinnen
überprüft werden und bei aufkommenden
Zweifeln zugunsten der Gesundheit auf den
Genuss verzichtet werden.
Lebensmittel, die nur aus einer Zutat bestehen, müssen kein Zutatenverzeichnis­
aufweisen, wenn die Verkehrsbezeichnung
identisch ist mit der Zutatenbezeichnung
oder eindeutig auf die Zutat schließen lässt.
Beispiele dafür sind Honig und Zucker.
­Verpflichtend ist das Zutatenverzeichnis
z. B. bei Gelierzucker, der aus mehreren
­Zutaten besteht.
Bei Zucker in fester Form muss das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht angegeben
werden, da Zucker bei richtiger Lagerung
(siehe Seite 30) praktisch unbegrenzt haltbar ist.
Bei Süßstofftabletten kann anstelle der
­Nettofüllmenge die Stückzahl ausgewiesen
werden.
Die Lebensmittel-Informationsverordnung
ist seit dem 12.12.2011 in Kraft, Über­
gangsfristen gelten bis zum 13.12.2014
(bzw. 13.12.2016 für die verpflichtende
Nährwertkennzeichnung).
GRUNDLEGENDES WISSEN
KENNZEICHNUNG
Nährwertkennzeichnung
Der Nährwert von Lebensmitteln umfasst
nach der Lebensmittel-Informationsverordnun sieben Pflichtangaben:
❚ den Brennwert und
❚ die Mengen an Fett, gesättigten Fettsäuren, Kohlenhydraten, Zucker, Eiweiß und
Salz.
1 Verordnung (EU) Nr. 1169/2011 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Oktober 2011 betreffend die Information der Verbraucher
über Lebensmittel […]
17
GRUNDLEGENDES WISSEN
2
Die Angabe „Zucker“ umfasst hier anders
als in der Zutatenliste alle im Lebensmittel
vorhandenen Mono- und Disaccharide, also
den Gesamtzuckergehalt.
Ausgenommen von der Nährwertdeklara­
tion sind unverarbeitete Erzeugnisse, die
nur aus einer Zutat oder Zutatenklasse bestehen (z. B. Honig), sowie Tafelsüßen. Tragen Tafelsüßen jedoch eine nährwert- oder
gesundheitsbezogene Angabe, ist die Nährwertdeklaration wiederum verpflichtend.
Die Darstellung der Nährwertkennzeichnung erfolgt in der Regel in Form einer
­Tabelle (Nährwerttabelle), siehe auch Informationen auf Seite 30, 41 zum „Zutatenverzeichnis“.
Für Honig, Zuckeralkohole und Süßstoffe
existieren jeweils zusätzliche Kennzeichnungsvorschriften, die im Folgenden erörtert werden.
Foto: © Photo SG/Fotolia.com
18
BRENNWERT VON KOHLENHYDRATEN
Für die Nährwertkennzeichnung in der EU
wurde der Brennwert von Kohlenhydraten­
auf 4 Kilokalorien pro Gramm festgelegt
mit Ausnahme der Zuckeralkohole, für die
ein Brennwert von 2,4 Kilokalorien pro
Gramm bestimmt wurde (ausgenommen
Erythrit).*
* Verordnung (EU) Nr. 1169/2011 des Europäischen Parlaments
und des Rates vom 25. Oktober 2011 betreffend die Information
der Verbraucher über Lebensmittel […]
Spezielle Kennzeichnungs­
vorschriften für Honig
Nach der Honigverordnung2 muss auf der
Verpackung das Ursprungsland oder die Ursprungsländer des Honigs deklariert wer2 Honigverordnung vom 16. Januar 2004 (BGBl I S. 92), die zuletzt durch
Artikel 9 der Verordnung vom 8. August 2007 (BGBl. I S. 1816) geändert
worden ist
2
Bei Backhonig muss in Verbindung mit der
Verkehrsbezeichnung der Hinweis „nur zum
Kochen und Backen“ angebracht werden
und gefilterter Honig muss als solcher gekennzeichnet sein.
Spezielle Kennzeichnungs­
vorschriften für Zuckeralkohole
und Süßstoffe
Da sie rechtlich als Lebensmittelzusatzstoffe
eingeordnet sind, muss bei Zuckeralkoholen
und Süßstoffen in der Zutatenliste der Klassenname („Süßungsmittel“) in Verbindung
mit der speziellen Stoffbezeichnung (oder
ersatzweise kürzer der E-Nummer) auf
der Verpackung deklariert werden. Obwohl
es sich bei Zuckeralkoholen und Süßstoffen um sehr unterschiedliche Stoffgruppen
­handelt, werden sie nach der LebensmittelInformationsverordnung als eine Klasse,
nämlich Süßungsmittel, zusammengefasst.
Lebensmittel, die einen oder mehrere Süßstoffe oder Zuckeralkohole enthalten, müssen den Hinweis „mit Süßungsmittel(n)“
in unmittelbarer Nähe zur Verkehrsbezeichnung tragen. Enthält ein Lebensmittel sowohl einen (oder mehrere) Zuckerzusätze­
E-NUMMER
Internationaler Nummerncode von E 100
bis E 1521 für Lebensmittelzusatzstoffe,
dessen Vergabe darauf hinweist, dass der
Stoff in der EU als sicher für die Verwendung in Lebensmitteln eingestuft ist und
der die oft komplizierten Namen für Zusatzstoffe vereinfacht.
GRUNDLEGENDES WISSEN
den. Kommt der Honig aus mehr als einem
Ursprungsland, ist stattdessen jeweils eine
der folgenden Angaben verpflichtend, sofern der Honig dort erzeugt wurde:
❚ „Mischung von Honig aus EG-Ländern“,
❚ „Mischung von Honig aus Nicht-EG-Ländern“,
❚ „Mischung von Honig aus EG-Ländern
und Nicht-EG-Ländern“
als auch ein (oder mehrere) Süßstoffe oder
Zuckeralkohole, muss der Hinweis „mit
Zucker(n) und Süßungsmittel(n)“ lauten.
Vorgeschrieben ist ebenfalls die Ergänzung
der Verkehrsbezeichnung von Tafelsüßen
durch den Hinweis „Tafelsüße auf der
Grundlage von ...“ mit dem bzw. den Namen der/des Süßungsmittel(s), z. B. „Tafelsüße auf der Grundlage von Saccharin“.
Für die Süßstoffe Aspartam und AspartamAcesulfamsalz ist der Warnhinweis „enthält
eine Phenylalaninquelle“ verpflichtend,
mehr dazu steht im Kapitel „Süßstoffe/Aspartam“ auf Seite 65.
Enthält ein Lebensmittel einen Anteil an
Zuckeralkoholen von mehr als 10 Prozent,
muss es den Hinweis „kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ tragen,
nähere Informationen dazu siehe Kapitel
­„Zuckeralkohole“ auf Seite 55 ff., Seite 61.
19
ZUCKER
Das Wort Zucker wird in unserem Sprachgebrauch in zwei unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht: Zum einen ist es ein
Sammelbegriff für süß schmeckende Einund Zweifachzucker (siehe „Chemie der
Kohlenhydrate“, Seite 6 ff.) und zum anderen ist es die Handelsbezeichnung für den
Zweifachzucker Saccharose, der allgemein auch Haushaltszucker genannt wird.
Er kann aus Zuckerrohr oder Zuckerrüben
gewonnen werden; chemisch und physikalisch besteht zwischen Zucker aus beiden
Quellen kein Unterschied.
GESCHICHTE DES ZUCKERS
Die Geschichte des Zuckers beginnt mit
dem Zuckerrohr. Ureinwohner der Südsee
sollen schon vor mehr als 10.000 Jahren
wilde süß schmeckende Gräser gekreuzt
Zuckerrohr geerntet und gebündelt
Foto: © istock.com/farluk
20
3
haben. Kristalliner Zucker wurde allerdings
erstmals im 7. Jahrhundert nach Christus­
hergestellt. Die Araber legten die ersten
­Zuckerrohrplantagen an und durch die
Kreuzzüge gelangte der Zucker nach Europa. Er war aber damals so teuer, dass er
vorwiegend für medizinische Zwecke verwendet wurde und nicht zum Süßen von
Speisen. Für die mitteleuropäische Bevölkerung wurde Zucker erst erschwinglich,
als es gegen 1800 gelang, ihn aus Zuckerrüben herzustellen. Der Chemiker Andreas
Sigismund Marggraf entdeckte 1747, dass
sich aus ­Zuckerrübensaft Zucker herstellen
lässt. Diese Entdeckung wusste aber erst
Marggrafs Schüler Franz Carl Achard „zum
Wohle der Mitbürger und zur Ehre der Heimat im Großen nutzbar zu machen“, wie er
1799 vor der Akademie der Wissenschaften
in Berlin erklärte. Die Zuckerindustrie wurde im 19. Jahrhundert zum wirtschaftlichen
Motor in Deutschland.
3
Die Weltzuckererzeugung stammt zu
74 Prozent aus Zuckerrohr und zu 26 Prozent aus Zuckerrüben, sie betrug im Wirtschaftsjahr 2012/13 rund 183 Millionen
Tonnen.3 Tropische und subtropische Länder wie Brasilien, Indien, China, Thailand,
Mexiko und Australien sind die wichtigsten Zuckerrohrproduzenten. Zucker aus
­Zuckerrüben wird in klimatisch gemäßigten
Breiten gewonnen, die größten Erzeuger
sind die EU, die Russische Föderation und
die USA. Insgesamt wird Zucker weltweit
in 113 Ländern produziert. 71 Länder erzeugen ihn ausschließlich aus Zuckerrohr,
3 Wirtschaftliche Vereinigung Zucker e. V./Verein der Zuckerindustrie e. V.,
2013
35 nur aus Zuckerrüben und 7 aus beiden
Pflanzen. In Deutschland wird Zucker ausschließlich aus der Zuckerrübe gewonnen.­
Heute liegt der Pro-Kopf-Absatz von
­Zucker insgesamt in Deutschland bei zirka
35 Kilogramm im Jahr und ist seit über
40 Jahren recht konstant. Der Anteil von
Haushaltszucker beträgt dabei lediglich
rund 5,3 Kilogramm pro Jahr. Der Rest
(85 Prozent) wird in der Lebensmittelindustrie und auch in anderen Industriezweigen,
wie z. B. der Bioethanolgewinnung sowie
in der chemischen und pharmazeutischen
Industrie, verarbeitet. Der Zuckerabsatz ist
also nicht gleichbedeutend mit dem tatsächlichen Zuckerverzehr. Die Absatzzahlen
beschreiben, was rein theoretisch zum Verzehr zur Verfügung steht; wie diese Menge
aufgeteilt wird, zeigt die Abbildung 4.
ZUCKER
DER ZUCKERMARKT
Abbildung 4: Empfängergruppen für Zucker in Deutschland 2011/12 (in %)
Haushaltszucker
15,3 %
Süßwaren
18,3 %
Getränke
17,3 %
Dauerbackwaren
8,0 %
Milchprodukte, Speiseeis
6,0 %
Verarbeitungszucker
(insgesamt 84,7 %)
Sonstige
29,3 %
Bäckereien, Konditoreien
1,1 %
Marmeladen, Obstkonserven
4,7 %
Quelle: Wirtschaftliche Vereinigung Zucker e. V., Bonn
21
ZUCKER
3
ZUCKERPRODUKTION:
VON DER RÜBE ZUM ZUCKER
In Deutschland und anderen Ländern mit
gemäßigtem Klima wird der Zucker aus
­Zuckerrüben gewonnen. Die Zuckerrübe
(Beta vulgaris ssp. vulgaris var. altissima)
gehört botanisch zur Familie der Gänsefußgewächse. Sie ist die zuckerreichste Pflanze
Europas: Durch gezielte Züchtung hat sie
heute einen Zuckeranteil von 17 bis 22 Prozent. Die Zuckerrübe bildet durch Sonneneinstrahlung Zucker in ihren Blättern (der
Vorgang heißt Fotosynthese) und speichert
ihn im Rübenkörper.
22
wird als Kampagne bezeichnet und kann
– je nach Witterung und Erntemenge – bis
Mitte Januar dauern.
Ab Mitte September werden die Zuckerrüben auf den Feldern geerntet. Rüben, die
nicht sofort in die Zuckerfabrik gebracht
werden, verbleiben in so genannten Rübenmieten auf dem Feld bis zu ihrem Abtransport. Der sollte möglichst schnell erfolgen,
um Zuckerverluste durch natürliche Abbauprozesse in der Rübe zu vermeiden. Die Zeit
der Zuckerrübenernte und -verarbeitung
In der Zuckerfabrik wird vor dem Entladen
der Rüben zunächst eine Qualitätsprobe genommen. Danach werden die Rüben gewaschen und zu dünnen Schnitzeln zerkleinert.
Anschließend wird durch Extraktion mit
70 Grad Celsius heißem Wasser der Rohsaft gewonnen, der 13 bis 15 Prozent
­Zucker sowie verschiedene organische und
anorganische Bestandteile der Rübe enthält. Mit Kalkmilch und Kohlensäure werden diese „Nichtzuckerstoffe“ gebunden,
ausgefällt und abgetrennt. Die klare, hellgelbe Flüssigkeit, die zurückbleibt, ist der so
genannte Dünnsaft. Durch Verdampfung
entsteht daraus der Dicksaft mit einem
Zuckergehalt von 65 bis 70 Prozent. In der
Kochstation wird der goldbraune Dicksaft
bei 65 bis 80 Grad Celsius bei Unterdruck
weiter reduziert, bis sich Kristalle bilden.
Die so entstandene dickflüssige Füllmasse­
ist ein Gemisch aus Zuckerkristallen und
Zuckerrübe im Boden
Rübenernte auf dem Feld
Foto: © Pfeiffer & Langen
Foto: © aid, Peter Meyer
3
Der abgeschleuderte noch zuckerhaltige
­Sirup kommt wieder in die Kochstation und
durchläuft noch maximal zweimal unter
­Zusatz von neuem Dicksaft den Vorgang
der Kristallisation.
Übrig bleibt schließlich die dunkelbraune
Melasse. Sie wird ebenfalls verwertet und
dient als Viehfutter und als Grundstoff z. B.
zur Hefe- und Alkoholerzeugung. Der braune Rohzucker gelangt nicht in den Handel.
Um Raffinade zu erzeugen, wird Weiß­
zucker noch einmal aufgelöst, gekocht und
zentrifugiert. Durch die erneute Kristallisierung ist der so gewonnene Zucker schneeweiß und von höchster Reinheit. Weiß­
zucker und Raffinade werden zu den vielen
verschiedenen Zuckersorten, die auch unterschiedliche Formen haben können, verarbeitet.
ZUCKER
­ irup. Das Gemisch kühlt unter Bewegung
S
in Maische-Behältern ab, wobei die Kristalle
des braunen Rohzuckers größer werden.
Der Sirup wird dann durch Zentrifugation­
abgetrennt und die Kristalle mit Wasserdampf gereinigt. Aus ihnen ist nun Weiß­
zucker entstanden.
WARENKUNDE ZUCKER
Die Zuckersorten werden nach ihrer besonderen Beschaffenheit, die vom jeweiligen
Bearbeitungsverfahren abhängt, unterschieden und werden hier kurz beschrieben:
Brauner Zucker ist ein Sammelbegriff für
alle braun aussehenden Zuckersorten mit
z. T. aromatischem, karamellartigem Geschmack. Dazu gehören zum Beispiel Rohrrohzucker, Farinzucker und brauner Kandis
(Beschreibung siehe unter den einzelnen
Sorten).
Dekorierzucker besteht aus feinstem
­Puderzucker, Stärke und Fett und kann auf
handwarmes Gebäck gestreut werden, ohne
zu schmelzen.
In der Kochstation erfolgt die Kristallbildung.
Zentrifuge mit Weißzucker
Foto: © Wilhelm Dürr/Südzucker
Foto: © Pfeiffer & Langen
23
ZUCKER
3
Einmachzucker ist grob kristallisierter
­Zucker. Weil sich die großen Kristalle beim
Einkochen langsamer auflösen, entsteht
beim Einmachen von Obst und Saft weniger
unerwünschter Schaum.
Farinzucker ist feinkristalliner brauner
­Zucker, der aus Sirupen im Prozess der Kandisherstellung gewonnen wird. Er zeichnet
sich durch einen aromatisch-süßen Geschmack und den braunen Farbton aus.
Verwendet wird Farinzucker zur geschmacklichen Abrundung von Speisen und zum Süßen moderner Kaffeegetränke.
Gelierzucker ist Weißzucker/Raffinade mit
Zusatz von Pektinen als Geliermittel sowie
Zitronen- oder Weinsäure (zur Stabilisierung
des Pektins). Er wird für die Herstellung
von Konfitüren, Marmeladen und Gelees
verwendet. Je nach Vorliebe kann durch
das Mischungsverhältnis von Früchten und
­Zuckeranteil die Süße des Produkts bestimmt werden:
24
Gelierzucker 1 : 1 ist der Klassiker, bei dem
auf ein Teil Früchte ein Teil Zucker kommt.
Zum Einsparen von Zucker und damit für
weniger süße Fruchtaufstriche eignen sich
Gelierzucker 2 : 1 (zwei Teile Frucht werden
mit einem Teil Zucker verkocht) und Gelierzucker 3 : 1 (drei Teile Frucht auf einen Teil
Zucker) für extra fruchtige Brotaufstriche.
Gelierzucker 2 : 1 und 3 : 1 enthalten zusätzlich Konservierungsstoffe, dadurch sind
die damit hergestellten Fruchtaufstriche länger haltbar.
Darüber hinaus gibt es Gelierzucker für
kaltgerührte Fruchtaufstriche, die eine
schnelle Zubereitung ohne Kochen ermöglichen. Allerdings sind die hergestellten
Aufstriche in der Regel zirka zwei bis drei
Wochen im Kühlschrank haltbar; am besten
beachtet man die jeweilige Herstellerangabe dazu.
Hagelzucker ist grobkörniger Zucker und
wird zum Verzieren von Gebäck verwendet.
Die hagelkornähnliche Form entsteht durch
Anfeuchten, Pressen und Trocknen von
Brauner Würfelzucker
Gelierzucker
Hagelzucker
Foto: © aid, Peter Meyer
Foto: © aid, Peter Meyer
Foto: © aid, Peter Meyer
3
Invertzucker wird als Invertzuckersirup
oder Invertflüssigzucker in der Lebensmittelindustrie verwendet (siehe dazu auch
Seite 40).
Kandis ist ein Sammelbegriff für grobe
­Zuckerkristalle von unterschiedlicher Größe.
Kandis (weiß oder braun) wird aus reinen
Zuckerlösungen durch langsames, teilweise
tagelanges Auskristallisieren gewonnen. Zur
Herstellung von braunem Kandis wird die
Zuckerlösung zunächst erhitzt, so dass sie
karamellisiert. Kandis wird vor allem zum
Süßen von Tee und anderen Heißgetränken
sowie zur Herstellung von selbstgemachten
Likören verwendet.
Die Größe der Kandiskristalle variiert: vom
kleinkristalligen braunen Kandisfarin über
den krümelgroßen Grümmelkandis (Krümelkandis), mittelgroßen braunen Krustenkandis bzw. weißen Kandis bis hin zu den
großen Stücken des Würfelkandis (auch
als Kluntjekandis bekannt) und den Kandissticks. Kleinkristalliger Kandis kann neben
dem Süßen von Heißgetränken auch zum
Backen verwendet werden.
ZUCKER
­Raffinade mit anschließendem groben Zerstoßen zu Körnern.
Puderzucker (Staubzucker) besteht aus
sehr fein gemahlenen Zuckerkristallen und
löst sich besonders gut auf. Puderzucker
eignet sich zur Herstellung von Zuckerglasuren und zum Backen sowie zum Bestäuben
und Dekorieren von Kuchen und Gebäck.
Raffinade ist besonders reiner, weißer
­Zucker von bester Qualität. Wie der Name
andeutet, ist er durch Raffination gereinigt.
Raffinade muss besonderen Reinheitsanforderungen entsprechen und wird in verschiedenen gekörnten Sorten hergestellt.
Je feiner die Körnung, desto besser lässt
sich die Raffinade auflösen und in Speisen
einrühren.
Rohrroh- und Vollrohrzucker sind nicht
standardisierte Zuckersorten, die häufig
Verwirrung stiften. Beiden ist gemeinsam,
Kandiszucker
Puderzucker
Rohrrohzucker
Foto: © aid, Peter Meyer
Foto: © aid, Peter Meyer
Foto: © aid, Peter Meyer
25
ZUCKER
3
dass sie aus Zuckerrohr gewonnen werden.
Zur Herstellung von Vollrohrzucker wird
das Zuckerrohr gepresst, der Saft gefiltert
und insgesamt zu Sirup eingedickt. Dieser
wird dann getrocknet. Er wird häufig im Naturkosthandel z. B. unter der Bezeichnung
„Ursüße“ oder Mascobado angeboten.
Die Kristalle des unraffinierten Rohrrohzuckers enthalten zum Teil noch anhaftende
Melasse. Die Melasse verleiht dem Rohrrohzucker seine Farbe sowie den ausgeprägten Geschmack. Rohrrohzucker wird
nach seinem Restgehalt an Melasse unterschieden: Je mehr Melasse er noch enthält, desto dunkler ist er. Im Naturkosthandel sind Rohrrohzucker unter Namen wie
Demerarazucker oder Muscovadozucker
erhältlich. Die Bezeichnungen für Rohrrohzucker werden im Handel uneinheitlich verwendet.
Vanillezucker ist eine Mischung aus weißem Zucker und echter Vanilleschote und
wird z. B. zum Backen und für Süßspeisen
verwendet.
26
Vanillinzucker ist ein Gemisch aus weißem
Zucker mit dem meist synthetisch hergestellten Aromastoff Vanillin (mindestens
0,1 Gramm Vanillin pro 8 Gramm Zucker).
Weißzucker ist Kristallzucker in Standard­
qualität, der wie Raffinade auch in verschiedenen Körnungen angeboten wird.
Würfelzucker ist angefeuchtete Raffinade,­
die zu Würfeln gepresst und anschließend
getrocknet wird. Auch andere Formen sind
als Würfel erhältlich, wie Kleeblätter. Im
Handel ist neben weißem auch brauner
Würfelzucker, aus Rohrrohzucker oder Kandisfarin. Die Würfel sind mittlerweile eine
feste Maßeinheit zum Süßen von Getränken.
Zuckerhut ist kegelförmig gepresste Raffinade. Er wird klassischerweise für Feuerzangenbowlen verwendet.
Vanille- und Vanillinzucker
Weißer Würfelzucker
Zuckerhut
Foto: © aid, Peter Meyer
Foto: © aid, Peter Meyer
Foto: © aid, Peter Meyer
3
Obwohl sie als „Zucker“ bezeichnet werden, sind einige alternative Süßungsmittel nicht mit Haushaltszucker vergleichbar,
sondern es handelt sich um zuckerhaltige
Lebensmittel. So ist Palmzucker ein Süßungsmittel, das aus verschiedenen Palmenpflanzen gewonnen werden kann,
z. B. aus der Zuckerpalme oder der Kokospalme. Zur Herstellung von Kokosblütenzucker aus der Kokospalme wird Nektar
aus den Blütenständen abgezapft und eingekocht. Die entstehenden Kristalle haben
einen leicht karamellartigen Geschmack.
Dattelzucker entsteht aus den Früchten
der Dattelpalme. Ahornzucker wird dagegen aus dem Saft des Zuckerahorns durch
Eindampfung des Ahornsirups hergestellt
(siehe Seite 34).
ZUCKER IN DER ERNÄHRUNG
Haushaltszucker ist ein Kohlenhydrat und
mit 4 Kilokalorien pro Gramm ein Energielieferant. Er besteht aus mindestens
99,7 Prozent Saccharose und enthält daher
keine weiteren Nährstoffe, wie Vitamine,
Mineralstoffe oder Ballaststoffe. Zucker sollte deshalb, wie andere Süßungsmittel auch,
sparsam verwendet werden. So eingesetzt
kann er die Akzeptanz ernährungsphysio­
logisch wertvoller Lebensmittel fördern
(z. B. durch Zuckerzugabe zu Joghurt oder
sauren Früchten).
ZUCKER
ALTERNATIVE SÜSSUNGSMITTEL
In der aid-Ernährungspyramide (siehe
Abbildung 5) sind zuckerreiche Lebensmittel als so genannte „Extras“ in der Pyramidenspitze angesiedelt. Dazu gehören beispielsweise Süßigkeiten, Gebäck und süße
Getränke wie Limonade. Diese Lebensmit-
Abbildung 5: Die aid-Ernährungspyramide
Infos zur aid-Ernährungspyramide unter
www.aid.de/ernaehrung/ernaehrungspyramide.php
Idee: Sonja Mannhardt, © aid infodienst
27
ZUCKER
3
tel können in kleinen Mengen genossen
werden (als Faustregel: eine Portion pro
Tag, die in eine Hand passt).
Zur ernährungsphysiologischen Bewertung­
von Haushaltszucker halten sich seit Jahren­
einige Mythen. So ist die Behauptung, Zucker sei ein Vitamin- und Kalziumräuber,
wissenschaftlich nicht haltbar. Es ist richtig,
dass Vitamin B1 (Thiamin) im Stoffwechsel
der Kohlenhydrate als „Hilfsstoff“ (Coenzym) in verschiedenen Stoffwechselreaktionen gebraucht wird. Das Vitamin wird dabei aber nicht verbraucht und so „geraubt“,
sondern nach der jeweiligen Reaktion wieder regeneriert und steht für weitere Reaktionen zur Verfügung. Die Vitamin-B1-Zufuhr
liegt bei deutschen Erwachsenen außerdem
im Mittel über der empfohlenen Zufuhr. Das
Gerücht, Zucker sei ein Kalk-(Kalzium-)räuber, basiert auf e­ inem Tierexperiment aus
dem Jahr 1926 und ist auf Fehler in der Versuchsanordnung zurückzuführen.
Oft hört man auch, dass durch Haushaltszucker Diabetes (mellitus Typ 2) verursacht
würde. Inzwischen mehren sich aber die
Hinweise, dass ein mäßiger Verzehr von
Haushaltszucker mit festen Lebensmitteln
das Diabetesrisiko nicht erhöht. Allerdings
zeigen verschiedene Studien, dass ein hoher
Verzehr von zuckergesüßten Getränken
zu Übergewicht führen kann und so wahrscheinlich auch das Diabetesrisiko erhöht.
Zu den zuckergesüßten Getränken zählen
beispielsweise Limonaden, Cola-Getränke,
Fruchtsaftgetränke und -nektare sowie Eistee. Das früher für Diabetiker geltende Verbot, Zucker oder Süßes zu essen, ist inzwischen überholt (siehe Seite 60).
28
Wie man inzwischen weiß, ist für die Kariesentstehung weniger relevant, wie viel
vergärbare Kohlenhydrate verzehrt werden.
Entscheidend ist vielmehr, wie häufig dies
geschieht. Um Karies zu vermeiden, sollten
deshalb zucker- und stärkehaltige Speisen,
Süßwaren und Gebäck in Form einer Zwischenmahlzeit bzw. als Nachtisch verzehrt
werden – am besten im Rahmen einer ausgewogenen Mischkost. Anschließendes
Zähneputzen gehört dazu (mehr dazu im
Kapitel „Süßes und Zahngesundheit“ ab
Seite 77).
IST BRAUNER ZUCKER GESÜNDER
ALS WEISSER?
Brauner Zucker enthält zwar u. U. etwas
mehr Mineralstoffe und Vitamine als raf­
finierter Zucker, aber die Mengen sind
dann so gering, dass sie keinen Beitrag zur
Bedarfsdeckung leisten. Brauner Zucker
­zeichnet sich durch seinen aromatischen,
z. B. karamellartigen Geschmack aus.
ZUCKER IM HAUSHALT
Die klassische Verwendung von Zucker ist
die als Süßungsmittel. Er erfüllt in der Küche aber noch weitere vielseitige Funktionen, von denen die gängigsten hier kurz
­erläutert sind:
Süßungsmittel – Manche Lebensmittel­
schmecken mit Zucker besser, weil sich
durch den Zuckerzusatz die Aromastoffe
­intensivieren, z. B. Kompott.
3
Backzutat – Beim Backen von Kuchen,
z. B. aus Rührteig oder Biskuit, ist Zucker
ein wichtiger Volumen und Geschmack
­gebender Teigbestandteil. Er sorgt auch für
die richtige Konsistenz des Teiges.
Gärungsmittel – Viele Lebensmittel entstehen mithilfe von speziellen Hefepilzen
durch Gärung, z. B. Hefebackwaren oder
Alkohol wie Wein. Hefe benötigt Zucker für
den Prozess der Gärung.
Konservierungsmittel – Zucker in hoher
Konzentration hemmt das Wachstum von
schädlichen Schimmelpilzen und anderen
unerwünschten Mikroorganismen; hauptsächlich geschieht dies durch das Binden
des verfügbaren Wassers, das sie zum
Wachsen brauchen, z. B. bei Konfitüren.
Zucker trägt ebenfalls dazu bei, dass Farbe,
Aroma und Geschmack der Lebensmittel
besser erhalten bleiben.
ZUCKER
Würzmittel – Die kleine Prise Zucker an
salzigen Speisen ist so klassisch wie die Prise Salz an süßen Speisen. Zucker rundet
den Geschmack ab, z. B. bei Karottensalat.
Natürlicher Aroma- und Farbstoff – Die
Farbe beim Backen, beispielsweise eines­
Kuchens, entsteht überwiegend durch
Karamellisierung und zum Teil durch die
Maillard-Reaktion. Letztere ist eine nicht­
enzymatische Bräunungsreaktion, in der
so genannte reduzierende Zucker mit Eiweißverbindungen reagieren, insbesondere
bei höheren Temperaturen. Bräunung und
Aromabildung des Backwerks durch Bildung
einer Kruste entstehen aber auch durch Karamellisierung.
Wird Zucker trocken erhitzt, so schmilzt
er, wird braun und bekommt ein charakteristisches Aroma. Diesen Vorgang nennt
man Karamellisieren. Das Produkt hat somit ein typisches Karamellaroma und kann
beispielsweise für Süßwaren und Desserts
verwendet werden. Je stärker der Zucker erhitzt und gebräunt wird, desto geringer wird
seine Süßkraft und die Bitterkeit nimmt zu.
Früchte in karamellisiertem Zucker
Foto: © Lucky Dragon/Fotolia.com
29
ZUCKER
3
Durch starkes Erhitzen von z. B. Haushalts-,
Trauben- oder Invertzucker unter Zusatz
von reaktionsbeschleunigenden Stoffen
wird auch der braune bis schwarze Farbstoff
Zuckerkulör hergestellt. Zuckerkulör wird
hauptsächlich industriell verwendet, findet
sich aber auch in kleinen Mengen im Einzel­
handel. Sie ist als Lebensmittelzusatzstoff
unter der E-Nummer 150a-d (in Abhängigkeit vom Reaktionsbeschleuniger) ohne
Höchstmengenbeschränkungen zugelassen.
Zucker sollte grundsätzlich kühl, trocken
und in gut verschließbaren Behältern gelagert werden. Er nimmt leicht fremde Gerüche an und sollte daher möglichst getrennt
von anderen Lebensmitteln aufbewahrt
werden. Ansonsten ist er bei trockener
­Lagerung unbegrenzt haltbar. Deswegen
muss Zucker auch kein Mindesthaltbarkeitsdatum tragen.
Rohrrohzucker kann aufgrund des Melasse­
anteils schneller verklumpen, was aber keinen Einfluss auf die Genusstauglichkeit hat.
Anders verhält es sich bei Mischungen von
Zucker mit anderen Zutaten, wie Vanille­
zucker und Gelierzucker, die mit einem
Mindesthaltbarkeitsdatum versehen werden müssen.
4 Verordnung über einige zur menschlichen Ernährung bestimmte Zuckerarten (Zuckerartenverordnung) vom 23. Oktober 2003 (BGBl. I S. 2098),
die durch Artikel 7 der Verordnung vom 22. Februar 2006 (BGBl. I S. 444)
geändert worden ist
30
LEBENSMITTELRECHTLICHE
­BESTIMMUNGEN FÜR ZUCKER
Die Zuckerartenverordnung4 stellt die
­nationale Umsetzung einer EU-Richtlinie dar
und definiert für eine Reihe von Zuckerarten, wie Raffinade, Weißzucker sowie Fruktose, die Verkehrsbezeichnungen sowie die
entsprechenden Anforderungen an Reinheit, Farbe, Trockenmasse usw. Außerdem
werden die zu verwendenden Analysemethoden festgelegt.
Zusätzlich regelt die Lebensmittel-Informationsverordnung die Kennzeichnung
von im Haushalt verwendeten Zuckersorten (siehe Kapitel „Grundlegendes Wissen
– Kennzeichnung“, Seite 17). Ausnahmen:
Zucker in fester Form muss kein Mindesthaltbarkeitsdatum aufweisen und ein Zutatenverzeichnis ist nur bei Erzeugnissen mit
mehr als einer Zutat, z. B. Gelierzucker, verpflichtend.
Werden Zuckerarten als Zutat verwendet,
können im Zutatenverzeichnis alternativ
zu den jeweiligen Verkehrsbezeichnungen
wahlweise auch so genannte Klassennamen­verwendet werden. Der Klassenname
­Zucker gilt für Saccharose jeder Art und
wird in der Praxis üblicherweise für die in
der ­Zuckerartenverordnung definierten
­Zuckerarten Raffinade, Weißzucker und
Halbweißzucker, Flüssigzucker, Invertzuckersirup und lnvertflüssigzucker verwendet, gilt
aber auch für nicht standardisierte Zucker
wie Puderzucker oder braune Zuckersorten.
Die Aussagen zu Zucker im Rahmen der
Nährwerttabelle wie auch die Nährwert­
3
„zuckerarm“: Das Produkt enthält nicht mehr als 5 Gramm Zucker pro 100 Gramm oder bei
flüssigen Lebensmitteln 2,5 Gramm Zucker pro 100 Milliliter.
ZUCKER
AUSSAGEN ZUM ZUCKERGEHALT IN DER NÄHRWERTKENNZEICHNUNG
UND IN NÄHRWERTBEZOGENEN A
­ NGABEN
„zuckerfrei“: Das Produkt enthält nicht mehr als 0,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm oder
100 Milliliter.
„zuckerreduziert“: Der Gehalt an Mono- und Disacchariden muss gegenüber vergleichbaren
Produkten um mindestens 30 Prozent reduziert sein.
„ohne Zuckerzusatz“: Diese Angabe ist nur zulässig, wenn das Produkt keine zugesetzten
Mono- oder Disaccharide (z. B. Glukose, Fruktose, Maltose, Saccharose) oder ein anderes
Lebensmittel mit süßender Wirkung (etwa natürliche Fruchtsüße, Fruchtsirup, Honig) enthält.
Ist das Lebensmittel von Natur aus zuckerhaltig, sollte das Etikett den Hinweis „enthält von
Natur aus Zucker“ tragen.
Foto: © aid, Peter Meyer
angaben der Verordnung über nährwertund gesundheitsbezogene Angaben über
Lebensmittel5 beziehen sich stets auf den
Gesamtzuckergehalt und erfasst daher
sehr viel mehr als Saccharose. Der Begriff
­„Zucker“ umfasst hier alle in Lebensmitteln
vorhandenen Mono- und Disaccharide, ausgenommen mehrwertige Alkohole.
5 Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 des Europäischen Parlaments und des
Rates vom 20. Dezember 2006 über nährwert- und gesundheitsbezogene
Angaben über Lebensmittel
ASPEKTE DER NACHHALTIGKEIT
BEI ZUCKER
Die Herstellung von Rübenzucker ist ein in
sich geschlossener Kreislauf, in dem alle
Produkte genutzt werden, die auf dem Herstellungsweg vom Acker bis zum fertigen
Zucker anfallen. Zum einen wird die gesamte Rübe genutzt: neben dem Zucker auch
das verbleibende Rübenmark (heißt auch
Rübenschnitzel) als Futtermittel und die
31
ZUCKER
3
Melasse z. B. für die Hefe- oder Bioethanol­
produktion. Zum anderen kommen die bei
der Zuckergewinnung durch Kalkmilch gebundenen „Nichtzuckerstoffe“ (siehe Seite
22, Kapitel „Zuckerproduktion“) in Form
von so genanntem „Carbokalk“ zur Düngung wieder auf das Feld zurück. Das in der
Zuckerfabrik benötigte Wasser wird aus den
wasserreichen Rüben gewonnen und in effizienten Kreisläufen verwendet.
Zuckerrohr hat beim Anbau in den tropischen und subtropischen Herkunftsländern
einen hohen Wasserbedarf, die Felder
müssen zum Teil extra bewässert werden.
Deshalb wird für die Gewinnung von Zucker
aus Zuckerrohr mehr Wasser benötigt als
für die Gewinnung aus der Zuckerrübe.
Rohrzucker hat außerdem – wie auch
Ahornsirup und Agavendicksaft – einen langen Transportweg von den Herstellerländern in Übersee nach Europa hinter sich.
Der Transport fließt in den so genannten
CO2-Fußabdruck oder englisch carbon
footprint ein. Dieser bezeichnet die Bilanz
der gesamten im Lebenszyklus eines Produktes entstehenden Treibhausgase.
Die für den CO2-Fußabdruck von Rohr- und
Rübenzucker errechneten Werte sind dabei
in verschiedenen Erhebungen methodenabhängig sehr unterschiedlich. Vergleicht
man beispielsweise den europäischen raffinierten Rübenzucker mit in Europa raffiniertem Rohrzucker, sind die CO2-Fußabdrücke
ähnlich (242 bis 771 g CO2-Äquivalente/kg
Rübenzucker gegenüber 642 bis 760 g CO2Äquivalente/kg bei Rohrzucker). Dabei
entfallen bei Rohrzucker ungefähr 45 bis
61 Prozent der Gesamtemission auf Transport und Raffination, 14 bis 23 Prozent der
Gesamtemission für den Transport allein.6
Sowohl Rohrzucker als auch Rübenzucker
sind neben den konventionellen Produkten auch in Bio-Qualität erhältlich. Die
Bezeichnung „Bio“ oder „Öko“ dürfen nur
Lebensmittel tragen, die den gesetzlichen
Vorgaben der EG-Öko-Verordnung entsprechen. Biobauern bewirtschaften ihren Hof
als möglichst geschlossenen Nährstoffkreislauf. Dabei verzichten sie unter anderem auf
chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und leicht lösliche mineralische Düngemittel. Der ökologische Landbau kann viele
positive Wirkungen auf die Umwelt haben.
Zum Beispiel wird ökologischer Landbau
mit dem Schutz von Boden und Gewässern
in Verbindung gebracht, auf den Feldern
und Wiesen kann eine größere Artenvielfalt herrschen und artgerechte Tierhaltung
schützt auch die Nutztiere.
6 CEFS (Verband der europäischen Zuckerfabrikanten) 2012: The Product
Carbon Footprint of EU Beet Sugar
Foto: © aid, Peter Meyer
32
4
Unter dem Begriff „alternative Süßungsmittel“ werden umgangssprachlich oft süßende
Lebensmittel zusammengefasst, die anstel­
le von Zucker verwendet werden können.
Dazu zählen neben Honig und Vollrohzucker die konzentrierten Säfte verschiedener
Pflanzen in Form von Sirupen und Dicksäften (siehe Seite 33 ff.), die im Lebensmitteleinzelhandel oft auch in Bio-Qualität
erhältlich sind. Diese Lebensmittelgruppe
unterliegt durch ihre pflanzlichen Ausgangsprodukte, deren Inhaltsstoffe unter anderem abhängig von der jeweiligen Ernte und
dem Herstellungsprozess sind, natürlichen
Schwankungen. Dadurch sind die Produkte
nicht standardisiert. Deshalb sind die Energieangaben nur als Richtwerte anzusehen,
die im Einzelnen natürlich abweichen können. Meist liegt der Energiegehalt bei rund
300 Kilokalorien pro 100 Gramm. Zudem
sind die Abgrenzungen zwischen den Bezeichnungen Sirup und Dicksaft nicht ge-
SIRUPE UND DICKSÄFTE
regelt. Davon zu unterscheiden sind die
Sirupe,­die ausschließlich in der Lebens­
mittelindustrie eingesetzt werden.
Die gängigsten Varianten sind im Folgenden
beschrieben.
SIRUPE IM LEBENSMITTEL­
EINZELHANDEL
Zuckerrübensirup
Zuckerrübensirup ist auch unter der Bezeichnung Rübenkraut, Rübensaft oder
­Zuckerrübenkraut bekannt. Für die Herstellung werden die Zuckerrüben gereinigt,
geschnitzelt und dann gekocht. Beim Kochprozess erhält das Produkt seine typische
tiefbraune Färbung. Der entstandene Rübenbrei wird gepresst und der abfließende
Saft gereinigt. Man erhält den so genannten
Klarsaft, der dann im Vakuum eingedampft
wird. Der fertige Sirup wird in Tanks gelagert und ist so das ganze Jahr über verfügbar.
Zuckerrübensirup hat einen durchschnittlichen Gesamtzuckergehalt von 66 Prozent
und enthält zirka 299 Kilokalorien pro
100 Gramm. Der enthaltene Zuckeranteil
besteht ungefähr zur Hälfte aus Saccharose
und zu ungefähr je einem Viertel aus Glukose und Fruktose. Zuckerrübensirup enthält
nennenswerte Mengen an Eisen (zirka
9 Milligramm pro 100 Gramm).
Verbraucher schätzen den süßen Sirup mit
dem charakteristischen Eigengeschmack in
Foto: © aid, Herf + Braun Fotografen
33
SIRUPE UND DICKSÄFTE
4
erster Linie als Brotaufstrich und in Kombination mit Eierpfannkuchen oder Reibekuchen (Kartoffelpuffer). Ebenso verfeinert er
aber auch Bratensoßen, z. B. klassisch für
Sauerbraten, und kann zum Backen (Färbung, Aroma) verwendet werden. Zuckerrübensirup ist ein gängiger Artikel im Sortiment des Lebensmitteleinzelhandels. Darüber hinaus wird er aber auch von der Brotindustrie, der pharmazeutischen Industrie
und der Süßwarenindustrie verarbeitet.
Ahornsirup
Ahornsirup wird aus dem Saft des Ahornbaums (meist Acer saccharum) gewonnen
und in erster Linie in Kanada und in geringerem Umfang in den USA hergestellt.
Zwischen Mitte Februar und Ende März
beginnt die Ahornsirupernte mit dem Anbohren der Ahornbäume, wenn der zuckerhaltige Saft im Baum auf dem Weg zu den
Knospen aufsteigt. Durch ein eingeführtes
Röhrchen wird dieser Ahornsaft abgezapft.
In der Regel dauert eine Ernteperiode zwischen drei und sechs Wochen.
Der Ahornsaft hat einen Zuckergehalt von
2 bis 12 Prozent. Er wird in der so genannten Zuckerhütte mithilfe eines Verdampfers
(Evaporator) bei knapp über 100 Grad Celsius eingedickt. Der Ahornsirup wird anschließend gefiltert und noch heiß abgefüllt.
Obwohl der während einer Ernteperiode­
erzeugte Ahornsirup grundsätzlich eine
gleichbleibende Qualität hat, gibt es doch
im Verlauf der Ernte Unterschiede in der
Ausfärbung und im Geschmack. Zu Beginn
der Ernte hat der gewonnene Ahornsirup
34
eine helle Bernsteinfarbe und einen mildsüßen Geschmack; er wird aber nach und
nach dunkler und der Geschmack wird zunehmend intensiver, so dass er zum Ende
der Ernte fast schwarz und eher unangenehm süß wird. Die verschiedenen Stadien
werden nach Lichtdurchlässigkeit durch so
genannte Graduierungen unterschieden.
In Europa sind die Bezeichnungen AA, A, B,
C, D gebräuchlich. Hierzulande wird meist
Ahornsirup des Grades A und C in Reformhäusern, Naturkostläden und Feinkostgeschäften sowie in den Feinkostabteilungen
der Kaufhäuser und Supermärkte angeboten. Grad A ist optisch an seiner hellen
Bernsteinfarbe zu erkennen. Grad C hat eine dunklere braune Färbung und schon ein
sehr intensiv süßes, kräftiges Aroma.
Im Durchschnitt hat Ahornsirup einen
­Gehalt von über 60 Prozent Zucker. Das
entspricht einem Energiegehalt von rund
274 Kilokalorien pro 100 Gramm. Der enthaltene Zucker besteht überwiegend aus
Saccharose. In geringen Mengen kommen
noch Fruktose (Fruchtzucker) und Glukose
(Traubenzucker) vor.
Die Süßkraft von Ahornsirup ist geringer als
die von Haushaltszucker. Ahornsirup verfeinert vor allem Desserts und Salatsoßen und
ist eine beliebte Zugabe zu Waffeln oder
Pfannkuchen. Er eignet sich aber auch für
die warme Küche. Die Lebensmittelindus­
trie verwendet Ahornsirup z. B. bei der Herstellung von Brotaufstrichen (Ahorncreme),
und für verschiedene Süßwaren.
4
SIRUPE UND DICKSÄFTE
Ahornsirup
Dattelsirup
Dattelsirup soll schon früh im Orient ein
wichtiges Süßungsmittel gewesen sein. Um
ihn herzustellen, werden frisch geerntete
Datteln in Wasser eingeweicht und entkernt. Das übrig bleibende Fruchtfleisch
wird gepresst und der Saft eingekocht, so
dass ein dunkler Sirup entsteht. Dieser eignet sich zum Süßen von Getränken und
Desserts sowie zum Backen, aber auch für
herzhafte Gerichte der asiatischen Küche.
Reissirup
Zur Herstellung von Reissirup wird Reismehl in Wasser aufgelöst und erwärmt.
Durch Zugabe von Enzymen wird die Stär-
Foto: © istock.com/ImageInnovation
ke aus dem Mehl zu Zuckern aufgespalten.
­Anschließend werden die festen Bestandteile ausgefiltert und die Flüssigkeit eingedickt.
Reissirup hat eine milde Süße und nur einen
leichten nussigen Eigengeschmack.
Der Energiegehalt von Reissirup beträgt
­etwa 316 Kilokalorien pro 100 Gramm. Er
besteht aus Maltose (Malzzucker), Oligosacchariden (Mehrfachzuckern) und Glukose (Traubenzucker). Da Reissirup nur einen
minimalen Fruktosegehalt hat, kann er auch
bei Fruktosemalabsorption zum Süßen verwendet werden (siehe dazu Seite 9). Er eignet sich als Brotaufstrich, zum Backen und
zum Süßen von Desserts. Seine Verwendungsmöglichkeit zum Backen ist ähnlich
der von Honig.
35
SIRUPE UND DICKSÄFTE
4
Dinkelsirup
Dinkel ist eine eng mit dem Weichweizen
verwandte Getreideart. Dinkelsirup entsteht
wie Reissirup enzymatisch aus Mehl. Er enthält ebenfalls Maltose (Malzzucker), Oligosaccharide (Mehrfachzucker) und Glukose
(Traubenzucker), im Gegensatz zu Reissirup
aber auch Gluten (Klebereiweiß). Dinkel­
sirup hat einen Energiegehalt von etwa
309 Kilokalorien pro 100 Gramm. Durch
seinen leicht malzigen Geschmack eignet
er sich als Brotaufstrich, zum Kochen und
Backen sowie zum Süßen von Getränken
und Desserts.
Aromatisierte Sirupe
auf Zuckerbasis
Von den bisher beschriebenen Sirupen abzugrenzen sind Sirupe, die als konzentrierte
Lösungen aus Haushaltszucker für unterschiedliche Zwecke produziert werden und
meist mit Früchten, Pflanzen oder Gewürzen aromatisiert sind.
Neben Sirupen zur Kaffeezubereitung
(Flavour Syrups), z. B. mit Vanille-, Karamell-, oder Haselnussgeschmack, gibt es
auch ­Sirupe als Basis für Cocktails, z. B.
weißer oder brauner Zuckerrohrsirup oder
Granatapfelsirup (Grenadine). Im Handel
sind auch farbige Getränkesirupe erhältlich,
aus denen man selber Erfrischungsgetränke herstellen kann, z. B. mit Frucht- oder
Waldmeister­geschmack.
36
DICKSÄFTE
Agavendicksaft
Den Saft aus dem mittelamerikanischen
Kaktus gibt es in Deutschland erst seit einigen Jahren. Bekannter ist die Agave als
Zierpflanze oder als Ausgangspflanze für
Tequila (eine Spirituosenspezialität aus Mexiko). Doch der Dicksaft ist in Mittelamerika schon seit der Zeit der Azteken bekannt.
Der Anbau dazu genutzter Agaven erfolgt
überwiegend in Mexiko. Zur Ernte wird das
„Herz“ der Agave – dort, wo die Blätter entspringen – angeritzt. Der austretende Saft
wird aufgefangen und auf einen Wassergehalt von zirka 25 Prozent eingekocht. Dabei entsteht ein Dicksaft, der zum Großteil
Fruktose (Fruchtzucker) enthält und einen
Energiegehalt von zirka 304 Kilokalorien
pro 100 Gramm aufweist. Durch seine gute
Gelierfähigkeit und den geringen Eigengeschmack eignet sich Agavendicksaft besonders gut für Konfitüren, Gelees und Torten
sowie andere Backwaren und Süßspeisen,
aber auch zum Süßen von Getränken. Es
gibt neben den hellen (fast transparenten
und geschmacksneutralen) Varianten des
sirupartigen Dicksaftes auch dunklere. Je
dunkler der Dicksaft ist, desto kräftiger wird
er im Geschmack. Agavendicksaft hat durch
den hohen Fruktosegehalt eine etwas höhere Süßkraft als Haushaltszucker.
4
Fruchtdicksäfte sind konzentrierte Fruchtsäfte. Für die Herstellung von einem Liter
Dicksaft benötigt man etwa 7 bis 10 Liter
z. B. Apfel-, Birnen- oder Traubenfruchtsaft.
Der Saft wird erhitzt und so einreduziert.
Fruchtdicksäfte bestehen hauptsächlich aus
Zucker (Fruktose, Glukose und Saccharose
in unterschiedlichen Anteilen). Darüber hinaus enthalten sie nur noch geringe Mengen
an Vitaminen und Mineralstoffen. Nennenswert ist allerdings der Gehalt an Vitamin C
in Apfeldicksaft (zirka 46 Milligramm pro
100 Gramm): Die typischen Geschmacksund Aromastoffe der Früchte können den
Dicksäften einen individuellen Charakter
geben. Deshalb können sich Dicksäfte besonders zur Verfeinerung von Müsli, Kom-
potten, Konfitüren und Süßspeisen eignen.
Hierzu werden sie auch in der Lebensmittelindustrie eingesetzt, oft für Naturkostwaren.
Die Süßkraft von Fruchtdicksäften ist etwas
geringer als die von Haushaltszucker.
Malz(extrakt)
SIRUPE UND DICKSÄFTE
Fruchtdicksäfte
Malzextrakt findet sich – überwiegend in
Form von Gerstenmalz – meist als sirup­
artiges süßendes Lebensmittel vor allem im
Reformhaus und Bioladen. Zur Herstellung
wird das Getreide eingeweicht und zum
Keimen gebracht. Enzyme aus den Keimen
bauen unter anderem die Getreidestärke
zu Malzzucker (Maltose) ab. Um die Abbauprozesse zu stoppen, wird das Getreide anschließend getrocknet (gedarrt). Das
entstandene Produkt heißt Malz. Zur Herstellung von flüssigem Malzextrakt wird das
Malz geschrotet, bevor ihm wieder Flüssigkeit zugesetzt wird. Um die wasserlöslichen
Stoffe herauszulösen, lässt man das Malz
unter Erhitzung ziehen. Nach der anschließenden Filtrierung wird die aufgefangene­
Flüssigkeit bis zu einer sirupähnlichen
Konsistenz eingedampft (= Malzextrakt).
Durch nochmalige Trocknung entsteht
Malzextraktpulver (= getrockneter Malzextrakt).
Malzextrakt enthält zirka 300 Kilokalorien­
pro 100 Gramm. Die vorherrschende
­Zuckerart ist Maltose. Dazu kommen in
nennenswerten Mengen Vitamine der BGruppe, die aus den Getreidekeimen stammen. Sie sind allerdings zum Teil lichtempfindlich, so dass sich Lagerverluste ergeben.
Malzextrakt zeichnet sich durch eine milde
Foto: © aid, Herf + Braun Fotografen
37
SIRUPE UND DICKSÄFTE
4
Süßkraft aus. Sie ist durch den hohen Gehalt an weniger süßer Maltose sehr viel
geringer als die von Haushaltszucker. Wegen des malzigen Eigengeschmacks eignet
Malzextrakt sich nicht für alle Speisen. Sein
Geschmack harmoniert aber gut mit Milchspeisen, Müsli und süßen Aufläufen. Der
zähflüssige goldbraune Malzextrakt kann
auch als Brotaufstrich verwendet werden.
Zur industriellen oder handwerklichen Backwarenherstellung werden Malzprodukte
(neben Malzextrakt auch Malzmehl) häufig
als Backmittel eingesetzt; sie sorgen unter
anderem für eine schöne Bräunung. Auch in
Bonbons und anderen Süßwaren wird Malzextrakt verwendet.
Im Naturkosthandel erhältliches Reismalz
wird ähnlich wie Reissirup (siehe Seite 35)
hergestellt, meist wird ihm noch Gerstenmalz zugefügt.
SIRUPE UND DICKSÄFTE
IN DER ERNÄHRUNG
Die beschriebenen Sirupe und Dicksäfte
sind aufgrund ihres zum Teil recht deutlichen Eigengeschmacks in der Verwendung
begrenzt. Sie bestehen zum Großteil aus
verschiedenen Zuckerarten wie Saccharose, Fruktose sowie Glukose in unterschiedlichen Anteilen und leisten bei den üblichen
Verzehrsmengen in der Regel keinen nennenswerten Beitrag zur Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen im Vergleich zu
anderen Lebensmitteln mit höherer Nährstoffdichte. Wie bei allen vergärbaren Kohlenhydraten bzw. süßen Lebensmitteln gilt
38
hier: Nach dem Verzehr bitte die Zähne putzen, da diese Lebensmittel kariogen (Karies
hervorrufend) sind.
SIRUPE UND DICKSÄFTE
IM HAUSHALT
Die meisten Sirupe und Dicksäfte süßen
weniger stark als Haushaltszucker. Wer sie
alternativ zum Backen verwendet, braucht
aufgrund ihres Wassergehaltes weniger von
der Flüssigkeit, die im Rezept angegeben
ist, und sollte die jeweilige Süßkraft berücksichtigen. Angebrochene Flaschen von
Dicksäften und Sirupen sollten möglichst im
Kühlschrank aufbewahrt werden. Da sie
zum Teil einen höheren Wassergehalt haben­
als Honig, sind sie recht anfällig für den
Verderb durch Schimmelpilzbefall, was die
Haltbarkeitsdauer verkürzt. Das Mindesthaltbarkeitsdatum sollte immer berücksichtigt werden. Zusätzlich gilt es, eine gute
Küchenhygiene zu beachten, zur Entnahme
immer sauberes Besteck zu verwenden und
gegebenenfalls einen separaten „Probierlöffel“ zu benutzen.
SIRUPE FÜR DIE
LEBENSMITTELINDUSTRIE
In der Lebensmittelindustrie kommen
verschiedene Sirupe zum Einsatz, die im
­Lebensmitteleinzelhandel kaum erhältlich
sind. Häufig werden Zuckersirupe durch
Umwandlung von Stärke aus Getreide (auch
Mais) oder aus anderen stärkehaltigen
4
SIRUPE UND DICKSÄFTE
Foto: © Mara Zemgaliete/Fotolia.com
L­ ebensmitteln wie Kartoffeln hergestellt
(Stärkeverzuckerung). Sie können preisgünstiger als Zucker sein und andere technologische Eigenschaften als Haushaltszucker haben. Dadurch kann ihre Verwendung
bei der Herstellung verschiedener Lebensmittel von Vorteil sein.
Glukosesirupe
Glukosesirup ist eine durch die Zucker­
artenverordnung standardisierte Zuckerart,
die durch enzymatischen Abbau meist aus
Weizen-, Mais- oder Kartoffelstärke gewonnen wird. Dabei werden die Bindungen zwischen den Glukosemolekülen der
Stärke aufgespalten. Glukosesirup wird vorwiegend von der Lebensmittelindustrie als
­Zutat verwendet und als solche im Zutatenverzeichnis aufgeführt. Er wird in einer Vielzahl von Varianten angeboten, die sich hinsichtlich ihrer Süßkraft und technologischen
Eigenschaften unterscheiden. Im Vergleich
zu Saccharose hat Glukosesirup andere physikalische Eigenschaften und kristallisiert
weniger leicht aus. Er wird unter anderem
zur Feuchtigkeitsstabilisierung sowie Erhöhung der Viskosität eingesetzt und verlängert die Haltbarkeit. Die Süßkraft von Glukosesirup ist geringer als die des Haushaltszuckers. Oft enthält er einen Fruktoseanteil,
dieser muss aber unter 5 Prozent liegen.
Der Energiegehalt von getrocknetem Glukosesirup beträgt 4 Kilokalorien pro Gramm.
In einigen Lebensmitteln ersetzt Glukosesirup ganz oder teilweise den Zucker, etwa
39
SIRUPE UND DICKSÄFTE
4
in Süßwaren und Backwaren, Marmelade,
Süßspeisen, Speiseeis, Erfrischungsgetränken, Obst- und Gemüsekonserven sowie
­Tomatenketchup.
Im privaten Gebrauch wird Glukosesirup
z. B. für die Pralinen- und Bonbonherstellung verwendet. Er ist im entsprechenden
Fachhandel zu kaufen.
Die Glukose kann in einem weiteren enzymatischen Prozess (Isomerisierung) auch zu
einem größeren Anteil in Fruktose umgewandelt werden. Der so entstehende Sirup
mit mehr als 5 Prozent Fruktose wird in Abhängigkeit des Glukose-Fruktose-Verhältnisses als Glukose-Fruktose-Sirup bzw.
Fruktose-Glukose-Sirup bezeichnet. Enthält der Sirup mehr als 50 Prozent Fruktose,
wird er Fruktose-Glukose-Sirup genannt.
Fruktosesirup
Für Fruktosesirup gibt es verschiedene Herstellungswege, deren Ausgangsprodukte
Glukosesirup, Saccharose oder Inulin sein
können. Eingesetzt wird Fruktosesirup zum
Süßen von Lebensmitteln in ähnlicher Bandbreite wie Glukosesirup. Fruktosesirup besteht zu 95 Prozent aus Fruktose und zu
höchstens 5 Prozent aus Glukose. Er hat auf
die Trockenmasse bezogen eine stärkere
Süßkraft als Haushaltszucker.
In den USA wird HFCS (High Fructose
Corn Syrup, stark fruktosehaltiger Maissirup) vor allem Erfrischungsgetränken zugesetzt. Er wird aus Maisstärke gewonnen.
Dabei wird zuvor gewonnener Glukosesirup­
enzymatisch in Fruktosesirup überführt.
40
Meistens werden HFCS-55 und HFCS-42
eingesetzt; HFCS-55 besteht zu 55 Prozent aus Fruktose, der Rest aus Glukose
und anderen Zuckern. HFCS-42 enthält
42 Prozent Fruktose und mehr als 50 Prozent Glukose. HFCS-42 und 55 haben in etwa dieselbe Süßkraft wie Haushaltszucker,
HFCS-42 etwas niedriger, HFCS-55 etwas
höher. HFCS wird in Europa auf Produkten
als Fruktose-Glukose-Sirup bzw. GlukoseFruktose-Sirup gekennzeichnet. Durch den
enzymatischen Prozess der Isomerisierung
von Glukose zu Fruktose entstandener Sirup
wird bei uns auch Isoglukose genannt.
Die Gründe für den Einsatz von Fruktose­
sirup in der Lebensmittelindustrie sind ähnlich wie für Glukosesirup. Mehr zu Fruktose
im Kapitel „Kohlenhydrate“ ab Seite 6 ff.
Invertzuckersirup und
­Invertflüssigzucker
Invertzuckersirup ist laut Zuckerartenverordnung definiert als eine „wässrige Lösung von teilweise durch Hydrolyse invertierter Saccharose“. Das bedeutet, er wird
durch teilweise Aufspaltung von Saccharose in ihre beiden Bausteine hergestellt.
Demzufolge enthält Invertzuckersirup die
­Zuckerarten Saccharose, Glukose und Fruk­
tose. Invertzuckersirup muss zu mehr als
50 Prozent in der Trockenmasse aus Invertzucker bestehen. Die Lebensmittelindustrie nutzt den hellen Invertzuckersirup für
Erfrischungsgetränke und Süßwaren. Er hat
den Vorteil, dass er langsamer kristallisiert
als Haushaltszucker.
4
ZUTATENVERZEICHNIS
Invertzucker wird durch Zugabe von Stärkesirup und Aromen zu Invertzuckercreme
weiterverarbeitet. Sie wird auch „Kunst­
honig“ genannt und wurde in früheren Notzeiten als Honigersatz verwendet. Invert­
zuckercreme eignet sich als Brotaufstrich
und zum Backen. Sie ist aber keine Zuckerart nach Lebensmittelrecht, sondern ein
­zuckerhaltiges Lebensmittel.
In Zutatenverzeichnissen tauchen Zucker
und andere süßende Lebensmittel oft mehrfach auf, allerdings nicht immer unter dieser eindeutigen Namensgebung. Synonyme, hinter denen sich zuckerhaltige Stoffe
verbergen, sind z. B.
❚ Zutaten mit der Endung -ose, neben
Zucker beispielsweise Glukose bzw.
Dextrose (= Traubenzucker), Fruktose
(= Fruchtzucker), Maltose (= Malz­
zucker), oder Laktose (= Milchzucker),
❚ Zutaten wie Glukosesirup, Fruktosesirup
oder Invertzuckersirup.
Flüssigzucker
Auch Sirupe, Dicksäfte, Malzextrakt, Traubensüße und Honig bestehen überwiegend
aus Zucker.
Flüssigzucker besteht aus in Wasser aufgelöster Saccharose. So entsteht ein klarer
heller Sirup. Durch die gelöste Form erleich­
tert Flüssigzucker die Herstellung vieler
­Lebensmittel.
SIRUPE UND DICKSÄFTE
Invertflüssigzucker ist ebenfalls eine durch
die Zuckerartenverordnung standardisierte
Zuckerart. Der Invertzuckeranteil herrscht
hier nicht vor und liegt bei maximal 50 Prozent in der Trockenmasse.
Das Zutatenverzeichnis zählt sämtliche Zutaten des Produktes in absteigender Reihe
ihres Gewichtanteils auf.
Der Gesamtzuckergehalt lässt sich allerdings nicht aus der Zutatenliste entnehmen.
Wer sich darüber informieren will, wie hoch
der Gesamtzuckergehalt eines Produktes
ist, findet ihn in der Nährwerttabelle auf
der Packung erläutert.
Beispiel einer Zutatenliste
Foto: © aid, Peter Meyer
41
5
HONIG
Laut Honigverordnung7 versteht man unter Honig den natursüßen „Stoff, der von
Honigbienen erzeugt wird, indem die Bienen Nektar von Pflanzen oder Sekrete lebender Pflanzenteile oder sich auf den lebenden Pflanzenteilen befindliche Exkrete
von an Pflanzen saugenden Insekten aufnehmen, durch Kombination mit eigenen
spezifischen Stoffen umwandeln, einlagern,
dehydratisieren (Entzug von Wasser) und in
den Waben des Bienenstocks speichern und
reifen lassen“.
GESCHICHTE DES HONIGS
Lange Zeit konnten die Menschen sich nicht
genau erklären, woher der Honig kam.
Deshalb war er schon früh von Mythen
umrankt. Felszeichnungen beweisen, dass
Honig die Menschheit seit Urzeiten begleitet hat. Die Honiggewinnung wurde in den
Menschheitskulturen schon frühzeitig betrieben, zunächst als Honigentnahme der
wildlebenden Bienenvölker (Honigjäger).
Über die Jahrhunderte lernten die Menschen immer mehr über die Honigbienen,
unter anderem, dass Bienen dort bleiben,
wo man ihre Königin ansiedelt. So entwickelte sich allmählich die Haltung der Bienen in künstlichen Behausungen und damit
die systematische Imkerei. Für lange Zeit
war Honig das einzige Süßungsmittel und
deshalb ein sehr wertvolles Handelsgut. Seine Wertschätzung wird beispielsweise im
Alten Testament deutlich (Moses führte die
Israeliten in „das Land, darin Milch und Honig fließen“). Im alten Ägypten bekamen die
Verstorbenen Honig als Grabbeigabe. Den
Ägyptern war außerdem bereits bekannt,
dass sich die Ernteerträge der Obstbauern
steigern lassen, wenn die Bienenvölker in
Gebiete gebracht werden, in denen intensive Landwirtschaft betrieben wird.
7 Honigverordnung vom 16. Januar 2004 (BGBl I S. 92), die zuletzt durch
Artikel 9 der Verordnung vom 8. August 2007 (BGBl. I S. 1816) geändert
worden ist
Foto: © Gina Sanders/Fotolia.com
42
5
Der sprichwörtliche Bienenfleiß kommt
nicht von ungefähr: Für das Nektarsammeln
zur Produktion von 500 Gramm Honig ergibt sich eine Flugleistung, nach der eine
einzelne Biene umgerechnet etwa dreimal
die Erde umkreisen und mehrere Millionen
Blüten anfliegen müsste. Die Grundstoffe
des Honigs sind Blütennektar und/oder Honigtau (zuckerhaltige Ausscheidungen von
Pflanzenläusen). Sie werden von den Bienen während des Sammelflugs mithilfe des
Saugrüssels aufgenommen und gelangen
von dort durch die Speiseröhre in den Honigmagen (oder auch Honigblase genannt).
Eine Biene speichert dort pro Flug im Mittel
zirka 30 Milligramm.
Zurückgekehrt in den Bienenstock gibt die
Sammelbiene den süßen Tropfen an eine
Futterabnehmerin ab. Der Wassergehalt
des eingebrachten Sammelgutes muss nun
verringert werden; dieser Prozess wird Honigreifung genannt. Dazu wird der Tropfen
unter Wasserentzug von Biene zu Biene in
einer Futterkette weitergegeben. Gleichzeitig wird er mit Enzymen (bestimmte
­Eiweißstoffe) und anderen Stoffen aus dem
Bienenspeichel angereichert. Dann wird der
Honig in den Waben eingelagert und auch
dort noch weiter getrocknet: durch Umtragen in andere Wabenzellen, die warme
Stockluft sowie das Ventilieren der Bienen.
Beim Prozess der Honigreifung wird auch
die im Nektar bzw. Honigtau enthaltene
Saccharose (Haushaltszucker) enzymatisch
in Fruktose (Fruchtzucker) und Glukose
(Traubenzucker) gespalten, das nennt man
„Invertierung“. Schließlich werden die
einzelnen Honigzellen von den Bienen mit
Wachsdeckelchen verschlossen. So ist der
Inhalt neben der Konservierung zusätzlich
mechanisch verschlossen und dadurch als
Vorrat für den Winter haltbar gemacht. Dies
ist für den Imker das Zeichen für die nötige
Honigreife. Honig, der nicht verdeckelt ist,
weist noch einen zu hohen Wassergehalt
auf. Zu früh und mit einem zu hohen Wassergehalt geerntet, geht der Honig in Gärung über und verdirbt.
HONIG
HONIGPRODUKTION:
VON DER BIENE ZUM HONIG
Der Imker beginnt die Gewinnung des Honigs durch das Entnehmen und Entdeckeln
der Waben. Diese werden anschließend geschleudert und der gewonnene Honig durch
Sieben von Wachspartikelchen befreit. Der
Honig muss zum Erhalten einer gleichmäßigen, feinkristallinen, cremigen Konsistenz gerührt werden, bevor er schließlich
abgefüllt wird. Flüssiger Honig kann nach
kurzem – für eine gleichmäßige Honigmasse notwendigen – Rühren direkt abgefüllt
werden.
Imker bei der Arbeit
Foto: © Darios/Fotolia.com
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HONIG
5
DER HONIGMARKT
Die Bundesbürger gehören mit 1,0 Kilogramm jährlichem Pro-Kopf-Verbrauch an
Honig zu den weltweiten Spitzenreitern.
Die einheimische Honigernte reicht für diesen hohen Bedarf nicht aus; etwa 80 Prozent des hierzulande angebotenen Honigs
werden deshalb importiert. Hauptlieferland
ist Argentinien, gefolgt von Mexiko, Chile
und China.
WARENKUNDE HONIG
Im Handel werden weit über 50 verschiedene Honigsorten angeboten, die sich unter anderem in Konsistenz, Farbe und Geschmack unterscheiden. Sie bieten auch
eine große Aromenvielfalt. Als Faustregel
für den Einkauf gilt: Helle Honigsorten sind
meist milder und süßer im Geschmack,
während dunkle, braune Honigsorten meist
einen kräftigeren, weniger süßen Eigengeschmack aufweisen.
❚Unterscheidung nach
Ausgangsstoffen
❚ Blütenhonig oder Nektarhonig ist vollständig oder überwiegend aus Nektar
stammender Honig. Nektar ist eine unterschiedlich stark konzentrierte zuckerhaltige Lösung, die von den Nektardrüsen
in den Blüten der Pflanzen ausgeschieden
wird.
❚ Honigtauhonig ist Honig, der vollständig oder überwiegend aus auf lebenden
Pflanzen befindlichen zuckerhaltigen Absonderungen von pflanzensaugenden Insekten stammt oder aus Sekreten lebender Pflanzenteile. Honigtau ist das Ausgangsprodukt der Blatt-, Wald- und Nadelhonige. Er entsteht, wenn Insekten
das Siebröhrensystem der Pflanzen anstechen. Die Insekten verwerten die Stoffe,
die sie benötigen, und scheiden den Rest,
vor allem Zucker, als Honigtau wieder
aus. Der Honigtau wird von den Bienen
gesammelt und im Bienenstock zu Honig
verarbeitet. Die Farbe von Honigtauhonig
kann von hellbraun oder grünlich braun
bis fast zu schwarz hin reichen.
Honigarten nach der
­Honigverordnung
Die Honigverordnung unterscheidet die
Vielzahl der Honigarten nach der Herkunft,
der Art der Gewinnung, der Angebotsform
oder dem Verwendungszweck:
Foto: © aid, Peter Meyer
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5
Honigsorten nach den
Leitsätzen für Honig
❚ Schleuderhonig ist durch Schleudern der
Abzugrenzen von diesen Honigarten sind
die Unterscheidungen der Honigsorten nach
den Leitsätzen für Honig:
entdeckelten, brutfreien Waben gewonnener Honig. Er überwiegt im Handel.
❚ Wabenhonig oder Scheibenhonig ist
Honig, der sich noch in den verdeckelten,
brutfreien Zellen der von Bienen selbst
frisch gebauten oder ausgebauten Waben
befindet. Er kommt in ganzen oder geteilten Waben in den Handel.
❚ Honig mit Wabenteilen oder Wabenstücke in Honig ist Honig im Glas, der ein
oder mehrere Stücke Wabenhonig enthält.
❚ Tropfhonig ist durch Austropfen der entdeckelten, brutfreien Waben gewonnener Honig.
❚ Presshonig ist durch Pressen der brutfreien Waben ohne oder mit Erwärmung
auf höchstens 45 Grad Celsius gewonnener Honig.
❚ Gefilterter Honig ist Honig, dem anorganische oder organische Fremdstoffe entzogen wurden, so dass Pollen in
erheblichem Maße mit entfernt wurde.
Wegen dieser Qualitätseinbuße muss dieser Honig mit der Verkehrsbezeichnung
„Gefilterter Honig“ versehen werden.
❚ Unterscheidung nach dem
­Verwendungszweck
❚ Backhonig ist Honig, der z. B. Lageroder Wärmeschäden aufweist und daher
nur zur (industriellen) Weiterverarbeitung
z. B. für Lebkuchen bestimmt ist. Er muss
den Hinweis „nur zum Kochen und
Backen“ tragen.
HONIG
❚ Unterscheidung nach Art
der ­Gewinnung
❚ Unterscheidung nach botanischer
Herkunft
So genannte Sortenhonige müssen voll­ständig oder überwiegend der angegebenen
spezifischen botanischen Herkunft entstam­men. Diese bestimmt die sortenspezifischen
Unterschiede. Sortenhonige müssen über die
jeweils charakteristischen Eigenschaf­ten wie
Geruch, Farbe, Konsistenz und Geschmack
der spezifischen botanischen Herkunft verfügen. Grundlage für Sorten­honige ist die
Blütenstetigkeit von Bienen: Sie besuchen
auf einem Ausflug und bei Erfolg auch darüber hinaus nur Blüten derselben Pflanzenart.
❚ Blütenhonige: z. B. Akazienhonig, Heidehonig, Kleehonig, Orangenhonig,
Rapshonig und Sonnenblumenhonig
❚ Honige aus Nektar und Honigtau (enthalten Nektar und Honigtau in variablen
Anteilen): Eukalyptushonig, (Edel-)Kastanienhonig und Lindenhonig
❚ Honigtauhonig: z. B. Fichtenhonig,
­P inienhonig und Tannenhonig
Der dazu gehörige Waldhonig ist definiert als Honig, der überwiegend aus Honigtauhonig besteht und vollkommen aus
waldbildenden Baumbeständen stammt.
❚ Honige mit der Angabe von mehr als einer botanischen Herkunft: z. B. RapsKlee-Honig oder Fichten- und Tannen­
honig
45
HONIG
5
❚ Honige mit unspezifischer botanischer Herkunft: z. B. Blütenhonig, Frühtrachthonig, Sommertrachthonig. Je vielfältiger das Nahrungsangebot für Bienen
ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass
durch die Vielfalt kein Sortenhonig entsteht.
❚ Sonstige Honige:
• Honige mit Angabe einer spezifischen
und einer unspezifischen Herkunft:
z. B. Akazienhonig mit Frühjahrsblüte,
Lindenhonig mit Sommertracht
• Honige mit Angabe einer unspezifischen und einer spezifischen Herkunft:
z. B. Frühjahrsblüte mit Akazienhonig,
Sommertracht mit Lindenhonig
❚ Weitere Unterscheidung
Foto: © istock.com/eAlisa
zähflüssige Konsistenz. Durch die Vielzahl
der botanischen Quellen weist Honig je
nach Herkunft eine enorme Geschmacksvielfalt auf.
❚ Honige mit regionaler, territorialer
oder topographischer Herkunftsangabe müssen ausschließlich aus der angegebenen Herkunft stammen:
• regional, z. B. Bayrischer Fichtenhonig
• territorial, z. B. Deutscher Honig
• topographisch, z. B. Gebirgsblüten­
honig, Bergblütenhonig
Honigqualität
Wie unterschiedlich Honigsorten sein können, wird an den Beispielen Rapshonig und
Tannenhonig deutlich: Rapshonig ist weiß
bis hellbeige mit mildem Geschmack und
Geruch. Seine Konsistenz ist kristallin und
cremig. Tannenhonig ist dagegen grünlichbraun, rotbraun bzw. tiefbraun. Er riecht
und schmeckt harzig-malzig und hat eine
46
❚Honigveränderungen
Bei der Ernte ist Honig klar und flüssig.
Über kurz oder lang kristallisiert jedoch bei
vielen Honigen der immer enthaltene Traubenzucker aus und nimmt eine festere Form
an. Früher sagte man dazu: Honig „kandiert“. Je höher der Traubenzuckergehalt,
umso schneller bzw. intensiver die Kristallisation. Rapshonig und Löwenzahnhonig
kristallisieren schon wenige Tage nach der
Schleuderung. Akazienhonig, Edelkastanienhonig und die meisten Honigtauhonige
(Waldhonig) kristallisieren aufgrund ihres
niedrigen Traubenzuckergehaltes gar nicht
oder erst nach langer Zeit. Die Bildung von
Traubenzuckerkristallen in Honig ist ein natürlicher Vorgang, der die Qualität nicht beeinflusst.
5
Der Verbraucher kann anhand folgender
Merkmale die Qualität eines Honigs beurteilen:
Honig von guter Qualität
❚ hat ein gleichmäßiges Aussehen,
❚ hat einen angenehmen honigtypischen
HONIG
Sollte es im Ausnahmefall nötig sein, wird
fest gewordener Honig wieder weich und
flüssig, wenn man ihn im Wasserbad möglichst nicht über 40 Grad Celsius (um die Inhaltsstoffe zu schonen) unter vorsichtigem
Rühren erwärmt.
Ebenso harmlos sind weißliche Flecken auf
der Oberfläche des Honigs oder an der Innenwand des Honigglases bei fest gewordenem Honig. Diese „Blüten“ entstehen
durch Lufteinlagerung zwischen den Glukosekristallen, die wiederum zu einer optischen Aufhellung der Kristalle führt.
Geschmack und Geruch, keinen Fremdgeruch,
❚ ist zähflüssig oder feincremig (in festem
Zustand ist er gleichmäßig fein kristallisiert und streichfähig).
Honig von minderer Qualität kann
❚ dünnflüssig oder ungleichmäßig und grob
kristallisiert sein,
❚ Fremdgeruch oder Fremdgeschmack aufweisen,
❚ dunkle Punkte (feine Schmutzteile) oder
Verunreinigungen enthalten.
Verschiedene Honigsorten
Foto: © photocrew/Fotolia.com
47
HONIG
5
Foto: © aid, Herf + Braun Fotografen
Honig unter dem Warenzeichen des Deutschen Imkerbundes (DIB) wird in einheitlichen geprägten Gläsern mit einem Gewährverschluss (Etikett) angeboten. Honig
im Imker-Honigglas des Deutschen Imkerbundes darf nur aus der Bundesrepublik Deutschland stammen. Die Qualitätsanforderungen des DIB reichen weit über die
gesetzlichen hinaus und gewährleisten eine
schonende Gewinnung und Behandlung
durch den Imker. Die Gläser sind Mehrweggläser.
Unter dem Namen „Kunsthonig“ wurde
früher aus Zucker hergestellte Invertzuckercreme vermarktet. Mehr dazu im Kapitel
„Sirupe und Dicksäfte“, Seite 41.
48
HONIG IN DER ERNÄHRUNG
Honig gilt bei vielen Menschen im Vergleich zu Haushaltszucker als das „gesündere“ Süßungsmittel. Tatsächlich besteht er
im Wesentlichen aus einer Mischung von
Fruchtzucker (zirka 39 Prozent) und Traubenzucker (zirka 34 Prozent). Saccharose,
die Zuckerart, die den Haushaltszucker ausmacht, ist in vielen Honigen gar nicht oder
nur in sehr geringen Mengen enthalten.
Saccharose ist aber Bestandteil von Nektar
und Honigtau und wird bei der Herstellung
durch die Bienen enzymatisch in Frucht­
zucker und Traubenzucker umgewandelt. Je
nach Honigsorte sind weitere Zuckerarten
vorhanden. Der Wassergehalt sollte bei Honig deutlich unter 20 Prozent liegen. Die in
5
Honigverzehr gilt nach Einschätzung von
Experten8 eine gesundheitliche Gefährdung
als unwahrscheinlich. Mögliche gesundheitliche Bedenken bestehen jedoch bei Vielverzehrern, insbesondere Kleinkindern und
Kindern, die große Mengen Honig zu sich
nehmen.9 Hier kann ein häufigeres Wechseln der Honigsorte das Risiko verkleinern,
PA zu sich zu nehmen. Honige aus Mittelund Südamerika sowie Asien weisen zum
Teil höhere PA-Gehalte auf als Honige aus
europäischen Staaten.
In Honig finden sich auch Polyphenole wie
Flavonoide und andere phenolische Verbindungen. Sie haben unter anderem antioxidative Wirksamkeit, das heißt sie können
negativen Oxidationsprozessen im menschlichen Körper entgegenwirken und damit
wahrscheinlich das Risiko für Krankheiten
wie Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
senken. Das ist jedoch keine Alternative zu
einer obst- und gemüsereichen Ernährung.
Diese liefert außer den Polyphenolen auch
reichlich andere gesundheitsfördernde Nahrungsinhaltsstoffe bei geringem Energiegehalt.
Für Kinder im ersten Lebensjahr ist Honig grundsätzlich als Süßungsmittel ungeeignet. Auch bei sorgfältiger Herstellung
kann bei diesem Naturprodukt nicht ausgeschlossen werden, dass Honig das Bakterium Clostridium botulinum enthält. Bei
Kindern im ersten Lebensjahr, besonders
aber in den ersten sechs Lebensmonaten,
besteht die Möglichkeit der Besiedlung des
Darms mit diesen Bakterien. Diese können
lebensbedrohliche Toxine (Gifte) bilden, deren Krankheitsfolge auch als Säuglings-Botulismus bezeichnet wird. Bei älteren Kindern und Erwachsenen wird dies von einer
stabilen Darmflora verhindert.
Verschiedene Pflanzen wie einige Mitglieder
der Familien der Korbblütler, Raublatt- und
Borretschgewächse sowie Hülsenfrüchtler­
bilden eine Gruppe von Substanzen, die zu
den so genannten sekundären Pflanzenstoffen gehören und Pyrrolizidinalkaloide (PA) genannt werden. Sie können durch
Nektar und Pollen in den Honig gelangen,
wenn die Bienen die genannten Pflanzen
anfliegen. Einige PA wirken leberschädigend und bei Tieren krebsauslösend sowie
erbgutschädigend. Bei durchschnittlichem
HONIG
Honig enthaltenen Mengen an Vitaminen
und Mineralstoffen sind so gering, dass sie
keinen wirklich nennenswerten Beitrag
zur Bedarfsdeckung leisten. In Spuren
finden sich außerdem beispielsweise Enzyme, Pollen, organische Säuren und Aromastoffe. Honig hat einen Energiegehalt von
zirka 3 Kilokalorien pro Gramm. Dabei ist
zu beachten, dass Honig ein Naturprodukt
ist und in Abhängigkeit von der botanischen
Herkunft unterschiedliche Zusammensetzungen haben kann.
Honig wird bezüglich der Kariogenität meist
ähnlich eingeschätzt wie Haushaltszucker.
Experten raten deshalb, dass nach dem Verzehr von Honig – wie nach jeder anderen
Mahlzeit auch – die Zähne geputzt werden
sollten.
8 Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
9 Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)
49
HONIG
5
HONIG IM HAUSHALT
Honig verfügt über eine höhere Süßkraft
als Haushaltszucker, bedingt durch den hohen Fruchtzuckeranteil. Bei der Speisenherstellung sollte das berücksichtigt werden.
Honig kann für die Zubereitung von Gebäck, Kuchen usw. anstelle von Zucker verwendet werden. Wer mit Honig backen
möchte, muss jedoch den Wassergehalt
einkalkulieren und die im Rezept angege­
be­ne Flüssigkeitsmenge um zirka 20 Prozent reduzieren. Gebäck mit Honig ist auch
oft schwerer als Teige mit Zucker. Für eine
ausreichende Lockerheit sollte die Back­
pulvermenge deshalb leicht erhöht werden­
(zirka 1 Teelöffel mehr pro Kilogramm
Mehl). Honig bräunt zudem stärker als
­Zucker und sorgt schon bei niedrigen Temperaturen für die gewünschte goldbraune
Färbung. Bei hohen Temperaturen können
sich jedoch unerwünschte Röststoffe bilden.
Deshalb gilt hier: besser die Temperatur
senken und die Backzeit etwas verlängern.
Außerdem lassen sich Süßspeisen, Müsli,­
Obstsalate usw. gut mit Honig anstelle von
Zucker süßen und aromatisieren. Auch bei
herzhaften Speisen wie Salatsoßen und
Fleisch kann Honig den Geschmack abrunden oder heiße und kalte Getränke süßen.
Heiße Getränke sollte man jedoch auf Trinktemperatur abkühlen lassen, bevor man den
Honig zugibt, um hitzeempfindliche Inhaltsstoffe zu schonen.
Honig eignet sich nicht zum Süßen von
­Gerichten, die mit Speisestärke gebunden
werden, wie Pudding oder Soßen. Durch
das enthaltene Enzym Diastase wird die
Stärke gespalten und die Speise verflüssigt.
Für das Mindesthaltbarkeitsdatum empfiehlt der Deutsche Imkerbund eine Spanne
von zwei Jahren ab Abfüllung. Honig sollte
allerdings immer trocken, kühl und dunkel
gelagert werden. Das Honigglas oder das
Gefäß gut verschließen, da Honig schnell
Feuchtigkeit anzieht und Fremdgerüche annimmt. Ist der Wassergehalt eines Honigs
zu hoch, kann er in Gärung übergehen und
damit auch verderben. Er wirft dann Blasen
und riecht säuerlich-alkoholisch.
Foto: © istock.com/CandyBoxImages
50
5
Für die Kennzeichnung von Honig gelten
neben den allgemeinen Kennzeichnungsvorschriften nach der Lebensmittel-Informationsverordnung noch spezielle Kennzeichnungsvorschriften nach der Honigverordnung (siehe Kapitel „Grundlegendes Wissen
– Kennzeichnung“, Seite 18).
Zusammengefasst heißt es nach der Honig­
verordnung, dass Honig außerdem nur
dann als Sortenhonig unter der Bezeichnung einer bestimmten Pflanzenart (z. B.
„Tannenhonig“, „Heidehonig“) angeboten werden darf, wenn er vollständig oder
überwiegend der angegebenen Tracht entstammt und die hierfür charakteristischen
Merkmale aufweist. Wird eine regionale,
territoriale oder topographische Herkunft
angegeben, so muss der Honig ausschließ-
lich die angegebene Herkunft aufweisen.
Die Bezeichnung „Deutscher Honig“ darf
nur verwendet werden, wenn der Honig auf
dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland produziert wurde.
HONIG
LEBENSMITTELRECHTLICHE
­BESTIMMUNGEN FÜR HONIG
Honig dürfen außerdem nach der Honigverordnung keine anderen Stoffe als Honig­
zugefügt werden und er muss ansonsten
möglichst frei sein von honigfremden
­Stoffen. Ihm dürfen auch keine honig­
eigenen Stoffe entzogen werden, soweit
dies nicht beim Entfernen von Fremdstoffen
unvermeidbar ist. Eine Ausnahme bildet die
Honigart „gefilterter Honig“, dem beim Gewinnungsprozess anorganische und organische Fremdstoffe entzogen werden dürfen,
so dass dadurch auch Pollen entfernt wird.
Dies hat den Effekt, dass der Honig fließfähiger wird und leichter dosiert werden
kann, auch aus tubenartigen Verpackungen.
Foto: © aid, Peter Meyer
51
HONIG
5
Honig darf zudem keinen künstlich veränderten Säuregrad aufweisen sowie keinen
Fremdgeschmack oder -geruch (Ausnahme: Backhonig). Eine Gärung ist ebenfalls
unzulässig sowie eine Erhitzung, die die
Enzyme erheblich oder vollständig zerstört.
In der Honigverordnung sind auch Zuckerund Wassergehalte sowie weitere Qualitätsparameter für Honig festgelegt. So müssen
Blütenhonige mindestens 60 Prozent Fruktose und Glukose enthalten. Für Honigtauhonig allein oder gemischt mit Blütenhonig
muss der Anteil bei mindestens 45 Prozent
liegen. Saccharose darf höchstens in einer
Höhe von 5 Prozent enthalten sein und der
Wassergehalt darf nicht mehr als 20 Prozent
betragen (Ausnahmen: Heide- und Backhonig höchstens 23 Prozent, Heide-Backhonig
höchstens 25 Prozent).
Die gesetzlichen Bestimmungen der Honigverordnung werden ergänzt durch die Leitsätze für Honig des Deutschen Lebensmittelbuches. Danach muss Honig besonderer
Qualität, der mit den Angaben „Auslese“,
„feine Auslese“, „feinste Auslese“, „extra
feine Auslese“ oder „Premium“ ausgelobt
wird, verschiedene Qualitätskriterien erfüllen, wie einen besonders geringen Wassergehalt und Mindestgehalt an wärmeempfindlichen Enzymen. So können besonders
schonend behandelte Honige entsprechend
herausgehoben werden.
Die vielen Verbrauchern bekannte Angabe­
„kalt geschleudert“ hat eher historischen
Ursprung als dass sie eine echte Auslobung­
darstellt: Früher wurde Honig zum Heraus­
lösen/Herauspressen aus den Waben erwärmt und so flüssiger gemacht. Ein solches
52
Erwärmen ist seit Erfindung der Honigschleuder 1865 nicht mehr notwendig. Der
Honig wird bei Zimmertemperatur ohne
zusätzliche Erwärmung geschleudert, um
die Waben nicht zu beschädigen. Der Ausdruck „kalt geschleudert“ wirbt also mit einer Selbstverständlichkeit und ist nach den
Leitsätzen für Honig des Deutschen Lebensmittelbuches von 2011 nicht mehr erlaubt.
Ähnliches gilt für die Bezeichnung „wabenecht“, denn jeder Honig stammt aus Waben.
Mit dem Nektar tragen die Bienen auch
immer Pollen in den Bienenstock, der im
Honig später nachweisbar ist. Nach einem
Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom
06.09.2011 darf Honig, der Pollen von
gentechnisch veränderten Pflanzen enthält, nur in den Verkehr gebracht werden,
wenn die gentechnisch veränderten Pflanzen in der EU eine Zulassung als Lebensmittel haben. Ist letzteres der Fall, muss das
Vorhandensein des gentechnisch veränderten Pollens auf dem Etikett deklariert werden, es sei denn, der Anteil ist kleiner als
0,9 Prozent. Der Pollen wird nach diesem
Urteil als Zutat des Honigs angesehen.
5
Schon bei den Griechen wurde Honig als
Schönheits- und Heilmittel geschätzt. So
verordnete beispielsweise Hippokrates Honig bei Verletzungen, Geschwüren und eiternden Wunden. Heute sind spezielle Sorten als so genannter medizinischer Honig
wiederentdeckt worden, dessen Wirkprinzip teilweise auch erforscht ist: Die Bienen
mischen dem Honig mit ihrem Speichel das
Enzym Glukoseoxidase bei. Dies wird bei
der Auflösung des Honigs in Flüssigkeiten
aktiv, wie auch in Körperflüssigkeiten, und
setzt aus dem im Honig enthaltenen Traubenzucker Wasserstoffperoxid frei, das eine
leicht desinfizierende Wirkung hat.
Medizinische Honige enthalten eine
­Mischung verschiedener neuseeländischer
oder australischer Honigsorten. Einige bil-
den viel Wasserstoffperoxid und weitere entfalten eine andere antibakterielle Wirkung.
Diese weitere starke antibakterielle Wirkung
im so genannten Manukahonig ist vermutlich phenolischen Substanzen (sie zählen zu
den sekundären Pflanzenstoffen) zuzuschreiben. Vor einigen Jahren wurde der antibakterielle Inhaltsstoff Methylglyoxal entdeckt,
den Manukahonig in bis zu 100-fach höherer Konzentration enthält als andere Honig­
sorten. Obwohl es gute Erfahrungen mit
­medizinischem Honig in der Behandlung von
Wunden gibt, fehlen noch mehr belastbare
klinische Wirksamkeitsstudien, um dies wissenschaftlich stärker zu untermauern.
HONIG
WEITERE VERWENDUNGS­
MÖGLICHKEITEN VON HONIG
Auf alle Fälle muss medizinischer Honig für
die Wundversorgung spezielle Reinheits- und
Sicherheitsanforderungen erfüllen und wird
extra sterilisiert, damit er nicht unerwünscht
weitere Keime in die Wunde bringt. Solche
Spezial-Honige sind als Medizinprodukt
zur Förderung der Wundheilung zertifiziert
und in der Apotheke und im medizinischen
Fachhandel erhältlich. Normaler Speisehonig sollte keinesfalls auf Wunden aufgebracht
werden.
Der Methylglyoxalgehalt von Manukahonig­
wird oft herausgestellt. Dennoch ist im
­Lebensmitteleinzelhandel erhältlicher Manukahonig mit ausgewiesenen medizinischen
­Honigen nicht gleichzusetzen und sollte dementsprechend ebenfalls nicht zur Wundbehandlung verwendet werden.
Bei Erkältungskrankheiten und Husten wird
Honig oft als Hausmittel eingesetzt, manchmal auch in Kombination mit warmer Milch.
Ein eindeutiger Wirkungsnachweis steht zwar
noch aus, aber ein Versuch kann sicherlich
Foto: © istock.com/matka_Wariatka
53
HONIG
5
nicht schaden. Allerdings darf die Milch
dann zum Schutz der Inhaltsstoffe des
­Honigs nicht über 40 Grad Celsius warm
sein. Auch in Kosmetika ist Honig ein beliebter Bestandteil. Dort soll er beispielsweise Lippen und Haut pflegen und schön
weich machen.
ASPEKTE DER NACHHALTIGKEIT
BEI HONIG
In der Arbeit der Bienen und ihrer Herstellung von Honig, aber auch in der Imkerei
sind viele Aspekte von Nachhaltigkeit erkennbar. So ist die Honigproduktion ein
natürlicher geschlossener Stoffkreislauf:
Bienen nutzen das Angebot der Natur und
erstellen, ohne dass nicht verwertbare Stoffe anfallen, das Produkt Honig. Alles, was
dabei entsteht, wird auch genutzt.
Bienen werden schon aufgrund ihrer gerin­
gen Größe vielfach unterschätzt, sind aber
nach Rindern und Schweinen die drittwichtigsten landwirtschaftlichen Nutztiere.­
Sie produzieren nicht nur schmackhaften­
­Honig, sondern haben enorm wichtige
Funk­t ionen für Kultur- und Wildpflanzen.
Bienen bestäuben Wildpflanzen und erhalten damit die Sorten- und Artenvielfalt,
nicht nur der Pflanzen, sondern auch der
pflanzen- und früchtefressenden Tiere, wie
vor allem Vögel und Kleinsäuger wie Feldhasen. Durch die Bestäubung von Kulturpflanzen werden die Erträge vieler Kulturpflanzen erst ermöglicht, das sichert die
Ernährung des Menschen und stellt einen
hohen ökonomischen Nutzen dar. Zugleich
sind Bienen ein sensibler Indikator für das
ökologische Gleichgewicht.
Seit den 1990er Jahren treten immer wieder erhebliche Verluste an Bienenvölkern
im Herbst/Winter auf („Bienensterben“).
Neben dem erheblichen negativen Einfluss
durch den Bienenschädling Varroa-Milbe
spielen weitere Einflussfaktoren wie der
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Viren,
ein unzureichendes Nahrungsangebot, und
Veränderungen der Umwelt (Monokulturen in der Agrarlandschaft) eine Rolle für
die Bienenbestände und schaden ihnen
ebenfalls.
Eine besondere Rolle kommt der ökologi­
schen Bienenhaltung zu, die besonders tierund umweltschutzgerecht ist. Die Bienenvölker dürfen nur in Behausungen aus natürlichen Materialien gehalten werden und
für den Umgang mit Tierarzneimitteln gelten besonders strenge Vorschriften.
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54
6
ZUCKERALKOHOLE (POLYOLE)
Zuckeralkohole gehören neben Süßstoffen
rechtlich betrachtet zu den so genannten
Süßungsmitteln. Gleichzeitig unterliegen
sie als Zusatzstoffe den gesetzlichen Vorgaben für Lebensmittelzusatzstoffe.10
Unter der Bezeichnung Zuckeralkohole
werden Erythrit, Isomalt, Laktit, Maltit,
Mannit, Sorbit, Xylit und seit kurzem auch
Polyglycitolsirup für den Einsatz in der Lebensmittelindustrie zusammengefasst. Sie
alle zählen zu den Kohlenhydraten. Die Namensgebung „-alkohole“ hängt mit ihrem
chemischen Aufbau zusammen; diese Stoffgruppe ist grundsätzlich durch eine Hydroxygruppe (= OH-Gruppe) gekennzeichnet.
Trotzdem sind Zuckeralkohole (= Polyole)
nicht mit dem Trinkalkohol (= Ethanol) zu
verwechseln, der zwar zur selben Stoffgruppe gehört, aber nur einwertig ist (besitzt nur
eine OH-Gruppe). Zuckeralkohole dagegen
sind „mehrwertige“ Alkohole („Polyole“ genannt), das heißt sie zeichnen sich durch
CH2OH
H-C-OH
HO-C-H
H-C-OH
H-C-OH
CH2OH
Abbildung 6:
Strukturformel
von Sorbit
(Monosaccharid­
alkohol)
mehr (poly = viel) als eine OH-Gruppe aus
und haben keine berauschende Wirkung.
Sie haben mit Ausnahme von Erythrit einen Energiegehalt von 2,4 Kilokalorien pro
Gramm. Damit gehören Zuckeralkohole zu
den kalorienhaltigen Süßungsmitteln und
müssen in die Brennwertberechnung einbezogen werden.
10 Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 des Europäischen Parlaments und des
Rates [..] über Lebensmittelzusatzstoffe sowie Verordnung (EU) Nr.
1129/2011 der Kommission […] zur Änderung des Anhangs II der Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates
im Hinblick auf eine Liste der Lebensmittelzusatzstoffe der Europäischen
Union
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55
ZUCKERALKOHOLE (POLYOLE)
6
GESCHICHTE DER
­ZUCKERALKOHOLE
Am Beginn der Historie von Zuckeralkoholen stand der Wunsch nach einem Zuckerersatz für Diabetiker, der die positiven Eigenschaften des Zuckers besitzt, ohne insulinabhängig verstoffwechselt zu werden. So
wurde schon 1937 Sorbit industriell hergestellt und in den frühen 1960er Jahren folgte Xylit. Die weitere Untersuchung der Zuckeralkohole zeigte, dass sie nicht kariogen
(Karies hervorrufend) sind. Später wurden
auch Disaccharidalkohole wie Laktit und
Maltit in die Forschung mit einbezogen und
schließlich Isomalt entwickelt.
WARENKUNDE ­
ZUCKERALKOHOLE
Bei Zuckeralkoholen handelt es sich um
Kohlenhydrate, die Masse wie Haushalts­
zucker liefern und auch über eine zuckerähnliche Konsistenz verfügen. Sie können
das Volumen von Haushaltszucker praktisch
1 : 1 ersetzen. Die geruchlosen, weißen,
kristallinen Pulver sind unterschiedlich gut
wasserlöslich.
Zuckeralkohole werden durch Hydrierung
aus Kohlenhydraten (Monosacchariden oder
Disacchariden) hergestellt. In Abhängigkeit
vom Zuckertyp haben sie unterschiedliche
Eigenschaften. Sie besitzen eine geringere
Süßkraft als Zucker. Zuckeralkohole enthalten mit Ausnahme von Erythrit zirka 40 Prozent weniger Kalorien als Zucker (2,4 Kilokalorien pro Gramm).
56
In der Mundhöhle entfalten einige Zucker­
alkohole beim Auflösen einen mehr oder
weniger stark ausgeprägten kühlenden Effekt, da sie der Umgebung Wärme entziehen. Das ist von Vorteil bei der Herstellung
von Lebensmitteln, die Minze oder Menthol
enthalten.
In höheren Mengen verzehrt, können
­ uckeralkohole abführend wirken und BläZ
hungen sowie Durchfall verursachen (siehe
auch Seite 61).
Erythrit
Erythrit ist ein Zuckeralkohol, der natürlicherweise in geringen Mengen in einigen
Obstarten, Pilzen und fermentierten Lebensmitteln (Sojasoße, Weine) vorkommt. Die
Süßkraft liegt etwa bei 60 Prozent von Haushaltszucker. Beim Verzehr größerer Mengen
kann es zu Durchfällen und Blähungen kommen. Diese Nebenwirkungen sind bei Erythrit aber geringer als bei anderen Zucker­
alkoholen: Das liegt daran, dass es zwar zu
90 Prozent im Dünndarm aufgenommen
wird, im Körper aber nicht verstoffwechselt,
sondern unverändert mit dem Urin wieder
ausgeschieden wird. So ist Erythrit als einziger Zuckeralkohol kalorienfrei und es hat
einen haushaltszuckerähnlichen Geschmack.
Es wird durch einen natürlichen Fermentationsprozess mittels Hefen aus Stärke hergestellt. Erythrit weist einen sehr starken kühlenden Effekt auf, wodurch es gut geeignet
ist für Kaugummi oder Pfefferminzbonbons.
Seine Süßkraft kann verstärkt werden durch
Mischung mit Süßstoffen, deshalb wird es
oft für Tafelsüßen verwendet.
6
ZUCKERALKOHOLE (POLYOLE)
Foto: © aid, Peter Meyer
Isomalt
Laktit
Isomalt wird enzymatisch aus Saccharose
(Haushaltszucker) gewonnen. Seine Herstellung erfolgt in einem Zweistufen-Prozess:
Zunächst wird Saccharose enzymatisch
in­Isomaltulose umgewandelt. Diese wird
dann durch Hydrierung zu Isomalt, welches
durch den Ursprung aus der Zuckerrübe einen zuckerähnlichen Geschmack hat und
eine Süßkraft von 50 bis 60 Prozent im Vergleich zu Haushaltszucker. Maximal 10 Prozent des aufgenommenen Isomalts werden
im Dünndarm aufgenommen, über 90 Prozent gelangt in den Dickdarm und wird
dort von den Darmbakterien fermentiert
(vergo­ren). Isomalt ist der am wenigsten
­hy­groskopisch (= wasseranziehend) wirkende Zuckeralkohol, deshalb werden z. B.
Hartbonbons meist mit Isomalt hergestellt.
Es eignet sich auch gut für die Herstellung
von Kaugummis und anderen Süßwaren.
Laktit wird auf der Basis von Laktose (Milchzucker) hergestellt. Es hat im Vergleich zu
Haushaltszucker lediglich eine Süßkraft von
40 Prozent und damit die geringste unter
den Zuckeralkoholen. Doch in Kombination
mit den Süßstoffen Aspartam, Acesulfam
K und Sucralose ist es ideal als Tafelsüße
einsetzbar. Laktit wird im Dünndarm kaum
vom Körper aufgenommen (etwa 2 Prozent)
und gelangt so zum größten Teil in den
Dickdarm, wo es von den Darmbakterien
fermentiert (vergoren) wird (siehe Seite 60,
„Zuckeralkohole in der Ernährung“).
Maltit
Maltit wird aus dem Disaccharid Maltose
hergestellt, das wiederum aus Stärke gewonnen wird. Es kann in den verschiedens57
ZUCKERALKOHOLE (POLYOLE)
6
Foto: © aid, Herf + Braun Fotografen
ten Lebensmitteln eingesetzt werden. Seine
Eigenschaften kommen dem Haushalts­
zucker von allen Zuckeralkoholen am nächsten und es kann in vielen Produkten Haushaltszucker 1 : 1 ersetzen, da Maltit über
­eine Süßkraft von 90 Prozent im Vergleich
zu Haushaltszucker verfügt.
Mannit
Mannit kommt in der Natur z. B. im Saft der
Manna-Esche, in Algen oder Pilzen vor. Industriell wird es aus Fruktose (Fruchtzucker)
hergestellt. Ausgangsprodukt ist Stärke, die
enzymatisch gespalten wird. Mannit hat eine Süßkraft von 50 Prozent verglichen mit
Haushaltszucker und einen starken kühlenden Effekt. Aufgrund seines vergleichsweise
58
hohen Preises wird Mannit in der Lebensmittelindustrie nur beschränkt eingesetzt;
sein Haupteinsatzbereich liegt in der pharmazeutischen Industrie.
Sorbit
Sorbit ist der heute am meisten verwendete Zuckeraustauschstoff. Er wurde 1872 im
Saft der Beeren von Ebereschen durch den
französischen Chemiker Boussingault entdeckt und seit 1937 als Zuckerersatz produziert. Sorbit ist natürlicherweise in vielen
Früchten wie Pflaumen enthalten. Industriell wird es aus Stärke bzw. Glukose gewonnen. Seine Süßkraft beträgt 60 Prozent
bezogen auf Haushaltszucker und es hat
einen sehr ausgeprägten kühlenden ­Effekt.
6
Xylit
Xylit wird aus Xylanen (= Holzgummi) über
Xylose (= Holzzucker) gewonnen. Ursprünglich wurde es aus Birkenrinde hergestellt
und wird daher auch manchmal Birken­
zucker genannt, obwohl es ein Zuckeraustauschstoff ist. Es kommt unter anderem in
vielen Früchten wie Beeren und Gemüse
vor und wurde 1891 von dem ChemieNobelpreisträger Emil Fischer entdeckt.
­Xylit ist der süßeste Zuckeraustauschstoff:
Seine Süßkraft entspricht der von Haushaltszucker. Es kann auch mit anderen
­Zuckeralkoholen kombiniert werden und
deren Süßkraft verstärken. Xylit ruft sensorisch außerdem einen kühlenden Effekt
hervor. Die Lebensmittelindustrie setzt ­Xylit
vielseitig ein und es ist ebenfalls gut für Tafelsüßen geeignet. Xylit wird bis zu 50 Prozent im Magen-Darm-Trakt aufgenommen
und geht in den regulären KohlenhydratStoffwechsel ein. Dort wird es auch als
normales Zwischenprodukt des Glukosestoffwechsels gebildet. Es hat die stärkste
karies­protektive Wirkung unter den Zucker­
alkoholen, weshalb es z. B. häufig in Zahnpflege-Kaugummis verwendet wird.
ZUCKERALKOHOLE (POLYOLE)
Da Sorbit im menschlichen Stoffwechsel­
wie Fruktose abgebaut wird, ist es für
Menschen mit einer Fruktoseintoleranz und
-malabsorption nicht empfehlenswert.
Polyglycitolsirup
Neben den bisher beschriebenen Zucker­
alkoholen ist 2012 in der EU mit Polygly­
citolsirup ein neuer Zuckeralkohol zugelassen worden. Er wird aus einem Gemisch
von Glukose, Maltose und längerkettigen
Glukoseverbindungen hergestellt. Polyglycitolsirup trägt die Nummer E 964 (siehe
dazu Seite 19), ist weniger süß und darf
von der Lebensmittelindustrie beispiels­
weise in brennwertverminderten Süßwaren,
TABELLE 3:
EIGENSCHAFTEN VON ZUCKERALKOHOLEN
Süßkraft1
Erythrit
E 968
Isomalt
E 953
Laktit
E 966
Maltit
E 965
Mannit
E 421
Sorbit
E 420
Xylit
E 967
0,6
0,5–0,6
0,4
0,9
0,5
0,6
1,0
Toleranzwert2
125 g
50–70 g
20–50 g
60–90 g
20 g
50 g
50 g
Kariogenität
praktisch
keine bis
keine
keine
keine
praktisch
keine
praktisch
keine
praktisch
keine
keine
Stärke
Saccharose
Milch­
zucker
Stärke
Fruktose
(Stärke)
Glukose
(Stärke)
Xylose
Herkunft
1im Vergleich zu Saccharose = 1,0
2individuell sehr unterschiedlich, ein Verzehr von Mengen unter 20 Gramm pro Tag ruft in der Regel keine abführende Wirkung hervor
(SCF 1985)
Quellen: Nabors 2012; O’Donnell & Kearsley 2012; Livesey 2003; Rosenplenter und Nöhle 2007
59
ZUCKERALKOHOLE (POLYOLE)
6
Speise­eis, feinen Backwaren und Konfitüren eingesetzt werden. Allerdings sind für
Poly­glycitolsirup anders als für die vorher
beschriebenen Zuckeralkohole vom Gesetzgeber Verwendungshöchstmengen festgesetzt worden.
ZUCKERALKOHOLE IN
DER ­ERNÄHRUNG
Nach dem Verzehr von Lebensmitteln mit
Zuckeralkoholen steigt der Blutzuckerspiegel weniger stark an als nach dem Verzehr
von Zucker: Zuckeralkohole haben keine
bzw. nur eine geringe Blutzuckerwirksamkeit. Sie wurden ursprünglich für Diabetiker
entwickelt. Lange galt für diese die Empfehlung, die Aufnahme von Zucker streng
zu kontrollieren oder Produkte mit Zuckeraustauschstoffen wie Zuckeralkoholen oder
Fruktose zu bevorzugen. Langjährige wisFrüher erhältliche Diabetikerprodukte
Foto: © aid, Peter Meyer
60
senschaftliche Forschung hat gezeigt, dass
Diabetiker keine besondere Diät halten
müssen, sondern sich an die Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung halten
sollten, die auch für Gesunde gelten (siehe
Seite 28). Spezielle Diabetiker-Lebens­
mittel mit der Kennzeichnung „für Diabetiker geeignet“ werden von der Deutschen
Gesellschaft für Ernährung (DGE) vor diesem Hintergrund als unnötig eingestuft.
Produkte mit dieser Kennzeichnung dürfen
schon seit Oktober 2012 nicht mehr in Verkehr gebracht werden, bereits produzierte
Ware kann aber bis zum Ablauf ihres Mindesthaltbarkeitsdatums noch abverkauft
werden.
Lebensmittel mit Zuckeralkoholen bieten
sich weiterhin für alle an, die sich zahnfreundlich ernähren und dabei auf Lutschbonbons, Kaugummis und Ähnliches nicht
verzichten wollen. Denn Zuckeralkohole­
sind zahnfreundlich. Sie sind gar nicht
6
ZUCKERALKOHOLE (POLYOLE)
Foto: © Andrey Zametalov/Fotolia.com
oder weitaus weniger kariogen (Karies hervorrufend) als Zucker oder andere vergärbare Kohlenhydrate, da die Plaquebakterien im Mund sie nicht oder nur in sehr geringem Umfang nutzen können (mehr dazu
siehe Kapitel „Süßes und Zahngesundheit“,
Seite 77 ff.).
Der Verzehr großer Mengen von Zucker­
alkoholen kann jedoch abführend wirken.
Gerade bei Kindern sollte man auch aus
diesem Grund auf die verzehrte Menge von
Süßigkeiten mit Zuckeralkoholen achten
und sie gegebenenfalls reduzieren.
Grundlegende Ursache für die abführende
Wirkung ist die verzögerte Aufnahme von
Zuckeralkoholen aus dem Magen-DarmTrakt in den Blutkreislauf. Sie gelangen so
auch in tiefere Darmabschnitte. Zucker­
alkohole wirken wasseranziehend, was zu
einem Wassereinstrom in den Dickdarm
führen kann und damit zu Durchfall. Außerdem werden Zuckeralkohole von den
dortigen Darmbakterien zu Gasen fermentiert und können dadurch individuell unterschiedlich ausgeprägte und empfundene
Blähungen verursachen. Das Lebensmittelrecht schreibt deshalb einen Hinweis auf
die abführende Wirkung auf den Produkten
vor (siehe Kapitel „Grundlegendes Wissen –
Kennzeichnung“, Seite 19).
In diesem Zusammenhang wird als Anhalts­
punkt oft ein Wert für die Verträglichkeit
von Zuckeralkoholen genannt: Der so genannte Toleranzwert für die Aufnahme
von Zuckeralkoholen gibt die Tagesdosis für
Erwachsene an, bei der in der Regel keine
Verdauungsprobleme auftreten (siehe Tabelle 3, Seite 59). Diese Dosis ist individuell
sehr verschieden. Bei Mengen bis zu
20 Gramm pro Tag gilt eine abführende
61
ZUCKERALKOHOLE (POLYOLE)
6
Wirkung als eher unwahrscheinlich. Werden
Wirkungen als störend empfundenen, sollte
die Aufnahmemenge reduziert werden. Die
Mengenangaben des Toleranzwertes beziehen sich auf eine über den Tag verteilte
Aufnahme. Bei regelmäßigem Verzehr tritt
unter Umständen ein Gewöhnungseffekt
ein, der diese Menge weiter relativieren
kann.
ZUCKERALKOHOLE IM HAUSHALT
Im Einzelhandel sind vorwiegend Sorbit und
Maltit als Pulver erhältlich, aber auch Mischungen von Zuckeralkoholen mit Süßstoffen (z. B. Sorbit mit Saccharin). Zuckeralkohole können synergistisch11 wirken und den
Geschmack der Süßstoffe abrunden.
Zuckeralkohole sind relativ stabil gegenüber Hitze. Allerdings findet in ihrer Anwesenheit keine Maillard-Reaktion (siehe dazu
Seite 29) statt, das bedeutet, beim Backen
entsteht keine Bräunung. Deshalb kann für
ein ansprechendes Backergebnis die Verwendung von reduzierenden Zuckern nötig
sein.
Zuckeralkohole sollten kühl und vor allem
trocken gelagert werden, da sie zum Teil
Feuchtigkeit anziehen. Die Hersteller geben
in der Regel ein Mindesthaltbarkeitsdatum
von drei Jahren an.
11 Die Kombination mehrerer Süßstoffe ist süßer als die Summe der Einzelkomponenten.
62
EINSATZ VON ZUCKERALKOHOLEN
IN HAUSHALT UND ERNÄHRUNGSINDUSTRIE
Unter Berücksichtigung der Toleranzgrenzen (siehe Seiten 59, 61) können Zucker­
alkohole im Haushalt genauso wie Zucker
verwendet werden. In der Lebensmittelherstellung dürfen Zuckeralkohole in festgelegten Lebensmitteln nach gesetzlicher
Vorgabe „quantum satis“ eingesetzt werden; das bedeutet ohne eine vorgegebene
Höchstmengenbeschränkung, aber allgemein die gute Herstellungspraxis achtend.
Eine Ausnahme stellt Polyglycitolsirup dar,
für den es konkrete Höchstmengenbeschränkungen gibt. Zuckeralkohole dürfen
so in brennwertverminderten oder ohne Zuckerzusatz hergestellten Lebensmitteln verwendet werden wie Desserts, Frühstücksgetreidekost, Speiseeis, Konfitüren, Obstund Gemüsezubereitungen, Süßwaren wie
Schokoladenprodukten und Bonbons, Kaugummi, Soßen, Senf und feinen Backwaren.
LEBENSMITTELRECHTLICHE
­BESTIMMUNGEN FÜR ZUCKER­
ALKOHOLE
Bei der Kennzeichnung von Zuckeralkoholen sind einige Besonderheiten zu beachten.
Sie sind nachzulesen im Kapitel „Grund­
legendes Wissen – Kennzeichnung“ auf
Seite 17 ff.
7
Süßstoffe sind Stoffe mit sehr hoher Süßkraft. Deshalb werden sie Lebensmitteln in
nur sehr kleinen Mengen (im Milligrammbereich) zugesetzt. Sie ersetzen in zuckerfreien oder -reduzierten Lebensmitteln zwar
die Süße des Zuckers, aber nicht die Masse.
Süßstoffe sind praktisch kalorienfrei. Sie
werden im menschlichen Körper insulinunabhängig verstoffwechselt und sind nicht
kariogen (Karies hervorrufend). Süßstoffe
gehören zu den Lebensmittelzusatzstoffen, deshalb sind ihnen E-Nummern zugeordnet. Die Verpackung muss entweder
die Bezeichnung des Zusatzstoffes und/
oder seine E-Nummer aufweisen. Süßstoffe
dürfen nur dann verwendet werden, wenn
sie ein vorgegebenes Zulassungsverfahren durchlaufen haben und unter anderem
ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit festgestellt wurde. Außerdem ist ihr Einsatz in
der Lebensmittelindustrie auf bestimmte
Lebensmittel begrenzt (siehe Tabelle 6, Seite 74/75). Für Säuglings- und Kleinkindnahrung dürfen Süßstoffe beispielsweise grundsätzlich nicht verwendet werden.
SÜSSSTOFFE
und bekanntester Süßstoff. Cyclamat wurde 1937 von den amerikanischen Wissenschaftlern Sveda und Audrieth zufällig auf
der Suche nach einem neuen fiebersenken­
den Mittel entdeckt. Seit 1963 ist es als
zweiter Süßstoff auf dem deutschen Markt
zugelassen.
Diese beiden „Klassiker“ erhielten in den
1960er Jahren durch die Entdeckungen von
Acesulfam K und Aspartam Konkurrenz. Die
beiden Wissenschaftler Clauß und Jensen
synthetisierten 1967 bei Studien zu neuen
Verbindungen erstmals zufällig eine Substanz, die zu einer ganz neuen Klasse süß
schmeckender Stoffe gehörte: das Acesulfam K. Neohesperidin DC wurde bereits
1963 durch die Forscher Horowitz und GenSüßstoffe als Streusüße oder Tabletten
GESCHICHTE DER SÜSSSTOFFE
Schon im Jahre 1855 beschrieb der Afrika­
bereisende Brite Danielli den besonders
süßen Geschmack der westafrikanischen
Katemfe-Frucht (Thaumatococcus daniellii).
Damals ahnte er nicht, dass man aus deren
Samenmantel später den Süßstoff Thaumatin gewinnen würde, der schließlich 1998
zugelassen wurde. Deshalb gilt bis heute
Saccharin, das bereits 1879 von dem Chemiker Fahlberg entdeckt wurde, als ­ältester
Foto: © aid, Peter Meyer
63
SÜSSSTOFFE
7
tili in Zitrusfrüchten entdeckt, kam dann
in Europa allerdings nur zögernd nach der
Verabschiedung der EU-Süßungsmittelrichtlinie von 1994 auf den Markt. Fry und Van
Soolingen entwickelten im Jahre 1995 einen Prozess zur Herstellung von AspartamAcesulfam. Zusammen mit Sucralose, dem
Produkt aus einem englischen Forschungsprojekt in den 1970ern, wurde AspartamAcesulfamsalz mit einer Änderungsrichtlinie
2004 in der EU zugelassen.
Als Süßstoff mit sehr hoher Süßkraft entstand Neotam 1991 in Frankreich durch
chemische Modifikation von Aspartam
und kam 2010 in der EU auf den Markt.
Der jüngste Zugang unter den Süßstoffen
hat schon vor seiner EU-Zulassung im Jahr
2011 viel Aufsehen erregt: die so genannten Steviolglycoside (auch kurz als „Stevia“
bezeichnet), die aus den Blättern einer südamerikanischen Pflanze namens Stevia rebaudiana gewonnen werden.
WARENKUNDE SÜSSSTOFFE
Aufgrund ihrer fehlenden Masse können
Süßstoffe nicht genauso eingesetzt werden
wie Zucker. Für ihre Süßkraft werden oft
Spannen angegeben, da sie meist abhängig
von dem jeweils gesüßten Lebensmittel ist.
Einige Süßstoffe weisen in höheren Konzentrationen einen Eigengeschmack auf, der
meist nicht erwünscht ist. Mischungen verschiedener Süßstoffe können dann den Geschmack verbessern und ihn dem von Haushaltszucker stärker annähern. In Mischungen wirken einige Süßstoffe außerdem
64
synergistisch: Das heißt, die Kombination
mehrerer Süßstoffe ist süßer als die Summe
der Einzelkomponenten.
In der EU zugelassene Süßstoffe
In der EU ist seit 2003 die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit)
die für die Zulassung von Zusatzstoffen zuständige Behörde, beraten durch das Wissenschaftliche Gremium für Lebensmittelzusatzstoffe und Lebensmitteln zugesetzte
Nährstoffquellen (ANS-Panel). Unter Berücksichtigung aller Untersuchungsergebnisse und Studien für Süßstoffe haben diese
internationalen Gremien so genannte ADIWerte (Acceptable Daily Intake, akzeptable
tägliche Aufnahmemenge) für zugelassene
Süßstoffe festgesetzt. Dieser Wert gibt die
Menge pro Kilogramm Körpergewicht an,
die ein ganzes Leben lang täglich ohne Risi­
ko mit der Nahrung aufgenommen werden kann. Tabelle 4 auf Seite 65 gibt eine
Übersicht darüber, wie hoch die ADI-Werte
jeweils sind und wie hoch demzufolge der
tägliche Süßstoffverbrauch beispielsweise
bei einer Frau mit 60 Kilogramm Körpergewicht sein dürfte. ADI-Werte werden bei
Bedarf kontrolliert und angepasst. Derzeit
werden bis 2020 a­ lle bereits vor dem 20.
Januar 2009 in der EU zugelassenen Zusatzstoffe erneut auf i­hre Sicherheit überprüft.
❚ Acesulfam K
Acesulfam K trägt als Zusatz den Buchstaben K als Hinweis darauf, dass es ausschließlich als Kalium-Salz eingesetzt wird.
7
ADI-WERTE FÜR SÜSSSTOFFE
Süßstoff
ADI-Wert
Bei 60 kg Körpergewicht
Acesulfam K
E 950
0–9 mg/kg
0–540 mg
Aspartam
E 951
0–40 mg/kg
0–2.400 mg
Cyclamat
E 952
0–7 mg/kg
0–420 mg
Neohesperidin DC
E 959
0–5 mg/kg
0–300 mg
Neotam
E 961
0–2 mg/kg
0–120 mg
Saccharin
E 954
0–5 mg/kg
0–300 mg
Sucralose
E 955
0–15 mg/kg
0–900 mg
Steviolglycoside
E 960
0–4 mg/kg
0–240 mg
Thaumatin
E 957
unbegrenzt
SÜSSSTOFFE
TABELLE 4:
Quellen: EFSA (European Food Safety Authority); SCF (Scientific Committee on Food)
Es ist etwa 200-mal süßer als Zucker. Acesulfam K wirkt mit einigen Süßstoffen synergistisch und wird häufig in Kombination
mit Aspartam in Lebensmitteln eingesetzt.
Acesulfam K ist lagerfähig und hitzebeständig. Es kann daher auch zum Kochen und
Backen verwendet werden. Meist wird es
in Mischungen mit anderen Süßstoffen verwendet. Acesulfam K wird nicht verstoffwechselt und mit dem Urin unverändert
wieder ausgeschieden.
❚Aspartam
Aspartam besteht aus zwei miteinander
verbundenen Aminosäuren (Eiweißbausteinen): Asparaginsäure und Phenylalanin. Die
Süßkraft von Aspartam ist etwa 200-mal
höher als die des Haushaltszuckers. Der Geschmack ist zuckerähnlich; zudem verstärkt
und intensiviert Aspartam Aromen, beson-
ders Fruchtaromen. Es ist allerdings nicht
koch- und backfest.
Aspartam wird im menschlichen Körper in
seine Bestandteile aufgespalten. Personen,
die an der seltenen Stoffwechselkrankheit
INDIKATOREN FÜR DIE WASSERGÜTE
Es ist davon auszugehen, dass stabile Süßstoffe, die der menschliche Körper unverändert wieder ausscheidet, in das kommunale Abwasser gelangen. Acesulfam K wird
(neben Sucralose) bei der normalen Abwasserreinigung unvollständig entfernt und
ist daher in sehr geringen, nicht Besorgnis
erregenden Konzentrationen in Oberflächenwässern, Grundwässern und auch
Trinkwässern nachweisbar. Insbesondere
Acesulfam K wird daher als Indikator für
die Wassergüte – auch für die Mineralwassergüte – herangezogen.
65
SÜSSSTOFFE
7
Phenylketonurie leiden, dürfen Aspartam
nicht verwenden, da sie den darin enthaltenen Eiweißbaustein Phenylalanin nicht verstoffwechseln können. Deshalb besteht eine
Kennzeichnungspflicht dafür auf der Verpackung (siehe Kapitel „Grundlegendes Wissen – Kennzeichnung“, Seite 19). Aspartam
hat wegen seiner Eiweißbestandteile einen
geringen Energiewert von 4 Kilokalorien
pro Gramm. Aufgrund seiner intensiven
Süßkraft sind die benötigten Mengen aber
so gering, dass Aspartam als praktisch kalorienfreies Süßungsmittel betrachtet wird.
❚Aspartam-Acesulfamsalz
Das Salz der beiden kombinierten Süßstoffe
Aspartam und Acesulfam K hat eine etwa
350-mal höhere Süßkraft als Zucker und besteht zu etwa zwei Teilen aus Aspartam und
zu einem Teil aus Acesulfam K. Die Süßkraft
ist damit deutlich höher als bei einzelner
Verwendung beider Süßstoffe, das heißt, ihre synergistische Wirkung wird so genutzt.
Palette von Süßstoff-Produkten
Foto: © Perschke à table
66
Als trockenes Pulver ist das Salz sehr stabil
(stabiler als Aspartam allein) und kann daher gut für Tafelsüßen und Trockenprodukte
verwendet werden. Da es die Süße langsam
abgibt, eignet es sich außerdem besonders
für zuckerfreie Kaugummis. Für AspartamAcesulfamsalz wurde kein eigener ADI-Wert
(siehe Tabelle 4, Seite 65) festgelegt, da
die Höchstmengen durch die bestehenden
ADI-Werte für Aspartam und Acesulfam K
bereits beschrieben sind. Im menschlichen
Körper wird der aufgespaltene Süßstoff entsprechend den Einzelsubstanzen behandelt:
Acesulfam K wird unverändert über die
Niere ausgeschieden und Aspartam wird
verstoffwechselt.
❚Cyclamat
Vor allem die Natrium- und Kalziumverbindungen der Cyclohexylsulfaminsäure finden
unter der Bezeichnung Cyclamat Anwendung als Süßstoffe. Mit einer etwa 30- bis
40-fachen Süßkraft im Vergleich zu Haus-
7
SÜSSSTOFFE
haltszucker hat Cyclamat von den in der
EU zugelassenen Süßstoffen die geringste
Süßintensität. Es findet aber aufgrund seiner guten Stabilität und Hitzebeständigkeit trotzdem eine breite Anwendung in
Lebensmitteln und Getränken, besonders
in Verbindung mit Saccharin (synergistische
Wirkung). Cyclamat wird von den meisten
Menschen nicht verstoffwechselt und verlässt den Organismus meist unverändert.
❚ Neohesperidin DC
Neohesperidin Dihydrochalkon (= kürzer
Neohesperidin DC) wird aus den Schalen
der Bitterorange (Citrus aurantium) oder
Grapefruit (Citrus paradisii) gewonnen.
Es hat eine 1.000- bis 1.800-mal höhere
Süßkraft als Zucker und kann bittere Geschmacksnoten unterdrücken. Deshalb eignet es sich besonders gut, um Arzneimittel
besser „einnehmbar“ zu machen. Als Einzelsüßstoff hat es in höheren Konzentrationen
einen anhaltenden lakritz- oder mentholartigen Nachgeschmack. In Kombination
mit anderen Süßstoffen zeigt es wiederum
sehr gute Geschmackseigenschaften. Neo­
hesperidin DC hat einen Brennwert von
2 Kilokalorien pro Gramm, der aufgrund
der geringen Verzehrmengen aber vernachlässigbar ist. Der Süßstoff wird nur in
unbedeutenden Mengen durch den Darm
aufgenommen und dann wie natürlich vorkommende Flavonoide (das ist eine Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe, zu denen der
Ausgangsstoff Neohesperidin gehört) verstoffwechselt.
Bitterorangen am Baum
Foto: © Carola Schubbel/Fotolia.com
❚Neotam
Die Basis des Süßstoffs Neotam besteht wie
bei Aspartam – von dem es chemisch abgeleitet ist – aus zwei Aminosäuren (= Eiweißbausteinen). Neotam ist sehr viel süßer als
Aspartam und außerdem hitzebeständiger.
Der Geschmack ist lang anhaltend und sehr
zuckerähnlich, aber 7.000- bis 13.000-mal
süßer als Haushaltszucker. Es liefert keine
Kalorien. Daneben verstärkt und intensiviert
Neotam in geringer Konzentration Aromen,
insbesondere von Früchten, Vanille und
Minze. In den menschlichen Körper aufgenommenes Neotam wird leicht verändert
über Nieren und Darm wieder ausgeschieden.
67
SÜSSSTOFFE
7
❚Saccharin
Der älteste Süßstoff auf dem deutschen
Markt, das Saccharin, ist etwa 300- bis 500mal süßer als Zucker. Es wird heute hauptsächlich als besser löslicheres Natrium-Saccharin eingesetzt. Saccharin ist sehr stabil,
hitze- und gefrierbeständig und bewahrt
auch in wässrigen und säurehaltigen Produkten (z. B. Limonaden) seine Süße. Bei
der sensorischen Beschreibung von Saccharin wird häufig von einem bitter-metallischen Nachgeschmack berichtet. Dieser tritt
jedoch bei der Mischung von Saccharin mit
anderen Süßstoffen nicht mehr auf. Saccharin-Cyclamat-Mischungen bieten eine deutlich höhere Süßkraft und verringern
die geschmacklichen Nachteile der Einzelkomponenten. Die Mischung von Cyclamat
und Saccharin im Verhältnis 10 : 1 ist aufgrund des starken Synergismus der beiden
Süßstoffe 100-mal süßer als Haushaltszucker. Daher bieten einige Hersteller diese
­Mischung als Tafelsüßen an.
Saccharin wird durch den Menschen nicht
verstoffwechselt und unverändert über die
Nieren und zu einem geringen Teil über den
Darm wieder ausgeschieden. Deshalb liefert
es keine Energie.
durch die Bindung der Süßstoffe an Glukose
(Traubenzucker) bedingt. Vereinfacht wird
für diese Süßstoffe (Gruppe der Steviolglycoside) oft die Bezeichnung „Stevia“ verwendet. Diese Gleichsetzung ist aber wegen
des komplexen Herstellungsprozesses nicht
korrekt. Stevia ist ein botanischer Begriff
und verweist auf die Pflanzengattung. Die
subtropische Pflanze aus der Familie der
Korbblütler kommt ursprünglich aus Südamerika. Ihre getrockneten Blätter sind etwa 20- bis 30-mal süßer als Zucker. In den
Herkunftsländern wird aus ganzen Blättern
z. B. ein Aufguss – ähnlich wie Tee – zubereitet. Diese Lösung kann auch zum Süßen
genutzt werden.
Der Süßstoff Steviolglycoside wird durch
ein komplexes chemisches Verfahren aus
den Blättern gewonnen (Trocknung, Extraktion, Fällung, Entfärbung, Ionenaustausch
und mehrmalige Kristallisierung). Das ProSteviapflanze
❚Steviolglycoside
Die Blätter der Pflanze Stevia rebaudiana
(auch Süßkraut oder Honigkraut genannt)
enthalten eine süß schmeckende Stoffgruppe, die unter dem Oberbegriff Steviolglycoside zusammengefasst wird und durch chemische Verfahrensschritte daraus gewonnen
werden kann. Die Bezeichnung Glycoside ist
Foto: © womue/Fotolia.com
68
7
Steviolglycoside sind backfest und praktisch
kalorienfrei. Ihr Geschmack ist von der Zusammensetzung der Steviolglycoside abhängig, in hohen Konzentrationen kann er leicht
bitter-lakritzartig sein. Die Herstellungsverfahren für Steviolglycoside differieren ebenso wie die Rezepturen der Hersteller und
so ist der Geschmack des auf dem Markt
angebotenen Süßstoffes oft unterschiedlich.
Auch harmonisiert er nicht unbedingt mit
jedem Getränk und Lebensmittel gleichermaßen gut.
Steviolglycoside werden im Dickdarm durch
Darmbakterien in Zucker und Steviol gespalten. Das Steviol wird aufgenommen, in
der Leber an Glucuronsäure gebunden, wodurch es wasserlöslich wird, und kann dann
über die Niere zum größten Teil wieder
ausgeschieden werden. Der Zucker wird
von den Darmbakterien verstoffwechselt.
SÜSSSTOFFE
dukt ist etwa 200- bis 300-mal süßer als
Haushaltszucker. Die Zusammensetzung
und das Geschmacksprofil der Süßstoffe
hängen vom Steviolglycosid-Gehalt und der
Zusammensetzung der Steviolglycoside der
Blätter ab. Die Unterschiede können dabei
beträchtlich sein. Vor Reinigung und Standardisierung zu den definierten Spezifikationen enthalten Steviolglycosid-Präparate­
gewöhnlich als Hauptkomponenten die
Glycoside Steviosid und Rebaudiosid A
in verschiedenen Mengen, zusammen mit
kleineren Mengen anderer Steviolglycoside
(Rebaudiosid B, C, D, E und F, Rubusosid,
Dulcosid A und Steviolbiosid). Nach gesetzlicher Anforderung muss die Reinheit mindestens 95 Prozent aus der Summe der vorgenannten Glycoside betragen und das Endprodukt mindestens zu 75 Prozent aus Steviosid und/oder Rebaudiosid A bestehen.
Der niedrige ADI-Wert von 0 bis 4 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht führt
dazu, dass viele Produkte wie Limonaden
mit Steviolglycosiden nur zum Teil gesüßt
werden können und andere Süßungsmittel
zugefügt werden müssen, um die Höchstmengen nicht zu überschreiten.
Seit Dezember 2011 ist die Verwendung
von Steviolglycosiden EU-weit mit oben
genannter Spezifikation zugelassen – lang
erwartet und begleitet von großer Medienresonanz.
Eine korrekte Kennzeichnung von Steviolglycosiden ist leider nicht selbstverständlich.
So kann eine Bewerbung von Produkten mit
Steviolglycosiden als „natürliche Süßstoffe“
womöglich in Verbindung mit Abbildungen
von frischen Steviablättern den Verbraucher
über die tatsächliche, recht aufwändige Gewinnung der Steviolglycoside irreführen: Er
nimmt so schnell an, dass die Blätter der
Pflanze quasi unverändert eingesetzt werden. Die Verwendung des Begriffes „Stevia“
und die Abbildung von Steviablättern auf
der Verpackung von Steviolglycosiden ist
deshalb in Deutschland gerichtlich untersagt worden.
Von der Zulassung der Steviolglycoside abzugrenzen ist die Verwendung der Pflanze
Stevia rebaudiana und ihrer Blätter, z. B.
in Teemischungen oder als einfache Extrakte, die nur mit physikalischen Verfahren hergestellt werden. Dies fällt unter die
„Novel-Food-Verordnung“, die Lebensmittel
umfasst, die vor Mai 1997 in nicht nennenswerter Menge für den menschlichen Ver69
SÜSSSTOFFE
7
Foto: © Perschke à table
Palette von Stevia-Produkten
zehr verwendet wurden. Die Zulassung von
Stevia als Novel Food ist bisher noch nicht
erfolgt (Stand Februar 2014).
❚Sucralose
Sucralose wird durch Ersatz von insgesamt
drei Hydroxylgruppen durch Chlorid aus
Saccharose (Haushaltszucker) hergestellt.
Die Süßkraft ist zirka 400- bis 800-mal höher als die von Haushaltszucker. Sucralose
zeichnet sich durch einen natürlichen Süßgeschmack, eine gute Wasserlöslichkeit und
hohe Stabilität aus. Sie ist daher auch zum
Backen und für saure Lebensmittel, wie
Fruchtaufstriche, geeignet.
Sucralose ist kalorienfrei. Sie wird unverändert über den Darm ausgeschieden, der
geringe, in den Körper aufgenommene Teil,
zusammen mit dem Urin.
70
❚Thaumatin
Thaumatin wird aus den Samenschalen­
der westafrikanischen Katemfe-Frucht
(Thaumatococcus daniellii) gewonnen. Es
besteht im Wesentlichen aus zwei natür­
lichen pflanzlichen Eiweißen (Thaumatin I
und Thaumatin II) und hat zusätzlich geschmacksverstärkende bzw. -abrundende Wirkung. Da seine Süßkraft 2.000- bis
3.000-mal höher ist als die von Haushaltszucker, kann es trotz seines Energiegehaltes
von 4 Kilokalorien pro Gramm als praktisch
energiefrei eingestuft werden. Die Süße
von Thaumatin wird verzögert wahrgenommen, bleibt dafür aber länger erhalten.
Höhere Konzentrationen lassen einen la­
kritzähnlichen Nachgeschmack zurück. Beim
Backen und Kochen verliert Thaumatin an
Süßkraft, allerdings ohne Beeinträchtigung
der geschmacksverstärkenden Wirkung.
Durch seine starke synergistische Wirkung
wird Thaumatin am günstigsten in Kombination mit anderen Süßstoffen eingesetzt.
7
In der EU nicht zugelassene
­Süßstoffe
❚Advantame
Advantame ist ein Süßstoff, der den bereits
zugelassenen Süßstoff Aspartam mit Vanillin, dem Hauptaromastoff der Vanillepflanze, kombiniert. Der so gewonnene Süßstoff
hat eine deutlich höhere Süßkraft als Aspartam und Haushaltszucker (bis zu 20.000-mal­
süßer), einen sehr zuckerähnlichen Geschmack und ist kalorienfrei. Außerdem
zeigt Advantame geschmacksverstärkende
Eigenschaften. In Australien und Neuseeland
ist Advantame bereits zugelassen. Die Herstellerfirma hat die Zulassung in den USA
und in der EU beantragt. Für die EU wird sie
im Sommer 2014 erwartet.
❚Alitam
Alitam wird unter anderem aus zwei Aminosäuren (Eiweißbausteinen) hergestellt.
Es ist etwa 2.000-mal süßer als Haushalts-
zucker und sein Geschmack ist diesem sehr
ähnlich. Außerdem gilt es als koch- und
backfest. Alitam ist bereits in einigen Ländern (Australien, Neuseeland, Mexiko und
China) zugelassen.
SÜSSSTOFFE
Thaumatin wird als sicher eingeschätzt; deshalb wurde für das Eiweiß kein ADI-Wert
festgelegt (siehe „Süßstoffe in der Ernährung“, Seite 71). Es unterliegt in der Lebensmittelherstellung jedoch Höchstmengenvorgaben (siehe Tabelle 6, Seite 74/75).
Aufgrund der geringen Ausbeute aus der
Katemfe-Frucht ist Thaumatin relativ hochpreisig. Thaumatin wird wie andere pflanzliche Eiweiße im menschlichen Körper vollständig verstoffwechselt.
SÜSSSTOFFE IN DER ERNÄHRUNG
Zu Süßstoffen gibt es häufig eine Reihe
von Vorurteilen und Halbwahrheiten, die
die Verbraucher verunsichern können. So
hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Süßstoffe Krebs erregend seien. Für die Zulassung als Zusatzstoff muss wie auf Seite
63 beschrieben ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit geprüft werden. So birgt die
Verwendung von Süßstoffen unterhalb der
ADI-Werte nach derzeitigem Kenntnisstand
kein Krebsrisiko. Bei Bedarf wird die Sicherheit von Süßstoffen erneut durch die EFSA
kontrolliert. Im Dezember 2013 veröffentlichte die EFSA beispielsweise eine vollständige Neubewertung von Aspartam, die die
Unbedenklichkeit des Süßstoffes bei den
üblichen Aufnahmemengen bestätigt.
Häufig wird auch behauptet, dass Süßstoffe in der Tierernährung als Masthilfsmittel eingesetzt werden. Tatsächlich finden
verschiedene Süßstoffe auch in der Tierernährung Verwendung. Dabei handelt es
sich jedoch nicht um Masthilfsmittel, die
die Aufnahme von Nährstoffen oder größeren Futtermengen fördern. Süßstoffe dürfen
lediglich in der Aufzucht von Ferkeln in der
Phase der Umstellung von süßer Muttermilch auf festes Futter eingesetzt werden,
das heißt im Alter von bis zu vier Monaten.
71
SÜSSSTOFFE
7
Die Süßstoffe sollen den Zusatz von Komponenten mit bitterem Geschmack maskieren und so die Tiere zur Aufnahme des festen Futters bewegen.
Auch bei menschlichen Arzneimitteln verwendet man die kalorienfreien Süßstoffe,­
um die Einnahme der Arzneistoffe geschmacklich angenehmer und zahnfreund­
licher zu gestalten.
Oft wird der Wert von Süßstoffen im Rahmen von Reduktionsdiäten angezweifelt
oder sogar behauptet, dass Süßstoffe dick
machen. Die Verwendung von Süßstoffen
macht nicht automatisch schlank, mit Süßstoffen gesüßte Lebensmittel sind auch
nicht zwangsläufig energiereduziert. Ist das
die Zielsetzung, lohnt sich bei Lebensmitteln
der Blick auf das Etikett bzw. die Nährwerttabelle. Ersetzt man z. B. bei Getränken, wie
Limonaden, Kaffee oder Tee, Zucker durch
Palette von Süßstoff-Produkten
Foto: © Perschke à table
72
Süßstoffe, können diese dazu beitragen, die
Gesamtenergieaufnahme zu verringern.
Die Behauptung, Süßstoffe machen dick,
basiert auf der Annahme, dass durch den
süßen Geschmack der Süßstoffe Insulin
ausgeschüttet wird. Insulin bewirkt eine
Senkung des Blutzuckerspiegels und ruft
dadurch Appetit hervor, der zu größerer
Nahrungsaufnahme und so zu Gewichtszunahme führen kann. Wissenschaftliche Untersuchungen widerlegen die Theorie der
Insulinausschüttung durch Süßstoffe. Sie
beeinflussen den Blutzuckerspiegel nicht.
Süßstoffe wirken außerdem im Gegensatz
zu Zucker nicht kariogen (nicht Karies hervorrufend).
Wichtig bleibt auch bei Süßstoffen die Empfehlung, sie in Maßen zu verwenden. Denn
beim häufigen Verzehr sehr süßer Speisen
7
SÜSSSTOFFE IM HAUSHALT
Im Haushalt werden Süßstoffe in Form von
Tafelsüßen verwendet. Der Begriff Tafel­
süße umfasst nach gesetzlicher Vorgabe
„Zubereitungen zugelassener Süßungsmittel, die andere Lebensmittelzusatzstoffe
und/oder Lebensmittelzutaten enthalten
können“ und die als Ersatz für Zucker im
Haushalt verwendet werden. Das können
z. B. Mischungen von verschiedenen Süßstoffen, von Süßstoffen mit Zuckeralkoholen
und/oder mit Füllstoffen sein.
Zu unterscheiden sind dabei drei Formen
von Tafelsüßen: Flüssigsüßen, Tabletten
und Streusüßen (Pulverform). Mit Tabletten können heiße Flüssigkeiten gesüßt werden. Flüssigsüßen eignen sich beispielsweise für kalte Getränke, Desserts und selbstgemachte Konfitüre sowie zum Kochen und
Backen. Streusüßen sind am vielseitigsten
einsetzbar. Mit ihnen kann ebenfalls gekocht und gebacken werden oder auch frisches Obst bestreut werden. Die Packungshinweise der Hersteller geben im Zweifelsfall Hilfestellung.
Süßstoffe erreichen allerdings aufgrund
­ihrer geringen Masse – anders als Zucker­
alkohole – nicht die Bindewirkung und das
Volumen von Zucker. Wenn man in bestehenden Rezepten Zucker durch Süßstoff
e­ rsetzen möchte, sollten deshalb auch hierbei die Hinweise auf der Verpackung oder
in Broschüren beachtet werden oder bereits
erprobte Rezepte der Hersteller genutzt
werden.
SÜSSSTOFFE
bleibt die Reizschwelle für süß hoch und
aus ernährungswissenschaftlicher Sicht
ist es wünschenswert, diese Geschmacksschwelle herabzusetzen.
Süßstoffe sind trocken und kühl gelagert
etwa drei Jahre haltbar. Angebrochene
­Flaschen von flüssigem Süßstoff werden
am besten im Kühlschrank aufbewahrt.
DOSIERUNGSEMPFEHLUNGEN
FÜR SÜSSSTOFFE
Süßstoffe haben im Vergleich zu Zucker
eine 30- bis 13.000-mal höhere Süßkraft.
Eine Übersicht zur Süßkraft der einzelnen
Stoffe gibt die Tabelle 5.
TABELLE 5:
SÜSSKRAFT VERSCHIEDENER SÜSSSTOFFE
Süßstoffart
Süßkraftfaktor
Acesulfam K
200
Aspartam
200
Aspartam-Acesulfam-Salz
350
Cyclamat
30–40
Neohesperidin DC
1.000–1.800
Neotam
7.000–13.000
Saccharin
300–500
Steviolglycoside
200–300
Sucralose
400–800
Thaumatin
2.000–3.000
Quellen: Verordnung (EU) Nr. 231/2012; O’Donnell & Kearsley 2012
73
SÜSSSTOFFE
7
❚ Eine Süßstofftablette hat in der Regel
dieselbe Süßkraft wie ein Würfel bzw. ein
Teelöffel Zucker.
❚ Bei Flüssigsüßen erreicht man bereits
– abhängig vom Produkt – mit wenigen
Tropfen die Süßkraft eines Teelöffels Zucker (Packungshinweise und Dosierhilfen
beachten).
❚ Streusüßen lassen sich meist im Verhältnis 1 : 1 bezogen auf das Volumen verwenden, d. h., ein Teelöffel Streusüße
erzeugt dieselbe Süßkraft wie ein Tee­
löffel Zucker (weist allerdings nur etwa
10 Prozent der Energie auf).
Höchstmengen für den Einsatz
von Süßstoffen in Lebensmitteln
In der Lebensmittelindustrie werden die
verschiedenen Süßstoffe entsprechend ihrer
unterschiedlichen technologischen Eigen­
schaften eingesetzt. Nicht jeder Süßstoff
eignet sich gleichermaßen für die zahl­rei­
chen Lebensmittelzubereitungen. Für den
Einsatz von Süßstoffen in Lebensmitteln gelten gesetzlich festgelegte Höchstmengen.
Diese sollen sicherstellen, dass bei üblichen
Verzehrmengen der ADI-Wert der Süßstoffe
nicht überschritten wird. Tabelle 6 benennt
diese Höchstmengen für unterschiedliche
Lebensmittelkategorien.
TABELLE 6:
HÖCHSTMENGEN FÜR DEN EINSATZ VON SÜSSSTOFFEN IN LEBENSMITTELN1
(Angaben in Milligramm pro Kilogramm bzw. Liter Lebensmittel)
Lebensmittelkategorie (Auswahl)1
Acesulfam K
Aspartam
AspartamAcesulfam-Salz3
aromatisierte fermentierte Milchprodukte
350
1.000
350
Speiseeis
800
800
800
Obst- und Gemüsekonserven
350
1.000
350
1.000
1.000
1.000
Kakao- und Schokoladeprodukte
500
2.000
500
sonstige Süßwaren ohne Zuckerzusatz
500
1.000
500
Konfitüren, Gelees, Marmeladen und Maronenkrem
zuckerfreier Kaugummi
2.000
5.500
2.000
Frühstücksgetreidekost4
1.200
1.000
1.000
feine Backwaren für besondere Ernährungszwecke
1.000
1.700
1.000
Suppen und Brühen
110
110
110
aromatisierte Getränke
350
600
350
– nicht zugelassen für diese Lebensmittelkategorie
1 nur für brennwertverminderte oder ohne Zuckerzusatz hergestellte Lebensmittel
2 nur als Geschmacksverstärker
74
7
SÜSSSTOFFE
Foto: © aid, Peter Meyer
Cyclamat
Neohesperidin DC
Neotam
Saccharin
Sucralose
Steviolglycoside
Thaumatin
250
50
32
100
400
100
52
–
50
26
100
320
200
50
1.000
50
32
200
400
–
–
1.000
50
32
200
400
200
–
–
100
65
500
800
270
50
–
100
32
500
1.000
350
50
–
400
250
1.200
3.000
3.300
50
–
50
32
100
400
330
–
1.600
150
55
170
700
–
–
–
50
5
110
45
40
–
250
30
20
80
300
80
0,52
3 Die Verwendungshöchstmengen werden von den Verwendungshöchstmengen der Bestandteile Aspartam und Acesulfam K abgeleitet.
Bei der Verwendung von Aspartam-Acesulfamsalz allein oder gemeinsam mit Aspartam oder Acesulfam K dürfen die für Aspartam oder
Acesulfam K vorgeschriebenen Höchstmengen nicht überschritten werden.
4 mit Faseranteil mehr als 15 % und Kleieanteil mind. 20 %
Quellen: Verordnung (EU) Nr. 1129/2011 und Verordnung (EU) Nr. 1131/2011
75
SÜSSSTOFFE
7
LEBENSMITTELRECHTLICHE
­BESTIMMUNGEN FÜR SÜSSSTOFFE
Bei der Kennzeichnung von Süßstoffen sind
einige Besonderheiten zu beachten. Sie sind
nachzulesen im Kapitel „Grundlegendes
Wissen – Kennzeichnung“ auf Seite 19.
Viele Produkte mit Süßstoffen werden mit
den Aussagen „energiearm“, „energiereduziert“ oder „leicht“ beworben. Definiert
werden diese Begriffe in der Verordnung
über nährwert- und gesundheitsbezo­
gene Angaben über Lebensmittel12:
Ein Produkt darf „energiearm“ genannt
werden, wenn es als festes Lebensmittel­
nicht mehr als 40 Kilokalorien pro
100 Gramm oder als flüssiges Lebensmittel nicht mehr als 20 Kilokalorien pro
100 Milliliter enthält.
Foto: © aid, Peter Meyer
76
Als „energiereduziert“ (oder „brennwertvermindert“, „kalorienreduziert“ oder ähnlich) darf ein Lebensmittel bezeichnet werden, wenn sein Brennwert um mindestens
30 Prozent reduziert ist. Zusätzlich muss die
Eigenschaft genannt werden, die zur Reduzierung des Gesamtbrennwerts führt.
Der Begriff „leicht (light)“ muss dieselben
Bedingungen erfüllen wie die Bezeichnung
„reduziert“. Außerdem muss darauf hingewiesen werden, was das Produkt „leicht“
macht.
Begriffe wie „zuckerfrei“ sind im Kapitel
­ ucker definiert (siehe Seite 31).
Z
12 Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 des Europäischen Parlaments und des
Rates vom 20. Dezember 2006 über nährwert- und gesundheitsbezogene
Angaben über Lebensmittel
8
SÜSSES UND ZAHNGESUNDHEIT
Zahnkaries ist eine ernährungsmitbedingte
Erkrankung der Zähne, die durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren entsteht. Verursacht wird Karies durch Bakterien, die sich in der Mundhöhle befinden
und sich im Zahnbelag (Biofilm, Plaque)
anreichern können. Vergärbare Kohlenhydrate, wie Zucker oder Stärke, dienen diesen Mikroorganismen als Energielieferanten. Durch den Abbau der Kohlenhydrate
zu organischen Säuren sinkt der pH-Wert
in der Plaque und im Speichel. Bei ausreichender Einwirkdauer ist die Folge eine Herauslösung von Mineralien aus dem
Zahnschmelz: Karies kann entstehen. Die
Entwicklung von Karies hängt dabei von
der Dauer und Intensität der Säureeinwirkung ab. Mittlerweile weiß man, dass nicht
die aufgenommene Zuckermenge entscheidend ist, sondern eher eine Beziehung zwischen der Häufigkeit des Verzehrs von
Zucker und anderen vergärbaren Kohlenhydraten und Karies besteht. Eine höhere
Verzehrfrequenz bedeutet mehr Herauslösen von Mineralien und weniger Remineralisation durch den Speichel.
Auch die Beschaffenheit der Lebensmittel – ob sie klebrig, mehlig, dickflüssig
sind – ist ein entscheidender Faktor, weil
dies die Verweildauer im Mund verlängert.
Am stärksten wird die Kariesbildung gefördert, wenn kohlenhydrathaltige, klebrige
Lebensmittel über den Tag verteilt – ohne
anschließende Zahnpflege – gegessen oder
getrunken werden und lange an den Zähnen haften, z. B. Dauerlutscher, Karamellbonbons, klebriges Konfekt, kohlenhydrathaltige Snacks, Müsli und Ähnliches. Aber
auch Limonaden und Fruchtsäfte, die die
Mit dem „Zahnmännchen“ werden Süßigkeiten,
K­ augummi, Getränke sowie Hustensäfte ausgezeichnet, die garantiert wissenschaftlich getestet sind und
­nachweislich weder Karies noch sonstige Säureschäden
an der Zahnoberfläche (Erosionen) verursachen.
Zähne umspülen, können das Kariesrisiko
begünstigen. Kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel, die zwischen den Mahlzeiten
verzehrt werden, wirken wesentlich stärker
kariogen (Karies hervorrufend) als die gleiche Menge Zucker, die zu den Mahlzeiten
aufgenommen wird, wenn sofort nach dem
jeweiligen Essen die Zähne geputzt werden. Manchmal kann es aber sinnvoll sein,
nach dem Verzehr saurer Speisen und/oder
Getränke die Zähne nicht direkt zu putzen.
Da die Säure den Zahnschmelz angreift,
kann es durch den mechanischen Reiz zu
unerwünschten Erosionsschäden (Verlust
von Zahnschmelz) kommen. Der Zahnarzt
kann feststellen, ob individuell hierfür ein
erhöhtes Risiko besteht.
Unter Zucker wird im Allgemeinen nur
der Haushaltszucker verstanden. Aber auch
andere vergärbare Kohlenhydrate wie
Frucht- und Traubenzucker, Honig, Dick­
säfte, Sirupe oder Kohlenhydrate aus Früchten, an den Zähnen klebende erhitzte­stärkehaltigen Snacks oder Müsli haben annähernd die gleiche kariesfördernde Wirkung
wie Haushaltszucker. Zuckeralko­hole wie
77
SÜSSES UND ZAHNGESUNDHEIT
8
Erythrit, Isomalt, Laktit, Maltit, Mannit,
Sorbit und Xylit sind dagegen nicht kariogen. Auch Isomaltulose, die zu den ­Zuckern
gehört, ist nicht kariogen. Süßstoffe wie
Saccharin, Cyclamat, Aspartam und Acesulfam K verursachen ebenfalls keine Karies.
Sie enthalten darüber hinaus keine Kalorien.
Die Entwicklung von Karies hängt nicht nur
von der zahngesunden Ernährung ab, sondern auch von anderen Faktoren. Entscheidend für die Kariesvorbeugung ist zum einen die regelmäßige, gründliche Zahnpflege und die Kontrolle durch den Zahnarzt,
zum anderen auch die Stärkung der Zähne
gegen Säureangriffe durch die Verwendung
von fluoridhaltiger Zahnpasta und entsprechendem Speisesalz.
Foto: © istock.com/egal
78
TIPPS ZUR KARIESVORBEUGUNG
❚ Regelmäßige, gründliche Zahnreinigung
nach jeder Hauptmahlzeit und nach jeder
kohlenhydrathaltigen Zwischenmahlzeit.
❚ Falls nach einer Zwischenmahlzeit keine
Zahnreinigung möglich ist, kann notfalls
ein zuckerfreier Zahnpflege-Kaugummi
helfen oder das Ausspülen des Mundes
mit Wasser; beides verringert den Säureanstieg in der Mundhöhle.
❚ Süßigkeiten nicht zwischen den Mahl­
zeiten verzehren, ohne sofort danach die
Zähne gründlich zu reinigen.
❚ Zuckerfreie Süßigkeiten bevorzugen,
z. B. Kaugummis und Bonbons mit
­Zuckeralkoholen.
9
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN
UND INTERNET-ADRESSEN
FACHBÜCHER
Verordnungen
❚ Der Brockhaus Ernährung:
Gesund essen, bewusst leben
4. Auflage, Brockhaus GmbH Mannheim,
2011
❚ http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/
LexUriServ.do?uri=OJ:L:2011:304:0018:
0063:DE:PDF
Verordnung (EU) Nr. 1169/2011 des
Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Oktober 2011 betreffend
die Information der Verbraucher über
Lebensmittel […]
❚ H.-D. Belitz, W. Grosch, P. Schieberle:
Lehrbuch der Lebensmittelchemie
Springer Verlag Berlin, 2008
❚ R. Heiss (Hrsg.):
Lebensmitteltechnologie
Springer Verlag Berlin, 2003
❚ L. O´Brian Nabors:
Alternative Sweeteners
CRC Press London New York, 2012
❚ K. Rosenplenter, U. Nöhle:
Handbuch Süßungsmittel
Behr´s Verlag 2007
INTERNET-ADRESSEN
❚ www.aid.de
❚ www.was-wir-essen.de
❚ www.oekolandbau.de
❚ http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/
LexUriServ.do?uri=OJ:L:2007:012:0003:
0018:DE:PDF
Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 des
Europäischen Parlaments und des Rates über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel
❚ http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/
LexUriServ.do?uri=OJ:L:2008:354:0016:
0033:de:PDF
Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 des
Europäischen Parlaments und des
­Rates vom 16. Dezember 2008 über
Lebensmittelzusatzstoffe
❚ http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/
LexUriServ.do?uri=OJ:L:2011:295:0001:
0177:DE:PDF
Verordnung (EU) Nr. 1129/2011 der
Kommission vom 11. November 2011
zur Änderung des Anhangs II der Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates
im Hinblick auf eine Liste der Lebensmittelzusatzstoffe der Europäischen
Union
79
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN UND INTERNET-ADRESSEN
9
Zucker
❚ www.deutscherimkerbund.de
❚ www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/zuckartv_2003/gesamt.pdf
Verordnung über einige zur mensch­
lichen Ernährung bestimmte Zuckerarten (Zuckerarten-Verordnung)
❚ www.ag-bienenforschung.de
Zuckeralkohole
❚ www.zuckerverbaende.de
❚ www.polyols-eu.com
Honig
❚ www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/honigv_2004/gesamt.pdf
Honigverordnung vom 16. Januar
2004
❚ www.bmelv.de/SharedDocs/Downloads/
Ernaehrung/Lebensmittelbuch/LeitsaetzeHonig.html
Neufassung der Leitsätze für Honig
Foto: © istock.com/38317
80
❚ www.honig-verband.de
❚ www.zusatzstoffe-online.de
Süßstoffe
❚ www.suessstoff-verband.de
❚ www.info-edulcorants.org/de
10
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Geschäftsführender Vorstand: Frau Dr. Margareta Büning-Fesel, eingetragen im Vereinsregister (Registernr. 2240) beim Amtsgericht Bonn
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Satz 1 BGB in Verbindung mit Artikel 246 § 3 EGBGB. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache. Der
Widerruf ist zu richten an:
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