Universität Rostock Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik Grundlagen der Schiffstheorie Prof. Dr.- Ing. Nikolai Kornev Rostock 2008 2 INHALTSVERZEICHNIS Abbildungsverzeichnis 7 Vorwort 9 1. Grundlagen der Potentialströmungen 1.1 Einführung 1.2 Mathematische Problemstellung 1.3 Stromfunktion 1.4 Benutzung der komplexen Variablen in der Potentialtheorie 1.5 Einfache ebene Potentialströmungen 1.5.1 2D Parallelanströmung 1.5.2 2D Quelle und Senke 1.5.3 2D Wirbel (Punktwirbel) 1.5.4 2D Dipol 1.5.5 2D Quellenschicht 1.5.6 2D Wirbelschicht 1.6 Potentialumströmung eines Zylinders ohne Zirkulation 1.7 Potentialumströmung eines Zylinders mit Zirkulation 1.8 Paradoxon nach d’Alambert. Theorem von Joukowski 1.9 Räumliche Potentialströmungen 1.9.1 Parallelanströmung 1.9.2 3D Quelle und Senke 1.9.3 3D Quellenschicht 1.9.4 3D Dipol Übungen 11 11 13 15 16 17 17 17 19 20 21 22 23 25 26 28 28 28 29 29 30 2. Potentialumströmung der Körper 2.1 Potentialumströmung eines schlanken symmetrischen Körpers 2.2 Umströmung beliebiger Körper Übungen 31 31 33 37 3. Hydrodynamische Trägheitskräfte 3.1 Hydrodynamische Masse 3.2 Allgemeine hydrodynamische Massen. Kinetische Energie. 3.3 Verwendung hydrodynamischer Massen bei der Bewegungsberechnung 3.4 Ermittlung der hydrodynamischen Massen Übungen 39 39 41 47 49 49 4. Wirbelbehaftete Strömungen 4.1 Wirbellinie, Wirbelrohr und Zirkulation 4.2 Induzierte Geschwindigkeiten 51 51 52 3 4.3 Wirbelschichten 4.4 Theorem von Joukowski für einen elementaren Wirbelabschnitt Übungen 54 57 57 5. Flügeltheorie 5.1 Flügelgeometrie 5.2 Hydrodynamische Parameter der Flügel 5.3 Physik der Flügelumströmung 5.4 Joukowski – Kutta Abflussbedingung 5.4.1 2D Fall 5.4.2 3D Fall 5.5 Induzierter Widerstand 5.6 Saugkraft 5.7 Widerstand des Flügels 5.8 Berechnung der Profilumströmung 5.8.1 Methode der konformen Abbildung 5.8.2 2D Paneelmethode 5.9 Lineare Wirbeltheorien des Flügels 5.9.1 Traglinientheorie 5.9.2 Tragflächentheorie des Flügels 5.10 Empirische Formel für Auftriebskraft und Trimmmoment 5.11 Nichtlineare Wirbeltheorie 5.11.1 Ansatz von Betz 5.11.2 Nichtlineare Tragflächentheorie Übungen 59 59 62 65 72 73 75 78 79 80 81 81 85 87 88 93 100 100 100 101 105 6. Oberflächenwellen 6.1 Wellenparameter 6.2 Mathematische Problemstellung 6.3 Harmonisch fortschreitende Welle kleiner Amplitude 6.4 Energie der harmonischen fortschreitenden Welle kleiner Amplitude 6.5 Gruppengeschwindigkeit und Energiestrom 6.6 Erzwungene Wellen bei der Bewegung punktförmiger Druckimpulsströmungen an der Wasseroberfläche 6.7 Berechnung des Wellenwiderstandes mit Paneelmethoden Übungen 107 107 109 112 114 116 119 122 125 7. Strömungen mit Reibung Einführung 7.1 7.2 Hauptbegriffe der Grenzschichttheorie 7.3 Physik der Strömung in der Grenzschicht 7.4 Gleichungen der Grenzschichttheorie 7.5 Grenzschicht auf einer Platte 7.6 Einfluss der Rauhigkeit 127 127 128 129 132 135 138 4 7.7 Reibungsbedingter Widerstand Übungen 139 146 8. Gemittelten nach Reynolds Navier Stokes Gleichungen 8.1 Reynoldssche Mittelung 8.2 Reynoldssche Gleichungen 8.3 Schließungsansätze für Reynoldssche Spannungen 8.3.1 Algebraische Schließungsmodelle 8.3.2 Differentiale Schließungsmodelle Übungen 149 149 150 152 153 155 157 Literatur 159 5 6 ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abb. 1.1: Typische Zonen der Schiffsumströmung Abb. 1.2: Anziehungskräfte an vorbeifahrenden Schiffen Abb. 1.3: Randbedingungen an der freien Wasseroberfläche Abb. 1.4: Stromlinien neben der Quelle Abb. 1.5: Stromlinien neben dem Punktwirbel Abb. 1.6: Stromlinien neben dem Dipol Abb. 1.7: Geschwindigkeitsrelationen an der Quellenschicht Abb. 1.8: Geschwindigkeitsrelationen an der Wirbelschicht Abb. 1.9: Druckverteilung am Zylinder Abb. 2.1: Umströmung eines schlanken symmetrischen Körpers Abb. 2.2: Zur Herleitung der Integralgleichung (2.16) Abb. 2.3: Paneelnetz eines Schiffes Abb. 3.1: Zur Herleitung der Formel für kinetische Energie der Flüssigkeit Abb. 3.2: Dimensionslose hydrodynamische Massen der Rotationsellipsoiden Abb. 4.1: Wirbelrohr Abb. 4.2: Zur Formel für die induzierte Geschwindigkeit Abb. 4.3: Geschwindigkeitsfeld neben der Wirbelschicht Abb. 4.4: Sprung der tangentialen Geschwindigkeit an der Platte Abb. 4.5: Wirbelschicht Abb. 4.6: Auftriebskraft an einem Wirbelabschnitt Abb. 4.7: Halbunendlicher Wirbelstrahl Abb. 5.1: Tragflügelschiff Abb. 5.2: Bodeneffektfahrzeug Abb. 5.3: Form von verschiedenen Flügeln Abb. 5.4: Typische Flügelprofile Abb. 5.5: Geometrische Parameter des Flügelsegmentes Abb. 5.6: Flügelklappen und Spoiler Abb. 5.7: Polardiagramm nach Lilienthal Abb. 5.8: Typische Druckverteilung Abb. 5.9: Profilumströmung ohne und mit Ablösung Abb. 5.10: Reynoldszahlabhängigkeit des Auftriebs Abb. 5.11: Wirbelsystem des Flügels Abb. 5.12: Visualisierung eines Randwirbels Abb. 5.13: Abhängigkeit des Auftriebs vom Anstellwinkels Abb. 5.14: Zur Erklärung der Entstehung der Zirkulation neben einem Profil Abb. 5.15: Einfluss der Wasseroberfläche auf die Auftriebskraft des Flügels Abb. 5.16: Einfluss der Bodennähe auf die Auftriebskraft des Flügels; Abb. 5.17: Spiegelungsmethode zur Modellierung des Wandeffektes Abb. 5.18: Zur Erklärung des Begriffs „zusammenhängendes Gebiet“ Abb. 5.19: Umströmung des Profils in Abhängigkeit von der Zirkulation Abb. 5.20: Zur Erklärung der Entstehung der Wirbelschleppe Abb. 5.21: Wirbelschema eines 3D Flügels. 7 11 12 14 18 19 21 22 23 24 31 34 37 42 50 51 53 55 56 56 57 58 59 60 61 61 62 62 64 65 66 67 68 69 70 70 71 71 72 73 74 76 77 Abb. 5.22: Zur Erklärung der Entstehung der induzierten Widerstandes Abb. 5.23: Saugkraft Abb. 5.24: Konforme Abbildung Abb. 5.25: Paneelmethode Abb. 5.26: Wirbelmodell eines Flügels Abb. 5.27: Aufteilung des Problems im Rahmen der linearen Flügeltheorie Abb. 5.28: Wirbelschema der linearen Tragflächentheorie Abb. 5.29: Wirbelgitterverfahren Abb. 5.30: Erklärung der Idee von A. Betz Abb. 5.31: Wirbelschema des nichtlinearen Wirbelgitterverfahrens Abb. 6.1: Skizze zur Formulierung der Wellentheorie Abb. 6.2: Geometrische Parameter der fortschreitenden Welle. Abb. 6.3: Wellengruppen Abb. 6.4: Wellensystem hinter einer Druckimpulsstörung Abb. 6.5: Schiffswellen von Kelvin Abb. 7.1: Unterteilung des Strömungsgebietes bei großen Reynoldszahlen Abb. 7.2: Zur Erklärung des Begriffs „Verdrängungsdicke“ Abb. 7.3: Grenzschichtevolution entlang des Schiffes Abb. 7.4: Zur Erklärung des Phänomens der Strömungsablösung Abb. 7.5: Evolution der Grenzschicht entlang eines Profils Abb. 7.6: Geschwindigkeitsverteilung innerhalb der turbulenten Grenzschicht Abb. 7.7: Widerstand einer Platte in Abhängigkeit von der Reynoldszahl. Abb. 7.8: Zur Erklärung der Entstehung des Druckwiderstandes Abb. 7.9: Abhängigkeit des Widerstandsbeiwertes von der Reynoldszahl Abb. 7.10: Formfaktor für aerodynamische Profile und Rotationskörper Abb. 7.11: Karmansche Wirbelstrasse nach dem Zylinder Abb. 7.12: Abhängigkeit des Widerstandsbeiwertes für den Zylinder Abb. 7.13: Abhängigkeit des Widerstandsbeiwertes für eine Kugel Abb. 7.14: Schematische Darstellung der Ablösung am Zylinder Abb. 7.15: Abhängigkeit des Widerstandes für einen Zylinder. Abb. 7.16: Bild zur Aufgabe 3 8 79 80 83 86 88 94 95 99 102 104 109 114 117 121 121 127 129 130 131 131 138 139 141 142 142 143 144 144 145 146 147 Vorwort Der Vorlesungskurs Schiffstheorie I wird vom Autor den Studenten der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik, die sich auf Schiffbau spezialisieren, gehalten. Der Kurs, der aus 14 Vorlesungen besteht, soll eine Erweiterung des Vorlesungskurses "Grundlagen der Strömungsmechanik" auf die schiffbauspezifischen Kapitel der Hydromechanik sein. Es wird vorausgesetzt, dass die Studenten am Kurs "Grundlagen der Strömungsmechanik" teilgenommen haben. Im Vorlesungskurs wird den potentialtheoretischen Ansätzen viel Aufmerksamkeit geschenkt. Trotz einer schnellen Entwicklung der numerischen Methoden zur Berechnung der reibungsbehafteten Strömungen, sind die potentialtheoretischen Methoden nach wie vor für angewandte Schiffshydromechanik von Bedeutung. Besonders wichtig sind diese Methoden für die Propellerhydrodynamik, bei der Ermittlung der Kräfte an Flügeln, für die Kraftdarstellung in der Schiffssteuerbarkeit und in den Schiffschwingungen sowie für die Abschätzung der Belastungen im Seegang. Die Grundlagen der Potentialtheorie werden im Kapitel 1 beschrieben. Analytische und numerische Methoden für die Berechnung der potentialen Schiffumströmung werden im Kapitel 2 betrachtet. Die Theorie der hydrodynamischen Massen steht im Fokus des Kapitels 3. Das Material dieses Kapitels bildet die Basis für das Herleiten der allgemeinen Schiffsbewegungsgleichungen im Vorlesungskurs Schiffstheorie II. Die Kenntnisse, die für das Verständnis der Wirbeltheorien von Bedeutung sind, werden im Kapitel 4 "Wirbelbehaftete Strömungen" vermittelt. Das Kapitel 5 wird der Physik der Flügelumströmung sowie den potentialtheoretischen Methoden zur Berechnung der Kräfte an Flügeln gewidmet. Die in diesem Kapitel vermittelten Kenntnisse sind für Steuerbarkeit und Propellertheorie von großer Bedeutung. Die Theorie der Oberflächenwellen und die auf Potentialtheorie basierende numerische Paneelmethode zur Ermittlung des Schiffswellenwiderstandes werden im Kapitel 6 betrachtet. Einen Einblick in die Physik der Schiffsumströmung bei großen Reynoldszahlen sowie eine Einführung in die Grenzschichttheorie werden im Kapitel 7 gegeben. Anschließend werden im Kapitel 8 die Grundlagen der modernen Methoden zur Berechnung der reibungsbehafteten Schiffsumströmungen vermittelt. Alle Kapitel des Vorlesungskurses sind mit den Aufgaben versehen, die für Übungen benutzt werden können. Der Autor bedankt sich bei den Rezensenten des Buches Herren Prof. Dr. Better Ould el Moctar (Universität Duisburg) und Dr. Vladimir Shigunov (Germanischer Lloyd) für die hilfreichen Bemerkungen, die zur wesentlichen Verbesserung des Buches beigetragen haben. Ein großer Dank für die editorielle Unterstützung und Herstellung des Buchlayouts geht auch an Herrn cand. Ing. Erik Stohr und Frau Diana Stever. Der Autor dankt den Kollegen 9 Herrn Prof. Dr. Robert Bronsart, Prof. Dr. Egon Hassel, Dr. Jürgen Nocke und Dr. Bert Buchholz für ihre freundliche und organisatorische Unterstützung bei der Veröffentlichung dieses Buches. Rostock, den 30. November 2008 Prof. Dr. habil. Nikolai Kornev 10 Grundlagen der Potentialströmungen 1. Grundlagen der Potentialströmungen 1.1 Einführung Die Potentialtheorie ist Basis für verschiedene Anwendungsbereiche im Schiffbau. So findet man sie zum Beispiel in der Flügel- (s. Kapitel 5) und klassischen Propellertheorie [8]. Des Weiteren dient sie der Ermittlung an das Schiff angreifender hydrodynamischer Trägheitskräfte, den so genannten hydrodynamischen Massen (s. Kapitel 3), der Bestimmung des Wellenwiderstandes (s. Kapitel 6) und der Belastungen im Seegang. Die Bedingung u 0 (Drehung in der Strömung ist gleich Null) ist Voraussetzung dafür, dass die Strömung als potential betrachtet wird. Die Potentialströmung kann nur in Strömungen ohne innere Reibung erfüllt werden, daher gilt sie nur für reibungslose Strömungen. Trotz dieser Einschränkung ist die Potentialtheorie im Schiffbau weit verbreitet. Allerdings sind die Ergebnisse nur im Gebiet I (siehe Abb.1.1) außerhalb der Grenzschicht (Zone II) und des Nachlaufs (Zone III) gültig, da hier der Zähigkeitseinfluss vernachlässigbar ist. Abbildung 1.1: Typische Zonen der Schiffsumströmung Ein typisches Beispiel, für die Berechnungsmöglichkeiten der Potentialtheorie sind die Anziehungskräfte zweier aneinander vorbeifahrenden Schiffen bei einem Überholmanöver (siehe Abb.1.2). 11 Grundlagen der Potentialströmungen Abbildung 1.2: Anziehungskräfte an vorbeifahrenden Schiffen beim Überholmanöver Die Geschwindigkeit kann bei der Bedingung u 0 als Gradient einer Skalarfunktion dargestellt werden: u grad Im kartesischen Koordinatensystem lautet die Formel (1.1): ux ; uy ; uz x y z . (1.1) (1.2) Im zylindrischen Koordinatensystem sind die folgenden Formeln gültig: ur 1 ; u ; uz . r r z Die Geschwindigkeitskomponente un in einer beliebigen Richtung n wird durch die Ableitung des Potentials nach n ermittelt: un n Die Skalarfunktion ( x, y, z ) nennt man das Geschwindigkeitspotential oder kurz das Potential mit der Einheit [m2/s]. Der größte Vorteil der Einführung des Potentials besteht darin, dass statt drei unbekannten Funktionen u x ( x, y, z ), u y ( x, y, z ) und u z ( x, y, z ) nur die unbekannte Funktion ( x, y, z ) gefunden werden muss. Die Geschwindigkeitskomponente lässt sich aus den Formeln (1.1) oder (1.2) berechnen und der Druck ergibt sich aus der Bernoulli’schen Gleichung. 12 Grundlagen der Potentialströmungen 1.2 Mathematische Problemstellung Die Hauptgleichung der Potentialtheorie ist die Laplace’sche Gleichung, die aus der Kontinuitätsgleichung divu 0 (1.3) durch Einsetzen von (1.1) in (1.3) abgeleitet wird: divu divgrad 0 0 . (1.4) Dabei stellt den Laplace-Operator dar. Im kartesischen Koordinatensystem lautet die Gleichung (1.4): 2 2 2 2 2 2 0. x y z Das Potential ergibt sich aus (1.5) mit folgenden Randbedingungen: (1.5) Die Undurchlässigkeitsbedingung an den Oberflächen der Festkörper: un 0. n S (1.6) n ist dabei der Normalvektor zur Körperoberfläche. Wenn das Störpotential (Potential der gestörten Bewegung) ist, wird die Undurchlässigkeitsbedingung wie folgt geschrieben: V n . (1.7) n S V ist dabei der Vektor der Anströmgeschwindigkeit. Alle Störungen klingen in einem unendlich großen Abstand vom umströmten Körper ab. 0 falls R x 2 y 2 z 2 (1.8) Die Bedingung (1.8) wurde für das Störpotential geschrieben. Wenn das Gesamtpotential (d.h. Störpotential + Potential der Anströmung) ist, wird die Bedingung (1.8) in folgender Form benutzt: V falls R x 2 y 2 z 2 13 (1.9) Grundlagen der Potentialströmungen In der Schiffsströmungsmechanik werden häufig freie Oberflächen betrachtet. Es handelt sich dabei zum Beispiel um freie Wasseroberflächen oder dünne Wirbelschleppen, die sich hinter den Flügeln oder Propellerblättern einstellen. An diesen Oberflächen müssen die zwei folgenden typischen Randbedingungen erfüllt sein (s. Abb.1.3): kinematische Randbedingung n n (1.10) dynamische Randbedingung p Dabei ist p (1.11) die normale Komponente der Geschwindigkeit über und unter der n n Oberfläche. Dies gilt äquivalent für die Bezeichnungen des Druckes. Beide Bedingungen deuten darauf hin, dass die normale Komponente der Geschwindigkeit und der Druck beim Übergang durch die freie Oberfläche stetig sind. Abbildung 1.3: Randbedingungen an der freien Wasseroberfläche Die Laplace’sche Gleichung (1.5) und die Randbedingungen (1.6) - (1.9) sind linear. Dementsprechend können die Lösungen der mathematischen Probleme (1.5) - (1.9) als Summe oder Superposition der einzelnen Lösungen dargestellt werden. N k k 1 (1.12) Jedes einzelne Potential k erfüllt dabei die Laplace’sche Gleichung und die Randbedingungen (1.6) - (1.9). Die Randbedingungen (1.10) und (1.11) sind ebenfalls linear, wenn die Lage der freien Oberfläche bekannt ist. Im nichtlinearen Fall wird die 14 Grundlagen der Potentialströmungen Lage der freien Oberfläche und k mit Hilfe eines Iterationsverfahrens ermittelt um das Superpositionsverfahren (1.12) benutzten zu können. 1.3 Stromfunktion Die Stromfunktion ist eine Funktion, die die Behandlung der zweidimensionalen Potentialströmungen wesentlich erleichtert. Sie hängt mit den Geschwindigkeitskomponenten wie folgt zusammen: ux , uy x y (1.13) Die Geschwindigkeiten (1.13) erfüllen automatisch die Kontinuitätsgleichung: ψ ψ 0 x y y x Die Stromfunktion hat die folgenden Eigenschaften: Die Stromfunktion erfüllt die Laplace’sche Gleichung. Nachweis: Einsetzten von (1.13) in die Definition der Wirbelstärke (2D Fall nur eine Komponente z ): 1 u y u x 1 2 2 z , 2 x y 2 x 2 y 2 oder 2 x 2 2 y 2 2z . (1.14) In einer Potentialströmung gilt z = 0. Die Poisson’sche Gleichung (1.14) reduziert sich dadurch zur Laplace’schen Gleichung: 2 x 2 2 y 2 0. Die Stromfunktion ist entlang der Stromlinien konstant. Nachweis: Das gesamte Differential der Stromfunktion ist: 15 (1.15) Grundlagen der Potentialströmungen dψ ψ ψ dx dy u y dx u x dy . x y (1.16) Aus der Differentialgleichung der Stromlinien folgt dx dy ; u y dx u x dy 0 ux uy (1.17) Setzt man (1.17) in (1.16) ein, ergibt sich ψ ψ dx dy d ψ 0 . x y (1.18) Aus (1.18) folgt, dass die Stromfunktion entlang der Stromlinien konstant ist: ψC 1.4 entlang der Stromlinie (1.19) Benutzung der komplexen Variablen in der Potentialtheorie Die beiden Funktionen und erfüllen die Laplace’sche Gleichung und stehen in folgender Relation zueinander ; x y y x . (1.20) Diese Bedingungen (1.20) heißen Bedingungen von Cauchy und Riemann. Nach der Theorie von Cauchy und Riemann kann in diesem Fall, statt der beiden von x und y abhängigen Funktionen und , eine einzige Funktion w ( z ) ( x , y ) i ( x , y ), i 1 (1.21) benutzt werden. Dieses komplexe Potential wird nur von einer Variablen z in der komplexen Ebene z x iy beeinflusst. Die Mathematik zeigt, dass die Ableitung w(z) nach z den partiellen Ableitungen nach x und y entspricht: 16 Grundlagen der Potentialströmungen w dw w . dz x (iy ) (1.22) Setzt man (1.21) in (1.22) ein, ergibt sich: dw w ( i ) u x iu y . dz x x Die Ableitung 1.5 (1.23) dw heißt komplexe Geschwindigkeit. dz Einfache ebene Potentialströmungen Es gibt eine Reihe von einfachen Potentialströmungen, die die Laplace’sche Gleichung (1.5) und die Randbedingung (1.8) erfüllen. Sie werden für die Lösung praktischer Probleme benutzt. 1.5.1 2D Parallelanströmung w( z ) V e i z V (cos i sin ) z (1.24) dw u x iu y V cos iV sin V e i dz (1.25) 1.5.2 2D Quelle und Senke Es wird das komplexe Potential w ln z betrachtet. Für die komplexe Variable z gilt die Euler‘sche Formel z x iy r cos ir sin re i . Damit ergibt sich w ln re i (ln r i ) ln r , . (1.26) Die Geschwindigkeitskomponenten im zylindrischen Koordinatensystem sind ur a 1 ; u 0. r r r (1.27) Die Stromlinien erhält man aus der Bedingung (1.19) C1 oder C . Die Stromlinien C werden in Abb. 1.4 gezeigt. 17 Grundlagen der Potentialströmungen Abbildung 1.4: Stromlinien neben der Quelle Die Flüssigkeit fließt radial aus dem Ursprung des Koordinatensystems, als ob sich im Ursprung eine Quelle befindet. Die Ergiebigkeit dieser Quelle ist gleich Q u r d C 2 a a C Q 2 (1.28) Das komplexe Potential unterscheidet sich wie folgt für die Quelle w Q ln z 2 und die Senke w Q ln z . 2 (1.29) (1.30) Die Formeln (1.29) und (1.30) gelten für die Quelle und die Senke, die sich im Ursprung des Koordinatensystems befinden. Bei einer dezentralen Lage im Punkt z1, sind folgende Zusammenhänge gültig Q w ln( z z1 ) . (1.31) 2 Es ist zu bemerken, dass die von der Quelle induzierte Geschwindigkeit mit kleiner werdendem Abstand r unendlich groß wird. ur a Aus diesem Grund r r r 0 werden Quellen und Senken auch als hydrodynamische Singularitäten bezeichnet. 18 Grundlagen der Potentialströmungen 1.5.3 2D Wirbel (Punktwirbel) Aus der Betrachtung des komplexen Potentials w b ln z i (1.32) folgt w i b ln( re i ) b ib ln r b , b ln r i (1.33) Die Geschwindigkeitskomponenten im zylindrischen Koordinatensystem sind ur 0; r u 1 b r r (1.34) Die Stromlinien ergeben sich aus der Bedingung (1.19) ln r ln C . Daraus folgt die Gleichung der Stromlinien: r C . Die Stromlinien sind dabei konzentrische Kreise mit dem Zentrum im Ursprung des Koordinatensystems (s. Abb. 1.5). Abbildung 1.5: Stromlinien neben dem Punktwirbel Die Zirkulation entlang einer geschlossenen Kontur ist gleich u dC 2 b b 2 (1.35) C Damit kann das komplexe Potential des Punktwirbels in folgender Form geschrieben werden: w ln z 2 i 19 (1.36) Grundlagen der Potentialströmungen Wenn der Punktwirbel im Punkt z1 liegt ist die Formel w Г ln( z z1 ) zu benutzen. 2i Es lässt sich leicht nachweisen, dass Punktwirbel ebenfalls zu den hydrodynamischen Г 1 . Da die Zirkulation entlang einer den 2 r r 0 Punktwirbel umfassenden Kontur ungleich Null 0 ist, gehört die Strömung neben Singularitäten zählen u einem 2D Punktwirbel zu den zirkulationsbehafteten Strömungen. Die Zirkulationen entlang der Konturen, die den Punktwirbel nicht umfassen, sind Null. Die Strömung neben den Quellen und Senken sind zirkulationsfrei. 1.5.4 2D Dipol Wenn sich eine Quelle im Abstand - x / 2 und eine Senke im Abstand x / 2 vom Koordinatenursprung befindet, dann ist das gesamte komplexe Potential gleich x x ln z ln z x Q x Q x Q 2 2 ln z ln z w . x 2 2 2 2 2 Bei der Berechnung des Limes x 0 unter der Bedingung lim Qx M const x 0 2 2 erhält man: x x ln z ln z Q x M d M 1 2 2 M w lim lim ln z ln z . x 0 2 x 0 x 2 x 2 dz 2 z Damit ergibt sich das komplexe Potential eines Dipols w M 1 . 2 z 20 (1.37) Grundlagen der Potentialströmungen Abbildung 1.6: Stromlinien neben dem Dipol 1.5.5 2D Quellenschicht Eine Reihe von Quellen und Senken, die auf der Kontur S stetig verteilt sind (s. Abb. 1.7), bezeichnet man als Quellenschicht oder einfache Schicht. Das Potential der Schicht mit einer lokalen Quellenergiebigkeit q( , )dS wird durch integrieren der einzelnen Potentiale (1.26) über die gesamte Kontur S berechnet: ( x, y ) 1 q( , )ln ( x )2 ( y )2 dS . 2 s Die Quellenschicht hat dabei die folgenden Eigenschaften: Die tangentiale Komponente der von der Schicht induzierten Geschwindigkeit bleibt beim Übergang durch die Kontur S stetig. Die normale Komponente der von der Schicht induzierten Geschwindigkeit ändert sich sprungartig beim Übergang durch die Kontur S. Dabei gilt 21 Grundlagen der Potentialströmungen (, ) (, ) q(, ), n n (, ) (, ) 0. (1.38) Abbildung 1.7: Geschwindigkeitsrelationen an der Quellenschicht 1.5.6 2D Wirbelschicht Betrachtet man nun eine Reihe von Punktwirbeln, die auf der Kontur S stetig verteilt werden (s. Abb. 1.8), bekommt man die so genannte Wirbelschicht1. Das Potential der Schicht mit der Wirbelstärke ( , )dS wird durch integrieren der einzelnen Potentiale (1.33) über die gesamte Kontur S berechnet: ( x, y ) 1 y ( , ) arctan dS 2 S x (1.39) Die Wirbelschicht hat folgende Eigenschaften: Die normale Komponente der von der Schicht induzierten Geschwindigkeit bleibt beim Übergang durch die Kontur S stetig. Die tangentiale Komponente der von der Schicht induzierten Geschwindigkeit ändert sich sprungartig beim Übergang durch die Kontur S. Dabei gilt 1 Man kann zeigen, dass die Wirbelschicht und Dipolschicht, genannt Doppelschicht, kinematisch äquivalent sind. 22 Grundlagen der Potentialströmungen (, ) (, ) 0, n n (, ) (, ) (, ). (1.40) Abbildung 1.8: Geschwindigkeitsrelationen an der Wirbelschicht 1.6 Potentialumströmung eines Zylinders ohne Zirkulation Die Umströmung eines Zylinders kann als die Superposition einer Parallelanströmung und eines Dipols dargestellt werden: w V z M 1 2 z (1.41) Setz man die Euler‘sche Formel z x iy r cos ir sin re i in (1.41), ergeben sich die Ausdrücke für das Potential, M V r cos , 2r die Stromfunktion V r M sin , 2r und die radiale Komponente der Geschwindigkeit 23 Grundlagen der Potentialströmungen ur M V cos . r 2r 2 Die radiale Komponente ist an der Zylinderoberfläche gleichzeitig die normale Komponente. Daraus ergibt sich der Ausdruck für M aus der Undurchlässigkeitsbedingung un ur 0 M 0 M 2r02V . 2 2r0 Damit bekommt man die Lösung für die potentiale Umströmung eines Zylinders V r2 w V z 0 , z r02 V r cos . r (1.42) Abbildung 1.9: Druckverteilung am Zylinder Aus (1.42) lassen sich die folgenden nützlichen Formeln herleiten die tangentiale Komponente der Geschwindigkeit 1 u V r r02 1 2 sin r 24 (1.43) Grundlagen der Potentialströmungen die tangentiale Komponente der Geschwindigkeit an der Oberfläche des Zylinders bei r r0 u 2V sin (1.44) die Verteilung des Druckbeiwertes (s. Abb.1.9): Cp p p V2 1 (u / V ) 2 1 4sin 2 (1.45) 2 1.7 Potentialumströmung eines Zylinders mit Zirkulation Die Umströmung eines Zylinders mit Zirkulation kann als Superposition einer Parallelanströmung, eines Dipols und eines Punktwirbels dargestellt werden: w V z M 1 ln z 2 z 2i (1.46) Das Potential und die Stromfunktion im zylindrischen Koordinatensystem entstehen durch Trennung der Real- und Imaginärteile in der Formel (1.46): M V r cos , 2r 2 M V r sin ln r. 2r 2 Die unbekannte Konstante M lässt sich aus der Undurchlässigkeitsbedingung an der Zylinderoberfläche bestimmen 0 M 2V r02 ur (1.47) r Wie aus (1.47) erkennbar ist, ist die Konstante M für die Umströmung des Zylinders ohne Zirkulation gleich der Umströmung mit Zirkulation, da die Zirkulationsströmung die durch das letzte Glied in (1.46) modelliert wird, keine radiale Geschwindigkeit an der Zylinderoberfläche induziert. Für die Komponenten der Radial- und der Umfangsgeschwindigkeit gilt 25 Grundlagen der Potentialströmungen r2 V 1 02 cos r r (1.48) r2 1 V 1 02 sin r r 2r (1.49) ur u Unmittelbar an der Zylinderoberfläche bei r r0 ergibt sich ur 0; u Cp p p 1.8 V2 2 1 2V sin 2r0 r (1.50) 2 Г Г 1 (u / V ) (1 4sin ) sin 2 r0V 2r0V 2 2 (1.51) Kräfte auf Zylinder. Paradoxon nach d’Alambert. Theorem von Joukowski Die elementare Kraft, die an das Oberflächensegment dS r0 dS r0 d 1 wirkt, ist in Abwesenheit der Schubspannungen gleich dem Produkt der Normalspannung und dS: dR ( p p )ndS (1.52) Der hydrostatische Druck wird in (1.52) nicht berücksichtigt. Die Komponenten der hydrodynamischen Reaktion sind: dRx ( p p ) cos(n, x )dS ( p p ) r0 cos d (1.53) dR y ( p p ) cos(n, y )dS ( p p ) r0 sin d . Führt man den Druckbeiwert in (1.53) ein, ergibt sich V2 Rx r0 2 R y r0 2 C p cos d ; 0 2 V2 2 C p sin d . 0 26 (1.54) Grundlagen der Potentialströmungen Der Druckbeiwert (1.45), der der Zylinderumströmung ohne Zirkulation (1.41) entspricht, wird in (1.54) eingesetzt und führt zu folgendem Ergebnis: V2 Rx r0 2 R y r0 2 (1 4sin 0 2 V2 2 (1 4sin 2 2 ) cos d 0 ) sin d 0 0 R x 0; R y 0 (1.55) Das Einsetzen des Druckbeiwertes (1.51) in (1.54) liefert ein anderes Ergebnis für die zirkulationsbehaftete Strömung (1.46): V 2 Rx r0 2 V 2 R y r0 2 2 2 Г Г [(1 4sin ) 2r0V 2 r0V sin ]cos d 0 0 2 2 2 Г Г [(1 4sin ) 2r0V 2 r0V sin ]sin d V Г 0 2 Rx 0; Ry V (1.56) Die Formeln (1.55) und (1.56) stellen dabei zwei grundlegende Theoreme der Strömungsmechanik dar. Die Formel (1.55) drückt das so genannte Paradoxon von d’Alambert aus. Das Paradoxon sagt aus: Wenn sich ein Körper auf einer geraden Bahn mit konstanter Geschwindigkeit (1) in einer Flüssigkeit bewegt, die Reibungslos (2), allseitig ausgedehnt (3) und zweidimensional (4) ist, verschwindet der Widerstand des Körpers. 27 Grundlagen der Potentialströmungen Wird eine der vier oben genannten Bedingungen nicht erfüllt, entstehen Widerstände am Körper. Die nachfolgende Tabelle zeigt an, welche Widerstandskomponente bei der Verletzung der jeweiligen Bedingung auftritt: verletzte Bedingung entstehende Widerstandeskomponente 1 hydrodynamische Trägheitskräfte (s. Kapitel 3) 2 reibungsbedingter Widerstand (Reibung+Druck) (s. Kapitel 5) 3 Wellenwiderstand (s. Kapitel 6) 4 induzierter Widerstand (s. Kapitel 5) Das zweite Ergebnis (1.56) drückt das Theorem von Joukowski aus: Bei der Umströmung einer 2D Kontur entsteht ein Auftrieb, der dem Produkt der Flüssigkeitsdichte , der Anströmgeschwindigkeit V sowie der um die Kontur entstehenden Zirkulation gleich ist. Da die Richtung des Auftriebs aus einer Drehung des Anströmgeschwindigkeitsvektors um 90° entgegen der Zirkulationsrichtung resultiert, entspricht die positive Zirkulation gegen den Uhrzeigesinn einem negativen Auftrieb. 1.9 1.9.1 Räumliche Potentialströmungen Parallelanströmung Das Potential der Parallelanströmung entlang der x-Achse ist V x (1.57) 1.9.2 3D Quelle und Senke Das Potential einer Quelle oder einer Senke, die sich im Koordinatenursprung befinden, wird durch die Formel 28 Grundlagen der Potentialströmungen ( x, y , z ) Q 1 Q 4 r 4 1 (1.58) x2 y 2 z 2 Ausgedrückt, wobei Q die Ergiebigkeit der Quelle ist. Die Quelle induziert nur die radiale Komponente der Geschwindigkeit u r ( x, y , z ) ( x, y, z ) Q 1 , r 4 r 2 (1.59) die wie u r ( x, y, z ) ~ r 2 weit weg von der Quelle verschwindet. Da die Geschwindigkeit bei der Annährung zur Quelle einen unendlichen Wert annimmt u r ( x, y, z ) r , stellt die 3D Quelle eine hydrodynamische Singularität dar. 0 1.9.3 3D Quellenschicht Ähnlich wie im 2D Fall kann man die räumliche Quellenschicht mit dem Potential ( x, y,z ) 1 4 s q( , , ) ( x )2 ( y )2 ( z )2 dS (1.60) betrachten. Die räumliche Quellenschicht hat dabei die gleichen Eigenschaften, wie die zweidimensionale Quellenschicht: (, , ) (, , ) q(, , ), n n (, , ) (, , ) 0. (1.61) 1.9.4 3D Dipol Der 3D Dipol ergibt sich durch die Superposition einer Quelle und einer Senke. Befindet sich die Quelle im Punkt (-x, 0, 0) während die Senke im Punkt (+x, 0, 0) liegt, wird der Limes berechnet lim 2 x 0 Q2x 4 1 lim 2 x 0 2x 1 x x2 29 r2 x x 2 r 2 1 Grundlagen der Potentialströmungen unter der Bedingung lim (Q 2x) M konst. 2 x 0 lim 2 x 0 Q 2x 4 1 lim 2 x 0 2x Nach Bestimmung der Ableitung M 4 M x x 2 r 2 x x 2 r 2 4 x 1 1 1 2 x x r 2 x2 r 2 ergibt sich das Potential des 3D Dipols: x x2 r 2 1 32 . (1.62) Die Richtung des Dipols ist von der Senke zur Quelle. In diesem Fall gegen Richtung der x-Achse. Übungen 1. Berechnen Sie die Stromlinien der ebenen Strömung mit dem komplexen Potential w z2 ! 2. Bei welcher Geschwindigkeit erscheint die Kavitation am Zylinder mit dem Radius Dampfdruck 1m. Der atmosphärische Druck ist pa = 1,015105 Pa, pv.p. = 1500 Pа? 3. Berechnen Sie das Potential der Kugelumströmung! Setzen Sie dieses Potential aus dem Potential der Parallelanströmung und dem Potential des 3D Dipols zusammen. 4. Ein Punktwirbel mit der Zirkulation befindet sich auf der Höhe h in Bodennähe. In welche Richtung und mit welcher Geschwindigkeit bewegt sich der Wirbel? 5. Wie in der Propellertheorie gezeigt wird, wirkt sich der Nachstrom positiv auf den Schub des Propellers aus. Die Strömung wird im Nachstrom nach dem Schiff durch zähigkeitsbedingte und potentiale Effekte verlangsamt. Welche Anordnungen des Propellers an der Kugel sind günstig bezüglich der Wirkung des potentialen Teils des Nachstroms: vor der Kugel neben dem Staupunkt, nach der Kugel neben dem Staupunkt, abseits weit von der Kugel, weit nach der Kugel? 30 Potentialumströmung der Körper 2. Potentialumströmung der Körper 2.1 Potentialumströmung eines schlanken symmetrischen Körpers ohne Anstellwinkel Die Potentialumströmung eines schlanken symmetrischen Körpers ohne Anstellwinkel ist bei der Berechnung des Verdrängungseinflusses der Flügel von Bedeutung. Der Körper heißt schlank, wenn das Verhältnis der Länge L zur Dicke D groß ist (L/D>9). Betrachtet wird ein schlanker Körper mit großer Spannweite. Das kann zum Beispiel ein Flügel mit einem symmetrischen Profil sein. Die Oberfläche der oberen Seite So wird als yo f ( x, z ) definiert, während die untere Seite Su , yu f ( x, z ) (Abb. 2.1) ist. Abbildung 2.1: Umströmung eines schlanken symmetrischen Körpers ohne Anstellwinkel Bei der Betrachtung zweier symmetrischer Punkte A und B, an der oberen und unteren Oberflächenseite, sind die folgenden Geschwindigkeitsrelationen gültig: Vo sin Vu sin , (2.1) Vo cos Vu cos . Aus der Undurchlässigkeitsbedingung folgt: uoy uox V sin Vo sin f u f tan , uy o tan Vo cos x uux Vo cos x Die Geschwindigkeit entlang der x-Achse kann Anströmgeschwindigkeit V und der Störgeschwindigkeit u xs u x V u xs dargestellt werden, wobei für schlanke Körper u xS V gilt. 31 als (2.2) Summe der (2.3) Potentialumströmung der Körper Setzt man (2.3) in (2.2) ein, ergibt sich uoy (V u xs ) Da die Ableitung f f f f f f , uuy (V u xs ) V u xs V u xs . x x x x x x (2.4) f für schlanke Körper klein ist, reduzieren sich die Gleichungen x (2.4) zu uoy (V u xs ) f f f f V , uuy (V u xs ) V . x x x x (2.5) Da der Körper schlank ist, wird die Undurchlässigkeitsbedingung nicht auf den aktuellen Oberflächen So und Su , sondern auf der Mittelebene S erfüllt. Diese Vereinfachung des Problems ist leicht nachzuweisen: an der Oberfläche eines schlanken Körpers, n y 2 ( x, y , z ) ( x, 0, z ) yo ,u 2 ( x, 0, z ) ... ( x, 0, z ) y y y y ( x, y , z ) ( x, 0, z ) n y Hier ist das Störpotential. Damit ist die Undurchlässigkeitsbedingung an der oberen Seite f ( x, 0, z ) uoy V y x (2.6) f ( x, 0, z ) uuy V y x (2.7) und an der unteren Seite Also ändert sich die normale Komponente der induzierten Geschwindigkeit beim Übergang durch die Fläche S. Laut der ersten Bedingung (1.61), werden die Bedingungen (2.6) und (2.7) erfüllt, wenn eine Quellenschicht mit der Stärke 32 Potentialumströmung der Körper q ( x, y , z ) f f f (V ) 2V ( x, 0, z ) ( x, 0, z ) V y y x x x (2.8) auf der Fläche S verteilt wird. Damit lautet die Lösung (s. Formel (1.60)) ( x, y,z ) V 2 f ( , ) s 1 ( x ) y 2 ( z )2 2 dS . (2.9) Das gesamte Potential ist ( x, y,z ) V x V 2 f ( , ) s 1 ( x ) y 2 ( z )2 2 dS . (2.10) Es ist zu bemerken, dass die benutzte Annahme u xS V nicht allgemein gültig ist. Sowohl im Bug- als auch im Heckbereich ist die Störgeschwindigkeit mit der Anströmgeschwindigkeit vergleichbar u xs V . Dennoch kann dieser Nachteil der vorliegenden Analyse in der ersten Nährung vernachlässigt werden. 2.2 Umströmung beliebiger Körper Für die Berechnung der potentialen zirkulationsfreien Umströmung eines beliebigen Körpers wird die einfache 3D Quellenschicht (s. Kapitel 1.9.3) verwendet. Die Oberfläche des Körpers S (des Schiffes) wird mit Quellen, unbekannter Stärke q(, , )dS (Abb. 2.2) belegt. Die gesamte Ergiebigkeit der Quellen und Senken soll Null sein. q( , , )dS 0 (2.11) S Das heißt, dass sich Senken und Quellen einander vollkommen kompensieren. Die Bedingung (2.11) sagt aus, dass bei der Umströmung eines Körpers keine zusätzliche Flüssigkeitsmenge entsteht. 33 Potentialumströmung der Körper Abbildung 2.2: Zur Herleitung der Integralgleichung (2.16) Die elementare Fläche dS mit dem Zentrum im Punkt M verursacht das Störpotential im Punkt N(x, y, z) außerhalb des Körpers 1 q(, , )dS 4 RMN 2 2 2 x y z RMN (2.12) Das gesamte Störpotential, von der gesamten Quellenschicht gelagert an der Körperoberfläche, ergibt sich durch die Integration über die gesamte Körperoberfläche S: S 1 q( , , )dS 4 S RMN (2.13) Das Gesamtpotential ist die Summe des Potentials der Parallelanströmung und des Störpotentials der Quellenschicht: V x 1 4 S q( , , )dS RMN (2.14) Dieses Potential genügt der Laplace‘schen Gleichung und der Bedingung V x . Die einzige unerfüllte Bedingung, in der mathematischen r Formulierung des Problems der Potentialumströmung, ist die Undurchlässigkeitsbedingung an der Körperoberfläche. Diese wird benutzt, um die unbekannte Quellenstärke q(, , ) zu finden. Im Folgenden wird die Ableitung des Potentials , nach der Normalrichtung im Punkt M(x, y, z) an der Körperoberfläche, bestimmt: 34 Potentialumströmung der Körper 1 x 1 q( , , ) V n n 4 S n RMN cos(n, RMN ) 1 dS V cos(n, x) q dS (2.15) 2 4 S RMN Laut der Undurchlässigkeitsbedingung verschwindet die normale Geschwindigkeitskomponente an der Körperoberfläche: n S 0. Das Integral (2.15) ist singulär, weil der Integrand bei RMN 0 unendlich groß ist. Um diese Singularität zu eliminieren wird M mit einer Halbkugel S, mit dem Radius , umfasst. Die Integration in (2.15) erfolgt dann über die Oberfläche S und die Halbkugeloberfläche S ohne ausgenommenen Teil um die Singularitätsstelle. Im Grenzfall 0 ergibt sich das Integral S lim 0 S S lim 0 S Das zweite Integral über die Oberfläche der Halbkugel wird berechnet, indem folgenden Relationen RMN , cos(n, r ) 1, dS ² d (hier ist der Raumwinkel) an der Kugeloberfläche in Betracht gezogen werden. Es ergibt sich daraus 0 lim S q cos n, 2 2 d 2q . Im Grenzfall 0 nimmt q den Wert im Punkt M an. Damit wird die Undurchlässigkeitsbedingung in M in der folgenden Form geschrieben: V cos(n, x) cos(n, RMN ) q 1 q dS 0 , 2 4 S 2 RMN (2.16) Gleichung (2.16) heißt Fredholm‘sche Integralgleichung2 der zweiten Art. Sie dient zur Ermittlung der unbekannten Ergiebigkeit der Quellen q(, , ). Hierbei wird das Integral als „value principal“ Integral3 betrachtet, das heißt dass der lokale Beitrag der Quellen, die in der kleinen Umgebung neben dem Punkt N r rN liegen, bei der Berechnung des Integrals in dem Punkt N nicht berücksichtigt wird. Dieser Beitrag wird extra durch den dritten Summanden in der Formel (2.16) berücksichtigt. 2 3 Siehe de.wikipedia.org/wiki/Integralgleichung Siehe mathworld.wolfram.com/CauchyPrincipalValue.html 35 Potentialumströmung der Körper Die Integralgleichung (2.16) wird mit Hilfe der Paneelmethode gelöst. Diese basiert auf zwei Diskretisierungsschritten. Im ersten Schritt wird die Körperoberfläche diskretisiert. Die Oberfläche des Körpers wird durch eine Menge von Paneelen Sk ersetzt, wobei k=1, m die Paneelnummer und m die Anzahl aller Paneele ist (Abb. 2.3). Als Paneele können flache, parabolische oder geometrisch kompliziertere Flächensegmente benutzt werden. Im zweiten Schritt wird Gleichung (2.16) diskretisiert. Die Verteilung der Quellenstärke innerhalb jedes Paneels wird vorgegeben. Sie kann konstant, linear oder parabolisch sein. Es wird weiter nur den Fall der konstanten Quellenverteilung innerhalb eines Paneels betrachtet. Die Integralgleichung wird in speziell ausgewählten Aufnahmepunkten, in den geometrischen Paneelzentren, erfüllt. Für die konstante Verteilung der Quellenstärke nimmt die Integralgleichung (2.16) folgende diskretisierte Form an qi 2V cos( ni , x ) 1 2 m q k 1 i k k cos( ni , Rik ) Sk , Rik2 (2.17) wobei Rik der Abstand zwischen den Paneelzentren i und k ist und ni der Normalenvektor im Paneelzentrum i ist. Die Summe in (2.17) wird unter Bedingung i k berechnet. In diesem Fall werden Rik 0 und der hydrodynamische Einfluss des Paneels auf sich selbst (d.h. die normale Komponente der Geschwindigkeit, die vom Paneel im eigenen Paneelzentrum induziert wird) nur durch das Glied qi / 2 berücksichtigt. Dadurch konvergiert die Summe in (2.17) bei m zum value principal Integral. Die diskretisierte Undurchlässigkeitsbedingung wird in jedem Paneelzentrum erfüllt. Damit ergibt sich ein System m linearer Gleichungen mit m unbekannten Quellenstärken qi, i=1,m, dass numerisch gelöst wird. In der Mathematik wurde nachgewiesen, dass die numerische Lösung im Grenzfall m zur exakten Lösung der Fredholm‘schen Gleichung konvergiert. Die Anzahl der Paneele in praktischen Berechnungen beträgt einige Tausend. Dabei soll das Paneelnetz in Bereichen der Körperoberfläche mit starken Änderungen der Geschwindigkeit im Bug- und Heckbereich besonders fein sein. Ist das Potential bekannt, berechnet man die Geschwindigkeiten u und die Druckverteilung C p aus den schon bekannten Formeln: u Cp 1 36 u 2 V2 Potentialumströmung der Körper Damit ist das Problem der Potentialumströmung eines beliebigen Körpers vollständig gelöst. Abbildung 2.3: Paneelnetz eines Schiffes (G.Knieling, Uni Rostock) Übungen und Fragen 1. Genügt das Potential (2.14) der Laplace‘schen Gleichung und warum? 2. Genügt das Potential (2.14) der Bedingung V x und warum? r 3. Der mit der Paneelmethode §2.2 berechnete Druckbeiwert C p wird über die Körperoberfläche C ndS p integriert. Wie groß ist das Integral und warum? S 4. Können der Auftrieb und der Widerstand mit der Paneelmethode §2.2 bestimmt werden? Begründen Sie Ihre Antwort! 5. Entwickeln Sie ein Programm und berechnen Sie die Geschwindigkeits- und die Druckverteilung am schlanken symmetrischen Körper x [0,1], z [0,1] mit der Verteilung der Halbdicke y f ( x, z ) 0.05 x(1 x) . 37 Potentialumströmung der Körper 38 Hydrodynamische Trägheitskräfte 3. Hydrodynamische Trägheitskräfte Hydrodynamische Masse 3.1 Betrachten wir die Bewegung eines Körpers mit veränderlicher Geschwindigkeit V0(t) entlang der x-Achse in allseitig ausgedehnter, reibungsfreier Flüssigkeit. Die kinetische Energie der Flüssigkeit wird durch Integration des Quadrats der Störgeschwindigkeit multipliziert, mit der Dichte und dem Faktor ½ über das ganze Flüssigkeitsvolumen W berechnet: TFl W u 2 dW 2 (3.1) Das Integral (3.1) existiert und hat einen endlichen Wert, da die Störgeschwindigkeit 2 V 0 . Erweitert man (3.1) mit 0 , ergibt weit vom Körper schnell abklingt u r V0 sich: u V2 TFl 0 2 W V0 2 dW . Der Ausdruck in Klammern hat die Einheit [kg] und wird hydrodynamische Masse genannt, die der Bewegung in x-Richtung entspricht: u mx W V0 2 dW (3.2) Damit kann die kinetische Energie der gestörten Strömung durch die hydrodynamische Masse ausgedrückt werden: TFl mxV02 2 (3.3) Aus (3.3) folgt die folgende Definition der hydrodynamischen Masse: Die hydrodynamische Masse ist die virtuelle Masse, deren kinetische Energie bei der Bewegung mit der Körpergeschwindigkeit V0(t), gleich der kinetischen Energie der umgebenden Flüssigkeit ist. 39 Hydrodynamische Trägheitskräfte Bei der Betrachtung eines mechanischen Systems Körper-Flüssigkeit übt der Körper eine Kraft Rxh auf die Flüssigkeit aus. Sie kann aus dem Momentumsatz bestimmt werden. Die Leistung in der Flüssigkeit dTFl / dt ist gleich der in der Sekunde geleisteten Arbeit der angreifenden äußeren Kräfte auf die Flüssigkeit, d.h.: dTFl / dt Rxh V0 Rxh 1 dTFl V0 dt (3.4) Nach dem dritten Gesetz von Newton entspricht die Kraft, die vom Körper auf die Flüssigkeit wirkt, genau der Kraft, die die Flüssigkeit auf den Körper ausübt, nur mit entgegen gesetzten Vorzeichen: Rxhk Rxh dV 1 dTFl mx 0 V0 dt dt (3.5) Bei der Bewegung des Körpers mit veränderlicher Geschwindigkeit wirkt die Kraft der Flüssigkeit auf den Körper, die dem Produkt der Beschleunigung mit der hydrodynamischen Masse gleich ist. Sie gehört zu den hydrodynamischen Trägheitskräften, da sie der Beschleunigung proportional ist. Die Gleichung der Körperbewegung mit veränderlicher Geschwindigkeit entlang der x-Achse wird nach dem zweiten Gesetz von Newton in der folgenden Form geschrieben: m dV0 dV T W Rxhk T W mx 0 dt dt (3.6) wobei m die Körpermasse, T der Schub und W der Widerstand ist. Die hydrodynamische Masse mx ist positiv. Ist die Beschleunigung positiv entsteht Trägheitswiderstand. Ist die Beschleunigung negativ dV0 0, dt dV0 0 , entsteht dt Trägheitsschub. In beiden Fällen spricht man von einem Beschleunigungswiderstand. dV0 Wird das Glied mx in (3.6) auf der linken Seite geschrieben, bekommt man den dt Ausdruck 40 Hydrodynamische Trägheitskräfte ( m mx ) dV0 T W . dt (3.7) Das erklärt, warum die hydrodynamische Masse in einigen Sprachen auch als „die gebundene…“ oder die „zusätzliche (added) Masse“ bezeichnet wird. Die Trägheitswirkung der Flüssigkeit führt zu einer scheinbaren Vergrößerung der Körpermasse auf den Wert mx . Diese Deutung der hydrodynamischen Masse ist nur für einfache Translationsbewegungen anwendbar. Die hydrodynamischen Massen haben die folgenden Eigenschaften: Sie sind von den Beschleunigungen unabhängig. Sie hängen nur von der Körperform, der Flüssigkeitsdichte und der Bewegungsrichtung ab. In der allseitig ausgedehnten Flüssigkeit sind die hydrodynamischen Massen zeitlich konstant. Wenn eine Strömungsgrenze in Betracht gezogen wird (z.B. Wasseroberfläche, Meeresboden), können die Massen von der Zeit abhängig sein. Die hydrodynamischen Massen sind variabel für Körper mit veränderlicher Geometrie. 3.2 Allgemeine hydrodynamische Massen. Kinetische Energie der Flüssigkeit Ein Körper mit der Oberfläche S (s. Abb. 3.1) wird betrachtet. Die umgebende Flüssigkeit befindet sich zwischen der Oberfläche S und der Oberfläche mit dem Radius R x 2 y 2 z 2 , die den Körper S umfasst. Der Fall R entspricht der allseitig ausgedehnten Flüssigkeit. Bei der Ermittlung der hydrodynamischen Trägheitskräfte und der hydrodynamischen Massen wird im Schiffbau angenommen, dass die Strömung potential ist. Allerdings ist diese Annahme nicht offensichtlich. Die Erfahrung zeigt aber, dass sie bei der Lösung technisch wichtiger Probleme relevant ist. Unter Berücksichtigung dieser Annahme kann Formel (3.1) in folgender Form geschrieben werden: 2 2 2 TFl dW (3.8) y z 2 W x 41 Hydrodynamische Trägheitskräfte Abbildung 3.1: Zur Herleitung der Formel für kinetische Energie der Flüssigkeit Die Quadrate der Potentialableitungen können folgendermaßen dargestellt werden: 2 2 2 ; x x x x 2 2 2 ; y y y y 2 2 . z z z z 2 Die Summe der Ableitungen ist dann: 2 2 2 2 2 2 . x 2 y 2 z 2 (3.9) x y z x x y y z z wobei der letzte Summand auf der rechten Seite der Formel (3.9) laut der Laplace‘schen Gleichung 2 x 2 2 y 2 2 z 2 0 verschwindet. Damit gilt: 2 2 2 x y z x x y y z z 42 Hydrodynamische Trägheitskräfte und TFl dW x x y y z z 2 W (3.10) Wird weiterhin das Theorem von Gauß4 benutzt, ergibt sich cos( ne ,x ) cos( ne , y ) cos( ne ,z )dS y z 2 S x (3.11) dS dS 2 S ne 2 ne TFl wobei ne , wie in Abb. 3.1 gezeigt wird, der äußere Normalenvektor zu den Oberflächen S und ist. Nach der Definition gilt: ne cos(ne , x) cos(ne , y ) cos(ne , z ). ne x y z Beim analysieren des ersten Summanden in (3.11) wird auf die in Abschnitt 2.2 gezeigte Darstellung eines Körpers als eine Menge von Quellen und Senken zurückgegriffen. Dabei ist die gesamte Ergiebigkeit der Quellen und Senken gleich. Die Quellen befinden sich zumeist im Bugbereich, indem die Dicke des Körpers in Längsrichtung zunimmt, während sich die Senken im Heckbereich befinden, wo die Dicke des Körpers abnimmt. Ein Beobachter, der aus großer Entfernung den Körper in der Strömung wahrnimmt, sieht nebeneinander liegende Quellen und Senken bei größer werdender Entfernung R als einen Dipol (Abschnitt 1.9.4). Eine genaue Analyse zeigt, dass die Strömung in großen Entfernungen vom Körper als Superposition (Dipol oder Multipole verschiedener Ordnung) dargestellt werden kann: A Rkk k 2 . Die Normalen Ableitung ist damit: 4 p q r [ x y z ]dW [ p cos( nx ) q cos( ny ) r cos( nz )]dS W S 43 (3.12) Hydrodynamische Trägheitskräfte kA k k1 ne R k 2 R (3.13) Die Oberfläche ist dem Quadrat des Radius R proportional. Das Störpotential und die normale Komponente der Störgeschwindigkeit klingen in der Unendlichkeit entsprechend als R 2 und R 3 ab. Daraus folgt, dass das Integral 1 1 dS ~ 2 3 R² d bei R verschwindet. Damit gilt: ne R R TFl dS dS , 2 S ne 2 S n (3.14) wobei berücksichtigt wurde, dass ne n . Im Fall der allgemeinen Körperbewegung mit 6 Freiheitsgraden kann die Undurchlässigkeitsbedingung im Punkt A(x,y,z) des Körpers in folgender Form geschrieben werden: n Vnk (V0 0 R)n , (3.15) S wobei Vnk die normale Komponente der Geschwindigkeit des Punktes A ist. Mit Hilfe V0 n 0 R n V0 n 0 n R kann (3.15) in der folgenden Form geschrieben werden: n V0 x cos(n, x) V0 y cos(n, y) V0 z cos(n, z) S 0 x y cos(n, z) z cos(n, y) 0 y z cos(n, x) x cos(n, z) 0 z x cos(n, y) y cos(n, x) (3.16) Vox ,Voy und Voz sowie 0 x ,0 y und 0 z die Komponenten der Geschwindigkeit und der Winkelgeschwindigkeit sind. Das Störpotential soll der Undurchlässigkeitsbedingung (3.15), der Laplace‘schen Gleichung und der Bedingung 0 genügen. Wie in Abschnitt 1.2 bereits betont wurde, ist die Laplace‘sche R Gleichung und die Randbedingungen (3.15) und 0 linear. Das ermöglicht R die Anwendung des Superpositionsprinzips (1.12). Gesucht wird das Potential in der Form: 44 Hydrodynamische Trägheitskräfte V0 x 1 V0 y 2 V0 z 3 0 x 4 0 y 5 0 z 6 (3.17) wobei i die so genannten Ansatzfunktionen sind. Sie hängen nur von den Koordinaten, in denen das Potential berechnet wird, und von der Körperform ab. Sie sind von der Zeit unabhängig. Setzt man (3.17) in (3.16) ein, ergibt sich V0 x 1 V0 y 2 V0 z 3 0 x 4 0 y 5 0 z 6 n n n n n n n 1 cos(n, x); 2 cos(n, y ); 3 cos( n, z ); n n n 4 y cos(n, z ) z cos( n, y ); n 5 z cos( n, x) x cos(n, z ); n 6 x cos(n, y ) y cos(n, x). n (3.18) Jede Funktion erfüllt die Laplace‘sche Gleichung i = 0, die Randbedingung i 0 bei R sowie die Undurchlässigkeitsbedingung in der entsprechenden Form (3.18). Führt man die Bezeichnungen V1 V0 x , V2 V0 y , V3 V0 z , V4 0 x , V5 0 y , V6 0 z ein, kann das Störpotential der allgemeinen Körperbewegung folgendermaßen geschrieben werden: 6 6 i 1 i 1 ( x, y, z , t ) Vi (t )i ( x, y, z ) Vi i . (3.19) Setzt man (3.19) in (3.14) ein, ergibt sich folgender Ausdruck für die kinetische Energie der Flüssigkeit bei beliebigen Körperbewegungen: 6 k Vk n k 1 n TFl 2 S 6 6 i 1 k 1 Vii Vk k 1 6 6 dS ViVk i k dS . 2 i 1 k 1 n n S Der Ausdruck in Klammern 45 (3.20) Hydrodynamische Trägheitskräfte mik i S k dS n (3.21) heißt allgemeine hydrodynamische Masse. Damit gilt 1 6 6 TFl ViVk mik 2 i 1 k 1 (3.22) Diese Formel ist ähnlich der aus der technischen Mechanik bekannten Formel für die kinetische Energie des Körpers. Anstelle der Masse, der statischen und Deviationsmomente treten die hydrodynamischen Massen auf. Insgesamt hat man 36 hydrodynamische Massen. m11 m12 m21 m22 m13 m23 m14 m24 m15 m25 m16 m26 m31 m32 m33 m34 m35 m36 m41 m42 m51 m52 m43 m53 m44 m54 m45 m55 m46 m56 m61 m63 m64 m65 m66 m62 In der allseitig ausgedehnten Flüssigkeit reduziert sich hydrodynamischen Massen zu 21, da die Symmetriebedingungen k i S i n dS S k n dS (3.23) die Anzahl der (3.24) oder mik = mki (3.25) in diesem Fall gültig sind. Die Gleichung (3.24) ist leicht mit der Formel von Green i k k i dW W k i dS i k ne ne S (3.26) nachzuweisen. Da die Ansatzfunktionen i and k der Laplace‘schen Gleichung i = 0 genügen, gilt k i i dS 0 k n n e e S 46 Hydrodynamische Trägheitskräfte Da das Integral über die Fläche bei R verschwindet, ergibt sich: S i k k i ne ne dS 0 k i ne S dS i k ne S dS (3.27) Demnach sieht die Matrix (3.23) für allseitig ausgedehnte Flüssigkeiten wie folgt aus: 3.3 m11 m12 m12 m22 m13 m23 m14 m24 m15 m25 m16 m26 m13 m23 m33 m34 m35 m36 m14 m15 m24 m25 m34 m35 m44 m45 m45 m55 m46 m56 m16 m26 m36 m46 m56 m66 (3.28) Verwendung der hydrodynamischen Massen bei der Bewegungsberechnung eines Schiffes Die allgemeinen Bewegungsgleichungen des Schiffes werden in Schiffstheorie II hergeleitet. Sie werden hier vorgestellt, um die Bedeutung der hydrodynamischen Massen für die Schiffstheorie zu zeigen. Die Gleichungen der Schiffsbewegung werden aus dem Impuls- und dem Drehimpulssatz hergeleitet. Sie können für das körperfeste Bezugsystem in folgender Form geschrieben werden: d dt d dt wobei P P F, D V P D M , T T T P i j k, Vx Vy Vz T T T D i j k x y z (3.29) (3.30) der Impuls sowie der Drehimpuls des Systems, Körper-Flüssigkeit, sind. T ist die kinetische Energie des Systems Körper-Flüssigkeit ist, d.h. T TFl Tk . 47 (3.31) Hydrodynamische Trägheitskräfte Auf der rechten Seite stehen die am Schiff angreifenden äußeren Kräfte und Momente. Setzt man (3.30) und (3.31) in (3.29) ein, ergibt sich: d dt d dt Tk Tk d TFl TFl F , dt V V V V Tk Tk Tk d TFl TFl TFl V M V , dt V V Die auf der rechten Seite stehenden Kräfte MH d TFl TFl TFl V dt V (3.32) d TFl TFl und Momente FH dt V V heißen hydrodynamische Trägheitskräfte bzw. Trägheitsmomente. Sie werden aus der kinetischen Energie der Flüssigkeit (3.22) berechnet, die ihrerseits durch die hydrodynamischen Massen (3.21) ausgedrückt werden. Also spielen die hydrodynamischen Massen eine wichtige Rolle bei Berechnung der Schiffsbewegung. Als Beispiel betrachten wir die Bewegung eines Schiffes in der XOY- Ebene ohne Drehung. Da V0 z 0 x 0 y 0 z 0 ist, wird die kinetische Energie des Schiffes in folgender einfachen Form geschrieben 2 TFl Vox m11 2 m22 Voy . 2 2 (3.33) Führt man den Schiebewinkel β, d.h. V0 x V0 cos , V0 y V0 sin ein, ergeben sich folgende Ausdrücke für die Trägheitskräfte und Momente: FHx 0; FHy 0; M Hz Das Moment M Hz V02 V02 m22 m11 2sin cos m22 m11 sin 2 2 2 (3.34) V02 V02 sin 2 m m 22 11 m22 sin 2 heißt „instabiles“ Moment von 2 2 Munk. Wie leicht bei kleinen Schiebewinkeln zu sehen ist, neigt es dazu die Schiebewinkel zu vergrößern: M z dM Hz V02 m22 cos 2 0 d 48 Übungen 3.4 Ermittlung der hydrodynamischen Massen Die Basis für die Ermittlung der hydrodynamischen Massen ist die Formel (3.21). Für ihre Anwendung braucht man die Ansatzfunktionen, die aus der Potentiallösung gefunden werden können. Eine allgemeine Methode zur Berechnung der Ansatzfunktionen wurde in Abschnitt 2.2 beschrieben. Dabei soll lediglich das Glied 2V cos(ni , x) durch entsprechende Ausdrücke ersetzt werden, deren Form aus der Formel (3.18) zu finden ist. Beispielsweise ist das Glied 2V cos(ni , x) , bei der Ermittlung der Ansatzfunktion 3 , durch den Ausdruck 2 cos(ni , z ) zu ersetzen. In einigen Fällen sind analytische Lösungen möglich. Zum Beispiel gelten die folgenden analytischen Formeln für den elliptischen Zylinder mit Halbachsen a und b (a>b): m x m1 1 b 2 ; m y m 2 2 a 2 ; m m 6 6 a2 b2 8 2 . (3.35) Setzt man b = 0 in (3.35) ein, ergeben sich die hydrodynamischen Massen der Platte mit der Breite 2a. Ein weiteres Beispiel, das im Schiffbau oft verwendet wird, ist ein Rotationsellipsoid. Die analytischen Ausdrücke für die hydrodynamischen Massen der Rotationsellipsoide sind sehr kompliziert, so dass die Ergebnisse hier nur in grafischer Form (s. Abb. 3.2) dargestellt werden. Übungen 1. Berechnen Sie die hydrodynamischen Massen des Kreiszylinders! 2. Berechnen Sie die Einheiten der hydrodynamischen Massen! 3. Der Körper hat zwei Symmetrieebenen, z.B. XOZ und XOY (Doppelschiff). Welche hydrodynamischen Massen hat solcher Körper? 4. Das Schiff wird in der Steuerbarkeit als ein Doppelkörper modelliert. Es wird die Bewegung nur in der Ebene XOY betrachtet. Welche hydrodynamischen Massen treten in der Steuerbarkeit auf? 49 Übungen Abbildung 3.2: Dimensionslose hydrodynamische Massen der Rotationsellipsoiden (entnommen von [2]). 50 Wirbelbehaftete Strömungen 4. Wirbelbehaftete Strömungen 4.1 Wirbellinie, Wirbelrohr und Zirkulation Eine Strömung heißt wirbelbehaftet, wenn der Wirbelvektor in einigen Punkten dieser Strömung ungleich Null ist 0 . Nach der Definition ist der Wirbelvektor: i j i x j y k z u x ux y uy k z , uz (4.1) j k der Operator von Hamilton Nabla ist. Die Wirbellinie ist x y z wobei i die Linie, der der Wirbelvektor in jedem Punkt tangential ist dr 0; dx dy dz x y z , (4.2) Wobei dr das Vektorelement der Wirbellinie ist. Eine Menge von Wirbellinien, die sich auf eine geschlossene Kurve C stützen, heißt Wirbelrohr. Abbildung 4.1: Wirbelrohr Die Intensität J ndS ( u ) ndS S gehört, wie seine Zirkulation S ud r u dl u x dx u y dy u z dz , zu den wichtigsten kinematischen Größen C C C des Wirbelrohres. 51 Wirbelbehaftete Strömungen Nach dem Theorem von Stokes wird die Zirkulation des Wirbelrohres durch seine Intensität ausgedrückt: u u y J rotu n dS z z S S y u u u u cos( n, x) x z cos( n, y ) y x x y z x u x cos( n, z )dS dx u y dy u z dz L Г ndS J S rotu ndS (4.3) S Die Einheit der Zirkulation ist = S =[m2/s]. Meistens wird ein elementares Wirbelrohr oder ein Wirbelfaden (dS 0) dJ lim n dS const betrachtet. Die S 0 Wirbelintensität im Faden ist unendlich ( ). Wenn die Strömung außerhalb des Wirbelrohres keine Wirbel enthält, ist die Zirkulation entlang jeder geschlossenen Kurve, die zu einem Punkt zusammengezogen werden kann ohne das Wirbelrohr zu durchkreuzen, gleich Null. Die potentielle Strömung, die eine Kontur enthält, entlang derer die Zirkulation nicht Null ist, heißt zirkulationsbehaftet. Falls außerhalb des Wirbelrohres keine Wirbel vorhanden sind rotu 0 , ist die Zirkulation entlang der Konturen C1 und C gleich. Der Wirbelvektor ist solenoidal (quellenfrei). u y u x u z u y u x u div rotu z 0 x y z y z x z x y (4.4) Nach dem Theorem von Helmholtz ist die Zirkulation des Wirbelrohres in der reibungslosen Strömung konstant. In der Flügel- und Propellertheorie wird die Strömung außerhalb der Flügel, der Propellerblätter und der Wirbelschleppe als potentiell betrachtet, d.h. rotu 0 außerhalb des Blattes und der Wirbelschleppe. Die Zirkulation entlang der Konturen, die die Flügel, das Propellerblatt und die Wirbelschleppe durchkreuzen, ist nicht Null. Also wird die Strömung in der Flügeltheorie und der Propellertheorie als zirkulationsbehaftet behandelt. 4.2 Induzierte Geschwindigkeiten Nach dem Gesetz von Biot-Savart induziert jedes Wirbelgebilde mit dem Volumen V die Geschwindigkeit 52 Wirbelbehaftete Strömungen 1 ( x r ) u( x ) dr 4 V x r 3 (4.5) Für eine durch ein elementares Wirbelrohr (oder Wirbellinie) induzierte Geschwindigkeit lautet Formel (4.5): u (x) 4 ( x r ) dl l x r 3 dl (r ) , (4.6) wobei l die Rohrlänge und dl der Vektor der Tangente zum Rohr sind. Abbildung 4.2: Zur Formel für die vom Wirbelabschnitt BC im Punkt A induzierte Geschwindigkeit Ein gerader Wirbelabschnitt induziert die Geschwindigkeit im Punkt A, die in drei verschiedenen, aber äquivalenten Formen geschrieben werden kann 1 2 u e 4 1 2 e 1 2, e 1 (4.7a) 1 1 1 u (e 1 ) sign(e 2 ) , 4 ( e 2 2 ) 2 ((e 1 ) sign(e 2 ) 1 1 (4.7b) 1 1 1 u (e 1 ) sign(e 1 ) . 4 ( e 1 1 ) 1 ((e 2 ) sign(e 1 ) 2 2 (4.7c) Werden die Punkte B und C entlang des Abschnittes in die Unendlichkeit verschoben 1 2 e 2, 1 2 53 Wirbelbehaftete Strömungen ergibt sich die bekannte Formel für einen 2D Punktwirbel (Kapitel 1.5.3) u . 2 h Durch die direkte Berechnung kann man zeigen, dass die von einem 2D Punktwirbel induzierte Strömung überall außerhalb des Punktwirbels potential ist. Genauso potential ist auch die Strömung, die von einem geschlossenen elementaren 3D Wirbelrohr induziert wird. Sowohl der Punktwirbel im 2D Fall, als auch die Punkte an der Wirbelrohrachse im 3D Fall sind besonderen Punkte, in denen die Strömung nicht potential ist. Bei numerischen Methoden werden die gekrümmten Wirbellinien oft als eine unendlich große Menge von Wirbelabschnitten dargestellt. Wird der Abstand h, zwischen dem Aufnahmepunkt und einem Wirbelabschnitt, kleiner, so geht die Geschwindigkeit gegen Unendlich. Dies bereitet einige Probleme bei den numerischen Berechnungen. Um die dadurch verursachten numerischen Instabilitätsprobleme zu überwinden, wird oftmals die „cut-off“ Regel verwendet, nach der ein Wirbelkern hmin um das Wirbelrohr eingeführt wird. Damit entsteht eine numerische Sicherheitsummantelung. Für den Fall, dass der minimale Abstand zwischen dem elementaren Wirbelrohr und dem Aufnahmepunkt größer als ein bestimmter Wert hmin ist ( h hmin ) wird die Geschwindigkeit nach dem Gesetz von Bio-Savart berechnet. Wenn h hmin wird die induzierte Geschwindigkeit gleich Null gesetzt oder sie ändert sich linear mit dem Wert hmin bis auf Null (auf der Wirbelrohrachse). 4.3 Wirbelschichten Der Einfachheit halber betrachten wir zuerst eine 2D Strömung, die von zwei Strömungen verschiedener Geschwindigkeit gebildet wird. Ist die Zähigkeit Null, bleibt die Grenze zwischen den Strömungen infinitesimal dünn5. Die Geschwindigkeit ändert sich sprungartig vom Wert U zum Wert V. Rein kinematisch kann diese Strömung durch eine dünne Wirbelschicht (s. Kapitel 1.5.6) mit der Intensität (U V ) in der Anströmung V (U V ) / 2 nachgebildet werden. 5 Instabilität der Wirbelschicht wird hier vernachlässigt 54 Wirbelbehaftete Strömungen U V Abbildung 4.3: Geschwindigkeitsfeld neben der Wirbelschicht y=0. Tatsächlich ergibt sich die von einer unendlichen Reihe von 2D Punktwirbeln mit der Wirbelstärke dx induzierte Geschwindigkeit wie folgt: u x ( x, y ) 2 u x ( x, y ) yd ( x )2 y 2 (U V ) / 2 2 2 x yd ( x )2 y 2 (U V ) / 2 2 ydx (U V ) / 2 U y2 2 x ydx (U V ) / 2 V y2 2 oben, unten, u y ( x, y ) 0. Dieses einfache Beispiel zeigt, wie man mit der Hilfe von Wirbelschichten, Strömungen mit einem Sprung der tangentialen Geschwindigkeit modellieren kann. Generell, werden Wirbelschichten für Strömungen benutzt, die einen Sprung der tangentialen Geschwindigkeitskomponente zu einer Fläche erfahren. Ein Beispiel ist die Umströmung einer infinitesimal dünnen Platte (Abb. 4.4) Da an der Platte ein Drucksprung entsteht und dieser einen Auftrieb erzeugt, muss die tangentiale Geschwindigkeit der Platte nach der Bernouli‘schen Gleichung auch einen Sprung haben u u 0 . Für den Fall u u 0 entsteht kein Auftrieb. Die Wirkung der Platte auf die Anströmung kann durch die Wirkung der an der Platte gelagerten Wirbelschicht modelliert werden. Wenn die Wirbelschicht im 3D Fall eine Fläche ist, ist die Wirbelintensität der Wirbelschicht ein Vektor . Nach der Definition gilt: n ( u u ) , (4.8) wobei u und u die Grenzwerte der tangentialen Komponente der Geschwindigkeit in einem Punkt oberhalb und unterhalb der Wirbelschicht sind. n ist der Normalenvektor zur Wirbelschicht. 55 Wirbelbehaftete Strömungen u - u+ V Abbildung 4.4: Sprung der tangentialen Geschwindigkeit an der unter einem Anstellwinkel umströmten Platte Abbildung 4.5: Wirbelschicht Die Wirbelschicht kann als eine Menge von elementaren Wirbelröhren betrachtet werden, die auf einer gekrümmten Fläche liegen. Jedes Wirbelrohr hat eine lokale Wirbelstärke dS . Die Dicke der Wirbelschicht ist Null. Die von der Wirbelschicht induzierte Geschwindigkeit ist 1 ( x r ) u( x ) dr 4 V x r 3 (4.9) Die wichtigsten Eigenschaften der Wirbelschicht sind: Die normale Komponente der von der Wirbelschicht induzierten Geschwindigkeit ist an der Wirbelschicht stetig, un un (4.10) Die tangentiale Komponente der von der Wirbelschicht induzierten Geschwindigkeit erfährt an der Wirbelschicht einen Sprung, u u n 56 (4.11) Wirbelbehaftete Strömungen 4.4 Die von der Wirbelschicht induzierten Geschwindigkeiten sind überall außerhalb der Schichtkanten endlich. Theorem von Joukowski für einen elementaren Wirbelabschnitt Abbildung 4.6: Auftriebskraft an einem Wirbelabschnitt Nach dem Theorem von Joukowski entsteht auf einem elementaren Wirbelabschnitt die Kraft R u dl , (4.12a) wobei u die relative Geschwindigkeit ist, mit der die Strömung den Wirbel umströmt6. ist die Wirbelzirkulation, dl AB der Vektor des Wirbels (Abb. 4.6). Die am Wirbel wirkende Kraft ist in den folgenden zwei Fällen Null: Der elementare Wirbel liegt auf einer Stromlinie u dl 0 , Der Wirbel bewegt sich zusammen mit der umgebenden Flüssigkeit so, dass die Umströmungsgeschwindigkeit Null ist u 0 oder mit anderen Worten, die Anströmgeschwindigkeit der Fortschrittsgeschwindigkeit des Wirbels gleich ist. Die Wirbel, an denen keine Kraft entsteht, heißen freie Wirbel. Die Kraft wirkt nach dem Theorem von Joukowski an einer elementaren Fläche der Wirbelschicht dS: R (u )dS 6 (4.12b) Falls der Wirbel bewegungslos ist, ist u einfach die lokale Strömungsgeschwindigkeit an der Stelle des Wirbels. 57 Wirbelbehaftete Strömungen Übungen 1. Berechnen Sie die Wirbelstärke in der Strömung um den Punktwirbel! 2. Berechnen Sie die Wirbelstärke und die Geschwindigkeitsverteilung außerhalb und innerhalb eines zweidimensionalen Rankineschen Wirbels mit der Zirkulation und dem Radius R! Die Wirbelverteilung wird const wenn r R , Hier wird r vom 0 wenn r R. folgendermaßen definiert ( r ) Wirbelzentrum gemessen. 3. Mit welcher Geschwindigkeit gehen die Randwirbel eines Flugzeuges runter? Der Abstand zwischen den Randwirbeln ist gleich der Flügelspannweite l und die Zirkulation der Randwirbel ist . 4. Es bildet sich eine Wirbelschicht mit den Geschwindigkeiten oben u i k und unten u i k . Bestimmen Sie die Intensität der Wirbelschicht! 5. Ein Wirbelabschnitt x 0, y 0,z [ 0.5,0.5 ] wird mit der Geschwindigkeit u i k umströmt. Finden Sie die Auftriebskraft am Abschnitt! 6. Berechnen Sie die induzierte Geschwindigkeit eines halbunendlichen Wirbelstrahls im Punkt O (0, 0, 0) (Abb.4.7)! y z x O Abbildung 4.7: Halbunendlicher Wirbelstrahl 58 Flügeltheorie 5. Flügeltheorie Ein Flügel ist ein Körper, der der Erzeugung einer Auftriebskraft dient. Die Flügel finden breite Anwendung im Schiffbau. Als Beispiele sind die Flügel der Tragflügelschiffe (Abb. 5.1), der Bodeneffektfahrzeuge (BEF) (Abb. 5.2), der Schiffsruder, Schiffschrauben, Gleitschiffe oder die Schlingerkiele zu nennen. In der Steuerbarkeitstheorie wird das Schiff als ein Flügel mit kleiner Streckung unter einem Schiebewinkel betrachtet. Zur Erzeugung des maximalen Auftriebs bei minimalem Widerstand wird den Flügeln eine spezielle Form gegeben. Abbildung 5.1: Tragflügelschiff Olympia (Russian hydrofoil gallery by K. Matveev, www.hydrofoils.org) 5.1 Flügelgeometrie Die Form des Flügels kann rechteckig (Abb. 5.3a), trapezförmig (Abb. 5.3b) oder elliptisch (Abb. 5.3c) sein. Meistens verwendet man die Flügel mit Vorderkanten- und Hinterkantenpfeilungen (Abb.5.3d). Der Abstand zwischen den beiden äußersten Punkten auf der Draufsicht heißt, die Flügelspannweite l (s. Abb.5.3d). Verhältnis des Quadrats der Seitenverhältnis (aspect ratio) Spannweite l2 S zur Flügelfläche ist das (5.1) 59 Flügeltheorie Flügel mit einem Seitenverhältnis 1 werden weiterhin als Flügel mit kleinem Seitenverhältnis bezeichnet. Abbildung 5.2: Bodeneffektfahrzeug KM (The WIG Page by E.van Opstal, www.setechnology.com) Die geschlossene Kontur im Längsschnitt des Flügels heißt Flügelprofil. Eine Seite des Profils nennt man Druck- und die andere Saugseite. Der Auftrieb resultiert aus dem Druckunterschied zwischen diesen beiden Seiten. Es werden aerodynamische Profile (1) (siehe Abb. 5.4), Kreissegmentprofile (2) und Superkavitationsprofile (supercavitating foil) (3) verwendet, wobei die Profilform sich entlang der Flügelspannweite ändern kann. Die Profilform wird durch zwei Funktionen yo (x) 0 und y u (x) 0 (s. Abb. 5.5) determiniert. Die Profildicke t yo (x) y u (x) und die Skelettlinie des Profils f (yo (x) y u (x)) / 2 werden durch yo (x) und y u (x) ausgedrückt. Der Abstand zwischen den beiden äußersten Punkten des Segmentes heißt Profilsehne oder Profiltiefe b. Die Profildicke und die Profilwölbung werden durch folgende Formeln: y 0 ( x) y u ( x) b y ( x) y u ( x) f max 0 2b t max definiert. Die Flügelprofile sind relativ dünn. Die dimensionslose Dicke ändert sich zwischen 0,02 und 0,25. Die dimensionslose Profilwölbung liegt im Bereich von 0 bis 0,04. Zur Steuerung des Auftriebs werden verschiedene Steuerungsorgane (z. B. Vorflügel 1 (Abb. 5.6), Hinterklappen 2 (Flaps), Spoilers 3, 4) verwendet. 60 Flügeltheorie Abbildung 5.3: Form von verschiedenen Flügeln Abbildung 5.4: Typische Flügelprofile 61 Flügeltheorie Abbildung 5.5: Geometrische Parameter des Profilsegmentes Abbildung 5.6: Flügelklappen und Spoiler Hydrodynamische Parameter der Flügel 5.2 In diesem Kapitel wird die Bewegung des Flügels nur in der Längsebene (der Schiebewinkel, der Rollwinkel und der Kurswinkel sind alle gleich Null) betrachtet. Die wichtigsten hydrodynamische Parameter des Flügels, der sich mit der Geschwindigkeit V bewegt, sind Der Widerstandsbeiwert Der Auftriebsbeiwert CW W , V2 S 2 A V2 , S 2 M Beiwert des Trimmmomentes oder des Nickmomentes CM V 2 , Sb 2 CA 62 Flügeltheorie wobei W, A und M der Widerstand, der Auftrieb und das Trimmmoment (Nickmoment) sind. Das Verhältnis zwischen dem Auftrieb und dem Widerstand heißt Gleitzahl: K CA CW (5.2) Die Gleitzahl ist der wichtigste hydrodynamische Parameter des Flügels. Wenn die Auftriebskraft des Fluggerätes seinem Gewicht gleich ist (z.B. bei Flugzeugen, Tragflügelschiffen, Bodeneffektfahrzeugen), zeigt die Gleitzahl das Verhältnis zwischen dem Gewicht und dem Schub, der notwendig ist, um das Fluggerät zu befördern. Deshalb kann die Wirtschaftlichkeit eines Fluggerätes durch die Gleitzahl (s. Abb. 5.7) dargestellt werden. Die Gleitzahl hängt im Wesentlichen vom Seitenverhältnis ab. Je größer das Seitenverhältnis ist, desto größer ist die Gleitzahl. Die Gleitzahl liegt für Gleitboote zwischen 6 - 8, bei Tragflügelschiffen zwischen 12 - 14 und bei Transportflugzeugen bis zu 20. Die Gleitzahl der Bodeneffektfahrzeuge kann theoretisch die Werte bis zu 30 - 40 erreichen. Trotzdem liegen die höchsten Werte der modernen BEF zwischen 11 und 18. Der Grund sind die nicht optimalen aerodynamischen Formen der Rümpfe, die durch Landungen und Starts der BEF diktiert werden. Außerdem haben die BEF ein hoch entwickeltes Höhenleitwerk, das zur Gewährleistung der Längsstabilität notwendig ist. In der Regel ist der Beitrag des Höhenleitwerks zur Auftriebskraft des BEF sehr gering. Alle hydrodynamischen Parameter der Flügel hängen wesentlich von dem Anstellwinkel ab. Der Winkel zwischen der Sehne und dem Geschwindigkeitsvektor ist der Anstellwinkel . Der Nullauftriebswinkel 0 ist der Anstellwinkel, bei dem die Auftriebskraft Null ist, d.h. C A 0 . Wie leicht festzustellen ist, ist 0 =0 im Fall symmetrischer 0 Flügelprofile. Für übliche aerodynamische Profile gilt 0 0 . Der optimale Anstellwinkel heißt der Anstellwinkel opt , bei dem die Gleitzahl den größten Wert erreicht. Die Abhängigkeit C A (CW ) , die für verschiedene Anstellwinkel berechneten wird, nennt man das Polardiagramm (die Polare von Otto Lilienthal). Der optimale Anstellwinkel entspricht dem Kreuzpunkt zwischen der aus dem Ursprungspunkt durchgezogenen Tangente und der Polarkurve (s. Abb. 5.7). 63 Flügeltheorie Abbildung 5.7: Polardiagramm nach Lilienthal Als Koordinatensysteme werden das rechte „experimentelle“ Koordinatensystem mit folgenden Achsenrichtungen: die x-Achse nach vorne, entlang des Geschwindigkeitsvektors; die y-Achse nach oben, senkrecht zur x-Achse in der Symmetrieebene; die z-Achse nach rechts, senkrecht zur Symmetrieebene. das rechte flügelfeste Koordinatensystem mit folgenden Achsenrichtungen: die x1-Achse nach vorne, entlang der Sehne; die y1-Achse nach oben, senkrecht zur Flügelfläche; die z1-Achse rechts, senkrecht zur Symmetrieebene. betrachtet. Einen Zusammenhang zwischen den hydrodynamischen Beiwerten, die aus den verschiedenen Koordinatensystemen hervorgehen, findet man aus der Formel C A1 C A cos CW sin CW 1 CW cos C A sin (5.3) Der Druckschwerpunkt, in dem die gesamte Auftriebskraft den Flügel angreift (Angriffspunkt des Auftriebs), findet man aus dem Verhältnis CD x1D M 1 CM CM . b A b C A1 C A (5.4) Der Druckschwerpunkt liegt bei rechteckigen Flügeln in der allseitig ausgedehnten Flüssigkeit im Bereich um 0,25, d.h. C D ~ 0,25 . In der Regel ist der Anstellwinkel des Flügels klein (α<15°). Deshalb können die Beiwerte in der Form der abgeschnittenen Taylor‘schen Reihe dargestellt werden 64 Flügeltheorie CA CM CM ( 0 ) 5.3 dCM d dC A d ( 0 ) , 0 ( 0 ) CM0 0 dCM d ( 0 ) . (5.5) 0 Physik der Flügelumströmung Ein Profil mit einem positiven Anstellwinkel wirkt in der Strömung auf die Weise, dass es die Strömung entlang der Saugseite beschleunigt, während sie entlang der Druckseite gebremst wird. Aus der Bernoulli Gleichung folgt demnach, dass auf der Saugseite ein Unterdruck und auf der Druckseite ein Überdruck entsteht. Eine typische Verteilung des Druckbeiwertes C p = (p p)/( V2 /2) (pressure coefficient) entlang der Saugseite und der Druckseite wird in Abb. 5.8 gezeigt. Es ist zu erkennen, dass es an der Eintrittskante zu einem stoßartigen Druckabfall kommt, der besonders stark bei großen Anstellwinkeln und scharfen Eintrittskanten ausgeprägt ist. Der stoßartige Druckabfall ist unerwünscht, da dadurch Kavitation an der Eintrittskante entstehen kann. Bei moderaten Anstellwinkeln und / oder gut entworfenen Profilen verschiebt sich das Druckminimum zur Profilmitte und der stoßartige Druckabfall wird gemindert. In diesem Fall handelt es sich um eine stoßfreie Umströmung der Eintrittskante. Die Aufgabe des Profilentwurfes für Schiffspropeller ist die Gewährleistung der stoßfreien Umströmung der Eintrittskante in einem möglichst großen Bereich des Anstellwinkels. Abbildung 5.8: Typische Druckverteilung. Entnommen von [7]. 65 Flügeltheorie Der Auftrieb am Profil ist proportional der Summe von beiden Flächen der Druckbeiwertsverteilung auf der Druck- und Saugseite. Wie zu sehen ist, leistet die Saugseite des Profils den größten Beitrag zum Auftrieb. Im Bereich der Austrittskante auf der Saugseite gibt es ein großes Gebiet des Druckanstieges. Das Gebiet verschiebt sich in Richtung der Eintrittskante mit größer werdendem Anstellwinkel. Wie aus der Strömungsmechanik bekannt ist, kann der Druckanstieg in dem reibungsbehaftetem Fluid zum Ablösen der Strömung führen. Bei kleinen Anstellwinkeln tritt Ablösung auf und konzentriert sich in einem kleinen Gebiet nahe der Austrittskante. Deshalb hat sie keinen Einfluss auf die hydrodynamischen Profileigenschaften. Bei Übersteigung eines bestimmten Anstellwinkels, dem so genannten kritischen Anstellwinkel kommt es zu einer massiven Ablösung. Das Strömungsbild (siehe Abb. 5.9) und die Hydrodynamik des Profils ändern sich. Das Ablösungsgebiet ist in der Regel stark instationär. Die hydrodynamischen Kräfte am Profil haben somit eine komplizierte Abhängigkeit von der Zeit. Abbildung 5.9: Profilumströmung ohne und mit Ablösung Die Ablösung führt zu dem so genannten Stall Effekt. Der Auftriebsbeiwert C A ( ) 2A abhängig vom Anstellwinkel fällt bei großen Reynoldszahlen stark ab V2S (Abb. 5.10). Der kritische Anstellwinkel beträgt krit = 15 - 18 für Flügel mit einem großen Seitenverhältnis = AR l2 / S 4 . Bei kleineren Seitenverhältnissen AR 1 kann der kritische Anstellwinkel wesentlich größer sein. Bei großen Reynoldszahlen tritt die Ablösung im Bereich der Eintrittskante auf und der Auftriebsbeiwert nimmt stark ab. Bei kleinen Reynoldszahlen ist die Ablösung an der Austrittskante zu finden. Die Abnahme des Auftriebsbeiwertes fällt in diesem Fall milder aus. Verschiedene aerodynamische Profile und deren geometrische und hydrodynamische Parameter sind in den Literaturhinweisen [1] und [3] zu finden. 66 Flügeltheorie Abbildung 5.10: Reynoldszahlabhängigkeit des Auftriebsbeiwertes . Entnommen von [7]. Der Druckunterschied zwischen der Druck- und Saugseite führt zu einer Strömung von der unteren Seite des Flügels (1) zur Oberen, wie in Abb. 5.11 gezeigt wird. An den Flügelspitzen (3) lösen sich die Strömungen ab und die abgelösten wirbelbehafteten Strömungsschichten (2) rollen sich auf. Dies erzeugt einen längsorientierten Randwirbel (5). Eine spektakuläre Visualisierung des Randwirbels wird in Abb. 5.12 präsentiert. Streng genommen entstehen die längsorientierten Wirbel entlang des Flügels an jedem Ort, an dem eine Änderung des Auftriebs in Querrichtung stattfindet. Sie fließen an der Austrittskante ab und rollen sich mit den an der Flügelspitze entstehenden Randwirbeln zusammen auf. Zusammen bilden sie die Wirbelschleppe des Flügels. Im Kern der Wirbel herrscht ein Unterdruck, der der Zirkulation des Wirbels (oder dem Flügelauftrieb) proportional ist. Übersteigt diese Zirkulation einen bestimmten Wert entsteht Kavitation in den Wirbeln bei der Flügelbewegung durchs Wasser. Die Längswirbel beeinflussen die hydrodynamischen Eigenschaften der Flügel. Sie erzeugen den Abwind am Flügel, was zur Reduzierung der Auftriebskraft führt. Wie weiter gezeigt wird, ist die Wirbelschleppe für das Auftreten einer zusätzlichen Widerstandskomponente, des induzierten Widerstandes, verantwortlich. Wie bereits erwähnt wurde, ist die Abhängigkeit des Auftriebs vom Anstellwinkel näherungsweise linear (s. Formel (5.5)). Diese Behauptung ist aber nur für Flügel mit 67 Flügeltheorie großen und moderaten Seitenverhältnissen = AR l2 / S 1 gültig. Die Abhängigkeit C A ( ) für Flügel mit kleinem Seitenverhältnis ist im Wesentlichen nichtlinear (s. Abb. 5.13). Es ist zu erwähnen, dass Schlingerkiele, Schiffsruder und das Schiff selbst, Flügel mit sehr kleinem Seitenverhältnis darstellen. Der physikalische Grund der Nichtlinearität ist die starke Wechselwirkung zwischen dem Flügel und dem Randwirbel. Sie ist für Flügel mit kleinem Seitenverhältnis besonders stark ausgeprägt. Die Taylor‘sche Reihe (5.5) für Flügel mit kleinem Seitenverhältnis beinhaltet hier auch die quadratischen Glieder: 2 C A C A ( 0 ) C A ( 0 ) C M C M0 C M ( 0 ) C M ( 0 ) 2 (5.6) Abbildung 5.11: Wirbelsystem des Flügels Falls sich der Flügel nicht stationär bewegt, bilden sich neben den Längswirbeln auch Querwirbel in der Wirbelschleppe des Flügels. Dies kann man mit Hilfe des Theorems von Thomson anschaulich illustrieren. Betrachten wir ein Flügelprofil, das sich bei t 0 im Ruhezustand befindet und bei t 0 eine Bewegung mit einer konstanten Geschwindigkeit startet. Zum Zeitpunkt t 0 ist die Zirkulation entlang der geschlossenen Kontur C C1 gleich 0 (siehe Abb. 5.14). Nach dem Theorem von Thomson d / dt 0 soll sie auch für alle darauf folgenden Zeitpunkte Null bleiben, wenn die Reibung vernachlässigt wird. Die Kontur C ändert seine Form mit der Zeit, dass heißt sie wird größer und fließt stromabwärts ab. Zum anderen Zeitpunkt t 0 kann die Kontur C als die Summe von zwei Konturen C1 und C2 dargestellt werden. 68 Flügeltheorie Wenn am Profil ein Auftrieb zum Zeitpunkt t 0 entsteht, folgt nach dem Theorem von Joukowski, dass auch eine Zirkulation entlang der Kontur C1 erzeugt wird, die bei positivem Auftrieb negativ ist 1 . Damit die gesamte Zirkulation entlang der Kontur C C1 C2 Null wird, muss die Zirkulation entlang der Kontur C2 positiv sein: () 0 . Der physikalische Grund für die Entstehung einer Zirkulation entlang der Kontur C2 ist der so genannte Anfahrenswirbel von Prandtl. Im 3D Fall ist der Anfahrwirbel ein quer zur Anströmung liegender Wirbel. Wenn sich der Flügel instationär bewegt (z.B. mit Änderung des Anstellwinkels) entsteht nach dem gerade beschriebenen Mechanismus eine Reihe von Querwirbeln. Sie wirken mit Längswirbeln zusammen und bilden eine sehr komplizierte Wirbelschleppe. Abbildung 5.12: Visualisierung eines Randwirbels. Entnommen von http://de.wikipedia.org/wiki/Wirbelschleppe Bis jetzt wurde bei der Erklärung der Entstehung des Anfahrenswirbels die Reibung explizit nicht berücksichtigt. In Wirklichkeit wird sie implizit angerechnet. Wie in der Strömungsmechanik bei der Erläuterung der Kutta’schen Abflussbedingung betont wurde, bildet sich die Zirkulation am Profil nur aufgrund des Reibungseinflusses. Die physikalische Analyse zur der Entstehung des Anfahrenswirbels ist auch für reibungsbehaftete Strömungen gültig. Die Strömungsgrenzen haben einen starken Einfluss auf die Hydrodynamik der Flügel. Wenn sich der Flügel unter der Wasseroberfläche auf einer Tiefe h bewegt, sinkt die 69 Flügeltheorie Auftriebskraft im Vergleich mit der Auftriebskraft bei h (s. Abb. 5.15). Auf diesem Effekt basiert das Prinzip der natürlichen Selbststabilisierung der Tragflügelboote (s. Abb. 5.1). Abbildung 5.13: Abhängigkeit des Auftriebs vom Anstellwinkel für Flügel mit großem (a) und kleinem (b) Seitenverhältnis; q = nichtlinearer Anteil des Auftriebs bei Flügeln mit kleinem Seitenverhältnis Abbildung 5.14: Zur Erklärung der Entstehung der Zirkulation neben einem Profil 70 Flügeltheorie Abbildung 5.15: Einfluss der Wasseroberfläche auf die Auftriebskraft des Flügels. Entnommen von [2]. Abbildung 5.16: Einfluss der Bodennähe auf die Auftriebskraft des Flügels; Flughöhe h bezogen auf die Wurzeltiefe Wenn sich der Flügel in Bodennähe bewegt, nimmt die Auftriebskraft bei positiven Anstellwinkeln und schlanken Profilen zu (s. Abb. 5.16). Dieser positive Effekt wird Bodeneffekt genannt und bei Bodeneffektfahrzeugen (s. Abb. 5.2) ausgenutzt. 71 Flügeltheorie Abbildung 5.17: Spiegelungsmethode zur Modellierung des Wandeffektes In der Regel verstärken feste Wände die Wirkung des Flügels. Falls der Krümmungsradius der Wand bezogen auf die Flügelstreckung klein ist, kann man das Spiegelungsprinzip anwenden, wodurch die effektive Spannweite des Flügels verdoppelt wird (Abb. 5.17). Die Auftriebskraft (oder Querkraft im Fall des Schiffsruders im Bild 5.20) ist durch Wandeffekt größer, als im Fall des Ruders allein. 5.4 Formulierung des mathematischen Problems. Joukowski – Kutta Abflussbedingung Wie in den Abbildungen 5.8 und 5.10 zu sehen ist, hängt der Auftrieb bei großen Reynoldszahlen und moderaten Anstellwinkeln nicht von der Reynoldszahl ab. Deshalb wird die Strömung im Rahmen der Flügeltheorie als reibungsfrei und potential betrachtet. Die auf dieser Annahme basierende Theorie liefert gute Ergebnisse für die Auftriebskraft und für das Trimmmoment (Nickmoment). Der Reibungswiderstand wird mit dieser Theorie nicht erfasst. Er wird mit Hilfe der empirischen Ansätze berechnet und zum induzierten Widerstand dazu addiert. Die mathematische Problemstellung beinhaltet die Laplace‘sche Gleichung 0 außerhalb des Flügels und der Wirbelschleppe (5.7) Undurchlässigkeitsbedingung / n 0 an der Flügeloberfläche S (5.8) Bedingung in der Unendlichkeit 0 r (5.9) 72 Flügeltheorie Zu den Randbedingungen (5.8) und (5.9) sollen zusätzliche Bedingungen eingeführt werden, die für die Übereinstimmung der Potentialtheorie mit realistischen Flügelumströmungen entscheidend sind. Diese Bedingungen unterscheiden sich für den 2D und 3D Fall. 5.4.1 2D Fall Im Rahmen der Potentialtheorie entsteht ein Problem, welches sich nur mit Hilfe der Kutta‘schen Abflussbedingung überwinden lässt. Das Problem besteht darin, dass das mathematische Problem (5.7) - (5.9), für die Strömung auf dem nicht zusammenhängenden Gebiet, mehrdeutig ist. Das zusammenhängende Gebiet ist das Gebiet, in dem jede geschlossene Kontur zu einem Punkt gebracht werden kann, ohne die Strömungsgrenzen zu überqueren. Beispielsweise kann die Kontur A zu einem Punkt gebracht werden (s. Abb. 5.18), ohne die Strömungsgrenzen zu überqueren, während dies für Kontur B nicht gilt. Deshalb ist das Strömungsgebiet neben einer 2D Kontur nicht einfach zusammenhängend. Abbildung 5.18: Zur Erklärung des Begriffs „zusammenhängendes Gebiet“ Für jede Zirkulation um das Profil (d.h. um die Kontur B) existiert theoretisch eine Lösung und eine Strömung (s. Abb. 5.19). Die zirkulationsfreie Lösung =0 ist eine klassische Lösung der Potentialtheorie, die für die Flügeltheorie nicht akzeptabel ist, weil die Auftriebskraft nach dem Theorem von Joukowski Null ist. Damit würde die wichtigste Aufgabe der Flügeltheorie, die Ermittlung der Auftriebskraft nicht gelöst. Bei =0 liegt der Staupunkt auf der oberen Seite des Profils. Die scharfe Hinterkante wird stoßartig umströmt, die Strömungsgeschwindigkeit und der Unterdruck an der Hinterkante sind unendlich groß. Nimmt die Zirkulation zu, verschiebt sich der Staupunkt in Richtung der Hinterkante (Abb. 5.19). Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Zirkulation im Rahmen der Potentialtheorie nicht bestimmbar ist. Es ist unmöglich zu sagen, wo der Staupunkt liegt. Jede Lösung mit beliebiger Zirkulation und entsprechend mit beliebiger Auftriebskraft ist gleichberechtigt. Diese Unbestimmtheit der Flügeltheorie wurde von Kutta und Joukowski unabhängig voneinander überwunden. Sie haben vorgeschlagen, die Zirkulation auszuwählen, die 73 Flügeltheorie eine stoßfreie, sanfte Umströmung der Hinterkante mit dem Staupunkt an der Hinterkante gewährleistet (Abb. 5.19c). Diese „Kutta’sche Abflussbedingung“ wurde auf Basis der Beobachtungen der realistischen Profilumströmungen formuliert. Wenn ein Profil in der reibungsbehafteten Strömung liegt, führt der Reibungseinfluss dazu, dass die Hinterkante stoßfrei umströmt wird. Diese Überlegungen führen zu den folgenden Formulierungen der Kutta‘schen Abflussbedingung: Die Hinterkante des Profils wird stoßfrei umströmt. oder Der Staupunkt bei der Umströmung eines Profils liegt an der Hinterkante7. oder Der Druck und die Geschwindigkeit nehmen an der Hinterkante einen endlichen Wert an. Es existiert kein Drucksprung an der Hinterkante. Eine dieser Bedingungen soll zusammen mit den Gleichungen (5.7) - (5.9) erfüllt werden. Abbildung 5.19: Umströmung des Profils in Abhängigkeit von der Zirkulation 7 Diese Bedingung ist nur für Profile mit dem Hinterkantenwinkel größer als Null gültig. 74 Flügeltheorie 5.4.2 3D Fall Im 3D Fall ist das Strömungsgebiet neben einem Flügel einfach zusammenhängend8. Die Lösung des potentialtheoretischen Problems ist eindeutig und liefert keine Auftriebskraft. Die Potentialtheorie scheint wieder unbrauchbar zu sein. Wie im 2D Fall helfen einige zusätzliche Ansätze, die nicht aus der Potentialtheorie folgen. Um die Diskrepanz der Potentialtheorie mit der praktischen Erfahrung zu überwinden, führt man die Bedingung ein, dass die Zirkulation um jedes Profil entlang der Flügelspannweite ungleich Null ist ( 0 ). Da die Zirkulation entlang der Spannweite sich ändert, führt das zur Entstehung der Wirbelschleppe nach dem Flügel der endlichen Spannweite. Betrachtet wird die Zirkulation in einem Querschnitt z = z0 eines infinitesimal dünnen Flügels (Abb. 5.20) 1 0 1 udl u x dx u x dx (u x u x )dx (5.10) C 0 1 0 wobei u die Grenzwerte der Geschwindigkeit an der oberen und unteren Seite des Flügels sind. Da die tangentiale Geschwindigkeit an der Flügelfläche einen Sprung erfährt (sonst entsteht nach der Bernoulli‘schen Gleichung keine Auftriebskraft), kann die hydrodynamische Wirkung des Flügels durch die Wirbelschicht mit der verteilten Stärke (u u ) n (5.11) modelliert werden. Hier ist n der Normalenvektor zur Flügelfläche. Nach der Undurchlässigkeitsbedingung hat der Vektor nur zwei Komponenten x und z, und genügt der Divergenzfreiheitsbedingung x z 0. x z (5.12) Unter der Berücksichtigung der Gleichung 5.12 wird die Ableitung der Zirkulation nach der Spannweitenkoordinate z in der folgenden Form geschrieben: 8 Die Ausnahme ist der ringförmige Flügel. 75 Flügeltheorie 1 1 ( z0 ) z dx x dx x (0, z0 ) x (1, z0 ) z z x 0 0 (5.13) Da der Wirbel an der Eintrittskante aus physikalischen Gründen fehlt x(1, z0) = 0 folgt aus (5.13) x (0, z0 ) ( z0 ) (5.14) z Eine Änderung der Zirkulation in die Spannweitenrichtung verursacht die Entstehung der freien Längswirbel mit der Stärke x (0, z0 ) ( z0 ) . z Die freien Längswirbel verlassen den Flügel an der Hinterkante und bilden die Wirbelschleppe. Im 2D Fall gilt ( z0 ) 0 und die Wirbelschleppe fehlt. z Abbildung 5.20: Zur Erklärung der Entstehung der Wirbelschleppe nach einem 3D Flügel Die Wirbelschleppe wird in der Flügeltheorie als eine infinitesimal dünne Fläche S w betrachtet (Abb. 5.21). Diese Annahme ist im Einklang mit der Realität, da die relative Dicke der Wirbelschleppe bei großen Reynoldszahlen sehr dünn ist. Die Wirbelschleppe ist eine freie Oberfläche. Wie bereits in Kapitel 1 geschrieben wurde, erfüllt man an solchen Oberflächen die beiden typische Randbedingungen (s. Abb. 1.3) kinematische Randbedingung n n dynamische Randbedingung 76 (5.15) Flügeltheorie p p (5.16) wobei und die normalen Komponenten der Geschwindigkeit über und unter n n der Oberfläche S w sind. An der Wirbelschleppe findet der Sprung der tangentialen Geschwindigkeitskomponente in allen Punkten der infinitesimal dünnen Fläche S w statt. Die normale Geschwindigkeitskomponente ist dabei stetig. Das heißt, dass die Wirbelschleppe eines Flügels durch eine Wirbelschicht mit der Vektorintensität w modelliert werden kann. Der Vektor w ist tangential zur Oberfläche S w (s. Abb. 5.21). Abbildung 5.21: Wirbelschema eines 3D Flügels. Die Wirbelschleppe des Flügels bei stationären Betriebsbedingungen besteht aus freien Wirbellinien, die mit den Stromlinien zusammenfallen. Das kann man leicht mit dem Theorem von Joukowski (s. Abschnitt 4.3) nachweisen. Betrachten wir einen Abschnitt der Wirbellinie dl . Am freien Wirbel soll die Auftriebskraft null sein. Laut dem Theorem von Joukowski ergibt sich dl u 0 . (5.17) Da nach der Definition (4.2) entlang der Wirbellinie die Tangente und die Wirbelintensität parallel sind dl w , folgt aus (5.17) w u 0 . (5.18) Da der Geschwindigkeitsvektor in jedem Punkt zur Wirbel- und zur Stromlinie tangential ist, folgt unmittelbar, dass die Wirbel- und Stromlinien in der 77 Flügeltheorie Wirbelschleppe zusammenfallen. Nach dem Theorem von Joukowski entsteht in diesem Fall keine Kraft auf der Wirbelschleppenoberfläche. Sie ist eine freie Grenze der Strömung und wird durch eine Menge der Stromlinien gebildet. Im Gegensatz dazu, soll die Komponente der Intensität an der Flügelfläche S nach dem Theorem von Joukowski eine Kraft erzeugen. Die Intensität bildet dabei einen bestimmten Winkel mit dem lokalen Geschwindigkeitsvektor u , u 0 . Die Wirbel, die diese Wirbelschicht bilden, heißen gebundenen Wirbel. Sie sind fest an den Flügel gebunden und schreiten mit ihm zusammen fort. Die freien Wirbel bewegen sich zusammen mit der Strömung. Die Vektorintensität w beinhaltet nur die freien Wirbel, während sowohl die gebundenen als die freien Wirbel beinhaltet. An der Austrittskante werden die Vektorintensitäten angepasst w . (5.19) Mit anderen Worten ist die Vektorintensität an der Austrittskante sowohl nach dem Betrag, als auch nach der Richtung stetig. Die Wirbelschleppe ist instabil und rollt sich mit der Bildung des Randwirbels an der Flügelspitze auf. Die Kutta‘sche Bedingung wird im 3D Fall an der Hinterkante folgendermaßen formuliert: Die Hinterkante des Profils wird stoßfrei umströmt. oder Der Druck und die Geschwindigkeit an der Hinterkante nehmen einen endlichen Wert an. Es existiert kein Drucksprung an der Hinterkante. 5.5 Induzierter Widerstand Der Randwirbel induziert die Abwindgeschwindigkeit ui auf der Flügelfläche (s. Abb. 5.22). Der Flügel wird unter dem effektiven Anstellwinkel eff ui / V umströmt, der geringer ist, als der geometrische Anstellwinkel . Damit wird die Auftriebskraft kleiner. Mit dem Theorem von Joukowski lässt sich anschaulich erklären, dass im 3D Fall eine neue Komponente des Widerstandes entsteht, nämlich der induzierte Widerstand. Die Auftriebskraft steht senkrecht zur Richtung der Anströmgeschwindigkeit. Im 2D Fall ist die induzierte Geschwindigkeit Null ui 0 und die hydrodynamische Kraft steht senkrecht zur Geschwindigkeit V . Die Projektion dieser Kraft auf die Bewegungsrichtung ist Null. Also gibt es bei Vernachlässigung der Reibung keinen Widerstand. 78 Flügeltheorie Abbildung 5.22 Zur Erklärung der Entstehung der induzierten Widerstandes Die Anströmgeschwindigkeit im 3D Fall ist die effektive Geschwindigkeit ueff . Ist die hydrodynamische Reaktion R dieser Geschwindigkeit senkrecht, hat sie eine Projektion Rxi auf die Bewegungsrichtung V . Diese Komponente ist der induzierte Widerstand. 5.6 Saugkraft Die Saugkraft entsteht an der Eintrittskante als Folge des Unterdruckes. Mathematisch ist die Saugkraft dem Integral des Druckes entlang der Profilnase gleich. Wird der Profilnasenradius kleiner, nimmt die Fläche des Nasenradiusbereiches S ab und die Eintrittskante wird schärfer. Dabei wächst der Unterdruck im Bereich der Eintrittskante. Ohne Berücksichtigung der Reibung und Kavitation können die Geschwindigkeit und der Unterdruck an der Eintrittskante theoretisch unendlich groß werden. Das Produkt des Druckes mit der Fläche des Nasenbereiches ist endlich Sp const P . Die Saugkraft wirkt entlang der Sehnenrichtung und kompensiert S 0 einen Teil des induzierten Widerstandes. Die Präsenz der Saugkraft erklärt das folgende Paradoxon. Eine hydrodynamische Kraft entsteht auf einem Körper, in reibungsloser Strömung, nur durch Druckwirkung R pndS . S 79 (5.20) Flügeltheorie Wird die Kraft nach (5.20) auf einer ebenen Platte berechnet, ergibt sich nur die normalen Komponente der Kraft R V (Abb. 5.23), die eine Projektion auf die Bewegungsrichtung R x V sin V hat. Diese Komponente wirkt als Widerstand, was dem Theorem von Joukowski widerspricht. Im 2D Fall ist die gesamte Reaktion der Anströmgeschwindigkeit senkrecht. Der Widerstand ist Null. Die Lösung des Paradoxons besteht darin, dass eine weitere Kraft, nämlich die Saugkraft eingerechnet werden muss. Der Betrag dieser Kraft ist P V , die horizontale Komponente beträgt Px V , die vertikale Py V ² . Die vertikale Komponente der Saugkraft kann vernachlässigt werden, da sie der dritten Potenz des Anstellwinkels proportional ist Py V 2 CV 3 . Damit ist der Widerspruch mit dem Joukowski Theorem beseitigt: R x Px 0, R y Py V . Abbildung 5.23: Saugkraft 5.7 Widerstand des Flügels Der Widerstand des Flügels besteht aus drei Anteilen W Rxi R f F wobei Rxi der induzierte Widerstand ist, 80 (5.21) Flügeltheorie R f der Formwiderstand (oder Druckwiderstand oder Profilwiderstand) ist, F der Reibungswiderstand ist. Der Formwiderstand R f ist für schlanke Flügel viel kleiner als Rxi und F . Der induzierte Widerstand und der Reibungswiderstand sind vergleichbar. Der Beiwert des Formwiderstandes kann mit der empirischen Formel CF CFp 2t 60t 4 berechnet werden, wobei CFp (5.22) der Reibungswiderstand der Platte mit der Fläche S und t die relative Profildicke (s. Abschnitt 5.1) sind. Der induzierte Widerstand soll unter Berücksichtigung der Saugkraft berechnet werden. 5.8 Berechnung der Profilumströmung 5.8.1 Methode der konformen Abbildung Für eine Reihe von Flügelprofilen mit speziellen Formen ist die analytische Lösung des mathematischen Problems der Flügeltheorie (5.7 - 5.9) mit Hilfe der Methode der konformen Abbildungen möglich. Die Abbildung der Ebene S z auf die Ebene S heißt die mathematische Funktion z ( ) , die jedem Punkt auf der Ebene S z einen bestimmten Punkt auf der Ebene S in Verbindung setzt. Die Funktion z ( ) heißt die Abbildungsfunktion. Falls einem Punkt auf der Ebene S z nur ein einziger Punkt auf der Ebene S entspricht, ist die Abbildung eindeutig. Die Abbildung z ( ) heißt konform, wenn der Winkel zwischen zwei beliebigen Richtungen auf der Ebene S z bei der Abbildung z ( ) auf die Ebene S konstant bleibt. Die konformen Abbildungen werden auch winkeltreue genannt. Die Ebene z heißt physikalische Ebene, während die Ebene die Hilfsebene der komplexen Variable ist. Bei der Abbildung wird das Originalprofil auf ein neues Profil in der Ebene S abgebildet. Die Äußeren beider Profile stellen das Gebiet dar, indem die Strömung stattfindet. Die analytische Lösung ist nur dann möglich, wenn die Äußere des Profils in der Ebene S geometrisch einfach ist. Zum Beispiel ist die Lösung einfach, wenn die Äußere des abgebildeten Profils in der Ebene S ein Kreis ist. Das mathematische Problem der Kreisumströmung hat eine einfache analytische Lösung für das komplexe Potential w( ) (s. Abschnitt 1.7). Die Lösung für die Umströmung des Originalprofils ergibt sich durch Einsetzen der Abbildung z ( ) in die Funktion w( ) = w( z ( )) . Beide Teile des komplexen Potentials der Zylinderumströmung w( ) , der reelle 81 Flügeltheorie (Geschwindigkeitspotential ) und der imaginäre (Stromfunktion ), genügen der Laplace‘sche Gleichung. Auch die reellen und imaginären Teile des komplexen Potentials w( z ( )) in der physikalischen Ebene erfüllen die Laplace‘sche Gleichung automatisch, wenn die Funktion w( z ( )) i analytisch9 ist. Es wird in der Mathematik gezeigt, dass sich die Zirkulation und der Anstellwinkel bei der konformen Abbildung nicht ändern. Es wird die von Joukowski vorgeschlagene Lösung für die Umströmung der Profilenfamilie: „Joukowski Profile“, mit der Methode der konformen Abbildung betrachtet. Dazu werden zwei Hilfsebenen, mit den komplexen Variablen i und 1 = 1 + i1 (s. Abb. 5.24) verwendet, die folgendermaßen in Verbindung stehen 1 l , (5.23) wobei l reell ist. Die Größe l ist der Abstand zwischen den Ursprüngen der Koordinatensysteme in beiden Ebenen. Die von Joukowski vorgeschlagene Abbildungsfunktion hat die Form z r02 (5.24) wobei r0 der Kreisradius mit dem Ursprung im Punkt О in der Ebene ist. In der Hilfsebene 1 wird auch ein Kreis mit dem Radius R0 r0 l (s. Abb. 5.24) in Betracht gezogen. Zusammengezeichnet haben beide Kreise einen Kreuzpunkt B, der auf der Achse (, 1) liegt. Die Abbildungsfunktion der physikalischen Ebene auf die Ebene S ergibt sich durch Einsetzen von (5.23) in (5.24) 1 r02 z x iy 1 l . (5.25) 1 l Gesucht wird das komplexe Potential w(z) der Profilumströmung in der Ebene S z und die Profilform, die der Abbildungsfunktion (5.25) entspricht. Bei der Abbildung wird die Äußere des Originalprofils in die Äußere des Kreises R0 konform abgebildet (Abb. 5.24). Das komplexe Potential der Kreisumströmung mit der Anströmgeschwindigkeit V unter dem Anstellwinkel mit der Zirkulation Г ist bekannt (s. Abschnitt 1.7) 9 Siehe www.wikipedia.org/wiki/Analytische_Funktion 82 Flügeltheorie i R02 ia Г ln 1 . w 1 V 1e e 2i 1 (5.26) Abbildung 5.24: konforme Abbildung. Entnommen von [2]. Setzt man die Gleichung des Kreises R0 in der Ebene S 1 R0 ei1 , wobei 1 der Polarwinkel ist, in die Abbildungsfunktion (5.25) ein und trennt den Real- und Imaginärteil voneinander, ergibt sich die Gleichung für die Form des Originalprofils: 1 r02 x R0 cos 1 l 1 2 2 R l 0 r02 y R0 sin 1 1 2 2 R l 0 ; (5.27) Durch eine Änderung von R0 und l kann eine Familie von symmetrischen Profilen „Ruder von Joukowski“ erzeugt werden. Als Beispiel wird in Abbildung 5.27 das Originalprofil gezeigt, das für l = R0/6 und die Tiefe b = 3,43R0 aus (5.27) berechnet wird. Die Dicke des Profils beträgt 16.7 % für l = R0/6 und b = 3,43R0. Der Punkt B entspricht der Hinterkante. Die komplexe Geschwindigkeit dw / dz in der Ebene S z kann durch die komplexe Geschwindigkeit dw / d1 in der Ebene S folgendermaßen ausgedrückt werden 1 dw dw d 1 d dw d 1 dw / d 1 dz d 1 d dz d 1 dz dz / d 1 . 83 (5.28) Flügeltheorie Die Ableitungen dw / d 1 und dz / d1 können aus (5.25) und (5.26) direkt berechnet werden. Damit ergibt sich: 2 2 i i dw V e R0 / 1 e Г / 2i 1/ 1 . dz 1 r02 / 2 (5.29) Die unbekannte Zirkulation wird mit Hilfe der Kutta‘schen Bedingung ermittelt. An der Hinterkante ( = r0 und 1 = R0) ist der Nenner 1 r02 / 2 gleich Null. Die komplexe Geschwindigkeit soll an der Hinterkante nach der Kutta‘schen Bedingung einen endlichen Wert annehmen. Dies ist nur dann möglich, wenn der Zähler bei = r0 ebenfalls Null ist, d.h. Г 1 0. 2i R0 V ei ei (5.30) Aus (5.30) folgt die Gleichung für die Zirkulation: 4R0V sin . (5.31) Die Auftriebskraft und der Auftriebsbeiwert werden mit dem Theorem von Joukowski ermittelt: RA V Г 1 8R0 C A 8 V2 sin , 2 R0 sin . b . (5.32) Zum Beispiel für b = 3,43R0 . C A 8 R0 sin 1,16 2 sin 1,16 2 b Die infinitesimal dünne Platte t 0 ergibt sich bei l = 0 und r0 = R0. Die Tiefe der Platte ist b = 4r0 und der Auftriebsbeiwert beträgt CA = 2. Der Druckschwerpunkt der Platte liegt bei 1/4b von der Eintrittskante. Durch eine Verschiebung des Kreises R0 in vertikaler Richtung innerhalb der S -Ebene können die unsymmetrischen Joukowski Profile (mit der Wölbung) erzeugt werden. Die Zirkulation für unsymmetrische Profile wird in folgender Form geschrieben: 1 4R0 f V sin( 0 ) , wobei 0 der Nullauftriebswinkel ist. 84 (5.33) Flügeltheorie 5.8.2 2D Paneelmethode Der Auftriebsbeiwert eines beliebigen Profils kann mit Hilfe der Paneelmethode berechnet werden. Die hydrodynamische Wirkung des Profils auf die Anströmung wird durch eine an der Profilkontur gelagerten Wirbelschicht modelliert. Das gesamte Potential der entlang der Kontur l gelagerten Wirbelschicht und der Parallelanströmung wird durch folgende aus der Strömungsmechanik bekannte Formel bestimmt V ( x cos y sin ) 1 2 y y1 ( l )arctg x x l dl . (5.34) 1 Die unbekannte Wirbelstärke ( l ) ergibt sich aus der Undurchlässigkeitsbedingung 0 an l , n (5.35) wobei n der in das Strömungsgebiet gerichtete Normalenvektor ist. Setzt man (5.34) in (5.35) ein, ergibt sich die Integralgleichung: V ( wobei x y 1 cos sin ) n n 2 y y1 n ( arctg x x l )dl 0 , (5.36) 1 x y cos(n, x), cos(n, y). n n Zwei weitere Diskretisierungsschritte finden Anwendung in der Paneelmethode. Im ersten Schritt wird die Profilkontur durch N-1 Paneele ersetzt. Die Knotenpunkte des Paneelnetzes können mit der so genannten Cosinusregel berechnet werden. Nach dieser Regel werden N Punkte auf dem Kreis um das Profil (Abb. 5.25a) gleichförmig in der Umfangsrichtung aufgetragen und danach auf die Profilkontur projiziert. Die Punkte 1 und N fallen zusammen. Jeder Punkt entspricht einem bestimmten Winkel . k k k k Die Knotenpunkte des Paneelnetzes sind damit x cos , yo ,u yo ,u ( x ) . Im zweiten Schritt wird die unbekannte Wirbelstärke ( l ) innerhalb jeden Paneels linear dargestellt (Abb. 5.25b). Die Werte der Wirbelstärke in den Knotenpunkten i , i 1, N sind unbekannt. Die Undurchlässigkeitsbedingung, die durch eine Integralgleichung ausgedrückt ist, wird in den geometrischen Mittelpunkten der Paneele erfüllt. 85 Flügeltheorie Abbildung 5.25 Paneelmethode Durch die Diskretisierung wird die Integralgleichung (5.36) zu folgendem System linearer algebraischer Gleichungen reduziert N k 1 k a ik b i , , (5.37) i 1, N 1 wobei 1 aik 2 1 lk lk 1 lk 1 l ( l lk 1 ) dl lk 1 lk k 1 lk 1 lk ( lk 1 l ) dl , (5.38) y y1 arctan dl . n x x1 Das System hat N-1 (Anzahl der Mittelpunkte oder Paneele) Gleichungen und beinhaltet N Unbekannte. Die fehlende Gleichung liefert die Kutta’sche Abflussbedingung. Wenn der Profilwinkel an der Austrittskante ungleich Null ist, wird die Bedingung von Kutta erfüllt, falls die Geschwindigkeit an der Austrittskante Null ist. Diese Bedingung wird erfüllt, wenn die gesamte Wirbelstärke an der Eintrittskante ebenfalls gleich Null ist 1 N 0 . (5.39) Das System von N Gleichungen hat damit N Unbekannte und kann gelöst werden. Als Ergebnis dieser Lösung ergeben sich die Wirbelstärken in Knotenpunkten des Paneelnetzes. Wie in der Strömungsmechanik gezeigt wird, ist die tangentiale 86 Flügeltheorie Geschwindigkeit ul auf der Wirbelschicht von der Strömungsseite der Wirbelstärke gleich: ul (5.40) Damit kann der Druckbeiwert in Knotenpunkten des Paneelnetzes bestimmt werden C pj 1 ul2 / V2 1 2j / V2 (5.41) Die auf der Potentialtheorie basierenden Paneelmethoden ermöglichen die Berechnung des Auftriebs und der Druckverteilung. Letztere kann für die Abschätzung von Kavitationserscheinungen behilflich sein. Der Widerstand kann nicht mit den Paneelmethoden ermittelt werden. 5.9 Lineare Wirbeltheorien des Flügels Im Rahmen der linearen Flügeltheorie wird angenommen, dass der Anstellwinkel , die Wölbung des Profils und die Dicke des Profils klein sind. Es wird ebenfalls angenommen, dass die vom Flügel und von seiner Wirbelschleppe induzierten Geschwindigkeiten gegenüber der Anströmgeschwindigkeit klein u x ,y ,z V O( ) sind. Bei kleinen Anstellwinkeln kann man den Aufrollvorgang der Wirbelschleppe vernachlässigen. Die Wirbelschleppe verlässt den Flügel an der Hinterkante und liegt in der horizontalen Ebene parallel zur Anströmgeschwindigkeit. Die Randbedingung (5.18) in der Wirbelschleppe w u w V 0 wird damit automatisch erfüllt. Die einzigen zu erfüllenden Bedingungen sind die Undurchlässigkeitsbedingung und die Kutta‘sche Abflussbedingung. 87 Flügeltheorie 5.9.1 Traglinientheorie Abbildung 5.26: Wirbelmodell eines Flügels Im Rahmen der Traglinientheorie wird jeder Flügel als ein tragender, gerader Wirbel betrachtet. Die Zirkulation des Wirbels ( z ) verändert sich entlang der Spannweite. Berechnet wird die Abwindgeschwindigkeit am Flügel. Da der tragende Wirbel keine Geschwindigkeit am Flügel induziert, wird der einzige Beitrag von der Wirbelschleppe geleistet. Der von dem Tragwirbel im Punkt abgehende Längswirbel, mit der ( ) (siehe (5.14)), induziert im Punkt z die verteilten Stärke x (0, ) z Abwindgeschwindigkeit dui dГ 1 1 dГ d . 4 z 4 d z (5.42) Die gesamte Abwindgeschwindigkeit wird durch die Integration der Formel (5.42) über die Spannweite berechnet: l/2 1 dГ d ui 4 l / 2 d z . Der effektive Anstellwinkel des Flügels ist gleich 88 (5.43) Flügeltheorie eff 1 i ui / V 4 V dГ d d z l / 2 l/2 (5.44) Für einen Flügel mit unsymmetrischem Profil kann die Zirkulation in jedem Querschnitt entlang der Spannweite in der Form (5.33) mit Berücksichtigung der Abwindgeschwindigkeit (5.43) (damit werden in (5.33) die 3D Effekte berücksichtigt) geschrieben werden. 1 ( z ) 4 R0 f ( z )V 0 ( z ) 4 V d d d z l 2 l 2 (5.45) oder 1 Г z 2a0bV 0 4V wobei a0 2R0 f dГ dz1 dz1 z z1 l / 2 l/2 (5.46) ist. Die Gleichung (5.46) ist die Integrodifferentialgleichung der b Traglinientheorie von Prandtl und Glauert. Unbekannt ist die Zirkulation, während der Beiwert a0 2R0 f b und der Nullauftriebswinkel aus der Lösung der 2D Profilumströmung entnommen werden. Wird die Zirkulation berechnet, ergeben sich die Auftriebskraft und der induzierte Widerstand aus dem Theorem von Joukowski: Г z dz -l/2 l / 2 l/2 l/2 Rxi dRxi Гi dz l / 2 -l/2 l/2 RA l/2 dRA V (5.47) 5.9.1.1 Numerische Lösung der Integrodifferentialgleichung der Traglinientheorie Eine neue Winkelvariable wird eingeführt, die durch z folgendermaßen ausgedrückt wird: z l / 2 cos , dz l / 2 sin d . Die Zirkulation wird in der Form der folgenden Reihe dargestellt 89 (5.48) Flügeltheorie Г 2lV An sin n . (5.49) n 1 Es ist zu sehen, dass bei 0, die Zirkulation und die lokale Auftriebskraft an den Flügelspitzen null sind. Setzt man (5.49) in (5.46) ein, ergibt sich für den induzierten Anstellwinkel 1 i 4V l/2 l/2 cos n1 dГ d 1 d 1 d 1 d z nAn cos 1 cos d 1 l / 2 0 n 1 dГ d 1 d z 4V l / 2 (5.50) Nach der Berechnung der Integrale (5.50) cos n1 sin n d 1 cos cos 1 sin , 0 (5.51) bekommt man die einfache Formel für den induzierten Anstellwinkel i sin n . sin i nAn n 1 (5.52) Setzt man (5.49) und (5.52) in (5.46) ein, wird die lineare algebraische Gleichung hergeleitet sin n 2lV An sin n 2a0bV 0 nAn . sin n 1 n 1 (5.53) In der Praxis wird die Anzahl der Glieder in (5.53) durch N (N~7) begrenzt. Die algebraische Gleichung (5.53) wird in N Punkten bei verschiedenen i , i 1, N entlang der Spannweite erfüllt, wodurch ein System der linearen Gleichungen entsteht. Wird dieses System gelöst, lässt sich die Zirkulation (5.49) und die Auftriebskraft berechnen: l/2 RA V l / 2 Г( z )dz V2l 2 An sin n sin d 2 V l 0 n 90 2 2 A1 . (5.54) Flügeltheorie Bei der Herleitung der Formel (5.54) wurde berücksichtigt, dass 0(n m) sin n sin md (n m) . 0 2 Der Auftriebsbeiwert wird durch A1 ausgedrückt CA 2 V2 l 2 A1 / V2 S A1 . 2 (5.55) der induzierte Widerstand wird ähnlich berechnet Rxi V2 l 2 V2 2 nAn cxi S , 2 n 1 (5.56) und der Beiwert des Widerstandes lautet cxi n 1 nAn2 A12 (1 An2 n A2 ) n2 A12 1 1 2 c 2A 1 2 . (5.57) Da der Flügel im Rahmen der Traglinientheorie sehr grob modelliert wird, sind die folgenden Aussagen gültig: Die Traglinientheorie liefert im Vergleich zu Messungen, nur für Flügel mit großen Seitenverhältnis 5 , gute Ergebnisse. Das Trimmmoment wird nicht bestimmt. Die Flügel mit einer komplizierten Form sind schwierig zu modellieren. Beispielsweise ist die Berechnung der Propellerblätter mit Skew mit der Traglinientheorie problematisch. 5.9.1.2 Optimaler Flügel Wie in Formel (5.57) zu sehen ist, ist der induzierte Widerstand minimal, wenn 2 = 0. Das heißt, dass alle Beiwerte An (n > 1) in der Reihe (5.49) Null sind. Der Flügel mit dem minimalen Widerstandsbeiwert bei dem vorgegebenen Auftriebsbeiwert und Seitenverhältnis heißt der optimale Flügel. Der Beiwert des induzierten Widerstandes und die Zirkulation des optimalen Flügels sind 91 Flügeltheorie c 2A cxi , (5.58) 2 z 2lV A1 sin 0 sin 0 1 cos ² 0 1 , l/2 (5.59) wobei 0 2lV A1 ist. Aus (5.59) folgt, dass der optimale Flügel eine elliptische Verteilung der Zirkulation entlang der Spannweite hat: 2 2 Г z 1. l Г 0 2 (5.60) Der induzierte Anstellwinkel ist entlang der Spannweite konstant i = A1. Gesucht wird die Form des optimalen Flügels. Die lokale Auftriebskraft kann auf zweierlei Weise geschrieben werden: V2 dRA c A b dz oder dRA V Гdz 2 (5.61) Daraus folgt der Zusammenhang zwischen der Zirkulation und dem Auftriebsbeiwert Г cA bV . 2 (5.62) Mit Berücksichtigung der Formel (5.62) und (5.59) ergeben sich folgende Ergebnisse Г cA bV bV 2lV A1 sin A1 2 2 2 4 l b sin b0 1 z l 2 2 2 b z 1, l b0 2 92 (5.63) Flügeltheorie 4 l die Wurzeltiefe des Flügels. Die letzte Formel in (5.63) sagt aus, dass der optimale Flügel eine elliptische Form hat. wobei b0 5.9.2 Tragflächentheorie des Flügels Die Traglinientheorie ist die einfachste Theorie des Flügels endlicher Spannweite, die allerdings auch einige Mängel (s. Abschnitt 5.9.2.1) aufweist. Die Tragflächentheorie des Flügels ist die nächste Stufe der Entwicklung der Theorie für Flügel endlicher Spannweite. Die Tragflächentheorie ermöglicht eine bessere Berücksichtigung der Flügelform. Genauso, wie in der Traglinientheorie wird angenommen, dass die Störgeschwindigkeiten gegenüber V klein sind. Die Wirbelschleppe liegt in der V parallel ist. Die horizontalen Ebene, die zur Anströmgeschwindigkeit Wirbelschleppe besteht aus Längswirbellinien, die zur Anströmgeschwindigkeit V parallel sind. Damit wird die Randbedingung (5.18) in der Wirbelschleppe w u w V 0 erfüllt. Im Vorlesungskurs Propellertheorie (s. Abschnitt 6.3 in [8]) wird gezeigt, dass die Lösung des mathematischen Problems für die Umströmung eines dünnen Flügels, als die Summe der Lösungen der drei folgenden separaten Problemen (s. Abb. 5.27) dargestellt werden kann (der Nachweis s. in Abschnitt 6.3 in [8]): Problem der Flügeldicke. In diesem Problem wird der Flügel als symmetrisches Profil ohne Anstellwinkel betrachtet. Die Dicke des symmetrischen Profils ist gleich der Dicke des Originalprofils. Die analytische Lösung dieses Problems wird in Abschnitt 2.1 gegeben. Im Rahmen der linearen Flügeltheorie beeinflusst die Dicke nicht den Auftrieb des Flügels. Die Dicke beeinflusst nur die Druckverteilung. Dabei sind die Beiträge auf den oberen und unteren Seiten gleich, so dass kein Auftrieb entsteht. Zwei andere Probleme kann man als Probleme des Auftriebs betrachten. Hierbei wird der Flügel als eine dünne flache (Problem 2 in Abb. 5.27) oder eine gekrümmte (Problem 3) Platte betrachtet. Die flache Platte steht unter dem Anstellwinkel , während die gekrümmte Platte ohne Anstellwinkel umströmt wird. 93 Flügeltheorie Abbildung 5.27: Aufteilung des Problems der Flügelumströmung im Rahmen der linearen Flügeltheorie Die beiden letzten Probleme sind ähnlich gelagert, wobei das dritte Problem als ein Spezialfall des zweiten Problems betrachtet werden kann. Hier wird statt des konstanten Anstellwinkels der variable Anstellwinkel ( x) f / x benutzt. y f ( x, z ) ist dabei die Gleichung der Oberfläche, die durch die Skelettlinien der Profile gebildet wird. Da die Lösung des ersten Problems bekannt ist und sich das dritte Problem durch Einsatz ( x) f / x zum zweiten reduzieren lässt, konzentrieren wir uns im Weiteren nur auf die Lösung des zweiten Problems. Es lässt sich zeigen, dass die Undurchlässigkeitsbedingung unter der Annahme u x ,y ,z V O( ) nicht auf der aktuellen Flügeloberfläche, sondern mit der Projektion des Flügels auf die horizontale Ebene S, erfüllt werden kann. Sobald der Auftrieb ungleich Null ist, entsteht auf dem dünnen Flügel ein Drucksprung, der auch mit einem Sprung in der Geschwindigkeit10 verbunden ist. Das bedeutet, dass der Flügel mit einer Wirbelschicht modelliert werden soll. Die Verteilung der Wirbelstärke ist ein Vektor , der in der Ebene S liegt und nur aus zwei Komponenten x und z besteht. Die Komponente z steht senkrecht zur Anströmgeschwindigkeit. Sie zeigt die Auftriebskraft, die sich nach dem Theorem von Joukowski berechnen lässt: dA ( p p )dS V z dS 10 (5.64 ) Laut Undurchlässigkeitsbedingung ist die Geschwindigkeit in jedem Punkt des Flügels zu der Flügeloberfläche tangential. 94 Flügeltheorie und A V z dS (5.65) S Auf den Längswirbeln x entsteht kein Auftrieb, da die folgenden Abschätzungen gültig sind: u x ,y ,z V O( ) u z O( ) dA u z x dx O( 2 ) O( ) x O( ) Die Querwirbel z heißen gebundenen Wirbel, während die Längswirbel x die freien Wirbel sind. Das Wirbelschema des Flügels im Rahmen der Tragflächentheorie wird in Abb. 5.28 gezeigt. Abbildung 5.28: Wirbelschema der linearen Tragflächentheorie 5.9.2.1 Herleitung der Integralgleichung der Tragflächentheorie Die Herleitung basiert auf der Einführung eines Beschleunigungspotentials. Der Ausgangspunkt ist dabei die Eulergleichung, die ohne Berücksichtigung der Volumenkräfte geschrieben wird: p dv grad dt 95 (5.66) Flügeltheorie die Gesamtgeschwindigkeit, d.h. vx V u x , v y u y , vz u z . Diese dv als Gradient des Potentials U p / Gleichung zeigt, dass die Beschleunigung dt geschrieben werden kann. Hier ist v Der Zusammenhang zwischen Geschwindigkeitspotential Beschleunigungspotential wird folgendermaßen geschrieben: und u dv v u u u u U (u x V ) u y uz V gradU V x dt t x y z x x x Vu x U V U x (5.67) Aus Formel (5.67) findet man das gesuchte Potential: 1 V x Udx (5.68) Das Beschleunigungspotential hat die folgenden Eigenschaften: Da sowohl das Geschwindigkeitspotential , als auch jede Ableitung dieses Potentials die Laplace‘sche Gleichung erfüllen, folgt aus Formel in (5.67), dass das Beschleunigungspotential die Laplace‘sche Gleichung erfüllt. (5.69) Das Beschleunigungspotential erfährt einen Sprung an der Oberfläche S p p (U U ) (5.70) Mit Berücksichtigung der Formeln (5.64) und (5.70) ergibt sich: U U V z . (5.71) Auf der Wirbelschleppe ist das Beschleunigungspotential stetig, da kein Drucksprung auf der Wirbelschleppe entsteht. Die Mathematik zeigt dass jede Funktion, die die Laplace‘sche Gleichung erfüllt und auf der Fläche S einen Sprung hat, mit einer auf der Fläche S verteilten Dipolschicht modelliert wird. Die Stärke der Dipolschicht ist dem Sprung der Funktion an S gleich. Der mathematische Ausdruck für U lautet dann: 96 Flügeltheorie U ( x, y , z ) 1 1 V z ( , ) ( ) d d 4 S y r (5.72) Wird (5.72) in (5.68) eingesetzt, ergibt sich nach der Berechnung des Integrals entlang der x-Achse: ( x, z ) 1 y x [1 ]d d z ( , ) 2 2 4 S (z ) y r (5.73) Setzt man das Geschwindigkeitspotential in die Undurchlässigkeitsbedingung ein uy V , y (5.74) ergibt sich die Integralgleichung der Tragflächentheorie V 1 z ( , ) x [1 ]d d 2 4 S ( z ) ( x )2 ( z )2 (5.75) Die Gleichung (5.75) wird numerisch gelöst. Die unbekannte Funktion z ( , ) wird in der Klasse der mathematischen Funktionen gesucht, die die folgenden Bedingungen erfüllen: i) Die Funktion ist singulär an der Eintrittskante z ~ r 1 / 2 , wobei r der Abstand von der Eintrittskante ist, ii) Die Funktion ist regulär und verschwindet an der Austrittskante z ~ r 1 / 2 , wobei r der Abstand von der Eintrittskante ist, iii) Die Funktion ist regulär und verschwindet an den Flügelspitzen z ~ r 1 / 2 , wobei r der Abstand von der Flügelspitze ist. Ist die Wirbelstärke z ( , ) bekannt, lassen sich die Auftriebskraft aus Formel (5.65) und der induzierte Widerstand aus der Formel Rxi 4 l/2 l/2 ( z ) l / 2 l / 2 97 d d dz d z (5.76) Flügeltheorie berechnen. Hier ( z ) xEK b ( z ) z ( x)dx ist die Zirkulation im Längsschnitt z. b und l xEK sind entsprechend Tiefe im Längsschnitt z und die Spannweite des Flügels. Für den Flügel mit kleinem Seitenverhältnis 0 kann man die analytische Lösung der Gleichung (5.75) bekommen. Diese Lösung liefert folgende Ergebnisse für den Auftriebsbeiwert C A und das Trimmmomentsbeiwert CM (bezüglich der Flügelmitte): CA 2 , CM 4 . (5.77) Achtung! Die Tragflächentheorie hat einige Nachteile, die nachfolgend genannt werden: Der Auftrieb wird nur für dünne Flügel unter kleinen Anstellwinkeln richtig berechnet. Sobald die Dicke groß ist, müssen entweder die 3D Paneelmethode oder RANSE CFD Verfahren (s. [6] sowie Kapitel 9 und 10 in [8]) eingesetzt werden. Die bei großen Anstellwinkeln auftretenden nichtlinearen Effekte kann man in der nichtlinearen Tragflächentheorie (Abschnitt 5.11) berücksichtigen. Die Druckverteilung wird an der Eintrittskante falsch bestimmt, da die Störgeschwindigkeiten an der Eintrittskante auf keinen Fall klein sind. Um die Druckverteilung an der Eintrittskante zu ermitteln, sind die Ergebnisse der Tragflächentheorie zu korrigieren (s. Abschnitt 8.7 in [8]). Die richtige Druckverteilung kann mit Hilfe der Paneelmethode vorhersagt werden. Die Saugkraft wird nicht erfasst, sie muss separat mit speziellen Methoden (s. Abschnitt 8.8 in [8]) berechnet werden. In den Paneelmethoden und RANS CFD Verfahren wird die Saugkraft automatisch berücksichtigt. Der Reibungswiderstand wird extra mit empirischen Ansätzen ermittelt. Dieser Nachteil kann ausschließlich im Rahmen der RANS CFD überwunden werden. 5.9.2.2 Numerische Lösung der Gleichung (5.75) Wirbelgitterverfahren Das Wirbelgitterverfahren (Vortex lattice method) ist die am weitesten verbreitete numerische Methode zur Lösung der Gleichung (5.75). Die stetig verteilte Wirbelschicht wird diskretisiert und durch zwei Familien der diskreten Wirbel dargestellt (Abb. 5.29). Sei M die Anzahl der Querwirbel entlang der Profiltiefe und N die Anzahl der Querwirbel entlang der Spannweite, so ist die Anzahl der Querwirbel und der Paneele insgesamt MN . Die Querwirbel mit der Zirkulation ij (i=1,M und j=1,N) sind die gebundenen Wirbel. Jeder Querwirbel stützt sich dabei auf zwei 98 Flügeltheorie Längswirbel, die in die Unendlichkeit abfließen. Jeder Längswirbel erstreckt sich von den Eckpunkten des Querwirbels entlang der Linien z const bis zur Austrittskante. In der Wirbelschleppe sind die Längswirbel der Anströmgeschwindigkeit parallel. Diese diskrete Wirbelstruktur, die aus einem Querwirbelabschnitt und zwei halbunendlichen Längswirbel besteht, heißt Hufeisenwirbel. Es ist leicht zu verstehen, dass die Divergenzfreiheitsbedingung für jeden Hufeisenwirbel und für das gesamte Wirbelsystem im integralen Sinne automatisch erfüllt wird. Abbildung 5.29: Wirbelgitterverfahren Die vordersten Querwirbel i1 liegen direkt an der Eintrittskante. An der Austrittskante liegen keine Querwirbel. Die Undurchlässigkeitsbedingung (5.74) wird in den Aufnahmepunkten der Paneelzentren erfüllt. Jeder Aufnahmepunkt liegt dann gleich entfernt vom benachbarten Wirbelabschnitt, was für die korrekte Berechnung von in der Gleichung (5.75) auftretenden singulären Integralen notwendig ist. Eine solche Verteilung der Wirbel und Aufnahmepunkte sichert die automatische Erfüllung der Bedingungen (i) - (iii) (s. Abschnitt 5.9.2.1), wenn die Panelanzahl unendlich groß wird ( NM ) . Die von dem Wirbelsystem induzierten Geschwindigkeiten können mit den Formeln (4.7) von Biot-Savar berechnet werden. Die Undurchlässigkeitsbedingung wird in der Form geschrieben nk nk nk w ij ij n V n 0 M N i 1 j 1 (5.78) Hier ist wijnk die Geschwindigkeit, die durch den Querwirbel ij 1 und seine beiden Längswirbel im Aufnahmepunkt mit der Nummer nk induziert wird. Die Bedingung 99 Flügeltheorie (5.78) wird in jedem Aufnahmepunkt geschrieben, womit ein System von algebraischen Gleichungen erzeugt wird. Die Zirkulationen der Querwirbel ij sind unbekannt. Man findet sie aus dem System (5.78). Die an den Wirbelabschnitten wirkenden Kräfte können aus dem Theorem von Joukowski (4.12a) bestimmt werden. 5.10 Empirische Formel für Auftriebskraft und Trimmmoment Prof. K.K. Fedjaevski hat die folgenden Formeln auf Basis der Auswertung der Windkanalmessungen für dünne Flügel ( t 10% ) vorgeschlagen: c A c A 0 ; CM CM 0 . cA 5.11 2 2 2 4 ; CM (5.79) c2 A . 22 2 Nichtlineare Wirbeltheorie In Abschnitt 5.3 wurde darauf hingewiesen, dass die Abhängigkeit des Auftriebsbeiwertes vom Anstellwinkel CA(), für Flügel mit kleinem Seitenverhältnis ( < 1), einen ausgeprägten nichtlinearen Charakter (s. Abb. 5.13) hat. Der Grund für diese Nichtlinearität ist die Wechselwirkung zwischen den Randwirbeln und dem Flügel. Zu den Flügeln mit einem kleinen Seitenverhältnis gehören Schiffsruder, Schlingerkiele sowie das Schiff selbst. Schon bei kleinen Anstellwinkeln, bzw. Schiebwinkeln ist der nichtlineare Anteil der Kraft entweder vergleichbar oder sogar größer als der lineare Anteil. Diese Flügel werden mit Hilfe der nichtlinearen Flügeltheorie behandelt. In diesem Abschnitt werden nur dünne, ebene Flügel betrachtet. Eine allgemeine Methode zur Berechnung beliebig dicker Flügel mit Berücksichtigung der nichtlinearen Effekte, die auf der Panelmethoden basiert, wird im Kapitel 9 des Vorlesungskurses „Propellertheorie“ [8] vermittelt. 5.11.1 Ansatz von Betz Die einfachste halbempirische Methode zur Ermittlung der nichtlinearen Auftriebskraft wurde von A. Betz vorgeschlagen. Im Grunde dieser Theorie liegt die Annahme, dass die Entstehung des nichtlinearen Kraftanteils durch das Auftreten des zusätzlichen Widerstandes Wq bei der Querumströmung des Flügels mit der Geschwindigkeit V sin erklärt werden kann. 100 Flügeltheorie V2 sin 2 S Wq Cw 2 (5.80) Сw ist der Widerstandsbeiwert der Platte bei einer Querumströmung. Experimentell ermittelte Werte für den Beiwert Сw betragen: Сw 2,0 für die Platte mit scharfen Seitenkanten und Сw 1,0 für die Platte mit abgerundeten Kanten. Für das im Bild 5.33 abgebildeten Koordinatensystem werden die gesamten hydrodynamischen Beiwerte folgendermaßen ausgedrückt: Cw Cw ( 0) k sin 2 2sin 3 , C A CAlinear 2sin 2 cos . (5.81) Hier ist Cw ( 0) CF ( 0) CFp ( 0) der Beiwert des Reibungswiderstandes, der beim Nullanstellwinkel berechnet wird. Die Glieder k sin 2 und CAlinear beschreiben den Beitrag des linearen Kraftanteils. Sie können mit der Tragflächentheorie (Abschnitt 5.9.2) ermittelt werden. Die Glieder 2sin 3 und 2 sin 2 cos entsprechen dem Beitrag des nichtlinearen Kraftanteils. Es ist zu bemerken, dass der nichtlineare Anteil der Auftriebskraft dem Quadrat des Anstellwinkels ~ 2 und der nichtlineare Anteil des Widerstandes der dritten Potenz des Anstellwinkels ~ 3 proportional sind. Die Verteilung der nichtlinearen zusätzlichen Auftriebskraft entlang der Flügeltiefe ist annähernd konstant. Damit ergibt sich für das Trimmmoment bezüglich der Flügelvorderkante: CM CMlinear. sin 2 . (5.82) 5.11.2 Nichtlineare Tragflächentheorie Die nichtlineare Tragflächentheorie hat folgende wichtige Unterschiede im Vergleich zur linearen Theorie (s. Abschnitt 5.9): Der Anstellwinkel kann beliebig groß sein, mit der Einschränkung, dass er kleiner sein muss als der kritische Anstellwinkel, da bei dem die Ablösung auftritt. 101 Flügeltheorie Die Annahme u x ,y ,z V O( ) wird nicht benutzt. Die an der Seitenkante des Flügels liegenden Wirbel lösen sich von der Seitenkante ab und bilden zusammen mit den von der Austrittskante abfließenden Wirbeln die Wirbelschleppe des Flügels. Die Wirbelschleppe liegt, im Rahmen der nichtlinearen Theorie, nicht in der Ebene y=0, sondern hat eine komplizierte räumliche Form, die berechnet werden muss. Die Auftriebskraft entsteht sowohl auf den Querwirbeln mit der Stärke z , als auch auf den Längswirbeln x . Also gehören die Wirbel beider Richtungen z und x zu den gebundenen Wirbeln. Abbildung 5.30: Erklärung der Idee von A. Betz . Entnommen von [2] Die Undurchlässigkeitsbedingung wird nicht auf der Projektion des Flügels in der Ebene y=0, sondern auf der aktuellen Flügelfläche erfüllt. Demnach wird die Eintrittskante des Flügels ohne Ablösung und die anderen drei Kanten mit der Ablösung der Wirbelschicht umströmt. Die allgemeine Integralgleichung für die nichtlineare Theorie wird aus der Undurchlässigkeitsbedingung abgeleitet: 102 Flügeltheorie n (r ) (, 0, ) (r r1 ) n (r ) w (, , ) (r r1 ) dS ( , ) dS ( , , ) V n (r ) w 3 3 4 S 4 rr r r S 1 w 1 (5.83) In (5.83) werden die folgenden Bezeichnungen benutzt: S - die Flügelfläche, S w - die infinitesimal dünne Fläche der Wirbelschleppe, r - der Ortsvektor des Punktes, in dem die Undurchlässigkeitsbedingung (5.83) erfüllt wird, r1 i j k , n (r ) - der Normalvektor im Punkt r , x i z k - die Stärke der Wirbelschicht auf der Flügeloberfläche S, w - die Stärke der Wirbelschicht auf der Oberfläche der Wirbelschleppe S w . Zusammen mit der Integralgleichung (5.83) soll die Kutta‘sche Abflussbedingung erfüllt werden. Wie im Abschnitt 5.4 nachgewiesen wurde, fallen die Wirbellinien der Wirbelschleppe des Flügels, bei stationären Betriebsbedingungen, mit den Stromlinien zusammen. Deshalb wird die Gleichung der Stromlinien zur Berechnung der Wirbelschleppenlage benutzt: dx dy dz ux u y uz (5.84) In Gleichung (5.84) ist u die Gesamtgeschwindigkeit, d.h. Anströmgeschwindigkeit + Störgeschwindigkeit. Bei der Berechnung der Stärke w der Wirbelschicht auf der Oberfläche der Wirbelschleppe muss auch die Bedingung (5.19) in Betracht gezogen werden. 103 Flügeltheorie Numerische Lösung mittels Wirbelgitterverfahren Abbildung 5.31: Wirbelschema des nichtlinearen Wirbelgitterverfahrens Das Wirbelschema des nichtlinearen Wirbelgitterverfahrens wird in Abb. 5.31 gezeigt. Es ist zu erkennen, dass die Querwirbel an der Seitenkante in die Strömung abfließen. An den Seitenkanten, sowie an der Austrittskante, sind die Zirkulationen aller freien Wirbel der Wirbelschleppe, den Zirkulationen der entsprechenden gebundenen Wirbel des Flügels gleich. Jeder kurvenlineare Wirbel der Wirbelschleppe wird durch eine Menge von geraden Wirbelabschnitten modelliert. Die Lage der Wirbel in der Wirbelschleppe ist unbekannt und wird mit einem Iterationsverfahren berechnet. Laut Gleichung (5.84) wird die Knotenlage der Wirbelabschnitte aus der algebraischen Gleichung bestimmt: ui ri 1 ri l , ui (5.85) wobei ri und ri 1 die Ortsvektoren der Punkte des Wirbelabschnittes sind. l ist die Länge des Wirbelabschnittes. l ist der freie Parameter des numerischen Schemas, der vorgegeben werden soll. Bei der Berechnung der Geschwindigkeit ui , im Punkt mit dem Ortsvektor ri , wird die induzierte Geschwindigkeit von den Wirbelabschnitten [ ri 1 , ri ] und [ ri , ri 1 ] gleich Null gesetzt. 104 Übungen Das Iterationsverfahren beinhaltet dabei folgende Schritte i) Berechnung des Flügels bei einem kleinen Anstellwinkel mit Hilfe der linearen Theorie (Abschnitt 5.9.2). ii) Berechnung der Auftriebskraft. iii) Bestimmen der Form der Wirbelschleppe aus (5.85). Dabei wird die Lage aller Knoten entlang der Wirbellinie ausgehend vom entsprechenden Kantenpunkt des Flügels konsequent berechnet. Dabei entspricht der Ortsvektor r1 dem entsprechenden Punkt an der Flügelkante. iv) Der Anstellwinkel wird erhöht j = j1 + und der Flügel wird nochmals mit der aus der vorherigen Iteration bekannten Wirbelschleppenform berechnet. v) Die Auftriebskraft A j wird berechnet. Wenn der Unterschied zum Auftrieb A j 1 , zur vorhergehenden Iteration größer als ein vorgegebener Wert A j A j 1 (ε<< 1) ist, folgt Schritt iii). Falls die Bedingung A j A j 1 gültig ist und der Anstellwinkel einen vorgegebenen Wert hat, ist die Berechnung erfolgreich beendet. Die Lösung des Problems erfordert normalerweise eine große Anzahl von Iterationsschritten. Dabei ist oftmals mit Konvergenzproblemen zu rechnen. Die prinzipielle Schwierigkeit besteht darin, dass die Lösung der Gleichungen (5.84) mathematisch ein „ill-posed“ Problem darstellt. Diese Frage wird in Abschnitt 8.3 des Manuskriptes [8] diskutiert. Die Kraft wird mit dem Theorem von Joukowski auf allen Wirbeln der Fläche S berechnet. Übungen 1. Das Schiff mit der Länge 100 m und dem Tiefgang 5 m bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 5 Knoten unter dem Schiebewinkel 3 Grad. Finden Sie die Querkraft und das Giermoment! Benutzen Sie die Formel für die hydrodynamischen Beiwerte des Flügels mit dem kleinen Seitenverhältnis: C A / 2 (Auftriebsbeiwert), CM / 4 (Beiwert des Nickmomentes berechnet bezüglich der Flügelmitte). 2. Das Bodeneffektfahrzeug mit dem Gewicht 20 Tonnen hat den Flügel mit der Spannweite 15 m und der Wurzeltiefe 5 m. Finden Sie die 105 Übungen Abhebegeschwindigkeit des Bodeneffektfahrzeuges, wenn der Abstand zwischen der Hinterkante und der Wasseroberfläche beim Start 0,5 m beträgt und der Anstellwinkel 4 Grad ist! Benutzen Sie die Abb. 5.16. 3. Berechnen Sie die Umströmung eines 2D Quaders unter ohne Anstellwinkel mit der Paneelmethode! Als hydrodynamische Singularitäten benutzen Sie die Punktwirbel. 4. Entwerfen Sie den Flügel für ein Flugzeug mit dem Gewicht 100 t! Berechnen Sie den minimal notwendigen Schub und die Schwerpunktlage! Der Flügel soll das Seitenverhältnis 10 und den Anstellwinkel 4 Grad haben. Als Profil benutzen Sie eine Platte. Die Geschwindigkeit des Flugzeuges soll 200 m/s betragen. Benutzen Sie Formel (5.79). 5. Welchen Einfluss auf den Auftrieb haben die Wölbung und die Dicke des Profils? 6. Welchen Einfluss hat die Pfeilung auf den Auftrieb? 106 Oberflächenwellen 6. Oberflächenwellen Zu den Oberflächenwellen gehören folgende Wellenbewegungen: Windwellen: Sie werden durch Windwirkung auf die freie Wasseroberfläche ständig erzeugt. Dünung: Sobald die Windwirkung verschwindet, wandeln sich die Windwellen zur Dünung um. Die Dünung besteht aus den Wellen, die eine relativ reguläre harmonische Form besitzen. Die Dünung entsteht auch, wenn die fortschreitenden Windwellen aus dem Sturmgebiet auslaufen. Schiffswellen: Sie werden durch Schiffsbewegung an oder unter der Wasseroberfläche erzeugt. Innere Wellen: Sie entstehen durch Bewegung eines Objektes (Schiff, Eisberg, U-Boot, u.s.w.) in der Nähe einer sprungartigen Änderung der Wasserdichte, die üblicherweise durch eine scharfe Änderung des Salzgehaltes verursacht wird. Die inneren Wellen treten oft in arktischen Gewässern auf, in denen die oberen Schichten des Süßwassers durch Schmelzwasser entstehen oder aus großen Flüssen stammen. Flutwellen: Sie werden durch die Anziehungskraft des Mondes und der Sonne verursacht. Tsunami: Tsunamis entstehen durch unterseeische Erdbeben. Kapillarwellen: Der physikalische Grund für die Entstehung der Kapillarwellen liegt in der Oberflächenspannung an der Wasseroberfläche. Die ersten vier Wellenarten gehören zu den Gravitationswellen. Sie entstehen, wenn ein Teil der Wasseroberfläche in vertikaler Richtung aus dem ungestörten Gleichgewichtszustand verschoben wird. Durch die Wirkung der Erdschwere versucht die Wasseroberfläche in den Gleichgewichtszustand zurückzukehren. Aufgrund der Trägheit des Wassers geht diese Rückkehr schwingungsartig von statten. Für den Schiffbau sind nur die drei ersten Wellenbewegungen von Bedeutung. 6.1 Wellenparameter Das Wellenprofil ist die Kontur der Wasseroberfläche in der vertikalen Ebene, die parallel zur Richtung der Wellenfortschreitung ist. Die niedrigsten Punkte der Kontur 107 Oberflächenwellen heißen Wellental, während die höchsten die Wellenberge oder die Wellenkämme sind. Die Wellenhöhe h ist der vertikale Abstand zwischen Wellental und Wellenberg. Die Wellenamplitude entspricht der Hälfte der Wellenhöhe a=h/2. Der Abstand zwischen zwei benachbarten Wellenbergen bestimmt die Wellenlänge L. Der Zeitabschnitt, den diese Wellenberge durch einen Beobachtungspunkt an der Wasseroberfläche passieren, ist die Wellenperiode τ. Die Wellengeschwindigkeit oder die Phasengeschwindigkeit c ist die Geschwindigkeit der Fortschreitung des Wellenberges. Die Periode wird aus der Formel L c (6.1) bestimmt. Wenn sich der Beobachtungspunkt entlang der Wasseroberfläche mit der Geschwindigkeit V bewegt, wird die Begegnungsperiode L /(c V ) bestimmt. Der reziproke Wert 2 / ist die Wellenfrequenz. Die Wellenzahl ist k 2 L (6.2) Für die konstante Fortschreitungsgeschwindigkeit folgt aus (6.1): c L (6.3) Die Wellenkammlänge λ ist der horizontale Abstand, der zwischen zwei benachbarten Wellentäler senkrecht zur Richtung der Wellenfortschreitung gemessen wird. Das Verhältnis L / charakterisiert die Dreidimensionalität der Wellen. Die Wellen mit dem Verhältnis L / 0 heißen die ebenen Wellen. Der Wellenneigungswinkel α ist der Winkel zwischen der Tangente des Wellenprofils und der horizontalen Achse. Wenn die Parameter der Wellen konstant sind, sind die Wellen periodisch und regulär. Normalerweise sind Windwellen, Schiffswellen und innere Wellen irregulär. Die Wellen der Dünung sind den regulären Wellen ähnlich. Das Verhältnis der Wellenhöhe zur Wellenlänge für Windwellen ist gering (s. Tabelle 6.1). Die Wellen mit kleinem Verhältnis 2а/L werden weiterhin als Wellen mit kleiner Amplitude bezeichnet. Wie Stokes gezeigt hat, brechen Wellen wenn der innere Winkel am Wellenberg kleiner als 120 Grad wird. Das Verhältnis der Wellenhöhe zur Wellenlänge beträgt für diese Wellen 2a 1 . L 7 108 Oberflächenwellen Windgeschwindigkeit [m/s] h = 2а [m] L [m] 2а/L 8 1.2 25 1/21 13 4.0 87 1/22 19 8.4 138 1/18 25 12.6 285 1/23 27 14.5 376 1/26 Tabelle 6.1. Verhältnis 2а/L der Wellen in Abhängigkeit von der Windstärke 6.2 Mathematische Problemstellung Das folgende Koordinatensystem wird weiterhin benutzt: die x-Achse liegt in der ungestörten Wasseroberfläche, die z-Achse weißt senkrecht nach oben und die y-Achse ist senkrecht zur Ebene x0z. In der mathematischen Theorie der Wellenbewegungen wird angenommen, dass die Flüssigkeit reibungsfrei, inkompressibel und homogen (d.h. die Dichte ist konstant) ist. Bei reibungsfreier Flüssigkeit und Wirkung der Erdschwere ist die Strömung drehungsfrei, bzw. potential, d.h. u grad . Dabei ist φ das Geschwindigkeitspotential, dass die Laplace‘sche Gleichung erfüllt: 2 2 2 0, ( x, y, z ) {( x, y, z ) : x , y , z } x 2 y 2 z 2 (6.4) Abbildung 6.1: Skizze zur Formulierung des mathematischen Problems der Wellentheorie An der Wasseroberfläche sollen die dynamische und kinematische Randbedingungen (1.10) und (1.11) erfüllt werden. Da der Druck über der Wasseroberfläche dem 109 Oberflächenwellen atmosphärischen Druck gleich sein soll, kann die dynamische Bedingung (1.11) in der folgenden Form p p a bei z ( x, y, t ) . (6.5) geschrieben werden, wobei z = (x, y, t) die Gleichung der Wasseroberfläche ist. Aus der allgemeinsten Bernoulli‘schen Gleichung [11] u 2 gz p C t bei z = (x, y, t). 2 t (6.6) und (6.5) folgt: p pa 2 2 2 gz 0 , bei z = (x, y, t) t 2 x y z (6.7) oder 2 2 2 1 gz 0 , bei z = (x, y, t) t 2 x y z (6.8) Die stationäre Strömung ist wie folgt gegeben: 1 2 x y z 2 2 2 gz 0 , bei z = (x, y, t). (6.9) Die kinematische Randbedingung (1.10) wird erfüllt, falls sich die Wasseroberfläche, als geometrische Oberfläche, zusammen mit den an der Wasseroberfläche liegenden Wasserteilchen bewegt. Diese Bedingung kann in der folgenden Form geschrieben werden: uz d bei z = . dt (6.10) oder u x u y u z bei z = (x, y, t) t x y 110 (6.11) Oberflächenwellen Mit der Berücksichtigung des Zusammenhanges zwischen dem Potential und den , uy , uz ergibt sich: Geschwindigkeiten u x y x z z t x x y y bei z = (x, y, t). (6.12) Zusätzlich zu den Bedingungen (6.8) bzw. (6.9) und (6.12) sollen die Bedingung in der Unendlichkeit grad N konst. bei x 2 y 2 z 2 , grad 0 bei z . (6.13) und die Undurchlässigkeitsbedingung am Körper erfüllt werden. Bei der Behandlung der instationären Strömungen soll eine von zwei möglichen Anfangsbedingungen der Wellentheorie vorgegeben werden: u 0 grad 0 0, oder 0 f 2 ( x, y ), f 1 ( x, y ), bei t 0 und z 0 t 0, bei t 0 und z 0 . t Lineare Wellentheorie Im Rahmen der linearen Wellentheorie wird angenommen, dass die u u u y x z Störgeschwindigkeiten , klein sind. Die Quadrate dieser y , x z Größen werden vernachlässigt. Auch die Wasseroberflächendeformation (x, y, t) ist klein. Damit nehmen die Randbedingungen (6.8) und (6.12) die folgende Form an g 0 bei z = 0, t (6.14) bei z = 0. z t (6.15) Aus (6.14) und (6.15) lässt sich eine gemischte Randbedingung entwickeln. 111 Oberflächenwellen ( x, y , t ) 1 , g t Bei der Berechnung der zeitlichen Ableitung (6.16) 1 2 t g t 2 Ergebnisses in (6.15) ergibt sich die gemischte Wasseroberfläche im Rahmen der linearen Wellentheorie: 2 g 0 bei z = 0. z t 2 6.3 und einsetzen des Randbedingung an der (6.17) Harmonisch fortschreitende Welle kleiner Amplitude Das Potential der Strömung der harmonisch fortschreitenden Welle wird in der Form ag kz e sin kx t (6.18) geschrieben. Das Wellenprofil ergibt sich aus (6.16) und (6.18) 1 ( x,0,t ) acos( kx t ) g t (6.19) Die Lage der Wellenkämme und der Wellentale entspricht der Bedingung cos( kx t ) 1 , kx t m (m = 0, 2, 4,…). Daraus folgt, dass die Abszisse des 2 Wellenkammes x m t entlang der x- Achse mit der konstanten Geschwindigkeit 2k k fortschreitet c dx L . dt k Setzt man (6.18) in die gemischte Randbedingung (6.17) ein, Zusammenhang 2 = kg (6.20) stellt sich der (6.21) 112 Oberflächenwellen zwischen der Wellenfrequenz und der Wellenzahl ein. Wird (6.21) in (6.20) eingesetzt, ergibt sich die Formel für die Phasengeschwindigkeit der fortschreitenden Welle: c g k gL . 2 (6.22) Die Phasengeschwindigkeit wächst mit der Wurzel aus der Wellenlänge. Die Bahnen der Wasserteilchen in der Welle ergeben sich aus den Bahngleichungen dx agk kz e cos kx t dt x . dz agk kz uz e sin kx t dt z ux (6.23) Es seien x0 und z0 die Koordinaten des Wasserteilchens im Gleichgewichtszustand. Wenn die Verschiebungen der Wasserteilchen bezüglich x0 und z0 klein sind, vereinfachen sich die Gleichungen aus (6.23) zu dx agk kz0 e cos kx0 t dt . (6.24) dz agk kz0 e sin kx0 t dt Nach der Integration der Gleichungen (6.24) ergibt sich: x z agk 2 ekz0 sin kx0 t x0 aekz0 sin kx0 t x0 ; 2 e kz0 cos kx0 t z0 aekz0 cos kx0 t z0 . agk x x0 2 z z0 2 aekz . 2 0 (6.25) Die Bahnen der Wasserteilchen sind folglich Kreise mit den Radien ae kz . Der Radius der Wasserteilchen an der Wasseroberfläche ist gleich a. Mit größer werdender Eintauchung z0 0 wird der Radius kleiner. Beispielsweise, beträgt der Radius bei 0 z0 L nur ae 2 , d.h. fast 535 mal kleiner als die Wellenamplitude. Die Periode der 113 Oberflächenwellen Bewegung der Teilchen entlang der Kreisbahn ist gleich der Wellenperiode. Der Betrag der Geschwindigkeit der Wasserteilchenbewegung beträgt: uв u x2 u z2 agk kz e ae kz . (6.26) Die Störungen unterhalb der Wasseroberfläche klingen bei Seegang exponentiell ab. 6.4 Energie der harmonischen fortschreitenden Welle kleiner Amplitude Berechnung der Energie der ebenen harmonischen Welle, kleiner Amplitude und Länge L. Die Energie setzt sich aus der kinetischen TFl und der potentiellen E p Energie zusammen. Betrachtet wird die Kontur ABCD (Abb. 6.2) mit der Länge L und der Breite 1. Die Summe TFl + E p entspricht der Energie der Flüssigkeit, die innerhalb dieser Kontur steckt. Abbildung 6.2: Geometrische Parameter der fortschreitenden Welle Die kinetische Energie TFl der potentialen Strömung wird aus der Formel (3.11) berechnet, die für den Fall einer einzigen Strömungsgrenze folgende Form annimmt: TFl 2 ABCD dl n (6.27) Die untere Grenze der Kontur CD ist tief getaucht, so dass alle Störungen an dieser Grenze verschwinden, d.h. n dl 0 . Die Normalenvektoren an den Grenzen AD CD und BC sind entgegengesetzt orientiert während die Potentiale gleich sind. Die Summe 114 Oberflächenwellen n dl n dl 0 BC ist folglich gleich Null. Vom Integral (6.27) entlang der DA geschlossenen Kontur bleibt nur der Teil entlang der Wasseroberfläche AB TFl dl . 2 AB n (6.28) Unter der Berücksichtigung der Annahmen der linearen Wellentheorie (s. Abschnitt 6.2) können die folgenden Vereinfachungen gemacht werden: , n z , z z z 0 L ...dl ...dx (6.29) 0 AB Mit Berücksichtigung der Vereinfachungen (6.29) ergibt sich L TFl dx 2 0 z z 0 (6.30) Setzt man (6.18) in (6.30) ein, bekommt man die kinetische Energie der Flüssigkeit innerhalb der Kontur ga 2 TFl L. (6.31) 4 Die potentielle Energie in einer Wellenlänge L berechnet sich aus der Kontur . Dieses Integral wird über dem Produkt vom Gewicht des Wassers gdx im elementaren Volumen dx mit der Koordinate des Schwerpunktes dieses Volumens /2 berechnet: L g 2 Ep dx . 2 0 (6.32) Formel (6.19) in (6.32) eingesetzt, ergibt, dass die potentielle Energie der kinetischen Energie gleich ist: 115 Oberflächenwellen Ep ga 2 L . 4 (6.33) Somit ist die Gesamtenergie ga 2 E TFl E p L. 2 6.5 (6.34) Gruppengeschwindigkeit und Energiestrom Bei einer Störung der Oberfläche gehen Wellen mit verschiedenen Wellenlängen ab. Zu beobachten sind Gruppen von Wellen, die sich aus der Überlagerung mit benachbarten Wellenlängen bilden. Die Geschwindigkeit dieser Gruppe ist bei Schwerewellen kleiner als die der einzelnen Wellen. Um die Formel für die Gruppengeschwindigkeit zu finden, werden zwei Wellen derselben Amplitude mit wenig verschiedener Wellenlänge L und Frequenz σ überlagert. Die resultierende Welle hat das folgende Potential und Profil e k1 z e k2 z sin k1 x 1t sin k2 x 2t ag 2 1 (6.35) a[cos(k1 x 1t ) cos(k 2 x 2 t )] 2 2 k k k k 2a cos 1 2 x 1 t cos 1 2 x 1 t. 2 2 2 2 (6.36) Da k k1 k2 und 1 2 klein sind, ergibt sich aus (6.36) k 2a cos x t cos kx t 2 2 (6.37) Die Resultierende kann als Kosinuswelle angesehen werden und hat die veränderliche k1 k2 2 k x 1 t 2a cos x t . Fallen die Berge mit den 2 2 2 2 Amplitude a* 2a cos verschiedenen Phasengeschwindigkeiten c zusammen: 116 1 2 und c fortschreitender Wellen k1 k2 Oberflächenwellen k1 x 1t m1 2 , k2 x 2t m2 2 , m1 0,1, 2,.., m2 0,1, 2,.., 2 k1 k2 x 1 t (m1 m2 ) 2 k1 k2 2 k1 k2 2 2 x 1 t cos x 1 t 1 cos 1 2 k1 k2 2 2 2 2 x t (m1 m2 ) 2 2 so ist die Amplitude der Welle a* 2a . Fallen Berg und Tal zusammen, k1 x 1t m1 2 , m1 0,1, 2,.., k2 x 2t m2 , m2 1,3,5,.., 2 k1 k2 x 1 t m1 m2 / 2 (m1 m2 ) m2 / 2 2 2 2 k k cos 1 2 x 1 t sin[(m1 m2 ) ]sin m2 / 2 0 2 2 so ist a* 0 . Die Gruppe ist an dieser Stelle zu Ende. Das Wellenprofil der Wellengruppe, die eine Überlagerung von zwei Schwingungen mit den Längen 4 (kurzperiodische k1 k2 Schwankung) und L 4 k1 k2 (langperiodische Schwankung) darstellt, wird in Abb. 6.3 gezeigt. Abbildung 6.3: Wellengruppen Die maximale Amplitude der Welle in der Gruppe beträgt 2а. Zwischen den benachbarten Gruppen ist die Wasseroberfläche ungestört (a=0). Jede Welle in dieser Gruppe bewegt sich mit der Phasengeschwindigkeit c 1 2 . Da 1 2 und k1 k2 k1 k2 k, ist die Phasengeschwindigkeit der Wellen in der Wellengruppe der Phasengeschwindigkeit einer einzelnen Welle c gleich. Die Geschwindigkeit U, k mit der die Wellengruppe fortschreitet, ist nach (6.37) 117 Oberflächenwellen U d . k dk (6.38) Mit Berücksichtigung der Formel (6.21) gilt Nach (6.22) c U 1 2 U c 2 g . k (6.39) g , gilt folglich k (6.40) Die Gruppengeschwindigkeit bei tiefem Wasser ist halb so groß wie die Phasengeschwindigkeit. Die einzelnen Wellen in der Wellengruppe bewegen sich schneller als die Wellengruppe insgesamt. Es lässt sich leicht nachweisen, dass der Unterschied in der Geschwindigkeit einzelner Wellen und der Wellengruppe nur dann entsteht, wenn c von der Wellenlänge abhängt: kc Nur wenn d c / L Ldc cdL dc d 2 dc cL c U oder U c L . d 1/ L dL dL dk dL L dc 0 ist, sind U und c nicht gleich, U<c. dL Die Energie einer fortschreitenden Welle wird mit der Gruppengeschwindigkeit transportiert. Zum Beweis wird die Arbeit des Druckes p an der Oberfläche x=konst in einer Periode T berechnet, diese ist gleich dem Energiestrom S durch diese Fläche. Der Energiestrom ist dann dzdt x 0 Aus der allgemeinsten Bernoulli‘schen Gleichung (s. (6.6)) ergibt sich T 0 S p C t p u 2 g C t g t 2 t 118 (6.41) (6.42) Oberflächenwellen Wird der Druck aus (6.42) und das Potential aus (6.18) in (6.41) eingesetzt, so ergibt sich S g 2 a 2UT In einer Sekunde wird die mittlere Energie g 2 (6.43) a 2U transportiert. Die Energie, die bei der Wellenbewegung in einer Wellenlänge steckt, ist gemäß (6.34) ga 2 ga 2 E TFl E p L cT 2 2 Aus (6.43) und (6.34) folgt die fundamentale dynamische Aussage: S U ; E c Die Energie der S Längeneinheit U E c (6.44) einer Welle ga 2 2 wird mit der Gruppengeschwindigkeit U transportiert, so dass der mittlere Transport pro Sekunde ga 2 U 2 1 2 beträgt. Bei tiefem Wasser ist S E . In der Wellenlänge vor dem Querschnitt x=konst. ist die Energie E vorhanden. Lediglich die Hälfte der Energie tritt durch den Querschnitt, der Rest bleibt in der Wellenbewegung zurück. 6.6 Erzwungene Wellen bei der Bewegung punktförmiger Druckimpulsströmungen an der Wasseroberfläche Ein Druckimpuls P wirkt punktweise auf die Wasseroberfläche im Koordinatenursprung zum Zeitpunkt t = t0. Dadurch entstehen eine potentiale Strömung in der Flüssigkeit und die konzentrischen Wellen kleiner Amplitude an der Wasseroberfläche. Die konzentrischen Wellen schreiten von der Punktstörung fort. Die Lösung dieses Problems wurde von Cauchy und Poisson gegeben. Das Potential, das die Laplace‘sche Gleichung, die Randbedingung (6.13), die gemischte Randbedingung (6.17) und die Anfangsbedingung 0 = f2(x, y), 0 ,bei t t = 0 und z = 0 (s. Abschnitt 6.2) erfüllt, wird in der folgenden Form geschrieben: 119 Oberflächenwellen P cos te kz I 0 k , r kdk , 2 0 (6.45) wobei I0(k, r) die Bessel‘sche Funktion der ersten Gattung 0-ter Ordnung ist11. Die Form der Wasseroberfläche ergibt sich aus (6.19) und (6.45) 1 P sin tI 0 k , r kdk g t 2g 0 (6.46) Bei großem t und kleinem r (nah zur Punktstörung), gilt die folgende asymptotische Formel für die von der Punktstörung verursachte Wasseroberflächendeformation Pgt 3 8 2r sin 4 gt 2 . 4r (6.47) Dieses Problem hat einen direkten Zusammenhang zur Wellenerzeugung durch bewegende Schiffe. Bei der Bewegung eines Körpers an der Wasseroberfläche wirken die Druckimpulse von der Körperoberfläche auf die Flüssigkeit. Dadurch entstehen in der Flüssigkeit die Störbewegung und die Wellen an der Wasseroberfläche. Ein qualitatives Bild dieses Vorgangs kann man ermitteln, wenn die Störwirkung des Schiffes, durch einen sich mit der Schiffsgeschwindigkeit V bewegenden Punktdruckimpuls P, modelliert wird. Die Wellenbildung kann mit Formel (6.46) berechnet werden. Die Wellen bilden sich in einem Punkt M (s. Abb. 6.4) durch Überlagerung von konzentrischen Wellen, die von dem sich entlang der x-Achse bewegenden Störpunkt fortschreiten. Den Hauptbeitrag zur Wellenbildung leisten die Wellen, die die gleichen Phasen beim Erreichen des Punktes M haben. Wellen mit unterschiedlichen Phasen werden durch Überlagerung gedämpft. Die Lösung des Problems, für die Wellenbildung durch eine sich an der Wasseroberfläche bewegende punktförmigen Druckimpulsstörung, wurde zum ersten Mal von Kelvin 1887 gegeben. Das Wellensystem bewegt sich stationär mit der Störung. Kelvin hat gezeigt, dass sich zwei typische Wellensysteme bilden: das quer zur Bewegungsrichtung des Impulses und das divergente System (s. Abb. 6.4). Die Wellen laufen mit der Störung in einem Sektor hinter der Störung her, der durch den Öffnungswinkel begrenzt wird. Die Wellenrichtung auf der Grenzlinie des Sektors entspricht 35,26°. 11 Siehe de.wikipedia.org/wiki/Bessel-Funktion 120 Oberflächenwellen Abbildung 6.4: Wellensystem hinter einer sich entlang der x-Achse bewegenden, punktförmigen Druckimpulsstörung Abbildung 6.5: Schiffswellen von Kelvin (Photo wurde freundlicherweise von Michael Meylan bereitgestellt, www.wikiwaves.org) Bei tiefem Wasser liegt der Winkel für verschiedene Geschwindigkeiten V konstant bei 19028/. In flachem Wasser hängt vom Verhältnis der Geschwindigkeit V zur so genannten kritischen Phasengeschwindigkeit c kr gh (s. S. 78 in [11]) ab, wobei h 121 Oberflächenwellen die Wassertiefe ist. Bei V c kr gh entsteht nur eine einzige Welle vor der Impulsstörung. Der Winkel beträgt dabei 90 Grad, d.h. = 90. Berechnung des Wellenwiderstandes mit Paneelmethoden 6.7 In Kapitel 6.3 - 6.6 wurden verschiedene analytische Lösungen der Wellentheorie dargestellt. Die Ermittlung des Wellenwiderstandes des Schiffes und der Wellenbildung ist dabei eine komplizierte Aufgabe. Die Lösungen können nur numerisch mit den Paneelmethoden ermittelt werden. Hier wird die von Dawson in 1977 [4] vorgeschlagene Paneelmethode beschrieben, in der die Wasseroberfläche und die Schiffsoberfläche jeweils durch eine Quellenschicht modelliert werden. Die Stärke von Quellen und Senken wird aus der Randbedingung an der Wasseroberfläche und aus der Undurchlässigkeitsbedingung bestimmt. Der Einfachheit halber, betrachten wir den zweidimensionalen Fall. Es wird angenommen, dass die durch das Schiff erzeugten Wellen kleine Amplituden haben und die Strömung stationär ist. Das Gesamtpotential wird in der Form der Summe (6.48) gesucht. Hier ist das Potential, welches die Umströmung des Schiffsdoppelkörpers beschreibt. kann mit der in Abschnitt 2.2 beschriebenen Paneelmethode ermittelt werden (wird weiterhin als bekannte Funktion behandelt). Das Potential hat die Ordnung ~ O(1), d.h. die vom Schiff verursachten Verdrängungseffekte werden nichtlinear behandelt. Der Einfluss der Wellenbildung wird durch das Potential berücksichtigt. Das Potential ist eine kleine Größe ~ O(). Ergibt sich die Ableitung der Wasseroberflächendeformation nach x aus (6.9) 2 2 1 (6.49) 2 g x x z x und wird (6.49) in kinematische Randbedingung (6.11) eingesetzt, ergibt sich die gemischte nichtlineare Randbedingung 122 Oberflächenwellen 2 2 1 0 bei z ( x, y , t ) g 2 x x x z z (6.50) Da die Wellen klein sind, wird die Bedingung (6.50) an der ungestörten Wasseroberfläche erfüllt. Wird (6.48) in (6.50) eingesetzt und werden kleinen Größen der zweiten Ordnung vernachlässigt, ergibt sich die Randbedingung an der freien Oberfläche 2 2 2 0 bei z=0 g z x x 2 x x x (6.51) Dabei wurde berücksichtigt, dass die ungestörte Wasseroberfläche die Symmetrieebene für Doppelkörper ist, d.h. / z 0 bei z=0. Wird (6.51) für das gesamte Potential benutzt, entwickelt sich Formel 2 2 2 2 g bei z=0 x x x z x x 2 (6.52) Das Potential soll neben der Randbedingung an der Wasseroberfläche (6.52) auch der Undurchlässigkeitsbedingung an der aktuellen Schiffsoberfläche genügen: 0 an der unteren Seite der Oberfläche SK n (6.53) Das Potential wird als die Summe des Anströmpotentials und des Potential der Quellenschicht gesucht: ( x, z ) V x q x, z ln r ln r ds q x, z ln rds , Sk SF wobei r ( x x)2 ( z z )2 und r ( x x)2 ( z z )2 sind. Die Quellenschicht liegt sowohl an der Oberfläche des Doppelkörpers SK, als auch an der freien Oberfläche SF. Die Quellenschicht und die beiden Oberflächen SK und SF werden durch M Paneele diskretisiert. Innerhalb jedes Paneels ist die Quellstärke konstant: 123 Oberflächenwellen M ( x, z ) V x q j j ( x, z; x j , z j ) , (6.54) j 1 wobei die Bezeichnungen ( x, z; x j , z j ) (ln r ln r )dS für Paneele an Doppelkörper- ln rdS für Paneele an der freien Skj oberfläche gelten, während ( x, z; x j , z j ) S Fj Oberfläche gilt. Die Geschwindigkeiten in jedem Punkt des Raums (x, y) wird durch die Ableitungen (6.54) nach entsprechenden Koordinaten berechnet: M u x ( x, z ) V q j wxj ( x, z; x j , z j ), x j 1 u z ( x, z ) wobei x r2x wxj x, z; x j , z j Sk j für Paneele an (6.55) M q j wzj ( x, z; x j , z j ) z j 1 x x ds , r2 Doppelkörperoberfläche z r2z wzj x, z; x j , z j Sk j und wxj x, z; x j , z j S Fj z z wzj x, z; x j , z j S Fj r2 z z ds r2 x x ds , r2 ds für Paneele an der freien Oberfläche gelten. Die Randbedingungen (6.52) und (6.53) werden in den Paneelzentren erfüllt. Dadurch entsteht ein System linearer Gleichungen zur Ermittlung von unbekannten Quellenstärken qj, j = 1,…,M. Es soll erwähnt werden, dass bei der Berechnung der zweiten Ableitung des Potentials nach x in jedem Paneelzentrum „i“ in der Randbedingung (6.52) die Rückwärtsdifferenzen zu benutzen sind: 2 x 2 i u x Ai u xi Bi u xi1 Ci u xi2 Di u xi3 x i (6.56) Dabei werden die Beiwerte A, B, C und D durch geometrische Parameter der stromaufwärts liegenden Paneele mit Nummern i, i 1, i 2, i 3 ausgedrückt. Also wird die Ableitung durch die Werte der Geschwindigkeit von stromaufwärts liegenden 124 Übungen Paneelen ausgedrückt. Die numerische Erfahrung zeigt, dass damit die wichtige Abstrahlbedingung erfüllt wird. Diese Bedingung sagt aus, dass die vom Schiff erzeugten Wellen nach dem Schiff stromabwärts und nicht stromaufwärts fortschreiten sollen. Eine mathematische Begründung der Regel (6.56) fehlt bis heute. Wird die Quellstärke bekannt, berechnet man das Potential und die Geschwindigkeiten aus (6.54) und (6.55). Danach kann die Druckverteilung und der Wellenwiderstand durch Integration der Normalspannungen ermittelt werden. Zum Schluss findet man die Form der erzwungenen Wellen aus der Formel (6.9). Die hier beschriebene Paneelmethode wurde zur Berechnung des Wellenwiderstandes im Rahmen der nichtlinearen Wellentheorie (nichtlineare Randbedingungen an der freien Wasseroberfläche) mit simultaner Ermittlung der Schiffsschwimmlage (s. Manual zum Programm Shipflow) verallgemeinert. Übungen 1. Die Ozeanwelle hat die Periode 12 s. Berechnen Sie die Länge und die Phasengeschwindigkeit der Welle! 2. Das Schiff bewegt sich mit der Geschwindigkeit 5 m/s schräg zur Welle unter dem Winkel 15°. Die gemessene Begegnungsperiode beträgt 15 s. Berechnen Sie die Periode und die Länge der Wellen! 3. Ein Halbkreis schwingt an der Wasseroberfläche in die Querrichtung mit einer Frequenz ω. Finden Sie die hydrodynamische Masse für den Grenzfall 0 ! Wie kann man den Einfluss der Wasseroberfläche für den Grenzfall leicht modellieren? Hinweis: Stellen Sie das Potential φ in der Form ( x, y, z , t ) ( x, y, z ) sin t dar und setzen sie in die gemischte Randbedingung (6.17) ein. Finden Sie die Grenzformen der Randbedingung bei 0 und . Nehmen Sie eine Quelle und denken Sie nach, wie man die Randbedingungen bei 0 und mit Spiegelungsprinzip erfüllen kann. Siehe Kapitel 14.8 in [11]. 125 Übungen 126 Strömungen mit Reibung 7. Strömungen mit Reibung 7.1 Einführung Abbildung 7.1: Unterteilung des Strömungsgebietes bei großen Reynoldszahlen Die Schiffsumströmung wird durch hohe Reynoldszahlen gekennzeichnet. Die typischen Reynoldszahlen liegen im Bereich zwischen 10 8 und 10 9 . Da die Strömung vollturbulent und der Bereich des Reibungseinflusses relativ dünn zur Schiffslänge ist, ist es schwer, die Modelle zu entwickeln, die für alle Strömungsgebiete in der Nähe und weit von der Schiffsoberfläche allgemeingültig sind. Die modernen numerischen Technologien wie DNS und LES haben wesentliche Einschränkungen bezüglich der Reynoldszahl und können zurzeit nicht für Schiffe eingesetzt werden. Andererseits kann die Modellierung wesentlich vereinfacht werden, wenn man berücksichtigt, dass die Reibung bei großen Reynoldszahlen nur eine wesentliche Rolle in einer engen Schicht neben der Schiffsoberfläche spielt. Diese Schicht wird Grenzschicht genannt. Bei großen Re Zahlen kann die Schiffsumströmung in die folgenden drei Gebiete unterteilt werden: Potentialgebiet (Zone I), wo die Strömung als reibungs- und drehungsfrei u 0 betrachtet wird, die Grenzschicht (Zone II) und der Nachlauf (Zone III). In den beiden letzten Teilbereichen ist der Widerstandseinfluss zu berücksichtigen. Diese für Schiffshydromechanik typische Unterteilung des Strömungsbereiches wird im Rahmen der Grenzschichttheorie genutzt. Diese Theorie wurde 1904 von dem hervorragenden deutschen Wissenschaftler Ludwig Prandtl vorgeschlagen. Im Rahmen der Grenzschichttheorie wird die Behauptung aufgestellt, dass die Dicke der Grenzschicht und die Breite des Nachlaufs im Bezug auf die Schiffslänge gering sind. Dadurch werden die komplizierten elliptischen Navier Stokes Gleichungen innerhalb der Zonen II und III zu wesentlich einfacheren Grenzschichtgleichungen, 127 Strömungen mit Reibung parabolischer Art, reduziert. Im Gebiet I wird die potentielle Lösung gesucht. Die allgemeingültige Lösung wird durch die Anpassung der potentiellen Lösung und der Lösung der Grenzschichtgleichungen am äußeren Rand der Grenzschicht gefunden. Hauptbegriffe der Grenzschichttheorie und die entsprechenden Gleichungen werden in Abschnitt 7.2 erklärt. 7.2 Hauptbegriffe der Grenzschichttheorie. Im Rahmen der Grenzschichttheorie wird das Koordinatensystem benutzt, indem die x-Achse entlang der Schiffsoberfläche und die y-Achse senkrecht zur Schiffsoberfläche angelegt sind (siehe Abb. 7.1). Die Kennparameter der Grenzschicht sind: Grenzschichtdicke , ist der Abstand der Schiffsoberfläche zum Punkt in dem die Strömungsgeschwindigkeit den Wert 0,995 der Geschwindigkeit der äußeren potentialen Strömung erreicht Verdrängungsdicke ux )dy , u (7.1) ux u (1 x )dy , u u 0 (7.2) (1 * 0 Impulsverlustdicke ** wobei u die Geschwindigkeit an der äußeren Grenze y= der Grenzschicht ist. Sie fällt bei y= mit der Geschwindigkeit der potentialen Strömung zusammen. Die Grenzschichtdicke ist am Bug des Schiffes Null und wächst in Richtung des Hecks. Für eine grobe Abschätzung der Grenzschichtdicke am Heck bei großen Reynoldszahlen kann die Formel 0,01L. benutzt werden. Es ist zu bemerken, dass die äußere Grenze der Grenzschicht keine Stromlinie ist. Die Verdrängungsdicke charakterisiert die Verdrängung der Stromlinien der äußeren potentialen Strömung unter Einfluss der Grenzschicht. Der physikalische Sinn der Verdrängungsdicke wird am Bild 7.2 anschaulich illustriert. Betrachten wir zwei Stromlinien AB und CD. Unter Einfluss der Grenzschicht wird die Stromlinie in vertikaler Richtung auf die Dicke * ausgelenkt. Nach der Kontinuitätsbedingung ist der Durchfluss durch den Querschnitt AC dem Durchfluss durch Querschnitt BD gleich: 128 Strömungen mit Reibung V u x dy V * 0 (7.3) Definition (7.1) folgt unmittelbar aus (7.3). Abbildung 7.2: Zur Erklärung des Begriffs „Verdrängungsdicke“. Entnommen von [2]. Impulsverlustdicke charakterisiert die Impulsverluste innerhalb der Grenzschicht, die durch Reibungsverlust entstehen. 7.3 Physik der Strömung in der Grenzschicht Innerhalb der Grenzschicht ist die Strömung je nach der Reynoldszahl entweder laminar oder turbulent. Sie kann auch eine gemischte Form (laminar im Bugbereich und weiter turbulent) annehmen. Der Umschlag tritt ein, sofern die lokale Reynoldszahl Re u einen kritischen Wert Rekrit erreicht. Im Bugbereich ist die Grenzschichtdicke gering und deshalb kann dort theoretisch ein laminarer Bereich existieren. In der Großausführung ist der laminare Bereich entweder kurz oder gar nicht existent, weil die von der Brechung der Bugwelle verursachten zusätzlichen Verwirbelungen dazu führen, dass die Strömung schon am Bug turbulent wird. In Heckrichtung nimmt die lokale Reynoldszahl Re zu und erreicht stromabwärts einen kritischen Wert. Nach diesem Punkt ist die Strömung turbulent. Dabei tritt ein steiler Zuwachs der Grenzschicht auf (siehe Abb. 7.3). 129 Strömungen mit Reibung Abbildung 7.3: Grenzschichtevolution entlang des Schiffes In der reibungsbehafteten Strömung 0, mit positiven Druckgradient dp/dx > 0, kann eine Ablösung der Grenzschicht auftreten. Der Einfachheit halber betrachten wir eine zweidimensionale Strömung. Eine anschauliche Erklärung der Strömungsablösung kann auf dem Beispiel des Abrutschens einer Kugel in der Ausbuchtung (siehe Abb. 7.4a) gegeben werden. Im Ruhezustand, im oberen Punkt A hat die Kugel die maximale potentielle Energie. Beim Abrutschen wandelt sich die potentielle Energie, in kinetische Energie, um. Die kinetische Energie erreicht das Maximum im tiefsten Punkt B, in dem die Geschwindigkeit der Kugel auch maximal ist. Bei der weiteren Bewegung nach oben, nimmt die kinetische Energie ab und wandelt sich wieder in potentielle Energie um. Sofern die Reibung fehlt, findet eine vollständige Wiederherstellung der potentiellen Energie statt und die Kugel ist in der Lage den Punkt C, auf gleicher Höhe wie Punkt A, zu erreichen. Sind Reibungsverluste vorhanden, erreicht die Kugel nicht den Punkt C und ihre Bewegung auf der Strecke BC wird gestoppt. Ähnliche Vorgänge finden bei flüssigen Teilchen in der Umströmung eines Zylinders, mit der Geschwindigkeit V , statt (siehe Abb. 7.4b). Betrachten wir ein Teilchen, das sich auf einem infinitesimalen Abstand von der kritischen Stromlinie (Null Stromlinie) ABC bewegt. Die Druckverteilung bei der Zylinderumströmung sieht ähnlich, wie die Verteilung der Höhe im Beispiel mit der abrutschenden Kugel, aus. In beiden Fällen werden die Verteilungen der potentiellen Energie gezeigt. Im Fall der Kugel hat man potentielle Energie, die durch die Höhe bestimmt wird. Das Beispiel mit dem Teilchen zeigt die Verteilung der potentiellen Energie, die durch Druck bestimmt wird. Im Punkt A hat das Teilchen die größte V02 , wobei potentielle Energie, da der Druck in diesem Punkt maximal ist ( p A p0 2 p0 der Referenzdruck weit von dem Zylinder ist). Die kinetische Energie des Teilchens im Staupunkt A ist Null. Entlang der Stromlinie wird das Teilchen beschleunigt und erreicht die maximale Geschwindigkeit im Punkt B, in dem die kinetische Energie des Teilchens, ähnlich wie im Fall der Kugel maximal ist. Nach dem Punkt B wird die Bewegung des Teilchens durch ansteigenden Druck (durch 130 Strömungen mit Reibung positiven Druckgradienten) gebremst. Entstehen Reibungsverluste, wird die Bewegung des Teilchens auf der Strecke BC gestoppt. Das Teilchen ist nicht in der Lage den Punkt C zu erreichen und löst sich von der Zylinderoberfläche ab. Sie fließt vom Zylinder ins Strömungsgebiet, da der Druck dort geringer ist. Dadurch tritt die Strömungsablösung auf. Abbildung 7.4: Zur Erklärung des Phänomens der Strömungsablösung Abbildung 7.5: Evolution der Grenzschicht entlang eines Profils Im Bild 7.5 werden entlang der oberen Seite eines Profils die Entwicklung und die Änderung der Geschwindigkeitsverteilung innerhalb der Grenzschicht gezeigt. Die gleichen Vorgänge treten in der Grenzschicht des Schiffes auf. Die Strichlinie zeigt den äußeren Bereich der Grenzschicht, die stromabwärts ständig wächst. Im vorderen Teil des Profils bis zu der dicksten Stelle herrscht ein negativer Druckgradient dp 0 dx und die Strömung in der Nähe der Profilseite wird beschleunigt. Das Geschwindigkeitsprofil in der Grenzschicht ist voll. Die größte Geschwindigkeit an der äußeren Grenze wird an der dicksten Stelle des Profils erreicht, wo der 131 Strömungen mit Reibung dp 0 ist. Danach wird die Strömung durch den positiven dx dp 0 gebremst. Nach diesem Punkt wird das Druckgradienten dx u x ( x, y 0) an der Geschwindigkeitsprofil schlanker (die Ableitung y Druckgradient Null Schiffsoberfläche nimmt ab) und S-förmig. In dem Punkt, wo diese Ableitung gleich Null wird u x ( x, y 0) 0 , tritt die Strömungsablösung auf. Die Bedingung y u x ( x, y 0) 0 wird als Kriterium des Ablösungsauftretens in 2D Grenzschicht y u benutzt. Hinter diesem Punkt stromabwärts ist die Ableitung negativ x ( x, y 0) 0 : y u x ( y 0) 0, y u x ( y 0) 0, y u x ( y 0) 0, y Da u x ( x ,0 ) 0 und Ablösungspunkt , vor dem Ablösungspunkt , im hinter dem du x ( x, y 0) 0 dy , (7.4) Ablösungspunkt. tritt ein Gebiet der negativen Geschwindigkeiten hinter dem Ablösungspunkt, in der Nähe der Schiffsoberfläche, auf u x ( x, y ) u x ( x,0) u u x ( x, y 0) y x ( x, y 0) y 0 . Im Ablösungsgebiet bildet sich y y die Rezirkulationszone. Durch hydrodynamische Instabilität entstehen Wirbel verschiedener Größen an der Grenze der Rezirkulationszone. Im 3D Fall ist die Strömung im Ablösungsgebiet komplizierter als im 2D Fall. Es treten sekundäre Strömungen in der Grenzschicht auf. Im Allgemeinen ist das Kriterium u x ( x, y 0) 0 im 3D ungültig. Die Physik der Ablösungen im 3D Fall wird in [10] y beschrieben. 7.4 Gleichungen der Grenzschichttheorie. Die Strömung innerhalb der Grenzschicht wird durch Grenzschichtgleichungen beschrieben, die erstmals 1904 von Prandtl unter der Annahme, dass das Verhältnis der Grenzschichtdicke zum Krümmungsradius des Körpers klein ist (/R << 1), aus den Navier Stokes Gleichungen hergeleitet wurden. Diese Hypothese ist für 132 Strömungen mit Reibung Strömungen mit großen Reynoldszahlen gültig, da die Grenzschichtdicke bezogen auf die Schiffslänge der Wurzel aus der Reynoldszahl umgekehrt proportional ist: ~ Re-1/ 2 L (7.5) Je größer die Reynoldszahl Re ist, desto dünner ist die relative Dicke der Grenzschicht . Aus dieser Annahme folgt unmittelbar, dass sich der Druck quer der L Grenzschicht nicht ändert. p 0 in der Grenzschicht (7.6) y Im 2D Fall nimmt die Grenzschichtgleichung die folgende Form an (siehe [10]): ux u x u x du 2u x uy u , x y dx y 2 (7.7) wobei u die Geschwindigkeit an der äußeren Grenze der Grenzschicht ist. Die Grenzschichtgleichung ist wesentlich einfacher als die Navier Stokes Gleichung, aus der sie hergeleitet wurde. Sie ist parabolisch und wird vom Vorderstaupunkt entlang der Schiffsoberfläche stromabwärts gelöst. Zusätzlich zu (7.7) soll die Kontinuitätsgleichung gekoppelt gelöst werden. Die Randbedingungen für die Grenzschichtgleichung (7.7) sind Haftbedingung an der Wand y = 0: ux = uy = 0, Anpassung der Geschwindigkeit u x u am Rand der Grenzschicht. Die Grenzschichtgleichung wird wie folgt gelöst: Zuerst wird die Potentialströmung neben dem Schiff, z.B. mit den Paneelmethoden (siehe Abschnitt 2.2), berechnet. Die Geschwindigkeit an der Körperoberfläche wird ermittelt. Sie ist gleich der Geschwindigkeit u am äußeren Bereich der Grenzschicht. Die Geschwindigkeitskomponenten ux und uy innerhalb der Grenzschicht werden aus der Gleichung (7.7) und der Kontinuitätsgleichung u x u y 0 x y ermittelt. Die Lösung erfolgt entlang der Schiffsoberfläche (entlang der xAchse) beginnend aus dem Vorderstaupunkt. 133 Strömungen mit Reibung u x und der y Reibungswiderstand werden durch Geschwindigkeiten u x und u y berechnet. Die Schubspannung an der Körperoberfläche Es ist zu bemerken, dass die Grenzschichtlösung im Rahmen der klassischen Grenzschichttheorie die potentielle Umströmung des Körpers nicht beeinflusst. Mit anderen Worten bedeutet das, dass die Strömung außerhalb der Grenzschicht von der Reibung unabhängig ist. Diese Annahme ist nur dann gültig, wenn die Grenzschichtdicke klein ist. Im hinteren Bereich des umströmten Körpers wird diese Hypothese nicht erfüllt. Zum Beispiel sollte der Druckbeiwert nach der Potentialtheorie an der Hinterkante eines aerodynamischen Profils den Wert Eins erreichen. In Wirklichkeit liegt der Druckbeiwert deutlich unter Eins. Der Grund ist der Einfluss der Reibung und die Verdrängung der Stromlinien durch die wachsende Grenzschicht im Bereich der Hinterkante. Um diesen Nachteil der Grenzschichttheorie zu überwinden, wurden die so genannte Interaction Boundary Layer Iterationsmethode (IBL) entwickelt. Nach der IBL Methode wird die Lösung in der Form der folgenden Iterationsschleife gesucht: I. Zuerst wird die Potentialströmung neben dem Schiff, z.B. mit den Paneelmethoden (siehe Abschnitt 2.2), berechnet. Die Geschwindigkeit an der Körperoberfläche wird ermittelt. Sie ist gleich der Geschwindigkeit u an der äußeren Grenze der Grenzschicht. II. Die Geschwindigkeitskomponenten u x und u y innerhalb der Grenzschicht werden aus der Gleichung (7.7) und der Kontinuitätsgleichung u x u y 0 ermittelt. Die Lösung erfolgt entlang der Schiffsoberfläche x y (entlang der x-Achse) beginnend aus dem Vorderstaupunkt. III. Die Grenzschichtdicke und die Verdrängungsdicke * werden durch Geschwindigkeiten ux und uy berechnet. IV. Die originale Körperform wird durch Verschiebung der Körperoberfläche auf den Abstand * geändert. V. Die Schubspannung an der Körperoberfläche Reibungswiderstand werden durch Geschwindigkeiten berechnet. 134 u x y ux und der und uy Strömungen mit Reibung VI. Falls sich die berechnete Schubspannung von der in der vorherigen Iteration unterscheidet, geht man zum Punkt I über. Im Rahmen der IBL Theorie kann die Lösung im hinteren Bereich des umströmten Körpers wesentlich verbessert werden. Die IBL Theorie ist aber unbrauchbar, wenn Ablösung auftritt. Die Grenzschichtgleichungen für die turbulenten Strömungen werden aus den Reynolds`schen Gleichungen (Kapitel 8) hergeleitet [10]. Im 2D Fall nehmen sie die folgende Form an u x u u p 1 uy x (u x/ 2 ) [( t ) x ]; x y x x y y 1 p 1 /2 (u y ) 0. y y ux (7.8) Strich oben bedeutet die nach Reynolds gemittelten Werte (Kapitel 8). Die Terme u x/ 2 und u /y2 werden üblicherweise vernachlässigt, wodurch die fundamentale Eigenschaft der Grenzschicht p/y = 0 auch in der turbulenten Strömung erfüllt wird. Die Grenzschichtgleichungen können auch für den 3D Fall geschrieben werden [10]. Die Grenzschichttheorie liefert brauchbare Ergebnisse im vorderen Teil des Schiffes, wo die Grenzschichtdicke tatsächlich klein ist. Im Gegensatz dazu wird die Grenzschicht im Heckbereich des Schiffes dicker und die Voraussetzungen der Grenzschichttheorie (/R << 1) werden damit verletzt. Besonders ist die Grenzschichttheorie ungeeignet, sofern Strömungsablösungen auftreten. Diese Phänomene sind aller Wahrscheinlichkeit nach im Heckbereich des Schiffes zu erwarten. Im Rahmen der Grenzschichttheorie ist es schwierig, den Einfluss der Reibung auf die Wellenbildung zu ermitteln, sofern sich die brechenden Wellen in der Nähe der Schiffsoberfläche bilden. Diese Tatsachen führten dazu, dass zurzeit die Grenzschichttheorie in der Schiffshydromechanik kaum Anwendung findet. Stattdessen werden die so genannte CFD (Computational Fluid Dynamics) Methoden verwendet, die auf der direkten numerischen Lösung der Reynolds gemittelten Navier Stokes Gleichungen basieren (siehe Kapitel 8 und Literaturquellen [6] und [13]). 7.5 Grenzschicht auf einer Platte Die Grenzschichttheorie war sehr hilfreich, weil viele nützliche Abschätzungen für Strömungen ohne Ablösungen (z.B. reibungsbehaftete Strömungen auf den Platten) mit dieser Theorie gewonnen wurden. Einige von diesen Ergebnissen werden in diesem Kapitel aufgelistet. Im Fall der laminaren Strömung auf einer Platte wurden von Blasius die folgenden Formeln bekommen: 135 Strömungen mit Reibung 5 x x 5 L L V L Grenzschichtdicke 1 Re , (7.9) * 1, 73 Verdrängungsdicke x , V (7.10) ** 0, 664 Impulsverlustdicke x . V , (7.11) cf Lokaler Reibungsbeiwert w V2 0, 664 V x Re x , , wobei Re x 2 (7.12) CW Reibungsbeiwert der Platte Rw V2 2 L1 1,328 Re , wobei Re V L (7.13) Wie man aus (7.9) - (7.11) sieht, nehmen die Grenzschichtdicke, Verdrängungsdicke und die Impulsverlustdicke entlang der Platte proportional Wurzel aus der Längskoordinate x zu. Die Grenzschichtdicke ist der Wurzel aus Reynoldszahl umgekehrt proportional (s. (7.9)). Die gleiche Abhängigkeit von Reynoldszahl weist der Reibungsbeiwert der Platte (s. (7.13)) auf. die der der der Im Fall der turbulenten Strömung auf einer Platte wird die Geschwindigkeitsverteilung in Querrichtung in der folgenden Form dargestellt: ux ( y / )1/ n , V (7.14) wobei sich n im Bereich der Reynoldszahlen zwischen 4000 und 3 106 von 6 bis 11 ändert. Für die Verdrängungsdicke und die Impulsverlustdicke wurden folgende Abhängigkeiten bekommen (1 * 0 ux )dy , V n 1 (7.15) ux u n (1 x )dy . (n 1)(n 2) V V 0 ** (7.16) Wie aus (7.15) und (7.16) folgt, ist die Verdrängungsdicke * bei n=7 fast acht Mal geringer als die Grenzschichtdicke , während die Impulsverlustdicke ** mehr als 136 Strömungen mit Reibung zehn Mal geringer als die Grenzschichtdicke ist. Die Grenzschichtdicke und die Schubspannung bei der turbulenten Strömung auf einer Platte können aus folgenden Formeln abgeschätzt werden: 0.217 x6 / 7 ( / V )1 / 7 W ( 2 lg Rex 0.65 ) 2.3 V2 2 ,Rex V x / . Die Formel für den Reibungsbeiwert der Platte in der turbulenten Strömung wurde von Prandtl und Schlichting vorgeschlagen: cW 0, 455 (lg Re) 2,58 . (7.17) Die Formel (7.17), die für hohe Reynoldszahlen Re 106 gültig ist, findet eine breite Anwendung bei der Berechnung des Reibungswiderstandes des Schiffes. Der Reibungsbeiwert der Platte (7.17) wird auf die benetzte Fläche bezogen. Die Verteilung der nach Reynolds gemittelten Geschwindigkeit, innerhalb der turbulenten Grenzschicht der Platte, hat eine universelle Form. In Wandnähe bei u y 0 y 5 , wobei u w ist, ist die Abhängigkeit der Geschwindigkeit vom Wandabstand y linear: ux u2 y u y . (7.18) Der Bereich 0 y 5 heißt die Unterschicht der Grenzschicht. In der Unterschicht du x , während die turbulenten Spannungen dy vernachlässigbar sind. In der Schicht 30 y 0,15 herrscht die logarithmische dominieren die viskosen Spannungen Verteilung der Geschwindigkeit (logarithmische Schicht): ux 1 ln y C , u (7.19) wobei 0,41 und C 5,0 . Im Bereich 30 y 0,15 dominieren die turbulenten Spannungen während die viskosen Spannungen vernachlässigbar sind. Zwischen y 5 und y 30 liegt der Übergangsbereich, wo die viskosen und die turbulenten Spannungen vergleichbar sind. Die Struktur der turbulenten Grenzschicht auf der Platte wird in Abb. 7.6 illustriert. Die Messungen zeigen, dass diese Struktur nicht nur 137 Strömungen mit Reibung auf einer Platte bei der gradientenlosen Strömung dp dx 0 , sondern auch in jeder turbulenten Grenzschicht bei dp dx 0 stattfindet. Abbildung 7.6: Geschwindigkeitsverteilung innerhalb der turbulenten Grenzschicht auf einer Platte. I- Unterschicht, II- Übergangsbereich, III- logarithmische Schicht 7.6 Einfluss der Rauhigkeit Die Rauhigkeit wird durch die Größe definiert, die für neue Schiffe im Bereich zwischen 70 und 250 - Meter ( 10 6 ) liegt. Zum Vergleich beträgt die Rauhigkeit einer alten Autokarosserie etwa 10 m. Während des Betriebs nimmt die Rauhigkeit u des Schiffes jedes Jahr um etwa 30 m zu. In Abhängigkeit von dem Verhältnis u 5 hat die unterscheidet man drei Typen des Rauhigkeitseinflusses. Falls Rauhigkeit keinen Einfluss auf die Strömung. Die Rauhigkeitshügel liegen in der Unterschicht. Man spricht in diesem Fall von hydraulisch glatten Oberflächen. Wird u u größer als 70 70 , ist der Beiwert Cw des durch Rauhigkeit verursachten V2 zusätzlichen Widerstandes Rw Cw 2 von der Reynoldszahl unabhängig. In diesem Fall wird jeder Hügel der Rauhigkeit mit der massiven Ablösung umströmt. Der Widerstand des Hügels besteht meistens aus dem Druckwiderstand, dessen u Beiwert von der Reynoldszahl unabhängig ist. Der Bereich 5 70 wird durch eine Abhängigkeit des Reibungswiderstandsbeiwertes von der Re-Zahl u gekennzeichnet. Bei Schiffen wird die Bedingung 70 fast immer erfüllt. Nach 138 Strömungen mit Reibung dem Vorschlag von ITTC-1978 wird der Beiwert des zusätzlichen Widerstandes mit der folgenden Formel ermittelt: 1/ 3 Cw [105 L 0, 64] 103 , (7.20) wobei L die Schiffslänge ist. Die Abhängigkeit des Reibungswiderstandsbeiwertes einer Platte von der Re-Zahl wird in der Abbildung 7.7 gezeigt. Ist die Geschwindigkeit der Platte gering, findet eine laminare Strömung in der Grenzschicht statt. Diesem Zustand entspricht die untere Kurve. Übersteigt die Re-Zahl einen kritischen Wert, wird die Umströmung turbulent. Der turbulenten Umströmung einer hydraulisch glatten Platte entspricht die u mittlere Kurve. Ist die Platte rau mit der Rauhigkeitsgröße 70 , entsteht ein zusätzlicher Widerstand mit dem Beiwert, der von der Re-Zahl unabhängig ist. Der Beiwert des gesamten Widerstandes wird durch obere Kurve präsentiert. Da der Beiwert des zusätzlichen Widerstandes von der Re-Zahl unabhängig ist, sind die mittlere und die obere Kurven äquidistant. Abbildung 7.7: Widerstand einer Platte in Abhängigkeit von der Reynoldszahl 7.7 Reibungsbedingter Widerstand Der durch Reibung bedingte Widerstand R wird typischerweise in folgende zwei Anteile unterteilt: RFD 139 (7.21) Strömungen mit Reibung wobei F der Reibungswiderstand (friction resistance) und D der Druck- (oder Form-) widerstand sind. Der Reibungswiderstand entsteht durch Wandschubspannungen w an der Körperoberfläche S und wird durch Integration von w über S bestimmt: F w dS (7.22) S Der Druckwiderstand ist Körperoberfläche gleich: dem Integral von D pn dS Normalspannungen über der (7.23) S Nach dem Paradoxon von d’Alambert ist diese Kraft in reibungsloser Strömung gleich Null. Der Druckwiderstand entsteht durch die Änderung der Druckverteilung, die durch den Reibungseinfluss verursacht wird. Abbildung 7.8 stellt die Druckbeiwertsverteilung entlang der Seite eines, bezogen auf die Mittelebene, symmetrischen Rotationskörpers dar. In der reibungslosen Strömung ist die Druckverteilung symmetrisch. Die Widerstandskraft, die durch normale Spannungen im Bugbereich verursacht wird, ist gleich der Schubkraft, die durch normale Spannungen im Heckbereich entsteht. Die resultierende Kraft ist somit Null. In der reibungsbehafteten Strömung wird die Symmetrie der Umströmung verletzt. Wie in der IBL Theorie erklärt wurde, kann man den Einfluss der Reibung durch künstliche Verdickung des Körpers, um die Verdrängungsdicke * , modellieren. Die Verdrängungsdicke steigt vom Bug zum Heck an. Im hinteren Bereich ist dann der scheinbare Körper dicker. Je dicker der Körper ist, desto größer ist die lokale Geschwindigkeit am äußeren Bereich der Grenzschicht. Folglich sollen die Geschwindigkeiten im hinteren Bereich des Körpers ansteigen. Nach der Bernoulli`schen Gleichung heißt das, dass der Druck in diesem Bereich kleiner wird. Gleichzeitig wird die Schubkraft kleiner als die Widerstandskraft im Bugbereich. Die resultierende Kraft ist nicht Null. So entsteht der Widerstand, der als Druck- oder Formwiderstand bezeichnet wird. In Abhängigkeit vom Verhältnis des Druckwiderstandes zum Reibungswiderstand unterscheidet man die schlanken und die stumpfen Körper. Für die schlanken Körper (z.B. die Rotationskörper mit einem großen Verhältnis Länge / Durchmesser) ist der Reibungswiderstand der größte Anteil des gesamten Widerstandes. Der Druckwiderstand ist dagegen sehr gering. Im Gegensatz dazu ist bei stumpfen Körpern der Druckwiderstand wesentlich größer als der Reibungswiderstand. Zum Beispiel beträgt der Druckwiderstand etwa 98 Prozent des gesamten Widerstandes bei Umströmung eines Zylinders. 140 Strömungen mit Reibung Abbildung 7.8: Zur Erklärung der Entstehung des Druckwiderstandes Der Grund für das Dominieren des Druckwiderstandes bei stumpfen Körpern ist die Strömungsablösung. Die schlanken Körper werden dagegen ohne Ablösung umströmt. Hier soll bemerkt werden, dass derselbe Körper, entweder als schlanker oder als stumpfer, bedingt durch die Anstellung des Körpers hinsichtlich der Anströmung betrachtet wird. Wird die Platte quer zur Strömung umströmt, ist sie als ein stumpfer Körper zu betrachten. Die längs umströmte Platte ist ein schlanker Körper. Die Abhängigkeit des Beiwertes, des gesamten Widerstandes CW eines schlanken Rotationskörpers von der Reynoldszahl, wird in Abb. 7.9 gezeigt. Die Linie 1 zeigt den Widerstandsbeiwert einer Platte in der laminaren Strömung, während die Linie 2 die turbulente Strömung darstellt. Der Widerstand der Platte besteht nur aus dem Reibungsanteil. Wie man sieht, ist der Reibungswiderstand in der turbulenten Strömung wesentlich größer als in der laminaren. Der gesamte Widerstand eines schlanken Rotationskörpers wird mit der Linie 3 präsentiert. Der Unterschied zwischen den Linien 2 und 3 im turbulenten Bereich weist den Druckwiderstand auf. Im Bereich der großen Re-Zahlen sind die Linien 2 und 3 äquidistant. Das heißt, dass der Druckwiderstand eines schlanken Körpers von der Re-Zahl in diesem Bereich unabhängig ist. Diese Tatsache wird im Schiffbau weit ausgenutzt. Der gesamte Widerstand des Schiffes wird in der folgenden Form dargestellt: CW C F (1 ) , (7.24) wobei C F der Beiwert des Reibungswiderstandes und der Formfaktor ist. Es wird angenommen, dass der Beiwert des Reibungswiderstandes dem Widerstandsbeiwert der so genannten äquivalenten Platte gleich ist, die mit der gleichen Geschwindigkeit umströmt wird und die gleiche benetzte Fläche wie das Schiff selbst hat. Der Formfaktor hängt von der Geometrie des Schiffsrumpfes. Die Formfaktoren für aerodynamische Profile und Rotationskörper in Abhängigkeit von relativer Dicke können der Abbildung 7.10 a) und b) entnommen werden. 141 Strömungen mit Reibung Abbildung 7.9: Abhängigkeit des Widerstandsbeiwertes von der Reynoldszahl für eine Platte in der laminaren (Linie 1) und in der turbulenten (2) Strömung sowie für einen Rotationskörper (Linie 3) Abbildung 7.10: Formfaktor für aerodynamische Profile a) und Rotationskörper b). t- Dicke des Profils, b- Sehne des Profils, D- Durchmesser und L-Länge des Rotationskörpers Die Strömung neben stumpfen Körpern ist in der Regel instationär. Der Grund ist die Instationärität der Ablösungszone. Die Ablösung der Wirbel erfolgt periodisch mit einigen dominierenden Frequenzen. Sehr bekannt ist die Karmansche Wirbelstrasse in der Schachbrettmusterform, die sich im Nachlauf nach Zylinder bildet. Die Wirbel lösen sich periodisch von der oberen und der unteren Seite des Zylinders nacheinander 142 Strömungen mit Reibung ab und bilden eine Wirbelstrasse (siehe Abb. 7.11). Dementsprechend ist der Widerstand der stumpfen Körper zeitabhängig. Wenn man über Widerstand eines stumpfen Körpers spricht, wird normalerweise der zeitlich gemittelte Widerstand gemeint. Durch unsymmetrische Bildung der Wirbel entsteht auch eine Auftriebskraft auf symmetrisch stumpfen Körpern, die etwa gleich groß ist wie der Widerstand. Die Zeitabhängigkeit, der am stumpfen Körper entstehenden Kräfte, führt zur Vibration der Körper und Schallerzeugung. Ein bekanntes Beispiel ist die Vibration der Kabel, die quer zur Strömung gelegt werden. Abbildung 7.11: Karmansche Wirbelstrasse nach dem Zylinder bei verschiedenen Re-Zahlen Der Widerstandsbeiwert eines stumpfen Körpers hat abhängig von der Re-Zahl zwei typische Bereiche. Im laminaren Bereich ist der Widerstandsbeiwert bei moderaten Reynoldszahlen etwa konstant. Wenn die Reynoldszahl einen kritischen Wert erreicht und die Strömung turbulent wird, nimmt der Beiwert sprungartig ab und bleibt bei großen Re-Zahlen im turbulenten Bereich etwa konstant. Als Beispiel werden die Beiwerte in Abb. 7.12 für einen Zylinder und in Abb. 7.13 für eine Kugel präsentiert. Qualitativ sehen beide Kurven ähnlich aus. 143 Strömungen mit Reibung Abbildung 7.12: Abhängigkeit des Widerstandsbeiwertes von der Re- Zahl für einen Zylinder. Entnommen von [10]. Abbildung 7.13: Abhängigkeit des Widerstandsbeiwertes von der Re-Zahl für eine Kugel. Entnommen von [10]. Beim Umschlag der Strömung wird das Phänomen der drastischen Senkung des Widerstandsbeiwertes an einem stumpfen Körper oft als Krisis des Widerstandes benannt. Der physikalische Grund für die Krisis ist die durch Umschlag verursachte Verschiebung der Ablösungspunkte. Im laminaren Bereich befinden sich die Ablösungspunkte an der dicksten Stelle des Zylinders, d.h. sie liegen in den Punkten 2 , wobei der von dem vorderen Staupunkt abgezählte Winkel ist. Passiert der Umschlag, verschieben sich die Ablösungspunkte stromabwärts zu der Stelle 1100...140 0 . Schematisch wird das zeitlich gemittelte Ablösungsgebiet in Abb. 7.14 gezeigt. Der Grund für solche Verschiebung ist der erhöhte Impulsaustausch in der turbulenten Strömung. Wie bereits mit flüssigen Teilchen erklärt wurde, erfolgt die 144 Strömungen mit Reibung Ablösung, da die Teilchen den Vorrat der mechanischen Energie durch Reibung in der Grenzschicht verlieren und nicht in der Lage sind, den positiven Druckgradienten zu überwinden. In der turbulenten Strömung wird der Impulsaustausch erhöht und die langsamen Teilchen in der Grenzschicht bekommen von anderen schnellen Teilchen, die von der Wand auf einem größeren Abstand fließen, einen zusätzlichen Impuls. Deshalb können sie sich in der turbulenten Strömung entlang der Körperoberfläche weiter als in der laminaren Strömung bewegen. Die Lage der Ablösungspunkte und die Größe des Ablösungsgebietes bestimmen den Druckwiderstand des Zylinders. Da der größte Anteil des Widerstandes in diesem Fall der Druckwiderstand ist, bestimmt die Ablösung auch den gesamten Widerstand. Bleibt das Ablösungsgebiet von der ReZahl unabhängig, ist der Widerstandsbeiwert auch von der Re-Zahl unabhängig. Der Reibungswiderstand kann mit größer werdender Ablösungszone sogar gesenkt werden, weil die Schubspannungen in der Rezirkulationszone, wo die Strömung lokal in der Zeit und im Raum gegen die Anströmung sein kann, einen Schub erzeugt. Die oben beschriebenen Vorgänge sind für fast alle stumpfen Körper typisch. Die Widerstandskrisis tritt nicht auf, wenn der Körper fixierte Ablösungspunkte hat. Ein Beispiel für solchen Körper ist eine quer zur Strömung umfließende Platte. Scharfe Kanten der Platte sind die Ablösungspunkte bei moderaten und großen Reynoldszahlen. Deshalb ist der Widerstandsbeiwert einer Platte im großen Bereich der Re-Zahlen konstant. Abbildung 7.14: Schematische Darstellung der Ablösung am Zylinder bei laminarer (links) und turbulenter (rechts) Umströmung Es ist zu bemerken, dass obwohl der Widerstandsbeiwert bei großen Geschwindigkeiten (bei großen Re-Zahlen) geringer als bei kleinen sein kann, ist der Widerstand bei großen Geschwindigkeiten größer, da der mit dem Staudruck V2 / 2 multipliziert wird. Die Abhängigkeit des Widerstandes von der Anströmgeschwindigkeit für einen Zylinder mit dem Durchmesser D = 0,3 m wird in Abb. 7.15 gezeigt. Die Geschwindigkeit, bei der eine Schwankung des Widerstandes vorkommt, entspricht der kritischen Reynoldszahl, bei dem die Widerstandskrisis passiert. 145 Übungen Abbildung 7.15: Abhängigkeit des Widerstandes von der Anströmgeschwindigkeit für einen Zylinder Übungen 1. Berechnen Sie den Widerstand eines Rotationskörpers in der Luft mit der Länge von 10 m und dem Durchmesser von 1m bei einer Geschwindigkeit von 10 m/sek! 2. Eine Platte wird mit der Geschwindigkeit 10 m/sek in der Luft umströmt. Berechnen Sie die Dicke der viskosen Unterschicht, des Übergangsbereichs und der logarithmischen Schicht mit dem Abstand 1 m von der Eintrittskante der Platte! Die Strömung soll als turbulent betrachtet werden. 3. Von einem Erfinder wurde eine Idee vorgeschlagen, den Schiffswiderstand wesentlich zu minimieren. Er hat zwei senkrecht zur Anströmung eingebaute Platten verwendet (siehe Abb. 7.16b). Nach seiner Idee soll ein Ablösungsgebiet entstehen, in dem die Strömung gegen die Anströmung fließt und die Schubspannungen in die Bewegungsrichtung erzeugt wird. Das soll sich, seiner Meinung nach, in einen Schub resultieren und damit den Widerstand minimieren. Die Messungen haben jedoch gezeigt, dass der Widerstand eines solchen Schiffes etwa 50 % größer als der Widerstand des Schiffes ohne Modifikation (Abb. 7.16a) ist. Erklären Sie bitte dieses Ergebnis! 4. Schätzen Sie die Grenzschichtdicke im Heckbereich eines Schiffsmodells ab! Das Schiffsmodell hat die Länge 2 m und die Geschwindigkeit 4 m/sek. Die Grenzschicht soll als turbulent betrachtet werden. 146 Übungen 5. Es wurde zuerst der Widerstand einer Platte im Wasserkanal bei der Geschwindigkeit der Strömung V m/sek gemessen. Danach wurde der Widerstand der gleichen Platte bei der Schleppgeschwindigkeit V m/sek in der Schlepprinne (im ruhigen Wasser) bestimmt. Die Reynoldszahl in beiden Fällen war relativ klein, so dass die Grenzschicht im vorderen Teil der Platte laminar war. Es wurde gezeigt, dass der Widerstand im ersten Fall etwas größer ist. Erklären Sie bitte dieses Ergebnis, das eine lange Zeit als Paradoxon betrachtet wurde! Abbildung 7.16: Bild zur Aufgabe 3 147 Übungen 148 Gemittelten nach Reynolds Navier Stokes Gleichungen (Reynolds Averaged Navier Stokes Equations RANSE) 8. Gemittelten nach Reynolds Navier Stokes Gleichungen (Reynolds Averaged Navier Stokes Equations RANSE) 8.1 Reynolds`sche Mittelung Als Basis zur Untersuchung der turbulenten Strömungen wird in den Ingenieurmethoden die Mittelungsidee nach Reynolds benutzt. Die momentanen Geschwindigkeiten ux, y, z werden als die Summe der gemittelten Werte u x, y, z und der / Schwankungen ux, y, z dargestellt: u x u x u x/ ; u y u y u /y ; u z u z u z/ , (8.1) Die gemittelten Werte werden durch Mittelung über eine Zeitperiode T berechnet T ux 1 u x dt ; T 0 T uy 1 u y dt ; T 0 T uz 1 u z dt. T 0 (8.2) Die Darstellung (8.1- 8.2) gilt für beliebig schwankende Größen der turbulenten Strömungen (z.B. Druck, Temperatur, etc.). Die folgenden Eigenschaften sind für die Reynolds`sche Mittelung (8.2) gültig: Gemittelte Schwankung einer Größe f f f ist gleich Null: f 0. (8.3a) Zweifache Mittelung ist gleich einfacher Mittelung f f . (8.3b) Gemittelte Summe ist gleich der Summe der gemittelten Werte f g f g. (8.3c) Gemittelte Ableitungen einer Größe nach den Koordinaten und nach der Zeit sind gleich den entsprechenden Ableitungen der gemittelten Größen f f f f , . t t x x (8.3d) Die folgenden Regeln sind für die Mittelungen der Produkte von zwei turbulenten Größen gültig f g 0 , fg fg . Aus (8.3a) und (8.3e) folgt 149 (8.3e) Gemittelten nach Reynolds Navier Stokes Gleichungen (Reynolds Averaged Navier Stokes Equations RANSE) fg fg 0 . (8.3f) Die Mittelung nach Reynolds bereitet Schwierigkeiten, sofern niederfrequente Schwankungen in der turbulenten Strömung auftreten. In diesem Fall ist es schwierig die Mittelungsperiode T eindeutig zu definieren. Das Ergebnis ist stark von T abhängig. Die Mittelung nach Reynolds ist für solche Strömungen durch die Ensemblemittelung zu ersetzen. Für die Ermittlung der nach dem Ensemble gemittelten Größen, soll die Messung einer turbulenten Größe f N-Mal durchgeführt werden. Die gemittelte Größe f wird dann als arithmetischer Mittelwert definiert: 1 N N f ( A, t ) lim N f n A, t (8.4) n 1 Hier ist A der Raumpunkt in dem die gemittelte Größe f zu einem bestimmten Zeitpunkt berechnet wird. Moderne Beschreibung des Standes der Turbulenztheorie findet man in [9]. 8.2 Reynolds`sche Gleichungen Nach Reynolds gemittelte Gleichungen für turbulente Strömungen (RANSE) ergeben sich unmittelbar aus den Navier Stokes Gleichungen, die für momentane Geschwindigkeiten und den Druck geschrieben werden. Für das weitere Herleiten ist es bequem, die Navier Stokes Gleichungen in der Tensorform hinzuschreiben: ui u 1 ji u j i Fi , t x j x j (8.5) x2 = y, u1 = ux, etc. sind. In (8.5) wird die Einstein`sche wobei x1 = x, Summenkonvention (Einstein summation convention) benutzt. Zum Beispiel ist der Ausdruck u j ui nach dieser Regel der folgenden Schreibweise äquivalent: x j uj ui u ui u u1 i u 2 u3 i . x j x1 x2 x3 (8.6) Die Kontinuitätsgleichung wird in der folgenden Form geschrieben: ui u1 u 2 u 3 0. xi x1 x 2 x3 (8.7) Mit Berücksichtigung von (8.7) können die konvektive Beschleunigung und die Gleichung (8.5) in der so genannten konservativen Form geschrieben werden uj ui u j u j ui ui uj ui , x j x j x j x j 150 (8.8) Gemittelten nach Reynolds Navier Stokes Gleichungen (Reynolds Averaged Navier Stokes Equations RANSE) uiu ui t x j F j i 1 ji . x j (8.9) Setzt man die momentanen Werte (8.1) in die Gleichung (8.9) ein, ergibt sich: ui ui/ t ui ui/ u j u /j F F 1 ji ji i x j x j . (8.10) Danach wird die Reynolds`sche Mittelung der rechten und der linken Seiten der Gleichung (8.10) durchgeführt: u i u i/ t ui ui/ u j u /j F F 1 ji ji i x j x j . Mit Berücksichtigung der Eigenschaften (8.3) bekommt man die Zwischenform der Reynolds`schen Gleichungen: ui t u i u j u i/ u /j F 1 i x j ji x j . (8.11) Nach der Schreibweise sind die Gleichungen (8.11) den Navier Stokes Gleichungen (8.5) sehr ähnlich. Der Unterschied besteht darin, dass die Gleichungen (8.11) für die gemittelten Größen geschrieben werden und, was sehr wichtig ist, ein neues Glied ui/ u /j x j entsteht (8.11), das durch den nichtlinearen Term der Navier Stokes Gleichungen (konvektive Beschleunigung) hervorgerufen wird. Schreibt man diesen Term auf der rechten Seite von (8.11), ergibt sich die endgültige Form der nach Reynolds gemittelten Gleichung ui u j ui Fi ( ji ui/ u /j ) . t x j x j Zusammen mit der Kontinuitätsgleichung (8.12) ui 0 bilden die Gleichungen (8.12) die xi Reynolds gemittelte Form der Navier Stokes Gleichungen für turbulente Strömungen. Die Gleichung (8.12) zeigt, dass die neuen von den Geschwindigkeitsschwankungen abhängigen Spannungen ui/ u /j , zusätzlich zu den für laminare Strömungen bekannten Spannungen ji in der turbulenten Strömung erscheinen. Sie heißen turbulente Spannungen oder Reynolds`schen Spannungen. Sie entstehen durch Impulsaustausch 151 Gemittelten nach Reynolds Navier Stokes Gleichungen (Reynolds Averaged Navier Stokes Equations RANSE) zwischen verschiedenen Schichten der turbulenten Spannungen u x/ u x/ u x/ u y/ u x/ u z/ u x/ u /y u /y u /y u /y u z/ . u x/ u z/ u y/ u z/ u z/ u z/ Strömung. Die Matrix der (8.13) ist symmetrisch ui/ u /j u /j ui/ und enthält 6 Unbekannte, die nicht aus geschlossenen, theoretischen Modellen, sondern aus halbempirischen Schließungsansätzen bestimmt werden. Diese Schließungsansätze beinhalten die Terme mit verschiedenen Konstanten, die üblicherweise an bestimmte einfache Testfälle angepasst werden und nicht universell sind. 8.3 Schließungsansätze für Reynolds`sche Spannungen Die älteste Hypothese, die im Grunde von verschiedenen Schließungsansätzen liegt, ist die Hypothese von Boussinesq (1877). Nach dieser Hypothese ist die durch Turbulenz verursachte Diffusion der molekularen Diffusion ähnlich. Dementsprechend können die Reynolds`schen Spannungen in der gleichen Form wie die üblichen viskosen Spannungen dargestellt werden. Für die viskosen Spannungen nach der Hypothese von Newton gilt die folgende Formel: ui ij x j u j xi (8.14) Die gleiche Formel wird für die Reynolds`schen Spannungen nach der Boussinesq`schen Hypothese geschrieben: u j ui ui/ u /j t xi x j 2 ij k , 3 (8.15) wobei k ui/ ui/ die kinetische Energie der turbulenten Schwankungen ist und ij die Deltafunktion ist. Wie man sieht, gibt es zwei Unterschiede zwischen (8.14) und (8.15). Erstens, wird statt der kinematischen Viskosität die turbulente kinematische Viskosität t benutzt. Zweitens, wird auf der rechten Seite (8.15) das zusätzliche Glied 2 ij k eingeführt. Dieses Glied ist notwendig, um die Korrektheit des Ansatzes 3 (8.15) bei i = j unter Berücksichtigung der Einstein`schen Summenkonvention zu 2 3 gewährleisten. Tatsächlich ist, wenn ij k nicht berücksichtigt wird, das Glied ui/ ui/ nach der Kontinuitätsgleichung 152 gleich Null Gemittelten nach Reynolds Navier Stokes Gleichungen (Reynolds Averaged Navier Stokes Equations RANSE) u y u z u u x/ u x/ u /y u /y u z/ u z/ 2t x 0, y z x was widersprüchlich ist, weil 1 / / ui ui k die 2 kinetische Energie der turbulenten Schwankungen ist. Sie ist nur in einer laminaren Strömung null. Für eine einfache ebene Strömung ux = ux(y), uy = 0 entlang der Wand y = 0 nimmt (8.15) sie die folgende Form an u /x u /y t du x . dy (8.16) Die Hypothese von Boussinesq ermöglicht eine wesentliche Reduzierung der Unbekannten. Statt der sechs unbekannten Reynolds`schen Spannungen hat man nur eine Einzige, den Beiwert der turbulenten, kinematischen Viskosität t . Die kinematische Viskosität ändert sich im Raum und in der Zeit. In der Wandnähe werden die turbulenten Schwankungen gedämpft. Dementsprechend nimmt t bei y 0 ab. An der Wand y = 0 ist die turbulente Viskosität t Null. Die turbulente Viskosität ist maximal in Strömungsgebieten, wo die stärksten turbulenten Wirbel auftreten. Die turbulente Viskosität t kann bei großen Reynoldszahlen mehrere Ordnungen größer als die übliche Viskosität sein. Nach Landau gilt die folgende Abschätzung für das Verhältnis t zu : t/ = Re/Rekrit (8.17) wobei Rekrit die kritische Reynoldszahl ist, bei der der Umschlag in der betrachtenden Strömung passiert. Die gesamte Spannung ist gleich der Summe der laminaren und der turbulenten Spannungen. Für die Bestimmung des Beiwertes der turbulenten kinematischen Viskosität t benutzt man verschiedene Ansätze, einige von denen werden unten diskutiert. 8.3.1 Algebraische Schließungsmodelle Algebraische Modelle sind die einfachsten Schließungsansätze in denen der Zusammenhang zwischen der turbulenten Viskosität und den gemittelten Geschwindigkeiten in Form der algebraischen Abhängigkeiten dargestellt wird. Das bekannteste algebraische Modell ist das Mischungswegmodell von Prandtl (1925). Betrachten wir eine ebene Geschwindigkeitskomponenten: Strömung u x u x u x/ ; u y u /y . in Wandnähe mit den (8.18) Durch Schwankungen springen die Flüssigkeitsteilchen quer zur Hauptströmung. Betrachten wir ein Flüssigkeitsteilchen, das sich aus der horizontalen Strömungsschicht, in der die mittlere Geschwindigkeit u x ist, in eine obere Schicht mit 153 Gemittelten nach Reynolds Navier Stokes Gleichungen (Reynolds Averaged Navier Stokes Equations RANSE) der mittleren Geschwindigkeit u x du x lu verschiebt, wobei lu der Abstand zwischen dy x x den Schichten ist. Da das Teilchen die Geschwindigkeit u x beibehält, verursacht diese du x lu in der oberen Schicht. Die Verschiebung eine Geschwindigkeitsschwankung dy Wurzel aus dem gemittelten Quadrat der Schwankung kann in der folgenden Form dargestellt werden x u x/ 2 u x du x lu . dy x (8.19) Die gleiche Form wird für die Wurzel aus dem gemittelten Quadrat der Schwankung in Querrichtung benutzt: u /y2 Führt man den Korrelationskoeffizient du x lu . dy y Rxy (8.20) u x/ u y/ u x/ 2 u /y2 in Betracht, ergibt sich aus (8.19) und (8.20) der folgende Ausdruck für die turbulente Spannung 2 2 du du т u x/ u y/ Rxy lux lu y x l 2 x , dy dy wobei l Rxy lux lu y (8.21) die Länge des Mischungswegs ist, die den Turbulenzmaßstab charakterisiert. Die Länge des Mischungswegs wird aus verschiedenen empirischen Ansätzen bestimmt. Für die Grenzschichtströmungen wird die Hypothese benutzt: l = ky, (8.22) wobei k die erste Konstante der Turbulenz (Konstante von Karman) ist. Sie ist etwa 0,4. Die Formel (8.22) wurde aus den physikalischen Beobachtungen ausgewählt. Die Schwankungen nehmen in Richtung Wand zu. Dementsprechend sollen auch die durch Turbulenz verursachten Verschiebungen der Flüssigkeitsteilchen und folglich die Länge des Mischungswegs größer werden. Die Genauigkeit der Formel (8.22) kann mittels Modifikation von Van Drist erhöht werden: yu l ky 1 e A , (8.23) wobei А eine experimentelle Konstante ist, die zwischen 26 und 27 liegt, und u w 154 (8.24) Gemittelten nach Reynolds Navier Stokes Gleichungen (Reynolds Averaged Navier Stokes Equations RANSE) die Schubspannungsgeschwindigkeit ist, wobei W die Wandspannung ist. In freien Scherschichten ist die Länge l annähernd quer zur Schicht konstant. Entlang der Scherschicht wächst l proportional zur Schichtdicke l= const(x). (8.25) Der Ausdruck (8.21) ist für den Betrag der Spannung gültig. Die Formel für T mit Berücksichtigung des Vorzeichens lautet т du x du x 2 l . dy dy (8.26) Aus dem Vergleich der Formel (8.16) und (8.26) findet man den Ausdruck für die turbulente, kinematische Viskosität т l 2 du x . dy (8.27) 8.3.2 Differentiale Schließungsmodelle Das Mischungswegmodell ist hauptsächlich für einfachste Strömungen anwendbar. Für die dreidimensionalen Strömungen und Ablösungsströmungen sind die algebraischen Modelle sehr ungenau. Deutlich genauer sind die Differentialmodelle, die im Rahmen der turbulenten Parameter (z.B. turbulente Spannungen, turbulente Viskosität, etc.) aus den Transportgleichungen berechnet werden. Damit wird die Änderung der Turbulenz im Raum und in der Zeit berücksichtigt. Während im Rahmen der algebraischen Modelle die Turbulenz von lokalen momentanen Werten der gemittelten Geschwindigkeiten bestimmt wird, hängen die Turbulenzparameter im Rahmen der Differentialmodelle von der Evolution der Turbulenz stromaufwärts ab. Die höchste Genauigkeit unter den Differentialmodellen haben die Modelle der Reynolds`schen Spannungen (Reynolds stress models, RSM). Im Rahmen der RSM Theorie werden die Transportgleichungen unmittelbar für die Reynolds`schen Spannungen gelöst. Dieses Verfahren ist mit relativ großem Aufwand der Rechenressourcen verbunden. Deutlich weniger aufwendig sind die Ein- und Zweigleichungsmodelle. Eine der erfolgreichsten Eingleichungsmodelle, die in der letzten Zeit entwickelt wurden, ist das Modell von Spalart und Allmaras (1992). Im Rahmen dieses Modells wird die Transportgleichung für modifizierte turbulente kinematische Viskosität = t/fv1 gelöst: 2 1 Cb 2 d d uj Cb1 Cw1 f w . t x j xk dxk dxk d xk (8.28) Die Konstanten des Modells und die Hilfsfunktionen findet man aus den Formeln 155 Gemittelten nach Reynolds Navier Stokes Gleichungen (Reynolds Averaged Navier Stokes Equations RANSE) Сb1 = 0,1355, Cb2 = 0,622, C1 = 7,1, = 2/3, Cw1 Cb1 k 2 1 Cb 2 , Cw2 = 0,3, Cw3 = 2,0, k = 0,41, f v1 r 3 3 C31 2 2 k d S , fv 2 1/ 6 1 Cw6 3 , f g 6 6 , = , g = r + Cw2(r6 r), 1 f 1 w g Cw3 , k 2d 2 1 u u j f 2 , S 2ij ij , ij i , 2 x j xi wobei d der Abstand bis zur nächsten Wand ist. Ist t bekannt, können die Reynolds`schen Spannungen aus der Boussinesq`schen Hypothese (8.15) ermittelt werden. Mit dem Modell von Spalart und Allmaras wurden gute Ergebnisse für viele ingenieurtechnische Anwendungen erzielt. Zum Beispiel wurde große Genauigkeit bei Vorhersagen der Aerodynamik der Flugzeuge erreicht. Auch die Ablösungsströmungen und Strömungen mit konzentrierten Wirbelstrukturen lassen sich gut mit diesem Modell berechnen. Das Anwendungsgebiet der Eingleichungsmodelle ist breiter als das der algebraischen Modelle. Trotzdem unterliegen die Eingleichungsmodelle den Zweigleichungsmodellen bezüglich der Genauigkeit. Unter den Zweigleichungsmodellen ist das sogenannte k – Modell bekannt. Hier ist k die kinetische Energie der turbulenten Schwankungen und ist die Dissipationsrate. Für die kinetische Energie k, die Dissipationsrate und die integrale Turbulenzlänge (Längenmaß) L ist die Formel von Prandtl und Kolmogorov gültig k3/2/L, (8.29) Sie wurde unter der Annahme hergeleitet, dass die Turbulenz im Gleichgewichtszustand ist. Das heißt, dass die Generation der kinetischen Energie der turbulenten Schwankungen durch gemittelte Strömung der Dissipation dieser Energie gleich ist. Dieser Zustand ist für den so genannten Trägheitsbereich typisch. Aus der Dimensionsanalyse folgt ein einfacher Zusammenhang zwischen der turbulenten kinematischen Viskosität t, charakteristischer Geschwindigkeit q = k und integralem Längenmaß t = C qL, (8.30) wobei C 0,09 eine Modellkonstante ist. Aus (8.29) und (8.30) ergibt sich t C qL C 156 k2 . (8.31) Die unbekannten Funktionen k und Differentialtransportgleichungen berechnet werden aus den folgenden t C1 ui C 2 2 uj ij t x j x j x j x j k k k k uj t x j x j t k k x j u ij i x j (8.32) Die Konstante des k – Modells sind: C1 = 1,44, C2 = 1,92, k = 1, = 1,3. Sind k und bekannt, berechnet man die kinematische Viskosität aus der Formel (8.31) und die Reynolds`sche Spannungen aus der Boussinesq`schen Hypothese (8.15). Das System (8.32) wird zusammen mit den Reynolds`schen Gleichungen (8.12) gekoppelt gelöst. Das k – Modell ist gültig für die Strömungen bei großen Reynoldszahlen. In Wandnähe wird es unbrauchbar. Eine Alternative zum k – Modell ist das k- Modell. Es ist in Wandnähe genau und wird aber mit größer werdendem Abstand von der Wand unbrauchbar. Um die Nachteile von beiden Modellen zu überwinden, wurde von Menter das SST Modell vorgeschlagen, das eine Kombination von k– und k- ist. Der wichtigste Vorteil dieses Modells ist die Gültigkeit sowohl in Wandnähe, als auch mit größer werdender Entfernung. Detaillierte Beschreibung verschiedener Turbulenzmodelle findet man in [14]. Übungen 1. Eine Platte wird mit der Geschwindigkeit 10 m/sek in der Luft umströmt. Berechnen Sie den Mischungsweg hinter der Eintrittskante der Platte mit einem Abstand von 1 m! Die Strömung soll als turbulent betrachtet werden. 2. Ein Profil wird mittels CFD und RANS Gleichungen berechnet. Ist die Kuttasche Abflussbedingung notwendig? 3. Berechnen Sie die Reynoldsgemittelte Geschwindigkeit, wenn u( t ) sin t cos 10t ist! 157 Berechnen Sie die Reynoldsgemittelte Geschwindigkeit, wenn ist! 158 Literatur Literatur 1. Abbot I.H. und von Doenhoff A.E., Theory of Wing Sections, NY: Dover Publ., 1958. 2. Achkinadse A.S., Bessjadovski A.R., Vasiljeva V.V., Kornev N.V. und Faddeev J.I., Hydromechanik, Morvest, St.Petersburg, 2007 (in Russisch). 3. Althaus D. und Wortmann F.X., Stuttgarter Profilkatalog, Friedr. Vieweg&Sohn, 1981. 4. Dawson C.W., A practical computer-method for solving ship-wave problems, Proc. 2nd Int. Conf. Numer. Ship Hydrodynamics, 1977. 5. Fach K., Fischer H., Kornev N., and Petersen U., Wing in ground effect craft, Chapter 46 in: Ship Design and Construction, SNAME, 2004. 6. Ferziger J.H., Peric M., Computational methods for Fluid Dynamics, Springer, 2002. 7. Katz J., Plotkin A., Low speed aerodynamics: from wing theory to panel methods, McGraw-Hill, 1991. 8. Kornev N., Propellertheorie, Vorlesungsskript, Universität Rostock, 2009. 9. Pope S.B., Turbulent flows, Cambridge University Press, 2000. 10. Schlichting H., Gersten K., Grenzschichttheorie, Springer, 2005. 11. 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