R Adµ Universität Stuttgart Fakultät Mathematik und Physik Institut für Analysis, Dynamik und Modellierung Blatt Probeklausur 1 Lösungen zur Probeklausur 1 Aufgabe 1 1. Geben Sie die Denition einer Äquivalenzrelation in einer Menge A an. 2. Es sei ∼ eine Relation auf N, welche für a, b ∈ N wie folgt gegeben ist: a ∼ b ⇔ ∃n∈Z a − b = 2n. Zeigen Sie, dass ∼ eine Äquivalenzrelation ist und bestimmen Sie die entsprechenden Äquivalenzklassen. 3. Zeigen Sie, dass die Familie der Äquivalenzklassen einer Äquivalenzrelation auf A eine Zerlegung der Menge A bildet. Lösung 1. Eine Äquivalenzrelation R in A ist eine reexive, symmetrische, transitive Relation R ⊂ A × A, also ∀a∈A aRa, ∀a1 ,a2 ∈A (a1 Ra2 ⇔ a2 Ra1 ), ∀a1 ,a2 ,a3 ∈A ((a1 Ra2 ∧ a2 Ra3 ) ⇒ a1 Ra3 ). 2. Reexivität. Es sei a ∈ N. Dann gilt a − a = 0 = 2 · 0 und damit a ∼ a. Symmetrie. Falls a ∼ b, a, b ∈ N so gilt a − b = 2n, n ∈ Z, und damit b − a = 2m mit m = −n ∈ Z, woraus folgt b ∼ a. Transitivität. Angenommen es gilt (a ∼ b) ∧ (b ∼ c) für a, b, c ∈ N. Dann ist a−b = 2n, b−c = 2m mit geeigneten m, n ∈ Z und damit a − c = (a − b) + (b − c) = 2k mit k = m + n ∈ Z, also a ∼ c. Es sei nun n ∈ N. Dann gilt 2 − 2n = 2(1 − n), (1 − n) ∈ Z, woraus folgt, dass 2 ∼ 2n für alle n ∈ N. Genauso sieht man, dass 1 − (2n − 1) = 2(1 − n), (1 − n) ∈ Z, und damit 1 ∼ (2n − 1) für alle n ∈ N. Die zwei Äquivalenzklassen der gegebenen Relation sind also die Mengen aller geraden bzw. aller ungeraden natürlichen Zahlen. 3. Es sei ∼ die Äquivalenzrelation in A und [a] = {b ∈ A| a∼b} ⊂ A die zu einem Element a ∈ A entsprechende Äquivalenzklasse. Um zu beweisen, dass die Familie F = {[a]| a ∈ A} aller Äquivalenzklassen eine Zerlegung der Menge A bildet, wir müssen zeigen, dass (a) ∀a∈A [a] 6= ∅, (b) (c) ∀a1 ,a2 ∈A,a1 6∼a2 [a1 ] ∩ [a2 ] = ∅, [ [a] = A. a∈A Aus der Reexivität folgt sofort a ∈ [a], was die Eigenschaft (a) beweist. 1 Um (b) zu zeigen, nehmen wir an, für gewisse a, b ∈ A mit a 6∼ b gelte [a] ∩ [b] 6= ∅. Damit gibt es ein Element x ∈ A mit x ∈ [a] und x ∈ [b]. Nach Symmetrie und Transitivität folgert man (a ∼ x) ∧ (x ∼ b) ⇒ (a ∼ b) - Widerspruch! Auf Grund der Reexivität gilt für jedes a ∈ A auch a ∈ [a] ⊂ a∈A [a], woraus A ⊂ folgt. Die umgekehrte Inklusion ist wegen [a] ⊂ A für beliebiges a ∈ A klar. S S a∈A [a] Aufgabe 2 1. Denieren Sie die Menge der komplexen Zahlen und die vier Grundrechenoperationen +, ·, −, / auf C. 2. Bestimmen Sie Real- und Imaginärteil von √ 30 . 1+i 3 3. Skizzieren Sie in der komplexen Zahlenebene folgende Menge: |z| − Im z ≤ 1. (1) Lösung 1. Jede komplexe Zahl kann als ein Paar reeller Zahlen dargestellt werden: z = (x, y), x, y ∈ R. Es sei z1 = (x1 , y1 ) und z2 = (x2 , y2 ). Die Grundrechenoperationen sind dann wie folgt deniert: z1 ± z2 := (x1 ± x2 , y1 ± y2 ), z1 · z2 := (x1 x2 − y1 y2 , x1 y2 + x2 y1 ), sowie für z2 6= 0 z1 /z2 = z1 · 2. z2−1 = z1 · x2 −y2 , x22 + y22 x22 + y22 = x1 x2 + y1 y2 x2 y1 − x1 y2 , x22 + y22 x22 + y22 . √ 30 π π 30 iπ/3 30 1+i 3 = 2(cos + i sin ) = 2e = 230 ei 10π = 230 . 3 3 3. Es folgt direkt aus (1), dass 1 + Im z ≥ |z| ≥ 0. Also ist (1) äquivalent zu 2 |z|2 ≤ (1 + Im z) ⇔ x2 + y 2 ≤ 1 + 2y + y 2 ⇔ x2 ≤ 1 + 2y, wobei z = (x, y). Die Lösungsmenge besteht aus der Parabel y = (x2 − 1)/2 und allen Punkten oberhalb dieser Parabel. Aufgabe 3 1. Geben Sie die Denition einer Cauchy-Folge in R sowie die formale Negation dieser Denition an. 2. Es seien {an }n∈N und {bn }n∈N Folgen in R, so dass {an } beschränkt ist und bn → 0 für n → ∞. Beweisen Sie, dass dann die Folge {an bn }n∈N für n → ∞ den Grenzwert 0 besitzt. 3. Es sei n ∈ N. Entscheiden Sie, ob diese Folge für n → ∞ konvergent ist und bestimmen Sie gegebenenfalls den Grenzwert: √ 2n n 5n xn = n . 2 + n8 + sin(n2 π) 2 Lösung 1. Denition einer Cauchy-Folge: {xn }n∈N ist eine Cauchy-Folge in R genau dann, wenn ∀ε>0 ∃N ∈N ∀m,n>N |xn − xm | < ε. Negation: ∃ε > 0 ∀N ∈N ∃n,m>N |xn − xm | ≥ ε. 2. Es gelte |an | ≤ A für alle n ∈ N. Da bn → 0, so existiert für beliebiges gegebenes ε > 0 ein Ñ ∈ N mit |bn − 0| = |bn | < εA−1 = ε̃ > 0 für n > Ñ und damit |an bn − 0| = |an bn | ≤ |an ||bn | < Aε̃ ≤ ε für n > Ñ . Letzteres bedeutet nichts anderes als limn→∞ an bn = 0. 3. Aus den Regeln zum Rechnen mit Summen, Produkten und Quotienten von Grenzwerten folgt √ √ √ √ n n 2n n 5n 5n 5 nn 1 = = → = 1, 2n + n8 + sin(n2 π) 1 + 2−n n8 + 2−n sin(n2 π) 1 + 2−n n8 + 2−n sin(n2 π) 1 da lim 2−n = lim 2−n n8 = 0, n→∞ n→∞ lim n→∞ √ n 5 = lim n→∞ √ n n =1 (bekannte Grenzwerte) sowie | sin(n2 π)| ≤ 1 und damit sin(n2 π) · 2−n → 0 nach Punkt 2 dieser Aufgabe. 3