Klappertopf_Rhinathus

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Alpkrautinfo
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten (Allgäu)
mit Landwirtschaftsschule
Der Klappertopf – ein lästiger Schmarotzer
Auf extensiv genutzten Grünlandflächen und auf gering gedüngten und weniger gepflegten
Weiden hat sich der Klappertopf in den letzten Jahren ausbreiten können. Diese Pflanze ist
für den Landwirt problematisch, weil sie giftig ist und gleichzeitig die wertvollen Futtergräser
schwächt. Aus Sicht des Naturschutzes ist die Pflanze hingegen wertvoll. Einem Massenvorkommen sollte bei Futternutzung gleichwohl entgegengewirkt werden.
Für den eiligen Leser:
 Klappertopfarten sind sogenannte „Halbschmarotzer“, das heißt sie besitzen
zwar grünes Chlorophyll zur Photosynthese, sind aber auf Wirtspflanzen angewiesen, von denen Wasser und Nährsalze bezogen werden. Sie befallen vornehmlich Futtergräser: deren Wuchskraft wird geschwächt, oft sterben sie ab
und der Bestand scheint sehr „mager“ zu sein.
 Auf der Alp/Alm, aber auch in tieferen Lagen nehmen sie überhand, wenn der
Schnitt- oder Nutzungszeitpunkt ein Versamen der einjährigen Pflanzen zulässt.
Wegen ihres Gehalts an Glycosiden werden sie vom Vieh gemieden. Im Heu ist
die Pflanze ungefährlich.
 Eine Bestandeslenkung ist v. a. durch einen frühzeitigen Säuberungsschnitt bei
ca. 15 cm Bestandeshöhe oder durch frühe Heumahd zu Blühbeginn möglich
 Von einer chemischen Bekämpfung ist in der Regel abzuraten.
Weitergehende Informationen:
Klappertöpfe (lat.: Rhinathus), gehören zur Familie der Braunwurzgewächse
(Scrophulariaceae). Verwandt: Augentrost, Wachtelweizen. Der Gattungsname Rhinanthus
leitet sich aus den griechischen Wörtern rhinos (Nase) und anthos (Blume) ab und beschreibt die Blütenform, die einer Nase ähnelt. Der deutsche Name Klappertopf bezieht sich
auf die reifen Früchte, deren Samen im Fruchtkelch beim Schütteln deutlich hörbar klappern.
Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis August, eine Bestäubung erfolgt zumeist durch Hummeln. Die Samen besitzen
einen Flügelsaum, so dass eine Windverbreitung in gewissem
Umfang möglich ist. Die Pflanze ist nur einjährig und überdauert den Winter als Samen (Kaltkeimer).
Im Berggebiet häufig sind:
Zottiger Klappertopf
Zottiger Klappertopf (R. alectorolophus): 10 - 60 cm hoch,
ganze Pflanze, bes. am Kelch dicht behaart, Blätter ovallanzettlich, scharf gesägt, sitzend gegenständig.
Blüte: violetter Zahn an „Oberlippe“ bis 2 mm.
Kleiner Klappertopf (R. minor): 15 - 40 cm hoch, der Stängel
besitzt häufig eine schwarze Strichelung. Blätter sind dreieckig, fast kahl und gezähnt. Blumenkrone bis 15 mm groß,
mit 2 etwa 1 mm langen weiß-bläulichen Zähnchen (kaum
sichtbar) an der Oberlippe.
Grannen-Klappertopf (R. glacialis): 10 - 50 cm hoch, Stengel
schwarz gestrichelt, Blätter schmal-dreieckig gezahnt und am
Grund mit bis zu 10 mm langen grannenspitzigen Zähnen.
Blüten 13-20 mm lang violetter Zahn 2 mm lang. Im Alpgebiet
in 1000-2000 m Höhe.
Kleiner Klappertopf
Bedeutung: Klappertöpfe kommen zerstreut bis häufig vom
Tiefland bis ins Alpgebiet vor. Man findet sie auf zumeist nährstoffarmen, spät genutzten Rotschwingel-Straussgras-, Glatthafer- und Goldhaferwiesen, auf Bergmädern und Alpweiden.
Der Zottige K. gilt auch als Zeiger für basen- und kalkreiche
Lehmböden (Lehmzeiger). Als Charakterart eher magerer
Standorte sind Klappertöpfe naturschutzfachlich durchaus
wertvoll und werden in „Wildblumenwiesen“ sogar zur Ansaat
empfohlen. Ebenfalls selten und schützenswert ist der Alpenklappertopf. Der Parasit beeinflusst den Stoffwechsel des Wirtes über Pflanzenhormone. Dies führt zu vermehrtem Wurzelwachstum.
Grannenklappertopf
Futterbaulicher Wert: Massenverbreitung führt zum Rückgang wertvoller Futtergräser. Die ertragsmindernde Wirkung
wird ab ca. 10 Pflanzen je Quadratmeter spürbar.
Die Pflanzen sind im grünen Zustand leicht giftig durch das
Alkaloid Aucubin (Rhinanthin). Futterwertzahl WZ –1. Alkaloide
dienen der Pflanze hauptsächlich als Fraßschutz und als
Stickstoff-Reserve. Aucubin kann in größerer Dosis Entzündungen im Magen-Darm-Bereich verursachen. Dies hemmt die
Verdauung und kann zu Durchfall und Koliken führen.
Im Heu ist die Pflanze nicht giftig. 1-2% Ertragsanteil, auch in
der Weide, können sogar wertvoll sein. Auch der Spitzwegerich als Heilkraut enthält Aucubin. Es besitzt antibiotische Wirkung gegen Bakterien wie Staphylokken, Meningokokken und
Salmonellen.
geschützt: Alpenklappertopf
Bekämpfung:
Insbesondere durch Naturschutzvorgaben oder Agrarumweltprogramme haben sich bereits selten gewordene Pflanzen,
auch Giftpflanzen, teilweise wieder etabliert. Ihre vollständige
Bekämpfung ist weder möglich noch nötig. Entscheidend ist,
einer Massenvermehrung solch giftiger und gleichzeitig geschützter Arten vorzubeugen.
Der Klappertopf ist einjährig und muss daher regelmäßig versamen. Die Ausbreitung lässt sich am besten durch eine frühzeitige Nutzung, z.B. Säuberungsschnitt bei ca. 15 cm
Bestandeshöhe oder durch frühe Heumahd verhindern. Dies
ist wiederholt durchzuführen. Häufigere Nutzung verschafft
den Gräsern einen Konkurrenzvorsprung. Obwohl das Kraut
Der Samenstand gab der Pflanze vom Weidevieh gemieden wird, kann es durch Weidegang, bei
den deutschen Namen
frühem Auftrieb, zurückgedrängt werden.
Gaben von ungeöltem Kalkstickstoff im zeitigen Frühjahr vor
Erscheinen der Nutzgräser haben sich ebenfalls bewährt. Auch kräftige Düngung mit Wirtschaftsdüngern lindert ggf. etwas die Symptome. Düngen allein aber ist nicht erfolgreich.
Eine chemische Bekämpfung ist prinzipiell mit allen im Grünland gegen zweikeimblättrige
Unkräuter zugelassenen Wuchsstoffmitteln möglich, aber nicht nachhaltig, wenn nicht
gleichzeitig die Nutzung geändert wird und im Falle der geschützten Arten auch nicht erlaubt!
Weil Klee und Kräuter durch diese Mittel erfasst werden, muss auf jeden Fall eine Nachsaat
mit Grassamen erfolgen, um die durch die Spritzung entstandenen Lücken zu schließen.
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an das örtliche Amt für Landwirtschaft.
erstellt von Dr. Michael Honisch, SG 2.7 Alpwirtschaft, AELF Kempten, Tel. 0831-52147-0
Stand: 20.8.2010
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