Informationsübertragung mittels Photonen

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Universität Hamburg
Fachbereich Physik
Proseminar Quantenmechanik II
Quantenteleportation
Rolf Würdemann
Informationsübertragung mittels Photonen
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung
1
2 Theoretischer Hintergrund
2
3 Experimentelle Umsetzung
3
4 Zusammenfassung
6
5 Literatur
7
1
Einführung
Dadurch, daß Quantenzustände weder exakt gemessen, noch dupliziert werden
können, ist der direkte, aus der klassischen Physik bekannte Weg der Informationsübertragung durch Vermessung oder Kopie verschlossen. Um trotzdem
Informationen innerhalb von Quantensystemen übertragen zu können, bedient
man sich eines Mechanismus, bei dem die Übertragung in einen - quantenmechanischen - Teil der Zustandsübertragung und einen - klassischen - Teil der
Ermittlung und Übertragung des Basis-Systems der qm-Übertragung aufgeteilt
wird. Da das initiale Teilchen hierbei zerstört wird, wird dieser Vorgang Quantenteleportation genannt, auch wenn dieser Begriff durch den Gebrauch in der
Science Fiction eher unglücklich ist.
Abbildung 1: grundsätzlicher Aufbau der Quantenteleportation
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Quantenteleportation
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Theoretischer Hintergrund
1935 prägte Erwin Schrödinger den Begriff Verschränkung“ für ein quanten”
mechanisches System von zwei Teilchen, wo nach1 der Vermessung des ersten
Teilchen der Zustand des zweiten Teilchens bestimmt ist. Dies kann wie ein auf
”
Pasch“ gezinktes Paar Würfel gesehen werden, wo nach dem Wurf klar ist, daß
der zweite Würfel die gleiche Anzahl Augen wie der erste Würfel hat, aber das
Ergebnis vor dem Wurf nicht bekannt ist. Dieses grundlegende Verhalten wurde
ausreichend getestet2 . Logischerweise beschränkt sich dieses Verhalten nicht nur
auf Analoga zu gleichen Augenzahlen.
Verschränkte Systeme können über die Bell-Zustände ausgedrückt werden,
welche zueinander orthogonal sind, und eine Basis für verschränkte Systeme
darstellen3 :
±
|ψ23
i
=
|φ±
23 i
=
1
√ (| ↑i2 | ↓i3 ± | ↓i2 | ↑i3 )
2
1
√ (| ↑i2 | ↑i3 ± | ↓i2 | ↓i3 )
2
Im Bezug auf eine orthonormale Basis können wir den Zustand unseres initialen Teilchens darstellen als:
|Φ1 i = α| ↑i + β| ↓i
Nun nehmen wir den Singulett-Zustand, und vermischen unser initiales Teilchen mit diesem:
β
α
|ψ123 i = √ (| ↑i1 | ↑i2 | ↓i3 − | ↑i1 | ↓i2 | ↑i3 ) + √ (| ↓i1 | ↑i2 | ↓i3 − | ↓i1 | ↓i2 | ↑i3 )
2
2
±
Dies kann auch in Produktformen der Bell-Zustände in der Basis |ψ12
i
±
und |φ12 i umgeschrieben werden, was einer Projektion(=Messung) in die BellZustände darstellt:
|ψ123 i =
1 −
+
[|ψ i(−α| ↑i3 − β| ↓i3 ) + |ψ12
i(−α| ↑i3 + β| ↓i3 )]
2 12
+
+|φ−
12 i(α| ↓i3 + β| ↑i3 ) + |φ12 i(α| ↓i3 − β| ↑i3 )
Durch diese Projektion wird der Zustand unseres initialen Teilchens auf unser
drittes Teilchen übertragen. Um jetzt unser initiales Teilchen zurückzugewinnen
müssen wir lediglich unser drittes Teilchen entsprechend des verwendeten und
gemessenen Bell-Zustandes zurücktransformieren. Dazu müssen wird den verwendeten Zustand ausmessen, und auf klassischem Weg übertragen. Durch die
gemeinsame Projektion auf die Bell’sche Basis werden unsere Teilchen 1 und 2
ununterscheidbar, Teilchen 1 wird also zerstört“.
”
1 Vor
der Vermessung ist der Systemzustand unbestimmt.
von Albert Einstein, Boris Podolsky und Nathan Rosen, weshalb Quellen für verschränkte Quanten auch EPR-Quellen genannt werden
3 Hierbei stellt |ψ − i einen Singulett-Zustand dar.
23
2 u.a.
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Quantenteleportation
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Experimentelle Umsetzung
Im folgenden möchte ich eine experimentelle Umsetzung der Quantenteleportation erläutern, welche die Gruppe von Anton Zeilinger 1997 an der Universität
Innsbruck durchgeführt hat:
Abbildung 2: Experiment Anton Zeilinger, Universität Innsbruck 1997
Im weiter folgenden Text sind analog der Zeichnung die Photonen mit A, B
und D beschrieben, dabei entsprechen Photon A und B Photon 2 und 3, Photon
D entspricht Photon 1. Der Dreh- und Angelpunkt dieses Experiementes ist der
50:50 Strahlteiler:
d
a
c
b
Abbildung 3: Strahlteiler - Schemazeichnung
dieser kann durch folgende Gleichungen beschrieben werden:
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c = ta + irb
d = ira + tb
wobei r und t die Reflexions- und Transmissionkoeffizienten (r 2 +t2 = 1) sind.
Werden diese Gleichungen nun in die Bell-Zustände (mit 2=a, 3=b) eingesetzt,
(| ↑i für horizontale und | ↓i für vertikale Polarisation) so ergibt sich:
|ψ + i =
|ψ − i =
|φ+ i =
|φ+ i =
−i
√ (| ↑ic | ↓ic + | ↑id | ↓id )
2
1
√ (| ↑ic | ↓id − | ↓ic | ↑id )
2
−i
√ (| ↑i2c + | ↓i2c + | ↑i2d + | ↓i2d )
2
−i
√ (| ↑i2c − | ↓i2c + | ↑i2d − | ↓i2d )
2
was uns zeigt, daß |ψ − i ein Eigenzustand des Strahlteilers ist. Ebenso ist
|ψ i der einzige Zustand, in welchem an beiden Ausgängen des Strahlteilers
jeweils genau ein Photon festgestellt wird4 . Somit beide Detektoren an, wenn
sich unser System im Zustand |ψ − i befand, und somit durch die Projektion auf
diesen Zustand die Quantenteleportation durchgeführt wurde:
−
|ψABD i =
1 −
+
[|ψ i(−α| ↑iB − β| ↓iB ) + |ψAD
i(−α| ↑iB + β| ↓iB )
2 AD
+
+|φ−
AD i(α| ↓iB + β| ↑iB ) + |φAD i(α| ↓iB − β| ↑iB )
Da die Bell-Zustände orthogonal sind, ist hier nur der |ψ − i Zustand aus der
Theorie relevant5 , woraus sich als Transfermatrix:
α
−|Bi =
β
ergibt, eine besondere Rücktransformation entfällt somit.
Zusammenfassend bleibt zum Strahlteiler festzuhalten:
• Der Strahlteiler dient der Projektion in den |ψ − i Zustand (Eigenwert) und
zeigt diesen an (jeweils genau ein Photon am Ausgang).
• Durch die Verwendung des |ψ − i Zustandes entfällt eine aufwendige Rücktransformation.
Durchläuft ein Laserimpuls einen anisotropen Kristall, so konvertieren gelegentlich einzelne Photonen zu zwei Photonen geringerer Energie, die in horizontale und vertikale Polarisation aufgespalten sind. Hierbei gibt es aber auch
Zustände, in denen die Polarisation der einzelnen Photonen unbestimmt ist, die
4 Der Zustand |ψ + i kann von den beiden anderen dadurch unterschieden werden, daß die
Photonen in jedem Term orthogonale Polarisationen haben.
−
1
5 |ψ
ABD i = 2 |ψAD i(−α| ↑iB − β| ↓iB )
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Photonen aber verschränkt sind. Diese Photonen befinden sich auf der Zeichnung auf den Schnittlinien der Ausbreitungskegel.
Abbildung 4: Erzeugung von verschränkten Quanten an einem anisotropen Kristall
Von diesem verschränktem Paar verbleibt Photon A beim Sender, Photon
B wird an den Empfänger ausgeliefert“. Anschließend wird der Laserimpuls
”
von einem Spiegel reflektiert, so das er nochmal den Kristall durchläuft, und
ein weiteres Photonenpaar erzeugt. Hiervon dient Photon C der Erkennung,
daß ein Photonenpaar erzeugt wurde und unterwegs ist, Photon D ist unser
zu teleportierendes Photon. Um festzustellen, ob die Teleportation erfolgreich
war, wird dieses Photon vor der Teleportation mittels eines Polarisators in einen
defnierten Zustand X bezüglich seiner Polarisation versetzt.
Da unsere Photonen A und D hier noch unterscheidbar wären, wird ein 4nm
Interferenzfilter eingesetzt, um über die Energie-Zeitunschärfe die Photonen zu
verschmieren“, und somit ununterscheidbar zu machen (es wird eine Unun”
terscheidbarkeit von 85% erreicht). Diese beiden - nun ununterscheidbaren Photonen läßt man nun über den Strahlteiler interferieren, und projeziert sie so möglich - auf den Zustand |ψ − i.
War die Projektion und somit die Teleportation erfolgreich, so befindet sich
das Photon B anschliessend in dem, dem Photon D aufgeprägtem, Zustand X.
Nun muß der Sender den Empfänger nur noch informieren, daß eine Konstellation vorlag, in der sich Photon A und D im Zustand |ψ − i befanden, und somit eine
Teleportation stattgefunden hat. In diesem Sinne müssen also auf klassischem
Wege zwei Bits“ übertragen werden: a) Photon auf dem Weg, b) Teleportation.
”
Durch die Verwendung eines polarizing beam splitters“, also einer opti”
schen Einheit, die das Photon entsprechend seiner Polarisation ablenkt kann
der Empfänger nun feststellen, in welchem Zustand sich sein Photon befindet.
Bei einer gelungenen Teleportation sollte sich das Photon B in der durch den
Polarisator definierten Polarisation befinden.
Hier wurde eine Übereinstimmung von ca. 80% festgestellt, was zwar noch
nicht das Optimum ist, aber über den statistischen 50% liegt. In dem Versuch
war es ferner möglichen, horizontal, vertikal, linear und sogar zikular polarisierte
Photonen zu übertragen, ebenso konnten - bei Verzicht auf den Polarisator - die
Verschränkung von C und D in eine Verschränkung von B und C überführt
werden.
Die Vorteile dieses Systems:
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• Übertragung von kontinuierlichen Variablen: α, β werden bei diesem System übertragen.
• Vererbung von Verschränkung: Photon B und C sind nach der Teleportation6 miteinander verschränkt.
Da dieses System aber nur |ψ − i Zustände zur Übertragung verwenden kann,
somit also nur 25% der erzeugten Photonen genutzt werden, wurde von Sandu Popescu 1994 ein System vorgeschlagen, welches - über zwei verschränkte
Photonenpaare - in der Lage ist, sämtliche Bell-Zustände zur Übertragung zu
nutzen. Leider mit dem Nachteil, nur reine Zustände übertragen zu können.
Abbildung 5: Schematischer Aufbau des Vorschlags von S. Popescu 1994
Hierbei wird der zu übertragende Zustand im Präparator auf die beiden
Photonen übertragen, anschliessend über ein System von 900 Plättchen und PBS
die Bell’sche Basis ermittelt, und an den Empfänger übertragen, welcher seine
Photonen über einen PBS vermischt, und das Ergebnis über optische Elemente
in die entsprechende Basis dreht.
4
Zusammenfassung
• Problem: In quantenmechanischen Systemen ist eine direkte Messung oder
Klonen (Kopieren) von Zuständen nicht möglich.
• Quantenteleportation: Teilt die Übertragung von Informationen in quantenmechanischen Systemen in einen klassischen und einen quantenmechanischen Teil auf.
• quantenmechanischer Teil: über Nutzung der Verschränkung - einer grundlegenden Eigenschaft der Quantenmechanik - wird die zu übertragende In6 ohne
vorherige Polarisation
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formation vom Quellen-Quant auf das Ziel-Quant übertragen. Die Quelle
wird dabei zerstört. (Analog zum Non-Cloning Theorem)
• klassischer Teil: Um die Information nutzbar zu machen, muß die Messung
der Basis des Zustandes vorgenommen und übertragen werden. Dies geht
nur auf klassischem Wege. - Die Information wird also maximal mit c (eher
kleiner) übertragen.
• physikalische Gesetze: durch die Zerstörung des Teilchens, der Ausbreitung der Information über den Bell-Zustand mit v ≤ c bleiben grundsätzliche physikalische Gesetze gewahrt. Da hier auch keine direkte Abtastung
von z.B. Ort und Impuls zur gleichen Zeit vorgenommen wird, wird die
Unschärferelation natürlich auch nicht verletzt.
5
Literatur
• Haken - Wolf,
Atom- und Quantenphysik,
ISBN 3-540-67453-5
• Spektrum der Wissenschaft,
Ausgabe 6/2000,
S. 30ff
• Physical review letters,
Volume 70,
Number 13,
Page 1895ff
• Wolfgang Nolting,
Grundkurs Theoretische Physik 5/1,
Quantenmechanik - Grundlagen,
ISBN 3-540-42114-9
• Dieter Heiss,
Fundamentals of quantum information,
ISBN 3-540-43367-8
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