Berichte und rund 300 Stellenanzeigen aus dem Arbeitsmarkt Umweltschutz sind Woche für Woche im arbeitsmarkt Umweltschutz l Naturwissenschaften. Informationen zum Abonnement unter www.wila-arbeitsmarkt.de n PORTRAIT Konkrete Schritte in Sachen Nachhaltigkeit Simon Schnabel macht Nachhaltigkeitskriterien anwendbar. Beim Unternehmen „360report“ steuert der Geograph die Umsetzung von Inhalten in Software und verbindet so unterschiedliche Arbeitsbereiche. | Sabine te Heesen E in wichtiger Teil meiner Arbeit ist die Aufbereitung von Nachhaltigkeitskriterien für die Anwendung in mittelständischen Unternehmen. Dazu verbinde ich die neuesten Erkenntnisse mit praktischen Anforderungen, die unsere Kunden stellen, und spreche diese Dinge mit den IT-Fachleuten ab.“ Beispielsweise „übersetzte“ er die zahlreichen oftmals schwer verständlichen Kriterien für die Nachhaltigkeitsberichterstattung der „Global Reporting Initiative“ (GRI) in einen strukturierten Fragenkatalog, der Grundlage der Software ist. So können Unternehmen relativ einfach einen Bericht erstellen, ohne sich die komplexen Kriterien für ihre Branche einzeln heraussuchen zu müssen. Grundlage dieser Arbeit ist ein Geographie-Studium an der LMU München. In seiner Masterarbeit untersuchte er, welche mittelständischen Unternehmen in welcher Qualität über ihre Nachhaltigkeits-Standards berichten. Auslöser für seine Spezialisierung waren Seminare in Physischer Geographie und Umweltökonomie, in denen der negative Einfluss des Menschen auf seine Umgebung, aber auch die Möglichkeiten der positiven Einflussnahme deutlich wurden. „Das Thema hatte mich gepackt – und ganz besonders die Schnittstelle zwischen den abstrakten Forderungen nachhaltiger Entwicklung und der konkreten Umsetzung in der unternehmerischen Praxis.“ Doch der Schritt in den Arbeitsmarkt arbeitsmarkt UMWELTSCHUTZ | NATURWISSENSCHAFTEN stand noch aus. „Eigentlich bin ich ein eher zurückhaltender Mensch. Aber ich wollte unbedingt bei ClimatePartner in München arbeiten, und so fasste ich mir eines Tages ein Herz und radelte nach der Uni dort vorbei. Es kam dann zu einem improvisierten Vorstellungsgespräch mit dem Geschäftsführer und einer Mitarbeiterin, und ich hatte noch am selben Tag den Job als studentischer Mitarbeiter. Da war sicherlich Glück im Spiel. Doch ich kann nur jedem raten, genau dort anzufragen, wo man wirklich hin möchte – und das am besten schon im Studium, denn dann kann man auf studentischer Basis anfangen und so relevante Berufserfahrung sammeln.“ Als Werkstudent hat Simon Schnabel CO²-Berechnungen für verschiedene Branchen erstellt – und dabei die späteren Gründer von 360report kennen gelernt. Ihr gemeinsames Anliegen war es, nicht nur CO²-Bilanzen zu erstellen, sondern weit mehr nachhaltige Aspekte abzubilden und die Berichterstattung für Unternehmen zu erleichtern. So war Simon Schnabel bei der Gründung des Unternehmens dann von Beginn an dabei. „Für mich war es nicht nur spannend, die Nachhaltigkeits-Themen weiter voran zu bringen, sondern auch an der inhaltlichen Entwicklung des Unternehmens mitzuwirken.“ Die Qualifikationen für seine jetzige Tätigkeit hat er nicht nur an der Universität, sondern auch durch die Praxis 1 erlangt. Zwar programmiert er nicht, doch muss er die Möglichkeiten und Arbeitsweisen der IT-Spezialisten kennen – und kommunizieren. Um diese Übersetzungsarbeit zwischen den einzelnen Akteuren zu meistern, lernte ihn ein erfahrener Kollege an – seit einem Jahr betreut er den Bereich eigenverantwortlich. Neben gutem Englisch ist auch das Projektmanagement wichtig: Man muss koordinieren, wann eine neue Software-Version fertig sein kann, wann die passenden Designs erstellt sind, wie das Marketing rechtzeitig zum Start einsetzen kann und wann man schließlich den Kunden die Neuerungen mitteilt. Im Markt der spezialisierten Nachhaltigkeitsberatung liegt noch viel Potential. Eine neue EU-Richtlinie verpflichtet vor allem börsennotierte Unternehmen, über ihre Nachhaltigkeitsstandards zu berichten. „Nicht nur für die Berichterstattung, auch für das Nachhaltigkeitsmanagement brauchen gerade mittelständische Unternehmen Unterstützung. Besonders in der Verbindung zwischen Nachhaltigkeitstheorie und Management-Praxis ist Platz für Neueinsteiger. Wenn die großen Unternehmen über Nachhaltigkeit berichten müssen, müssen es auch ihre Zulieferer tun – und für alle, die es nicht vom Gesetz her müssen, ist es ein Ansporn, es freiwillig zu tun.“ hrsg. vom Wissenschaftladen Bonn e.V., Reuterstr. 157, 53113 Bonn, [email protected], Tel. (02 28) 2 01 61-15