Sommer Winter Anblick Mitte Juni gegen 1 Uhr, Mitte Juli gegen 23 Uhr (MESZ) Im Sommer wird der Himmel durch die Sommermilchstraße mit den drei hellen Sternen des Sommerdreiecks Wega im Sternbild Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler be- herrscht. Tief im Süden sind bei klarer Luft die hellen Sterne der Sternbilder Skorpion und Schütze zu sehen. Herbst Anblick Mitte Dezember gegen 0 Uhr, Mitte Januar 22, Mitte Februar 20 Uhr Im Winter erstreckt sich dann die Wintermilchstraße über den Himmel mit dem markanten Sternbild Orion. Darunter funkelt im Sternbild Großer Hund der scheinbar hellste Stern des ganzen Himmels, Sirius. Zusammen mit den Sternen Rigel im Orion, Aldebaran im Stier, Capella im Fuhrmann, Castor und Pollux in den Zwillingen und Procyon im Kleinen Hund formt er das Wintersechseck. Sternenpark im Biosphärenreservat Rhön Kontakt / Impressum: Anblick Mitte September gegen 0 Uhr, Mitte Oktober 22 Uhr (MESZ), Mitte November 19 Uhr Im Herbst steht das Himmels-W der Cassiopeia hoch oben am Himmel, darunter das Herbstviereck, das aus den schwachen Sternen der Sternbilder Pegasus und Andromeda gebildet wird. Die Milchstraße erstreckt sich jetzt von Osten nach Westen über den Himmel. Landkreis Fulda Fachdienst Biosphärenreservat Rhön und Naturpark Hessische Rhön Groenhoff-Haus, Wasserkuppe 8 36129 Gersfeld Tel.: 06654-9612-0 Fax: 06654-9612-20 eMail: [email protected] Internet: www.brrhoen.de Redaktion: Sabine Frank, Prof. A. Hänel Fotos: Prof. A. Hänel Druck: Druckerei Mack GmbH & Co.KG, Mellrichstadt Ein Projekt zum Schutz der Nacht , Panoramaaufnahme von der Wasserkuppe in Richtung Fulda (A. Hänel) „Was, wenn wir eines Morgens aufwachen und realisieren, dass all die Naturschutzbemühungen der letzten dreißig Jahre nur die Hälfte der Geschichte erzählen – die Tagesgeschichte?“ Dieses Zitat von Catherine Rich und Travis Longcore (Ökologen aus den USA) bringt ein Umweltproblem auf den Punkt, dem bis vor Kurzem nur wenig Beachtung geschenkt wurde: Die stetig zunehmende Aufhellung des Nachthimmels durch künstliches Licht – die Lichtverschmutzung. Sie bedroht die für Natur und Artenvielfalt wichtige Dunkelheit - auch in der Rhön, die unter den deutschen Biosphärenreservaten insbesondere durch ihren Artenreichtum hervorsticht. Aber auch der Mensch, zweifelsohne ein tagaktives Lebewesen, bleibt von den Auswirkungen von zuviel künstlichem Licht in gesundheitlicher und kultureller Hinsicht nicht verschont. Mitte November 2011 beschlossen die fünf Landkreise des Biosphärenreservates Rhön das länderübergreifende Projekt „Sternenpark im Biosphärenreservat Rhön“ auf den Weg zu bringen. Ziele sind die Erhaltung und die Wiederherstellung der natürlichen nächtlichen Landschaft und damit der Schutz des nächtlichen Lebensraumes durch umweltverträgliche Beleuchtung. Wie wirkt sich die Lichtverschmutzung aus? Gesundheit: Der Mensch ist wie fast alle Lebewesen seit jeher dem Rhythmus von Tag und Nacht, hell und dunkel, unterworfen. Bei Dunkelheit wird im Gehirn das „Schlaf- und Erholungshormon“ Melatonin produziert. Es stärkt das Immunsystem und bietet unter anderem einen Schutzmechanismus gegen verschiedene, vornehmlich hormonbedingte Krebsarten. Bereits bei künstlichem Licht geringer Helligkeit kann nachts der Melatoninausstoß reduziert werden. Besonders negativ wirkt sich dabei kaltweißes Licht mit seinen hohen Blauanteilen aus. Daher sollte in Wohnräumen nur warmweißes Licht mit einer Farbtemperatur bis max. 3000 Kelvin gewählt werden. Nachweislich fördert ein klar definierter Hell-Dunkel-Wechsel einen gesunden Schlaf. Was versteht man unter dem Begriff „Lichtverschmutzung?“ Unter dem Begriff der Lichtverschmutzung werden verschiedene Phänomene zusammengefasst: • Die Aufhellung des Nachthimmels und der natürlichen Nachtlandschaft durch die Streuung von künstlichem Licht. • Die direkte Blendung durch helle Lichtquellen, wie Laternen, Scheinwerfer, Werbetafeln oder nicht optimierte Anstrahlung von Bauwerken. Aber auch Aspekte wie zu hohe Lichtmengen, unnötige Beleuchtung und ungünstige Lichtfarben spielen eine große Rolle und überstrahlen das natürliche Licht. der Menschheit. Seine Beobachtung gilt als eine der ältesten Wissenschaften der Menschheitsgeschichte. Heute versucht die Astronomie wissenschaftliche Antworten auf Grundfragen der Menschen zu beantworten: Was ist unsere Stellung im Kosmos? Wie ist das Ganze entstanden? Wohin wird es sich entwickeln? Wie ist das Leben entstanden und gibt es anderes Leben im Kosmos? Zudem hat sie auch manchen technischen Fortschritt ermöglicht. Was ist ein Sternenpark? Ein Sternenpark ist ein speziell ausgewiesenes Gebiet mit einer weitgehend natürlichen Nachtlandschaft und einem sternreichen Himmel. Der Park verpflichtet sich, dies zu erhalten und schrittweise diese Naturschönheit wiederherzustellen. Erreicht wird dies durch einen verantwortungsvollen und bewussteren Umgang mit künstlichem Licht. Ziele sind: Melatoninproduktion in der menschlichen Zirbeldrüse (G. Wortmann) Der Rosettennebel, eine kosmische Gaswolke, in der Rhön aufgenommen von Jens Müller, Danzwiesen Blendendes und schlecht gerichtetes Licht überstrahlt den Sternenhimmel in der Rhön (A. Hänel) Tierwelt Insekten werden aus ihrem natürlichen Lebensraum angelockt und verenden an den Lichtquellen. Sie entfallen dann als Teil der Nahrungskette und als Bestäuber von nacht- und dämmerungsaktiven Pflanzen wie Linde, Holunder und viele Gartenkräuter. Besonders kaltweißes Licht hat eine hohe Anlockwirkung auf Insekten. Zugvögel, die vorwiegend in der Nacht ziehen, werden von ihren Flugbahnen abgelenkt und kreisen oft bis zur Erschöpfung um helle Lichtquellen. Desweiteren werden tagaktive Tiere in ihrer natürlichen Nachtruhe gestört. • der Schutz und die Erforschung des nachtaktiven Lebensraumes • Energieeinsparung durch intelligente, bedarfsorientierte und umweltverträglichere Beleuchtung • Sensibilisierung im Umgang mit künstlichem Licht • die Wiederentdeckung und Förderung des natürlichen Nacht- und Sternenhimmels durch touristische Begleitprogramme und Bildungsangebote Das Biosphärenreservat bemüht sich derzeit um die internationale Anerkennung als Sternenpark entsprechend den Kriterien der International Dark Sky Association. Was hat das mit dem Biosphärenreservat Rhön zu tun? Aufgaben und Ziele eines Biosphärenreservates sind gemäß der Definition des UNESCO-Programms „Man and Biosphere“ der Schutz des Naturhaushaltes und der biologischen Vielfalt, das nachhaltige Wirtschaften und die Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie Forschung und Monitoring. Die Besonderheit der Rhön liegt in ihrer Artenvielfalt, die auch in der Nacht besser geschützt werden soll. Der Sternenpark entspricht damit dem Auftrag für Biosphärenreservate. In den Jahren 2011/2012 wurden flächendeckend im Biosphärenreservat Messungen der Himmelshintergrundhelligkeit durchgeführt. Das Ergebnis der Messungen war, dass die Lange Rhön mit Rotem Moor und Wasserkuppe, die Hohe Geba und die Schwarzen Berge noch einen besonders natürlichen und sternreichen Nachthimmel aufweisen und damit die Grundlage für eine Anerkennung zu einem Sternenpark geben. Um in diesen Gebieten den natürlichen und sternreichen Nachthimmel zu schützen und weiter zu verbessern sollen die angrenzenden Kommunen ihre Beleuchtung zukünftig umweltverträglicher gestalten und diese Ziele aktiv vermitteln. Die Vorteile einer Anerkennung als „Sternenpark im Biosphärenreservat Rhön“ sind: • Die nationale und internationale Vermarktung und Profilierung der Rhön als einer der ersten Sternenparks Deutschlands. • Für den Tourismus ergeben sich zusätzliche Möglichkeiten über die Erschließung neuer Zielgruppen und Saisonverlängerung, da der Sternenhimmel im Herbst und Winter am besten zu bewundern ist. Dies kann durch Sternenführungen oder Nachtwanderungen mit der Beobachtung nachtaktiver Tierwelt geschehen. • Eine mediale Aufmerksamkeit, die sich auch auf die Betrachtung und Würdigung einer natürlichen Nachtlandschaft bezieht. • Die Initialisierung einer Modellregion für die Erstellung eines umweltverträglichen Beleuchtungskonzeptes. • Einbindung von Bildung und Forschung beispielsweise bei Fragen zu den Auswirkungen von künstlichem Licht auf den nachtaktiven Lebensraum, die Chronobiologie des Menschen und ökologischer Lichttechnik. • Unterstützung und Beratung durch anerkannte Institutionen hinsichtlich umweltverträglicher Beleuchtung durch Zielvorgaben. • Unterstützung bei der Erstellung von Begleitmaterial im Bereich der Umweltbildung. Empfehlungen zur umweltverträglichen Beleuchtung (C. Przygoda, M. Engel, Projekt Sternenpark Schwäbische Alb) Sterne beobachten in der Rhön An diesen Plätzen kann ein ungestörter sternreicher Nachthimmel beobachtet werden: Schlechte und gute Beleuchtung (C. Przygoda, nach einer Grafik der Stadt Stuttgart) Naturschutzgebiet Lange Rhön P Schwarzes Moor Navigationsdaten: Breite N50.52405, Länge E10.07260 P Rotes Moor: N50.46028 E9.98583 Wasserkuppe, P Fuldaquelle N50.49472 E9.94917 Schwarze Berge - Kissinger Hütte (Hochebene): N50.34143 E9.94116 Geba-Berg Hohe Geba (Hochebene): N50.58932 E10.27057 Weidberg, P Erlebniswelt Rhönwald, Camping: N50.60307 E10.08380 Frühjahr Im Oktober 2011 hat der Naturpark Westhavelland als erster deutscher Park einen Antrag gestellt. Darüber hinaus interessieren sich die Eifel, der Harz und die Schwäbische Alb für eine Anerkennung als Sternenpark. Anblick Mitte März gegen 0 Uhr, Mitte April gegen 23 Uhr (Sommerzeit, MESZ) Kulturgut Sternenhimmel Kirchenanstrahlung in der Rhön – mindestens 95 % Energieverschwendung in den Himmel! (A. Hänel) Diese Grafiken verdeutlichen den Einsatz einer Beleuchtung zum Schutz der Nacht. Sternenparks in Deutschland Energieeffizienz Licht, das nach oben und zur Seite abgestrahlt wird, ist meist nutzlos vergeudet und stellt in seinem unbedachten Gebrauch eine Verschwendung von Energie dar. Mit Blick auf die geforderte Energiewende erschließt sich hier ein wichtiges Einsparungspotential. Die Schönheit einer natürlichen Nachtlandschaft und eines ungestörten Sternenhimmels, der jahrtausendelang die Menschheit prägte und inspirierte, geht zunehmend verloren. Der Sternenhimmel ist eines der ältesten Kulturgüter Maßnahmen für eine umweltverträgliche Beleuchtung: Satelliten erfassen das nach oben gerichtete Licht in der Rhön (rot: Grenzen des Biosphärenreservats, grün: Grenzen der geplanten Sternenlichtgebiete) Diese Fischaugenaufnahme zeigt die Milchstraße über der Rhön, das rote Licht ist eine Sicherheitsbeleuchtung (A. Hänel) Im frühen Frühjahr sind am Abend noch die typischen Wintersternbilder mit dem markanten Himmelsjäger Orion und die Wintermilchstraße im Westen zu beobachten. Nach Sonnenuntergang ist ebenfalls im Westen der pyramidenförmige Schein des Zodiakallichts zu sehen, sofern keine Lichtglocke einer Stadt in der Richtung stört. Das Zodiakallicht wird durch das Sonnenlicht erzeugt, das an Staubteilchen im Sonnensystem gestreut wird. Später ist der Himmel frei von der Milchstraße, man blickt in die Tiefen des Universums und der Himmel erscheint sehr dunkel. Nahe dem Zenit steht der Große Wagen südlich darunter das Sternbild Löwe.