Geschichten aus dem Wiener Wald_Medieninfo

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© Vintage Vienna, Horvath/Martinek
GESCHICHTEN AUS DEM WIENER WALD
Ein Volksstück in drei Teilen von Ödön von Horváth
Premiere 05. März 2015, 19.30 Uhr
REGIE Lore Stefanek, MUSIKALISCHE GESTALTUNG Primus Sitter
BÜHNE Etienne Pluss, KOSTÜME Stephanie Geiger, DRAMATURGIE Sylvia Brandl
MIT Therese Affolter, Pauline Knof, Irene Kugler, Seraphine Rastl, Katharina Schmölzer, Lea Unger I
Maximilian Achatz, Nicolai Despot, Ferdinand Dörfler, Sebastian Edtbauer, Johannes Flaschberger,
Horst Heiss, Rolf Mautz, Frank Seppeler
Marianne, die seit dem Tod der Mutter ihrem Vater Geschäft und Haushalt führt, soll unter die Haube
gebracht werden. Die Verbindung zwischen Oskar und Marianne hat ihr Vater, der Zauberkönig,
eingefädelt, denn Oskar ist nicht nur ein Kerl ganz nach seinem Geschmack, sondern verspricht auch in
diesen schwierigen Zeiten finanzielle Sicherheit. Mit einem Ausflug in den Wienerwald soll die Verlobung
gefeiert werden. Neben anderen sind auch Valerie und ihr jüngerer Liebhaber, der Spieler und Lebemann
Alfred mitgekommen. Marianne verliebt sich in Alfred und löst mit einem Befreiungsschlag die Verlobung.
Geschichten aus dem Wiener Wald bildet den Höhepunkt in Horváths dramatischem Schaffen, es vereinigt
den ganzen Mikrokosmos Horváthscher Figuren in vollkommener Dichte und Abgerundetheit. Entstanden
vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise und am Vorabend der Machtergreifung der
Nationalsozialisten sorgte es bei der Uraufführung in Berlin 1931 für heftige Kontroversen.
Regie führt Lore Stefanek, die in Klagenfurt bereits Der Alpenkönig und der Menschenfeind inszenierte. Die
Bühnenmusik gestaltet der Kärntner Jazz-Gitarrist und Komponist Primus Sitter. Zum Ensemble gehören
u.a. Pauline Knof als Marianne, Frank Seppeler in der Rolle des Alfred, Johannes Flaschberger als
Zauberkönig, Irene Kugler als Valerie und Burgschauspielerin Therese Affolter als Großmutter.
Weitere Vorstellungen 7., 10., 12., 14., 18., 20., 21., 25., 26., 27., 28. März, 1. April 2015
Einführungsmatinee 22. Februar 2015, 11 Uhr, Bühne. Moderation Intendant Florian Scholz
Ensemblegespräch 21. März 2015, nach der Vorstellung im oberen Foyer
Vormittagsvorstellung für Schulklassen 26. März 2015, 10.30 Uhr
Besetzung
Marianne Pauline Knof
Alfred Frank Seppeler
Zauberkönig Johannes Flaschberger
Die Mutter Katharina Schmölzer
Die Großmutter Therese Affolter
Hierlinger Ferdinand Ferdinand Dörfler
Valerie Irene Kugler
Oskar Sebastian Edtbauer
Ida Lea Unger
Havlitschek Horst Heiss
Rittmeister Maximilian Achatz
Erich Nicolai Despot
Gnädige Frau / Emma / Tante Seraphine Rastl
Mister / Beichtvater Rolf Mautz
Musiker Primus Sitter, Martin Sadounik, Manfred Plessl, Matteo Pirola
Interview mit Regisseurin Lore Stefanek
Horváths Stück wurde Ende der 1920er Jahre in der Zeit katastrophaler Arbeitslosigkeit und der
Weltwirtschaftskrise geschrieben – wo sehen Sie hier Parallelen zur heutigen Weltsituation?
Die politischen Ausgangslagen sind verschieden, doch es gibt Parallelen: In Zeiten großer wirtschaftlicher
Not findet extremes Gedankengut Anhänger. „Ein Mensch ohne Ziel ist kein Mensch“, sagt Valerie. Erich, der
junge deutsche Jurastudent ist bereits fanatischer Anhänger des Nationalsozialismus, man ahnt, er wird
über Leichen gehen. Horváth hat das Dritte Reich mit seinen Schrecken prophetisch vorausgesehen und
Denk- und Verhaltensweisen aufgezeigt, wie es dazu kommen kann. Auch heute erleben wir mit
Entsetzen, wie junge Menschen ihren Lebenssinn in einem „heiligen Krieg“ finden.
Die Hauptfigur Marianne sucht nach ihrem persönlichen Glück – warum scheitert sie?
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie gelten die alten Ordnungen nicht mehr. Die patriarchalen Väter
haben den Krieg verloren, die Frauen sind noch nicht gleichberechtigt. Sie fangen zögernd an, sich so
etwas wie ökonomische Unabhängigkeit zu erobern. Marianne aber hat nichts gelernt. Wenn sie den
Mann, den ihr Vater für sie ausgewählt hat, nicht heiraten will, muss ein anderer Mann her. Am besten
gleich die große Liebe. Die redet sie sich fast besinnungslos herbei. Das geht schief, und jetzt kann sie nur
mehr im Rotlicht-Milieu überleben. Beschämt und gebrochen bleibt ihr nur die Rückkehr in ihr altes Leben
– für sie das größte Scheitern.
Was ist für Sie das Gefährliche an der von Horváth gezeigten trügerischen Kleinbürgermentalität?
Solange die Kleinbürger ihre materiellen Wünsche befriedigen können, ist ihre Welt in Ordnung. Diese
Welt wird mit Klauen und Zähnen gegen jeden verteidigt, der sie bedroht. Es gibt Schweigegebot und
Redezwang, Vertuschen und Lügen, die Realität – auch das eigene Gewissen – wird verweigert.
Unangenehmes wird unter den Teppich gekehrt, Schuld wird beim anderen gesucht.
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