INGREDIENTS Der Stellenwert von Salz in der menschlichen Ernährung Kochsalz gehört wie Zucker und Wasser zu den wichtigsten Lebensmitteln. Genauso wie Zucker wird Salz häufig als der weiße Tod diskreditiert. Männer nehmen durchschnittlich mehr Energie und Natriumchlorid auf als Frauen. In der medizinischen Fachliteratur wird häufig eine Natriumchloridaufnahme von täglich 10 – 20 g kolportiert. In Studien wie der Nationalen Verzehrsstudie oder den Untersuchungen von Professor Anke (Uni Jena) kommt man jedoch „nur“ auf 6 – 7 g. Wie wichtig ist Salz tatsächlich und welche Probleme sind mit zu hohem Konsum verbunden? I n der Lebensmittelindustrie hat Salz viele technologische Aufgaben. Zudem bringt es in viele deftige und süße Speisen Schmackhaftigkeit, die bisher durch andere Substanzen nicht erreicht werden kann. Aktuelle Studien, die auch von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung bestätigt werden, zeigen jedoch, dass die Menschen auch weniger gesalzene Produkte akzeptieren und zudem erbringt die moderne Lebensmitteltechnologie Möglichkeiten, die zu einer sparsamen Natriumchlorid-Verwendung führen können. Die Mineralstoffe sind anorganische Nahrungsbestandteile und werden aufgrund ihrer Konzentration im Körper und des Mengenverhältnisses im täglichen Bedarf in Mengen-, Spuren- und Ultraspurenelemente unterteilt. Durch die Unterteilung wird deutlich gemacht, dass anorganische Nahrungsbestandteile ab einer Konzentration von mehr als 50mg pro Kilogramm Körpergewicht als Mengen- und unterhalb dieser Grenze als Spuren­ elemente bezeichnet werden. Die einzige Ausnahme ist Eisen. Obwohl seine Konzentration bei über 60mg pro Kilogramm Körpergewicht liegt, zählt es zu den Spurenelementen. Kochsalz trägt den Namen Natrium­chlorid (NaCl). Es besteht also aus den Elementen Natrium und Chlorid. Beide zählen zu den Mengenelementen. Die Bedeutung von Salz beziehungsweise Kochsalz darf nicht unterschätzt werden. Einerseits ist kein Leben ohne Natrium und Chlorid möglich und andererseits führt eine übermäßige Zufuhr von Natriumchlorid zu Krankheiten oder begünstigt diese und erschwert eine adäquate Ernährungstherapie. Mengenelemente Zu den Mengenelementen zählen die Metalle Natrium, Kalium, Magnesium und Kalzium sowie die Nicht-Metalle Chlor, Phosphor und Schwefel. Mengenelemente liegen im wässrigen Milieu meist ionisiert als Kationen (Na+, K+,Ca2+, Mg2+) und als Anionen (Cl-, HPO42-, SO42-) vor und werden deshalb auch als Elektrolyte bezeichnet. Kurz zusammengefasst regulieren Mengenelemente den Wasser- und Elektrolythaushalt, den Gefäßtonus, die Nervenfunktionen und die Muskelkontraktionen. Sie sind Kofaktoren von Enzymen, am Aufbau der Knochen und Zähne sowie an der Blutgerinnung beteiligt. Natrium, Kalium und Chlorid Die Mengenelemente Natrium, Kalium und Chlorid regeln im menschlichen Organismus den Wasserhaushalt, indem sie die Gewebespannung (osmotischer Druck der Körperflüssigkeiten) aufrechterhalten. Natrium und Chlorid binden bei diesem Vorgang das Wasser im Gewebe, während Kalium ein Ausschwemmen von Wasser aus den Zellen fördert. Natrium (Na) Das Element Natrium wurde erstmals im Jahre 1807 durch den Chemiker Sir Humphrey Davy (1778-1829) entdeckt. Der Name stammt von dem ägyptischen Wort „neter“ = Soda. Speisebzw. Kochsalz (Natriumchlorid), das zu rund 40% Natrium enthält, war in der Geschichte ein wertvoller Rohstoff und wurde zeitweise als Tauschmittel oder gar als Währung eingesetzt. Soda (Natrium carbonicum) und Potta- 8 sche (Kalium carbonicum crudum) waren bekannte Laugensalze. Kochsalz aus Salzstöcken und aus Meerwasser wurde in der Ernährung nicht nur zum Würzen eingesetzt. Es war lange Zeit das wichtigste Mittel, Lebensmittel für längere Zeit haltbar zu machen. Körpereigene Reserven: Ein geringer Teil des körpereigenen Natriums befindet sich in der intrazellulären Flüssigkeit und ist dort für das Membranpotential (Spannungsdifferenz zwischen dem Inneren und Äußeren einer Zelle) der Zellwände und für Enzymaktivitäten von Bedeutung. Der Gesamtbestand des Körpers an Natrium beträgt beim Mann durchschnittlich 100g und bei der Frau 77g. Davon fallen 98% auf den Extrazellulärraum. Der Natriumbestand in der extrazellulären Flüssigkeit und der damit verbundene Wasserhaushalt der Wasserhaushalt wird in erster Linie über das AldosteronAngiotensin-Renin-System gesteuert und über die Niere geregelt. Vor allem in venösen Gefäßen findet eine kontinuierliche Messung der Wandspannung statt, die direkt mit dem osmotischen Druck und damit mit der Na+-Konzentration verbunden ist. Ein Abfall der Na+-Konzentration führt zur Bildung von Angiotensin, das in der Nebenniere die Freisetzung von Aldosteron bedingt. Es kommt zu einer verstärkten Na-Rückresorption. Die Natriumausscheidung kann nahezu auf null sinken. Bei einer Zunahme der Wandspannung in den Vorhöfen des Herzens kommt es umgekehrt zur Bildung des atrialen natriuretischen Faktors (ANF), der in der Niere für eine verstärkte Natriumausscheidung sorgt, da er als Gegenspieler von Aldosteron wirkt. Er hemmt die Reninausscheidung und blockiert in der Nebennierenrinde die Stimulation der Aldosteronausschüttung. Mit dem Stuhl werden nur geringe Natriummengen ausgeschieden. Grundsätzlich hängen Natriumzufuhr und Blutdruckregulation eng zusammen. Aber der Effekt einer Natriumreduktion auf den Blutdruck darf nicht überschätzt werden. Die antihypertensive Therapie mit Medikamenten (ACE-Hemmer) erfordert eine natriumreduzierte Ernährungsweise. Grundsätzlich sollten Hypertoniker ihre Kochsalzzufuhr bei 5 bis 6 g einpendeln. Eine weitere Einschränkung ist in der Regel nicht erforderlich. INGREDIENTS Hyponatriämie: Eine Hyponatriämie entsteht aufgrund eines Mangels an Natrium oder ist bedingt durch starke Durchfälle, anhaltendes Erbrechen, starkes Schwitzen, Resorptionsstörungen der Niere, vermehrte Harnausscheidung und vermehrtes Harnvolumen. Es kommt zu einer Hypoosmolarität im Extrazellulärraum mit einer Flüssigkeitsverlagerung in den intrazellulären Raum, was zu Wasser­ verschiebungen ins Gewebe, insbesondere ins Gehirn führt. Als klinische Zeichen eines Natriummangelsyndroms sind niedrigerer Blutdruck, Kopfschmerzen, Erbrechen, Bewusstseinsstörungen und Muskelkrämpfe zu beobachten. Bei Erkrankungen mit starken Durchfällen und somit starkem Na-Verlust, oder Erbrechen, wobei Chlorid-Verlust auftritt, kann die auftretende Dehydratation bis zum Tode führen. Hypernatriämie: Von größerer Bedeutung ist heute die überhöhte Natriumzufuhr insbesondere in Bezug auf die Entstehung und Behandlung von Bluthochdruck (Hypertonie). Dass Kochssalz bei entsprechender genetischer Disposition neben vielen anderen Ernährungsfaktoren für die Entstehung von Bluthochdruck mitverantwortlich ist, konnten zahlreiche Studien belegen. Es werden kochsalzempfindliche und kochsalzunempfindliche Hypertoniker unterschieden. Das Ausmaß der Blutdrucksteigerung der beiden Gruppen ist individuell unterschiedlich hoch. Die Blutdrucksenkung durch Beschränkung der Kochsalzaufnahme ist bei salzempfindlichen Hochdruckkranken deutlicher als bei salzunempfindlichen. Eine kochsalzoder natriumarme Ernährungsweise spielt aber bei jeder Bluthochdruckbehandlung eine Rolle und kann den systolischen und diastolischen Blutdruck senken. Neben der Natriumchloridzufuhr scheint auch das Verhältnis der Natriumzur Kaliumzufuhr für die Höhe des Blutdrucks von Bedeutung zu sein. Eine ausreichende Kaliumaufnahme bei gleichzeitiger Natriumeinschränkung trägt zur Verminderung des Bluthochdrucks bei. Natürliche Quellen: Natrium wird in Verbindung mit Chlorid als Kochsalz bezeichnet und in dieser Form am häufigsten verzehrt. Ein erheblicher Teil der täglichen Kochsalzaufnahme erfolgt „verborgen“ in Form von industriell hergestellten Lebensmitteln. Von Natur aus natriumarmen Lebensmitteln wird bei der Weiterverarbeitung in Form von Konservierung oft Kochsalz in großen Mengen zugeführt. Aus dem primär natriumarmen Nahrungsmittel ist dann durch die industrielle Bearbeitung ein natriumreiches Lebensmittel wie geräucherter Fisch entstanden. Auch Fertigprodukte sind in der Regel reich an Kochsalz. Gemüsesäften können beispielsweise bis zu 10 g Kochsalz pro Liter zugeführt sein. In Deutschland werden durch Brotund Backwaren etwa 30 %, mit Fleisch und Wurstwaren über 30% der täglichen Natriumchloridaufnahme gedeckt. Kochsalzarm sind beispielsweise Sauermilchprodukte wie Speisequark, Kefir, Joghurt, Gemüse, Obst und natriumarmes Trinkwasser. Versorgung der Bevölkerung: Die durchschnittliche tägliche Natriumzufuhr ist bei Männern und Frauen ab 25 Jahren hoch und übersteigt den Richtwert von 6g Kochsalz minimal. Chlorid (Cl) Das zweite Element, das mit Natrium zusammen das Kochsalz (Natriumchlorid) bildet, ist das Chlorid oder Chlor. Es wurde 1774 vom Schweden Carl Wilhelm Scheele entdeckt. Der Apotheker synthetisierte es zufällig durch eine Reaktion von Salzsäure und Braunstein. Er hielt es damals irrtümlicherweise für ein Oxid. Erst Sir Humphrey Davy, Professor für Chemie in London, erkannte 1810 den Elementcharakter und nannte es Chloridgas oder Chlorine. Der Name kommt von dem griechischen Wort chloros – gelbgrün. Körpereigene Reserven: Neben Natrium ist Chlorid mit 88% das wichtigste Anion der extrazellulären Flüssigkeit. Chlorid ist zusammen mit Natrium für die Regulation des Gesamtvolumens und des osmotischen Drucks zuständig. Chlorid befindet sich in hohen Konzentrationen in der Gehirn-Rückenmarks- September Ausgabe 4/2013 food Technologie 9 INGREDIENTS flüssigkeit sowie in den Verdauungssekreten, insbesondere in Form von Salzsäure im Magen. Im Intrazellulärraum liegt nur eine geringe Chlorid­ konzentration von 12% vor. Der Gesamtchlorid­ bestand des Körpers beträgt im Durchschnitt 1,2 g pro Kilogramm Körpergewicht. Chloridmangel/Hypochlorämie: Ein Chlorid­ mangel kommt in Industrieländern selten vor. Er äußert sich nahezu gleich wie ein Natriummangel, ebenso ist aus den Funktionen im Extrazellulärraum ableitbar. Durch anhaltendes Erbrechen oder starken Durchfall kann es zu Verlusten von Chlorid kommen, vor allem wenn eine chloridarme Nahrung hinzukommt. Auch bei starkem Schwitzen kann ein Chloridmangel entstehen. Chloridmangel führt zu Störungen im Säuren-Basen-Haushalt des Körpers, die mit flacher Atmung, Muskelkrämpfen und Herzfunktionsstörungen verbunden sein können. Eine erblich familiär bedingte Chloridabsorptionsstörung, auch als Chlorid-Diarrhoe-Syndrom bezeichnet, kann bereits kurz nach der Geburt zu wässrigen Durchfällen und dadurch zu einer Dehydratation und Entwicklungsstörungen führen. Chlorakne: Unter einer Chlorakne versteht man eine Hauterkrankung, besonders im Gesicht und an verschiedenen Körperregionen, die von Chlor oder Chlorverbindungen verursacht wird. Chlor­akne kann aufgrund beruflicher Tätigkeiten in der chemischen Indus­trie oder der Elektroindustrie mit Chlorphenol, Perchlornaphthalin, polychlorierten Biphenylen und anderen chlorhaltigen Chemikalien auftreten. Auch Chemieunfälle kommen als Auslöser für eine Chlorakne in Frage. Die Hautveränderungen zeigen sich u.a. in Form von Verdickungen der Hornschicht in den Haarbalgen, in Mitessern oder auch in Knoten, Abszessen oder Zysten. Überdosierung/Hyperchloridämie: Die Chloridaufnahme liegt in vielen westlichen Industrie­ ländern über dem Bedarf, da viele industriell hergestellte Lebensmittel mit Natriumchlorid gewürzt und verfeinert sind. Überschüssiges Chlorid wird im Allgemeinen durch den Urin und durch Schwitzen wieder ausgeschieden. Natrium in der Industrie Grundsätzlich sollte im Rahmen einer ausgewogenen Ernährungsweise fluoridiertes Jodsalz mit Folsäure zum Salzen und der Zubereitung von Speisen gewählt werden. In der Gemeinschaftsverpflegung sind der Verwendung ähnlich wie in der Lebensmittelindustrie wenig Möglichkeiten gegeben, was bedauerlich ist. Erfreulich hingegen ist, dass zumindest jodiertes Speisesalz breit eingesetzt werden kann und auch wird. Die Kochsalzverwendung in der Lebensmittelin- 10 food Technologie dustrie erfolgt nicht nur aufgrund der Würzung, sondern auch aufgrund der Konservierung. Zudem hat Natriumchlorid viele weitere Funktionen in der Lebensmittelindustrie. Es gibt praktisch keine Kochsalzersatzmittel, die den geschmacklichen und technologischen Ansprüchen vollständig oder auch nur teilweise genügen. Kaliumchlorid wurde vor Jahrzehnten immer wieder als Kochsalzersatzmittel angeboten. Der Geschmack läßt jedoch mehr als zu wünschen übrig. Die Health Claims-Verordnung erlaubt für Natrium beziehungsweise Kochsalz folgende nährwertbezogene Angaben und Bedingungen für ihre Verwendung: NATRIUMARM/KOCHSALZARM: Die Angabe, ein Lebensmittel sei „natrium-/kochsalzarm“, sowie jegliche Angabe, die für den Verbraucher voraussichtlich dieselbe Bedeutung hat, ist nur zulässig, wenn das Produkt nicht mehr als 0,12 g Natrium oder den gleichwertigen Gehalt an Salz pro 100 g bzw. 100 ml enthält. Bei anderen Wässern als natürlichen Mineralwässern, die in den Geltungsbereich der Richtlinie 80/777/EWG fallen, darf dieser Wert 2 mg Natrium pro 100 ml nicht übersteigen. SEHR NATRIUMARM/KOCHSALZARM: Die Angabe, ein Lebensmittel sei „sehr ­natrium-/salzarm“, sowie jegliche Angabe, die für den Verbraucher voraussichtlich dieselbe Bedeutung hat, ist nur zulässig, wenn das Produkt nicht mehr als 0,04 g Natrium oder den entsprechenden Gehalt an Salz pro 100 g bzw. 100 ml enthält. Für natürliche Mineralwässer und andere Wässer darf diese Angabe nicht verwendet werden. NATRIUMFREI ODER KOCHSALZFREI: Die Angabe, ein Lebensmittel sei „natriumfrei oder kochsalzfrei“, sowie jegliche Angabe, die für den Verbraucher voraussichtlich dieselbe Bedeutung hat, ist nur zulässig, wenn das Produkt nicht mehr als 0,005 g Natrium oder den gleichwertigen Gehalt an Salz pro 100 g enthält. Auch die EFSA hat bereits verschiedene Aussagen im Bereich der Blutdruckregulation autorisiert. Beispielsweise für eine salzbeschränkte Ernährungsweise oder Omega-3-Fettsäuren/ Docosahexaentsäure liegen diese bereits vor. Bluthochdruck (Hypertonie) Die arterielle Hypertonie, oft verkürzt auch Hypertonie genannt, ist eine chronische Krankheit. Bei der Hypertonie ist der Blutdruck des arteriellen Gefäßsystems chronisch erhöht. Nach Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO gilt ein systolischer Blutdruck von Ausgabe 4/2013 September mindestens 140 mm Hg oder ein diastolischer Blutdruck von wenigstens 90 mm Hg als Hypertonie. Hypertonie gehört zu den Volkskrankheiten. 10 bis 50 Prozent leiden darunter. Die Häufigkeit steigt mit dem Alter deutlich an. Es gibt den primären Bluthochdruck mit unbekannter Ursache, der etwa 80 bis 90 Prozent aller Fälle ausmacht, und den sekundären Bluthochdruck, der durch andere Erkrankungen hervorgerufen werden kann. Therapie: Ziel der Therapie ist eine Blutdrucksenkung, eine Verringerung oder Aufhebung von Risikofaktoren (beispielsweise Diabetes mellitus, Übergewicht, Rauchen, Alkohol) sowie die Behandlung von entstandenen Organschäden. Primärer Bluthochdruck: Behandlung mit Medikamenten zur Senkung des erhöhten Blutdrucks (Antihypertensiva) wie Beta-Blockern, Diuretika, Kalziumantagonisten, ACE-Hemmern und Alpha-Blockern. Insbesondere kochsalzempfindliche Hypertoniker reagieren auf eine hohe Salzzufuhr mit einer Blutdrucksteigerung. Bei Übergewicht sollte ebenfalls eine Reduktion erfolgen. Zudem sollten Stress auslösende Faktoren beseitigt werden und Entspannungstechniken eingesetzt werden. Auch Ausdauersportarten wie Radfahren, Joggen, Schwimmen oder Nordic Walking wirken sich senkend auf den Blutdruck aus und sollten täglich für mindestens 30 Minuten betrieben werden. Mit einer Ernährungsumstellung wie unter „Ernährungstherapie“ beschrieben, lässt sich ebenfalls der Blutdruck senken. Sekundärer Bluthochdruck: Das wichtigste ist die Behandlung der Grunderkrankung. Ernährungstherapie: Reduktion des Übergewichtes durch eine verminderte Energiezufuhr. Besonders die androide Fettverteilung erhöht das Risiko von Bluthochdruck. Besteht eine hohe Kochsalzzufuhr von über 6 bis 7 g NaCl pro Tag, so sollte eine natriumreduzierte Kost mit maximal 6 g Kochsalz täglich angesetzt werden. Weist der Patient eine Kochsalzsensibilität auf oder nimmt er Antihypertonika ein, so muss die natriumreduzierte Kost kontinuierlich beibehalten werden. Die Medikamente können bei einer natriumreduzierten Kost besser wirken. Die empfohlene Natriumreduktion kann mit dem Meiden von stark gesalzenen Produkten wie beispielsweise gesalzenes Gebäck oder Fleisch- und Wurstwaren und der Verwendung von frischen Kräutern, Zwiebeln, Paprika usw. anstatt Kochsalz erreicht werden. Portion Natrium in Milligramm Prozent des Tagesbedarfs (550mg) Lachs geräuchert 100 g 911,5 166 % Salzstangen 30 g 537,0 97 % Oliven, grün gesäuert 25 g 525,0 95 % Lebensmittel Hering Konserve in Öl 50 g 484,5 88 % Gorgonzolakäse 30 g 420,0 76 % Cervelatwurst 25 g 318,5 58 % Tomatenketchup 20 g 224,0 41% Natriumgehalt einiger Lebensmittel Kaliumreiche Kost mit mindestens 6 g Kalium täglich, da es die blutdrucksteigernde Wirkung von Natrium abschwächt. Kalium steckt vor allem in Obst und Gemüse. Eine erhöhte Kaliumzufuhr sollte nicht bei Niereninsuffizienz sowie einer Therapie mit kaliumsparenden Diuretika oder ACE-Hemmern erfolgen. Möglicherweise haben Kalzium und Magnesium eine ähnliche blutdrucksenkende Wirkung, ist jedoch noch nicht wissenschaftlich belegt. Die DASH-Diät (dietary approaches to stop hypertension) mit reichlich Gemüse, Obst und fettarmen Milchprodukten sowie einem geringen Anteil an gesättigten Fettsäuren führt nachweislich zu einer Senkung des Blutdruckes. Reduktion des Alkoholkonsums Vermeidung eines übermäßigen Lakritzverzehrs Mit dem Rauchen aufhören Unter vegetarischer Ernährung kommt es zu einer Senkung des Blutdruckes. Nahrungsfaserreiche Kost mit mindestens 40 g Nahrungsfasern täglich. Den Verzehr von gesättigten Fettsäuren einschränken und stattdessen ungesättigte Fettsäuren aufnehmen. Letztere sollten einen Anteil von zwei Dritteln der Fettaufnahme ausmachen. Zu den ungesättigten Fettsäuren gehören auch die Omega-3-Fettsäuren, die reichlich in Seefisch vorkommen, weswegen dieser häufig auf dem Speiseplan stehen sollte. Viele ungesättigte Fettsäuren sind auch in Nüssen und Pflanzenölen, wie Rapsöl, enthalten. Gesättigte Fettsäuren kommen hauptsächlich in Fleisch, Wurst, Fertigprodukten und Süßigkeiten vor. Die gesamte Fettmenge sollte unter 30 Prozent der Energiezufuhr liegen. FAZIT Der Ernährungstherapie kommt bei Hypertonie eine große Bedeutung zu. Die Hypertonie verläuft häufig symptomlos und bleibt daher unentdeckt. Nur ein kleiner Teil der Hypertoniker ist gut behandelt. Eine ausgewogene Ernährungsund Lebensweise ist in der Lage, der Hypertonie vorzubeugen. Dazu gehört auch die Einschränkung der Natriumchloridzufuhr auf ein normales Maß. In der Lebensmittelindustrie ist es notwendig, die Zugabe von Kochsalz zu minimieren. Kochsalzarme Lebensmittel oder gar streng kochsalzarme Lebensmittel sind in der Regel aber nicht notwendig. Autor: Sven-David Müller, M.Sc, Master of Science in Applied Nutritional Medicine, staatlich anerkannter Diätassistent, Diabetesberater DDG, Zentrum und Praxis für Ernährungskom­ munikation, Diätberatung und Gesundheitspublizistik (ZEK) Buchtipp: Ernährungsratgeber Bluthochdruck, Schlütersche, Sven-David Müller, MSc. Weitere Informationen: www.svendavidmueller.de Quellen: Literatur beim Verfasser September Ausgabe 4/2013 food Technologie 11