Fragen und Antworten zu Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) © ZDS Frage Antwort Was sind MRSA? „MRSA“ steht für die Bakteriengruppe der „Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus“. Staphylococcus (S.) aureus ist ein weit verbreitetes Bakterium, das Haut und Schleimhäute von Mensch und Tier besiedelt. Es gehört zur normalen Keimflora eines Menschen. 30 % bis 40 % 1)der Menschen tragen S. aureus auf der Haut, ohne selbst zu erkranken.2)3) Welche Folgen hat die MethicillinResistenz der Staphylococcus aureus? Die Methicillin-resistente Variante von S. aureus ist gegen bestimmte Antibiotika unempfindlich, was eine Infektion mit diesem Keim so gefährlich macht. 2) Welche Gruppen von MRSA werden unterschieden? haMRSA: werden v.a. im Krankenhaus übertragen caMRSA: werden außerhalb von Krankenhäusern von Mensch zu Mensch übertragen laMRSA: MRSA, die bei Nutztieren verbreitet sind und vor allem bei Menschen gefunden werden, die beruflich mit Nutztieren Kontakt haben, aber auch bei Heimtieren zu finden sind.1) Hierzu zählen überwiegend MRSA, die mit dem klonalen Komplex (CC)398 assoziiert sind, aber auch CC9 und CC97 MRSA.2) Gibt es unterschiedliche MRSATypen und wie unterscheiden sich diese hinsichtlich ihrer Eigenschaften? Die o.g. Typen unterscheiden sich teilweise stark. Die bei Nutztieren vorkommenden MRSA-Typen, d.h. insbesondere die dem CC398 angehörende MRSA, tragen vergleichsweise selten die typischen, bei haMRSA oder caMRSA bis dato beschriebenen krankmachenden Eigenschaften. Bei laMRSA werden selten Resistenzen gegen Antibiotika festgestellt, die in der Humanmedizin im Falle einer klinischen Infektion mit MRSA eingesetzt werden.4) Zwischen Bakterien kann es auch zu einem horizontalen Genaustauch kommen; die Übertragung resistenter Eigenschaften wurde beobachtet. Allerdings wird die Wahrscheinlichkeit als sehr gering eingeschätzt.5) Wie kann sich der Mensch mit MRSA infizieren? Infektionen mit MRSA treten am häufigsten in Krankenhäusern auf, insbesondere auf Intensivstationen,2) aber auch in Pflegeeinrichtungen. Eine zunehmende Anzahl von Personen mit laMRSA, die keinen Kontakt zu Nutztieren gehabt haben, weist auf die zunehmende Bedeutung eines Übertragungsrisikos durch Heimtiere, insbesondere Hunde, hin.3) Können Verbraucher MRSA auf der Haut bemerken? Nein, denn eine Besiedlung führt in der Regel zu keinerlei gesundheitlichen Beeinträchtigungen. MRSA verhält sich hierbei wie jeder andere Vertreter dieser Gattung. S. aureus gehört zur normalen Keimflora der Haut.2) Wie häufig sind MRSA, die bei Nutztieren verbreitet sind, die Ursache für Infektionen des Menschen? Der auf den Nutztier-assoziierten CC398 zurückzuführende Anteil dieser Fälle liegt hier bei ca. 2 % und ist als moderat zu bezeichnen. In Regionen mit hoher Tierdichte kann der Anteil aber auch höher liegen2) Was bringt ein MRSA-Monitoring? Menschen, die mit beruflich mit Tieren zu tun haben, aber auch Heimtier- oder Pferdebesitzer, sollten sich vor jedem Krankenhausaufenthalt auf MRSA untersuchen lassen. Resistente Keime lassen sich z.B. durch spezielle Salben beseitigen. Kann ein normales MRSAMonitoring genutzt werden, um eine Risikoabschätzung für Heimtierbesitzer oder Nachbarn von Tierhaltungsanlagen vorzunehmen? Nein. Auch wenn ein tierassoziierter Bakterienstamm (Sequenztyp) CC 398 nachgewiesen wird, gibt es viele Eintragsquellen. Derzeit liegen wenig Erfahrungen mit Untersuchungen auf molekularer Bakterienebene (SNP-Genomscans) vor. 5) 1) Prevalence and molecular epidemiology of Methicillin-resistant Staphylococcus aureus in nursing home residents in Northern Germany. J Hosp Infect. 2011 Jun;78(2):108-12., 2) BVL 02.03.2015: Resistenzsituation bei tierpathogenen Bakterien, 3) Methicillin-Resistant Staphylococcus aureus in Saarland, Germany: A Statewide Admission Prevalence Screening Study, Published: September 11, 2013, PlusOne, 4) NovoArgumente 01.02.2004, Thilo Spahl, 75 Jahre Penicillin – ein Grund zum Feiern!, 5) Frequent emergence and limited geographic dispersal of methicillin-resistant Staphylococcus aureus, PNAS 14.07.08 Weitere ergänzende Informationen 1. Der Einsatz von Antibiotikahaltigen Leistungsförderern ist in Europa seit Januar 2006 verboten 1), ebenso ein prophylaktischer Einsatz von AB. 2. Resistenzen gibt es seit mehr als 30.000 Jahre 2); sie bilden sich auch natürlich 3). Insbesondere ein unsachgemäßer Einsatz von Antibiotika kann Resistenzen fördern - in der Human- ebenso wie in der Veterinärmedizin und unabhängig von der Landbauform. 3. In der Veterinärmedizin ist die Medikamentengabe im Detail geregelt; je Behandlung sind 11 Dokumentationen erforderlich 4). QS erfasst die Antibiotikamengen seit 2012 zentral über die QS-Antibiotikadatenbank und erfasst 90 % aller Schweinehalter 5), 6) 4. Auch in der Humanmedizin beginnt man, über Leitlinien zum sachgerechten Antibiotikaeinsatz zu diskutieren 7) 5. In der Veterinärmedizin sinkt der AB-Einsatz 8), in der Humanmedizin dagegen steigt er 9). Unabhängig davon ist eine Mengendiskussion kontraproduktiv, wenn es um die Reduzierung von Resistenzen geht 10). Ziel ist die Etablierung einer guten fachlichen Praxis bei der Verwendung dieser wichtigen Arzneimittel ebenso, wie die Reduktion eines unkritischen AB-Einsatzes: 11) - in der Human- wie Veterinärmedizin. 6. Nach Aussage von Prof. Dr. Wolfgang Dott, Epidemiologe am Institut für Hygiene und Umweltmedizin des Uniklinikums in Aachen, spielen „Mikroorganismen aus Tierställen kaum eine Rolle für die menschliche Gesundheit“. 12) 7. Ein Infektionsrisiko soll sich durch funktionierende Monitoringsysteme, wie in den Niederlanden und der Uniklinik Münster, reduzieren lassen 13) 8. Die Behauptung, dass gerade in Vieh dichte Regionen die wenigsten MRSA-Fälle auftreten, ist umstritten 14); 15). Auch dieser Erklärungsansatz 16) bedarf weiterer Untersuchung. 9. Zu kurz kommt in der Diskussion um mögliche Risiken die Rolle von Kläranlagen, Kliniken und der Entsorgung von Medikamentenresten durch die Kanalisation: - Risiko Heimtiere - Risiko Kläranlagen - Risiko Klinikabwasser Derzeit findet häufig eine Polarisierung mit einseitigen Schuldzuweisungen statt. Das muss abgelehnt werden. Dafür ist das Problem zu ernst! 17); 18). Die Standesvertreter der Veterinärund Humanmediziner haben das bereits erkannt 19). Erfreulich das aktuelle Projekt der Charité Berlin, die gemeinsam mit sechs Partnern, das Modellprojekt RAI initiiert haben. Das Projekt folgt einem ganzheitlichen, interdisziplinären One Health Konzept, das die komplexen Zusammenhänge zwischen Mensch, Tier, Umwelt und Gesundheit berücksichtigt (http://www.rai-projekt.de/rai/startseite/) Für Landwirte wurde soeben die Plattform „AniPlus“ freigeschaltet. Sie will Tierhaltern Anregungen geben, mit welchen Strategien der Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung weiter gesenkt werden kann. Mit der Plattform können sich Landwirte ein konkretes Maßnahmenpaket zusammenstellen. Ergänzt werden die Informationen mit einem Beratungsangebot zu Tierwohl und Tiergesundheit (https://aniplus.de/portal/) Solche Maßnahmen haben Erfolg (http://www.animal-health-online.de/gross/2016/09/22/fehlerkorrigiert-menge-der-abgegebenen-antibiotika-in-der-veterinarmedizin-halbiert-auch-wenigerreserveantibiotika/31274/) . © ZDS