WELTKIRCHE Nr. 143/2007 Stellungnahmen MuslimInnen für den Frieden • Friedenspotenzial oder Aufruf zum „heiligen Krieg“? • Interreligiöse Zugänge • Der interreligiöse Friede als wirksamstes Zeugnis von Versöhnung • Christlich-islamischer Dialog zwischen Mission und Ökumene Gelebter Friedensdialog Kontaktstelle für christlich-islamische Begegnung • Friede Institut für Dialog Didaktische Impulse Textarbeit: Biblischer Friede • Vorrang des Friedens im Koran • Gerechter Krieg – ein Vergleich • Gerechter Friede Titel, Tipps, Termine DEN FRIEDEN SUCHEN Friedenspotenziale in Islam und Christentum Didaktische Methoden zum Thema ab Seite 24 Liebe Leserin, lieber Leser! Inhalt 3 Bildimpuls: Hand in Hand STELLUNGNAHMEN 4 Erklärung der KA und IGGÖ 5 MuslimInnen für den Frieden (Y. Dagdevir) FRIEDENSPOTENZIALE IM ISLAM 6 Friedenspotenzial oder Aufruf zum „heiligen Krieg“? (L. Abid) 8 Methode: Begriffsterrine 10 Tafelbild: Islam INTERRELIGIÖSE ZUGÄNGE 11 Friedensarbeit der Weltreligionen (P. Hünermann) 15 Der interreligiöse Friede (A. Schakfeh) GELEBTER FRIEDENSDIALOG 17 18 20 21 In Sachen Dialog unterwegs Gerechter Friede Friede Institut für Dialog Familien begegnen Familien: Beispiel Pfarre Neufünfhaus 22 Gestalten multireligiöser Feiern DIDAKTISCHE IMPULSE 24 Arbeitsblatt: ABC des Unfriedens/Friedens 25 Textblatt: Biblischer Friede 26 Textblatt: Vorrang des Friedens im Koran 28 Kreativ-Werkstatt 29 Fragebogen: Meine Meinung 30 Gerechter Krieg: ein Vergleich 33 Einheit in der Vielfalt (S. Painadath) 34 Literatur und Linkliste In Österreich leben heute ca. 350.000 MuslimInnen, das entspricht mehr als vier Prozent der Bevölkerung. Der Islam gehört zur österreichischen Alltagsrealität. In den Städten, Märkten und Dörfern fallen viele kleine Entscheidungen für ein Miteinader, ein Nebeneinander oder ein Gegeneinander der Religionsgemeinschaften. Aktive Friedensarbeit in Christentum und Islam hilft Feindbilder abbauen und das Miteinander weiter zu entwickeln. Beide Religionen bergen in ihrem Kern starke Friedenspotenziale. Dass beide den Frieden zum Ziel haben, lässt sich durchaus theologisch aus ihnen entwickeln – das Gegenteil aber auch. „Alle Menschen, gleich welcher Religion sie angehören, tun gut daran, sich mit der Zweideutigkeit aller Religion selbstkritisch auseinander zu setzen. Religion kann segensreich wirken, aber auch zur Quelle von Fanatismus und Verderben werden.“ (Ulrich H.J. Körtner) Die Frage lautet also: Gibt es einen Weg, auf dem – ohne Verrat an den jeweiligen Identitäten der beiden Religionen – ein gemeinsames Fundament für die Arbeit am Frieden gefunden werden kann? Dieser Frage gehen wir in den Artikeln von Peter Hünermann und Anas Schakfeh im Theorie-Teil von WERKMAPPE WELTKIRCHE nach. Eine krisenfeste Vertrauensbasis im Verhältnis zwischen Christentum und Islam zu schaffen, die einer latenten Verfeindungsbereitschaft entgegenwirkt, ist auch das Anliegen einiger konkreter Initiativen, wie z.B. der Kontaktstelle für christlich-islamische Begegnung in der Erzdiözese Wien, die wir Ihnen u.a. in diesem Heft vorstellen. Toleranz und Respekt im Umgang miteinander sind wichtig, aber nicht genug. ChristInnen und MuslimInnen sind im Namen des Friedens dazu aufgerufen, mehr aufeinander zu achten und mehr voneinander zu wissen und zu lernen. Eine konkrete Hilfestellung dazu möchten Ihnen die didaktischen Impulse für den Unterricht geben. Für die Weiterarbeit am Thema, bzw. zum Knüpfen eigener Kontakte, nützen Sie bitte insbesondere auch die Link-Liste im Anhang. Ich wünsche Ihnen neue Zugänge zum Islam und viel Freude bei der Umsetzung des Themas in Ihrer konkreten Arbeit. Ihre TITEL, TIPPS, TERMINE Impressum FEEDBACK SERVICE: [email protected] Titelbild: Kalligraphie von Hassan Massoudy Vorschau: Werkmappe 144 Papua Neuguinea 2 MISSIO IM INTERNET: www.missio.at Herausgeber und Medieninhaber: Missio – Päpstliche Missionswerke Redaktion: Maga Maria Schelkshorn-Magas, MMag. Stephan Kopelent Alle: Seilerstätte 12, 1015 Wien, Tel.: (01) 513 77 22 Grafik und Herstellung: Meixner’s Medien Werkstatt, 1030 Wien, www.meixnermedia.at / GF.P Gadi Fischman Design & Communication/ WMP Druckvorbereich GmbH – Druckservice, 2340 Mödling, St. Gabriel, Grenzgasse 111/9 Druckkostenbeitrag: € 8,- jährlich, Einzelnummer: € 2,Erscheinungsweise: Viermal jährlich OFFENLEGUNG IM SINNE DES MEDIENGESETZES: Alleineigentümer: Missio – Päpstliche Missionswerke in Österreich. WERKMAPPE WELTKIRCHE hat sich die Information und Bewusstseinsbildung über Fragen der Weltkirche zum Ziel gesetzt. P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien, Sponsoringpost GZ 02Z030313S Missio • Werkmappe Weltkirche 143/2007 • Den Frieden suchen www.missio.at Stellungnahmen Erklärung Wir – die unterzeichneten Christen, Muslime und die anderen Unterstützerinnen und Unterstützer dieser Erklärung – haben in Österreich eine gemeinsame geschichtliche Erfahrung: sie lehrt uns, dass Begegnung bereichert, Stereotypen und Feindbilder aber den Frieden zerstören. Wir wissen: jede Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit, jede pauschale Verdächtigung und jedes verhetzende Wort gegenüber Menschen anderer politischer, religiöser und sozialer Herkunft kann eine Vorform auch physischer Gewalt sein. Wir – Muslime und Christen – haben in Österreich eine gemeinsame Gegenwart. Längst schon gibt es keine getrennten Lebenswelten mehr. Hunderttausende Muslime gehören heute zur österreichischen Alltagsrealität, in allen Städten, Märkten und Dörfern unseres Landes. Überall dort fallen kleine Entscheidungen für ein Miteinander, für ein Nebeneinander oder für ein Gegeneinander. Diese Entscheidungen fällt jede und jeder von uns, im Reden und Handeln. Und manchmal würde es schon genügen, sich in den Anderen hinein zu versetzen. Wir – Christen und Muslime in Österreich – haben eine gemeinsame Zukunft. Mit unserem Umgang prägen wir nicht nur das geistige und soziale Klima in Österreich, wir beeinflussen damit auch die politische Atmosphäre in Europa und indirekt das künftige Zusammenleben in einer globalen Schicksalsgemeinschaft. Toleranz und Respekt im Umgang miteinander sind wichtig und unersetzlich, aber nicht genug: Christen und Muslime sind aufgerufen, einander besser zu verstehen, mehr voneinander zu wissen und zu lernen, mehr aufeinander zu achten und mehr miteinander zu leben. Jeder Versuch, uns Christen und Muslime gegeneinander auszuspielen, widerspricht dem, was wir aus der Geschichte gelernt haben, es widerspricht unseren gemeinsamen Wünschen und den Erfordernissen, die unsere Heimat an uns stellt. Gemeinsam sind uns die Rechte und Pflichten als Mitbürger in einem demokratischen Rechtsstaat, gemeinsam das Bemühen um eine Kultur der Rücksichtnahme, gemeinsam die Solidarität mit allen, die sich zu unserem Land und seinen Gesetzen und Werten bekennen – und gemeinsam unsere Verantwortung vor Gott und den Menschen. Wir laden alle, die dieses Anliegen teilen, ein, auch wenn sie keiner Glaubensgemeinschaft angehören, sich dieser Initiative anzuschließen. © 2006 Katholische Aktion Österreich (KAÖ) und Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) Es ist besser, eine Kerze zu entzünden, als die Finsternis zu verfluchen Im Februar 2006 wurde in Österreich die christlichmuslimische Plattform gegründet. Auf dem Hintergrund des Karikaturenstreits und seiner weltweiten Schockwellen will die Plattform einer latenten Verfeindungsbereitschaft zwischen ChristInnen und MuslimInnen in Österreich entgegentreten. Rasch fanden sich UnterstützerInnen aus der Katholischen Aktion, den christlichen Kirchen allgemein und vor allem auch aus der islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ). Ein bürgerschaftliches Engagement entstand als Zeichen des umfassenden Miteinander, das Motto: „Wir wollen Frieden in unserem gemeinsamen Haus Österreich.“ ErstunterzeichnerInnen waren u.a. Persönlichkeiten wie 4 Weihbischof Krätzl, IGGÖ-Präsident Anas Schakfeh, Philipp Harnoncourt, der Fußballnationalspieler Mohamed Akagündüz, Hubert von Goisern, Klaus Maria Brandauer und Barbara Frischmuth. (Siehe unter www.christenundmuslime.at) Ziel der Plattform ist es, rasch gegen ausländerfeindliche Aussagen oder Handlungen auftreten zu können, eine krisenfeste Vertrauensbasis im christlich-muslimischen Verhältnis zu schaffen und die Kenntnis voneinander gezielt zu verbessern. Auch die Vernetzung mit bereits bestehenden Lokalinitiativen und die Mitarbeit bei der Lösung von Integrationsproblemen ist geplant. aus: P. Schulmeister, Wir wollen Frieden in unserem Haus, Christen und Muslime in Österreich, in: miteinander 9/2006, S. 10 Missio • Werkmappe Weltkirche 143/2007 • Den Frieden suchen www.missio.at Friedenspotenziale im Islam Friedenspotenzial oder Aufruf zum „Heiligen Krieg“? Vom Selbstverständnis des Islam: Besitzt der Islam ein „Friedenspotenzial“? Oder ruft er zum „Heiligen Krieg“ auf? Die Terroranschläge der letzten Jahre wurden nicht nur von den Regierungen muslimischer Länder und von offiziellen islamischen Institutionen verurteilt, auch viele private Stimmen von Muslimen aus aller Welt drückten Betroffenheit und Trauer aus und distanzierten sich in aller Entschiedenheit von Gewalt gegen ■ Von Lise J. Abid Unschuldige. Ziel der nachfolgenden Betrachtung ist nicht eine politische Analyse von Konfliktursachen. Es soll vielmehr der Frage nachgegangen werden, ob die islamische Religion ein Faktor zur Förderung des Friedens sein kann. Unter allen Weltreligionen hat ja gerade diese jüngste den Ruf, militant und kriegerisch zu sein – wurde sie doch „mit Feuer und Schwert“ verbreitet und ruft sie doch zum Kampf gegen “Ungläubige“ auf – oder?? Gibt es noch eine andere Perspektive? Es gibt sie, und sie findet sich schon im eigentlichen islamischen Selbstverständnis, denn das Wort „Islam“ trägt in seiner Wurzel die Bedeutung „Frieden“ in sich. Die arabische Wortwurzel s-l-m steht für „wohlbehalten, in Sicherheit“, eben „in Frieden sein“. Auch das Wort SALAM, Friede, ist daraus gebildet. ISLAM ist das Friedenmachen durch Hingabe an Gott: ein MUSLIM/A, der/die sich Hingebende, findet dadurch Frieden mit sich selbst, den Mitmenschen und mit der gesamten Schöpfung. Salam alaikum – „Friede sei mit euch!“ ist der traditionelle muslimische Friedensgruß, mit dem sich nach dem Beispiel des Propheten die Muslime überall auf der Welt begrüßen. Und es ist bezeichnend, dass Mohammed nicht nur Muslime so begrüßte. Als ein Gefährte ihn fragte, was im Islam am besten sei, entgegnete er: „Dass du den Armen speist und den Friedensgruß entbietest dem, den du kennst und dem, den du nicht kennst.“ (überliefert von Abdullah ibn Omar in den Hadith-Sammlungen) Der Friedensgruß hat auch eine rituelle Funktion – nach jedem der fünf täglichen Pflichtgebete wenden die Muslime den Kopf nach rechts und links und entbieten den Friedensgruß der ganzen Schöpfung. Friedensideal des Koran Das koranische Friedensideal basiert auf dem Grundsatz der Gerechtigkeit. „Gott lädt ein zum Haus des Friedens“, heißt es im Koran (Sure 10: Vers 25). Mancher IslamWissenschaftler mag nun den Zeigefinger erheben und auf die klassischen islamischen Staatstheoretiker verweisen: da gibt es doch auch ein „Haus des Krieges“ (Dar al-harb), nämlich alles Territorium außerhalb der islamischen Welt. 6 Das klingt bedrohlich. In der Tat spielte diese Vorstellung von einer Welt des Islam (Dar al-Islam) und einer ihr feindlich gesinnten Außenwelt in der islamischen Staatsrechtslehre eine nicht unbedeutende Rolle und manifestierte sich auch in der Geschichte. Dann gab es aber noch das Gebiet, in dem diese beiden Antagonisten auf vertraglicher Basis friedliche Beziehungen pflegen konnten: Dar al-sulh, das „Haus des (politischen) Friedens“. Dieser Vertragszustand wird heute durch die diplomatischen Beziehungen repräsentiert. „Gott verbietet euch nicht, gegen jene, die euch nicht des Glaubens wegen bekämpft haben und euch nicht aus euren Heimstätten vertrieben haben, gütig zu sein und redlich mit ihnen zu verfahren; wahrlich, Allah liebt die Gerechten.“ (Koran, 60:7) Gewiss, der Koran enthält eine ganze Reihe von Versen, die sehr kriegerisch tönen. Jedoch muss man den historischen Hintergrund kennen, um sich darüber ein Urteil zu bilden. Unmittelbarer Anlass für ihre Offenbarung war die akute Bedrohung der damals noch kleinen und schwachen muslimischen Gemeinde, die der Prophet Muhammad in Medina gegründet hatte – eine Bedrohung, die von den heidnischen Arabern in der reichen Pilger- und Handelsmetropole Mekka ausging. Der entscheidende Überlebenskampf des frühen islamischen Stadtstaates von Medina wurde gegen diesen Widersacher geführt. Haltung gegenüber anderen Religionen Die grundsätzliche Einstellung des Islam gegenüber anderen Religionen ist jedoch im Koran klar niedergelegt: „Wahrlich, die Gläubigen und die Juden und die Christen und die Sabier (Johanneschristen, Sabäer) wer immer wahrhaft an Gott glaubt und an den Jüngsten Tag und gute Werke tut, sie sollen ihren Lohn empfangen von ihrem Herrn, und keine Furcht soll über sie kommen, noch sollen sie trauern.“ (Koran 2:62, ähnlich in 5:69). Von einem Auftrag zur Verbreitung des Islam durch Gewalt und Krieg kann keine Rede sein: „Es sei kein Zwang im Glauben.“ (Koran 2:256) Der Prophet wird sogar von Gott gewarnt: „Und wenn dein Missio • Werkmappe Weltkirche 143/2007 • Den Frieden suchen www.missio.at Friedenspozentiale im Islam Das „Schiff des Heils“ © E. Diederichs Verlag Herr gewollt hätte, würden die, die auf der Erde sind, alle zusammen gläubig werden. Willst du nun die Menschen dazu zwingen, dass sie glauben?“ (Koran 10:99). Tradition der Gewaltlosigkeit Zur Frage, ob der Islam eine Tradition der Gewaltlosigkeit kenne, ist bisher auch von muslimischer Seite viel zu wenig geforscht worden. Tatsache ist, dass der Prophet Mohammed nach Empfang der ersten Offenbarung ca. im Jahre 570 aktive Gewaltfreiheit lebte. Während der ersten Periode seiner Sendung bekam er nicht nur schlimmste Beleidigungen zu hören, sondern war auch Drohungen und massivem Druck ausgesetzt und mit tätlichen Attacken seitens der Aristokratie von Mekka konfrontiert. Nachdem er mit der öffentlichen Verkündigung seiner Lehre begonnen hatte, wurde er beschimpft, attackiert und mit Unrat und Steinen beworfen – trotz seiner bisher geachteten Stellung in der mekkanischen Gesellschaft, in der er als „al-Amin“ (der Aufrichtige, Zuverlässige) bekannt war. In der Handelsund Pilgermetropole Mekka waren es zuerst vor allem die Randgruppen, die sich ihm anschlossen: Sklaven, arme Leute, Jugendliche und Frauen – letztere oft gegen den Willen ihrer Ehemänner, Väter oder Brüder. Die Vornehmen Mekkas, die um ihre Privilegien fürchteten, erwirkten einen Boykott der Muslime. Die kleine Gemeinde musste außerhalb von Mekka in der Wüste wohnen und durfte nicht mit lebenswichtigen Gütern versorgt werden, keinen Handel treiben und die Heirat mit ihnen war verboten. Mohammed und seine Anhänger, von denen in dieser Zeit nicht wenige gefoltert und getötet wurden, ertrugen diesen Zustand mit Geduld, in Würde und ohne Gegenwehr. Eine kleine Gruppe von Muslimen wanderte damals auf Anraten des Propheten nach Abessinien aus, wo sie vom Negus, dem christlichen König, freundlich aufgenommen wurden. Unter ihnen war auch eine Tochter Mohammeds und deren Ehemann. Ungefähr 12 Jahre dauerte diese harte Zeit der Prüfungen und des Exils. Es ist die klassische Periode mus- www.missio.at limischer Gewaltlosigkeit. Aber auch nach der Auswanderung des Propheten nach Medina im Jahre 622 änderte der Islam nicht sein Gesicht. Mohammed war als Friedensstifter nach Medina gerufen worden und er schaffte es tatsächlich, die dort lebenden verfeindeten Stämme zu versöhnen. Er verfasste ein Dokument, dessen Text bis heute erhalten ist und das wohl als eine der ältesten geschriebenen Verfassungen gelten kann. Darin erhalten Muslime und Andersgläubige – vor allem die in und um Medina lebenden Juden – gleiche Rechte und Pflichten. In den folgenden Jahren musste sich die Gemeinschaft von Medina gegen ständige Angriffe von Armeen aus dem feindlichen Mekka zur Wehr setzen. Über die Behandlung von Kriegsgefangenen gibt es aus dieser Zeit wichtige Dokumente, die für sich selbst sprechen. Als die zahlenmäßig weit unterlegenen Muslime die bestens gerüsteten Angreifer bei den Brunnen von Badr in die Flucht schlugen und Gefangene nahmen, verlangten sie von diesen ein bemerkenswertes Lösegeld: jeder des Lesens und Schreibens Kundige musste zehn Muslime in dieser Kunst unterrichten und ging dann frei! Ähnlich verfuhr der Prophet auch bei späteren Gelegenheiten. Als es Mohammed im Jahre 630 schließlich gelang, die Stadt Mekka kampflos einzunehmen, übte er keine Rache, sondern vergab seinen Feinden. Muslime im „Dar-al-harb“ Vertragstreue ist dem Muslim als heilige Pflicht auferlegt, zahlreiche Koranstellen ermahnen ihn dazu. Diese Verpflichtung gilt auch für jeden einzelnen Anhänger des Islam, der in einem nichtmuslimischen Land lebt. Wenn er in seiner Religionsausübung nicht behindert wird, wenn den Muslimen die Rechte einer Minderheit zugestanden werden, sind sie diesem Staat zur Loyalität verpflichtet. Grundlage ihres „persönlichen Vertragszustandes“ ist damit die Verfassung oder das Grundgesetz des jeweiligen Landes, das ihnen diese Rechte garantiert und ihre Pflichten als Bürger oder Minderheiten festlegt. Missio • Werkmappe Weltkirche 143/2007 • Den Frieden suchen 7 Friedenspotenziale im Islam Dschihad Welchen Stellenwert hat nun der Dschihad, der angeblich „heilige Krieg“? Die Muslime sind zwar dem Dschihad verpflichtet, aber schon das Wort hat mit Krieg (harb, s. oben) nichts zu tun. Es bedeutet vielmehr „Anstrengung“ für eine gute Sache. Als Einsatz für die Gerechtigkeit kann es auch Verteidigungsanstrengungen bedeuten, und so ist es zu verstehen, wenn dieser Terminus im Koran im Sinne von „Kampf, höchster Einsatz“ verwendet wird. Aus der Zeit des Propheten ist belegt, dass Dschihad keineswegs mit Waffengewalt zu tun haben muss: „Der beste Dschihad ist das Wort der Wahrheit und des Rechts vor einem ungerechten Herrscher“, erklärte Muhammad. Also Einsatz für Redefreiheit und Menschenrechte im weitesten Sinn, und das vor 1400 Jahren! Er definierte ferner einen „großen“ und einen „kleinen“ Dschihad. Ersterer ist der Kampf gegen die eigenen Unzulänglichkeiten und Fehler. Dagegen gilt der Kampf mit der Waffe nur als „kleiner Dschihad“. Dennoch bleibt die Frage nach einer aggressiven Verbreitung des Glaubens, die den Anhängern des Propheten Muhammad oft angelastet wird. Wäre nicht der Dschihad im Verlauf der islamischen Geschichte auch als militärischer Kampf verstanden und praktiziert worden, so würde sich die Diskussion dieses Themas dennoch nicht erübrigen. Denn die Menschheitsgeschichte kennt wohl kaum eine Religion oder Ideologie, die nicht in irgendeiner Form als Machtmittel missbraucht worden wäre. Auch die muslimische Welt kann hier keine historische Unschuld beanspruchen. Terror steht jedoch in krassem Gegensatz zu den theologischen Prinzipien des Islam. Es wäre daher unverantwortlich, anti-islamische Stimmungsmache zu betreiben und ein neues „Feindbild Islam“ aufzubauen. Wer Frieden wünscht, schafft sich besser keine Feindbilder. So gesehen sind die Bemühungen um einen Dialog zwischen den Weltreligionen wahrhafte Friedensarbeit und können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Grundvoraussetzungen Ein Muslim, der es mit den heiligen Texten des Islam genau nimmt, kann immer nur der Zweite sein, der zum Schwert greift: „Die Erlaubnis (sich zu verteidigen) ist denen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen Unrecht geschah …“ (Koran, 22:39) Alle ernstzunehmenden Kommentatoren haben diesen Vers, in dem zum ersten Mal in der koranischen Offenbarung von Kampf die Rede ist, als Schlüsselstelle angesehen. In ihm ist die Grundvoraussetzung für alle kriegerischen Handlungen niedergelegt: nämlich, dass es sich nur um Verteidigung handeln darf. Sämtliche spätere Verse, die im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen Muhammads mit den heidnischen Mekkanern noch zu diesem Thema geoffenbart wurden, sind an diesen ersten Begriffsterrine Zwei Begriffe gehören jeweils zusammen. Verbinde sie mit einem Pfeil. Kleiner Dschihad ■ „Haus des politischen Friedens“ – das Gebiet in dem auf vertraglicher Basis friedliche Beziehungen gepflegt werden. ■ „Haus des Friedens“ – Welt des Islam Großer Dschihad ■ Das „Sich-Abmühen“ (auf dem Weg Gottes): Der Kampf innerhalb der muslimischen Gemeinschaft und in jedem Individuum gegen das Böse. Ein religiöses und spirituelles Bemühen, das alle MuslimInnen in ihrem Leben führen sollen. Dar al-harb ■ Die Gemeinschaft der Muslime: im Islam nach dem göttlichen Heilsplan die beste Gemeinschaft. Dar al-Islam ■ „Haus des Krieges“ – alles Territorium außerhalb der islamischen Welt Dar al-sulh Umma 8 ■ Der Kampf gegen einen äußeren Feind, der sich gegen Gott wendet. Diese Form des Dschihad gilt nur als letzte Möglichkeit und kann nicht von politischen Führern, sondern nur von religiösen Autoritäten innerhalb der Gemeinschaft ausgerufen werden. Missio • Werkmappe Weltkirche 143/2007 • Den Frieden suchen www.missio.at Friedenspotenziale im Islam Vers gebunden. Wenn sie auch kriegerisch klingen mögen, sie sind konditionell, d.h. sie sind strikt gebunden an die Grundbedingung, dass vom Feind eine Aggression ausgeht, dass nicht die Muslime diese Aggression begonnen haben. Im Islam heiligt der Zweck nicht die Mittel – dies ist ein Grundprinzip. Humanität verlangt der Islam sehr präzise auch für den Kriegsfall: „...und kämpft auf dem Wege Gottes gegen diejenigen, die euch bekämpfen, doch übertretet nicht das Maß, indem ihr zuerst den Kampf beginnt. Wahrlich, Gott liebt nicht die Übertreter.“ (Koran, 2:190). Der erste Kalif Abu Bakr trug seinen Truppen im Einklang mit den Weisungen des Propheten auf: „Wenn ihr siegreich seid, nützt euren Vorteil nicht aus und hütet euch davor, eure Schwerter mit dem Blut derer zu beflecken, die sich ergeben. Rührt die Frauen nicht an, schont die Kinder und die Kranken. Haut keine Palmen oder Obstbäume um, tötet kein Vieh und zerstört keine Feldfrüchte und Häuser. Zerstört nichts ohne absolute Notwendigkeit. Behandelt die Gefangenen gut ... handelt nicht mit Falschheit, sondern seid aufrecht, edel und haltet euer Wort. Stört nicht die Mönche und Einsiedler und zerstört nicht ihre Klausen ...“ Also keine Politik der „verbrannten Erde“. Kein Rassismus Eine Quelle von Feindseligkeiten, die gerade heute wieder traurige Aktualität gewonnen hat, lehnt der Islam überhaupt von Grund auf ab: Nationalismus und Rassismus. Ganz schlicht sagt der Koran dazu: „Oh ihr Menschen, Wir erschufen euch von einem Mann und einer Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen, auf dass ihr einander kennen möget. Wahrlich, der Edelste von euch vor Gott ist der Gottesfürchtigste unter euch ...“ (Koran, 49:13) Kaum eine andere heilige Schrift hat sich mit solcher Nüchternheit und Klarheit mit dem offensichtlich unterschiedlichen Aussehen und den verschiedenen Sprachen des Menschengeschlechts auseinandergesetzt. Äußere Unterschiede, Lebenseinstellungen, „Mentalität“ und ihr kultureller Ausdruck sind das Allernatürlichste. Anfeindungen deswegen sind unnatürlich. Die einzigen Unterschiede, die zählen, sind moralischer Natur. „Und wenn Gott gewollt hätte, so hätte Er euch zu einer einzigen Gemeinschaft gemacht. Doch wollte Er euch prüfen in dem, was Er euch gegeben hat. Darum wetteifert miteinander im Guten! Zu Gott werdet ihr dereinst zurückkehren, und Er wird euch aufklären über das, worüber ihr uneins seid.“ (Koran, 5:48) Gott will Frieden Immer wieder drückt das heilige Buch der Muslime aus, dass Gott Frieden wünscht, und zwar für alle Religionen: „Und wenn Gott nicht die einen Menschen durch die anderen zurückgehalten hätte, so wären gewiss Klausen, Kirchen, Synagogen und Moscheen, in denen der Name Gottes häufig genannt wird, zerstört worden. Gott wird sicher dem beistehen, der Ihm beisteht.“ (Koran, 22:40) Die Muslime werden ausdrücklich gewarnt: „Lasst nicht durch den Hass anderer euch zu Ungerechtigkeit verführen. Seid gerecht, das ist näher der Gottesfurcht.“ (Koran, 5:8) „Absurd ... die Vorstellung, dass der Koran, der die Individualbekehrung zum Islam mit Gewalt ablehnt ..., die Massenbekehrung mittels Krieg anstrebe. Angesichts dieser eindeutigen Aussagen des Koran erübrigt es sich, sich mit Irrungen und Wirrungen der islamischen Jurisprudenz des Mittelalters auf diesem Gebiet herumzuschlagen. ... Im Übrigen hat der Krieg im Zeitalter der ABC Waffen und der Hochtechnologie einen Charakter angenommen, der alle früheren theoretischen Erörterungen dazu, sei es durch katholische Scholastiker (Lehre vom gerechten Krieg/ iustum bellum), sei es durch islamische Rechtsgelehrte im Zweifel obsolet gemacht hat.“ (M.W. Hofmann, Der Islam als Alternative, 1992, S.191f) Klar und deutlich ist dem Muslim ans Herz gelegt, Frieden zu schließen, sobald der Gegner auch nur entfernt dazu bereit ist: „Sind sie aber zum Frieden geneigt, so sei auch du ihm geneigt und vertrau auf Gott; siehe, Er ist der Hörende, der Wissende.“(Koran, 8:61). In jedem Fall sind Vernunft und vertrauensbildende Maßnahmen gefordert, um den Frieden herzustellen und zu erhalten. www.missio.at Gelebte Praxis Berechtigt ist nun die Frage, wie die praktischen Schritte aussehen könnten, die diesen Idealen Rechnung tragen. Alle Religionen sind gleichermaßen gefordert, ihren ethischen Maximen in einer Welt zur Geltung zu verhelfen, in der Erfolg oder Misserfolg einer Gesellschaft in erster Linie am Wachstum des Bruttosozialproduktes gemessen wird. Auch die Muslime sind aufgerufen, Beispiele humanen Zusammenlebens und sozialen Friedens zu geben. Friedenssuche abseits der großen Politik, im Alltag, am Arbeitsplatz, an den Bildungsstätten, in der Familie und in der Nachbarschaft – das ist die große, wenn auch unspektakuläre Aufgabe, der sich jeder Gläubige widmen kann und soll. In einem wahrhaft humanistischen Appell ruft der Koran alle Menschen guten Willens auf: „Jeder hat ein Ziel, dem er sich zuwendet. So wetteifert miteinander in guten Werken. Wo immer ihr auch seid, Gott wird euch zusammenführen ...“ (Koran, 2:148). Impuls Suche aus dem Text von Lise Abid jene Koran-Zitate, die ■ die Haltung des Islam zu anderen Religionen definieren. ■ die Freiheit im Glauben ausdrücken. ■ das Recht auf bzw. die Bedingungen für einen Kampf definieren. ■ sich gegen Rassismus aussprechen. Missio • Werkmappe Weltkirche 143/2007 • Den Frieden suchen 9 Gelebter Friedensdialog In Sachen Dialog unterwegs Die Kontaktstelle für christlich-islamische Begegnung in der Erzdiözese Wien Martin Rupprecht, Dechant und Pfarrer in der Pfarre Neufünfhaus im 15. Wiener Gemeindebezirk, wurde von Kardinal Dr. Christoph Schönborn OP zum Leiter der Kontaktstelle für die christlich-islamische Begegnung berufen. Ziel dieser Kontaktstelle ist der Aufbau von Beziehungen zwischen den katholischen Pfarrgemeinden in Wien und den benachbarten Moscheegemeinden und anderen islamischen Institutionen. Auf der Ebene des offiziellen interreligiösen Dialogs mag es einigermaßen rund und einvernehmlich zugehen, es mangelt jedoch weiterhin an der konkreten Begegnungsarbeit auf lokaler Ebene. Dies betont Martin Rupprecht. So gibt es immer noch zahlreiche Pfarrgemeinden, die keinerlei Kontakte zu den benachbarten Moscheegemeinden haben. Aus dieser „Leerstelle in der interreligiösen Begegnung” ist die Notwendigkeit erwachsen, eine Kontaktstelle zu schaffen. Zu Rupprechts Aufgaben zählt daher die Ermutigung und Begleitung von Pfarr- und Moscheegemeinden, die den beiderseitigen Wunsch haben, einander kennen zu lernen, aber nicht wissen, wie sie den ersten Schritt tun sollen. Die Kontaktstelle ist nicht zuletzt auch auf Wunsch der Muslime zustande gekommen. So habe es bei vielen Moscheegemeinden den ausdrücklichen Wunsch gegeben, einen konkreten Ansprechpartner in der Diözese zu haben und so die interreligiösen Beziehungen auf Gemeindeebene zu verbessern. Neben der Vermittlungsaufgabe zählt auch die Beratung in Fragen gemischtreligiöser Partnerschaften und Ehen zu den Angeboten der Kontaktstelle. Es soll dadurch gelingen, was Papst Johannes Paul II. zu diesem Thema sagte: „Der Kontakt mit den Anhängern anderer Religionen ist häufig eine Quelle großer Freude und Ermutigung. Durch ihn erfahren wir, wie Gott im Geist und in den Herzen der Menschen in ihren Riten und Traditionen am Wirken ist.“ Aus: Neufünfhauser Pfarrbrief 97/ Dezember 2006; Kathpress 15.12.2006 © Rupprecht/kathbild Kontaktstelle für christlich-islamische Begegnung in der Erzdiözese Wien: Vogelweidplatz 7, 1150 Wien Tel. 01/982 22 41 www.pfarre-nfh.at Der Aufbau von persönlichen Beziehungen ist der Grundstein für einen echten Dialog. www.missio.at Missio • Werkmappe Weltkirche 143/2007 • Den Frieden suchen 17 Didaktische Impulse „ABC des Unfriedens“ „ABC des Friedens“ A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Z A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Z ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ Alphabet des Friedens Achtung und Arbeit • Acker und Abrüstung • Quellen • Brüderlichkeit und Brot • Brunnen und Blumen • Betlehem • Saaten und Spielplätze • Caritas • Christus • Teilen • Djenen und Danken • Umkehr • Ehrfurcht und Einigung • Entschlusskraft, Erfüllung • Evangelium • Verantwortung • Freiheit und Freude • Freundschaft und Feste • Weinberge und Wiegenlieder • Gerechtigkeit und Geduld • Güte und Großmut • Gastfreundschaft und Gemeinschaft • Herz und Hände • Hilfsbereitschaft • Hoffnung • Heimat • Innerlichkeit • Ideen • Jawort • Jetzt • Jeder • Kinderlachen und Kornfelder • Kommunikation • Konsequenz • Liebe • Lernbereitschaft • Langmut • Menschenwürde • Meinungsfreiheit • Mütter • Mut • Nächstenliebe • Offenheit • Ölzweig • Partnerschaft und Phantasie • Reis und Rosen • Solidarität • Vergebung und Verständnis • Versöhnung und Vertrauen • Wege • Wahrheit • Zuneigung, Zärtlichkeit 24 Impuls Erstellt ein ABC des Unfriedens/Friedens. Nehmt euch Anregungen aus der Stichwortsammlung und sucht eigene Begriffe. Lasst in eure persönliche Friedens-Definition den alttestamentlichen „Schalom“ Begriff einfließen! Aus: Gerechter Friede, in: Religion erleben, hrsg. v. missio Aachen, S. 34. Missio • Werkmappe Weltkirche 143/2007 • Den Frieden suchen www.missio.at Didaktische Impulse Kreativ-Werkstatt Jeder, der sagt: Jede, die sagt: Ich will nur meine Ruhe haben! Lasst mich in Frieden! Ich halte mich heraus! – Was geht das mich an? Friede ist nicht gleich Seelenfriede. Friede ist nicht gleich Friedhofsruhe. Friede ist nicht gleich Nicht-Krieg. Friede ist nicht gleich Konfliktlosigkeit Friede ist nicht gleich ….…. Der/die ist nicht für den Frieden. Es gibt keinen Weg zum Frieden, der Friede selber ist der Weg. Wer Frieden will, hat andere Vokabeln gelernt. Sie heißen: sich einsetzen, etwas verändern, … miteinander füreinander … Menschheit Welt Zukunft … Friede ist nicht gleich Paradies. Impuls Dieser begonnene Text soll verlocken, weiterzudenken, weiterzufragen, eigene Wörter und Sätze dazuzuschreiben – mache einen eigenen kritischen Friedens-Text daraus. Die Goldene Regel In den großen Religionen sind ähnliche Formulierungen der einen wichtigen Forderung anzutreffen: Behandle deine Mitmenschen so, wie du von ihnen behandelt werden willst! Zur Vertiefung „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“ (Mt 7,12; Lk 6,31) „Keiner von euch ist ein Gläubiger, solange er nicht seinem Bruder wünscht, was er sich selber wünscht.“ (Koran 40: 13) 28 Ergänze die Goldene Regel um deine ganz eigene Goldene Regel, die es dir ermöglicht, am Frieden mitzubauen. Ergänze die Goldene Regel mit konkreten Alltagsbeispielen in der Begegnung von Menschen unterschiedlicher Religionen. Zur Weiterarbeit Friedenskartenset: „Give peace a chance“ 365 Friedenskarten Erstelle ein persönliches Friedenskartenset mit starken Slogans/Mutmachern zum Thema Frieden. Als Ergänzung zu deinen eigenen Gedanken könnte die Webseite zum Thema Frieden-stiften dienlich sein. Siehe unter: http://www.frieden-stiften.org/ hier erhält man für 365 Tage im Jahr Kurzgeschichten, Gedanken und Zitate zum Thema Frieden. Missio • Werkmappe Weltkirche 143/2007 • Den Frieden suchen www.missio.at Didaktische Impulse Meine Meinung Wie beurteilst du folgende Vorwürfe auf der Skala von 0 bis 10? Suche dir MitschülerInnen für eine kleine Diskussion! 1. Der Islam will alle Menschen bekehren, notfalls mit Gewalt. 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 sowohl fair als auch unfair ganz unfair 10 absolut fair 2. Der Islam ist eine aggressive Religion, weil Muslime heilige Kriege führen. 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 sowohl fair als auch unfair ganz unfair 10 absolut fair 3. Das Christentum ist eine aggressive Religion. Das beweisen die Kreuzzüge. 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 sowohl fair als auch unfair ganz unfair 10 absolut fair 4. Wenn Menschen im Namen einer Religion Krieg führen (Islam oder Christentum), missbrauchen sie die Religion, um eigene Interessen zu verstecken. 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 sowohl fair als auch unfair ganz unfair 10 absolut fair 5. Wer die Religion Andersgläubiger nur als aggressiv darstellt und die eigene Religion nur als friedlich, hetzt damit Menschen gegeneinander auf und versucht Unfrieden und Hass zu säen. 0 1 2 3 4 5 6 7 sowohl fair als auch unfair ganz unfair 8 9 10 absolut fair aus: F. Rupp-Holmes, Lernstraße Islam, Calwer Verlag 2004 www.missio.at Missio • Werkmappe Weltkirche 143/2007 • Den Frieden suchen 29 Titel, Tipps, Termine Empfehlenswerte Literatur Behelfe ■ Christoph P. Baumann, Der Knigge der Weltreligionen. Feste, Brauchtum und richtiges Verhalten auf einen Blick, Kreuz Verlag, Stuttgart 2005 ■ Der Islam. Folien und Erläuterungen, hrsg. v. Religionspädagogischen Seminar der Diözese Regensburg. Arbeitsblätter, Folien und Erläuterungen ■ Christoph Bultmann/B. Kranemann/J. Rüpke (Hgg.), Religion, Gewalt, Gewaltlosigkeit. Probleme, Positionen, Perspektiven, Aschendorff Verlag, Münster 2004 ■ Alfons Fürst (Hg.), Friede auf Erden? Die Weltreligionen zwischen Gewaltverzicht und Gewaltbereitschaft, Verlag Herder, Freiburg i.Br. 2006 ■ Adel Th. Khoury, Mit Muslimen in Frieden leben. Friedenspotentiale des Islam, echter Verlag, Würzburg 2002 ■ Adel Th. Khoury. Die Weisheit des Islams. Gebete und koranische Texte. Herder 2006 ■ Hans Küng (Hg.), Ja zum Weltethos. Perspektiven für die Suche nach Orientierung, Piper Verlag, München 1995 ■ Der Koran, aus dem Arabischen übertragen von Max Henning, Philipp Reclam Jun., Stuttgart 1960 ■ Ursula Spuller-Stegemann. Die 101 wichtigsten Fragen zum Islam. Beck Verlag 2007 ■ Christian W. Troll, Muslime fragen, Christen antworten, Topos plus Taschenbücher (Band 489), Kevelaer 20042 ■ Christian W. Troll, Als Christ dem Islam begegnen. Ignatianische Impulse, echter Verlag, Würzburg 2004 ■ Was jeder vom Islam wissen muss, hrsg. v. Lutherischen Kirchenamt, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 19965 ■ Weltkonferenz der Religionen für den Frieden/ Kontaktstelle für Weltreligionen (Hg.), Friede mit friedlichen Mitteln. Neue Herausforderungen für die Religionen, Tyrolia Verlag, Innsbruck 2002 ■ Stefan J. Wimmer/ Stephan Leimgruber, Von Adam bis Muhammad. Bibel und Koran im Vergleich, hrsg. v. Deutschen Katecheten-Verein e.V. München, Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2005 34 ■ Heinz Fastenrath, Verantwortung für den Frieden. 25 Arbeitsblätter mit didaktisch-methodischen Kommentaren Sekundarstufe II, in: arbeitsblätter Religion, Klett Verlag, Stuttgart 1997 ■ Islam. Interreligiöser Dialog, in: Religion erleben 7, hrsg. v. missio Aachen, 2003 ■ Friedensethik. Gewalt überwinden, in: Unterrichts materialien Religion betrifft uns Nr.1, 2002 ■ Friederun Rupp-Holmes, Lernstraße Islam. 15 Stationen für den Unterricht in der Sekundarstufe I, in: calwer materialien, Calwer Verlag Stuttgart 2004 ■ Michael Keene, Was Weltreligionen zu Alltagsthemen sagen. Aktuelle Probleme aus der Sicht von Christen, Juden und Muslimen, Verlag an der Ruhr 2005 ■ Michael Keene, Was Weltreligionen zu ethischen Grundfragen sagen. Antworten von Christen, Juden und Muslimen, Verlag an der Ruhr 2007 Link-Liste http://de.wikipedia.org/wiki/Frieden http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Friedensnobelpreisträger http://oehinfo.uibk.ac.at/theo/dialog http://www.frieden-fragen.de/ http://www.friedenstheologie.de/ http://www.frieden-stiften.org/ http://www.geonames.de/peace.html http://www.paxchristi.at/ http://www.welt-ethos.org/index.htm www.christenundmuslime.at www.cibedo.de www.c-i-d.at.tf www.derfriede.at www.derislam.at www.friedensdienst.de www.friedenskooperative.de www.islamische-akademie.de www.livingislam.org/deutsch www.moslem.at www.muslimefuerdenfrieden.gnx.at www.schalomdiakonat.de www.uni-kassel.de/fb5/frieden www.zara.or.at www.pfarre-nfh.at Missio • Werkmappe Weltkirche 143/2007 • Den Frieden suchen www.missio.at