Examensmaterial von Markus Eisele Rosenpark 14, 65795 Hattersheim, 06190-71479, [email protected] Exzerpt M. Honecker Einführung in die Theologische Ethik §1 Ethik, Ethos, Moral Ethik (Aristoteles) gewohnter Ort d. Wohnens, Gewohnheit, Sitte, =Ethik bedenkt das tätig erreichbare höchste Gut (bei Aristoteles =Glück) Ethos kennzeichnet moralische Grundhaltung/Lebenshaltung eines Einzelnen/Gemeinschaft Moral (lat. für ethike) Gesamtheit der durch Tradition stabilisierten und akzeptierten Lebensnormen einer Gesellschaft 4 Ebenen moralischer Betrachtungsweisen: 1. expressiv-evokative Ebene 2. moralische Ebene 3. ethische Ebene 4. meta-ethische Ebene (was ist ein eth. Urteil, welche Kriterien, etc.) theol. Diskussion auf 2. Ebene bezogen (Suche nach prakt. Antworten) Sitte und Moral sind vorethisch.. Ethik ist Moralkritik i.S. von kritischer Prüfung. Neue Moral Existezielle und situationsbezogene Moral 1956 von Pius XII so genannt (z.B. Sexual/Ehemoral). Ausdruck des Wertewandels, Suche nach neuen Werten/Zukunftsethik Einteilung der Ethik: 1. Individualethik/Sozialethik (neuzeitl. bürgerl. Trennung v privater u. öffentl. Sphäre, 16. Jh: vor allem Individualethik, 20.Jh: vor allem Sozialethik), Entgegensetzung v. I-ethik u. S-ethik führt zu Doppelmoral. Auflösung d I-ethik in S-ethik führt zur Vernachlässigung d verantw. Subjekts. A. Rich unterscheidet I-ethik, Personalethik (Verantwortung für andere Menschen), S-ethik (Verantwortung für andere Menschen vermittelt durch Strukturen), [1966 Weltkirchenkonferenz: Frage nach Liebe durch Strukturen). 2. Situationsethik und Prinzipienethik (a, Situation als Analyse tatsächlicher Ereignisse/Verhältnisse=reale Verhältnisse berücksichtigen) (b, Situation als Kontingenz d Handelns Gottes=menschl. Handeln soll Gottes Handeln entsprechen, Christ ist besonders begnadet, K. Barth) (c, Situation als Erfahrung mitmenschl. Verantwortung=Erfahrung personaler Begegnung, z.B. Buber) Prinzipienethik (Ordnungsethiker z.B. Althaus, Elert, Thielicke)(Oldham: mittleres Axiom “verantwortliche Gesellschaft” ök. Bewegung)(Prinzipien als starre Regeln oder Orientierungshilfen). Alternative von Sit-ethik oder Pr-ethik/Normenethik ist unhaltbar. Beides ist zu berücksichtigen. Ohne Maßstäbe ist Entscheidung dezisionistisch (unbegründbar), aus Prinzipien sind keine existenziellen Situationen ableitbar. Normen ohne Situationen sind leer, Situationen ohne Normen sind blind. Für eth- Urteil ist nötig: 1. sozialer Kontext 2. fundamentale Prinzipien 3.Vermittlung von beidem Descartes empfiehlt “provisorische Moral”, Handeln nötig vor Zweifelbeseitigung 3. Gesinnungsethik und Verantwortungsethik M. Weber. polemisch gegen Gesinnungsethik i.S. v. Verantwortung nur gegen die Gesinnung, stattdessen pragm. Folgen bedenken u. Mittel der Durchsetzbarkeit einkalkulieren, Kritik an absoluter Moral, die Zulässigkeit von Kompromissen/Güterabwägungen ableugnet. Frage ist: welche Verantwortung aus welcher Gesinnung heraus wahrgenommen wird. 4. Paränese und normative Ethik normative Ethik argumentiert, Paraklese/Paränese ist die Erinnerung an das Selbstverständliche/das Gute, dessen Inhalt und Geltung nicht bestritten wird (AT und NT, Platons Apologie) §2 Ethik als theologische Disziplin 1. Verhältnis Dogmatik-Ethik je nach Auffassung von Dogmatik (Reinhardt: Lehre v. d. Lehrnormen; Ebeling: Darlegung d. begründeten Meinens) unterschiedl. Verhältnis. Die Eigenart christl. Ethik kann nach ev. Auffassung nicht normativ/autoritativ dargelegt werden. christl. und nichtchristl. Ethik treffen sich auf dem Boden d Anthropologie (hier werden die Dinge strittig: Grundaussagen christl. Anthropologie: Geschöpfsein, Sünde, Rechtfertigung als Befreiung, Examensmaterial von Markus Eisele Rosenpark 14, 65795 Hattersheim, 06190-71479, [email protected] Gnade, Glaube, image dei, simul iustus et peccator, homo fide iustificandus) jede Ethik impliziert eine Wirklichkeitsdeutung v. Mensch, Welt, Gott. Augustin stellt als erster Frage nach Verh. christl. zu nichtchristl. Ethik: verstand Kardinaltugenden als Formen der Liebe, das summum bonum ist Gott selbst ThvAquin natürl. Tugendlehre und übernatürl. christl. Handeln ergänzen sich: gratia non destruit sed supponit et perficit naturam, Träger d. christl. Sonderethos=Kleriker 3. Die theol. Begründung d Ethik aus ev Sicht Streitfrage: Kann christl. Ethik in ihrem Inhalt etwas anderes sein als eine allgemeingültige Verbindlichkeit beaspruchende Auslegung d sittlichen Forderung? 1. Ethik wird aus d Theol ausgeklammert und auf lex naturae begründet (Melanchthon) 2. Christl. Ethik ist Auslegung d Anspruchs d Gnade Gottes (Barth) (Ev und Gesetz) P. Lehmann: Christl. Ethik ist die Reflexion über “Was soll ich als an Chr Glaubender und als Glied d Kirche tun?” 4. Unterschiedl Zuordnungen v Ethik und Dogmatik 1. Ethik als Anwendung d Dogmatik (Glaube-Handeln, Gabe-Aufgabe, Indikativ-Imperativ etc) 2.Ethik als Teil d Dogmatik (Barth) 3. Ethik statt Dogmatik (T Rendtorff:Eth. Theol.) oder 1. Ethik als Dogmenkritik (Ethik ersetzt die Dogmatik: R. Rothe) 2. Ethik ist Fundamentaltheol (W. Hermann: Mensch findet Zugang zu Wirklichkeitserfahrung der Religion nur über Ethik) 3. Dogmatik als Ethik (Barth, meth. selbständige Ethik ist höchstens Hilfswissenschaft technischer Art) 5. Theologie und Ethik in der neueren Diskussion ev. Theol spricht d Ethik grundsätzlich jede soteriol Wirksamkeit ab und verschärft das Problem des Ethischen aufgrund d Wissens um die Radikalität der Macht der Sünde Konflikt zwischen theol. und philosoph Ethik verschärft durch 1. Emanzipation v konventioneller Autorität 2. Autonomie 3. Anspruch eth. Argumentation auf Rationalität, Evidenz Ethik hier nicht als Wirklichkeitswissenschaft/Theorie d Lebens, sondern als Besinnung auf das Handeln des Menschen, deswegen vorrangig normative Fragen nach Kriterien und Bedingungen des Handelns (anders als Rendtorffs “ethische Theologie!) Kritik an Barths christozentr. Ansatz:1. Ist Herleitung d Welterkenntis aus Christuserkenntnis epistomologisch möglich?2. Kann per analogiam fidei ethische Forderung hergeleitet werden? (Schutz vor Interessenleitung?) §3 Ethik als Wissenschaft Der positivistische Einwand Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus: nur Sätze der Naturwss und d Logik sind logisch, Sätze d Philosophie/Theologie sind nicht wss. sinnvoll Kritik an diesem verengten Wssbegriff nötig: Wss ist gehaltvolles Aussagen, wobei es auf logische, empirische, normativen Gehalt ankommt, es gibt Methodenpluralismus Analytische Ethik treffender: Analyse der Sprache der Moral, worauf beruht die Bewertung “gut”?, aber nicht nur diese Sprachlogik v Ethik darf Wss sein 2. Kapitel: Theologische Voraussetzungen der Ethik §1 Die christliche Freiheit Gott als Ursprung und Grund menschl. Lebens in Freiheit (produktiv, schöpferisch, weltgestaltend), Befreiung d Menschen von den Zwnagsmächten d Welt und aus der Selbstverschlossenheit §2 Das christliche Verständnis der Sünde §3 Gesetz und Evangelium These: das ist Gesetz ist eine theologisch erfaßte Wirklichkeitserfahrung 1, Gesetz schon immer gegeben. Die Forderung des Gesetzes erfährt der Mensch geschichtlich in seinem Mensch-Sein, seinem Humanum. Examensmaterial von Markus Eisele Rosenpark 14, 65795 Hattersheim, 06190-71479, [email protected] 2, Philos., allg., theol. Ethik unterscheiden sich nicht aufgrund d Offbverständnisses, 3, Die Wandlungen der Gesetzeserfahrungen in der Geschichte finden ihren Ausdruck in der geschichtlichen Vermittlung von Werten und Normen 4, Die Zweideutigkeit, Ambivalenz aller menschl. Wirklichkeitserfahrungen wird erst durch das Ev ans Licht gebracht. Ein Bewußtsein eth. Forderung gibt es auch ohne das Ev. 5, Ev schafft das Gesetz nicht ab, aber stellt die Letztgültigkeit der Wirklichkeitserfahrung des Gesetzes in Frage 6, Die Realdialektik von Gesetz und Ev entspricht der Wirklichkeit der Welt: a, Schutz vor Bösem, b, Unmöglichkeit der Selbsterlösung/Selbstvergewisserung Gerade eine bewußt rational, sachlich, vernünftig argumentierenden Ethik ist in diesem Fall die Folge einer reflektierten bewußten theologischen Grundentscheidung. §4 Rechtfertigung und Heiligung §5 Askese und christliche Ethik §6 Gute Werke Es gibt keinen theol. Maßstab für gute Werke, die Ethik hat den Maßstab zu benennen §7 Das Naturrecht konservatives Naturrecht: kath. Ethik, gesellschaftskrit. Naturrecht: Marcuse: Recht zum Widerstand, Naturrecht ist ideologieanfällig, Ref: christl. Naturrecht ist nicht integrierender Bestandteil, ML: dynamischer Charakter d natürl. Rechts, hat nicht bewahrende Funktion, sondern bricht naturwidrige Verhältnisse auf, Gegenpositionen: Naturecht wird abgelehnt von Rechtspositivismus, von offbarungstheol. Ansatz, vom histor. Relativismus, theol. Einwand: Menschenbild zu optimistisch: Einsicht in Gottes Willen wegen zT intaktem Gottesverhältnis, Naturrecht als regulative Idee, verhindert abs. Relativismus, ist Bezugsgröße einer “Vernunftmoral”, Thema besonders bei universal geltenden Menschenrechten, Gleichheitsgrundsatz, Gerechtigkeit, Verteilungsfragen §8 Das Gewissen §9 Nachfolge §10 Das Liebesgebot gegenwärtige Fragestellungen: Rich: Phil1,19: Liebe ist prüfende Instanz nicht das Kriterium, Kriterien sind das wirtsch. Rechte, das pol. Legitime, das medizin. Vertretbare. Berufung auf Liebesgebot stellt gerade die Aufgabe das Gute zu reflektieren, Liebe ist Voraussetzung nicht normativer Maßstab für konkrete ethische Entscheidungen, aber Liebegebot gilt bleibend elementar vWeizsäcker: intelligente Feindesliebe, Mitbedenken der Interessen des Gegners 3. Kapitel: Ethische Grundbegriffe §1 Tugend Begriff v Platon (Einübung in Haltung, die erkannt wurde, Ziele: das Edle, Gute, Nützliche), Aristoteles (Mitte zwischen 2 Extremen) geprägt, natürl. Kardinaltugenden: Tapferkeit, Selbstzucht, Gerechtigkeit, Freundschaft, von Thomas um Glaube, Liebe, Hoffnung zur 7zahl ergänzt. Kant ordnet Pflichbegriff über, Nietzsche kritisiert Tugend als Schwäche, seitdem gehört der Begriff der Vergangenheit an §2 Gesetz und Norm Gesetz (Seinsgesetz =zB Naturgesetze; Sollensgesetze=Rechtsforderungen u. sittliche Imperative), Heteronomie, der Forderung entspricht der Gehorsam, solche Gesetzesethik wird nomistisch genannt, Kant: Gesetz gilt nur kraft der Selbstbindung d moralischen Subjektes, das kantische Gesetz beruht auf innerer Verbindlichkeit und ist nicht inhaltlich/material gefüllt, Schritt von Gesetzesethik zu Gesinnungsethik, ist autonom, Gegensatz Kirchenreligion-moralische Vernunftreligion, Norm: a, Normalität b, Idealtypus c, genereller Imperativ, Normenletztbegründung ist problematisch, möglich ist lediglich Prüfung auf Konsistenz, Praktibilität, Normen müssen um handlungswirksam zu werden mit empirischen Gegenheiten vermittelt werden, heute ersetzt Norm oft Begriff “Gesetz” §3 Kasuistik Examensmaterial von Markus Eisele Rosenpark 14, 65795 Hattersheim, 06190-71479, [email protected] meint die Anwendung von Regeln auf den Einzelfall, Problem: wenn sie in Bann des Normativismus gerät, Kasuistik hilft Orientierung an Einzelfalll nicht zu übergehen, NT: Kasuistik droht Selbstrechtfertigung zu werden, Pls argumentiert nach Fällen differenziert (Kasuistik), in Alter Kirche: Bußpraxis kasuistisch, seit VatII: nicht mehr Erfüllungsgebot, sondern Zielgebot, ev-theol: meist abgelehnt, Grundsatz=Verantwortung in Freiheit §4 Pflicht Kant: Pflicht ist die praktisch unbedingte Notwendigkeit der Handlung, geschieht aus Moralität (Achtung d Gesetzes) (Legalität geschieht aus Gesetzesgehorsam ohne innere Pflicherfüllung), 3 Fassungen d kat. Imperativs (1. Verallgemeinerungsfähigkeit, 2. Vernünftigkeit, 3. keine Instrumentalisierung d Humanität), Kritik an Kant: lediglich auf Subjekt bezogen, Ergebnis wird nicht beurteilt, formalistisch, Kant kennt keine Pflichtenkollision (erfahrungsbezogen) §5 Autonomie a, Postulat der Aufklärung, b, meth. Verselbständigung d Ethik c, Anerkennung d mündigen Welt zunächst politischer Begriff (Augsburger Relifrieden 1555, Kant: Autonomie ist oberstes Prinzip d Sittlichkeit, Streit um Autonomie und Theonomie §6 Utilitarismus versucht rein immanente Begründung eth. Forderungen, Maßstab ist Nutzenprinzip, enthält 4 Teilprinzipien: a, Konsequenz-Prinzip (Resultat macht Beurteilung aus, b, Ziel ist das Gute c, Ziel ist Verminderung von Leid/Vermehrung von Freude, d, Wohl d Allgemeinheit ist ausschlaggebend), Probleme: was ist der Nutzen? (a, egoist. Util./altruist. Util.; hedon. Util/nicht-hedon. Util.), Grenzen: ist Mensch nur vernunftbestimmt, sind eth. Entscheidungen nur rational, gibt es neben Recht auf Glück nicht auch Pflichten gegen sich selbst; kann Verteilungsprobleme nicht lösen §7 Gerechtigkeit Ist ein Relationsbegriff (gerecht in Bezug auf was?), Aristoteles: Gerechtigkeit ist die Grundtugend, daß jeder das Seinige tut und hat. Thomas: iustitia distributiva (Austeilung von Gütern, gleiche Rechte), iustitia comutativa (Austausch von Waren u. Leistungen, Marktgerechtigkeit).Gibt es materiale Gerechtigkeit oder ist Forderung nach Gerechtigkeit nur Forderung nach Ausgleich, eute: Sozialisten: Gerechtigkeit durch Gleichheit, bis heute Aporie: Appell an Fairneß, vielfach kann nur die manifeste Ungerechtigkeit erkannt und beseitigt werden §8 Menschenwürde und Humanität christl. Trad.: imago dei-Vorstellung, Kant: Würde hat nur etwas, was über allen Preis erhaben ist, Menschenwürde ist nachchristl. säkularer Begriff, Anerkenunng d. Menschenwürde ist Voraussetzung für universale humane Ethik, aus ihr werden die Menschenrechte abgeleitet, Geltung von Humanität ist aber nicht vom chrictl. Glauben abhängig zu machen, Humanität ist die Orientierung am Wesen des Menschen (=was allen gemeinsam ist) §9 Erfahrung, Vernunft und Entscheidung Bibel kann zwar Existenz erhellen,Leben verstehen helfen, aber hat keine normative bedeutung für die Ethik, Ethische Einsicht entspricht zunächst der Erfahrung, in Dialekt. Theol Ablehnung d Erfahrung, aber heute Rehabilitierung d Erfahrung (als Glaubenserfahrung u. sittliche Erfahrung), die Vernunft dient der Lösung der Probleme, dabei ist die Öffentlichkeit des Vernunftgebrauchs zu fordern, sie muß sich der Kritik unterwerfen, sie ist das Prinzip der Argumentation §10 Deontologische und teleologische Argumentation teleol. Argumentation mißt Handeln am Ziel (Zweck oder Folge), deontolog. Argumentation orientiert sich an Grundsätzen (Was soll ich wollen?), theolog. Ethik gilt tradtionell als deontol. Ethik (Was ist Gottes Wille?) heute erhält meist die teleologische Arg. den Vorzug (Erreichung bestimmter Werte), ist die Alternative nicht eine falsche Antithese? denn es gibt Grenzen des Zweckes (Menschenwürde gilt deontologisch), reine Deontologie gleitet in Rigorismus ab, reine Teleologie verfällt leicht in unkritischen Utilitarismus Exkurs: Zur Methode ethischer Urteilsfindung (Tödt): 1. Problemfeststellung (ist das Problem überhaupt ein ethisches oder event. ein ästhetisches?) 2. Situationsanalyse 3. Verhaltensalternativen 4. Normprüfung 5. Urteilsentscheid Examensmaterial von Markus Eisele Rosenpark 14, 65795 Hattersheim, 06190-71479, [email protected] 6. Adäquanzkontrolle 4. Kapitel Normen und Werte Normen/Werte (teleologisch) früher Gesetz/Gebot (deontologisch) §1 Werte Wertbegriff ist unklar, Normen sind Maßstäbe wertender Beurteilung, bei exklusivoffbarungstheologischem Ansatz der Ethik wird Frage nach Werte und Normen ausgeklammert (Jüngel), gefragt wird stattdessen nach Gottes Wort Vorbehalte in ev. Theol. gegen Wertbegriff (ökon. Herkunft), seit M.Weber Postulat Wss soll wertfrei sein, Probleme der Wertethik: Wertethik ist Ausdruck einer Aporie (Antwort auf Nihilismus mit zeitloser Wertehierarchie), Werte i.S. von sittlichen Zielen können durchaus rational begründet werden, Diskussion um die Normenbegründung: a, aus Fakten (z.B. das Natürliche, Ethik als Produkt der Evolution) b, transzendentale Begründung (grundlegender sittl. Wert=Vollzug von Freiheit, aber Freiheit ohne Selbstbindung ist leer, so ist die Notwendigkeit von Normen zu begründen, aber nicht welche; manche Normen können nur geschichtlich begründet werden) c, transzendentalpragmatische Normenbegründung (es gibt keine allgemeinverbindliche Instanz, die Normen setzen und legitimieren kann, Normen sind im herrschaftsfreien Diskurs zu begründen, Anerkennung der universalen Kommunikationsgemeinschaft als eines Vernunftapriori), Geltung der Werte: es gibt kein Verfahren zur Letztbegründung von Normen, sie gelten als begründet, wenn sie durchgesetzt und anerkannt sind.Normen beruhen zunächst auf Konvention/Sitte, sie gelten bis zum Erweis ihres Gegenteils, Präjudiz der Richtigkeit gilt zunächst einmal dem, was sich bislang bewährt hat, Normenwandel ist möglich, Wertethik aus theologischer Sicht: Verzicht auf absolute Letztbegründung enthält Problem für Theologie, Forderung an jede Ethik seit Kant: soll evident/kommunikabel/vernünftig sein. Verdacht gegen theol. Ethik: bloß theonome Moralpositivismus, deswegen auch Berufung auf Vernunft, um nicht Anschluß an neuzeitl. Vernunft-/Freiheitstradition zu verlieren §2 Universalismus und Relativismus der Werte aus mangelnder gleicher normativer Gültigkeit ist nicht abzuleiten die normative Gleichgültigkeit (das wäre ehtischer Relativismus), 2 Fragen: a, muß ein unparteiischer Beobachter nicht zu den selben Ergebnissen kommen b, Prämisse normativen Argumentierens ist “Er ist Mensch wie ich”, was ist der Grund für gegensätzliche Bewertungen a, Wertblindheit b, Normengegensatz c, Faktenbewertung. §3 Zur Grundwertedebatte nach 1975 geführt, gesellschaftlicher und politischer Kontext, SPD: Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität als Grundwerte sozialistischen Wollens, 1976 Bischofswort zu Grundwerten, Schmidt unterscheidet zwischen staatlichem Recht (zu Neutralität verpflichtet) und gesellschaftl. Ethos d Grundwerte (Werterhaltung ist Aufgabe der Gesellschaft), 3 SPD-Grundwerte sagen nichts über politische Ziele, erst Analyse gesellschaftl. Situation führt weiter, 3 Grundwerte sind uneindeutig zeigte die Grundwertedebatte Orientierungskrise (Wertezerfall) oder Steuerkrise (Umsetzung anerkannter Normen mißlingt)? bei Wertekrise hilft nicht bloße lehrhafte Vermittlung von Werten (sondern Nachfolge, gelebte Liebe etc.), Werte in theol. Sicht: Jüngel: fundamentaler Gegensatz zwischen “wertloser Wahrheit d Ev” und d Tyrannei der Worte, christl. Wahrheitserfahrung ist radikale Infragestellung der Rede von Werten, Alternative ist dann ev. Nomismus oder ev. Antinomismus, 1979 evkath Grundwerteerklärung: zeitbezogene Auslegung des Dekalogs, Gottes Gebot ist sein Heilswille, Schlüsselbegriff=Evidenz d Sittlichen, Dekalog enthält Maßstäbe einer menschenwürdigen Gesellschaft, Ermutigung zum Tun des Richtigen (Beurteilung anhand von Werten und Normen) §4 Kompromiß und Güterabwägung EKD: Kompromiß nötig wegen Dialogbereitschaft, Komplexität der Wirklichkeit, Widersprüchlichkeit der Wirklichkeit, es gibt auch Rollenkonflikte, Wertvorzugsregeln, Theolog. Deutungen des Kompromiß: Thielicke: Kompromiß ist Signum der gefallenen Welt (Mensch kann in der Welt niemals schuldlos bleiben), Gott selbst schloß mit dem Gesetz ein Kompromiß mit der Welt, die Kondezendenz Gottes in Christus bedeutet auch einen Kompromiß (Annahme der Welt), Trillhaas: Kompromiß ist ein Verfahren kommunikativer Verständigung, Kompromißregeln sind Klugheitsregeln (teleologisch), Bonhoeffer: gegen Radikalismus und Kompromißgeist, unterscheidet Letztes und Vorletztes (Radikalismus sieht nur Letztes, Kompromiß trennt das letzte Wort von allem vorletzten prin- Examensmaterial von Markus Eisele Rosenpark 14, 65795 Hattersheim, 06190-71479, [email protected] zipiell). Rich untersscheidet Extremismus (Einseitigkeit) und Radikalismus (geht an die Wurzel/radix), kommunikative Ethik kann kompromißbereit und radikal sein, aber nicht wertfrei und extremistisch, 2 problem. Aspekte d Kompromiß: Kompromißlosigkeit und Kompromißsucht, kath. Soziallehre unterscheidet zwischen erlaubten u unerlaubten (unaufgebbares wird aufgegeben) Kompromissen, ev. Ethik: Kompromiß ist situationsbezogen und deswegen fehlbar, christl. Glaube ermächtigt zum Handeln, vermittelt aber nicht Maßstab für objektive Ordnung, ermöglicht im Konfliktfall die Schuldübernahme Exkurs: Grenzmoral in Krisenzeiten hat das Ethos Tendenz zur Minimalisierung, Fremdmoral: gegen Fremde gilt andere Moral (Unterschied Binnen-/Fremdmoral), Grenzmoral gleicht Binnenmoral an Fremdenmoral an 5. Kapitel: Quellen christl. Ethik §1 Zur Geschichte christl. Ethik Bibl. Voraussetzungen: Doppelgebot, Antithesen d Bergpredigt, Jesu Wort über die Ehe, Jesu Gesetzeskritik, pln Paränesen, Haustafeln, einen festen Normenbestand hat das NT nicht, theol. Grundorientierung ist einheitlich Zweiwegeschema ist verbreitet, besonderes Problem d ntl. Ethik ist die Sklavenfrage (wird nicht in Frage gestellt), Ethik in der AK und im MA: vor allem Probleme christl Verhaltens, erstmals Basilius 80 Regeln der Ethik, Spener war auch eth. Ratgeber in Beispielsammlung (vergleichbar mit Denkschriften heute), Reformation und Neuzeit: Kl. u gr. Katechismus, “Freiheit eines Christen..”, “Von guten Werken”, Von Kaufhandlung und Wucher, Von weltlicher Obrigkeit, Ob Kriegsleute auch, Vom ehelichen Leben, Calvin: Dekalogauslegung, Schleiermacher: Güterlehre, Tugendlehre, Pflichtenlehre §2 Der Dekalog außerdem AT: Micha 6,8; Am5,14, Dtn 6,5, Lev 19,18.32.34 atl. Ethos ist nicht auf Dekalog zu reduzieren, Begründung der Geltung d Dekalogs: ML=naturrechtlich/anthropologisch, Dekalog scheint zeitlose Sammlung v Axiomen, Calvin: betont geschichtl Herkunft d Dekalogs, geschichtl Kontext generalisiert, allegorisiert, führt zu Theokratie Bedeutung d Dekalogs heute: alle Gebote sind persönliche Anrede, nicht Bedingungen des Bundes Dekalog ist nicht das Grundgesetz christl. Ethik, aber notwendiger Korrektiv zu Spiritualisierungen d christl. Glaubens, Dekalog formuliert meist nur negativ und sagt so Allgemeingültiges aus, positiv konkrete Entscheidung ist freigegeben Dekalog ist kulturell vermittelt und keine absolute, abstrakte Norm, vermittelt Menschheitserfahrungen §3 Die ethische Deutung der Bergpredigt Entstehung im Judentum: Gesetz ist ganz zu erfüllen, Spruchgut aus Q, Mt-Sondergut, Mt: bessere Gerechtigkeit, katechismusartige Jüngerrede, Makarismen, Jüngerbelehrung, Gesetzauslegung, Goldene Regel, Auslegungsgeschichte: perfektionistisch (Norm): Franziskus, Schwärmer, CA16 lehnt Bergpredigt als Norm ab, MA: Unterscheidung von praecepta und consilia evangelia, Möchsein, CA16: gegen Sondermoral/Weltflucht, ML: Zwei-Reiche-Lehre, Bergpredigt ist lex acusans, luth.Orth.: Sündenspiegel, Kulturprotest: Bergpredigt will Gesinnung wecken, aber Entscheidung nach heutigen Maßstäben, ASchweitzer: esch. Interimsethik, Bultmann: Entscheidungsruf in das Jetzt der Begegnung mit dem Nächsten im Gehorsam vor Gott, das Daß des Gehorsams ist entscheidend, Exegese: Bergpredigt ist Weisheitslehre, inkl. Heils- u. Gerichtsankündigung, zwar perfektionistisch gemeint, aber auch paradigmatisch, Bergpredigt ist Ethos einer Gemeinde, ist mehrschichtig: Jesus, jchr. Gemeinde, Abgrenzung gegen Zelotismus, vormt/mt gegen Anomie eth. Diskussion: 2 Gefahren: Norm oder Relativierung, nichtgesetzliche BergpredigtInterpretation fordert Eigenverantwortung, Exegese als Korrektiv nicht Grundlage, verkündet die universale Geltung d Liebesgebotes, Liebe überwindet die falschen Alternativen (individual-sozialeth., GesinnungHandeln etc.) 6. Kapitel: Sozialethische Grundfragen §1 Aporien einer “Theologie der Ordnungen” Ehe/Famile/Eigentum/Staat, Wort Ordnung durch Institution ersetzt Examensmaterial von Markus Eisele Rosenpark 14, 65795 Hattersheim, 06190-71479, [email protected] ML übernimmt ma 3Ständelehre (Familie, Obrigkeit, Kirche), Aktivität dafür sind heilige Werke, diese Lehre befreit zur Weltlichkeit, Berufsgedanke wird zum Grundprinzip trad. luth. Sozialethik, Althaus: Ordnungen sind supralapsarisch unverdorbene Schöpfungsordnungen, zwar unverzichtbar von Institutionen zu sprechen, aber nicht als statische Größen §2 Institutionentheorien soziologisch: wegen Instinktunsicherheit des weltoffenen Menschen bilden sich Institutionen, Ideensysteme übderdauern in Institutionen, sind Kodifikationen von Macht und Interessen, sozialeth.: Insti. sind Mittel; Medien der Kommunikation, Ambivalenz: Herrschaft und Freiheit, Unterscheidung von menschenwürdig /unwürdig ist nötig, Unterscheidung v. Fundamental u abgeleiteten Institutionen §3 Sozialethische Grundfrage der Eigengesetzlichkeit Aspekte: a, Ablösung der Lebensgebiete v. kirchl. Bervormundung u christl. Tradition, b, organisatorische Selbständigkeit, c, Emanzipation d modernen Gesellschaft von der Ethik, Gehlen: Technik ersetzt Ethik - Gehlen verschleiert Interessen und vorwiss. Dezisionen, Mweber: Leben ist Kampf um Dasein, Welt hat eigene Gesetze, sozial-u wirtschaftseth. Konkretion: wirtsch. Geschehen ist nicht unberechenbar, es gibt Gesetze (Angebot/Nachfrage/Bedürfnisbefriedigung etc.), Karrenberg: mißbräuchliche Berufung auf Eigengesetzlichkeit, Theolog. Sozialethik: a, relative Eigengesetzlichkeit ist anzuerkennen, b, es gibt keine spez. christl. Ziele, sondern Wohlfahrt aller als vernünftiges Ziel §4 Sozialethik als Veranwortungsethik Sozialethik als “Veränderungswissenschaft” (Moltmann), M.Buber: dial. Ethik, Ethik der Mitmenschlichkeit, EKD: nicht ob wir aus Gesinnung oder Verantwortung handeln, sondern aus welcher Gesinnung welche Veranwortung, MWeber “Politik als Beruf”, Verantwortung statt Gesinnung, HJonas: Verantwortung als humane Aufgabe, zukünftige Integrität d. Menschen bedenken, Ethik als Zukunftsethik, Whuber: Sozialethik hat nicht nur die innere Gesinnungsentscheidung zu bedenken, sondern auch Handlungsfolgen- u bedingungen 7. Kapitel: Grenzen der Ethik §1 Handeln und Erleiden Erleiden des Schicksals=Gesamtheit der Bedingungen, die wir nicht selbst hervorbringen §2 Das Ende des Lebens Tod ist kein eth. Thema, Epikur: der Tod geht uns nichts an, (außer Suizid), dennoch Tod als Grenze eth. Handelns: a, Unterscheidung zwischem unvermeidlichem und vermeidbarem Tod, Tod ist ein Feind des Menschen, b, Unabgeschlossenheit d menschl. Existenz gibt dem Leben seine Dringlichkeit, das ist handlungsbegründend (nicht die Furcht vor Strafe), c, Einstellung zum Tod ist auch Einstellung zum Leben §3 Der Sinn des Lebens keine eigentl. theol. Frage, aber grundmenschl. subjektiv: wozu lebe ich? objektiv: wohin bewegt sich die menschl. Geschichte, §4 Das Leiden und die Theodizeefrage Neuzeit; Gutsein der Welt als Ziel, Theodizee verbunden mit Schöpfungsgedanken, Gott steht gegen Gott §5 Schuld und Vergebung Schuldbekenntnis und Schuldannahme überschreiten die Ethik, Schuldzusammenhang nur durch Vergebung/Freispruch aufbrechbar,