AVWL I (Mikro) - Prof. Dr. M. Schnitzer - Klausur am 16. 02 2004 Abschlussklausur Bitte bearbeiten Sie zwei der drei folgenden Aufgaben nach freier Wahl. Sollten Sie alle drei Aufgaben bearbeiten, machen Sie bitte kenntlich, welche zwei Aufgaben gewertet werden sollen; andernfalls werden die beiden zuerst bearbeiteten Aufgaben gewertet. Benutzen Sie für jede Aufgabe einen neuen Bogen! Vergessen Sie nicht, Name und Matrikelnummer auf jeden Bogen zu schreiben. Numerieren Sie alle Bögen fortlaufend. Bei allen Berechnungen sind die Ansätze erforderlich, falls in der jeweiligen Teilaufgabe nicht anders angegeben. Die Bedingungen 2. Ordnung sind nicht notwendig. Runden Sie die Ergebnisse, soweit erforderlich, auf 2 Nachkommastellen. Reißen Sie die Bögen nicht auseinander! Einziges zulässiges Hilfsmittel ist ein nichtprogrammierbarer Taschenrechner. Lesen Sie vor Beginn der Bearbeitung alle Aufgaben einmal gründlich durch. Sie haben 120 Minuten Zeit. Viel Erfolg! AVWL I (Mikro) - Prof. Dr. M. Schnitzer - Klausur am 16. 02 2004 2 Aufgabe 1 (Monopol, dauerhafte Güter) Applepie ist Monopolist auf dem Markt für tragbare MP3-Geräte. Die Produktionskosten des Unternehmens bestimmen sich durch K A ( x) = 10 xA . Die Nachfrage nach solchen Geräten entspricht der Funktion x ( p ) = 100 − p . (a) Wie viele MP3-Geräte sollte Applepie im Optimum produzieren? Wie hoch sind Preis und Unternehmensgewinn? Angelockt durch hohe Gewinne überlegt das Unternehmen Sonytech nun in diesen Markt einzusteigen. Im Fall eines Markteintritts stehen beide Unternehmen im Preiswettbewerb. Für die Entwicklung eines technisch vergleichbaren Gerätes entstehen Sonytech einmalig Entwicklungskosten E. Die Produktionskosten von Applepie betragen weiterhin K A ( x) = 10 xA , während Sonytech mit Produktionskosten von nur K S ( x) = 6xS rechnen kann. (b) Wie hoch sind Preis und Anzahl verkaufter Geräte im Gleichgewicht? Welchen Wert dürfen die Entwicklungskosten E maximal annehmen, damit Sonytech in den Markt eintritt? Nehmen Sie an, dass Sonytech nicht in den Markt eintritt und Applepie Monopolist bleibt. Ein MP3Gerät ist nun ein dauerhaftes Gut, das Konsumenten für zwei Perioden nutzen können. Danach ist dieses technisch veraltet und wertlos. Die Nachfragefunktion der Konsumenten für eine Periode der Nutzung dieses Gerätes sei bekannt mit x ( p ) = 100 − p . Applepie steht somit vor der Frage, welche Menge es in den beiden Perioden jeweils produziert und welchen Preis es jeweils für ein Gerät verlangt. Potentielle Konsumenten hingegen überlegen, ob und wann sie ein Gerät kaufen werden. Die Produktionskosten in den beiden Perioden werden beschrieben durch KtA ( xt ) = 10 xt mit t = {1;2} . Fortsetzung der Aufgabe auf der nächsten Seite! AVWL I (Mikro) - Prof. Dr. M. Schnitzer - Klausur am 16. 02 2004 3 (c) Welche Menge wird Applepie in Periode 2 in Abhängigkeit von der in Periode 1 verkauften Stückzahl an Geräten anbieten? Wie hoch sind entsprechend der Preis und Gewinn in der zweiten Periode? (d) Stellen Sie nun die Gesamtgewinnfunktion des Unternehmens für beide Perioden auf und berechnen Sie für beide Perioden die optimalen Mengen, die jeweiligen Preise sowie den Gesamtgewinn! (Hinweis: Bestimmen Sie dazu zunächst den marginalen Konsumenten, der gerade indifferent ist zwischen dem Kauf eines Gerätes in Periode 1 und Periode 2.) Genius, der Leiter der Entwicklungsabteilung, schlägt dem Management von Applepie vor, in der Produktion der MP3-Geräte künftig einen neuartigen Chip zu verwenden. Dieser Chip garantiert, dass die Nutzung eines MP3-Gerätes auf ein Jahr beschränkt werden kann. Nach Ablauf dieser Zeit ist das Gerät völlig wertlos. Dies ist auch den Kunden bekannt. Überrascht von diesem Vorschlag überlegt das Management nun, ob es diesen neuartigen Chip verwenden oder eher den Leiter der Entwicklungsabteilung abberufen sollte? (e) Wozu würden Sie dem Management raten? Vergleichen Sie das Ergebnis mit Teilaufgabe d) und erklären Sie! AVWL I (Mikro) - Prof. Dr. M. Schnitzer - Klausur am 16. 02 2004 4 Aufgabe 2 (Oligopol) Die Stadt Mönchhausen ist international für ihr gutes Bier bekannt. Die drei ortsansässigen Brauereien Huber-Bräu, Paulus-Bräu und Müller-Bräu stehen untereinander im Mengenwettbewerb. Alle Brauereien produzieren mit derselben Technologie zu konstanten Grenzkosten von ci = 20 mit i = {H , P , M } . Die inverse Nachfragefunktion für Bier in Abhängigkeit der insgesamt produzierten Menge Bier Q (in Hektolitern) sei gegeben durch P( Q ) = 80 − 5Q . (a) Wie lauten die Reaktionsfunktionen der drei Brauereien, wenn diese ihre Mengen simultan festlegen? Bestimmen Sie, wie viele Hektoliter Bier die Brauereien im Cournot-NashGleichgewicht anbieten werden! Berechnen Sie auch den Preis und die Gewinne der Brauereien! Da Herr Huber, der Geschäftsführer von Huber-Bräu, gute Kontakte zur Fülli AG, dem führenden Hersteller von automatischen Abfüllanlagen hat, hat seine Firma als einzige die Möglichkeit, eine neuartige Abfüllanlage zu einem Preis von K kaufen. Die Grenzkosten von Huber-Bräu würden dadurch auf cH = 10 sinken, während die Grenzkosten der beiden Konkurrenten weiterhin cP = cM = 20 betragen. (b) Berechnen Sie die neue Reaktionsfunktion von Huber-Bräu, sowie die Gleichgewichtsmengen, Preise und Gewinne, wenn Huber die sich für den Kauf entscheidet! (Hinweis: Paulus- und Müller-Bräu sind weiterhin symmetrisch und werden die gleiche Menge Bier anbieten.) Wie hoch darf der Preis K der neuen Abfüllanlage höchstens sein, damit deren Einführung profitabel ist? Huber hat sich gegen den Kauf der Anlage entschieden. Alle Brauereien haben also wieder Grenzkosten in Höhe von ci = 20 mit i = {H , P , M } . Sein Konkurrent Paulus bietet ihm nun an, Fortsetzung der Aufgabe auf der nächsten Seite! AVWL I (Mikro) - Prof. Dr. M. Schnitzer - Klausur am 16. 02 2004 5 ihre beiden Unternehmen zur Huber-Paulus-Brauerei zu fusionieren. Das fusionierte Unternehmen produziert dabei mit der gleichen Technologie wie zuvor. (c) Ist die Fusion der beiden Brauereien für Paulus und Huber profitabel, wenn beide im Markt verbliebenen Unternehmen weiterhin simultan ihre Produktionsmengen festlegen (Rechnung!)? Wenn nein, wer profitiert von der Fusion? (d) Huber und Paulus haben nun beschlossen, den verbleibenden Konkurrenten Müller-Bräu aufzukaufen und ihre Unternehmen zur Mono-Bräu GmbH zusammenzulegen. Berechnen Sie die Biermenge und den Preis, den die Mono-Bräu GmbH festlegen wird. Wie hoch ist der Gewinn dieser neuen Firma? Das bayerische Kartellamt hat die geplanten Fusionen zwischen Huber, Paulus und Müller in letzter Sekunde gestoppt. Alle drei Firmen sind also weiterhin im Markt präsent und legen ihre Biermengen simultan fest. Nehmen Sie nun an, dass die drei Brauereien unendlich viele Perioden lang in diesem Markt agieren werden und ihre zukünftigen Gewinne mit dem Diskontfaktor d abdiskontieren. Auf dem Novemberfest schlägt Huber seinen Konkurrenten vor, sich beim Festlegen der produzierten Biermenge miteinander abzusprechen. Dadurch sollen sie denselben Gewinn erzielen, den sie im Falle einer Fusion zur Mono-Bräu GmbH erhalten hätten. Er ist der Meinung, dass es eine Möglichkeit gibt, sodass alle Brauereien diese Absprache einhalten, auch wenn sie gerichtlich nicht durchsetzbar ist. (e) Hat Huber Recht? Zeigen Sie, wie man diese Absprache in einem teilspielperfekten NashGleichgewicht durch eine Trigger-Strategie stützen kann! Stellen Sie dazu zunächst die Trigger-Strategie auf und überlegen Sie, welche Gewinne sich in den einzelnen Situationen ergeben. Wie hoch muss der Diskontfaktor d mindestens sein, damit sich jede Brauerei an die vereinbarte Biermenge hält (gerundet auf zwei Nachkommastellen)? AVWL I (Mikro) - Prof. Dr. M. Schnitzer - Klausur am 16. 02 2004 6 Aufgabe 3 (Asymmetrische Information) Für Andis Diplom fehlt noch eine Diplomarbeit. Da Andi sicher weiß, dass er auf eine selbst geschriebene Diplomarbeit eine Note 5 bekommen würde, entschließt er sich, einen Ghostwriter zu engagieren. Für seinen Themenbereich kommen nur zwei Ghostwriter „Schreibfix“ (=S) und „Inhaltnix“ (=I) in Frage. Schreibfix ist dafür bekannt, dass er deutlich bessere Qualität abliefert als Inhaltnix, wobei Schreibfix Kosten von cS=13 und Inhaltnix Kosten von cI=10 für eine Diplomarbeit entstehen. Die Nutzenfunktion der Ghostwriter lautet Vi = p − ci (i ∈ {S , I }) , wobei p die Bezahlung für die Diplomarbeit darstellt. Falls ein Ghostwriter keine Diplomarbeit erstellt, so beträgt sein Nutzen V = 0 . Diplomarbeiten werden nur mit den Noten 1, 3 oder 5 bewertet. Die Qualitätsunterschiede zwischen Schreibfix und Inhaltnix werden durch die Wahrscheinlichkeiten π ( Note) deutlich, mit der die geschriebenen Ghostwriterarbeiten die verschiedenen Noten erreichen: π S ( Note) von Schreibfix π I (Note) von Inhaltnix Wahrscheinlichkeit für Note 1 0.5 Wahrscheinlichkeit für Note 3 0.25 Wahrscheinlichkeit für Note 5 0.25 0.25 0.25 0.5 Andi hat eine vNM-Nutzenfunktion U = w( Note) − p . w(Note) sei wie folgt festgelegt: w( Note) Note 1 24 Note 3 12 Note 5 0 So wäre z.B. Andis Nutzen aus einer Diplomarbeit mit der Note 1 zu einem Preis von 10 U = 24 − 10 = 14 . Fortsetzung der Aufgabe auf der nächsten Seite! AVWL I (Mikro) - Prof. Dr. M. Schnitzer - Klausur am 16. 02 2004 7 (a) Welchen Geldbetrag würde Andi maximal Inhaltnix für die Erstellung einer Diplomarbeit zahlen? Welche maximale Zahlungsbereitschaft besitzt er gegenüber Schreibfix? Könnte Andi mit einem der beiden Ghostwriter handelseinig werden? (b) Unterstellen Sie nun, dass Andi die beiden Ghostwriter nicht unterscheiden kann. Ihre jeweiligen Kosten sind ihm aber bekannt. Er weiß, dass wenn beide ihre Arbeitsleistung anbieten, er mit der Wahrscheinlichkeit 0,5 Inhaltnix und mit Wahrscheinlichkeit 0,5 Schreibnix auswählt. Untersuchen Sie in den folgenden Fällen, mit wem er zu welchem Preis handelseinig werden würde: 1) Die Produktionskosten lauten cS=13 und cI=10 2) Die Produktionskosten lauten cS=13 und cI=5 3) Die Produktionskosten lauten cS=8und cI=5 4) Die Produktionskosten lauten cS=8 und cI=10 Schreibfix und Inhaltnix besitzen wieder ihre ursprünglichen Kosten cS=13 und cI=10. Andi kann weiterhin die beiden Ghostwriter nicht unterscheiden. Um herauszufinden, wer Schreibfix ist, bietet er beiden an, eine Arbeitsprobe zu liefern, welche er aber nicht bezahlen wird. Dafür kann er glaubhaft versprechen, dass er jedem, der die Arbeitsprobe abgibt, eine Diplomarbeit zu dem Preis von p* abkaufen wird. Für Schreibfix ist der Zeitaufwand für die Erstellung der Arbeitsprobe (=tS) geringer als für Inhaltnix (=tI). Die Nutzenfunktionen der Ghostwriter lautet nun Vi = p − ci − t i i ∈ {S , I }. (c) Nehmen Sie tS=1 an. Welchen Preis p* würde dann Andi am liebsten garantieren? Wie hoch muss mindestens tI sein, damit nur Schreibfix bei diesem p* die Arbeitsprobe abgibt? Da Inhaltnix in Rente gegangen ist, bietet nur Schreibfix Diplomarbeiten an. Dieser kann an einer Fortbildung teilnehmen, durch welche sich die Wahrscheinlichkeit der Note 1 auf 100% erhöht. Dafür würde ihm aber ein Zeitaufwand für die Schulung in Höhe t=4 entstehen. (d) Schreibfix kann die Schulung im Februar besuchen. Andi lernt Schreibfix im März kennen und kann erst dann einen Preis p für die Diplomarbeit anbieten, wobei er durch eine Überprüfung der Schulungsteilnehmerliste sehen kann, ob Schreibfix an der Schulung teilgenommen hat oder nicht. Welchen Preis sollte Andi im März Schreibfix anbieten, wenn Schreibfix die Schulung besucht hat? Welchen Preis sollte er Schreibfix anbieten, wenn Schreibfix die Schulung nicht besucht hat? AVWL I (Mikro) - Prof. Dr. M. Schnitzer - Klausur am 16. 02 2004 8 Wird Schreibfix die Schulung besuchen, wenn er sicher weiß, dass er einem Kunden wie Andi im März begegnen wird? Andi und Schreibfix lernen sich nun bereits im Januar kennen und Schreibfix kann im Februar die Schulung besuchen. Sie können im Januar einen binden Arbeitsvertrag schreiben, der die Bezahlung abhängig von der erreichten Note macht. (e) Wie würde ein optimaler Vertrag aus Sicht von Andi lauten? (Annahme: p ≥ 0 ) Fortsetzung der Aufgabe auf der nächsten Seite!