Entdeckungen aus fünf Jahrhunderten

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Entdeckungen aus fünf Jahrhunderten
Orgelmusik zur Sommerzeit in der Dorfkirche Schöneiche mit Lothar Graap –
Eine Uraufführung als festlicher Abschluss
Schon in den weit über tausend Orgelmusiken, die Kirchenmusikdirektor Lothar
Graap seit mehr als fünf Jahrzehnten in der Flämingstadt Niemegk, an seiner
langjährigen Wirkensstätte Cottbus und vielen weiteren Orten des In- und
Auslandes gespielt hat, war es stets sein besonderes Anliegen, auf selten zu
hörende, vergessene oder bisher noch kaum bekannte Werke aufmerksam zu
machen. Das gab auch der "Orgelmusik zur Sommerzeit" ihren eigenen Reiz, zu
der die Evangelische Kirchengemeinde Schöneiche am ersten Sonntag im
August eingeladen hatte. Der seit acht Jahren in Schöneiche lebende Komponist
wählte für diesen Anlass sehr verschiedengestaltige Kompositionen aus fünf
Jahrzehnten, vom niederländischen Frühbarock des großen Amsterdamer
Orgelmeisters Jan Pieterszoon Sweelinck über den Umkreis Johann Sebastian
Bachs, die Romantik und die kirchenmusikalische Erneuerung des vergangenen
Jahrhunderts mit Ernst Pepping bis zur jüngsten Gegenwart.
Besonderes Interesse durfte die Wiederbelebung der sechs Präludien für sich
beanspruchen, die Bed3ich Smetana 1846, 22 Jahre alt, zu Papier gebracht hatte,
lange bevor er mit seiner "Verkauften Braut", der "Moldau" und den weiteren
sinfonischen Dichtungen des Zyklus "Aus Böhmens Hain und Flur" zu
Weltruhm gelangte. Die knapp gefassten, dennoch sehr poesievollen Studien
waren lange Zeit völlig in Vergessenheit geraten, erwiesen sich in Graaps
einfühlsamer Darstellung aber auch nach 160 Jahren als Gewinn.
Eine Uraufführung beschloss die Sommermusik, deren Ertrag der Erneuerung
der Schuke-Orgel in der Kapelle Fichtenau zugute kommen wird, das jüngste
der inzwischen rund 550 Werke, die Lothar Graap in mehr als einem halben
Jahrhundert geschaffen hat. Diese dreisätzige "Sonatina für Orgelpositiv" ist der
Kleinorgel der Schöneicher Dorfkirche in ihrer intim kammermusikalischen
Haltung exakt "auf den Leib geschrieben". Sie besticht aber auch durch ihre
gelassene Heiterkeit, die sich der 73jährige Komponist, durch Altersweisheit
bereichert, bis zum heutigen Tag ungebrochen bewahrt hat, und setzt einen
einprägsamen Kontrast zwischen den fröhlichen Tönen der Ecksätze und der
stillen Nachdenklichkeit des langsamen Satzes.
Wolfgang Hanke
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